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KRGB Rundbrief 2019/1

GRUND -> RICHTUNG: Zukunft des Religionsunterrichts mitgestalten Dokumentation von Landestagung und Festakt 2018 in Münsterschwarzach zum 120-jährigen Jubiläum des KRGB

GRUND -> RICHTUNG: Zukunft des Religionsunterrichts mitgestalten
Dokumentation von Landestagung und Festakt 2018 in Münsterschwarzach zum 120-jährigen Jubiläum des KRGB

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GRUNDRICHTUNG – Zukunft des Religionsunterrichts mitgestalten<br />

DOKUMENTATION<br />

heraus sich ihm Gott schenken kann. Darin liegt die<br />

anthropologische Basis der Erziehungs-, Lern- und<br />

Bildungsfähigkeit des Menschen.<br />

9. Das Spezifische freilich einer christlichen Anthropologie<br />

geht über eine bloße Gottfähigkeit der Vernunft hinaus.<br />

Der Mensch ist in der ganzen Breite und Tiefe seiner<br />

Existenz „von der Offenbarung Gottes angerufen“. Er<br />

ist ein gottbegabtes Wesen, ein Wesen, das von Gott<br />

her befreit und beschenkt ist, ein Wesen, das von Gott<br />

so geschaffen wurde, dass es Gott auch in freier<br />

antwortender Liebe annehmen kann. Indem der<br />

Mensch diese göttliche Liebe selber geschichtlich lebt<br />

und bewahrheitet, trägt er sie mitgeschöpflich weiter,<br />

bezeugt und bewahrheitet sie in der Geschichte – damit<br />

Gott in seiner Liebe „alles in allem“ (1 Kor 15,28) werde.<br />

Dieser Gott hat sich selber in der Geschichte Israels und<br />

– in besonderer Verdichtung und unüberbietbarer<br />

Radikalität – in Jesus von Nazareth geschichtlich dem<br />

Menschen geschenkt. Damit wird nun die eigentliche<br />

Pointe christlicher Anthropologie deutlich: Gott<br />

begegnet dem Menschen als er selber von innen und<br />

von außen, in seinem Herzen wie in der Geschichte. So<br />

ist der Mensch in die dreifaltige Liebe des trinitarischen<br />

Gottes hineingenommen, der sich ihm in Geschichte<br />

und in seinem Herzen schenkt und der ihn erlösend und<br />

vollendend in seiner Liebe dereinst bergen will.<br />

Religiöse Bildungsprozesse kommen in ihrem etwaigen<br />

Bemühen, Gott erst zum Menschen bringen zu wollen,<br />

stets zu spät. Gott kommt früher als der Missionar,<br />

formuliert Leonardo Boff.<br />

Prof. Dr. Bernhard Grümme im Gespräch mit Georg Grimm –<br />

Foto: B. Münch<br />

Insgesamt liegt der Beitrag einer christlichen Anthropologie<br />

zu Bildungsprozessen also in einer Anthropologie des<br />

gottbegabten Menschen. Der Mensch lebt von etwas her,<br />

das er sich selber nicht geben kann, das ihn trägt und<br />

herausfordert. In dieser Erfahrung des Anderen spricht sich<br />

eine Erfahrung des unbedingten Anderen aus, eine Nähe und<br />

Ferne Gottes. Christliche Anthropologie ist eine Anthropologie<br />

des Ausgesetztseins, des Konfrontiertseins mit<br />

Andersheit, mit Fremdheit und Alterität, die die Fremdheit<br />

des liebenden Gottes ist.<br />

Bernhard Grümme<br />

Der Vortrag von Prof. Dr. Grümme wurde für den <strong>Rundbrief</strong> bearbeitet.<br />

<strong>KRGB</strong>-<strong>Rundbrief</strong> 1/<strong>2019</strong> | www.<strong>KRGB</strong>.de<br />

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