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stadtmagazinbremen02_juni

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Interview<br />

„Wie ein Schlüssel zu<br />

meinen Emotionen“<br />

8<br />

Bärbel Schäfer über<br />

das Bücherschreiben,<br />

Talks am Mittag und<br />

Bremer Emotionen<br />

Zur Person<br />

Bärbel Schäfer wurde am 16.12.1963<br />

in Bremen geboren. Sie ist verheiratet,<br />

hat zwei Söhne und lebt in Frankfurt<br />

am Main.<br />

Sie war die wohl bekannteste<br />

Mittags-Talkerin der Republik:<br />

Bärbel Schäfer brachte es mit<br />

der nach ihr benannten Show<br />

auf stolze 1500 Sendungen.<br />

Heute ist die gebürtige Bremerin eher<br />

selten im TV zu sehen. Dafür schreibt<br />

sie Bücher und moderiert im Radio. Im<br />

Interview spricht die 52-Jährige über ihr<br />

aktuelles Buch „Ist da oben jemand“,<br />

das sich mit dem Tod ihres geliebten<br />

Bruders befasst, ihre ehemalige Talkshow<br />

sowie ihren noch vorhandenen<br />

Bezug zu ihrer Geburtsstadt.<br />

Wie geht es Ihnen zurzeit?<br />

Gut, danke der Nachfrage.<br />

Wenn man ihr im April erschienenes<br />

Buch „Ist da oben jemand“ liest, bekommt<br />

man das Bild einer sehr ernsten<br />

und nachdenklichen Frau …<br />

Es gibt viele Bilder und Facetten. Einige<br />

sind privat, andere hängen mit Formaten<br />

von mir, die man moderiert oder<br />

Büchern, die man schreibt, zusammen.<br />

Ich habe natürlich viele Unterhaltungssendungen<br />

moderiert und auch Unterhaltungsromane<br />

geschrieben, aber es<br />

gibt im Leben auch andere Seiten. Und<br />

die werden in diesem Buch gezeigt. Der<br />

Anlass dafür war der Unfalltod meines<br />

Bruders sowie der Abschied von meinem<br />

Vater.<br />

Sie sagten einmal, wie schwer es Ihnen<br />

gefallen sei, Ihrer Mutter von dem Unfalltod<br />

zu berichten. Wie war es für Sie,<br />

dieses Buch zu schreiben?<br />

Das Schreiben war das Fenster, das<br />

sich zu meiner Trauer wieder geöffnet<br />

hat. Ich befand mich unmittelbar nach<br />

dem Tod meines Bruders in einer Art<br />

Schockstarre. Das Schreiben war wie<br />

ein Schlüssel zu meinen Emotionen. Ich<br />

glaube, wenn ich das Buch nicht geschrieben<br />

hätte, wäre ich irgendwann<br />

implodiert.<br />

Sie lassen den Leser in Ihrem Buch sehr<br />

nah an sich heran, geben sehr viel Persönliches<br />

von sich frei …<br />

Es ist sicherlich mein persönlichstes<br />

Buch. Aber wann, wenn nicht verbunden<br />

mit dem Tod eines nahestehenden<br />

Menschen, soll man denn sonst persönlich<br />

werden? In meinen Moderationen,<br />

in Film und Fernsehsendungen bin ich<br />

in der Regel die Fragende. In dieser Situation<br />

aber wollte ich erzählen, was es<br />

mit einem macht, wenn man durch dieses<br />

Land stolpert und aus der Bahn gefallen<br />

ist.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Viele gehen dem normalen Leben weiter<br />

nach, obwohl sie gerade einen Menschen<br />

verloren haben. Sie funktionieren<br />

einfach. Das ganz normale Leben geht<br />

weiter, gerade wenn man eine Familie<br />

hat. Ich wollte zeigen, dass eine solche<br />

Tragödie Spuren hinterlässt. Man versucht<br />

aber natürlich trotzdem, alles zu<br />

schaffen – was einem mal besser und an<br />

anderen Tagen dann wieder gar nicht<br />

gelingt.<br />

Würden Sie über sich selbst sagen, dass<br />

sich der Mensch Bärbel Schäfer nach<br />

dem Tod Ihres Bruders verändert hat?<br />

Ganz eindeutig. Es gibt eine Zeit vorher,<br />

mit meinem Bruder und es gibt die Zeit<br />

danach. Ich bin jetzt keine Schwester<br />

mehr und habe keinen Bruder mehr.<br />

Es gibt nur noch den Blick zurück und<br />

keinen gemeinsamen Blick nach vorne.<br />

Seine Nähe wird mir für den Rest meines<br />

Lebens fehlen. Das verändert einen<br />

Menschen schon sehr.<br />

Sie sprachen eben vom Blick zurück. Sie<br />

sind in Bremen aufgewachsen, haben<br />

hier Abitur gemacht. Woran erinnern Sie<br />

sich noch besonders gern?<br />

Wir haben im Steintor gewohnt und sind<br />

natürlich viel um die Häuser gezogen.<br />

Römer, Airport, Lila Eule oder das Ambiente<br />

am Osterdeich waren unsere Anlaufstellen.<br />

Die Emotionen, die im Buch<br />

eine Rolle spielen, haben sehr viel mit<br />

Bremen zu tun.<br />

Sie haben während Ihrer Schulzeit im<br />

Rahmen eines Schüleraustauschs ein

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