13.06.2019 Aufrufe

ME2BE CAMPUS 2019/01

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SPECIAL<br />

<strong>CAMPUS</strong><br />

STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG<br />

WIR<br />

BRAU<br />

CHEN<br />

EIN RA<br />

DIKAL<br />

ES<br />

UM<br />

DENKEN<br />

www.me2be.de Heft <strong>01</strong> Frühjahr <strong>2<strong>01</strong>9</strong>


EDITORIAL<br />

Umdenken!<br />

„Fridays for Future“ macht Druck! Zur Europawahl<br />

rufen Greta Thunberg, Mitorganisator Jakob Blasel<br />

(auf dem Titel) sowie hunderttausende Jugendliche<br />

in rund 120 Ländern erneut zu einem radikalen<br />

Umdenken für mehr Klimaschutz auf. Allein in Berlin<br />

und Hamburg versammeln sich über 25.000 junge<br />

Menschen und protestieren lautstark gegen die „Immerso-weiter-Politik“<br />

der Regierung. Wir haben sie bei<br />

ihren Protesten begleitet, in Aktion fotografiert, mit<br />

Jakob über Zukunftsängste gesprochen und erklären<br />

darüber hinaus, was es mit der unterstützenden<br />

Bewegung „Scientists for Future“ auf sich hat.<br />

Wenn wir radikal umdenken, können wir dann noch<br />

ruhigen Gewissens drei bis vier Jahre lang studieren? Ja,<br />

denn aus der Wissenschaft kommen viele Erkenntnisse,<br />

mit denen wir Zukunft gestalten können! Wir prüfen,<br />

wie zukunftsorientiert die Hochschulen in SH und HH<br />

aufgestellt sind, am Beispiel der Hochschule Flensburg<br />

mit ihrem FabLab „Ideenreich“, der Europa-Universität<br />

Flensburg mit ihren innovativen Lehramtsangeboten,<br />

der Technischen Hochschule Lübeck mit dem<br />

nachhaltigen Studienprojekt „Solar Decathlon“ oder<br />

der Medical School Hamburg mit ihren gesundheitsund<br />

humanwissenschaftlichen Studienfächern.<br />

Lebendig, elektrisierend, konstruktiv,<br />

crossmedial, engagiert und effektiv –<br />

das ist die Fachhochschule Kiel.<br />

Sie bietet 37 Studiengänge an den sechs<br />

Fachbereichen:<br />

Agrarwirtschaft<br />

Informatik und Elektrotechnik<br />

Maschinenwesen<br />

Medien und Institut für Bauwesen<br />

Soziale Arbeit und Gesundheit<br />

Wirtschaft<br />

Dass duale Studiengänge boomen, hat uns dazu<br />

bewogen, noch einmal genau zu erklären, was dahinter<br />

steckt. Dafür gucken wir Lisa und Torge in ihrem<br />

Bauingenieurstudium bei der GMSH über die Schulter. Und<br />

was auf keinen Fall in dieser Ausgabe fehlen darf … ist<br />

der Blick auf das fünfzigjährige Jubiläum der staatlichen<br />

Fachhochschulen. „FH 50“ – wir widmen uns intensiv<br />

diesem Hochschulmodell und gratulieren den drei ersten<br />

FHs in Deutschland in Lübeck, Kiel und Flensburg!<br />

Und warum das alles?<br />

Weil wir uns für eure Perspektiven interessieren!<br />

Eure <strong>ME2BE</strong>s<br />

www.me2be.de<br />

www.fh-kiel.de<br />

3


06<br />

06 NACHGEFRAGT<br />

Studentin Lina Kerzmann befragt<br />

Bildungsministerin Karin Prien<br />

08<br />

WILLKOMMEN AUF<br />

DEM <strong>CAMPUS</strong><br />

STUDIS ON AIR<br />

Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />

17<br />

17<br />

18<br />

26<br />

28<br />

32<br />

36<br />

TITELGESCHICHTE<br />

50 JAHRE FACHHOCHSCHULEN<br />

„FACHHOCHSCHULEN MACHEN<br />

DEN UNTERSCHIED!“<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung<br />

Anja Karliczek über „50 Jahre Fachhochschulen“<br />

FH 50<br />

Eine Hochschulform feiert Jubiläum<br />

„WISSENSCHAFT LEBT<br />

VON BEGEGNUNG!“<br />

Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der<br />

Technischen Hochschule Lübeck im Gespräch<br />

mit <strong>CAMPUS</strong>-Redakteur Chris<br />

„KILOWATTSTUNDE X EURO +<br />

MENSCHEN!“<br />

Nachhaltiges Studieren an der TH Lübeck am Beispiel<br />

des Studienprojekts ‚Solar Decathlon’<br />

DIE „EARLY-BIRD-PHASE“ AN DER<br />

HOCHSCHULE FLENSBURG<br />

Die Hochschule Flensburg bereitet Studieninteressierte<br />

und Studierende intensiv auf das Hochschulstudium vor<br />

NICHT NUR ‚RICHTIG’ ODER ‚<br />

FALSCH’!<br />

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franka Heers<br />

präsentiert das FabLab ‚Ideenreich‘ der Hochschule<br />

Flensburg als außerschulischen Lernort<br />

38<br />

42<br />

44<br />

48<br />

48<br />

51<br />

54<br />

56<br />

56<br />

60<br />

„WOFÜR SCHLÄGT DEIN HERZ?“<br />

Ein Gespräch mit Studienberater Marc Laatzke über<br />

Planung, Motivation und Beratung vor und während<br />

des Studiums<br />

SCHÖNE AUSSICHTEN AN<br />

DER HAW HAMBURG!<br />

Im Gespräch mit Professor Micha Teuscher, Präsident der<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg<br />

PLATZ ZUM LERNEN, RAUM<br />

ZUM WACHSEN<br />

Studieren an der MSH Medical School Hamburg<br />

UNIVERSITÄTEN<br />

DIE LEHRAMTSAUSBILDUNG<br />

OHNE ÜBERZEUGUNG? OHNE ZUKUNFT!<br />

Wann ein Studium ‚auf Lehramt‘ zum Traumjob führen<br />

kann<br />

AUF INS LEHRAMT ... AN DER EUF!<br />

Über die Lehramtsausbildung an der Europa-<br />

Universität Flensburg<br />

„MATHEMATIK KANN SCHÖN SEIN!“<br />

Was Prof. Dr. Hinrich Lorenzen seinen Studierenden<br />

mit auf den Weg gibt<br />

DUALES STUDIUM<br />

LERNEN + ARBEITEN<br />

UNI ODER JOB? WARUM NICHT BEIDES!<br />

Trend duales Studium – nie war praxisnahes Studieren<br />

so beliebt!<br />

„STUDIEREN IM GLEICHGEWICHT“<br />

BEI DER GMSH<br />

Erster Praxisblock für Studierende des industriebegleitenden<br />

Studiengangs ‚Bauingenieurwesen‘ bei der GMSH<br />

66<br />

66<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

80<br />

82<br />

GESTALTEN<br />

KREATIVE STUDIENGÄNGE<br />

„WEISS IST UNERGRÜNDLICH!“<br />

Interview mit der Künstlerin Franziska Ostermann<br />

STUDENTEN-<br />

PORTRAITS<br />

BWL (B.A.)<br />

SYSTEMTECHNIK (M.ENG.)<br />

Hochschule Flensburg<br />

BWL (B.A.)<br />

FABLAB<br />

Hochschule Flensburg<br />

DUALES STUDIUM<br />

BAUINGENIEURWESEN (B.ENG.)<br />

Hochschule Flensburg / GMSH<br />

BILDUNGSWISSENSCHAFTEN (B.A.)<br />

EUF<br />

PSYCHOLOGIE (B.SC.)<br />

SOZIALE ARBEIT (B.A.)<br />

MSH Medical School Hamburg<br />

ARCHITEKTUR (B.A.)<br />

TH Lübeck<br />

77<br />

ERLEBEN<br />

78 HINGEGANGEN<br />

Zusammen ist man weniger allein<br />

RAUS AUS DEM <strong>CAMPUS</strong>!<br />

TIPPS UND TRENDS<br />

„ICH VERSPÜRE PANIK,<br />

WENN ICH AN DIE ZUKUNFT DENKE!“<br />

Im Gespräch mit Jakob Blasel<br />

84<br />

88<br />

90<br />

91<br />

92<br />

94<br />

96<br />

03<br />

76<br />

41<br />

64<br />

FOTOSTORY<br />

Die Jugend macht ernst – und alle machen mit<br />

AKADEMISCHER AUFSTAND<br />

Fridays for Future erhält Unterstützung aus der<br />

Forschung<br />

GESUCHT: GESELLSCHAFT<br />

MIT SINN FÜRS KLIMA<br />

Klimaforscher Prof. Mojib Latif fordert eine<br />

„breite Bewegung“ gegen den Klimawandel<br />

THE NØRD TIMES<br />

DESIGN TRÄGT EINE VERANTWORTUNG<br />

Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin der<br />

Hamburger Design Factory International<br />

HAUPTSACHE MUCKE!<br />

Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef und<br />

Produzenten Claudius Carstens<br />

MIT WAGEMUT UND WIMPERNSCHLAG<br />

Interview mit Helena Derheim, Gründerin der Firma<br />

„WunschWimper“ in Kiel<br />

EDITORIAL<br />

IMPRESSUM<br />

AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />

Welcher Typ bist du?<br />

STUDIENGÄNGE IM FOKUS<br />

Mehr <strong>CAMPUS</strong> gibt es auf www.me2be.de<br />

4<br />

5


Nach-<br />

Text Joachim Welding<br />

Fotos Frank Peter,<br />

Lutz Timm<br />

ge-<br />

fragt<br />

Frau Ministerin, eine private Frage zu Beginn:<br />

Was und wie haben Sie studiert –<br />

ganz klassisch, dual oder digital?<br />

Jura – eher klassisch mit interdisziplinären<br />

Ausflügen in andere Fächer und mit einem<br />

internationalen Schwerpunkt in einem Studiengang,<br />

der Jura, Politik und Ökonomie<br />

verbunden hat.<br />

Worin bestehen Ihrer Ansicht nach die bildungspolitischen<br />

Herausforderungen, und<br />

welche Zukunftsaussichten haben angehende<br />

Lehrerinnen und Lehrer?<br />

Qualifizierte Lehrkräfte werden in ganz<br />

Deutschland – auch in Schleswig-Holstein<br />

– gesucht. Die Zukunftsaussichten sind also<br />

sehr gut, ganz besonders übrigens, wenn<br />

junge Menschen MINT-Fächer, Musik, Kunst<br />

oder andere Mangelfächer studiert haben.<br />

Und wenn sie nicht allein im Umkreis der<br />

großen Städte arbeiten wollen, sind die<br />

Chancen erst recht gut. Geboten wird jungen<br />

Lehrkräften das Beamtenverhältnis, wenn sie<br />

es wollen, und eine anständige Bezahlung.<br />

Gerade erst hat Schleswig-Holstein beschlossen,<br />

als erstes Flächenland mit der Anhebung<br />

der Einkommen von Grundschullehrkräften<br />

von A12 auf A13 zu beginnen.<br />

Der Lehrerberuf verdient höchste Wertschätzung<br />

in unserer Gesellschaft, das erkennen<br />

immer mehr Menschen an. Der Beruf ist zwar<br />

fordernd, aber auch sehr befriedigend. Neue<br />

Herausforderungen an Lehrkräfte sind – wie<br />

für uns alle − die zunehmende Digitalisierung<br />

der Gesellschaft und die pädagogisch sinnvolle<br />

Nutzung der neuen Möglichkeiten.<br />

Denken Sie, dass Fernstudiengänge – speziell<br />

online – in Zukunft wichtiger werden?<br />

Ob wirklich Fernstudiengänge die Zukunft<br />

sind, möchte ich bezweifeln. Sicher ist, dass<br />

Webinare und netzgestütztes Studieren eine<br />

immer größere Rolle spielen werden. Das<br />

gilt übrigens auch für unsere Fortbildungen,<br />

die das Institut für Qualitätsentwicklung an<br />

Schulen (IQSH) für Lehrkräfte anbietet. Im<br />

Übrigen werden in der Fort- und Weiterbildung<br />

verbesserte Angebote an Bedeutung<br />

zunehmen.<br />

Was bedeutet der digitale Wandel für die<br />

Hochschulen?<br />

Die Digitalisierung durchdringt alle Gesellschaftsbereiche,<br />

steuert Organisationen und<br />

Maschinen, steckt in nahezu allen technischen<br />

Produkten und beeinflusst unsere<br />

Denkstrukturen. Künstliche Intelligenz als<br />

Schlüsseltechnologie bietet großes Potential,<br />

birgt aber auch Risiken. Der ethischen, sozialen<br />

und rechtlichen Dimension müssen wir<br />

verstärkt Rechnung tragen. In der Zukunft<br />

werden deutlich mehr Fachkräfte für diese<br />

Forschungsgebiete benötigt, um den Herausforderungen<br />

zu begegnen.<br />

Die Hochschulen müssen sich daher so aufstellen,<br />

dass sie nicht nur den dynamischen<br />

Entwicklungen gewachsen sind, sondern sie<br />

auch möglichst aktiv mitgestalten. In Schleswig-Holstein,<br />

da bin ich mir sicher, erfüllen<br />

In der <strong>ME2BE</strong>-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und Schüler, Azubis<br />

und Studierende verantwortliche Politikerinnen und Politiker aus Schleswig-<br />

Holstein und Hamburg direkt befragen. Lina Kerzmann (30) studiert<br />

Medienwissenschaften und Germanistik an der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel. Ihre Fragen über den digitalen Wandel und die Zukunft der Hochschulen<br />

richtet sie an die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).<br />

die Hochschulen ihre Rolle als Entwicklungslabor<br />

und Motor der Digitalisierung im Land.<br />

Welche Herausforderungen kommen auf<br />

die Unis und Fachhochschulen zu? Wie<br />

sind diese zu bewältigen?<br />

Die Zeiten stetig steigender Studierendenzahlen<br />

neigen sich dem Ende zu, der Fokus<br />

dürfte in den kommenden Jahren mehr auf<br />

Qualität als auf dem Ausbau der Kapazitäten<br />

liegen. Hochschulen – und das gilt<br />

unabhängig von ihrem Typus – müssen sich<br />

auf eine immer differenziertere Studentenschaft<br />

einstellen. Das betrifft sowohl die<br />

Art der Hochschulzugangsberechtigung (Abitur,<br />

Fachhochschulreife, berufliche und sonstige<br />

Hochschulzugangsmöglichkeiten) als<br />

auch das unterschiedliche Studierverhalten<br />

(Teilzeit, berufsbegleitend und ähnliches).<br />

Neben Forschung und Lehre als klassische<br />

Hochschulaufgaben gewinnt der Wissensund<br />

Technologietransfer zwischen Hochschulen<br />

und Unternehmen eine immer größere<br />

Bedeutung.<br />

Aufgrund des Fachkräftemangels gibt es<br />

veränderte Anforderungen der Wirtschaft,<br />

was Quantität und Qualität der Absolventen<br />

betrifft. Unsere Hochschulen müssen also<br />

in mehrfacher Hinsicht einen Spagat bewältigen:<br />

Sie müssen die Lehrqualität verbessern.<br />

Zugleich müssen sie die Abbruchquoten<br />

verringern.<br />

Wenn Sie heute einen Tag lang studieren<br />

dürften, was sie wollen: Welches Fach wäre<br />

das?<br />

Ich würde gern mehr als einen Tag studieren<br />

können − vielleicht kommt das wieder...<br />

Für einen Tag würde ich im Exzellenzcluster<br />

„Roots“ der CAU lernen wollen.<br />

6<br />

7


Text Christian Dorbandt<br />

Foto Sebastian Weimar<br />

STUDIS ON AIR<br />

Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />

Muhialdeen, 23<br />

aus Damaskus,<br />

studiert im 2. Semester<br />

Medieninformatik (B.Sc.) an<br />

der Hochschule Flensburg.<br />

„Ich stamme aus Damaskus und habe in Syrien Wirtschaft studiert,<br />

bevor ich 2<strong>01</strong>6 aus meiner Heimat geflüchtet bin. Nach einigen<br />

Sprachkursen und Vorkursen verfüge ich jetzt über gute Deutschkenntnisse<br />

und befinde mich im zweiten Semester des Studiengangs<br />

Medieninformatik. Geholfen haben mir die Vorkurse und Tutoren. Von<br />

ihnen habe ich zu Beginn wertvolle Tipps erhalten. Mittlerweile stehe<br />

ich anderen Studienanfängern selbst als Tutor zur Seite!<br />

Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen meiner ehemaligen<br />

syrischen Hochschule und der Hochschule Flensburg. In Syrien war<br />

die Anzahl Studierender wesentlich höher und der Zugang zu Literatur<br />

schwierig. Hier funktionieren bereits viele Abläufe elektronisch. In<br />

Syrien gab es keine Online-Kommunikation für die Anmeldung zu<br />

Veranstaltungen. Wenn ich an einem Seminar teilnehmen wollte,<br />

brauchte ich nur hinzugehen und mir einen Platz suchen. Auf der<br />

anderen Seite fielen keine Studiengebühren an, und es gab auch kein<br />

Semesterticket. Wie man zur Hochschule kam, war jedem selbst überlassen.<br />

An der Hochschule Flensburg gefallen mir mehrere Dinge: Ob<br />

Gaming, Video oder Audio – für alle Themenbereiche steht sehr gutes<br />

Equipment zur Verfügung, und es gibt spannende Veranstaltungen<br />

über Kreativitätstechniken, Grundlagen der Gestaltung oder digitales<br />

Zeichnen. Da ich mich für Musik interessiere und in meiner Freizeit<br />

Gitarre spiele, finde ich es gut, dass wir sowohl über ein Soundlabor<br />

als auch über einen Probenraum verfügen! Als angenehm empfinde<br />

ich auch die Atmosphäre und die Freizeitangebote. Die Professoren<br />

und Dozenten sind immer freundlich und ansprechbar. Und um hin<br />

und wieder abschalten zu können, gibt es regelmäßig interessante<br />

Veranstaltungen wie das Campus-Kino oder das Pub-Quiz. Und natürlich<br />

das Essen in der Mensa … das ist wirklich hervorragend!<br />

Wenn ich in die Zukunft schaue, kann ich mir vorstellen, nach dem<br />

Studium im Bereich Webentwicklung zu arbeiten. Eine eigene Firma<br />

zu gründen, wäre auch reizvoll, aber dazu müsste ich mich noch<br />

intensiv mit deutscher Rechtsprechung auseinandersetzen.“<br />

9


<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Foto Sebastian Weimar<br />

Annika<br />

25 Jahre, aus Glinde,<br />

studiert im 7. Semester<br />

Architektur (B.A.)<br />

an der Technischen<br />

Hochschule Lübeck.<br />

„Hallo, ich bin Annika und studiere Architektur an der TH Lübeck.<br />

Mein Abitur habe ich am Gymnasium Glinde gemacht. Anschließend<br />

war ich für neun Monate in Australien und habe mich dann für das<br />

Studium in Lübeck entschieden, weil ich praxisnah lernen wollte.<br />

Voraussetzung für dieses Studium ist ein achtwöchiges Vorpraktikum<br />

im Baugewerbe, das ich im Bereich Stahlbetonbau auf einer Baustelle<br />

absolviert habe. Eine wichtige Erfahrung, die mich in meinem Wunsch<br />

bestärkt hat, Architektin zu werden!<br />

Was mir am Studium an der TH gefällt, ist das vielseitige Angebot von<br />

Wahlpflichtmodulen. Vom Entwurf bis zur Ausführungsplanung – ich<br />

habe die Möglichkeit, mich langsam zu spezialisieren, ohne mich<br />

frühzeitig festlegen zu müssen. Wir studieren mit ständigem Bezug<br />

zur Praxis und üben, das erlernte Wissen anzuwenden. Übungen und<br />

Projekte werden sowohl im Rahmen einer Veranstaltung als auch<br />

semesterübergreifend angeboten und mit Credit Points versehen.<br />

Für das Projekt ‚Solar Decathlon’, an dem ich mich seit einem Jahr<br />

beteilige, fliege ich jetzt zum vierten Mal nach Marokko, um unsere<br />

Teilnahme an dem gleichnamigen Energie-Wettbewerb vorzubereiten.<br />

Ziel des Projekts im September ist es, gemeinsam mit Studierenden<br />

der Universität Rabat sowie aus dem Senegal ein Haus zu planen<br />

und zu bauen, das seinen Energiebedarf nur über selbst produzierten<br />

Solarstrom deckt. Bereits im Dezember 2<strong>01</strong>7 habe ich an einer<br />

Marokko- Studienreise mit Professor Lippe teilgenommen und Gefallen<br />

an Land und Leuten gefunden. Die Begegnung mit den internationalen<br />

Studierenden ist nicht nur menschlich interessant, sondern<br />

auch lehrreich. Wir erhalten einen intensiven Einblick in die Kultur<br />

und tauschen uns täglich in Arbeitsgruppen aus. Inhaltlich stellen<br />

wir zum Teil große Unterschiede fest, was die Zusammenarbeit vor<br />

manche Probleme stellt. Wir tendieren beispielsweise zu einer traditionellen<br />

und nachhaltigen Bauweise, die Lehm als regionalen Baustoff<br />

vorsieht, während die Marokkaner eher über moderne Konstruktionen<br />

und Baustoffe nachdenken. Ich bin gespannt, wie sich das Projekt<br />

weiter entwickelt.<br />

Zurzeit befinde ich mich kurz vor Abschluss des Bachelorstudiums.<br />

Eventuell werde ich anschließend noch das Masterstudium an der TH<br />

Lübeck absolvieren. In welchem Bereich ich später als Architektin<br />

arbeiten möchte, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Momentan<br />

tendiere ich zu einer Tätigkeit als Bauleiterin.“<br />

10


Text Christian Dorbandt<br />

Foto Sebastian Weimar<br />

Torge, 22<br />

aus Kronshagen, absolviert<br />

im 2. Semester das duale<br />

Studium Bauingenieurwesen<br />

(B.Eng.) bei der GMSH.<br />

„Das industriebegleitende Studium ‚Bauingenieurwesen’ an der FH<br />

Kiel ist ein duales Studium, das heißt: Neben dem Bachelorstudium<br />

an der FH Kiel bin ich fest bei einem Kooperationspartner angestellt,<br />

in meinem Fall bei der GMSH. Daraus ergeben sich viele Vorteile: Ich<br />

erhalte von Beginn an eine Vergütung und muss mein Studium nicht<br />

über Nebenjobs finanzieren. Außerdem erhalte ich jährlich in zwei<br />

mehrwöchigen Praxisblöcken bei der GMSH wertvolle Einblicke in die<br />

Arbeit von Bauingenieuren. Kleiner Nachteil: Wenn sich die anderen<br />

Studierenden in die vorlesungsfreie Zeit verabschieden, kehre ich zu<br />

meinem Arbeitgeber GMSH zurück. Immerhin stehen mir während des<br />

Studiums auch zwanzig Urlaubstage pro Jahr zu.<br />

Was ich jetzt schon merke: Der hohe Praxisbezug wird sich positiv<br />

auf meine Qualifikation auswirken! Ich habe jetzt vier Wochen lang<br />

Tiefbauarbeiten in der Fachgruppe „Baudurchführung“ im Landesbau<br />

begleitet und dadurch sehr viel gelernt. Ein Beispiel: An einer unserer<br />

Liegenschaften konnte ich in Begleitung eines erfahrenen Ingenieurs<br />

miterleben, wie die Inspektion von Wasserrohrleitungen professionell<br />

durchgeführt wird. Durch die Leitungen werden spezielle Kameras<br />

geführt, um beispielsweise Verstopfungen oder Wurzeleinwüchse zu<br />

entdecken. Auf einem Monitor konnte ich die Kontrollbilder live verfolgen<br />

und anschließend anhand technischer Zeichnungen Vorschläge<br />

für Sanierungsmaßnahmen formulieren. Es war die perfekte Übung,<br />

um später eigenständig beurteilen zu können, welche Sanierungsarbeiten<br />

durchgeführt werden müssen, welches Material dafür<br />

beschafft werden muss und wie Bauzeit und Kosten einzuschätzen<br />

sind. Als angehender Bauingenieur geht es darum, dass ich die unterschiedlichsten<br />

bautechnischen Prozesse richtig einschätzen kann. Für<br />

die Planung ist das theoretische Fachwissen sehr wichtig, aber auf<br />

der Baustelle helfen dir vor allem praktische Erfahrungen!“<br />

13


<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar<br />

Lydia, 20<br />

aus Dennin, studiert<br />

im 2. Semester<br />

Bildungswissenschaften<br />

(B.A.) in den<br />

Teilstudiengängen Kunst<br />

und Sonderpädagogik<br />

an der EUF.<br />

„Hallo, ich heiße Lydia und komme aus einem kunsthandwerklich und<br />

künstlerisch geprägten Familienumfeld. Für mich stand schon früh<br />

fest, dass ich nach der Schule entweder eine handwerkliche Ausbildung<br />

oder ein Studium absolvieren möchte. Entschieden habe ich<br />

mich für ein Lehramtsstudium an der EUF in den Teilstudiengängen<br />

Kunst und Sonderpädagogik.<br />

An meinen Kunstunterricht in der Schule habe ich keine guten Erinnerungen.<br />

Die meiste Zeit haben wir uns mit Kunstgeschichte beschäftigt<br />

und sprachen über Kunstepochen, ohne einen interessanten<br />

Zugang zu erhalten. Aber wie soll ich ein Gefühl für eine Epoche entwickeln,<br />

wenn ich ohne praktischen Bezug nur Stichworte vermittelt<br />

bekomme? Im Kunststudium dagegen vertiefen wir uns in Kunstepochen,<br />

setzen uns auf verschiedenen Ebenen mit ihnen ausein ander<br />

und lernen, sie in einen gesellschaftlichen Kontext einzuordnen.<br />

Auch der kunstpraktische Unterricht gefällt mir. An der EUF habe ich<br />

sowohl die Möglichkeit, an klassischen Zeichenkursen teilzunehmen<br />

als auch viel über Drucktechnik, Fotografie und Holzkunsthandwerk zu<br />

erfahren. Als Kunststudierende genieße ich an der EUF einen großen<br />

Freiraum! Wir verfügen über großzügige Werkstatträume und viel<br />

Material, sodass wir sehr gut üben und arbeiten können. Womit ich<br />

mich anfangs zurechtfinden musste, ist der hohe Grad an Selbstdisziplin,<br />

den man im Studium braucht. Nicht alles wird einem hier vorgekaut,<br />

sondern man muss selbst aktiv werden! Darauf wird man in der<br />

allgemeinbildenden Schule nicht gut vorbereitet, und es fällt auch<br />

nicht allen Studierenden leicht. Wo ich nach Abschluss des Studiums<br />

arbeiten möchte, kann ich noch nicht genau sagen. Ich könnte mir<br />

vorstellen, anschließend eine Weiterbildung zur Malortbetreuerin bei<br />

Arno Stern zu machen, die in den Bereich Kunsttherapie führt.<br />

Aus meiner Sicht ist die EUF ein guter Ort zum Studieren. Sowohl<br />

die Universität als auch die Stadt Flensburg sind übersichtlicher als<br />

Berlin, Hamburg oder Leipzig. Alles wirkt familiär und trotzdem versprüht<br />

der Campus den Flair einer internationalen Universität. Überall<br />

kann man sich mit Studierenden aus unterschiedlichen Studiengängen<br />

austauschen und dadurch, dass die EUF noch sehr jung ist, scheint<br />

sie in ihren Abläufen noch nicht so festgefahren zu sein. Mein Tipp:<br />

Wer studieren möchte, muss Selbstdisziplin mitbringen und sollte sich<br />

vorher gut überlegen, wie man das Studium finanziert.“<br />

14


50 JAHRE<br />

FACHHOCHSCHULEN<br />

Bundesministerin für Bildung und<br />

Forschung Anja Karliczek über „50 Jahre<br />

Fachhochschulen“ .... Seite 17<br />

Das deutsche Fachhochschulwesen wird<br />

50 Jahre alt und strotzt nur so vor<br />

Selbstbewusstsein! .... Seite 18<br />

Warum sollten sich Studieninteressierte für<br />

die TH Lübeck entscheiden, Dr. Muriel Kim<br />

Helbig? .... Seite 26<br />

Nachhaltigkeit<br />

steht im Fokus des<br />

Architekturwettbewerbs<br />

Solar Decathlon Africa<br />

<strong>2<strong>01</strong>9</strong>. .... Seite 28<br />

“<br />

Fachhochschulen<br />

„Fachhochschulen machen<br />

den Unterschied!“<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja<br />

Karliczek über „50 Jahre Fachhochschulen“<br />

machen den Unterschied! Ihre Bandbreite ist enorm: Von kleinen Einrichtungen mit wenigen<br />

hundert bis zu Hochschulen mit 20.000 Studierenden. Von forschungsstarken, international kooperierenden<br />

bis zu primär auf die Fachkräfteausbildung ausgerichteten Fachhochschulen, von Gesundheitsberufen bis<br />

zur „Rocket Science“. Die mehr als 240 Fachhochschulen in Deutschland haben das eine gemeinsam: Sie sind<br />

für ihre Region und die deutsche Hochschullandschaft insgesamt unverzichtbar. Das wissen auch die mehr<br />

als eine Million Studierenden an den Fachhochschulen zu schätzen, die ca. ein Drittel aller Studierenden in<br />

Deutschland ausmachen. Ein Fachhochschulstudium eröffnet gute Lebens- und Karriereperspektiven.<br />

Gute Vorbereitung ist alles, auch im<br />

Studium. Der „Studi-Startcheck“ an der<br />

Hochschule Flensburg .... Seite 32<br />

Franka Heers präsentiert das FabLab<br />

„Ideenreich“ der Hochschule Flensburg als<br />

außerschulischen Lernort .... Seite 36<br />

„Wir beantworten jede Frage, man muss<br />

sie uns nur stellen!“. Im Gespräch mit<br />

Studienberater Marc Laatzke .... Seite 38<br />

Die ersten Fachhochschulen in Deutschland wurden vor 50 Jahren gegründet. Ihre Wiege steht in Schleswig-<br />

Holstein: In Kiel, Flensburg und Lübeck wurden 1969 die ersten Fachhochschulen ins Leben gerufen. Seitdem<br />

haben die Hochschulen eine rasante Entwicklung erlebt. Anfangs waren sie allein auf wissensbasierte Ausbildung<br />

fokussiert, später hat sich nach und nach ihr Forschungsauftrag herauskristallisiert. Durch die Praxiserfahrung<br />

ihrer Professorinnen und Professoren und durch die praxisorientierte Qualifizierung ihrer Studierenden – z. B. über<br />

duale Studiengänge, die eine berufliche Ausbildung mit einem Studium verbinden – sind Fachhochschulen besonders<br />

eng mit der lokalen Wirtschaft und gesellschaftlichen Akteuren ihrer Region vernetzt. Schleswig-Holstein ist ein<br />

hervorragendes Beispiel dafür. Und ohne ihre praxisnahe, am unternehmerischen und gesellschaftlichen Bedarf<br />

orientierte Ausbildung von Fachkräften könnte Deutschland gar nicht erst die Wirtschaftskraft entfalten, die es hat.<br />

Sie orientieren sich in ihrem Studienangebot wie in ihrer Forschung regelmäßig an konkreten Herausforderungen<br />

und Fragestellungen. Sie bauen eine unverzichtbare Brücke zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft.<br />

Ihre Ausrichtung, ihr oftmals starker Bezug zu unserem Alltag, charakterisiert maßgeblich ihr Leistungsspektrum.<br />

Die HAW vermittelt Wissen, um die<br />

Herausforderungen der Zukunft zu<br />

bewältigen .... Seite 42<br />

NC-freies<br />

Studium an<br />

der MSH in<br />

Hamburg<br />

.... Seite 44<br />

Deshalb stärken wir als Bundesministerium für Bildung und Forschung die Fachhochschulen. Schon heute<br />

„<br />

wird diese Unterstützung deutlich spürbar – in der Forschungsförderung und bei der Personalentwicklung,<br />

bei Transfer, also wie wir die Forschungsergebnisse schneller in unser alltägliches Leben bringen, oder in der<br />

Internationalisierung. Das vielseitige Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Das werden wir auch bei<br />

der Jubiläumsveranstaltung zu ‚50 Jahre Fachhochschulen‘ am 13. Juni <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Lübeck erleben. Es soll der<br />

Auftakt für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung sein. Die vergangenen 50 Jahre waren erst der Anfang.<br />

Text Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung<br />

Foto BMBF/Laurence Chaperon<br />

16<br />

17


TITELGESCHICHTE<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar, Sönke<br />

Dwenger, Frieder Dillmann<br />

50<br />

FH 50<br />

Eine Hochschulform feiert Jubiläum<br />

Das deutsche Fachhochschulwesen wird 50 Jahre alt und strotzt nur so<br />

vor Selbstbewusstsein! Der Grund liegt auf der Hand: In den vergangenen<br />

20 Jahren konnten viele Fachhochschulen ihre Studierendenzahlen<br />

verdoppeln! Den Anfang machten 1969 die drei schleswig-holsteinischen<br />

„FHs“ in Lübeck, Kiel und Flensburg. Heute gibt es bundesweit<br />

216 Fachhochschulen … mit rund 1 Million Studierender. Grund<br />

genug, die Sektkorken knallen zu lassen und Bilanz zu ziehen.<br />

18<br />

19


Im Schiffsführungssimulator in Flensburg<br />

führt Claas ein Containerschiff durch den<br />

Atlantik; im Kieler Robotik-Raum bestückt<br />

Lasse eine Platine mit Dioden, um sie später<br />

im Soundlabor zu testen; im Lübecker<br />

Umwelt-Labor erforscht Kaína hygiene- und<br />

umweltverfahrenstechnische Lösungen. Drei<br />

Beispiele aus dem Alltag von FH-Studierenden<br />

in Flensburg, Kiel und Lübeck. „Es ist das<br />

praxisorientierte Studieren in überschaubaren<br />

Gruppen, das mir an meinem Fachhochschulstudium<br />

gut gefällt“, sagt Malte aus Kiel, Studierender<br />

der Angewandten Informatik. „Ich<br />

möchte nicht täglich in überfüllten Hörsälen<br />

sitzen und mir das Wissen anschließend vorwiegend<br />

aus Büchern erarbeiten. Ich schätze<br />

es, mit anderen Studierenden im Team an Projekten<br />

praktisch zu arbeiten und in gut ausgestatteten<br />

Laboren zu üben. Dazu kann ich<br />

jederzeit meinen Professor ansprechen, der<br />

über eine langjährige berufliche Erfahrung in<br />

jener Branche verfügt, in der ich später arbeiten<br />

möchte!“<br />

FH-Studiengänge liegen im Trend. Nicht<br />

Hörsäle, Formeln oder Fußnoten begeistern<br />

FH-Studierende, sondern angewandte Wissenschaften<br />

in FabLabs, Teams und Fallstudienprojekten.<br />

Etwas weniger Theorie, deutlich<br />

mehr Praxis – für viele Studieninteressierte<br />

der Generationen Y und Z ein attraktives<br />

Hochschulpaket.<br />

Warum gibt es<br />

Fachhochschulen?<br />

desländer in der Kultusministerkonferenz das<br />

„Abkommen der Länder in der Bundesrepublik<br />

Deutschland zur Vereinheitlichung auf dem<br />

Gebiet des Fachhochschulwesens“. In Artikel<br />

1 heißt es:<br />

„Die Fachhochschulen sind eigenständige<br />

Einrichtungen des Bildungswesens im Hochschulbereich,<br />

die in mindestens einer der<br />

durch Vereinbarung der Ständigen Konferenz<br />

der Kultusminister anerkannten Fachrichtung<br />

ausbilden. Sie vermitteln eine auf<br />

wissenschaftlicher Grundlage beruhende<br />

Bildung, die zur staatlichen Abschlußprüfung<br />

führt und zu selbständiger Tätigkeit<br />

im Beruf befähigt.“<br />

10 Gründe für den FH-Boom<br />

Gründe für den derzeitigen Boom an deutschen<br />

Fachhochschulen gibt es viele. Hier<br />

zehn Beispiele: 1.) Das potenzielle Klientel<br />

hat sich mehr als verdoppelt. Heute absolvieren<br />

etwa 50 Prozent eines Jahrganges die<br />

Hochschulreife, in den 1970er Jahren waren<br />

es nur rund 20 Prozent. 2.) Der „Bologna-Prozess“<br />

(seit 1999) führte zu einer europaweiten<br />

Vereinheitlichung von Studiengängen<br />

und somit zu gleichwertigen Bachelor- und<br />

Masterabschlüssen an FHs und Universitäten.<br />

3.) Einstiegsgehälter von Universitätsabsolventen<br />

liegen nicht mehr deutlich über denen<br />

von FH-Absolventen. 4.) Der Bachelorgrad<br />

qualifiziert bereits nach 6 bis 8 Semestern<br />

zum Berufseinstieg in vielen Branchen. 5.)<br />

Die gleichwertige Kombination aus Theorie<br />

und Praxis entspricht dem Lebensgefühl der<br />

jüngeren Generation, die Abwechslung sucht<br />

und praktische Anwendung schätzt. 6.) Das<br />

Studieren in überschaubaren Seminargruppen<br />

in familiärer Campus-Atmosphäre wird unter<br />

Studieninteressierten der anonym wirkenden<br />

Hörsaal-Atmosphäre mit hoher Vorlesungsfrequenz<br />

vorgezogen. 7.) Kleinere Studierendenzahlen<br />

ermöglichen eine intensivere<br />

Betreuung durch die Dozenten. 8.) Die höhere<br />

Dichte von Fachhochschulen begünstigt die<br />

Entscheidung vieler Schulabgänger, in der<br />

heimatlichen Region zu studieren. 9.) Professorinnen<br />

und Professoren an Fachhochschulen<br />

legen einen Schwerpunkt auf die Lehre und<br />

gelten aufgrund ihrer mehrjährigen beruflichen<br />

Tätigkeit in der Wirtschaft als Experten<br />

für Wissenstransfer. 10.) FH-Studierenden bieten<br />

sich in Praxissemestern und Fallstudienprojekten<br />

die frühzeitige Möglichkeit, öffentliche<br />

und private Arbeitgeber kennenzulernen<br />

und berufliche Netzwerke aufzubauen.<br />

Fachhochschule (FH)<br />

Die Fachhochschule (FH) ist eine auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage basierende Hochschulform, die eine<br />

anwendungsorientierte Lehre und Forschung betreibt. Das<br />

Studienangebot erstreckt sich über ingenieur-, natur-, sozial-,<br />

wirtschafts-, gesundheits- und rechtswissenschaftliche<br />

sowie technische und gestalterische Studiengänge und<br />

wird mit einem akademischen Grad abgeschlossen.<br />

Über die Hochschule Flensburg zum Kapitänspatent … im<br />

Studium Seeverkehr, Nautik und Logistik.<br />

Die „staatliche Fachhochschule“ ist ein Kind<br />

der 1960er Jahre und war unter anderem eine<br />

Antwort auf die Forderung der Wirtschaft, die<br />

Grundlagen für eine verbesserte Qualifikation<br />

von Fachkräften zu schaffen. Im Kern bemängelten<br />

private und öffentliche Arbeitgeber,<br />

dass Absolventen mit Universitätsabschluss<br />

nach einer langen Studienzeit zusätzlich<br />

lange Einarbeitungszeiten benötigten, da sie<br />

kaum über praktische Erfahrungen verfügten.<br />

Auch die Anerkennung von Abschlüssen,<br />

zum Beispiel Diplome von Ingenieurschulabsolventen<br />

innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(EWG), war eine Streitfrage.<br />

Am 31. Oktober 1968 beschlossen die<br />

Ministerpräsidenten der westdeutschen Bun-<br />

Eigenständig, wissenschaftlich fundiert, staatlich<br />

anerkannt, berufsbildend – mit den FHs<br />

revolutionierte der Gesetzgeber das bundesdeutsche<br />

Hochschulwesen und schuf nach<br />

rund 500 Jahren wissenschaftlicher Alleinherrschaft<br />

eine zweite, von Universitäten<br />

unabhängige Hochschulform. Bewusste Neuerung:<br />

Nicht allein das Abitur qualifiziert für<br />

ein FH-Studium, sondern auch die nachgewiesene<br />

Fachhochschulreife nach Abschluss der<br />

12. Klasse, das Fachabitur oder eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung. Ziele: breiterer<br />

Zugang zu akademischer Lehre und Forschung,<br />

Abbau eines traditionellen Elitedenkens, kürzere<br />

Studienzeiten, anwendungsorientierte<br />

Wissenschaft zur Unterstützung der Fach- und<br />

Das Wesen von Fachhochschulen liegt in der<br />

Anwendung wissenschaftlicher Theorien … zum<br />

Beispiel mit VR-Brillen und an Rechnern im<br />

Studium Angewandte Informatik.<br />

Führungskräfteausbildung. Einzige Fußfessel:<br />

Das Promotionsrecht obliegt bis heute allein<br />

den Universitäten. Noch, denn der Widerstand<br />

der Fachhochschulen wird stärker, und<br />

in vielen Fällen bieten Kooperationen mit<br />

benachbarten Universitäten bereits heute ein<br />

unbürokratischeres Promotionsverfahren für<br />

FH-Absolventen.<br />

20


„Geschichte der staatlichen<br />

Fachhochschulen und ihrer<br />

Vorgängerinnen in Hamburg<br />

und Schleswig-Holstein“<br />

Start des „Bologna-Prozesses“, Schaffung eines einheitlichen Europäischen<br />

Hochschulraums, Einführung eines zweistufigen Systems berufsqualifizierender<br />

Studienabschlüsse (Bachelorgrad nach einer Regelstudienzeit von 6 bis 8<br />

Semestern und Mastergrad nach 2 bis 4 Semestern), die durchgängige Etablierung<br />

des European Credit Transfer System (ECTS) mit dem Ziel einer fortlaufenden<br />

Qualitätssicherung im Hochschulbereich.<br />

1999<br />

1750<br />

1760<br />

1770<br />

1780<br />

1790<br />

1800<br />

1810<br />

1820<br />

1830<br />

1840<br />

1850<br />

1860<br />

1870<br />

1880<br />

1767<br />

Hochschule für bildende<br />

Künste Hamburg<br />

1808<br />

Seefahrtschule Lübeck<br />

Hochschule<br />

für Musik<br />

und<br />

Theater<br />

Hamburg<br />

Staatliche<br />

Ingenieurschule<br />

Kiel<br />

Gründung der<br />

staatlichen Fachhochschule<br />

Hamburg<br />

Staatliche<br />

Ingenieurschule<br />

Flensburg<br />

1965<br />

Gründung der<br />

Fachhochschule für<br />

Verwaltung und<br />

Dienstleistung<br />

Altenholz<br />

1975<br />

Gründung der Muthesius<br />

Kunsthochschule Kiel<br />

2005<br />

Norddeutsche<br />

Akademie für<br />

Finanzen und<br />

Steuerrecht Hamburg<br />

Umbenennung<br />

in Technische<br />

Hochschule<br />

Lübeck<br />

2<strong>01</strong>8<br />

1890<br />

1900<br />

1910<br />

1920<br />

1930<br />

1940<br />

1950<br />

1960<br />

1970<br />

1980<br />

1990<br />

2000<br />

2<strong>01</strong>0<br />

2020<br />

1886<br />

Königliche Seedampf-<br />

Maschinistenschule Flensburg<br />

1969<br />

Gründung der staatlichen<br />

Fachhochschule Lübeck für<br />

Technik und Seefahrt<br />

Gründung der staatlichen<br />

Fachhochschule Flensburg<br />

1973 1993<br />

Umbenennung in<br />

Fachhochschule Lübeck<br />

Gründung der<br />

Musikhochschule Lübeck<br />

Gründung der staatlichen<br />

Fachhochschule Westküste in<br />

Heide<br />

20<strong>01</strong><br />

Umbenennung in Hochschule<br />

für Angewandte<br />

Wissenschaften HAW Hamburg<br />

2009<br />

Meistertitel qualifiziert für<br />

FH-Studium<br />

2<strong>01</strong>6<br />

Umbenennung in<br />

Hochschule Flensburg<br />

2<strong>01</strong>3<br />

Akademie der Polizei in<br />

Hamburg<br />

Gründung der staatlichen<br />

22<br />

Fachhochschule Kiel<br />

23


Flensburg, Kiel,<br />

Lübeck – Pioniere<br />

im Wandel der Zeit<br />

An der TH Lübeck<br />

zur interdisziplinär<br />

denkenden Architektin<br />

… im Studium<br />

Architektur.<br />

<strong>2<strong>01</strong>9</strong> beginnt die Phase der Jubiläen westdeutscher<br />

Fachhochschulen. Die ersten Korken<br />

knallen im Norden, denn den Anfang<br />

machen die drei FH-Nordlichter in Flensburg,<br />

Kiel und Lübeck, gefolgt von der Fachhochschule<br />

Hamburg, die im Februar 1970 gegründet<br />

wurde und folglich im Frühjahr 2020 ihren<br />

Fünfzigsten feiern wird. Alle drei Gründungshochschulen<br />

blicken jeweils auf eine bewegte<br />

Geschichte zurück, haben eigenständig den<br />

Sprung in die Moderne geschafft und blicken<br />

gut aufgestellt in die Zukunft!<br />

Die Technische Hochschule Lübeck<br />

(TH Lübeck)<br />

… damals: Die Technische Hochschule Lübeck<br />

hat ihre Wurzeln in der Navigationsschule von<br />

1808, der späteren Seefahrtschule Lübeck.<br />

1961 wurde sie in die Staatliche Ingenieurschule<br />

Lübeck überführt und begann 1962<br />

ihren Lehrbetrieb für Maschinenbau, Elektrotechnik<br />

und Physikalische Technik. 1969 wurden<br />

diese Ingenieurschulen zur Staatlichen<br />

Fachhochschule Lübeck für Technik und Seefahrt<br />

zusammengelegt, die seitdem als erste<br />

„Staatliche Fachhochschule“ der Moderne<br />

gilt. Am 1. September 2<strong>01</strong>8 wurde die Fachhochschule<br />

Lübeck in Technische Hochschule<br />

Lübeck umbenannt.<br />

… heute: An der TH Lübeck sind rund 4.700<br />

Studierende in 20 Bachelor- und 13 Masterstudiengängen<br />

immatrikuliert. Das inhaltliche<br />

Profil wird durch die Fachbereiche Angewandte<br />

Naturwissenschaften, Bauwesen, Elektrotechnik<br />

und Informatik sowie Maschinenbau und Wirtschaft<br />

geprägt. Eine Besonderheit liegt in der<br />

Nähe zur benachbarten Universität und zum<br />

UKSH. Daraus resultiert auch ein hoher Grad<br />

an interdisziplinären Veranstaltungen und<br />

eine internationale Studienatmosphäre.<br />

Die Hochschule Flensburg<br />

(HS Flensburg)<br />

… damals: Die Hochschule Flensburg wurde<br />

1877 als Navigationsschule gegründet und<br />

1886 als Königliche Seedampf-Maschinistenschule<br />

benannt. 1969 erhielt sie den Status<br />

einer Staatlichen Fachhochschule für Technik.<br />

Bis 1975 stand die Ausbildung von Ingenieuren<br />

in der Schiffsbetriebstechnik sowie von Nautikern<br />

im Vordergrund. Das Maritime Zentrum<br />

auf dem Flensburger Campus ist heute landesweit<br />

die einzige Ausbildungsstätte dieser<br />

Art. Nach der Erweiterung in den 1970er<br />

Jahren wurden Elektrotechnik und Informatik<br />

angeboten, später kamen weitere Fächer<br />

hinzu. Am 1. Mai 2<strong>01</strong>6 wurde die Fachhochschule<br />

Flensburg in Hochschule Flensburg<br />

umbenannt.<br />

… heute: An der Hochschule Flensburg<br />

studieren rund 4.000 Studierende in zehn<br />

Bachelor- und zehn Masterstudiengängen.<br />

Das inhaltliche Profil ist in fünf Fachbereichen<br />

organisiert: Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

und Maritime Technologien, Energie und Biotechnologie,<br />

Information und Kommunikation<br />

sowie Wirtschaft. Eine Besonderheit: Moderne<br />

Ausstattung und einzigartige Studiengänge<br />

locken Studierende an die nördlichste Hochschule<br />

Deutschlands. Der von Natur umgebene<br />

Campus auf dem Flensburger Sandberg wird mit<br />

der benachbarten Europa-Universität geteilt.<br />

Die Fachhochschule Kiel (FH Kiel)<br />

… damals: Die Fachhochschule Kiel wurde 1969<br />

aus mehreren staatlichen Ingenieurschulen und<br />

Fachschulen zusammengelegt und befindet sich<br />

seit 1998 auf einem Campus im Kieler Stadtteil<br />

An der FH Kiel zum<br />

praxiserfahrenen IT-<br />

Spezialisten … im Studium<br />

Medieningenieur/in.<br />

Neumühlen-Dietrichsdorf (mit Ausnahme der<br />

Agrarwirtschaft mit Sitz in Osterrönfeld).<br />

… heute: An der FH Kiel studieren rund 7.800<br />

Studierende in 37 Bachelor- und Masterstudiengängen.<br />

Das inhaltliche Profil ist in sechs<br />

Fachbereiche gegliedert: Agrarwirtschaft,<br />

Informatik und Elektrotechnik, Maschinenwesen,<br />

Medien und Bauwesen, Soziale Arbeit und<br />

Gesundheit, Wirtschaft. Besonderheiten der<br />

FH Kiel: Als größte Fachhochschule und zweitgrößte<br />

Hochschule des Landes Schleswig-<br />

Holstein haben Studierende die Auswahl<br />

aus einem breiten Studienangebot. Fremdsprachige<br />

Fachveranstaltungen sowie ein<br />

Studierendenaustausch mit über 100 Hochschulen<br />

in mehr als 40 Ländern verleihen<br />

der FH Kiel eine ausgeprägte Internationalität<br />

und eine hohe Verzahnung mit der<br />

regionalen Wirtschaft.<br />

FH, TH, HS oder HAW?<br />

Die Geschichte vieler Fachhochschulen ist<br />

interessant und facettenreich. Von den Gründungen<br />

königlicher und kaiserlicher Marineund<br />

Maschinistenschulen über die Ingenieur-,<br />

Kunst- und Gewerbeschulen bis hin zu staatlichen<br />

Fachhochschulen erstreckt sich ein<br />

Zeitraum von über 200 Jahren. Trotz gestiegener<br />

Anerkennung und Aufwertung der Studienabschlüsse<br />

versuchen Fachhochschulen<br />

bis heute das Etikett der 1970er Jahre abzuschütteln,<br />

FHs seien „nur“ technische Berufsakademien<br />

und böten Absolventen schlechtere<br />

Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Das<br />

Gegenteil ist der Fall!<br />

Die anfangs mehrheitlich ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiengänge sind einer Vielzahl<br />

von Studienangeboten gewichen, die für alle<br />

Zukunftsbranchen qualifizieren: Biomedizintechnik,<br />

Applied Bio and Food Sciences, eHealth,<br />

Offshore-Anlagentechnik, Multimedia<br />

Productions, Regulatory Affairs … sind nur<br />

einige Beispiele aus dem üppigen Angebot<br />

der drei Gründungsfachhochschulen.<br />

Ist vor diesem Hintergrund der Name "Fachhochschule"<br />

noch zeitgemäß? Deutsche Fachhochschulen<br />

bezeichnen sich heutzutage<br />

lieber als „Hochschule für Angewandte Wissenschaften“<br />

bzw. als „University of Applied<br />

Sciences“ und möchten sich damit ein moderneres<br />

Image geben. Selbst das offizielle<br />

Jubiläumsmotto lautet „50 Jahre HAW“ und<br />

akzeptiert den darin verborgenen Anachronismus.<br />

Die erste formelle Umbenennung im<br />

Norden wurde aus Hamburg gemeldet. Aus der<br />

FH Hamburg wurde 20<strong>01</strong> die Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg.<br />

Die Flensburger zogen 15 Jahre später nach,<br />

strichen das „Fach“ aus dem Namen und heißen<br />

seit 2<strong>01</strong>6 „Hochschule Flensburg“. Jüngstes<br />

Mitglied im neuen Namensgewand ist die<br />

älteste FH Deutschlands. Aus der FH Lübeck<br />

wurde 2<strong>01</strong>8 die Technische Hochschule TH<br />

Lübeck. Nur die FH Kiel steht noch zu ihrem<br />

50-jährigen Namen und verschafft sich damit<br />

eventuell bald ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.<br />

Traditionen sind wichtig, aber Fachhochschulen<br />

denken anwendungsorientiert.<br />

Das liegt in ihrer DNA. Egal wie sie heißen.<br />

Herzlichen Glückwunsch. Auf die nächsten<br />

Fünfzig!<br />

24<br />

25


Text Christian Dorbandt<br />

Foto Sebastian Weimar<br />

„Wissenschaft lebt von Begegnung!“<br />

Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck,<br />

im Gespräch mit <strong>CAMPUS</strong>-Redakteur Chris<br />

Die Präsidentin der TH Lübeck heißt Muriel Kim Helbig. Geboren in<br />

Washington, D.C. wuchs sie in den USA, im Libanon und in Deutschland<br />

auf, absolvierte an der Universität Potsdam ein Studium der Psychologie,<br />

erlebte Forschungsaufenthalte in Palermo, Los Angeles und Haifa und<br />

promovierte 2006 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Ihre<br />

beruflichen Stationen führten sie im Bereich Wissenschaftsmanagement an<br />

die Bauhaus-Universität Weimar, wo sie von 2009 bis 2<strong>01</strong>4 als Dezernentin<br />

für Internationale Beziehungen tätig war. Im Interview verrät die<br />

44-jährige Psychologin, warum sich ein Studium an der TH Lübeck lohnt.<br />

Hallo, Frau Dr. Helbig. Von Washington,<br />

D.C. bis nach Lübeck – um ihren Lebenslauf<br />

nachzuverfolgen, braucht man eine<br />

Weltkarte. Sind Sie eine global denkende<br />

Präsidentin?<br />

Ja, ich glaube, dass Wissenschaft nur international<br />

gedacht werden kann. In meiner<br />

Doktor arbeit drehte es sich um den Zusammenhalt<br />

und das Zusammenwirken von Gruppen<br />

und Kulturen. Sich über Grenzen hinweg<br />

auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln,<br />

verstehe ich als wissenschaftliches Grundprinzip.<br />

Zur Präsidentin sind Sie berufen worden,<br />

eingeschrieben haben Sie sich 1995 für<br />

den Studiengang Psychologie? Wie haben<br />

Sie sich beruflich orientiert?<br />

Ich habe mich früh mit der Arbeitswelt<br />

beschäftigt und mir bereits als Schülerin mit<br />

Babysitting, Gartenarbeit<br />

und als Tierarzthelferin<br />

etwas dazuverdient. Mein<br />

erster Berufswunsch war,<br />

Kleintierärztin zu werden.<br />

Das erschien mir<br />

nach meiner praktischen<br />

Erfahrung zu statisch. Auch während des<br />

Studiums habe ich mich weiter ausprobiert,<br />

beispielsweise als Segellehrerin oder bei einer<br />

Lokalzeitung. Die praktischen Erfahrungen<br />

haben mir geholfen, Berufsoptionen auszuschließen.<br />

Letztlich entschied ich mich für<br />

ein Studium der Psychologie, weil ich neugierig<br />

war und mich das Verhalten von Menschen<br />

besonders interessiert.<br />

Was ist der Markenkern der TH Lübeck?<br />

Warum sollten sich Studieninteressierte<br />

für Ihre Angebote entscheiden?<br />

Wir bedienen mit unseren Bachelor- und Mas-<br />

„Von Lübeck aus<br />

können Studierende<br />

in viele Richtungen<br />

schauen.“<br />

terstudiengänge in vier Fachbereichen ein<br />

breites Spektrum angewandter Wissenschaften<br />

und bieten einen intensiven Praxisbezug.<br />

Mit der Nähe zur Universität, zum Universitätsklinikum<br />

sowie zu vielen Forschungseinrichtungen<br />

genießen unsere Studierenden darüber<br />

hinaus ein einzigartiges Campus- Erlebnis<br />

und einen hohen Grad an Interdisziplinarität.<br />

Viele nahegelegene Unternehmen halten ihre<br />

Türen für uns offen und heißen Studierende<br />

willkommen. Die Schnittmenge aus Inhalten<br />

und Location bestimmt den besonderen<br />

Charme der Technischen Hochschule Lübeck.<br />

Von Lübeck aus können Studierende in viele<br />

Richtungen schauen.<br />

Welche Projekte und Ziele verfolgt die TH<br />

Lübeck in den kommenden Jahren?<br />

Wir möchten bis 2030 unser inhaltliches<br />

Profil halten, die Studienangebote kontinuierlich<br />

weiterentwickeln<br />

und noch mehr<br />

Studierende nach Lübeck<br />

locken. Momentan kann<br />

der Bedarf an gut ausgebildeten<br />

Fachkräften<br />

noch nicht ausreichend<br />

gedeckt werden. Im Bereich Forschung und<br />

Wissenstransfer sind wir bereits gut aufgestellt.<br />

Zukünftig werden wir uns noch stärker<br />

mit digitaler Lehre und Internationalisierung<br />

beschäftigen. Ansonsten wünsche ich mir,<br />

dass wir den schönen Campus noch viel stärker<br />

als Kontaktort nutzen. Wissenschaft lebt<br />

von Begegnung und Austausch und funktioniert<br />

nicht, wenn alle nach den Veranstaltungen<br />

nach Hause fahren. Wir brauchen zusätzliche<br />

Räume, um uns zu vernetzen, und von<br />

mir aus auch Hängematten, damit man sich<br />

zwischen den Kursen auch auf dem Campus<br />

entspannen kann.<br />

Aktuell demonstrieren Woche für Woche<br />

Tausende junger Menschen für einen radikalen<br />

Klimaschutz. Hat die TH Lübeck<br />

„schnelle Lösungen“ im Angebot?<br />

Hochschulen sind keine Orte für schnelle,<br />

sondern für durchdachte Lösungen! Obwohl<br />

ich die Bewegung ‚Fridays for Future’ inhaltlich<br />

unterstütze, benötigt das Thema meines<br />

Erachtens den nächsten Schritt, um sich<br />

nicht zu erschöpfen. Ich freue mich über den<br />

Schulterschluss mit der Wissenschaft und<br />

begrüße daher die Bewegung ‚Scientists for<br />

Future’. Der Beitrag, den wir als Technische<br />

Hochschule zum Klimaschutz leisten können,<br />

besteht in unseren Lehr- und Forschungsangeboten.<br />

Alle Fachbereiche beschäftigen sich<br />

mit Umweltthemen.<br />

Das große Jubiläum steht vor der Tür: 50<br />

Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.<br />

Wird ordentlich gefeiert?<br />

Ja, und darauf freuen wir uns. Im August 1969<br />

gehörte Lübeck zu den ersten Fachhochschulstandorten<br />

Deutschlands. Vom 13. bis zum 15.<br />

Juni würdigen, feiern und präsentieren wir<br />

dieses erfolgreiche Hochschulmodell. Unter<br />

der Schirmherrschaft von Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier und in Kooperation<br />

mit zahlreichen Wissenschaftseinrichtungen in<br />

Deutschland haben wir ein buntes Programm<br />

zusammengestellt, mit Festveranstaltungen,<br />

Workshops und Tagungen zu zukunftsorientierter<br />

Forschung und Lehre. Den Abschluss bildet<br />

das öffentliche Campus-Festival „Hochschule<br />

zum Anfassen“ mit einem Bühnenprogramm,<br />

Straßenmusik, Food-Trucks, Science Slam und<br />

weiteren Events.<br />

26<br />

27


Nachhaltigkeit<br />

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ beschreibt sowohl ein gesellschaftspolitisches<br />

Konzept als auch ein Prinzip zum schonenden<br />

Umgang mit natürlichen Ressourcen. Nachhaltiges Wirtschaften<br />

bedeutet, dass Raubbau an der Natur vermieden wird und die<br />

Gesellschaft nicht über ihre Verhältnisse lebt. In der ursprünglichen<br />

Bedeutung findet der Begriff bei Umwelt- und Klimaschutzthemen<br />

Verwendung und meint, dass regenerative Ressourcen, zum<br />

Beispiel Pflanzen, nur soweit abgebaut und genutzt werden<br />

dürfen, dass sie Zeit haben, natürlich nachwachsen zu können.<br />

„Aus diesem Studium werde ich viel mitnehmen!“,<br />

meint Jan, Architekturstudent (B.A.)<br />

der TH Lübeck im siebten Semester. „Ich hätte<br />

nie gedacht, dass ich während eines Studiums<br />

so viele praktische Erfahrungen sammeln und<br />

Kontakte knüpfen kann! Ein vages Interesse<br />

am Bauen hat sich an der Technischen Hochschule<br />

Lübeck zu einem leidenschaftlichen<br />

Berufsziel entwickelt.“<br />

„Kilowattstunde x Euro + Menschen!“<br />

Nachhaltiges Studieren an der TH Lübeck am<br />

Beispiel des Studienprojekts „Solar Decathlon“<br />

Dass es die Vokabel „Nachhaltigkeit“ (engl.: „Sustainability“)<br />

noch nicht zum Wort des Jahres geschafft hat, ist unerklärlich. Ob<br />

Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Ernährung, Gesundheit<br />

oder Bildung – nachhaltiges Handeln ist das Gebot der Stunde und<br />

fordert zukunftsfähige Lösungen in allen Lebensbereichen. Auch die<br />

Technische Hochschule Lübeck beschäftigt sich mit diesem Thema,<br />

sowohl fachlich als auch methodisch. Zum Beispiel im Studienprojekt<br />

„Solar Decathlon“. Studierende profitieren davon … nachhaltig.<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar,<br />

TH Lübeck<br />

Verstehen, anwenden,<br />

weiterdenken<br />

Nachhaltiges Studieren bedeutet, in alle<br />

Richtungen zu blicken, interdisziplinär zu<br />

arbeiten, morgen zu wissen, was gestern Studieninhalt<br />

war, und sich motiviert zu fühlen,<br />

die Welt dauerhaft zu verbessern. Wie schafft<br />

man das? Zum Beispiel, indem man Studierende<br />

intensiv betreut und sie in praktische<br />

Projekte einbindet.<br />

Heiner Lippe, Professor für Architektur an der<br />

TH Lübeck, hat dafür ein Händchen. Seine<br />

Seminare und Exkursionen sind bekannt für<br />

ihre nachhaltigen Effekte. „Unser aktuelles<br />

Architekturprojekt ‚Solar Decathlon’, erzählt<br />

der weitgereiste Diplom-Architekt, „ermöglicht<br />

Studierenden aus sechs unterschiedlichen Studiengängen<br />

eine aktive Beteiligung: Architektur,<br />

Städtebau und Ortsplanung, Energie- und<br />

Gebäudeingenieurwesen, Umweltingenieurwesen<br />

und –management, Physikalische<br />

Technik sowie Informationstechnologie und<br />

Design. Der Wettbewerb wird in zehn Kategorien<br />

bewertet: Architektur, Konstruktion,<br />

Marktfähigkeit, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Nachhaltigkeit, Innovation,<br />

Haushaltsgeräte, Home Entertainment,<br />

Interkultureller Workshop in Rabat, (oben), Erfahrungen im Studium<br />

anwenden (Student Jan im Bild unten), Professor für Architektur Heiner<br />

Lippe (linke Seite).<br />

28<br />

29


Drei Hochschulen, eine Gemeinschaft!<br />

Das Solar-Decathlon-Team aus Lübeck,<br />

Rabat und Dakar.<br />

Komfort und Energiesteuerung. Die Studierenden<br />

arbeiten interdisziplinär in entsprechenden<br />

Arbeitsgruppen und beschäftigen<br />

sich mit allen Facetten des Hausbau-Projekts.<br />

Selbst die Fördermittel für die Finanzierung<br />

des gesamten Projekts werden von Studierenden<br />

organisiert und beantragt. Sogar ein Studierender<br />

der Musikhochschule Lübeck nimmt<br />

teil und unterstützt uns mit dem Sounddesign<br />

der Präsentationen. Am Ende des Wettbewerbs<br />

wird unser internationales Team in Marrakesch<br />

ein Haus präsentieren, in dem Wasser aus dem<br />

Hahn kommt, die Dusche läuft, der Fernseher<br />

flimmert und jeder Lichtschalter funktioniert,<br />

alles auf Basis von Solarstrom.“<br />

Solar Decathlon Africa <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />

Der „Solar Decathlon Africa <strong>2<strong>01</strong>9</strong>“ ist ein Architekturwettbewerb, der die<br />

Aspekte Nachhaltigkeit, Innovation und Forschung betont. Nach dem Vorbild<br />

des US-amerikanischen Solar Decathlons sind 20 internationale Hochschulteams<br />

aufgefordert, einen Häusertyp zu planen, zu konstruieren und zu bauen, der<br />

afrikanische Bau-Traditionen berücksichtigt und dessen Energiebedarf ausschließlich<br />

von selbst produziertem Solarstrom gedeckt wird. Der zweiwöchige Wettbewerb<br />

findet im September <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Ben Guerir statt, 90 Kilometer nördlich von<br />

Marrakesch. Gastgeber ist das marokkanische Energieministerium. Gewinner des<br />

Wettbewerbs ist das Team, das in 10 Kategorien die meisten Punkte erzielt.<br />

Interdisziplinär,<br />

international, interkulturell<br />

Besonders lehrreich ist die Zusammenarbeit<br />

mit den afrikanischen Teamkollegen. „Unser<br />

Wettbewerbsteam besteht aus deutschen,<br />

marokkanischen und senegalesischen Studierenden“,<br />

erklärt Architekturstudentin Annika.<br />

„Zur Planung und Vorbereitung treffen wir uns<br />

seit einem Jahr regelmäßig zu Workshops an<br />

unserer Partner- Universität im marokkanischen<br />

Rabat. Dort diskutieren und entwerfen<br />

wir, lernen Land und Leute kennen und stellen<br />

zum Teil auch unterschiedliche Sichtweisen<br />

fest. Die Eindrücke und Erkenntnisse haben<br />

mich im Umgang mit anderen Kulturen nachhaltig<br />

sensibilisiert. Auf diese Erfahrungen<br />

werde ich später als Architektin zurückgreifen.<br />

Die Lerneffekte sind enorm!“<br />

Freut sich auf den<br />

Wettbewerb in Marokko:<br />

Architekturstudentin<br />

Annika.<br />

Genau solche Effekte verspricht sich Professor<br />

Lippe von den Projekten: „Als Dozenten haben<br />

wir nicht nur eine fachliche, sondern auch eine<br />

ethische und gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Wenn wir über energieeffizientes Bauen sprechen,<br />

geht es nicht nur um Kilowattstunden<br />

mal Euro, sondern um Kilowattstunden mal<br />

Euro … plus Menschen! Deshalb fordere ich<br />

Studierende auf, über den Tellerrand zu blicken.<br />

Wenn wir durch Marokko reisen, schauen<br />

wir uns nicht nur Bauwerke an, sondern erleben<br />

Gerüche und sehen, wie Menschen handeln,<br />

essen und wohnen. Um nachhaltige<br />

Lösungen zu schaffen, müssen wir in alle Richtungen<br />

blicken!“<br />

Die Technische Hochschule Lübeck<br />

Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften und ging 2<strong>01</strong>8 aus der FH Lübeck hervor. Die<br />

fachlichen Schwer punkte der Hochschule liegen in den Bereichen<br />

Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur. Mit rund<br />

130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet<br />

sie zurzeit über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere<br />

Besonderheiten: einzigartige Campus-Allianz mit Universität und<br />

Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissens- und Technologietransfer,<br />

internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.<br />

Bachelorstudiengänge<br />

• Angewandte Chemie<br />

• Architektur<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Biomedizintechnik<br />

• Elektrotechnik, Energiesysteme und<br />

Automation<br />

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />

• Energie- und Gebäudeingenieurwesen<br />

• Hörakustik<br />

• Informatik / Softwaretechnik<br />

• Informationstechnologie und Design<br />

• Maschinenbau<br />

• Medieninformatik (Online-Studium)<br />

• Physikalische Technik<br />

• Regenerative Energien (Online-Studium)<br />

• Umweltingenieurwesen und -management<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen (Online-Studium)<br />

Masterstudiengänge<br />

• Architektur<br />

• Angewandte Informationstechnik<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Biomedical Engineering<br />

• Environmental Engineering<br />

• Hörakustik und Audiologische Technik<br />

• Mechanical Engineering<br />

• Medieninformatik (Online-Studium)<br />

• Regulatory Affairs<br />

• Städtebau und Ortsplanung<br />

• Technische Biochemie<br />

• Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Spezielle Studienangebote<br />

Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“<br />

Das Studium mit integrierter Lehre verbindet<br />

eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium<br />

an der TH Lübeck. Die vollständige<br />

Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf<br />

www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum<br />

Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen<br />

gewählt werden:<br />

• Bauingenieurwesen<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />

Automation<br />

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />

• Informatik / Softwaretechnik<br />

• Maschinenbau<br />

Internationale Doppelabschlüsse<br />

Im Double Degree Program führen die internationalen<br />

Studiengänge Elektrotechnik (ISE),<br />

Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau<br />

(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem<br />

Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem<br />

Bachelor of Science der Partnerhochschule<br />

Milwaukee School of Engineering (MSOE),<br />

Wisconsin, USA.<br />

Technische Hochschule Lübeck<br />

Mönkhofer Weg 239<br />

23562 Lübeck<br />

T. +49 (0) 451-300 6<br />

F. +49 (0) 451-300 5100<br />

kontakt@th-luebeck.de<br />

www.th-luebeck.de<br />

30<br />

31


Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar<br />

Die „Early-Bird-Phase“ an<br />

der Hochschule Flensburg<br />

Die Hochschule Flensburg bereitet Studieninteressierte und<br />

Neustudierende intensiv auf das Hochschulstudium vor<br />

Wer studieren will, braucht einen hochschulberechtigenden Schuloder<br />

Bildungsabschluss, einen Studienplatz, ein Dach über dem Kopf,<br />

Motivation, einen Finanzplan und gute Kontakte zu Kommilitonen.<br />

Was man nicht brauchen kann, sind Ängste, Unwissenheit oder<br />

das Gefühl, nicht dazuzugehören. Um Studieninteressierten und<br />

Studienanfängern einen optimalen Start zu ermöglichen, bietet die<br />

Hochschule Flensburg Orientierung, Beratung und Betreuung. Die<br />

neuen Studierenden profitieren davon und nehmen die Angebote<br />

begeistert an. Zu Beginn des Sommersemesters <strong>2<strong>01</strong>9</strong> macht <strong>ME2BE</strong>-<br />

Redakteur Chris den „Studi-Startcheck“ an der Flensburger Förde.<br />

Üben fürs Studium – im Mathe-Vorkurs bei<br />

Diplom-Mathematikerin Heike Witt (oben).<br />

„Durch den Mathe-<br />

Vorkurs weiß ich,<br />

wo ich stehe!“<br />

Lennhard und Christopher sind zwei von 200<br />

Studienanfängern, die zum Sommersemester<br />

<strong>2<strong>01</strong>9</strong> ihr Studium an der Hochschule Flensburg<br />

beginnen. Die Pflichtveranstaltungen<br />

beginnen am 18. März. Zwei Wochen früher,<br />

bevor das Semester richtig losgeht, sitzen die<br />

beiden 23-Jährigen bereits in einem Seminarraum<br />

auf dem Campus und beschäftigen sich<br />

mit Mathe-Übungsaufgaben. Um herauszufinden,<br />

welches Matheniveau im Studium der<br />

Betriebswirtschaft auf sie zukommt, haben sie<br />

sich für den „Mathe-Vorkurs“ im Fachbereich<br />

Wirtschaft angemeldet. Sie befinden sich in<br />

der „Early-Bird-Phase“, wie es die Hochschule<br />

selbst tituliert!<br />

Vorkurse für „Erstis“<br />

„Nach der Schule habe ich eine Friseurausbildung<br />

absolviert“, erzählt Lennhard<br />

aus Kronshagen, „um anschließend in den<br />

Salons meiner Eltern zu arbeiten. Im Laufe<br />

der Ausbildung habe ich den Ehrgeiz entwickelt,<br />

Betriebswirtschaft zu studieren, um die<br />

Geschäfte eventuell weiterführen zu können.<br />

Zweifel hatte ich allerdings, ob meine Grundkenntnisse<br />

in Mathe ausreichend sind. Als ich<br />

von dem Angebot eines zweiwöchigen Vorkur-<br />

ses hörte, hab ich mich sofort angemeldet.<br />

Jetzt weiß ich, wo ich stehe. Das Niveau ist<br />

natürlich um einiges höher als in der Berufsschule,<br />

aber meine Unsicherheit ist weg!“<br />

Die Vorkurse der Hochschule Flensburg richten<br />

sich an Erstsemesterstudierende der technischen<br />

und betriebswirtschaftlichen Studiengänge<br />

und werden für die Fächer Mathematik,<br />

Englisch und Programmieren angeboten.<br />

Lehrkraft Heike Witt beobachtet ein starkes<br />

Interesse an den Vorkursen. „Zwei Wochen<br />

lang können Studienanfängerinnen und<br />

-anfänger beispielsweise ihre Mathekenntnisse<br />

auffrischen“, fasst die Diplom-Mathematikerin<br />

zusammen. „Trotz der inhaltlichen<br />

‚Druckbetankung’ ist uns wichtig, den Studierenden<br />

das Thema ‚Nachhaltiges Lernen’ nahezubringen.<br />

Aus den allgemeinbildenden und<br />

beruflichen Schulen sind Schülerinnen und<br />

Schüler daran gewöhnt, nur für die nächste<br />

Klausur zu lernen und das erlernte Wissen<br />

anschließend zu vergessen. Das Studium<br />

erfordert ein Umdenken. Jedes Wissen wird<br />

benötigt, um es anzuwenden!“<br />

Für Christopher bietet der Vorkurs noch weitere<br />

Vorteile: „Neben den Übungen bietet<br />

Starten gut vorbereitet ins Studium:<br />

Christopher und Lennhard (rechts).<br />

32


„Vorkurse und Vorstudium sind äußerst hilfreiche<br />

Programme!“, findet Medien informatikstudent<br />

Muhialdeen.<br />

Unter dem Namen „CampusCompass“ präsentiert<br />

die Hochschule Flensburg vielfältige Angebote<br />

für Studieninteressierte, Studienanfänger und<br />

Studierende. Verantwortlich für den „Qualitätspakt<br />

Lehre“: Dr. Klaus von Stackelberg (unten).<br />

Leiterin des International Office: Janntje Böhlke-Itzen (links).<br />

Studierende helfen Studierenden, so wie die Tutoren<br />

Dana und Jan-Henrik (oben).<br />

sich hier eine gute Gelegenheit, andere Studierende<br />

kennenzulernen. Zur Seite stehen<br />

uns auch Tutorinnen und Tutoren aus höheren<br />

Semestern, die uns viele Fragen sowohl zur<br />

Betriebswirtschaft als auch zur Hochschule<br />

beantworten können.“<br />

Mentoring-Programm<br />

durch „Mentees“<br />

Aller Anfang ist schwer! Deshalb bietet die<br />

Hochschule Flensburg neben fachbezogenen<br />

Vorkursen zu jedem Semesterbeginn ein<br />

sogenanntes „Mentoring-Programm“ an. Was<br />

steckt dahinter? „Bei diesem Angebot stehen<br />

bis zu 25 zu Mentorinnen und Mentoren –<br />

ausgebildete Studierende aus höheren Semestern<br />

(‚Mentees’) – den ‚Erstis’ zur Seite, um<br />

ihnen zu helfen, sich im Studienalltag und in<br />

der Stadt einzuleben“, erklärt Dr. Klaus von<br />

Stackelberg, Präsidiumsbeauftragter für Qualitätsmanagement.<br />

„Der Beginn eines Studiums<br />

wirft viele Fragen auf: Wo melde ich mich<br />

für die Veranstaltungen an? Was sind Module?<br />

Wie funktioniert die Mensa-Karte? Wie komme<br />

ich an ein Zimmer? Wie fahren die Busse?<br />

Wie erhalte ich Zugang zu Stud.IP, und wann<br />

findet eigentlich das Campus-Kino statt? Das<br />

Mentoring-Programm, zu dem sich alle Erstsemester<br />

anmelden können, wird hervorragend<br />

angenommen. Viele Mentorinnen und<br />

Mentoren haben ähnliche Unterstützung<br />

erhalten und geben diese Erfahrungen nun<br />

weiter. Wertvoller Nebeneffekt: Die Neuen<br />

kommen von der ersten Minute an in Kontakt<br />

mit anderen Studierenden und fühlen sich<br />

sofort mitgenommen.“<br />

Angebote zum<br />

Selbstmanagement<br />

Studieren bedeutet ‚nach Wissen streben’.<br />

Doch wie kann Studierende ihr erlerntes Wissen<br />

strukturiert präsentieren? Um auch ‚Social<br />

Skills’ wie Selbstorganisation und Kommunikationsfähigkeit<br />

zu trainieren, können Studierende<br />

verschiedene Workshop-Angebote<br />

der Hochschule Flensburg nutzen, um später<br />

als Tutoren, Mentoren oder als studentische<br />

Hilfskräfte tätig zu sein. Auch das Engagement<br />

im Allgemeinen Studierendenausschuss<br />

(AStA) im Studierendenparlament (StuPa)<br />

oder in einer Fachschaft eignet sich zur Weiterbildung<br />

neben dem Studium. In den auf<br />

Selbstmanagement ausgerichteten Workshops<br />

dreht sich alles um Kommunikation, Gruppe<br />

und Persönlichkeit, professionelle Rolle,<br />

Arbeits- und Lernorganisation.<br />

Vor- und Begleitstudium<br />

für Studierende mit<br />

Fluchthintergrund<br />

Wer als Studierender ein Auslandssemester<br />

anstrebt, aus dem Ausland nach Flensburg<br />

wechseln möchte oder sich als Geflüchteter<br />

für Studienangebote interessiert, ist im International<br />

Relations Department an der richtigen<br />

Adresse. „Wir kümmern uns um das ‚Incoming‚<br />

und ‚Outgoing’ vom und ins Ausland“,<br />

sagt Abteilungsleiterin Janntje Böhlke-Itzen.<br />

„Für Personen mit Fluchthintergrund bieten<br />

wir sowohl ein Vor- als auch ein Begleitstudium<br />

an. Im Vorstudium bereiten wir auf<br />

viele Anforderungen des Studiums vor. Neben<br />

Sprachkursen vermitteln wir Kenntnisse in<br />

Mathematik, Englisch, besprechen aber auch<br />

allgemeine Themen wie ‚politische und akademische<br />

Kultur’. Um kommunizieren zu können,<br />

benötigen wir nicht nur gute Sprachkenntnisse,<br />

sondern müssen auch verstehen,<br />

warum wir über bestimmte Witze lachen, wie<br />

das politische System Deutschlands funktioniert<br />

und weshalb wir in wissenschaftlichen<br />

Arbeiten nicht die Bild-Zeitung zitieren. Auch<br />

Fachsprachkenntnisse sind von großer Bedeutung<br />

und sollten nachhaltig angelegt sein.<br />

Das Wort ‚Drehmoment’ wird im B2-Sprachkurs<br />

für Geflüchtete nicht erklärt, taucht aber in<br />

der Mechanik-Vorlesung auf. Deshalb bieten<br />

wir in einem Begleitstudium während der Studienzeit<br />

Kurse an, die sich mit Fachbegriffen<br />

und -texten beschäftigen.“<br />

Gelungener Start<br />

ins Studium<br />

Bevor die Studienanfänger, auch ‚Erstis’<br />

genannt, in ihr Studium starten, können sie<br />

an der Hochschule Flensburg viele Beratungs-,<br />

Informations- und Betreuungsangebote in<br />

Anspruch nehmen. Wer Fragen hat, sollte<br />

„Aus den<br />

allgemeinbildenden<br />

und beruflichen<br />

Schulen sind<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler daran<br />

gewöhnt, nur für<br />

die nächste Klausur<br />

zu lernen und das<br />

erlernte Wissen<br />

anschließend zu<br />

vergessen. Das<br />

Studium erfordert<br />

ein Umdenken.“<br />

nicht zögern, sie zu stellen. Auf dem Campus<br />

wimmelt es vor auskunftsfreudigen Menschen!<br />

Jeder hat die Möglichkeit, sein Grundwissen<br />

in Vorkursen aufzufrischen, Tipps von Tutorinnen<br />

und Tutoren einzuholen, am Mentoring-Programm<br />

teilzunehmen und von Beginn<br />

an zu lernen, sich selbst zu organisieren. Ob<br />

Studienauswahl, Bewerbung, Prüfungsordnung,<br />

Stundenplan, Modulplan, AStA, StuPa,<br />

E-Learning-Zugang, Studentenwerk, Finanzen,<br />

BAföG, Wohnung, Auslands semester, Busfahrpläne,<br />

Sprachkurse, Studierendenjobs, Stipendienberatung,<br />

Campus-Führung oder Sportund<br />

Freizeitmöglichkeiten … zu jedem Thema<br />

können die Studierende Auskunft erhalten!<br />

Und das ist nicht alles. Zu jedem offiziellen<br />

Veranstaltungsbeginn lädt die Hochschule<br />

Flensburg zur sogenannten “TOP-Woche” ein,<br />

einer traditionellen Erstsemester-Orientierungs-Phase.<br />

Alle Fragen geklärt? Dann kann<br />

man von einem gelungenen Start sprechen!<br />

34<br />

35


„Oft sind Schüler<br />

erstaunt und sagen:<br />

Ich wusste gar<br />

nicht, dass man<br />

Technik so kreativ<br />

gestalten kann!“<br />

Nicht nur ‚richtig’ oder ‚falsch’!<br />

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franka Heers präsentiert das FabLab<br />

„Ideenreich" der Hochschule Flensburg als außerschulischen Lernort<br />

Franka Heers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule<br />

Flensburg und verantwortlich für das didaktisierte FabLab „Ideenreich”.<br />

Mithilfe ihrer Konzepte gelangen Schülerinnen und Schüler zum<br />

ersten Mal in Kontakt mit angewandter Wissenschaft. Sie selbst hat<br />

Maschinenbau (B.Eng.) und Systemtechnik (M.Eng.) an der Hochschule<br />

Flensburg sowie Berufliche Pädagogik (M.Ed.) an der benachbarten<br />

Europa-Universität studiert. Im Gespräch berichtet die Ingenieurin<br />

und Pädagogin, welche Ziele sie mit ihren Projekten verfolgt und<br />

warum sie an ein wachsendes Technikinteresse von Frauen glaubt.<br />

<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong>: Hallo, Franka. Wir stehen<br />

im FabLab der Hochschule Flensburg. Was<br />

genau ist das?<br />

Franke Heers: Das FabLab ‚Ideenreich’ ist ein<br />

Labor und eine technische Begegnungsstätte<br />

auf dem Campus. Genutzt wird es von Studierenden<br />

unserer technischen Studiengänge,<br />

zum Beispiel Maschinenbau oder Systemtechnik.<br />

Zu festgelegten Zeiten haben aber<br />

auch alle anderen Studierenden sowie Schülerinnen<br />

und Schüler aus Flensburg Zugang.<br />

Hier gibt es 3D-Drucker, einen Laser-Cutter,<br />

eine Standbohrmaschine, eine Lötstation und<br />

viele Werkplätze. An extra dafür ausgestatteten<br />

PC-Arbeitsplätzen können wir unsere<br />

Ideen in druckbare Modelle umwandeln und<br />

sie anschließend ausdrucken. Auch Start-Up-<br />

Unternehmen können hier ihre Prototypen<br />

entwickeln.<br />

Du bist verantwortlich für das ‚didaktisierte’<br />

FabLab. Was steckt dahinter?<br />

Meine Aufgabe ist es, der Öffentlichkeit das<br />

FabLab als außerschulischen Lernort zugänglich<br />

zu machen. Dafür laden wir Schulklassen<br />

ein, entwickeln interessante Lernkonzepte,<br />

organisieren thematische Workshops oder veranstalten<br />

‚Innovation Camps’ über mehrere Tage.<br />

Welche Ziele und Zielgruppen sind mit dem<br />

Konzept verbunden?<br />

Unsere Zielgruppen sind Schülerinnen und<br />

Schüler aller Schulformen und Jahrgangsstufen.<br />

Aber auch andere Gruppen oder Vereine können<br />

sich bei uns melden. Unsere Ziele sind,<br />

das FabLab als außerschulischen Lernort zu<br />

etablieren, die MINT-Förderung vom Kindesalter<br />

bis in die Hochschule zu stärken, die<br />

Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen<br />

zu intensivieren und über Berufs- und<br />

Studienmöglichkeiten zu informieren.<br />

Fünfte Klasse? Ist das nicht etwas früh für<br />

komplexe Technik?<br />

Nein, das ist kein Problem. Alles, was wir<br />

an Technik anbieten, ist niederschwellig<br />

und leicht zugänglich, sodass der Einstieg<br />

gut funktioniert. Schülerinnen und Schüler<br />

der fünften Klassen konstruieren bereits<br />

ihre Modelle am Computer und starten ihre<br />

3D-Drucke selbst. Das macht ihnen großen<br />

Spaß.<br />

Wie erleben Schüler diese technischen<br />

Innovationen im FabLab?<br />

Oft sind Schüler erstaunt und sagen: „Ich<br />

wusste gar nicht, dass man Technik so kreativ<br />

gestalten kann!“ Meiner Meinung nach<br />

wird Technik in der Schule oft so vermittelt,<br />

als gäbe es immer ein ‚richtig’ oder ‚falsch’.<br />

Davon wollen wir weg. Wir orientieren uns<br />

an der sogenannten ‚Maker-Szene’ und der<br />

‚Do-It-Yourself-Bewegung’. Nicht alles wegschmeißen,<br />

sondern Ersatzteile ausdrucken,<br />

etwas reparieren und Ressourcen sparen. Dieses<br />

Denken kommt bei Schülern gut an.<br />

Weckt das FabLab auch das Technikinteresse<br />

bei Schülerinnen?<br />

Ja, auf jeden Fall! Wir stellen fest, dass Frauen<br />

Technik vor allem dann interessant finden,<br />

wenn es mit dem Thema Kreativität kombiniert<br />

wird. In Kürze veranstalten wir deshalb<br />

‚Design Days’, die sich speziell an Schülerinnen<br />

aus Oberstufenklassen richten. Mit<br />

ihnen wollen wir moderne Produktionstechniken<br />

nutzen, um Schmuck und Designs herzustellen.<br />

Das klingt erst mal nach Klischee,<br />

soll aber verdeutlichen, dass man Technikinteresse<br />

nicht nur beim Herumschrauben an<br />

Autos ausleben kann!<br />

Bist du selbst von der Maker­Szene<br />

infiziert?<br />

Definitiv. Ich merke, wie ich da langsam hineinwachse.<br />

Mir gefällt sowohl der Nachhaltigkeitsaspekt<br />

als auch der Community-Trend,<br />

dass man nicht alles wissen muss, sondern<br />

gegenseitig sein Wissen austauscht! Wenn<br />

ich an meine Studienzeit an der Hochschule<br />

Flensburg zurückdenke, kann ich nur sagen,<br />

dass ich sie von der ersten bis zur letzten<br />

Minute genossen habe. Aber das FabLab hätte<br />

ich mir damals schon gewünscht!<br />

36<br />

37


„Wofür schlägt dein Herz?“<br />

Im Gespräch mit Studienberater Marc Laatzke über Planung,<br />

Motivation und Beratung vor und während des Studiums<br />

Marc Laatzke ist Studienberater der Hochschule Flensburg und informiert<br />

Studieninteressierte und Studierende über ihre vielfältigen Möglichkeiten<br />

vor, während und nach dem Studium. Er selbst fand spät den Weg ins<br />

Studium – BWL mit Schwerpunkt Human Resource Management an der<br />

Hochschule Flensburg – und weiß, welche Stolpersteine ein Studium<br />

erschweren können. Im Interview verrät der erfahrene „Studiencoach“,<br />

welche Denkfehler einige Schülerinnen und Schüler machen und warum<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr eine gute Studienvorbereitung sein kann!<br />

<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong>: Moin, Herr Laatzke. Dürfen<br />

wir davon ausgehen, dass Sie als Studienberater<br />

alle Studiengänge der Hochschule<br />

Flensburg studiert haben, um über jedes<br />

Detail beraten zu können?<br />

Marc Laatzke: Das wäre eine zeitintensive<br />

Ausbildung! Ich verfüge zwar nur über den<br />

Bachelor in Betriebswirtschaft, beraten kann<br />

ich Sie trotzdem umfassend.<br />

Gut, das testen wir gleich mal. Wo kann ich<br />

mich zum Sommersemester in Maschinenbau<br />

einschreiben?<br />

Überhaupt nicht. Unser Studiengang<br />

Maschinen bau startet jedes Jahr im Wintersemester.<br />

Bis zum 15. Juli haben Sie Zeit, sich<br />

darauf zu bewerben.<br />

Test bestanden! Seit sechs Jahren beraten<br />

Sie Studieninteressierte und Studierende<br />

über ihre Möglichkeiten an der Hochschule<br />

Flensburg. Wie erleben Sie Schülerinnen<br />

und Schülern, die zu Ihnen kommen?<br />

Das lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten.<br />

Es gibt gut informierte und organisierte<br />

Schüler und solche, die Orientierung<br />

benötigen. Was ich grundsätzlich feststelle,<br />

ist, dass es Schulabgängern oft noch etwas an<br />

persönlicher Reife mangelt. Das ist auch völlig<br />

verständlich. Viele sind 18 oder 19 Jahre<br />

jung, verlassen zum ersten Mal das Elternhaus,<br />

sollen alles selbständig regeln und auch<br />

noch eigenverantwortlich studieren. Das sind<br />

so viele Aufgaben, da bleibt kaum Zeit, um<br />

sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.<br />

Wozu raten Sie in diesem Fall?<br />

Mit Schülerinnen und Schülern versuche ich<br />

gemeinsam herauszufinden, wo sie stehen<br />

und wo sie hinmöchten. Ich spreche mit<br />

ihnen ganz offen über<br />

die Möglichkeiten, nach<br />

der Schulzeit ein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr<br />

zu absolvieren oder ein<br />

Auslandspraktikum, ein<br />

‚Bufdi’ oder eine Ausbildung. Ich empfehle<br />

generell, ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln<br />

und Verantwortung für sich zu übernehmen.<br />

Sie müssen genau wissen, was sie<br />

studieren und was sie damit erreichen wollen!<br />

Wie können Schüler das herausfinden?<br />

Indem sie sich die klassischen Fragen beantworten:<br />

Über welche Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

verfüge ich? Welche Eigenschaften<br />

besitze ich? Wofür schlägt mein Herz? Welche<br />

Ziele kann ich daraus ableiten?<br />

Wenn sie sich dann – gut beraten – ins Studium<br />

stürzen … dürfen sie trotzdem noch<br />

die Studienberatung in Anspruch nehmen?<br />

Ja, selbstverständlich! Während des gesamten<br />

Studiums stehen unsere Türen offen. Wir<br />

beantworten jede Frage, man muss sie uns<br />

nur stellen! Wir klären Studierende darüber<br />

„Wir beantworten<br />

jede Frage, man muss<br />

sie uns nur stellen!“<br />

auf, ob und wann eine nicht bestandene<br />

Klausur wiederholt werden kann, wir machen<br />

eine ‚Unterbrechnungsberatung’, sodass man<br />

zusätzlich Zeit gewinnt, um Stoff nachzuholen,<br />

bis hin zu einer ‚Abbruchberatung’. Die<br />

Hochschule bietet außerdem eine psychosoziale<br />

Beratung an und fungiert als Ansprechpartner<br />

bei persönlichen<br />

und psychischen Problemen.<br />

Mit dem Programm<br />

‚CampusCareer’ verfügen<br />

wir über einen hochschuleigenen<br />

Karriere- Service,<br />

helfen bei der Vermittlung von Praktika,<br />

haben eine studentische Jobbörse und einen<br />

Bewerbungsmappencheck sowie einen ‚CampusCareer-Day’<br />

im November, an dem sich<br />

rund 30 Unternehmen mit ihren beruflichen<br />

Angeboten präsentieren.<br />

Letzte Frage: Wofür schlug Ihr Herz als<br />

Schüler?<br />

Als Schüler war ich musikbegeistert und<br />

wäre wahrscheinlich Profimusiker geworden,<br />

wenn ich nicht die kaufmännische Seite in<br />

mir entdeckt hätte. Nach einer Aus- und<br />

Weiter bildung bei der Bundeswehr folgten<br />

ein BWL-Studium in Flensburg mit dem<br />

Schwerpunkt Human Resource Management<br />

und einige Zeit im Bereich Mediaberatung.<br />

2<strong>01</strong>3 fing ich an der Hochschule Flensburg<br />

an. Seitdem schlägt mein Herz für die Studienberatung!<br />

38


Die Hochschule Flensburg<br />

Die Hochschule Flensburg ist die nördlichste Fachhochschule<br />

Deutschlands und eine der renommiertesten Einrichtungen für<br />

regionale Fachkräfteausbildung. Zurzeit sind rund 4.000 Studierende<br />

immatrikuliert, der Anteil weiblicher Studenten liegt bei rund 25 Prozent.<br />

Das Studienangebot umfasst 10 Bachelor- und 10 Masterstudiengänge:<br />

Bachelor<br />

• Angewandte Informatik<br />

• Betriebswirtschaft<br />

• Bio-, Lebensmittel- und<br />

Verfahrenstechnologie<br />

• Energiewissenschaften<br />

• Internationale Fachkommunikation<br />

• Maschinenbau<br />

• Medieninformatik<br />

• Schiffstechnik<br />

• Seeverkehr, Nautik und Logistik<br />

• Wirtschaftsinformatik<br />

Master<br />

• Angewandte Informatik<br />

• Applied Bio and Food Sciences<br />

• Automatisierungstechnik<br />

• Business Management<br />

• Business Management/Wirtschaftsinformatik<br />

• eHealth<br />

• Intermedia & Marketing<br />

• Internationale Fachkommunikation<br />

• Systemtechnik<br />

• Wind Engineering<br />

Was sind die Zulassungsvoraussetzungen für<br />

ein Studium an der Hochschule Flensburg?<br />

Was ist ein Probestudium? Wie viel Credit<br />

Points benötige ich pro Semester? Wie kann ich<br />

ein Studienfach wechseln? Wie beantrage ich<br />

BAföG? Und was soll ich eigentlich studieren?<br />

Wer sich mit dem Thema Studium beschäftigt,<br />

hat besonders am Anfang viele Fragen. Das<br />

CampusCompass-Angebot präsentiert für jede<br />

Angelegenheit die passende Anlaufstation:<br />

• Mentoring-Programm (Unterstützung beim<br />

Einstieg)<br />

• Vorkurse (fachliche Auffrischung vor dem<br />

Studium)<br />

• Selbstmanagement (Stärkung persönlicher<br />

Kompetenzen)<br />

• Gleichstellungsbüro (Anlaufstelle für<br />

Chancengleichheit)<br />

• International Office (Beratung über Auslandspraktika<br />

oder Studienchancen, Vorund<br />

Begleitstudiengänge für Menschen mit<br />

Fluchthintergrund)<br />

• „StuJo“ / Studierendenjobs (Karriereportal<br />

für Studierende)<br />

• Studierendensekretariat (beantwortet alle<br />

Fragen rund um das Studium)<br />

• Info Point (offene Anlaufstelle, Info-<br />

Material, Abgabe von Unterlagen)<br />

• Studienberatung (termingebundene und<br />

offene Studienberatung für Schüler/-innen,<br />

Studierende und Studieninteressierte)<br />

• Psychosoziale Studienberatung (unterstützt<br />

bei Ängsten und Problemen)<br />

• Stipendienberatung (informiert und berät<br />

zu Stipendien)<br />

• CampusCareer (informiert über Praktika,<br />

Jobangebote und den Berufseinstieg)<br />

Hochschule Flensburg<br />

Kanzleistraße 91-93<br />

24943 Flensburg<br />

Telefon: +49(0)461 805 - <strong>01</strong><br />

Telefax: +49(0)461 805 - 1300<br />

E-Mail: studierendensekretariat@hs-flensburg.de,<br />

studienberatung@hs-flensburg.de,<br />

infopoint@hs-flensburg.de<br />

Web: www.hs-flensburg.de<br />

Facebook: www.facebook.com/hsflensburg/<br />

40<br />

41


Schöne Aussichten<br />

an der HAW Hamburg!<br />

Im Gespräch mit Professor Micha Teuscher, Präsident der<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg<br />

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, kurz HAW<br />

Hamburg, ist eine der größten Fachhochschulen Deutschlands. Seit 2<strong>01</strong>7<br />

heißt ihr Präsident Professor Micha Teuscher. Der Wissenschaftsmanager<br />

studierte Wirtschaftswissenschaften und Agrarökonomie an der<br />

Universität Hohenheim und arbeitete anschließend viele Jahre in<br />

der Unternehmensberatung. 1997 wechselte er als Professor für<br />

Betriebswirtschaftslehre und Managementlehre an die Hochschule<br />

Neubrandenburg und übernahm 2004 deren Leitung. Als Präsident<br />

steuert der gebürtige Göttinger die HAW Hamburg durch die Zeit des<br />

digitalen Wandels. Im Interview mit <strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> beschreibt der<br />

55-Jährige, für wen sich ein Studium an der HAW Hamburg lohnt.<br />

Hallo, Herr Professor Teuscher. Der Blick<br />

über Hamburg aus Ihrem Büro im 14. Stock<br />

ist atemberaubend! Wie sind die Aussichten<br />

für die HAW Hamburg?<br />

Die Aussichten für unsere Hochschule sind<br />

solide und vielversprechend. In den vergangenen<br />

15 Jahren konnten wir die Anzahl der<br />

Studierenden auf über 17.000 verdoppeln. Als<br />

zweitgrößte Hochschule Hamburgs und drittgrößte<br />

Fachhochschule Deutschlands bieten<br />

wir Studierenden langfristig eine ausgezeichnete<br />

Qualität in Forschung und Lehre und hervorragende<br />

Perspektiven<br />

auf dem Arbeitsmarkt.<br />

„Reichtum, Armut,<br />

Migration, Energie,<br />

Mobilität und<br />

Logistik – unsere<br />

Studierenden lernen<br />

und forschen genau<br />

in den Themen der<br />

Gesellschaft.“<br />

Was unterscheidet<br />

die HAW Hamburg von<br />

anderen Hochschulen?<br />

Mit mehr als 400 Professuren,<br />

ebenso vielen<br />

wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern und circa<br />

190 Kooperationen mit<br />

Partnerhochschulen in<br />

aller Welt, gehören wir bundesweit zu den<br />

bedeutendsten Standorten für angewandte<br />

Wissenschaften. Entsprechend breit fällt das<br />

Studienangebot aus. Wir bieten 38 Bachelorund<br />

37 Masterstudiengänge an, sind modern<br />

ausgestattet, eng vernetzt mit der regionalen<br />

Wirtschaft und definieren uns über das Prinzip<br />

‚Wissenstransfer’.<br />

Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

haben wir ein klar erkennbares wissenschaftliches<br />

und gesellschaftsbezogenes Profil<br />

und grenzen uns so vom Selbstverständnis<br />

und Verwertungsprofil der Universitäten ab.<br />

Unser Anliegen ist es, unter anderem Problemstellungen<br />

aus der Gesellschaft aufzugreifen,<br />

für sie nachhaltige Lösungen zu<br />

entwickeln und diese Lösungen zurück in<br />

Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren.<br />

Reichtum, Armut, Migration,<br />

Energie, Mobilität<br />

und Logistik – unsere<br />

Studierenden lernen und<br />

forschen genau in den<br />

Themen der Gesellschaft.<br />

Wir bilden Menschen aus,<br />

die nach dem Studium Verantwortung<br />

übernehmen<br />

und konkrete Lösungen<br />

erarbeiten – in der öffentlichen<br />

Verwaltung, in<br />

Unternehmen und Organisationen,<br />

in Krankenhäusern oder in sozialen<br />

und pädagogischen Einrichtungen.<br />

Nennen Sie bitte vier Beispiele angewandter<br />

Wissenschaft an Ihrer Hochschule.<br />

Erstens, in der Fakultät Technik und Infor-<br />

matik bieten wir Studierenden eine herausragende<br />

Kompetenz, auch in speziellen Feldern<br />

wie der Batterieforschung und Regelungstechnik.<br />

Im Competence Center for Renewable<br />

Energies and Energy Efficiency (CC4E) bündeln<br />

wir unsere interdisziplinären Möglichkeiten<br />

und sind ein Mitorganisator der Energiewende<br />

Deutschlands. Zweitens, in der Fakultät<br />

Design, Medien und Information kooperieren<br />

wir unter anderem mit der California State<br />

University und betreiben anwendungsorientierte<br />

Forschung mit innovativen Unternehmen<br />

wie Google. Drittens, im Studiengang<br />

Rettungsingenieurwesen der Fakultät Life<br />

Sciences vereinen wir naturwissenschaftliche,<br />

ingenieurwissenschaftliche und nicht-technische<br />

Disziplinen. Studierende analysieren<br />

beispielsweise unter Anwendung von Virtual-<br />

Reality-Technologie, wie Rettungseinsätze<br />

optimiert werden können. In der Fakultät<br />

Wirtschaft und Soziales treiben wir die Qualitätsentwicklung<br />

in den Gesundheitsberufen<br />

und deren zielgerichtete Akademisierung<br />

erfolgreich und mit Nachdruck voran. Die<br />

Pflegewissenschaften und die Hebammenwissenschaft<br />

sind prominente Beispiele.<br />

Die Welt befindet sich im digitalen Wandel,<br />

auch die Anforderungen an Fachkräfte<br />

ändern sich. Wie reagieren Sie darauf?<br />

Allein das fachlich-technische Knowhow der<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Foto Paula Markert /<br />

HAW Hamburg<br />

Studierenden in ihrem jeweiligen Kernfach<br />

wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Unsere<br />

Absolventinnen und Absolventen müssen vorbereitet<br />

sein auf sich dynamisch verändernde<br />

Qualitätsanforderungen. So müssen sie sich<br />

beispielsweise in der Anwendung digitaler<br />

Kommunikation auskennen. Wir haben das<br />

erkannt und begegnen dieser Tatsache, indem<br />

wir die Digitalisierung der Lehre intensivieren<br />

und die Durchlässigkeit der Studiengänge fördern.<br />

Durch die Vielzahl unserer Departments<br />

und Studiengänge ist das Angebot interdisziplinärer<br />

Veranstaltungen an der HAW Hamburg<br />

entsprechend hoch.<br />

Für welche Personen eignet sich ein Studium<br />

an der HAW Hamburg?<br />

Heutige Generationen von Schülerinnen und<br />

Schülern suchen sinnstiftende Berufsperspektiven,<br />

interessieren sich zum Beispiel für<br />

vegane Lebensmittel und treten in der Bewegung<br />

‚Fridays for Future‘ für Klimaschutz ein.<br />

An unserer Hochschule vermitteln wir das<br />

Wissen, das sie später in ihren Berufen benötigen,<br />

um die Herausforderungen der Zukunft<br />

zu bewältigen.<br />

Wofür haben Sie sich als Schüler interessiert?<br />

Ich habe früh begonnen, mich für wirtschaftliche<br />

Themen zu interessieren. Im Alter von elf<br />

Jahren begeisterte mein Vater meinen Bruder<br />

und mich mit einem Unternehmensplanspiel,<br />

indem jeder Akteur kooperieren, Steuern<br />

zahlen oder mit Gewerkschaften verhandeln<br />

musste. Nachdem ich 1980 den Dokumentarfilm<br />

‚Septemberweizen’ über die globalen Auswirkungen<br />

der US-amerikanischen Getreideindustrie<br />

gesehen hatte, entschied ich mich,<br />

Wirtschaftswissenschaften / Agrarökonomie<br />

zu studieren. Ich sagte mir: Wenn du etwas<br />

verändern willst, hilft es nicht, betroffen zu<br />

sein. Du musst das Thema verstehen und dir<br />

die fachwissenschaftliche Sprache aneignen.<br />

Im April 2020 feiert die HAW ihr 50-jähriges<br />

Jubiläum. Was ist geplant?<br />

Wir sind in der Hochphase der Planung und<br />

wollen noch nicht alles verraten. Nur so viel:<br />

Die HAW Hamburg wird das 50-jährige Jubiläum<br />

sowohl im Hamburger Rathaus als auch<br />

in der Elbphilharmonie würdig begehen. Mit<br />

unseren Studierenden werden wir feiern, aber<br />

auch arbeiten. Im Wettbewerb ‚50 Ideen für<br />

die Zukunft’ rufen wir dazu auf, das Zukunftsthema<br />

‚Mobilität’ neu zu denken und Lösungsvorschläge<br />

zu entwickeln!<br />

Letzte Frage: Aus ihrem Büro schauen Sie<br />

über Hamburg. Was sind Ihre Eyecatcher?<br />

Im Süden blicke ich auf die Elbphilharmonie<br />

und im Westen genieße ich die Sonnenuntergänge.<br />

Meistens aber schaue ich auf die<br />

Außenalster und frage mich dann, woher<br />

die Segler die Zeit nehmen, vormittags zu<br />

segeln.<br />

42<br />

43


„Wir studieren in<br />

kleinen Gruppen<br />

und erhalten<br />

eine intensivere,<br />

individuelle Betreuung<br />

und Förderung. Ich<br />

schätze vor allem den<br />

persönlichen Kontakt<br />

zu unseren Lehrenden.“<br />

Platz zum Lernen,<br />

Raum zum Wachsen<br />

Studieren an der MSH Medical School Hamburg<br />

Text Katharina Grzeca<br />

Fotos Laura Hasl<br />

Wenn Isabelle Backsmann aus dem Seminarfenster blickt, hat<br />

sie einen fantastischen Blick auf die Marco-Polo-Terrassen, auf<br />

die Elbe und den Hafen. Die 28-Jährige studiert Psychologie an<br />

der MSH, einer privaten Hochschule mit einem Campus in der<br />

Hamburger Hafencity und dem Campus „Arts and Social Change“<br />

am Harburger Binnenhafen. Beinahe wäre der Traum eines<br />

Psychologiestudiums für Isabelle am hohen NC gescheitert. Wie sie<br />

es trotzdem geschafft hat, berichtet sie der <strong>ME2BE</strong>-<strong>CAMPUS</strong>.<br />

Das Fach Psychologie ist begehrt, aber die<br />

Plätze sind begrenzt. Wer im Abi schlechter<br />

als mit 1,4 abschneidet, hat an einer staatlichen<br />

Universität kaum Chancen. Immer wieder<br />

scheitern Studienanfänger am unliebsamen<br />

Numerus clausus und brauchen, wie auch<br />

Isabelle, einen Plan B. „Als es mit Psychologie<br />

im ersten Anlauf nicht klappte, begann ich,<br />

Zahnmedizin zu studieren. Leider merkte ich<br />

schnell, dass dieses Fach nicht das Richtige<br />

für mich war“, erinnert sich die 28-Jährige.<br />

Also machte sie sich auf die Suche und fand<br />

die MSH, die NC-freie Studiengänge anbietet.<br />

Wer hier angenommen werden möchte, reicht<br />

zuerst seine Bewerbungsunterlagen ein und<br />

wird zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch<br />

eingeladen. Für die Zulassung ist<br />

also nicht wie bei staatlichen Universitäten<br />

die durchschnittlichen Abiturnote entscheidend,<br />

sondern die persönliche Eignung und<br />

Motivation der Bewerberinnen und Bewerber.<br />

Dadurch erhalten auch Studieninteressierte<br />

einen Studienplatz, die an der staatlichen<br />

Hochschule nicht zum Studium zugelassen<br />

worden wären.<br />

Für das Studium an der MSH zahlt Isabelle<br />

monatliche Gebühren. 695 Euro sind es beim<br />

Psychologie-Bachelor, die Studiendauer<br />

beträgt 6 Semester. Für die junge Studentin<br />

ist das Studium jeden Cent wert: „Mein Zahnmedizinstudium<br />

habe ich sowohl an einer<br />

staatlichen als auch an einer privaten Hochschule<br />

absolviert, dadurch besitze ich einen<br />

direkten Vergleich. Das Privatstudium passt<br />

viel besser zu meinen Bedürfnissen. Wir studieren<br />

in kleinen Gruppen und erhalten eine<br />

intensivere, individuelle Betreuung und Förderung.<br />

Ich schätze vor allem den persönlichen<br />

Kontakt zu unseren Lehrenden“, erzählt<br />

Isabelle.<br />

Moderne Ausstattung in der<br />

Hafencity und in Harburg<br />

Mehr als nur eine Matrikelnummer unter einer<br />

Vielzahl von Studierenden zu sein, das war<br />

auch der Wunsch von Jonas Yaya. Auf der<br />

Suche nach einer guten Hochschule ist er auf<br />

das Angebot der MSH gestoßen. „Zunächst<br />

habe ich ein Studium an einer privaten Hochschule<br />

gar nicht in Betracht gezogen. Ehrlich<br />

gesagt hatte ich sogar Vorurteile gegenüber<br />

privat Studierenden. So dachte ich, dass nur<br />

Kinder aus wohlhabenden Familien solche<br />

Hochschulen besuchen und sich mit den Studiengebühren<br />

ihre Abschlüsse quasi erkaufen.<br />

Aber weit gefehlt. Nachdem ich die Hochschule,<br />

Lehrende und Studierende aus höheren<br />

Semestern kennengelernt habe und mir<br />

mein eigenes Bild machen konnte, war es<br />

leicht, meine anfänglichen Bedenken über<br />

Bord zu werfen“, berichtet der 26-Jährige, der<br />

im ersten Semester Soziale Arbeit studiert.<br />

Die MSH ist staatlich anerkannt und hat einen<br />

sehr hohen Qualitätsanspruch. Alle Studiengänge<br />

sind fachlich akkreditiert und werden<br />

stetig evaluiert. Die private Hochschule verspricht<br />

zudem sehr gute Lernbedingungen<br />

und verfügt über eine hervorragende Ausstattung:<br />

Die Seminar- und Vorlesungsräume sind<br />

hochmodern ausgestattet, die Studierenden<br />

werden mit aktueller Literatur und allen nötigen<br />

Lernmaterialien versorgt, die Arbeitsgeräte<br />

sind auf dem neuesten Stand, und das<br />

44<br />

45


Service-Niveau ist hoch. „Was für mich persönlich<br />

noch sehr für die MSH spricht, ist der<br />

Campus „Arts and Social Change“ am Harburger<br />

Binnenhafen. Ich bin in Harburg aufgewachsen<br />

und schätze die Gegend sehr. Unsere<br />

Unterrichtsräume befinden sich zudem in<br />

einer ehemaligen Seifenfabrik, die zwar von<br />

Grund auf modernisiert wurde, aber immer<br />

noch den industriellen Charme beibehalten<br />

hat. Wir haben hier nicht nur einen schönen<br />

Platz zum Lernen, geboten wird uns auch der<br />

Raum zum Wachsen“, erzählt der Bachelorstudent.<br />

Kleine Gruppen –<br />

große Lernerfolge<br />

Isabelle und Jonas fühlen sich in der modernen<br />

Hafencity und dem Campus „Arts and Social<br />

Change“ am Harburger Binnenhafen wohl.<br />

Ein weiterer Vorteil eines privaten Studiums<br />

sind auch die kleinen Seminargruppen.<br />

„In meiner Kohorte sind 22 Kommilitonen.<br />

Dadurch entsteht schneller eine persönliche<br />

Atmosphäre, die sich sehr vorteilhaft auf die<br />

Lernleistung auswirkt. Jeder wird gesehen<br />

und kann sich einbringen. Ich kann mich<br />

immer melden und Fragen stellen, auch bei<br />

einer Vorlesung. Das ginge an einer staatlichen<br />

Bildungseinrichtung nicht“, so Jonas.<br />

Isabelle sieht das genauso: „Für eine Studie,<br />

die wir im dritten Semester anfertigen, habe<br />

ich ein wenig Hilfe von meinem früheren Statistik-Lehrenden<br />

gebraucht. Diese bekam ich<br />

ohne Weiteres und zwar außerhalb der offiziellen<br />

Sprechstunde.“ Nahezu alle Professoren<br />

und Lehrenden der MSH Medical School Hamburg<br />

sind neben ihrer Lehrtätigkeit in Unternehmen<br />

tätig. Von dieser Nähe zur Wirtschaft<br />

profitieren die MSH-Studierenden einerseits<br />

durch ein praxisnahes Studium, weil die Lehrenden<br />

ihre Erfahrungen aus dem Berufsalltag<br />

und die neuesten Entwicklungen der Branche<br />

in ihre Lehre einfließen lassen,<br />

auf der anderen Seite<br />

können die Studierenden<br />

bei der Suche nach Praktikums-<br />

und Arbeitsplätzen<br />

auf ein gut ausgebautes<br />

Netzwerk zugreifen.<br />

Mittlerweile gibt es mehr<br />

als 3.000 Studierende an<br />

der MSH. Wer über die<br />

Mittel nicht verfügt, kann sich das Studium<br />

an der MSH dank unterschiedlicher Finanzierungsmöglichkeiten<br />

dennoch leisten: Neben<br />

dem BAföG und zahlreichen Stipendienprogrammen<br />

können die Studienanfänger Studienkredite<br />

und Darlehen in Anspruch nehmen.<br />

Zusätzlich haben die Studierenden einen Tag<br />

in der Woche einen Selbststudientag, an dem<br />

keine Lehrveranstaltungen stattfinden. Dieser<br />

Tag kann für eine Nebentätigkeit genutzt werden.<br />

„Neben dem Studium arbeite ich als Pflegeberater<br />

bei einem Pflegedienst. Das habe<br />

ich schon vor dem Studienbeginn gemacht.<br />

Nun kann ich mein neu erworbenes Wissen<br />

auch in der Praxis einsetzen. Neben dem Studium<br />

zu arbeiten, erfordert zwar eine gute<br />

Organisation und Disziplin, aber es lässt sich<br />

sehr gut vereinbaren“, versichert Jonas.<br />

„Jeder wird gesehen<br />

und kann sich<br />

einbringen. Ich<br />

kann mich immer<br />

melden und Fragen<br />

stellen, auch bei<br />

einer Vorlesung.“<br />

Fotos: MSH Medical School Hamburg<br />

Die MSH Medical School Hamburg<br />

Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical<br />

University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der modernen<br />

Hafencity und einem Campus am Harburger Binnenhafen. Sie wurde 2009 von<br />

der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet und startete 2<strong>01</strong>0 mit<br />

sechs Studiengängen. Seitdem erweiterte sich das Studienangebot auf insgesamt<br />

mehr als 20 Bachelor- und Masterstudiengänge, die erfolgreich akkreditiert<br />

sind und somit ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz gewährleisten.<br />

Das Besondere an der MSH ist, dass sie zwei<br />

Fakultäten vereint: Die Fakultät Gesundheitswissenschaften,<br />

mit dem Status einer Fachhochschule,<br />

arbeitet in Lehre, Forschung<br />

und wissenschaftlicher Weiterbildung stark<br />

anwendungsorientiert. Die Fakultät Humanwissenschaften<br />

nutzt ihren Status als wissenschaftliche<br />

Hochschule, die einer Universität<br />

gleichgestellt ist.<br />

Studienangebot Fakultät Gesundheitswissenschaften<br />

(Status: Fachhochschule)<br />

Bachelorstudiengänge:<br />

• Advanced Nursing Practice (B.Sc.)(Teilzeit)<br />

• Expressive Arts in Social Transformation (B.A.)<br />

• Logopädie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)<br />

• Medical Controlling and Management (B.Sc.)<br />

• Medizinpädagogik (B.A.)(Teilzeit)<br />

• Medizintechnik (B.Sc.)<br />

• Physiotherapie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)<br />

• Rescue Management (B.Sc.)(Teilzeit)<br />

• Soziale Arbeit (B.A.)<br />

• Transdisziplinäre Frühförderung (B.A.)<br />

• Sportwissenschaft (B.Sc.)<br />

Masterstudiengänge :<br />

• Gesundheits- und Pflegepädagogik (M.A.)<br />

(Teilzeit)<br />

• Intermediale Kunsttherapie (M.A.)(Teilzeit/<br />

berufsbegleitend)<br />

• Krankenhausmanagement (M.Sc.)(Teilzeit/<br />

Vollzeit)<br />

• Kunstanaloges Coaching (M.A.)(Teilzeit)<br />

• Medical and Health Education (M.A.)(Teilzeit)<br />

• Medizintechnik (M.Sc.)<br />

• Soziale Arbeit (M.A.)<br />

• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik und<br />

Trainingssteuerung (M.Sc.)<br />

Studienangebot Fakultät Humanwissenschaften<br />

(Status: Universität)<br />

Bachelorstudiengänge :<br />

• Psychologie (B.Sc.)<br />

• Psychotherapie (B.Sc.)(geplant ab WS 20/21)<br />

Masterstudiengänge:<br />

• Arbeits- und Organisationspsychologie (M.Sc.)<br />

• Medizinpädagogik (M.Ed.)(Teilzeit)<br />

• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische<br />

Psychologie und Psychotherapie (M.Sc.)<br />

• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie<br />

(M.Sc.)(Doppelmaster in Verbindung<br />

mit dem Masterstudiengang Psychologie<br />

mit Schwerpunkt Klinische Psychologie<br />

und Psychotherapie)<br />

• Psychotherapie (M.Sc.)(geplant ab WS 20/21)<br />

Staatsexamen:<br />

• Humanmedizin (Staatsexamen)<br />

NC-freies Studium<br />

Die Studiengänge an der MSH Medical School<br />

Hamburg sind NC-frei: Talent, Motivation und<br />

Disziplin zählen mehr als der Notendurchschnitt<br />

auf dem Zeugnis. Pünktlichkeit, gute<br />

Leistungen und Engagement während des Studiums<br />

sind hingegen von großer Bedeutung.<br />

Studiengebühren<br />

Neben einer einmaligen Einschreibgebühr<br />

kommen monatliche Kosten für das Studium<br />

hinzu. Die Beträge unterscheiden sich je nach<br />

Studiengang und Studienart. Die Studiengebühren<br />

können durch Stipendien, Studienkredite<br />

oder das BAföG bezuschusst werden.<br />

Service für Studierende, u.a.:<br />

• Career Center<br />

• Praktikumsbüro<br />

• International Office<br />

MSH Medical School Hamburg<br />

University of Applied Sciences and Medical<br />

University<br />

Am Kaiserkai 1<br />

20457 Hamburg<br />

Telefon 040 361 226 40<br />

info@medicalschool-hamburg.de<br />

www.medicalschool-hamburg.de<br />

46<br />

47


UNIVERSITÄTEN<br />

DIE LEHRAMTSAUSBILDUNG<br />

Ohne Überzeugung?<br />

Ohne Zukunft!<br />

Wann ein Studium ‚auf Lehramt‘ zum Traumjob führen kann<br />

Tag für Tag ein kritisches Publikum, viel Verantwortung und die<br />

Gewissheit, dass wirklich jeder seine eigene Meinung zum Beruf des<br />

Lehrers hat: Wer sich also für ein Lehramtsstudium entscheidet,<br />

sollte von der Wahl überzeugt sein und wissen, worauf es während<br />

der Zeit an der Uni und später im Schuldienst ankommt. Welche<br />

Fächerkombinationen möglich sind, ob die Ferien wirklich ausschließlich<br />

der Entspannung dienen und was es mit dem schulpraktischen<br />

Vorbereitungsdienst auf sich hat, erzählen wir hier.<br />

Text Lutz Timm<br />

Illustration Raphaelle Martin<br />

Vermutlich gibt es Diskussionen über den<br />

Lehrerberuf, seit vor 100 Jahren die Schulpflicht<br />

flächendeckend eingeführt wurde. Wer<br />

was studieren und anschließend lehren sollte,<br />

hängt allerdings ganz von persönlichen<br />

Fähigkeiten, Neigungen und Interessen ab.<br />

Aus einer Physikerin mit einem leidenschaftlichen<br />

Forschungsinteresse wird zum Beispiel<br />

auch die beste Hochschule keine motivierte<br />

Pädagogin machen können.<br />

Wer also den Wunsch hat, ‚auf Lehramt’ zu<br />

studieren, sollte sich daher selbst gut einschätzen<br />

können und seine Stärken und<br />

Schwächen ehrlich analysieren – schließlich<br />

bietet die deutsche Studienlandschaft in<br />

Sachen Lehramt eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Es beginnt bei der Frage<br />

nach der Fächerkombination und reicht bis<br />

zur Entscheidung für eine Schulart.<br />

Föderalismus sorgt für<br />

große Unterschiede<br />

Bevor sich die künftigen Studierenden<br />

jedoch mit den Details befassen, sollten sie<br />

eine Besonderheit berücksichtigen: In der<br />

deutschen Bildungslandschaft wimmelt es<br />

von unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen.<br />

Durch das Prinzip des Föderalismus<br />

haben die einzelnen Bundesländer in der<br />

Bildungspolitik das Sagen. Die Folge: Von<br />

Studieninhalten über die Bezeichnung der<br />

Schulfächer und den Voraussetzungen zur<br />

Verbeamtung bis hin zur Dauer der Schulzeit<br />

bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede<br />

zwischen den Ländern.<br />

Bei allen Unterschieden in der Lehrerausbildung<br />

zwischen Flensburg und München gibt<br />

es jedoch auch wichtige Gemeinsamkeiten. In<br />

der Regel entscheiden sich angehende Lehrerinnen<br />

und Lehrer für zwei Fächer und die<br />

Schulform, an der sie später unterrichten wollen.<br />

Für manche Fächer – etwa Sport – sind<br />

Eignungstests vorgesehen. Außerdem sind in<br />

manchen Bundesländern bestimmte Fächerkombinationen<br />

ausgeschlossen. In Schleswig-Holstein<br />

ist es etwa die Verbindung der<br />

Fächer Philosophie und Griechisch.<br />

An der Hochschule<br />

werden die fachlichen<br />

Grundlagen gelegt<br />

Auch die Frage nach der späteren Schulart<br />

sollte wohl überlegt sein, schließlich hängen<br />

davon sowohl der Studienort und als auch der<br />

künftige Einsatzbereich ab. Die Entscheidung<br />

für das Grundschul- und Gemeinschaftsschullehramt,<br />

das Lehramt an Gymnasien, das<br />

Lehramt Sonderpädagogik oder das Lehramt<br />

an berufsbildenden Schulen bedingt, welche<br />

Hochschule jeweils in Betracht kommt. Nicht<br />

alle Hochschulen bieten eine Ausbildung für<br />

alle Schulformen an, besonders für die Fächer<br />

Kunst und Musik gelten häufig besondere<br />

Bestimmungen.<br />

Der Aufbau des Lehramtsstudiums ist in zwei<br />

große Bereiche gegliedert. Mit der Immatrikulation<br />

an einer Hochschule beginnt<br />

der wissenschaftliche Teil der Ausbildung.<br />

Ablauf Lehrerausbildung<br />

Zwei Fächer plus Pädagogik<br />

und Didaktik: Mit dem Studium<br />

startet der wissenschaftliche<br />

Teil der Ausbildung<br />

*<br />

Auf den B.A.<br />

Bildungswissenschaften folgt nach<br />

der Abschlussarbeit der Master<br />

of Education (M.A.). Dauer<br />

insgesamt: rund 10 Semester<br />

*<br />

Mit dem Vorbereitungsdienst<br />

beginnt anschließend<br />

die schulpraktische<br />

Ausbildung als Beamter auf<br />

Widerruf, eigenständiges<br />

Unterrichten inklusive<br />

*<br />

Am Ende steht die<br />

Staatsprüfung, die die<br />

Studierenden dazu befähigt,<br />

dauerhaft in den Schuldienst<br />

übernommen zu werden<br />

48<br />

49


Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer<br />

absolvieren in der Regel in sechs Semestern<br />

ihren Bachelor of Art in Bildungswissenschaften<br />

(B.A.) und studieren anschließend weitere<br />

vier Semester bis zum Master of Education<br />

(M.A.). Im Studium werden ihnen die<br />

fachwissenschaftlichen Inhalte vermittelt,<br />

außerdem die Grundlagen der Erziehungswissenschaft<br />

und Didaktik. Die Schwerpunkte<br />

unterscheiden sich je nach Studiengang.<br />

Grob gesagt: Je höher der formelle Abschluss<br />

der Schüler später ist, desto größer sind die<br />

fachwissenschaftlichen Studienanteile. Studierende<br />

im Lehramt an Gymnasien erhalten<br />

also eine intensivere fachwissenschaftliche<br />

Ausbildung; angehende Sonderpädagogen<br />

und Grundschullehrer erwerben hingegen<br />

einen höheren Anteil pädagogischer Kenntnisse.<br />

Auch die durchschnittliche Dauer des<br />

Studiums korrespondiert oft mit der späteren<br />

Schulart. Einen ersten Einblick in den Schulalltag<br />

erhalten wiederum alle Studierenden:<br />

Praktika in der frühen Phase des Studiums<br />

sind beinahe überall verpflichtend, manche<br />

Universitäten setzen sie bereits sogar voraus.<br />

Am Ende des wissenschaftlichen Teils<br />

der Ausbildung steht die Masterarbeit.<br />

sche Teil als anstrengend empfunden, weil die<br />

Vor- und Nachbereitung viel Zeit in Anspruch<br />

nimmt. Auch die Besoldung ist immer wieder<br />

Ziel von Kritik, die Beamten auf Widerruf<br />

verdienen etwa in Schleswig-Holstein zwischen<br />

1.231 und 1.467 Euro monatlich.<br />

Der zweite Teil des Vorbereitungsdienstes<br />

wird an Studienseminaren wie dem Institut<br />

für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein<br />

(IQSH) in Kiel durchgeführt.<br />

Hier kommen die Nachwuchslehrenden regelmäßig<br />

zusammen, um ihre Erfahrungen im<br />

Unterricht zu reflektieren und ihre fachlichen,<br />

didaktischen und pädagogischen Kompetenzen<br />

zu vertiefen.<br />

Am Ende der schulpraktischen Ausbildung<br />

wartet dann die Staatsprüfung, die in allen<br />

Bundesländern Voraussetzung für eine dauerhafte<br />

Einstellung in den Schuldienst ist.<br />

Um als Lehrer oder Lehrerin ein erfolgreiches<br />

und erfülltes Berufsleben zu führen,<br />

gehört jedoch noch mehr, als ein Lehramtsstudium<br />

vermittelt. Wer seinen Mitmenschen<br />

gerne Sachverhalte erklärt, dabei geduldig<br />

sein kann und einen guten Draht zu<br />

Kindern und Jugendlichen hat, besitzt<br />

sicherlich wichtige Voraussetzungen für den<br />

Lehrberuf. Doch auch die Fähigkeit zu regelmäßiger<br />

Selbstreflexion und ein solides Maß<br />

an Kritikfähigkeit sollten angehende Lehrerinnen<br />

und Lehrer mitbringen – schließlich<br />

warten auf sie nicht nur motivierte Schüler<br />

und zufriedene Eltern. Auch das hartnäckige<br />

Gerücht, dass Lehrer wenig arbeiten würden,<br />

ist mittlerweile widerlegt. Eine Studie der<br />

Georg-August-Universität in Göttingen, die<br />

von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW) und der Max-Traeger-Stiftung<br />

in Auftrag gegeben wurde, ermittelte<br />

eine durchschnittliche Arbeitszeit von über<br />

48 Wochenstunden – oft verteilt auf sieben<br />

Tage. Ferien können Lehrerinnen und Lehrer<br />

nur selten gänzlich zur Entspannung nutzen,<br />

denn Klassenarbeiten müssen korrigiert und<br />

Unterrichtseinheiten vorbereitet werden.<br />

Wer das Rüstzeug für den Lehrerberuf mitbringt,<br />

kann jedoch nach der Verbeamtung<br />

von einem sicheren Arbeitsplatz mit guter<br />

Bezahlung profitieren – und der Gewissheit,<br />

jungen Menschen wegweisend zur Seite zu<br />

stehen.<br />

Auf ins Lehramt … an der EUF!<br />

Über die Lehramtsausbildung an der Europa-Universität Flensburg<br />

Einer der beliebtesten Studienorte<br />

für die akademische Ausbildung<br />

von Lehrerinnen und Lehrern<br />

ist die Europa-Universität<br />

Flensburg. Dafür gibt es gute<br />

Gründe: Mit einem breiten<br />

Angebot von Teilstudiengängen,<br />

moderner Ausstattung und einer<br />

persönlichen Atmosphäre bietet<br />

sie ihren Studierenden ideale<br />

Bedingungen im Bachelor- und<br />

Masterstudium. Besonders gefragt:<br />

Lehrkräfte für das Grund- und<br />

Gemeinschaftsschullehramt.<br />

Wer den universitären Teil erfolgreich absolviert<br />

hat, kann die zweite Phase des Lehramtsstudiums<br />

beginnen: den schulpraktischen<br />

Teil, auch Vorbereitungsdienst für<br />

Lehrkräfte oder Referendariat genannt. In 18<br />

Monaten sollen den Lehrerinnen und Lehrern<br />

in Ausbildung – ab diesem Zeitpunkt Beamte<br />

auf Widerruf – auf den späteren Alltag vorbereitet<br />

werden. Dieser Abschnitt des Lehramtsstudiums<br />

gliedert sich in zwei Teile: die<br />

Ausbildung an der Schule und die Ausbildung<br />

am Studienseminar.<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar<br />

Im Vorbereitungsdienst<br />

wartet der Alltag<br />

mit Schülern, Eltern<br />

und Kollegen<br />

Für die meisten angehenden Lehrer ist dieser<br />

Teil – nach dem Praktikum – der erste intensive<br />

Kontakt mit der Schulwirklichkeit – und<br />

der hat es zumeist in sich. Rund zehn Stunden<br />

pro Woche unterrichten die Nachwuchslehrkräfte<br />

eigenverantwortlich, dazu kommen<br />

die Organisation von außerschulischen Aktivitäten<br />

sowie Gespräche mit Kooperationspartnern<br />

und Eltern. Beratung erhalten sie in<br />

dieser Zeit von besonders qualifizierten Ausbildungslehrerinnen<br />

und –lehrern. Von vielen<br />

Lehrenden in Ausbildung wird der schulprakti-<br />

Auf dem Weg zur Lehrerin – Nele<br />

studiert ‚Kunst und visuelle Medien‘<br />

sowie Englisch an der EUF.<br />

50


Die Künstlerin und<br />

Professorin für Ästhetische<br />

Praxis, Käthe Wenzel,<br />

leitet unter anderem die<br />

kunstpraktische Ausbildung<br />

an der EUF.<br />

„Wenn wir über Zukunft nachdenken, kann ich<br />

mir kaum eine sinnvollere berufliche Tätigkeit<br />

vorstellen als die von Lehrerinnen und Lehrern!“<br />

„Mir gefällt mein Lehramtsstudium!“, sagt<br />

Nele. Sie studiert im vierten Semester Kunst<br />

und Englisch an der Europa-Universität Flensburg<br />

und strebt die Lehrbefähigung „Sekundarschule“<br />

an. Das bedeutet, sie wird nach dem<br />

erfolgreich abgeschlossenen Bachelor studium<br />

das Masterstudium absolvieren und kann nach<br />

dem Vorbereitungsdienst ihre Fächer sowohl<br />

an Gymnasien als auch in der erweiterten<br />

Oberstufe an Gemeinschaftsschulen unterrichten.<br />

Wie ein Lehramtsstudium abläuft,<br />

welche Fächerkombinationen möglich sind,<br />

für welche Schulformen sie qualifizieren und<br />

auch welche beruflichen Alternativen sich<br />

bieten, ist für Studieninteressierte im Vorfeld<br />

nicht leicht zu überblicken. Da hilft es, wenn<br />

ihnen die Uni beratend zur Seite steht – aus<br />

Neles Sicht ein Schlüsselfaktor, um motiviert<br />

studieren zu können. „Ich fühle mich an der<br />

EUF sehr gut betreut!“, betont die Schleswigerin.<br />

„Wenn ich Rat brauche, stehen mir alle<br />

Türen offen.“<br />

Lehramtsstudium an der<br />

EUF: ein starkes Fundament<br />

5.867 Studierende, 470 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, 87 Professorinnen und Professoren,<br />

29 Teilstudiengänge für das Lehramt,<br />

Lehrbefähigung für 5 unterschiedliche Schulformen<br />

… alles auf einem Campus. Das ist<br />

die EUF in einigen Zahlen. Sie zeigen auch<br />

die Vielfalt der Studienangebote, die ins<br />

Lehramt führen. Margot Brink, Vizepräsidentin<br />

für Studium und Lehre und Professorin<br />

für Literatur- und Kulturwissenschaft, fasst<br />

zusammen, warum die Europa-Universität als<br />

Topadresse für Lehramtsstudiengänge gilt:<br />

„Als einzige Universität in Schleswig-Holstein<br />

bietet die EUF die Lehramtsausbildung<br />

für alle Schulformen an, sowohl für<br />

Grund- und Gemeinschaftsschulen als auch<br />

für Gymnasien und berufliche Schulen sowie<br />

für den Bereich Sonderpädagogik. Für eine<br />

individuelle Fächerkombination stehen 29<br />

Teilstudiengänge zur Auswahl. Erst im Masterstudium<br />

entscheiden Studierende, in welcher<br />

Schulform sie ihre Lehrbefähigung erwerben<br />

möchten. Davor haben sie ausreichend Zeit,<br />

in mehreren Schulpraktika Erfahrungen zu<br />

sammeln. Diese enge Verzahnung von Theorie<br />

und Praxis ist ein besonderes Merkmal der<br />

Flensburger Lehramtsausbildung. Als Universität<br />

mit Europa-Schwerpunkt und als ehemalige<br />

Pädagogische Hochschule bietet die EUF<br />

ihren Lehramtsstudierenden darüber hinaus<br />

eine einmalige Mischung aus bildungswissenschaftlicher<br />

Expertise und internationaler<br />

Orientierung. Dies prägt unseren Campus<br />

und davon profitieren alle, aber natürlich<br />

ganz besonders die rund 70% der Studierenden,<br />

die sich an der EUF auf den Lehrberuf<br />

vorbereiten.“<br />

Pädagogisch, praktisch,<br />

persönlichkeitsbildend<br />

Warum erinnern wir uns besonders gut an<br />

unsere Kunstlehrerinnen und -lehrer? Vielleicht,<br />

weil sich Kunststudierende in ihren<br />

Projekten intensiv mit der eigenen Persönlichkeit<br />

beschäftigen. Die freischaffende<br />

Künstlerin Käthe Wenzel hat seit 2<strong>01</strong>6 eine<br />

Professur für „Ästhetische Praxis in ihren<br />

Kontexten“ an der EUF und kümmert sich<br />

gemeinsam mit ihrem Kollegen Werner Fütterer<br />

um die kunstpraktische Ausbildung. „Wir<br />

möchten Studierenden mit unseren Lehrinhalten<br />

eine künstlerische Handlungsfähigkeit<br />

vermitteln”, betont die Berlinerin. „Dazu bieten<br />

wir im Gegensatz zu vielen anderen Universitäten<br />

viele praktische Übungen an, zum<br />

Beispiel Mal- und Zeichenkurse, die sehr gut<br />

angenommen werden. Darüber hinaus fordern<br />

wir Studierende auf, ihre eigenen Fragestellungen<br />

sowie eine Haltung zu ihrer Arbeit zu<br />

entwickeln. Im digitalen Zeitalter nutzen wir<br />

hauptsächlich Geräte, die bereits hunderte<br />

Lösungen implementiert haben. Doch nur<br />

aus dem Umgang mit analogen Prozessen,<br />

wo ständig etwas schief laufen kann, lernen<br />

wir, eigene Fragestellungen zu entwickeln und<br />

Probleme zu lösen. Deshalb beschäftigen wir<br />

uns am Anfang jedes Projekts mit der Materialfrage,<br />

verwerten Papier- und Papp-Reste<br />

oder stellen unser Fotopapier selbst her. Am<br />

Ende geht es darum, eine Lösung zu finden,<br />

die zu einem passt, und unabhängig zu sein!“<br />

Der Lehrerberuf oder<br />

„Teaching for Future“<br />

„Wenn wir über Zukunft nachdenken“, sagt<br />

Vizepräsidentin Prof. Dr. Brink, „kann ich<br />

mir kaum eine sinnvollere berufliche Tätigkeit<br />

vorstellen als die von Lehrerinnen und<br />

Lehrern. Sie sind es, die sich im permanenten<br />

Dialog mit jenen Generationen befinden, die<br />

unsere Zukunft gestalten sollen. Dabei geht<br />

es nicht darum, Schülerinnen und Schüler<br />

zu beeinflussen, sondern ihren Geist kritisch<br />

auszubilden und ihnen eine Haltung zur Welt<br />

zu vermitteln.“<br />

In der Bewegung „Fridays for Future“ kommt<br />

beispielsweise dieser kritische Geist gegenwärtig<br />

zum Ausdruck. Mit der Ausbildung von<br />

Lehrkräften, der internationalen Ausrichtung<br />

und dem Schwerpunkt Europaforschung steht<br />

die EUF im Zentrum der Aktualität junger<br />

Menschen und wirbt für das Lehramt. Ein<br />

Motto der Zukunft könnte lauten: „Teaching<br />

for Future!“<br />

Margot Brink ist Vizepräsidentin<br />

für Studium und Lehre und<br />

Professorin für Literatur- und<br />

Kulturwissenschaft an der EUF.<br />

Werner Fütterer ist Lehrkraft<br />

für besondere Aufgaben im<br />

Bereich Bildende Kunst.<br />

52<br />

53


„Mathematik kann schön sein!“<br />

Was Prof. Dr. Hinrich Lorenzen seinen Studierenden mit auf den Weg gibt<br />

Bereits in der Grundschule wurde sein mathematisches Talent<br />

festgestellt, das kleine Einmaleins beherrschte er schon vor der ersten<br />

Klasse. Die Rede ist von Hinrich Lorenzen, Professor für „Mathematik<br />

und ihre Didaktik“ an der Europa-Universität Flensburg. Nach einem<br />

Diplomstudium der Mathematik in Kiel und einer anschließenden<br />

Lehramtsausbildung trat der gebürtige Nordfriese in den Schuldienst<br />

und leitete anschließend viele Jahre die schleswig-holsteinische<br />

Lehrerausbildung im Fach Mathe. Er gilt als einer der renommiertesten<br />

Professoren Schleswig-Holsteins und erklärt im Gespräch mit <strong>ME2BE</strong><br />

<strong>CAMPUS</strong>, warum das Schulfach Mathe bei vielen Schülerinnen und<br />

Schülern unbeliebt ist und verrät, wie man das ändern kann.<br />

Moin, Herr Professor Lorenzen. Was braucht<br />

man, um Mathematik zu unterrichten?<br />

Mathematik ist eine bescheidene Disziplin.<br />

Wir brauchen nur einen Zettel und einen Stift.<br />

Was benötigt man, um Mathematik auf<br />

Lehramt zu studieren?<br />

Wer Freude am mathematischen Denken empfindet,<br />

ist grundsätzlich gut auf das Studium<br />

vorbereitet. 15 Punkte im Mathe-Abi sind<br />

keine Garantie dafür, eine gute Mathe-Lehrkraft<br />

zu werden. Entscheidend ist unter anderem<br />

die Haltung zum Fach und zur Wissenschaft.<br />

Was macht für Sie die Faszination von<br />

Mathematik aus?<br />

Es klingt komisch, aber die Faszination liegt<br />

für mich in der Ausblendung der Wirklichkeit.<br />

Wir bewegen uns auf künstlichen Spielwiesen,<br />

in denen es einige Regeln gibt, aber vor allem<br />

eine enorme Freiheit im Denken. Deshalb liegen<br />

Mathematik und Philosophie nah beieinander.<br />

Nur wenige Schüler verbinden Matheunterricht<br />

mit Freiheit. Sie fühlen sich erdrückt<br />

von der Vielzahl ihrer Hausaufgaben …<br />

… genau das ist das Problem! Immer noch<br />

mehr Inhalte! Es besteht der Irrglaube, dass<br />

wir Schülerinnen und Schülern möglichst viel<br />

Stoff vermitteln müssen, statt ihnen an reduzierten<br />

Inhalten zu erklären, wie Mathematik<br />

grundsätzlich funktioniert. Mich wundert es<br />

nicht, dass viele Schülerinnen und Schüler<br />

vom Matheunterricht genervt sind und Abiturienten<br />

über routineartige Abiprüfungen klagen.<br />

Mein Paradebeispiel ist die alljährliche<br />

Mathematik-Olympiade. Alle Aufgaben dieses<br />

anspruchsvollen Wettbewerbs basieren ausschließlich<br />

auf dem Stoff der Sekundarstufe<br />

I, also den Themen, die man bis zur zehnten<br />

Klasse lernt. Weniger ist mehr!<br />

Wozu dient die Schülerakademie der EUF?<br />

Die Schülerakademie richtet sich an regionale<br />

Schulklassen und gibt Schülerinnen und<br />

Schülern der Klassenstufen 3 bis 13 die Möglichkeit,<br />

uns in Flensburg zu besuchen und<br />

sich von Studierenden unterrichten zu lassen.<br />

Unser Motto lautet: Mathe anders machen!<br />

Die Erfahrungen, die beide Seiten sammeln,<br />

sind von großem Wert, und die Zusammenarbeit<br />

geht über den Unterricht hinaus bis hin<br />

zu gemeinsamen Ausflügen und Reisen nach<br />

Amrum, Großbritannien oder zuletzt sogar<br />

Japan!<br />

Im CHE-Ranking steht das Lehramtsfach<br />

Mathe an der EUF auf Platz Eins! Worauf<br />

führen Sie das zurück und worauf legen Sie<br />

Wert bei der Lehrerausbildung?<br />

Wir haben grundsätzlich die vorteilhafte Situation,<br />

dass wir uns auf die Lehramtsstudiengänge<br />

konzentrieren können und fast alle Professorinnen,<br />

Professoren und Dozenten aus<br />

der Schulpraxis kommen. Davon profitieren<br />

die Studierenden. Unser Ziel ist es, den Lehramtsstudierenden<br />

mathematische und didaktische<br />

Kompetenzen so zu vermitteln, dass<br />

sie als Lehrkräfte ihren Unterricht fachlich<br />

souverän durchführen können. Der Didaktik<br />

fällt dabei eine wichtige Rolle zu. Mathematik<br />

ist eine kreative Wissenschaft und kann schön<br />

sein, wenn man sie aus dem reinen Formalismus<br />

befreit. Leider erfahren die Schüler an<br />

unseren Schulen das viel zu selten und spüren<br />

überhaupt keinen Freiraum. Somit wird die<br />

Mathematik meines Erachtens oft falsch dargestellt.<br />

Daran müssen wir arbeiten.<br />

Die Europa-Universität Flensburg EUF<br />

Die nördlichste Universität Deutschlands ist die Europa-Universität Flensburg, kurz:<br />

„EUF“. Sieben ihrer 16 Studiengänge bereiten auf das Lehramt für alle Schulformen<br />

vor. Dabei stehen fast 30 Teilstudiengänge zur Auswahl. Darüber hinaus legt die<br />

EUF den Fokus auf Studienangebote zu Europawissenschaften, Internationales<br />

Management sowie Umweltwissenschaften / Nachhaltige Entwicklung. Mit rund 6.000<br />

Studierenden, 87 Professuren und 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört sie<br />

zu den kleineren Universitäten in Deutschland. Ihr Campus liegt auf dem Flensburger<br />

Sandberg, in Grenzlage zu Dänemark, inmitten einer maritim geprägten Region.<br />

Bachelor / Lehramt<br />

Bildungswissenschaften (B.A.)<br />

Teilstudiengänge:<br />

• Biologie<br />

• Chemie<br />

• Dänisch<br />

• Deutsch<br />

• Englisch<br />

• Evangelische Theologie<br />

• Berufliche Fachrichtung Ernährung und<br />

Gesundheit<br />

• Französisch<br />

• Geographie<br />

• Geschichte<br />

• Gesundheit und Ernährung<br />

• Katholische Theologie<br />

• Kunst und visuelle Medien<br />

• Mathematik<br />

• Musik<br />

• Philosophie<br />

• Physik<br />

• Sachunterricht mit den Ausrichtungen:<br />

- gesellschaftswissenschaftlich<br />

- naturwissenschaftlich<br />

• Sonderpädagogik<br />

• Spanisch<br />

• Sport<br />

• Technik<br />

• Textil und Mode<br />

• Wirtschaft/Politik<br />

Master / Lehramt:<br />

• Lehramt an Grundschulen (M.Ed.)<br />

• Lehramt an Gemeinschaftsschulen (M.Ed.)<br />

• Lehramt an Gymnasien (M.Ed.)<br />

• Lehramt an beruflichen Schulen<br />

Gewerblich-technische Ausrichtung (M.Ed.)<br />

• Lehramt an berufsbildenden Schulen<br />

Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft<br />

(M.Ed.)<br />

• Lehramt Sonderpädagogik (M.Ed.)<br />

Weitere Bachelorstudiengänge:<br />

• European Cultures and Society (B.A.)<br />

• International Management (B.A.)<br />

Weitere Masterstudiengänge:<br />

• Erziehungswissenschaft: Bildung in Europa<br />

– Education in Europe (M.A.)<br />

Foto: Christina Kloodt<br />

• European Studies (M.A.)<br />

• International Management Studies (M.A.)<br />

• Kita-Master – Leitung frühkindlicher Bildungseinrichtungen<br />

(M.A.)<br />

• Kultur – Sprache – Medien (M.A.)<br />

• Transformationsstudien (M.A.)<br />

• Energie- und Umweltmanagement (M.Eng.)<br />

mit den Schwerpunkten<br />

- Industrieländer<br />

- Entwicklungsländer<br />

Europa-Universität Flensburg<br />

Auf dem Campus 1<br />

24943 Flensburg<br />

Tel. Zentrale: +49 461 805 02<br />

Tel. Studienberatung +49 461 805 2193;<br />

Offene Sprechstunden<br />

Mo, Do: 10:15 - 12:00<br />

Di, Do: 14:15 - 16:00<br />

E-Mail: studienberatung@uni-flensburg.de<br />

www.uni-flensburg.de<br />

www.facebook.com/EuropaUniFlensburg/<br />

54<br />

55


DUALES STUDIUM<br />

LERNEN + ARBEITEN<br />

Text Marc Asmuß<br />

Illustrationen Ibou Gueye<br />

Uni oder Job?<br />

Warum nicht beides!<br />

Trend duales Studium – nie war praxisnahes Studieren so beliebt!<br />

Die Anzahl der dual Studierenden hat sich seit 2<strong>01</strong>0 mehr als verdoppelt.<br />

Dabei ist das duale Studium keine Ausbildung für all jene, die sich nicht<br />

entscheiden können, im Gegenteil. Die Studierenden haben die Wahl<br />

aus einer Vielzahl an Studiengängen, Hochschulen und Unternehmen.<br />

Besonders gefragt sind BWL, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch<br />

Soziale Arbeit und ökologische Berufe. Aber nicht nur bei den Studierenden<br />

ist das praxisnahe Studium beliebt, auch Unternehmen haben die<br />

Vorteile der engen Zusammenarbeit mit den Hochschulen erkannt.<br />

Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Kooperationsunternehmen<br />

von 27.900 auf 47.458 – ein typischer Synergieeffekt.<br />

Seit wann gibt es das<br />

duale Studium?<br />

Das praxisorientierte Studium ist kein Novum.<br />

Bereits Ende der 1960er Jahre wurden Fachhochschulen<br />

staatlich anerkannt und damit<br />

deren Abschlüsse aufgewertet. Eine dieser<br />

Institutionen ist die Hochschule Flensburg<br />

(siehe Beiträge ab Seite 32). In den 1990er<br />

Jahren wurden die Abschlüsse der Berufsakademien<br />

denen der dualen Studiengänge an<br />

Fachhochschulen gleichgestellt. Eine dieser<br />

Hochschulen ist die Nordakademie in Elmshorn.<br />

Unter dem Motto „Der beste Nachwuchs<br />

kommt aus den eigenen Reihen“ blickt<br />

die private Hochschule 2<strong>01</strong>8 unter der Trägerschaft<br />

norddeutscher Unternehmen auf eine<br />

25-jährige Geschichte zurück.<br />

Die anfänglich primär technisch orientierten<br />

Studiengänge der Fachhochschulen und<br />

Berufsakademien differenzieren sich seither<br />

stetig weiter aus. Mittlerweile können Schü-<br />

lerinnen und Schüler aus einem breiten Spektrum<br />

an Fächern wählen: ob Public Administration<br />

an der Fachhochschule für Verwaltung<br />

und Dienstleitung in Altenholz, Soziale Arbeit<br />

oder Angewandte Psychologie an der Medical<br />

School Hamburg oder Architektur an der<br />

„hochschule 21“.<br />

Was ist eigentlich ein<br />

duales Studium?<br />

Es gibt nicht das eine Konzept des dualen Studiums.<br />

Grundsätzlich gilt: Bei einem dualen<br />

Studium teilt sich das Studium in zwei, bei<br />

trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte<br />

auf. Zulassungsvoraussetzungen sind das Abitur<br />

oder die Fachhochschulreife. Die meisten<br />

dieser Studiengänge sind jedoch dual strukturiert.<br />

Studierende absolvieren ein reguläres<br />

Bachelorstudium an einer Fachhochschule,<br />

Berufsakademie, Verwaltungs- oder Wirtschaftsakademie.<br />

In der vorlesungsfreien Zeit<br />

finden dann Praxisphasen in den Unternehmen<br />

statt, die an die Lehrinhalte des Studiums<br />

geknüpft sind. Dauer und Anordnung des<br />

Praxisanteils variieren je nach Studiengang<br />

und Hochschulen.<br />

Beim trialen Modell der FH Westküste können<br />

beispielsweise in vier, statt sechs Jahren<br />

gleich zwei anerkannte Abschlüsse erworben<br />

werden. Die Studierenden besuchen zusätzlich<br />

die Berufsschule, in der sie eine IHK-Prüfung<br />

(Bankkauffrau/mann, Industriekauffrau/<br />

mann) ablegen und somit zusätzlich über eine<br />

vollwertige Berufsausbildung verfügen.<br />

Wie sieht ein „klassisches“<br />

duales Studium aus?<br />

Das klassische duale Studium dauert drei bis<br />

vier Jahre und beginnt zum Wintersemester.<br />

Jedes Semester besteht aus zwölf Wochen<br />

Theorieanteil an einer Hochschule sowie einer<br />

anschließenden Praxisphase im Unternehmen.<br />

56<br />

57


Auf einen Blick<br />

Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums<br />

sind eine Frage der Perspektive und des persönlichen<br />

Interesses. Letztlich muss jeder<br />

selbst entscheiden, welche Studienbedingungen<br />

positiv oder negativ zu bewerten sind.<br />

In den ersten drei bis vier Semestern wird<br />

Grundlagenwissen vermittelt. Anschließend<br />

werden Schwerpunkte in Kernfächern vertiefend<br />

behandelt. Am Ende jedes Theorieblocks<br />

stehen die Klausuren an.<br />

Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt<br />

in der Regel nur über das jeweilige Unternehmen.<br />

Dieses hat, da das duale Studium ein<br />

Gemeinschaftsprojekt ist, bereits mit einer<br />

Hochschule einen entsprechenden Studienverlaufsplan<br />

erarbeitet.<br />

Beliebte Studiengänge sind aufgrund der<br />

begrenzten Plätze stark umkämpft. Mehrstufige<br />

Bewerbungsverfahren und eine Vorlaufzeit<br />

bei Bewerbungen sind keine Seltenheit.<br />

Wie Lisa und Torge das duale Studium Bauingenieurwesen<br />

(B.Eng.) bei der GMSH und der FH<br />

Kiel gefällt und wie deren Studium strukturiert<br />

ist, erzählen sie euch auf Seite 60.<br />

Du möchtest die Welt retten?<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt ein klein<br />

wenig zu verändern, zum Beispiel durch die<br />

Nutzung regenerativer Energien. Die Hochschule<br />

Flensburg bietet zum Beispiel den<br />

dualen Studiengang Regenerative Energietechnik<br />

an. In Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Windtechnik AG kannst du Energie- und<br />

Umwelttechnik oder an der FH Westküste<br />

Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik studieren.<br />

Wenn du lieber mit Menschen arbeiten<br />

möchtest, dann ist vielleicht das duale<br />

Studium Soziale Arbeit (Staatlich anerkannter<br />

Sozialarbeiter/in und Sozialpädagoge/pädagogin)<br />

bei der Stadt Elmshorn etwas für dich.<br />

An wen richtet sich ein<br />

duales Studium?<br />

Ein duales Studium im Allgemeinen und ein<br />

triales im Besonderen sind aufgrund ihrer<br />

kompakt strukturierten Lehrinhalte mit einem<br />

hohen Arbeitsaufwand verbunden und erfordern<br />

ein diszipliniertes Arbeiten. Damit das<br />

Studium in der Regelstudienzeit absolviert<br />

werden kann, ist es nicht vorgesehen, dass<br />

nebenbei fachfremde Seminare belegt werden,<br />

und während der vorlesungsfreien Zeit finden<br />

die Praxisphasen in den Partnerunternehmen<br />

statt. Zum Ausgleich stehen den Studis jedoch<br />

gesetzlich geregelte Urlaubstage zu.<br />

Die gemeinsame Planung des Studienziels<br />

durch Unternehmen und Hochschule in<br />

Verbindung mit den kleinen Seminargruppen,<br />

führt zu einem überdurchschnittlichen<br />

Betreuungsverhältnis der Studierenden durch<br />

die Lehrenden. Wer also einen klar strukturierten<br />

Studienverlauf mit enger Zusammenarbeit<br />

und intensiver Unterstützung bevorzugt,<br />

ist mit einem dualen Studium gut beraten.<br />

Ebenso all jene, die in möglichst kurzer Zeit<br />

ein wissenschaftliches Studium samt beruflicher<br />

Ausbildung erlangen möchten.<br />

Vorteile<br />

• die Kombination aus wissenschaftlicher<br />

Theorievermittlung und einem hohen<br />

Praxisanteil<br />

• die unmittelbare Anwendung theoretischen<br />

Wissens im Praxismodul<br />

• der Erhalt einer Ausbildungsvergütung<br />

(während des gesamten Studiums)<br />

• die eventuelle Zahlung der Semesterbeiträge<br />

durch die Unternehmen<br />

• die persönliche Betreuung und enge<br />

Zusammenarbeit sowohl im Unternehmen<br />

als auch an der Hochschule<br />

• die größeren finanziellen Mittel sowie die<br />

bessere Ausstattung der Fachhochschulen,<br />

Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />

aufgrund ihrer direkten Kooperation mit<br />

Unternehmen<br />

• die Möglichkeit eines Auslandssemesters<br />

auch im dualen Studium<br />

• geringere Abbruchquoten<br />

Nachteile<br />

• begrenzte Anzahl von Studienplätzen und<br />

starke Konkurrenz bei beliebten Unternehmen<br />

• geringe Vergleichbarkeit aufgrund der<br />

unterschiedlichen Studienordnungen<br />

• gute bis überdurchschnittliche Noten<br />

erforderlich<br />

• Ausbildungsleitungen lassen sich häufig<br />

die Leistungsnachweise vorlegen<br />

• keine Semesterferien (dafür ca. 24 Tage<br />

Urlaub im Jahr)<br />

• Studiengänge in der Regel auf Wirtschafts-,<br />

Ingenieurswissenschaften sowie<br />

Informatik fokussiert<br />

• eventuelle Nachzahlung der Studiengebühren<br />

für den Fall des Studienabbruchs<br />

58<br />

59


Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar<br />

„Studieren im Gleichgewicht“<br />

bei der GMSH<br />

Erster Praxisblock für Studierende des industriebegleitenden<br />

Studiengangs „Bauingenieurwesen“ bei der GMSH<br />

Für rund 60 Studierende der Fachhochschule Kiel ertönte im<br />

Wintersemester 2<strong>01</strong>8/19 der Startschuss zum Bachelorstudium<br />

„Bauingenieurwesen“. Von der ersten Stunde an dabei: fünf<br />

Studierende im „industriebegleitenden Studium“ (IBS) bei der<br />

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH). Sie absolvieren<br />

ihr duales Ingenieurstudium in einem festen Arbeitsverhältnis,<br />

beziehen monatlich eine attraktive Ausbildungsvergütung, erleben<br />

abwechslungsreiche Praxisphasen bei einem der größeren Unternehmen<br />

Schleswig-Holsteins und genießen hervorragende Zukunftsperspektiven!<br />

Die GMSH ist unter anderem verantwortlich<br />

für alle Hochbaumaßnahmen des Landes und<br />

des Bundes in Schleswig-Holstein. Im Klartext<br />

heißt das: 1.400 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter „managen“ jährlich ein Bauvolumen<br />

von rund 250 Millionen Euro, Tendenz<br />

steigend! Ob Flughäfen, Kasernen, Universitäten<br />

oder Ministerien – jede Regenrinne,<br />

jeder Parkplatz und jedes Dach einer öffentlichen<br />

Liegenschaft wird von der GMSH geplant<br />

und als Bauherrin betreut.<br />

Lisa und Torge gehören zur ersten Kohorte<br />

des Studiengangs Bauingenieurwesen. Das<br />

erste Semester sowie die erste Prüfungswoche<br />

haben sie erfolgreich bestritten. Während<br />

sich die meisten anderen Studierenden in die<br />

vorlesungsfreie Zeit verabschieden, beginnt<br />

für die beiden nun die erste Praxisphase bei<br />

der GMSH. Was sind ihre Aufgaben? Was erleben<br />

sie dort?<br />

Von der Theorie in die Praxis<br />

„Ich erhalte wertvolle praktische Einblicke!“,<br />

bringt es Lisa auf den Punkt. Sie verbringt<br />

einen Großteil ihrer Praxisphase in der Fach-<br />

„Der Lerneffekt<br />

unter realen<br />

Bedingungen ist von<br />

unschätzbarem Wert!“<br />

Lisa und Torge – dual Studierende der GMSH<br />

gruppe „Baudurchführung Mitte 1“ im Büro<br />

in Büdelsdorf. „In meinem sechswöchigen<br />

Praxisblock besichtige ich viele Liegenschaften<br />

aus dem Bundesbau, zum Beispiel die<br />

Hugo-Junkers-Kaserne in Krummenort oder<br />

den Flugplatz in Jagel. Dort erfahre ich, wie<br />

Baustellen kontrolliert werden, lerne Architekten,<br />

Ingenieure und Poliere kennen und<br />

nehme an Besprechungen teil. Als angehende<br />

Bauingenieurin bei der GMSH beschäftige ich<br />

mich außerdem mit den verwaltungsrechtlichen<br />

Grundlagen. Jede bauliche Maßnahme<br />

muss von der GMSH öffentlich ausgeschrieben<br />

werden. Da wir bei der GMSH über öffentliche<br />

Gelder verfügen, muss jeder Vorgang transparent<br />

sein!“ Meike Wommelsdorff steht Lisa in<br />

der Praxiszeit zur Seite. „In der ersten Phase<br />

gilt es für die Studierenden, sich mit den<br />

Objekten und Abläufen vertraut zu machen“,<br />

sagt die studierte Architektin. „Die Aufgaben<br />

von Bauingenieuren sind so facettenreich,<br />

dass man sich ihnen am besten Schritt für<br />

Schritt nähert, um sich dann im Laufe des<br />

Studiums spezialisieren zu können.“<br />

Torge aus Kronshagen verbringt seine Praxisphase<br />

im Bereich „Baudurchführung“ im Landesbau<br />

in Kiel und ist von den praktischen<br />

61


„Wenn irgendwo<br />

der berühmte Schuh<br />

drückt, reagieren<br />

wir mit Beratung<br />

und konkreter<br />

Hilfestellung!“<br />

Eindrücken begeistert: „In der Vorlesung<br />

‚Baustofftechnologie‘ haben wir im ersten<br />

Semester einiges über die Struktur und Eigenschaften<br />

fester Stoffe erfahren, zum Beispiel<br />

über Beton. In der Praxisphase habe ich dieses<br />

Wissen anwenden können. Bei der Sanierung<br />

von Wasserleitungen fiel auf, dass die<br />

Betonmischung in einem bestimmten Bereich<br />

für den Kontakt mit Wasser unzureichend war.<br />

Der Lerneffekt unter realen Bedingungen ist<br />

von unschätzbarem Wert!“<br />

Duale Studiengänge GMSH:<br />

gut betreut, weit geblickt<br />

„MICH BEGEISTERT DIE VORSTELLUNG,<br />

ALS BAUINGENIEURIN AN<br />

STÄDTISCHEN PROJEKTEN BETEILIGT<br />

ZU SEIN!“<br />

Kristin Jacobs, 21<br />

absolviert im 1. Semester das duale Studium Bauingenieurwesen bei<br />

der Stadt Elmshorn und an der „hochschule 21“ in Buxtehude.<br />

„Hallo, ich bin Kristin und komme aus der Nähe von Hademarschen.<br />

Schon während der Schulzeit war ich technikinteressiert und wählte<br />

das technische Profil. Für das duale Studium Bauingenieurwesen bei<br />

der Stadt Elmshorn habe ich mich entschieden, weil ich das Thema<br />

‚Gebäudeoptimierung’ besonders spannend finde. Mich begeistert die<br />

Vorstellung, als Bauingenieurin an städtischen Projekten, wie beispielsweise<br />

‚Krückau-Vormstegen’ in Elmshorn, beteiligt zu sein!<br />

Momentan befinde ich mich im Studienblock an der ‚hochschule 21’ in<br />

Buxtehude, und die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Buxtehude ist<br />

ein hübscher Ort mit einer Altstadt, wunderschön an der Este gelegen.<br />

Das Studium fing mit einer sehr interessanten Einführungswoche an,<br />

und ich bin schnell mit netten Leuten in Kontakt gekommen. Zum<br />

Glück sind die Seminargruppen klein, sodass man in einer persönlichen<br />

Atmosphäre studiert. Bis jetzt läuft alles gut.“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Privat<br />

Weitere Informationen über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Stadt Elmshorn<br />

findest du unter: www.elmshorn.de<br />

Stadt Elmshorn<br />

Schulstraße 15-17<br />

25335 Elmshorn<br />

Tel.: 04121/ 231 -336,<br />

s.piening@elmshorn.de<br />

Neben den Vorteilen eines festen Arbeitsverhältnisses<br />

inklusive Vergütung sowie der<br />

großen Praxisnähe bietet die GMSH ihren<br />

Studierenden eine intensive Studienbetreuung.<br />

Verantwortlich für die akademische<br />

Ausbildung sind Brigite Tavernier und Lydia<br />

Gallasch. Was ist das Ziel der dualen Studienangebote?<br />

„Wir möchten qualifizierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gewinnen!“, betont die<br />

Diplom-Pädagogin Tavernier. „Eigene Fachkräfte<br />

auszubilden und langfristig zu halten,<br />

ist das primäre Ziel unserer dualen Studiengänge.<br />

Darüber hinaus haben wir weitere<br />

Angebote, die nach erfolgreichem Abschluss<br />

des Bachelor-Studiengangs greifen können,<br />

zum Beispiel unser Trainee-Programm<br />

oder die Möglichkeit der Beamtenlaufbahn<br />

für den gehobenen bautechnischen Verwaltungsdienst.<br />

Um allen Studierenden optimale<br />

Bedingungen zu verschaffen, stehen wir in<br />

engem, partnerschaftlichen Kontakt mit den<br />

Hochschulen in Schleswig-Holstein, aber auch<br />

in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern,<br />

die den theoretischen Teil der Studiengänge<br />

übernehmen. Unsere Aufgabe ist es,<br />

die Praxisphasen effektiv zu gestalten, sodass<br />

die Studierenden ihre Kenntnisse frühzeitig<br />

einsetzen können – idealerweise abgestimmt<br />

auf das Curriculum des jeweiligen Studien-<br />

gangs. Und wenn irgendwo der berühmte<br />

Schuh drückt, reagieren wir mit Beratung und<br />

konkreter Hilfestellung!“<br />

Der wichtigste aller mechanischen Grundsätze<br />

lautet: „Ohne Gleichgewicht keine tragende<br />

Struktur!“ Um ein optimales Gleichgewicht<br />

zwischen Theorie und Praxis herzustellen,<br />

bietet die GMSH zurzeit vierzehn Studierenden<br />

ein attraktives Studienpaket. Für Lisa<br />

und Torge geht die Pionierarbeit weiter. Der<br />

erste Praxisblock ihres industriebegleitenden<br />

Studiums „Bauingenieurwesen“ ist fast<br />

geschafft. Vor dem nächsten Studienblock<br />

wartet noch die zweite Prüfungswoche mit<br />

Klausuren in den Fächern Mathematik und<br />

Statik. „Um die Anforderungen des Studiums<br />

zu erfüllen“, meint Torge, „muss man gut<br />

organisiert sein und ein starkes Interesse an<br />

Technik und Bauwesen mitbringen. Unglaublich<br />

hilfreich sind praktische Erfahrungen!<br />

Das erlebe ich gerade täglich draußen mit<br />

den Kollegen der GMSH!“<br />

Duale Studienangebote bei der GMSH<br />

Fachhochschule Kiel:<br />

Bauingenieurwesen (B.Eng.)<br />

Maschinenbau (B.Eng.)<br />

Elektrotechnik (B.Eng.)<br />

Hochschule 21 Buxtehude:<br />

Architektur (B.Eng.)<br />

Gebäudetechnik- und Automation (B.Eng.)<br />

Technische Hochschule Lübeck /<br />

Hochschule Wismar:<br />

Architektur (M.A.)<br />

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR<br />

(GMSH)<br />

Gartenstraße 6<br />

24103 Kiel<br />

T. 0431 / 599-0<br />

mail@gmsh.de<br />

www.gmsh.de<br />

genial. dual.<br />

in buxtehude.<br />

Bauwesen Architektur DUAL | Bauingenieurwesen DUAL |<br />

Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien DUAL<br />

Gesundheit Hebamme DUAL | Pflege DUAL | Physiotherapie DUAL<br />

62<br />

Technik Gebäudetechnik und -automation DUAL | Mechatronik DUAL www.hs21.de


GESTALTEN<br />

Studiengänge<br />

im<br />

Fokus<br />

SPACEMASTER –<br />

MASTER IN SPACE<br />

SCIENCE AND<br />

TECHNOLOGY<br />

NC-freies<br />

Medizinstudium<br />

an der MSH<br />

Die MSH Medical School Hamburg –<br />

University of Applied Sciences and<br />

Medical University – bietet ab dem 1.<br />

Oktober <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Kooperation mit den<br />

Helios Kliniken Schwerin den Staatsexamensstudiengang<br />

Humanmedizin an.<br />

Damit besitzt die private Hochschule<br />

die Berechtigung zur Ausbildung von<br />

künftigen Ärztinnen und Ärzten auf<br />

Universitätsniveau. Das Studium folgt<br />

allen Qualitätsanforderungen eines<br />

Medizinstudiums in Deutschland. Es<br />

schließt mit dem Staatsexamen ab und<br />

berechtigt zur Approbation.<br />

Weitere Informationen zur MSH<br />

auf Seite 44 und unter<br />

www.medicalschool-hamburg.de<br />

MASCHINENBAU MIT<br />

NEUEM SCHWERPUNKT<br />

AN DER HS FL:<br />

Antriebstechnik<br />

und E-Mobilität<br />

FRIESISCHE<br />

PHILOLOGIE<br />

Lust auf ein außergewöhnliches Studium?<br />

Wie wäre es mit der vielfältigen Welt der<br />

friesischen Mundarten? Im deutschlandweit<br />

einzigartigen Studiengang „Friesische<br />

Philologie“ an der Christian-Albrechts-<br />

Universität zu Kiel lernen die Studierenden<br />

die Feinheiten der friesischen Literatur,<br />

Geschichte und Kultur kennen. Außerdem<br />

müssen sie mindestens zwei verschiedene<br />

friesische Mundarten erlernen und eine<br />

davon fließend beherrschen. Der Studiengang<br />

ist geprägt durch eine familiäre<br />

Atmosphäre und eine persönliche Betreuung<br />

durch die Dozenten – kein Wunder,<br />

schließlich bleibt die Anzahl der Studierenden<br />

meist im einstelligen Bereich. Die<br />

wissenschaftliche Beschäftigung mir der<br />

friesischen Sprache hat in Kiel eine lange<br />

Tradition, bereits 1879 wurden erste<br />

Lehrveranstaltungen abgehalten.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.uni-kiel.de<br />

KREATIVE STUDIENGÄNGE<br />

AUFMACHER<br />

Die Muthesius-<br />

KREATIVE<br />

STUDIENGÄN-<br />

GE<br />

Von Beruf Künstlerin:<br />

Absolventin Franziska<br />

Ostermann im<br />

Interview .... Seite 66<br />

„Es scheint mir, als würde in den<br />

sozialen Netzwerken oft Perfektion<br />

Hoch hinaus wollen die Studenten im Studiengang<br />

„Spacemaster – Master in Space<br />

Science and Technology“ an der Julius-Maximilians-Universität<br />

Würzburg – auch wenn es<br />

wohl nicht alle bis in den Weltraum schaffen<br />

werden. Seit 2005 bietet die Hochschule den<br />

internationalen Studiengang an, der durch das<br />

EU-Elite-Programm Erasmus Mundus gefördert<br />

wird. Inhaltlich befassen sich die Studierenden<br />

etwa mit Weltraumphysik und der Konstruktion<br />

von Raumsonden. Rund 600 Bewerbungen<br />

aus der ganzen Welt kommen jährlich<br />

in Würzburg, die 50 besten Bewerber werden<br />

angenommen. Das zweijährige Master-Programm<br />

richtet sich an sehr gute Absolventen<br />

eines Bachelor- oder Ingenieursstudiums und<br />

wird auf Englisch durchgeführt.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.spacemaster.se<br />

Zum WS <strong>2<strong>01</strong>9</strong>/2020 bietet die Hochschule<br />

Flensburg einen 2. Studienschwerpunkt für<br />

den Bachelorstudiengang „Maschinenbau<br />

(B.Eng.)“ an. Zukünftig können sich Studierende<br />

ab dem 4. Semester entscheiden,<br />

ob sie den bestehenden Maschinenbaustudiengang<br />

mit der Ausrichtung „Allgemeiner<br />

und konstruktiver Maschinenbau“ fortführen<br />

oder den Studienschwerpunkt „Antriebstechnik<br />

und Elektromobilität“ wählen.<br />

Inhaltlich betreut wird der neue Schwerpunkt<br />

von Prof. Dr. Joachim Berg: „Um<br />

den Erfordernissen der zukünftigen Arbeit<br />

unserer Absolventen und Absolventinnen<br />

im industriellen Umfeld gerecht zu werden,<br />

wird der Studiengang so angelegt sein, dass<br />

die ersten drei Semester, mit denen des<br />

Maschinenbaus identisch sind.“ Grund für<br />

die Erweiterung des Studienangebots sei die<br />

zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt.<br />

Mit der Entwicklung zur Industrie 4.0<br />

erfolge eine Vernetzung aller technischen<br />

Systeme, vor allem im Bereich der Antriebstechnik,<br />

in allen technischen Anwendungen.<br />

Weitere Informationen zum Studienangebot<br />

der Hochschule Flensburg findest<br />

du auf den Seiten 32 sowie unter<br />

www.hs-flensburg.de/studieninteressierte<br />

angestrebt. Perfektion von Körpern,<br />

Perfektion von Bildern. Aber<br />

was soll Perfektion in diesem<br />

Zusammenhang überhaupt sein?<br />

Glatt, makellos, vielleicht. Meine<br />

64


„Weiß ist unergründlich!“<br />

Interview mit der Künstlerin Franziska Ostermann<br />

Wer an einer Kunsthochschule studiert, erlebt eine besonders<br />

kreative Studienzeit. Wer anschließend die Kunst zum Beruf<br />

machen möchte, benötigt ein besonderes Maß an Selbstbewusstsein.<br />

Die Muthesius-Absolventin Franziska Ostermann hat sich auf<br />

diesen Weg begeben. Im <strong>CAMPUS</strong>-Interview spricht die 26-jährige<br />

Kielerin über ihr Studium, die Kunst und … die Farbe Weiß.<br />

Interview Christian Dorbandt<br />

Fotos Franziska Ostermann<br />

Hallo Franziska. Du hast 2<strong>01</strong>8 deinen Masterabschluss<br />

in Kommunikationsdesign mit<br />

dem Schwerpunkt Fotografie an der Muthesius<br />

Kunsthochschule Kiel absolviert und<br />

bist seit einigen Jahren aktiv als freischaffende<br />

Künstlerin tätig. Wie wird deine<br />

Kunst vom Publikum aufgenommen?<br />

Um eine Reaktion lesen zu können, muss<br />

ich meine Kunst zunächst einem Publikum<br />

zugänglich machen. Zu meiner künstlerischen<br />

Arbeit gehört so auch immer das Suchen nach<br />

und Bewerben um Ausstellungsmöglichkeiten.<br />

Letztes Jahr konnte ich meine Arbeit auf Gut<br />

Wittmoldt bei Plön in einer großen Einzelausstellung<br />

zeigen, das war wunderbar. Auch in<br />

Hamburg, Kiel, Berlin oder Flensburg habe ich<br />

meine Arbeit bereits ausgestellt. Es ist schön,<br />

wenn viele Medien darüber berichten, jede<br />

Rückmeldung ist wertvoll.<br />

Hast du bewusst den Entschluss gefasst, an<br />

der Kunsthochschule zu studieren?<br />

Mit 15 habe ich aktiv zu fotografieren begonnen.<br />

Nach dem Abitur, ich besuchte das Gymnasium<br />

Elmschenhagen, war mir klar, dass<br />

ich studieren wollte. Germanistik oder Philosophie<br />

vielleicht. Es zog mich also auch an<br />

diesem Punkt schon in die Geisteswissenschaften,<br />

wie ich heute einzuordnen weiß.<br />

Schließlich überwog der Wunsch, meiner<br />

Leidenschaft, der Fotografie zu folgen. Ich<br />

recherchierte und fand heraus, dass ich mich<br />

an der Muthesius im Schwerpunkt Kommunikationsdesign<br />

nach dem Grundstudium auf die<br />

Fotografie spezialisieren konnte. Mein Entschluss<br />

stand fest. Und das eine Woche vor<br />

Mappenabgabe.<br />

Wie bewertest du im Nachhinein deine Studienzeit?<br />

Es war großartig, plötzlich Zugang zu so viel<br />

Wissen auf für mich spannenden Gebieten<br />

zu erlangen. Ich belegte alle Vorlesungen<br />

und Seminare, die mich interessierten und<br />

schließlich auch noch zusätzliche an der CAU,<br />

um mir Wissen über das Schreiben einzuholen,<br />

für das ich eine zweite Leidenschaft<br />

erkannte. Auch der wissenschaftliche Zugang<br />

zur Kunst- und Medienphilosophie, den ich an<br />

der Muthesius Kunsthochschule erhielt, hat<br />

meinen Weg sehr bereichert. Mit etwas Mut<br />

kann man hier allen Ideen folgen, die sich in<br />

den Kopf setzen.<br />

Apropos Mut. Braucht es Mut, um den<br />

Berufsweg Künstlerin zu wählen?<br />

Es gehört sehr viel Überzeugung und auch<br />

Mut dazu, ja. Der Weg wird nicht der leichteste,<br />

aber welcher wäre das schon? Es ist<br />

sicher ein interessanter, herausfordernder,<br />

der auf Gebieten schult, die in keinem Curriculum<br />

stehen. Ich empfinde meine künstlerische<br />

Leidenschaft als Geschenk. Ich weiß<br />

genau, was ich will und ich weiß, dass ich<br />

dem folgen werde. Um meine Zeit ausschließlich<br />

meiner Kunst widmen zu können, brauche<br />

ich Unterstützung. Förderungen in Form von<br />

Auszeichnungen, Ausstellungsmöglichkeiten<br />

oder Stipendien sind hierfür essenziell. Über<br />

die Graduiertenförderung der Muthesius wird<br />

mir beispielsweise gerade ein gemeinsames<br />

Atelier mit meiner Kollegin Peggy Stahnke<br />

ermöglicht.<br />

Du arbeitest mit fotografischen Montagen<br />

und Texten. Welche Themen verfolgst du?<br />

Was mich umtreibt, ist das Verhältnis von Zeit<br />

und Raum in den Medien Text und Bild. Im<br />

Bildraum kann man durch die Zeit getrennte<br />

Ansichten einander gegenüberstellen. Das<br />

finde ich faszinierend. Ich empfinde die Fotografie<br />

als eine Brücke zwischen den Zeiten.<br />

Gerade habe ich einen Gedichtband herausgebracht.<br />

Das Selbstportrait ist ein zentraler<br />

66<br />

67


Punkt meiner Arbeit; wenn ich mich selbst<br />

fotografiere, bin ich gleichzeitig Fotografin<br />

und Fotografierte. Ist das nicht erstaunlich?<br />

Lässt sich deine Arbeit mit dem fotografischen<br />

Selbstportrait an die Selfie-Kultur<br />

anschließen?<br />

Als ich begann, mich selbst zu fotografieren,<br />

war mir das Wort ‚Selfie‘ noch kein Begriff. Es<br />

galt vielmehr als etwas verpönt, sich selbst<br />

auf diese Weise zu inszenieren. Ich finde es<br />

überaus spannend, Teil dieser Bewegung zu<br />

sein und beobachte die Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede zu meiner Arbeit mit großem<br />

Interesse.<br />

Kannst du einen dieser Unterschiede in<br />

Worte fassen?<br />

Es scheint mir, als würde in den sozialen Netzwerken<br />

oft Perfektion angestrebt. Perfektion<br />

von Körpern, Perfektion von Bildern. Aber<br />

was soll Perfektion in diesem Zusammenhang<br />

überhaupt sein? Glatt, makellos, vielleicht.<br />

Meine Bilder sind schön, aber streben keinen<br />

Perfektionismus an. Durch Brüche in der Montage<br />

und mittels der Grenzen der Technik hinterfrage<br />

ich den Illusionismus von Fotografie.<br />

Weitere Informationen zur Kunst<br />

von Franziska Ostermann auf<br />

www.franziskaostermann.de<br />

Das Weiß nimmt eine zentrale Rolle in deiner<br />

Arbeit ein. Deine Kleidung, dein Atelier<br />

– alles ist weiß.<br />

Ja, ich umgebe mich seit vielen Jahren mit<br />

Weiß. Es wirft viele Fragen auf, ist unergründlich<br />

und dann wieder mit vielen Bedeutungen<br />

besetzt. In Europa steht Weiß beispielsweise<br />

für Unschuld oder Reinheit, im asiatischen<br />

Kulturraum für den Tod. Es kann sowohl die<br />

Anwesenheit als auch die Abwesenheit aller<br />

Farben bedeuten. Indem ich Weiß trage, sage<br />

ich auch: Ich bin meine Arbeit.<br />

Wie erhältst du die Möglichkeit, deine Bilder<br />

ausstellen zu können? Bewirbst du dich<br />

direkt bei Ausstellungshäusern?<br />

Um meine Bilder zeigen zu können, brauche<br />

ich zunächst ein großes Netzwerk aus Kontakten.<br />

Ich bewerbe mich kontinuierlich auf<br />

Stipendien oder Ausstellungsmöglichkeiten,<br />

kontaktiere Galerien und schaue nach Ausschreibungen.<br />

Das ist oft ein mühsamer Prozess,<br />

der mit vielen Absagen verbunden ist.<br />

Was ist dein nächstes Projekt?<br />

Ich arbeite momentan an vielen Projekten<br />

gleichzeitig. Eine nächste Arbeit wird ein<br />

fotografisch-literarischer Essay, in dem ich<br />

die Medien Text und Fotografie sich gegenüberstelle.<br />

Wo würdest du deine Arbeiten am liebsten<br />

ausstellen?<br />

Ich möchte meine Werke gerne in Berlin zeigen.<br />

Die Fotogalerie C/O wäre ein großes Ziel<br />

für die Zukunft.<br />

Die Muthesius Kunsthochschule Kiel<br />

Die Muthesius Kunsthochschule Kiel ist die einzige Kunsthochschule<br />

in Schleswig-Holstein. 2005 gegründet, bietet die renommierte<br />

Hochschule rund 600 Studienplätze in den Studiengängen „Freie<br />

Kunst“ (auch für das Lehramt an Gymnasien), „Raumstrategien“,<br />

„Kommunikationsdesign“ und „Industriedesign“.<br />

Studiensituation<br />

Das Besondere an der Muthesius Kunsthochschule<br />

sind ihre vielen Werkstätten, die den<br />

Studierenden aller Bereiche zur Verfügung<br />

stehen – und das rund um die Uhr. Das entspricht<br />

dem Anspruch der Muthesius, ihren<br />

Studierenden die größtmögliche Freiheit für<br />

ihre künstlerischen Arbeiten zu gewähren.<br />

„Es ist Freiraum nötig, um sich zu bewegen.<br />

Deshalb ist die erste Bedingung für Kunst<br />

und Design an unserer Hochschule Freiheit!“,<br />

betont Präsident Dr. Arne Zerbst. Auch der<br />

hohe Betreuungsschlüssel und die Möglichkeit,<br />

an fächerübergreifenden Veranstaltungen<br />

teilzunehmen, fördern das kreative<br />

Potential der Studierenden.<br />

Studieninformation<br />

Allgemeine Informationen bietet jederzeit das<br />

Studierendensekretariat. Empfehlenswert ist<br />

der Besuch der Jahresausstellung „Einblick –<br />

Ausblick“ vom 10. bis 13. Juli <strong>2<strong>01</strong>9</strong>. In dieser<br />

Veranstaltung präsentieren Studierende ihre<br />

Semester- und Abschlussarbeiten der Öffentlichkeit.<br />

Bewerbung<br />

Wie für eine Kunsthochschule üblich, ist die<br />

erfolgreiche Bewerbung an eine Mappeneinreichung<br />

gebunden. Mit der Mappe sollen die<br />

zukünftigen Studierenden ihr künstlerisches<br />

Talent präsentieren.<br />

Wer unsicher ist, wie eine Mappe auszusehen<br />

hat, dem hilft die „Mappenberatung“ bei<br />

der Orientierung. War die Mappenbewerbung<br />

erfolgreich, steht noch ein Eignungstest an,<br />

der für das Bachelor-Studium drei künstlerische<br />

und gestalterische Aufgaben beinhaltet.<br />

Die Termine zur Mappenberatung gibt es<br />

online unter: https://muthesius-kunsthochschule.de/bewerben/die-mappe/.<br />

Bewerbungsfristen:<br />

Jedes Jahr am 15. Mai oder 15. November<br />

Bewerbungsunterlagen<br />

• eine Mappe mit ca. 20, maximal 30 eigenen<br />

künstlerischen Arbeiten<br />

• der Antrag auf Zulassung zur Eignungsprüfung<br />

• ein tabellarischer Lebenslauf mit Foto<br />

• Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife,<br />

oder ein Zeugnis der fachgebundenen<br />

Hochschulreife für Design/Kunst<br />

• weitere Zeugnisse (Wehrdienst, Zivildienst,<br />

Freiwilliges soziales Jahr)<br />

Studiengänge<br />

• Freie Kunst: 8 Semester (B.F.A.) / 4<br />

Semester (M.F.A.)<br />

• Kunst Lehramt an Gymnasien: 6 Semester<br />

(B.F.A.) / 4 Semester. Das Zweitfach muss<br />

an der Christian- Albrechts-Universität zu<br />

Kiel belegt werden.<br />

• Kommunikationsdesign: 6 Semester (B.A.)<br />

/ 4 Semester (M.A.)<br />

• Industriedesign: 6 Semester (B.A.) / 4<br />

Semester (M.A.)<br />

• Raumstrategien: Szenografie / Interior<br />

Design: 6 Semester (B.A.) + Spatial Strategies:<br />

4 Semester (M.A.)<br />

Muthesius Kunsthochschule<br />

Legienstraße 35<br />

24103 Kiel<br />

T: 0431/5198-414 / -404<br />

studieninfo@muthesius.de<br />

www.muthesius-kunsthochschule.de<br />

facebook.com/MuthesiusKunsthochschule<br />

Foto: Christian Dorbandt<br />

68<br />

69


„GEHOLFEN HAT MIR DER<br />

MATHE-VORKURS, DENN<br />

DIE UMSTELLUNG VON<br />

SCHULUNTERRICHT AUF DEN<br />

STUDIENALLTAG IST HEFTIG!“<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

„IM LAUFE DES<br />

STUDIUMS MÜSSEN<br />

ALLE BWL-<br />

STUDIERENDEN DIE<br />

BERÜHMTE MATHE-<br />

KLAUSUR BESTEHEN!“<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

STUDENTEN-<br />

PORTRAITS<br />

Dana<br />

Dana, 19<br />

aus Wilhelmshaven, studiert im 3. Semester BWL (B.A.) mit<br />

Schwerpunkt Human Resource Management an der Hochschule<br />

Flensburg.<br />

„Ich studiere an der Hochschule Flensburg, weil ich mal aus<br />

Wilhelmshaven rauskommen wollte! Die Nähe zum Meer wollte<br />

ich allerdings beibehalten. Deshalb fühle ich mich in Flensburg<br />

sehr wohl. Das Studium habe ich mit dem Schwerpunkt Human<br />

Resource Management gewählt, da ich später im Bereich Personalleitung<br />

arbeiten möchte. BWL studieren heißt, sich unter<br />

anderem mit Mathe zu beschäftigen, zum Beispiel wenn es um<br />

Kostenwesen und Controlling geht. Was ich jedem empfehlen<br />

kann, ist der zweiwöchige Mathe-Vorkurs, der vor Studienbeginn<br />

stattfindet. In diesem Kurs kann jeder erkennen, was auf ihn zukommt.<br />

Im Laufe des Studiums müssen alle BWL-Studierenden die<br />

berühmte Mathe-Klausur bestehen. Bei mir hat es gut geklappt,<br />

deshalb unterstütze ich jetzt die Studienanfänger als Tutorin.<br />

In meiner Freizeit schwimme ich gern, besuche ‚CampusFitness’<br />

oder gehe bei schönem Wetter auf unserem grünen Campus spazieren!“<br />

Jan, 28<br />

aus Stolk, studiert im 2. Semester Systemtechnik (M.Eng.) an der<br />

Hochschule Flensburg.<br />

„Ich mache gerade meinen Master in Systemtechnik an der Hochschule<br />

Flensburg. Davor habe ich das Bachelorstudium Maschinenbau<br />

absolviert. Wenn ich mich zurückerinnere, war der Studienbeginn<br />

am schwierigsten. Im Maschinenbaustudium erwirbt man<br />

während der ersten Semester die theoretischen Grundlagen. Mathe,<br />

Physik, Technische Mechanik und Elektrotechnik stehen unter<br />

anderem auf dem Stundenplan, und ich musste intensiv lernen.<br />

Geholfen hat mir ein Mathe-Vorkurs, denn die Umstellung von<br />

Schulunterricht auf den Studienalltag ist heftig! Ab dem dritten<br />

Semester, mit der Entscheidung für zwei Wahlpflichtfächer, wurde<br />

das Studium jedoch immer interessanter. Im Studium der Systemtechnik<br />

arbeite ich zurzeit an unserem Solarboot-Projekt. Meine<br />

Aufgabe ist es, bestimmte Komponenten im FabLab zu konstruieren<br />

und dreidimensional zu drucken. Nach Abschluss des Masterstudiums<br />

würde ich gern in einer Konstruktionsabteilung für<br />

Nutzfahrzeuge arbeiten. Ein entsprechendes Praktikum habe ich<br />

schon absolviert!“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

70<br />

71


„NEUE STUDIS WOLLEN<br />

AUCH WISSEN, WIE<br />

DIE MENSA-KARTE<br />

FUNKTIONIERT UND WELCHE<br />

PROFESSOREN BESONDERS<br />

BELIEBT SIND!“<br />

„ICH MÖCHTE DEN<br />

KONTAKT ZU DÄNISCHEN<br />

EINRICHTUNGEN PFLEGEN,<br />

DAMIT WIR VONEINANDER<br />

LERNEN KÖNNEN.“<br />

„MEIN ZIEL IST ES, IM<br />

BEREICH MARKETING<br />

ZU ARBEITEN!“<br />

„BEI DER GMSH GIBT ES<br />

EINEN FACHÜBERGREIFENDEN<br />

ZUSAMMENHALT, DER MIR GUT<br />

GEFÄLLT!“<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

Jan-Henrik, 20<br />

aus Lübeck, studiert im 2. Semester BWL (B.A.) an der Hochschule<br />

Flensburg.<br />

„Ich habe mein Abitur an der Thomas-Mann-Schule in Lübeck absolviert<br />

und studiere jetzt BWL in Flensburg. Warum? Ich wollte<br />

zuhause ausziehen und als Studienort gefiel mir die Stadt Flensburg.<br />

Momentan unterstütze ich als Tutor den Mathe-Vorkurs von<br />

Frau Witt. An diesem Kurs habe ich zu Beginn auch teilgenommen<br />

und anschließend die BWL-Mathe-Klausur mit der Note 1,0 bestanden!<br />

Als Tutor kann ich Studienanfängern bei den Übungsaufgaben<br />

helfen, denn ich habe die schriftlichen Lösungen zur Hand. Doch<br />

es geht im Vorkurs nicht ausschließlich um das Thema Mathe. Neue<br />

Studis wollen auch wissen, wie die Mensa-Karte funktioniert und<br />

welche Professoren besonders beliebt sind. Ich bin mit meiner Studienwahl<br />

zufrieden. Die Stärken der Hochschule Flensburg sind für<br />

mich: der persönliche Bezug zu den Professoren und Dozenten, die<br />

gute Atmosphäre unter den Studierenden und der grüne Campus!“<br />

Nele, 25<br />

aus Flensburg, hat an der Syddansk Universitet (SDU) in Sonderborg<br />

„Interaction Design“ (B.Eng.) studiert sowie an der SDU in<br />

Kolding „IT und Produktdesign“ (M.Sc.) und arbeitet seit März<br />

<strong>2<strong>01</strong>9</strong> als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das didaktisierte Fab-<br />

Lab der Hochschule Flensburg.<br />

„Ich komme aus Flensburg, habe in Dänemark studiert und kehre<br />

nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin zurück. An der Hochschule<br />

werde ich zukünftig Aufgaben im didaktisierten FabLab<br />

übernehmen, das gilt zum Beispiel für die Zusammenarbeit mit<br />

Start-Up-Unternehmen sowie die Themen ‚Design Thinking’ und<br />

‚digitale Fabrikation’. Schon während der Schulzeit war mir klar,<br />

dass ich später in einem technischen Beruf arbeiten möchte. Mein<br />

Interesse richtete sich allerdings weniger auf den Bau von Maschinen,<br />

sondern vielmehr auf deren Design und Benutzung. Ich freue<br />

mich darauf, meine Erfahrungen für das FabLab ‚Ideenreich’ einzubringen<br />

zu können. In Dänemark ist die Maker-Bewegung stark<br />

ausgeprägt. Viele Schulen sind dort bereits mit 3D-Druckern und<br />

entsprechender Software ausgestattet. Ich möchte den Kontakt zu<br />

dänischen Einrichtungen pflegen, damit wir voneinander lernen<br />

können.“<br />

Raik, 33<br />

aus Rathenow, studiert im 6. Semester BWL (B.A.) mit Schwerpunkt<br />

Marketing an der Hochschule Flensburg.<br />

„Mein Ziel ist es, im Bereich Marketing zu arbeiten! Deshalb studiere<br />

ich Betriebswirtschaft in der Studienrichtung Marketing. Vorher<br />

war ich zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Bereits zu jener Zeit habe<br />

ich mich für Wirtschaftswissenschaften interessiert. Momentan absolviere<br />

ich mein Pflichtpraktikum und zwar nicht, wie die meisten,<br />

bei einem externen Unternehmen, sondern hier an der Hochschule.<br />

Wie das möglich war? Ich habe einfach gefragt und es hat geklappt!<br />

Der Vorteil ist, dass ich die Hochschule gut kenne und mich<br />

nicht wochenlang in die Strukturen einer Firma einarbeiten muss!<br />

Aus meiner Sicht kann man an der Hochschule Flensburg sehr gut<br />

studieren. Mir gefällt auch die Stadt. Sie hat für mich die ideale<br />

Größe, nicht zu klein, nicht zu groß! Es gibt einen schönen Hafen,<br />

nette Kneipen und viele Sport- und Freizeitmöglichkeiten!“<br />

Lisa, 22<br />

aus Hörnum auf Sylt, absolviert im 2. Semester das duale Studium<br />

Bauingenieurwesen (B.Eng.) bei der GMSH.<br />

„Ich möchte unbedingt als Ingenieurin auf der Baustelle stehen!<br />

Deshalb glaube ich, mit dem industriebegleitenden Studium<br />

Bauingenieurwesen (B.Eng.) die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />

Ich erlebe bei der GMSH die ideale Kombination aus Theorie und<br />

Praxis. Nach dem Studienblock an der FH Kiel sammle ich in unterschiedlichen<br />

Fachgruppen praktische Erfahrungen. Die GMSH<br />

betreut beinahe alle Objektarten. Je nach Landes- oder Bundesbauten<br />

besichtige ich Baustellen an Polizei- oder Hochschulgebäuden,<br />

an öffentlichen Parkplätzen oder betreue Baumaßnahmen an<br />

Flughäfen, Kasernen oder Kanälen. Nicht nur die Praxiserfahrungen<br />

sind hilfreich, auch die persönliche Begegnung mit Ingenieuren,<br />

Architekten und Handwerksfachkräften ist interessant. Bei der<br />

GMSH gibt es einen fachübergreifenden Zusammenhalt, der mir gut<br />

gefällt. Das betrifft auch den regelmäßigen Austausch mit Studierenden<br />

aus den anderen Studiengängen. Im Bauingenieurwesen<br />

geht es nämlich nicht nur ums Bauen, sondern auch um Kommunikation!“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

72<br />

73


„ICH PLANE EIN<br />

AUSLANDSSEMESTER<br />

AN UNSERER<br />

PARTNERUNIVERSITÄT IN<br />

LIMERICK.“<br />

„DEN HOHEN<br />

PRAXISANTEIL IN DER<br />

LEHRERAUSBILDUNG<br />

AN DER EUF FINDE ICH<br />

SINNVOLL.“<br />

„MEINE ERWARTUNGEN AN<br />

DAS STUDIUM WURDEN NICHT<br />

NUR ERFÜLLT, SONDERN<br />

ÜBERTROFFEN.“<br />

„OBWOHL ICH ERST IM<br />

ERSTEN SEMESTER BIN, HABE<br />

ICH SCHON UNGLAUBLICH<br />

VIEL GELERNT. AUCH ÜBER<br />

MICH SELBST.“<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

Nele, 21<br />

aus Schleswig, studiert im 4. Semester Bildungswissenschaften<br />

(B.A.) in den Teilstudiengängen Kunst und visuelle Medien sowie<br />

Englisch an der EUF.<br />

„Ich heiße Nele und studiere Kunst und Englisch auf Lehramt an<br />

der EUF. Nach dem Abitur habe ich zunächst einen Bundesfreiwilligendienst<br />

an einer Schleswiger Grundschule absolviert. Dort erhielt<br />

ich wertvolle Einblicke in den Lehreralltag und durfte vertretungsweise<br />

einige Unterrichtseinheiten leiten. Anschließend entschied<br />

ich mich für die Europa-Universität Flensburg, um auf Lehramt zu<br />

studieren. Nur hier kann ich in Schleswig-Holstein Kunst und Pädagogik<br />

an derselben Hochschule studieren. Um für das Kunststudium<br />

zugelassen zu werden, musste ich unter anderem eine Mappe mit<br />

fünf selbständigen Arbeiten anfertigen und in einem persönlichen<br />

Gespräch vorstellen. Zum Glück wurde ich angenommen! Im Bereich<br />

Kunst hat mir zuletzt der Kurs ‚Druckgrafik‘ gefallen. In Englisch<br />

war ich von der Veranstaltung ‚Sprachwissenschaft‘ begeistert.<br />

Generell bin ich mit meiner Studienwahl sehr zufrieden, denn<br />

die EUF strahlt eine sehr angenehme Atmosphäre aus und ich fühle<br />

mich sehr gut betreut. Wenn ich eine Frage habe, stehen mir jederzeit<br />

alle Türen offen! Das nächste Highlight steht an: Ich plane<br />

ein Auslandssemester an unserer Partneruniversität in Limerick.“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Paul, 21<br />

aus Bad Oldesloe, studiert im 2. Semester Bildungswissenschaften<br />

(B.A.) in den Teilstudiengängen Mathe und Wirtschaft/Politik an<br />

der EUF.<br />

„Hallo, ich bin Paul und studiere Mathe und Wirtschaft/Politik auf<br />

Lehramt in Flensburg. Um zu prüfen, ob ich als Lehrer grundsätzlich<br />

geeignet bin, habe ich nach dem G8-Abitur ein Freiwilliges Soziales<br />

Jahr an einer Grundschule absolviert. Das war eine wichtige<br />

Erfahrung, die mich in meinem Berufswunsch bestärkt hat. Jetzt<br />

bin ich im zweiten Semester und bisher gefällt mir das Studium<br />

ziemlich gut. Natürlich sind manche Seminare interessanter als andere,<br />

aber in jeder Veranstaltung treffe ich Leute, mit denen ich<br />

mich gut verstehe, sodass ich mich auf jeden Studientag freue. Ein<br />

Grund, weshalb ich unbedingt an der EUF in Flensburg studieren<br />

wollte, ist die Tatsache, dass wir bereits im ersten Semester einen<br />

Tag in der Woche an einer Schule verbringen. Den hohen Praxisanteil<br />

in der Lehrerausbildung an der EUF finde ich sinnvoll. Dadurch<br />

spüre ich immer deutlicher, dass ich gern mit Schülern zusammenarbeite<br />

und ihnen Inhalte so erklären kann, dass sie sich auch<br />

verbessern. In welcher Schulform ich später unterrichten möchte,<br />

ist mir noch nicht klar. Entscheiden muss ich mich aber auch erst<br />

im Masterstudium. Bis dahin habe ich noch viel Zeit, das Studium<br />

und die Stadt Flensburg zu genießen.“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

Isabelle Backsmann, 28<br />

aus Mainz, ist im 3. Semester ihres Studiums Psychologie (B.Sc.)<br />

an der MSH Medical School Hamburg.<br />

„Psychologie hat mich schon immer gereizt. Menschliches Verhalten<br />

verstehen und erklären – das wollte ich lernen. Leider fehlte<br />

mir der passende NC. Als Alternative fiel meine Wahl auf Zahnmedizin,<br />

was sich aber als Fehler entpuppte, denn wohl fühlte ich mich<br />

in diesem Fachbereich nicht. Ich beschloss, meinen ursprünglichen<br />

Plan weiter zu verfolgen und fand das Angebot eines NC-freien Psychologiestudiums<br />

an der MSH Medical School Hamburg. Nachdem<br />

ich den Offenen Campustag besuchte und mich mit Professoren<br />

und Studierenden aus höheren Semestern austauschte, stand meine<br />

Entscheidung fest: Ich gehe nach Hamburg. An der MSH zählt<br />

nämlich nicht der NC, sondern Talent und Motivation – und beides<br />

habe ich! Meine Erwartungen an das Studium wurden nicht nur<br />

erfüllt, sondern übertroffen. Die Lehrenden sind sehr engagiert und<br />

stehen uns auch außerhalb der Lehrveranstaltungen helfend zur<br />

Seite. Wir haben ein sehr engagiertes Veranstaltungskomitee und<br />

zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. Auch der Zusammenhalt<br />

unter den Studierenden ist groß. Meinen Master werde ich ebenfalls<br />

an der MSH absolvieren.“<br />

Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl<br />

Jonas Yaya, 26<br />

aus Hamburg-Harburg, ist im 1. Semester seines Studiums Soziale<br />

Arbeit (B.A.) an der MSH Medical School Hamburg.<br />

„Mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen,<br />

ihre Probleme zu lösen, erkannte ich während des Zivildienstes<br />

im Montessori-Kinderhaus in Buchholz in der Nordheide. Anschließend<br />

absolvierte ich zuerst eine Ausbildung zum Gesundheits- und<br />

Krankenpfleger, arbeitete nach der Ausbildung für längere Zeit im<br />

Bereich der Neurologie und neurologischen Reha und bildete mich<br />

anschließend zum Pflegeberater weiter. Um mein Wissen in diesem<br />

Gebiet zu erweitern, methodisches Know-how zu erlernen, vor allem<br />

aber um meine Arbeit auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu<br />

stützen, entschied ich mich, noch einmal zu studieren. Im Studiengang<br />

Soziale Arbeit beschäftigen wir uns mit sozialen Problemen<br />

wie Armut, Exklusion, Diskriminierung oder Kriminalität.<br />

Wir lernen, Menschen professionell zu beraten, die in eine Notlage<br />

geraten sind, und geben Hilfe zur Selbsthilfe. Obwohl ich erst im<br />

ersten Semester bin, habe ich schon unglaublich viel gelernt. Auch<br />

über mich selbst, zum Beispiel dadurch, dass ich lerne, Menschen<br />

mit anderen Meinungen zu akzeptieren. Offenheit ist daher eine<br />

wichtige Eigenschaft für alle, die sich für dieses Studium interessieren.<br />

Wichtig sind außerdem Neugierde und der Mut, Dinge zu<br />

hinterfragen.“<br />

Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl<br />

74<br />

75


ERLEBEN<br />

„WENN ICH MICH SPÄTER<br />

ALS ARCHITEKT BEWERBE,<br />

WERDE ICH MIT ALLEN<br />

ERFAHRUNGEN PUNKTEN,<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> SPECIAL<br />

ist ein Produkt der<br />

BRANDPUBLISHERS COMMUNICATION GmbH<br />

Von-Kurtzrock-Ring 16<br />

22391 Hamburg<br />

Telefon 040 - 99 99 66 08<br />

Geschäftsführer<br />

Axel von Kortzfleisch<br />

RAUS AUS DEM <strong>CAMPUS</strong>!<br />

DIE ICH AN DER TH LÜBECK<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Christian Dorbandt<br />

presse@me2be.de<br />

SAMMELN KONNTE!“<br />

Chefredaktion (V.i.S.d.P.)<br />

Katharina Grzeca<br />

katharina.grzeca@me2be.de<br />

Chef vom Dienst<br />

Lutz Timm<br />

Kunst: Ehemalige Studierende der<br />

Muthesius Kunsthochschule eröffnen die<br />

Gallery Cube + .... Seite 78<br />

Filmtipp: Amy Adams und Jeremy Renners<br />

versuchen, die Sprache außerirdischer<br />

Besucher zu entschlüsseln .... Seite 80<br />

AUFMACHER<br />

Protest: Im Gespräch mit dem<br />

Fridays-for-Future-Mitorganisator Jakob<br />

Blasel .... Seite 82<br />

STUDENTEN-PORTRAITS<br />

Textredaktion<br />

Christian Dorbandt, Lutz Timm, Marc Asmuß, Lina Kerzmann,<br />

Joachim Welding, Katharina Grzeca, Jana Limbers<br />

Lektorat<br />

Erhard Mich<br />

Onlineredaktion<br />

Jana Limbers, Christian Dorbandt, hello@me2b2.de<br />

Social Media<br />

Mona Dreisow<br />

hello@me2be.de<br />

Art Direction<br />

Katharina Grzeca, Merle Jurzig<br />

Foto<br />

Sebastian Weimar, Sönke Dwenger, Frieder Dillmann, Florian<br />

Kolmer, Laura Hasl, Christian Brandes, Illona Frey/Pixabay,<br />

©2<strong>01</strong>5 20th Century Fox Film Corporation, Kiepenheuer&Witsch,<br />

Blanvalet, ©2<strong>01</strong>6 Paramount Pictures, Flatastic,<br />

Buffl, ©Columbia, ©Rough Trade, ©Universal Music, Mateus<br />

Dworczyk, TH Lübeck, Paula Markert / HAW Hamburg, Christina<br />

Kloodt, Franziska Ostermann, BMBF/Laurence Chaperon,<br />

Lutz Timm, Frank Peter, MSH Medical School Hamburg,<br />

Christian Dorbandt, Jan Steffen Geomar Helmholtz-Zentrum<br />

für Ozeanforschung Kiel<br />

Woche für Woche wächst<br />

die Zahl der Unterstützer<br />

und Teilnehmer an den<br />

Klimaprotesten unter<br />

dem Motto „Fridays for<br />

Future“.... Seite 84<br />

AUFGEPASST<br />

Jan, 21<br />

aus Hamburg, studiert im 7. Semester Architektur an der TH Lübeck.<br />

Illustration<br />

Ibou Gueye, Raphaelle Martin<br />

Coverfoto<br />

Florian Kolmer<br />

„Moin, ich bin Jan und studiere Architektur an der TH Lübeck. Das<br />

Studium begeistert mich, die Entscheidung habe ich allerdings etwas<br />

blauäugig getroffen. Nach dem Abitur am Gymnasium Farmsen<br />

in Hamburg hatte ich zwar ein vages Interesse am Baugewerbe,<br />

aber noch keinen genauen Plan für meine berufliche Zukunft. Den<br />

Stein ins Rollen brachte ein Trainingskollege, als er mich zu einem<br />

Baustellenpraktikum in seine Firma einlud. Das gefiel mir so gut,<br />

dass ich mich über bauspezifische Studiengänge im Norden informierte<br />

und mich mit dem Nachweis über ein Vorpraktikum bei der<br />

TH Lübeck bewarb. Ein Highlight des Studiums ist unser Projekt<br />

‚Solar Decathlon’, für das ich mich seit einem Jahr engagiere und<br />

in dessen Rahmen ich schon mehrfach nach Marokko gereist bin.<br />

In solchen Projekten und Seminaren und persönlichen Begegnungen<br />

habe ich unglaublich viele Erfahrungen sammeln und Kontakte<br />

knüpfen können. Wenn ich mich später als Architekt bewerbe,<br />

werde ich mit allen Erfahrungen punkten, die ich an der TH Lübeck<br />

sammeln konnte!“<br />

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />

1. Auflage<br />

www.me2be.de<br />

www.facebook.com/me2bemag<br />

Druck<br />

VDD AG<br />

09603 Großschirma<br />

<strong>ME2BE</strong> Bestellservice<br />

Preis je Heft 2,90 EURO zzgl. Versandkosten<br />

Telefon 040 - 99 99 66 08<br />

hello@me2be.de<br />

© <strong>2<strong>01</strong>9</strong> für alle Beiträge der<br />

BRANDPUBLISHERS COMMUNICATION GMBH<br />

<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> SPECIAL wird<br />

kostenlos an Schulen verteilt.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Onlinediensten und Internet und Vervielfältigung<br />

auf Datenträgern jeglicher Art – auch auszugsweise – nur<br />

nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlages. Der Verlag<br />

haftet nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und<br />

Videos, und übernimmt keinerlei Haftung für die Richtigkeit der<br />

jeweiligen Anbieter. Anzeigenpreise auf Anfrage.<br />

Mehr Protest: 27.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

haben sich als „Scientists for Future“ den aktuellen<br />

Schülerprotesten angeschlossen .... Seite 88<br />

Expertenwissen: Klimaforscher Prof. Mojib Latif vom Geomar<br />

Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel fordert eine „breite<br />

Bewegung“ gegen den Klimawandel .... Seite 90<br />

76<br />

77


HINGEGANGEN<br />

Zusammen ist man weniger allein<br />

“Ich finde es erstaunlich, dass die<br />

Werke etwas ausdrücken, das man so<br />

nicht in Worte fassen kann.“ - Doro<br />

In den früheren<br />

Geschäftsräumen des Schusterund<br />

Schlüsseldienstes Schäfer<br />

im Knooper Weg 104 haben die<br />

ehemaligen Studierenden der<br />

Muthesius Kunsthochschule,<br />

Ying-Chih Chen und Shi Shi,<br />

die Gallery Cube + eröffnet.<br />

“Wir wollen die Kunstschaffenden<br />

und ihre Kunst in Kiel halten oder<br />

zumindest temporär zurückholen.“ - Shi Shi<br />

Text Marc Asmuß<br />

Fotos Mateus Dworczyk<br />

Gallery Cube +<br />

Knooper Weg 104<br />

24105 Kiel<br />

Öffnungszeiten:<br />

Do.-Sa. 13 bis 20 Uhr<br />

www.gallery-cubeplus.com<br />

Die Gallery Cube + verbindet die Arbeiten von<br />

Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen<br />

Fachrichtungen und bietet Kunstschaffenden<br />

eine Plattform für den Austausch von<br />

Ideen und die Präsentation ihrer Werke.<br />

Die Gemeinschaftsausstellung „Somehow it<br />

happend“ war vom 27. März bis zum 13. April<br />

in der Gallery Cube+ zu sehen. Wir von <strong>ME2BE</strong><br />

haben die Vernissage besucht und waren<br />

beeindruckt!<br />

Die melancholischen Bunt- und Bleistiftzeichnungen<br />

mit dem Titel „Rosen, Tulpen, Nelken,<br />

alle Blumen welken“ von Stefanie Röhnisch<br />

gehen mit Songei Lees Installation „Ohne<br />

Titel“ aus gebrannten Tonröhren eine regelrechte<br />

Symbiose ein.<br />

Die Keramikkünstlerin Lee hat 2<strong>01</strong>7 ihre<br />

Abschlussarbeit an der Muthesisus Kunsthochschule<br />

angefertigt. Darin setzt sie sich<br />

mit dem Thema der Massenproduktion von<br />

Lebensmitteln und der damit korrespondierenden<br />

Entfremdung von der Ursprungsform<br />

des Produkts, am Beispiel der Artischocke, auseinander.<br />

Röhnischs Zeichnungen sind ebenso<br />

Teil ihrer Masterarbeit, die sie an der Kieler<br />

Kunsthochschule verfasst hat. In der Gallery<br />

Cube+ konnten Besucher die ansonsten zeitlich<br />

und räumlich voneinander getrennt präsentierten<br />

Werke zusammen, in einer vollkommen<br />

neuen Form betrachten.<br />

Neben den wiederkehrenden Formen in den<br />

Zeichnungen von Röhnisch und den eigentümlich<br />

verformten zylindrischen Installationen<br />

von Lee ist die Hand ein gemeinsames Motiv<br />

ihrer Werke. Außerdem eint sie die Fragilität,<br />

die einerseits auf emotionaler und andererseits<br />

auf materieller Ebene spürbar wird. Die<br />

mit Bleistiften und Buntstiften gezeichneten<br />

Portraits von Röhnisch vermitteln den Eindruck<br />

von Einsamkeit und Sehnsucht. Obwohl<br />

die Objekte von Lee diese Atmosphäre gerade<br />

durch ein Fehlen von Verbindungselementen<br />

verstärken, entsteht durchaus der Eindruck<br />

von Zuversicht. Alle an den Galleriewänden<br />

hängenden Ton-Röhren lagen zum Zeitpunkt<br />

der ersten Produktion in identischer zylindrischer<br />

Form vor. Erst im weiteren Prozess<br />

erhielten sie ihre verfremdete Gestalt.<br />

Dadurch wird ebenso auf die Unverwechselbarkeit<br />

des Individuellen angespielt, womit<br />

die Künstlerin auch auf den positiven Aspekt<br />

des Alleinseins verweist.<br />

In der Zusammenführung unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen und Menschen liegt die<br />

Besonderheit der Gallery Cube+. Die Werke der<br />

Kunstschaffenden werden hier nicht räumlich<br />

separiert, sondern bewusst zusammen präsentiert.<br />

Mit dem Konzept der gemeinschaftlichen<br />

Ausstellungen veranschaulichen Shi Shi<br />

und Ying-Chih Chen zum einen Zusammenhänge<br />

zwischen unterschiedlichen Kunstsprachen<br />

und zum anderen erschaffen sie durch<br />

die Kombination eine Symbiose, die in separaten<br />

Einzelausstellungen nicht möglich wäre.<br />

„Viele der Künstlerinnen und Künstler verlassen<br />

Kiel nach dem Studium“, erzählt Shi<br />

Shi. Sie hat Kommunikationsdesign an der<br />

Muthesisus Kunsthochschule studiert und<br />

sich entschieden nicht wegzugehen. Ebenso<br />

wie Ying-Chih Chen, die Freie Kunst studiert<br />

hat. Zusammen ergänzen sie sich perfekt<br />

– wie ihre ausgestellten Werke. Sie wollen<br />

Kunstschaffenden eine Plattform geben, um<br />

einerseits zu netzwerken und andererseits den<br />

Kunstwerken die Aufmerksamkeit zu bieten,<br />

die sie verdienen.<br />

Das Konzept scheint aufzugehen, die Vernissage<br />

von „Somehow it happened“ war jedenfalls<br />

gut besucht. Ab dem 18. April <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />

beginnt bereits die nächste vielversprechende<br />

Ausstellung: YOUR TROUBLES WILL BE FADED<br />

BY THE LUCK YOU WILL SOON HAVE. Die Werke<br />

von Ting-Jung Chen, Preisträgerin der Kunsthalle<br />

Wien 2<strong>01</strong>8, treffen auf die von Jakob<br />

Grebert.<br />

78<br />

79


TIPPS UND<br />

TRENDS<br />

Die Geschichte der Frau<br />

Feridun Zaimoglu<br />

(Roman)<br />

Verlag Kiepenheuer &<br />

Witsch, Köln <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />

ISBN 9783462052305<br />

Gebunden, 400 Seiten,<br />

24,00 Euro<br />

BUCH<br />

GIER - Wie weit<br />

würdest du gehen?<br />

Marc Elsberg (Roman)<br />

Blanvalet,<br />

München <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />

ISBN 9783764506322<br />

Gebunden, 448 Seiten,<br />

24,00 Euro<br />

Fiktion<br />

Wohlstand für alle?<br />

Was wäre wenn… Während Marc Elsbergs letzte Bücher<br />

„Ein literarisches Abenteuer, ein großer<br />

Gesang, ein feministisches Manifest“, verspricht<br />

der Klappentext des neuen Buches von<br />

Feridun Zaimoglu. Der ehemalige CAU-Student<br />

lässt in „Die Geschichte der Frau“ zehn historische<br />

weibliche Figuren zu Wort kommen, deren<br />

Geschichten aufgrund männlicher Herrschaft<br />

nicht überliefert wurden. Die Biografien porträtieren<br />

Frauen über einen Zeitraum von fast<br />

3.500 Jahren.<br />

Text Marc Asmuß | Foto Kiepenheuer&Witsch<br />

Thriller<br />

(BLACKOUT und HELIX) dem Sci-Fi-Genre zuzuschreiben<br />

sind, bewegt sich der Autor mit GIER<br />

in einem fiktionalen Bereich, der unserer Realität<br />

erschreckend nah kommt. Arbeitslosigkeit,<br />

Hunger und eine neue Wirtschaftskrise<br />

erschüttern die Welt. Bei einem Sondergipfel<br />

soll die Lösung all dieser Probleme vorgestellt<br />

werden, doch der renommierte Nobelpreisträger<br />

kommt bei einem Autounfall ums Leben.<br />

Nur eine Person war Zeuge und weiß, dass es<br />

kein Unfall war.<br />

Text Marc Asmuß | Foto Blanvalet<br />

Putz-Punkte<br />

Flatastic<br />

Anbieter: mcm.init<br />

Größe: 24,5 MB<br />

Kostenlos<br />

Produktivität<br />

Die großen Streitthemen in WGs: Wer schuldet<br />

wem Geld, wer ist dran mit Bad putzen und<br />

wer hat schon wieder den Joghurt gegessen?<br />

Mit Flatastic behältst du den Überblick über<br />

Finanzen, Putzpläne, Einkaufslisten und was<br />

sonst noch so passiert. Statt in noch einer<br />

WhatsApp-Gruppe unterzugehen, können sich<br />

alle Mitbewohner*innen im integrierten Chat<br />

gegenseitig auf dem neusten Stand halten.<br />

Die App ist übersichtlich gestaltet und wirklich<br />

praktisch – Redaktionsintern getestet!<br />

Text Jana Limbers | Foto Flatastic<br />

APP<br />

Ausgezettelt<br />

Buffl<br />

Anbieter: Brain Factory<br />

Größe: 55,4 MB<br />

Kostenlos<br />

Bildung<br />

Egal ob Germanistik, Physik oder Soziologie,<br />

irgendwann wirst auch du in deinem Studium<br />

für Prüfungen bestimmte Fachbegriffe oder<br />

Vokabeln lernen müssen. Wenn du keine Lust<br />

hast, alles auf kleine Kärtchen zu kritzeln, die<br />

dann wild in deiner Tasche durcheinanderfliegen,<br />

ist Buffl vielleicht die richtige Wahl für<br />

dich! Die App ermöglicht dir modernes Karteikartenlernen,<br />

unterwegs, cloudbasiert und<br />

damit auf jedem Endgerät nutzbar.<br />

Text Jana Limbers | Foto Buffl<br />

Billie Eilish - When We All Fall Asleep.<br />

Where Do We Go?<br />

Universal Music<br />

FILM<br />

MUSIK<br />

Video Killed The<br />

Instagram-Star?<br />

ARRIVAL<br />

USA 2<strong>01</strong>6 | R: Denis Villeneuve | Drama, Sci-Fi<br />

E-Learning<br />

mit Aliens<br />

Aliens landen auf der Erde. Der Grund für ihr<br />

Kommen stellt Expertenteams weltweit vor<br />

Rätsel. Die Linguistin Dr. Louise Banks und der<br />

Physiker Ian Donnelly erarbeiten auf Geheiß<br />

des Militärs eine Art E-Learning Konzept, um<br />

voneinander die jeweilige Sprache zu lernen.<br />

Beide Seiten machen große Fortschritte miteinander<br />

zu kommunizieren, bis es zu einem<br />

folgenschweren Missverständnis kommt.<br />

Text Lina Kerzmann<br />

Foto ©2<strong>01</strong>6 Paramount Pictures<br />

DAS STREBEN NACH GLÜCK<br />

USA 2006 | R: Gabriele Muccino | Drama<br />

Von der Straße zum<br />

Börsenmakler<br />

Chris Gardner ist Handelsvertreter und hat in<br />

ein Knochendichtemessgerät investiert. Doch<br />

die Konkurrenz ist preisgünstiger und so stockt<br />

der Verkauf. Nach der Trennung von seiner Frau<br />

werden die finanziellen Probleme existenziell.<br />

Chris und sein Sohn verlieren ihr Zuhause.<br />

Einem unbezahlten Praktikum bei einer Investmentbank<br />

gilt ihre letzte Hoffnung.<br />

Text Lina Kerzmann<br />

JOY<br />

USA 2<strong>01</strong>5 | R: David O. Russell | Drama<br />

Erfolg dank<br />

Wischmopp<br />

Joy, die aus komplizierten Familienverhältnissen<br />

stammt, kündigt ihren langweiligen<br />

Job am Flughafen und besinnt sich auf<br />

ihren Erfindergeist. Ihre Geschäftsidee? Ein<br />

Wischmopp, der das Auswringen von Hand<br />

überflüssig macht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />

führt sie ihr Weg bis ins TV-Studio<br />

des Shoppingkanals QVC. Der Wischmopp wird<br />

ein Verkaufsschlager, aber Patentstreitigkeiten<br />

bedrohen ihren Erfolg.<br />

Text Lina Kerzmann<br />

Foto ©2<strong>01</strong>5 20th Century Fox Film Corporation<br />

Solange - When I Get Home<br />

Saint Records/Columbia<br />

Nicht bloß<br />

„die kleine<br />

Schwester von“<br />

In When I Get Home setzt sich Solange kritisch<br />

mit ihrer Heimatstadt Houston (Texas)<br />

auseinander. Trotz der inhaltlichen Schwere<br />

klingt das Album unbeschwert – Dank des<br />

Mix aus jazzig-psychedelischen Harmonien,<br />

weichen Soul-Rhythmen und verträumten<br />

Pop-Elementen. Auch die Beteiligung namhafter<br />

Künstler wie Gucci Mane, Tyler the<br />

Creator, Pharell Williams oder Earl Sweatshirt<br />

bleibt unaufgeregt im Hintergrund. Das ist<br />

erfrischend und herrlich lässig.<br />

Text Lina Kerzmann | Foto © Columbia<br />

Ebow - K4L<br />

Problembär Records<br />

Haltung zeigen<br />

Zwischen Hip-Hop und Architekturstudium.<br />

Zwischen der Wahlheimat Wien und der türkisch-alevitisch-kurdischen<br />

Wurzeln. Geprägt<br />

von diesem ‚Dazwischen‘ entwickelt Ebow<br />

ihren eigenen Sound. Themen ihres politischen<br />

Rap sind Rassismus, Feminismus,<br />

Identität, aber auch Freundschaft, Liebe und<br />

Partys. Das klingt mal nach Battlerap wie in<br />

‚Schmeck mein Blut‘ und mal nach smoothem<br />

R’n’B wie in ‚Butterfly‘.<br />

Text Lina Kerzmann | Foto © Rough Trade<br />

Mit knapp 16 Millionen Instagram-Fans im<br />

Gepäck startet die 17-jährige Kalifornierin<br />

momentan so richtig durch. In ihren verstörenden<br />

Musikvideos haucht sie ihre düsteren<br />

Texte über poppige Beats. Nicht nur musikalisch<br />

macht Billie Eilish einfach, worauf sie<br />

Lust hat. Ihr Style ist so außergewöhnlich,<br />

dass er nicht nur die Teen Vogue in Begeisterung<br />

versetzt. Nur logisch, dass sie nun auch<br />

eine eigene Modelinie designt.<br />

Text Lina Kerzmann | Foto © Universal Music<br />

80<br />

81


Text Christian Dorbandt<br />

Ich verspüre Panik,<br />

wenn ich an die Zukunft denke!<br />

Im Gespräch mit dem Fridays-for-Future-Mitorganisator Jakob Blasel<br />

Jakob Blasel ist Schüler des Gymnasiums in Kronshagen und Mitorganisator<br />

der Protestbewegung „Fridays for Future“, bei der Schülerinnen und<br />

Schüler an jedem Freitag, statt zur Schule, auf die Straße gehen und für<br />

eine radikale Veränderung der Klimapolitik demonstrieren. Begonnen<br />

hat die Bewegung im August 2<strong>01</strong>8 mit dem Schulstreik der 16-jährigen<br />

schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Mittlerweile erhält die Bewegung<br />

weltweite Aufmerksamkeit. Am Freitag, den 15. März, schlossen sich rund<br />

um den Globus circa 300.000 Schüler dem Protest an, davon allein etwa<br />

15.000 in Schleswig-Holstein. Im Gespräch mit <strong>ME2BE</strong> wiederholt Jakob<br />

die Forderungen seiner Generation an die politischen Entscheidungsträger<br />

und erklärt, warum diese wichtiger sind als die Abiturvorbereitung.<br />

Hallo, Jakob. Du gehörst du zu den ersten<br />

Schülern, die sich in Deutschland für die<br />

Protestbewegung ‚Fridays for Future‘ stark<br />

gemacht haben. Wann und wie fing das an?<br />

Mit dem Thema Klimawandel beschäftige ich<br />

mich schon seit langer Zeit und engagiere mich<br />

in mehreren Jugendgruppen. Als Greta Thunberg<br />

dann letztes Jahr für eine andere Klimapolitik<br />

zu streiken begann und im November<br />

2<strong>01</strong>8 die ersten Schülerproteste in Berlin aufkamen,<br />

traf ich mich mit einigen Leuten. Wir<br />

beschlossen, uns dem Protest anzuschließen,<br />

und verabredeten uns über Whatsapp mit anderen<br />

Schülern in Kiel und ganz Deutschland. Bei<br />

unserem ersten Protest am 14. Dezember vor<br />

dem Kieler Landeshaus rechneten wir mit 20<br />

Teilnehmern. Es kamen 500!<br />

Was genau ist eure Forderung?<br />

Wir fordern die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens,<br />

also die Selbstverpflichtung<br />

der Staaten, die Erderwärmung auf 1,5<br />

Grad Celsius zu beschränken. Wir verlangen<br />

einen radikalen umweltpolitischen Kurswechsel<br />

und eine sofortige und drastische Reduzierung<br />

der Emissionen.<br />

Foto Florian Kolmer<br />

Auf welche Erkenntnisse stützt sich der<br />

Protest?<br />

Auf die Erkenntnisse weltweiter Klimaschutzforschung!<br />

Wissenschaftler aus aller Welt<br />

kommen im Intergovernmental Panel on Climate<br />

Change, im IPCC, also im Klimaschutzprogramm<br />

der UNO, zu der Erkenntnis, dass es<br />

einen Klimawandel gibt, dass er von Menschen<br />

verursacht wird und dass wir schätzungsweise<br />

nur noch 11 Jahre Zeit haben, um einer Klimakatastrophe<br />

entgegenzuwirken. Dann droht<br />

ihrer Meinung nach die Gefahr eines irreparablen<br />

Schadens! Der Klimaforscher Mojib Latif<br />

beobachtet einen Anstieg des Meeresspiegels<br />

um jährlich 3 Zentimeter. Das könnte bedeuten,<br />

dass Kiel in 30 Jahren ein Meter unter<br />

Wasser stehen wird!<br />

Gegen wen richtet sich euer Protest?<br />

Wir protestieren gegen die bisherige und<br />

aktuelle Klimapolitik der Bundesregierung.<br />

Sie wird nicht ansatzweise ausreichen, um<br />

die Klimaschutzziele innerhalb der nächsten<br />

Jahre zu erreichen. Wir erwarten von Politikerinnen<br />

und Politikern aller Parteien, aber<br />

auch von Bürgermeistern und allen anderen<br />

Entscheidungsträgern, sich bedingungslos für<br />

den Klimaschutz einzusetzen.<br />

Muss sich nur die Politik ändern oder auch<br />

das Konsumverhalten jedes Einzelnen?<br />

Wir alle müssen unser Verhalten ändern! Es<br />

wäre meines Erachtens hilfreich, wenn jeder<br />

sofort zu einem Ökostromanbieter wechseln<br />

und auf Flugreisen und Kreuzfahrten verzichten<br />

würde. Wärmedämmung, Verzicht auf<br />

Fleischverzehr … es gibt viele Ansätze, doch<br />

ich glaube nicht, dass wir so lange abwarten<br />

können, bis jeder sein eigenes Verhalten verändert<br />

hat. Das Problem kann nur durch einen<br />

schnellen Politikwechsel gelöst werden.<br />

Ist es nicht naiv zu glauben, dass alle Schadstoffemissionen<br />

innerhalb weniger Jahre<br />

um 95 Prozent reduziert werden können?<br />

Nein, wir halten es für naiv zu glauben, es sei<br />

in Ordnung, es nicht zu tun! Wir hätten uns<br />

auch gewünscht, man hätte schon vor über<br />

vierzig Jahren auf die Warnungen des Club of<br />

Rome reagiert, als vor den Grenzen des Wachstums<br />

gewarnt wurde. Passiert ist nichts. Daran<br />

sind andere Generationen schuld, nicht unsere!<br />

Viele loben das politische Engagement der<br />

‚Fridays-for-Future-Bewegung‘, doch es<br />

gibt auch Kritik, vor allem an dem Zeitpunkt<br />

der Proteste während der Schulzeit.<br />

Wie stehst du zu diesen Vorwürfen?<br />

Wir würden diese enorme Aufmerksamkeit<br />

nicht bekommen, wenn wir uns an Samstagen<br />

vor das leere Landtagsgebäude stellen würden.<br />

Außerdem möchten wir bewusst die Botschaft<br />

vermitteln: Was hilft es uns, zur Schule<br />

zu gehen, wenn gleichzeitig unsere Zukunft<br />

verspielt wird? Ich glaube, dass Nichtstun<br />

mein Leben stärker bedroht als eine schlechtere<br />

Abiturvorbereitung!<br />

Wie hat deine Schule bisher auf die Fehlzeiten<br />

reagiert?<br />

Für die Schule kam es natürlich überraschend,<br />

sodass anfangs niemand genau wusste, wie<br />

damit umzugehen sei. Es gibt auch ein gewisses<br />

Verständnis für unsere Haltung, aber auch<br />

Einträge, Vermerke und teilweise ruppige<br />

Kommentare. Ironischerweise habe ich im<br />

Geografie-Unterricht gelernt, warum nachhaltiges<br />

Handeln so wichtig ist! Die Schule ist<br />

also auch eine Art ,Entwicklungszelle‘ unserer<br />

Haltung.<br />

Greta Thunberg sagt: ‚Ich will, dass ihr in<br />

Panik ausbrecht!‘ Stimmst du ihr zu?<br />

Absolut, denn ich verspüre selbst Panik,<br />

wenn ich an die Zukunft denke! Es geht uns<br />

nicht um blinde Panik, sodass man die Flucht<br />

ergreift, sondern darum, die Bedrohung zu<br />

verdeutlichen und die richtigen Lösungen zu<br />

finden!<br />

Was für eine Zukunft wünschst du dir?<br />

Ich wünsche mir eine Zukunft, in der unsere<br />

Gesellschaft funktioniert, in der unsere Häuser<br />

nicht unter Wasser stehen und Natur- und<br />

Umweltschutz in Ergänzung zur Menschenwürde<br />

als oberste Priorität weltweit in allen<br />

Verfassungen verankert wird!<br />

Woche für Woche wächst eure Bewegung.<br />

Am vergangenen Freitag zogen allein in<br />

Kiel 7.000 Schülerinnen und Schüler durch<br />

den strömendem Regen. Wie lange wollt<br />

ihr den Protest noch aufrechterhalten?<br />

So lange, bis endlich gehandelt wird und<br />

bis es einen verbindlichen Klimaschutzplan<br />

gibt, dessen Ziele auch eingehalten werden.<br />

Deutschland ist einer der größten Klimaverschmutzer,<br />

hat als einziges Land kein gesetzliches<br />

Tempolimit und gehört zu den größten<br />

Förderern des Braunkohleabbaus, des dreckigsten<br />

Energieträgers überhaupt. Wie wollen<br />

wir Brasiliens Präsident Bolsonaro dazu<br />

bewegen, die Abholzung des Regenwaldes zu<br />

stoppen, wenn wir gleichzeitig den Hambacher<br />

Forst roden? Wenn wir glaubwürdig sein<br />

wollen und eine Vorbildfunktion für den Rest<br />

der Welt einnehmen möchten, brauchen wir<br />

ein radikales Umdenken.<br />

Du stehst – trotz der Proteste – kurz<br />

vor dem Abitur. Weißt du schon, was du<br />

anschließend machen wirst?<br />

Nein, ich habe mich noch nicht festgelegt.<br />

Grundsätzlich würde mich eine Tätigkeit in<br />

einer Non-Government-Organisation oder bei<br />

einer nachhaltig wirtschaftenden Firma interessieren,<br />

aber es kann auch sein, dass ich<br />

erstmal ein Freiwilliges soziales Jahr absolviere.<br />

Gibt es Politiker, Wissenschaftler oder<br />

andere Personen, die deiner Meinung nach<br />

das Thema Klimaschutz sinnvoll angehen?<br />

Ja, Greta Thunberg.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Jakob.<br />

82<br />

83


FOTOSTORY<br />

<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />

Die Jugend macht ernst –<br />

und alle machen mit<br />

Woche für Woche wächst die Zahl der Unterstützer<br />

und Teilnehmer an den Klimaprotesten<br />

unter dem Motto „Fridays for Future“. Was<br />

als Schulstreik der jungen Schwedin Greta<br />

Thunberg vor dem schwedischen Parlament in<br />

Stockholm begonnen hat, ist mittlerweile zu<br />

einer weltweiten Jugendbewegung angewachsen.<br />

Dabei zeigt eine häufig als unpolitisch<br />

verschriene Generation, dass sie Protest als<br />

Mittel zum Zweck durchaus beherrscht – und<br />

zwar laut, positiv und sprühend vor Energie.<br />

Im Klassenzimmer, auf dem Campus, an den<br />

Esstischen der Familien – die Debatte um eine<br />

andere Klimapolitik ist in der Mitte Gesellschaft<br />

angekommen. Dadurch scheint immer<br />

mehr Menschen klar zu werden, wie drängend<br />

die Frage nach einem Umdenken wirklich ist.<br />

Die Folge: Vom Kindergartenkind über Lehrer,<br />

Eltern und Studenten bis hin zu den Großeltern<br />

schließen sich immer mehr Gruppen<br />

zusammen, um die Schülerproteste zu unterstützen.<br />

Text Lutz Timm<br />

Fotos Florian Kolmer<br />

84


Widerstand zwecklos<br />

Doch nicht nur die Aktivisten auf der Straße<br />

sorgen mit ihren Forderungen für eine lebhafte<br />

Diskussion. Mittlerweile wächst auch<br />

in der wissenschaftlichen Community der<br />

Unmut, in den Universitäten ist das Thema<br />

zunehmend präsent. Viele Professoren,<br />

Dozenten und Forscher solidarisieren sich mit<br />

den Protesten und verweisen auf unzählige<br />

Studien, die den Ernst der Lage akademisch<br />

untermauern.<br />

Der bislang größte Coup: Mehrere Spitzenwissenschaftler,<br />

darunter Maja Göpel – seit<br />

2<strong>01</strong>7 Generalsekretärin des Wissenschaftlichen<br />

Beirats der Bundesregierung Globale<br />

Umweltveränderungen – stellten sich hinter<br />

die Bewegung. In der Initiative „Scientists<br />

for Future“ solidarisierten sich rund 12.000<br />

Wissenschaftler öffentlichkeitswirksam mit<br />

den Zielen der Proteste und machten deutlich:<br />

„Wir sind die Profis und sagen: Die junge<br />

Generation hat recht.“<br />

Gitarre statt Plakat:<br />

Dieser Musiker (rechts)<br />

hat seine Protestform<br />

gefunden.<br />

Noch ein schnelles<br />

Selfie – Mitorganisatorin<br />

Luisa Neubauer (unten<br />

Mitte) weiß um die<br />

Bedeutung von Sozialen<br />

Medien.<br />

Jung und Alt (unten)<br />

gemeinsam gegen<br />

den Klimawandel.<br />

86<br />

87


Akademischer Aufstand<br />

Fridays for Future erhält Unterstützung aus der Forschung<br />

Text Lutz Timm<br />

Fotos Florian Kolmer,<br />

Illona Frey/Pixabay<br />

Rückendeckung von den „Profis“: Rund 27.000 Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler haben sich als „Scientists for Future“ den<br />

aktuellen Schülerprotesten angeschlossen. In einer Erklärung sichern<br />

sie den jungen Fridays-for-Future-Aktivisten „volle Unterstützung“<br />

zu. Mit der Initiative der Forscher hat die wachsende Bewegung<br />

für besseren Klimaschutz nun auch die Universitäten erreicht.<br />

CIENTISTS<br />

OR<br />

Seit knapp sechs Monaten wiederholen sich<br />

die Bilder in vielen größeren Städten weltweit:<br />

Jeden Freitag ziehen junge Menschen<br />

mit Transparenten vor die Parlamente und<br />

fordern einen Wandel im Klimaschutz. Eine<br />

Folge: Immer mehr Menschen solidarisieren<br />

sich mit der Fridays-for-Future-Bewegung<br />

und schließen sich zu Unterstützergruppen<br />

zusammen. Eltern, die ihren Kindern keinen<br />

zerstörten Planeten hinterlassen wollen, nennen<br />

sich „Parents for Future“, Lehrerinnen<br />

und Lehrer schließen sich als „Teachers for<br />

Future“ den Forderungen an.<br />

Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erregten<br />

bislang jedoch die Scientists for Future<br />

– eine Initiative, in der sich etwa 27.000 Wissenschaftler<br />

aus Österreich, der Schweiz und<br />

Deutschland zusammengeschlossen haben.<br />

Der öffentliche Schulterschluss der Forscher<br />

mit den Protestlern brachte dabei vor allem<br />

zusätzliche Seriosität in die Debatte. Wer<br />

zuvor noch mit mildem Lächeln auf die Proteste<br />

der jungen Menschen schaute, wurde<br />

spätestens mit der Stellungnahme zigtausender<br />

Forscher eines Besseren belehrt.<br />

Dabei haben sich die Scientists for Future<br />

offenbar einiges bei ihren jungen Mitstreitern<br />

abgeguckt: Der erste Auftritt hatte alles, was<br />

nötig ist, um die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

zu gewinnen – Ort, Zeit und Besetzung waren<br />

geschickt gewählt. Als Bühne wählten die<br />

Initiatoren um den Gründer Dr. Gregor Hagedorn<br />

die Bundespressekonferenz und hatten<br />

so alle wichtigen Medien fast automatisch im<br />

Publikum. Dass mit Maja Göpel – promovierte<br />

Politökonomin, Honorarprofessorin und seit<br />

2<strong>01</strong>7 Generalsekretärin des Wissenschaftli-<br />

chen Beirats der Bundesregierung Globale<br />

Umweltveränderungen – und dem Mediziner<br />

und Comedian Eckhart von Hirschhausen zwei<br />

prominente Gesichter für die Scientists for<br />

Future sprachen, trug sicher zu einer gesteigerten<br />

Aufmerksamkeit bei.<br />

Auch das Datum war gut gewählt: Die Wissenschaftler<br />

veröffentlichten ihre Stellungnahme<br />

am Dienstag, 12. März – drei Tage vor dem<br />

bis dahin größten weltweiten Aktionstag mit<br />

Demonstrationen von Kapstadt über Montevideo<br />

bis Hongkong.<br />

Was die Wissenschaftler dann vor versammelter<br />

Presse zu sagen hatten, spiegelt ganz<br />

unakademisch ein Satz: „Wir sind die Profis<br />

und sagen: Die junge Generation hat recht.“<br />

Die Forderungen der jungen Aktivisten seien<br />

berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen<br />

Maßnahmen zum Klimaschutz reichten bei<br />

Weitem nicht aus. Nur durch schnelles und<br />

konsequentes Handeln könne eine lebenswerte<br />

Zukunft für jetzige und spätere Generationen<br />

erreicht werden.<br />

Mit der öffentlichen Solidarisierung wurde<br />

offenkundig, was an Hochschulen immer<br />

deutlicher zu spüren ist: Auch in der wissenschaftlichen<br />

Community wächst der Unmut,<br />

weil trotz unzähliger Studien kaum konkrete<br />

Fortschritte in Sachen Klimaschutz zu verzeichnen<br />

sind. Was hilft es letztlich, wenn<br />

in den Instituten, Laboren und Seminaren<br />

geforscht und debattiert wird, aber außerhalb<br />

der akademischen Welt alle Apelle verhallen?<br />

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit bringen<br />

die Forscher nun ihre beste und wirksamste<br />

‚Waffe‘ in die politische Auseinandersetzung<br />

ein: wissenschaftliche Erkenntnisse!<br />

89


Gesucht: Gesellschaft mit<br />

Sinn fürs Klima<br />

Text Lutz Timm<br />

Foto © Jan Steffen, GEOMAR<br />

Helmholtz-Zentrum für<br />

Ozeanforschung Kiel<br />

Klimaforscher Prof. Mojib Latif fordert eine „breite Bewegung“ gegen den Klimawandel<br />

FRÜHJAHR <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />

No.1<br />

Mojib Latif, 64, ist Professor am<br />

Geomar Helmholtz-Zentrum für<br />

Ozeanforschung in Kiel und einer<br />

der führenden Klimaforscher in<br />

Deutschland. Im Campus-Interview<br />

erläutert der Wissenschaftler, warum<br />

er „Scientists for Future“ unterstützt,<br />

was er von einer CO2-Steuer hält<br />

und wieso die Schülerproteste<br />

nur ein Anfang sein können.<br />

Herr Professor Latif, auf einer Fridays-for-<br />

Future-Demo in Hamburg haben Sie eine<br />

Massenbewegung für mehr Klimaschutz<br />

gefordert und dafür kräftigen Applaus<br />

bekommen. Wieso geht der Protest gerade<br />

von der jungen Generation aus?<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass die jungen<br />

Menschen ihre Zukunft noch vor sich haben<br />

und wissen, dass sich die Lebensgrundlagen<br />

auf dieser Welt ohne Klimaschutz dramatisch<br />

verschlechtern würden. Nur wir Alten sehen<br />

das oft nicht so. Insofern ist es nur konsequent,<br />

wenn die junge Generation aufsteht,<br />

und das in einer Art und Weise, die ziemlich<br />

viel Aufmerksamkeit erreicht.<br />

Wieso flammen die Proteste gerade jetzt<br />

auf? Die Folgen des Klimawandels sind<br />

doch bereits seit Jahren bekannt.<br />

Die Klimaproblematik ist seit mehreren Jahrzehnten<br />

auf dem Tableau, aber jetzt gab es<br />

offenbar den berühmten Tropfen, der das Fass<br />

zum Überlaufen gebracht hat. Vielleicht war<br />

es der heiße und trockene Sommer im vergangenen<br />

Jahr. Möglicherweise waren es auch<br />

die Betrügereien in der Automobilindustrie.<br />

2<strong>01</strong>8 sind zumindest in Deutschland viele<br />

Dinge zusammengekommen, auch wenn der<br />

Ursprung der Bewegung in Schweden liegt...<br />

...bei Greta Thunberg, die ihre Regierung<br />

dazu bringen will, die Klimaschutzziele von<br />

Paris konsequent umzusetzen.<br />

Dabei ist Schweden uns mit einer CO2-Steuer<br />

voraus. Angela Merkel hat als Bundesumwelt-<br />

ministerin markige Worte gewählt und sich<br />

vor Gletschern in Grönland ablichten lassen.<br />

Davon ist nicht viel geblieben. Eine Klimakanzlerin<br />

ist sie nie gewesen.<br />

Ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist<br />

Deutschland wohl derzeit nicht.<br />

Nein. Und die Emissionen steigen global. Das<br />

kann man Angela Merkel nicht anlasten, aber<br />

Deutschland hat eine besondere Verantwortung.<br />

Die Welt blickt nach Deutschland. Wenn<br />

wir nicht vorangehen, dann werden andere<br />

Länder nicht folgen.<br />

Können Sie in der Politik ein neues<br />

Bewusstsein für ernsthaften Klimaschutz<br />

erkennen?<br />

Die Politik traut sich nicht, deswegen muss<br />

die Zivilgesellschaft das einfordern. Wir müssen<br />

uns aber auch ehrlich machen. Aktuelles<br />

Beispiel: Alle sind für Klimaschutz, aber keiner<br />

will die CO2-Steuer. Insofern muss man<br />

auch die Bevölkerung in die Pflicht nehmen.<br />

Müsste die Politik eine bessere Vermittlungsarbeit<br />

leisten?<br />

Das einzige probate Mittel ist, dem Ausstoß<br />

von Treibhausgasen einen Preis zu geben. Im<br />

Moment zahlen wir alle für die Schäden und<br />

insbesondere die nachfolgenden Generationen.<br />

Die Initiative Scientists for Future fordert,<br />

das Verursacherprinzip ‚sozialverträglich<br />

zu gestalten‘. Sie sind einer der rund<br />

27.000 Wissenschaftler, die sich mit einer<br />

Stellungnahme hinter die Fridays-for-Future-Bewegung<br />

gestellt haben. Warum?<br />

Ich bin unter anderem Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft Club of Rome und Vorstandsvorsitzender<br />

des deutschen Klimakonsortiums.<br />

Als Verbandsvertreter und auch als<br />

Person möchte ich deutlich machen, dass die<br />

Forderungen der jungen Leute absolut berechtigt<br />

sind. Es sind die gleichen Forderungen,<br />

die wir auch erheben. Wir wollen verdeutlichen,<br />

dass die Forderungen tatsächlich wissenschaftlich<br />

begründet sind.<br />

Wie wurde die Initiative aufgenommen?<br />

Sie hat zusätzliches Gewicht in die Debatte<br />

gebracht. Jetzt kann das keiner mehr so einfach<br />

abtun, wenn sehr viele führende Wissenschaftler<br />

sich hinter Fridays for Future stellen.<br />

Klingt so, als wäre Deutschland auf einem<br />

guten Weg.<br />

Aber es reicht nicht, dass jetzt die Schülerinnen<br />

und Schüler aufstehen und die Wissenschaftler<br />

das unterstützen. Es muss eine<br />

breite Bewegung in der Zivilgesellschaft<br />

geben, die die sozialen Fragen nicht aus den<br />

Augen verliert. Wir müssen versuchen, die<br />

Umweltfragen mit den sozialen und auch mit<br />

den ökonomischen Fragen zusammenzubringen.<br />

Letzten Endes gehört alles zusammen.<br />

Herr Professor Latif, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin der<br />

Hamburger Design Factory International<br />

Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef und<br />

Produzenten Claudius Carstens<br />

Interview mit Helena Derheim,<br />

Gründerin der Firma<br />

‚WunschWimper‘ in Kiel<br />

90


Rubrik<br />

92 THE NØRD TIMES<br />

THE NØRD TIMES<br />

93<br />

Rubrik<br />

künstlerische Ansprüche stellen, möchten<br />

wir bei jedem Studierenden dessen individuelles<br />

Talent freilegen. Ein weiteres Merkmal<br />

der Design Factory ist, dass wir frühe<br />

Möglichkeiten der Spezialisierung bieten<br />

und ausgesprochen praxisbezogen arbeiten.<br />

Bereits während des dreijährigen Studiums<br />

besteht die Möglichkeit, Einblicke in Agenturen<br />

zu bekommen, dort als Werksstudent<br />

oder Praktikant mitzuarbeiten und Kontakte<br />

zu knüpfen. Am Ende der Studienzeit schauen<br />

wir uns die Portfolios jedes einzelnen<br />

Absolventen an und bieten intensive Unterstützung<br />

beim Übergang ins Berufsleben.<br />

Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin<br />

der Hamburger Design Factory<br />

International<br />

Jesta Brouns ist Schulleiterin der Design<br />

Factory International (DFI) im Rainville-Campus<br />

in Hamburg- Altona. Zuvor<br />

führte sie unter anderem als Art Director das<br />

Mode-Magazin „Grazia“ für den Klambt-Style<br />

Verlag bei Gruner & Jahr auf dem deutschen<br />

Markt ein, verantwortete den Look der „Petra“<br />

für den Jahreszeitenverlag, war für die<br />

Münchener Medienverlagsgesellschaft tätig<br />

sowie als Creative Director für die Berliner<br />

Agentur „Kircherburkhardt“. Begonnen hat<br />

ihre Karriere 1992 … als Studierende der neu<br />

gegründeten Design Factory International.<br />

Mit der Übernahme der DFI-Schulleitung von<br />

ihrem Vorgänger und Mentor Gerrit Ahnen im<br />

Jahre 2<strong>01</strong>4 schloss sich für die Hamburgerin<br />

ein Kreis.<br />

Hallo, Jesta. Danke für die Einladung.<br />

Wow! Euer Ausblick auf den Hamburger<br />

Hafen ist atemberaubend …!<br />

Absolut. Und er ist jeden Tag inspirierend.<br />

Der Hafen wirkt angenehm unaufgeregt,<br />

und das Sonnenlicht lässt ständig neue Bilder<br />

entstehen.<br />

Werden Schüler und Studierende heute<br />

nicht eher auf YouTube, Instagram und<br />

Pinterest inspiriert?<br />

Überall dort, wo wir uns aufhalten, erfahren<br />

wir Inspiration. Das können soziale Netzwerke<br />

sein, aber auch kulturelle und natürliche<br />

Räume. Unser Rat an Studierende lautet:<br />

Kommt raus aus dem Keller, schaut euch<br />

um, geht auf Reisen, besucht Theater- und<br />

Ballettvorstellungen … und hört auf euer<br />

Bauchgefühl!<br />

Wie bist du selbst zum Design gekommen?<br />

Worauf hast du dich spezialisiert?<br />

Ich war 1992 eine der ersten Studierenden<br />

an der Design Factory. Damals hieß das Studium<br />

noch ‚Graphikdesign’. Ich erinnere mich<br />

daran, dass wir im dritten Semester mit den<br />

ersten Apple-Macs ausgestattet wurden –<br />

ein Startschuss in die Digitalisierung! Was<br />

hat mich angetrieben? Mir ging es vor allem<br />

darum, mich auszudrücken. Zeichnen, Typografie,<br />

Konzeptionen – das Design studium<br />

ist dafür ideal.<br />

Nach meinem Abschluss an der DFI wechselte<br />

ich zu K.N.S.K. BBDO und entwickelte<br />

dort Wahlkampagnen für die SPD zur<br />

Schröder- Wahl mit und arbeitete an Pitches<br />

u.a. für Volkswagen. Doch es fehlte irgendwie<br />

die Leidenschaft. Deshalb verließ ich die<br />

Branche nach kurzer Zeit und spezialisierte<br />

mich auf den Bereich Editorial Design. Viele<br />

Jahre konnte ich dann als Art Director im<br />

Jahreszeitenverlag den Look der Zeitschrift<br />

‚Petra’ entwickeln. Diese Aufgabe hat mir<br />

großen Spaß gemacht!<br />

Mein beruflicher Weg führte mich anschließend<br />

auch nach München und Berlin, bis<br />

„Desig nern wird die große Aufgabe<br />

zufallen, den Menschen die digitale<br />

Welt nahezubringen.“<br />

ich 2<strong>01</strong>4 das Angebot erhielt, die Schulleitung<br />

der DFI zu übernehmen. Das konnte<br />

ich nicht ablehnen! Wichtig war mir immer,<br />

meinem Bauchgefühl zu folgen, um dort tätig<br />

zu sein, wo ich mich mit meinem Talent<br />

wohlfühle. Das ist mir, glaube ich, bisher<br />

ganz gut gelungen.<br />

Was zeichnet aus deiner Sicht die Design<br />

Factory aus?<br />

Wir haben hier ein besonderes Miteinander<br />

kultiviert, legen Wert auf eine gewisse<br />

Lockerheit und möchten für Studierende,<br />

Eltern und Besucher nahbar sein. Im Gegensatz<br />

zu Kunsthochschulen, die hohe<br />

Viele Studierende der DFI haben sich nach<br />

dem Studium erfolgreich weiterentwickelt.<br />

Welche Personen fallen dir spontan ein?<br />

Spontan fallen mir drei Beispiele ein: Erstens,<br />

die ‚Agentur Sherpa‘, bestehend aus<br />

drei Designern, die sich heute erfolgreich<br />

auf dem Markt etabliert haben. Zweitens,<br />

Fred Falke, der unbedingt in Silicon Valley<br />

arbeiten wollte und dessen Abschlussarbeit<br />

im Game Design angesiedelt war. Anschließend<br />

absolvierte er an unserer Partnerhochschule<br />

in Hildesheim ein Masterstudium und<br />

schaffte tatsächlich den Sprung zu Google<br />

nach Kalifornien. Drittens, die ‚Adana<br />

Twins‘, die uns bereits während des Studiums<br />

mit einer außergewöhnlichen Arbeit<br />

beeindruckten und heute gefeierte DJs sind.<br />

Werfen wir einen Blick in die Zukunft.<br />

Welche Aufgaben kommen auf Designer<br />

zu?<br />

Schon jetzt werden technische Innovationen<br />

nicht nur von Ingenieuren hergestellt,<br />

sondern von Designern geplant. Design verändert<br />

die Welt und bedeutet nicht nur Gestaltung,<br />

sondern auch Beratung. Desig nern<br />

wird die große Aufgabe zufallen, den Menschen<br />

die digitale Welt nahezubringen. Wir<br />

werden uns zukünftig mit der Frage beschäftigen:<br />

Wo bleibt der Mensch, wenn Computer<br />

mehr und mehr Aufgaben übernehmen? Es<br />

geht um unsere Kultur. Deshalb trägt Design<br />

eine Verantwortung!<br />

Hat dich ein Designer besonders geprägt?<br />

Es gibt jemanden, den ich seit langer Zeit<br />

beobachte, der sich immer wieder neu erfindet<br />

und dessen konsequenter Stil mich<br />

fasziniert, … das ist der Modedesigner Paul<br />

Smith.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Jesta.<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Foto Christian Brandes


Rubrik<br />

94 THE NØRD TIMES<br />

THE NØRD TIMES<br />

95<br />

Rubrik<br />

aber auch Personengruppen und Privatpersonen.<br />

Momentan arbeiten wir in vielen<br />

Projekten mit Schüler- und Jugendgruppen<br />

zusammen.<br />

Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef<br />

und Produzenten Claudius Carstens<br />

Claudius Carstens ist Musiker, Sänger,<br />

Produzent und Inhaber der Firma<br />

„Plattenmonster Schallwaren GmbH“.<br />

Mit seinem Kieler Team produziert er Songs,<br />

Hörspiele, Videos sowie Trailer und vermittelt<br />

bundesweit Medienkompetenz an Schulen<br />

und für Jugendgruppen. Im Interview verrät<br />

er, welches Schlüsselerlebnis ihn zu seiner Firmengründung<br />

bewegte und welches Ziel ihn<br />

antreibt.<br />

Moin, Claudius. Wir stehen im Tonstudio<br />

deiner Firma ‚Plattenmonster‘, umgeben<br />

von Instrumenten und Aufnahmetechnik.<br />

Und das inmitten der mittelalterlichen<br />

‚Festung‘ in Kiel-Friedrichsort! Was für<br />

eine coole Location!<br />

Moin, und herzlich willkommen. Ja, wir haben<br />

uns in dieser Festung verschanzt und<br />

fühlen uns auch sehr wohl. Das ist sozusagen<br />

unsere Homebase. Von hier starten wir<br />

alle Projekte.<br />

Was für Projekte sind das?<br />

Mittlerweile eine ganze Menge! Hauptsächlich<br />

bieten wir Leistungen in den Bereichen<br />

Medien und Veranstaltungen an. Unsere<br />

Schwerpunkte sind die Planung und Durchführung<br />

von Projekten und Schulungen zum<br />

Umgang mit Medien, Medien-Events und Incentives<br />

sowie Angebote und Fortbildungen<br />

im Bereich Bild und Ton, Tonstudiobau sowie<br />

Musikproduktion und Komposition. Wir machen<br />

auch Imagefilme für Unternehmen und<br />

echt freakige Sachen, zum Beispiel Dub step-<br />

Produktionen für Werbefilme.<br />

Wer sind eure Kunden und Zielgruppen?<br />

Ganz unterschiedlich. Uns können Firmen<br />

und öffentliche Einrichtungen ansprechen,<br />

Wie muss man sich das vorstellen? Kommt<br />

hier ein Bus mit 30 Jugendlichen an, und<br />

ihr erklärt dann, wie alles funktioniert?<br />

Die Schüler kommen nicht zu uns, sondern<br />

wir fahren zu den Zielgruppen und treffen<br />

sie in ihrer Umgebung. Mobiles Video-, Audio-,<br />

Grafik und Schnitt-Equipment bringen<br />

wir mit. Und dann geht’s ab. Unter unserer<br />

Anleitung produzieren Jüngere und Ältere<br />

dann alles, was man sich vorstellen kann:<br />

Musikvideos, Songs, Dokumentationen, Comics,<br />

Foto-Lovestories, Hörspiele, und nebenbei<br />

vermitteln wir dadurch jede Menge<br />

Medienkompetenz.<br />

Welches Projekt hat dich zuletzt stark begeistert?<br />

Wir sind ständig am Staunen! Vor Kurzem<br />

haben wir einen Hip-Hop-Song mit einer<br />

20-köpfigen Jugendgruppe aufgenommen<br />

und anschließend ein Musikvideo auf der<br />

Straße produziert. Es war krass zu sehen,<br />

mit welchem Talent und welcher Begeisterung<br />

alle am Werk waren. Es steckt viel Potenzial<br />

in den Leuten. Wenn du zum ersten<br />

Mal etwas machst, was du allein nie gewagt<br />

hättest, verändert es dich!<br />

Das klingt so, als hättest du es selbst so<br />

erlebt!<br />

Ja, das war auch irgendwie so, allerdings<br />

hatte ich viele solcher Momente, die mich<br />

weitergebracht haben. Ich habe früh begonnen,<br />

Musik zu machen. Mit 16 Jahren spielte<br />

ich bereits in drei Bands und leitete einen<br />

Chor. Mein erster Auftritt war als Sänger<br />

einer AC/DC-Cover-Band. Nach dem Abitur<br />

„Wenn du<br />

zum ersten<br />

Mal etwas<br />

machst, was<br />

du allein nie<br />

gewagt hättest,<br />

verändert es<br />

dich!“<br />

bin ich auch andere Wege gegangen. Erst<br />

habe ich auf einer einsamen Insel Vögel gezählt,<br />

dann in Köln angefangen, Musikwissenschaften<br />

zu studieren, danach verspürte<br />

ich wieder Sehnsucht nach Kiel und schrieb<br />

mich an der CAU für ein Studium ein, doch<br />

das hat mich alles nicht geflasht.<br />

… und dann kam wieder die Mucke dazu?<br />

Ja, die Mucke war eigentlich immer da, aber<br />

nebenbei hatte ich diverse Jobs, unter anderem<br />

bei einer Sportagentur. Dort habe ich<br />

viel über Medienproduktion gelernt, angefangen<br />

vom Kabelschlepper bis hin zum Kameramann<br />

und Cutter.<br />

Irgendwann hatte ich so eine Art Schlüsselerlebnis.<br />

Es war beim Deutschen Springund<br />

Dressur-Derby in Hamburg. Ich saß<br />

um ein Uhr nachts im Schnitt, um einen<br />

Video-Trailer fertigzustellen, und in diesem<br />

Augenblick ist mir klar geworden, dass ich<br />

nicht in meinem Thema bin. Da ich sowieso<br />

jeden Cent, den ich verdiente, in Musiktechnik<br />

gesteckt habe, beschloss ich, mein eigenes<br />

Tonstudio aufzumachen und ein Label<br />

zu gründen. Ich wollte in meiner Welt sein!<br />

So entstand 2<strong>01</strong>0 die Firma ‚Plattenmonster’.<br />

Für welche Bands habt ihr bisher Alben<br />

produziert?<br />

Wir haben zum Beispiel das Debutalbum<br />

‚Kochbuch’ von Liedfett herausgebracht.<br />

Mittlerweile ist die Band fett im Geschäft.<br />

Die Scheibe ‚Im Porzellanladen’ von Elephant<br />

Party ist bei uns entstanden, aber auch Alben<br />

von ‚Salamanda’ und ‚Wirmaschine’,<br />

Bands, die wir auch gelabelt haben. Eine<br />

Herzensangelegenheit war natürlich ‚Schall<br />

und Rauch’ und ist immer noch meine Hip-<br />

Hop-Band ‚Herr Bösel’, in der ich selbst rappe.<br />

Leider kann man nicht tausend Dinge<br />

auf einmal machen!<br />

Welche Musik hörst du privat gern?<br />

Ich kann mich nicht auf einen Stil festlegen,<br />

sondern höre ‚allround‘. Natürlich stehe ich<br />

dem Hiphop besonders nahe, weil ich Rapper<br />

bin. Momentan feiere ich Vulfpeck und<br />

Kitschkrieg ab.<br />

Hast du ein Ziel mit ‚Plattenmonster‘?<br />

Mein Ziel war es immer, als Musiker zu leben<br />

und zu arbeiten. Das habe ich geschafft.<br />

Ansonsten soll möglichst alles, was wir machen,<br />

mit einem sozialen Gedanken verknüpft<br />

und friedlich sein.<br />

Letzte Frage, Claudius: Was für eine Berufsbezeichnung<br />

hast du?<br />

Hip-Hopper.<br />

Vielen Dank, Claudius, für das Interview<br />

und viel Erfolg mit Plattenmonster!<br />

Text Christian Dorbandt<br />

Fotos Sebastian Weimar


Rubrik<br />

96 THE NØRD TIMES<br />

THE NØRD TIMES<br />

97<br />

Rubrik<br />

Mit<br />

und<br />

Interview mit Helena Derheim,<br />

Gründerin der Firma „WunschWimper“<br />

in Kiel<br />

Helena Derheim blickt in jungen Jahren<br />

auf eine bewegte Vergangenheit<br />

zurück. Geboren in Kasachstan und<br />

aufgewachsen in Sibirien, zog sie im Alter<br />

von elf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland<br />

und ging anschließend ihren Weg über<br />

Grundschule, Gymnasium, Universität bis in<br />

die Selbständigkeit. Im <strong>ME2BE</strong>-Interview erinnert<br />

sich die 30-jährige Wimpernstylistin<br />

sowohl an Momente des Glücks als auch des<br />

Zweifels und verrät, warum ihre Russischkenntnisse<br />

noch nützlich sind.<br />

Hallo, Helena. Vor zwei Jahren hast du<br />

dich als Wimpernstylistin mit einem Studio<br />

namens ‚WunschWimper‘ in Kiel selbständig<br />

gemacht. Wie läuft’s?<br />

Danke, es läuft gut! Momentan bin ich richtig<br />

glücklich damit.<br />

Was genau bietest du an?<br />

Ich biete professionelle Wimpernkosmetik<br />

an, das heißt, ich verlängere, verdichte und<br />

verziere Wimpern, führe Wimpernliftings<br />

und Augenbrauenkorrekturen durch.<br />

Welche Kunden kommen zu dir?<br />

Meine Kunden sind natürlich überwiegend<br />

Frauen. Von 15 bis 75 Jahren ist jedes Alter<br />

vertreten. Vereinzelt gibt es auch Männer,<br />

die sich einem Wimpernlifting unterziehen,<br />

um ihnen Augen mehr Ausdruck<br />

zu verleihen.<br />

Du bist in Kasachstan geboren und im russischen<br />

Sibirien aufgewachsen. Welche Erinnerungen<br />

hast du an diese Zeit?<br />

An die Zeit in Kasachstan erinnere ich mich<br />

kaum, weil ich noch sehr klein war. Mit vier<br />

Jahren zogen wir nach Sibirien. An diese Zeit<br />

erinnere ich mich noch gut, zum Beispiel an<br />

unser Haus, an die langen Winter, die großen<br />

Schneemengen, an den langen Fußweg<br />

zur Schule und … dass es erst ab minus 30<br />

Grad schulfrei gab!<br />

Von welcher Zukunft hast du als Kind geträumt?<br />

Ich wollte unbedingt Tänzerin werden. Und<br />

als ich älter war, wollte ich Grundschullehrerin<br />

werden, weil ich so eine tolle Klassenlehrerin<br />

hatte.<br />

Im Jahr 2000 zogen deine Eltern mit deiner<br />

Schwester und dir als ‚Spätaussiedler’<br />

nach Deutschland? Was war das für ein<br />

Gefühl?<br />

Für mich war das anfangs eine große Umstellung,<br />

aber der Umzug war lange geplant,<br />

„Mir gefällt der Name ‚WunschWimper‘.<br />

Er erinnert mich an den Brauch, sich<br />

beim Wegpusten einer Wimper etwas<br />

wünschen zu dürfen.“<br />

und somit hatte ich genügend Zeit, mich<br />

emotional darauf vorzubereiten. Rund drei<br />

Jahre lang dauerte unser Aussiedlungsverfahren.<br />

Mein Vater musste mehrere Sprachtests<br />

absolvieren und immer wieder Anträge<br />

stellen. Bevor wir in eine Wohnung in Mecklenburg-Vorpommern<br />

einziehen konnten,<br />

waren wir für kurze Zeit in einem Grenzdurchgangslager<br />

untergebracht.<br />

Wo hast du Deutsch gelernt?<br />

Um Deutsch zu lernen, wurde ich noch einmal<br />

in eine Grundschule aufgenommen.<br />

Zwar hatte ich bis zum vierten Lebensjahr<br />

mit meinem Opa Deutsch gesprochen, es<br />

später aber wieder verlernt. Beim Erlernen<br />

der Sprache halfen mir unter anderem<br />

Märchenbücher und -filme. Ansonsten war<br />

der Neuanfang schwierig. Meine Mitschüler<br />

fanden mich zwar interessant und stellten<br />

mir tausend Fragen, doch ich verstand kein<br />

einziges Wort! In solchen Augenblicken<br />

möchte man am liebsten wieder zurück in<br />

die alte Umgebung; doch ich bin kein Typ,<br />

der schnell wegläuft. Nach einigen Monaten<br />

besserte sich die Situation. Ich konnte mich<br />

verständigen, fand schnell Freunde und erlebte<br />

anschließend eine gute Schulzeit.<br />

Nach dem Abitur hast du Kunstgeschichte<br />

und Pädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität<br />

in Erlangen-Nürnberg<br />

(FAU) studiert. Welche Ziele hast du verfolgt?<br />

Pädagogik wählte ich, weil ich mir beruflich<br />

eine leitende Funktion in einem Kindergarten<br />

vorstellen konnte. Da ich dieses Fach<br />

dort nur in Kombination mit einem weiteren<br />

Bachelorstudiengang wählen konnte,<br />

entschied ich mich aus reinem Interesse für<br />

Kunstgeschichte. Nach Abschluss des Bachelorstudiums<br />

zogen mein Freund und ich<br />

nach Kiel, um unsere Masterstudiengänge zu<br />

beginnen …<br />

… doch dann änderte ein Wimpernschlag<br />

dein Leben?<br />

Ja, wobei diese Veränderung etwas länger<br />

dauerte als nur ein Wimpernschlag! Zur Finanzierung<br />

meines Masterstudiums arbeitete<br />

ich in einem Kieler Kosmetikstudio und<br />

habe dort die Wimpernkosmetik schätzen


Rubrik<br />

98<br />

THE NØRD TIMES<br />

Die Erinnerungen bleiben: unbeschwerte<br />

Augenblicke aus Helenas Kindheit in<br />

Kasachstan und Sibirien.<br />

und lieben gelernt. Dann wurde ich schwanger<br />

und überlegte anschließend, wie ich<br />

alles unter einen Hut bekommen kann. Die<br />

Idee, mich selbständig zu machen, entstand<br />

circa ein Jahr nach dem Mutterschutz. Zur<br />

Untermiete und mit einer Handvoll Kunden<br />

fing es an. Dann kamen mehr Neukunden<br />

und Weiterbildungen dazu, sodass ich das<br />

Masterstudium vorerst abbrach. 2<strong>01</strong>6 eröffnete<br />

ich schließlich mein eigenes Studio.<br />

Mittlerweile hast du dich als Wimpernkosmetikerin<br />

etabliert. Welche Eigenschaften<br />

helfen dir dabei?<br />

Ich glaube, am meisten hilft mir mein offenes<br />

Wesen und dass ich mich gut in andere<br />

Menschen hineinversetzen kann. Außerdem<br />

liegt mir das kreative Arbeiten, und ich<br />

kann bei manchen Schulungen auf meine<br />

Russischkenntnisse zurückgreifen, denn die<br />

Wimpern-Szene ist stark russisch geprägt!<br />

Du nimmst auch an Styling-Wettkämpfen<br />

teil. Hast du schon mal einen Preis gewonnen?<br />

Ja, ich habe schon an mehreren Wettbewerben<br />

teilgenommen und diverse Auszeichnungen<br />

erhalten. Meistens werden solche Events<br />

von Kosmetikfirmen im Rahmen einer Messe<br />

veranstaltet, zum Beispiel auf der Münchener<br />

Beauty-Messe. Mein größter Erfolg war ein<br />

erster Platz bei den German Masters in Berlin.<br />

Ich würde gern an weiteren Wettbewerben<br />

teilnehmen, leider fehlt mir die Zeit dazu.<br />

Und wie ist der Name ‚WunschWimper‘<br />

entstanden?<br />

Das ergab sich aus einer Umfrage in meinem<br />

Freundes- und Bekanntenkreis. Ein Vorschlag<br />

lautete ‚WünschWimper‘. Daraus<br />

würde WunschWimper. Es erinnert an den<br />

Brauch, sich beim Wegpusten einer Wimper<br />

etwas wünschen zu dürfen.<br />

Und was wünschst du dir?<br />

Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie<br />

und hoffe, mich bald auch mehr meiner Tätigkeit<br />

als Trainerin widmen zu können, weil<br />

es mir sehr viel Spaß macht, mein Wissen<br />

und meine Erfahrung weiterzugeben.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Helena, und<br />

viele glückbringende ‚Wimpern- Puster‘ für<br />

‚WunschWimper‘.<br />

Text Laura Hasl, Christian Dorbandt<br />

Fotos Laura Hasl<br />

# berufsorientierung<br />

<strong>ME2BE</strong>.DE


%<br />

unserer Studierenden<br />

haben drei Monate<br />

nach dem Abschluss<br />

einen Job.*<br />

hs-flensburg.de<br />

*Absolventenbefragung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!