Ausgabe 187
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>187</strong> / 07. 08. 2019<br />
Religion und Kirche<br />
Bischofstreffen in Graz<br />
Treffen von 60 katholischen Bischöfen, Kardinälen und<br />
kirchlichen Würdenträgern aus aller Welt in Schloss Seggau<br />
An die 60 katholischen Bischöfe, Kardinäle<br />
und kirchliche Würdenträger aber<br />
auch Laien aus aller Welt, die der Fokolar-<br />
Bewegung nahestehen, sind von 2. bis 10.<br />
August in Schloss Seggau versammelt. Und<br />
zwar, um das Charisma der Einheit zu vertiefen<br />
und den Austausch unter Bischöfen auf<br />
Weltebene in ökumenischem Gedanken zu<br />
pflegen und einige Tage in brüderlicher Ge -<br />
meinschaft zu verbringen.<br />
82<br />
Diözesanbischof Wilhelm<br />
Krautwaschl »schaute vorbei«<br />
„Diese Woche in der Südsteiermark dient<br />
dem geistlichen Austausch aber auch der<br />
Erholung“, erklärte der steirische Diözesanbischof<br />
Wilhelm Krautwaschl beim Besuch<br />
der Delegation bei Bürgermeister Siegfried<br />
Nagl im Gemeinderatssaal des Rathauses.<br />
„Auf gut steirisch g’sagt, gehört es sich einfach,<br />
in der Landeshauptstadt vorbeizuschauen.“<br />
Wie schnell sich ein Bürgermeistersessel<br />
in einen Bischofsstuhl verwandeln<br />
kann, zeigte Krautwaschl schließlich vor, in<br />
dem er flugs den Vorsitz auf der Regierungsbank<br />
übernahm.<br />
Nagl: Haben ja die selbe »Kundschaft«<br />
Die Parallelen zwischen Religion und Po -<br />
litik strich Nagl dabei besonders hervor:<br />
„Wir haben ja die selbe ,Kundschaft‘: Menschen,<br />
die bei uns und unter uns leben. Mit<br />
all ihren Wünschen, Interessen und Bedürfnissen.<br />
Unser Ziel ist, daß das Miteinander<br />
und die Gemeinschaft gelingen. Politik wie<br />
auch Religion sind dabei Stifter und Garanten<br />
für friedliches Zusammenleben – oder<br />
sollten es zumindest sein. Der interreligiöse<br />
Dialog, wie ihn die Menschenrechtsstadt Graz<br />
seit Jahren pflegt – im neuen Stadtteil Reininghaus<br />
soll künftig dafür sogar ein eigener<br />
Platz geschaffen werden – gehört da ebenso<br />
dazu, wie Wissen, Bildung und Forschung.“<br />
Und weil bekanntlich Essen Leib und<br />
See le zusammenhält, lud Nagl anschließend<br />
zum Mahl in den Rathaus-Räumlichkeiten.<br />
Die Fokolar-Bewegung<br />
Anfänge<br />
Die Fokolar-Bewegung begann 1943 im<br />
norditalienischen Trient. Dort lebte die 22jäh -<br />
rige Grundschullehrerin Chiara Lubich. Der<br />
Foto: Stadt Graz / Fischer<br />
Die kirchlichen Würdenträger aus aller Welt waren zu Gast im Grazer Rathaus<br />
Zweite Weltkrieg stellte sie vor die Frage:<br />
„Was bleibt?" Während sich ihr Bruder Gino<br />
im kommunistischen Widerstand engagierte,<br />
fand sie ihre Antwort in der Bibel. Schnell<br />
scharte sich eine Gruppe junger Frauen um<br />
Chiara Lubich. Die Bevölkerung nahm No -<br />
tiz davon und nannte die Gruppe bald „focolare“.<br />
Der Begriff „focolare“ heißt so viel<br />
wie Herdfeuer und beschreibt die Atmosphäre<br />
von Wärme und Geborgenheit.<br />
Spiritualität<br />
Der Fokolar-Bewegung ist die „Spiritualität<br />
der Einheit“, auch „Spiritualität der Ge -<br />
meinschaft“, zu eigen. Deren erster Schwerpunkt<br />
ist die Wiederentdeckung Gottes als<br />
Liebe. Es geht weiter vor allem darum, die<br />
„gegenseitige und beständige Liebe, die die<br />
Einheit und die Gegenwart Jesu in der Ge -<br />
meinschaft ermöglicht“ zu leben. Durch die<br />
Verwurzelung im Evangelium entsteht so ein<br />
Lebensstil, der zu Einheit und Frieden in der<br />
Welt beiträgt.<br />
Besonderes Ziel: Es geht um einen Beitrag<br />
zur Verwirklichung des Gebetes Jesu zu<br />
Gott, seinem Vater, „Alle sollen eins sein"<br />
(Joh 17,21) im Sinn der weltweiten Ge -<br />
schwisterlichkeit. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
sind die Angehörigen der Fokolar-Be -<br />
wegung offen für den Dialog mit Menschen<br />
und Gruppierungen aller Richtungen und<br />
Kulturen:<br />
»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
m sie arbeiten für eine immer größere Einheit<br />
innerhalb der jeweils eigenen Kirche,<br />
m sie pflegen persönliche Beziehungen zu<br />
Christen unterschiedlicher Kirchen und<br />
setzen sich mit ihnen für den ökumenischen<br />
Dialog ein,<br />
m sie suchen durch gemeinsame Initiativen<br />
im Sinn der „goldenen Regel" die größtmögliche<br />
Einheit in Gott mit allen Glaubenden,<br />
m sie teilen die Werte, die hinter dem Einsatz<br />
auch derer stehen, die eine nicht religiöse<br />
Weltanschauung haben und arbeiten<br />
mit ihnen für das Gemeinwohl zu -<br />
sammen und<br />
m sie geben ihren Beitrag in den verschiedenen<br />
Bereichen der Kultur und des<br />
menschlichen Wirkens.<br />
Zugehörigkeit in Zahlen<br />
Weltweit sind rund zwei Millionen Menschen<br />
in Verbindung, davon sind 140.000<br />
Mitglieder.<br />
Neben den katholischen Christen gehören<br />
50.000 Christen aus über 350 Kirchen und<br />
kirchlichen Gemeinschaften, 30.000 Angehörige<br />
der großen Religionen wie Judentum,<br />
Islam, Buddhismus und Hinduismus, sowie<br />
70.000 Menschen ohne religiöses Bekenntnis<br />
in 194 Ländern dazu.<br />
n<br />
https://www.fokolar-bewegung.at/<br />
https://www.graz.at/