Dietrich's Neues! Magazin 2019

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Neues! Magazin | Ausgabe 2019 Interview DC-Statik 10 Jahre Bemessungs-Software DC-Statik Im Gespräch mit Prof. Dr. Colling, Professor für Holzbau und Baustatik an der Hochschule Augsburg und Mitinitiator der DC-Statik. Dietrich’s: Prof. Dr. Colling, herzlichen Dank, dass Sie Zeit für dieses Interview gefunden haben. DC-Statik feiert 10-jähriges Jubiläum. Wenn Sie zurückdenken, was war Ihre Motivation für den Entwicklungsbeginn? Prof. Dr. Colling: Ich selbst habe ein Holzbau-Bemessungsproramm auf EXCEL-Basis geschrieben, das sehr einfach in der Bedienung war und das auch von Zimmerern benutzt wurde. Ich denke, dass dies der Grund war, dass die Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH) auf mich zukam und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Programm speziell für Zimmerer zu entwickeln, mit dem die Bemessung nach dem damals neuen Eurocode 5 einfach möglich sein soll. Bei dem speziellen Bezug auf die Zimmerer erinnerte ich mich sogleich an Dietrich’s und deren Kompetenzen in diesem Bereich. Ich kannte Dietrich’s schon von einem Europäischen Forschungsprojekt aus den 90er Jahren, bei dem es um eine Standardisierung von Schnittstellen zur Datenübertragung zwischen verschiedenen Software-Programmen ging. Dietrich’s: Wie kam es zur Partnerschaft mit Dietrich’s? Prof. Dr. Colling: Mir war sofort klar, dass bei dem gewünschten Produkt nicht nur fachliches Know-how gefragt war, sondern auch eine professionelle Programmierung und Software-Pflege sowie ein entsprechender Kundenservice notwendig ist, den ich als kleines Ingenieurbüro nicht leisten konnte. Dietrich’s konnte dies leisten und so war die Partnerschaft schnell besiegelt. Dietrich’s: Von Ihnen stammt das Zitat „Holzbau ist mehr als eine Strichstatik“, Was meinen Sie damit? Prof. Dr. Colling: Ein Zimmerer denkt nicht in Strichen wie ein Tragwerksplaner (Statiker), sondern sieht dreidimensionale Bauteile und Anschlüsse in einer dreidimensionalen Konstruktion. Daher war es von Anfang an das Ziel der DC-Statik, die Eingabe von statischen Systemen über die Konstruktion zu ermöglichen. Eine rein auf „Strichstatik“ aufgebaute Software hätte die Zielgruppe der Zimmerer verfehlt. Aber auch im Holzbau versierte Tragwerksplaner freuen sich zunehmend über die „konstruktive“ Statik. Dietrich’s: Haben Sie auch deswegen die Entwicklung von integrierten Anschlüssen in der DC-Statik, z.B. im freien Stabwerk, vorangetrieben? Prof. Dr. Colling: Mein Bestreben war es von Anfang an, eine Bemessungs-Software zu entwickeln, die auch für Tragwerksplaner geeignet ist. Und Tragwerksplaner brauchen nun mal ein Stabwerksprogramm zur Berechnung von Schnittgrößen und Auflagerkräften. Und hier war mein „Traum“ immer, nicht erst die Schnittgrößen mit dem Stabwerksprogramm zu berechnen, um sie dann händisch in ein Bemessungsmodul z.B. für Anschlüsse übertragen zu müssen. Hier hat Dietrich’s mit den integrierten Anschlüssen eine Pionierarbeit geleistet. Dietrich’s: Welchen Herausforderungen muss sich der Holzbau Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren stellen? Prof. Dr. Colling: Die Zukunft des Holzbaus liegt im mehrgeschossigen Holzbau. Aber hier wird der traditionelle Holztafelbau ab etwa 4 Geschossen zunehmend von anderen Bauweisen abgelöst werden. Hier seien beispielhaft die Brettsperrholz- und Holz-Beton Verbundbauweise genannt. Auch werden zunehmend Hybridbauweisen (Holz im Verbund mit Stahl und/oder Beton) eingesetzt werden. Kundenstimmen: „Wir verwenden DC-Statik um effiziente Vorbemessungen zu erstellen, welche dann auch dem Statiker vorgelegt werden. Damit haben wir gegenüber Mitbewerbern einen Vorteil, da wir so unseren Kunden ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten können.“ Andreas Steiner, Ligno System, Ortisei, Italien 18 „Uns bringt es große Vorteile, Konstruktions - und Statikmodule in einem Programm zu haben. So können wir beim Zeichnen und Konstruieren schnell einmal parallel eine fundierte (Vor-) Bemessung machen und die Ergebnisse direkt einpflegen und nutzen.“ Reinhold Bischoff, Eugen Decker Holzindustrie, Morbach „In den unterschiedlichen Planungs- und Entwurfsphasen im Holzbau sind viele Parteien involviert. Wichtig ist für uns, dass über die Software alle diese Parteien einfach, fehlerfrei und nachvollziehbar unser Brettsperrholz bemessen können. Diese Anforderung wird durch DC-Statik erfüllt.“ Tim Sleik, binderholz, Hallein, Österreich
Dietrich’s: Wie können wir als Software-Hersteller unsere Kunden dort unterstützen? Prof. Dr. Colling: Um den mehrgeschossigen Holzbau „bedienen“ zu können, müssen die Tragwerksplaner in der Lage sein, auch die neuen Bauweisen zu bemessen. Da dies „per Hand“ oftmals zu aufwendig ist, sollten/müssen diese in der Software abgebildet werden. Hier sehe ich sowohl einen erheblichen Entwicklungsbedarf als auch ein großes Potenzial. Dietrich’s: Das Thema Gebäudeaussteifung ist in letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, warum ist das so? Prof. Dr. Colling: Die Bemessung der Gebäudeaussteifung basierte in der Vergangenheit hauptsächlich auf Regeln, die aus vereinzelten Versuchen abgeleitet wurden und durch konstruktive, einschränkende Randbedingungen begrenzt waren. Eine Bemessung auf mechanischer Grundlage war nur mit sehr hohem Aufwand (z.B. Finite-Elemente-Berechnungen) möglich und daher praxisfremd. Dies hat sich durch das erweiterte Schubfeldträgermodell nach Prof. Dr. M. Kessel geändert, mit dem auf der Grundlage einfacher Mechanik sogar eine händische Bemessung möglich ist. Diese liegt aber häufig auf der (sehr) sicheren Seite. Mit dem von Dr. C. Hall entwickelten Rechenmodell ist es aber möglich, die konstruktive Ausbildung von Wand- und Deckenelementen realitätsnäher zu berücksichtigen und so eine genauere und wirtschaftlichere Bemessung zu ermöglichen. Dieses Rechenmodell wurde mit erheblichem Aufwand in DC-Statik implementiert. Dietrich’s: Bei DC-Statik gibt es nun erstmals die Möglichkeit Decken und Wände so zu berechnen, wie sie konstruiert sind. Warum ist das wichtig? Prof. Dr. Colling: Wie bei der vorherigen Frage bereits erwähnt, ist es erstmals möglich, Wand- und Deckentafeln realitätsnah zu bemessen, ohne dabei an einschränkende konstruktive Randbedingungen gebunden zu sein. Als Beispiel sei genannt, dass die Beplankung von Deckentafeln nicht mehr versetzt angeordnet werden muss, was die Vorfertigung von Deckentafeln nahezu unmöglich gemacht hat. Mit dem neuen Rechenmodell wird der Einfluss einer nicht versetzten Plattenanordnung berücksichtigt, so dass sich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Vorfertigung von Deckenelementen ergeben. Dietrich’s: Rückblickend auf 10 Jahre DC-Statik, welches Fazit ziehen Sie? Prof. Dr. Colling: Zu Beginn des Projektes „DC-Statik“ war uns allen klar, dass eine Mammut-Aufgabe vor uns liegt. Mit der Bemessung von Bauteilen und Verbindungen wurde ein erstes Paket geschaffen, mit dem bereits viele Aufgaben der täglichen Bemessungs-Praxis erledigt werden können. Dass das Projekt damit aber nicht abgeschlossen sein konnte, war ebenso klar. Es folgten weitere Module wie das parametrisierte Stabwerk, die Einbindung von Brettsperrholz und von Stahlblechfomteilen, sowie die Gebäudeaussteifung. Aber auch damit lehnen wir uns nicht zurück, sondern packen neue Herausforderungen im Holzbau an und entwickeln DC-Statik stetig weiter. Unser Ansporn ist, dass DC-Statik nicht nur für die Zimmerer, sondern auch für die Ingenieure zur Statik-Software Nummer 1 wird. Dietrich’s: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Prof. Dr. Colling: Ich danke Ihnen. Das Gespräch führten wir im März 2019 „Die Entscheidung für DC-Statik war nur die konsequente Weiterführung des Holzbauweges. Ein Anbieter – zwei Lösungen! Konstruktion und Abbund werden durch die statische Bemessung gestützt. Die Vorteile sehe ich klar in den Möglichkeiten mir Vorlagen zu erstellen, sowie in den exakten Lastweiterleitungen in Folgeträger und Stützen.“ Wolfgang Walter, Holzbau Fichtl GmbH, Windach „Den größten Vorteil der DC-Statik sehen wir für uns in der Schnelligkeit der Berechnungen, die automatische Ermittlung der Wind- und Schneelasten, die Lastübernahmen von anderen Berechnungen die einfache Berechnung von Holzbau-Anschlüssen und die vielen im Programm integrierten Herstellerprodukte.“ Dr. Ing. Andreas Berger, Dr. Ing. Arno Gadner, Meran, Italien „DC-Statik ist ein intuitiv bedienbares Stabwerksprogramm und bietet die Möglichkeit eine saubere, durchgängige Vertikalstatik zu erzeugen. DC-Statik hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und ich freue mich immer wieder, wenn ein Update mit weiteren Neuerungen kommt – weiter so! Die Software ist bei uns nicht mehr weg zu denken.“ Alexander Villinger, Lignotrend Produktions GmbH, Weilheim-Bannholz 19
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