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Ausgabe_02_2019

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe. Sommerausgabe 2019 mit den Themen: 20x1000-Projekt von der SWE gefördert, Upcycling, Grüne Oase Petersberg, So verändert sich die Nördliche Geraaue im Umfeld der BUGA Erfurt 2021, Eine Stadtführerin erklärt Erfurter Redewendungen, Solarthermie in Marbach u. v. m.

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe. Sommerausgabe 2019 mit den Themen: 20x1000-Projekt von der SWE gefördert, Upcycling, Grüne Oase Petersberg, So verändert sich die Nördliche Geraaue im Umfeld der BUGA Erfurt 2021, Eine Stadtführerin erklärt Erfurter Redewendungen, Solarthermie in Marbach u. v. m.

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UNSER ERFURT<br />

Auf<br />

Sprichwort-Tour<br />

durchs schöne<br />

Erfurt<br />

„Ich hab‘ gar nicht gewusst, wie schön Erfurt ist.“ Das sagen die einen. „Ich hatte zwei Tage Weimar<br />

eingeplant, einen Tag Erfurt – umgekehrt wäre besser gewesen“, das sagen manch‘ andere. „Ich komm‘<br />

wieder“, das sagen die meisten …<br />

Stadtführerin Marlen Wiedenstritt (37) erlebt jeden Tag, wie sehr Erfurt seine Besucher aus aller Welt verzaubert.<br />

Die einen lieben das südliche Flair der Stadt, das bunte Treiben in Gassen und Straßen – andere, vor allem<br />

aus Amerika oder Asien, können kaum glauben, wie alt so manches Haus hier ist, dass es tatsächlich schon<br />

seit 800 Jahren am selben Fleck steht. Und vor allem – dass es auch wirklich bewohnt ist und keine Kulisse.<br />

Erfurt und das Mittelalter, das passt wie die Faust aufs Auge. Marlen Wiedenstritt kennt zu den allermeisten<br />

Häusern der Innenstadt die Geschichte und auch die Redewendungen rund um diese alten Gemäuer, die wir<br />

heute noch nutzen und die oft aus dem Mittelalter stammen.<br />

„Der Ausdruck stinkreich zum Beispiel“, sagt sie, als sie vor einem Waidspeicher (erkennbar an den vielen<br />

kleinen Fenstern im schrägen Dach) steht – also dem einstigen Speicher, in dem vor mehr als 500 Jahren der<br />

kostbare Waid hergestellt und gelagert wurde. „Erfurt zählte im späten Mittelalter dutzende Waidspeicher,<br />

und um das begehrte Waidblau herzustellen, brauchte man viel Urin. Es muss bestialisch gestunken haben. Ein<br />

Gramm Färbepigment aus Waid war so viel wert wie ein Gramm Gold – wer also Waid besaß, war stinkreich.“<br />

Erfurt war „stinkreich“. In den besten Zeiten der Waidherstellung, also bevor das viel günstiger herzustellende<br />

Indigoblau aus Indien das Waidblau verdrängte, wurden hier drei Tonnen Waid hergestellt. So wertvoll wie<br />

drei Tonnen Gold. Vielleicht kommt auch daher die Redewendung „Geld stinkt nicht“ – im Gegensatz zum Waid …<br />

„Viele Touristen sind überrascht,<br />

wie ruhig und<br />

entspannt es mitten<br />

in Erfurt zugeht.“<br />

Marlen Wiedenstritt, Stadtführerin<br />

(hat auf einem sogenannten<br />

Klatschstein Platz genommen).<br />

HENRY KÖHLERT<br />

JACOB SCHRÖTER<br />

Blau gehörte im Mittelalter wie Grau oder Braun zu den Farben, die vom einfachen Volk getragen werden<br />

durften – eine zu große Vielfalt an Farben war verpönt. Wer es also „zu bunt trieb“, der verhielt sich nicht standesgemäß,<br />

ungebührlich.<br />

Blau machen? „Kaum ein Tourist weiß, dass diese Redewendung mit der Herstellung des Waidblaus zu tun<br />

hat. Tücher, die zum Färben in die Laugenbottiche eingelegt wurden, verblieben dort einen Tag, bis sie langsam<br />

die gewünschte Färbung angenommen hatten – von Grün zu Blau.“ An diesem Tag hatten die Färber nichts<br />

zu tun, sie mussten abwarten – und machten blau. Und vielleicht, so die Stadtführerin, kommt von der plötzliche<br />

Farbänderung auch der Ausdruck „blaues Wunder“ …<br />

Nur ein paar Schritte vom Wenigemarkt entfernt, dort, wo eine schmale Stiege zur Rückseite der Krämerbrücke<br />

führt, ist die nächste Redewendung quasi in Stein gemeißelt: „Kurve kratzen“, sagt Marlen Wiedenstritt<br />

und zeigt auf einen recht großen Stein, der auf dem Boden vor einer Ecke des Cafés Nüsslein liegt. Ein „Stein<br />

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SWE-Journal <strong>02</strong>_<strong>2019</strong> SWE-Journal <strong>02</strong>_<strong>2019</strong><br />

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