Bote aus der Buckligen Welt Mai 2019 - Nr 204
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Foto: Rehberger<br />
BOTE<br />
<strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />
BUCKLIGEN<br />
ELT<br />
Abschied von Hochegg nach 42 Dienstjahren<br />
Von seinen insgesamt 44 Dienstjahren<br />
in <strong>der</strong> Krankenh<strong>aus</strong>verwaltung<br />
verbrachte Ferdinand<br />
Zecha 42 Jahre am Landesklinikum<br />
Hochegg. Seit 1. <strong>Mai</strong> ist<br />
er in Pension. Wir sprachen mit<br />
ihm über seine Laufbahn und<br />
darüber, was er mit seiner vielen<br />
Freizeit anfangen wird.<br />
<strong>Bote</strong>: Wenn <strong>der</strong> „<strong>Bote</strong>“ erscheint,<br />
sind Sie schon seit<br />
etwa zwei Wochen in Pension.<br />
Was werden Sie denn zu dieser<br />
Zeit machen?<br />
Ferdinand Zecha: Ich hoffe,<br />
dass das Wetter schon so gut<br />
ist, dass ich in den Bergen unterwegs<br />
sein kann. Ich arbeite<br />
aber auch gerne zuh<strong>aus</strong>e, am<br />
H<strong>aus</strong>, ich bastle gerne und arbeite<br />
gerne im Garten, da ist<br />
<strong>der</strong>zeit einiges zu tun. Meine<br />
zweite große Leidenschaft ist<br />
das Motorradfahren. Da stehen<br />
heuer noch zwei bis drei größere<br />
Touren am Programm.<br />
<strong>Bote</strong>: Fürchten Sie sich schon<br />
ein bisschen vor dem berüchtigten<br />
Pensionsschock?<br />
Zecha: Nein, da habe ich<br />
keine Angst. Ich genieße das<br />
Arbeiten zuh<strong>aus</strong>e und die Möglichkeit,<br />
dass ich je nach Wetter<br />
meinen Freizeitaktivitäten<br />
gemeinsam mit meiner Frau<br />
nachgehen kann. Auch, dass<br />
<strong>der</strong> Druck weg ist, darauf freue<br />
ich mich schon. Ich kann die<br />
Dinge dann erledigen, wann<br />
ich möchte. Und ich kann mich<br />
auch einmal eine Stunde auf die<br />
Terrasse setzen und nichts tun.<br />
<strong>Bote</strong>: Jetzt haben<br />
wir mit dem<br />
Ende Ihrer Karriere<br />
begonnen, gehen<br />
wir nun zurück zu<br />
den Anfängen Ihrer<br />
Karriere. Wie sind<br />
Sie zum Kaufmännischen<br />
Direktor am<br />
Landesklinikum Hochegg<br />
geworden?<br />
Zecha: Ich hatte nach<br />
<strong>der</strong> Matura keinen klaren<br />
Berufswunsch. Dann kam<br />
<strong>Bote</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> | <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />
<strong>der</strong> Tipp eines Verwandten:<br />
„Geh zum Land.“ Also habe ich<br />
mich beworben und am 5. <strong>Mai</strong><br />
1975 beim Land NÖ zu arbeiten<br />
begonnen. Damals wurden<br />
gerade Neueinsteiger für die<br />
Verwalter-Laufbahn gesucht,<br />
und ich habe ja gesagt. Zu dieser<br />
Laufbahn gehört, dass man<br />
verschiedene Dienststellen in<br />
Pflegeheimen und Krankenhäusern<br />
im Land durchwan<strong>der</strong>t und<br />
dann eine fixe Stelle als Stellvertreter<br />
annimmt. Nach den Pflegeheimen<br />
in Melk und Wiener<br />
Neustadt war ich zunächst im<br />
Krankenh<strong>aus</strong> in Mödling, und<br />
dann wurde ich zunächst für ein<br />
Jahr nach Hochegg beor<strong>der</strong>t.<br />
Das war damals nicht freiwillig,<br />
doch <strong>aus</strong> dem einen Jahr sind<br />
dann viele geworden. Insgesamt<br />
44 Jahre beim Land und davon<br />
42 Jahre in Hochegg. Davon 36<br />
Jahre als Kaufmännischer Direktor.<br />
<strong>Bote</strong>: Höchst ungewöhnlich,<br />
in einer hohen Managementfunktion<br />
so viele Jahre ununterbrochen<br />
tätig zu sein. Was ist Ihr<br />
Geheimnis?<br />
Zecha: Wenn man Freude bei<br />
<strong>der</strong> Arbeit hat und sieht, dass<br />
man seine Ziele verwirklichen<br />
kann, dann klappt das auch.<br />
Man braucht immer wie<strong>der</strong> seine<br />
Erfolge.<br />
<strong>Bote</strong>: Was waren Ihre beruflichen<br />
Erfolge in dieser Zeit?<br />
Zecha: Eine ganz große Sache<br />
war die Übernahme des H<strong>aus</strong>es<br />
durch das Land am 1.1.1981. Im<br />
Jahr 1983 ist dann ganz plötzlich<br />
mein Vorgänger verstorben,<br />
und so wurde ich zum Direktor<br />
bestellt. Ich war dann bei den<br />
gesamten Planungsgesprächen<br />
für den Neubau des Klinikums<br />
mittendrin, bis 1992 schließlich<br />
<strong>der</strong> Beschluss des Landes zum<br />
Neubau gefasst wurde. 1994<br />
fand dann <strong>der</strong> Spatenstich und<br />
1998 die Eröffnung statt. Das<br />
sind die großen Meilensteine.<br />
Eine weitere große Sache war<br />
für mich die 100-Jahr-Feier im<br />
letzten Jahr.<br />
BOTE<br />
<strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />
BUCKLIGEN<br />
WELT<br />
<strong>Bote</strong>: Sie haben gesagt, Sie<br />
haben sich nicht freiwillig gemeldet,<br />
um in Hochegg zu arbeiten,<br />
son<strong>der</strong>n sind versetzt<br />
worden. Was war dann für Sie<br />
<strong>der</strong> <strong>aus</strong>schlaggebende Punkt,<br />
doch hierbleiben zu wollen?<br />
Zecha: Ich wollte eigentlich<br />
nach einem Jahr wie<strong>der</strong> weg.<br />
Das war aber nicht <strong>der</strong> Fall. Ich<br />
habe mich in den ersten Jahren<br />
um relativ viele Neuerungen<br />
kümmern müssen. Und weil<br />
es eine spannende Aufbauarbeit<br />
war, hat mich das dann<br />
schon sehr gereizt. Und je mehr<br />
ich mich mit den Abläufen des<br />
H<strong>aus</strong>es vertraut gemacht habe,<br />
desto mehr Bindung habe ich<br />
an Hochegg bekommen. Ende<br />
1977 habe ich geheiratet, und<br />
wir hatten mit unseren zwei<br />
Kin<strong>der</strong>n dann in Hochegg auch<br />
eine gute Dienstwohnung, sodass<br />
es für uns gepasst hat. Mir<br />
hat auch das ganze Miteinan<strong>der</strong><br />
unter den Kollegen gut gefallen.<br />
Das entspricht auch meiner Art<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiterführung: <strong>der</strong> persönliche<br />
Kontakt und die gemeinsame<br />
Arbeit. Darum habe<br />
ich später auch Angebote, in<br />
größeren Häusern zu arbeiten,<br />
abgelehnt. Und Hochegg ist mir<br />
ans Herz gewachsen.<br />
<strong>Bote</strong>: Wenn man 44 Jahre in<br />
einem Krankenh<strong>aus</strong> arbeitet, wie<br />
verhält man sich dann selbst als<br />
Patient?<br />
Zecha: Man bekommt natürlich<br />
ganz viel von den inneren<br />
Abläufen in einer Klinik mit und<br />
hat dadurch ein an<strong>der</strong>es Verständnis<br />
für die Arbeit in einem<br />
Krankenh<strong>aus</strong>. Aber falls ich einmal<br />
Patient sein sollte, bin ich<br />
sicherlich kein angenehmer.<br />
Weil ich weiß, was ich will und<br />
wie es gehandhabt werden<br />
sollte. Ärzte sind für mich keine<br />
„Götter in Weiß“, son<strong>der</strong>n Mitarbeiter<br />
wie alle an<strong>der</strong>en auch.<br />
<strong>Bote</strong>: Das Thema Fachkräftemangel<br />
trifft gerade im ländlichen<br />
Raum auch den medizinischen<br />
und pflegerischen<br />
Bereich. Wie sieht die Situation<br />
in Hochegg <strong>aus</strong>?<br />
Zecha: Es wurde in den letzten<br />
Jahren sicherlich schwieriger.<br />
Da hilft uns aber doch<br />
unser guter Ruf. Das Ansehen<br />
des H<strong>aus</strong>es spricht sich im Pflegebereich<br />
und bei den Ärzten<br />
herum, und deshalb sind die<br />
Probleme in Sachen Personalmangel<br />
bei uns nicht so groß.<br />
<strong>Bote</strong>: Sie haben vom guten<br />
Ruf des H<strong>aus</strong>es gesprochen.<br />
Sind Sie da nach 44 Jahren<br />
nicht etwas voreingenommen?<br />
Zecha: Sie müssen sich nur<br />
die Ergebnisse <strong>der</strong> Mitarbeiterund<br />
Patientenbefragungen ansehen.<br />
Da sind wir immer unter<br />
den ersten drei Häusern von<br />
Nie<strong>der</strong>österreich. Unser Vorteil<br />
ist die „Kleinheit“, dass wir gut<br />
miteinan<strong>der</strong> arbeiten, dass es<br />
zwischen den Berufsgruppen<br />
keine starren Grenzen gibt. Die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Befragungen<br />
zeigen, dass sich die Mitarbeiter<br />
hier wohlfühlen, und das wirkt<br />
sich auf die Patienten <strong>aus</strong>.<br />
<strong>Bote</strong>: Ist Ihre Nachfolge bereits<br />
geregelt?<br />
Zecha: Nein, <strong>der</strong>zeit laufen<br />
die Ausschreibungen, und man<br />
wird sehen, wer es letztendlich<br />
wird. Ich werde die Entwicklungen<br />
im H<strong>aus</strong> natürlich auch<br />
weiterhin mit Spannung verfolgen.<br />
Und die Kontakte, die über<br />
die Jahre entstanden sind, die<br />
bleiben ja erhalten. Persönliche<br />
Freundschaften, die entstanden<br />
sind, die bleiben natürlich weiter<br />
bestehen.<br />
<strong>Bote</strong>: Haben Sie an Hochegg<br />
und an Ihr Team noch Abschiedsworte?<br />
Zecha: Ich bin dankbar für<br />
die vielen schönen, wenn auch<br />
manchmal anstrengenden Jahre<br />
in Hochegg. Ich denke, dass<br />
ich einiges zu <strong>der</strong> positiven Entwicklung<br />
des H<strong>aus</strong>es beitragen<br />
konnte, und ich wünsche den<br />
Mitarbeitern alles Gute!<br />
Cornelia Rehberger