Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der hier geschilderte Fall hat sich<br />
tatsächlich zugetragen. Weil es<br />
aber am Ende zu einer guten und<br />
einvernehmlichen Lösung gekommen<br />
ist, verzichten wir auf Namen und<br />
Typenbezeichnungen.<br />
Das mängelfreie Gutachten nahm der Käufer<br />
zum Anlass, den Schlepper bei einer Filiale<br />
des Prüfunternehmens vorzustellen, das<br />
die Plakette erteilt hatte. Der Prüfer hier<br />
stellte sofort fest, dass sein Kollege unsachgemäße<br />
Schweiß- und Reparaturarbeiten<br />
nicht als Mangel eingestuft hatte. Diese<br />
Erkenntnis wurde innerhalb der Prüforganisation<br />
weitergeleitet. Schließlich meldete<br />
sich die regionale Leitung des Unternehmens<br />
beim Käufer und stellte fest, dass der<br />
erste Prüfbericht (der beim Verkäufer) versehentlich<br />
falsch war und bat den Käufer,<br />
die Prüfberichte wieder auszuhändigen.<br />
Käufer und Verkäufer<br />
sollten die<br />
Maschine am besten<br />
gemeinsam besichtigen.<br />
Die abgebildete<br />
Maschine und die<br />
Personen haben mit<br />
dem geschilderten<br />
Fall nichts zu tun!<br />
Fotos: Tovornik<br />
GUT ZU WISSEN<br />
X XEine persönliche Besichtigung<br />
einer Maschine ist beim<br />
Gebrauchtkauf eigentlich durch<br />
nichts zu ersetzen. Darauf sollten<br />
Käufer und auch der Verkäufer<br />
Wert legen.<br />
... lesen Sie diesen und viele weitere Artikel<br />
komplett in der aktuellen <strong>profi</strong> Ausgabe.<br />
X XEine frische TÜV-Plakette<br />
garantiert keine Mängelfreiheit.<br />
Bestellen Sie jetzt Ihr kostenloses Probeheft<br />
oder ein Abo von <strong>profi</strong><br />
kostenloses<br />
Probeheft bestellen<br />
Abonnement<br />
bestellen<br />
X XWer nicht selbst besichtigen kann,<br />
sollte einen Gutachter oder eine<br />
andere fachkundige, neutrale und<br />
vertrauenswürdige Person<br />
schicken.<br />
X XBei Zweifeln sollte man die Zahlung<br />
des Kaufpreises teilen, um<br />
nicht volles Risiko einzugehen.<br />
angerichtet, anstelle Mängel zu beheben. Es<br />
fehlten nach dem Werkstattaufenthalt beispielsweise<br />
Schrauben an Flanschen, Achsantriebe<br />
wurden demontiert, ohne dabei<br />
Simmerringe zu ersetzen und Ähnliches. Die<br />
Prüforganisation bedauerte dies und ließ<br />
den Käufer mit dem Schaden „sitzen“.<br />
Was war passiert? Der <strong>profi</strong>-Leser hatte<br />
im Internet einen Schlepper entdeckt, der<br />
sein Interesse weckte. Die Maschine stand<br />
etwa 400 km entfernt, der Preis schien mit<br />
35 000 Euro inklusive Mehrwertsteuer<br />
angemessen. Der Verkäufer versicherte dem<br />
Leser telefonisch zu, dass die Maschine technisch<br />
in Ordnung sei – nur die Bereifung sei<br />
in die Jahre gekommen und müsse ersetzt<br />
werden. Trotzdem wurde noch eine frische<br />
TÜV-Abnahme zugesagt, und per Whats-App<br />
wurde man sich schließlich handelseinig.<br />
Kurze Zeit später wurde der Schlepper<br />
per Spedition beim Käufer angeliefert.<br />
Vorher hatte dieser natürlich die<br />
Rechnung ordnungsgemäß beglichen. Der<br />
Verkäufer hatte wie vereinbart den Schlepper<br />
bei einer Prüforganisation vorgestellt,<br />
die festgestellten Mängel beseitigt und<br />
schließlich bei der Wiedervorstellung die<br />
TÜV-Plakette erhalten.<br />
Der Käufer fiel aufgrund der offensichtlichen<br />
Mängel dennoch aus allen<br />
Wolken. Vieles war nicht fachgerecht repariert,<br />
an unzulässigen Stellen war geschweißt<br />
worden, die Anhängekupplung war mit<br />
einem falschen Bolzen ausgerüstet und vieles<br />
mehr. Der Käufer konfrontierte den Verkäufer<br />
mit diesen Mängeln. Dieser schickte<br />
daraufhin den TÜV-Bericht ohne festgestellte<br />
Mängel hinterher. Und fühlte sich<br />
nachvollziehbar nicht mehr verantwortlich.<br />
Angefallene Gebühren würden selbstverständlich<br />
erstattet. Ein Mitarbeiter werde<br />
vorbeikommen und die Berichte abholen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt fiel der Käufer<br />
schließlich das zweite Mal aus allen<br />
Wolken: Denn er hatte sich in gutem Glauben<br />
auf die erteilte Plakette verlassen und<br />
den Schlepper ungesehen gekauft. Natürlich<br />
um das Risiko wissend, dass die ein oder<br />
andere Überraschung warten würde, der<br />
Schlepper aber mit frischer Plakette grundsätzlich<br />
straßenverkehrstauglich sei.<br />
Um auch „etwas in der Hand“ zu haben,<br />
stellte der Käufer den Schlepper nun bei<br />
einer anderen Prüforganisation vor. Sage<br />
und schreibe 15 Mängel wurden dokumentiert,<br />
von denen einige allein ausgereicht<br />
hätten, um die Plakette zu verweigern.<br />
Schließlich zeigte die erste Prüforganisation<br />
guten Willen und holte den<br />
Schlepper, zur Beseitigung der Mängel,<br />
die „übersehen“ worden waren. Er wurde<br />
zu einer Werkstatt gebracht, die die Mängel<br />
abstellen sollte. Nach Meinung des Käufers<br />
wurden hier eher noch weitere Schäden<br />
Zwischenzeitlich hatte der Leser<br />
Kontakt mit der Redaktion <strong>profi</strong> aufgenommen.<br />
Wir haben versucht, zwischen<br />
dem Leser und der Prüforganisation<br />
zu vermitteln. Was anfangs jedoch schwierig<br />
war: Denn dass seitens der Prüfer Fehler<br />
passiert waren, wollte zunächst niemand<br />
wahrhaben. Allerhand Ausreden wurden<br />
gefunden und es wurde versucht, die Schuld<br />
beim Käufer und Verkäufer abzuladen.<br />
Unter dem Strich haben die Diskussionen<br />
und Auseinandersetzungen jedoch noch<br />
zum Erfolg geführt. Der Fall wurde gemeinsam<br />
zu einem guten Ende gebracht, indem<br />
sich die Parteien einigten und jeder einen<br />
Teil der Verantwortung übernahm.<br />
Was lässt sich aus dem Fall lernen?<br />
Auf jeden Fall darf man sich beim Kauf einer<br />
Maschine nicht blind auf frische TÜV-Plaketten<br />
verlassen. Natürlich passieren jedem<br />
Menschen Fehler bei der Arbeit, das ist normal.<br />
Aber bei einer solchen Anzahl von Mängeln<br />
fällt es schwer, an Zufall zu glauben.<br />
Seien Sie also beim Kauf einer Maschine vorsichtig<br />
und riskieren lieber einen Tag und<br />
ein paar Kilometer, um vorab eine persönliche<br />
Besichtigung vorzunehmen.<br />
Christian Brüse<br />
<strong>profi</strong> 9 - <strong>2019</strong><br />
95