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Bruder Nickell hatte ihr unter vier Augen noch von Katteras<br />
Vision von der Ankunft des Bösen berichtet. Aber wer weiß,<br />
was das Mädchen da gesehen hatte. Die Reise war anstrengend<br />
gewesen. Vielleicht war ihre Vision nur ein Ausdruck ihrer<br />
Erschöpfung.<br />
„Das ist kaum zu glauben.“ Schwester Kethin legte ihre<br />
Hand auf das Papier. „Mir ist ihr Leuchten wohl aufgefallen,<br />
aber sie scheint mir ein normales Mädchen zu sein. Etwas zu<br />
ernsthaft für ihr Alter vielleicht, aber mit ihrem Wissensdurst<br />
ist sie hier genau richtig. Und wenn Surijas Gegenwart ihr hilft,<br />
eine gute Heilerin zu werden, ist das doch schön. Ich habe viel<br />
Güte in ihr gespürt. Muss denn Surijas Gegenwart tatsächlich<br />
heißen, dass schlimme Zeiten bevorstehen?“ Sie reichte ihrer<br />
Äbtissin den Brief.<br />
„Ich sehe das genauso, Schwester. Wir leben nun schon so<br />
lange in Frieden, warum sollte denn plötzlich ein Krieg<br />
ausbrechen? Nein, wir behandeln sie wie eine gewöhnliche<br />
Novizin. Testet die beiden, ob ihre Fertigkeiten ihren<br />
Beschreibungen entsprechen, und weist ihnen ihre Aufgaben<br />
zu. Wir werden aus ihnen zwei gute Nonnen machen und<br />
wenn wir eine tüchtige Heilerin gewinnen, wäre das eine<br />
hervorragende Sache.“ Sie nickte Schwester Kethin zu, die<br />
daraufhin den Raum verließ. Erneut las sie den Brief, der sie<br />
vor der Bedeutung von Katteras Leuchten warnte. Sie war sich<br />
bewusst, dass sie vielleicht nicht so gut unterrichtet über die<br />
Dinge war, die außerhalb des Klosters geschahen, wie andere<br />
Klostervorsteher, die regelmäßig auf Reisen gingen. Sie ließ<br />
sich aber von den Nonnen, die zeitweilig in den umliegenden<br />
Dörfern und auf Burg Winberger Dienst taten, von den<br />
Neuigkeiten aus <strong>Vertara</strong> berichten. Nichts deutete auf dunkle<br />
Zeiten hin. Wovor hatte der Abt von Pravamol solche Angst?<br />
Schien ihm nie in den Sinn gekommen zu sein, dass Surija nach<br />
<strong>Vertara</strong> gekommen sein könnte, um den Bund zwischen ihm<br />
und den Menschen zu erneuern? Äbtissin Maneth war von<br />
dieser Möglichkeit überzeugt. Entschlossen faltete sie den<br />
Brief zusammen und stopfte ihn in die unterste Schublade<br />
ihres Schreibtisches.