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naturgucker Nr. 42

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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Ausgabe <strong>42</strong> Mai / Juni 2019 Deutschland 4,00 € | Österreich 4,30 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,00 €<br />

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Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser!<br />

Neue<br />

Bücher für<br />

Naturgucker<br />

Ab jetzt segeln, brummen, krabbeln<br />

und flattern sie wieder: Schmetterlinge,<br />

Fliegen, Bienen, Hummeln<br />

und Wespen, Käfer und Heuschrecken in<br />

und an Stadt, Land und Fluss. Eigentlich.<br />

Oder doch nicht?<br />

Im Garten meiner Eltern wächst seit<br />

Jahrzehnten ein Sommerflieder. Vor 35<br />

Jahren sah ich dort in jedem Frühjahr und<br />

Sommer Distel- und C-Falter, Admiral,<br />

Tagpfauenauge, Kleinen Fuchs und Großen<br />

sowie Kleinen Kohlweißling. Heute:<br />

fast nichts. Auch anderswo werden Insekten<br />

immer seltener.<br />

Es sind wirklich bedenkliche Erkenntnisse,<br />

die Forscher im Journal »Biological<br />

Conversation« veröffentlicht haben: Viele<br />

Insektenarten, darunter Schmetterlinge,<br />

könnten innerhalb der kommenden 100<br />

Jahre für immer von unserem Planeten<br />

verschwinden. Jedes Jahr, so die Wissenschaftler,<br />

sinke die Biomasse der Insekten<br />

um 2,5 Prozent. »Wenn wir den Verlust<br />

der Spezien nicht stoppen, wird das katastrophale<br />

Konsequenzen für das Ökosystem<br />

des Planeten und das Überleben der<br />

Menschheit haben«, sagt Francisco Sanchez-Bayo<br />

von der Universität Sydney, der<br />

die Studie gemeinsam mit Kris Wyckhuys<br />

von der Chinesischen Akademie Landwirtschaftschaftlicher<br />

Wissenschaften in<br />

Peking verfasste. Hauptursache für das<br />

Insektensterben sei, wenig überraschend,<br />

die intensive Landwirtschaft, vor allem<br />

der häufige Gebrauch von Pestiziden.<br />

Auch die Verstädterung und Versiegelung<br />

der Böden sowie der Klimawandel töten<br />

die Insekten. Und zahlllose Hobbygärnter<br />

rücken im eigenen Garten den Kerfen mit<br />

der Giftspritze zu Leibe. »In zehn Jahren<br />

verlieren wir so 25 Prozent, in 50 Jahren<br />

die Hälfte und in 100 Jahren sind sie alle<br />

verschwunden«, so Sanchez-Bayo.<br />

Und sind die Insekten alle weg, gerät<br />

die Nahrungskette ins Wanken. Reptilien,<br />

Vögel, Amphibien und Fische fressen Insekten.<br />

Diese Tiere finden dann schlichtweg<br />

nichts mehr zu fressen und sterben ebenfalls.<br />

Man spricht von einem Kaskadeneffekt.<br />

Umso wichtiger ist das, was jeder tun<br />

kann: Bioprodukte kaufen und im eigenen<br />

Garten oder Balkon nicht nur auf Biozide<br />

verzichten, sondern eine wilde Ecke lassen<br />

mit Futterpflanzen für Larven und Nektarquellen<br />

für die ausgewachsenen Insekten.<br />

Hoffnung macht mir das Volksbegehren<br />

zur Artenvielfalt, kurz »Rettet<br />

die Bienen« der ÖDP in Bayern. Binnen<br />

zwei Wochen sammelten die Initiatoren<br />

über 1,7 Millionen Unterschriften für ein<br />

besseres und insektenfreundliches Naturschutzgesetz<br />

– 18,4 Prozent der Wahlberechtigten<br />

hatten sich beim bislang<br />

erfolgreichsten Volksbegehren Bayerns<br />

eingetragen und damit einen entsprechenden<br />

Gesetzesentwurf unterstützt.<br />

Nun kommt es binnen sechs Monaten<br />

zum bindenden Volksentscheid: Der Antrag<br />

wurde bestätigt und ist Gesetz, wenn<br />

die Mehrheit der Teilnehmer für den Gesetzesvorschlag<br />

stimmt. Die Landesregierung<br />

versucht an einem »Runden Tisch« nun,<br />

einen Kompromiss zu finden. Das sollte<br />

überall in Deutschland Nachahmer finden.<br />

Denn die Hersteller von Monsanto und Co.<br />

sind bestens vernetzt in die höchsten Politikerkreise.<br />

Dem kann nur die Masse an<br />

Wählerstimmen Paroli bieten!<br />

Einen schönen Frühling<br />

und Frühsommer wünscht Ihnen<br />

Robert Lücke ( Herausgeber)<br />

H. Anders, NABU (Hrsg.)<br />

Das Leben unserer Wölfe<br />

Beobachtungen aus heimischen Wolfsrevieren<br />

224 S., geb., ISBN 978-3-258-08108-3<br />

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Aufnahmen aus acht Wolfsrevieren<br />

Deutschlands.<br />

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Bäume bestimmen –<br />

Knospen, Blüten, Blätter, Früchte<br />

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Der beliebte Baumbestimmungsführer.<br />

Jetzt in 2., erweiterter Auflage –<br />

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INHALT<br />

INHALT<br />

17<br />

06 NATUR-SPAZIERGANG<br />

06 Wenn der Tag erwacht<br />

05<br />

04<br />

08<br />

26<br />

20<br />

08 NATUR-SAISON<br />

08 Fremde Enten, späte Rückkehrer und frühe Käfer<br />

12 Orchideen – Ragwurze satt<br />

15 NATUR-FOTO<br />

15 Ein Bild entsteht – Der Trauerschnäpper<br />

16 NATUR-WISSEN<br />

16 Klopfer und sein Leben<br />

20 Ein Wolf, der Bienen jagt<br />

22 Die Zwergdommel – Heimlicher Zwerg im Schilf<br />

24 Brunnenkresse – Weißblütige Frühjahrskur<br />

25 Studie über Bienenstiche – Stachel in die Haut<br />

26 Störche – Sie klappern wieder<br />

30 Frühjahrs- und Sommerfalter – Von Goldener Acht,<br />

Wiesenvögelchen und Rundaugenmohren<br />

34 REZENSIONEN<br />

34 Neuer Lesestoff für Naturfreunde<br />

35 NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

36 NATUR-REISE<br />

36 Camargue – Weiße Pferde, schwarze Stiere<br />

und Rosa Flamingos<br />

40 LESERSEITE<br />

40 Ihre Briefe & Mails<br />

<strong>42</strong><br />

41 NATURGUCKER.DE<br />

41 Neue Funktion – Stammbaum der Tiere,<br />

Pflanzen und Pilze<br />

<strong>42</strong> NATUR-BESTIMMUNG<br />

<strong>42</strong> Braune, blaue und grüne Frösche<br />

46 NATUR-AUSRÜSTUNG<br />

46 Kowa – Pimp up my Scope<br />

48 NATUR-KIND<br />

48 Basteln mit Stock und Stein<br />

50 KLEINANZEIGEN / VORSCHAU<br />

Titelbild: Weißstörche / Hans Glader<br />

36


14<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

<strong>42</strong>107 Wuppertal<br />

www.<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Roy Fabian, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

Ein<br />

Markenspektiv<br />

für 299,00 Euro<br />

Das gibt es tatsächlich!<br />

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MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Frank Allmer, Christiane Baschien, Stefan Bosch, Oskar<br />

Diéz, Horst Engler, Conny Fieger, Peter Fieger, Uwe<br />

Freisinger, Hans Glader, Markus Gläßel, Mirko Graul, Klaus<br />

Hartwig, Geronimo Heibl, Manfred Hennecke, Angela Hille,<br />

Manfred Höfer, Torsten Hunger, Monika Kainz, Günther<br />

Kainz, Kai Kolodziej, Werner Lantermann, Rita Lüder,<br />

Peter Lurz, Jan Piecha, Loic Poidevin, Ute Schimmelpfennig,<br />

Christopher Schmidt, Gaby Schulemann-Maier,<br />

Hans Schwarting, Rainer Ulrich, Menno van Duijn,<br />

F. Vincentz<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABO-SERVICE<br />

T +49 (0) 211 - 61 08 95 45<br />

abo@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

38<br />

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Bachstelzen Verlag GbR<br />

Sybelstraße 3<br />

40239 Düsseldorf<br />

T +49 (0) 211- 61 08 95 45<br />

anzeigen@bachstelzen-verlag.de<br />

26<br />

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www.birdingtours.de<br />

www.duma-naturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2019. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung, auch auszugsweise,<br />

ohne Einwilligung des Hausgebers nicht gestattet. Für<br />

unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine<br />

Haftung übernommen.<br />

FACHBEIRAT<br />

Feld-Ornithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

Feld-Entomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

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NATUR-SPAZIERGANG<br />

Wenn der Tag<br />

ERWACHT<br />

Großer<br />

Feuerfalter<br />

Schafstelze ♂<br />

Im Peenetal unweit der Ostsee schwimmen Biber, gaukeln<br />

bunte Falter und rufen Kraniche. Text und Zeichnungen von Christopher Schmidt<br />

06<br />

Die Ursprünglichkeit dieser schönen<br />

Landschaft erinnert an vom<br />

Menschen unberührte Bereiche<br />

baltischer Flussniederungen: Überflutete<br />

Wiesen in unmittelbarer Nähe des<br />

Peenestromes, angestaute Moorflächen,<br />

in denen abgestorbene Birkenstämme<br />

von der Zeit vor den Wiedervernässungsmaßnahmen<br />

erzählen, ausgedehnte<br />

Schilfflächen, Seggenwiesen und<br />

Altarme bestimmen den Charakter dieser<br />

Region unweit der kleinen vorpommerschen<br />

Stadt Anklam nahe Usedom.<br />

Diese wertvollen Lebensräume grenzen<br />

direkt an Sanddünen, die locker mit<br />

Silbergras und Thymian bewachsen sind,<br />

auf denen Kiefern, Eichen und Eschen<br />

wachsen und so einen Kontrast darstellen<br />

zu den niedriger gelegenen Bereichen.<br />

Es ist dieses Nebeneinander der verschiedenen<br />

Lebensräume, das den besonderen<br />

Wert der Region ausmacht. Seit der Morgendämmerung,<br />

in der ein kühler Nebel<br />

die Landschaft weich gezeichnet hat, bin<br />

ich unterwegs. Und es waren zunächst<br />

nur die Vogelstimmen, die verraten haben,<br />

wie besonders meine Umgebung<br />

sein muss.<br />

ADLER AUF DER BIRKE<br />

Dutzende von Schilfrohrsängern,<br />

Teichrohrsängern, Feld- und Rohrschwirlen<br />

untermalen das Lärmen der<br />

Lachmöwen, die vereinzelten Rufe der<br />

Kraniche und das eigenartige, vielgestaltige<br />

Rufmuster der Wasserrallen. Es<br />

wird heller, und nun treten Trauer- und<br />

Flussseeschwalben vermehrt in Erscheinung,<br />

werden Schafstelzen und Rohrammern<br />

sichtbar, entpuppen sich unklare<br />

Silhouetten auf stillen Wasserflächen<br />

als Haubentaucher, Schwarzhalstaucher,<br />

Schellenten oder Krick- und Knäkenten.<br />

Die Farben werden nuancenreicher, und<br />

auf graugrünen Wiesen erscheinen die<br />

verschiedenen Farbtupfer, etwa Blütenstände<br />

vieler Kuckucks-Lichtnelken,<br />

einzelner Knabenkräuter, des Scharfen<br />

Hahnenfußes, der Schwertlilien und<br />

einer unzähligen Menge weiterer Pflanzenarten.<br />

Pirole und Baumpieper singen,<br />

einzelne Grauschnäpper fangen die ersten<br />

Hautflügler, und in der Entfernung<br />

sitzt ein Seeadler wie ein großer Klotz<br />

auf der Spitze einer abgestorbenen Birke.<br />

Biber


NATUR-SPAZIERGANG<br />

Schilfrohrsänger<br />

Von meinem Beobachtungspunkt aus<br />

habe ich einen freien Blick auf die Uferbereiche<br />

der Peene und deren glatte<br />

Oberfläche, in die mit einem Mal Bewegung<br />

kommt: Die Spiegelungen der<br />

Wolken, der Schilf- und Rohrkolbenhalme<br />

werden verzerrt, und durch das<br />

entstehende Muster schiebt sich in der<br />

Mitte des Flusses ein behäbig dahingleitendes<br />

Tier. Es ist ein Biber, eine<br />

Art, die an vielen Stellen im Anklamer<br />

Stadtbruch seine Spuren hinterlassen<br />

hat. Die angenagten Baumstämme sind<br />

ein allgegenwärtiger Anblick, aber einen<br />

Biber selbst habe ich bisher nicht zu<br />

Gesicht bekommen. Zwar hört man immer<br />

wieder ein lautes Klatschen, wenn<br />

man sich offenen Wasserflächen nähert,<br />

aber dann ist es zu spät, den Verursacher<br />

zu finden.<br />

schimmert er bei geeignetem Lichteinfall<br />

und aus der Nähe rötlich und<br />

gewinnt dadurch an Schönheit. Noch<br />

viel intensiver orange gefärbt sind die<br />

Großen Feuerfalter, die hier nur schwer<br />

zu finden und selten zu beobachten sind.<br />

Sie brauchen die so selten gewordenen<br />

struktur- und artenreichen Wiesen. Nur<br />

zwei Schmetterlinge dieser Art bekomme<br />

ich zu Gesicht, aber sie führen mir<br />

vor Augen, in was für einer einzigartig<br />

wertvollen und artenreichen Landschaft<br />

ich mich heute aufhalten darf.<br />

Alle Rechte an Text und Bildern bei<br />

Christopher Schmidt<br />

Schafstelze♀<br />

RÖTLICHES SCHIMMERN<br />

Und so genieße ich diese Beobachtung<br />

des in Deutschland immer häufiger werdenden<br />

Tieres, das sich ungestört von<br />

mir durch seinem Lebensraum bewegt<br />

und mir die Gelegenheit bietet, es ausgiebig<br />

zu studieren. Mit zunehmender<br />

Wärme werden auch die Schmetterlinge<br />

in meiner Umgebung auffälliger. An<br />

einer Birke sonnt sich ein gerade frisch<br />

geschlüpfter Trauermantel. Aus der<br />

Entfernung einfarbig dunkel wirkend,<br />

07<br />

Schwarzkehlchen<br />

Steinschmätzer<br />

Blaukehlchen


NATUR-SAISON<br />

FREMDE ENTEN,<br />

SPÄTE RÜCKKEHRER<br />

UND FRÜHE KÄFER<br />

Nach einem turbulenten Winter- und Vorfrühlingswetter<br />

hat sich die Natur wieder »gefangen«.<br />

Von Dieter Schneider<br />

08<br />

Nun ist er endlich wirklich da, der<br />

lang ersehnte Frühling, der sich<br />

nach einer Stippvisite Mitte Februar<br />

im März dann erstmal wieder verzogen<br />

hatte. Auch in den höheren Lagen<br />

werden jetzt die Buchenwälder langsam<br />

grün, und viele Frühblüher in unseren<br />

Wäldern ziehen sich schon wieder zurück.<br />

Ihnen reichte die lichtdurchflutete<br />

Zeit von den ersten wärmeren Tagen bis<br />

zum Laubaustrieb, um zu blühen, Samen<br />

anzusetzen und um in ihren unterirdischen<br />

Teilen genügend Reservestoffe für<br />

das kommende Frühjahr anzusammeln.<br />

Beispiele dafür sind Busch- und Gelbes<br />

Windröschen, Hohler- und Gefingerter<br />

Lerchensporn oder Wechsel- und Gegenständiges<br />

Milzkraut. Von all diesen<br />

Arten ist schon bald nicht mehr viel zu<br />

sehen. Andere Frühblüher bleiben dauerhaft<br />

grün,<br />

beispielsweise<br />

Lungenkräuter<br />

oder Schlüsselblumen,<br />

deren Blüte<br />

in den Tieflagen in<br />

diesen Tagen bezu<br />

Ende geht, in<br />

reits<br />

höheren<br />

Lagen aber jetzt<br />

gegen Ende<br />

April gerade erst beginnt. Mit den<br />

Schlüsselblumen – insbesondere mit der<br />

Echten Schlüsselblume (Primula veris)<br />

– ist ein wenig bekannter, interessanter<br />

Tagfalter assoziiert: Der Schlüsselblumen-Würfelfalter<br />

(Hamearis lucina).<br />

Seine Flugzeit ist eng mit der Blütezeit<br />

der Schlüsselblumen synchronisiert,<br />

sodass er im Tiefland deutlich eher in<br />

Erscheinung tritt als im Gebirge. Der<br />

nur etwa bläulingsgroße Falter ist der<br />

einzige<br />

europäische Vertreter<br />

der sonst überwie-<br />

gend tropisch verbreiteten<br />

Schmetterlingsfamilie der Würfelfalter<br />

(Riodinidae). Er erinnert in seiner Farbgebung<br />

etwas an unsere Schecken- und<br />

Perlmutterfalter, mit denen er aber nicht<br />

näher verwandt ist, auch wenn einer seiner<br />

deutschen Trivialnamen Frühlingsscheckenfalter<br />

lautet. Ihre Eier legen die<br />

Weibchen an der Unterseite von Primelblättern<br />

ab, an denen dann die Raupen<br />

bis zu ihrer Verpuppung fressen. Während<br />

bei uns die Puppe normalerweise<br />

überwintert, kommt es südlich der Alpen<br />

vielerorts zu einer zweiten Generation<br />

im Sommer. Es ist nicht auszuschließen,<br />

dass die Art dieses Verhalten in Zeiten<br />

der Klimaerwärmung zukünftig auch bei


NATUR-SAISON<br />

uns zeigt. Mittlerweile kommt sie längst<br />

nicht mehr in allen Gegenden vor, in denen<br />

es noch Schlüsselblumen gibt, und<br />

insbesondere im Tiefland scheint sie<br />

bereits über weite Strecken zu fehlen.<br />

Wer jetzt im Frühjahr in primelreichen<br />

Lebensräumen unterwegs ist, sollte also<br />

auf den kleinen, dunklen Falter achten,<br />

denn er wird leicht übersehen oder verwechselt.<br />

Da die Falter auch nach der<br />

Hauptblüte der Schlüsselblumen noch<br />

für wenige Wochen fliegen, kann eine<br />

Nachsuche übrigens auch in Gegenden<br />

lohnen, in denen die Schlüsselblumenblüte<br />

bereits vorüber ist.<br />

KURZE BALZ<br />

In den gleichen Lebensräumen<br />

wie der Würfelfalter macht<br />

jetzt ein weiterer Frühlingsbote<br />

aus der Insektenwelt<br />

auf sich aufmerksam: die<br />

Feldgrille (Gryllus campestris).<br />

Obwohl man<br />

die scheuen Tiere nur<br />

selten zu Gesicht bekommt,<br />

so verraten sie<br />

ihre Anwesenheit doch über ihren bei<br />

warmem Wetter unermüdlich vorgetragenen<br />

Werbegesang. Da die Grillen<br />

im letzten Larvenstadium überwintert<br />

haben, häuten sie sich bereits im zeitigen<br />

Frühling zum geschlechtsreifen<br />

Tier und beginnen schon bald darauf<br />

zu »stridulieren«. Es sind die Männchen,<br />

die vor dem Eingang ihrer unterirdischen<br />

Wohnröhren durch ihr typisches<br />

weit hörbares Zirpen die Weibchen auf<br />

sich aufmerksam machen wollen. Diese<br />

reagieren darauf, indem sie sich den singenden<br />

Männchen aktiv annähern, und<br />

nach einem kurzen Balzritual kommt<br />

es dann zur Paarung. Diese ist insofern<br />

ungewöhnlich, als – nicht wie sonst bei<br />

Heuschrecken üblich – das Männchen<br />

das Weibchen besteigt, sondern das<br />

Weibchen zur Begattung auf das Männchen<br />

klettert, welches dann seinen<br />

Hinterkörper nach oben richtet und<br />

ein Spermapaket in die Geschlechtsöffnung<br />

des Weibchens schiebt.<br />

Unter den Säugetieren erwachen<br />

jetzt auch die letzten Langschläfer aus<br />

ihrem Winterschlaf, und so könnten<br />

wir nun auch bald wieder mit Beobachtungen<br />

von Sieben- und Gartenschläfern<br />

rechnen – wenn diese bloß nicht<br />

so schrecklich heimlich lebten. Es ist<br />

ein ausgesprochener Glücksfall, einmal<br />

einen dieser Bilche beobachten zu<br />

dürfen. Nur diejenigen Menschen, die –<br />

meist unfreiwillig – Bilche unter ihrem<br />

Dach beherbergen, mögen ihre Anwesenheit<br />

anders beurteilen ... Deutlich<br />

leichter zu beobachten, sind die Murmeltiere<br />

in den Alpen, wo sich an den<br />

wärmeren Hängen, wo der Schnee taut<br />

(ausapert), bald die ersten Exemplare<br />

blicken lassen werden. In der Vogelwelt<br />

sind mittlerweile die meisten Zugvögel<br />

wieder bei uns eingetroffen, und in<br />

den nächsten Tagen werden schließlich<br />

auch die spätheimkehrenden Arten<br />

wie Mauersegler, Pirol, Gelbspötter<br />

und Sumpfrohrsänger ihre Brutreviere<br />

– hoffentlich – wieder besetzen. Ob<br />

das auch der verirrten Fichtenammer<br />

gelingt, die Anfang Februar im Weserbergland<br />

in einem Trupp Goldammern<br />

entdeckt wurde? Immerhin müsste sie<br />

mehrere Tausend Kilometer nach Osten<br />

ziehen, um ihr jenseits des Uralgebirges<br />

gelegenes Brutgebiet wieder zu<br />

erreichen. Normalerweise überwintern<br />

Fichtenammern in Südostasien, ein<br />

kleinerer Teil des Bestands auch im Nahen<br />

und Mittleren Osten.<br />

GAST AUS AMERIKA<br />

Dass zur Winterszeit immer wieder<br />

einmal Tiere in Mitteleuropa gefunden<br />

werden, mag daran liegen, dass<br />

sie sich gerne mit Goldammern vergesellschaften<br />

und mit diesen dann eine<br />

andere Zugrichtung einschlagen. Als<br />

weitere ornithologische Besonderheit<br />

aus den letzten Wochen des vergangenen<br />

Winters wären die Beobachtungen<br />

einer bei Ornithologen bereits<br />

altbekannten Ringschnabelmöwe aus<br />

Leverkusen zu nennen, die dort am<br />

Hitdorfer Hafen nun schon seit sieben<br />

Wintern beobachtet wird. Wo dieses<br />

01 Selten in der Weseraue: Eine<br />

Büffelkopfente / Glenn Bartley, Agami<br />

02 Der Schlüsselblumen-Würfelfalter /<br />

Monika & Günther Kainz<br />

03 ... fliegt zur Blüte der Echten<br />

Schlüsselblume. / Hans Schwarting<br />

04 Mit der Schneeschmelze erwachen<br />

auch die Murmeltiere. / Horst Engler<br />

05 Der Siebenschläfer ist schwer zu<br />

beobachten. / Torsten Hunger<br />

‣ 06 Zirpender Frühlingsbote: Die Feldgrille<br />

/ Hans Schwarting<br />

09


NATUR-SAISON<br />

Tier den Sommer verbringt, ist nicht bekannt.<br />

Doch darf man wohl davon ausgehen,<br />

dass es nicht seine ursprüngliche<br />

Heimat Amerika ist. Die in Nordamerika<br />

nicht seltene Möwenart wird diesseits<br />

des Atlantiks nur sehr selten gefunden.<br />

Sie ist allerdings auch der heimischen<br />

Sturmmöwe so ähnlich, dass sie oft nur<br />

von Experten zweifelsfrei erkannt wird.<br />

Als ungewöhnlich kleiner Kormoran<br />

wesentlich leichter zu erkennen,<br />

ist dagegen die Zwergscharbe, von<br />

der erneut Winterbeobachtungen aus<br />

Deutschland bekannt wurden, etwa Anfang<br />

Februar vom Stotternheimer See in<br />

Thüringen. Weiterhin soll der im Herbst<br />

in Kufstein entflogene Rosapelikan nicht<br />

unerwähnt bleiben, der sich noch immer<br />

zwischen München und Landshut an der<br />

Isar herumtreibt. Ebenfalls um einen Gefangenschaftsflüchtling<br />

dürfte es sich bei<br />

einer männlichen Büffelkopfente gehandelt<br />

haben, die Mitte Februar auf einem<br />

Gewässer in der Weseraue nördlich von<br />

Minden entdeckt wurde. Die hübsche,<br />

gleichfalls aus dem Norden Amerikas<br />

stammende Ente ist nahe mit unserer<br />

Schellente verwandt und zeigt ganz ähnliche<br />

Verhaltensmuster wie diese. Mit<br />

ihrer großen weißen Kopfzeichnung ist<br />

der nur krickentengroße Erpel höchstens<br />

mit dem ebenfalls nordamerikanischen<br />

Kappensäger zu verwechseln, der<br />

ja auch gelegentlich aus der Gefangenschaft<br />

entweicht. Nachzutragen wäre<br />

noch der mit 24 Tieren ungewöhnlich<br />

individuenreiche Trupp von jungen<br />

Zwerggänsen, der von November bis<br />

Februar im NSG Disselmersch südlich<br />

von Beckum beobachtet werden konnte.<br />

Anhand ihrer Beringung konnte ermittelt<br />

werden, dass die Tiere offenbar aus<br />

einem schwedischen Auswilderungsprogramm<br />

stammten.<br />

EXPLOSION IM FEBRUAR<br />

Der Heimzug der Kraniche startete in<br />

diesem Jahr ungewöhnlich früh: Schon<br />

am 14. Februar konnte, infolge der Ausbildung<br />

eines kräftigen Hochdruckgebietes<br />

über Europa, die erste größere<br />

Welle heimziehender Kranichverbände<br />

registriert werden. Die Temperaturen<br />

kletterten an diesen Februartagen bereits<br />

auf frühlingshafte Werte, und so<br />

explodierte die Blüte der Schneeglöckchen,<br />

Winterlinge und Krokusse förmlich.<br />

Zeitgleich kamen auch die ersten<br />

Insekten zum Vorschein. So wurden beispielsweise<br />

die ersten Admirale, Großen<br />

Füchse, Zitronenfalter, Stinkwanzen<br />

oder Honigbienen gemeldet. Und auch<br />

der erste Schwarzblaue Ölkäfer ließ sich<br />

bereits Mitte Februar in Niendorf an der<br />

Ostsee blicken. Dass der althergebrachte<br />

Trivialname »Maiwurm« angesichts<br />

ihres immer früheren Auftretens nicht<br />

mehr so richtig zu den Frühjahrs-Ölkäfern<br />

passt, war ja schon länger aufgefallen,<br />

aber ein Februardatum ist doch<br />

schon extrem bemerkenswert. Wie auch<br />

beim sehr ähnlichen Violetten Ölkäfer<br />

erscheinen die erwachsenen Tiere normalerweise<br />

ab Mitte März auf locker bewachsenen<br />

Wiesenflächen und beginnen<br />

ihren höchst interessanten Lebenszyklus:<br />

Nach einer Reifungsphase, in der insbe-<br />

10<br />

07 Wintergast in Leverkusen: Eine<br />

Ringschnabelmöwe / Conny + Peter Fieger<br />

08 Die Larven des Ölkäfers. / Klaus Hartwig<br />

09 Zwergscharben sind eng mit Kormoranen<br />

verwandt. / Oscar Díez, Agami


NATUR-SAISON<br />

sondere die Weibchen große Mengen<br />

an Pflanzennahrung zu sich nehmen<br />

(und dabei stark an Gewicht und Volumen<br />

zunehmen) kommen die Käfer in<br />

Paarungsstimmung.<br />

Wenn sich die Geschlechter der<br />

plumpen, flugunfähigen Tiere dann<br />

gefunden und gepaart haben, beginnt<br />

das Weibchen mit der Ablage ihrer unglaublich<br />

zahlreichen Eier: Im Abstand<br />

von jeweils etwa zwei Wochen legt es<br />

mehrmals jeweils 3.000 bis 9.000 Eier<br />

in den Boden. Diese Masse von Eiern<br />

hat ihren Grund, denn von den erst nach<br />

etwa einem Jahr daraus schlüpfenden<br />

rötlichgelb gefärbten Dreiklauerlarven<br />

(Triungulinus) werden nur sehr sehr<br />

wenige überleben. Um sich weiterentwickeln<br />

zu können, müssen diese Larven<br />

nämlich in die Nester von Wildbienen<br />

gelangen. Alle, die das nicht schaffen<br />

oder in ein unpassendes Insektennest<br />

geraten, beenden ihre Entwicklung und<br />

sterben ab. Um in die Bienennester zu<br />

gelangen, klettern die Dreiklauerlarven<br />

entweder auf Blüten, um sich an den<br />

dort anfliegenden Blütenbesuchern<br />

festzuklammern, oder sie erklimmen in<br />

Massen höhere Grashalme und ahmen<br />

so eine Blüte nach, um nektarsaugende<br />

Insekten anzulocken. Die wenigen, die<br />

es letztlich schaffen, in ein passendes<br />

Bienennest eingetragen zu werden, ernähren<br />

sich zunächst von der Brut ihres<br />

Wirtes. Dann häuten sie sich zu einer<br />

völlig anders aussehenden, madenartigen<br />

Larve, die sich von den Wildbienen<br />

eingetragenen Honig und Pollen ernährt<br />

und sich bis zum Herbst noch dreimal<br />

häutet. Dieses fünfte Larvenstadium<br />

verlässt dann das Bienennest und häutet<br />

sich zu einer sogenannten Scheinpuppe,<br />

welche das Überwinterungsstadium darstellt.<br />

Im Frühling schlüpft daraus die<br />

sogenannte Tertiärlarve, die sich wenig<br />

später verpuppt, und nach einer kurzen<br />

Metamorphose schlüpfen dann die erwachsenen<br />

Ölkäfer.<br />

Sichtungen auf <strong>naturgucker</strong>.de<br />

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NATURSCHUTZ<br />

12<br />

RAGWURZE SATT<br />

Wer sich an heimischen Orchideen erfreuen möchte, ist im südbadischen Naturschutzgebiet<br />

Taubergießen bestens aufgehoben. Von Manfred Hennecke


NATURSCHUTZ<br />

01 Bienen-Ragwurz / Regine Schulz<br />

02 Der orchideenreiche Rheindamm /<br />

Manfred Hennecke<br />

03 Gewöhnliche Spinnen-Ragwurz /<br />

Robert Lücke<br />

04 NSG-Karte Taubergießen / Hennecke<br />

Der Taubergießen ist eine der<br />

wenigen noch gut erhaltenen<br />

Rheinauenlandschaften Baden-Württembergs.<br />

Zwischen Freiburg<br />

und Offenburg umfasst er die rheinnahen<br />

Gebiete auf einer Länge von<br />

zwölf Kilometern. Die langgestreckte,<br />

nahezu ebene Fläche wird von einem<br />

weit verzweigten, wasserführenden<br />

Rinnensystem durchzogen. Dazu zählen<br />

offene Gewässerstrecken mit abgebremster<br />

Fließgeschwindigkeit sowie<br />

stehende Wasserflächen, umgeben von<br />

Sümpfen und dichten Auwäldern, aber<br />

auch trockene Dämme und Magerwiesen.<br />

Obwohl die Wege im NSG ziemlich<br />

breit sind, sollte man sich so verhalten,<br />

wie es sich in einem Naturschutzgebiet<br />

gehört – das Verlassen der Wege ist verboten.<br />

Unterhalb des Rheindammes (1),<br />

auf der rechten Seite zum fließenden<br />

Rhein, ist ebenfalls ein breiter Feldweg.<br />

Hier kann man bequem Ragwurze und<br />

andere Arten fotografieren, ohne den<br />

Damm betreten zu müssen. Mit den heutigen<br />

Zoom-Objektiven mit Makrofunktion<br />

bis 400 Millimetern Brennweite<br />

(bezogen auf KB) und mehr ist das kein<br />

Problem. Vielleicht ist bei diesen langen<br />

Brennweiten ein Stativ angebracht. Wer<br />

sich eine solche Fotoausrüstung nicht anschafft,<br />

muss allerdings trotzdem auf den<br />

Wegen bleiben.<br />

13


NATURSCHUTZ<br />

14<br />

Der Name des Schutzgebiets stammt von<br />

einem gleichnamigen Gewässerlauf im<br />

nördlichen Teil des Gebietes. »Gießen«<br />

sind von Grundwasser gespeiste Fließgewässer,<br />

die für das Schutzgebiet charakteristisch<br />

sind. Mit den Altarmen des<br />

Rheins und der überfluteten Innenrheinmündung<br />

bilden sie einen vielfältigen,<br />

vom Wasser geprägten Lebensraum, der<br />

zahlreiche gefährdete und vom Aussterben<br />

bedrohte Arten wie die Europäische<br />

Sumpfschildkröte sowie Purpur- und<br />

Nachtreiher beheimatet. Die Verlandungszonen<br />

und schwer zugänglichen<br />

Auwälder sind von überregionaler Bedeutung<br />

vor allem für rastende und überwinternde<br />

Wasser- und Watvögel. Auf den<br />

eher trockenen Bereichen der Hochwasserdämme<br />

finden sich Magerrasen mit<br />

den charakteristischen Tier- und Pflanzengesellschaften.<br />

Am Rheindamm stehen die Hummel-Ragwurze<br />

(Ophrys fuciflora) wie<br />

‣ 05 Hummelragwurz / Manfred<br />

Hennecke<br />

‣ 06 Kleine Spinnenragwurz /<br />

Robert Lücke<br />

gesät. Dank der Digitaltechnik kann<br />

man fotografieren, bis entweder die<br />

Speicherkarte voll oder der Akku leer ist.<br />

Beim Auswerten meiner Bilder fiel mir<br />

auf, dass ein Pollinium (Pollenpaket) an<br />

einem Grashalm klebte. Der windbewegte<br />

Grashalm hat also ein Pollinium entnommen,<br />

in einem zweiten Windhauch<br />

könnte damit die Hummel-Ragwurz<br />

bestäubt werden, wie es in der Literatur<br />

immer wieder beschrieben wird. Damit<br />

wird die Hummel-Ragwurz durch Insekten<br />

und Wind bestäubt. Ist das Wetter zu<br />

kalt für Insekten, so ist sie fakultativ autogam<br />

– was die Befruchtung innerhalb<br />

derselben Blüte meint. Sie bestäubt sich<br />

dann also selbst.<br />

WILDE WEIDEN<br />

Das heutige 1.680 Hektar große Schutzgebiet<br />

ist eines der größten Naturschutzgebiete<br />

am Oberrhein. 1955 wurde es<br />

zunächst als Landschaftsschutzgebiet<br />

und 1979 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband<br />

Ortenaukreis<br />

und den Behörden hat die Gemeinde<br />

Kappel-Grafenhausen mit wissenschaftlicher<br />

Begleitung das Projekt »Wilde<br />

Weiden« gestartet. Seit April 2015 grasen<br />

eine Salers-Rinderherde und drei<br />

Konik-Pferde auf einem Gelände im<br />

Naturschutzgebiet Taubergießen (auf<br />

der Höhe der Schollenhütte entlang der<br />

Straße von Kappel in Richtung Wittenweier)<br />

und betreiben dort die älteste und<br />

naturnahste Form der Grünlandnutzung.<br />

Mit der Ganzjahresbeweidung ist ein<br />

Prozess angestoßen worden, deren Auswirkungen<br />

erst in einigen Jahren messbar<br />

werden wird.<br />

Neben der schönen Hummel-Ragwurz<br />

kommen am Rheindamm und<br />

auf den Magerwiesen (2) noch die Gewöhnliche<br />

Spinnen-Ragwurz (Ophrys<br />

sphegodes), Kleine Spinnen-Ragwurz<br />

(Ophrys araneola), Bienen-Ragwurz<br />

(Ophrys apifera) und Fliegen-Ragwurz<br />

(Ophrys insectifera) von Ende April/<br />

Anfang bis Mitte Mai vor. Es ist also die<br />

Gelegenheit, auch die Unterschiede der<br />

verschiedenen Ragwurz-Arten zu studieren.<br />

Außerdem bilden sich Hybriden<br />

zwischen den Ragwurz-Arten, etwa der<br />

Bastard aus Gewöhnlicher Spinnen- und<br />

Hummelragwurz oder aus Insekten- und<br />

Hummelragwurz. Sechs bis acht Wochen<br />

nach der »normalen« Hummel-Ragwurz<br />

blüht die Unterart »elatior« der Hummel-Ragwurz<br />

(Ophrys fuciflora subsp.<br />

elatior) in den Wiesen. Auch das<br />

Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata),<br />

Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) so-<br />

wie die Pyramidenorchis (Anacamptis<br />

pyramidalis) kommen im Taubergießen<br />

regelmäßig vor. Eine Reise in das Taubergießengebiet<br />

lohnt sich zwischen<br />

Ende April und Ende Mai, zumal im angrenzenden<br />

Wald der Pirol bei seinem<br />

herrlichen Gesang belauscht und mit<br />

Glück sogar beobachtet werden kann.<br />

Schützen und Erhalten<br />

Das Taubergießengebiet liegt im<br />

Mittleren Oberrheintiefland, südlich<br />

von Lahr, auf den Gemarkungen der<br />

Gemeinde Rheinhausen im Landkreis<br />

Emmendingen sowie der<br />

Gemeinden Rust und Kappel-Grafenhausen<br />

im Ortenaukreis. Da die<br />

freilaufenden Rinder und Pferde<br />

das Herzstück der Wilden Weiden<br />

Taubergießen sind, bittet die Gemeinde<br />

Kappel-Grafenhausen um<br />

Beachtung folgender Verhaltensregeln<br />

– zur Sicherheit von Mensch<br />

und Tier:<br />

• Auf dem Weg bleiben.<br />

• Mindestens 25 Meter Abstand zu<br />

den Tieren halten.<br />

• Tiere nicht füttern.<br />

• Keine Hunde mitbringen.<br />

• Das Betreten erfolgt auf eigene<br />

Gefahr. Weder der Flächeneigentümer<br />

noch der Halter der Tiere<br />

übernimmt eine Haftung.<br />

Anfahrt: Man erreicht das Gebiet,<br />

wenn man die A5 Karlsruhe-Basel<br />

bei der Ausfahrt Ettenheim verlässt<br />

und der L103 nach Kappel-Grafenhausen<br />

in Richtung Rheinfähre<br />

folgt. Nach dem Ort Kappel-Grafenhausen<br />

steht links eine Photovoltaik-Anlage.<br />

Gleich danach führt<br />

eine schmale Straße links weg<br />

zum Parkplatz Saukopfbrücke von<br />

dem Wege in westlicher Richtung<br />

in die großen Magerwiesen voller<br />

Orchideen führen. Ein zweiter Parkplatz<br />

ist direkt bei der Fähranlegestelle.<br />

Von beiden Parkplätzen aus<br />

kann man zum Rheindamm wandern.<br />

Den sollte man in südlicher<br />

Richtung entlang gehen.<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de/?gebiet=-<br />

1177231206


NATUR-FOTO<br />

Ein Bild entsteht:<br />

DER TRAUERSCHNÄPPER<br />

Jan Piecha zeigt, wie Fotografen mit simplen Tricks Erfolg haben können.<br />

Vor einigen Jahren hatte ich das<br />

Glück, dass auf dem ländlichen<br />

Hof meiner Eltern ein Paar Trauerschnäpper<br />

in einem Nistkasten brütete.<br />

Bislang hatte ich sie immer nur aus der<br />

Ferne beobachten können, aber eine solche<br />

Chance auf Fotos konnte und wollte<br />

ich mir nicht entgehen lassen. Glücklicherweise<br />

fiel ein Besuch vor Ort genau<br />

mit der Fütterung der Jungen zusammen.<br />

Die Altvögel waren eifrig dabei, genügend<br />

Insekten herbeizuschaffen, und so<br />

gab es viele Anflüge auf den Kasten.<br />

KNIFF MIT FORKE<br />

Ein paar dokumentarische Fotos waren<br />

schnell gemacht, aber die Ergebnisse<br />

noch nicht zufriedenstellend. Die umherliegenden<br />

Bretter und Steine machten<br />

einen sehr unaufgeräumten Eindruck<br />

und waren auf dem Foto nicht schön<br />

anzusehen. Gleiches galt auch für Fotos<br />

am Nistkasten, die nicht den höchsten<br />

ästhetischen Wert aufwiesen. In den<br />

meisten Fällen kamen die Vögel weiter<br />

entfernt aus dem Garten und flogen zunächst<br />

noch eine Zwischenstation in einer<br />

nahegelegenen Fichte an, bevor es für<br />

sie zum Kasten ging. Dieses Verhalten<br />

wiederholte sich alle paar Minuten. Nach<br />

etwas Beobachtungszeit konnte ich die<br />

Flugwege der Trauerschnäpper recht gut<br />

einschätzen.<br />

Um zu natürlicher aussehenden Fotos<br />

zu kommen, entschied ich mich dafür,<br />

ihnen in ihrer Flugschneise eine weitere<br />

Sitzmöglichkeit anzubieten. Hierfür habe<br />

ich einfach einen Zweig an eine Forke<br />

gebunden und diese entsprechend platziert.<br />

Ich war noch nicht wieder zurück<br />

an der Kamera, als mein Hilfsmittel bereits<br />

dankend angenommen wurde. An<br />

dem neu aufgebauten Ast wurde bei jedem<br />

Anflug ein kurzer Zwischenstopp<br />

eingelegt. Bei der Wahl des Astes habe<br />

ich darauf geachtet, dass dieser schön<br />

anzusehen und belaubt ist. Hier kann<br />

der Geschmack jedoch variieren. Um sicherzustellen,<br />

dass die Vögel auch dort<br />

landen, wo ich sie gerne im Bild hätte, habe<br />

ich an entsprechender Stelle ein paar<br />

Blätter entfernt, damit es eine offene<br />

Stelle gibt, die sie gut anfliegen können.<br />

Genau diese Lücke haben sie dann auch<br />

meistens genutzt, und ich konnte ein paar<br />

schöne Fotos dieser eher selten fotografierten<br />

Vogelart machen. Meinen Standort<br />

habe ich zusätzlich so ausgewählt,<br />

dass der grüne Busch mit den gelben Blüten<br />

als harmonischer Hintergrund dient.<br />

01 Trick 17: Ein Zweig an<br />

einer Forke wird zum Foto-Spot.<br />

02 Es funktioniert: Das Weibchen<br />

macht auf dem Weg zum Nest<br />

Zwischenstation.<br />

03 Auch das Männchen posiert<br />

auf dem Zweig.<br />

15


NATUR-REISE<br />

WEISSE PFERDE,<br />

SCHWARZE STIERE UND<br />

ROSA FLAMINGOS<br />

Die Camargue in Südfrankreich.<br />

Hier findet ein Spagat zwischen Natur(-schutz) und<br />

Tourismus statt. Werner Lantermann war da.<br />

36<br />

01 Flamingoschwarm / mbenezech, Adobe Stock<br />

02 Verborgen in der Vegetation:<br />

Ein Mittelmeerlaubfrosch /<br />

Fotos: Y. + W Lantermann<br />

03 Wo die schwarzen Camargue-<br />

Rinder weiden, sind Kuhreiher<br />

meist nicht weit.<br />

04 »Seepferdchen«: Die Schimmel<br />

der Camargue fühlen sich<br />

im und am Wasser wohl.<br />

05 Der Heilige Ibis gehört in<br />

der Camargue zu den Neozoen,<br />

sein natürliches Verbreitungs<br />

gebiet liegt südlich der Sahara.


NATUR-REISE<br />

Weiße Pferde, schwarze Stiere<br />

und rosa Flamingos – das<br />

sind die Markenzeichen der<br />

Camargue, mit denen in jedem Prospekt<br />

für die Region im Süden Frankreichs<br />

geworben wird. Und in der Tat:<br />

Ein Urlaubsaufenthalt dort offenbart<br />

relativ schnell alle drei genannten<br />

»Zutaten«, und selbst der Kurzurlauber<br />

kommt bei diesen Punkten auf<br />

seine Kosten. Allerdings hat das Paradies<br />

auch seine Schattenseiten.<br />

AB MORGENS GESATTELT<br />

Die weißen Pferde gehören zu der besonderen<br />

Rasse der Camargue-Pferde,<br />

eine mittelgroße, recht robuste<br />

Pferderasse, die über die einzigartige<br />

Eigenschaft verfügt, im Wasser äsen<br />

zu können. Dazu können die Pferde<br />

ihre Nasenlöcher verschließen und<br />

sogar in sumpfigem Wiesengelände<br />

mit 20 oder 30 Zentimeter hohem<br />

Wasserstand grasen. Es ist schon<br />

ein sonderbarer Anblick, wenn<br />

diese Pferde komplett im Wasser<br />

stehen und mit halb eingetauchter<br />

Schnauze nach Nahrung suchen.<br />

Camargue-Pferde sind übrigens als<br />

erwachsene Tiere immer weiß, die<br />

Fohlen dagegen kommen wie alle<br />

Schimmel komplett schwarz oder<br />

braun zur Welt und verfärben sich<br />

dann im Laufe der Jahre über braun<br />

und grau bis hin zu (schmutzig) weiß.<br />

Wenn auch die meisten Werbeträger<br />

galoppierende weiße Pferde<br />

mit wehender Mähne in unberührter<br />

Naturlandschaft verheißen, so sieht<br />

die Realität größtenteils anders aus.<br />

Sicher, es gibt sie, die Pferde, die<br />

auf riesigen, naturnahen Weiden<br />

und Sumpfwiesen ein beinahe uneingeschränktes<br />

und annähernd natürliches<br />

Leben führen dürfen. Die<br />

allermeisten sind jedoch Gebrauchspferde.<br />

Sie stehen auf gestütsnahen<br />

Weiden oder in Paddocks, wo sie für<br />

reitbegeisterte Touristen schnell einsatzbereit<br />

sind. Und das scheinen gar<br />

nicht so wenige zu sein. Denn fast<br />

jeder Gasthof, jedes Hotel, jedes Restaurant<br />

hat seine Camargue-Pferde.<br />

Und viele davon stehen bereits ab<br />

morgens gesattelt unter einer Schatten<br />

spendenden Remise und warten<br />

auf die Reiter. Ab 20 Euro pro<br />

Stunde sind diese Pferde (mit oder<br />

ohne Anleitung) zu mieten. Oftmals<br />

kennen die Tiere ihre eingelaufenen<br />

Wege und sind so vertraut mit den<br />

Menschen, dass sie in der Regel recht<br />

problemlos auch von Anfängern geritten<br />

werden können. »Ponyreiten«<br />

im großen Stil ist das, wenn auch<br />

im großen Areal. Verantwortliche<br />

Pferdeverleiher geben hingegen ihre<br />

Pferde nur unter Anleitung einer<br />

erfahrenen Pferdeführerin in die<br />

Hände der Touristen und wählen<br />

einen Weg, der dann oftmals durch<br />

fast unberührte Naturlandschaften,<br />

über Strände und auch durch<br />

Sumpfgebiete führt. Die Vorstellung<br />

ausschließlich freilebender Herden<br />

weißer Camargue-Pferde kann man<br />

als Tourist jedoch getrost begraben.<br />

Ursprünglich nutzten die französischen<br />

Rinderhirten (Gardian) die<br />

Pferde übrigens überwiegend bei ihrer<br />

Arbeit mit Kampfstieren.<br />

SPITZE HÖRNER<br />

Wie sieht es aber nun mit den schwarzen<br />

Stieren aus? Tatsächlich sind alle<br />

Tiere schwarz und gehörten zu<br />

der einheitlichen Rasse der Camargue-Rinder.<br />

In der Regel werden den<br />

Tieren ihre Hörner belassen. Sie sind<br />

lang und spitz – und ehrfurchtgebietend.<br />

Als Wanderer, dessen Weg eine<br />

Wiese mit Stieren kreuzt, sollte<br />

man besser einen Umweg nehmen,<br />

statt an den Tieren vorbei über die<br />

Weide zu gehen. Denn die Stiere wissen<br />

ihre Hörner zu gebrauchen. Sie<br />

werden vorwiegend für die örtliche<br />

Fleischindustrie und zum anderen<br />

für den Einsatz in den Stierkampfarenen<br />

gezüchtet. Bei einem Teil der<br />

Stierkämpfe, den sogenannten Courses<br />

Camarguaises, werden die Tiere<br />

in der Arena nicht getötet. Es geht<br />

vielmehr darum, dass die Razeteurs<br />

versuchen, den Stieren an den Hörnern<br />

befestigte Trophäen abzujagen.<br />

Ein weiterer optisch auffallender<br />

Unterschied zu unseren heimischen<br />

Weiden ist die häufige Anwesenheit<br />

von Kuhreihern auf fast jeder Rinderwiese.<br />

Diese kleine, überwiegend<br />

weiß gefärbte Reiherart ist – wie der<br />

Namen schon sagt – ein Markenzeichen<br />

südeuropäischer Viehweiden.<br />

Rinder-, aber auch Pferdeweiden werden<br />

oftmals von einer ganzen Gruppe<br />

Kuhreihern besetzt. Sie leben in direkter<br />

Nähe der Tiere und profitieren<br />

davon, dass die großen Huftiere mit<br />

ihren Bewegungen Insekten, Amphibien<br />

und kleine Säuger im Gras aufscheuchen,<br />

die dann den Reihern als<br />

37


NATUR-REISE<br />

38<br />

Nahrung dienen. Seltener sieht man<br />

auch den einen oder anderen Kuhreiher<br />

auf einem Rinderrücken sitzen.<br />

Er pickt dem Tier dann lästige Hautparasiten<br />

aus dem Fell.<br />

KONISCHE KEGEL<br />

Und schließlich die Rosa-Flamingos!<br />

Sie alle gehören zur Europäischen<br />

Art der Flamingos, die mit insgesamt<br />

sechs Arten in den meisten Teilen<br />

der Tropen und manchen Gebieten<br />

der mediterranen Zonen der Welt<br />

verbreitet sind. Sie leben üblicherweise<br />

in Gruppen, die mancherorts<br />

mehrere Hundert oder gar Tausende<br />

Vögel umfassen können. Sie sind<br />

angewiesen auf Flachwasserzonen<br />

und Brackwasserbereiche, die sie mit<br />

ihrem skurril geformten Schnabel<br />

nach Kleinstlebewesen durchseihen.<br />

In diesen Flachwasserzonen bauen<br />

die Tiere an geschützten Stellen<br />

auch ihre konischen Brutkegel aus<br />

Schlamm und Lehm, die gerade so<br />

eben über der Wasseroberfläche liegen.<br />

Dies wird als Schutzmaßnahme<br />

gegen Fressfeinde gedeutet. Flamingos<br />

legen nur ein einziges Ei, das sie<br />

dann im Wechsel beider Geschlechter<br />

knapp 30 Tage bebrüten, ehe das<br />

Junge schlüpft. Junge Flamingos sind<br />

nach einer Nestlingszeit von etwa<br />

neun Tagen weitestgehend aktionsfähig<br />

und nach rund 80 Tagen auch<br />

flugfähig, allerdings tragen sie noch<br />

längere Zeit ihr graues Gefieder. Erst<br />

im Alter von drei bis vier Jahren werden<br />

sie dann selber geschlechtsreif.<br />

Der aufmerksame Beobachter sieht<br />

selbst bei der Autofahrt durch die<br />

Nebenstraßen der Region hier und<br />

dort in den Sumpfgebieten neben den<br />

Straßen die ersten Flamingos, meist<br />

paarweise oder in kleinen Gruppen.<br />

Wer sich dagegen die Zeit nimmt<br />

und die verschiedenen Naturräume<br />

durchwandert oder per Fahrrad erkundet,<br />

wird immer wieder auf neue,<br />

auch größere Flamingogruppen und<br />

viele andere Wasservögel stoßen.<br />

So kommen allein in den Flachwasserzonen<br />

rund um den Étang<br />

de Vaccarès sechs Reiherarten vor,<br />

wobei Seidenreiher und Graureiher<br />

dominieren. Nachtreiher, Rallenreiher<br />

und Purpurreiher sind eher seltene<br />

Sichtungen.Wer nur wenig Zeit<br />

oder nur ein marginales Interesse an<br />

der Vogelwelt der Region hat, dem<br />

sei ein Besuch im Parc Ornithologique<br />

du Pont de Gau (an der RD<br />

570 Richtung Saintes-Maries-de-la-<br />

Mer gelegen) empfohlen. Hier gibt es<br />

ohne lange Fußmärsche auf großen<br />

Wasserflächen angefütterte, aber frei<br />

fliegende Flamingos, Reiher, Ibisse<br />

und andere Wasser- und Watvögel<br />

wie Säbelschnäbler und Stelzenläufer<br />

zu bestaunen. Allein die dort in der<br />

Regel anzutreffende Flamingo-Schar<br />

umfasst nach Schätzungen des Betreibers<br />

um die 2.000 Vögel – eine der<br />

größten Ansammlungen dieser Vögel<br />

in Europa.<br />

AUF SCHLEICHWEGEN<br />

Soweit der touristische Mainstream<br />

für die Besucher, die sich nur am<br />

Rande für Flora und Fauna der Region<br />

interessieren. Alle Beobachtungsplätze<br />

der Region sind eindeutig<br />

markiert und in der Regel schnell und<br />

per Pkw zu erreichen. Hinzu kommt,<br />

dass sich besonders in Saintes-Maries-de-la-Mer<br />

eine ausgeprägte touristische<br />

Infrastruktur etabliert hat,<br />

die keine Wünsche offen lässt. Für<br />

Naturrreisende und Ökotouristen<br />

bietet sich allerdings ein anderes Bild.<br />

Die Camargue ist als Schutzzone nur<br />

etwa 600 Quadratkilometer groß<br />

und überall dort landwirtschaftlich<br />

oder touristisch erschlossen, wo das<br />

möglich ist. Die Naturflächen und<br />

die wirklich geschützten Bereiche<br />

sind verhältnismäßig klein und rund<br />

herum von Wiesen, Weiden und<br />

Straßen umgeben. Dennoch haben<br />

Wissenschaftler für die Region etwa<br />

340 Vogelarten (darunter etwa 115<br />

Brutvögel) und immerhin zwölf Reptilienarten<br />

nachgewiesen, darunter<br />

die charismatische Smaragdeidechse<br />

mit ihrer blau leuchtenden Kopffärbung<br />

im männlichen Geschlecht. Wer<br />

sich also auf die Schleichwege abseits<br />

der Touristenströme begibt, wird hier<br />

und dort auch noch bei Seltenheiten<br />

aus der Vogel-, Reptilien und Insektenfauna<br />

fündig. Säugetiere sind dagegen<br />

tagsüber in der Region kaum<br />

zu sehen, abgesehen von den vor Zeiten<br />

ausgewilderten Nutrias, die ihre<br />

Bahnen durch die flachen Gewässer<br />

ziehen. Die kleinsten Tiere der Camargue<br />

und gleichzeitig die lästigsten,<br />

sind zweifellos die vor allem in den<br />

Sumpfgebieten allgegenwärtigen und<br />

auch tagsüber aktiven Stechmücken.<br />

VIELE PROBLEME<br />

Befragt man die Fachliteratur und<br />

das Internet, wird man schnell fündig,<br />

was die Naturschutzprobleme<br />

der Region betrifft: Zum einen gibt es<br />

eine ausufernde Landwirtschaft mit<br />

Gülleeintrag und Pestizidbelastung<br />

der Gewässer, zum anderen führt die<br />

Tourismusindustrie zu Müllbergen,<br />

und zum dritten sind viele Gewässer<br />

bleiverseucht durch zeitweise zu<br />

intensiv betriebene Schrot-Jagd auf<br />

Wasservögel, auf die bereits Ende der<br />

1980er Jahre durch die in Arles ansässige<br />

Station Biologique de la Tourdu-Valat<br />

hingewiesen wurde. Noch ist<br />

die Camargue zweifellos eine Reise<br />

wert, aber angesichts der zunehmenden<br />

Tourismusströme muss die Natur<br />

immer enger zusammenrücken.<br />

Als Naturtourist sollte man vielleicht<br />

nicht zu viel an unberührter Natur und<br />

Landschaft erwarten, denn die gibt<br />

es in der Camargue immer weniger.


NATUR-REISE<br />

39<br />

Lage der Camargue<br />

Die eigentliche Camargue ist eine<br />

etwa 600 Quadratkilometer große<br />

Schwemmlandebene in der Provence<br />

im Süden Frankreichs, wird von<br />

beiden Mündungsarmen der Rhône<br />

umschlossen und liegt somit überwiegend<br />

im Rhône-Delta. Das gesamte<br />

Camargue-Gebiet (westlich<br />

und östlich des Deltas) gilt als eine<br />

Art Landschaftsschutzgebiet, das<br />

eigentliche Naturschutzgebiet im<br />

engeren Sinne umfasst den etwa<br />

13.000 Hektar großen und zentral<br />

gelegenen Étang de Vaccarès<br />

und die umliegenden, zum Teil<br />

brackigen Flachwasserzonen, die<br />

Lebensraum für eine artenreiche<br />

Wasservogelwelt bieten.<br />

06 Flamingos auf Nahrungssuche im Flachwasser / Pat On Stock, Adobe Stock<br />

07 Der Seidenreiher hat im Gegensatz zum Silberreiher einen schwarzen Schnabel.<br />

08 Smaragdeidechsen sind in der eher feuchten Camargue überraschend häufig.<br />

09 Charaktervogel der Überschwemmungswiesen: Der Europäische Stelzenläufer<br />

10 Eine Gruppe von Braunen Sichlern auf Nahrungssuche<br />

11 Ein männliches Jungtier der Eidechsennatter


LESERSEITE<br />

Unsere Experten-Tipps<br />

werden gesponsert von:<br />

40<br />

UNBEKANNTER NACHTFALTER<br />

Eine Bekannte von mir war im Herbst 2018<br />

in Bhutan und fotografierte einen Nachtfalter<br />

mit etwa zehn Zentimetern Spannweite.<br />

Im Dämmerlicht erschien er vollständig<br />

grau. Erst durch das Blitzlicht kamen seine<br />

deutlichen Augflecken und die Zeichnung<br />

zum Vorschein. Nachdem ich<br />

nun ergebnislos zahlreiche Fotogalerien<br />

im Internet durchsucht habe,<br />

bitte ich Sie um Mithilfe bei der Bestimmung<br />

dieses Falters.<br />

Christoph Sattler, Düsseldorf<br />

Dieter Schneider, NG-Fachbeirat:<br />

Bei dem schönen Falter handelt<br />

es sich um Erebus macrops. Einen<br />

deutschen Namen hat die Art<br />

trotz ihrer auffälligen Erscheinung<br />

nicht. Der im Vergleich zu<br />

seiner Verwandtschaft<br />

des malaiischen Archipels. Die Raupen<br />

entwickeln sich an Akazienarten, die erwachsenen<br />

Falter scheinen gerne an reifen<br />

Früchten zu saugen. Auf dem afrikanischen<br />

Kontinent fliegt mit Erebus walkeri<br />

eine sehr ähnliche Art, die lange Zeit nicht<br />

von Erebus macrops getrennt wurde.<br />

enthält auch viel Feuchtigkeit, welche<br />

kondensiert, wenn sie auf das Lebensmittel<br />

trifft – insbesondere, wenn dieses<br />

gerade aus dem Kühlschrank genommen<br />

wurde oder in den Kühlschrank gestellt<br />

wird. Durch dieses Zusammenwirken von<br />

Wärme und Feuchtigkeit ist das Wachstum<br />

von Bakterien und Schimmelpilze<br />

sozusagen »gestartet« – wobei dieser<br />

Prozess in der Folge im Kühlschrank<br />

natürlich langsamer voranschreitet als<br />

unter ungekühlten Bedingungen.<br />

WELCHE NATTER?<br />

Ich habe vor Jahren im Oktober eine Ringelnatter<br />

aus einem Betonschacht mit<br />

einem Gartengerät vorsichtig »herausgeangelt«<br />

und in einem stillgelegten Steinbruch<br />

wieder freigelassen. Es war schon<br />

sehr kalt, und die Schlange bereits sehr<br />

steif. Im warmen Auto wurde sie im Karton<br />

munter und ist dann im Steinbruch im<br />

Wasser elegant davon geschwommen – ein<br />

unvergesslicher Anblick. Können Sie sagen,<br />

ob es sich um eine Barren-Ringelnatter<br />

gehandelt hat? Oder könnte es doch »nur«<br />

eine Ringelnatter gewesen sein?<br />

Cornelia Herrbruck<br />

außerordentlich<br />

große Falter<br />

kommt auf dem gesamten indischen<br />

Subkontinent von Sri Lanka bis zum<br />

Himalaya vor, außerdem in den angrenzenden<br />

subtropischen Regionen Chinas<br />

sowie in Hinterindien und auf den Inseln<br />

SCHNELLES GÄREN<br />

Ich habe festgestellt, dass Milch, Brei und<br />

Früchte bereits nach wenigen Stunden<br />

an manchen Tagen im Sommer mit<br />

schwül-warmer Witterung sauer beziehungsweise<br />

gärig werden. An anderen<br />

Tagen mit derselben Umgebungstemperatur,<br />

aber keiner schwülwarmen<br />

Witterung dauert es Tage. Können Sie<br />

mir sagen, woran das iegt?<br />

Annegret Risse, Brilon<br />

Dr. Christiane Baschien, Deutsche<br />

Sammlung für Mikroorganismen und<br />

Zellkulturen:<br />

Bakterien und Schimmelpilze sind permanent<br />

in der Luft vorhanden und gelangen<br />

auf das Lebensmittel, wenn die Packung<br />

geöffnet wird. Bei Gewitterwetterlagen ist<br />

nun die Luft nicht nur wärmer, sondern<br />

Kai Kolodzeij, NG-Autor:<br />

Es handelte sich tatsächlich um eine Barrenringelnatter<br />

(Natrix helvetica). Nach<br />

damaligem Stand wäre das Tier jedoch<br />

noch als Ringelnatter (Natrix natrix) bezeichnet<br />

worden oder eben als deren Unterart<br />

Barrenringelnatter (Natrix natrix<br />

helvetica). Erst genetische Untersuchungen<br />

im Jahre 2017 haben gezeigt, dass es<br />

sich um eine eigenständige Art handelt.<br />

Der Ursprung beider Arten geht auf die<br />

letzte Eiszeit zurück. Während die Ringelnatter<br />

in Zentraleuropa und am Balkan<br />

das Ende der Eiszeit abwartete, zog<br />

sich die Barrenringelnatter ins südliche<br />

Frankreich zurück. Infolge dieser Isolation<br />

entwickelten sie sich zu eigenständigen<br />

Arten. Gewisse Unterschiede in der Zeichnung<br />

fielen den Wissenschaftlern schon<br />

vor 2017 auf, jedoch reichten diese lange<br />

nicht, um eine eigene Art zu beschreiben.


NATURGUCKER.DE<br />

STAMMBAUM DER TIERE,<br />

PFLANZEN UND PILZE<br />

Mit dem Stammbaum ist eine neue Funktion auf <strong>naturgucker</strong>.de verfügbar, die bei der<br />

Bestimmung helfen kann und zum Erkunden der Verwandtschaftsbeziehungen einlädt.<br />

Von Gaby Schulemann-Maier<br />

Hat die Amsel, die zur Gattung<br />

Turdus gehört, enge Verwandte<br />

mit rostrotem Bauchgefieder?<br />

Und könnte diese Pflanzenart, die an die<br />

Wilde Karde erinnert, aber kugelförmige<br />

Blütenstände hat, vielleicht auch eine<br />

Karde sein? Zusammenhängen wie<br />

diesen und noch vielen weiteren lässt<br />

sich mit der Stammbaum-Funktion von<br />

<strong>naturgucker</strong>.de auf den Grund gehen.<br />

Sie kann über die Hauptnavigation im<br />

Seitenkopf von <strong>naturgucker</strong>.de, über die<br />

Systematik-Einträge im Bereich »Basisinformationen«<br />

der Artporträts sowie über<br />

den entsprechenden Untermenü-Punkt<br />

in selbigen aufgerufen werden. Um bei<br />

dem Beispiel der Amsel-Verwandtschaft<br />

aus der Gattung Turdus zu bleiben: Wer<br />

im Artporträt der Amsel auf »stammbaum«<br />

klickt, dem wird eine Bildergalerie<br />

aller Turdus-Arten angezeigt. Falls<br />

auf <strong>naturgucker</strong>.de zu einer Art bislang<br />

kein Bild vorliegt, ist ein Platzhalter-Bild<br />

zu sehen. Unter den Bildern werden – sofern<br />

verfügbar – deutsche Artnamen angezeigt.<br />

Hat eine Art keinen deutschen<br />

Namen, steht dort der wissenschaftliche.<br />

Der Artname ist ebenso wie das Foto<br />

anklickbar, wodurch das entsprechende<br />

Artporträt aufgerufen wird.<br />

Filterfunktionen zur Verfügung. So<br />

lässt sich beispielsweise recherchieren,<br />

welche Turdus-Arten in Südamerika<br />

oder Afrika vorkommen. Unter www.<br />

<strong>naturgucker</strong>.info/<strong>naturgucker</strong>-tipps/<br />

hilfe-zum-stammbaum/ gibt es Hilfetexte<br />

zum Stammbaum und seinem gesamten<br />

Funktionsumfang. Am besten<br />

lernt man die neue Funktion aber wohl<br />

vor allem durch Ausprobieren kennen.<br />

41<br />

BESTIMMUNGSHELFER<br />

Möchte man über Ähnlichkeiten die<br />

Bildergalerie zur Bestimmungshilfe<br />

nutzen und wird in der Gattung nicht<br />

fündig, ist die nächsthöhere systematische<br />

Einheit »Familie« nur einen Mausklick<br />

entfernt. Dort kann man die Suche<br />

fortsetzen. In der Familie der Drosseln<br />

werden in der Stammbaum-Übersicht<br />

neben Turdus auch andere Gattungen<br />

wie Catharus oder Geokichla angezeigt.<br />

Für alle systematischen Hierarchiestufen<br />

wie Familien oder Ordnungen gibt<br />

es jeweils Porträtseiten, über die Beobachtungen,<br />

Fotos und Verbreitungskarten<br />

der dazugehörigen Arten aufrufbar<br />

sind. Es stehen außerdem bei drei genannten<br />

Punkten die <strong>naturgucker</strong>.de-


NATUR-BESTIMMUNG<br />

BRAUNE,<br />

BLAUE<br />

UND GRÜNE<br />

FRÖSCHE<br />

Grasfrosch / Fotos: Kai Kolodziej<br />

Wie unterscheidet man die<br />

Froscharten Deutschlands, Österreichs<br />

und der Schweiz? Von Kai Kolodziej<br />

<strong>42</strong><br />

Frösche haben im Gegensatz zu<br />

Kröten keine besonders warzige<br />

Haut, auch haben sie ein besseres<br />

Image. Die häufigste Froschart in unseren<br />

Breiten ist der Grasfrosch (Rana temporaria).<br />

Dieser Braunfrosch ist relativ<br />

kurzbeinig und hat eine stumpfe, aufgewölbte<br />

Schnauze. Mit einer Größe von<br />

fünf bis elf Zentimetern ist er durchaus<br />

stattlich. Die Oberseite des Grasfrosches<br />

ist glatt und hell bis dunkelbraun gefärbt.<br />

Es können schwarze Flecken vorhanden<br />

sein oder auch eine helle Mittellinie. Die<br />

Bauchseite ist weißlich gefärbt und meist<br />

gräulich marmoriert. Vom Auge weg<br />

geht ein Schläfenfleck, in welchem sich<br />

das deutlich sichtbare Trommelfell befindet,<br />

das nur wenig kleiner als das Auge<br />

ist. Gerade im Vergleich mit dem Moorfrosch<br />

und dem Springfrosch ist dies neben<br />

der Schnauzenform ein wesentliches<br />

Unterscheidungsmerkmal. Die Pupille<br />

ist waagerecht. Der Grasfrosch ist sehr<br />

anpassungsfähig, bevorzugt aber offene<br />

Lebensräume wie feuchte Wiesen. Als<br />

Laichgewässer nimmt er neben Teichen<br />

auch temporäre Gewässer wie Pfützen an.<br />

Als sogenannte Explosivlaicher geben die<br />

meisten Individuen einer Population relativ<br />

zeitgleich, innerhalb weniger Tage,<br />

ihre Eier ab. Im Gegensatz zu den typi-<br />

schen Laichschnüren der Kröten legen<br />

Frösche Laichballen ab. Die Kaulquappen<br />

des Grasfrosches sind schwierig von<br />

denen anderer Braunfrösche zu unterscheiden,<br />

aber ihr Schwanz endet rundlicher,<br />

und die Schwanzlänge ist maximal<br />

doppelt so lang wie die Körperlänge.<br />

DER SPRINGFROSCH<br />

Sehr ähnlich zum Grasfrosch ist der<br />

Springfrosch (Rana dalmatina). Der<br />

Springfrosch ist mit vier bis sieben Zentimetern<br />

kleiner als der Grasfrosch, aber<br />

seine Färbung ist sehr ähnlich. Oberseitig<br />

ist auch diese Art bräunlich gezeichnet,<br />

meist aber sehr kontrastarm, die<br />

Bauchseite ist weißlich. Die Beine des<br />

Springfrosches sind deutlich länger als<br />

die des Grasfrosches, und er weist generell<br />

einen schlankeren Körperbau auf.<br />

Das Trommelfell des Springfrosches<br />

liegt auch in einem dunklen Schläfenfleck,<br />

es erreicht fast die Größe des Auges.<br />

Auch seine Schnauze ist wesentlich<br />

pointierter als beim Grasfrosch. Er bevorzugt<br />

lichte Laubwälder oder sumpfige<br />

Wiesen. Die Kaulquappen dieser Art<br />

haben eine spitze Schwanzflosse, welche<br />

etwa zwei- bis zweieinhalbmal so lang<br />

wie der Körper ist.<br />

DER MOORFROSCH<br />

Eine weitere Braunfroschart ist der<br />

Moorfrosch (Rana arvalis). Mit vier bis<br />

sieben Zentimetern Körperlänge und einer<br />

bräunlichen Körperoberseite, wobei<br />

die Flanken oft deutlich heller sind, ist es<br />

auch bei ihm schwer, ihn vom Grasfrosch<br />

und Springfrosch zu unterscheiden. Allerdings<br />

haben viele Individuen einen hellen<br />

Mittelstreifen auf der Oberseite. Die<br />

Unterseite ist weiß gefärbt. Die Schnauze


NATUR-BESTIMMUNG<br />

ist relativ stumpf, und sein Körperbau ist<br />

wesentlich plumper als der des Springfrosches,<br />

auch seine Beine sind kürzer.<br />

Im dunklen Schläfenfleck liegt das gut<br />

sichtbare Trommelfell, welches kleiner<br />

als das Auge ist. Als Lebensraum bevorzugt<br />

der Moorfrosch Auengewässer<br />

oder Niedermoore mit hohem Grundwasserspiegel.<br />

Wichtig ist das Vorhandensein<br />

gut besonnter flacher Gewässer,<br />

in welchen sich die Balz abspielt. Zur<br />

Paarungszeit sind die Männchen dieser<br />

Art wunderschön blau gefärbt. Die Balz<br />

der Moorfrösche zählt wohl zu einem<br />

der beeindruckendsten Naturschauspiele<br />

Europas. Ein idealer Zeitpunkt ist<br />

der erste oder zweite warme Märztag<br />

mit Temperaturen ab zwölf bis 15 Grad<br />

aufwärts. Die Kaulquappen des Moorfrosches<br />

sind daran zu erkennen, dass<br />

auch ihr Schwanz spitz endet und nur<br />

anderthalb Mal so lang wie ihr Körper ist.<br />

DER ITAL. SPRINGFROSCH<br />

Ein weiterer Vertreter der Braunfrösche,<br />

welcher allerdings nur im Süden<br />

des Schweizer Tessin vorkommt, ist der<br />

Italienische Springfrosch (Rana latastai).<br />

Auch er wird etwa sechs Zentimeter<br />

groß, hat eine abgerundete Schnauze<br />

und lange Beine. Das Trommelfell liegt<br />

auch bei ihm in einem dunklen Schläfenfleck,<br />

ist allerdings kleiner als das Auge.<br />

Die Oberseite ist bräunlich gefärbt, die<br />

Unterseite ist weißlich. Ein wesentliches<br />

Unterscheidungsmerkmal ist die leicht<br />

gefleckte Kehle, außerdem natürlich das<br />

begrenzte Verbreitungsgebiet.<br />

DER LAUBFROSCH<br />

Einer der bekanntesten Vertreter der<br />

Frösche ist der Europäische Laubfrosch<br />

(Hyla arborea). Er wird nur vier bis sechs<br />

Zentimeter groß und ist relativ glatthäutig.<br />

Seine Zehen- und Fingerspitzen sind<br />

verbreitert und als Haftorgan ausgebildet.<br />

Oberseitig ist er einfarbig grün, unterseits<br />

ist er weißlich gefärbt. Seitlich findet<br />

man einen dunklen Streifen, der sich<br />

von den Nasenlöchern bis zum Ansatz<br />

der Hinterbeine zieht. Die Männchen<br />

haben eine sehr große Schallblase, die<br />

oft etwas faltig wirkt. Der Ruf der Laubfrösche<br />

ist sehr laut und vor allem nachts<br />

zu hören. Als Lebensraum werden Bäume,<br />

Sträucher, aber auch Schilf gerne<br />

genutzt. Da es sich um eine kletternde<br />

Art handelt, kann man sie tagsüber oft<br />

sonnend antreffen. Als Laichgewässer<br />

werden Tümpel oder Gräben angenommen,<br />

wobei Wasserpflanzen vorhanden<br />

sein müssen. Die Kaulquappen des Laubfrosches<br />

erkennt man an ihrem goldenen,<br />

kugelförmigen Bauch. Der Flossensaum<br />

setzt schon weit vorne am Körper an. Im<br />

Schweizer Tessin kommt eine andere Art<br />

vor: der Italienische Laubfrosch (Hyla intermedia).<br />

Diese Art ist äußerlich nicht<br />

vom Europäischen Laubfrosch zu unterscheiden,<br />

aber auf den südlichen Teil des<br />

Schweizer Tessins begrenzt.<br />

DIE GRÜNFRÖSCHE<br />

Die drei Grünfrösche der Gattung Pelophylax<br />

sind ebenfalls relativ schwer zu<br />

unterscheiden. Das liegt daran, dass es<br />

sich eigentlich nur um zwei Arten und<br />

ein Klepton handelt. Ein Klepton bedeutet,<br />

dass zwei Arten, in diesem Fall<br />

der Kleine Wasserfrosch (Pelophylax<br />

lessonae) und der Seefrosch (Pelophylax<br />

ridibundus), hybridisieren. Sie bilden<br />

ein Klepton, welches in diesem Fall den<br />

Namen Teichfrosch (Pelophylax kl. esculantus)<br />

trägt. Wie ein Hybrid ist auch ein<br />

Klepton eine Mischform aus zwei Arten.<br />

Im Gegensatz zu einem Hybriden sind<br />

Kleptone fortpflanzungsfähig, wobei sie<br />

allerdings auf einen Partner aus einer der<br />

beiden Elternarten angewiesen sind.<br />

KLEINER WASSERFROSCH<br />

Der Kleine Wasserfrosch wird nur um<br />

die sechs Zentimeter groß. Diese Art ist<br />

schlank und besitzt eine spitze Schnauze.<br />

Die Oberseite ist relativ glatt und meist<br />

grün gefärbt. Speziell auf den Hinterbeinen<br />

kommen bräunliche Flecken vor,<br />

die aber auch auf Teilen des Körpers<br />

vorhanden sein können. Die Unterseite<br />

ist weißlich, und die seitlich liegenden<br />

Schallblasen sind in der Paarungszeit<br />

gelblich oder sogar orange. Die Unterseite<br />

der Schenkel ist gelblich mit einer<br />

dunklen Musterung. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal<br />

der europäischen<br />

Wasserfrösche ist der innere Fersenhöcker<br />

an der Basis der ersten Zehe. Beim<br />

Kleinen Wasserfrosch ist dieser halbkreisförmig,<br />

scharfkantig und relativ<br />

groß. Hinsichtlich seines Lebensraums<br />

ist der Kleine Wasserfrosch nicht besonders<br />

anspruchsvoll, er bewohnt permanente,<br />

stehende Gewässer, welche aber<br />

zumindest stellenweise besonnt sind.<br />

DER SEEFROSCH<br />

Der Seefrosch ist wesentlich größer<br />

als der kleine Wasserfrosch und mit<br />

bis zu 15 Zentimetern sehr beeindruckend.<br />

Diese Art ist kräftiger gebaut als<br />

der Kleine Wasserfrosch und auch die<br />

Schnauze ist stumpfer. Die Haut ist viel<br />

warziger. Oberseits ist er grün gefärbt,<br />

aber meist nicht so farbenfroh wie der<br />

Kleine Wasserfrosch, sondern eher oliv-<br />

grün bis grau. Auf der Oberseite kann<br />

ein Muster aus unregelmäßigen Flecken<br />

vorhanden sein, oft auch ein heller Mittelstreifen.<br />

Die Hinterbeine sind weißlich<br />

mit dunkler Marmorierung, aber<br />

nie gelb. Die Schallblasen der Männchen<br />

sind dunkelgrau, und die Unterseite ist<br />

weißlich mit dunklen Flecken. Der innere<br />

Fersenhöcker ist relativ klein und<br />

dreieckig und flach, die erste Zehe ist<br />

wesentlich größer. Als Habitat bevorzugt<br />

der Seefrosch, wie der Name schon<br />

sagt, größere, stehende Gewässer mit<br />

sonnigen und bewachsenen Flachwasserbereichen.<br />

DER TEICHFROSCH<br />

Die aus den vorher besprochenen Arten<br />

entstehende Hybridform, der Teichfrosch,<br />

wird um die zehn Zentimeter<br />

groß. Und auch seine Merkmale liegen<br />

entsprechend zwischen den beiden vorher<br />

beschriebenen Formen. Die Färbung<br />

entspricht ziemlich genau der des Kleinen<br />

Wasserfrosches, allerdings sind die<br />

Hinterbeine weniger gelblich und die<br />

Schallblase hellgrau. Die Oberseite ist<br />

grün gefärbt und oft mit einer hellen Mittellinie<br />

und bräunlichen Flecken versehen.<br />

Der Bauch ist weißlich, aber meist mit<br />

grauen Flecken durchsetzt. Der innere<br />

Fersenhöcker ist relativ groß, aber meist<br />

etwas rechtsschief. Diese Art besiedelt<br />

kleine wie große stehende, permanente<br />

und besonnte Gewässer. Ebenso wird<br />

ein Flachwasserbereich mit Vegetation<br />

bevorzugt. Die Kaulquappen aller drei<br />

Arten weisen einen hellen Bauch auf, sind<br />

aber voneinander nicht zu unterscheiden.<br />

Mit einer Größe von bis zu acht Zentimetern<br />

sind sie sehr stattlich.<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=rana_temporaria<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=rana_dalmatina<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=rana_arvalis<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=rana_latastai<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=hyla_arborea<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=pelophylax_<br />

lessonae<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=pelophylax_<br />

ridibundus<br />

43


helle Mittellinie<br />

NATUR-BESTIMMUNG<br />

grüne Oberseite<br />

Teichfrosch<br />

Axel Aßmann<br />

Italienischer Springfrosch<br />

Fabio Pupin<br />

braune<br />

Oberseite<br />

helle Unterseite<br />

mit grauen Flecken<br />

dunkle Flecken<br />

Moorfrosch<br />

Irene Freese<br />

heller<br />

Mittelstreifen<br />

44<br />

Laubfrosch<br />

Kai Kolodziej<br />

dunkler Schläfenfleck,<br />

Trommelfell ist kleiner<br />

als das Auge<br />

Körperbau ist plumper<br />

als der des Springfrosches<br />

weiße Unterseite<br />

Kleiner Wasserfrosch<br />

Kai Kolodziej<br />

glatte, meist grüne Oberseite<br />

schlanker Körperbau<br />

große, faltige<br />

Schallblase<br />

spitze Schnauze<br />

dunkler<br />

Strich<br />

helle<br />

Unterseite<br />

braune Flecken<br />

auf den Hinterbeinen


NATUR-BESTIMMUNG<br />

sehr dunkler Schläfenfleck,<br />

das Trommelfell ist kleiner<br />

als das Auge<br />

Seefrosch<br />

Kai Kolodziej<br />

häufig heller<br />

Mittelstreifen<br />

warzigere Haut als die des<br />

kleinen Wasserfrosches<br />

Oberseite olivgrün<br />

bis grau<br />

leicht<br />

gefleckte Kehle<br />

Schnauze ist stumpfer<br />

als die des<br />

Kleinen Wasserfrosches<br />

helle Unterseite<br />

waagerechte<br />

Pupille<br />

Grasfrosch<br />

Kai Kolodziej<br />

Schläfenfleck und<br />

gut sichtbares Trommelfell<br />

helle Unterseite<br />

mit dunklen Flecken<br />

marmorierte<br />

Hinterbeine<br />

glatte, braune<br />

Oberseite<br />

stumpfe,<br />

aufgewölbte Schnauze<br />

helle Unterseite<br />

45<br />

glatte, grüne<br />

Oberseite<br />

recht kurze Beine<br />

Springfrosch<br />

Kai Kolodziej<br />

Trommelfell<br />

erreicht Augengröße<br />

bräunliche,<br />

kontrastarme<br />

Färbung<br />

Schnauze pointierter<br />

als die des<br />

Grasfrosches<br />

dunkler<br />

Schäfenfleck


NATUR-AUSRÜSTUNG<br />

PIMP UP MY SCOPE<br />

Wer sein altes Spektiv mit neuem Zubehör nutzen will,<br />

kann dies bei vielen Kowa-Modellen ab sofort tun. Von Robert Lücke<br />

Nicht jeder Naturfreund kann<br />

oder will sich regelmäßig ein<br />

neues Spektiv leisten. In der Regel<br />

sind Spektive der Premiumhersteller<br />

Leica, Kowa, Swarovski und Zeiss sehr<br />

lange nutzbar, weil sie robust, aus besonders<br />

guten optischen Werkstoffen,<br />

hochwertigen Metallen und Kunststoffen<br />

gefertigt sind. Viele Beobachter wissen<br />

auch nach langen Jahren die immer<br />

noch hervorragende Bildqualität und<br />

Verlässlichkeit zu schätzen. Allerdings<br />

können viele Spektive nach einigen Jahren<br />

oder gar Jahrzehnten nicht mehr<br />

mit neueren Okularen, Adaptern oder<br />

Konvertern kombiniert werden – meist<br />

passt es schlicht nicht mehr zusammen.<br />

Kowa hat nun im Jahr des 125-jährigen<br />

Firmenjubiläums mit dem SYSTEM-S<br />

die Möglichkeit geschaffen, dass auch<br />

ältere Produkte verwendet werden können,<br />

um modernen Ansprüchen gerecht<br />

zu werden. Besitzer von bis zu 35 Jahre<br />

alten Kowa-Spektiven können diese mit<br />

aktuell verfügbarem Zubehör auf neuen<br />

Stand bringen.<br />

FÜR VIELE SERIEN<br />

Ende der 1980er Jahre gab es weder<br />

Smartphones noch Digitalkameras, mit<br />

denen Digiskopie möglich war, und entsprechend<br />

sind alte Spektive darauf auch<br />

nicht ausgerichtet. Dieses SYSTEM-S (S<br />

steht für Support) ist auf ungefähr zehn<br />

Spektivserien anwendbar,<br />

die<br />

46


zwischen 1984 und 2007 auf den Markt<br />

kamen. Sie sind zwar nicht mehr im Verkauf,<br />

erfreuen sich aber noch immer sehr<br />

großer Beliebtheit. Ergänzt durch Artikel<br />

aus dem aktuellen Lieferprogramm<br />

wie Digiskopieadapter für DSLR- und<br />

Systemkameras oder auch für viele verschiedene<br />

Smartphone-Modelle werden<br />

diese älteren Spektive nun für Digiskopieanwendungen<br />

mit modernen Kamerasystemen<br />

und Smartphones einsetzbar.<br />

VERGLEICH IM NETZ<br />

Drei aktuelle Okulare, eines mit 20-60x<br />

Zoom (TSE-Z9B), eines mit 30x Weitwinkelfestbrennweite<br />

(TSE-14WD) und<br />

eines mit 32mm extrem großen Austrittspupillenabstand<br />

(TSE-17HD), können<br />

mit diesen alten Spektiven genutzt<br />

werden. Für die meisten dieser Spektive<br />

ist auch ein Extender (TSN-EX16s) einsetzbar,<br />

der die Vergrößerung um den<br />

Faktor 1,6x erhöht. Weder für die Okulare<br />

noch für die Extender ist ein zusätzlicher<br />

Adapter erforderlich.<br />

»Wer sich nicht sicher ist, welches<br />

Modell er besitzt, kann sein Spektiv mit<br />

Abbildungen auf unserer Homepage<br />

unter www.kowaproducts.com/about/<br />

Kowa-System-S/ vergleichen. Hier<br />

stehen detaillierte Informationen zur<br />

Verfügung, die auch als PDF-Datei runtergeladen<br />

werden können«, sagt Günter<br />

NATUR-AUSRÜSTUNG<br />

Reisner von Kowa Deutschland. Sollte<br />

immer noch eine Unsicherheit vorhanden<br />

sein, welche Kombinationsmöglichkeiten<br />

tatsächlich für das spezifische<br />

Spektiv vorhanden sind, kann man eine<br />

Email an scope@kowaoptimed.com<br />

(auch per Post oder telefonische Auskünfte<br />

möglich) schicken. »Wir geben<br />

gerne Auskunft«, sagt Reisner.<br />

Designunterschiede sind äußerlich<br />

sehr oft nur durch kleine Abweichungen<br />

erkennbar, können aber entscheidend<br />

für die Nutzbarkeit der Komponenten<br />

sein. »Prüfen Sie etwa, ob ein roter Ring<br />

oder ein ,PROMINAR'-Logo vorhanden<br />

ist. Speziell im Hinblick auf Adapter für<br />

Smartphones lohnt es sich immer, Kontakt<br />

mit uns aufzunehmen. Wir bieten<br />

eine Vielzahl von Adaptern für unterschiedliche<br />

Modelle an.« Das sollte auch<br />

anderen Herstellern als Vorbild dienen.<br />

Hilfe und ausführliche Infos<br />

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01 Die Robbe wurde mit einer<br />

an ein Spektiv angeschlossenen<br />

Digitalkamera abgelichtet.<br />

Robert Wilton<br />

02 Dank System-S lassen sich<br />

auch ältere Modelle mit moderner<br />

Technik kombinieren. / Kowa<br />

03 Selbst mit dem Smartphone<br />

lassen sich über ein Spektiv<br />

tolle Bilder wie dieses hier<br />

machen. / Robert Wilton<br />

47


NATUR-KIND<br />

48<br />

Du sammelst gerne Kiesel im Flussbett? Kleine Stöckchen<br />

oder große Äste auf Streifzügen durch den Wald? Mach was<br />

draus – hier findest du coole Ideen!<br />

Vorbereitung:<br />

Von Thea Wittmann<br />

Pack in dein Reisegepäck Pinsel, Farbe und<br />

ein paar Wollreste. Du kannst deine Ideen<br />

direkt am Strand oder vor dem Ferienhaus<br />

in die Tat umsetzen. Wasche oder<br />

bürste die Steine vor dem Bemalen gut ab<br />

und lass sie trocknen. Die Steinoberfläche<br />

sollte möglichst glatt sein. Schmutz muss<br />

weg, sonst hält die Farbe nicht. Deine<br />

gesammelten Stöcke sollten trocken sein.<br />

Flechten und Moos kannst du mit einer<br />

Bürste entfernen. Besonders geeignet<br />

sind Stöcke vom Strand, die vom Meerwasser<br />

ganz glatt geschliffen sind.<br />

Du brauchst:<br />

• Steine in allen Größen<br />

und Formen<br />

• Stöckchen, Äste<br />

• Dicke Pinsel fürs Grundieren<br />

• Feine Pinsel oder Marker für<br />

Linien oder Punkte<br />

• Acrylfarbe oder Acryllack<br />

• Deckel von Schraubgläsern<br />

zum Mischen der Farben<br />

• Klarlack zum Sprühen<br />

oder Pinseln<br />

• Altes Zeitungspapier<br />

zum Unterlegen<br />

• Wollreste<br />

• Dicke Stopfnadel<br />

• Knöpfe, Holzperlen, Federn<br />

Tic-Tac-Toe<br />

Für dieses Spiel brauchst<br />

du zehn Steine.<br />

1. Jeweils fünf Steine bekommen<br />

dasselbe Muster oder dieselbe<br />

Farbe, also zum Beispiel fünf in<br />

Orange mit weißen Pünktchen<br />

und fünf in Gelb mit einem blauen<br />

Kreisel. Wie du die Steine anmalst,<br />

ist ganz gleich, sie müssen<br />

nur gut zu unterscheiden sein.<br />

Klarlack drüber, trocknen lassen<br />

– fertig sind die Spielsteine.<br />

2. Zeichne im Sand oder auf<br />

dem Boden dein Spielfeld auf:<br />

zwei parallele Striche senkrecht,<br />

zwei waagerecht. So entstehen<br />

neun Kästchen.<br />

3. Jetzt dürfen du und dein<br />

Spielpartner abwechselnd eure<br />

Steine legen. Wer es schafft,<br />

drei Kästchen diagonal, waagerecht<br />

oder senkrecht mit seinen<br />

Steinen zu besetzen, gewinnt.


Fantasie-Tiere<br />

Lass dich von der Form eines<br />

Steins inspirieren: Sieht er aus<br />

wie ein Fisch, eine Eule oder eine<br />

schlafende Katze? Ein Seepferdchen?<br />

Lass deiner Fantasie<br />

freien Lauf! Mach aus deinem<br />

Stein ein kleines Kunstwerk. Die<br />

fertigen Steintiere kannst du<br />

als Deko aufs Fensterbrett legen<br />

oder in Blumentöpfen auf der<br />

Erde verteilen.<br />

Wand-Teppich aus Holz<br />

Du brauchst etwa 20 gleich<br />

lange Stöcke, zwei davon sollten<br />

etwas dicker sein als der Rest.<br />

Lege die Stöcke nebeneinander.<br />

Die beiden dicksten legst du<br />

ganz nach außen. Sie bilden den<br />

Rahmen.<br />

1. Jetzt bemalst du jeden einzelnen<br />

Stock: Du kannst bunte<br />

Streifen malen. Oder jeweils<br />

zwei bis drei Stöcke in einer<br />

Farbe des Regenbogens: Von<br />

links nach rechts in Rot, Orange,<br />

Gelb, Grün, Blau, Indigo und<br />

Violett. Oder du lässt die Farbe<br />

nach und nach von Grün zu Blau<br />

wechseln. Fange mit kräftigem<br />

Grün an, mische bei jedem folgenden<br />

Stock etwas mehr Weiß<br />

dazu. So werden die Stöcke<br />

zur Mitte hin<br />

immer heller. Ab<br />

der Mitte mischst<br />

du Blau mit Weiß.<br />

Beginne mit Hellblau<br />

und lass die Farbe<br />

von Zweig zu Zweig<br />

wieder dunkler werden,<br />

bis du mit kräftigen satten<br />

Blau endest.<br />

2. Lass alle Stöcke<br />

gut trocknen.<br />

3. Damit du deine<br />

Deko wie ein Bild<br />

an die Wand hängen<br />

kannst, umwickelst du<br />

die Enden mit dünnem<br />

Draht oder<br />

mit Schnur, von<br />

einem Stock<br />

zum nächsten.<br />

So<br />

fügst du alle<br />

Zweige wie eine<br />

enge Strickleiter<br />

zusammen.<br />

NATUR-KIND<br />

Astgabel-Weben<br />

Du hast einen Stock mit Astgabel gefunden? Die eignet<br />

sich hervorragend als Webrahmen.<br />

1. Spanne mit weißer Wolle – am besten geht’s mit<br />

Baumwollgarn – zwischen den beiden gegabelten Ästen<br />

die Wolle hin und her, so als wären sie die beiden Holme<br />

deines Webrahmens. So entstehen viele nebeneinanderliegende<br />

Kettfäden. Damit die einzelnen Kettfäden nicht<br />

verrutschen, kannst du auch am Rand mit einem Schnitzmesser<br />

kleine Kerben ritzen.<br />

2. Suche dir drei bis vier Wollreste aus. Fädle die<br />

erste Farbe auf deine Stopfnadel und webe von einer<br />

Seite aus zur Mitte (also zur Gabelung hin) und von dort<br />

zum anderen Ende deiner Astgabel. Dann führst du den<br />

Faden genauso zurück. So entsteht ein gewebtes Dreieck.<br />

Du kannst mit der gleichen Farbe noch ein paar Reihen<br />

weiter weben oder mit einer neuen Farbe anschließen.<br />

Fülle nach und nach das gesamte Dreieck mit deinem<br />

Wollgewebe. Wenn du magst, kannst du auch Perlen oder<br />

Federn einweben. Stell es mit anderen bemalten Stöckchen<br />

in eine Vase.<br />

49


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51<br />

MANCHE<br />

MÖGEN'S KALT!<br />

Europas größter Gletscher steht auf<br />

Island, der Vulkaninsel im Nordatlantik!<br />

Es ist der Vatnajökull, der<br />

Wassergletscher. Mit 8.100 Quadratkilometern<br />

ist er doppelt so groß<br />

wie die Bayerischen Alpen. Zusammen<br />

mit zwölf weiteren Gletschern<br />

gibt er der von schwarzer Lava, grüner<br />

Tundra und bunten Schwefelquellen<br />

geprägten Insel ein weißes<br />

Gesicht. Es ist der Lebensraum von<br />

Eiderenten, Küstenseeschwalben,<br />

Nonnengänsen, Skuas und<br />

Schmarotzerraubmöwen.<br />

DER HEIMISCHE<br />

»PAPAGEI«<br />

»Püht-püht-püht«, schallt es vom<br />

Himmel. Aber wo ist der Verursacher?<br />

Da, rasend schnell fliegen zwei<br />

gut Buntspecht-große Vögel. Einer<br />

landet auf einem Stützpfosten im<br />

Weinberg, gleich darauf der zweite.<br />

Beim Blick durch das Fernglas sieht<br />

man – sie sind bunt wie Papageien:<br />

türkisfarbener Bauch, gelbe Kehle,<br />

kastanienbrauner bis orangefarbener<br />

Rücken: Bienenfresser (Merops<br />

apiaster)! Und sie werden immer<br />

häufiger in Mitteleuropa!<br />

KLEIN UND<br />

IMMER HUNGRIG<br />

Wer hat sich nicht schon über seine<br />

keifenden Kinder geärgert, die lustlos<br />

im Essen stochern und lautstark<br />

nach Chips und Cola verlangen? Anders<br />

bei unseren Vögeln. Hier wird<br />

noch gegessen, was auf den Tisch<br />

bzw. in den Schnabel kommt. Von<br />

kleinen, grünen Raupen, sich noch<br />

windenden Regenwürmern bis zu<br />

ganzen Flusskrebsen wird gierig alles<br />

verschlungen, was die Altvögel<br />

erbeuten. Wir stellen Jungvögel vor<br />

– und ihre unermüdlichen Eltern.


EL<br />

DIE GRENZENLOSE<br />

PERFEKTION<br />

SEE THE UNSEEN

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