AUGSBURGMagazin 2019
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MAXIMILIAN I. UND DAS GOLDENE AUGSBURG DER RENAISSANCE<br />
MAXIMILIAN I. UND DAS GOLDENE AUGSBURG DER RENAISSANCE<br />
1<br />
2<br />
Wo man Spuren des<br />
Kaisers Maximilian I.<br />
und seiner Epoche in<br />
Augsburg entdeckt?<br />
Eine Suche an einigen<br />
der sehenswertesten<br />
Orte der Stadt.<br />
3<br />
4<br />
1 Der Prunksaal des<br />
Augsburger Rathauses<br />
ist der Goldene Saal:<br />
Dort entdeckt man den<br />
Habsburgerkaiser in<br />
den Wand malereien.<br />
2 Die Augsburger<br />
Maximilianstraße, einer<br />
der schönsten Straßenzüge<br />
Deutschlands,<br />
ist erst seit 1957 nach<br />
Maximilian I. benannt.<br />
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6<br />
3 In der Staatsgalerie<br />
in der Katharinenkirche<br />
sieht man Malerei aus<br />
der Ära Maximilians I.:<br />
Den Kaiser stellt dort<br />
ein Porträtgemälde dar.<br />
Tondi – aus Terrakotta<br />
gefertigte Schmuckscheiben<br />
mit Porträts<br />
von Cäsaren und von<br />
Kaisern – waren im<br />
Augsburg der Frühen<br />
Neuzeit eine aus<br />
Italien „importierte“<br />
Renaissancemode.<br />
Die beiden Tondi<br />
im Lapidarium des<br />
Maximilianmuseums<br />
stellen Maximilian I.<br />
und den Nachfolger<br />
auf dem Kaiserthron,<br />
seinen Enkel Karl V.,<br />
dar. Reiche Augsburger<br />
Bankiers wie die Fugger<br />
und Welser finanzierten<br />
1519 auch die Wahl<br />
Karls V. zum römischdeutschen<br />
König. Der<br />
Habsburger sicherte<br />
sich dadurch den<br />
Anspruch, vom Papst<br />
in Rom zum Kaiser<br />
gekrönt zu werden.<br />
Das jüngste Augsburger Denkmal für<br />
Kaiser Maximilian I. sieht man unweit<br />
des Rathauses am Gebäude<br />
Steingasse 13. Eine Reiterfigur des<br />
„letzten Ritters“ ziert ein 1912/13 errichtetes<br />
Geschäftshaus. Unterhalb dieser Figur findet<br />
man eine Inschrift, welche die angeb lichen Abschiedsworte<br />
des Kaisers nach dem Reichstag<br />
von 1518 festhält: „Nun ge segne Dich Gott,<br />
Du liebes Augsburg und alle frommen Bürger<br />
darinnen. Wohl haben wir manchen frohen<br />
Mut in Dir gehabt. Nun werden wir Dich nicht<br />
mehr sehen“. Mehr als drei Jahre lang hat sich<br />
Maximilian I. im Laufe seines Lebens in der<br />
Stadt aufgehalten: Wegen seiner Vorliebe für<br />
die schwäbische Reichsstadt verspottete ihn der<br />
französische Hof als „Bürgermeister von Augsburg“.<br />
Dem am 12. Januar 1519 verstorbenen<br />
Kaiser, an den in Augsburg bis heute viele Sehenswürdigkeiten<br />
erinnern, widmen die Kunstsammlungen<br />
und Museen zum Gedenkjahr eine<br />
große Ausstellung: „Maximilian I. (1459 – 1519).<br />
Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg“. Sie ist vom<br />
15. Juni bis zum 15. September im Maximilian -<br />
museum in Augsburg zu sehen.<br />
Dr. Heidrun Lange-Krach, die Kuratorin<br />
dieser Ausstellung, beschreibt den historischen<br />
Hintergrund und das Konzept dieser Schau:<br />
Als der spätere Kaiser Maximilian I. als junger<br />
Erzherzog seine Brautfahrt nach Burgund antrat,<br />
sammelten sich die Abgesandten der Reichsstände<br />
auf Geheiß von Maximilians Vater, Kaiser Friedrich<br />
III., am 25. Mai 1477 zu seinem Geleit in<br />
Augsburg. Zu diesem Zeitpunkt war die<br />
Symbolik dieses Aufbruchs nicht absehbar: Für<br />
Maximilians Leben und die Entwicklung der<br />
Reichsstadt war es der Anfang zweier eng miteinander<br />
verbundener Aufstiege. Maximilian<br />
konnte durch Augsburgs finanzielle, kulturelle<br />
und intellektuelle Unterstützung seine Familie<br />
zu einer Dynastie ausbauen, die über ein Reich<br />
herrschte, in dem „die Sonne niemals unterging“.<br />
Augsburg kam durch den Kaiser, seine Aufträge,<br />
Gegengeschäfte und vielen Aufenthalte zu einer<br />
Blüte, wie sie nicht absehbar gewesen war.<br />
Die Stationen des gemeinsamen Aufstiegs<br />
und die daraus resultierenden Abhängigkeiten<br />
macht die Ausstellung im Maximilianmuseum<br />
»<br />
Die Fugger finanzierten den<br />
Kaiser – doch in der Reichsstadt<br />
Augsburg fand der Habsburger<br />
weitere Kreditgeber<br />
«<br />
sichtbar. Während der Einfluss der Familie<br />
Fugger auf das Erzhaus Habsburg durchaus bekannt<br />
und erforscht ist, sind andere Protagonisten<br />
fast unbekannt: Zum Beispiel war es Ambrosius<br />
Höchstetter, der das Lösegeld für Maximilian<br />
zahlte, um ihn aus der Gefangenschaft in Brügge<br />
zu befreien. Hans Baumgartner, ein weiterer<br />
Augsburger Kaufmann, war Hauptsponsor für<br />
7<br />
9<br />
Maximilians „Gedechtnus“-Werke, die das Andenken<br />
an ihn und seine Familie in Druckwerken<br />
aufrechterhalten sollten. Der 500-jährige Todestag<br />
Maximilians bietet die Chance, Augsburg und<br />
seine Bürger in ihrem Verhältnis zum Kaiser<br />
erstmals eingehend untersucht zu präsentieren.<br />
Die Ausstellung stellt zunächst einmal die<br />
Hinterlassenschaft Maximilians in Augsburg<br />
8<br />
10<br />
nach dem 19. Januar 1519 dar. Auf Reichsebene<br />
war Augsburg noch mit dem Reichstag von<br />
1518, auf dem sich Luther vor Cajetan verteidigt<br />
hatte, mit der Finanzierung der Türkenkriege<br />
und der Frage nach der Thronfolge beschäftigt.<br />
Seine Rolle im Reich war durch die zahlreichen<br />
Aufenthalte des Kaisers in der Stadt aufgewertet<br />
worden. Maximilians Reichsreformen, vor allem<br />
4 Auf einem Flügelbild<br />
der Fuggerorgel<br />
über der Fuggerkapelle<br />
in St. Anna ist Kaiser<br />
Maximilian abgebildet.<br />
5 Die Fuggerhäuser<br />
waren die Zentrale der<br />
Fuggerfirma – Jakob<br />
Fugger finanzierte den<br />
Aufstieg des Kaisers.<br />
6 Das Maximilianmuseum<br />
ist nicht nach<br />
dem Kaiser benannt.<br />
Doch an der Fassade ist<br />
sein Gesicht zu sehen.<br />
7 Für den Chor der<br />
spätgotischen Ulrichsbasilika<br />
legte der Kaiser<br />
den Grundstein. Drei<br />
Gemälde in der Kirche<br />
erinnern daran.<br />
8 Im mittelalterlichen<br />
Pfalzgrafenturm der<br />
bischöflichen Residenz<br />
porträtierte Dürer 1518<br />
den Habsburger.<br />
9 An seinem Haus<br />
ließ Konrad Peutinger<br />
Römersteine einbauen:<br />
Der Kaiser teilte sein<br />
Interesse an der Antike.<br />
10 Als Maximilian I. die<br />
Reichsstadt zum letzten<br />
Mal verließ, wurde die<br />
offiziell 1521 gestiftete<br />
Fuggerei gerade eben<br />
fertiggestellt.<br />
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