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Abgesehen vom Södervarv-Hof kannte sie nur den Hof<br />
ihrer Familie, die angrenzenden Felder und die Klippen. Wenn<br />
der Wind günstig stand, konnte sie das Rauschen der Wasserfälle<br />
hören. Sie hatte sie nie gesehen, nur in Bruder Nickells<br />
Unterricht von ihnen gehört. Das Wasser fraß das Gestein<br />
regelrecht auf und irgendwann würde die Prava Isdaskib<br />
verschlingen. Kattera konnte sich das kaum vorstellen, wo<br />
doch die Prava so ruhig dahinfloss. Von der Straße aus war der<br />
Fluss hin und wieder zu sehen. Ihre Freude über das neue<br />
Leben, das vor ihr lag, durchdrang Surijas Ruhe und färbte<br />
Katteras Wangen rosa. Das weltliche Leben mit all seinen<br />
unwichtigen Skandalen und dem wichtigtuerischen Geschwätz<br />
lag nun bald hinter ihr. Bruder Nickell lenkte sein Pferd dicht<br />
an das ihre. „Die Reise scheint dir gut zu bekommen.“<br />
Kattera lachte leise. „Ja, ich muss zugeben, dass mir der Hof<br />
überhaupt nicht fehlt. Ich freue mich auf Amee. Ich bin noch<br />
nie in den Bergen gewesen und schon ganz gespannt.“ Zu<br />
beiden Seiten der Straße erhoben sich hohe Gebirgszüge. Die<br />
Straße folgte der Prava, die durch das tiefe, breite Tal zwischen<br />
ihnen floss. Der Wald, der die Berghänge bedeckte, reichte an<br />
einigen Stellen bis zur Straße.<br />
Bruder Nickell nickte. „Ja, sowohl die Akullen, als auch der<br />
Iluvias sind sehr beeindruckend. Allerdings würde ich lieber<br />
den Umweg über die Küste nehmen, als den Iluvias zu<br />
überqueren. Seine Berggipfel sind deutlich schroffer als die der<br />
Akullen. Der Aufstieg nach Amee wird anstrengend werden.“<br />
Kattera winkte sorglos ab und atmete tief ein. „Wir schaffen<br />
das schon, Bruder. Die Luft ist herrlich, so anders als zu<br />
Hause.“<br />
Bruder Nickell schmunzelte über ihre Begeisterung. „Ja, das<br />
ist sie.“ Er wurde ernst. „Heute Nacht werden wir unter freiem<br />
Himmel übernachten. Ich hoffe es macht dir nichts aus, ein<br />
Zelt mit mir zu teilen?“ Bruder Nickell sah sie besorgt an, denn<br />
Honn Norvarv war nicht dazu zu überreden gewesen, seiner<br />
Tochter mehr als nur eine warme Decke für die kalten Nächte<br />
mitzugeben. Vielleicht tat es ihm mittlerweile leid, wie so oft,<br />
wenn er in seiner aufbrausenden Art anderen Unrecht tat, aber