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COMEDY<br />

„25 Jahre<br />

ohne Arbeit“<br />

Atze Schröder kommt mit<br />

„Turbo!“ in die ÖVB-Arena<br />

Er ist das Urgestein der deutschen<br />

Comedy-Szene: Atze Schröder. Seit<br />

mehr als 25 Jahren steht der Mann<br />

mit der Lockenpracht, der Sonnenbrille<br />

und dem Ruhrpott-Charme schon auf<br />

der Bühne. Und ans Aufhören denkt er<br />

noch lange nicht, wie der mittlerweile<br />

52-Jährige im Interview verriet.<br />

Sie sind eigentlich studierter Soziologe<br />

und sollen als Tanzlehrer gearbeitet haben<br />

…<br />

Das ist schon mal falsch. Tanzlehrer<br />

stimmt nicht. Ich war mal bei „Was bin<br />

ich“ und dort sollte erraten werden, welchen<br />

bürgerlichen Beruf ich habe. Da ich<br />

aber gar keinen habe, sagte ich damals<br />

einfach, dass ich Tanzlehrer sei. Das<br />

passte ganz gut, weil die Assistenz vor<br />

Ort auch Tanzlehrerin war und wir dann<br />

etwas vortanzen sollten. Zufällig hatten<br />

wir kurz zuvor in meiner WG Boogie<br />

Woogie geübt und es klappte beim Auftritt<br />

alles nahezu perfekt. Seitdem bin<br />

ich Tanzlehrer obwohl ich eigentlich gar<br />

nicht tanzen kann.<br />

Aber Soziologe stimmt?<br />

Anstudiert.<br />

Wie wird man aus einer solchen Sozialisation<br />

heraus dann letztendlich Comedian?<br />

Ich bin ja eigentlich Schlagzeuger und<br />

habe in der Regel, egal in welcher Band<br />

ich gerade spielte, die Ansagen gemacht.<br />

Das fanden die Leute wohl ganz<br />

lustig, denn irgendwann hieß es: „Komm<br />

doch mal ohne Band!“ Also stand ich<br />

plötzlich alleine am Mikrofon, habe eine<br />

Geschichte erzählt und dabei gemerkt,<br />

dass es genau das ist, was ich machen<br />

wollte. Und auf einmal war ich Komiker.<br />

Gehörten Sie schon als Jugendlicher zur<br />

witzigen Fraktion oder ergab sich das<br />

erst später?<br />

Ja, irgendwie habe ich schon zu Schulzeiten<br />

für die Unterhaltung gesorgt. Und<br />

auch mein Vater war so einer, der immer<br />

gut Geschichten erzählen konnte. Fast<br />

so eine Art Familientradition.<br />

Sie sind jetzt ja tatsächlich mittlerweile<br />

seit 25 Jahren im Geschäft …<br />

Oder 25 Jahre ohne Arbeit, könnte man<br />

auch sagen. Tatsächlich ging es 1992<br />

oder 1993 damit los.<br />

Es gibt nicht so viele, die sich so lange<br />

gehalten haben.<br />

Das stimmt, damals entstand vieles aus<br />

der „Samstag-Nacht“-Zeit. Michael<br />

Mittermeier ist noch ein Kind der ersten<br />

Stunde, der immer noch dabei ist. Wenn<br />

der Comedy-Preis verliehen wird, sind<br />

wir beiden auch immer die letzten an<br />

der Theke und machen uns darüber lustig,<br />

dass wir schon mehr gehen als kommen<br />

gesehen haben.<br />

Sie sind eines der Urgesteine in der doch<br />

recht schnelllebigen Zeit der Comedy …<br />

Das kann man mit Fug und Recht so sagen.<br />

Helge Schneider ist natürlich auch<br />

noch da, aber der ist ja eher so ein eigener<br />

Planet.<br />

Anfangs schien der Comedy-Boom keine<br />

Grenzen zu kennen. Von kleinen Clubs<br />

ging es in immer größere und schließlich<br />

in die großen Hallen und einige schafften<br />

es sogar in Stadien. Mittlerweile wird<br />

es eher wieder kleiner. Ist ein Ende des<br />

Booms in Sicht?<br />

Das glaube ich nicht, aber ich habe auch<br />

schon überlegt, in <strong>Bremen</strong> mal wieder<br />

ins Pier 2 oder vielleicht sogar ins Modernes<br />

zu gehen. Dann spielt man eben<br />

mehrere Tage hintereinander. Spaß<br />

macht das schon. Und <strong>besser</strong> ist es auf<br />

jeden Fall, wenn man freiwillig kleiner<br />

wird. (lacht)<br />

Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?<br />

Nicht so direkt. Aber als ich 2003 den<br />

deutschen Fernsehpreis gewonnen<br />

hatte, dachte ich so: Lieber Gott, häng<br />

noch ein Jahr dran, es macht gerade<br />

soviel Spaß. Ich kann aber sonst auch<br />

nix. Also bis 80 geht’s bestimmt noch<br />

weiter.<br />

Fällt Ihnen immer noch was ein?<br />

Das hat vor allem mit Fleiß zu tun. Natürlich<br />

muss man immer graben, um auf<br />

einen Goldbrocken zu stoßen. Aber ich<br />

bin beim Schreiben der Programme ja<br />

auch nicht alleine.<br />

Gucken Sie bei anderen Comedians, was<br />

die so machen?<br />

Nein. Und ich weiß, dass es den anderen<br />

auch so geht. Wirklich, man langweilt<br />

sich zu Tode und denkt: Boah, was ist<br />

das denn für ein Humor. Auch bei Leuten,<br />

mit denen ich privat gut befreundet<br />

bin. Ein ganz lieber Kollege und guter<br />

Freund war letztens mal bei einer Show<br />

von mir. Er meinte dann nur: Sprich mal<br />

ein bisschen schneller, ich will in die<br />

Stadt!“<br />

Worum geht es im aktuellen Programm<br />

„Turbo!“?<br />

Es geht darum, dass mittlerweile alles<br />

Turbo ist. Turbo-Sex, Turbo-Abi, Turbo-Kommunikation.<br />

Wenn man heute<br />

erst am nächsten Tag eine E-Mail beantwortet,<br />

gilt man ja schon als klinisch<br />

tot. Alles immer höher, schneller, weiter.<br />

In dem Programm geht es darum, ruhig<br />

mal wieder ein wenig vom Gas zu gehen.<br />

(MÄR)<br />

Samstag, 3. März, ÖVB-Arena, 20 Uhr<br />

Foto: FR<br />

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