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Ausgabe_02_2019

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe. Sommerausgabe 2019 mit den Themen: 20x1000-Projekt von der SWE gefördert, Upcycling, Grüne Oase Petersberg, So verändert sich die Nördliche Geraaue im Umfeld der BUGA Erfurt 2021, Eine Stadtführerin erklärt Erfurter Redewendungen, Solarthermie in Marbach u. v. m.

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe. Sommerausgabe 2019 mit den Themen: 20x1000-Projekt von der SWE gefördert, Upcycling, Grüne Oase Petersberg, So verändert sich die Nördliche Geraaue im Umfeld der BUGA Erfurt 2021, Eine Stadtführerin erklärt Erfurter Redewendungen, Solarthermie in Marbach u. v. m.

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BUGA ERFURT 2<strong>02</strong>1<br />

UNSER ERFURT<br />

Was kreucht<br />

und fleucht<br />

im egapark?<br />

Der Waldkauz straft neugierige Beobachter mit Missachtung. Das Warten an der alten<br />

Linde nahe der egapark-Bühne wird nicht belohnt. In dem verbliebenen, ca. 1,5 Meter<br />

langen Astrest hat er für sich und seinen Nachwuchs ein gemütliches Zuhause gefunden.<br />

Seit einigen Jahren ist der ca. 15 m hohe Baum bewohnt. Direkt gegenüber lebt<br />

Familie Star mit ihrem Nachwuchs. Es herrscht reger Flugbetrieb. Die Altvögel sind mit<br />

dem Beschaffen von Nahrung voll ausgelastet. Wer wie Baumexperte Markus Gresser<br />

den Waldpark – den Bereich zwischen Sternwarte und Ausgang Gothaer Platz – aufmerksam<br />

durchquert, kann in vielen der Bäume Löcher finden, in denen Vögel, Fledermäuse<br />

und Eichhörnchen leben. Bis zu sechs Löcher übereinander an einem Baum<br />

zeigen, hier war der Specht fleißig und sein Werk hat Nachnutzer gefunden. Manchmal<br />

hört man ihn auch eifrig klopfen.<br />

500 der 2600 egapark-Bäume sind Habitatbäume. Das sind<br />

Großgehölze, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen<br />

anbieten. Im Naturkreislauf übernehmen sie eine wichtige<br />

Funktion. Markus Gresser ist im 36 Hektar großen Parkgelände<br />

für die Bäume verantwortlich. Er kennt nahezu jeden Bewohner,<br />

weiß, welche Höhle genutzt wird und welche nicht. Die meisten<br />

beeindruckenden Baumriesen sind noch keine 100 Jahre alt,<br />

sagt der Fachmann. Im Park stehen einige mehr als 100-jährige<br />

Baumoldies, z.B. die Linde im Liliengarten. Über 50 Arten gibt<br />

es im Gelände: Eichen, Rotbuchen, Winterlinden, Bergahorn und<br />

Hainbuchen, aber auch Flatterulmen, Speierling und die seltene<br />

Elsbeere, der Baum des Jahres 2011.<br />

Bäume stehen im egapark aber nicht nur im Waldpark. Hinter<br />

den Hallen, am Spielplatz und entlang der Umzäunung zur Gothaer<br />

Straße prägen sie das Bild des Gartenparks. Zur Verantwortung<br />

von Markus Gresser gehört auch die jährliche Kontrolle<br />

der Bäume mit einem Gutachter auf Standsicherheit, Krankheiten<br />

oder Schäden. Aufgelistet ist all das im Baumkataster. Die-<br />

Markus Gresser mit einem<br />

der Molche, die im se Akribie ist notwendig, denn die Sicherheit der Besucher geht<br />

Karl-Foerster-Garten vor. Deshalb werden gerade die Habitatbäume genau beobachtet<br />

oder Gehölze, die bereits in ihrer Vitalität eingeschränkt sind.<br />

ungestört leben.<br />

Ist die Standsicherheit gefährdet, dann muss bei der Unteren Naturschutzbehörde<br />

die Fällung beantragt werden. Das kommt zum Glück nicht so häufig<br />

vor, mit Maßnahmen wie dem Kronenentlastungsschnitt kann die Lebenszeit geschädigter<br />

Bäume verlängert werden.<br />

Markus Gresser hat bei seinen Gängen durch den Park nicht nur ein wachsames Auge<br />

für die Bäume, sondern für alles, was kreucht und fleucht. In Richtung des Gothaer Platzes,<br />

nahe dem Ausgang, befindet sich der Karl-Foerster-Garten. Für die Bundesgartenschau<br />

wird auch hier umgestaltet, die Bauarbeiten an den Treppen haben begonnen, die<br />

egapark-Freunde wollen unter fachlicher Anleitung des ehemaligen Parkleiters Horst<br />

Schöne neuen Glanz in eine Terrasse der Anlage bringen.<br />

Noch ist es ruhig und vor allem Molche und Frösche fühlen sich in den und um die<br />

runden Wasserbecken besonders wohl. Deshalb bleiben diese erhalten und der Bereich<br />

wird besonders behutsam saniert. 40 bis 50 Vogelarten, Hasen, Füchse, Dachse und<br />

Steinmarder haben im egapark ein Zuhause am Rande der Stadt gefunden, das ihnen<br />

besonderen Schutz bietet. Das wird in Vorbereitung der Bundesgartenschau und darüber<br />

hinaus so sein, ist sich Markus Gresser sicher. CHRISTINE KARPE<br />

12<br />

SWE-Journal <strong>02</strong>_<strong>2019</strong> SWE-Journal <strong>02</strong>_<strong>2019</strong><br />

Baum-<br />

Geschichten<br />

aus dem<br />

Erfurter<br />

Norden<br />

Die Fläche des Alten Klärwerks ist so etwas wie ein Lost Place –<br />

ein verlassener Ort, den nur wenige Menschen kennen. Vor anderthalb<br />

Jahren noch verhinderte ein Zaun den Zugang, eine<br />

dichte Strauchvegetation verbarg alles Dahinterliegende vor neugierigen<br />

Blicken. Für den Bau des Abwassersammlers 2017 öffneten<br />

sich die Türen des Areals. Mit der begonnenen Umgestaltung<br />

der Geraaue im Zuge der BUGA Erfurt 2<strong>02</strong>1 wird das ca.<br />

1 Hektar große Terrain nun wieder für die Erfurter zugänglich gemacht<br />

und nicht nur das, mit den hier entstehenden Geraterrassen,<br />

Sitzbänken, Liegeflächen und neuen, besonders starken Einzelbäumen<br />

erhält es eine ganz neue Qualität der Nutzung. Auf der einstigen<br />

Brache können die Erfurter dann direkt am Wasser Zeit verbringen,<br />

Natur erleben und entspannen.<br />

Die Strauchvegetation, die über Jahrzehnte von dem bis dato<br />

ungenutzten Gelände Besitz ergriffen hatte, ist weitgehend verschwunden.<br />

Für den Einlauf des neuen Abwassersammlers wurde<br />

das Ufer verändert, das Gelände wird bis 2<strong>02</strong>1 neu geformt. Konstanten<br />

inmitten der vielen Veränderungen sind zwei Schwarzpappeln<br />

am Gewässerrand inmitten anderer großer Bäume.<br />

Manja Landefeld klettert mit festen Schritten über den Erdwall<br />

und die Uferböschung hinunter. Die Baumgruppe, auf die sie zustrebt,<br />

ist mit einem rot-weißen Flatterband abgesperrt, hier ist<br />

eine Bautabuzone, erklärt die Mitarbeiterin des Umwelt- und Naturschutzamtes.<br />

Der große Baum mit der markanten Form und<br />

vom Alter gezeichneten Rinde ist eine der in Thüringen seltenen<br />

Schwarzpappeln. Zwei der genetisch unverfälschten und daher<br />

einheimischen, resistenteren Bäume als die Hybridsorten stehen<br />

auf dem Areal. Mit ihren vielfältigen Strukturen wie Rindenabris-<br />

sen, Mulm und Hohlräumen bieten sie Raum für Fledermäuse, Käfer,<br />

Vögel. Die Fläche, auf der die zwei Schwarzpappeln stehen,<br />

wird demnächst eine schlafende Sicherung erhalten, die als Prallschutz<br />

verhindert, dass die Gera das Ufer und die Standsicherheit<br />

der Schwarzpappeln gefährdet. Im Stamm ist eine Höhle, die ihre<br />

Vitalität einschränkt, sie aber für Kleingetier aller Art besonders<br />

wertvoll macht.<br />

Bevor die Fläche für die geplanten Arbeiten beräumt wurde, untersuchten<br />

Gutachter, Fledermaus- und Käferexperten ca. ein Jahr<br />

lang Bäume, Sträucher und jeden Winkel der Alten Kläranlage. Die<br />

Bautabuzone und Festlegungen, in welcher Entfernung der geplante<br />

Unterhaltungsweg an den Schwarzpappeln vorbeiführen darf,<br />

waren einige der Ergebnisse. Nach Abschluss der Arbeiten, erzählt<br />

Manja Landefeld, wird überlegt, ob ein Baumkronenschnitt notwendig<br />

wird, um die Lebenserwartung des Baumes zu verlängern.<br />

Schwarzpappeln sind in Thüringen selten geworden. Im Zuge der<br />

BUGA-Vorbereitungen werden deshalb Bäume dieser Art für Erfurt<br />

in einer Baumschule in Tonndorf herangezogen. Nahe dem Erfurter<br />

Pappelstieg sollen sie auch künftig zu Hause sein, so wollen es<br />

die Planer und die Verantwortlichen für die Umgestaltung der Geraaue.<br />

CHRISTINE KARPE<br />

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