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HEIMATLIEBE-KILEFI Augabe 1/2019 - Frühjahr 2019

Die Ausgabe für die Region Kirchhundem - Lennestadt - Finnentrop | Heimatliebe – Dein Magazin, Deine Region, Deine Geschichten.

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Kirchhundem .Lennestadt .Finnentrop<br />

Kreative Motorräder …<br />

…aus ausgeflippter Werkstatt<br />

Sauerlandkaserne<br />

Um zu verstehen, muss man in der Zeit zurückgehen<br />

Kreativmarkt<br />

vomReitverein Schwartmecke <strong>2019</strong>


Hier ist<br />

zuhause.<br />

Heimat ist dort, wo man<br />

gut beraten ist.<br />

sparkasse-alk.de


April <strong>2019</strong><br />

5 Editorial<br />

6 Lebendige Stille<br />

Seelenorte im Sauerland<br />

8 Kreative Motorräder<br />

aus ausgeflippter Werkstatt<br />

18 Rathaus Kirchhundem<br />

ein Ort der Begegnung<br />

20 Etwas, das bleibt<br />

Miniatur der Skulptur<br />

22 Kultur- und Heimatliebe<br />

gefördert von der Stiftung A-L-K<br />

24 Veranstaltungen im Zeichen<br />

des 50. Geburtsjahres<br />

50 Jahre Lennestadt<br />

27 Das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

weiter stärken<br />

30 Sauerland in der Flasche<br />

„Tom's Fin Gin 44“<br />

38 Henrichs Christoph sien Hius<br />

Heimelige Herberge im Fachwerkhaus<br />

42 Musikalische Inspiration<br />

Singer-Songwriter aus Halberbracht<br />

45 Wie echte Sauerländer!<br />

Fleischfressende Pflanzen<br />

48 Anziehend, modern, …<br />

Der Lennestädter Kleiderladen<br />

50 1000 Jahre:<br />

Kirchveischede feiert sich<br />

52 740 Jahre Melbecke<br />

Schnadegang<br />

54 Faszinierende Natur und historische Orte<br />

Stadtwald Grevenbrück – ein Erlebnis<br />

58 Frau Hamm, was liest der Frühling?<br />

Zu Gast in der Buchhandlung<br />

60 Kreativmarkt<br />

vom Reitverein Schwartmecke <strong>2019</strong><br />

64 Die Geschichte der Sauerlandkaserne<br />

Um zu verstehen, muss man in der Zeit zurückgehen<br />

74 Mit geschärftem Blick und Geduld<br />

durch die Natur<br />

Reinhard Hachen hält faszinierende Motive fest<br />

76 Gute Kleidung für wenig Geld<br />

Regina Hollweg, Ilse Wörsdorfer und ihr Engagement<br />

78 Zur Therapie bei Freund(t)en<br />

Katharina Freundt und ihr Co-Therapeut Balduin<br />

82 Wenn Helfen und Hilfe zur Selbsthilfe<br />

zur Sucht werden<br />

Sebastian Heinze und sein Engagement<br />

84 Immer in Bewegung<br />

Mit über 80 Jahren immer noch engagiert<br />

86 Hinter den Kulissen der Gottesdienste<br />

Magret Kramer<br />

88 Über den Tellerrand geblickt<br />

Spinatmalfatti à la Kurt Hammerschmidt<br />

90 Impressum<br />

3


Farbenfroh<br />

Es wird so zart mit dem Licht und gelb und so,<br />

und das Gras riecht wie grün.<br />

Gras riecht immer wie grün,<br />

wie Hoffnung eben, und das macht froh.<br />

M. B. Hermann<br />

4


Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wir haben uns sehr darüber gefreut, dass die erste Ausgabe des<br />

neuen Magazins <strong>HEIMATLIEBE</strong> für die Kommunen<br />

Kirchhundem, Lennestadt und Finnentrop, die im Herbst<br />

2018 verteilt wurde, bei Ihnen so gut angekommen ist und<br />

freuen uns, Ihnen heute die zweite Ausgabe der HEIMAT-<br />

LIEBE vorlegen zu können.<br />

Die Vorländer Mediengruppe bringt als Traditionsverlag vor<br />

Ort die Verbundenheit zu den Menschen und den Unternehmen<br />

in zahlreichen Print- und Online-Produkten zum Ausdruck.<br />

Mit <strong>HEIMATLIEBE</strong> haben wir unsere Palette in<br />

dieser guten Tradition ergänzen können. Das ansprechend<br />

gestaltete Magazin erscheint dreimal im Jahr und wird über<br />

zahlreiche Verteilstellen kostenlos abgegeben.<br />

Auch dieses Mal ist die <strong>HEIMATLIEBE</strong> wieder voller<br />

spannender Reportagen aus der Region. Unser Autoren-<br />

Team lebt und arbeitet hier und hat für diese Ausgabe<br />

erneut Menschen aus Kirchhundem, Lennestadt und<br />

Finnentrop getroffen und Orte besucht, die außergewöhnlich<br />

sind. Unsere Fotografen verstehen es, lebendige, ausdrucksstarke<br />

Bilder zu machen, die das geschriebene Wort<br />

unterstreichen.<br />

Wir wünschen Ihnen auch an dem vorliegenden zweiten<br />

Magazin der <strong>HEIMATLIEBE</strong> für die Kommunen Kirchhundem,<br />

Lennestadt und Finnentrop viel Freude,<br />

Ihre Verlagsleitung<br />

5


Seelenorte im Sauerland<br />

Es ist Morgen, kurz nach<br />

zehn Uhr, als ich mit zwei<br />

Begleitern durch den Stadtwald<br />

Grevenbrück gehe. Die<br />

beiden gehen hier regelmäßig<br />

mit ihren Hunden spazieren<br />

und wollen mir zeigen, warum<br />

sie diesen Wald so besonders<br />

finden. Es regnet leicht,<br />

ist noch leicht neblig und<br />

auch die Temperaturen lassen<br />

zu wünschen übrig. Plötzlich,<br />

hinter einer leichten Wegbiegung,<br />

verändert sich das Gelände<br />

und gibt den Blick auf<br />

eine Schlucht frei. Der Weg<br />

wird breiter, das Gelände an<br />

den Seiten höher. Weiter hinten<br />

kann man schroffe Felswände<br />

erkennen.<br />

Foto: Naturpark Sauerland<br />

Rothaargebirge e.V., Kerstin Berens.<br />

Meine Begleiter sind schon weiter voraus.<br />

Sie kennen sich hier aus. Ich aber<br />

muss erst einmal stehen bleiben. Etwas<br />

hält mich hier an, ich muss die Atmosphäre<br />

wirken lassen, die mich<br />

empfängt. Schroffe moosbedeckte Felswände,<br />

bedeckt mit meterlangen Ranken,<br />

eine beruhigendeStille – undüber<br />

allemliegt eine leichteNebeldecke. Die<br />

Atmosphäre des Ortes hält mich an.<br />

Ichmöchtemichnäher umschauen ehe<br />

ich weitergehe und nach Fotomotiven<br />

suche. Dann gehe ich vorsichtig weiter<br />

über den weichen, dicht mit nassen<br />

Blättern bedeckten Waldboden. Meine<br />

Sinne sind geschärfter als sonst, die<br />

Felswände scheinen unendlich hoch<br />

und als einer meiner Begleiter scherzhaft<br />

sagt: „Pass auf, dass du nicht im<br />

Moor versinkst, sonst müssen wir dich<br />

da noch wieder herausziehen“, kann<br />

ich fast glauben, dass eshier derartige<br />

Untiefen und Abgründe geben könnte.<br />

Die Atmosphäre in der Schlucht facht<br />

die Fantasie an. Trotzdem wirkt sie<br />

beruhigend und lässt den Atem tiefer<br />

gehen. Man möchte noch länger hier<br />

verweilen. Aber ein Hinweis auf eine<br />

moosbedeckte Tafel holt einen wieder<br />

in dieRealität: „Horst Wilcke 29.8.1926“<br />

ist darauf zu lesen. Sie erinnert<br />

an einen Jungen, der hier durch einen<br />

Sturzvon der Felswand gestorbenist.<br />

„Der Steinbruch im Grevenbrücker<br />

Stadtwald ist ein Seelenort“, sagt Susanne<br />

Falk, als ich sie am Nachmittag zu<br />

Hause besuche, ummit ihr über ein<br />

neuesProjekt zu sprechen,überdas ich<br />

berichten möchte. Das neue Thema ist<br />

„Sauerland-Seelenorte“. Und, dass ich<br />

gerade am Morgen einen dieser Orte<br />

selbst erfahren konnte,das seibestimmt<br />

kein Zufall gewesen.<br />

„Sauerland-Seelenorte –das sind Orte,<br />

die uns die Menschen aus der Region<br />

gezeigthaben,weilsie fürsie eine besondereBedeutunghaben.<br />

Nichtnur heute,<br />

sondernvielfachauchschon zu früheren<br />

Zeiten“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin,<br />

die das Projekt imAuftrag der<br />

Sauerland-Wanderdörfer und der Sauerländer<br />

Wandergasthöfe begleitet. „Das<br />

sind Felsen und Steinbrüche, Kirchen<br />

undBergkuppen,mächtige Bäumeund<br />

unterirdische Grotten.43Orte über das<br />

gesamteSauerland verteilt.Sie berühren<br />

6


die Menschen emotional, geistig und<br />

spirituell. Sie rufen starke Resonanzen<br />

hervor. Essind Orte, zu denen Menschen<br />

wandern können und wo sie<br />

abschalten können. Zu sich kommen.<br />

Die Ruhe genießen. Inspiriert werden.<br />

Neue Einsichten gewinnen. Auch wenn<br />

jeder Seelenort seine eigene Geschichte<br />

erzählt, gibt es eine Qualität,die alle verbindet:Lebendige<br />

Stille!“<br />

43 dieser Orte haben die Projektentwickler<br />

mit den Menschen, für die sie<br />

eine besondere Bedeutung haben,<br />

besucht. Die Orte zeigen den besonderen<br />

kulturellen und natürlichen Reichtum<br />

des Sauerlandes, aber auch die<br />

große Offenheit der Menschen für<br />

ganz unterschiedliche Zugänge und<br />

Möglichkeiten desErlebens.<br />

Jeder der 43 Orte inspiriert auf seine<br />

ganz eigene Weise„Etwasberührt uns<br />

und wir gehen damit in Resonanz,<br />

antworten darauf mit Gefühlen und<br />

Gedanken,“ schreibt Michael Gleich,<br />

ein weitgereister Journalist und gebürtiger<br />

Sauerländer aus Oberhundem,<br />

der heimkam, umseine Heimat neu<br />

zu erleben. Er erwanderte alle Orte<br />

selbst und beschreibt diese Erfahrungen<br />

in einem projektbegleitenden<br />

Magazin, das nun inallen Gästeinformationen<br />

ausliegt. ImKreis Olpe gibt<br />

es sieben solcher Seelenorte. Dazu<br />

zählen, neben dem Steinbruch inGrevenbrück<br />

die Kirche St. Dionysius in<br />

Rahrbach, der Wallfahrtsort Kohlhagen,<br />

dieLausebucheinOberelspe,das<br />

Schwarzbachtal bei Haus Schwarz in<br />

Heinsberg, der Steinbruch am „Schinkenkeller“<br />

in Silberg und der Rinsleyfelsen<br />

in Saalhausen.<br />

Die Geschichten, die Michael Gleich<br />

dazu geschrieben hat, erscheinen Ende<br />

August zusammen mit Wander- und<br />

Einkehrtipps in einem Extraheft. „Die<br />

Sauerland-Wanderdörfer, zu denen<br />

auch Kirchhundem und Lennestadt<br />

gehören, sind die 1. Qualitätsregion<br />

Wanderbares Deutschland und verfügen<br />

über eine hervorragende gute Wanderinfrastrukturmiteinemdurchgängig<br />

markierten Wanderwegenetz, vielen<br />

Wanderwegen und kompetenten Gastgebern“,<br />

so Susanne Falk. „Nun erschließen<br />

sie mit den Sauerland-<br />

Seelenorten eine weitere Dimensiondes<br />

Wanderns fürihreGäste.EssindOasen<br />

lebendiger Stille, die die Wanderer entlang<br />

bekannter Routen und versteckter<br />

Pfadeentdecken können.<br />

www.sauerland-seelenorte.de<br />

von Marita Sapp [Text und Fotos]<br />

Die Experten fürdie Sauerland-Seelenorte<br />

sind dieMenschenvor Ort, hier beim<br />

Auftakt-Workshop aufdem Kohlhagen, zu<br />

demdie Touristische Arbeitsgemeinschaft<br />

Lennestadt-Kirchhundemeingeladen hatte.<br />

Foto: Sauerland-Wanderdörfer,AntoniaKrihl<br />

Sauerland-Wanderdörfer<br />

c/oSauerland-Tourismus e.V.<br />

Johannes-Hummel-Weg 1<br />

57392 Schmallenberg<br />

www.sauerland-wanderdoerfer.de<br />

info@sauerland.com<br />

Telefon: 02974/202190<br />

7


Anzeige<br />

Kreative<br />

Motorräder<br />

ausgeflippter<br />

Werkstatt<br />

Der Sauerländer<br />

Jürgen Hellekes mischt<br />

mit hippen Bikes die<br />

hessische Bikerwelt auf<br />

und lässt mit seiner<br />

einzigartigen Motorradwerkstatt<br />

Individualisten<br />

Herzen höherschlagen.<br />

8


Wie soziemlich<br />

jeder hatte ich<br />

Ideen und Träume<br />

Jürgen Hellekes, 33 Jahre,<br />

steuert sein Motorrad ruhig<br />

und sicher durch die kurvigen<br />

Straßen der B55, kurz<br />

vor Olpe. Es ist eine sternklare<br />

Nacht imSommer 2001. Der<br />

leidenschaftliche Motorradfahrer<br />

liebtseinHobby.Die Geschwindigkeit,<br />

eine starke Maschine,<br />

draußen sein, einfach losfahren.<br />

Beim Motorradfahren kommt<br />

es nicht darauf an, ein Ziel zu<br />

erreichen, anzukommen. Der<br />

Weg ist das Ziel. Und in dieser<br />

Nacht vor 18 Jahren sollte<br />

sein Lebensweg eine neue<br />

Wendung bekommen – Fahrt<br />

aufnehmen inRichtung seines<br />

Lebenstraumes. Dass ein Wildschwein<br />

ihm dabei behilflich<br />

sein würde, hätte er wohl nie<br />

geahnt.<br />

Doch von vorn: Der gebürtige Bonzeler<br />

hatte beruflich schon einiges ausprobiert.<br />

Zunächst habe ich eine<br />

Fleischerausbildung gemacht, eine<br />

Kochlehre angeschlossen und damit<br />

einige Jahre inder Gastronomie gearbeitet,<br />

erinnert sich der heutige Riedstädter.<br />

Doch das war nicht das<br />

Richtige fürmich. Also habe ichnoch<br />

eine Ausbildung zum technischen<br />

Zeichner absolviert und sieben Jahre<br />

im Büro gearbeitet.<br />

Bis zujener Nacht imSommer 2001,<br />

als ermit seinem Motorrad auf der<br />

B55 unterwegs war und ein Wildschwein<br />

seinen Weg kreuzte. „Ich<br />

musste ausweichen, stürzte und zog<br />

mir zum Teil schwere Prellungen und<br />

Schürfwunden zu. Das hat etwas mit<br />

mir gemacht und mich dazu gebracht,<br />

mein Leben auf den Prüfstand zu<br />

stellen. Wiesoziemlichjeder hatteich<br />

Ideen und Träume, man könnte ja,<br />

dachte ich sooft. Und dann wurde<br />

mir bewusst, dass ich der Einzige bin,<br />

der mein Lebenändernkann, wenn es<br />

mir nicht gefällt. Das tat er dann,<br />

kündigte und machte sein Hobby<br />

zum Beruf.<br />

9


„Meine Motorradleidenschaft begleitet<br />

mich schon mein ganzes Leben. Als<br />

Kind habe ich auf dem Sperrmüll<br />

Fahrräder gesammelt und herumgebastelt.<br />

Und aus Fahrrädern wurden<br />

Mopeds und später dann die Motorräder,<br />

erinnert sich der Unternehmer an<br />

die Anfänge seiner Berufung.<br />

Räder, extravagante Felgen, ausgefallene<br />

Scheinwerfer. Die Kreativität<br />

ist mein Motor. Ich liebe es, individuelle<br />

Ideen handwerklich umzusetzen,<br />

Neues zuerschaffen und zu designen,<br />

so der Motorradkünstler.<br />

Doch auch wenn Jürgen mittlerweile<br />

in SüdhessenzuHause ist, ziehtesihn<br />

regelmäßig inseine alte sauerländische<br />

Heimat zu Familie und Freunden.<br />

Hier kannman hervorragendeTouren<br />

mit dem Motorrad unternehmen.<br />

Seine Frau Monika, selbstständige<br />

Tätowiererin, inspirierte den heute<br />

51-Jährigen zusätzlich, sein eigenes<br />

Unternehmen zu gründen. Gemeinsam<br />

überlegten sie aneinem Firmennamen<br />

mit Wiedererkennungswert<br />

unter dem sie beide arbeiten wollten.<br />

Freaky,also‚ausgeflippt‘ passte zuuns,<br />

mit ‚-ie‘ am Ende geschrieben, anders<br />

als normal eben, lacht Jürgen. So<br />

eröffneten sievor nunmehrals 15 Jahren<br />

freakie motorcycles und „freakie<br />

tattoos“ in Riedstadt imRhein-Main-<br />

Gebiet, der Heimat von Monika.<br />

„Zu mir kommen Kunden, die ihr<br />

Bike nach ihreneigenenVorstellungen<br />

umbauenwollen. Jedesvon mirumgebaute<br />

Motorrad ist nicht nur ein absoluter<br />

Hingucker, sondern auch ein<br />

Unikat.“ Schaut man sich Jürgens<br />

Arbeiten an, glaubt man das sofort.<br />

Besondere Maschinen, die man im<br />

Sauerland nicht so oft zu sehen<br />

bekommt: Knallige Farben, breite<br />

Ichliebees, an den<br />

Seen entlangzufahren:<br />

Möhne-, Sorpe-, Biggesee oder durch<br />

das Repetal nach Elspe, Oedingen,<br />

Grevenbrückund Meschede.Herrlich,<br />

schwärmt er vomLandder 1000 Berge.<br />

Der Weg ist das Ziel! Und wenn man<br />

seinen Weg mit solch außergewöhnlichen<br />

Fortbewegungsmitteln zurücklegt,<br />

kann man sich als Biker kaum<br />

mehr wünschen, oder?<br />

Ich wünsche mir, dass alles sobleibt<br />

wie es ist. Man muss den schönen<br />

Moment erkennen und genießen.<br />

Wenn ich einen Kunden glücklich<br />

gemacht habe und er mit seinem neuen<br />

Motorrad und einem Lächeln meine<br />

Werkstatt verlässt, habe ich alles<br />

richtig gemacht.<br />

Selten habenWildschweinbegegnungen<br />

wohl solche glücklichenKonsequenzen.<br />

von Gabi Selbach [Text und Fotos]<br />

10


Ich liebe es,<br />

an den Seen<br />

entlangzufahren<br />

11


UMME ECKE<br />

Landschafts- undWassererlebnisse<br />

mit allen Sinnen


TalVITAL in Saalhausen hat vielzubieten–fürjedes Alter<br />

Fotos: Tourist-Info in Saalhausen<br />

Es duftet nach Thymian, Salbei,<br />

Lavendel, Oregano. Wasser<br />

plätschert, Vögel zwitschern,<br />

Enten schnattern. Kieselsteine knirschen<br />

unter den Füßen. Bänke zum<br />

Sitzen oder Liegen laden zum Innehalten,<br />

Lauschen, Durchatmen<br />

und Beobachten ein. Der Ausblick<br />

auf Wasser, indie Wälder und aufdie<br />

schmucken Fachwerkhäuser sind<br />

Urlaub für die Augen. Es muss nicht<br />

immer eine weite Reise sein. Manchmal<br />

stellt sich schon mit einem Ausflug<br />

indie Natur schnelle Erholung<br />

vomAlltag ein. Im LuftkurortLennestadt-Saalhausen,<br />

direkt an der<br />

Grenze zwischen dem Hochsauerlandkreis<br />

und dem Kreis Olpe, ist in<br />

den letztenJahren der Bewegungspark<br />

TalVITAL entstanden. Ein Angebot,<br />

das im Sauerland seinesgleichen<br />

sucht. Besucher jeden Alters finden<br />

dort Landschafts- und Wassererlebnisse<br />

direkt an der Lenne –das<br />

ganzeJahr über.<br />

Der frühere Kurpark hat sich in den<br />

letzten Jahren mit viel Liebe zum Detail<br />

zu einem modernen Anziehungspunkt<br />

für Erlebnis- und Erholungssuchende<br />

gemausert. „Ob mit einer<br />

Picknickdecke auf den weitläufigen<br />

Rasenflächen, auf denWaldsofas oder<br />

in den gemütlichen, orangenen Hängematten<br />

-direkt an der Lenne kann<br />

man wunderbar die Seele baumeln<br />

lassen“, schwärmtTourismuschef Clemens<br />

Lüdtke. Eine Meditationsmulde<br />

rundet das Entspannungsprogramm<br />

perfekt ab und bietet die nötige Ruhe<br />

fürrelaxende Besucher.Auch den Gesundheitsaspekt<br />

hatten die Macher<br />

von TalVITAL im Hinterkopf. Die<br />

klassischen Kneipp- und Kuranlagen<br />

mit Armbecken wurden modernisiert<br />

und durch einen Barfußpfad ergänzt.<br />

Wer an einem warmen Sommertag<br />

Arme und Füße ins kühle Lennewasser<br />

taucht, kann auf das angenehme<br />

Prickeln warten, wenn die Durchblutung<br />

wieder in Schwung kommt.<br />

Um zu ahnen, dass das eine gesundheitsfördernde<br />

Wirkung hat, muss<br />

man nichts von Sebastian Kneipp<br />

gehört haben.<br />

Kleine Besucher werden magisch vom<br />

Wasser angezogen. Sie können sich<br />

im TalVITAL richtig austoben. Zwei<br />

Spielplätze mit Holz-Klettergerüst<br />

in Form eines Bootshauses, riesiger<br />

Waldschaukel und Wasseraction lassen<br />

keineLangeweile aufkommen. Im<br />

Bike-O-Drom,einem Bikepark an der<br />

Lenne, können Groß und Klein ihre<br />

Runden drehen. Ein Fußball- und<br />

Tennisplatz sowie die Möglichkeit,<br />

Drachen zu fliegen runden das sportliche<br />

Angebot ab.<br />

Verschlungene Wege des<br />

Wassers verfolgen<br />

Das Highlight für kleine Wasserratten<br />

ist sicher das Wasserlabyrinth.<br />

Dieverschlungenen Wege des Wassers<br />

können genauestens verfolgt werden.<br />

VomWaldsofa aus haben Eltern oder<br />

Großeltern die Kinder imBlick. „Wir<br />

haben bewusst für viele verschiedene<br />

Sitzmöglichkeiten gesorgt. Abseits<br />

der Straße gibt es keinen störenden<br />

Verkehrslärm, dafür hört man umso<br />

mehr das Rauschen der Lenne und<br />

des Windes in den Bäumen zusammen<br />

mit den Tieren“, beschreibt<br />

Clemens Lüdtke weiter. „Saalhausen<br />

gehört mit den Ortsteilen Gleierbrück<br />

und Störmecke zu einem der<br />

schönsten und waldreichsten Orte im<br />

Sauerland. Hier kann man noch tief<br />

durchatmen“.<br />

Schwimmen im Naturbad<br />

ohne Chlorund Chemie<br />

An warmen Sommertagen sollten die<br />

Besucher die Badesachen nicht vergessen,<br />

denn dann bietet sich der chlorund<br />

chemiefreie Badespaß im Naturerlebnisbad<br />

Saalhausen an. 18 bis 20<br />

Grad warm ist das Wasser. Ein kiesartiger<br />

Sandboden ist ganz angenehm<br />

unter den Füßen und vom Sprungfelsen<br />

aus kann man wunderbar ins<br />

Wasser springen. Wernach oder um<br />

Saalhausen wandern möchte, der findet<br />

neben dem Premiumwanderweg<br />

Rothaarsteig etliche gut gekennzeichnete<br />

Wanderwege durch den Naturpark<br />

Sauerland Rothaargebirge.<br />

Auch im Winter hat das TalVITAL<br />

seinen Reiz. DerParkist noch ruhiger<br />

als im Sommer. Bei ausreichendem<br />

Naturschnee wird eine Loipe gespurt<br />

und ein Skilift betrieben. Die Kinder<br />

können sich im Schnee austoben,<br />

Schneemänner bauen. Sind alle müde<br />

und hungrig, gibt es Abhilfe. „Unsere<br />

Besucher können sich vom großen<br />

gastronomischen Angebot Saalhausens<br />

verwöhnen lassen. Cafés und<br />

auch die Hotels haben Kuchen, Waffeln<br />

und kleine Gerichte auf der Karte.<br />

Es wird sicher jeder fündig. Wer<br />

sich selbst was zu essen mitbringt,<br />

kann die Rast- und Vesperplätze an<br />

der Lenne nutzen“, so Lüdtke.<br />

Event „Stark im Park“ –<br />

ImmerAnfang August<br />

DieRuhe wirdaneinem Wochenende<br />

im Jahr gestört und das ist gewünscht<br />

und gut so.ImmerAnfang August gibt<br />

es die Veranstaltung „Stark imPark“.<br />

Musik von DJund Band sorgen bei<br />

netten Cocktails für gute Stimmung.<br />

Mit Hüpfburg und Schminken wird<br />

auch an die Kleinen gedacht. Diesind<br />

aber ja sowieso gut aufgehoben im<br />

TalVITAL. Das große Feuerwerk mit<br />

Wasserspielen der Feuerwehr ist das<br />

Highlight vor der tollen sauerländer<br />

Kulisse. Der Duft von Thymian und<br />

Salbei ist an diesem Abend inklusive.<br />

13


Anzeige<br />

Drei neue Ausstellungen nehmen die Besucher<br />

mit auf eine Reise ins Universum<br />

Meggen. 50 Jahre Mondlandung,<br />

das Abenteuer<br />

geht weiter. Unter diesem<br />

Motto stehen die drei Hauptausstellungen<br />

im Galileo-Park<br />

in den Sauerland Pyramiden.<br />

Alle Ausstellungen sind aus erster<br />

Hand. Sie wurden vom Galileo-Park<br />

in Kooperation mit dem Kurator<br />

Manfred Liedtke zusammengestellt.<br />

Nach der Saison im Sauerland werden<br />

sie in anderen Städten zu sehen<br />

sein. Nachdem bereits einige Ausstellungen<br />

der vergangenen Jahre<br />

unter anderem in Innsbruck, Heidelberg<br />

und Dillenburg sehr erfolgreich<br />

waren, gibt es auch in diesem<br />

Jahr schon Anfragen.<br />

Aber, erst einmal können die Besucher<br />

im Galileo-Park einen Ausflug in ferne<br />

Galaxien starten und sich von phantastischen<br />

Phänomenen faszinieren lassen.<br />

Wenn Manfred Liedtke mit seinem<br />

umfangreichen Wissen die Ausstellungen<br />

erklärt, springt der Funke gleich<br />

über. Seine große Begeisterung für das<br />

Weltall spiegelt sich im Aufbau und in<br />

den Exponaten wider. Viele Stationen<br />

sind interaktiv angelegt. Durch<br />

modernste Technik können die Besucher<br />

ihre ganz eigenen Erfahrungen in<br />

den Sphären des Weltalls erleben.<br />

Wochenlang haben Liedtke und sein<br />

Team die Pyramiden, die an sich schon<br />

einen Besuch wert sind, umgestaltet.<br />

Filme sowie Licht- und Toneffekte<br />

unterstützen das einzigartige Erlebnis.<br />

Spuren auf dem Mond. 50 Jahre Mondlandung<br />

– Das Abenteuer geht weiter<br />

In dieser Ausstellung können die Besucher<br />

ein kleinwenig nachempfinden,<br />

wie sich die Pioniere der Raumfahrt<br />

beim Start der gewaltigen Raketen<br />

gefühlt haben müssen. 50 Jahre nach<br />

dem großen Abenteuer der ersten<br />

Mondlandung durch Astronauten<br />

können die Besucher jetzt völlig ungefährlich<br />

diese Reise selbst beginnen.<br />

Der Simulator macht`s möglich.<br />

In einem Nachbau des Kommando-<br />

Moduls der Saturn V der Apollo-<br />

11-Mission kann jeder den Start<br />

nachempfinden. Alle 30 Minuten<br />

wird eine Station weiter ein Raketenstart<br />

mit einer Lautstärke von 130<br />

Dezibel simuliert – für empfindliche<br />

Ohren gibt’s Gehörschutz.<br />

Den Mond von der Rückseite sehen,<br />

auch das ist im Galileo-Park möglich.<br />

Da gibt es einiges zu entdecken. Ein<br />

Highlight für alle Altersklassen: das<br />

Mondauto, eine Nachbildung des<br />

Fahrzeugs, mit dem Wissenschaftler<br />

sich bei ihren Missionen auf dem<br />

Mond bewegen. Reinsetzen, anschnallen<br />

und die Brille auf – virtuelle Realität<br />

macht´s möglich, über die<br />

Mondoberfläche und ihre Krater zu<br />

fahren. Wann ist eigentlich der günstigste<br />

Zeitpunkt für eine Marsmission?<br />

Mit Hilfe zweier kleiner Lokomotiven,<br />

die auf Schienen ihre Runden<br />

drehen, wird dies sehr anschaulich<br />

dargestellt.<br />

„Werden Sie selbst zum<br />

SETI-Forscher“<br />

fordert Manfred Liedtke auf, „entschlüsseln<br />

Sie in einer unüberschaubaren<br />

Datenflut unsere Botschaft aus dem<br />

All. Es gibt auch etwas zu gewinnen.“<br />

14


Anzeige<br />

Hauptveranstaltungen im GALILEO-PARK<br />

30. April: Walpurgisnacht<br />

mit Anita Jung<br />

19. Mai: Internationaler Museumstag<br />

Lebensjahr, natürlich<br />

auch im GALILEO-PARK<br />

5. Juli: Sonnenfestemit<br />

AnitaJung<br />

7. Juli: Galileo-Markt<br />

19.–26. Juli: Space Week<br />

25. August: Familientag<br />

8. September: Geschichte &<br />

Geschichten mit Anita Jung<br />

12. Oktober: Auf der Suche<br />

nach Mokélé Mbembé<br />

Kryptozoologie Kongress<br />

23. November: Kongress-<br />

Pioniere der Meere<br />

weitere spannende Events finden Sie auf der Website.<br />

www.galileo-park.de<br />

Wasessonst noch<br />

zu entdeckengibt<br />

COATIWORLD Die Maskottchen<br />

des GALILEO-PARKs sind die<br />

Nasenbären (Coatis). Die putzigen<br />

und tagaktiven Kleinbären stammen<br />

ursprünglich aus Lateinamerika, wo<br />

man ihnen bei jedem Besuch der<br />

Maya-Pyramiden begegnet.<br />

KATTAS Seit 2016 wohnen sieben Kattas<br />

imGALILEO-PARK. Die niedlichen<br />

Halbaffen, bekannt aus dem<br />

Kinohit „Madagaskar“ sind die einzigen<br />

tagaktiven Lemuren und können in<br />

einemschönen Gehege bestaunt werden.<br />

RESTAURANT Im Pyramiden-<br />

Restaurant werden –nach vorheriger<br />

Absprache–kulinarische Spezialitäten<br />

vom kalt-warmen Buffet bis zum<br />

Front-Cooking auf unserem japanischen<br />

Drei-Zonen-Grill angeboten.<br />

ALPAKAS VON DER LAKI-<br />

RANCH Weitere Vertreter der Südamerikanischen<br />

Fauna finden die<br />

Besucher direkt neben dem GALI-<br />

LEO-PARK.Neben der Wetterstation<br />

(www.sauerland-pyramiden.de) tummeln<br />

sich während der Saison Alpakas,<br />

Lamas und Emus von der<br />

LaKi-Ranch. Die Alpakas und Lamas<br />

können für eine Trekking-Tour durch<br />

die Sauerländer Wälder gebucht werden<br />

(www.alpaka-trekking.de).<br />

DerGALILEO-PARKist „Ein außergewöhnlicher<br />

Ort für anspruchsvolle<br />

Veranstaltungen”, z.B.Hochzeiten,<br />

Geburtstage etc.<br />

16


Saison <strong>2019</strong>:<br />

16. März bis<br />

17. November<br />

AußergewöhnlicheSchließungstermine,<br />

z. B. bei „geschlossenerGesellschaft“,sind<br />

möglich.Bitte beachten Siedaher dieaktuellen<br />

Öffnungszeiten aufunserer Website:<br />

www.galileo-park.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Innerhalb der NRW-Ferien:<br />

Täglich 10–17 Uhr, kein Ruhetag<br />

Außerhalbder NRW-Ferien:<br />

Di –So10–17Uhr,MontagRuhetag<br />

Sauerland-Pyramiden 4–7<br />

57368 Lennestadt<br />

Eintrittspreise:<br />

Regulärer Eintritt: 8€<br />

Ermäßigter Eintritt*: 6€<br />

*Kinder von 6–15, Rentner, Behinderte,<br />

Gruppen>15 Personen mitVoranmeldung<br />

Tel.: 02721 600 77-10<br />

www.galileo-park.de<br />

info@galileo-park.de<br />

Unser Platz im All – Von der Erde zu den Galaxien<br />

Die Ausstellung führt den Besuchern<br />

vor Augen, wie unvorstellbar riesig<br />

das Universum ist, stellt die Erde in<br />

Relation zu anderen Planeten und zu<br />

Sternen, zeigt ihren Platz inder Galaxie<br />

und versucht Entfernungen verständlich<br />

zumachen.„Wenn Sie einen<br />

Stern sehen, der 150Lichtjahre von<br />

unsentferntist, bedeutetdas,dassdas,<br />

waswir gerade sehen, schon150 Jahre<br />

altist“, so ManfredLiedtke.<br />

„Die Sonne ist einer von Milliarden<br />

Sternen der Galaxie und doch etwas<br />

ganz Besonderes. In unserer Ausstellung<br />

kann man unter anderem eine<br />

virtuelle Reise durch unser Sonnensystemmachenund<br />

versuchen, zurSonne<br />

möglichst ohne Crash durch die Ringe<br />

desSaturns zu fliegen.“<br />

Mit einer kleinen Handbewegung lassensich200<br />

Milliarden Sterne,die im<br />

Raum schweben, dirigieren.<br />

Allein im Universum?<br />

Begegnungen mit phantastischen Phänomenen<br />

Es gibt zahlreiche Phänomene und<br />

Artefakte auf der Erde, die bis heute<br />

ungeklärt sind und vielleicht darauf<br />

hinweisen, dass wir Menschen nicht<br />

allein sind im Universum. Im Labyrinth<br />

der großen Pyramide stößt man<br />

auf das, was Forscher im Dschungel<br />

von Mittelamerika und auf den Hochebenen<br />

Südamerikas entdeckt haben.<br />

Wandmalereien, fremdartige Lebewesen,<br />

Ufos …die Kammern des Labyrinths<br />

bieten viele Überraschungen.<br />

Hier findet sich eine „Raumschiffzentrale“<br />

mit der Beiboote angedockt oder<br />

zu einer Landung auf einem anderen<br />

Planeten gesteuert werden können.<br />

Mit außerirdischen Instrumenten lassensichfremdartige<br />

Klänge erzeugen.<br />

Im dämmrigen Licht der engen Labyrinth-Gängeund<br />

Kammerntrifft man<br />

auf Aliens und Roboter, die die Besucher<br />

immer wieder vor neue Herausforderungen<br />

stellen, spannend und<br />

manchmal etwas furchteinflößend.<br />

Der Besucher taucht ein ineine Welt<br />

mit vielen Mysterien, die doch die<br />

unsere ist.<br />

Die Ausstellungen beeindrucken<br />

durch ihre wissenschaftliche Ausarbeitung,<br />

ihre faszinierende Darstellung<br />

und die Interaktion mit den Menschen,<br />

die sie besuchen. Hier kann<br />

man Neues erfahren und Spannendes<br />

erleben. Aber sie regen auch anzum<br />

Nachdenken. Einmal den Geist nicht<br />

beschränken, Eindrückewirkenlassen<br />

und nicht zuletzt: Staunen!<br />

von Marita Sapp [Text und Fotos]<br />

15


LIVE<br />

RECHERCHIEREN. INFORMIEREN. ARGUMENTIEREN.<br />

14 Tage<br />

kostenlos<br />

testen!<br />

Unter: www.siegener-zeitung.de, abo@siegener-zeitung.de oder (02 71) 59 40-8.<br />

17


Rathaus<br />

Kirchhundem<br />

alias „Das Amt“:<br />

ein Ort der Begegnung und Kommunikation<br />

Erbaut 1905 steht esimJubiläumsjahr imZentrum der Aufmerksamkeit<br />

18


50-jähriges Bestehen als Zusammenschluss<br />

aus 37 Ortschaften feiert die<br />

Gemeinde Kirchhundem in diesem<br />

Jahr. Am1.Juli 1969 imZuge der<br />

kommunalen Neugliederung aus großen<br />

Teilen des früheren Amtes Kirchhundem<br />

gegründet, wurde sie aus den<br />

amtsangehörigen Gemeinden Heinsberg,<br />

Kohlhagen und Oberhundem<br />

sowie den nicht zum Lennetal gehörenden<br />

Ortschaften der früheren Gemeinde<br />

Kirchhundem und der Gemeinde<br />

Rahrbach (außer Fahlenscheid)<br />

und dem Dorf Benolpe gebildet.<br />

Sitz der Gemeindeverwaltung ist das<br />

Rathaus inKirchhundem, das vorher<br />

die Verwaltung des Amtes Kirchhundem<br />

beherbergte und deshalb im<br />

Volksmund noch immer als „Amt“<br />

bezeichnet wird.<br />

„Ich muss noch aufs Amt“, ist bis<br />

heute eine Redewendung, die den<br />

Kirchhundemern durchaus geläufig<br />

ist, auch wenn innen längst moderne<br />

Zeiten eingezogen sind, samt Bürgerbüro,<br />

offenen Türen und ebensolcher<br />

Kommunikation.<br />

Nach Plänen des Westfälischen Bauernvereins<br />

Münster wurde das Amtshaus<br />

in den Jahren 1903 bis 1905<br />

gebaut. Vorher war die Amtsverwaltung<br />

jeweils im Wohnhaus des Amtmannsuntergebracht,und<br />

zwar zuerst<br />

im Sommer’schenWohnhaus(genannt<br />

Bugges) inKirchhundem, dann kurze<br />

Zeit in Würdinghausen und zuletzt<br />

über mehrere Jahrzehnte im Wohnhaus<br />

des Gutes Vasbach, das später<br />

den jeweiligen Gemeindedirektoren<br />

als Wohnsitz vorbehalten war.<br />

„1912, also wenige Jahre nach der<br />

Errichtung des Amtshauses, brannte<br />

wegen eines überhitzten Ofens inder<br />

Wohnung des Amtmanns das Dachgeschoss<br />

ab. Das Gebäude wurde aus<br />

diesem Anlass aufgestockt und erhielt<br />

seine heutige Dachform. Im selben<br />

Jahr wurde auch der einstöckige,<br />

unterkellerte westliche Anbau für die<br />

Unterbringung der Amtssparkasse errichtet.<br />

1964 kam eszum Anbau von<br />

zwei Dienstwohnungen und Feuerwehrgaragen<br />

ander Nordseite. Mit<br />

Amtsantritt des Amtsdirektors und<br />

späteren Gemeindedirektors Franz-<br />

Josef Hackmann wurde die Dienstwohnung<br />

des Verwaltungschefs in<br />

der 1.Etage des Amtsgebäudes aufgegeben<br />

und ihre Räume für Verwaltungszwecke<br />

genutzt“, beschreibt<br />

Archivar Martin Vormberg die<br />

Geschichte desGebäudes, in dem heute<br />

rund 75 Mitarbeiterdie Geschickeder<br />

Gemeinde Kirchhundem verwalten<br />

und lenken.<br />

Am 6. Oktober1987trugdie Gemeinde<br />

Kirchhundem den 1903 bis 1912 entstandenenBaukörper<br />

in dieDenkmalliste<br />

der Gemeinde Kirchhundem ein.<br />

Zum Gemeindejubiläum <strong>2019</strong> wird<br />

das Umfeld des Rathauses durch eine<br />

Skulptur bereichert,<br />

einGeschenkder Stiftung<br />

der Sparkasse Attendorn-<br />

Lennestadt-Kirchhundem.<br />

Beauftragt mit der Erstellung seines<br />

Entwurfs „Kommunikation“ wurde<br />

der renommierte Bildhauer Gautam<br />

aus Bad Berleburg. Das Kunstwerk<br />

wird vor Ort hergestellt, die Bürgerinnenund<br />

Bürgerder Gemeinde können<br />

den Werdegang also derzeit hautnah<br />

miterleben. Gautam alias Herbert<br />

Kleinbruckner arbeitet aus einem<br />

Marmorblock zwei sich gegenübersitzende<br />

und im Gespräch befindliche<br />

Personen heraus. Symbolisiert wird<br />

damit die Bedeutung von Kommunikation,von<br />

wechselseitigemAustausch<br />

im Gespräch für das Zusammenleben<br />

einer Gesellschaft.<br />

Im Rahmen eines Tages der Begegnung<br />

und der Vereine amSonntag,<br />

22. September, wird die Skulptur der<br />

Gemeinde Kirchhundem feierlich<br />

übergeben. Und wie schon zum zentralen<br />

Festakt am Freitag, 5. Juli, sind<br />

natürlich auch hier wieder „alle herzlich<br />

eingeladen, die in der Gemeinde<br />

leben, die mit Kirchhundem verbunden<br />

sind und denen die Geschichte<br />

und die Zukunft der Gemeinde am<br />

Herzen liegt“, soBürgermeister Andreas<br />

Reinéry.<br />

Symbolisches Detail, aus massivem<br />

Eichenholz geschnitzt: Ein plastischer<br />

Löwenkopf bewacht die Tür zum<br />

Kirchhundemer Rathaus. Wie an<br />

zahllosen Bauten auf der ganzen Welt<br />

wurde auch hier ein Symbol gewählt,<br />

das Stärke und Schutz demonstriert<br />

und den Eingang bewacht. Als König<br />

der Tiere der Erde steht der Löwe –<br />

wie alle Herrschaftssymbole – in<br />

engemBezug zurSonne:Sie glänzt aus<br />

seinen Augen, findet sich wieder in<br />

seiner strahlenartigen Mähne und in<br />

der goldgelben Farbe seines Felles. Im<br />

Buddhismus verteidigt er das Recht<br />

und symbolisiert die Weisheit. Inder<br />

griechischen Antike galt der Löwe als<br />

Symbol des Mutes. Er umgibt als<br />

Symbol der Macht die Throne der<br />

Herrscher und bewacht als Licht-Tier,<br />

die Tempel.<br />

Dem Symbol der Wachsamkeit fügt<br />

der BildhauerGautamjetzt einKunstwerk<br />

mit starkem Symbolgehalt hinzu,<br />

das am Eingang zum Rathaus an<br />

eine ebenso wesentliche wie wertvolle<br />

Fähigkeit erinnert: Kommunikation –<br />

in Steingemeißelt unddaher zukunftstauglich.<br />

vonNikolaGreitemann[Text undFoto]<br />

19


Etwas, das bleibt<br />

Live vor dem Rathaus: Kommunikation wird in Kirchhundem inStein gemeißelt<br />

Ein wertvolles Geschenk erhält die Gemeinde Kirchhundem<br />

anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von der Stiftung<br />

der Sparkasse A-L-K. Für alle soll essein, sichtbar und<br />

zukunftsorientiert, mit Mehrwert und Sinn. Etwas, das<br />

bleibt. Das waren mehr als drei Wünsche auf einmal, die<br />

allen Beteiligten viel Fantasie und noch mehr Recherche<br />

abverlangte. Die Lösung fand sich inder Kunst.<br />

Kommunikationist eingroßesThema,für dasBürgermeiste<br />

Andreas Reinéry steht und das eine ländliche Gemeinde<br />

wieKirchhundem weiterbringt.Nur wenn siefunktioniert,<br />

wird die Lebensqualität hier inZeiten des demografischen<br />

Wandels gewohnt gut bleiben. „Kirchhundem zukunftsfähig<br />

machen, das erfordert den permanenten Austausch<br />

aller Parteien und Beteiligten“, erklärt der Bürgermeister,<br />

warum die Wahl auf gerade dieses Thema fiel. „Zuhören,<br />

Argumente austauschen, weiterdenken und Kompromisse<br />

machenmit demZiel, Lösungenzufinden“, darum gehtes<br />

in der Kommunikation, ob im Kleinen oder imGroßen“,<br />

wirbt der Bürgermeister für sein Thema, das er innerhalb<br />

der Gemeindeverwaltung ebenso verfolgt wie imRat und<br />

im Austausch mit den Bürgern der Gemeinde.<br />

Sylvia Ganteund BerndSchablowski (Vorstand<br />

der Stiftung) machten sich im Sinne<br />

des<br />

Stiftungsauftragsder Sparkasse A-L<br />

L-K<br />

auf die Suche und schließlich fiel<br />

die<br />

Wahl auf den Entwurf des Künst<br />

lers<br />

Herbert Kleindruck alias Gautam, der<br />

all das beinhaltet, wonach sie gesucht<br />

haben. „Menschen inall ihren Fac<br />

cet-<br />

Dortmunder, der heute in Bad<br />

Berleburg lebt und arbeitet. Schon<br />

in seiner Examensarbeit fragte er:<br />

ten“ formt der 69-jährige gebürtige<br />

„Wie gehen Menschen mit Me<br />

enwir<br />

so sind, wie wir sind? Warum schufer<br />

schen um? Ist esgottgewollt, dass<br />

uns nach seinem Ebenbild? Warum machte er uns nicht<br />

eine Spur liebenswerter?“ Humor und Ironie sind Mittel<br />

seiner Wahl, um zuzeigen, „dass wir Menschen unser<br />

Schicksal sehr wohl selbst in die Hand nehmen können“,<br />

erklärtder Künstler,der sich heuteGautamnennt,seinzentrales<br />

Thema.<br />

Live undvor Ortentstehtdas Kunstwerkjetzt an exponierter<br />

Stelle, direkt vor dem Rathaus. Passanten und Interessierte,<br />

Schulkinder und vorbeifahrende Bürger können<br />

miterleben, wie die neue „Kommunikation“ entsteht.<br />

Auseinem massiven Marmorblockmeißelt derrenommierte<br />

Künstler aus Berleburg seine Skulptur, deren Miniatur<br />

zuvoralleBeteiligten überzeugthatte.ZweiPersonensitzen<br />

sich gegenüber, die Partner befinden sich offensichtlich im<br />

regen Austausch. Das Besondere an diesem Ensemble ist:<br />

So schwer derSteinblock auchist –diese Skulptur funktioniertnur<br />

alsGanzes.„DerPlatz,auf dem diebeiden sitzen,<br />

ist schmal. Stabilisiert wird die Situation von den Figuren<br />

selbst“, erklärtder Künstler seinen Entwurf. Stehtalsoeiner<br />

der beiden auf und geht, kippt das Ganze. Wie in der Politik,<br />

in derKommunikation zwischen Bürgern undVerwaltung<br />

undimAlltag: Ohne Kommunikationgehtgar nichts.<br />

Jedes Kind, das die fertige Skulptur sieht, wird verstehen,<br />

worum es hier geht. Genaudas istdie Kunst. Einabstrakter<br />

Begriff wird anschaulich gemacht. Die Figur ist real, sieht<br />

aus jeder Perspektive anders aus und lässt Raum für die<br />

Fantasie des Betrachters.<br />

Wenn Gautam bei gutem Wetter an seinem Kunstwerk<br />

arbeitet,freut er sich über Besuch derKirchhundemer Bürger.<br />

Schauen Sie ihm über die Schulter, die Gelegenheit ist<br />

günstig, einem renommierten Bildhauer zu begegnen und<br />

bei der Arbeit zuzusehen. In den Wochen, indenen die<br />

Skulptur entsteht, sind alle eingeladen, Gautam zuzusehen<br />

oder sich schon mal in Kommunikation zuüben.


Zwei zentrale Feiern<br />

zum Gemeindejubiläum<br />

Miniatur derSkulptur – Gautampräsentiert:Kommunikation<br />

Am Sonntag, 22. September, wird das Geschenk dann in<br />

feierlichem Rahmen unter Mitwirkung des Schirmherrn<br />

Paul Josef Kardinal Cordes andie Gemeinde übergeben<br />

und offiziell gewidmet. Nach einem ökumenischen Gottesdienst<br />

um10:15 Uhr inder St.-Peter-und-Paul-Kirchee<br />

Kirchhundem findet gegen 11:30 Uhr die Übergabee<br />

der Statue vor dem Rathaus statt. ImAnschluss laden<br />

die Gemeinde Kirchhundem und die Freiwillige Feuerwehr<br />

der Gemeinde zum „Tag der Dörfer und Vereine“,<br />

verbunden mit einem „Tag der offenen Tür“ zum<br />

112. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr Kirchhundem,<br />

ein. Dieser Tag steht ganz im Zeichen des Ehrenamts<br />

und der Vereinslandschaft der Jubiläumsgemeindee<br />

Kirchhundem.<br />

Bereits nahe dem eigentlichen Gründungsdatum der<br />

Gemeinde, die am 1. Juli <strong>2019</strong> ein halbes Jahrhundert<br />

„Vielfalt inEinheit“ feiert, findet amFreitag, 5.Juli, ab<br />

18:00Uhr eine offizielleFestveranstaltung in derAuladerr<br />

Sekundarschule in Kirchhundem statt, zuder ebenfalls<br />

alle Bürgerinnen undBürgerder Gemeinde Kirchhundem<br />

herzlich eingeladen sind. Seinen Segen gibt der Schirmherr<br />

des Jubiläums, Paul Josef Kardinal Cordes, gemeinsam<br />

mit Pfarrer Heinrich Schmidt im feierlichen Pontifikalamt<br />

amSonntag, 7.Juli, 10:15 Uhr, inder Kirchhundemer<br />

Kirche.<br />

von Nikola Greitemann [Text und Fotos]<br />

Werden sich jetzt öfter über den Weg laufen: Bürgermeister<br />

Andreas Reinéry und Gautam verbindet die<br />

Skulptur „Kommunikation“, die am Eingang des Rathauses<br />

entsteht.<br />

21


Kultur<br />

und Heimatliebe<br />

gefördert von der Stiftung A-L-K<br />

Einen Mehrwert für die Region müssen die Projekte mitbringen,<br />

das ist eine von vielen Voraussetzungen, die erfüllt<br />

sein müssen, damit die Stiftung der Sparkasse aktiv wird.<br />

Was genau förderungswürdig ist, dazu gibt es eine Satzung,<br />

mit deren Hilfe jede Idee, jedes Projekt und auch jedes<br />

Geschenk, das die Stiftung der Öffentlichkeit macht –<br />

aktuell die Skulptur anlässlich des 50-jährigen Jubiläums<br />

der Gemeinde Kirchhundem – geprüft und bewertet wird.<br />

„Die Stiftung der Sparkasse für Attendorn, Lennestadt und<br />

Kirchhundem hat sich zur Aufgabe gemacht, besondere<br />

Projekte in der Region zu unterstützen. Satzungsgemäß<br />

umfasst dies die Bereiche Jugend- und Altenhilfe, Kunst<br />

und Kultur, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Erziehung,<br />

Volks- und Berufsausbildung einschließlich der Studentenhilfe,<br />

Sport, Heimatpflege und Heimatkunde sowie<br />

traditionelles Brauchtum einschließlich dem Karneval. Die<br />

Sparkasse stockt das Stiftungskapital regelmäßig durch<br />

Zustiftungen auf. Es beträgt aktuell 3 Millionen Euro“, so<br />

die offizielle Info des Vorstandes auf Anfrage unserer<br />

Redaktion anlässlich der Skulptur, die derzeit vor dem Rathaus<br />

Kirchhundem entsteht.<br />

22


Nachhaltige Projekte mit<br />

Mehrwert und Ausstrahlung<br />

Die Erträge kommen gemäß Stiftungszweck ausschließlich<br />

förderungswürdigen Projekten und Initiativen in Attendorn,<br />

Lennestadt und Kirchhundem zugute. Bei der Entscheidung<br />

über die Mittelvergabe legt die Stiftung<br />

besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. In diesem Sinne fördert<br />

sie in erster Linie Leuchtturmprojekte mit langfristiger<br />

Strahlkraft für die Region.<br />

Zu den durch die Stiftung geförderten Projekten gehören in<br />

Attendorn die Aussichtsplattform „Biggeblick“ und die<br />

Skulptur der Seejungfrau „Attania“ von Friedrich Freiburg<br />

am Biggesee. Stiftungsprojekte im Raum Lennestadt sind<br />

die Skulpturengruppe „Lennestrand“ in Theten und die<br />

Skulptur „Watch out“ des Künstlers Volker Schnüttgen in<br />

Meggen.<br />

In Kirchhundem hat die Stiftung das Kulturgut Schrabbenhof<br />

in Silberg, den Dorfbrunnen in Kirchhundem-<br />

Oberhundem und den Mehr-Generationen-Sportpark in<br />

Würdinghausen sowie die Skulpturen am Kleffweg in<br />

Kirchhundem-Albaum ganz oder in nennenswerten Teilen<br />

gefördert. 2018 hat sie der Kulturgemeinde Hundem-Lenne<br />

einen Steinway-Konzertflügel gestiftet.<br />

Freuen sich gemeinsam mit Gautam (2.v.r.) auf dessen<br />

Kunstwerk, das in diesen Wochen live vor dem Rathaus<br />

entsteht und das zur Kommunikation in Kirchhundem<br />

beitragen wird: (v.l.) Bürgermeister Andreas Reinéry, Konrad<br />

Schlechtinger (Gemeindeverwaltung), Sylvia Gante und<br />

Bernd Schablowski (Vorstand der Sparkassenstiftung).<br />

von Nikola Greitemann [Text und Fotos]<br />

Vor dem Kirchhundemer Rathaus definierten jetzt Sylvia Gante und Bernd Schablowski (rechts) in Vertretung der<br />

Stiftung gemeinsam mit (v.l.) Bürgermeister Andreas Reinéry und Konrad Schlechtinger die Position der Skulptur,<br />

die der Künstler Gautam hier erschaffen wird.<br />

23


50 Jahre Lennestadt – meine Stadt, unsere Dörfer<br />

Jubiläumsjahr<br />

weckt Kreativität<br />

der Lennestädter<br />

Diese Mittsommernacht<br />

gehört: BERGBEATS<br />

„Schöner,sozialerund kultureller“ soll dasLeben in Lennestadt<br />

werden, versprach Bürgermeister Stefan Hundt zum<br />

Auftaktdes Jubiläumsjahres. UndTeil2unsererReihe zum<br />

50.Geburtsjahr derLennestadtbeweist:Esläuft in derRegion,<br />

die 1969 am Reißbrett zusammengefügt wurde und<br />

deren 43 Dörfer seitherzur Lennestadt zusammenwachsen.<br />

Martin Steinberg, Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kultur, koordiniert das Engagement der Vereine und<br />

freut sich über jede Veranstaltung –und besonders auf den<br />

Festakt zur Gründung der Stadt Lennestadt auf dem Rathausplatz,<br />

zu dem amMittwoch, 3. Juli, alle eingeladen<br />

sind.Rundumdas Jubiläum stellenVereine undOrganisatoren<br />

ihre Veranstaltungen ins Zeichen des 50-jährigen<br />

Stadtjubiläums –oder nutzen den Anlass dazu, Neues zu<br />

etablieren.BestesBeispieldafür: BERGBEATS,ein ambitioniertes<br />

Gemeinschaftsprojekt auf der Hohen Bracht, mit<br />

guten Aussichten, sich als jährliches Festival zu etablieren.<br />

DieHoheBrachtist, nach der„Erweckungaus dem Dornröschenschlaf“<br />

desbei Einheimischenwie Touristen beliebten<br />

Wahrzeichens des Kreises Olpe, immer noch und<br />

wieder ein Anziehungs- und Aussichtspunkt mit magnetischer<br />

Wirkung auf Einheimische und Gäste. 1930 auf Initiative<br />

des Ministerialdirektors Dr. Wilhelm Arnoldi<br />

errichtet, der bereits die Vision von touristischer Anziehungskraft<br />

und einem Ort der Erholung und Zerstreuung<br />

für die Menschen, die rundherum leben, ist sie jetzt mit<br />

ihrerexponierten Lage dieperfekteLocationfür einMusik-<br />

Event, das imJubiläumsjahr Premiere hat und sich in<br />

Zukunft als jährliches Open-Air etablieren will.<br />

A45<br />

Open Airauf derHohen Bracht<br />

So der Plan aller drei Parteien, die bei diesem Projekt mit<br />

im Boot sind: LA Concerts, eine aus den Reihen der<br />

Macher des Cola-Balls gewachsene Gruppe umMartin<br />

Schneider, Andi Cordes und weitere Musikverrückte aus<br />

Altenhundem. Rückenwind bekommt die Gruppe von der<br />

Stadtverwaltung und dem Stadtmarketing. Entsprechend<br />

bedankte sich derBeigeordneteKarsten Schürheckfür „ein<br />

tolles Geschenk“, das die Organisatoren der Stadt machen.<br />

Veranstalter Peter König (pk events, Sylt), dessen Event-<br />

Agentur die Buchung der Künstler und alles Organisatorische,<br />

von der Security über das Catering bis zum<br />

Bus-Shuttle übernimmt, und Dalibor Divcovic, der als<br />

Pächter des Turms zum Gastgeber des Festivals wird und<br />

aufseinerTerrasseeinen exponiertenVIP-Bereich mitBBQ<br />

und freier Sicht auf die Bühne anbietet.<br />

„Offene Türen“ sind wir bei der Stadtverwaltung eingelaufen,<br />

lobt Martin Schneider die gute Zusammenarbeit und<br />

24


freut sich, dass Bürgermeister Stefan Hundt die Schirmherrschaft<br />

der Veranstaltung übernimmt. Ein Festival àla<br />

„Kultur Purlight“ soll eswerden. Zwei Tage genießen: Die<br />

gute Aussicht, Feiern mit Freunden unter freiem Himmel<br />

–und jede Menge Musik.<br />

Unterm Sternenhimmel<br />

gibt´s was auf die Ohren<br />

BERGBEATS, soder von Kim Ludwig kreierte Name des<br />

Festivals, soll Musikliebhaber aus Nah und Fern anziehen.<br />

Freitag, 21.Juni: einvorrangig junges Publikum,wennmit<br />

dem Erfurter DJ-Duo „Gestört<br />

aber Geil“ zwei Shooting Stars<br />

der Tech- und Deep-House-<br />

Szene auflegen, begleitet von<br />

Louis Garcia und „2Elements“.<br />

Die Mittsommernacht am<br />

Samstag, 22. Juni, gehört den<br />

Bands: RoxxBusters (Coversongs<br />

der 70er und 80er Jahre), Gestört aber Geil<br />

Sängerin Mia Weber und der<br />

heimischen Band A45. Last but not least legt an diesem<br />

Abend DJMarius auf. Der aus Elspe stammende Student<br />

haterste Festivalerfahrungund legteschon beider Zukunftsnacht<br />

>>fastforward auf, wo er den musikalischen Rahmen<br />

lieferte.<br />

Neben einem BBQ und bester Aussicht beinhaltet deren<br />

Ticket auch einen Parkplatz auf der Hohen Bracht. Infos,<br />

Eintrittspreise undTickets unterwww.sauerland-tickets.de.<br />

Stolzer Besitzer dieser Ansichtskarte<br />

istein ehemaliger<br />

Altenhundemer, aufgewachsen<br />

auf der Hochstraße, dessen<br />

Eltern diese Postkarte<br />

1930 erhielten und die erbis<br />

heute inEhren hält. Eine Kopie<br />

der Karte schenkte der<br />

Gast jetzt dem Pächter der<br />

Hohen Bracht, der das Ausflugslokal<br />

„588 Hohe Bracht“<br />

heute betreibt: „Mit der Aufnahmehat<br />

er mir eine riesen<br />

Freude gemacht“, soDalibor<br />

Divcovic, „sie bekommt einen<br />

Ehrenplatz undinvielen Gästen<br />

Erinnerungen wecken“.<br />

Aus etwa dieser Perspektive<br />

werden die Musiker und<br />

DJs, die bei BERGBEATS auf<br />

der Bühne stehen, den Aussichtsturmsehen.<br />

588 Meter über dem Meeresspiegel und damit deutlich<br />

höher als es der Inselbewohner gewohnt ist, liegt das Ausflugsziel,<br />

das Eventmanager Peter König mit seinem Team<br />

zum abgesperrten Open-Air-Gelände mit Bühne, Gastronomie-Ständen<br />

und Tanzfläche unter freiem Himmel<br />

machen wird. Wenn das Wetter mitspielt, „und das wird<br />

es!“, ist Martin Schneider zuversichtlich, werden rund um<br />

den illuminierten Turm undunter demSternenhimmelpro<br />

Abend rund 2.000 Besucher feiern und tanzen.<br />

Besonders wird auch die Anreise sein, denn echte BERG-<br />

BEATS-Fans nutzen die Gelegenheit zur Naturerfahrung<br />

von Anfang an, heißt: Das Festival ist eine perfekte Gelegenheit<br />

für eine Wanderung oder Radtour zur Hohen<br />

Bracht. Für alle anderen Besucher stehen drei Shuttle-Buslinien<br />

zur Verfügung. Geparkt werden kann an der Volksbankarena/Sauerlandhalle,<br />

am Schulzentrum in Meggen<br />

oder –unweit des Festivals –am Gymnasium MK. Noch<br />

komfortabler haben es nur die Inhaber eines VIP-Tickets.<br />

TicketverkaufimInternet? Gestartet! KimLudwig(pkevents)<br />

und Gastronom Dalibor Divcovic freuen sich auf die BERG-<br />

BEATS-Premiere imJuni.<br />

von Nikola Greitemann [Text und Fotos]<br />

25


Die Jubiläumsfeierlichkeiten gehen weiter:<br />

VERANSTALTUNGSTIPPS INLENNESTADT<br />

Samstag, 11.Mai:<br />

KULINARISCHE WANDERUNG inOedingen<br />

50 Jahre Gasthaus Mester –50 Jahre Stadt Lennestadt<br />

Sonntag, 12.Mai:<br />

MUTTERTAGSKONZERT IMPZ<br />

In diesem Jahr als Beitrag des Lions-Club Lennestadt zum<br />

Stadtjubiläum<br />

Freitag, 17., bisSonntag,19. Mai:<br />

STADTSCHÜTZENFEST<br />

Ausrichter: St.-Jakobus-Schützenverein Elspe<br />

24.Mai bis 2.Juni:<br />

Meilertage Kirchveischede anlässlich 1.000-Jahr-Feier<br />

Kirchveischede<br />

Samstag, 08.Juni:<br />

GOURMETMARKT UND TREFFEN DER „ALT-<br />

FORD-FREUNDE“<br />

auf dem Marktplatz in Altenhundem, als Beitrag des Aktionsrings<br />

zum Stadtjubiläum<br />

Samstag, 22.Juni: 1. HOHE-BRACHT-OPEN-AIR<br />

als Beitrag von LA-Concerts<br />

Mittwoch,03. Juli,ab18:00 Uhr:<br />

FESTAKT ZUM GRÜNDUNGSTAG DER STADT<br />

LENNESTADT<br />

aufdem Rathausplatz in Lennestadt,Altenhundem. Eingeladen<br />

zur Veranstaltung, ander auch Ministerpräsident<br />

ArminLaschet teilnehmenwird, sind alle Bürgerinnen und<br />

Bürger. Moderation: Beate Schmies.<br />

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26


Das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

weiter stärken<br />

Finnentrop. Einige Bürger der Gemeinde werden es schon<br />

bemerkt haben: In seinem 50-jährigen Jubiläumsjahr hat<br />

Finnentrop einneues Logo bekommen.Die darauf abgebildeten<br />

drei Striche inBlau und Grün stehen für die drei<br />

Täler: das Lenne-, das Fretter- und das Glingetal.<br />

Darunter: 50Jahre und die Jahreszahlen 1969 bis <strong>2019</strong><br />

sowiedas Gemeindewappen.Das Logo istalleine durchseine<br />

eher schlichte Gestaltung ein Blickfang. Die Frankiermaschine<br />

ist bereits umgestellt. Die Idee ist, beispielsweise<br />

Bierkrüge mit dem Logo zu versehen. Dabei soll esnicht<br />

bleiben. InSachen identitätsstiftende Merchandising-Artikel<br />

sind etwa Frühstücksbrettchen, Shirts, „Finnentröpchen“<br />

und Finnentrop-Pralinen angedacht.<br />

Neues Logo und Jubiläumsbroschüre im Geburtstagsjahr.<br />

Das Logo wurde von der Diplom-Designerin Jennifer<br />

Krawczykentworfen.<br />

Selbige könnten auch als Geschenk für CDU-MdL Ina<br />

Scharrenbach dienen.Die Ministerin fürHeimat, Kommunales,<br />

Bauen und Gleichstellung des Landes NRW wird<br />

beim Festakt, am Freitag, 28. Juni,als Gastrednerin vorOrt<br />

sein.Der offizielle Festaktinder Mensades Schulzentrums<br />

beginnt um17.30 Uhr (Einlass ab17Uhr). Die musikalische<br />

Gestaltung übernimmt einBläserensemble desMusikzugs<br />

der Freiwilligen Feuerwehr Bamenohl. Highlights an<br />

diesem Abend werden unter anderem die Präsentation der<br />

Geschichte der Gemeinde Finnentrop und die Vorführung<br />

desMitmachfilmsder Gemeinde Finnentrop sein.Der Film<br />

ist ein Geschenk der Sparkasse Finnentrop zum Jubiläum.<br />

VonFreitag, 30. August, bis Sonntag, 1. September, sind<br />

alle Bürger derGemeindeaufgerufen, mitzufeiern. Um das<br />

Rathaus ist ein großes Gemeindefest geplant. Amersten<br />

Festtag soll ein Konzert mit Bands aus der Gemeinde kredenzt<br />

werden. Am Samstagist einSternmarsch derMusikvereine<br />

und Tambourcorps angedacht. Anschließend ist<br />

buntes Markttreiben in den Holzhütten geplant. Wichtig<br />

dabei: Die Dörfer, Kindergärten, das DRK, die Sparkasse<br />

und weitere Mitwirkende haben die Gelegenheit sich auf<br />

diese Weise zu präsentieren. Zuerwarten ist ein buntes<br />

Bild, bei der die Vielfalt in der Gemeinde Finnentrop zum<br />

Ausdruck kommt. Höhepunkte des<br />

Abends werden das Konzert mit der<br />

Band „Sharks“ unddas Feuerwerk.Auch<br />

der Sonntag steht ganz im Zeichen der<br />

Gemeinschaft und der Familien. Es<br />

wird Angebote für Kinder geben und<br />

dieSiegerder Fahrrad-Rallyewerden<br />

prämiert. Die heimischen Musiker<br />

Sybille und Fabian Bitter werden<br />

für gute Unterhaltung sorgen.<br />

Sibylle und Fabian Bitter zählen zu den musikalischMitwirkenden<br />

beim Gemeindefest.<br />

DieGemeindeals Ganzes weiter zusammenwachsenzulassenund<br />

dasausgeprägte Wirgefühlder Bürgerund der einzelnen<br />

Orte weiter zu stärken, ist auch das Ziel der Veranstaltungen<br />

im Jubiläumsjahr der Gemeinde Finnentrop.<br />

„Derartige Events im Zentrum der Gemeinde schaffen ein<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl. Daswirdschon immerbeim<br />

Weihnachtsmarkt deutlich. Ich bin optimistisch, dass das<br />

27


Das Rathaus steht auch beim Gemeindefest im Mittelpunkt. Dort sollen<br />

alle Bürger der Gemeinde das Jubiläum zusammen feiern.<br />

auch zukünftig gelingt und die Dörfer<br />

weiter zusammenwachsen und<br />

sich die Menschen inder Gemeinde<br />

50 Jahre nach der Gründung mit<br />

ihrer Heimat Finnentrop identifizieren<br />

können“, ist sich Elke Drepper-<br />

Cramer sicher. Seit Februar 2018 ist<br />

die Sundernerin Bereichsleiterin<br />

Interne Dienste bei der Gemeinde<br />

Finnentrop. Nur einige Monate später,<br />

nach den Sommerferien, begannen<br />

die Organisationen der Jubiläumsveranstaltungen-<br />

und Aktivitäten<br />

imrunden Geburtstagsjahr. In<br />

den zwei gebildeten Arbeitskreisen,<br />

von denen sich einer aus Kommunalpolitikern<br />

und der andere aus Mitarbeiternder<br />

Gemeinde zusammensetzt<br />

wurden Ideen zusammengetragen<br />

und konkretisiert.<br />

Im Laufe des Jubiläumsjahres werden<br />

darüber hinaus eine Reihe von Veranstaltungen<br />

in der Gemeinde unter das<br />

Motto „50 Jahre Finnentrop“ gestellt:<br />

Konzerte, Exkursionen, Tagder offenen<br />

Tür am Wasserwerk und Veranstaltungen<br />

heimischer Vereine. Im<br />

August soll eine Jubiläumsbroschüre<br />

erscheinen.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

Elke Drepper-Cramer (links) und Nora<br />

Eckert am neuen Logo der Gemeinde<br />

Finnentrop.<br />

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Aufgehoben sein ist einfach.<br />

Wenn man eine Heimat hat, in der die Naturdirekt<br />

vorder Haustür beginnt, in der<br />

Kultur und Vereinsleben groß geschrieben<br />

werden, und in der ein breit gefächertes<br />

Angebot am Arbeitsmarkt vorhanden ist.<br />

www.sparkasse-finnentrop.de/mitmachfilm<br />

Unser Geschenk zum 50. Jubiläum an die<br />

Menschen in der Gemeinde Finnentrop: Der<br />

Mitmach-Imagefilm mit dem Finnentrop-Lied<br />

„Woich aufgehoben bin“.<br />

s Sparkasse<br />

Finnentrop<br />

28


Veranstaltungen, Tipps,<br />

Service, Werbung im Sauerland<br />

Unser Mediaberater Herr Carlo Breidenbach berät Sie gerne<br />

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29


„Tom’s Fin Gin 44“bündelt die<br />

tausend Berge in 500 Millilitern<br />

Wiedas Sauerland<br />

in die Flasche kam<br />

Esfühlt sich ganz besonders an, den ersten bewussten Gin<br />

meines Lebens zu trinken. Soetwas hat mein Gaumen noch<br />

nicht erlebt! Ich näsele zunächst am Glas, ganz so, wie Thomas<br />

Schilch es mir vormacht. Der Gin müsse atmen, wie ein guter<br />

Wein im bauchigen Glas. Dann setze ich an und nippe zaghaft.<br />

DerSchluck rinnt indie Mundhöhle und bahnt sich den Weg zur<br />

Speiseröhre. Ein tiefer Atemzug. Dann: Kawumm, was für eine<br />

Wucht! Ich trinke einen ganzen Wacholderbusch und die Wälder,<br />

Wiesen und Heiden drum herum gleich mit! Der komplexe<br />

Kosmos an Aromen wirkt offenbar direkt auf meine Mimik. Thomas<br />

Schilch und seine Frau Susanne lachen jedenfalls auf und<br />

warten auf meine ersten Wortenach dem Schluck. Bloß: Ich finde<br />

keine, und das kommt selten vor.<br />

30


Was mir da gerade die Sprache verschlägt, ist der pure<br />

Geschmack des Sauerlandes, den Familie Schilch aus<br />

Finnentrop in mundfüllender Wucht in ihren „Fin<br />

Gin“ gepackthat.Das hier istvielmehrals derWacholder,<br />

den unsere Väter und Großväter zum „Herrengedeck“<br />

hastig mit einem Pils herunterspülten.<br />

Seine Geschichte begann vor zwei Jahren, als Thomas<br />

Schilch berufsbedingt Zeit auf einer Lifestyle-Messe<br />

in Stuttgart verbrachte. Der 52-Jährige handelt mit<br />

Hölzern für Terrassen und Fassaden. Dieses Thema<br />

besitzt eine natürliche Nähe zum Verbringen einer<br />

guten Zeit draußen mit Freunden bei Grill, Smoker<br />

und guten Gesprächen –und gute Getränke machen<br />

den Genuss perfekt! Thomas war insbesondere fas-<br />

„Mit Freunden bei Grill,<br />

Smoker und guten<br />

Gesprächen“<br />

ziniert vom Selbstbrenner und Edelbrandsommelier<br />

Wolfgang Meffert, der bereits dieGeschmäcker verschiedenster<br />

Regionen „auf Flasche gezogen“ hatte.<br />

Thomas eignete sich inseiner Freizeit Destilliertechniken<br />

an, durchkämmte einschlägige Literatur und war nach<br />

einerZeitüberzeugt vonder Idee,einen eigenenGin serienreif<br />

herzustellen. Eine waldige Note sollte erbesitzen, den<br />

ehrlichen Charakter des Sauerlandes bündeln und gern<br />

auch überregional den Menschen Freude bereiten. Die<br />

Suche nach den passenden Ingredienzien begann. Thomas<br />

und Susanne wälzten Pflanzenführer und suchten präzise<br />

nach typischen Sauerländer Rohstoffen. Nach und nach<br />

mendelte sich die Rezeptur heraus. Einzug fanden schließlich<br />

unter anderem Fichtensprossen, Mädesüß, Iriswurzel,<br />

Gewürztagetes und natürlich die zentralen Wacholderbeeren,<br />

wie sie zum Beispiel auf dem Rübenkamp inElspe<br />

wachsen.<br />

4


Die Verkostung bis zur Serienreife nahm gute vier<br />

Wochen in Anspruch.Immer wieder setztensichThomas<br />

undSusanne,teils unterMithilfeihrer erwachsenen Kinder<br />

Luisa und Frederic, mit den Rezepturvorschlägen<br />

Wolfgang Mefferts auseinander, die indiversen Flaschen<br />

in der Mark ankamen. „Das ist so ein Couchding gewesen“,lacht<br />

Susanne. „Wir verkostetendie Kombinationen,<br />

schmeckten, atmeten, machten Notizen. Nicht zuscharf<br />

durfte er sein, auch die Damenwelt nicht abschrecken.<br />

Schließlich kristallisiertesichnachund nach unserFavorit<br />

heraus.“ „Der roch anfangs allerdings nach Kuhkacke“,<br />

bringt Thomas es auf den Punkt. „Der Geschmack war<br />

sensationell, aber derGeruchweckte inuns Bedenken.“<br />

Dieser Fehler warschnell korrigiert; dieSchilchsgaben den<br />

Startschuss. Zunächst wurden die regionalen Zutaten in<br />

98 %-igem Alkohol mazeriert. Drei Wochen lang lagerten<br />

die Zutaten in Alkohol im Edelstahlbottich, bevor das<br />

MazeratimKupferkessel destilliert wurde. Hier warFingerspitzengefühlgefragt.Zwischendem<br />

schädlichen„Vorlauf“<br />

unddem „Nachlauf“,der wiePattexrieche, öffnetesichdas<br />

Fenster,indem mandas Elixier abschöpfen konnte.Der erste<br />

Ausstoßbetrug90Liter,und dieSchilchssindsichsicher:<br />

Diese 180 Flaschen werden rasch ihre Abnehmer finden.<br />

Und dann geht esweiter! Neben Getränke Verse in Elspe,<br />

dem „Bamenohler Lädchen“ inBamenohl, dem Laden von<br />

Nicole Kost in Attendorn und demnächst „Das Haus“ von<br />

Marc Laarmann in Olpe haben sich auch überregionale<br />

Vertriebswege eröffnet. In Berlin bringen Schilchs ihren<br />

„Fin Gin“ über „WhateverSpirituosen“ an Mann undFrau,<br />

in München liefert ihn passend der „Wacholder-Express“<br />

aus.<br />

Selbstredend ist<br />

24 Stunden täglich<br />

der eigene Shop<br />

www. fingin.de<br />

geöffnet.


Daswertige Design der Flasche unddes Etiketts wird dem<br />

großartigen Geschmack des Inhaltes mehr als gerecht.<br />

Ginaus Finnentrop,wer hättedas gedacht? DasSauerland<br />

ist umein Aushängeschild reicher!<br />

Nach meiner Verkostung weiß ich: „Fin Gin“ ist wie ein<br />

guter Sauerländer. Charakterstark, lecker, gut verträglich<br />

und bei aller Sturköpfigkeit doch gut zu kombinieren.<br />

Dashat richtigSpaßgemacht!<br />

von Stefan Schröder [Text und Fotos]<br />

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Über 60Jahre<br />

Theater-Tradition<br />

in Elspe<br />

Werdas ElspeFestivalinseinerheutigenFormsieht,verstehenund<br />

begreifen will,warum Hunderttausendejedes Jahr<br />

fasziniertsind, darf diefrühenAnfänge nichtaus demAuge<br />

verlieren. Entstanden ist das Ganze aus einem Theaterverein,<br />

der inden 1950er Jahren Klassiker gespielt hat und<br />

1958 sein erstes Karl-May-Stück aufführte. Elspe hatte<br />

schon früh eine Naturbühne. Das war etwas Besonderes,<br />

heutewürde mansagen „USP“. Im Laufeder Zeit sammelte<br />

der Verein Erfahrungen. Wie reagiert das Publikum auf<br />

bestimmte Dinge? Was ist erfolgreich und wie kann man<br />

das, was daangefangen worden ist, perfektionieren?<br />

1974 wurde eine GmbH gegründet, die das Theater aus<br />

dem Amateur-Bereich zum Profi-Theater entwickelt und<br />

nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt hat.<br />

Erste Abteilungen wurden gebildet. Einzelne Mitarbeiter<br />

habensichauf dieFührung dieser Abteilungen spezialisiert.<br />

Mit den Inszenierungen der Karl-May-Stücke hat die<br />

Naturbühne Elspe von Beginn an einen eigenen Stil<br />

erschaffen undkontinuierlichweiterentwickelt. Dabeiwurden<br />

dieMöglichkeiten der Freilichtbühne umfangreichausgenutzt,<br />

zum Beispiel für Ritte, Kämpfe und andere<br />

Aktionen –seither ein Erkennungszeichen von Elspe.<br />

Pierre Brice und Jochen Bludau alias Winnetou und<br />

Old Shatterhand<br />

34


1975 kamen die Westernstadt und eine Dampfeisenbahn<br />

hinzu. Ein Jahr später engagierte Elspe den französischen<br />

Filmstar Pierre Brice für die Hauptrolle. Der „Winnetou“<br />

aus elf Filmen erwieß sich sofort als Publikumsmagnet.<br />

Nebenden Karl-May-Festspielen gabt es weitere Shows, um<br />

den Festivalbesuch zum Ganztags-Erlebnis zu machen.<br />

1978 hatte das Zeltdach, das die Besucher vor Wind und<br />

Wetter schützt Premiere. Gastspiele führten in der Vorweihnachtszeit<br />

sogar nach Wien. Film- und Fernsehstars<br />

wieHelge Schneider undHapeKerkelingnutzten Elspeals<br />

Kulisse. 1994 wurde die Festivalhalle eingeweiht und<br />

ermöglicht die Dinnershows inder Vorweihnachtszeit, die<br />

Elspe aus den USA nach Deutschland gebracht hat.<br />

Eine große Außengastronomie –Grill-City –kam hinzu.<br />

„Winnetou wird bei uns Jahr für Jahr neu erfunden. Jeder<br />

Schauspieler,jeder Stuntman,jeder Statist, jederKellner hat<br />

unsimLaufe der Jahrzehnte einStückchen weitergebracht“,<br />

sagt Jochen Bludau, Intendant und Geschäftsführer in<br />

Deutschlands Wildem Westen,der einstselbst nebenPierre<br />

Brice als „Old Shatterhand“ über die Bühne ritt.<br />

Das Elspe-Erlebnis mit allen fünf Sinnen bedeutet die Hitze<br />

der Explosionen auf der Haut zu fühlen, einen Hauch<br />

von Schwarzpulver mit der Zunge zuerahnen, den Geruch<br />

von 40Pferden zu erleben, über 60 Darsteller, mitreißende<br />

Musiken und faszinierende Soundeffekte zu hören und das<br />

allesineiner herrlichen Naturkulissezusehen.Letztendlich<br />

war und ist esdieser Inszenierungs-Mix, der das Erlebnis<br />

mitallen Sinnen wahrnehmen lässtund dieKarl-May-Festspiele<br />

in Elspe unverwechselbar macht.<br />

Der dritte Teil aus Karl Mays<br />

spannender Winnetou-Trilogie<br />

Die Sommersaison<br />

<strong>2019</strong><br />

Karl-May-Festspiele Elspe<br />

vom 15.6.bis 15.9.<strong>2019</strong><br />

Auch in diesem Jahr sind die Karl-May-Festspiele das Aushängeschilddes<br />

ElspeFestivals.„Winnetou III-Winnetous<br />

letzter Kampf“steht aufdem Programm.Garniertmit drei<br />

internationalen Shows, Live-Musik, Straßentheater und<br />

einerabwechslungsreichenGastronomie wird derBesuchin<br />

Elspe zum Ganztagserlebnis.<br />

Tickets<br />

Hotline: 02721/94440<br />

Mail:tickets@elspe.de<br />

Online: www.elspe.de<br />

35


Weitere Highlights<br />

im Elspe-Festival-Programm <strong>2019</strong><br />

TomAstor &BandimWestern-SaloonElspe<br />

Samstag, 4. 5. <strong>2019</strong> um 20:00 Uhr, Einlass: 19:00 Uhr<br />

Im letzten Jahr bis auf den letzten Platz ausverkauft, wird<br />

TomAstor mit seiner Country-Party auch indiesem Jahr<br />

wieder für einen randvollen Saloon sorgen.<br />

Schürzenjäger-Konzert<br />

Samstag, 9. 11.<strong>2019</strong>, Einlass: 19.00Uhr,Beginn: 20.00Uhr<br />

LIVE und LAUT geben sie alles –die jungen wilden<br />

Schürzenjäger<br />

Weihnachts-Dinnershow <strong>2019</strong><br />

Vom 22. 11. bis 21. 12. <strong>2019</strong>,<br />

„Weihnachten im Wilden Westen“. Seit Jahren gehören die<br />

Dinnershows zuden Höhepunkten im Winterprogramm<br />

des Elspe Festivals. Die 4-Gang-Dinnershow „Weihnachten<br />

im Wilden Westen“ wird speziell für die Weihnachtssaison<br />

<strong>2019</strong> produziert. Mehr als 40 Mitwirkende auf der<br />

Bühne und hinter den Kulissen sowie ein ebenso großes<br />

Küchen- und Service-Team werden keine Chance für<br />

Hunger, Durst und Langeweile aufkommen lassen.<br />

Aus der Neuen Welt – Philharmonie<br />

Südwestfalen /Landesorchester NRW<br />

Sonntag, 15. 12. <strong>2019</strong> |Beginn: 17.00 Uhr<br />

Klassik trifft auf die Welt des Films –zueinem vorweihnachtlichen<br />

Konzert mit einem hervorragenden Orchester<br />

in der stimmungsvollen Elspe-Festival-Halle .<br />

Auch in 2020 geht es<br />

abwechslungsreich weiter<br />

Egerländer meets Oberkrainer<br />

Freitag, 05.06.2020 |Beginn: 19.00 Uhr<br />

ist bereits ein Highlight fest gebucht: Ernst Hutter &Die<br />

Egerländer Musikanten –Das Original und SaŜ oAvsenik<br />

undseine Oberkrainer präsentieren Blasmusikmit Herzblut<br />

undLeidenschaft.<br />

Außerdem sind wir mit unserem Team<br />

und allen Locations ganzjährig Ihr Partnerbei<br />

Firmenfesten,Tagungen, Feiern<br />

und Events mit privaten oder geschäftlichen<br />

Anlässen.<br />

536


37


Henrichs Christoph<br />

sien Hius<br />

Heimelige Herberge imFachwerkhaus<br />

38


Christoph Henrichs bietet ein gemütliches Domizil für Wanderer,<br />

Familien, Schulklassen und alle, die dem Charme<br />

des gemütlichen Fachwerkhauses nicht widerstehen können.<br />

DieLuftist klar undfrischandiesem<br />

6. Februar imWinter <strong>2019</strong>. Einzelne<br />

Sonnenstrahlen blinken durch die<br />

lockere Wolkendecke, tauchen das<br />

malerische Fachwerkhaus von Christoph<br />

Henrichs in goldenes Licht.<br />

Zahlreiche Bäume, Pflanzen, Hecken<br />

und Blumen umringen dieses Denkmal<br />

inHeinsberg. Einfach einladend<br />

–vielmehr anziehend –steht es dort<br />

in der Talstraße48, hatsichherausgeputzt<br />

mit seiner feinen Fassade und<br />

seinem großen grünen Eingangstor.<br />

„Hereinspaziert“. Nein, es war wohl<br />

nichtdas imposante Fachwerk,was zu<br />

mir gesprochen hat. Hausbesitzer<br />

Christoph Henrichs begrüßtmichmit<br />

einemfesten Händedruck undsympathischem<br />

Lächeln. Schwungvoll schiebt<br />

er das Tor auf und lässt uns hinein. Eine<br />

schmucke Deele mit Holzofen empfängt<br />

uns, Alltagsgegenstände von Haus und<br />

Feld aus vergangenen Zeiten lassen die<br />

bewegte Geschichte des Hauses lebendig<br />

werden.<br />

Doch die Geburtsstunde dieses Hauses<br />

war nicht so romantisch, wie sein heutigerZustand<br />

vermuten ließe. 1797 wütete<br />

ein Dorfbrand in Heinsberg und vernichtete<br />

dasVorgängerhaus,welches mehr<br />

als hundert Jahre alt war. Nicht mehr als<br />

die Grundmauern blieben erhalten. Ein<br />

Jahr später, am5.Juni 1798, wurde es<br />

wieder errichtet und zu „KLINKES<br />

MARTIN SIENEM HIUS“. Die Hausinschrift<br />

verrät, dass es „AUS NOTH<br />

UND NICHT AUS PRACHT (…)“<br />

erbaut wurde. Das Haus ist ein niederdeutsches<br />

Hallenhaus, giebelständigzur<br />

Dorfstraße –ein für unsere Gegend<br />

ganz typisches, sogenanntes „Vier-<br />

Ständer-Haus“.Eszeichnet sich durch<br />

Eckständer im Obergeschoss mit ein-<br />

geschnitzten und farbig abgesetzten<br />

Rundstäben aus. „KlinkesMartinsien<br />

Hius“bot Platzfür 6Kühe, einige Ziegen<br />

und Schweine. Kartoffelkeller,<br />

Räucherkammer, Küche und Stube<br />

durften damals neben den 7Schlafräumen<br />

unddem Heuboden natürlich<br />

nicht fehlen.<br />

200 Jahre später entdeckte Christoph<br />

Henrichs dieses Haus für sich. Er zog<br />

mit seiner Familie nach dem Studium<br />

in Münster zurück inseinen HeimatortHeinsberg.„Ichsprachden<br />

80-jährigenBesitzeran,<br />

ob er dasHausnicht<br />

verkaufen wolle“, erinnert sich der<br />

Lehrer.„Doch er verneinteund meinte,<br />

ichsolle mich in zwei Jahren nochmal<br />

melden. Und tatsächlich rief er mich<br />

nach dieser Zeit an und fragte, ob ich<br />

das Haus noch haben wollte.“ Eigentlich<br />

hatteder Heinsbergermittlerweile<br />

geplant, in sein Elternhaus zu ziehen.<br />

„DochdiesesHaushierwar schonseit<br />

meiner Examensarbeit, die ich über<br />

Heinsberg geschrieben habe, mein<br />

Lieblingshaus. Denn kein anderes in<br />

unserem Ort ist sogut erhalten wie<br />

dieses. Und dann habe ich esgekauft<br />

und zur Herberge umgebaut.“ Der<br />

Weg dahin gestaltete sich aufregend<br />

und anstrengend.<br />

Am 10.Januar 2000 konnte Henrichs<br />

sein Lieblingshaus endlich sein eigen<br />

nennen. Und die erste Überraschung<br />

ließ nicht lange auf sich warten. Der<br />

82-jährige Vorbesitzer war zu seiner<br />

Tochter nach Bad Fredeburg gezogen<br />

und hatte einfach alles stehen und liegen<br />

gelassen, als sei er nur mal eben<br />

einkaufen gegangen. „Und wenn ich<br />

sage ‚alles‘, meine ich wirklich ‚alles‘!“<br />

Der Heinsberger muss bei der Erinnerung<br />

daran schmunzeln. „Die Kaffeetassestand<br />

noch aufdem Küchentisch,<br />

daneben die Zeitung von gestern, ein<br />

verschmiertes Brötchenmesser. Im<br />

Badezimmerlag noch seineZahnbürste.<br />

Der wollte mir alles sodalassen!“<br />

Bis dann die schmucke Rucksackherberge<br />

daraus werden konnte, musste<br />

also viel passieren. Wirklich viel.„Fünf<br />

10-Tonnen-Container haben wir aus<br />

dem Haus herausgeholt. Dann haben<br />

wir ausgeschachtet, umgebaut, erneuert“,<br />

erzählt Christoph Henrichs von<br />

den Renovierungsarbeiten. „Uns war<br />

und ist es wichtig, den Charakter des<br />

Hauses zu erhalten. Das macht auch<br />

den Charme unserer Herberge aus:<br />

Altes wird mit Neuem verbunden.“ In<br />

derDeele legteerdas alte Deelenpflaster-Fischgrätenmuster<br />

in mühevoller<br />

Kleinarbeit wieder frei, in der Mitte<br />

ein Kreuz. Nein, nicht ganz inder<br />

Mitte. „Das Kreuzist nichtmehrganz<br />

mittig zum Haus, sondern etwas versetzt.<br />

Das zeigt, dass dasalteGebäude<br />

39


vor dem Brand etwas weiter links<br />

gestanden hat. Danach hat man<br />

diesen Fußboden übergebaut. Wir haben<br />

ihn schließlich wieder freigelegt“,<br />

erklärtder Herbergsvater.Somit konnte<br />

der Boden einStück seiner Geschichte<br />

preisgeben. Die Badezimmerallerdings<br />

erstrahlen in neuem Glanz, helle<br />

Fliesen, gemütliche Möbel, moderne<br />

Leuchten. Christoph Henrichs lacht:<br />

„In diesen alten Badezimmern wollte<br />

sich bestimmt niemandmehrwaschen.“<br />

Eine Zahnbürste hätteallerdingsschon<br />

zur Verfügung gestanden.<br />

Inzwischen bietet das Haus 26Betten<br />

in Mehrbett- oder Familienzimmern,<br />

eine große Frühstücksstube, eine<br />

moderne Küche, eine Kellerbar und<br />

sogar einen Saunabereich mit Tauchbecken<br />

finden die Besucher der Rucksackherberge.<br />

Die Gäste haben die<br />

Wahl, obsie sich selbst versorgen oder<br />

das Essen direkt mitbuchen. Auf dem<br />

150qmgroßenehemaligenHeuboden<br />

kann nach Herzenslust gekickert,<br />

gespielt und gefeiert werden.<br />

„Die Fachwerkhäuser faszinieren die<br />

Menschen“, erzählt der Familienvater.<br />

„Und man sollte keine Angst vorm<br />

Denkmal haben. Die Behörden sind<br />

sehrkooperativ, ichdurftefastalles so<br />

umbauen, wie ich esmir vorgestellt<br />

hatte. Nur der Charakter des Hauses<br />

muss erhalten bleiben, man muss sich<br />

dem Stil anpassen. Zum Beispiel darf<br />

man ein Fachwerkhaus nicht einfach<br />

verklinkernoder grün-weißstreichen.“<br />

Aber ausden ehemaligenSchweineboxen<br />

den Sanitärbereich für die Sauna<br />

zu machen, das war kein Problem.<br />

Mittlerweile haben weit über 20.000<br />

Übernachtungsgäste inder Talstraße<br />

48 eine Herberge gefunden und den<br />

besonderen Charme desHauseslieben<br />

und schätzen gelernt. Das zeigen die<br />

zahlreichen, auch internationalen Gästebucheinträge:<br />

„I like die Rucksackherberge“<br />

„What an amazing house!“<br />

„DiesesHausist so,sofaszinierend,alt<br />

und neu so stilvoll gemixt“.<br />

Viele Stammgäste zieht es immer wieder<br />

in Heinsbergsschönstes Fachwerkhaus,<br />

sokommen zum Beispiel jedes<br />

Jahr die Psychologie-Erstsemester aus<br />

Bochum und genießen ein Herbstwochenende<br />

in den alten/neuen Gemäuern.<br />

„Wir legten in dieses Haus unser<br />

Herz“, schrieb eine Familie zum<br />

Abschied in das Gästebuch. Dieser<br />

Satz könnte auch genauso gut vom<br />

Herbergsvater selbst stammen. Seine<br />

Liebe zum Detail, seine Leidenschaft<br />

für das Fachwerkhaus, seine Begeisterung<br />

Altesund Neueszueiner Einheit<br />

zu verbinden, zeigt sich in jedem der<br />

lehmverputzten Zimmer.<br />

Die Sonne neigt sich, wir überqueren<br />

dasFischgrätenpflaster,die Relikteaus<br />

vergangenen Zeiten verabschieden<br />

sich, das große grüne Deelentor entlässt<br />

uns in den Alltag. Bis bald, altes<br />

Haus!<br />

von Silke Meier [Text und Fotos]<br />

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40


41


Singer-Songwriter-Musik<br />

aus Halberbracht<br />

Von der ersten Gitarre mit 15 Jahren über<br />

erste Songwriting-Versuche und verschiedene<br />

Bands bis hin zur eigenen EP – so oder so<br />

ähnlich lässtsich die musikalische Entwicklung<br />

von Simon Eickhoff aka „still afloat“ wohl ganz<br />

gut beschreiben. Zwar arbeitet der 26-Jährige<br />

hauptberuflich als Programmierer, widmet seine<br />

Freizeit aber am liebsten seinem größten<br />

Hobby: DerMusik.<br />

42


Los geht alles vor mehr als zehn Jahren, als der damals<br />

15-Jährige anfängt, sich fürMusik zu interessierenund seine<br />

erste Gitarre zu Weihachten geschenkt bekommt. Erhabe<br />

viel Punkrock gehört undgemerkt:<br />

„Das will ichauchmachen,“<br />

ichmöchteselbst aufder Bühnestehen. Schondawussteder<br />

Halberbrachter,dassernicht nurSongs vonanderen Künstlern<br />

covern, sondern vor allem seine eigene Musik machen<br />

möchte.Schnell habe er versucht,selbst Songszuschreiben<br />

–sie jedoch vorerst niemandem gezeigt. 2011 war er<br />

schließlich zum ersten Mal Teil einer Band: „Da<br />

haben wir dann unsere eigenen Songs gespielt“,<br />

erinnertersich.<br />

Seit einigen Jahren spielt der ehemalige Physik-<br />

Student nun inseiner aktuellen Band „The Oak<br />

Yard“–undübernimmt dort auchden Gesangspart<br />

sowie das Songwriting. Die meisten Ideen für neue<br />

Songskämen ihmbeimeinfachen Ausprobieren und<br />

Spielen mit der Gitarre: „Oft sind das dann nicht so<br />

fröhliche Songs, daich viel schreibe, wenn es mir vielleicht<br />

nicht sogut geht. In den Songs geht es<br />

dann um persönliche Themen, die mich<br />

beschäftigen, oder um Dinge, die<br />

mal gesagt werden müssen“.<br />

Ohne Teamwork geht esinder Band aber trotzdem nicht:<br />

„Ich schreibe dieSongs meistenserstselbstund dann überarbeiten<br />

wirsie nochmalallezusammen, dabeischreibtsich<br />

dann jederdie Versionfür sein eigenesInstrumentheraus“,<br />

erklärt der Musiker. Denn neben Simons Akustikgitarre<br />

sind auchSchlagzeug, Klavier, Bass,E-Gitarre undVioline<br />

in der Band vertreten: „Mal müssen wir die Songs mehr<br />

undmal wenigerumstellen undmal sind siedannauchviel<br />

zu voll –wennman mitmehrerenLeuten daranarbeitet, ist<br />

das gar nicht soeinfach“.<br />

Aus diesem Grund entschied sich der 26-Jährige vor über<br />

zwei Jahren,neben der Band auchalleine Musikzumachen<br />

– und startete sein Solo-Projekt als „still<br />

afloat“. „Ich habe eigentlich schon<br />

immermehrSongs geschrieben, als<br />

wir in der Band letztendlich<br />

gespielt haben –und die habe<br />

ich dann einfach angefangen,<br />

alleine zuspielen“, erzählt Eickhoff.<br />

„Klar ist es schön, mit seinen<br />

Freunden in der Band zu<br />

spielen, aber alleine macht es<br />

auch Spaß. Da kann man auch<br />

einfach mal machen, was man<br />

will.“ Sokam es zu den ersten<br />

Solo-Auftritten, sowohl<br />

in Lennestadt,


als auch inMünster, Siegen oder Paderborn, und auch zur<br />

ersten eigenen EP„My Soul“, die erkostenlos zum Download<br />

im Internet veröffentlichte. Vorallem um sich fürKonzerte<br />

und Auftritte bei Veranstaltern zubewerben, sei das<br />

eine gute Sachegewesen. Durchdie EP habe er schon„etwas<br />

in der Hand gehabt“ um sich zu präsentieren –dennoch sei<br />

es gerade am Anfang schwierig gewesen, Auftritte zu<br />

bekommen: „90 Prozent der Veranstalter, bei denen man<br />

anfragt, antworten gar nicht und nochmal 5Prozent sind<br />

dann Absagen. Umso mehr freue ichmichnatürlich immer,<br />

wenn ichselbst angefragtwerde.“<br />

Dabei nimmt der Musiker jedes Konzert mit: „Ich spiele<br />

sowohl solo als auch mit der Band alles, was sich soergibt.<br />

Es gibt eigentlich nichts,was zu kleinist“. So habe er schon<br />

viele schöne kleine Konzerte, wie zum Beispiel Wohnzimmerkonzerte<br />

gespielt: „Ich habe keinen Druck, große Konzerte<br />

zuspielen. Auf einem meiner schönsten Konzerte<br />

waren vielleicht nur 15 Leute, dafür haben aber auch alle<br />

wirklich zugehört“, erzählt er. Wichtig sei ihm nur, dass er<br />

wenigstens eine kleine Gage für seine Auftritte bekommt.<br />

„Ich machenicht Musik, um damitvielGeldzuverdienen.<br />

Aber es istschon dasZiel, am Ende nichtnochfür Spritkosten<br />

und Sonstiges selbst draufzahlen zumüssen.<br />

Oftwerdenwir auchohneGageangefragt,aberdas können<br />

wir einfach nicht mehr machen“, erklärt der 26-Jährige.<br />

Fragt man Eickhoff nach seinen Vorbildern und musikalischenInspirationen,musserersteinmalüberlegen:„Meine<br />

Vorbilder sind einfach die Musiker, die ich gut finde und<br />

das ändert sich auch immer wieder. Ichhöre<br />

sehr viel verschiedene<br />

Musik. Wichtig ist mir vor allem, dass es von<br />

Herzen kommt und jemand nicht nur Musik macht, um<br />

erfolgreich zusein“.<br />

Für die Zukunft ist mit „The Oak Yard“ die professionelle<br />

Aufnahme des ersten eigenen Albums ineinem Studio im<br />

Siegerland geplant, wofür die Band schon lange spart. Das<br />

soll es dann, imGegensatz zur ersten EP der Band, nicht<br />

nur online, sondern auch auf CD geben, die die Musiker<br />

auf ihren Konzerten verkaufen werden.<br />

Und auch als „still afloat“ hat Simon eine zweite EPaufgenommen:<br />

„The sand keeps running“ wird bald online und<br />

auch auf Streaming-Plattformen wie Spotify erscheinen.<br />

„Livezuspielen istmir aber trotzdem noch dasWichtigste“,<br />

betont der Halberbrachter.<br />

Sollte malsovielErfolginAussichtsein, dass derProgrammierer<br />

von der Musik leben kann, könnte er sich auch das<br />

vorstellen. „Abernur,wennessichergibt. Momentaninvestiere<br />

ich die Zeit gerne noch neben meiner Arbeit, auch<br />

wenn es manchmal ein bisschen stressig ist“, fügt erhinzu.<br />

Seine Motivation: „Ich möchte bei den Leuten einfach das<br />

gleiche Gefühl hervorrufen, das gute Musik auch bei mir<br />

auslöst. Wenn mir dann jemand sagt, dass er meine Musik<br />

mag und die Leute mir zuhören, ist das das schönste<br />

Gefühl.“<br />

von Emilia Knebel [Text]<br />

Bildrechte: Philipp Steinhoff<br />

44


Wie echte<br />

Sauerländer!<br />

Wieund warumich meinefleischfressenden Pflanzenliebe<br />

Vorfrühling imSauerland. Der Winter hat uns einige strenge Wochen geschickt.<br />

Auch an diesem Februarmorgen hält der Frost als eisige Hand das Land im<br />

Griff. Vom PCaus blicke ich auf meinen Balkon. Meine fleischfressenden Pflanzen<br />

haben den Winter bislang gut überstanden. Kein Wunder: Sie sind über die Jahre<br />

immer robuster geworden. Mit drei Exemplaren hatte vor über zehn Jahren alles<br />

begonnen. Alle Weiteren stammen durch vegetative Vermehrung von ihnen ab.<br />

Eiseskälte istgewissnicht gerade das, woranSie,liebe Leserin, lieber Leser, beidiesemexotischenThema denken.<br />

Eher schon vermuten Laien solche ungewöhnlichen Gewächse intropischen Breiten, mit riesigen Kelchen und Skeletten<br />

von Fröschen und Affen darin. Und das bittevor tropischer Kulisse. Die exotischen Gewächsebeflügeln unserePhantasie,<br />

seit Humboldt und Co. ihre Legenden aus Übersee importierten. Heute jagen sie imZeichentrick Superhelden hinterher,<br />

rülpsen uns in Horrorfilmen an und faszinieren uns inNaturdokumentationen. Da wirkt ein großer, alter Sauerkrautpott<br />

mit verschiedenen Nebentöpfen voller Fleischfresser mitten imSauerland bestimmt zunächst befremdlich.<br />

45


Gelassen blicke ich auf meine Lieblinge. Die Faszination begann für mich, wie für so viele andere, in einem Gartencenter,<br />

wahrscheinlich beiKremers in Lennestadt.Wie vieleandereKinderhatte ichdamalsmeine Eltern so langebelatschert,bis<br />

siemir genervtgrünes Lichtfür grünePflanzengaben. Klar,die Venusfliegenfallehatte es mirangetan.EinePflanze,die<br />

sich sichtbar selbst bewegt und den Spieß herumgedreht hatte, weckte Freude und den Forschergeist inmir.<br />

Aber:Totgeheiztund fälschlicherweisevon oben mitLeitungswassergegossen,ergaben sich ihre Blätter schnellder<br />

Schwerkraft. Aber ichgab nichtauf.<br />

Seitdemrateich zwar nichtgrundsätzlich ab vomKaufvon<br />

Sonnentau, Venusfliegenfalleoder Fettkraut. Nursollteman<br />

sich klar darüber sein, dass man ein Lebewesen zusich<br />

holt und dass die schnelle Faszination bei darauffolgender<br />

falscher Kultur jährlich Millionen<br />

vonhastiggezogenen Pflanzen dasLeben<br />

kostet. Bei Kremers kann gute Bera-<br />

tung verschiedenen Irrtümern<br />

vorbeugen, sodass man<br />

lange Freude anseinen<br />

Carnivoren hat.<br />

Ich für meinen Teil blieb nach verschiedenen Experimenten<br />

ausschließlich an Sarracenia purpurea hängen. DieseKannenpflanze<br />

istursprünglichander Ostküsteder USAauf sehr nährstoffarmen<br />

Böden heimisch. Ausgewilderte Kolonien überleben<br />

inder Schweiz, im Botanischen Garten hinter dem<br />

Münsteraner Schloss und auf einem Balkon im Frettertal.<br />

Meine bevorzugte Art hat immer einige Zentimeter hohes<br />

Wasser in ihren kräftigen Kannen stehen und verspricht<br />

unschuldigen Insekten mit süßen Gerüchen das Paradies.<br />

Das Insekt freut sich für Millisekunden am Locksaft,<br />

rutscht dann aber amsehr glatten Blattinnenrand ab und<br />

plumpst<br />

ins Wasser.


Es summt und strampelt für einige Minuten, dann<br />

beginnen die Verdauungsenzyme ihre Arbeit.<br />

Sarracenia, das ist meine Art! Dickbäuchig, robust, geduldig<br />

und pragmatisch, wie ein echter Sauerländer, dabei<br />

mindestens ebenso hungrig und durstig, werden meine Sarracenien<br />

bei zunehmender Tageslänge im <strong>Frühjahr</strong> eine<br />

neue Generation von Blättern ringförmig aus dem Rhizom<br />

drücken. Dafürwerde ichMitte März vieleder aufden BildernsichtbarenBlätter<br />

abschneiden.Dannfüllt diePflanze<br />

fleißig und schnell die Lichtlücken. Mitte August treiben<br />

die langen Blütenstiele aus. Sie sind sohoch, damit liebesdienliche<br />

Bestäuber nicht versehentlich zur Beute werden.<br />

Im Sommer werde ich wieder in der Sonne sitzen und ab<br />

undanhintermeinemBuchaufhorchen. Es wird dann für<br />

einige Minuten lang, in länger werdenden Abständen<br />

„bssssst!“ machen. Und dann halt nicht mehr. Eine meiner<br />

Pflanzen hat Beute gemacht.<br />

Nurrülpsen wird sienicht.<br />

von Stefan Schröder [Text und Fotos]<br />

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47


&<br />

Anziehend, A<br />

modern<br />

nachhaltig, sozial<br />

Im Lennestädter Kleiderladen<br />

„Jacke wie Hose“ des DRK tut<br />

man mit dem Klamottenkauf<br />

(nicht nursichselbst)etwasGutes.<br />

Dass man im Kleiderladen ein<br />

besonderes Einkaufserlebnis genießen<br />

kann, ist wohl kein Geheimnis.<br />

Dass man mit dem Kauf gebrauchter<br />

Kleidung nicht nur sich selbst etwas<br />

Gutes tun kann, beweist der Secondhand-Laden<br />

„Jacke wie Hose“ in<br />

Lennestadt-Altenhundem.<br />

Seit dem 1. August des vergangenen<br />

Jahres ist er aus dem Stadtbild nicht<br />

mehr wegzudenken. Es gibt mehr als<br />

nur einen guten Grund, warum das<br />

auch so bleiben soll: „Im Rotkreuz-<br />

Laden gibt es nur Einzelstücke“, erläutert<br />

Petra Braun, Leiterin des DRK-<br />

Ladens. „Wir verkaufen handgeprüfte<br />

Kleidung inhoher Qualität, bei uns<br />

finden die Kunden alle Stile, Marken<br />

und auch gut erhaltene Vintage-Mode.“<br />

Das weiß auch die hochgewachsene,<br />

stylisch gekleidete Kundin mit dem<br />

offenkundig guten Modegeschmack<br />

zu schätzen. Sie kommt gerne zum<br />

Stöbern hierher. Heutemachtsie einen<br />

besonderen Fang: ausgefallene Schnürboots<br />

mit Leo-Muster undPerlenbesatz<br />

–wie neu.„Dasfindet man sonst nicht<br />

so leicht“, freutsie sich. Birgit Eberhard<br />

vomDRK-Kreisverband Olpe ergänzt:<br />

„Diese tollen Stiefel haben wir von<br />

einer gutbetuchten Dame bekommen.<br />

Sie hatte einfach einen zu vollen Kleiderschrank<br />

undsie hat uns 70 (!!) Paar<br />

Schuhe gespendet, viele noch ganz neu.“<br />

Doch nun hat eines schon für einen<br />

5-Euro-Schein den Besitzer gewechselt.<br />

Hier im „Jacke wie Hose“ fühlen sich<br />

nicht nur die Individualisten, die auf<br />

der Suche nach einem besonderen<br />

Stück sind, wohl. Auch Schnäppchenjäger,alteund<br />

junge Kunden, männlich<br />

und weiblich –hier findet jeder etwas<br />

für sich. Gerade berät Petra Braun eine<br />

Kundin bei der Auswahl eines roten<br />

Pullis, am bestenmit passendemSchal<br />

und vielleicht noch einer schicken<br />

Tasche, für insgesamt etwa 10Euro.<br />

Kein Problem!<br />

Insgesamt arbeiten fast 15 Mitarbeiterinnen,<br />

davon 10 Ehrenamtler, im<br />

Altenhundemer Kleiderladen. Die Leiterin<br />

strahlt. „Es ist eine tolle Atmosphäre<br />

inunserem Geschäft. Wir Kollegen<br />

arbeiten hervorragend zusammen.<br />

DieArbeit machteinfachSpaß. Gerne<br />

nehmen wir auch neue Ehrenamtler<br />

mit in unser Team!“, sagt’s und zwinkert<br />

Birgit Eberhard zu. „Ja, es ist eine<br />

tolle Zusammenarbeit, nicht nur der<br />

Mitarbeiter hier in Altenhundem. Der<br />

DRK-Ortsvereinund der Kreisverband<br />

sind ein tolles Team. Ansonsten wäre<br />

ein solcher Laden kaum möglich“,<br />

schwärmt die Leiterin „Soziale Arbeit“<br />

des DRK-Kreisverbandes von der<br />

Zusammenarbeit. Innerhalb weniger<br />

Monate entschieden sie gemeinsam<br />

dieses Geschäft in Altenhundem zu<br />

eröffnen. Der„Jacke-wie-Hose“-Laden<br />

in Olpe läuft hervorragend und wird<br />

sehr gut angenommen. Daentstand<br />

schnell die Idee, den Lennestädtern<br />

auch eine solche Einkaufsmöglichkeit<br />

zu bieten.“<br />

Mittlerweile hat eine werdendeMutter<br />

mit 3-jährigem Mädchen an der Hand<br />

48


eibringen. Musste nochmal ein paar Klamotten loswerden“,<br />

spricht's, steigt in ihren kleinenFlitzer und verschwindet.<br />

„Viele sagen, dass sie ihre Kleidung hier mit einem guten<br />

Gefühl abgeben: Hier kann man sich sicher sein, dass mit<br />

den Dingen gutumgegangen wirdund sie ein gutes zweites<br />

>Leben bekommen


1000 Jahre:<br />

Kirchveischede<br />

feiert sich und<br />

sein Dorf<br />

Jubiläumsort<br />

macht sich<br />

schick für die<br />

Feierlichkeiten<br />

Kirchveischede. 920 Einwohner,<br />

neun Vereine, ein<br />

Kindergarten, drei gastronomische<br />

Betriebe, eine Kirche,<br />

ein Jugendtreff und ein intaktes<br />

Dorfleben bieten die<br />

besten Voraussetzungen, die<br />

1000-jährige Geschichte ausgiebig<br />

zu feiern. Kirchveischede<br />

feiert indiesemJahr dieses<br />

beeindruckende Jubiläum.<br />

Heißt imKlartext: Die Einwohner<br />

feiern mit mehreren Veranstaltungen<br />

sich und ihre Geschichte.<br />

Im rheinischen Urkundenbuch (ältere<br />

Urkunden bis 1100. Bd. 1972 Nr. 131)<br />

ist das Datum 3.Mai <strong>2019</strong> nachzulesen.<br />

Dort heißt es, dass der Kölner<br />

Erzbischof Heribert der von ihm gestifteten<br />

Abteikirche Deutzsämtliche<br />

ihr bis dahin geschenkten Besitzungen<br />

überweist und ebenso einen HaupthofinViesch–„etsimiliter<br />

in Viesch<br />

aliam“. Und genauso werden es sich<br />

die kleinen und großen „Lateiner“ in<br />

Kirchveischede nicht zweimal sagen<br />

lassen: „Wir werden 1000 Jahre –in<br />

diesem Jahr werden wir feiern!“<br />

50


Die Planungen dafür laufen seit<br />

November 2016, in fünf Arbeitsgruppen<br />

und einem übergeordneten Organisationskomitee.<br />

Dabei ist gefühlt<br />

das ganze Dorf eingebunden. Vom<br />

18-bis zumüber80-Jährigensindalle<br />

im Gespräch und freuen sich auf die<br />

Highlights des Jubiläumsjahres.<br />

Maximilian Völkel, Chef der Kirchveischeder<br />

Schützen und Mitglied im<br />

Organisationskomitee freut sich auf<br />

vieleBesucherimFachwerkort undist<br />

sich sicher:„WirzeigenEuch, waswir<br />

draufhaben. Bei den verschiedenen<br />

Events ist für jeden was dabei!“<br />

Den Auftakt machen die Meilertage<br />

von Freitag, 24. Mai, bis Samstag,<br />

1. Juni. Das bekannte Gelände des<br />

„Rockade Festiwoll“, auf der Heide,<br />

hoch über den Dächern von Kirchveischede,<br />

wird acht Tage lang zum<br />

Treffpunkt für alle Generationen.<br />

Unter fachkundiger Leitung der Köhler<br />

Hubert und Wolfgang Heinze<br />

wird Pastor Brieden den Meiler segnen<br />

und anzünden. Bürgermeister<br />

Hundt obliegt dann der obligatorische<br />

Fassanstich. Weitere Höhepunkte<br />

der Meileratge werden ein Kegelturnier,<br />

Kinderschützenfest, Mitsingnachmittag,<br />

die Ehrenamtsbörse<br />

„EiL“ vor Ort, ein „Irish Folk Punk“-<br />

Abend, der Christi-Himmelfahrts-<br />

Gottesdienst mit Prozession zum<br />

Meilerplatz und das Gastspiel des<br />

KöhlergesellenHermann Baldus alias<br />

„Hermann hilft“. Ein Revival der<br />

besonderen Art gibt es am Pfingstsonntag,<br />

9. Juni. Das beliebte Kutschentreffen,<br />

bei dem sich jahrzehntelang<br />

Pferde- und Kutschenliebhaber<br />

auf dem Hof Heer trafen, wird<br />

anlässlich des 1000-jährigen Ortsjubiläums<br />

noch einmal stattfinden.<br />

Tagsüber wird es eine Ausfahrt mit<br />

etwa 30 Kutschen geben und am<br />

Abend ist beste Stimmung beim Kutschenball<br />

vorprogrammiert. Das<br />

eigentliche Festwochenende findet<br />

von Freitag, 13., bis Sonntag, 15.September<br />

statt, beginnend mit einer<br />

Gala, zu der auch NRW-Heimatministerin<br />

Ina Scharrenbach ihre<br />

Zusage gegegen hat sowie die Vorstellung<br />

der Chronik und der Historische<br />

Markt.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

51


740Jahre Melbecke<br />

Schnadegang und Feier auf Hof Verse am 27. April<br />

Melbecke. Der kleine Ort mit seinen knapp über 80Einwohnern liegt, umgeben von grünen<br />

Wiesen und Wäldern eingebettet, imFretter- und Elspetal. Melbecke ist ein beliebtes Ferienziel<br />

für Menschen, die die Natur genießen möchten und bietet Wanderwege mit hervorragenden<br />

Aussichtspunkten. Und esist ein Ort mit Historie. In diesem Jahr wird Melbecke 740 Jahre alt.<br />

Das soll amSamstag, 27. April, mit einem Schnadegang<br />

gefeiert werden. Soein Schnadegang diente früher den<br />

Bewohnernder Dörfer,ihreGrenzenimAugezubehalten.<br />

An Wegekreuzungen und Wiesenrändern standen große<br />

Steine. Sie waren ein für jedermann sichtbares Zeichen für<br />

diese Grenzen. In regelmäßigen Abständen trafen sich<br />

Bewohner der angrenzenden Dörfer, umgemeinsam den<br />

korrekten Stand der Grenzsteine zukontrollieren. Dabei<br />

gab esden Brauch des „Stutzäsens“. Beide Grenznachbarn<br />

wurden hochgehoben und mit dem Hinterteil mehr oder<br />

weniger unsanft auf den Stein gestoßen, sozusagen als<br />

„Erinnerungsverstärkung“.<br />

Aus Anlass der 725-Jahr-Feier ließen die Dorfbewohner<br />

2004 den Brauch des Schnadegangs wieder aufleben. Alle<br />

5Jahre, verbunden mit Aktionen imund für das Dorf,<br />

gehen die Melbecker jetzt wieder ihre Grenzen ab. Grenzsteine<br />

mit Gedenktafeln an den 24. April 2004 findet man<br />

oberhalb der Gierschlade, inder Nähe des Bildstocks der<br />

HeiligenLucia,ander Larmecke-Quelleund am Kirchlöh.<br />

Alle vier Steine werden am Samstag, 27. April, inAugenschein<br />

genommen. Losgeht’sum10Uhr ab demHof Verse<br />

am Ortseingang. „Wem der 12 Kilometerlange Wanderweg<br />

zu beschwerlich ist, kannimPlanwagen vonGuido Quinke<br />

mitfahren“, erklärt Nina Bölker, Mitorganisatorin der Veranstaltung.„Derfährt<br />

als,Besenwagen‘langsam hinterher.“<br />

So einSchnadegang in Melbecke istnicht nurein Naturerlebnis,<br />

auch die Geselligkeit kommt dabei nicht zu kurz.<br />

52


Familie, Freunde, Vertreter der Kommunalpolitik,<br />

alle gehen mit. Unterwegs<br />

kommen noch Gäste aus dem<br />

Frettertal dazu. Die Frühstückspause<br />

an der Larmecke-Quelle bietet Gelegenheit<br />

sich zu stärken und nette Gespräche<br />

zu führen.<br />

[...] alle gehen mit.<br />

An einigen exponierten Stellen am<br />

Wegesrand laden fünf neue Ruhebänke,<br />

die die Stadt Lennestadt anlässlich<br />

ihres 50-jährigen Stadtjubiläums gesponsert<br />

hat, zu einer Pause und zu<br />

einem atemberaubenden Ausblick ein.<br />

Auch hat die Dorfgemeinschaft neue<br />

Wegeschilder angefertigt und aufgestellt,<br />

um Strecken, die bislang noch<br />

nicht offiziell ausgeschildert waren, zu<br />

kennzeichnen.<br />

Nach dem Schnadegang treffen sich alle<br />

wieder auf dem Hof Verse. Dort wird<br />

bei Musik, Leckereien vom Grill, Kaffee<br />

und Kuchen weitergefeiert. Nina<br />

Bölker und Josef Geuecke vom Organisationsteam<br />

haben noch viele schöne<br />

Erinnerungen an die Schnadegänge<br />

der vergangenen Jahre, wie die beigefügten<br />

Fotos eindrucksvoll belegen.<br />

von Marita Sapp [Text]<br />

und Nina Bölker [Fotos]<br />

53


Faszinierende Natur<br />

undhistorische Orte<br />

Stadtwald Grevenbrück ist<br />

zu jederJahreszeitein Erlebnis<br />

Grevenbrück. Der Stadtwald in Grevenbrück<br />

hat auch imMärz seinen Reiz. Selbst<br />

bei trübem Wetter zieht die faszinierende Natur<br />

in dem Naturschutzgebiet Breiter Hagen sich kleine grüne Spitzen ihren Weg durch abgestorbene<br />

DerWalderwacht ausdem Winterschlaf.Langsam bahnen<br />

immer wieder den Blick des Spaziergängers an. Laubschichten ans Licht. Als eine der ersten Pflanzen zeigt<br />

sich der Bärlauch, der fast den gesamten Waldboden<br />

bedeckt. „Im Frühling duftet der ganze Wald nach Bärlauch“, sagt Ulrich<br />

Wittrin, der hier gern spazieren geht und jeden Winkel des Waldes kennt. Wer<br />

ganz genau hinschaut, kann auch schon eine der ersten Blüten am Boden sehen,<br />

die sich ganz behutsam entfalten. Der gesamte Waldboden scheint zuneuem<br />

Leben zuerwachen. Der Frühling ist nicht mehr weit.<br />

Viele Bäume, Baumstümpfe und herabgefallene Äste sind mit<br />

Moos bedeckt. Die feuchte Witterung lässt die<br />

Moose in sattem Grün erscheinen. Durch<br />

ihre willkürliche Anordnung sind eindrucksvolle<br />

Gebilde entstanden, die<br />

sich wie von Künstlerhand angeordnetüberall<br />

im Wald wiederfinden.<br />

Eine geheimnisvolle Umge-


ung, in der man Feen und Kobolde vermuten könnte.<br />

Filmemacher würden sich freuen über solch eine Kulisse zwischenBuchenund<br />

Eichen.<br />

Diegroße Schlucht,die sich Richtung Borghausen befindet,<br />

übt eine besonders große Anziehungskraft aus. Die hohe<br />

Felswand mit den meterlang herunterhängenden Ranken<br />

ist beeindruckend, lässt aber auch etwas Beklemmung aufkommen.<br />

„Diese hohen Felswände wurden 1926 einem<br />

Kind zumVerhängnis“,erklärt Ulrich Wittrin. „Essollvon<br />

ganz oben heruntergefallen und gestorben sein.“ Eine vermooste<br />

Gedenktafel mit der Aufschrift „Horst Wilcke<br />

29.8.1926“ erinnert an dieses tragische Ereignis.<br />

Wersich auskennt, weiß, dass eszwischen den zerklüfteten<br />

Felsen eine Höhle gibt. Darüber ranken sich spektakuläre<br />

Gerüchte:<br />

„Rittersollensie benutzthaben,um<br />

unbemerkt vonder Burg zuranderen<br />

Talseite zu gelangen.“<br />

Auch soll siezuKriegszeiten alsVersteckund Lagergedient<br />

haben.“ Der Grevenbrücker Stadtwald mit der Ruine der<br />

Peperburg, an den historischen Fernhandelswegen Heidenstraße<br />

und Römerweg gelegen, ist ein Teil des neuen Kulturweges<br />

Grevenbrück. Eine Infotafel gibt Auskunft über<br />

dieehemalige Burg undihreBewohner. Dort kannman bei<br />

gutem Wetter auf einer der Bänke sitzen und sich an dem<br />

geschichtsträchtigenOrt vorstellen,wie es wohl gewesenist,<br />

alsdie Gutsherren mitihren Bediensteten undihren Tieren<br />

auf dem Berg zwischen Veischedebach und Lenne gelebt<br />

haben. Grabungsfundeder hochmittelalterlichen Burg sind<br />

in derSchatzkammerdes Museumsder StadtLennestadtin<br />

Grevenbrück zubesichtigen.<br />

4


Alsein wunderbares, in derRegion, ja sogarinNordrhein-Westfalen nichtoft<br />

zu findendes Biotop, bezeichnet Liesel Kipp dem Stadtwald. „Als Teil des<br />

Naturraumsder Attendorner Doppelkalkmuldebilden sich aufdem kalkigen<br />

Untergrund ganz besondere Lebensgemeinschaften, wie der Buchenwald<br />

mit dem Bärlauch-Unterwuchs. Mit Blick auf den Weg und den Wegesrand<br />

derverschlungenenPfade istsomannigfaltigesLeben zu beobachten.“<br />

Dort wachsen, der Jahreszeit gemäß, Orchideen, Lerchensporn, Buschwindröschen<br />

und Veilchen der verschiedensten Form. Eine reichhaltige Vogelwelt<br />

nistet in den Baumkronen und im Steinbruch brüten Turmfalken.<br />

Jetzt im<strong>Frühjahr</strong> ist die Zeit des Bärlauchs. „Eine sehr energiespendende Pflanze“,<br />

erklärt die Naturpädagogin. „Mit viel Vitamin C.“ Eigentlich müsse der<br />

Name „Bären-Lauch“ heißen. „Denn, mansagt, dass dieser Lauchdie ersteNahrungsquellewar,die<br />

Bärennachihrem Winterschlaf in denWäldern fanden und<br />

die ihnen neue Energie verlieh.“ Bei Menschen ist Bärlauch ebenfalls beliebt.<br />

Kleine Mengen fürden EigengebrauchbeimSpaziergang mitzunehmen, seiauch<br />

erlaubt. „Aber, man muss achtsam sein! ImStadtwald wachsen Bärlauch, Maiglöckchen<br />

und Aaronstab inenger Gesellschaft. Die Blätter von Maiglöckchen<br />

und Aaronstab sind dem des Bärlauch ähnlich, aber für Menschen gefährlich.“<br />

„Der Stadtwald hat etwas Mystisches“, sagt die Oberelsperin, die auch hin und<br />

wieder Exkursionenanbietet,„Diealten Buchen habenein Gesicht…die schauen<br />

zurück, wenn man genau hinschaut.“<br />

von Marita Sapp [Text und Fotos]<br />

5


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Die Alternative ist ROTH<br />

Heizöl, Schmierstoffe, Diesel, Strom und Erdgas kauft man<br />

im Kreis Olpe bei Kalli Solbach & Alexander Hahn<br />

Vierzigjährige Erfahrung im Vertrieb von Brenn- und<br />

Heizstoffen haben es Kalli Solbach und Alexander Hahn<br />

leicht gemacht, auf zwei äußerst erfolgreiche Jahre mit<br />

ROTH Energie zurückzublicken. Bereits im dritten Jahr<br />

bieten die beiden mit ROTH Energie vor Ort eine starke<br />

Alternative im Energiebereich an. „Durch unseren Standort<br />

in Gerlingen bewegen wir uns im Herzen unseres Vertriebsgebietes<br />

und garantieren zeitnahe und sichere Belieferung“,<br />

so Kalli Solbach. Dies war seinerzeit auch der<br />

Grund für den bekannten Energieanbieter ROTH, mit<br />

Hauptsitz in Gießen, sein Versorgungsgebiet um die hiesige<br />

Region zu erweitern.<br />

In Gerlingen verfügt ROTH Energie über eine hochmoderne<br />

Technik im Verladebereich mit insgesamt drei 50.000-<br />

Liter-Tanks für Heizöl und Diesel. Das freut auch die<br />

drei Fahrer des Gerlinger Teams: Michael Gummersbach,<br />

·<br />

Adolf ROTH GmbH & Co. KG· Auf dem Ohl 2 · 57482 Wenden-Gerlingen<br />

Tel.: 02762/4075816 Telefon: · Fax: 02762/4075816 02762/4075817 · Fax: · k.solbach@roth-energie.de 02762/4075817 · info@roth-energie.de<br />

· a.hahn@roth-energie.de<br />

www.roth-energie.de<br />

Torsten Kyewski und Frank Quast sind bekannte und<br />

hochgeschätzte Gesichter in ihrem Metier, stehen zu 100<br />

Prozent für Kundennähe und Vertrauenswürdigkeit.<br />

ROTH Energie versorgt als traditionelles familiengeführtes<br />

Unternehmen seit nunmehr fast 70 Jahren Privat- und Gewerbekunden<br />

sowie Händler mit allen Leistungen rund um<br />

das Thema Energie in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen<br />

und Rheinland-Pfalz. Dazu kommen 28 eigene<br />

Tankstellen – darunter in Gerlingen eine Tankpool24 mit<br />

ROTH-Karten Akzeptanz – und 550 Akzeptanzstellen der<br />

ROTH Tankkarte/Tankpool24.<br />

In Gerlingen jedenfalls freut man sich über einen großen<br />

und stetig wachsenden Kundenstamm. Weil die Kunden den<br />

freundlichen und zuverlässigen Kontakt lieben. So ist das<br />

und nicht anders: Heizöl, Diesel, Strom und Erdgas kauft<br />

man im Kreis Olpe bei Kalli Solbach & Alexander Hahn!<br />

57


Frau Hamm, was<br />

liest der Frühling?<br />

Zu Gast in der Buchhandlung<br />

Der stationäre Buchhandel spielt in Deutschland nach wie<br />

vor eine sehr wichtige Rolle. Allerorten trotzen kleine Buchhandlungen<br />

als selbstverständlicher Bestandteil des alltäglichen<br />

Lebens in Städten und Gemeinden den verantwortungslosen<br />

Versandriesen. Ihre besondere Kundenorientierung durch<br />

die teils jahrzehntealte Verankerung inden Kommunen ist das<br />

Pfund, mit dem sie wuchern.<br />

In der Buchhandlung Hamm inLennestadt-Altenhundem ist die Liebe zu den<br />

Büchern und ihren Lesern durch und durch zu spüren. Wir haben uns für eine<br />

gute Stunde mitder InhaberinMariettaHammverabredet, diedas 1947 vonihren<br />

Schwiegereltern gegründete Geschäft seit 2001 führt. Sie möchte uns einen Einblick<br />

ins literarische <strong>Frühjahr</strong> verschaffen und versetzt uns dabei immer wieder<br />

ins Staunen. So wie ein Apotheker über die Jahre die Anliegen seiner Besucher<br />

kennt, weiß Frau Hamm über dieVorlieben ihrer Kunden bestensBescheid. Müheloswechseltsie<br />

zwischen demGesprächmit unseremMagazin,der Arbeit vorn<br />

an derKasse undder Beratung im Laden.Esist eineinzigesHuschen undSeitenrascheln<br />

an diesem FreitagmorgeninLennestadt. Kurz nach der Öffnungbeider<br />

Türen wird der gemütliche Laden schon gut frequentiert. Frau Hamm und ihre<br />

Kollegin sind vorbereitet:<br />

„Liebezuden Büchern<br />

undihren Lesern“<br />

3


Anzeige<br />

„Zweibis drei Neuerscheinungenarbeite ichnachwie vorpro<br />

Abenddurch“, erörtert sie, seit 1980 Buchhändlerinaus Leidenschaft,<br />

ihre Herangehensweise. „Früher waren es auch<br />

mal fünf. Ich lese die ersten 20 Seiten komplett durch,<br />

machedanninder Mittenochmal über einige Seiten Station<br />

undwende mich dann demSchluss zu“, führt sieweiter aus.<br />

So weiß sie aus eigener Erfahrung, was sie andie Leser<br />

bringt.„Im Frühling nehmen sich dieKundennaturgemäß<br />

nicht soviel Zeit zum Lesen wie im Winter. Kleinere, leichte<br />

Taschenbuchromane sind dann eher gefragt. Während<br />

maninder Weihnachtszeit eher dicke, gebundeneSchmöker<br />

und wertvolle Bildbände bevorzugt und man auch nicht so<br />

stark auf das Geld schaut, sind im<strong>Frühjahr</strong> dann besagte<br />

Romane gefragtsowie Gartenratgeber.“<br />

WährendFrauHammeloquentund belesen dieseSätze ausführt,<br />

rutscheich zunehmendnervösauf meinem Stuhlhin<br />

und her. Vorn nämlich streunt ein Kunde scheinbar ziellos<br />

zwischen den Stapeln umher, nimmt mal dieses, mal jenes<br />

Buch zur Hand. Und Kollegin Frau Schnell nimmt eine<br />

Bestellung am Telefon entgegen! Frau Hamm könne ruhig<br />

kurz nachschauen und ihm helfen, das Geschäft sei schließlich<br />

wichtiger, führen wir neunmalklug aus. „Der Herr<br />

soundso guckt erst mal, den können wir guten Gewissens<br />

eine Weile inRuhe lassen“, schmunzelt Frau Hamm, nach<br />

über 30 Jahren kenneman ja schon durchausein paar Kunden,<br />

und ihr konspirativer Blickwechsel mit dem vermeintlich<br />

ratlosen Herrn bestätigt: Hier kennt jemand seine<br />

Besucher sehr genau. Undmit der Zeit nehmen auchwir die<br />

gewissenhafte Gelassenheit an, die hier anoberster Stelle<br />

steht. So einGefühlbekommenwir vordem Bildschirm nie.<br />

Während draußen hektisch der Verkehr vorbeirauscht,<br />

herrschthiereineStimmungfreundlicherRuhe. Eine kleine<br />

Oase, in der sich jedesBuchals TorineineandereWeltpräsentiert,<br />

empfängt herzlich jeden Besucher. Das Telefon<br />

Hundemstraße 23<br />

(gegenüber dem Bahnhof)<br />

57368 Lennestadt-Altenhundem<br />

Tel. 02723 5289<br />

Fax 02723 717990<br />

E-Mail: buecher-hamm@t-online.de<br />

Web: www.buecher-hamm.de<br />

klingelt, Frau Hamm nimmt eine Bestellung entgegen. Der<br />

Briefträger kommt rein, ein kurzer Plausch ist drin. Dann<br />

setzt sie sich wieder: „Regionale Bücher sind immer ein Verkaufsrenner.<br />

Michael Martins „Sauerländer: Besser geht´s<br />

nicht“ habe ichauf demSofadurchgelesen undmichkaputt<br />

gelacht dabei. Oder hier:„Sauerlandität.Was dasSauerland<br />

zur Marke macht“, legt sie einen wertigen Bildband auf das<br />

Cafétischchen, das sich zusehends füllt. „Was immer und<br />

auchals Hardcovergeht, istder Beckett. Sein Thriller „Die<br />

ewigen Toten“ dürfte die Leserinnen und Leser auf dem<br />

Frühlingsbalkonmal wieder zitternlassen“, prophezeit Frau<br />

Hamm. Als ich anden aufknackenden Seiten rieche, ernte<br />

icheinen verständnisvollenBlick.Sowas tunBuchliebhaber<br />

nunmal.<br />

Eine Stunde ist vergangen, vorn stöbert eine ältere Dame<br />

in den Zeitschriften. „Bloß was mit Kreuzworträtseln“,<br />

wünscht sie, und Frau Hamm hält ihr sorgfältig einige Hefte<br />

hin. Gleichermaßen ernst nimmt sie hier jeden noch so<br />

kleinenKundenwunsch. Nach meiner Zeit in dieser kleinen<br />

Seelenapotheke sind wirgeerdet fürden Tag, wissen auserster<br />

Hand, was der Frühling liest und ziehen inspiriert und<br />

vergnügt von dannen. Das fühlt sich dann doch wesentlich<br />

besser an, als bloß einen PCherunterzufahren und danach<br />

auchnochauf einenüberlasteten Paketboten zu warten.<br />

von Stefan Schröder [Text und Fotos]<br />

59


Kreativmarkt<br />

vom Reitverein Schwartmecke <strong>2019</strong><br />

Tradition wurde beim Reitverein Schwartmecke immer schon<br />

großgeschrieben, was sich an den vielen Veranstaltungen<br />

rund ums Pferd erkennen lässt, die schon seit vielen Jahren die<br />

Zuschauer begeistern, sowohl Jung als auch Alt.<br />

Eine Veranstaltung gehört seit mittlerweile 7 Jahren ebenfalls<br />

zur Tradition, auch wenn sie nicht direkt was mit Pferden zu tun<br />

hat. Aber sie wird mit gleicher Leidenschaft organisiert wie alle<br />

anderen Veranstaltungen auch.<br />

Am Sonntag, dem 12. Mai <strong>2019</strong>, findet zum achten Mal der Hobby- und Kreativmarkt<br />

auf dem Gelände des Reitvereins Schwartmecke an der B55 zwischen Oedingen<br />

und Cobbenrode statt. Auch der Termin wurde wieder bewusst gewählt, denn die<br />

Veranstaltung fällt erneut auf den „Muttertag“. Der Erfolg der letzten 3 Jahre, den<br />

Kreativmarkt an diesem Tag zu veranstalten, gab dem Veranstalter recht, die Resonanz<br />

auf diesen Termin war durchweg positiv.<br />

Ab 11 Uhr erwartet die Besucher eine abwechslungsreiche Mischung von selbstgefertigten<br />

Kunsthandwerken aus Holz, Beton, Floristik, Deko für Haus und Garten,<br />

Seifenkunst, genähte Kunstwerke für Groß und Klein, eine breit gefächerte Auswahl<br />

an Schmuck – oder lassen Sie sich von einem Silberschmied ein ganz individuelles<br />

Schmuckstück von ihrem mitgebrachten Silberbesteck schmieden. Wie in den vergangenen<br />

Jahren auch, legen die Organisatoren des Reitvereins sehr viel Wert auf<br />

Abwechslung, damit sich die Besucher rundum wohl fühlen, unterhalten und inspiriert<br />

werden. Was halten Sie davon, einfach mal barfuß durchs Sauerland zu gehen?<br />

Dann entdecken Sie die außergewöhnlichen LEGUANO-Schuhe für sich. Erstmals<br />

mit dabei ist eine Fotografin mit einem kleinen Studio, die vor Ort Porträtaufnahmen<br />

anfertigt, welche gleich mitgenommen oder nachbestellt werden können.<br />

Eine von vielen tollen Geschenkideen für ein Muttertagsgeschenk. Entführen Sie<br />

also „die Dame des Hauses“ ins Paradies für Kreatives, Deko und Außergewöhnlichem.<br />

360


Trotz„Muttertag“ kommen auchdie Männer nichtzukurz, dennfür siegibtes<br />

wieder viel Interessantes zusehen. Ein Bürstenmacher, große Holzkunstwerke,<br />

die mit einer Motorsäge gefertigt werden, einen Silberschmied, dem über die<br />

Schulter geschaut werden kannund verschiedeneAusführungenanFeuertonnen,<br />

die das Angebot für die männlichen Besucher abrunden. Verbringen Sie also<br />

einen entspannten Tagmit der ganzen Familie auf der Schwartmecke. Während<br />

die Frauen in Ruhe über den Markt bummeln, können die Kinder<br />

Ponyreiten, sich beim Kinderschminken<br />

verwandeln lassen, bei einem<br />

Malworkshop ihrer Kreativität freien<br />

Lauf lassen oder an anderen Kreativangeboten<br />

teilnehmen. In gemütlichem<br />

Ambiente kann man bei Kaffee,<br />

„Kreativitätfreien<br />

Lauf lassen“<br />

Muttertagskuchen oder Leckeres vom Grill den Taggenießen. Im vergangenen<br />

Jahr fand der Kreativmarkt erstmals wegenangekündigten Regenschauerninder<br />

lichtdurchfluteten Reithalle statt. Somit ist man beim Reitverein auch auf<br />

„schlechtesWetter“vorbereitet.SowohlAtmosphäreals auchBesucher-ansturm<br />

haben darunter keineswegs gelitten. Bewährt hat sich auch die Vorlage eines<br />

„Geschenkgutscheins“, den man(n) sich auf der Internetseite des Reitvereins<br />

(www.reitverein-schwartmecke.de) runterladen und ausgefüllt zum Muttertag<br />

verschenken kann. Somit hat „Mutter“ Gelegenheit, sich ihr Geschenk selbst<br />

aussuchen zukönnen. Wir freuen uns auf Sie!<br />

von Monika Münker [Text und Fotos]<br />

4


UNSCHLAGBAR<br />

KOSTENFREI FÜR SIE!<br />

Training | Übernachtung | Probegerät<br />

Das bedeutet:<br />

Wirladen Therapeuten aus dem Bereich der Humanmedizin (Ärzte,Heilpraktiker,etc.)<br />

zu einem individuellen, zweitägigen, kostenlosen Training in die<br />

Sauerland-Pyramiden –dem Sitz derRayonexBiomedical GmbH –ein.<br />

DASBEDEUTET FÜRSIE<br />

• Schulung in den Sauerland-Pyramiden durch einen unsererRegionalleiter.<br />

• Kostenlose Übernachtung mit Frühstück und Abendessen.<br />

• Individuelles Training in Theorie und Praxis.<br />

• Möglichkeit zum Besuch des Galileo-Parks<br />

(Wissenschaftspark). www.galileo-park.de<br />

• Nach dem Training können die Bioresonanzgeräte vier Wochen<br />

kostenfrei in der eigenen Praxisgetestet werden.<br />

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kostenfrei in der eigenen Praxis getestet werden. Rufen Sie uns einfach an (02721 6006-0) oder schreiben Sie uns eine<br />

E-Mail (info@rayonex.de).Wirfreuen uns darauf,Sie mit unserem Serviceund unseren Leistungen zu überraschen. Weitere<br />

Infosfinden Sie unter: www.rayonex.de/aus-weiterbildung/seminare<br />

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Schmidt verlagern möchten, befindensich oftinder misslichenSituation, funktionstüchtige Fremdgerätenichtmehr nutzen<br />

zu können. Auch hier erarbeiten wir gern für Sie Lösungen.<br />

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Traumberuf Heilpraktiker<br />

Heilpraktikerschule der Paul-Schmidt-Akademie in den Sauerland-Pyramiden<br />

Folgende Ausbildungskurse werden in der Heilpraktikerschule der Paul-Schmidt-Akademie<br />

angeboten:<br />

1 Kombinationsausbildung zum /zur Heilpraktiker /-in (medizinisch) mit Zusatzausbildung<br />

Bioresonanz (24 Monate)<br />

2 Verkürzte Kombinationsausbildung zum /zur Heilpraktiker /-in (medizinisch) mit Zusatzausbildung<br />

Bioresonanz für PT,Krankenpflegepersonal,Arzthelfer-/innen, MFAund THP (12 Monate)<br />

3 Ausbildung zum /zur Heilpraktiker/-in (Psychotherapie) mit Zusatzausbildung Bioresonanz<br />

(18 Monate)<br />

4 Fortbildung für den /die Physiotherapeuten /inzum Heilpraktiker /in(Physiotherapie)<br />

NEU: Interessierte können gerne an einem kostenfreien und unverbindlichen Probeunterricht<br />

als Gasthörer teilnehmen! Die Studienleitung Frau HP Bettina Schipper berät Sie gerne unter der<br />

Telefonnummer 0151 /400 10 100.<br />

Fordern Sie über das Kontaktformular im Internet unter: www.paul-schmidt-akademie.de den<br />

kostenfreien Internet-Schnupperkurs mit den Lernbereichen„Zelle und Gewebe“ an.<br />

DieRayonex Biomedical GmbH<br />

ist nach DIN EN ISO9001 :2008 und nach<br />

DIN EN ISO13485 :2007 zertifiziert!<br />

www.paul-schmidt-akademie.de


Die<br />

Geschichte der<br />

Sauerlandkaserne<br />

Um zu verstehen, muss man inder Zeit<br />

zurückgehen.<br />

Obwohl in den Jahren von 1960 bis 1962 erbaut, bekam sie den<br />

Namen erst im Jahr 1967. Bis dahin war sie eine postalische<br />

Adresse namens „Auf der Endert 1“.<br />

Damals waren nicht wenige ver wunder t , warum denn eine<br />

Kaserneinsoeiner abgelegenen Region erbaut wurde. Ein strategischer<br />

Nutzen war nicht gleich zusehen.<br />

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

bemerkten die westlichen Alliierten,<br />

dass das Bündnis mit der Sowjetunion<br />

gegen Nazi-Deutschland das Kriegsende<br />

nicht lange überdauern würde. Zu<br />

gegensätzlich war das Verständnis in<br />

Bezugauf Staats-und Regierungsform.<br />

Diebeiden unterschiedlichen Ideologien<br />

und das daraus hervorgehende Machtstreben<br />

und Einflussnehmen führte zu<br />

immer größeren politischen Reibereien,<br />

welches wiederum zu größeren militärischenAnstrengungen<br />

führte.<br />

Der militärische Aspekt hatte sich in<br />

den vergangenenJahrzehnten drastisch<br />

geändert.<br />

zeuge und den Einsatz von Fernlenkwaffen<br />

(lenkbaren Raketen) war der<br />

Krieg auch indas Hinterland tragbar.<br />

So war eskein Wunder, dass die Militärs<br />

eine überschallschnelle, lenkbare<br />

Flugabwehrrakete forderten, um den<br />

Auftrag, den sievon der Politikbekommen<br />

hatten, den Luftraum über dem<br />

jeweiligen Hoheitsgebiet gegen feindliche<br />

Flugzeuge zu schützen, durchführen<br />

zu können. Zu dieser Zeit<br />

waren die Raketenentwicklungen der<br />

Deutschen amweitesten fortgeschritten,<br />

und so waren die Siegermächte<br />

in den letzten Kriegstagen inganz<br />

Deutschland unterwegs, um einen<br />

Teil dieser Technik und des verantwortlichen<br />

Personals für sich nutzen<br />

zu können.<br />

Den größten Fang machten die US-<br />

Amerikaner, als ihnen Wernher von<br />

Braun und sein Team in die Hände<br />

fielen. Mit dem gewaltigen Know-how<br />

WarimErsten Weltkriegnochder Krieg<br />

mit klaren Fronten für die Militärs<br />

aktuell, so hattesichimZweiten Weltkrieg<br />

durch den Einsatz von Luftkampfmittelndiesesrigorosüberholt.<br />

Durch<br />

immer schnellere und stärkere Flugder<br />

Techniker und dem sichergestellten<br />

Materialsolltesehrschnell diemit<br />

Kriegsende in Deutschland abgebrochene<br />

Entwicklung von „Fernlenkraketen“<br />

in den jeweiligen Ländern<br />

wiederaufgenommen werden.<br />

Die US-Amerikaner brachten ihre<br />

Beute nach Fort Bliss/Texas. Hier in<br />

den Weiten der amerikanischen Halbwüstemit<br />

geringer Bevölkerungsdichte<br />

wurde die „Operation Paper Clip“<br />

geboren. Schon die Entwicklung der<br />

ersten Atombombe wurde hier durchgeführt.<br />

Die Techniker umWernher<br />

von Braun waren nur kurz Kriegsgefangene.<br />

Sie arbeiteten mit den Amerikanern<br />

Hand inHand.<br />

Damit das alles seine bürokratische<br />

Rechtmäßigkeit hatte, wurden die<br />

Kriegsgefangenen eines Tages mit Bussenüberden<br />

RioGrandenachMexiko<br />

gebracht, bekamen auf dem US-Konsulat<br />

in Ciudad Juarez ein Enreise-<br />

64


Visum und reisten dann als freie<br />

Immigranten wieder in die USA ein.<br />

Man zeigte abdaindem an Fort<br />

Bliss angrenzenden Versuchsgelände<br />

„White Sands“ den amerikanischen<br />

Gastgebern den Stand der deutschen<br />

Entwicklungen.<br />

Nur kurze Zeit später wurde das Waffensystem<br />

„NIKE-Ajax“ erfolgreich<br />

getestet.<br />

Flugabwehrraketensysteme<br />

kommen nach<br />

Deutschland<br />

Zu dieser Zeit warendie Siegermächte<br />

in zwei Lager zerfallen. Auf der einen<br />

Seite standen die westlichen Alliierten<br />

unter Führung der USA, und auf der<br />

anderen der Ostblock mit der UdSSR<br />

(Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken).<br />

Am größten waren die<br />

Differenzen der beiden „Parteien“ im<br />

geteilten Deutschland. So wareswenig<br />

verwunderlich,dasssichimWesten die<br />

NATO (North Atlantic Treaty Organisation<br />

= Nordatlantische Verteidigungsorganisation)<br />

bildete und im<br />

Osten der „Warschauer Pakt“. Die<br />

junge Bundesrepublik trat am<br />

5.5.1955 der NATO bei. Der sogenannte<br />

„Kalte Krieg“ hatte begonnen.<br />

Beide Bündnisse besaßen ein riesiges<br />

Waffenarsenal und das dazugehörige<br />

Personal,wobei manimOsten primär<br />

auf eine Quantität der Waffen setzte.<br />

Der Westen hingegen bemühte sich<br />

mit neuesten Technologien um eine<br />

qualitative Ausrichtung. So kam es,<br />

dass die westlichen Mächte sich einer<br />

zahlenmäßigen Überlegenheit gegenübersah,<br />

diesie zu überrennen drohte.<br />

Zu dieser Zeit stellte die NATO ihre<br />

Strategie auf „Massive Retaliation“ =<br />

„Massive Vergeltung“ ein. Das heißt,<br />

dass es beieiner militärischenAktion<br />

gegen einen NATO-Staat zu einer<br />

Vergeltung auf einer weitaus höheren<br />

Eskalationsebene seitens der NATO<br />

kommen konnte.<br />

Diese Abschreckungsstrategie war gültigbis<br />

zumEndeder 1970er Jahreund<br />

wurde durch die NATO-Strategie der<br />

„Flexible Response“ = „Flexible Antwort“<br />

ersetzt.<br />

Dieses wurde durch die Außenpolitik<br />

der Bundesrepublik Deutschland bewerkstelligt.<br />

Umdiese Strategie indie<br />

Tatumzusetzen, wurden unteranderem<br />

Flugabwehrraketensysteme ineinem<br />

Gürtel von Norwegen bis in die Türkei<br />

geplant.<br />

Im Juni 1959 wurden durch das Verteidigungsministerium<br />

die betroffenen<br />

Kommunen per Brief von diesen<br />

Vorhaben informiert. Als Einsatzsysteme<br />

warendie amerikanischen Systeme<br />

NIKE und HAWKvorgesehen. Die<br />

NIKE-Raketen waren imwestlicher<br />

gelegenem Riegel für den mittleren<br />

und oberen Höhenbereich bestimmt,<br />

während die HAWK-Raketen im östlicheren<br />

Riegelteil gegen Tiefflieger<br />

und niedrige Flugziele wirken sollten.<br />

Die NIKE-Systeme waren für den<br />

Einsatz infesten und geschützten Stellungen<br />

konzipiert, die HAWK-Raketen<br />

dagegen für mobilen Einsatz.<br />

Für die Flugabwehrraketensysteme<br />

bestand eine personalintensive Einsatzbereitschaft<br />

rund um dieUhr (Schichtdienst).<br />

Die Aufstellung der NIKE-<br />

Systeme begann ab1958, der Aufbau<br />

des HAWK-Riegels abMitte der 60er<br />

Jahre.<br />

Oedingen betritt die Bühne<br />

Die Nachricht schlug damals in<br />

Oedingen wie eine Bombe ein. Das<br />

Flugabwehrraketensystem NIKE war<br />

zur Stationierung geplant. Essind keine<br />

großen Bedenken oder Einwände<br />

bekannt, wohl aber lange Verhandlungen<br />

über den Verkauf von Grundstücken.<br />

Es mussten eine Kaserne, ein<br />

Abschussbereich und ein Feuerleitbereich<br />

gebaut werden.<br />

Warum Oedingen auserwählt wurde<br />

hängt mit dem Luftverteidigungsgürtelder<br />

NATO zusammen.Wennman<br />

sich die Karte der damaligen Bundesrepublik<br />

vorAugen führtund im Norden<br />

mit dem nötigen Überlappungsradius<br />

der einzelnen Flugabwehrraketeneinheiten<br />

unter Berücksichtigung<br />

der Wirkungsbereiche der Waffensysteme<br />

mit einem Zirkel die entsprechenden<br />

Kreise zieht, so erscheint<br />

man imUmkreis von Oedingen. Für<br />

die Abschuss-Stellung bevorzugte<br />

man eine wenig besiedelte Gegend<br />

und für den Feuerleitbereich einen<br />

Berg. Denn bei aller Technik gilt:<br />

„Hoch stehen, weit sehen“. Der über<br />

500 Meter hohe Buchhagen bot sich<br />

für die Radargeräte an.<br />

65


Die Einheiten wurden zuerst in provisorischen<br />

Ausbildungsstellungen auf<br />

Truppenübungsplätzen und Militärflughäfen<br />

untergebracht. Ab 1962<br />

verlegte man die Einheiten in zum<br />

Teil verbunkerte Abschuss- und Feuerleitstellungen.<br />

Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben<br />

Tage die Woche, zweiundfünfzig<br />

Wochen im Jahr – im stetigen Wechsel<br />

befanden sich die vier Einheiten<br />

eines Flugabwehrraketenbataillons im<br />

Bereitschaftsstatus. Eine musste im<br />

wöchentlichen Wechsel innerhalb 30<br />

Minuten, eine innerhalb 6 Stunden<br />

und eine innerhalb 12 Stunden in der<br />

Lage sein, den ersten ihrer Lenkflugkörper<br />

im Falle eines Angriffs zu verschießen.<br />

Die vierte Batterie hatte<br />

ungefähr eine Woche Zeit und Gelegenheit,<br />

die Technik des Waffensystems<br />

gründlich zu überholen. Konnte<br />

eine der drei Einheiten den befohlenen<br />

Status wegen technischer oder<br />

auch personeller Einschränkungen<br />

nicht halten, wurde eine andere an<br />

ihrer Stelle in einen höheren Einsatzbereitschaftsstatus<br />

beordert.<br />

Diese ständige Präsenz wurde im 3-<br />

und später dann im 4-Schicht-Rhythmus<br />

mit einer hohen Belastung des<br />

Personals erkauft. Im 3-Schicht-<br />

Rhythmus befand sich das Personal<br />

der Kampfbesatzungen (KB) pro<br />

Woche so um die 100 Stunden im<br />

Dienst, war eine der KBs in Urlaub,<br />

beliefen sich die Dienststunden auf<br />

über 120 pro Woche. Der Dienst „auf<br />

Schicht“ selbst war für das Waffensystempersonal<br />

ausgefüllt mit Pflege- und<br />

Wartungsarbeiten am Waffensystem<br />

sowie Überprüfungen des Gerätes.<br />

Die Soldaten des Sicherungszuges<br />

sicherten in NIKE-Einheiten fast ausschließlich<br />

den Abschussbereich, das<br />

hieß für sie ein ums andere Mal die<br />

Wachtürme zu besetzen, Streife zu laufen<br />

oder beispielsweise als Posten am<br />

Tor eingesetzt zu sein. Die Fernmelder<br />

stellten Soldaten für die Fernmelde-<br />

Relaisstelle ab, die stets mit ihrer<br />

Kampfbesatzung „auf Schicht zogen“.<br />

Ansonsten gab es noch die Kameraden<br />

des Innendienstes, der Fahrbereitschaft<br />

und auch einige Soldaten mit<br />

einer Waffensystemausbildung, die<br />

ständig im Tagesdienst eingesetzt waren.<br />

Besonderes sicherheitspolitisches Gewicht<br />

für die bodengebundene Luftverteidigung<br />

erhielt die Bereitstellung<br />

von nuklearen Gefechtsköpfen für die<br />

NIKE-Raketen aller Nato-Staaten<br />

durch die USA. Die Sprengköpfe blieben<br />

bis zur Auslösung einer hohen<br />

Alarmbereitschaft in amerikanischem<br />

Gewahrsam und wurden durch besondere<br />

US-Kommandos und der jeweiligen<br />

Bundeswehreinheit an den<br />

NIKE-Standorten gesichert. Wartung<br />

und Pflege sowie der eventuelle Einsatz<br />

dieser „Sondermunition“ wurden<br />

im Team mit dem Partner durchgeführt<br />

(Two-Men-Rule).<br />

Mit der Stationierung der Soldaten gingen<br />

Veränderungen im sozialen und<br />

wirtschaftlichen Leben einher, und der<br />

Name Oedingen wurde nicht nur in<br />

Deutschland bekannter. So wurden<br />

Arbeitsplätze beim Bau der Kaserne<br />

und später beim Betrieb geschaffen.<br />

Zivile Mitarbeiter wurden als Diensthundeführer,<br />

als Kraftfahrer im Fernmelde-<br />

und Schreibdienst sowie bei der<br />

Standortverwaltung gebraucht. Zur<br />

Erhaltung der Infrastruktur flossen im<br />

Laufe der Jahre viele Millionen Mark<br />

in das Standortgebiet.<br />

So wurden von 1962 bis 1985 täglich<br />

ca. 200 Essen zubereitet, von 1986 bis<br />

1990 ca. 300 und danach bis zur<br />

Schließung immerhin noch ca. 100.<br />

Die Soldaten selbst belebten den Han-<br />

del, indem sie mit ihren Familien als<br />

Kunden in den Geschäften und Firmen<br />

auftraten. Wohnungen wurden<br />

gebaut. Allein zur Zeit des Kasernenbaus<br />

entstanden 10 Mehrfamilienhäuser.<br />

Viele einheimische Frauen fanden<br />

unter den Soldaten ihren Ehepartner.<br />

Viele Soldaten blieben nach ihrer<br />

Dienstzeit im Raum Oedingen. Junge<br />

Männer fanden als Wehrpflichtige in<br />

der Sauerlandkaserne eine heimatnahe<br />

Verwendung. Der Name Oedingen<br />

ging mit seinen Soldaten bei Versetzungen<br />

und Kommandierungen<br />

durch ganz Deutschland und in das<br />

Ausland. Oedinger Soldaten waren<br />

auf der Insel Kreta und in den USA.<br />

Die Oedinger Kaserne war bei allen<br />

NATO-Mitgliedern bekannt. Viele<br />

Angehörige von NATO-Staaten waren<br />

zu Gast in Oedingen. Die Personalstärke<br />

erreichte in den Jahren 1986 /<br />

87 mit 506 ihren Höhepunkt. Nach<br />

Abzug der Amerikaner und nach<br />

Abschaffung des Waffensystems<br />

NIKE-Hercules schrumpfte das Personal<br />

mit dem Nachfolgesystem auf<br />

unter 100 Soldaten.<br />

Waffensysteme in Oedingen<br />

Anfang 1962 zogen die Soldaten der<br />

1. Batterie des Flugabwehrraketenbataillons<br />

22 von ihrer Behelfsstellung auf<br />

dem Flugplatz Köln-Wahn mit dem<br />

Waffensystem NIKE und den dazugehörigen<br />

Missile-Typen Ajax und<br />

Hercules in die Stellungsbereiche.<br />

Der Unterkunftsbereich, die Kaserne,<br />

war noch nicht fertig. Sie wurde erst<br />

Monate später bezogen. Ajax und Hercules<br />

waren vom Konzept her identisch<br />

und wurden von den gleichen Radargeräten<br />

und Startgeräten bedient. Hercules<br />

war die neuere und leistungsstärkere<br />

Version. Die löste 1965 die<br />

Ajax gänzlich ab. Nur die Hercules war<br />

auch nuklear bestückbar. 1963 kamen<br />

die Amerikaner in die Sauerlandkaserne.<br />

66


Sie blieben dort stationiert bis zum<br />

Jahre 1988. In diesem Zeitraum waren<br />

auch die nuklearen Gefechtsköpfe im<br />

Abschussbereich vorhanden.<br />

Das System NIKE war durch die deutschen<br />

Techniker aus der Taufe gehoben<br />

worden und funktionierte nach dem<br />

Kommando-Lenk-Verfahren.<br />

Das Rundumsuchradar ortete ein<br />

Flugziel und stellte den Seitenwinkel<br />

und die Entfernung fest. Nach einer<br />

Freund-Feind-Abfrage wurde das als<br />

feindlich klassifizierte Flugziel an ein<br />

Zielverfolgungsradar übergeben. Dieses<br />

führte nun das Flugziel auf einem<br />

Radarstrahl in Seitenwinkel, Entfernung<br />

und Höhenwinkel. Diese Daten<br />

liefen in einen Rechner, der daraus<br />

dem Startgerät mit dem Lenkflugkörper<br />

(Missile) den vorausberechneten<br />

Flugweg kalkulierte.<br />

Wenn der Startknopf gedrückt wurde<br />

und die Missile abhob, so drehte sie<br />

nach dem Abfall des Starttriebwerkes<br />

mit der Nase in die Richtung dieses<br />

Flugweges. Ein weiteres Radargerät,<br />

das Flugkörperverfolgungsradar, lieferte<br />

nun an die Missile laufend die Korrekturwerte<br />

und so wurden Flugziel und<br />

Missile zueinandergeführt. Die Missile<br />

detonierte auf ein Kommando<br />

nahe dem Flugziel und zerstörte dieses<br />

durch seine Sprengwirkung. Für den<br />

Fall, dass mehrere Flugziele, sogenannte<br />

Bomberpulks, anflogen, war die Feuerverteilung<br />

durch das Bataillon an die<br />

vier Batterien vorgesehen. Oder aber es<br />

würden nach einem geheimen und<br />

missbrauchssicherem Verfahren die<br />

nuklear bestückten Missiles zum Einsatz<br />

gebracht. Eine solche Detonation<br />

wäre in der Lage gewesen ganze Pulks<br />

zu zerstören. Die Freigabe der nuklearen<br />

Missiles bedurfte einmal der amerikanischen<br />

Seite und der NATO-Seite<br />

unter Einbeziehung der nationalen<br />

Befehlsstränge (Bundeskanzler). Eine<br />

Sondermöglichkeit und somit auch<br />

Teil der Abschreckungsstrategie war<br />

die Möglichkeit, eine nukleare Nike-<br />

Hercules auch im Boden-Boden-Einsatz<br />

einzusetzen. Dieses wurde für den<br />

Fall einer Masseninvasion vorgesehen.<br />

PATRIOT löst Nike ab<br />

Das Waffensystem Nike-Hercules war<br />

in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

in die Jahre gekommen. Die<br />

technische Entwicklung war sehr schnell<br />

vorangegangen und modernere Flugzeuge<br />

und Raketen forderten immer<br />

neuere Verbesserungen.<br />

Zudem war Nike nicht mobil und<br />

konnte jeweils nur ein Flugziel nach<br />

dem anderen bekämpfen. So wurde in<br />

den Jahren 1987 und 1988 die veralteten<br />

NIKE-Systeme außer Dienst gestellt<br />

und der Ersatz durch das moderne<br />

PATRIOT-System eingeleitet. 1990<br />

waren die ersten drei der sechs PATRI-<br />

OT-Staffeln des FlaRak-Geschwaders<br />

21 einsatzbereit, darunter die Einheit in<br />

Oedingen (5./21).<br />

Das Flugabwehrraketensystem PAT-<br />

RIOT ist hochmobil, technisch auf dem<br />

neuesten Stand und in der Lage viele<br />

Flugziele gleichzeitig zu bekämpfen. Es<br />

funktioniert mit nur einem Radargerät<br />

(Multifunktionsradar) und einer Missile,<br />

die nicht nur über das Kommando-<br />

Lenk-Verfahren, sondern auch über ein<br />

eigenes Zielsuchverfahren das Flugziel<br />

bekämpft.<br />

Ende des Kalten Krieges<br />

Mitten in diese Umrüstphase kam der<br />

politische Umbruch, das Ende des Kalten<br />

Krieges und die Wiedervereinigung<br />

Deutschlands. Der alte Luftverteidigungsriegel<br />

war damit überholt.<br />

Standortfrage<br />

Das wiedervereinte Deutschland war<br />

nun in der Lage, die Streitkräfte zu<br />

reduzieren, und auch die Sauerlandkaserne<br />

wurde in die Standortfrage<br />

einbezogen.<br />

In der laufenden Planung werden die<br />

Flugabwehrraketensysteme zu Gruppen<br />

zusammengezogen und die Standorte<br />

letztendlich auf drei große Bereiche<br />

reduziert. Als eine weitere Auswirkung<br />

der Abrüstung und Reduzierung wurde<br />

die Möglichkeit genutzt, Spätaussiedler,FlüchtlingenundAsylbewerbern<br />

in der Sauerlandkaserne unterzubringen.<br />

Die durch die Reduzierung des<br />

Personals frei gewordenen Gebäude<br />

wurden von der Stadt Lennestadt in<br />

ein Wohnheim umgebaut und dienten<br />

bis zur Schließung etwa 80 Menschen<br />

als Unterkunft. Diese Nachricht<br />

der Schließung der Sauerlandkaserne<br />

erreichte die Oedinger Soldaten während<br />

einer Übung auf dem Truppenübungsplatz<br />

Heuberg (Schwäbische<br />

Alb).Man hatte es erwartet. Zu viele<br />

Anzeichen im Vorfeld sprachen dafür.<br />

Und so kam es, dass die 5. Staffel der<br />

Flugabwehrraketengruppe 21 mit Ende<br />

des Jahres 2002 von Oedingen<br />

Abschied nahm und nach Mengeringhausen<br />

/ Bad Arolsen in die Prinz-<br />

67


Eugen-Kaserne verlegt wurde. Aber<br />

auch hier schlug schon einige Monate<br />

später im Zuge einer weiteren Strukturmaßnahme<br />

der Rotstift zu und das<br />

gesamte FlaRak-Geschwader 4 wurde<br />

zur Auflösung geordert. Die drei verbleibenden<br />

FlaRak-Geschwader der<br />

Bundesluftwaffe waren nun in Husum<br />

(Schleswig-Holstein), Bad Sülze (Mecklenburg-Vorpommern)<br />

und Erding<br />

(Bayern) stationiert. Die FlaRak-Gruppen<br />

wurden noch mal reduziert. Sie<br />

verkleinern von nun fünf Staffeln auf<br />

vier Staffeln. Und in einem weiteren<br />

Schritt wurden auch die Geschwader<br />

reduziert und so haben wir heute nur<br />

noch ein Geschwader, das FlaRakG 1<br />

(S-H) in Husum.<br />

Was geschah mit der Liegenschaft der<br />

ehemaligen Sauerlandkaserne? Nun, wie<br />

bei allen aufgegebenen öffentlichen<br />

Liegenschaften kam auch hier eine<br />

Phase der Plünderung. Nur durch aufmerksame<br />

Bürger und vielleicht dem<br />

Umstand des Abseitsliegens wurde die<br />

Liegenschaft vor Schlimmeren bewahrt.<br />

Die Stadt Lennestadt bewirkte, dass<br />

das Gelände der Kaserne zu einem<br />

Industriegebiet erklärt wurde und seit<br />

November 2004 wird in der alten<br />

Kaserne nun wieder gebaut. Ein Sägewerkbesitzer<br />

aus dem heimischen<br />

Saalhausen hat die Ex-Sauerlandkaserne<br />

gekauft und richtet ein neues Holzverarbeitungswerk<br />

hier ein. Von den<br />

Gebäuden sind nur noch die alte Wache<br />

und Block 11, das alte Fw-Wohnheim<br />

sowie Teile der Zentralheizung zu<br />

sehen und im Gebrauch.<br />

Sicherlich bietet dieses Sägewerk der<br />

Bevölkerung nicht die große Anzahl<br />

an Arbeitsplätzen, aber ein Anfang ist<br />

gemacht und weitere Unternehmer zeigen<br />

an dem neu geschaffenen Industriegebiet<br />

„An der Sauerlandkaserne“<br />

Interesse. Was mit dem alten Abschussbereich<br />

sowie dem alten Feuerleitbereich<br />

werden wird, ist noch nicht geklärt,<br />

von August Freimuth [Text und Fotos]<br />

Gegen das<br />

Vergessen<br />

Hauptmann a.D. August Freimuth informiert<br />

über die Zeit der Sauerlandkaserne<br />

Oedingen. Ich treffe August Freimuth im „Zeitfenster“ in der<br />

Hunold-Rump-Straße. Der Hauptmann a.D. hat dort, in den<br />

Räumen des zeitgeschichtlichen Archivs der ARGE Oedingen,<br />

eine Ecke mit Exponaten eingerichtet, die an die Geschichte der<br />

Sauerlandkaserne erinnern. „Ich möchte nicht, dass das, was hier<br />

war und vor allem warum es hier war, in Vergessenheit gerät“, erklärt<br />

der 68-Jährige sein Engagement. „Die politische Situation<br />

in der wir zurzeit leben, scheint wieder auf solche Verhältnisse<br />

hinzusteuern. Europa und besonders Deutschland könnte dabei<br />

von den Großmächten wieder in Mitleidenschaft gezogen werden.“<br />

68


August Freimuth kennt sich aus. 34 Jahre war er im Dienst<br />

der Bundeswehr. Vom Gefreiten zum Hauptmann – alle<br />

Dienstgrade hat der gebürtige Volkmarser durchlaufen.<br />

Dabei wurde Oedingen zu seinem Heimatstandort. Dort<br />

hat er ein Haus gebaut und wohnt auch jetzt noch mit seiner<br />

Familie ganz in der Nähe der ehemaligen Kaserne.<br />

Dazwischen immer wieder lange Aufenthalte in den USA.<br />

Insgesamt fast 10 Jahre hat Freimuth mit seiner Familie<br />

dort berufsbedingt verbracht.<br />

„Eigentlich wollte ich beim Bund mir die Meisterschule für<br />

das Elektrohandwerk verdienen“, erinnert sich Freimuth an<br />

die Anfänge seiner Bundeswehrlaufbahn. Sein erster Tag in<br />

Oedingen hinterließ einen bleibenden Eindruck: „Wir<br />

kamen nach absolvierter Grundausbildung mit 25 Mann<br />

aus dem Raum Kassel und dem Ruhrgebiet per Bahn, die<br />

Waggons waren übrigens abgeschlossen, in Grevenbrück<br />

an. Dann ging´s mit dem Bus nach Oedingen zur Kaserne.<br />

Dort angekommen marschierten wir, beladen mit Seesack<br />

und Koffer, zu Block 4. Zimmer suchen, Gepäck ablegen,<br />

alle wieder raus. Denn: In Oedingen war Schützenfest! Der<br />

ehemalige Schützenmajor August Esleben hatte die Soldaten<br />

der Sauerlandkaserne dazu eingeladen. Wir waren in<br />

Oedingen angekommen!“ Am nächsten Tag durften die<br />

„Neuen“ nach Hause. Denn alle hatten in der Zeit der<br />

dreimonatigen Grundausbildung ihre Familien selten gesehen.<br />

„Am Montag sagte man uns: Ihr seid jetzt Kanoniere<br />

des Flugabwehrraketen-Bataillons 22. Ich wurde eingeteilt<br />

als Auszubildender im Abschussbereich, also da, wo die Missiles<br />

(Lenkflugkörper) stationiert waren. So fing es an.“<br />

Da der junge Soldat die Meisterschule besuchen wollte, verpflichte<br />

er sich zunächst für vier Jahre, was eine Ausbildung<br />

in den USA zur Folge hatte. Der Unteroffizierslehrgang<br />

umfasste eine fachliche Theorie und Praxis in Fort Bliss,<br />

Texas (1972). „Das Militärische lernte man in Oedingen.“<br />

Mit sehr gutem Lehrgangsabschluss kehrte er zurück und<br />

bekam beim Schießen 1973 auf der Insel Kreta das Angebot,<br />

Ausbilder in den USA zu werden. „Ich musste mich<br />

innerhalb eines Tages entscheiden und nahm nach Rücksprache<br />

mit meiner damaligen Verlobten das Angebot an.“<br />

So begann seine Karriere bei der Bundeswehr über Wehrpflicht,<br />

Soldat auf Zeit bis hin zum Berufssoldat.<br />

Bedingt durch Stellen Ab- und Umbau (ja, gibt es auch bei<br />

Soldaten) habe ich mich im Jahr 1983 dazu entschlossen in<br />

die Laufbahn der Offiziere MilFd zu wechseln. Andernfalls<br />

hätte ich sonst den Standort wechseln müssen. Die Ausbildung<br />

zum Offz beinhaltete ein Technik-Studium mit<br />

Abschluss zum staatlich geprüften Elektrotechniker und<br />

die Offiziersausbildung an der Offiziersschule der Luftwaffe<br />

in Fürstenfeldbruck. Nach 17 Jahren mit dem NIKE-<br />

System wechselte er 1988 in das neue FlaRak-System<br />

PATRIOT. Wenn Freimuth von seiner Dienstzeit erzählt<br />

und Details erklärt, wird erst bewusst, welch gewichtige<br />

Rolle Deutschland und vor allem der Nato-Standort<br />

Oedingen in der Zeit des Kalten Krieges gespielt hat.<br />

Wer sich dafür interessiert, kann sich mit August Freimuth<br />

in Verbindung setzten, E-Mail: sauerlandkaserne@t-online.de.<br />

von Marita Sapp [Text und Fotos]<br />

Früher waren die Pläne der Raketenabschussbasis mit<br />

ihren unterirdischen Bunkern streng geheim, jetzt kann<br />

jeder, der sich dafür interessiert, sie einsehen.<br />

Die „IKEA-Bibel“ für Raketen nennt der Hauptmann a.D das<br />

technische Handbuch, dessen Inhalt alle, die in der Station<br />

in Obervalbert Dienst hatten, auswendig lernen mussten.<br />

69


ANZEIGE<br />

Automatisierte Produktionsanlagen / Zerspanung On-Demand /<br />

Aus- und Weiterbildungszentrum<br />

Gut drauf und<br />

offen für Neues<br />

Bewegung und Veränderung: In der DNA der LEWA Attendorn ist<br />

Anspruch und Wille zur Entwicklung seit jeher angelegt. Was aus<br />

der einstigen einfachen Lehrwerkstatt für die heimische Industrie<br />

geworden ist, berichtet eine junge Industriekauffrau.<br />

Anna Tregub, Industriekauffrau,<br />

LEWA Attendorn GmbH<br />

Anna Tregub, seit Kurzem ausgebildete<br />

Industriekauffrau bei der<br />

LEWA Attendorn GmbH, hat ihren<br />

Wirkungskreis als Assistentin der<br />

technischen Leitung (Produktionssteuerung)<br />

gefunden. Aus ihrem Bekannten-<br />

und Freundeskreis kennt<br />

sie die falsche Vorstellung sehr genau,<br />

die sich viele Menschen in der Region<br />

von der LEWA Attendorn machen.<br />

Noch immer gilt allzu oft: Das<br />

ist doch „nur eine Lehrwerkstatt“...<br />

Frau Tregub, wie können Sie diese<br />

Vorstellung zurechtrücken?<br />

„Naja, heute agiert die LEWA Attendorn<br />

international. Mit 260 Mitarbeiter/-innen<br />

(davon 40 Azubis) und einem<br />

hochmodernen Maschinenpark<br />

sind wir für heutige Anforderungen<br />

bestens aufgestellt. Für anspruchsvolle<br />

Kunden, vornehmlich aus dem<br />

Bereich Automotive, fertigt das Unternehmen<br />

komplexe automatisierte<br />

Fügeanlagen und mechanische Bearbeitungssysteme.<br />

Dabei haben unsere<br />

Ingenieure den kompletten Produktionsprozess<br />

beim Kunden im Blick,<br />

sie sprechen dann von „Turnkey-Lösungen“.<br />

Im Bereich der Auftragszerspanung<br />

stehen uns Bearbeitungszentren<br />

der neuesten Generation zur<br />

Verfügung. All das ist top für die<br />

Qualitätserwartungen unserer Kunden<br />

und letztendlich natürlich auch<br />

eine ideale Möglichkeit für unsere<br />

Azubis, Produktion live zu erleben.“<br />

Sie selbst haben ja auch Ihre Ausbildung<br />

hier gemacht. Warum?<br />

„Durch ein Schulpraktikum bin ich<br />

in Kontakt mit der LEWA gekommen<br />

und das technische Umfeld der<br />

Roboteranlagen hat mich irgendwie<br />

fasziniert. Weitere Anregungen<br />

fand ich auf der Berufsmesse in Olpe<br />

und in Berichten von Freunden.<br />

Schließlich habe ich mich dann für<br />

eine kaufmännische Ausbildung entschieden.<br />

Bewusst, da ich hier die<br />

Möglichkeit sah, mein kaufmännisches<br />

Wissen auch durch technische<br />

Kenntnisse zu erweitern. “<br />

Wie sehen Sie in der Zukunft Ihre<br />

persönlichen Möglichkeiten zur<br />

Weiterbildung?<br />

„Sehr gut. Im Herbst <strong>2019</strong> möchte<br />

ich eine Weiterbildung zur technischen<br />

Betriebswirtin beginnen und<br />

noch tiefer in die Materie einsteigen.“<br />

Digitalisierung ist in aller Munde.<br />

Wo sieht sich die LEWA Attendorn?<br />

„Im Bereich der Produktion dienen<br />

uns spezialisierte Tools der Virtual<br />

Reality als vertriebsunterstützende<br />

Maßnahmen in der Kommunikation<br />

mit Kunden. Das ist schon gut etabliert.<br />

In der Ausbildung profitieren<br />

Azubis zum Beispiel beim digitalen<br />

Schweißen erheblich von den Vorteilen<br />

digitaler Technik. Der neue Name<br />

unseres Aus- und Weiterbildungszentrums<br />

– „HanseCampus“ – ist inspiriert<br />

von diesen Zukunftsthemen.“<br />

70


71


Anzeige<br />

STREIT –<br />

DER SPEZI<br />

FÜR MOTO<br />

Oedingen. Motoreninstandsetzung<br />

Streit ist seit Jahrzehnten<br />

ein Begriff für alle,<br />

die mit kraftstoffbetriebenen<br />

Motoren zutun haben. Starke<br />

Beanspruchung, schlechte Wartung<br />

oder Alterungsprozesse<br />

setzen den Motoren auf Dauer<br />

zu. Einen Motor zuersetzen ist<br />

eine kostspielige Angelegenheit.<br />

Also: Erst mal zu Firma Streit.<br />

Hier gibt esSpezialisten für alle<br />

Fälle. Und nicht erst,wenn der<br />

Motor rasselt oder ganz stehen<br />

bleibt. Wartung und Service<br />

sind ebenfalls ein wichtiger<br />

Fachbereich der Firma auf<br />

der Oedingermühle.<br />

„Wir reparieren alles –vom Mofa- bis<br />

zum Schiffsdieselmotor, markenunabhängig<br />

undzeitwertgerecht,inenger Kooperationmit<br />

dem Kunden. Beiuns bedeuten<br />

Wortenochetwas.“ DerFamilienund<br />

Fachbetrieb Streit wurde 1947<br />

gegründet. Dasbereits in der dritten Generation<br />

inhabergeführte Unternehmen<br />

mit Stefan Streit ander Spitze ist seit<br />

1953 in derHandwerksrolleals ZylinderundKurbelwellenschleiferei<br />

verzeichnet<br />

undbeschäftigt13Facharbeiter.<br />

Die ausgebildeten Monteure verstehen<br />

ihr Handwerk exzellent. „Bei einem<br />

Großteil der Schäden handelt essich<br />

um Lager- und Kolbenschäden“, erklärt<br />

Stefan Streit. „Das heißt: An der<br />

Kurbelwelle ist ein Lager beschädigt.<br />

Nicht nur Privatpersonen bringen uns<br />

ihre Fahrzeuge zur Reparatur. Wir arbeiten<br />

auch für andere Werkstätten und<br />

Industriekunden. Das Fahrzeug, aus<br />

dem der defekte Motor ausgebaut und<br />

auseinandergenommen werden muss,<br />

blockiert die Hebebühnen unnötig<br />

lange. Dafür gibt esbei uns eine spezielle<br />

Halle, um die Fahrzeuge während<br />

der Reparaturdauer zwischenzulagern.<br />

Zudemverfügenwir nebendem Knowhow<br />

über die notwendigen Spezialwerkzeuge.<br />

Wir versuchen immer, die<br />

Zeitfenster für die Reparatur möglichst<br />

kurz zu halten,damit Fahrzeuge<br />

oder Maschinen soschnell wie möglich<br />

wieder einsatzbereit sind.“<br />

Ob Antriebsmotorenvon Forstmaschinen,<br />

PKW, LKW, Maschinen aus dem Straßenbau<br />

oder aus Blockheizkraftwerken –<br />

jederMotor wird erst einmal auseinandergenommen<br />

und gründlich gereinigt.<br />

Dabeitreten dieSchäden klar zutage und<br />

können unter die Lupe genommen und<br />

bewertet werden. „Hier wird in Absprache<br />

mit dem Kunden entschieden, ob<br />

sich eine Reparatur lohntund geklärt,ob<br />

zusätzliche Kosten entstehen, denn auch<br />

die Wirtschaftlichkeit steht dabei im<br />

Fokus“,soStefanStreit. „Wir verwenden<br />

ausschließlich Originalteile unserer Serienlieferanten<br />

ausder Automobilindustrie.<br />

Unsere Kostenvoranschläge sind transparent.<br />

Alle Mitarbeiter garantieren fachkundige<br />

Beratung und individuellen, zuverlässigen<br />

Service mit höchstem handwerklichem<br />

Qualitätsanspruch. Die Zufriedenheit<br />

der Kunden istunser Antrieb,<br />

ein positives Feedback das ‚schönste<br />

Geschenk‘.“<br />

Fein säuberlich in Einzelteile zerlegt<br />

warten die Motoren auf den Montagewagenauf<br />

ihre Bearbeitung.Dafür stehen<br />

altbewährte, aber auch hochmoderne<br />

Präzisionswerkzeuge und Maschinen<br />

sowie ein hochmotiviertes und hochqualifiziertes<br />

Team zur Verfügung.<br />

Auch dieInstandsetzungvon Oldtimermotoren<br />

ist für die Spezialisten von der<br />

Firma Streit kein Problem. Zurzeit hat<br />

die Firma Streit unter anderem einige<br />

Porsche- und Mercedes-Benz-Oldtimermotoren,<br />

einen großen Stromaggregate-<br />

Motor, diverse VW-,Audi- und BMW-<br />

Motoren sowie einige Deutz- und<br />

Eicher-Schlepper in Arbeit.<br />

72


ALIST<br />

REN<br />

Familienunternehmen<br />

setzt auf Qualität<br />

und Kundenzufriedenheit<br />

Wenn alle Teile geprüft, repariert und<br />

von Schmutz und Bearbeitungsrückständen<br />

befreit sind, wird der Motor<br />

streng nach Qualitätsvorschriften, die<br />

auch für Motorenhersteller gelten, montiert.<br />

Zum Schluss erfolgt die Qualitätsund<br />

Leistungsprüfung. Beim Abschlusstest<br />

auf dem Motorenprüfstand<br />

werden alle Funktionen des fertigen<br />

Motors getestet. Ist alles o.k., erhält der<br />

Motor das RAL-Gütezeichen. Der generalüberholte<br />

Motor wird eingebaut<br />

oder an den Kunden ausgeliefert. Die<br />

Firma Streit hatsichdem RAL-Gütesiegel<br />

für Motorentechnik angeschlossen.<br />

Stefan Streit:„Eine Garantie aufdie von<br />

uns geleistete Arbeit ist demnach für<br />

unsselbstverständlich. So sind wir auch<br />

für Aufträge von öffentlichen Stellen<br />

gerüstet.“<br />

www.streit-motoren.de<br />

73


Mit geschärftem<br />

Blick und Geduld<br />

durch die Natur<br />

ReinhardHachenhält faszinierende Motive fest.<br />

Der Wald ist eine Oase der Erholung, faszinierend, Lebensraum<br />

vieler Tierarten, und dabei genauso vielfältig wie<br />

seine Bewohner. Reinhard Hachen lebt quasi in einer solchen<br />

Oase, umgeben von der Natur und dem Wald. Die besteVoraussetzung<br />

fürden gelernten Elektroinstallateur den Wald bei vielen<br />

Spaziergängen zu erkunden.<br />

Einfach nur spazieren gehen und frische Luft zu tanken<br />

wäre dem Rentner zu wenig. Mit dabei ist stets eine seiner<br />

Kameras. Die Besonderheiten des Waldes festzuhalten, ist<br />

seit Jahrzehnten das Hobby des Autodidkaten. Durch originelle<br />

und faszinierende Perspektiven, kunstvolle Handgriffe<br />

und den Blick fürs Detail wird das Thema ansprechend in<br />

Szene gesetzt.<br />

Reinhard Hachen siehtDinge, diemit<br />

dem bloßen Auge nicht auf den ersten<br />

Blick erkennbar sind. Erkonzentriert<br />

sich auf die Bäume, ihre Wurzeln und<br />

ihre Blätter. Schaut immer wieder hin<br />

und irgendwann taucht ein Motiv auf.<br />

Die Kamera kommtzum Einsatz. Blende<br />

undZeitwerden natürlich beieinem<br />

derartigen Fotokünstler manuell eingestellt.<br />

Die Automatikeinstellung ist bei<br />

einem derartigen Hobby wohl die<br />

falsche. Kommt darauf an, welche Einstellung<br />

der Finnentroper anwendet,<br />

entstehen auch verschiedene Aufnahmenvon<br />

einemMotiv.Aberwas genau<br />

sucht Reinhard Hachen auf seinen<br />

Exkursionen? „Wir sind auf Gesichter<br />

fixiert“, gibt Reinhard Hachen zu<br />

bedenken und spricht aus Erfahrung.<br />

Bei näherer Betrachtung seiner Fotos<br />

erkennt auch das ungeschulte Auge<br />

einige Konturen, die ein Gesicht darstellen.<br />

Die Suche nach außergewöhnlichen<br />

Motiven fängt bei dem Fotografen<br />

aus Leidenschaft, der sich alle<br />

Technikenselberbeigebracht hat, schon<br />

beim Erkennen ungewöhnlicher Strukturen<br />

undMuster an.Manchmalist es<br />

ein ganzer Baumstumpf, ein anderes<br />

Mal wird eine nebeldurchflutete Waldreihe<br />

festgehalten und beim nächsten<br />

Auslöser ist es das amWegesrand liegendeLaubmit<br />

Pilzen daneben.<br />

74


„DurchgezielteObjektivbewegungenlässtReinhardHachen<br />

die Vorzüge und Schönheiten<br />

desWaldesingemäldeartigen,<br />

abstrakten Musternstrahlen.“<br />

Sie zollen dem Baum eine uneingeschränkte<br />

Hommage. Fotos mit Holz<br />

haben den Vorteil, dass das Bildmotiv<br />

natürlich und gleichzeitig sehr ausdrucksstark<br />

in den Vordergrund<br />

gerückt wird. Auf den Rechner hochgeladen<br />

wird keines der Fotos nachträglich<br />

bearbeitet, lediglich Ausschnittvergrößerungen<br />

stehen bei<br />

manchen Motiven an. Sein Wirken<br />

mit der Kamera umschreibt der Fotokünstler<br />

mit „Natur inallen Jahreszeiten“.<br />

Langeweile gibt es beim<br />

Betrachten der Fotos nicht. Reinhard<br />

Hachen fordert den Betrachter quasi<br />

heraus, lange genug hinzuschauen<br />

und selber etwas zu entdecken. So<br />

unterschiedlich wie die Fotografien,<br />

ist auch die Herangehensweise. Perfektion<br />

und hohes Stilbewusstsein<br />

prägen die einen, das Gefühl für<br />

Atmosphäre und besonderes Licht die<br />

anderen Motive. Der Fotograf selber<br />

hat sich genau das auch zur Aufgabe<br />

gemacht. „Mit meinen Fotos möchte<br />

ich Freude wecken und zum Nachdenken<br />

anregen“, verrät er.<br />

Die Kamera ist für den ehemaligen<br />

Metallbauer und„Naturburschen“seit<br />

der Jugend zum ständigen Begleiter<br />

geworden.Seine ersten Versuche beim<br />

Fotografieren startete erimAlter von<br />

17 Jahren mit einer sogenannten Agfapocket.<br />

Kein Objektiv, keine Blende,<br />

aber den Blick fürs Wesentliche. Die<br />

Ansprüche andie Motive steigerten<br />

sich ebenso, wie die andie Kameraausrüstung.<br />

Selbst Sturm und andere<br />

Wetterkapriolen können den 62-Jährigennicht<br />

voneinem Waldspaziergang<br />

abhalten. Erhat Geduld, wartet auf<br />

Höhen bis sich die Sonne mit bizarrem<br />

Licht verabschiedet. Seine Bilder<br />

finden Anklang. Angefangen 1997 im<br />

Finnentroper Rathaus hat Reinhard<br />

Hachen seine auf Pappelsperrholz<br />

beziehungsweise bei größeren Formaten<br />

aufMultiplexaufgedruckten Fotos<br />

auf weiteren<br />

„AusstellungenauchinSiegen,<br />

Olpe,Wenden, Meschede und<br />

aufMärktender Öffentlichkeit<br />

gezeigt.“<br />

Die Besucher bescheinigen dem Autodidakten,dasserbei<br />

seinen Fotos und<br />

letztendlich den Ausstellungen viel<br />

Herzblut investiere. Momentan kann<br />

ein Teil seiner Werke in einer Dauerausstellung<br />

auf der Hohen Bracht<br />

(Öffnungszeiten täglich, außermontags<br />

ab 12 Uhr) betrachtet werden.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

75 4


Gute Kleidung<br />

für wenig Geld,<br />

dank<br />

Ehrenamtlicher<br />

Regina Hollweg, Ilse Wörsdorfer<br />

und ihr Engagement<br />

Der erste und der dritte Donnerstag<br />

im Monat sind für<br />

Ilse Wörsdorfer und Regine Hollweg<br />

gesetzte Termine. An diesen<br />

Tagen würden sich die rührigen<br />

Ehrenamtlichen nichts anderes<br />

vornehmen. Einkäufe, Besuche<br />

und sonstige Verpflichtungen<br />

müssen auf die weiteren Wochentage<br />

weichen.<br />

An genannten Donnerstagen öffnet<br />

von15bis etwa 18 Uhrdie Textilstube<br />

im Untergeschoss der evangelischen<br />

Kirche in Grevenbrück. Seit 2010 gibt<br />

das Duo, das perfekt aufeinander eingespielt<br />

ist und im zweiwöchentlichen<br />

Rhythmus Kleider und ein wenig<br />

Geschirr für einen geringen Obolus<br />

an Bedürftige rausgibt. Wie kam es<br />

dazu?„Ursprünglichsollteesein Dauer-<br />

Trödelmarkt werden“, blickt Regine<br />

Hollweg zurück und erinnert daran,<br />

dass Trödelmärkte gut liefen. Aber<br />

nichtnur Trödelmärkte.AuchSecondhand-Märkte<br />

undGeschäfteerfreuten<br />

sich großer Beliebtheit bei den Menschen,<br />

die nicht das Geld für neue<br />

Kleidung haben. Die Anfänge waren<br />

kein Zuckerschlecken. Regale und<br />

Kleiderständergab es keine. Nureinen<br />

großen Tischinder Mittedes Raumes,<br />

auf dem alle abgegebenen Kleidungsstücke<br />

sorgfältig drapiert waren.<br />

Nach Vorbild der Kleiderkammer in<br />

Attendorn, erhofften sich die Grevenbrückerinnen<br />

eine ähnliche Akzeptanz.<br />

Die Idee, die dahinterstand, war<br />

simpel undgut:Mit den Erlösensollte<br />

die Kinder- und Jugendarbeit des<br />

CVJM unterstützt werden. Die Idee<br />

hatte heute noch Bestand. „Die Mitgliedsbeiträge<br />

reichen nicht aus, um<br />

besondere Aktivitäten zu finanzieren<br />

und manche Familien können sich<br />

Ausflüge und Ferienfreizeiten nicht<br />

leisten.Damöchten wirUnterstützung<br />

leisten“, hebt Ilse Wörsdorfer hervor.<br />

Die Rechnunggehtauf.Anden beiden<br />

monatlichenÖffnungstagen wechseln<br />

immer einige Kleidungsstücke ihren<br />

Besitzer. Eskönnten aber noch mehr<br />

sein. Unter der evangelischen Kirche<br />

ist die Kleiderstube erreichbar und<br />

über eine Treppe leicht versteckt. Wer<br />

es nichtweiß, hatSchwierigkeiten uns<br />

76


Jeder ist willkommen.<br />

zu finden“, wissen Regine Hollweg und Ilse Wörsdorfer aus ihrer langjährigen<br />

Erfahrungund rühren ab undandie Werbetrommel.Auchein eigens aufgestelltes<br />

Schild an der Hauptstraße soll die Kundenzahl erhöhen. „Ich würde mir wünschen,<br />

dass noch viel mehr Leute kommen“, untermalt Regina Hollweg. Das<br />

Angebot der Kleiderstube ist nicht nur günstig, sondern auch ausgewogen. Die<br />

Nachfrage bestimmt einfach das Angebot. Ladenhüter gibt es nicht. Kleidungsstücke,<br />

die keinen Abnehmer finden, verschwinden nach einigen Wochen aus<br />

den Regalen.<br />

Apropos Regale: Die wurden in Eigenregie angeschafft und aufgebaut. Herrenkleidung<br />

gibt es ab Größe 48. Damenkleidung, dazu gehören Blusen, Shirts,<br />

Pullover,Schuhe, Hosenund Kleider,ist vonGröße 36 bisGröße 52 vorhanden.<br />

EinengroßenBereich nimmt auchdie Kleidung fürKinder ein. VorrätigabGröße<br />

110ist hier eine Entlastung für die Haushaltskasse gewährleistet. Jeder der Kinder<br />

hat, weiß, wie schnell die Kleinen aus den Klamotten rauswachsen und wie<br />

schnell beim Spielen etwas kaputtgeht und Neuanschaffungen bei geringerem<br />

Einkommenoftmals schwer realisierbarsind. Da Babykleidunginden vergangenenJahrennicht<br />

den gewünschten Absatz gefunden hat, werden diegut erhaltenen<br />

Kleidungsstücke für den Nachwuchs imMutter-Kind-Haus gespendet. Ein<br />

Nachweis über die Bedürftigkeit ist inder Kleiderstube nicht notwendig. Jeder<br />

istwillkommen. Währenddie Kunden in dem Angebotstöbern,dassaucheinige<br />

Markensachen beinhaltet,sindIlseWörsdorferund Regine Hollwegmit derSortierung<br />

der neuen Ware beschäftigt. Sachen, die verschmutzt oder beschädigt<br />

sind finden erst gar nicht den Weg in die Regale.<br />

Oftmals stehen die prall gefülllten Säcke schon vor der Tür, wenn Regine Hollweg<br />

und Ilse Wörsdorfer eintreffen. Viele kommen, wenn die Türen geöffnet<br />

sind. Esist ja nicht nur die gute Gelegenheit, günstig Kleidung zu kaufen, sondern<br />

auchdie Möglichkeitins Gespräch zu kommen. Dabeihaben dierührigen<br />

Damen der Kleiderstube schon so manches Schicksal erfahren und sind froh,<br />

einen Beitrag zur Hilfe leisten zu können.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

77


Zur Therapie<br />

bei Freund(t)en<br />

Logopädin Katharina Freundt und ihr Co-Therapeut Balduin unterstützen ihre<br />

kleinen Patienten beim Sprechenlernen.<br />

Wer„Balduin vom Engelsblick“ heißt, muss schon etwas<br />

Besonderes sein. Deshalb ist es wohl nicht verwunderlich,<br />

dass ich vor unserer Verabredung ein wenig aufgeregt bin.<br />

Groß soll er sein, dabei süßund ganzbesonders. Ichschlage<br />

meinen Kragen hoch, es ist kurz vor 17 Uhr, ungemütlich<br />

kalt und regnerisch an diesem TagimJanuar. Der Wind<br />

pfeift unheimlich durch die menschenleere Straße,<br />

Regentropfen prasseln unaufhörlich auf den Asphalt. Jetzt<br />

aber rein.<br />

„Hallo, Balduin“, begrüße ich mein Gegenüber, schaue ihn<br />

freundlichan. Nervös strecke ich meineHandnachihm aus.<br />

Er ist wirklich groß mit seinen 80cm; zählt man den Kopf<br />

dazu110 cm.Und flauschig. Undhat eine feuchte Schnauze.<br />

Balduin ist der Landseer-Hund von Logopädin Katharina<br />

Freundt, schüchtern ist er nicht. Er begrüßt mich, als seien<br />

wir alte Freunde. „Balduinist 6Jahrealt, kommtaus Düren<br />

vom Züchter „vom Engelsblick“. Ich habe ihn 10 Wochen<br />

nach der Geburt zumir geholt und später mit ihm eine<br />

Ausbildung zum Therapiebegleithund gemacht. Er liebt<br />

Menschen und ganz besonders Kinder“, erzählt die Logopädin.<br />

Logopädie ist die medizinische Fachdisziplin, die sich mit<br />

Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung<br />

beschäftigt. So therapiert Katharina Freundt inihrer<br />

Kirchhundemer Praxis „Quasselstrippe“ sowohl Kinder,<br />

die Schwierigkeiten beim Sprechenlernen zeigen, als auch<br />

Erwachsene, die beispielsweise durch ihren Beruf Stimmprobleme<br />

haben oder aufgrund eines Schlaganfalls das<br />

Sprechen neu erlernen müssen. „Meine jüngste Patientin ist<br />

zweieinhalb, die älteste 92 Jahre“, erzählt die sympathische<br />

42-Jährige von ihrer Arbeit.<br />

„Dochwozu brauchst du in aller Welt einen Hund in deinen<br />

Therapiestunden?“, frage ich skeptisch. Balduin hat sich<br />

nach der kuscheligen Begrüßung neben mich gelegt, schaut<br />

78


mich mit seinem unwiderstehlichen Hundeblick an. Man<br />

muss ihn einfach gern haben, streicheln und kraulen.<br />

Tiere gehören einfach ins Leben …<br />

… lässt ihre überzeugende Antwort nicht lange auf sich warten.<br />

Katharina strahlt. Tiere sind zweifellos ihr Leben, ihre<br />

Leidenschaft, neben der Logopädie. Nicht umsonst hat sie<br />

nach ihrer Logopädieausbildung ein Studium in Tierpsychologie<br />

absolviert. „Balduin bildet eine Brücke zwischen<br />

meinen zumeist kleinen Patienten und mir. Die Kinder<br />

freuen sich immer sehr, Balduin zu treffen, ihn zu streicheln<br />

und mit ihm zu spielen. Damit ist das Eis bereits gebrochen.<br />

Oft ist er aber auch ein aktiver Teil der 45-minütigen<br />

Therapiestunde. So macht er beispielsweise gerne mit den<br />

Kindern das „Tierspiel“: die Kinder nennen ein Tier, welches<br />

Balduin dann aus meiner Sammlung an Schleichtieren<br />

holen muss. Und Balduin holt das Tier nur, wenn der Name<br />

klar und deutlich ausgesprochen wird. Das ist für viele<br />

Kinder ein großer Ansporn“, beschreibt die Logopädin den<br />

Einsatz ihres Therapiebegleithundes.<br />

Aber auch beim Verhaltenstraining kann Balduin gute<br />

Dienste leisten. So bekam einmal ein Junge während einer<br />

Therapiestunde einen Tobsuchtsanfall. Der Landseer verließ<br />

den Raum, diese Stimmung war ihm zuwider. Als der<br />

5-Jährige dies bemerkte, beruhigte er sich. Balduin kam<br />

zurück und brachte ihm ein Kuscheltier, welches der kleine<br />

Patient dann selig an sich drückte. Später erzählte er seiner<br />

Mutter, dass dies seine schönste Therapiestunde gewesen sei.<br />

Der Name „Balduin“ kommt aus dem Althochdeutschen<br />

und bedeutet „tapferer Freund“. Und der Landseer machte<br />

seinem Namen im letzten Jahr alle Ehre, als er schwer<br />

erkrankte und mehrmals operiert werden musste. „Zweimal<br />

hing sein Leben am seidenen Faden. Ich musste meine<br />

Praxis für einen Monat schließen, um mich um ihn kümmern<br />

zu können. So war auch meine berufliche Existenz<br />

gefährdet. Doch in dieser schweren Zeit habe ich festgestellt,<br />

wie viele Menschen Balduin und unsere Arbeit schätzen.<br />

Viele ehemalige und aktuelle Patienten und deren Eltern<br />

haben gespendet und uns wirklich das Leben gerettet. Dafür<br />

bin ich bis heute sehr dankbar,“ berichtet Katharina von der<br />

schwierigen Zeit.<br />

Balduin ist nicht der einzige Vierbeiner in Katharina<br />

Freundts Tierfamilie. Neben der Katze Naya gehört auch der<br />

25-Jährige schwarze Friese Houke in Herzhausen dazu. „Das<br />

Pferd setze ich beispielsweise in der Therapie von stotternden<br />

Kindern ein. Einmal habe ich einen stark stotternden<br />

Jungen auf den Rücken von Houke gelegt, ihn seine langsame<br />

sanfte Atmung spüren lassen. Der Kleine übernahm das<br />

ruhige Atmen und das Stottern reduzierte sich“, freut sich<br />

die Tierliebhaberin über ihre Therapieerfolge.<br />

Draußen ist es dunkel und usselig, richtiges „Depri-Wetter“,<br />

würde der Sauerländer sagen. Doch hier in der „Quasselstrippe“<br />

ist es heimelig. Eigentlich wie ein zweites Wohnzimmer<br />

– nicht so steril, wie der Name „Praxis“ vermuten<br />

79


lässt. Hier verschönern fröhliche Farben und gemütliche<br />

Lichter die Räume, dazu eine gut gelaunte Katharina und<br />

natürlich Balduin, der mittlerweile seinen Kopf auf meine<br />

Knie gelegt hat und mich wärmt. Warich tatsächlich skeptisch,<br />

obein Hund eine Therapie bereichern könnte ...!<br />

Doch hier im Hause gegenüber des Kirchhundemer<br />

Bahnsteigs möchte die Logopädin nicht für immer bleiben.<br />

„Mein Traum ist es, auf einen Hof inder Nähe zu ziehen.<br />

Dort würde ich meine Praxis einrichten und Seminare über<br />

Tierkommunikation geben, in welchen die Menschen lernen,<br />

mit ihren Tieren zu „sprechen“. Alles, was ich liebe,<br />

unter einem Dach“, träumt die Kirchhundemerin und<br />

zwinkert. „Fehlt nur noch der Hof.“<br />

Es ist spät geworden. Ich verlasse die gemütliche Praxis,<br />

wuschele Balduin zum Abschied noch einmal durch sein<br />

wolligesFell.Draußen empfangen mich derpfeifendeWind<br />

und der prasselnde Regen. Wäre der TagMusik, würde das<br />

Wetter dunkle, unfreundliche Moll-Akkorde spielen und<br />

Balduin eine heiter-ruhige Dur-Melodie darüberlegen, fasse<br />

ich gedanklich meine Begegnung zusammen.<br />

von Silke Meier [Text und Fotos]<br />

80


Auf der Tränke 1<br />

57439 Attendorn<br />

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Wenn Helfen und<br />

Hilfezur Selbsthilfe<br />

zur Sucht werden<br />

Sebastian Heinze und sein Engagement<br />

Grevenbrück/Dortmund. Blauer Himmel,<br />

blaues Wasser, feine lange Sandstrände<br />

– so erleben Urlauber die griechische Stadt<br />

Thessaloniki. Sebastian Heinze hat bei seinen<br />

Aufenthalten die andere Seite der etwa<br />

315.000-Einwohner-Stadt kennengelernt.<br />

82


stehen halbfertige Häuser, es gibt keinen Öffentlichen Personennahverkehr<br />

und eine hohe Obdachlosenquote. Im<br />

Camp gibt es Zelte für sechs Leute.<br />

Der 22-Jährige und seine mehr als 20Mitstreiter engagierensichdortinder<br />

Flüchtlingshilfe.Drei- bisvierMal jährlich<br />

heißtesKofferpackenund aufnachGriechenland. Im<br />

April sind die Studenten wieder vor Ort, umdie dortigen<br />

Hilfsdienste zuunterstützen und Angebote für die rund<br />

1500 Menschen in dem Camp umzusetzen. Realistisch<br />

betrachtet eine anstrengende Reise, bei denen die jungen<br />

Leute sowohl physisch wie psychisch an ihre Grenzen<br />

gehen. Alleine die Reise in eines der Länder an der EU-<br />

Außengrenze hat esinsich. 12 bis 14Stunden dauert die<br />

Fahrt nach Ancona. Es folgen 16 Stunden auf der Fähre<br />

und vier Stunden durch Griechenland. Nach der Ankunft<br />

erstmal entspannen und die Sonne genießen? Vonwegen!<br />

Der selbstlose Einsatz beginnt mit der Ankunft. Eigentlich<br />

schon davor. Sebastian Heinze stimmt zu, dass nach der<br />

Reise schon wieder vor der nächsten Tour ist. Zu tun gibt<br />

es immer was, auch von Deutschland aus. Inden letzten<br />

Wochen undMonatenwar SebastianHeinze in so mancher<br />

freien Stunde telefonisch oder per Mail damit beschäftigt<br />

Terminezur Abholungvon Hilfsgüternzuorganisierenund<br />

den Eintrag des Vereins „Grenzenlose Wärme“ ins Vereinsregister<br />

abzuschließen. An dem Punkt freut sich der Vorsitzende,<br />

dass dasFinanzamt dieGemeinnützigkeitfestgestellt<br />

hat. Ein erheblicher Vorteil, der nach dem Eintrag ins Vereinsregister<br />

die Möglichkeit bietet Spendenquittungen ausstellen<br />

zudürfen.<br />

Sebastian Heinze und seine Mitstreiter nehmen Nächstenliebe<br />

wörtlich, auch wenn sie wissen, dass die Situation für<br />

die dortigen Flüchtlinge so gut wie aussichtslos ist. Etwa<br />

1500 Menschen warten aufihreAnerkennung oder dieWeiterreise<br />

durch Europa. „Anfangs warteten die Flüchtlinge<br />

drei bis vier Wochen. Wer jetzt in so einem Camp ist,<br />

kommt nicht mehr raus. Das kann 12bis 18 Monate dauern“,<br />

weiß Sebastian aus den Erfahrungen seiner vorangegangenen<br />

Exkursionen. Sein Eindruck von Griechenland?<br />

„Das Land ist von der Wirtschaftskrise gezeichnet. Überall<br />

Im<br />

bestenFall schlafen die Menschen auf<br />

Paletten mitDämmwolleund Isomatte.<br />

Da ist Langeweile vorprogrammiert. Manche bekommen<br />

einen Lagerkoller. Vieles ist einfach nur unmenschlich. Ich<br />

bin etwas abgehärtet. Ich bin drei bis vier Mal imJahr vor<br />

Ort. Das gefällt mir eigentlich nicht, weil es nicht nachhaltig<br />

ist und eigene Projekte nicht möglich sind“, bedauert<br />

Sebastian Heinze, der einräumt, nach seinem Studium<br />

möglicherweise für ein Jahr nach Griechenland gehen zu<br />

wollen, um nachhaltige Hilfe zu leisten. Die bisherige<br />

Bilanz?„Vieles wäre nichtsoschlimm, wenn es mehr Rückhalt<br />

aus der EU für Griechenland, Italien und Spanien<br />

gebe“, meint Sebastian Heinze. „Wastreibt den gebürtigen<br />

Grevenbrücker an? „Mir macht esSpaß. Das Feedback der<br />

Menschen ist toll. Es ist auch ein tolles Gefühl zu helfen<br />

und Hilfe zur Selbsthilfe zuleisten. Es ist wie eine Sucht.<br />

Beimeinerersten Reisewar ichneugierig,habeden Bedarf<br />

gesehen und beschlossen, dass ich weitermache.“<br />

Um den wichtigenDienstamNächstenund denMenschen<br />

weiter fortführen zu können ist „Grenzenlose Wärme“ auf<br />

Spenden angewiesen. Neben den Hilfsmitteln werden<br />

natürlich auchfinanzielle Zuwendungenbenötigt. Vonden<br />

Geldüberweisungen werden Anschaffungen getätigt oder<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten geboten, die sonst nicht realisierbar<br />

wären. Denn eins steht fest: Die Höhe der Unterstützung<br />

seitens der Regierung ist konstant geblieben. Die<br />

Zahl der Flüchtlinge hingegen hat sich vervielfacht.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

Wer „Grenzenlose Wärme“ unterstützen<br />

möchte, kann das auf das gleichnamige Konto<br />

beider VolksbankBigge-Lenne,IBAN:DE45<br />

4606 2817 4410 5306 00 (Ohne Spendenquittung)<br />

und auf das Konto des Diakonischen<br />

Werkes, IBAN: DE90 4405 0199 0001 7777 77<br />

(mit Spendenquittung, Verwendungszweck:<br />

Griechenlandhilfe und vollständige Adresse).<br />

Weitere Infos gibt esunter: www.grenzenlosewaerme.de.<br />

83


Waltraud & Helmut<br />

Kötting sind immer<br />

in Bewegung<br />

Mit über 80 Jahren immer noch engagiert<br />

Einfach auf dem Sofa hocken<br />

und Fernsehen gucken<br />

ist nichts für uns“, schmunzeln<br />

Waltraud und Helmut<br />

Kötting. Das Paar, das im Juni<br />

des Jahres 2018 seine Diamantene<br />

Hochzeit feierte, sprüht<br />

vor beneidenswerter positiver<br />

Lebenseinstellung, dem stetigen<br />

Willen sich fit zu halten<br />

und wenn ihre Hilfe gefragt<br />

ist, auch immer noch vor Tatendrang.<br />

Die 82-Jährige und ihr 86-jähriger<br />

Mann haben ein sportliches Tagesprogramm,<br />

an dem sich sicherlich so<br />

manch einer ein Beispiel nehmen<br />

könnte: Morgens etwas Gymnastik,<br />

falls möglich ein einstündiger, täglicher<br />

Spaziergang und nach wie vor<br />

viel Arbeit. Davon gibt es schon im häuslichen Garten ausreichend. Die Zeiten,<br />

in denen Helmut Kötting am Wochenende das runde Leder über die Fußballplätze<br />

kickte, sind zwar vorbei, aber sein Sportsgeist ist auch passiv sehr ausgeprägt.<br />

Regelmäßig besucht der ehemalige Prokurist die Heimspiele des SV<br />

Rahrbachtal, bei dem er 20 Jahre mitwirkte, davon zehn Jahre als Vorsitzender,<br />

und gerne ab und an auch höherklassige Spiele.<br />

Waltraud und Helmut Kötting gehören seit Jahrzehnten zu den Aktivposten in<br />

Rahrbach. Wer glaubt, dass sie sich langsam auf dem sogenannten Ruhekissen<br />

ausruhen, irrt sich gewaltig. Anfang des Jahres war wieder so ein Einsatz. Eine<br />

der Stationen des neuen Poesieweges, der an der Rahrbacher Kirche beginnt, ist<br />

das Kreuz oberhalb des Gotteshauses, das verwittert keinen Blickfang lieferte<br />

und auch für einen Verweilaufenthalt auf der acht Kilometer langen Strecke<br />

keineswegs einladend wirkte. Der optische Zustand des Platzes missfiel Helmut<br />

Kötting und einigen anderen. Kurzerhand mobilisierte der 86-Jährige einige<br />

Mitglieder der ehemaligen Arge. Frisch ans Werk beseitigte die agile Truppe,<br />

deren Altersdurchschnitt vermutlich nicht weit unter dem Alter von Helmut<br />

Kötting liegt, den dortigen Steinhaufen, trug neuen Schotter fachmännisch auf,<br />

legte ein kleines Blumenbeet an und platzierte die Randsteine akribisch drum<br />

herum. Erst als das Rahrbacher Kreuz im neuen Glanz strahlte waren Helmut<br />

Kötting und seine Mitstreiter zufrieden. 140 ehrenamtliche Stunden im Sinne<br />

84


des Gemeinwohls, die auf beeindruckende Weise sichtbar<br />

werden. „Es war schon anstrengend, hat aber auch Spaß<br />

gemacht. Alle haben mitgezogen“, bilanzierte Helmut<br />

Kötting den umfangreichen Arbeitseinsatz. Einsatz ist das<br />

Stichwort. Seit fast 30 Jahren pflegt das Ehepaar die 13 Soldatengräber<br />

auf dem Rahrbacher Friedhof. 2014 wurden<br />

Waltraud und Helmut Kötting für den beispielhaften Einsatz<br />

von Kreisdirektor Theo Melcher ausgezeichnet.<br />

Auch die Pflege des Friedhofs und der Anlagen um das<br />

Pfarrheim lag über zwei Jahrzehnte in den Händen des<br />

engagierten Ehepaares. Die Kirche und das Dorf waren<br />

Helmut Kötting wichtig und so hatte er von 1962 bis 1988<br />

den Posten des Rendanten der katholischen Kirchengemeinde<br />

inne und war auch über 20 Jahre federführend<br />

beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ aktiv.<br />

Das Fazit: Waltraud und Helmut Kötting sind fantastische,<br />

beeindruckende Beispiele für ehrenamtliches Engagement,<br />

von denen es in der hiesigen Gegend glücklicherweise noch<br />

weitere gibt.<br />

Genießen Sie auf einer Rundtour (ca. 8 km auf gut begehbaren<br />

Waldwegen mit wenigen, leichten Steigungen; Start/<br />

Ziel: Pfarrkirche Rahrbach) die himmlische Waldatmosphäre<br />

der rauschenden Nadel- und Laubwälder. Lassen Sie<br />

sich an sechs Orten von kurzen Gedichten zum Verweilen,<br />

zum Nachdenken und zum (be-)sinnlichen Naturgenuss<br />

inspirieren.<br />

von Nicole Voss [Text und Fotos]<br />

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85


Hinter den Kulissen<br />

der Gottesdienste<br />

Seit 23 Jahren sorgt Magret Kramer für den reibungslosen Ablauf der Messfeiern<br />

in Gottes guter Stube „St. Johannes der Täufer“ in Langenei.<br />

Kennen Sie dieses wohlige Gefühl an<br />

Heiligabend, wenn es halbdunkel ist,<br />

einpaarSchneeflöckchen vomHimmel<br />

fallen und dann die Kirchenglocken<br />

läuten? Dann ist Weihnachten. Nicht<br />

nur für mich, sondern für die meisten<br />

Katholiken. Man macht sich auf zum<br />

Kirchgang, trifft seine Nachbarn, betritt<br />

dieblank geputzte, schöngeschmückte<br />

Kirche. An den Tannen blinken tausend<br />

Lichter,esduftet nach Weihrauch,<br />

die alte Holzkrippe mit seinen wertvollen<br />

Figuren steht vor dem Altar.<br />

Haben Sie sich schon einmal gefragt,<br />

wer eigentlich für diese festliche Atmosphäre<br />

sorgt? Wer die Kirche in<br />

Schuss hält, sie auf- und zuschließt?<br />

Sich um Wein,Wasser und die Hostien<br />

kümmert? Schon das Alte Testament<br />

erzählte von Helfern, damals Leviten,<br />

die in Tempeln und Synagogen dienten.<br />

Heutzutage ist es der Küster, oder, wie<br />

in den meisten Gemeinden in unserer<br />

Region, die Küsterin.<br />

Ausder St.-Johannes-Kirche in Lennestadt-Langenei<br />

ist Gottes gute HausdameMagretKramernicht<br />

mehr wegzudenken.<br />

„Seit 23Jahren bin ich jetzt Küsterin.<br />

Der Anstoß, dieses Amt auszuüben,<br />

kam vonmeinem Mann Heinz-Werner.<br />

Er wurde nach dem Eintritt inden<br />

Vorruhestand gefragt und dann haben<br />

wir das gemacht“, schildert die<br />

72-Jährige die Anfänge ihrer Arbeit.<br />

„Heinzi“, wieMagrets Ehemann liebevoll<br />

von den Langeneiern genannt<br />

wird,kannten alle. Er starb im vergangenen<br />

Jahr an Gründonnerstag, ausgerechnet<br />

bei den Messvorbereitungen,<br />

in der Sakristei. „Mit ihm habe ich 22<br />

Jahre lang die Küstertätigkeiten ausgeübt“,<br />

erzählt die Witwe und muss<br />

schlucken.Dass Heinzi an allen Ecken<br />

und Enden fehlt, spürt nicht nur seine<br />

Frau. Auch in der Kirchevermissen alle<br />

seine unumstößlich gute Laune, sein<br />

86


Seit 23 Jahren<br />

bin ich jetzt Küsterin.<br />

offenes Ohr, seine laute, klare Stimme,<br />

die die Lieder vorantrieb, wenn die<br />

Kirchgänger nur vor sich hinnuschelten.<br />

„Jetzt mache ich allein weiter.<br />

Wenn alles gut läuft noch 3 Jahre.<br />

Dann bin ich 75 und dann ist es<br />

genug“, berichtet Magret Kramer<br />

von ihren Zukunftsplänen. In ihren<br />

über zwanzig Berufsjahren hat die<br />

Langeneierin vieles erlebt. Sogar ein<br />

Einbruch in die Sakristei gehört zu ihrer<br />

bewegten Küsterinnen-Geschichte.<br />

„Alle Schränke waren aufgerissen, der<br />

Tresor wurde aufgebrochen, die goldenen<br />

Kelche lagen auf dem Boden.<br />

Aber gestohlen wurde nichts. Aller-<br />

dings mussten wir einen hohen Sachschaden<br />

verdauen“, erinnert sie sich.<br />

Grob geschätzt hat Magret über 2500<br />

Messen vorbereitet, die passenden Bibelstellen<br />

herausgesucht, den Tabernakel<br />

bestückt und über 10.000 Gewänder<br />

herausgelegt. Am liebsten erinnert<br />

sich die Langeneierin an Konzerte,<br />

die ihr Sohn Helge in der Pfarrkirche<br />

gegeben hat, oder die feierlichen Gottesdienste<br />

zur Verabschiedung Pater<br />

Büdenbenders, der die Gemeinde viele<br />

Jahre geprägt hat.<br />

Auf die Frage, welcher Bereich ihrer<br />

Arbeit ihr am meisten Freude bereitet,<br />

lächelt die Küsterin. „Ich mache alles<br />

mit großer Freude!“ Eine andere Antwort<br />

wäre auch nicht denkbar gewesen.<br />

Denn anders ist so eine behagliche,<br />

von Herzlichkeit geprägte Atmosphäre<br />

in der Langeneier Pfarrkirche wohl<br />

nicht möglich.<br />

von Silke Meier [Text und Fotos]<br />

87


Spinatmalfatti<br />

à la Kurt<br />

Hammerschmidt<br />

Niemals geht man so ganz: CASA NUOVA-<br />

Chef verrät ein Lieblingsrezept<br />

Unter Stammgästen des Casa Nuova in etwa so begehrt wie<br />

das Rezept von Coca-Cola – und bislang ähnlich gut gehütet:<br />

Die Rezeptur der Spinat-MalfattianBirnenconfit à la Kurt Hammerschmidt.<br />

Seit Jahren hat das Gericht, das der Inhaber und Koch des<br />

Altenhundemer CASA NUOVA von einer seiner Sizilien-<br />

Reisen mitbrachte, einen festen Platz auf der Speisekarte.<br />

Allein die Tatsache, dass Kurt Hammerschmidt sein bei<br />

den Altenhundemernbeliebtes Bistro,indem er seit 27 Jahrentäglich<br />

hinter der Theke stehtund in offener Küchefür<br />

seine Gäste mediterrane Gerichte zaubert, in wenigen<br />

Tagen schließt, brachte den passionierten Koch dazu, uns<br />

zum Abschied eines seiner Rezepte zuverraten.<br />

Gemeinsammit seiner Frau Birgit warerGastgeber so vieler<br />

Feiertage und schöner Stunden im Casa Nuova… was<br />

besonders den Altenhundemern den Abschied von ihrem<br />

Bistro nicht leicht macht. AmGründonnerstag wird noch<br />

einmal gebührend gefeiert und ab Ostern bleibt dem Paar<br />

mehr Zeit zu reisen, genießen und selbst Gast zu sein.<br />

Das Kochen wird weiterhin Kurts große Leidenschaft bleiben.<br />

Undder Abschied muss keineswegs endgültigsein. Ein<br />

paar Projekte undIdeen haterdurchaus noch „auf der Pfanne“,<br />

verrätder künftige Privatierlachend.Wir berichten.<br />

„Malfatti“ heißt wörtlich übersetzt „schlecht gemacht“. DiesenNamen<br />

bekam dieSpezialität,die ursprünglich ausder<br />

Emilia Romagna stammt, wohl aus rein optischen Gründen.<br />

Kein glatter Nudelteig wie bei den Kollegen aus der<br />

Pasta-Familie, Ravioli, Tortellini &Co., wird hier aufwen-<br />

88


dig inForm gefaltet. Stattdessen setzen die Malfatti ganz<br />

auf Geschmack und die perfekte Kombination weniger,<br />

guter Zutaten.<br />

Jede Nocke ein Unikat –und wenn auch mal ein Malfatti<br />

auseinanderfällt, tut das dem Geschmack keinen Abbruch.<br />

Kombiniertmit gedünstetemBirnenkonfit undgehobeltem<br />

Parmesan, zwei Komponenten, die Süße ins Spiel bringen,<br />

und kräftig gewürzt mit frisch geriebener Muskatnuss,<br />

Pfeffer und Salz, kommt die Mischung aus Blattspinat,<br />

Ricotta, Mehl und Eiperfekt zur Geltung.<br />

Kurt Hammerschmidt empfiehlt zuden Malfatti einen<br />

ebenfalls von ihm persönlich entdeckten und importierten<br />

Rotwein aus der sizilianischen Nero d´Avola-Traube.<br />

Werseinen Gästen an Ostern oder anden ersten sonnigen<br />

Frühlingstagen Geschmack auf den Süden machen will,<br />

sollte dieses ebenso raffinierte wie leicht nachzukochende<br />

vergetarische Gericht, das mit frischem Blattspinat natürlich<br />

besonders gut ist, auf die To-cook-Liste setzen.<br />

von Nikola Greitemann [Text und Fotos]<br />

Spinat-Malfatti (Spinat-Ricotta-Nocken)<br />

Zutaten für 4Portionen:<br />

500 g Blattspinat<br />

200 g Ricotta (oder Hüttenkäse)<br />

100 g Parmesan, frisch gerieben<br />

3 Eier<br />

150 g Mehl<br />

Muskat (frisch gerieben)<br />

80 g Butter<br />

1 Birne<br />

Salz &Pfeffer<br />

Arbeitszeit: ca.30Minuten<br />

Den Spinat gründlich waschen und in kochendem<br />

Wasser kurz blanchieren, bis die Blätter zusammengefallen<br />

sind.Anschließendaus demWasserheben und<br />

kalt abschrecken (um die leuchtend grüne Farbe zu<br />

erhalten), gutausdrücken undsehrfeinhacken.<br />

Danachnochmal gutausdrücken.<br />

Den Ricotta mit einer Gabel fein zerdrücken<br />

(Ernährungsbewusstekönnenersatzweise Hüttenkäse<br />

verwenden –schmeckt auch sehr gut!), mit Spinat,<br />

Parmesan undden Eiernvermengen.<br />

So viel Mehl undParmesanunterarbeiten,bis der Teig<br />

gutzusammenhält. Gutwürzenmit Pfeffer,Salzund<br />

frisch geriebener Muskatnuss.<br />

Ausdem Teig mit2Teelöffeln walnussgroße Nocken<br />

formen, kurz in etwas Mehl wenden und inButter<br />

rundherum goldbraun braten. Die zerlaufene Butter<br />

über diefertigenMalfattigießen.<br />

Die Birne, wahlweise geschält oder mit Schale, grob<br />

raspelnund sofort kurz in Butter in der Pfanne rösten.<br />

Malfatti portionsweise anrichten und mit frisch<br />

geraspeltenParmesanspänenanBirnenconfitservieren.<br />

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Redaktionsanschrift:<br />

Vorländer GmbH & Co. KG<br />

Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

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Redaktion und Autoren:<br />

Stefan Schröder, Nicole Voss, Silke Meier,<br />

Marita Sapp, Gaby Selbach, Emilia Knebel,<br />

Nikola Greitemann, Monika Münker<br />

Gestaltung/Satz:<br />

Jasmin Benfer, Tarek Traut<br />

VORLÄNDER Siegen<br />

Titelfoto: Gaby Selbach<br />

Fotos:<br />

Nicole Voss, Gaby Selbach, Stefan Schröder,<br />

Nikola Greitemann, Marita Sapp,<br />

Nina Bölker, Daniel Hüttmann<br />

Druck:<br />

VORLÄNDER, Siegen<br />

Auflage: 7.500<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Carlo Breidenbach,<br />

c.breidenbach@swa-sauerland.de,<br />

Tel. 0160 - 97831111<br />

Koordination:<br />

Klaus Frevel, heimatliebe@vorlaender.de<br />

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Aus-/Nachlieferung:<br />

Breidenbach Logistik, Tel. 0171 - 2038882<br />

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