KEM Konstruktion systems engineering 06.2019
Themenschwerpunkte: Unternehmen setzen auf fertige KI-Bausteine – Methoden: Software und digitales Engineering definieren Geschäftsprozesse neu – Simulation unterstützt Entwicklung neuer 3D-Druck-Materialien – Im Gespräch: Dr. Elisabetta Castiglioni, CEO A1 Digital International
Themenschwerpunkte: Unternehmen setzen auf fertige KI-Bausteine – Methoden: Software und digitales Engineering definieren Geschäftsprozesse neu – Simulation unterstützt Entwicklung neuer 3D-Druck-Materialien – Im Gespräch: Dr. Elisabetta Castiglioni, CEO A1 Digital International
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06 2019<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
<strong>Konstruktion</strong><br />
Die passenden Medien für Sie<br />
und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de<br />
Smarte Produkte I Digitalisierung I Industrie 4.0<br />
A1 Digital treibt<br />
Konnektivität voran<br />
Interview – Seite 15<br />
Freiformschmieden<br />
trifft SLS-Metalldruck<br />
Simulation – Seite 12<br />
Methoden – Seite 8<br />
Digitale Geschäftsprozesse<br />
führen in die Zukunft<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 1
Industrie<br />
Wissensvorsprung für<br />
Automatisierer<br />
Kompetent – vielseitig – praxisnah<br />
elektro AUTOMATION thematisiert lösungs- und<br />
zukunftsorientiert elektrische Automatisierungstechnik –<br />
von grundlegenden Architekturen und Konzepten bis<br />
hin zu Komponenten und Systemlösungen für die<br />
tägliche Praxis.<br />
Neben Steuerungs- und elektrischer Antriebstechnik<br />
stehen dabei gleichermaßen die industrielle Kommunikation,<br />
Sensorik sowie alle Themen rund um den<br />
Schaltschrank und den Aufbau von Automatisierungsanlagen<br />
im Mittelpunkt der Berichterstattung.<br />
Digital:<br />
und Newsletter<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> media.industrie.de<br />
<strong>engineering</strong> 06 2019
EDITORIAL<br />
Digitalsierung beeinflusst vor<br />
allem die Geschäftsmodelle<br />
Industrie 4.0 verlangt nach entsprechenden<br />
Lösungen und smarten, vernetzten<br />
Produkten. Vor allem die Digitalisierung von<br />
Geschäftsprozessen ist ein entscheidender<br />
Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.<br />
Dabei spielen Themen wie Digital Engineering<br />
oder der Digitale Zwilling eine zunehmend<br />
wichtige Rolle. Ebenso ist die Entwicklung<br />
davon geprägt, dass der Softwareanteil<br />
an der Maschinenfunktionalität immer<br />
größer wird. Martijn Theunissen, Global<br />
Head of Application & Support bei Lenze, erklärt<br />
im Interview, wie Lenze seine Kunden<br />
beim Aufbau digitaler Eco-Systeme unterstützt<br />
(ab Seite 8).<br />
Über Digitalisierung und Geschäftsmodelle<br />
spricht auch Dr. Elisabetta Castiglioni, CEO<br />
von A1 Digital, im Interview mit unserem Korrespondenten<br />
Nico Schröder (ab Seite 15).<br />
Wichtig sei es, die fünf IoT-Aspekte Integration<br />
und Benutzerverwaltung, Visualisierung<br />
und Applikationen, Real-Time Analytics,<br />
Device Management sowie Konnektivität plus<br />
Cloud plus Security zu verstehen und auf den<br />
Anwendungsfall hin zu konzipieren. Insbesondere<br />
das Wissen um Konnektivität ist<br />
laut Castiglioni entscheidend. Bei IoT-Plattformen<br />
geht es zudem ums Aggregieren von<br />
Daten, um die Konsolidierung und um die<br />
weitere Verarbeitung der Daten in Richtung<br />
Machine Learning, also um Analytics. Die<br />
gewonnenen Erkenntnisse müssen letztlich<br />
in betriebswirtschaftliche Prozesse übersetzt<br />
werden, denn erst auf diese Weise entsteht<br />
beim jeweiligen Kunden ein Gewinn zum gesamten<br />
Projekt – sei es seitens Instandsetzung,<br />
Preisgestaltung oder anderer unternehmerischer<br />
Aspekte.<br />
Übrigens: Das Thema Digitalisierung beschäftigt<br />
auch die Konradin Mediengruppe.<br />
Das Unternehmen präsentiert mit dem<br />
2. Kongress ‚Smarte Maschinen im Einsatz<br />
– Künstliche Intelligenz in Unternehmen‘<br />
Hintergrund- und Praxiswissen rund um KIbasierte<br />
Anwendungen. Agile Mittelständler<br />
können hier genauso wie Start-ups und große<br />
Konzerne eine Standortbestimmung vornehmen<br />
und erfahren, was KI in Firmen heute<br />
tatsächlich leisten kann und wo noch Herausforderungen<br />
zu bewältigen sind. Da die Zahl<br />
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf 150<br />
begrenzt ist, lohnt sich eine schnelle<br />
Anmeldung, Infos und Anmeldung für den<br />
Kongress im Oktober sind möglich unter:<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
Johannes Gillar<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
johannes.gillar@konradin.de<br />
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@<strong>KEM</strong>SystemsEng<br />
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Yumpu (Archiv)<br />
hier.pro/RsCN2<br />
Online (Themenseite)<br />
hier.pro/om30L<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 3
Inhalt<br />
<strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019<br />
Funktionen für KI, Signalverarbeitung und statische Analysen<br />
MathWorks stellt aktuellen Release vor<br />
Martijn Theunissen, Global Head of Application & Support bei<br />
Lenze, erklärt im Interview, wie Lenze seine Kunden beim Aufbau<br />
digitaler Eco-Systeme unterstützt.<br />
Menschen und Unternehmen<br />
Meldungen<br />
Neue MapleSim-Hauptversion von Maplesoft ............... 5<br />
Der Computer-On-Module-Standard COM HPC ............ 6<br />
Unternehmen setzen auf fertige KI-Bausteine ............... 7<br />
Methoden<br />
Entwicklungskonzepte - Titelstory<br />
Software und digitales<br />
Engineering definieren Geschäftsprozesse neu ............. 8<br />
Tools<br />
Additive Manufacturing/Simulation<br />
Entwicklung neuer 3D-Druck-Materialien ..................... 12<br />
Anwendungen<br />
Industrie 4.0<br />
Im Gespräch: Dr. Elisabetta Castiglioni,<br />
Chief Executive Officer, A1 Digital International ........... 15<br />
Konradin Mediengruppe führt KI-Konferenzserie fort ... 18<br />
Mechatronik profitiert von Hardware-in-the-Loop ......... 19<br />
Rubriken<br />
8<br />
Editorial .......................................................................... 3<br />
Wir berichten über ......................................................... 6<br />
Impressum ..................................................................... 5<br />
<strong>Konstruktion</strong><br />
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4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019<br />
Bild: Lenze<br />
Businessplattform von Schneider Electric<br />
MathWorks hat den Release<br />
2019a von Matlab und Simulink<br />
vorgestellt. Er umfasst neue Produkte<br />
sowie wichtige Verbesserungen<br />
in den Bereichen Künstliche<br />
Intelligenz, Signalverar -<br />
beitung und statische Analysen<br />
sowie neue Funktionen und Bugfixes<br />
in allen Produktfamilien. Mit<br />
R2019a wird beispielsweise die<br />
Reinforcement Learning Toolbox<br />
eingeführt, die den Matlab-Workflow<br />
für KI weiter verbessert. Sie<br />
unterstützt dafür eine Art von<br />
Machine Learning, mit der ein<br />
„Agent“ durch wiederholte Trialand-Error-Interaktionen<br />
mit einer<br />
Umgebung trainiert wird, um<br />
Steuerungs- und Entscheidungsprobleme<br />
zu lösen. Darüber<br />
hinaus wurde die bereits im vergangenen<br />
Herbst eingeführte<br />
Deep Learning Toolbox um eine<br />
Unterstützung für die Nvidia GPU<br />
Cloud, Amazon Web Services<br />
und Microsoft Azure sowie um<br />
Interoperabilität mithilfe des<br />
ONNX-Austauschformats erweitert.<br />
Außerdem gehören zur<br />
KI-Unterstützung in R2019a<br />
wesentliche Erweiterungen der<br />
Computer Vision Toolbox, der<br />
Data Acquisition Toolbox und der<br />
Image Acquisition Toolbox. „Eine<br />
der größten Herausforderungen<br />
im Bereich KI auf dem Weg vom<br />
Hype zur Produktion besteht<br />
darin, dass Unternehmen ‚KI-Experten‘<br />
einstellen und anschließend<br />
versuchen, ihnen Ingenieurkenntnisse<br />
beizubringen.<br />
Dagegen unterstützt MathWorks<br />
mit R2019a Ingenieure darin, ihre<br />
KI-Kompetenz schnell und effektiv<br />
zu erweitern; sei es für die<br />
Entwicklung von Steuerungen<br />
und Entscheidungssystemen mit<br />
Reinforcement Learning, das<br />
Trainieren von Deep-Learning-<br />
Modellen auf Nvidia-DGX- und<br />
Cloud-Plattformen oder die<br />
Anwendung von Deep Learning<br />
auf 3D-Daten“, erklärt David Rich,<br />
Matab Marketing Director bei<br />
MathWorks.<br />
ik<br />
www.mathworks.com<br />
Weltweite Skaleneffekte für IoT-Lösungen<br />
Das Unternehmen hat die Gründung<br />
von Schneider Electric<br />
Exchange bekannt gegeben<br />
Dabei handelt es sich um ein<br />
branchenübergreifendes offenes<br />
Ökosystem, das sich der Lösung<br />
realer Nachhaltigkeits- und Effizienzprobleme<br />
widmet. Durch<br />
Austausch und Kollaboration können<br />
hier somit vernetzte Communities<br />
Co-Innovation betreiben.<br />
Die Akteure sind Anbieter,<br />
Systemintegratoren, Start-ups,<br />
Entwickler, OEMs, Kunden<br />
und Distributoren. Sie erhalten<br />
Zugang zu einem großen Pool<br />
von technischen Tools und Ressourcen,<br />
um digitale und IoT-<br />
Innovationen zu entwickeln, zu<br />
teilen und zu verkaufen. Schneider<br />
Electric Exchange nutzt dafür<br />
das Ökosystem der digitalen<br />
Partner, um Innovationen zu<br />
beschleunigen und zu skalieren –<br />
und stellt Unternehmen die notwendigen<br />
Werkzeuge zur Verfügung,<br />
um KI für reale Probleme<br />
zu operationalisieren. So bietet<br />
beispielsweise Accenture, ein<br />
globales Management-Beratungs-<br />
und Dienstleistungsunternehmen,<br />
die Möglichkeit, maßgeschneiderte<br />
Lösungen und<br />
digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.<br />
Schneider Electric<br />
selbst verwendet veröffentlichte<br />
Datensätze und Software-asa-Service<br />
(SaaS) des Exchange-<br />
Partners Senseye, einem Technologieunternehmen<br />
für vorausschauende<br />
Instandhaltung (UK),<br />
in einer seiner Smart-Factory-<br />
Produktionsstätten.<br />
ik<br />
www.schneider-electric.com
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Modellierungs- und Simulationsplattform auf Systemebene<br />
Neue MapleSim-Haupt -<br />
version von Maplesoft<br />
Die MapleSim-2019-Produktfamilie wird noch mehr Werkzeuge zur Modellierung<br />
digitaler Zwillinge sowie anderer Projekte auf Systemebene beinhalten.<br />
Maplesoft gibt die Veröffentlichung einer<br />
neuen Version von MapleSim bekannt,<br />
einem Werkzeug zur Modellierung auf Systemebene.<br />
Von digitalen Zwillingen über<br />
virtuelle Inbetriebnahmen bis hin zu Systemlevel-Modellen<br />
für komplexe Engineering-Projekte,<br />
kann MapleSim dabei helfen,<br />
Entwicklungsrisiken zu minimieren, Kosten<br />
zu reduzieren und Innovationen zu<br />
ermöglichen. Die neue Version<br />
bietet verbesserte Ausführungszeiten,<br />
einen erweiterten Modellierungsbereich<br />
sowie mehr Möglichkeiten<br />
zur Anbindung an<br />
die vorhandene Werkzeugkette.<br />
Simulationen laufen dabei aufgrund<br />
einer effizienteren Behandlung von Rand -<br />
bedingungen bei der Modellvorbereitung<br />
schneller. Zudem ist der Code schneller und<br />
kompakter, ohne dass er dadurch an Genauigkeit<br />
verliert. Somit erhöht MapleSim die<br />
Simulationsgeschwindigkeit, was weitere<br />
Anwendungsfelder für echtzeitfähige Simulationen<br />
erschließen kann, wenn der Modell -<br />
code auf andere Plattformen exportiert wird.<br />
Maplesoft hat eine neue Hauptversion von MapleSim veröffentlicht<br />
Darüber hinaus erlauben es neue eingebaute<br />
und über Toolboxen verfügbare Komponenten<br />
sowie der erweiterte Support für externe<br />
Bibliotheken, Ingenieuren, differenziertere<br />
Modelle schneller in MapleSim 2019 zu entwickeln.<br />
Die Plattform ist in Englisch, Japanisch<br />
sowie Französisch verfügbar. ik<br />
www.maplesoft.com<br />
Bild: Maplesoft<br />
<strong>Konstruktion</strong><br />
ISSN 1612–7226<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />
Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />
Korrespondent:<br />
Nico Schröder M.A. (sc), Phone +49 170 6401879<br />
Redakteure:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />
Evelin Eitelmann (eve), Phone +49 1520 5767159;<br />
Jörn Kehle (jke), Phone +49 711 7594–407;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax: –1257<br />
carmelina.weber@konradin.de<br />
Layout:<br />
Helga Nass, Phone +49 711 7594–278<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 54 vom 1.10.2018<br />
Auftragsmanagement:<br />
Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
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<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> erscheint monatlich<br />
ausschließlich digital.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />
Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />
CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />
Fax +41 52 633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA:<br />
TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />
nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />
erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 5
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
Kontron präsentiert Serverpower auf Modulgröße<br />
Embedded-Computing-Standard COM HPC<br />
Computer-On-Modules für Embedded Industrial<br />
Server Class Computing sollen in<br />
Zukunft die Basis für Anwendungen mit KI,<br />
5G und autonomen Fahrzeugen bilden. Erste<br />
Module und Boards werden für Anfang 2020<br />
erwartet. Peter Müller, Vice President Product<br />
Center Boards & Modules bei Kontron,<br />
einem Anbieter von IoT/Embedded-Computer-Technologie<br />
(ECT), kommentiert die Hintergründe<br />
zur Entwicklung des neuen Computer-On-Module-Standards<br />
COM HPC wie<br />
folgt: „Das Datenwachstum ist unaufhaltsam<br />
und der kommende Mobilfunkstandard 5G<br />
wird es noch beschleunigen. Das erfordert<br />
auch neue Konzepte für Embedded Computer.<br />
Führende Hersteller der Branche wie<br />
Kontron haben im Standardisierungsgremium<br />
PICMG deshalb eine neue Working<br />
Group gegründet, um den COM-Standard zukunftsfähig<br />
zu machen. Computer-On-Modu-<br />
Peter Müller, Vice President Product Center<br />
Boards & Modules bei Kontron<br />
„Das Datenwachstum ist<br />
unaufhaltsam und der<br />
kommende Mobilfunkstandard<br />
5G wird es<br />
noch beschleunigen.“<br />
Bild: Kontron<br />
le High Performance Computing, abgekürzt<br />
COM HPC (bisheriger Arbeitstitel COM HD),<br />
wird den vorhandenen COM-Express-Standard<br />
nach oben ergänzen: Es wird High-<br />
End-Server-Prozessoren und bis zu acht<br />
SODIMMS für Speicher unterstützen sowie<br />
eine Verlustleistung von vermutlich bis zu<br />
125 W erlauben. Der neue PCI-Express-<br />
4.0-Standard wird ebenfalls unterstützt, aber<br />
auch der kommende 5.0-Standard, der von<br />
COM Express nicht mehr bedient werden<br />
kann. Dementsprechen erhält COM HPC ein<br />
neues Stecker-Layout, das auch 64 PCIe<br />
Lanes unterstützen wird.“<br />
ik<br />
www.kontron.de<br />
Process Mining und Machine Learning<br />
Neues Spin-Off des WZL der RWTH Aachen<br />
Bild: IconPro<br />
Aus dem Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement von Prof. Dr.-<br />
Ing Robert H. Schmitt heraus ist ein neues<br />
Spin-Off des Werkzeugmaschinenlabors WZL<br />
der RWTH Aachen entstanden – die IconPro<br />
GmbH. Prof. Schmitt begleitet die Geschicke<br />
des Unternehmens gemeinsam mit seinem<br />
geschäftsführenden Oberingenieur, Dr.-Ing.<br />
Martin Peterek, als wissenschaftlicher Beirat.<br />
IconPro wird von den beiden Geschäftsführern<br />
Dr.-Ing. Edgar Dietrich, ehemals Gründer<br />
und Geschäftsführer der Q-DAS GmbH & Co.<br />
KG, und Markus Ohlenforst, ehemaliger Leiter<br />
der Gruppe Large Scale Metrology am<br />
Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und<br />
Markus Ohlenforst<br />
und Dr.-Ing. Edgar<br />
Dietric, die beiden<br />
Geschäftsführer<br />
der IconPro GmbH<br />
(v.l.)<br />
Qualitätsmanagement geleitet. Der Fokus<br />
des Start-ups liegt auf der Entwicklung und<br />
Anwendung von Process-Mining-Software<br />
zur Analyse und Korrelation von Produktionsprozess-<br />
und Qualitätsdaten durch Machine<br />
Learning. Kunden können von gesteigerter<br />
Qualität und Produktivität durch die Erkennung<br />
und Nutzung von Optimierungspotenzialen<br />
sowie die Vermeidung von Engpässen<br />
in ihren Produktions- und Inspektionsprozessen<br />
profitieren. Dafür werden Produktionsprozessdaten<br />
aus ERP-, MES- oder SPC-<br />
Systemen extrahiert und durch maschinelle<br />
Lernalgorithmen analysiert und korreliert. Der<br />
gesamte Prozess kann vollständig automatisiert<br />
und in Form von Dashboards visualisiert<br />
werden. Daneben bietet IconPro auch individuelle<br />
Beratungsprojekte und Workshops zu<br />
den Themen „Production Process Mining“<br />
sowie „Künstliche Intelligenz im Qualitäts -<br />
management“ an.<br />
ik<br />
www.iconpro-ai.com<br />
Wir berichten über<br />
A1 Digital International .................................. 15<br />
Accenture ........................................................ 4<br />
Ansys ............................................................. 12<br />
Blue Power .................................................... 12<br />
Deloitte ............................................................ 7<br />
Fraunhofer IPA ............................................... 18<br />
Fraunhofer LBF .............................................. 19<br />
IconPro ............................................................ 6<br />
Inneo ............................................................. 12<br />
Kaspersky Lab ................................................. 7<br />
Konradin Mediengruppe ................................ 18<br />
Kontron ............................................................ 6<br />
Lenze ............................................................... 8<br />
MAN .............................................................. 12<br />
Maplesoft ........................................................ 5<br />
Materialise ..................................................... 12<br />
MathWorks ...................................................... 4<br />
Rail Cargo Austria .......................................... 16<br />
Rosswag ........................................................ 12<br />
RWTH Aachen ................................................. 6<br />
Schneider Electric ............................................ 4<br />
Senseye ........................................................... 4<br />
SLM Solutions ............................................... 12<br />
6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
Industrie<br />
Kaspersky-Report zu Cyberattacken<br />
Industrie-Computer im Visier<br />
Konventionelle Industrie-Computer werden immer öfter<br />
von Cyberkriminellen angegriffen – das zeigt der aktuelle<br />
Bericht von Kaspersky zur zweiten Jahreshälfte 2018. Mit<br />
47,2 % waren 2018 fast die Hälfte der ICS-Computer<br />
(Industrial Control System), die von Kaspersky Lab geschützt<br />
werden, von einer Cyberattacke betroffen. Im Vorjahr<br />
waren es 44 %.„Die meisten industriellen Computer<br />
werden nicht über einen zielgerichteten Angriff, sondern<br />
über Malware infiziert“, erklärt Kirill Kruglov, Sicherheitsforscher<br />
bei Kaspersky Lab ICS CERT. „Die Tatsache, dass<br />
die Angriffe aufgrund von fehlender Cybersicherheitshygiene<br />
der eigenen Mitarbeiter erfolgreich sind, zeigt, dass<br />
ein Großteil der Angriffe durch Schulung und Sensibilisierung<br />
der Belegschaft verhindert werden kann.“ Gemäß<br />
dem Report ist das Internet mit 26 % die größte Gefahrenquelle<br />
für industrielle Computer, gefolgt von Wechseldatenträgern<br />
mit 8 % und E-Mails mit 5 %.<br />
ik<br />
www.kaspersky.de<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
Deutsche Unternehmen setzen auf fertige Bausteine<br />
Deloitte-Studie zur Nutzung von KI<br />
Wie steht es um die Künstliche Intelligenz am Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland? Deloitte hat für den „State<br />
of AI in the Enterprise Survey“ KI-Verantwortliche weltweit<br />
befragt, darunter auch 100 Entscheider aus deutschen<br />
Unternehmen. Die fünf Schlüsselergebnisse der<br />
Studie im im Überblick:<br />
• KI-Technologien: „Alle Varianten Künstlicher Intelligenz<br />
kommen zum Einsatz. Auffällig ist allerdings die starke<br />
Verbreitung von Process Robotics in Deutschland.“,<br />
sagt Milan Sallaba, Partner und Technology Sector<br />
Lead bei Deloitte.<br />
• KI-Strategien: Hier gibt es Aufholbedarf im internationalen<br />
Vergleich, da erst 26 % der befragten Unternehmen<br />
über eine umfassende, unternehmensweite KI-<br />
Strategie verfügen.<br />
• Herausforderungen und Risiken: Intern werden KI-<br />
Initiativen häufig eher mit Sorge begleitet. Die Angst,<br />
falsche Entscheidungen basierend auf KI zu treffen, ist<br />
verhältnismäßig groß. 46 % der deutschen Unternehmen<br />
haben entsprechende Bedenken geäußert.<br />
• KI-Skills: Die größte Herausforderung für die Unternehmen<br />
ist allerdings der Mensch, da Fachkräfte fehlen.<br />
62 % der Befragten beklagen fehlende KI-Kompetenzen,<br />
mehr als jedes fünfte Unternehmen spricht<br />
sogar von großen Schwächen in diesem Bereich.<br />
• Implementierung: Nur 15 der befragten Unternehmen<br />
implementieren KI hauptsächlich mit firmeneigenen<br />
Kräften. Stattdessen setzen 65 % der Studienteilnehmer<br />
auf fertige KI-Bausteine für die eigenen Produkte<br />
und Dienstleistungen. In den internationalen Vergleichsmärkten<br />
nutzen nur 49 % diese Möglichkeit. ik<br />
www.deloitte.com<br />
18 Medienmarken für alle wichtigen<br />
Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und Vernetzung<br />
für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
Die passenden Medien für Sie<br />
und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 7
METHODEN<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPTE<br />
Software und digitales Engineering definieren Geschäftsprozesse neu<br />
Ohne Software geht heute nichts mehr<br />
Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit von<br />
Unternehmen. Dabei spielen Themen wie Digital Engineering oder der Digitale Zwilling eine zunehmend<br />
wichtige Rolle. Ebenso ist die Entwicklung davon geprägt, dass der Softwareanteil an der Maschinenfunktionalität<br />
im größer wird. Martijn Theunissen, Global Head of Application & Support bei Lenze,<br />
erklärt im Interview, wie Lenze seine Kunden beim Aufbau digitaler Eco-Systeme unterstützt.<br />
Fragen: Michael Corban und Johannes Gillar, Chefredaktion <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Können Sie einschätzen, welcher Anteil<br />
der Funktionen in modernen Maschinen bereits über die Software<br />
abgebildet wird? Welche Rolle spielt demgegenüber der<br />
mechanische Aufbau?<br />
Martijn Theunissen (Lenze): Der mechanische Aufbau spielt nach<br />
wie vor für den Produktionsprozess die zentrale Rolle. Ohne hochoptimierte<br />
Mechanik gibt es keine wirtschaftlichen realen physischen<br />
Prozesse. Das gleiche gilt allerdings auch für die beiden<br />
mechatronischen Disziplinen: Elektronik und Informatik/Software.<br />
Pauschal kann man sagen: Die eine Domäne kann nicht ohne die jeweils<br />
anderen zwei. Ganz anders sieht es bei der übergeordneten<br />
Steuerung und der Integration der Maschinen in eine moderne vernetzte<br />
Produktion aus, mit Datenströmen vom Sensor über die<br />
Steuerung in die Cloud . Hier wird die Software der Maschine zum<br />
Erfolgsfaktor Nummer eins, während die Mechanik keine Rolle<br />
Der Digitale Zwilling unterstützt Entwickler dabei, die Kom plexität eines<br />
Systems zu beherrschen und das Entwicklungsergebnis vorab besser<br />
absichern zu können<br />
mehr spielt. Im Industrie-4.0-Kontext hat sich für diese modernen<br />
Maschinen schon vor einiger Zeit der Begriff ‚Cyberphysikalisches<br />
Produktionssystem‘ geprägt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auch im Maschinenbau werden die Produktlebenszyklen<br />
kürzer und die Forderung nach steigender Individualisierung<br />
lauter – welche Rolle spielt Software hierbei?<br />
Theunissen: Die Software wird in Bezug auf flexiblere Maschinen<br />
eine extrem wichtige Rolle einnehmen. Flexiblere Maschinen bedeuten<br />
in der Regel mehr geregelte Achsen, die wiederum durch eine<br />
Softwarelogik kontrolliert und orchestriert werden müssen.<br />
Durch die softwaretechnische Anbindung der Maschinen unter -<br />
einander und an übergeordnete Steuerungssysteme, wird ein weiteres<br />
riesiges Flexibilisierungspotenzial erschlossen. Damit allerdings<br />
das volle Potenzial durch Software genutzt werden kann, ist<br />
eine weiterreichendere Standardisierung von Softwareschnittstellen<br />
als bisher erforderlich. Ansonsten verpufft der Vorteil einer prinzipiell<br />
schnell zu ändernden Software durch aufwendige Anpassungen an<br />
unterschiedliche Schnittstellen. Mit OPC UA entwickelt sich hier ge-<br />
Bild: Lenze<br />
8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
ENTWICKLUNGSKONZEPTE<br />
METHODEN<br />
Von der Idee über die<br />
Planung zur virtuellen<br />
Inbetriebnahme und<br />
zum laufenden Betrieb –<br />
Digital Engineering über<br />
alle Phasen des<br />
Produkt zyklus<br />
Bild: Lenze<br />
rade ein Standard, der in der Lage sein wird, übergreifend Maschinen<br />
und Produktionssysteme einheitlich zu vernetzten. Die spezifischen<br />
Ausprägungen der auf OPC UA basierenden Schnittstellenstandards<br />
werden derzeit in den sogenannten Companion Specs<br />
von Verbänden und Arbeitsgruppen wie dem VDMA erarbeitet und<br />
weiterentwickelt. Lenze hat diesen Trend schon seit langem für sich<br />
erkannt und hat schon heute nicht nur OPC UA in das System integriert,<br />
sondern gestaltet auch aktiv als Mitglied der OPC Foundation<br />
in zahlreichen Arbeitsgruppen die Standards der Zukunft mit.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Software in Form von Steuerungscode ist<br />
den Automatisierern ebenfalls seit längerem vertraut – müssen<br />
sich dennoch ‚vertraute‘ Arbeitsweisen ändern, um den steigenden<br />
Softwareanteil in den Griff zu bekommen? Wie lassen sich<br />
die immer komplexeren Projekte beherrschen?<br />
Theunissen: Die Automatisierer müssen ihre vertraute Arbeitsweise<br />
nicht grundlegend ändern sondern vielmehr weiterentwickeln.<br />
Die IT-Branche hat hier schon vor Jahren viel Erfahrungen durch teilweise<br />
katastrophal verlaufende Softwareprojekte sammeln können.<br />
Dadurch sind erfolgreiche Entwicklungs- und Organisationsmethoden<br />
entstanden, die heute zur Bewältigung großer veränderlicher<br />
Softwaresysteme mit einer Vielzahl von Entwicklern und verteilt arbeitender<br />
Teams funktionieren. Hier können sich die Automatisierer<br />
viel abschauen, an ihre eigenen Softwareprojekte anpassen und erfolgreich<br />
anwenden. Dazu zählen unter anderem agile, teambasierte<br />
Entwicklungsprozesse wie etwa SCRUM, Methoden zur Optimierung<br />
der Softwarequalität durch zum Beispiel eine testgetriebene<br />
Softwareentwicklung oder zur Auslieferung von großen Softwaresystemen<br />
mittels Continuous Delivery Toolchains.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen sich speziell bei der disziplinübergreifenden<br />
Zusammenarbeit Methoden des vor allem in der<br />
Luft- und Raumfahrt erprobten Systems Engineering auch in<br />
den eher mittelständisch aufgestellten Maschinenbau-Unternehmen<br />
erfolgreich und zu vertretbaren Kosten nutzen?<br />
Bild: Lenze<br />
Theunissen: Diese Frage ist nicht so leicht mit ja oder nein zu beantworten.<br />
Einerseits stellen die Methoden unbestritten einen enormen<br />
Vorteil im Sinne einer schnellen, gut abgesicherten und optimierten<br />
Systementwicklung dar. Andererseits sind die Werkzeuge<br />
nur so hilfreich, wie die Experten, die diese bedienen können. Und<br />
das ist oftmals der Haken. Neben den Schwierigkeiten beim Recruiting<br />
stellt sich die Frage nach den hohen Kosten für derartige Exper-<br />
„Die Software wird in<br />
Bezug auf flexiblere<br />
Maschinen eine extrem<br />
wichtige Rolle<br />
einnehmen. Flexiblere<br />
Maschinen bedeuten<br />
in der Regel mehr geregelte<br />
Achsen, die<br />
wiederum durch eine<br />
Softwarelogik kontrolliert<br />
und orchestriert<br />
werden müssen.“<br />
Martijn Theunissen, Global Head of Application & Support, Lenze<br />
ten oder gar Expertenteams, die vielleicht gerade bei kleineren Unternehmen<br />
nicht immer voll ausgelastet werden können. Ein Ausweg<br />
aus dem Dilemma erscheint für mittelständische Betriebe die<br />
enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und spezialisierten Systempartnern.<br />
Diese können in den Frühphasen der Entwicklung das erforderliche<br />
Expertenwissen einbringen, müssen aber nicht zwingend<br />
die gesamte Entwicklung bis zur Produktionsreife begleiten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welches Angebot kann an dieser Stelle ein<br />
Automatisierungsanbieter wie Lenze konkret machen?<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 9
METHODEN<br />
ENTWICKLUNGSKONZEPTE<br />
In der Maschinenansicht werden die Maschinen-Parameter, Software-Standards und Schnittstellen beschrieben<br />
Bild: Lenze<br />
Theunissen: Lenze als Systemanbieter unterstützt die entwickelnden<br />
Unternehmen bei mehreren entscheidenden Punkten:<br />
• mit leistungsfähigen Engineering-Werkzeugen mit offenen<br />
Schnittstellen zu anderen Engineeringwerkzeugen im<br />
Entwicklungsprozess<br />
• durch domänenspezifisch vorbereitete Applikationsframeworks<br />
mit einer hohen Anpassungsfähigkeit an den jeweiligen<br />
speziellen Anforderungsfall<br />
• durch erfahrene Applikationsexperten, die den Kunden bei der<br />
Entwicklungsaufgabe von Beginn an bis hin zur Inbetriebnahme<br />
unterstützen<br />
• durch PMI-zertifizierte Projektmanager, die nicht nur die inhaltliche,<br />
sondern auch die organisatorische Qualität sicherstellen<br />
• durch ein Professionales Angebot an Kundentrainings und<br />
E-Learning, um die OEMs auch in der Kompetenzentwicklung<br />
und der Transformation zu begleiten<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Blickt man weiter auf die zunehmende Digitalisierung<br />
– und die damit möglichen neuen Geschäftsprozesse<br />
– rückt neben dem Zusammenspiel von Mechanik, Elektrotechnik<br />
und Software insbesondere die Vernetzung mit der IT-<br />
Welt wie MES und ERP in den Vordergrund (Konvergenz von IT<br />
und OT). Welche Forderungen stellt dies an den Maschinenbau?<br />
Theunissen: Die Kernforderung ist schon in der Frage verpackt. Es<br />
geht um Konvergenz oder in anderen Worten um die Verbindung der<br />
Software beziehungsweise der Informations- und Datenströme aus<br />
dem organisatorischen Bereich der IT mit dem operativen produzierenden<br />
Bereich der OT, deren Aufgabe die Kontrolle des physischen<br />
Produktionsprozesses ist. Die vernetzen Maschinen stellen dabei<br />
die Schnittstelle zwischen der digitalen Welt und der physischen<br />
Welt dar. Die Maschinentypen mit dem geringsten Integrationsaufwand<br />
werden am Markt dominieren. Die Kernforderung an die Maschinenbauer<br />
ist demnach einerseits die Welt der ERP- und MES-<br />
Lösungen genau zu kennen und deren Standards bestmöglich im<br />
Sinne einer einfachen, vertikalen Maschinenintegration umzusetzen.<br />
Andererseits sind die Maschinenbauer aber auch gefordert, die<br />
horizontale Vernetzung auf Maschinenebene zu standardisieren.<br />
OPC UA ist wie schon gesagt hier derzeit das Mittel der Wahl. Die<br />
technologische Weiterentwicklung von OPC UA mittels TSN (Timesensitive<br />
Networking), um dieses Übertragungsprotokoll auch auf<br />
der Feldebene einsetzen zu können, unterstreicht nochmals dessen<br />
Bedeutung für den Maschinenbau.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Können Sie bereits Beispiele für die in Zusammenhang<br />
mit Industrie 4.0 oft genannten ‚neuen digitalen<br />
Services‘ und damit ‚neuen Geschäftsmodelle‘ nennen? Wie<br />
lassen sich solche digitalen Eco-Systeme effizient aufbauen?<br />
Theunissen: Das sich derzeit am schnellsten entwickelnde Gebiet<br />
ist die durch datengestützte Vorhersagemodelle vorausschauende,<br />
optimierte Wartung. Hier lässt sich das enge Zusammenspiel aus IT-<br />
Technologie in der Cloud, fortschrittlichen Methoden der Datenanalyse<br />
und der OT im Sinne von Maschinensteuerungen und Maschinenüberwachung<br />
am besten veranschaulichen. Durch die höhere<br />
Transparenz des Maschinenbetriebs werden etwa Betreibermodelle<br />
als Ausgangspunkt für neue Geschäftsmodelle für Kunde und Anbieter<br />
attraktiver als in der Vergangenheit. Das ‚Rückgrat‘ für neue<br />
digitale Eco-Systeme stellt dabei immer eine flexible und durch den<br />
Kunden selbst oder durch Partner erweiterbare Cloudlösung dar.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie unterstützt Lenze den Aufbau solcher<br />
digitalen Eco-Systeme konkret?<br />
Theunissen: Lenze unterstützt seine Kunden bei der Realisierung<br />
von digitalen Eco-Systemen auf unterschiedliche Art und Weise. Die<br />
Herausforderung für viele unserer OEM-Kunden ist, dass sie noch<br />
kein klares Bild über die individuelle Use Cases, Prioritäten oder<br />
technische Möglichkeiten haben. Hinzu kommt, dass die Fachleute<br />
zum Aufbau digitaler Geschäftsmodelle nur schwer oder gar nicht zu<br />
bekommen sind. Daher bietet Lenze seinen Kunden nicht nur eine<br />
IIoT-Connectivity-Plattform, sondern auch die notwendigen Beratungsleistungen,<br />
um die Chancen der Digitalisierung nutzbar zu ma-<br />
Der Maschinencode wird auf Basis des Digitalen Zwillings und der<br />
FAST-Software von Lenze automatisch generiert<br />
Bild: Lenze<br />
10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
ENTWICKLUNGSKONZEPTE<br />
METHODEN<br />
Konnektivität zwischen Maschine und Cloud<br />
ist eine Voraussetzung für die Entwicklung<br />
digitaler Geschäftsmodelle. Dafür hat Lenze<br />
mit der X4remote-IIoT-Plattform eine individualisierbare<br />
Lösung geschaffen<br />
chen. In der neugegründeten Business-Einheit ‚Digital‘ vereinen wir<br />
die entsprechenden Kompetenzen. Ein interdisziplinäres Team aus<br />
Maschinenautomatisieren, UX-Spezialisten, Softwarearchitekten,<br />
Cloud-Experten und IIoT-Fachleuten entwickelt gemeinsam Leistungen<br />
mit und für unsere Kunden.<br />
Zweitens ist Konnektivität zwischen Maschine und Cloud eine zentrale<br />
Voraussetzung für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle.<br />
Dafür hat Lenze mit seiner IIoT-Plattform X4remote eine einfache,<br />
skalierbare und individualisierbare Lösung geschaffen, die es OEMs<br />
ermöglicht, die Maschine einfach online zu bekommen, die relevanten<br />
Daten in unserer Cloudplattform zu speichern und Dashboards<br />
für Maschinen-Analyse und Produktivitätsoptimierung zu erstellen<br />
sowie seinen Kunden zur Verfügung zu stellen. Und das mit einem<br />
Zeit-Invest von weniger als vier Stunden, um die ersten Dashboards<br />
auf dem Smartphone zur Verfügung zu haben.<br />
Drittens entwickelt Lenze auf der Basis seiner IIoT-Plattform erweiterte<br />
Digital Services wie Condition Monitoring und Predictive<br />
Maintenance. Dabei ist die Kombination aus Wissen zwischen<br />
Maschinenautomatisierung, IIoT und Domain Knowledge im Bereich<br />
Motion Control sehr wertvoll. Über die Analyse der Daten aus<br />
dem Antrieb und den unterschiedlichen Ebenen der Automatisierungstopologie<br />
können wir mit Hilfe von Machine Learning Anomalien<br />
in der Mechanik der Maschine identifizieren. Die Verschmutzung<br />
einer Kette zum Beispiel kann erkannt werden, ohne dass zusätzliche<br />
Sensorik in der Maschine verbaut werden muss. So können<br />
ungeplante Wartungen vermieden werden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt der Digitale Zwilling?<br />
Welche Chancen bietet er den Maschinenbauern?<br />
Theunissen: Der Digitale Zwilling ist eine begriffliche Klammer für<br />
die unterschiedlichsten Modelle einer Maschine. Es kann sich hierbei<br />
um CAD-Modelle, Schaltpläne, Prozessmodelle und deren Simulationen<br />
oder aber auch um Schnittstellenbeschreibungen oder gar<br />
Teilelisten handeln. Jede Art von Modellbildung ergänzt den Digitalen<br />
Zwilling weiter und erhöht dessen Aussagekraft. Die Chancen<br />
für die Maschinenbauer aber auch deren Kunden liegen in einem<br />
besser abgesicherten und dadurch schnelleren Engineeringprozess<br />
sowie in der höheren Transparenz von der ersten Designstudie bis<br />
hin zu Wartung und Betrieb der Maschinen und Anlagen. Je mehr<br />
ein Maschinenbauer auf die Digitalen Zwillinge seiner Komponenten-<br />
und Systemzulieferer zurückgreifen kann, desto leichter und<br />
wirtschaftlicher wird es für ihn selbst sein, einen Digitalen Zwilling<br />
seiner Maschine zu erstellen und zu pflegen. In Zukunft wird kein<br />
Maschinenbauer mehr um dieses Thema herumkommen und die<br />
Lieferketten werden sich nicht nur nach den Faktoren der physischen<br />
Produkte und Komponenten richten, sondern auch von der<br />
damit verbundenen Verfügbarkeit der Digitalen Zwillinge abhängen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Chancen bieten auf dem Digitalen<br />
Zwilling aufbauend Methoden wie die Virtual (VR) oder Augmented<br />
Reality (AR)?<br />
Theunissen: VR und AR sind mobile Visualisierungsmethoden. Sobald<br />
die Geräte für den industriellen Einsatz weit genug entwickelt<br />
sind, bieten sie die Möglichkeit, die Daten direkt dort zu visualisieren,<br />
wo die Ursache oder das Problem ist. VR und AR sind aber<br />
nichtsdestotrotz lediglich Visualisierungsmethoden, der eigentliche<br />
Wert liegt in der Aussagekraft der digitalen Zwillinge beziehungsweise<br />
der zugrunde liegenden Informationsmodelle im MES, ERP<br />
oder weiteren Verwaltungssystemen. Die Möglichkeiten eines integrierten<br />
Ansatzes im Bereich Digitaler Zwilling, erweitert um die Diagnose<br />
der Maschinen und Systeme mit AR und VR hat Lenze bereits<br />
auf der letzten SPS gezeigt. Die InA-App ermöglicht Maschinenbauern<br />
die Softwaregenerierung auf Basis der Daten aus dem<br />
Digitalen Zwilling sowie des Lenze FAST Software Frameworks.<br />
Nach der Inbetriebnahme können die Daten im Digitalen Zwilling für<br />
eine intelligente Maschinen-Diagnose mit AR genutzt werden.<br />
www.lenze.com<br />
Details zur Whitepaper-Reihe<br />
zum Thema Digitalisierung von Lenze:<br />
hier.pro/4cDe4<br />
Bild: Lenze<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 11
TOOLS<br />
ADDITIVE MANUFACTURING/SIMULATION<br />
Ansys Additive Suite unterstützt Rosswag Engineering in der Entwicklung neuer 3D-Druck-Materialien<br />
Das Material machts<br />
Freiformschmieden und SLS-Metalldruck – eines der ältesten und eines der neuesten Fertigungs -<br />
verfahren treffen bei Rosswag in Pfinztal aufeinander. Das Wissen um Metallwerkstoffe und deren<br />
Bearbeitung transferiert das Unternehmen nun in den Bereich der additiven Fertigung. Bei der<br />
Entwicklung neuer Pulverwerkstoffe für den Metall-3D-Druck nutzt Rosswag Ansys-Software,<br />
um den Druckvorgang zu simulieren.<br />
Ralf Steck, freier Fachjournalist für die Bereiche CAD/CAM, IT und Maschinenbau, Friedrichshafen<br />
Freiformschmieden ist wohl eines der urtümlichsten Fertigungsverfahren<br />
– wie schon vor Jahrtausenden der Schmied mit dem<br />
Hammer Metall formte, so entstehen noch heute bei Edelstahl<br />
Rosswag Schmiedeteile – allerdings mit hydraulischen Pressen und<br />
Manipulatoren. So entstanden hier unter anderem Klöppel für<br />
Kirchenglocken im Kölner Dom, in der Dresdner Frauenkirche, im<br />
Kaiserdom zu Speyer, im Straßburger Münster oder im Wiener Stephansdom.<br />
Eine andere Spezialität sind gewalzte, nahtlos geschmiedete<br />
Ringe von bis zu 3,5 m Durchmesser. Schmiedeteile<br />
dieses Herstellers finden sich überall dort, wo höchste Ansprüche<br />
an die Festigkeit von Metallteilen gestellt werden, beispielsweise in<br />
Industrieanlagen, in Flugzeugen, in der Raumfahrt, aber auch in Bahnen,<br />
Turbinen und Schiffen.<br />
August Rosswag gründete im Jahr 1911 eine Faconschmiede und<br />
mechanische Werkstätte in Pfinztal; inzwischen wird die Rosswag<br />
GmbH von der vierten und fünften Generation der Gründerfamilie<br />
geführt. Das Unternehmen ist weltweit eine der Schmieden, in der<br />
die meisten Werkstoffe verarbeitet werden. Insgesamt zwischen<br />
6000 und 7000 t von mehr als 400 Metallmaterialien lagern ständig<br />
Rosswag verfügt über<br />
eigene Verdüsungs-,<br />
Aufbereitungs- und<br />
Prüftechnologien für<br />
Metallpulver. Das Wissen<br />
um über 400 Werkstoff -<br />
legierungen sorgt für individuelle<br />
Materialien und<br />
Sonderwerkstoffe für die<br />
Verwendung in der<br />
SLM- Anlage<br />
vor Ort. Dabei deckt das Unternehmen alle Schritte von der Sägerei<br />
über die Schmiede und Wärmebehandlung bis hin zur Nachbearbeitung<br />
und Zerspanung ab.<br />
Freiformschmieden ist keine Fertigungstechnologie für hohe Stückzahlen,<br />
sondern es geht bei Rosswag vor allem um einzelne Bauteile,<br />
bei denen beispielsweise ein optimaler Faserverlauf im Bauteil<br />
wichtig ist. Von den insgesamt 200 Mitarbeitern sind dementsprechend<br />
allein 20 in der Qualitätssicherung tätig. Ein Mitarbeiter des<br />
TÜV Süd begleitet dort nahezu täglich die Prüfprozesse – das unterstreicht,<br />
wie ausschlaggebend die Qualität der hergestellten Teile ist.<br />
Pulver mit neuen Eigenschaften<br />
Vor einigen Jahren begann man, Beratungskapazitäten aufzubauen,<br />
um Kunden bei der <strong>Konstruktion</strong> von Schmiedeteilen und im richtigen<br />
Einsatz von Werkstoffen zu beraten. 2014 kaufte Rosswag eine<br />
Metall-3D-Druckanlage von SLM Solutions und gründete den Geschäftsbereich<br />
Rosswag Engineering, der sich um die neue Fertigungstechnologie<br />
kümmern sollte. Gregor Graf, Leiter Engineering,<br />
war von Anfang an dabei: „Wir hatten schon gesehen, dass die Auswahl<br />
an verfügbaren Metallpulvern sehr begrenzt<br />
ist, deshalb kauften wir eine Anlage von<br />
SLM. SLM Solutions bietet ein offenes System,<br />
in dem sich ohne Garantieverlust mit Materialien<br />
und Parametern experimentieren lässt.“<br />
Es hatte sich gezeigt, dass Sonderpulver kaum<br />
wirtschaftlich zu bekommen war, Lieferzeiten oft<br />
bei 25 bis 30 Wochen lagen und die Pulver oft<br />
nicht wirklich sortenrein waren, weil sich die üblichen<br />
Pulvererzeugungsanlagen schlecht reinigen<br />
lassen. Und so kam Anfang des Jahres<br />
2018 noch eine Pulvererzeugungsanlage von<br />
dem im nahegelegenen Walzbachtal angesiedelten<br />
Spezialisten Blue Power hinzu. In dieser können<br />
die Werkstoffspezialisten von Rosswag<br />
wirtschaftlich auch kleine Mengen beliebiger<br />
Metallwerkstoffe aufschmelzen und in einem<br />
Gasstrom zu 3D-Druck-fähigem Pulver verarbeiten.<br />
Graf sagt: „Bisher sind auf dem Markt<br />
kaum mehr als 20 verschiedene Standardlegierungen<br />
mit Parametersätzen erhältlich, dieselbe<br />
Anzahl an Sonderpulvern haben wir allein im<br />
letzten Jahr in der Blue-Power-Anlage zu Pulver<br />
verarbeitet und auf unseren inzwischen zwei<br />
SLM-Anlagen qualifiziert.“ Der Mehrwert des<br />
3D-Drucks liege nicht allein im neuen Ferti-<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
ADDITIVE MANUFACTURING/SIMULATION<br />
TOOLS<br />
Hauptmerkmale der Metallpulverqualität<br />
sind u.a. die chemische Zusammensetzung,<br />
die Partikelgrößenverteilung und<br />
deren Form. Diese haben Einfluss auf<br />
die Schüttdichte und Fließfähigkeit beim<br />
Erzeugen des Pulverbetts, was den<br />
Energieeintrag des Lasers beeinflusst<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
gungsverfahren, sondern auch im Material. „Durch die extrem kurzen<br />
Aufheiz- und Abkühlzeiten“, so Graf weiter, „ergeben sich Gefügestrukturen<br />
im Metall, die sonst nicht vorkommen. So lassen sich<br />
ganz neue Werkstoffeigenschaften erzeugen.“ Rosswag hat seine<br />
Labor- und Prüftechnik für Metallwerkstoffe erweitert, um 3D-gedruckte<br />
Metallbauteile – beispielsweise auf diese Gefügeveränderung<br />
im Prozess – untersuchen zu können.<br />
So entstehen ständig neue interessante Praxisanwendungen für<br />
3D-Druckteile, unter anderem entwickelte man gemeinsam mit<br />
MAN eine Turbinenleitschaufelsektion für Gasturbinen und ein<br />
Werkzeughersteller war Partner bei der Realisierung eines innengekühlten<br />
3D-gedruckten Abstechmeißels für Drehmaschinen. Dort<br />
kann die additive Technologie ihre Stärken ausspielen, da die Kanäle<br />
völlig frei im Innern des Werkzeughalters verlegt werden können.<br />
So war es wohl unvermeidbar, dass Rosswag seine beiden Spezialgebiete<br />
Schmieden und AM zusammenbrachte und ein hybrides<br />
Fertigungsverfahren namens ForgeBrid entwickelte. In dem im letzten<br />
Jahr mit dem Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg<br />
prämierte Verfahren wird zunächst ein Teil geschmiedet, bevor dann<br />
auf dieses Teil im 3D-Drucker Strukturen aufgebracht werden. Das<br />
Pulver kann sogar aus Reststücken des Schmiedevorgangs erzeugt<br />
werden, so dass sowohl der geschmiedete als auch der 3D-gedruckte<br />
Bereich aus Material einer Charge besteht.<br />
Den Ablauf des 3D-Drucks realistisch nachvollziehen<br />
Mit Simulation hatte man schon im Schmiedebereich Erfahrungen<br />
gesammelt, nun sollten die Entwicklung neuer Pulver und der<br />
3D-Druck mit Hilfe von Simulationssoftware unterstützt werden.<br />
„Es gibt da eine ganze Reihe kleinerer Spezialanbieter am Markt“, erläutert<br />
Graf, „wir suchten aber nach einem großen Hersteller, mit<br />
dem eine langjährige, stabile Zusammenarbeit möglich erschien. So<br />
sind wir auf Ansys und deren Additive-Suite gestoßen.“<br />
Ansys Additive Print ist eine Simulationsapplikation, mit der sich der<br />
additive Fertigungsprozess simulieren lässt. Die Software, die auf<br />
der Ansys Mechanical-Suite aufbaut und deren Solver nutzt, nimmt<br />
zum einen ein STL-Modell der 3D-Geometrie entgegen. Zum anderen<br />
liest Additive Print die Druckdatei ein, die die Rosswag-Spezialisten<br />
in der SLM-eigenen Software oder in Materialise Magics erstellt<br />
haben. Diese Datei enthält die Bahnen, die der Laser pro Schicht ab-<br />
Ansys Additive Printing berechnete<br />
neben der Festigkeit die Verformungen,<br />
die durch die Spannungen im Knotenteil<br />
entstehen. Daraus wiederum erzeugt<br />
die Software ein vorverformtes Bauteil,<br />
das die Spannungen vorwegnimmt<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
Eines der ersten Projekte mit Ansys<br />
Additive Printing war der Druck von<br />
Knotenteilen eines Fahrradrahmens,<br />
die durch Kohlefaserrohre verbunden<br />
wurden. Wären die Knotenteile<br />
ver zogen gewesen, hätten sich die<br />
ultrasteifen Rohre nicht in die<br />
Muffen einstecken lassen<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 13
TOOLS<br />
ADDITIVE MANUFACTURING/SIMULATION<br />
fährt, sowie die zugehörigen Laserparameter. Die Ansys-<br />
Software kann damit den Ablauf des 3D-Drucks realistisch<br />
nachvollziehen und aus dem Wärmeeintrag die Spannungen<br />
in Bauteilen und Stützstrukturen berechnen.<br />
So kann Ansys Additive Printing neben der Festigkeit,<br />
die von der Lage und Orientierung des Teils im Drucker<br />
abhängig ist, die Verformungen berechnen, die<br />
durch die Spannungen im Bauteil entstehen. Daraus<br />
wiederum erzeugt die Software auf Wunsch ein vorverformtes<br />
Bauteil, das die Spannungen vorwegnimmt.<br />
Dieses verformte Modell lässt sich wiederum<br />
in Materialise Magics einlesen und dort in eine Druckdatei<br />
weiterverarbeiten. Im 3D-Druck entsteht dann ein völlig<br />
unverzerrtes Bauteil, das der ursprünglichen Geometrie<br />
entspricht. „Wie gut das funktioniert, haben wir in einem unser<br />
ersten Projekte erfahren“, erinnert sich Graf. Wir druckten die<br />
Knotenteile eines Fahrradrahmens, die dann durch Kohlefaserrohre<br />
verbunden wurden. Wären die Knotenteile verzogen aus dem Drucker<br />
gekommen, hätten sich die ultrasteifen Kohlefaserrohre nicht in<br />
die Muffen einstecken und miteinander verbinden lassen. Mit Hilfe<br />
von Ansys Additive Print konnten wir Teile drucken, mit denen der<br />
Rahmen sich praktisch ohne Nacharbeit zusammensetzen ließ.“<br />
Das zweite Paket Additive Science ist in Teilen mit der aktuellen Version<br />
Ansys 2019.1 veröffentlicht worden. Es ermöglicht, die chemische<br />
Zusammensetzung und das Verhalten eines Materials im<br />
Druck zu simulieren, so dass schon vor der ersten Bauteilfertigung<br />
ein guter Eindruck der endgültigen Materialeigenschaften gewonnen<br />
werden kann. Noch wichtiger sind dabei jedoch die Findung und<br />
die Optimierung der Druckparameter. Mit Hilfe der Simulation in<br />
Additive Science lassen sich Laserstärke und -geschwindigkeit sowie<br />
die Scanstrategie – also die Reihenfolge der Schmelzvorgänge<br />
in einer Schicht – entwickeln, um einen neuen Werkstoff optimal<br />
drucken zu können.<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
Weniger Testläufe<br />
„Das passierte bisher sehr stark nach dem Trial-and-Error-Prinzip“,<br />
sagt Graf. „Man testete ein Parameterset, untersuchte das Teil,<br />
passte die Parameter an, druckte wieder und so weiter. Unser Ziel<br />
ist es, mit viel weniger physikalischen Tests schneller zum Ziel zu<br />
gelangen. Statt zwei bis drei Monaten für die komplette Prozessentwicklung<br />
eines neuen Materials streben wir eine Dauer von zwei bis<br />
drei Wochen an.“<br />
Ansys stellte schnell fest, dass Rosswag mit seinem Materialwissen<br />
wichtigen Input liefern kann und so haben die beiden Unternehmen<br />
inzwischen eine Partnerschaft geschlossen, in der gemeinsam<br />
Parametersets für neue Materialien erarbeitet und die Material -<br />
eigenschaften bestimmt werden. So können die Ansys-Entwickler<br />
die Simulation an den realen Materialien kalibrieren. Inneo kam als<br />
Ansys-Partner ins Spiel, als es an die Abwicklung des Lizenzkaufs<br />
ging. Die Inneo-Simulationsspezialisten sind zudem dabei, gemeinsam<br />
mit Ansys und Rosswag Know-how im Additive-Bereich aufzubauen.<br />
„Wir planen gemeinsame Schulungen mit Inneo und werden<br />
auf Inneo-Veranstaltungen unsere Lösung vorstellen“, so Graf abschließend:<br />
„Mit Ansys und Inneo hat Rosswag Engineering wichtige<br />
Partner gefunden, um die zukunftsträchtige Additive-Fertigungstechnik<br />
weiterzuentwickeln und mit neuen Materialien das Potential<br />
dieser Technologie zu erweitern.“<br />
eve<br />
www.ansys.com<br />
www.inneo.com<br />
www.rosswag-<strong>engineering</strong>.de<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
Auf ein faserverlaufgerecht<br />
geschmiedetes Rohteil wird<br />
anschließend in der SLM-<br />
Anlage additiv aufgebaut, um<br />
die komplexen Strukturen zu<br />
ergänzen. Hier wurden Kanäle<br />
zur Strömungsbeeinflussung<br />
in die additiv gefertigten<br />
Schaufelstrukturen<br />
eingebracht.<br />
„Der Mehrwert des 3D-Drucks<br />
liegt nicht allein im neuen<br />
Fertigungs verfahren, sondern<br />
auch im Material.“<br />
Gregor Graf,<br />
Leiter Engineering,<br />
Rosswag Engineering<br />
Details zur Ansys Additive Suite:<br />
hier.pro/pRB35<br />
14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Im Gespräch: Dr. Elisabetta Castiglioni, Chief Executive Officer, A1 Digital International GmbH<br />
„Sich im laufenden Geschäft<br />
des Kunden verewigen“<br />
Es bedarf dringend der Digitalisierungsaspekte um IoT, Cloud und Security, um Geschäftsmodelle in<br />
der Industrie nachhaltig auszurichten. Welche IoT-Aspekte im einzelnen relevant werden, um vor<br />
allem die notwendige Konnektivität voranzutreiben, erläutert Dr. Elisabetta Castiglioni, CEO A1 Digital,<br />
im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>.<br />
Interview: Nico Schröder, Korrespondent <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>, Augsburg<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Frau Dr. Castiglioni, welche Digitalisierungsangebote<br />
machen Sie?<br />
Dr. Elisabetta Castiglioni: Wir verstehen uns als End-to-End-<br />
Anbieter. Wichtiger Bestandteil unserer Lösungen ist natürlich<br />
Konnektivität. Da kommen wir auch her. Zusammen mit Partnern<br />
sind wir letztlich in der Lage, Hardware- und Softwarelösungen<br />
darzustellen, Applikationen zu analysieren und gemeinsam mit<br />
einem Projekt management Gesamtlösungen zu erarbeiten.<br />
Bild: A1 Digital<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Im Einzelnen betrifft das welche<br />
Kom petenzen?<br />
Castiglioni: Sie müssen die fünf IoT-Aspekte Integration und<br />
Benutzerverwaltung, Visualisierung und Applikationen, Real-Time<br />
Analytics, Device Management und Konnektivität plus Cloud plus<br />
Security verstehen und auf den Anwendungsfall hin konzipieren<br />
sowie entsprechend hohe Qualität in der Hard- und Software einsetzen.<br />
Wie gesagt, Sie brauchen vor allem auch Wissen um Konnek -<br />
tivität. Bei IoT-Plattformen geht es zudem ums Aggregieren von<br />
Daten, um die Konsolidierung und um die weitere Verarbeitung der<br />
Daten Richtung Machine Learning, also um Analytics. Die gewon -<br />
nenen Erkenntnisse müssen letztlich in betriebswirtschaftliche Prozesse<br />
übersetzt werden. Erst so entsteht beim jeweiligen Kunden<br />
ein Gewinn zum gesamten Projekt – sei es seitens Instandsetzung,<br />
Preisgestaltung oder anderer unternehmerischer Aspekte. Wir bieten<br />
auch Design-Thinking-Workshops und Business-Case-Modellierungsworkshops<br />
an, wo wir den Kunden quasi an die Hand nehmen<br />
und ihm nach und nach zeigen, welche Technologien vorteilhaft sind<br />
und wo sich diese gewinnbringend einsetzen lassen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Infrastruktur steht am Anfang –<br />
also noch bevor es um Cloud, Security und neue digitale<br />
Services geht?<br />
Castiglioni: Kunden werden beispielsweise Sensorik nutzen, um<br />
die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit zu messen. In der Regel<br />
werden Standardsensoren benutzt. Teilweise werden Sensoren entwickelt.<br />
Das ist Teil der Hardware. Für diese Hardware wird Konnektivität<br />
beispielsweise mittels Funkkonnektivität und SIM-Chips oder<br />
via Bluetooth erreicht.<br />
Elisabetta Castiglioni, CEO A1 Digital, studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Ludwig- Maximilians- Universität München und promo vierte summa<br />
cum laude an der TU München.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bringt es Vorteile, wenn die Konnektivität<br />
direkt von Ihnen kommt?<br />
Castiglioni: In der Regel haben wir einen attraktiven Preis für den<br />
Kunden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Als CEO führen Sie A1 Digital seit dessen<br />
Gründung, und zwar als Tochtergesellschaft der A1 Telekom Austria<br />
Group, im Februar 2017. Wie haben Sie das Unternehmen<br />
seitdem ausgerichtet?<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 15
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Castiglioni: Als Business-to-Business-Unternehmen haben wir uns<br />
darauf spezialisiert, digitales Potenzial unserer Kunden – über die<br />
Schwerpunkte IoT, Cloud und Security – in nachhaltige Geschäfts -<br />
ergebnisse zu übersetzen. Das bedeutet, dass wir Entscheider<br />
dabei unterstützen, Prioritäten festzulegen und zu erörtern, wo die<br />
Herausforderungen unterschiedlicher Industrien liegen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Industrien sind das im Schwerpunkt?<br />
Castiglioni: Schwerpunktmäßig der Maschinen- und Anlagenbau,<br />
Logistik und Transport sowie die Bauindustrie.<br />
„Wenn ich als<br />
Unternehmen<br />
sozusagen selbst mit<br />
einem Endabnehmer<br />
kommuniziere,<br />
wird er zurückkommunizieren.“<br />
Dr. Elisabetta Castiglioni,<br />
A1 Digital<br />
Bild: A1 Digital<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn Sie von „Herausforderungen unterschiedlicher<br />
Industrien“ sprechen – gibt es Anforderungen, die<br />
Sie in unterschiedlichen Industrien oder in unterschiedlichen<br />
Unternehmen wiederholt vorfinden? Also gibt es Herausforderungen,<br />
die eine Art Standard bilden?<br />
Castiglioni: Fast immer geht es um Geschäftsmodellveränderungen.<br />
In der Digitalisierungswelle müssen Geschäfte ins 21. Jahrhundert<br />
gebracht werden. Häufig sollen neben einem Produkt neue,<br />
zusätzliche Services angeboten werden. Dabei wandeln sich Produkthersteller<br />
in dem Sinne, dass sie verstärkt mit Endabnehmern<br />
kommunizieren. Sie wandeln sich von Unternehmen, die einfach<br />
produziert haben und dann über einen Handelskanal an einen Endabnehmer<br />
verkauft haben, den sie aber nicht genau kannten. Die<br />
Herausforderung liegt nun darin, einen Kanal zum Endabnehmer<br />
herzustellen, der in beide Richtungen funktioniert. Wenn ich sozu -<br />
sagen selbst mit einem Endabnehmer kommuniziere, wird dieser<br />
zurückkommunizieren. Derart kann sich ein Produkthersteller zu<br />
einem Serviceanbieter weiterentwickeln. Also ich verändere<br />
praktisch mein Modell: Ich produziere, ich verkaufe und ich verewige<br />
mich aber gleichzeitig im laufenden Geschäft meines Kunden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ein Geschäftsmodell dieser Art wäre beispielsweise<br />
ein Service-Kanal zu vorausschauender Wartung<br />
oder ähnlichem?<br />
Castiglioni: Ja, genau, eben zum Produkt einen Service anzubieten,<br />
der natürlich die Produktivität erhöhen wird.<br />
Bild: A1 Digital<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Zugang zu IoT und welche<br />
Rollenverteilungen finden Sie in den IT-Abteilungen von Unternehmen<br />
heute vor?<br />
Castiglioni: Wir treffen teils auf eine IT, die aus den vergangenen<br />
30 Jahren heraus auf zwei Themen ausgerichtet ist: auf Office Tools<br />
und andere Themen wie Netzwerke und dann natürlich mit<br />
ERP- Systemen auf Business-Applikationen. IT nun von der<br />
Maschinensteuerung oder Sensorik her zu sehen, löst insofern oft<br />
regelrecht politische Kämpfe aus als nicht klar ist, wer eigentlich für<br />
IoT-Secu rity im Unternehmen zuständig ist. Das kann sehr hinderlich<br />
sein.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie implementieren Sie Security?<br />
Castiglioni: Bei IT-Lösungen, die wir anbieten, ist Sicherheit von<br />
Anfang an mitbedacht, also Security ist integraler Bestandteil. Sie<br />
muss von Anfang an in der Architektur mitbetrachtet werden. Dafür<br />
haben wir Spezialisten, die sich im Development-Prozess einklinken,<br />
sodass die Prozesse tatsächlich gegeben sind und Security-<br />
Checks zur Hard- und Software fortlaufend gemacht werden,<br />
Schwachstellen analysiert und Updates gefahren werden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Fördern Security-Technologien die Geschäfte<br />
derer, die sie anwenden?<br />
Castiglioni: Security ist ein Business Enabler, wenn wir den Mehrwert<br />
auch tatsächlich darstellen, also zeigen können, dass die Produkte<br />
sicher sind. Man kommt um die Security nicht mehr herum.<br />
Angreifer sind hochprofessionell. Insofern liegt es eben an uns, Unternehmen<br />
dahingehend zu beraten, dass sie – neben den von uns<br />
eingesetzten sicheren Produkten – eine ihren Risiken angemessene<br />
Security-Architektur aufbauen und wir nachher mit den Kunden geeignete<br />
Security-Programme fahren, um zu einer ganzheitlichen Security<br />
kommen.<br />
Telematik-Lösung für die Rail Cargo Austria: Informationen während<br />
des gesamten Gütertransports sind eine wichtige Voraussetzung bedarfsgerechter<br />
Warenlieferungen.<br />
16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Bild: A1 Digital<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Im Logistikbereich können Ihre Lösungen<br />
unter anderem im Tracking und Monitoring eingesetzt werden.<br />
Welche Perspektive bietet Ihr aktueller Anwendungsfall bei der<br />
Rail Cargo in Österreich?<br />
Castiglioni: Bei der Rail Cargo Group in Österreich digitalisieren wir<br />
14.000 Waggons, um die Logistikprozesse zu optimieren. Wenn Sie<br />
wissen, wo der Waggon sich gerade befindet, was auf dem Waggon<br />
ist und an welchem Zug er fährt, haben Sie natürlich ein riesen<br />
Potenzial, um die Optimierung oder die Vorhersage von den Lieferzeiten<br />
voranzubringen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auf welcher Ebene setzen Ihre Digitalisierungsangebote<br />
in Bezug auf die Fertigung auf?<br />
Castiglioni: Wir sehen die Konnektivität der Produkte als Schwerpunkt,<br />
weniger allerdings die Fertigungstiefe an sich. Also unsere<br />
Lösungen tragen dazu bei, dass ein Produkt intelligenter wird, weil<br />
beispielsweise ein Sensor integriert ist, der funkt. Auf die Fertigungsprozesse<br />
und die Maschinen, die diese Produkte herstellen,<br />
sind andere Anbieter spezialisiert.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Stellenwert sollte aus Ihrer Sicht<br />
der direkte finanzielle Nutzen für Kunden haben, also in Richtung<br />
Return-of-Investments oder Payback Times gedacht?<br />
Castiglioni: Grundsätzlich sagen wir, wir helfen genau dieses Potenzial<br />
zu heben. Es gibt auch Business Cases, die leicht zu rechnen<br />
sind beziehungsweise Payback Times im Rahmen von Monaten erlauben.<br />
Klassisch wäre Asset Tracking in der Bauindustrie, wo viele<br />
Anlagen hochwertig sind und leichter verschwinden können, wenn<br />
sie nicht getrackt werden. Wir haben Kunden, die ihre Maschinen<br />
leichter wiederfinden konnten. Das rechnete sich sehr schnell.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Ziele der Markterschließung verfolgen<br />
Sie?<br />
Castiglioni: Wir wollen signifikanter Player in Europa sein. Deutschland<br />
ist im Moment ein Schwerpunkt, aber unsere Services kennen<br />
keine Grenzen. Unsere Kunden sind international. Das heißt, unser<br />
Geschäft ist an sich international und eine internationale Expansion<br />
wollen wir weitergehen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie interessant ist der deutsche Markt für<br />
A1 Digital?<br />
Castiglioni: Nummer eins ist der deutsche Markt. Deutschland ist<br />
die Lokomotive der europäischen Wirtschaft. Die Struktur der<br />
deutschen Wirtschaft – wenn wir eben Österreich als Markt sehen,<br />
wo das Unternehmen herkommt – ist in seinen Industrien relativ<br />
ähnlich, also Maschinenbauindustrie, <strong>Konstruktion</strong>, Logistik oder<br />
andere Industrien. Hier haben wir bereits viele Referenzen sammeln<br />
können. Und damit wachsen wir.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In wie vielen Projekten arbeiten Sie aktuell<br />
als Systemintegrator?<br />
Castiglioni: Wir haben derzeit etwa 600 Live-Projekte.<br />
Tracing und Tracking:<br />
Bahn-Logistikprozesse<br />
lassen sich via IoT-<br />
Konnektivität optimieren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In welchen Märkten liegen Ihre aktuellen<br />
Schwerpunkte?<br />
Castiglioni: Hauptsächlich in Österreich und in Deutschland. Wir<br />
haben aber auch Kunden in USA, in UK und sogar in Australien.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wo stehen Sie in Bezug auf Mitarbeiter,<br />
Standorte und Wachstum?<br />
Castiglioni: Wir sind etwa 200 Mitarbeiter in drei Ländern. Als<br />
D-A-CH-Unternehmen sind wir an den drei Standorten München,<br />
Wien und Lausanne vertreten. In Lausanne sitzt unsere Cloud-<br />
Entwicklung, die eine eigene Infrastructure-as-a-Service-Lösung<br />
vorantreibt. Unser Wachstum liegt im hohen zweistelligen Bereich.<br />
Damit Wachsen wir stärker als der Markt.<br />
www.a1.digital/<br />
Details zu Branchenlösungen<br />
unter:<br />
http://hier.pro/eE7Zc<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 17
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Bild: jakarin2521/Fotolia.com<br />
Künstliche Intelligenz<br />
und Maschinelles<br />
Lernen sichern die<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
und damit Zukunft<br />
Konradin Mediengruppe führt Konferenzserie ‚Smarte Maschinen im Einsatz‘ fort<br />
Künstliche Intelligenz –<br />
so sichern wir unsere Zukunft!<br />
Im Mai 2018 startete die Konradin Mediengruppe die Konferenzserie ‚Smarte Maschinen im Einsatz‘<br />
mit dem Fokus auf der ‚Künstlichen Intelligenz in der Produktion‘. Die zweite Konferenz am 15. Oktober<br />
2019 richtet den Blick nun auf die ‚Künstliche Intelligenz in Unternehmen‘ und beleuchtet, was KI in<br />
Firmen heute tatsächlich leisten kann und wo noch Herausforderungen zu bewältigen sind. Die Zahl<br />
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 150 begrenzt, Infos und Anmeldung sind jetzt möglich.<br />
In den vergangenen Monaten hat das Thema Künstliche Intelligenz<br />
(KI) viele Schlagzeilen beherrscht und auch die politischen<br />
Entscheidungsträger sind mobilisiert. Nicht ohne Grund, denn KI<br />
wird das produzierende Gewerbe – das in Deutschland den Wohlstand<br />
geschaffen hat – von Grund auf verändern. Durch das sich abzeichnende<br />
langsamere Wirtschaftswachstum dürften die Automatisierung<br />
intelligenten Verhaltens und das maschinelle Lernen in den<br />
Unternehmen noch schneller umgesetzt werden.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentiert die Konradin Mediengruppe<br />
beim 2. Kongress ‚Smarte Maschinen im Einsatz – Künstliche<br />
Intelligenz in Unternehmen‘ KI-basierte Anwendungen agiler Mittelständler,<br />
Start-ups und großer Konzerne. Ergänzt werden die Vorträge<br />
durch Strategiereferate führender Wissenschaftler in dieser<br />
Disziplin.<br />
Die ganztägige Veranstaltung, die erneut in Kooperation mit dem<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA<br />
in Stuttgart stattfindet, erlaubt eine herausragende Standortbestimmung,<br />
was KI in Firmen heute tatsächlich leisten kann und wo noch<br />
Herausforderungen zu bewältigen sind. Auf dem Kongress präsentieren<br />
sich ABB, Bosch, Micropsi Industries, MVTec, Parlamind, Robomotion,<br />
Siemens, Stihl, Trumpf und Voith mit aktuellen Entwicklungen<br />
beim Einsatz von KI in Unternehmen. Prof. Thomas Bauern-<br />
SMARTE MASCHINEN IM EINSATZ<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN UNTERNEHMEN<br />
Zeit: 15. Oktober 2019<br />
Ort: Fraunhofer IPA, Nobelstraße 12, Stuttgart<br />
Die Zahl der Teilnehmer ist auf 150 begrenzt. Reservieren Sie sich<br />
deswegen bis zum 31. Juli 2019 Ihren Platz mit Frühbucherrabatt<br />
zum Preis von € 580 zzgl. MwSt. Anschließend kostet die Kongressteilnahme<br />
€ 640 zzgl. MwSt.<br />
Programm und Anmeldung:<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
INFO<br />
hansl und Prof. Marco Huber, beide Fraunhofer IPA, sowie Prof.<br />
Marc Toussaint von der Universität Stuttgart halten Grundsatzreferate.<br />
Moderator der Veranstaltung ist der KI-Publizist und langjährige<br />
bild der wissenschaft-Autor Ulrich Eberl.<br />
Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 150 begrenzt.<br />
Der 1. Kongress war rasch ausgebucht. Details zu Anmeldung und<br />
Programm finden sich hier:<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Kombination virtueller und experimenteller Methoden sichert Standortvorteile<br />
Auch Mechatronik profitiert von<br />
Hardware-in-the-Loop<br />
Dass sich auch mechatronische Produkte mittels der Hardware-in-the-Loop-Methode prüfen und<br />
testen lassen, haben Forscher des Fraunhofer LBF im Rahmen des Projektes ‚Digitalisierung in<br />
der Prüftechnik‘ gezeigt. Sie entwickelten dazu mechanische und leistungselektrische Hardware-inthe-Loop-Schnittstellen.<br />
Im Bereich der Entwicklung und Prüfung von Steuergeräten wird<br />
die Hardware-in-the-Loop-Methode genutzt, um sowohl Hardals<br />
auch Software des Steuergerätes in einer virtuellen Umgebung<br />
auf Herz und Nieren zu testen. Experten des Fraunhofer-Instituts<br />
für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF haben sich<br />
dieses Vorgehen zum Vorbild genommen und im Projekt ‚Digitalisierung<br />
in der Prüftechnik‘ die Hardware-in-the-Loop Methode auf<br />
mechatronische Produkte übertragen.<br />
„Mit der mechanischen und leistungselektrischen Hardware-in-the-<br />
Loop-Methode zur durchgängigen Eigenschaftsabsicherung mechatronischer<br />
Produkte ergeben sich vielschichtige Möglichkeiten für<br />
eine hybride Wertschöpfung“, berichtet Jonathan Millitzer, Gruppenleiter<br />
für Regelungstechnik am Fraunhofer LBF. Vorteile ergäben<br />
sich insbesondere bei der Realisierung kundenspezifischer Produktvarianten,<br />
die sich auf diesem Wege in die Prüfabläufe einbeziehen<br />
ließen.<br />
Schnittstellen für Mechanik und Elektrik<br />
Bei der Hardware-in-the-Loop-Methode wird ein reales Produkt mit<br />
einem virtuellen Abbild des kundenspezifischen Anwendungsszenarios<br />
gekoppelt – also dem Digitalen Zwilling der Anwendung. Auf<br />
diese Weise lassen sich auch komplexe und sicherheitskritische<br />
Kundenanforderungen effizient entwickeln und validieren. Doppelarbeiten,<br />
Redundanzen und Fehler bei der Technologieintegration<br />
werden vermieden.<br />
Für die Übertragung der Hardware-in-the-Loop-Methode auf die<br />
Prüfung mechatronischer Produkte entwickelten die Darmstädter<br />
Forscher mechanische und leistungselektrische Hardware-in-the-<br />
Loop-Schnittstellen, so dass sich Simulationsmodelle mechanischer<br />
Strukturen oder leistungselektrischer Schaltungen mit dem<br />
mechatronischen Prüfling koppeln lassen. Dieser kann so mit dem<br />
virtuellen Abbild seiner Umwelt interagieren. Über die Schnittstellen<br />
kann der Prüfling in Echtzeit mechanische oder elektrische Energie<br />
austauschen. Durch den Einsatz selbstlernender Digitalregler<br />
wird dabei eine hohe Regelgüte bis in den Frequenzbereich von<br />
1 kHz erreicht, die perspektivisch weiter erhöht werden kann.<br />
Die neue Technologie kann die intelligente Produktion unterstützen<br />
und ein Treiber zur Erhöhung der Innnovationsdynamik in der deutschen<br />
Wirtschaft werden. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund<br />
des globalen Wandels mit zunehmender Vernetzung und Digitalisierung<br />
eine Möglichkeit, die vielschichtigen Herausforderun-<br />
Hardware-in-the-Loop-Prüfung von aktiven Fahrwerkskomponenten im<br />
Fraunhofer LBF<br />
gen zu meistern. Insbesondere der Einsatz digitaler Methoden in<br />
Entwicklung und Produktion kann dazu beitragen, die Wertschöpfung<br />
am Standort Deutschland zu halten und damit den technischen<br />
Fortschritt sichern.<br />
co<br />
www.lbf.fraunhofer.de<br />
Weitere Details zur Prüfung elektromechanischer Komponenten:<br />
hier.pro/yKyZc<br />
Bild: Fraunhofer LBF/Raapke<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 2019 19
Industrie<br />
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Industrie 4.0 / Internet of Things (IoT)<br />
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20 K|E|M http://hier.pro/om30L<br />
<strong>Konstruktion</strong> <strong>systems</strong> <strong>engineering</strong> 06 http://hier.pro/RsCN2<br />
2019<br />
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