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naturgucker Nr. 42

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATURSCHUTZ<br />

14<br />

Der Name des Schutzgebiets stammt von<br />

einem gleichnamigen Gewässerlauf im<br />

nördlichen Teil des Gebietes. »Gießen«<br />

sind von Grundwasser gespeiste Fließgewässer,<br />

die für das Schutzgebiet charakteristisch<br />

sind. Mit den Altarmen des<br />

Rheins und der überfluteten Innenrheinmündung<br />

bilden sie einen vielfältigen,<br />

vom Wasser geprägten Lebensraum, der<br />

zahlreiche gefährdete und vom Aussterben<br />

bedrohte Arten wie die Europäische<br />

Sumpfschildkröte sowie Purpur- und<br />

Nachtreiher beheimatet. Die Verlandungszonen<br />

und schwer zugänglichen<br />

Auwälder sind von überregionaler Bedeutung<br />

vor allem für rastende und überwinternde<br />

Wasser- und Watvögel. Auf den<br />

eher trockenen Bereichen der Hochwasserdämme<br />

finden sich Magerrasen mit<br />

den charakteristischen Tier- und Pflanzengesellschaften.<br />

Am Rheindamm stehen die Hummel-Ragwurze<br />

(Ophrys fuciflora) wie<br />

‣ 05 Hummelragwurz / Manfred<br />

Hennecke<br />

‣ 06 Kleine Spinnenragwurz /<br />

Robert Lücke<br />

gesät. Dank der Digitaltechnik kann<br />

man fotografieren, bis entweder die<br />

Speicherkarte voll oder der Akku leer ist.<br />

Beim Auswerten meiner Bilder fiel mir<br />

auf, dass ein Pollinium (Pollenpaket) an<br />

einem Grashalm klebte. Der windbewegte<br />

Grashalm hat also ein Pollinium entnommen,<br />

in einem zweiten Windhauch<br />

könnte damit die Hummel-Ragwurz<br />

bestäubt werden, wie es in der Literatur<br />

immer wieder beschrieben wird. Damit<br />

wird die Hummel-Ragwurz durch Insekten<br />

und Wind bestäubt. Ist das Wetter zu<br />

kalt für Insekten, so ist sie fakultativ autogam<br />

– was die Befruchtung innerhalb<br />

derselben Blüte meint. Sie bestäubt sich<br />

dann also selbst.<br />

WILDE WEIDEN<br />

Das heutige 1.680 Hektar große Schutzgebiet<br />

ist eines der größten Naturschutzgebiete<br />

am Oberrhein. 1955 wurde es<br />

zunächst als Landschaftsschutzgebiet<br />

und 1979 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband<br />

Ortenaukreis<br />

und den Behörden hat die Gemeinde<br />

Kappel-Grafenhausen mit wissenschaftlicher<br />

Begleitung das Projekt »Wilde<br />

Weiden« gestartet. Seit April 2015 grasen<br />

eine Salers-Rinderherde und drei<br />

Konik-Pferde auf einem Gelände im<br />

Naturschutzgebiet Taubergießen (auf<br />

der Höhe der Schollenhütte entlang der<br />

Straße von Kappel in Richtung Wittenweier)<br />

und betreiben dort die älteste und<br />

naturnahste Form der Grünlandnutzung.<br />

Mit der Ganzjahresbeweidung ist ein<br />

Prozess angestoßen worden, deren Auswirkungen<br />

erst in einigen Jahren messbar<br />

werden wird.<br />

Neben der schönen Hummel-Ragwurz<br />

kommen am Rheindamm und<br />

auf den Magerwiesen (2) noch die Gewöhnliche<br />

Spinnen-Ragwurz (Ophrys<br />

sphegodes), Kleine Spinnen-Ragwurz<br />

(Ophrys araneola), Bienen-Ragwurz<br />

(Ophrys apifera) und Fliegen-Ragwurz<br />

(Ophrys insectifera) von Ende April/<br />

Anfang bis Mitte Mai vor. Es ist also die<br />

Gelegenheit, auch die Unterschiede der<br />

verschiedenen Ragwurz-Arten zu studieren.<br />

Außerdem bilden sich Hybriden<br />

zwischen den Ragwurz-Arten, etwa der<br />

Bastard aus Gewöhnlicher Spinnen- und<br />

Hummelragwurz oder aus Insekten- und<br />

Hummelragwurz. Sechs bis acht Wochen<br />

nach der »normalen« Hummel-Ragwurz<br />

blüht die Unterart »elatior« der Hummel-Ragwurz<br />

(Ophrys fuciflora subsp.<br />

elatior) in den Wiesen. Auch das<br />

Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata),<br />

Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) so-<br />

wie die Pyramidenorchis (Anacamptis<br />

pyramidalis) kommen im Taubergießen<br />

regelmäßig vor. Eine Reise in das Taubergießengebiet<br />

lohnt sich zwischen<br />

Ende April und Ende Mai, zumal im angrenzenden<br />

Wald der Pirol bei seinem<br />

herrlichen Gesang belauscht und mit<br />

Glück sogar beobachtet werden kann.<br />

Schützen und Erhalten<br />

Das Taubergießengebiet liegt im<br />

Mittleren Oberrheintiefland, südlich<br />

von Lahr, auf den Gemarkungen der<br />

Gemeinde Rheinhausen im Landkreis<br />

Emmendingen sowie der<br />

Gemeinden Rust und Kappel-Grafenhausen<br />

im Ortenaukreis. Da die<br />

freilaufenden Rinder und Pferde<br />

das Herzstück der Wilden Weiden<br />

Taubergießen sind, bittet die Gemeinde<br />

Kappel-Grafenhausen um<br />

Beachtung folgender Verhaltensregeln<br />

– zur Sicherheit von Mensch<br />

und Tier:<br />

• Auf dem Weg bleiben.<br />

• Mindestens 25 Meter Abstand zu<br />

den Tieren halten.<br />

• Tiere nicht füttern.<br />

• Keine Hunde mitbringen.<br />

• Das Betreten erfolgt auf eigene<br />

Gefahr. Weder der Flächeneigentümer<br />

noch der Halter der Tiere<br />

übernimmt eine Haftung.<br />

Anfahrt: Man erreicht das Gebiet,<br />

wenn man die A5 Karlsruhe-Basel<br />

bei der Ausfahrt Ettenheim verlässt<br />

und der L103 nach Kappel-Grafenhausen<br />

in Richtung Rheinfähre<br />

folgt. Nach dem Ort Kappel-Grafenhausen<br />

steht links eine Photovoltaik-Anlage.<br />

Gleich danach führt<br />

eine schmale Straße links weg<br />

zum Parkplatz Saukopfbrücke von<br />

dem Wege in westlicher Richtung<br />

in die großen Magerwiesen voller<br />

Orchideen führen. Ein zweiter Parkplatz<br />

ist direkt bei der Fähranlegestelle.<br />

Von beiden Parkplätzen aus<br />

kann man zum Rheindamm wandern.<br />

Den sollte man in südlicher<br />

Richtung entlang gehen.<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de/?gebiet=-<br />

1177231206

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