Pfarrbrief 167 - Die Pfarre St.Jakob Windischgarsten - Diözese Linz
Pfarrbrief 167 - Die Pfarre St.Jakob Windischgarsten - Diözese Linz
Pfarrbrief 167 - Die Pfarre St.Jakob Windischgarsten - Diözese Linz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2<br />
radingstoa<br />
Ein kurzer, aber steiler Weg führt viele Wanderer<br />
auch auf den Radingstoa. So stiegen<br />
wir am 17. September hinauf zum Gipfel und<br />
feierten eine Bergmesse, die musikalisch von<br />
Helmut Lindbichler und Harald Atzmüller<br />
festlich gestaltet wurde. In der Predigt erinnerte<br />
ich die Bergsteiger an jenen Berg La<br />
Verna, wo Franz von Assisi im Jahre 1224 die<br />
Wundmale erhalten hatte. Siegfried Humpl<br />
sei ein herzlicher Dank ausgesprochen, weil<br />
er so hinter dieser Bergmesse steht, obwohl<br />
ihm seine Gesundheit den Aufstieg zum<br />
Gipfel nicht mehr gestattet.<br />
buchausstellung und eZa-Markt<br />
Am 5./6. November gab es in <strong>Windischgarsten</strong> im Pfarrheim wieder<br />
eine Buchausstellung und den EZA-Markt. Dabei hat die Veritas<br />
keine fixe Buchausstellung mehr für die <strong>Pfarre</strong>n im Angebot. Weil<br />
in <strong>Windischgarsten</strong> bei der Buchausstellung bisher so viel Geschäft<br />
war, kam man uns entgegen mit der Bitte, ich sollte den Großteil<br />
für die Buchausstellung zusammenstellen. Nur die Bücher für Kindergarten<br />
und Schulkinder waren vorgegeben. Auch heuer waren<br />
es wieder viele, die kamen, um Bücher zu bestellen. Braucht nicht<br />
der, der Gott sucht, auch ein passendes Buch, um auf ganz andere<br />
Gedanken zu kommen? Danke allen, die bei der Buchausstellung<br />
und beim EZA-Markt <strong>Die</strong>nst gemacht haben .<br />
frühschoppen<br />
am nationalfeiertag<br />
Am 26. Oktober gab es auch heuer wieder in unserem Pfarrheim<br />
einen gemeinsamen Frühschoppen. Ein großer Tisch war rundum<br />
voll, als man sich nach der Hl. Messe im renovierten großen Pfarrsaal<br />
versammelte. Zunächst gab es Kaffee und Kuchen, dann Bier und<br />
Würstel. Dafür hatte der Arbeitskreis „Geistige Dorferneuerung“<br />
bestens gesorgt. Für Frühschoppenmusik sorgte Walter Pölzguter.<br />
Danke ihm und allen, die mitgeholfen haben, und allen, die gekommen<br />
sind!<br />
<strong>Pfarre</strong> bunt<br />
ein herzlicher Gruß!<br />
Unser Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz hat uns mit 1. November<br />
einen Kaplan gegeben. Über diese Verstärkung freuen wir uns, und<br />
ich darf Don Mirko sehr herzlich in unserer <strong>Pfarre</strong> von <strong>St</strong>. <strong>Jakob</strong><br />
in <strong>Windischgarsten</strong> begrüßen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit<br />
und hoffe, dass ihn alle sehr liebevoll aufnehmen. Wenn<br />
Sie etwas brauchen, wenden Sie sich ruhig auch an ihn.<br />
Das wünscht sich und Don Mirko<br />
Euer <strong>Pfarre</strong>r<br />
Dr. Gerhard Maria Wagner<br />
Nr. <strong>167</strong><br />
Wenn nun wieder<br />
die Adventszeit<br />
kommt, dann ist<br />
es schon gut, wenn<br />
wir uns rechtzeitig<br />
mit dem Anspruch,<br />
der hinter dieser<br />
kostbaren Zeit liegt,<br />
auseinandersetzen.<br />
In der Adventszeit<br />
ist die Ewigkeit in<br />
die Zeit hineingestellt,<br />
unendlich viel<br />
Zeit steht dem Menschen zur Verfügung. Was<br />
werden wir damit anfangen? Was werden<br />
wir daraus für unser Leben machen? Wird<br />
es wieder nur billigen <strong>St</strong>ress geben? Sonst<br />
nichts?<br />
Unser Leben ist zweifellos immer wieder<br />
verbunden mit Erwartungen. Ereignisse,<br />
die noch vor uns liegen, können das Leben<br />
des Menschen manchmal tief beeinflussen.<br />
Eine Operation, die einem Menschen bevorsteht,<br />
kann ihn schon Tage oder Wochen<br />
vorher belasten. Eine Trennung von einem<br />
Menschen, die schon abzusehen ist, kann<br />
uns schon vorher traurig stimmen. Aber<br />
auch umgekehrt: Freudige Ereignisse, die<br />
wir erwarten, gehen uns voraus; sie können<br />
uns im Voraus freudig stimmen, so dass alles,<br />
was wir tun, schon mitbestimmt ist durch<br />
eine frohe Erwartung. Nicht nur, dass die<br />
Vorfreude die schönste Freude ist, sondern<br />
dass sie auch die Gegenwart belebt. Eine<br />
solche Freude kann unsere Beziehungen und<br />
unseren Umgang mit Menschen tief prägen<br />
und verändern. Wo kommt diese Freude in<br />
unserem Leben vor? Oder ist sie uns längst<br />
abhandengekommen?<br />
Auch der Prophet Jesaja kündigt in der Adventszeit<br />
Ereignisse an, die auf unglaubliche<br />
Weise beleben und eine geradezu traumhafte<br />
Umgestaltung in der Gegenwart herbeiführen<br />
(vgl. Jes 35,1-6a.10). So verwandelt sich die<br />
Wüste in einen blühenden Garten, und tote<br />
Landstriche jubeln und jauchzen. Menschen,<br />
deren Knie schlottern, weil sie mutlos geworden<br />
sind, wird Kraft geschenkt, ihren Weg<br />
weiterzugehen, um Neues zu entdecken.<br />
Menschen, die verzagt sind und deshalb<br />
nicht „handeln“ können, werden die erschlafften<br />
Hände gestärkt, sodass sie einen großen<br />
Mut für ihr Leben bekommen, um aktiv in<br />
das Leben einzugreifen. Was sind das für<br />
November 2011<br />
Vom advent Gottes<br />
Von <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />
Ankündigungen, die solche Veränderungen<br />
im Vorfeld hervorrufen: „Seht, hier ist euer<br />
Gott. Er selbst wird kommen und euch erretten“(<br />
Jes 35,4). Vom Advent Gottes ist hier<br />
die Rede. Aber wann kommt er? Warum ist<br />
er nicht längst gekommen? Was bedeuten<br />
solche Verheißungen, die uns Jahr für Jahr<br />
vorhergesagt werden, wenn wir gar nicht erfahren,<br />
dass Gott kommt? Manche Menschen<br />
machen ja sogar die gegenteilige Erfahrung:<br />
Gott rückt immer weiter weg, wird immer<br />
wenig vorstellbar und kaum noch glaubhaft.<br />
Und das deshalb, weil die Menschen Gott<br />
immer weniger ins Leben hereinlassen. Nicht<br />
dass Gott sich verabschiedet, macht mich<br />
nachdenklich, sondern dass der Mensch<br />
von Gott weit weg geht, sodass Gott, der<br />
den Menschen in Freiheit entlassen hat, den<br />
Menschen nicht mehr erreichen kann. Wie<br />
soll Gott bei uns ankommen, wenn wir noch<br />
nicht wirklich angekommen sind?<br />
Es geht also im Advent um Gottes Entgegenkommen.<br />
Er möchte bei uns „ankommen“. Es<br />
geht um das Entgegenkommen Gottes: dass<br />
er eine lebendige, persönliche Beziehung zu<br />
uns Menschen sucht. Hier liegt nun die große<br />
Schwierigkeit für uns: Kann ich mir Gott so<br />
vorstellen, kann ich ihm so glauben? Wo erfahre<br />
ich sein Entgegenkommen? Mit Menschen<br />
habe ich solche Erfahrungen gemacht und<br />
ich weiß, wie wichtig das Entgegenkommen<br />
von Menschen ist. Das Entgegenkommen<br />
Gottes bleibt ein Gedankengebilde, solange<br />
ich damit keine Erfahrungen mache. Nun ist<br />
eines wohl sehr interessant: Das Wort Advent<br />
hängt mit dem Wort Abenteuer zusammen.<br />
Besonders deutlich wird das im Englischen,<br />
wo advent und adventure offensichtlich vom<br />
selben Wortstamm abgeleitet werden. Das,<br />
was auf mich zukommt und bei dem ich etwas<br />
wagen muss, wo ich mit Überraschungen<br />
rechnen muss: beides gehört zusammen. Das<br />
Entgegenkommen Gottes ist also verknüpft<br />
mit etwas, das ich riskieren muss. Nicht<br />
dass wir warten müssten, sondern dass wir<br />
vielmehr in diesen Prozess einbezogen sind.<br />
Ich trau mich, den Weg mit Gott zu gehen, um<br />
ihm auf diesem Weg wirklich zu begegnen.<br />
Nicht, dass ich warte, weil ich nichts wagen<br />
möchte, sondern dass ich mich selbst auf<br />
den Weg mache und so Gott mit meinem<br />
Leben begegne.<br />
Nun habe ich vor einiger Zeit gelesen, wie<br />
Adler das Fliegen lernen. Das Nest, in dem<br />
die Adlerjungen aufwachsen, befindet sich<br />
hoch oben auf einer Felsklippe, über einem<br />
tiefen Abgrund. Wenn die Jungen nun so<br />
weit sind, dass sie „flügge“ werden sollen,<br />
werden sie vom alten Adler aus dem Nest<br />
gejagt. <strong>Die</strong> Jungen piepsen und sträuben sich;<br />
sie können ja noch nicht fliegen. Aber der<br />
alte Adler weiß, was er will, so dass er nicht<br />
locker lässt. Und plötzlich packt er das erste<br />
der Jungen mit seinen Krallen, fliegt über den<br />
Abgrund und lässt es fallen. Das Junge zappelt<br />
und es stürzt, und immer schneller fällt der<br />
hilflose Vogel in den Abgrund. Entsetzt könnte<br />
der Zuschauer und Beobachter sein, weil er<br />
schon in der Ahnung lebt, wie das Junge bald<br />
am Boden aufschlagen und zerschellen wird.<br />
Plötzlich schießt der alte Adler, der ruhig seine<br />
Kreise gezogen hat, steil nach unten, fängt das<br />
Kleine im Fallen auf und trägt es wieder nach<br />
oben, und das Spiel beginnt von neuem, und<br />
langsam lernt der junge Adler seine Flügel zu<br />
gebrauchen; ganz langsam, aber dann kann<br />
er selber fliegen.<br />
Kann ich mir das Entgegenkommen Gottes<br />
so vorstellen, dass er uns nicht in die Bodenlosigkeit<br />
fallen lässt? Dass Gott uns auffängt,<br />
wenn wir das Risiko des Vertrauens wagen?<br />
Beginnt mein Anteil damit, dass ich für mich<br />
ein Risiko eingehe in einem „Element“, das<br />
mir noch fremd ist, indem ich alles andere als<br />
souverän bin? Ich meine damit das Element<br />
des Vertrauens, des Glaubens an einen Gott,<br />
auf dessen Entgegenkommen ich mich verlasse,<br />
gleichsam im freien Fall wie anfänglich<br />
der junge Adler. Ist es so, dass ich erst im<br />
Vertrauen auf ihn sein Entgegenkommen<br />
erfahren werde?<br />
Adventliche Menschen haben mit Gott im<br />
Vertrauen eine Erfahrung gemacht, damit<br />
sie nun auch den Menschen vertrauen.<br />
Wie wir es mit Gott wagen, um dann zu<br />
wissen, dass wir gehalten sind, müssen wir<br />
es auch mit dem Menschen wagen, um im<br />
Vertrauen zum andern wachsen und reifen<br />
zu können. Wer nur auf das setzt, was er<br />
beweisen und anfassen kann, wird wieder<br />
einmal zu kurz greifen und nichts von dem<br />
verstehen, was Advent im Leben eines Menschen<br />
bedeutet.<br />
<strong>Die</strong> Berufung zum Priesteramt durch den Herrn ist nicht Ergebnis besonderer Verdienste, sondern ein Geschenk,<br />
das angenommen werden will. Man muss ihm nicht mit eigenen Projekten entsprechen, sondern indem man dem Weg<br />
Gottes folgt, großzügig und selbstlos, denn er verfügt über uns nach seinem Willen, auch wenn dies nicht unseren eigenen<br />
Wünschen nach Selbstverwirklichung entspricht.<br />
3
<strong>Die</strong> Sendung der Kirche kommt ja vom<br />
Geheimnis des Dreieinigen Gottes her,<br />
dem Geheimnis seiner schöpferischen<br />
Liebe. <strong>Die</strong> Liebe ist nicht nur irgendwie<br />
in Gott, er selbst ist vom Wesen her die<br />
Liebe. Und die göttliche Liebe will nicht für<br />
sich sein, sie will sich verströmen. Sie ist<br />
in der Menschwerdung und Hingabe des<br />
Sohnes Gottes in besonderer Weise auf die<br />
Menschen zugekommen. Er ist aus dem<br />
Rahmen seines Gottseins herausgetreten,<br />
hat Fleisch angenommen und ist Mensch<br />
geworden; und zwar nicht nur, um die Welt<br />
in ihrer Weltlichkeit zu bestätigen und ihr<br />
Gefährte zu sein, der sie ganz so lässt, wie<br />
sie ist. Zum Christusgeschehen gehört das<br />
Unfassbare, dass es – wie die Kirchenväter<br />
sagen – ein sacrum commercium, einen<br />
Tausch zwischen Gott und den Menschen<br />
gibt, in dem beide – wenn auch auf ganz<br />
verschiedene Weise – Gebende und Nehmende,<br />
Schenkende und Empfangende<br />
sind. Der christliche Glaube weiß, dass<br />
Gott den Menschen in eine Freiheit gesetzt<br />
hat, in der er wirklich Partner sein und mit<br />
Gott in Tausch treten kann. Zugleich ist<br />
dem Menschen klar, dass dieser Tausch<br />
nur dank der Großmut Gottes möglich ist,<br />
der die Armut des Bettlers als Reichtum<br />
annimmt, um das göttliche Geschenk erträglich<br />
zu machen, dem der Mensch nichts<br />
Gleichwertiges zu bieten vermag.<br />
<strong>Die</strong> Kirche verdankt sich ganz diesem<br />
ungleichen Tausch. Sie hat nichts an Eigenem<br />
gegenüber dem, der sie gestiftet<br />
hat. Sie findet ihren Sinn ausschließlich<br />
darin, Werkzeug der Erlösung zu sein, die<br />
Welt mit dem Wort Gottes zu durchdringen<br />
und die Welt in die Einheit der Liebe mit<br />
Gott zu verwandeln. <strong>Die</strong> Kirche taucht<br />
ganz ein in die Hinwendung des Erlösers<br />
zu den Menschen. Sie selbst ist immer in<br />
Bewegung, sie muss sich fortwährend in<br />
den <strong>Die</strong>nst der Sendung stellen, die sie vom<br />
Herrn empfangen hat. <strong>Die</strong> Kirche muss sich<br />
immer wieder neu den Sorgen der Welt<br />
öffnen und sich ihnen ausliefern, um den<br />
heiligen Tausch, der mit der Menschwerdung<br />
begonnen hat, weiterzuführen und<br />
gegenwärtig zu machen<br />
In der geschichtlichen Ausformung der Kirche<br />
zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige<br />
Tendenz, dass nämlich die Kirche sich in<br />
dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam ist<br />
und sich den Maßstäben der Welt angleicht.<br />
Sie gibt nicht selten Organisation und Institutionalisierung<br />
größeres Gewicht als<br />
ihrer Berufung zur Offenheit auf Gott und<br />
der Welt auf den anderen hin.<br />
ansprache von Papst<br />
benedikt XVI. vor engagierten<br />
Katholiken<br />
im Konzerthaus in freiburg<br />
am 25. September<br />
Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen,<br />
muss die Kirche immer wieder die<br />
Anstrengung unternehmen, sich von der<br />
Weltlichkeit der Welt zu lösen. Sie folgt<br />
damit den Worten Jesu nach: „Sie sind nicht<br />
von der Welt, wie auch ich nicht von der<br />
Welt bin“ (Joh 17,16). <strong>Die</strong> Geschichte kommt<br />
der Kirche in gewisser Weise durch die<br />
verschiedenen Epochen der Säkularisierung<br />
zu Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren<br />
Reform wesentlich beigetragen haben.<br />
<strong>Die</strong> Säkularisierungen – sei es die Enteignung<br />
von Kirchengütern, sei es die<br />
<strong>St</strong>reichung von Privilegien oder ähnliches<br />
– bedeuteten nämlich jedes Mal eine tiefgreifende<br />
Entweltlichung der Kirche, die<br />
sich ja dabei gleichsam ihres weltlichen<br />
Reichtums entblößt und wieder ganz ihre<br />
weltliche Armut annimmt. Damit teilte<br />
sie das Schicksal des <strong>St</strong>ammes Levi, der<br />
nach dem Bericht des Alten Testamentes<br />
als einziger <strong>St</strong>amm in Israel kein eigenes<br />
Erbland besaß, sondern allein Gott selbst,<br />
sein Wort und seine Zeichen als seinen<br />
Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie<br />
in jenen geschichtlichen Momenten den<br />
Anspruch einer Armut, die sich zur Welt<br />
geöffnet hat, um sich von ihren materiellen<br />
Bindungen zu lösen, und so wurde<br />
auch ihr missionarisches Handeln wieder<br />
glaubhaft.<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Beispiele zeigen: Das<br />
missionarische Zeugnis der entweltlichten<br />
Kirche tritt klarer zutage. <strong>Die</strong> von materiellen<br />
und politischen Lasten befreite<br />
Kirche kann sich besser und auf wahrhaft<br />
christliche Weise der ganzen Welt zuwenden,<br />
wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre<br />
Berufung zum <strong>Die</strong>nst der Anbetung Gottes<br />
und zum <strong>Die</strong>nst des Nächsten wieder<br />
unbefangener leben. <strong>Die</strong> missionarische<br />
Pflicht, die über der christlichen Anbetung<br />
liegt und die ihre <strong>St</strong>ruktur bestimmen sollte,<br />
wird deutlicher sichtbar. Sie öffnet sich<br />
der Welt, nicht um die Menschen für eine<br />
Institution mit eigenen Machtansprüchen<br />
zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst<br />
zu führen, indem sie zu dem führt, von dem<br />
jeder Mensch mit Augustinus sagen kann:<br />
Er ist mir innerlicher als ich mir selbst (vgl.<br />
Conf. 3, 6, 11). Er, der unendlich über mir<br />
ist, ist doch so in mir, dass er meine wahre<br />
Innerlichkeit ist. Durch diese Art der Öffnung<br />
der Kirche zur Welt wird damit auch<br />
vorgezeichnet, in welcher Form sich die<br />
Weltoffenheit des einzelnen Christen wirksam<br />
und angemessen vollziehen kann.<br />
Es geht hier nicht darum, eine neue Taktik<br />
zu finden, um der Kirche wieder Geltung<br />
zu verschaffen. Vielmehr gilt es, jede bloße<br />
Taktik abzulegen und nach der totalen<br />
Redlichkeit zu suchen, die nichts von der<br />
Wahrheit unseres Heute ausklammert oder<br />
verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben<br />
vollzieht, eben dadurch dass sie ihn<br />
ganz in der Nüchternheit des Heute lebt,<br />
ihn ganz zu sich selbst bringt, indem sie<br />
das von ihm abstreift, was nur scheinbar<br />
Glaube, in Wahrheit aber Konvention und<br />
Gewohnheiten sind.<br />
Sagen wir es noch einmal anders: Der christliche<br />
Glaube ist für den Menschen allezeit,<br />
nicht erst in unserer Zeit, ein Skandal. Dass<br />
der ewige Gott sich um uns Menschen kümmern,<br />
uns kennen soll, dass der Unfassbare<br />
zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten<br />
Ort fassbar geworden sein soll, dass der<br />
Unsterbliche am Kreuz gelitten haben und<br />
gestorben sein soll, dass uns <strong>St</strong>erblichen<br />
Auferweckung und Ewiges Leben verheißen<br />
ist – das zu glauben ist für die Menschen<br />
allemal eine Zumutung. <strong>Die</strong>ser Skandal,<br />
der unaufhebbar ist, wenn man nicht das<br />
Christentum selbst aufheben will, ist leider<br />
gerade in jüngster Zeit überdeckt worden<br />
von den anderen schmerzlichen Skandalen<br />
der Verkünder des Glaubens. (…)<br />
Umso mehr ist es wieder an der Zeit, die<br />
wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit<br />
der Kirche beherzt abzulegen. Das<br />
heißt nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen.<br />
Eine vom Weltlichen entlastete Kirche<br />
vermag gerade auch im sozial-karitativen<br />
Bereich den Menschen, den Leidenden wie<br />
ihren Helfern, die besondere Lebenskraft<br />
des christlichen Glaubens zu vermitteln.<br />
„Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht<br />
eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch<br />
4 Nr. <strong>167</strong><br />
anderen überlassen könnte, sondern er gehört<br />
zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer<br />
Wesensausdruck ihrer selbst” (Enzyklika<br />
Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich<br />
auch die karitativen Werke der Kirche immer<br />
neu dem Anspruch einer angemessenen<br />
Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht<br />
angesichts der zunehmenden Entkirchlichung<br />
ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die<br />
Nicht nur die Bauern sollen kommen, um<br />
für die Ernte des Jahres Gott Dank zu sagen.<br />
Gilt das nicht auch für die Industrie oder<br />
den Tourismus? Am 2. Oktober haben wir<br />
in unserer <strong>Pfarre</strong> das Erntedankfest gefeiert.<br />
Unter der Anleitung von Michael Wägner<br />
wurde eine wunderschöne Erntekrone gestaltet,<br />
die Edlbacher Bauern waren mit den<br />
Erntegaben gekommen. Getragen wurde<br />
die Erntekrone wieder von der Landjugend.<br />
In seiner Ansprache vor dem „Zentralkomitee<br />
der deutschen Katholiken“ hatte Papst<br />
Benedikt XVI. festgestellt: „<strong>Die</strong> eigentliche<br />
Krise der Kirche in der westlichen Welt<br />
ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir<br />
nicht zu einer wirklichen Erneuerung des<br />
Glaubens finden, werden alle strukturellen<br />
Reformen wirkungslos bleiben.“ Ich möchte<br />
sogar noch konkreter festhalten und sagen,<br />
dass es sich um eine christologische Krise<br />
handelt. Überall begegnen wir heute einem<br />
selbstgemachten Glauben, von dem der<br />
Papst gesagt hat, dass er nichts wert ist.<br />
Was ist die Eucharistiefeier noch, wenn<br />
nur die menschlichen Dimensionen Jesu<br />
in den Vordergrund gekehrt werden? Und<br />
wozu braucht es für all das noch einen<br />
Priester? Nicht alle haben es in unserer<br />
<strong>Pfarre</strong> geschafft. Und doch waren es viele,<br />
die die Gebetsinitiative „33 Schritte mit<br />
November 2011<br />
tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine<br />
vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen,<br />
so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die<br />
Gottesbeziehung verkümmert.<br />
Offensein für die Anliegen der Welt heißt<br />
demnach für die entweltlichte Kirche, die<br />
Herrschaft der Liebe Gottes nach dem Evangelium<br />
durch Wort und Tat hier und heute zu<br />
erntedanksonntag<br />
Geistliche<br />
erneuerung<br />
in der <strong>Pfarre</strong><br />
Maria zu Jesus“, die am 5. November im<br />
vergangenen Jahr begonnen und mit der<br />
Marienweihe und der Erneuerung des<br />
Taufversprechens am 8. Dezember beschlossen<br />
wurde, dankbar angenommen<br />
haben. Viele haben mir begeistert von<br />
den Texten erzählt und von der Zeit, die<br />
sie genützt haben, um spirituell im Leben<br />
vorwärts zu kommen. Damit diese 33-tägige<br />
geistliche Erneuerung keine „Eintagsfliege“<br />
bleibt, sondern eine große Wirkung für<br />
die Gläubigen entfaltet, braucht es auch<br />
bezeugen, und dieser Auftrag weist zudem<br />
über die gegenwärtige Welt hinaus; denn das<br />
gegenwärtige Leben schließt die Verbundenheit<br />
mit dem Ewigen Leben ein. Leben wir<br />
als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche<br />
die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der<br />
Welt das Einfachste und Schwerste zugleich<br />
ist, weil es nicht mehr und nicht weniger<br />
verlangt, als sich selbst zu verschenken.<br />
<strong>Die</strong> Trachtengruppen verschönerten den<br />
Festzug und die Festmesse, die von der<br />
Musikkapelle der <strong>Pfarre</strong> musikalisch gestaltet<br />
wurde. Nach der Festmesse tanzte<br />
der Trachtenverein. Allen, die zu diesem<br />
schönen Fest beigetragen haben, sagen wir<br />
ein herzliches Vergelt’s Gott! Im Anschluss<br />
an die Pfarrmesse wurde dann um 10.00 Uhr<br />
mit den Kindergartenkindern die Hl. Messe<br />
gefeiert und eine Agape gehalten.<br />
in Zukunft die Empfehlungen, die ich als<br />
<strong>Pfarre</strong>r und Seelsorger für diese Adventszeit<br />
geben möchte: Von großer Bedeutung ist<br />
das Gebet, aber auch die Eucharistiefeier an<br />
jedem Sonntag, besser auch an manchem<br />
Werktag, aber am besten täglich. Unersetzlich<br />
ist auch der regelmäßige Empfang des<br />
Bußsakramentes. Ich halte viel davon, wenn<br />
der Christ jeden Tag auch geistliche Lesung<br />
hält, um spirituell aufzurüsten. Ich nehme<br />
ein geistliches Buch zur Hand, um täglich<br />
einige Seiten darin zu lesen. Ganz sicher<br />
wird die Erneuerung des Taufversprechens,<br />
wenn es echt ist, immer auch bewirken,<br />
dass wir uns dem andern zuwenden und<br />
zur Hilfe bereit sind. Was dabei in <strong>Windischgarsten</strong><br />
herauskommen soll, ist die<br />
Entstehung einer missionarischen Kirche,<br />
wo jeder seinen Platz findet und bereit ist,<br />
seelsorgliche Aufgaben zu erfüllen.<br />
Was bischof DDr. Klaus Küng sehr klar sagt<br />
Angesichts der Säkularisierung der Gesellschaft ist es notwendig, den Glauben neu zu buchstabieren. Lau zu sein geht nicht mehr,<br />
sonst wird man von Allgemeintrends mitgerissen. <strong>Die</strong> große Gefahr, die es zuletzt gab und die nicht überwunden ist, das ist die<br />
Klerikalisierung der Laien und die Säkularisierung bzw. Laisierung der Priester! Was die Gretchenfrage ist! Wir sind genötigt, genau<br />
hinzuschauen, jeder muss seine Aufgabe an seinem Platz und seiner Berufung gemäß wahrnehmen. Nur das führt zur Erneuerung<br />
und Aufwärtsbewegung der Kirche, zu neuer Anziehungskraft des Christentums.<br />
5
Es war grau und nass in Assisi, damals vor<br />
25 Jahren, als Papst Johannes Paul II. das<br />
erste Mal zu einem Friedenstreffen nach<br />
Assisi lud. Ein historisches Treffen, das viel<br />
Aufmerksamkeit erregte, das in die Zeit des<br />
Kalten Krieges fiel. Johannes Paul II. glaubte<br />
zutiefst an den gemeinsamen Einsatz der<br />
Menschen des Glaubens für einen echten<br />
Frieden. Der Papst wollte eine Ära des Friedens<br />
aufbauen, errichtet auf – wie er sagte<br />
– den Säulen der Wahrheit, der Gerechtigkeit,<br />
der Liebe und der Freiheit. Beim zweiten<br />
Weltfriedenstreffen der Religionen im Jänner<br />
2002, das unter dem Eindruck der Terroranschläge<br />
in New York vom September 2001<br />
stand, hören wir die Worte des Papstes: „Nie<br />
wieder Gewalt, nie wieder Krieg, nie wieder<br />
Terrorismus“ – wahrlich ein Friedensappell<br />
von Papst Johannes Paul II.<br />
Auch dieses Mal reiste der Papst mit einem<br />
Sonderzug vom Bahnhof der Vatikanstadt<br />
nach Umbrien. An Bord des italienischen<br />
Schnellzugs vom Typ „Frecciargento“, übersetzt<br />
Silberpfeil, verließen das katholische<br />
Oberhaupt und die übrigen Teilnehmer um<br />
8.00 Uhr den Vatikan. Mit dem Papst reisten<br />
300 Delegierte aus 31 christlichen Konfessionen<br />
und von zwölf Weltreligionen. <strong>Die</strong>smal<br />
nahmen erstmals auch Nichtgläubige teil. Es<br />
gab kein gemeinsames Gebet, sondern eine<br />
Zeit der <strong>St</strong>ille und persönlicher Meditation.<br />
Der erste Weg der Pilgerreise für den Frieden<br />
führte die Delegationen in die Kirche Santa<br />
Maria degli Angeli in der Unterstadt von<br />
Assisi, dort, wo vor 800 Jahren der Franziskanerorden<br />
um eine kleine Kirche herum<br />
entstand. Zu Beginn des Programms gab es<br />
eine gemeinsame Rückschau auf das erste<br />
Friedenstreffen am 27. Oktober 1986 und<br />
kurze Ansprachen mehrerer Religionsführer.<br />
„Wir wollen Zeugnis ablegen für die Kraft der<br />
Religionen, ihren Beitrag für den Frieden zu<br />
leisten.“ So begann Kardinal Peter Turkson<br />
den Reigen der Wortmeldungen. Und er<br />
gab den Ton vor, dem die übrigen Sprecher<br />
folgten. Bartholomaios I., ökumenischer Patriarch<br />
von Konstantinopel, sprach vom Keim<br />
der Verwandlung, den jede Religion in sich<br />
trage. Olav Fykse Tvbeit – Generalsekretär<br />
des Weltkirchenrates – richtete seinen Blick<br />
auf die nachfolgenden Generationen: Arbeitslosigkeit<br />
und Perspektivlosigkeit seien<br />
Gefahren für den Frieden, man dürfe mit der<br />
Zukunft der Jugend nicht spielen.<br />
Nun hat durch die Einladung an Nicht-<br />
Glaubende Papst Benedikt XVI. dem Friedenstreffen<br />
von Assisi eine eigene Prägung<br />
gegeben. Neben zahlreichen Religionsver-<br />
friedenstreffen in<br />
assisi im Geist der<br />
Suche nach der<br />
Wahrheit<br />
Pilger des friedens<br />
am 27. Oktober 2011<br />
tretern, die in Assisi sprachen, äußerte sich<br />
als Vertreterin dieser Gruppe die in Paris<br />
lebende Philosophin, Psychoanalytikerin<br />
und Literaturwissenschaftlerin Julia Kristeva,<br />
eine gebürtige Bulgarin. Sie sagte: „Wir werden<br />
uns nicht alle umarmen und sagen, wir<br />
sind Brüder und Schwestern und alle einer<br />
Meinung – es lebe der Frieden. Aber wir<br />
werden Besonderheiten aufzeigen und wir<br />
werden sagen: Wir versuchen, eine Brücke<br />
zu finden.“<br />
Papst Benedikt eröffnete diesen Donnerstag<br />
mit seiner Ansprache in der Basilika S.<br />
Maria degli Angeli in Assisi das Treffen für<br />
Frieden und Gerechtigkeit in der Welt mit<br />
dem Thema: „Pilger der Wahrheit, Pilger des<br />
Friedens“. Er betonte in seiner Ansprache die<br />
Notwendigkeit der Hinordnung des Menschen<br />
auf Gott, um Frieden und Gerechtigkeit<br />
zu erlangen. „Wie steht es um die Sache des<br />
Friedens heute?“ fragte er, 25 Jahre nachdem<br />
der sel. Johannes Paul II. zum ersten<br />
Mal alle Vertreter der Religionen der Welt in<br />
Assisi versammelt hatte. „Damals kam die<br />
große Bedrohung des Friedens in der Welt<br />
von der Teilung der Erde in zwei einander<br />
entgegengesetzte Blöcke“, erklärte er. Symbol<br />
war die Berliner Mauer, die drei Jahre später<br />
1989 ohne Blutvergießen gefallen war. „Der<br />
Wille zur Freiheit war schließlich stärker als<br />
die Furcht vor der Gewalt, die keine geistige<br />
Deckung mehr hatte.“ Es sei also ein „Sieg<br />
der Freiheit“ gewesen und „vor allem auch<br />
ein Sieg des Friedens“.<br />
Seitdem „aber hat sich die Welt der Freiheit<br />
weithin als orientierungslos erwiesen, und<br />
sie wird von nicht wenigen auch als Freiheit<br />
zur Gewalt missverstanden. Der Unfriede<br />
hat neue und erschreckende Gesichter, und<br />
das Ringen um den Frieden muss uns alle<br />
auf neue Weise bedrängen.“ Benedikt XVI.<br />
erklärte, dass es neue Formen der Gewalt<br />
gebe, „die in ihrer Motivation konträr gegeneinanderstehen<br />
und im Einzelnen wieder<br />
viele Varianten aufweisen“. <strong>Die</strong> erste sei<br />
der Terrorismus, „in dem anstelle des großen<br />
Krieges gezielte Anschläge den Gegner an<br />
wichtigen Punkten zerstörend treffen sollen,<br />
wobei keinerlei Rücksicht auf unschuldige<br />
Menschenleben genommen wird, die dabei<br />
auf grausame Weise getötet oder verletzt<br />
werden“. „Wir wissen, dass der Terrorismus<br />
häufig religiös motiviert wird und dass gerade<br />
der religiöse Charakter der Anschläge als<br />
Rechtfertigung der rücksichtslosen Grausamkeit<br />
dient, die die Regeln des Rechts um des<br />
angezielten „Gutes“ willen beiseiteschieben<br />
zu dürfen glaubt. Religion dient da nicht<br />
dem Frieden, sondern der Rechtfertigung<br />
für Gewalt“. Er fügte hinzu: „Es ist die Aufgabe<br />
aller, die für den christlichen Glauben<br />
Verantwortung tragen, auch die Religion der<br />
Christen immer wieder von ihrer inneren<br />
Mitte her zu reinigen, damit sie gegen die<br />
Fehlbarkeit des Menschen wirklich Instrument<br />
von Gottes Frieden in der Welt ist.“ <strong>Die</strong><br />
zweite Form einer vielgesichtigen Gewalt<br />
sei „gerade umgekehrt begründet: Folge<br />
der Abwesenheit Gottes, seiner Leugnung<br />
und des Verlusts an Menschlichkeit, der<br />
damit Hand in Hand geht. <strong>Die</strong> Feinde der<br />
Religion sehen, wie wir gesagt hatten, in der<br />
Religion eine Hauptquelle der Gewalt in der<br />
Menschheitsgeschichte und fordern damit<br />
das Verschwinden der Religion.“ „Aber das<br />
Nein zu Gott hat Grausamkeiten und eine<br />
Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht,<br />
die erst möglich wurde, weil der Mensch<br />
keinen Maßstab und keinen Richter mehr<br />
über sich kennt, sondern nur noch sich selbst<br />
zum Maßstab nimmt“. „<strong>Die</strong> Abwesenheit<br />
Gottes führt zum Verfall des Menschen und<br />
der Menschlichkeit.“<br />
Zu diesen zwei Formen der Gewalt geselle<br />
sich noch eine andere Grundorientierung:<br />
„Menschen, denen zwar das Geschenk des<br />
Glaubenkönnens nicht gegeben ist, die<br />
aber Ausschau halten nach der Wahrheit,<br />
die auf der Suche sind nach Gott. Solche<br />
Menschen behaupten nicht einfach: ‚Es<br />
ist kein Gott‘“. <strong>Die</strong> Menschen litten unter<br />
der Abwesenheit Gottes und seien, indem<br />
sie das Wahre und Gute suchten, auf dem<br />
Weg zu ihm. Darum seien sie „Pilger der<br />
Wahrheit, Pilger des Friedens“. Sie sollten<br />
„den kämpferischen Atheisten ihre falsche<br />
Gewissheit nehmen, mit der sie vorgeben<br />
zu wissen, dass kein Gott ist, und sie<br />
dazu aufrufen, statt Kämpfer Suchende zu<br />
werden, die die Hoffnung nicht aufgeben,<br />
dass es die Wahrheit gibt und dass wir auf<br />
sie hin leben können und müssen.“ <strong>Die</strong>se<br />
dritte Gruppe von Menschen „suchen nach<br />
der Wahrheit, nach dem wirklichen Gott,<br />
dessen Bild in den Religionen, wie sie nicht<br />
selten gelebt werden, vielfach überdeckt<br />
ist.“ „Deshalb habe ich bewusst Vertreter<br />
dieser dritten Gruppe zu unserem Treffen<br />
nach Assisi eingeladen, das nicht einfach<br />
Vertreter religiöser Institutionen versammelt.“<br />
Bei diesem Treffen seien also die<br />
Geladenen „unterwegs zur Wahrheit, um<br />
den entschiedenen Einsatz für die Würde<br />
des Menschen und um das gemeinsame<br />
Einstehen für den Frieden gegen jede Art<br />
von rechtszerstörender Gewalt“. Zum Abschluss<br />
versicherte der Heilige Vater, „dass<br />
die katholische Kirche nicht nachlassen<br />
wird im Kampf gegen die Gewalt, in ihrem<br />
Einsatz für den Frieden in der Welt.“<br />
Nach einer vegetarischen Mahlzeit, bestehend<br />
aus Reis mit Gemüse sowie Obst,<br />
dessen Einfachheit nach Angaben der Organisatoren<br />
die „Teilnahme am Leid der<br />
vielen Männer und Frauen, die keinen<br />
Frieden kennen“, symbolisieren sollte, zogen<br />
die Teilnehmer in einer Prozession in<br />
die historische Altstadt von Assisi, um vor<br />
der Kirche San Francesco ihre Verpflichtung<br />
zum Frieden zu erneuern.<br />
<strong>Die</strong> abschließenden, kurzen Ansprachen<br />
der einzelnen Religionsvertreter wurden<br />
von Kardinal Jean-Louis Tauran, dem Präsidenten<br />
des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen<br />
Dialog, mit den Worten eröffnet:<br />
„Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid<br />
allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!<br />
Soweit es euch möglich ist, haltet mit<br />
allen Menschen Frieden! Im Schweigen,<br />
das Gebet geworden ist, mit dem Fasten,<br />
Ausdruck unseres Bestrebens nach Läuterung<br />
und Nähe mit den Leidenden, und<br />
Jungscharstart<br />
in den Pilgerreise, die uns als Wanderer<br />
auf dem Weg zur Wahrheit zeigt, sind wir<br />
zum letzten Teil unserer Zelebration gelangt.<br />
<strong>Die</strong> Hoffnung auf Frieden ist durch<br />
das persönliche Gebet und die Anhörung<br />
der Zeugnisse wieder belebt worden. In<br />
wenigen Augenblicken werden wir unsere<br />
gemeinsame Verpflichtung erneuern, auf<br />
dass wir uns nie mit Krieg und Trennung<br />
abfinden mögen. Wir wissen nach unserer<br />
heutigen erneut gelebten Erfahrung, dass<br />
mit Gottes Hilfe der Glaube jeden Zweifel<br />
besiegen kann, das Vertrauen die Angst<br />
überwinden lässt, die Hoffnung Oberhand<br />
über die Furcht gewinnen kann. Friede und<br />
Segen für alle!“<br />
Zum Abschluss des Friedenstreffens in<br />
Assisi hat Papst Benedikt nochmals auf<br />
die Bedeutung der spirituellen Dimension<br />
des Menschen bei den Bemühungen um<br />
Frieden und Gerechtigkeit hingewiesen.<br />
Er hat nochmals daran erinnert, dass der<br />
Friede zuerst eine Geisteshaltung ist. Er<br />
blickte zurück und meinte: „Dank dieser<br />
Pilgerreise hatten wir Gelegenheit zum<br />
brüderlichen Dialog, zur Vertiefung unserer<br />
Freundschaft und zur Eintracht im Schweigen<br />
und im Gebet.“ Nach einem Moment<br />
der <strong>St</strong>ille wurden Lichter entzündet, dann<br />
tauschten die Delegierten den Friedensgruß<br />
aus. Wenn nun dieses Friedenstreffen in<br />
Assisi wieder zu Ende ist, dann bin ich<br />
persönlich überzeugt, dass es ein wichtiges<br />
Signal der Gemeinsamkeit war, das die Welt<br />
von heute braucht.<br />
Mit Schwung ging es am 17. September beim Jungscharstart in die Zukunft. Viele Kinder waren unserer Einladung gefolgt, die<br />
Jungscharführer waren motiviert, sodass dem <strong>St</strong>art in das neue Jungscharjahr nichts mehr im Wege stand. Im Oktober wurden<br />
die wöchentlichen Gruppenstunden gestartet. Jetzt kommt es darauf an, dass die Jungscharführer gute Ideen entwickeln und die<br />
Ministranten und Jungscharkinder zahlreich kommen. Auf die regelmäßigen Familienmessen möchten wir ebenso auch im kommenden<br />
Jahr (5. Februar, 25. März, 6. Mai, 24. Juni, 21. Oktober, 24. Dezember 2012) aufmerksam machen.<br />
6 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
7
Da ich sehr gerne in meiner gewohnten Umgebung<br />
bin, war ich etwas aufgeregt, als die<br />
Reise vor der Tür stand. Doch die Erzählungen<br />
unseres Sohnes und unserer Freunde<br />
gaben mir den Mut, mich für diese Wallfahrt<br />
anzumelden. <strong>Die</strong> Fahrt mit dem Zug begann<br />
sehr lustig, bis zum Schluss war es im Zug<br />
für den einen oder anderen aber auch etwas<br />
anstrengend. Nach der Ankunft in Assisi bei<br />
schönem Wetter bezogen wir unser Quartier.<br />
Zum Einstieg beteten wir einen Rosenkranz<br />
und machten uns danach auf den Weg zur<br />
Basilika Santa Maria degli Angeli, wo sich die<br />
Portiunkulakapelle und die <strong>St</strong>erbekapelle des<br />
Hl. Franziskus befinden. Vor dieser Kirche<br />
wurde mir das erste Mal bewusst, welches<br />
Wissen unser Hr. <strong>Pfarre</strong>r hat und mit welcher<br />
Begeisterung er das, was er weiß, uns, den<br />
Jugendlichen und allen Pilgern nahebringt.<br />
Auch die Gemeinschaft der Gruppe haben<br />
wir hier ganz anders empfunden, denn im<br />
Alltag sind wir Kollegen im Altenheim, aber<br />
in diesen Tagen stand der Glaube im Vordergrund,<br />
der uns eint. Für das leibliche Wohl<br />
war natürlich auch gesorgt. Unser Hr. <strong>Pfarre</strong>r<br />
besitzt wirklich gute Kontakte in Assisi, es<br />
fehlte uns wirklich nichts!<br />
Am zweiten Tag ging es ins Rietital. <strong>Die</strong> Ziele<br />
Spoleto (Reliquienmonstranz mit einem Brief<br />
des hl. Franziskus an Bruder Leo), Greccio<br />
(Einsiedelei/Kloster – Franziskus feierte Weihnachten)<br />
und Fontecolombo (hier schrieb<br />
Franziskus in einer Höhle die zweite Regel<br />
nieder). Am Montag waren wir zu Fuß in<br />
Assisi unterwegs. Vor der Franziskuskirche<br />
trafen wir viele junge Ordensbrüder aus aller<br />
Welt, die in Assisi ihr <strong>St</strong>udium absolvieren.<br />
<strong>Die</strong> meisten gingen wie Franziskus barfuß<br />
in Sandalen. <strong>Die</strong>ser Anblick löste bei mir<br />
Bewunderung aus – im Oktober ohne So-<br />
ausbildung für <strong>St</strong>raßenkinder, Schutz<br />
des Lebensraumes von ureinwohner,<br />
eigenes Land für bauernfamilien, <strong>St</strong>ärkung<br />
der Menschenrechte: <strong>St</strong>ernsingen<br />
machts möglich: In 500 Hilfsprojekten in<br />
afrika, Lateinamerika und asien wenden<br />
eine Million Menschen ihr Leben<br />
zum besseren – Dank Ihrer Spende.<br />
Der südostasiatische Inselstaat Philippinen<br />
ist eines von 20 Ländern, in denen<br />
<strong>St</strong>ernsinger-Spenden zum Einsatz kommen.<br />
<strong>Die</strong> Armut, die das Leben der Menschen<br />
bedroht, hat viele Gesichter: Fangflotten<br />
vernichten den Fischbestand. Viele Familien<br />
müssen hungern, das Essen ist knapp<br />
und einseitig. Es mangelt an medizinischer<br />
Versorgung, weshalb Krankheiten<br />
wie Durchfall und Amöbenruhr zum Tod<br />
Das erste Mal in assisi<br />
die persönlichen eindrücke<br />
einer Pilgerin!<br />
cken, für mich unvorstellbar. In der Kirche<br />
hatten wir eine Führung, wo mir am Altar<br />
(oberhalb des Grabes des Hl. Franziskus) die<br />
Inhalte – „Nicht das Grab ist das Wichtigste,<br />
sondern der Altar mit dem Blick nach oben zu<br />
Jesus“ und: „<strong>Die</strong> Heiligen sind Vorbilder und<br />
verehren wir, aber wir beten sie nicht an“, am<br />
meisten zum Nachdenken anregten. Danach<br />
besuchten wir noch die Kirche der Hl. Klara<br />
und San Damiano (Entstehung des Sonnengesanges).<br />
Jeden Tag feierten wir an besonderen<br />
Orten die hl. Messe und beteten, auch einmal<br />
bei Sonnenschein in einem Olivenhain einen<br />
Rosenkranz. In dieser Zeit konnte ich ruhig<br />
werden, in mich gehen und den Glauben in<br />
der Gemeinschaft annehmen.<br />
<strong>St</strong>ernsingen<br />
Wir setzen Zeichen<br />
führen. Gesundheit und Schulbildung bleiben<br />
für viele Menschen ein Luxus. In der<br />
Hoffnung auf ein besseres Leben flüchten<br />
viele in die Slums der Großstädte. Dort<br />
herrscht unglaubliche Gewalt: Raubüberfälle,<br />
Vergewaltigungen und Kinderhandel<br />
für die Prostitution sind trauriger Alltag.<br />
Unterstützt mit <strong>St</strong>ernsinger-Spenden aus<br />
Österreich wird der Armut auf dem Land<br />
und in den Slums der Hauptstadt Manila<br />
auf vielen Ebenen der Kampf angesagt: z. B.<br />
durch Schutz des Meeres vor Überfischung<br />
und Verschmutzung und Aufforstung der<br />
Am letzten Tag angekommen, machten wir<br />
uns in <strong>St</strong>ille auf den Weg zu den Carceri<br />
(kleines Kloster in einer Waldeinsamkeit).<br />
Es war gewöhnungsbedürftig, 45 min.<br />
nicht zu sprechen, aber ich merkte, dass<br />
es mir gut tat, über mich selber einmal<br />
nachzudenken. Auf diesem Weg nahm<br />
ich mir vor, auch im schnelllebigen Alltag<br />
auf solche gezielten Ruhephasen zu achten.<br />
Vor dem Mittagessen besichtigten wir<br />
noch die Geburtskirche, den Dom und die<br />
Taufkirche. Gestärkt ging es zurück zum<br />
Quartier, wo wir, wie begonnen, auch<br />
wieder mit einem Rosenkranz die Wallfahrt<br />
beendeten und die Rückreise antraten.<br />
Zu Hause wieder gut angekommen, kann<br />
ich jedem empfehlen, an solchen Fahrten<br />
teilzunehmen. Es ist eine Bereicherung und<br />
<strong>St</strong>ärkung für das eigene Leben und den<br />
persönlichen Glauben. Danke Hr. <strong>Pfarre</strong>r<br />
für diese Möglichkeit.<br />
Margret Aigner<br />
schützenden Mangrovenwälder an der<br />
Küste. Oder durch Beratung von Frauen<br />
und Schutz der Kinder vor Missbrauch<br />
und Ausbeutung in den Slums von Manila.<br />
Armut und Ausbeutung sind für viele Menschen<br />
leider immer noch bittere Realität:<br />
Jeder Euro in einer <strong>St</strong>ernsingerkasse ist ein<br />
konkreter Beitrag, dies zu ändern.<br />
<strong>Die</strong> <strong>St</strong>ernsingeraktion ist eine Aktion der<br />
katholischen Jungschar. Da unsere <strong>Pfarre</strong><br />
so groß ist, können die Kinder alleine nicht<br />
alle Gebiete abdecken und werden daher<br />
von Jugend- und Erwachsenengruppen<br />
unterstützt. Wir sind aber sehr froh, dass<br />
immer wieder viele Kinder bereit sind, die<br />
Häuser im Ortszentrum zu besuchen.<br />
8 Nr. <strong>167</strong><br />
Dort, wo die Hl. Klara gelebt hat, war San<br />
Damiano. Ihre letzte Ruhe fand sie in der<br />
Kirche, die nach ihr benannt wurde: Santa<br />
Chiara. Heute steht diese Kirche dort, wo<br />
einst bis 1257 die Kirche San Giorgio stand,<br />
die Pfarrkirche des Hl. Franziskus. Ebenso<br />
war hier das gleichnamige Hospital für Arme.<br />
Hier hatte Franziskus lesen und schreiben<br />
gelernt. Hier fand er von 1226 – 1230 seine<br />
erste Grabstätte; hier wurde er von Papst<br />
Gregor IX. am 16. Juli 1228 heiliggesprochen;<br />
in San Giorgio war die Ruhestätte der<br />
Hl. Klara von 1253-1260.<br />
Franziskus und Klara gehören zusammen,<br />
denn sie sind ganz eng miteinander verbunden.<br />
Nachdem Franziskus seinen neuen<br />
Weg gefunden hatte, suchte er den Kontakt<br />
mit Klara, die ebenso schon von Franziskus<br />
gehört hatte. Zwei junge Menschen, die von<br />
Christus ergriffen wurden, kommen ins Gespräch<br />
miteinander und legen die Grundlage<br />
für eine dauernde geistliche Freundschaft.<br />
Wie Franziskus sollte auch sie eine eigene<br />
Basilika erhalten: Franziskus im Osten und<br />
Klara im Westen als mächtige Beschützer an<br />
jedem Ende der <strong>St</strong>adt. Nun kamen im Jahr<br />
1257 von San Damiano auch die Schwestern<br />
innerhalb der <strong>St</strong>adtmauern, um so geschützt<br />
vor den Feinden zu sein, aber auch ihrer<br />
großen Gründerin nahe zu sein. Um das Jahr<br />
1260 muss die Basilika soweit fertig gewesen<br />
sein, dass man den Leib der Hl. Klara am 3.<br />
Oktober 1260 dorthin übertragen konnte,<br />
wo sie ihren Platz unterhalb des Hochaltares<br />
gefunden hat.<br />
<strong>Die</strong> Kirche, die aus einem einzigen Längsschiff<br />
mit vier Jochen und einem Querschiff<br />
besteht, wurde 1265 durch Papst Clemens<br />
IV. geweiht. Sie bildet in ihrem Grundriss ein<br />
Tau. Das Äußere wirkt schlicht, jedoch nicht<br />
langweilig. Dafür sorgt das lineare Mauerwerk<br />
aus schlichten roten und weißen <strong>St</strong>einen. <strong>Die</strong><br />
Fassade ist klar in drei Teile gegliedert: im<br />
unteren Teil bewundern wir ein Rundbogenportal<br />
mit zwei Löwenreliefs; der mittlere Teil<br />
besticht durch eine große, reiche Rosette, die<br />
zu den schönsten Assisis zählt; der Giebel hat<br />
ein Rundfenster, einen sogenannten Oculus.<br />
<strong>Die</strong> imposanten <strong>St</strong>ützpfeiler, die den Schub<br />
des Gewölbes abfangen, wurden im vierzehnten<br />
Jahrhundert angebaut. Beachtlich ist der<br />
Campanile, denn er ist der höchste Glockenturm<br />
Assisis. Der Innenraum der Kirche wirkt<br />
zunächst völlig schmucklos. Das Querschiff<br />
war früher mit Fresken bemalt. <strong>Die</strong> Fresken<br />
wurden im siebzehnten und achtzehnten<br />
Jahrhundert weiß übertüncht. Im Jahre 1927<br />
wurden sie, so gut wie möglich, restauriert.<br />
Sie stellen das Leben der Hl. Klara Szenen des<br />
aufenthaltsort des<br />
Hl. franziskus<br />
basilika der Hl. Klara<br />
Alten und Neuen Testamentes gegenüber, um<br />
damit zu betonen, dass das Leben der Klara<br />
ein Leben aus dem Wort Gottes war. Das<br />
Innere der Kirche wird aufgehellt durch die<br />
Glasfenster, die um die Jahrhundertwende<br />
(1897-1925) entstanden.<br />
Wir beginnen unseren Rundgang in der ersten<br />
Kapelle rechts, wo vor der Glaswand,<br />
welche die Sakramentskapelle abschließt,<br />
das Original des Kreuzes von San Damiano<br />
hängt. Vor diesem Kreuz hat Franziskus seine<br />
Christus erfahrung gemacht und den Auftrag<br />
erhalten, die Kirche aufzubauen. Vor diesem<br />
Kreuz betete er im Jahre 1205 zum ersten Mal:<br />
„Höchster, glorreicher Gott…!“ <strong>Die</strong> meisten<br />
Fachleute datieren dieses Kreuz gegen Ende<br />
des 12. Jahrhunderts, einige aber bereits vor<br />
1140. Der unbekannte umbrische Maler hat<br />
das Bild auf grobem Leinen gemalt, das auf<br />
Nussbaumholz gespannt ist. Er zeigt Christus,<br />
der mit offenen Augen in die Welt schaut.<br />
Wenn wir uns wenden, können wir hinter<br />
Glas kostbare franziskanische Erinnerungsgegenstände<br />
bewundern. Wir sehen das Brevier<br />
des Franziskus mit einem Eintrag des Bruders<br />
Leo mit roter Tinte, der uns wichtige Hinweise<br />
auf die Frömmigkeit des Franziskus gibt.<br />
Daneben sehen wir eine Tunika des Heiligen,<br />
einen Habit, Kapuze und Pantoffeln, die er<br />
nach der <strong>St</strong>igmatisation tragen musste. Dann<br />
hängt das große weiße gestickte Diakonengewand<br />
(Albe) des Franziskus, welches von<br />
Klara angefertigt wurde. Wenden wir uns nach<br />
rechts, sehen wir Habit, Mantel und Kapuze<br />
der Hl. Klara; auch das Sprechzimmergitter<br />
aus Eisen, das man herausgenommen hatte,<br />
als Klara und ihre Schwestern sich in Dami-<br />
ano vom toten Franziskus verabschiedeten,<br />
findet sich hier. Auf einem Schrank steht ein<br />
kostbares Kästchen mit den Haaren Klaras. An<br />
der Wand hängt das Original der Klararegel,<br />
die sie selber verfasst hatte. Über viele Jahre<br />
hat sie um ihre Bestätigung durch den Papst<br />
gerungen und diese 2 Tage vor ihrem Tod mit<br />
der päpstlichen Bulle auch erhalten.<br />
Rechts am Ende des Langhauses liegt die<br />
Georgskapelle. Der südliche Teil dieser Kapelle<br />
ist ein Rest der alten Georgskirche, die heute<br />
Sakramentskapelle und für das stille Gebet<br />
reserviert ist. Hinter dem Hauptaltar hängt von<br />
der Höhe herab ein mächtiges Kreuz mit dem<br />
leidenden Christus, das noch vor 1260 von<br />
der Nachfolgerin der Hl. Klara, der Äbtissin<br />
Benedikta, in Auftrag gegeben wurde. <strong>Die</strong><br />
Äbtissin ließ sich zusammen mit Franziskus<br />
und Klara nach Art der <strong>St</strong>ifter abbilden. Kommen<br />
wir in den linken Querarm, sollten wir<br />
bei dem bekannten Fresko von der Geburt<br />
Christi verweilen. Auch an der Kapelle der<br />
Hl. Agnes, der Schwester der hl. Klara, sollten<br />
wir nicht vorbeigehen.<br />
<strong>St</strong>eigen wir in die Krypta hinab, um die<br />
Heilige selbst zu besuchen. Der Raum ist<br />
im <strong>St</strong>il des letzten Jahrhunderts neugotisch<br />
gestaltet und wurde durch seine verschiedenfarbige<br />
Marmorverkleidung und Alabasterfenster<br />
reich ausgestattet. Vom Zentrum<br />
der Krypta können wir über eine schmale<br />
Treppe zu dem <strong>St</strong>einsarkophag steigen, in<br />
welchem der Leib Klaras 600 Jahre geruht<br />
hat. Am 23. September 1850 fand man ihn<br />
unverwest in diesem <strong>St</strong>einsarg unmittelbar<br />
unter dem Hochaltar. Dann kommen wir<br />
zum Gitter, hinter dem in einem Glassarg<br />
seit Ende 1986 ein Reliquienleib liegt, der<br />
die sterblichen Reste der Hl. Klara birgt.<br />
Das Antlitz ist den Gesichtszügen Klaras<br />
getreu nachgebildet. Hier muss man dann<br />
still werden, um zu verweilen und sich vom<br />
Geist Klaras erfüllen zu lassen.<br />
November 2011 9
Nach einer mehr als zwei Jahre dauernden<br />
„prophetischen Ruhe“ sollen die Informationen,<br />
Überlegungen und Betrachtungen zu<br />
den 46 Büchern des Alten Testaments weiter<br />
geführt werden. Wir sind ja beim letzten<br />
großen Teil des Alten Testaments angelangt,<br />
den Prophetenbüchern und beschäftigten<br />
uns mit dem so genannten „großen Propheten“<br />
Jesaja bzw. seinen Schülern. Nachdem<br />
im Pfarrblatt vom April 2009 (Nr.154) der<br />
(letzte „große“) Prophet Jeremia und sein in<br />
etwa vier Perioden zu unterteilendes Wirken<br />
dargelegt wurde, sollen jetzt das Buch selbst<br />
und die Texte darin zu Wort kommen. Das<br />
Buch Jeremia ist ja von seinem hebräischen<br />
Wortumfang her die umfangreichste Schrift<br />
des Alten Testaments. Folgende Übersicht<br />
(nach dem hebräischen Text) kann uns helfen,<br />
einen groben Überblick über den Inhalt des<br />
Buches zu bekommen:<br />
Jer 1,1-25,14: Prophetenworte gegen Juda<br />
(Südreich) und Jerusalem von der Zeit<br />
des Königs Joschija (626 v. Chr.) bis zu<br />
König Zidkija (587 v.Chr.)<br />
Jer 26-45: Berichte, Erzählungen über den<br />
Propheten Jeremia und sein Wirken:<br />
Heilsworte, Berichte seines Schülers Baruch;<br />
auch die berühmte „Trostschrift“ für<br />
Israel (Nordreich) und Juda (Südreich)<br />
findet sich hier (Kap 30-31)<br />
Jer 46-51: Drohreden gegen fremde Völker<br />
Jer 52: Anhang: Fall und Zerstörung Jerusalems<br />
nun zu den einzelnen Kapiteln und<br />
Versen:<br />
Kap. 1: Der Buchüberschrift (1,1-3) folgt der<br />
Berufungsbericht (1,4-10) von Jeremia<br />
mit den anschließenden Visionen (1,11-<br />
19), die schon das Grundthema bringen,<br />
dass eine große Katastrophe bevorstehen<br />
wird.<br />
Kap. 2: Es bezeugt die Nähe des jungen<br />
Jeremia zum Propheten Hosea. Der Glaubensabfall<br />
von Jahwe wird als Hurerei<br />
und das Volk als treulos dargestellt.<br />
Kap.3: In ähnlichem Tonfall geht es weiter, es<br />
wird aber auch auf ein mögliches Heil hingewiesen,<br />
wenn das Volk wieder zu Gott<br />
umkehrt. Jeremia rechnet damit, dass es<br />
mit dem neuen Tempel keine Bundeslade<br />
mehr geben wird, der Inhalt – die Zehn<br />
Gebote – wurde ja von den Israeliten als<br />
Anwesenheit Gottes gesehen.<br />
Kap. 4-6: Darin wird der Feind des Volkes<br />
Israel aus dem Norden und das damit verbundene<br />
furchtbare Unheil, das kommen<br />
wird, behandelt. Jeremia weist immer<br />
wieder darauf hin, dass das Volk selbst<br />
Schuld hat und dafür Verantwortung<br />
tragen muss.<br />
Das buch<br />
Jeremia<br />
Kap. 7: Hier findet sich die Tempelrede, in<br />
der dem falschen Vertrauen aufgrund der<br />
Existenz des Tempels der Kampf angesagt<br />
wird. Auch der Grund für die Verwerfung<br />
des Volkes erfolgt: Weil Juda sich<br />
von Jahwe abgewandt hat, weil es statt<br />
Gehorsam oberflächliches Opfer anbietet<br />
und sich mit Hingabe dem <strong>Die</strong>nst anderer<br />
Götter widmet.<br />
Kap. 8-9: Mit großer Wortgewalt werden<br />
der Abfall, die <strong>St</strong>rafe und die Klage über<br />
Juda gezeichnet.<br />
Kap 10: Jeremia stellt hier Gott und die Götter<br />
gegenüber – ein Kapitel, das genau<br />
auch in unsere Zeit passt und sehr ernst<br />
genommen werden soll! Jeremia spricht<br />
aber ebenso die Bitte gegenüber Gott aus,<br />
nicht alle Schuldigen auszutilgen.<br />
Kap. 11-12: Jeremia predigt darin über den<br />
Bundesbruch bzw. den Bundesgehorsam.<br />
Darauf erfolgt die erste der so genannten<br />
„confessiones“, der Bekenntnisse bzw.<br />
Klagelieder des Propheten. Daran schließt<br />
die Klage Gottes über sein Land an.<br />
Kap. 13: In Zeichenhandlungen (Gürtel,<br />
Weinkrüge) wird das kommende <strong>St</strong>rafgericht<br />
gedeutet. Nach der Warnung vor<br />
Hochmut hört man von der nahe bevorstehenden<br />
Verschleppung und der damit<br />
verbundenen Schändung Jerusalems.<br />
Kap. 14-15: Hier finden sich eine Volksklage<br />
anlässlich einer Dürrekatastrophe und<br />
die Ankündigung, dass dies ein Symbol<br />
der Vernichtung sei. Nach einer Klage<br />
von einem drohenden Unheil über Jerusalem<br />
folgt das zweite Bekenntnis von<br />
Jeremia.<br />
Kap. 16: <strong>Die</strong> Einsamkeit von Jeremia wird<br />
als personifiziertes Zeichen der kommenden<br />
Not für Israel beschrieben. Auch<br />
die Gründe für das Gericht, aber auch<br />
die Möglichkeit der Rettung wird hier<br />
beschrieben.<br />
Kap. 17: Hier finden sich verschiedene Sprüche,<br />
die den Verfall Judas beschreiben;<br />
anschließend lesen wird das dritte Bekenntnis<br />
von Jeremia. <strong>Die</strong> nächsten Verse<br />
halten den Bewohnern von Jerusalem<br />
vor, den Sabbat nicht zu halten.<br />
Kap. 18: Das berühmte Töpfergleichnis findet<br />
sich hier, und anschließend folgt das<br />
vierte Bekenntnis.<br />
Kap. 19-20: Von der Zeichenhandlung des<br />
Krugzerbrechens und der dadurch ausgelösten<br />
Verfolgung Jeremias erfahren<br />
wir hier. Anschließend folgt das fünfte<br />
Bekenntnis von Jeremia.<br />
Kap. 21-22: Beide Kapitel sind thematisch<br />
in sich verbunden, nämlich die Sprüche<br />
gegen die Könige Zidkija, Schallum Jojakim<br />
und Jojachin. Dazwischen finden<br />
wir einige kleinere Texte über Jerusalems<br />
drohenden Untergang.<br />
Kap. 23: Hier wird von einem Nachkommen<br />
Davids gesprochen, wie ihn Gott haben<br />
möchte. <strong>Die</strong> anschließenden wenden<br />
sich gegen falsche Propheten.<br />
Kap. 24: Hier wird der Vergleich zwischen<br />
den in der ersten Deportation (597 v.Chr.)<br />
verschleppten und den zurückgebliebenen<br />
Judäern gezogen. Dabei werden die<br />
Verschleppten als gute Feigen (Früchte)<br />
dargestellt.<br />
Kap. 25: Der Text kündigt das drohende Exil<br />
an. Anschließend lesen wir das Wort<br />
vom Zornesbecher und in einem die<br />
Gerichtsworte über die Völker.<br />
Kap. 26: Das Schicksal von Jeremia wegen<br />
seiner anklagenden Tempelrede wird<br />
hier beschrieben. Dann hören wir einen<br />
Bericht von der Ermordung des Propheten<br />
Urija.<br />
Kap. 27-28: Beide Kapitel berichten von der<br />
Zeichenhandlung des Jochtragens als<br />
Symbol für die Unterjochung, und dies<br />
führt zu der Auseinandersetzung mit<br />
dem Heilspropheten Hananja.<br />
Kap. 29: Wir lesen von einem Brief an die<br />
um 597 v.Chr. Deportierten und der<br />
darin enthaltenen Ankündigung, dass<br />
dieser Zustand noch lange anhalten werde.<br />
<strong>Die</strong> nächsten Verse richten sich an<br />
einen Priester, der sich gegen Jeremia<br />
wendet.<br />
Kap. 30-31: Beide Kapitel sind als „Trostschrift“<br />
für Efraim (= Nordreich Israel)<br />
zusammengefasst. Sie kündigt für die<br />
ehemals getrennten jahwistischen Königreiche<br />
heilvolle Aussichten an. Auch die<br />
nachfolgenden Kapitel sind von der Rettungshoffnung<br />
getragen. Den Höhepunkt<br />
der Heilszusagen bildet das berühmte<br />
Wort vom neuen Bund: „Denn das wird<br />
der Bund sein, den ich nach diesen Tagen<br />
mit dem Haus Israel schließe – Spruch des<br />
Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein<br />
10 Nr. <strong>167</strong><br />
und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde<br />
ihr Gott sein, und sie werden mein Volk<br />
sein“ (Jer 31,33).<br />
Kap. 32: Hier wird geschildert, dass Jeremia<br />
trotz der drohenden Gottesstrafe einen<br />
Acker in Anatot kauft. Das soll aufzeigen,<br />
dass es dann eine Zeit geben wird, wo<br />
solche Aktionen wieder sinnvoll sein<br />
werden.<br />
Kap. 33: Wir lesen hier von Heilszusagen für<br />
Jerusalem und Juda.<br />
Kap. 34: Dem König Zidkija wird der Untergang<br />
angesagt. Anschließend äußert<br />
Jeremia scharfen Tadel über die Widerrufung<br />
der Sklavenfreilassung.<br />
Kap. 35: Jeremia stellt als Beispiel für vorbildliches,<br />
bescheidenes und vom Glauben an<br />
Jahwe getragenes Leben die Rechabiter<br />
(= besonders religiöse Gruppe, teilweise<br />
Eiferer für Jahwe) hin.<br />
Kap. 36: Von diesem Kapitel an (bis zum<br />
Kapitel 45,5) soll der Schreiber Jeremias,<br />
Baruch, die Berichte gesammelt haben.<br />
Im Kapitel 36 lesen wir, dass König Jojakim<br />
die Rolle der bis dahin gesammelten<br />
Jeremiaworte vorlesen ließ und sie dann<br />
abschnittsweise verbrannte.<br />
Kap. 37-38: <strong>Die</strong> Verfolgung Jeremias durch<br />
die übermächtigen Adeligen, das Wanken<br />
und die heimliche Hilfe König Zidkijas, die<br />
Es ist ein unbequemer Sitzplatz so mitten<br />
zwischen allen <strong>St</strong>ühlen. Das wird König<br />
Ahas, der als zwölfter König das Südreich von<br />
734-728 v. Chr. regierte, schmerzhaft gespürt<br />
haben, als die Nachbarkönige Rezin von<br />
Damaskus und Pekach, König des Nordreichs<br />
Israel, ihn aufforderten, bei ihrem Feldzug<br />
gegen Assur mitzumachen. Ahas verweigerte<br />
sich der Allianz, die Rezin und Pekach<br />
geschlossen hatten. Ahas hielt es lieber mit<br />
Tiglat-Pileser III., dem mächtigen König von<br />
Assur. (vgl. Jes 7,1-9) Ahas wechselte auf<br />
die vermeintlich sichere Seite und übergab<br />
Tiglat-Pileser sogar die Tempelschätze als<br />
Tribut. Der Prophet Jesaja hatte Ahas schon<br />
früh gewarnt und ihm verkündet, er solle<br />
sich nicht fürchten vor Rezin und Pekach,<br />
sondern auf Gott vertrauen. Doch Ahas<br />
hat andere Pläne. Jesaja übermittelt ihm<br />
daraufhin noch einmal Gottes Wort. Es ist<br />
das Angebot, sich durch ein Zeichen der<br />
Hilfe Gottes zu versichern. Aber ebenso<br />
ist es eine Probe, durch die Annahme des<br />
Angebots den Glauben an Gottes Beistand zu<br />
bezeugen. „Der Herr sprach noch einmal zu<br />
Ahas; er sagte: erbitte dir vom Herrn, deinem<br />
Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der<br />
Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.“ (Jes<br />
7,10-11) Aber Ahas verweigert sich. „Ahas<br />
November 2011<br />
Einkerkerung des Propheten bzw. auch<br />
der Mordanschlag auf ihn , als man ihn<br />
in die Zisterne warf, finden wir hier.<br />
Kap. 39: Hier wird vom Fall Jerusalems, der<br />
Bestrafung des Königs und der Ermordung<br />
seiner Söhne bzw. von der Befreiung<br />
Jeremias berichtet.<br />
Kap. 40-41: Es erzählt, dass Jeremia und<br />
der von den Neubabyloniern eingesetzte<br />
<strong>St</strong>atthalter Gedalja die Sammlung<br />
der Restbevölkerung versuchten, doch<br />
Umsturzpläne führen zur Ermordung<br />
Gedaljas. Nun übernimmt Johanan den<br />
Rest des Volkes.<br />
Kap. 42: Das Volk und seine Führer bitten<br />
Jeremia um ein Gotteswort. <strong>Die</strong>ses trifft<br />
ein, aber Jeremia warnt vor dem Zug<br />
nach Ägypten.<br />
Kap. 43: Trotzdem organisiert man die Flucht<br />
nach Ägypten, und der Prophet muss<br />
wieder symbolisch die Bestrafung Gottes,<br />
die auch die Ägypter nicht verschonte,<br />
ankündigen.<br />
Kap. 44-45: Trotz der Warnung vor dem<br />
neuerlichen Abfall kommt es offen und<br />
provokant dennoch dazu. Eine scharfe<br />
Drohrede und ein Trostwort für Baruch<br />
schließen die beiden Kapitel.<br />
Kap. 46: Nun folgen Drohreden gegen die<br />
Fremdvölker. <strong>Die</strong> Niederlage des Pharao<br />
KLeIne ZuGänGe ZuM<br />
aLten te<strong>St</strong>aMent (6)<br />
König ahas und der<br />
Prophet Jesaja<br />
antwortete: Ich will um nichts bitten und<br />
den Herrn nicht auf die Probe stellen.“ (V.12)<br />
Damit ist sein Untergang vorprogrammiert:<br />
Zum einen schlägt er Gottes Hilfe aus und<br />
ohne sie wird er nicht bestehen können. Zum<br />
anderen würde aber durch die Niederlage<br />
des Ahas und seinen Untergang das Haus<br />
David ausgelöscht und der Heilsplan Gottes<br />
in Gefahr kommen. <strong>Die</strong> Verheißung, die Gott<br />
König David (um 1000 v. Chr.) gab (vgl. 2<br />
Sam 7,16), würde sich nicht erfüllen. Das<br />
aber darf nicht geschehen. Jesaja verkündet<br />
darum dem Ahas, was er nicht hören will<br />
und was doch geschehen muss: „Da sagte<br />
Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt<br />
es euch nicht, Menschen zu belästigen?<br />
Müsst ihr auch noch meinen Gott belästigen?<br />
Darum wird euch der Herr von sich<br />
aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau<br />
wird ein Kind empfangen, sie wird einen<br />
Sohn gebären und sie wird ihm den Namen<br />
Necho wird angesagt, wie auch die Eroberung<br />
Ägyptens durch Nebukadnezar.<br />
Kap. 47: <strong>Die</strong> Rede richtet sich gegen die<br />
Philister.<br />
Kap. 48: Hier finden sich vier Sprüche gegen<br />
Moab.<br />
Kap. 49: Es spricht vom Unheil über die<br />
Ammoniter, über Edom, Damaskus und<br />
Elam; aber auch davon, dass arabische<br />
<strong>St</strong>ämme von Nebukadnezar verschont<br />
würden.<br />
Kap. 50-51: Hier folgt die Drohrede über den<br />
Untergang Babels. Babel wird aber als<br />
ein von Gott verwendetes <strong>St</strong>rafwerkzeug<br />
angesehen.<br />
Kap. 52: Im Nachtrag wird einerseits nochmals<br />
über die Einnahme Jerusalems und<br />
die Wegführung ins Exil berichtet, andererseits<br />
lesen wird von der Begnadigung<br />
von König Jojachin bei der ersten Deportation<br />
(597 v. Chr.) nach Babylon.<br />
Wir wissen, dass Jeremia schon zu seinen<br />
Lebzeiten dafür sorgte, dass zumindest einige<br />
seiner Worte aufgezeichnet wurden<br />
So stammt der Kern aus dem 6./5. Jhdt. v.<br />
Chr. Doch finden sich viele redaktionelle<br />
Spuren, sodass man annehmen kann, dass<br />
das Buch erst im 4. Jhdt. v. Chr. seine Endgestalt<br />
erfahren hat.<br />
Mag. Kurt Rumplmayr<br />
Immanuel, Gott mit uns, geben“ (Jes 7,14).<br />
Mit diesem Gotteswort an Ahas beginnt<br />
sich die alte Verheißung an König David<br />
umzuwandeln von der politischen Ebene<br />
der davidischen Herrscherdynastie zu einer<br />
überzeitlichen, messianischen Hoffnung.<br />
Ahas, was übersetzt heißt: „Der Herr hat<br />
ergriffen“, war „gegen den Herrn treulos“<br />
(2 Chr 28,19). Er scheint sich fortan anderen<br />
Göttern zugewandt zu haben, indem er<br />
Fruchtbarkeitskulte pflegte (2 Kön 16,4); er<br />
richtete gegossene Baalsbilder auf und verbrannte<br />
einen seiner für den assyrischen Gott<br />
Moloch als Götzenopfer (2 Kön 16, 3). Als er<br />
starb, wagte man nicht, ihn in den Gräbern<br />
der Könige beizusetzen, sondern man begrub<br />
ihn in der <strong>St</strong>adt (2 Chr 28,27).<br />
Gottesdienste in der Krankenhauskapelle<br />
Kirchdorf<br />
Hl. Messe Mittwoch, 18.00 Uhr<br />
Wortgottesdienst Samstag, 18.00 Uhr<br />
rosenkranz Mo., Di., Do., Fr., 18.30 Uhr<br />
Mi. und Sa. 17.30 Uhr<br />
Kranke sollen alle Gottesdienste<br />
nützen, die in der Krankenhauskapelle<br />
angeboten werden!<br />
11
Für Papst Benedikt XVI. hat Benedikt noch<br />
eine besondere Bedeutung: Er ist der Patron<br />
seines Pontifikats. In einer Katechese im April<br />
2008 hatte der Papst die Bedeutung des Heiligen<br />
für Europa hervorgehoben und betont,<br />
Europa könne nur von seinen christlichen<br />
Wurzeln aus neu aufgebaut werden. Auch bei<br />
seiner ersten Generalaudienz als Nachfolger<br />
Petri am 27. April 2005 hatte der Papst an die<br />
Aufforderung des heiligen Benedikt erinnert,<br />
„nichts vor Christus zu setzen“. Im Wortlaut:<br />
„Zu Beginn meines <strong>Die</strong>nstes als Nachfolger<br />
Petri bitte ich den Hl. Benedikt, uns zu helfen,<br />
die Zentralität Christi in unserer Existenz<br />
festzuhalten. Er sei immer an erster <strong>St</strong>elle in<br />
unseren Gedanken und in jeder unserer Tätigkeiten!“<br />
Dem Heiligen von Nursia widmete er<br />
auch in besonderer Weise die Generalaudienz<br />
des 9. April 2008, indem er den besonderen<br />
Wert seines Werkes unterstrich, den dieser<br />
im 4. Jahrhundert vollbracht habe, in einem<br />
Zeitalter, das von „einer schrecklichen Krise<br />
der Werte und der Institutionen gezeichnet<br />
war, deren Grund im Zusammenbruch des<br />
Römischen Reiches lag, in der Invasion der<br />
neuen Völker und in der Dekadenz der Sitten“:<br />
Dazu sagte das Kirchenoberhaupt: „In der Tat<br />
erwiesen sich das Werk des Heiligen und auf<br />
besondere Weise seine Regel als Überbringer<br />
eines echten geistlichen Sauerteigs, der<br />
den Lauf der Jahrhunderte weit jenseits der<br />
Grenzen seines Vaterlandes und seiner Zeit<br />
und das Antlitz Europas veränderte, indem<br />
er nach dem Fall der politischen Einheit, die<br />
durch das Römische Reich geschaffen worden<br />
war, eine neue geistliche und kulturelle<br />
Einheit hervorbrachte, jene des christlichen<br />
Glaubens, den die Völker des Kontinents teilten.<br />
Gerade so entstand die Wirklichkeit, die<br />
wir ‚Europa‘ nennen.“ Es sei ein großes Werk<br />
gewesen, das im <strong>St</strong>illen geboren wurde. Kaum<br />
zwanzigjährig habe Benedikt seine <strong>St</strong>udien,<br />
Ordensregel des<br />
Hl. benedikt<br />
beneDIKt VOn<br />
nurSIa unD PaP<strong>St</strong><br />
beneDIKt XVI.<br />
die er in Rom begonnen hatte, aufgegeben,<br />
„angestoßen vom Lebensstil vieler seiner<br />
Gefährten … die auf verwahrloste Weise<br />
lebten und in deren Fehler er nicht ebenfalls<br />
verfallen wollte. Er wollte nur Gott gefallen“.<br />
Er habe sich auf die Berge in der Gegend von<br />
Subiaco zurückgezogen und drei Jahre lang<br />
vollständig allein in einer Höhle gelebt. Es sei<br />
eine Zeit der Einsamkeit mit Gott gewesen,<br />
eine Zeit der Reifung, um die drei größten<br />
Versuchungen jeden menschlichen Wesens<br />
zu überwinden: „<strong>Die</strong> Versuchung des <strong>St</strong>olzes<br />
und des Wunsches, sich selbst in den Mittelpunkt<br />
zu stellen, die Versuchung des Fleisches<br />
und schließlich die Versuchung des Zornes<br />
und der Rache. Es war nämlich Benedikts<br />
Überzeugung, dass er nur nach dem Sieg über<br />
diese Versuchungen den anderen ein für ihre<br />
Nöte nützliches Wort sagen könnte.“<br />
Erst danach habe er begonnen, die ersten<br />
Klöster zu gründen. Sein Werk gründete sich<br />
auf den Leitspruch „Ora et labora“ – Bete und<br />
arbeite“. „Ohne Gebet gibt es keine Erfahrung<br />
Gottes. Aber die Spiritualität des heiligen<br />
Benedikt ist nicht eine Innerlichkeit abseits<br />
erntedankfest im altenheim<br />
In unserer <strong>Pfarre</strong> wird das Erntedankfest nicht nur in der Pfarrkirche gefeiert, sondern<br />
auch im Altenheim. Da gab es in der Kapelle wieder eine wunderschöne Erntekrone,<br />
die Dankesmesse wurde zum ersten Mal um 10.00 Uhr gefeiert und von einer kleinen<br />
Gruppe des Singkreises gestaltet. Anwesend waren auch die Bewohner vom betreubaren<br />
Wohnen. Anschließend gab es im Speisesaal ein gutes Essen und viel Musik.<br />
der Realität. In der Unruhe und dem Chaos<br />
seiner Zeit lebt er unter dem Blick Gottes, und<br />
eben dadurch verlor er nie die Pflichten des<br />
täglichen Lebens und den Menschen mit seinen<br />
konkreten Bedürfnissen aus den Augen.<br />
Durch die Betrachtung Gottes verstand er die<br />
Realität des Menschen und seine Mission.“<br />
Das Leben jedes Mönchs werde so „eine<br />
fruchtbare Symbiose zwischen Handlung und<br />
Betrachtung“, auf das „alles in Gott verherrlicht<br />
werde“: „Im Gegensatz zur einfachen<br />
und egozentrischen Selbstverherrlichung, die<br />
heute oftmals gerühmt wird, ist es die erste<br />
und unverzichtbare Aufgabe eines jeden<br />
Schülers des heiligen Benedikt, die aufrichtige<br />
Suche Gottes auf dem Weg, der von Christus<br />
demütig und gehorsam vorgezeichnet wurde,<br />
der Liebe, der er nichts Eigenes vorziehen<br />
darf; und genau so, im <strong>Die</strong>nste am Nächsten,<br />
wird er ein Mensch des <strong>Die</strong>nstes und des<br />
Friedens“.<br />
Das Werk des heiligen Benedikt habe die Zivilisation<br />
und die Kultur Europas geprägt, die, so<br />
der Papst, nach den „tragischen Utopien“ des<br />
20. Jahrhunderts immer noch auf der Suche<br />
nach der eigenen Identität sei. „Um eine neue<br />
und dauerhafte Einheit zu schaffen, sind die<br />
politischen, wirtschaftlichen und juristischen<br />
Instrumente gewiss wichtig; es ist jedoch<br />
notwendig, eine ethische und geistliche Erneuerung<br />
zu erwecken, die aus den christlichen<br />
Wurzeln des Kontinents schöpft, andernfalls<br />
kann Europa nicht wiedererrichtet werden.<br />
Ohne diesen Lebenssaft bleibt der Mensch der<br />
Gefahr ausgesetzt, der alten Versuchung zu<br />
erliegen, sich selbst erlösen zu wollen – eine<br />
Utopie, die auf verschiedene Weisen im Europa<br />
des 20. Jahrhunderts, wie Papst Johannes<br />
Paul II. festgestellt hat, ‚einen Rückschritt<br />
ohnegleichen in der qualvollen Geschichte<br />
der Menschheit‘ verursacht hat.“<br />
Woche der Versöhnung<br />
für unsere Kinder<br />
Schülerweihnachtsbeichte<br />
HS Römerfeld<br />
Mo., 12. Dezember, 8.00 – 10.00 Uhr<br />
HS Kirchfeld<br />
Mo., 12. Dezember, 10.00 – 12.00 Uhr<br />
VS Rosenau<br />
Mi., 14. Dezember, 7.45 – 8.30 Uhr<br />
VS Roßleithen<br />
Do., 15. Dezember, 7.45 – 9.15 Uhr<br />
VS <strong>Windischgarsten</strong><br />
Do., 15. Dezember, 9.45 – 12.00 Uhr<br />
Jeder Schüler ist herzlich willkommen,<br />
denn jeder, der beichtet,<br />
tut sich etwas Gutes!<br />
Er wurde um 540 in Rom geboren und<br />
stammte aus dem begüterten Adelsgeschlecht<br />
Anicia, das schon zwei Päpste gestellt hatte:<br />
Felix III. und Agapet I. Nach dem <strong>St</strong>udium<br />
der Grammatik und des Rechts war er von<br />
572 bis ca. 574 Präfekt von Rom, d.h. höchster<br />
Beamter der Zivilregierung Roms, und<br />
er hatte eine glänzende politische Zukunft<br />
vor sich. Er verwandelte seinen Palast auf<br />
dem Caelius in ein Kloster, das er dem Hl.<br />
Andreas widmete. Er errichtete auch sechs<br />
Klöster auf seinen Ländereien in Sizilien. Er<br />
führte ein kümmerliches Dasein und benutzte<br />
das Familienvermögen für den Bau von<br />
diesen Klöstern. Papst Pelagius stellte ihn in<br />
seine <strong>Die</strong>nste, weihte ihn 578 zum Diakon<br />
und sandte ihn als päpstlichen Apokrisiar<br />
(Nuntius) im Jahre 579 an den Kaiserhof<br />
nach Konstantinopel, wo er eine wertvolle<br />
Tätigkeit im <strong>Die</strong>nste der Kirche ausübte. In<br />
diesen Jahren gelangte er zur Überzeugung,<br />
dass Rom für Konstantinopel weder von religiösem<br />
noch von politischem Interesse war.<br />
Der päpstliche Sitz war allein auf sich gestellt,<br />
und Gregor bereitete eine von Byzanz unabhängige<br />
Position des Westens vor. Nach Rom<br />
im Jahr 585/586 zurückgekehrt, wurde er<br />
Berater des Papstes, und nach dem Tod von<br />
Pelagius II. im Katastrophenjahr 590 (Pest,<br />
Tiberüberschwemmungen) wurde Gregor<br />
sofort zum Papst gewählt. Energisch ging<br />
Gregor an die Arbeit. Nachdem er die Interesselosigkeit<br />
von Konstantinopel für Rom<br />
und Italien zur Kenntnis genommen hatte,<br />
löste er sich davon los, was ihm erlaubte, die<br />
eigene Autonomie zurückzugewinnen. Da<br />
ein politisches Machtzentrum fehlte, war die<br />
Kirche der einzige Bezugspunkt der italienischen<br />
Bevölkerung. Sie übernahm – in einem<br />
natürlichen Prozess – eine Führungs- und<br />
Schiedsrichterrolle nicht nur in geistlichen<br />
und religiösen, sondern auch in weltlichen<br />
Situationen. Gregor, der als Konsul Gottes<br />
bezeichnet wurde, benutzte diese neue<br />
Rolle ausschließlich im <strong>Die</strong>nste der Kirche<br />
und des Volkes. Er stellte die Schätze der<br />
Kirche und das Vermögen seiner Familie<br />
zur Verfügung, um das Volk zu ernähren. Er<br />
zahlte dem Langobardenkönig Agilulf einen<br />
Tribut, damit dieser von der Belagerung, die<br />
seit Jahren die <strong>St</strong>adt peinigte und das Leben<br />
DIe PäP<strong>St</strong>e: IHr Leben IM<br />
Laufe Der 2000-JäHrIGen<br />
GeScHIcHte (63)<br />
Hl. Gregor d. Grosse<br />
(590-604)<br />
trostlos und unmöglich machte, abließ. <strong>Die</strong>se<br />
Initiative wurde von Kaiser Mauritius, der<br />
ihn als „einen völlig unfähigen Diplomaten“<br />
bezeichnete, kritisiert. Aber Konstantinopel<br />
vermochte nur zu kritisieren. Gregor<br />
entfernte alle jene Laien und Diakone vom<br />
päpstlichen Hof, welche der Kirche mit der<br />
Praxis der Simonie Schaden zufügten und<br />
setzte rechtschaffene und zuverlässige Benediktinermönche<br />
an ihre <strong>St</strong>elle. Durch die<br />
Synode von 595 reorganisierte er die päpstliche<br />
Kurie. Sein Mitarbeiterstab durfte nur<br />
aus Klerikern und Mönchen bestehen. Er<br />
organisierte die umfangreichen Besitztümer<br />
der Kirche in Italien, in Sizilien, Dalmatien,<br />
in Afrika, in Gallien, im „Patrimonium<br />
Petri“ und schuf so die Grundlage für den<br />
zukünftigen Kirchenstaat. Er ordnete den<br />
Klerus neu, ließ den kirchlichen Zölibat<br />
achten und regelte die Aufgaben der Bischöfe.<br />
Unter Mitwirkung von Theolinde<br />
begann er eine umfangreiche Missionsarbeit,<br />
die die Bekehrung der Langobarden zum<br />
Katholizismus zum Ziel hatte. Aus diesem<br />
Anlass schenkte er ihr die Heilige Eiserne<br />
Krone, die Konstantin gehörte und die heute<br />
im Dom von Monza aufbewahrt wird. Er<br />
entsandte 40 Mönche nach England und<br />
ernannte im Jahr 596 Augustinus, seinen<br />
Prior im Kloster auf dem Caelius, zum Erzbischof.<br />
Seine Beziehung mit dem Osten<br />
war schwierig. Er passte sich mit Realismus<br />
an die Situation der kirchlichen Unterordnung<br />
gegenüber der Politik an, verzichtete<br />
aber nie auf den römischen Primat über alle<br />
Kirchen, Konstantinopel einbegriffen, und<br />
kämpfte immer gegen den Titel „Ökumenischer<br />
Patriarch“ an, den der Bischof von<br />
Konstantinopel angenommen hatte. Als<br />
erster Mönch, der zum Papst gewählt wurde,<br />
gab der Hl. Gregor dem benediktinischen<br />
Mönchtum einen wichtigen Impuls. Mit<br />
Pfarrball<br />
aM 28. Jänner 2012 IM PfarrHeIM<br />
Alle, die keine Maske tragen, erwarten den Maskeneinzug pünktlich um 20.30 Uhr<br />
Um ca. 22.00 Uhr ist Demaskierung und um 24.00 Uhr gibt es sicher wieder eine<br />
Überraschung. Jeder soll sich den Termin bereits jetzt vormerken.<br />
Da gehe ich sicher hin!<br />
demselben Eifer und Einsatz ging er an die<br />
Reorganisation des liturgischen Lebens der<br />
Kirche, indem er das Messbuch neu gestaltete<br />
und die Gottesanbetung mit dem nach<br />
ihm benannten Gesang bereicherte, welcher<br />
noch heute die Grundlage ganz feierlicher<br />
Liturgien ist. Dafür hat er auch eine Kantorenschule<br />
eingerichtet. Als Mann juristischer<br />
und theologischer Kultur hat er zahlreiche<br />
Werke und 800 Briefe hinterlassen, die<br />
seine kirchliche und politische Aktivität<br />
belegen. Nur Persönlichkeiten, deren Bild<br />
er in der Regula Pastoralis entworfen hatte,<br />
wurden von ihm zu Bischöfen bestimmt.<br />
Er nahm sich ständig und mit besonderer<br />
Aufmerksamkeit der Armen an, mit denen<br />
er gewöhnlich die Mahlzeiten einnahm. Um<br />
seine Persönlichkeit entstanden viele legendäre<br />
Geschichten. In einigen sind – neben<br />
seiner Person – die Engel Protagonisten.<br />
Als Demutsbezeugung liebte er es, sich<br />
als „Servus servorum Dei“ zu bezeichnen,<br />
was einem biblischen Ideal entsprach (Mk<br />
10,44). Von diesem Moment an fanden die<br />
römischen Päpste an dieser Bezeichnung<br />
Gefallen. Er starb am 12. März 504, und<br />
sein Leib ist in der klementinischen Kapelle<br />
der Peterskirche aufbewahrt.<br />
<strong>Die</strong> Bibel ist für Gregor das Kriterium seiner<br />
gesamten Theologie. Gregors Homiliensammlung<br />
vereinigt vierzig Homilien zu<br />
Evangelienperikopen vom Jahr 590/591 und<br />
22 fortlaufende Erklärungen zu Ezechiel<br />
von 593. <strong>Die</strong> vier Bücher Dialogo de vita et<br />
miraculis patrum italicorum (um 594) berichten<br />
von Wundertaten, von Prophezeiungen<br />
und Visionen, die die Wundersucht des<br />
Mittelalters gefördert haben. Gregor dürfte<br />
einige tausend Briefe (847 sind erhalten)<br />
geschrieben haben, die eine bedeutende<br />
historische Quelle auch hinsichtlich der<br />
<strong>St</strong>euer- und Wirtschaftsgeschichte darstellen.<br />
Papst Bonifaz VIII. reihte Gregor 1295 mit<br />
Ambrosius von Mailand, Augustinus und<br />
Hieronymus in die Zahl der vier großen<br />
lateinischen Kirchenlehrer ein. Gregor der<br />
Große blickte in die Spätantike zurück und<br />
zugleich in das Spätmittelalter voraus. Er<br />
ist der „letzte Römer“ und der erste mittelalterliche<br />
Papst.<br />
es gibt kaum ein<br />
beglückenderes Gefühl<br />
als zu spüren,<br />
dass man für andere<br />
Menschen etwas sein kann.<br />
<strong>Die</strong>trich Bonmhoeffer<br />
12 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
13
Am 8. Dezember 1854, so berichtet Rütjes<br />
in seinem Geschichtswerk von 1870, knien<br />
Papst Pius IX., 54 Kardinäle, 42 Erzbischöfe<br />
und 100 Bischöfe sowie viele Priester aus<br />
allen Ländern der Erde im Petersdom nieder<br />
und stimmen den Hymnus „Veni Creator<br />
Spiritus“ an. Nach dem Bittgesang herrscht<br />
<strong>St</strong>ille im Petersdom. Dann richtet Pius IX. an<br />
alle Gläubigen folgende Worte: „Zu Ehren der<br />
Allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des<br />
Sohnes und des Heiligen Geistes, kraft der<br />
Autorität Christi, der heiligen Apostel Petrus<br />
und Paulus und unserer eigenen Autorität erklären,<br />
beschließen und bestimmen wir, es sei<br />
geoffenbarte Wahrheit, dass die Allerseligste<br />
Jungfrau, durch ein Privilegium und durch<br />
eine besondere Gnade Gottes, im Hinblick auf<br />
die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des<br />
Menschengeschlechtes, vom ersten Augenblick<br />
ihrer Empfängnis an von jedem Makel<br />
der Erbsünde bewahrt wurde, und wer diese<br />
fest begründete Wahrheit nicht glaube, dessen<br />
Glaube habe Schiffbruch erlitten.“ In Rom<br />
läuten alle Glocken, die Gläubigen stimmen<br />
das Te Deum an, von der Engelsburg erschallt<br />
der Donner der Kanonen und bis zum späten<br />
Abend bietet Rom einen prachtvollen Anblick.<br />
Alle Häuser vom Palast des Reichen bis zur<br />
Hütte des Armen sind großartig beleuchtet.<br />
Es herrscht Freude und Jubel über diesen<br />
wunderbaren Tag.<br />
<strong>Die</strong> Unbefleckte Empfängnis ist ein römischkatholisches<br />
Glaubensdogma, nach dem die<br />
Gottesmutter vor jedem Makel der Erbsünde<br />
bewahrt wurde. Damit hat Gott Maria<br />
vom ersten Augenblick ihres Lebens an vor<br />
der Erbschuld bewahrt, weil sie die Mutter<br />
Gottes werden sollte. Der volle Name<br />
des Festes am 8. Dezember lautet: Hochfest<br />
der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau<br />
und Gottesmutter Maria. <strong>Die</strong>ses Hochfest<br />
Mariens, das im christlichen Osten schon<br />
im 10. Jahrhundert gefeiert wurde, führte<br />
im Westen zuerst Anselm von Canterbury<br />
<strong>Die</strong> erbsünde und die<br />
antwort Gottes<br />
GeDanKen ZuM MarIen-<br />
HOcHfe<strong>St</strong> aM 8. DeZeMber<br />
(1033-1109) ein. Durch Franziskanertheologen<br />
– wir erinnern uns besonders an<br />
Duns Scotus, der sich für die Verteidigung<br />
dieser Wahrheit stark gemacht hat – fand<br />
es eine allgemeine Verbreitung, bis es durch<br />
Papst Pius IX. als Dogma der Unbefleckten<br />
Empfängnis verkündet wurde. Bedeutsam<br />
ist im 20. Jahrhundert Maximilian Kolbe,<br />
der 1941 starb und als der große Apostel<br />
der Unbefleckten Empfängnis gilt<br />
Es scheint eine uralte Erfahrung der Menschheit<br />
zu sein, dass die Antriebskräfte des<br />
Menschen zum Guten wie von einer Hypothek<br />
belastet sind. Karl Marx analysiert<br />
sie als „Entfremdung des Menschen“. Ernst<br />
Bloch empfindet sie als „Heimatlosigkeit“.<br />
Der Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung attestiert<br />
eine „chaotische Triebhaftigkeit“. Der<br />
Existenzphilosoph Karl Jaspers konstatiert<br />
eine „Situation des Verfallenseins“. Und<br />
der Apostel Paulus bringt es auf folgenden<br />
Nenner: „Ich tue nicht das Gute, das ich<br />
will, sondern das Böse, das ich nicht will“<br />
(Röm 7,19). <strong>Die</strong> Theologie führt für diese<br />
Phänomene – erleuchtet von der biblischen<br />
Offenbarung – den Begriff „Erbsünde“ ein.<br />
„Sünde“ in einem übertragenen Sinn: „Sie<br />
ist eine Sünde, die man „miterhalten“, nicht<br />
aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat …<br />
<strong>Die</strong> Folgen der Erbsünde und aller persönlichen<br />
Sünden der Menschen bringen die<br />
Welt als Ganze in eine sündige Verfassung,<br />
die mit dem Evangelisten Johannes ‚die<br />
Sünde der Welt’ (Joh 1,29) genannt werden<br />
kann. Mit diesem Ausdruck bezeichnet<br />
man den negativen Einfluss, den die …<br />
Jahresbeginn mit aberglauben?<br />
Erst im Jahr 1691 wurde der 1. Jänner als Jahresbeginn allgemeinverbindlich festgelegt.<br />
Und zwar von Papst Innozenz XII. Seit Jahrhunderten werden an diesem Tag bzw. in<br />
der Silvesternacht Orakel und Prophezeiungen produziert. Bleigießen, Glücksbringer,<br />
Lärm zur Vertreibung böser Geister und eine Fülle anderer esoterischer Praktiken<br />
gelten abergläubischen Menschen als Weg in das neue Jahr. Es wird Wahrsagerei<br />
praktiziert, die Astrologie befragt, Magie und Zauberei gesucht. Aberglaube ist ein<br />
„verkehrter“ Glaube. Abergläubische Menschen – so das Urteil der Psychologie –<br />
sind intellektuell und moralisch unreife Personen mit einer moralisch–psychischen<br />
Fehlhaltung. Schon die großen Kirchenväter Augustinus (354-430) und Thomas<br />
von Aquin (1225-1274) verurteilen all diese abergläubischen Praktiken als einen<br />
stillschweigenden oder ausgesprochenen Pakt mit Dämonen, die – immer auf der<br />
Lauer liegend – allein darauf warten, eingeladen zu werden. Aberglaube aber ist<br />
gleichbedeutend mit Apostasie, mit Glaubensabfall.<br />
Gesellschaftsstrukturen, die aus den Sünden<br />
der Menschen hervorgegangen sind, auf<br />
die Menschen ausüben“ (KKK 404,408).<br />
Mit Erbsünde ist ein Zustand allgemeiner<br />
Heillosigkeit der Menschheit gemeint, aus<br />
dem sich der Mensch nicht selbst zu erlösen<br />
vermag. Durch die einzigartige Gnade und<br />
Bevorzugung Gottes konnte Maria vorbehaltslos<br />
zum göttlichen Wirken Ja sagen.<br />
Deshalb feiert die Kirche sie als Ersterlöste<br />
und Urbild der Menschheit. An ihr wird<br />
deutlich, wie Gott den Menschen von seinem<br />
Ursprung her gemeint hat.<br />
Nun lesen wir Gen 3,9-15.20, einen Text,<br />
der zur so genannten „Paradieseserzählung“<br />
(Gen 2,4b-3,24) gehört. Hier werden<br />
Grunderfahrungen ausgesprochen, die für<br />
das menschliche Leben wesentlich sind.<br />
Im Mittelpunkt steht der Mensch als Gemeinschaftswesen,<br />
das angewiesen ist auf<br />
mitmenschliche Verbundenheit und die<br />
Nähe Gottes. Das Leben im Paradies ist<br />
durch die enge Gemeinschaft Gottes mit den<br />
Menschen bestimmt. Umso befremdlicher<br />
wirkt die Antwort des Menschen, die auf<br />
den Ruf Gottes „Wo bist du?“ erfolgt: „Ich<br />
habe dich in den Garten kommen hören und<br />
da bekam ich Angst. Und ich schämte mich,<br />
weil ich nackt bin.“ <strong>Die</strong>se Reaktion macht<br />
deutlich: <strong>Die</strong> Beziehung zwischen Mensch<br />
und Gott ist gestört. Alle Unbefangenheit ist<br />
dahin, ein persönliches Miteinander und ein<br />
wahres Gegenüber sind nicht mehr möglich.<br />
Der Mensch fürchtet sich, und er wagt es<br />
nicht mehr, Gott unter die Augen zu treten.<br />
Das Paradies ist verloren. Dennoch: Gott<br />
wendet sich dem Menschen zu, trägt auf<br />
unveränderte Weise Sorge um ihn. „Wo bist<br />
du?“ – „Was ist mit dir geschehen, dass du<br />
so plötzlich meinst, dich vor mir verstecken<br />
zu müssen?“ Erst die Aufforderung von<br />
außen, das Geschehene zu bedenken und<br />
zu benennen, verhilft dem Menschen dazu,<br />
seine Situation zu klären: „Wo bist du?“<br />
<strong>Die</strong> katholische Kirche muss in<br />
Zukunft missionarische Züge<br />
entwickeln mit dem Ziel, eine<br />
missionarische Mentalität und<br />
Begeisterung zu bekommen.<br />
Viele Katholiken schweigen in<br />
unserer Zeit, weil sie eitel sind<br />
und zu sehr auf sich bedacht.<br />
Sie kreisen nur um sich und<br />
sind deshalb gelangweilt.<br />
Juan <strong>Die</strong>go wurde um 1474 in Cuautitlan,<br />
einem Dorf ca. 20 km von der <strong>St</strong>adt Mexiko<br />
entfernt, als Sohn einfacher Indios geboren.<br />
Seine Eltern haben ihm den Namen „Cuauhtlatoohuac“<br />
(=jener, der wie ein Adler spricht).<br />
Noch sehr jung trat er in eine Militärakademie<br />
ein. Hier lernte man die Kunst der Kriegsführung<br />
und vor allem die Methode, den Feind<br />
lebendig zu fangen, um ihn dann als Opfergabe<br />
lebendig dem Götzen darzubringen. Er<br />
lebte in der strengen Welt der Azteken. Wir<br />
erfahren noch weiter, dass er eine Indianerin<br />
namens „Malintzin“ (=ehrwürdige Weide)<br />
heiratete. Nach der Christianisierung des<br />
Landes durch die Franziskaner ab dem Jahr<br />
1521 ließen er und seine Frau sich 1524<br />
taufen. Sie hießen Juan <strong>Die</strong>go und Maria<br />
Lucia. Seine Frau starb im Jahr 1529.<br />
Am 9. Dezember 1531 erschien am <strong>St</strong>adtrand<br />
von Mexiko-<strong>St</strong>adt die Jungfrau und Gottesmutter<br />
Maria vier Tage lang (bis zum 12.<br />
Dezember) dem 57 Jahre alten Indio Juan<br />
<strong>Die</strong>go (1474-1548). Es war in der Nähe eines<br />
von den spanischen Eroberern zerstörten<br />
Azteken-Heiligtums mit dem Auftrag: „Ich bin<br />
die Jungfrau Maria.“ Maria, die sich gerade<br />
hier als himmlische Mutter der lateinamerikanischen<br />
Völker offenbarte, erteilte ihm den<br />
Auftrag, zu Bischof Zumárraga zu gehen und<br />
ihn aufzufordern, ihr zu Ehren am Erscheinungsort<br />
auf dem Berg Tepeyac (=nasenförmiger<br />
Hügel) eine Kirche zu bauen. Hier werde<br />
sie allen helfen, die sie vertrauensvoll anrufen.<br />
Der Bischof verlangte zur Bestätigung der<br />
Echtheit der Marienerscheinung ein Zeichen,<br />
was ihm tatsächlich gewährt wurde: Juan<br />
<strong>Die</strong>go fand bei seiner vierten Begegnung mit<br />
der allerseligsten Jungfrau am 12. Dezember<br />
mitten im Winter kastilische Rosen vor, die er<br />
pflückte und in seiner Tilma (einem Poncho-<br />
Umhang) verbarg. Als er sie dem Bischof<br />
als Geschenk Mariens übergeben wollte,<br />
erschien auf dem groben, aus Agavenfasern<br />
gewirkten <strong>St</strong>off seiner Tilma das berühmte<br />
Der Haustheologe berät den Papst in theologischen<br />
Fragen. Er liest die Reden des Papstes<br />
sowie die schriftlichen Dokumente und gibt<br />
eine entsprechende theologische Beurteilung<br />
ab. Seit 1306 wird das Amt immer von<br />
einem Mitglied des Dominikanerordens<br />
wahrgenommen. Er gehört der päpstlichen<br />
Familie an und wohnt im Vatikan. Bis zur<br />
Reform des Päpstlichen Hauses im Jahr 1968<br />
durch Papst Paul VI. wurde der Haustheologe<br />
Haushofmeister des Apostolischen Palasts<br />
(Maestro del Sacro Palazzo) genannt. Das<br />
Amt wurde 1245 von Innozenz IV. (1243-<br />
1254) geschaffen, als dieser an der Kurie eine<br />
HeILIGe In Der WeLt<br />
Juan <strong>Die</strong>go<br />
(1474-1548)<br />
Bild, das noch heute als die Darstellung der<br />
Jungfrau von Guadalupe verehrt wird. Noch<br />
im Jahre 1531 wurde an dieser <strong>St</strong>elle eine<br />
Kapelle errichtet – mit dem Gnadenbild der<br />
„Jungfrau von Guadalupe“, und bald kamen<br />
zahlreiche Pilger hierher. Von hier ging ein<br />
neuer starker Impuls für die Evangelisierung<br />
aus, in der die zentralen Elemente der einheimischen<br />
Kultur aufgenommen und mit der<br />
christlichen Botschaft verbunden wurden. <strong>Die</strong><br />
letzten 17 Jahre seines Lebens verbrachte Juan<br />
<strong>Die</strong>go als Mesner, großer Beter, Büßer und<br />
eifriger Apostel der Jungfrau in einer kleinen<br />
Klause bei der Kapelle und gab den Pilgern<br />
unermüdlich Zeugnis von seiner Begegnung<br />
mit der Gottesmutter.<br />
Es war eine bedeutungsvolle Geste, dass Papst<br />
Johannes Paul II. schon stark gezeichnet von<br />
seiner Krankheit, die Mühe auf sich nahm,<br />
Der VatIKan In<br />
VerGanGenHeIt unD<br />
GeGenWart (46)<br />
Der Päpstliche<br />
Haustheologe<br />
Art „<strong>St</strong>udium Generale“ einrichtete. Zu den<br />
Fächern gehörte neben der Theologie auch<br />
Zivil- und Kirchenrecht. Obwohl die theologische<br />
Fakultät Anfang des 16. Jahrhunderts<br />
im Juli 2002 nach Mexiko City zu pilgern,<br />
um den ersten Ureinwohner Amerikas am<br />
31. Juli zur Ehre der Altäre zu erheben: „Wir<br />
erklären und definieren den seligen Juan<br />
<strong>Die</strong>go Cuauhtlatoatzin heilig und schreiben<br />
ihn in das Verzeichnis der Heiligen ein, und<br />
wir setzen fest, dass er in der ganzen Kirche<br />
ehrfürchtig verehrt wird“. Der polnische Papst<br />
schlug Juan <strong>Die</strong>go damals als Förderer „einer<br />
fruchtbaren Begegnung zweier Welten vor“,<br />
der europäischen Welt und der Welt der Indios,<br />
die miteinander den modernen <strong>St</strong>aat Mexiko<br />
hervorgebracht hätten. „Juan <strong>Die</strong>go entdeckte<br />
in der Annahme der christlichen Botschaft, die<br />
tiefe Wahrheit der neuen Menschheit, in der<br />
alle berufen sind, Kinder Gottes in Christus<br />
zu sein, ohne dass er dabei auf seine Identität<br />
verzichtete“. Johannes Paul II. appellierte in<br />
diesem Zusammenhang auch an die Weltgemeinschaft,<br />
den Indios eine berechtigte<br />
Anerkennung in der Gesellschaft zukommen<br />
zu lassen und betonte, dass der christliche<br />
Glaube keinen qualitativen Unterschied zwischen<br />
„Rassen und Kulturen“ kenne.<br />
Daraufhin wurde das Bildnis des neuen<br />
Heiligen in einer feierlichen Prozession unter<br />
Weihrauchduft und begleitet von einem<br />
rituellen Tanz von einer Indiofamilie in die<br />
Basilika getragen, während Gläubige es mit<br />
Blüten bestreuten. Es wurde an dem Ort<br />
in der Basilika aufgestellt, wo es nun die<br />
Gläubigen ehrfürchtig verehren können.<br />
Es war einer der wichtigsten Tage in der<br />
Geschichte der katholischen Kirche Mexikos,<br />
des zweitgrößten katholischen Landes der<br />
Welt, nach Brasilien, gefolgt von den USA.<br />
Ein Indio ist zur Brücke für die Weitergabe<br />
des Evangeliums zwischen den Kulturen<br />
geworden. Durch das Bild und die herzergreifenden<br />
Worte der Gottesmutter bekehrten<br />
sich innerhalb von sieben Jahren neun Millionen<br />
Indios von ihren Götzendiensten mit<br />
Menschenopfern zum Christentum. Am 9.<br />
Dezember feiert die Kirche sein Fest.<br />
aufgelöst worden war, blieb das Amt des<br />
Haushofmeisters bestehen. Es war von nun<br />
an der „Vertrauenstheologe“ des Papstes und<br />
übte andere Aufgaben aus. So war er von<br />
1515 – 1925 für das Imprimatur, die kirchliche<br />
Zulassung beim Druck von theologischen<br />
Büchern in Rom zuständig. Der Haustheologe<br />
ist Konsultor für die Glaubenslehre sowie<br />
in der Regel auch der Päpstlichen Bibelkommission<br />
und der Kongregation für die<br />
Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Sein<br />
Urteil in theologischen Fragen hat Gewicht;<br />
allerdings besitzt er keine lehramtliche oder<br />
richterliche Gewalt.<br />
14 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
15
<strong>Die</strong> Adventszeit steht vor der Tür – eine Zeit,<br />
in der wir an vielen Orten mit Krippen und<br />
auch mit Hirtenspielen konfrontiert sind.<br />
Für mich ein Grund, mich mit dem Bild<br />
des guten Hirten etwas näher auseinanderzusetzen.<br />
Hirten begleiten uns vor allem<br />
rund um das Weihnachtsevangelium, aber<br />
das Bild des Guten Hirten zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch die Bibel, von der<br />
Genesis bis zur Geheimen Offenbarung des<br />
Johannes. <strong>Die</strong> Bibel selbst präsentiert uns<br />
bereits im 4. Kapitel des Buches Genesis die<br />
Gestalt eines Hirten: Abel, der zweite Sohn<br />
von Adam und Eva, ist ein Schafhirte (Gen<br />
4,2), sein Bruder Kain dagegen Ackerbauer.<br />
Abraham, Joseph, <strong>Jakob</strong>, Rachel, Moses,<br />
David und der Prophet Amos sind Hirten<br />
und stehen stellvertretend für das ganze<br />
israelitische Volk auf seiner Suche nach Gott.<br />
Sie weisen den Weg und sind Begleiter, sie<br />
schützen die ihnen Anvertrauten und sorgen<br />
für ihr körperliches und seelisches Wohl.<br />
Der berühmte Psalm 23 vergleicht Jahwe<br />
mit dem Guten Hirten: „Der Herr ist mein<br />
Hirte, nichts wird mir fehlen. Er läßt mich<br />
lagern auf grünen Auen…“ Und schließlich<br />
blicken wir im Neuen Testament auf Jesus,<br />
der von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte“<br />
(Joh 10,11). Von allen Bildern, in denen Jesus<br />
von sich selber spricht, um uns sein Wesen<br />
und seine Art zu schildern, ist das Bild vom<br />
guten Hirten wohl das bekannteste. Er ist<br />
zu den verlorenen Schafen gesandt, um das<br />
Verlorene zu suchen und zu retten. Christus<br />
ist Hirte für alle Menschen. Neben der treuen<br />
Führung, der rettenden und helfenden<br />
Fürsorge erscheint hier als neuer Zug des<br />
Hirtenamtes die Bereitschaft des Guten Hirten,<br />
sein Leben hinzugeben für seine Schafe<br />
(Joh 10,11). „Hirte“ zu sein, ist aber nicht nur<br />
ein Amt, sondern eine Verantwortung und<br />
ein <strong>Die</strong>nst. In besonderer Weise sind die<br />
Leiter der christlichen Gemeinden diesem<br />
Hirtendienst verpflichtet. Das Wort „Pastor“<br />
z. B. bedeutet „Hirte“, die Bischöfe tragen<br />
einen Hirtenstab, und nicht zuletzt ist der<br />
Bischof von Rom als Papst und Nachfolger<br />
Petri ein „Hirte der Kirche“.<br />
Viele fragen sich jetzt wahrscheinlich, warum<br />
ich mich mit so Randfiguren wie den<br />
Hirten beschäftige. Ich möchte sie jedoch<br />
nicht als Randfiguren sehen, sondern als<br />
Auftrag, als eine der zentralen Botschaften<br />
des heranwachsenden Christkinds an uns,<br />
denn was zeichnet einen Hirten anderes<br />
Den Glauben leben –<br />
als abbild des<br />
„Guten Hirten“<br />
aus, als seine Liebe, seine Treue und seine<br />
Sorge um die ihm Anvertrauten. Sind das<br />
nicht alles Eigenschaften, die auch uns auszeichnen<br />
sollten in der Sorge um Menschen,<br />
die uns anvertraut sind? Ob es sich dabei um<br />
unsere Kinder, um unsere kranken, alten<br />
oder behinderten Menschen handelt, um<br />
Mitarbeiter im Betrieb, ob Kollegen in einem<br />
Verein … ihnen allen sollen wir in Liebe<br />
begegnen. Jesus, unser „Großes“ Vorbild als<br />
guter Hirte, war sogar bereit, sein Leben aus<br />
Liebe hinzugeben. So etwas wird heute von<br />
niemandem von uns verlangt. Aber es gibt<br />
andere Mittel und Wege – dazu fällt mein<br />
Blick auf den Hl. Ambrosius von Mailand,<br />
dessen Fest wir am 7. Dezember feiern. Ambrosius<br />
wurde im Jahre 373 oder 374 zum<br />
Bischof von Mailand geweiht. Der große Hl.<br />
Augustinus, an dessen Bekehrung der Hl.<br />
Ambrosius maßgeblich Anteil hatte, hat in<br />
seinen „Bekenntnissen“ viel Wissenswertes<br />
und Aufschlussreiches über den Hl. Ambrosius<br />
vermerkt. So schrieb er, dass er Scharen<br />
von Menschen mit ihren Alltagssorgen in<br />
ihrer Hilflosigkeit zu <strong>Die</strong>nsten war, dass er<br />
sich sozialer Probleme annahm und rechtliche<br />
<strong>St</strong>reitigkeiten schlichtete. Seine Wege,<br />
Hirtenliebe konkret ins Leben umzusetzen,<br />
dürften auch uns nicht unbedingt überfordern.<br />
Alles was wir dazu brauchen, sind<br />
offene Ohren und vor allem ein offenes Herz.<br />
Das Weihnachtsfest öffnet für mich immer<br />
auch ein Fenster für die Zukunft – es gibt<br />
den Blick frei auf eine neue Zeit, in der sich<br />
Gott als Vater zu erkennen gibt. „So sehr hat<br />
Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen<br />
Sohn hingab“ (Joh 3,16). Sehen Sie,<br />
alles, was der Heiland uns tut, alles, was der<br />
Heiland für uns gewesen und geworden ist,<br />
das ist zutiefst Ausdruck der Vaterliebe und<br />
seiner Sorge um uns. Gott kommt also, um<br />
die Welt zu retten, er steht für Veränderung<br />
durch gelebte Beziehung zu den Menschen.<br />
Vielleicht noch eine wichtige Botschaft, die<br />
uns hier zu Weihnachten vermittelt wird.<br />
Es geht immer um Beziehung – um unsere<br />
Beziehung zu Gott, aber auch zu den Mitmenschen.<br />
Wie viel leichter ist es, einen<br />
Gutschein oder ein anderes Geschenk zu<br />
besorgen und unter den Christbaum zu<br />
legen, als sich um eine ehrliche Beziehung,<br />
um echtes Miteinander – Füreinander zu<br />
bemühen? Wir können für den anderen<br />
aber nur dann wirklich sorgen, wenn wir<br />
Anteil nehmen an seinem Leben.<br />
Weihnachten, das Fest der Liebe, sagt uns<br />
auch, dass Gott die Liebe ist – die menschgewordene<br />
Liebe, und ebenso lesen wir in der<br />
Hl. Schrift: „Wer in der Liebe bleibt, bleibt in<br />
Gott, und Gott bleibt in ihm.“ Und wenn wir<br />
nun unsererseits Abbilder des guten Hirten<br />
werden wollen, dann wissen wir, was das<br />
für uns bedeutet. Treue – etwas schwieriges<br />
in der heutigen Zeit, aber notwendig für ein<br />
erfülltes Leben!<br />
„Ich habe aber auch noch andere Schafe,<br />
die nicht in diesem Schafstalle sind; auch<br />
sie muss ich herbeiführen, und es wird ein<br />
Hirt und eine Herde werden“ (Joh 10,16).<br />
Was will uns heute Jesus damit sagen? Das<br />
ist die Sorge um diejenigen, die den Weg<br />
zu Jesus (noch) nicht gefunden haben. Was<br />
hat der Heiland nicht alles getan damals,<br />
als er auf dieser Erde herumpilgerte, um<br />
uns zu finden, zu finden den verborgenen<br />
kostbaren Schatz, den wir in uns tragen! Das<br />
müsste auch für uns richtungsweisend sein:<br />
Sind wir innerlich getragen von der Sorge<br />
um das Heil der Seelen? Sehen wir also das<br />
bevorstehende Weihnachtsfest vielleicht<br />
einmal anders – fern vom Trubel und der<br />
sonst üblichen Hektik. Schauen wir auf die<br />
vielen Hirten in den Krippen und Hirtenspielen,<br />
und nehmen wir ihr Beispiel, ihr Leben<br />
als Mahnung, unser Leben in Liebe, Sorge<br />
und Treue zu führen und uns besonders um<br />
jene Schafe anzunehmen, die noch nicht in<br />
den „<strong>St</strong>all gefunden haben“.<br />
Birgit Klappacher<br />
Wir dürfen die Kirche nicht nur unter menschlichen Gesichtspunkten sehen und beurteilen. Anstatt,<br />
dass wir auf die Zerbrechlichkeit der Kirche blicken, sollten wir sehen, wie Christus die Kirche gewollt hat,<br />
als Gemeinschaft der Heiligen.<br />
In einem Klima des Gebets und der Trauer<br />
nahmen die Menschen auf Mindanao und<br />
die ganze katholische Kirche der Philippinen<br />
Abschied von P. Fausto Tentorio. Der aus<br />
Italien stammende Missionar vom Päpstlichen<br />
Institut für die Außenmissionen<br />
(PIME) war am 17. Oktober in Akaran in der<br />
Provinz Nord Cotabato ermordet worden.<br />
<strong>Die</strong> Beisetzung fand am 25. Oktober um<br />
9.30 Uhr (Ortszeit) in der „Notre Dame“-<br />
Kathedrale in Kidapawan statt.<br />
Wie Bischof Romulo De la Cruz von Kidapawan,<br />
der der Beisetzungsfeier mit<br />
sechs konzelebrierenden Bischöfe vorstand,<br />
mitteilte, „herrschte eine Atmosphäre der<br />
Heiligkeit“. Der Beisetzungsfeier war eine<br />
Gebetsvigil in der Kathedrale, wo P. Tentorio<br />
aufgebahrt war, vorausgegangen. Im<br />
Abstand von drei <strong>St</strong>unden fanden während<br />
der ganzen Nacht jeweils Trauergottesdienste<br />
statt. Mit Campingwagen und Bussen<br />
waren zur Beisetzungsfeier aus den verschiedenen<br />
<strong>Diözese</strong>n Mindanaos rund<br />
15.000 Menschen zur Beisetzungsfeier<br />
gekommen, darunter vor allem Angehöri-<br />
Der Weltmissionssonntag sei ein „Neubeginn<br />
für die Evangelisierung“ in den katholischen<br />
Gemeinden in China gewesen. <strong>Die</strong>s berichteten<br />
Priester aus den verschiedenen<br />
Gemeinden. Wie das in der Provinz Hebei<br />
erscheinende Mitteilungsblatt „Faith“ mitgeteilt<br />
hat, wurde der Sonntag der Weltmission<br />
in den Gemeinden in Gemeinschaft mit der<br />
Weltkirche unter dem Motto der Botschaft<br />
von Papst Benedikt XVI. gefeiert: „Wie der<br />
Vater mich gesandt hat, so sende ich euch“.<br />
Vielerorts fanden am Sonntag, dem 23. Oktober,<br />
Wallfahrten, Gebetstreffen, Anbetungen<br />
und öffentliche Veranstaltungen statt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pfarre</strong>ien der <strong>Diözese</strong> Nan Chong in<br />
der Provinz Sichaun veranstalteten eine<br />
europa und Weltkirche<br />
Viele ermordete<br />
Priester<br />
ger tribaler <strong>St</strong>ämme und Bauern aus den<br />
ländlichen Gebieten. Es nahmen über 70<br />
Priester und Ordensleute, die 20 in den<br />
Philippinen tätigen Missionare des PIME<br />
(und der Generalobere P. Gian Battista<br />
Zanchi) sowie hunderte Schwestern, der<br />
italienische Botschafter auf den Philippinen,<br />
Luca Fornari, und der Gouverneur von Nord<br />
Cotabato, Emilow Talino, teil.<br />
Im Anschluss an die Beisetzungsfeier begleitete<br />
ein Trauerzug den Verstorbenen<br />
über eine <strong>St</strong>recke von vier Kilometern zum<br />
Friedhof, wo er seine letzte Ruhe neben<br />
seinem Mitbruder P. Tullio Favali fand.<br />
An dem Trauerzug nahmen auch die Aktivisten<br />
der Bewegung „Gerechtigkeit für<br />
Pater Pops“ mit ihren Spruchbändern teil.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> Yan` an in china<br />
Weltmissionssonntag<br />
in china<br />
neubeginn für die evangelisierung<br />
in den katholischen Gemeinden<br />
Wallfahrt zum berühmten Marienwallfahrtsort<br />
Sheshan in der <strong>Diözese</strong> Schanghai.<br />
<strong>Die</strong> Gemeinden in Peking und Nanking<br />
widmeten ihre Gebete der Mission und<br />
baten um den Schutz der Gottesmutter<br />
für die katholischen Gläubigen in China.<br />
Insgesamt 9 <strong>Pfarre</strong>ien der <strong>Diözese</strong> Yi Du in<br />
der Provinz Sahndong sammelten Spenden<br />
Bischof De La Cruz erinnert im Gespräch<br />
mit dem Fidesdienst an die Ermittlungen<br />
im Mordfall: „Wir hoffen, dass die Mörder<br />
bald identifiziert und vor Gericht gestellt<br />
werden und dass sie ihre Tat bereuen und<br />
sich bekehren. Wir sind gewiss, dass die<br />
Sendung von P. Tentorio fortgesetzt werden<br />
und Früchte tragen wird. Unsere Kirche<br />
wird durch sein Martyrium gestärkt.“ P.<br />
Socrates Mesiona, Nationaldirektor der<br />
Päpstlichen Missionswerke auf den Philippinen,<br />
bezeichnete P. Tentorio unterdessen<br />
als „wahren Missionar und wahren<br />
Märtyrer“. „Sein Tod wird nicht umsonst<br />
gewesen sein, denn er wird das Engagement<br />
im <strong>Die</strong>nst der Armen und Ausgegrenzten<br />
und insbesondere unter den Angehörigen<br />
der indigenen Völker des Landes stärken.<br />
Alle, die ihn als Mann des Friedens gekannt<br />
und geliebt haben, werden so lange<br />
Gerechtigkeit für ihn fordern, bis es diese<br />
geben wird.“ Nun hat der Bischof von<br />
Malaybalay darauf hingewiesen, dass seit<br />
1970 13 katholische Priester auf der Insel<br />
gewaltsam getötet wurden, nur ein Fall<br />
wurde geklärt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> Yan’an hat eine Ausdehnung von 80.000 qkm und befindet sich in einer ländlichen Region im Norden der Provinz<br />
Shaanxi. Es gibt dort rund 60.000 Gläubige, zwei Bischöfe, 27 Priester und Laienbrüder, 8 Seminaristen, 33 Ordensschwestern<br />
aus zwei Kongregationern. Es gibt 20 Kirchen und etwa 20 andere Kultstätten, drei Krankenstationen und eine katholische Grundschule.<br />
Über tausend Gläubige aus der <strong>Diözese</strong> Yan` An nahmen am 3. Oktober an der Weihe von drei neuen Priestern teil, die alle<br />
aus katholischen Familien kommen. Der Festmesse stand der Bischofskoadjutor Giovanni Battista Yang vor: Es handelte sich um<br />
seine erste Priesterweihe nach seiner eigenen Bischofsweihe. Bischof Giovanni Battista ist 46 Jahre alt und seit 19 Jahren Priester.<br />
Er wurde am 15. Juli 2010 zum Bischofskoadjutor für die <strong>Diözese</strong> geweiht. Am 25. März 2011 trat er sein Amt an. Er wurde mit<br />
Zustimmung des Heiligen <strong>St</strong>uhls und der chinesischen Behörde zum Bischof geweiht.<br />
für die Mission, die insbesondere auch für<br />
den Bau eines Heiligtums der Gottesmutter<br />
von Lourdes in der <strong>Diözese</strong> bestimmt sein<br />
sollen.<br />
Über 400 Gläubige aus der <strong>Pfarre</strong>i Xi Ning<br />
stellten am Sonntag der Weltmission im<br />
Rahmen einer Feier ein neues Kreuz auf:<br />
„Nach zweieinhalb Monaten harter Arbeit<br />
haben wir unseren Traum verwirklicht<br />
und unser Kreuz renoviert, das nun wieder<br />
unsere Kirche ziert. Es ist Symbol für einen<br />
Neubeginn der Evangelisierung in unserer<br />
Gemeinde: wir möchten, dass diese im<br />
Zeichen des Kreuzes stattfindet, das uns<br />
schützt und Orientierung und Festigung<br />
schenkt.“<br />
16 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
17
Papst Benedikt XVI. hat am Mittwochabend<br />
das australische Pilgerzentrum „Domus Australia“<br />
in der Via Cernaia in Rom eingeweiht.<br />
Er folgte damit einer Einladung von Kardinal<br />
George Pell, dem Erzbischof von Sydney.<br />
In seiner Ansprache nach der Anbetung<br />
dankte der Papst nochmals für die herzliche<br />
Aufnahme anlässlich des Weltjugendtages<br />
im Jahr 2008. Ebenso dankte er dem „Saint<br />
Mary’s Cathedral Choir”, der zu diesem Anlass<br />
nach Rom gereist war, für den Gesang<br />
zu Gottes Ehre, sowie den australischen<br />
Bischöfen und dem Botschafter Australiens<br />
am Heiligen <strong>St</strong>uhl, Timothy Fischer. Er hoffe,<br />
dass dieser neu eingeweihte Ort ein klein<br />
wenig Australien in die alte <strong>St</strong>adt Rom bringe,<br />
so der Papst. Er erinnerte auch daran, dass<br />
<strong>Die</strong> heilige Krippe<br />
In der Basilika Santa Maria Maggiore befindet sich eine kostbare<br />
Reliquie, die „Heilige Krippe“. In einer ovalen Schale aus Kristall<br />
und Silber ruhen fünf Holzstücke. Sie stammen der Legende<br />
nach von jener Krippe, in die Maria das Jesuskind legte. <strong>Die</strong><br />
Holzstücke sollen in der Regierungszeit von Papst Sixtus III.<br />
(432-440), nach anderen Berichten gar schon im Jahr 354 nach<br />
Rom gekommen sein. Sixtus III. jedenfalls ließ in der ursprünglichen<br />
Basilika eine originalgetreue „Geburtsgrotte“ nachbauen.<br />
Irgendwann ging die Krippenverehrung vergessen. Erst 1223<br />
belebte Franz von Assisi sie neu.<br />
<strong>Die</strong> katholische Kirche in Russland feierte das<br />
100-Jahr-Jubiläum der Moskauer Kathedrale.<br />
Höhepunkt war eine Festmesse unter Vorsitz<br />
des Päpstlichen Sondergesandten für die<br />
Feierlichkeiten, Kardinal Jozef Tomko. <strong>Die</strong><br />
im Jahr 1911 erstmals und im Dezember<br />
1999 neu geweihte neugotische Kathedrale<br />
der Unbefleckten Empfängnis war 1937<br />
von den kommunistischen Machthabern<br />
geschlossen worden. In der Kirche wurden<br />
damals Zwischengeschosse eingebaut; das<br />
Gebäude diente als Magazin und „Bürozentrum“.<br />
Erst 1996 zogen die letzten Büros aus,<br />
womit die Katholiken ihre Kirche endgültig<br />
australisches<br />
Pilgerzentrum in rom<br />
fast genau ein Jahr zuvor die australische<br />
Schwester Mary MacKillop zur Ehre der<br />
Altäre erhoben worden war, die durch ihr<br />
Beispiel so überaus segensreich für das Land<br />
gewirkt habe. „Ich bete darum, dass die<br />
Heilige weiterhin viele Australier inspiriert,<br />
in ihre Fußstapfen durch ein heiliges Leben<br />
und den <strong>Die</strong>nst für Gott an den Mitmenschen<br />
zu treten“, so der Papst. Er wies darauf hin,<br />
dass seit Jahrhunderten viele Pilger die heiligen<br />
<strong>St</strong>ätten Roms mit den Apostelgräbern<br />
100-Jahr-Jubiläum<br />
der katholischen<br />
Kathedrale in<br />
Moskau<br />
zurückerstattet bekamen. Papst Benedikt<br />
XVI. betonte in seiner Grußbotschaft, die<br />
Geschichte der Kathedrale sei von Leid und<br />
Wiedergutmachung gekennzeichnet. Zugleich<br />
sei das Gotteshaus ein besonderer<br />
Ort der Marienverehrung. Bei den Feier-<br />
besucht hätten, um ihren Glauben zu stärken<br />
und dass dieser neue Pilgerort für die<br />
Christen aus Australien ein Ort der Heimat<br />
werden solle. Den deutschen Dichter Goethe<br />
zitierend wies der Papst darauf hin, das<br />
Wichtigste, was Eltern ihren Kindern geben<br />
könnten, seien Wurzeln und Flügel. <strong>Die</strong><br />
Mutter Kirche gebe dies ihren Kindern: als<br />
Wurzeln den Glauben der Apostel, der von<br />
Generation zu Generation weitergegeben<br />
werde; als Flügel die Gnade des Heiligen<br />
Geistes, die durch die Sakramente der Kirche<br />
vermittelt werde. Danach segnete der Papst<br />
im Garten des Zentrums ein Mosaik von<br />
Maria und einen Gedenkstein und traf mit<br />
den Wohltätern und Sponsoren zusammen,<br />
bevor er in den Vatikan zurückkehrte.<br />
Der deutsche „Osservatore“<br />
Der „Osservatore Romano“ hat gefeiert: Vor vierzig Jahren, am 8.<br />
Oktober 1971, erschien seine erste Wochenausgabe in deutscher<br />
Sprache. Das entsprach damals einem persönlichen Wunsch von<br />
Papst Paul VI., der auch das Grußwort auf der Titelseite beisteuerte.<br />
Durch Zuschüsse der deutschen Bischöfe erscheint die deutschsprachige<br />
Ausgabe als einzige der sechs Wochenausgaben seit<br />
einigen Jahren in Farbe. Der deutsche „Osservatore“ hat etwa<br />
12.000 Abonnenten, die meisten davon in Deutschland. In der<br />
Redaktion im Innern des Vatikans arbeiten vier feste Mitarbeiter;<br />
Chafredakteurin ist die Österreicherin Astrid Haas.<br />
Lebensschützerin rebecca Kiessling<br />
lichkeiten wurden auch ein Denkmal für die<br />
selige Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997)<br />
gesegnet und eine Fotoausstellung eröffnet.<br />
Das Gotteshaus ist seit der aufwendigen<br />
Restaurierung nicht nur ein Zentrum des<br />
religiösen, sondern auch des kulturellen<br />
Lebens der russischen Hauptstadt. Dank<br />
der ausgezeichneten Akustik und einer der<br />
größten Orgeln Russlands genießt die Kirche<br />
den Ruf, „einer der ungewöhnlichsten und<br />
interessantesten Konzertsäle Moskaus“ zu<br />
sein. Jährlich gibt es mehr als hundert Konzerte<br />
mit geistlicher Musik, zum Teil auch<br />
mit weltbekannten Musikern.<br />
<strong>Die</strong> international bekannte Lebensschützerin Rebecca Kiessling aus den USA war am Montag, dem 31. Oktober,<br />
nach Deutschland gekommen. Frau Kissling hatte im Alter von 18 Jahren erfahren, dass ihre leibliche Mutter bei einer<br />
Vergewaltigung mit ihr schwanger geworden war und sie nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben hatte.<br />
<strong>Die</strong>se schockierende Nachricht hatte das Leben der jungen Rebecca schlagartig verändert. Völlig überraschend war sie mit<br />
einem Thema konfrontiert worden, das für sie vorher nahezu unbedeutend gewesen war. Seit diesem aufwühlenden Ereignis<br />
setzt sie sich entschlossen gegen Abtreibung ein. Sie selber ist ein lebendiges Zeugnis für die Heiligkeit menschlichen Lebens<br />
als Ebenbild Gottes, gleichgültig unter welchen Umständen es entstand.<br />
europa und Weltkirche<br />
Am 25. September hat der Generalobere<br />
der Salesianer, P. Pascual Chávez Villanueva,<br />
im Rahmen einer Eucharistiefeier in der<br />
Basilika „Maria Hilfe der Christen“ in Turin<br />
74 neuen Missionaren die Missionskreuze<br />
überreicht. Sie sind nun berufen, das Evangelium<br />
in alle fünf Kontinente zu bringen.<br />
<strong>Die</strong> Feier war die 142. Aussendungsfeier<br />
der Salesianer. So heißt es, dass die Aussendung<br />
von Missionaren seit der ersten<br />
von Don Bosco am 11. November 1875,<br />
bereits seit einigen Jahren von anderen<br />
Gruppen, einschließlich der Laien der Don-<br />
Bosco-Familie, unterstützt wird. Zwei Jahre<br />
nach der ersten Aussendung schlossen sich<br />
Der Vatikan fordert angesichts der internationalen<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise eine<br />
Reform der Finanzmärkte und des internationalen<br />
Finanzsystems. Rechtzeitig vor dem<br />
G-20-Gipfel Anfang November in Cannes<br />
veröffentlichte der Päpstliche Friedensrat am<br />
24. Oktober ein Dokument mit dem Titel:<br />
„Für eine Reform des internationalen Finanzsystems<br />
aus der Sicht einer öffentlichen<br />
Autorität mit universaler Kompetenz“. <strong>Die</strong><br />
17 Seiten schlagen die Gründung einer Art<br />
Weltzentralbank vor, um die Finanzmärkte<br />
zu kontrollieren. Der Primat der Politik über<br />
Wirtschaft und Finanzwelt müsse wieder<br />
hergestellt werden. <strong>Die</strong> internationalen Einrichtungen,<br />
die schon bestehen, müssten<br />
reformiert werden, um „mehr Autorität zu<br />
bekommen und gleichzeitig demokratischer<br />
zu funktionieren.“ „Es geht um das Gemeinwohl<br />
der Menschheit und ihre Zukunft“: das<br />
<strong>Die</strong> salesianische<br />
Kongregation erneuert<br />
ihre Missionen<br />
einige Schwestern des zahlenmäßig wachsenden<br />
Instituts der „Töchter der Mutter der<br />
Christen“ den Salesianermissionaren an.<br />
In den letzten Jahren erweiterte sich der<br />
Kreis aufgrund einer größeren Sensibilität<br />
und dem Engagement von Laien. In diesem<br />
Vatikan fordert<br />
finanz-aufsichtsbehörde<br />
bekräftigt der Alarmruf aus dem Vatikan.<br />
„Egoismus und kollektive Gier“ sowie ein<br />
„Wirtschaftsliberalismus ohne Regeln und<br />
ohne Kontrolle“ hätten zur derzeitigen Krise<br />
geführt. Das sei nicht hinnehmbar, der<br />
Mensch dürfe „nicht des Menschen Wolf<br />
sein“, Länder dürften „nicht auf Kosten anderer<br />
wachsen.“ Wirtschaft und Finanzwelt<br />
müssten auf ihre ursprüngliche Bedeutung<br />
reduziert werden und sich ihrer sozialen<br />
Verantwortung stellen. Es gelte, riskante<br />
Spekulationen zu unterbinden und ethische<br />
Jahr sind erstmalig auch Schwestern von<br />
der Liebe Jesu beteiligt. Insgesamt werden<br />
74 Pädagogen und Katecheten ausgesandt.<br />
Eine größere Gruppe geht in die Neuevangelisierung<br />
der europäischen Länder, für<br />
die die salesianische Kongregation 2009<br />
das „Projekt Europa“ geschaffen hat. <strong>Die</strong><br />
Don-Bosco-Missionen wurden im Jahr 1875<br />
ins Leben gerufen, als Don Bosco die erste<br />
Gruppe von zehn Missionaren nach Patagonien,<br />
Argentinien, schickte. Heute, nach<br />
136 Jahren Geschichte, bringen tausende<br />
Ordensleute und Hunderte von Laien das<br />
Evangelium Jesu Christi nach der Art Don<br />
Boscos in über 130 Länder.<br />
abtreibung – todesursache nr. 1<br />
So fürchterlich die Terroranschläge vom 11. September 2001 mit fast 3.000 Toten auch waren – an jedem Tag werden<br />
in den USA mehr Kinder im Mutterleib getötet. Täglich fallen in den Vereinigten <strong>St</strong>aaten etwa<br />
3.200 Kinder Schwangerschaftsabbrüchen zum Opfer. Weltweit ist Abtreibung mit<br />
Abstand die zahlenmäßig größte Todesursache.<br />
Mindeststandards einzuführen. Als konkrete<br />
Reformvorschläge für das Finanzsystem<br />
sind in dem Dokument die Einführung einer<br />
Transaktionssteuer sowie die Bildung<br />
eines globalen Krisenfonds angegeben. Finanzgeschäfte<br />
müssten mit <strong>St</strong>euern belegt<br />
werden, zugleich spricht sich der Vatikan für<br />
eine deutliche Abgrenzung des Investment<br />
Bankings vom normalen Kreditgeschäft aus.<br />
Eine solche Unterscheidung ermögliche eine<br />
wirksamere Disziplinierung der „Schattenmärkte“,<br />
die ohne jede Konrolle und ohne<br />
Grenzen sind. Ebenso regt das Schreiben<br />
neue Wege der Rekapitalisierung von Banken<br />
an. Nun hat der Vatikansprecher Federico<br />
Lombardi darauf hingewiesen, dass es sich<br />
hierbei um kein Dokument des Papstes<br />
handle, sondern um einen Debattenbeitrag<br />
des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und<br />
Frieden.<br />
Silvester mit der „Pummerin“<br />
In der Silvesternacht werden von vielen Kirchtürmen wieder die Glocken das neue Jahr „einläuten“. <strong>Die</strong> bekannteste Glocke in<br />
Österreich ist die Pummerin im Wiener <strong>St</strong>ephansdom. Nur zu besonderen Anlässen wird die Pummerin, die einzigartig in ihrer<br />
Größe und ihrem Klang ist, angeschlagen: zu Ostern, zu Pfingsten, zu Allerseelen, am <strong>St</strong>ephanitag und in der Silvesternacht.<br />
Früher wurde die mehr als 20 Tonnen schwere Pummerin von 16 Männern händisch geläutet, heute erledigt das ein elektrischer<br />
Antrieb. <strong>Die</strong>se größte der 12 Glocken im <strong>St</strong>ephansdom wurde 1711 vom Tiroler Glockengießer Johann Achauer aus den Kanonen<br />
gegossen, die bei der Türkenbelagerung in Wien erbeutet wurden. Als im April 1945 der <strong>St</strong>ephansdom brannte, ging auch die<br />
Pummerin in Brüche. Als 1950 nach Ende des Krieges aus den Trümmern der alten Glocke eine neue entstehen sollte, schlug der<br />
erste Gießversuch in der Glockengießerei in <strong>St</strong>. Florian jedoch fehl. Erst der zweite Versuch glückte. Eine halbe Million Menschen<br />
säumte die <strong>St</strong>raßen, um das neue, drei Meter hohe und im Durchmesser ebenso breite „Wahrzeichen“ der <strong>St</strong>adt Wien zu begrüßen,<br />
das im April 1952 vom damaligen Kardinal Theodor Innitzer geweiht wurde. <strong>Die</strong> Pummerin ist nach der Glocke im Kölner Dom<br />
die zweitgrößte frei schwingende Kirchenglocke Europas.<br />
18 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
19
In den vergangenen 30 Jahren wurden in der<br />
Volksrepublik china rund 400 Millionen<br />
Kinder abgetrieben. <strong>Die</strong>s gab nach Angaben<br />
der Agentur „Zenit“ 1ein Sprecher der chinesischen<br />
Regierung bekannt. 400 Millionen<br />
entsprechen ungefähr vier Fünfteln der Einwohner<br />
der Europäischen Union. Peking<br />
zwingt mit der Ein-Kind-Politik chinesische<br />
Paare seit 1980, nur ein einziges Kind zu<br />
haben. Teilweise kommt es zu staatlich verordneten<br />
Zwangsabtreibungen auch noch in<br />
den letzten Monaten der Schwangerschaft.<br />
Der Karmeliterorden schafft im Libanon<br />
Arbeitsplätze für Christen. Durch die Maßnahmen<br />
sollen Christen ermutigt werden, nicht<br />
ins Ausland oder in 2Großstädte abzuwandern.<br />
Christliche Dörfer drohten zu verschwinden,<br />
weil vorwiegend junge Christen und deren<br />
Familien abwanderten. Vor 40 Jahren waren<br />
die Christen im Libanon mit siebzig Prozent<br />
in der Mehrheit. Mittlerweile besteht eine<br />
muslimische Mehrheit von 55 Prozent.<br />
Mit einem großen Gottesdienst hat Rio de<br />
Janeiro in brasilien am 16. Oktober den 80.<br />
Jahrestag der Einweihung 3der Christusstatue<br />
auf dem Berg Corcovado gefeiert. <strong>Die</strong> fast 40<br />
Meter hohe Skulptur ist eines der wichtigsten<br />
Wahrzeichen Rios und überdies ein anerkannter<br />
Wallfahrtsort. 100.000 Gläubige kamen<br />
zur Hl. Messe, in Erinnerung an die Segnung<br />
der <strong>St</strong>atue am 12. Oktober 1931.<br />
Analphabetentum ist in Bethlehem in Palästina<br />
ein großes Problem. Viele Eltern können<br />
weder schreiben 4noch lesen und damit auch<br />
nicht ihren Kindern beim Lernen oder den<br />
Hausaufgaben helfen. <strong>Die</strong> „Schwestern des<br />
Hl. Joseph“ bieten deshalb in ihrer Volksschule<br />
Nachmittagskurse für die Schüler mit den<br />
größten Defiziten in Mathematik, Englisch<br />
und Arabisch an.<br />
Mindestens 700 christliche Mädchen werden<br />
in Pakistan jährlich zum Übertritt zum Islam<br />
gezwungen. <strong>Die</strong>se 5christlichen Mädchen werden<br />
von muslimischen Männern entführt oder<br />
missbraucht. Auf Druck oder aufgrund einer<br />
ungewollten Schwangerschaft werden die<br />
Frauen daraufhin gezwungen, zum Islam zu<br />
konvertieren und den Mann zu heiraten.<br />
Im Südsudan garantiert ein neues Gesetz das<br />
Recht auf kostenlose 6Bildung. In den Berichten<br />
katholischer Medien wird die Wichtigkeit<br />
dieser Maßnahme unterstrichen für eine<br />
Bevölkerung, in der 89 Prozent Analphabeten<br />
sind. Schule und Ausbildung sind für die<br />
wirtschaftliche und soziale Entwicklung des<br />
ärmsten afrikanischen <strong>St</strong>aates zentral.<br />
<strong>Die</strong> katholische Kirche hat in ungarn einen<br />
Fernsehsender ins Leben gerufen. Das „Sankt<br />
<strong>St</strong>ephan Fernsehen“ ist eine Erweiterung des<br />
bereits bestehenden 7„Sankt <strong>St</strong>ephan Radios“.<br />
Finanziert wird der Sender wie auch schon das<br />
Radio von einer katholischen Rundfunkstiftung.<br />
Der neue Sender wird vor allem im Internet<br />
über kirchliche Ereignisse berichten, dadurch<br />
will er auch Jugendliche erreichen.<br />
<strong>Die</strong> katholische Kirche im Hl. Land begrüßt<br />
die Mitgliedschaft Palästinas in der UNESCO.<br />
Viele Beobachter sehen in der Aufnahme<br />
Palästinas bei der UNO-Kulturorganisation<br />
einen weiteren Schritt zur Anerkennung als<br />
20 Nr. <strong>167</strong><br />
nachrichten aus Kirche und Welt<br />
Eine neue Niederlassung haben die Franziskaner<br />
in der Schweiz gegründet. Maria<br />
Dreibrunnen im Kanton <strong>St</strong>. Gallen ist ein alter<br />
Wallfahrtsort, der nun von drei Franziskanern<br />
betreut wird – und sie haben viel zu tun. Ist<br />
3<br />
9<br />
8 10<br />
<strong>St</strong>aat. Auch der Jerusalemer Weihbischof sieht<br />
nicht, warum das gegen den Friedensprozess<br />
gerichtet sein sollte, wie das die USA und<br />
Deutschland denken. Dass es ein Schritt zum<br />
Frieden ist, betont im Gegensatz Frankreich.<br />
13<br />
11<br />
15<br />
16 7<br />
9<br />
12<br />
14<br />
doch die Kirche eine beliebte Hochzeitskirche,<br />
und kommen zu den großen und kleinen<br />
Marienfesten des Jahres viele Wallfahrer<br />
an den Gnadenort. Insgesamt gibt es in der<br />
Schweiz vier Franziskanerkonvente.<br />
6<br />
2<br />
8 10<br />
4<br />
Pater Gregory Collins (51) ist zum sechsten<br />
Abt der deutschsprachigen Benediktiner-Abtei<br />
auf dem Jerusalemer Zionsberg in Israel<br />
geweiht worden. Der Konvent hatte den Ordensmann<br />
aus der irischen Benediktinerabtei<br />
November2011<br />
5<br />
Nach Wunsch der katholischen Bischöfe in<br />
Polen soll künftig der Bürger freiwillig ein<br />
Prozent seines Einkommens einer Kirche<br />
seiner Wahl widmen<br />
11<br />
können. Im Gegenzug<br />
sei die Kirche bereit, auf <strong>St</strong>aatsgelder aus dem<br />
umstrittenen Kirchenfonds zu verzichten. Aus<br />
diesem Beitrag sowie durch Kollekten und<br />
Spenden finanzieren sich die Konfessionen in<br />
Polen. Einen Kirchenbeitrag gibt es nicht.<br />
1<br />
Genstal im Juli zum Nachfolger des Deutschen<br />
P. Benedikt Lindemann (52) gewählt, der die<br />
Dormitio-Abtei 16 Jahre lang geleitet hatte. <strong>Die</strong><br />
Weihe nahm im Rahmen einer Festmesse der<br />
Weihbischof in Jerusalem vor.<br />
Seminaristen von Rom in Italien absolvierten<br />
im Oktober im Rahmen ihrer Priesterausbildung<br />
ein Praktikum in einem Roma – Barackenlager.<br />
14 <strong>St</strong>udenten des „Seminario<br />
Romano Maggiore“ fuhren morgens in das<br />
größte Wohnlager Roms mit 1000 Bewohnern<br />
am östlichen <strong>St</strong>adtrand. Dort feierten sie zu-<br />
12<br />
sammen mit dem Roma-Seelsorger Paolo Lo-<br />
judice die heilige Messe und standen danach<br />
für Gespräche zur Verfügung. Am Nachmittag<br />
gab es Gelegenheit für Bibelauslegung, Musik,<br />
Theater und auch Fußballspiel.<br />
Thronerben in Großbritannien können<br />
künftig Katholiken heiraten, ohne ihren Erbanspruch<br />
zu verlieren. <strong>Die</strong> katholische Kirche<br />
begrüßte die Aufhebung des Gesetzes, das bislang<br />
die Heirat eines katholischen Partners zum<br />
Ausschlusskriterium für die Thronfolge machte.<br />
So hatte es der sogenannte „Act of Settlement“<br />
13<br />
von 1701 festgelegt, dass ein Thronanwärter<br />
seinen Anspruch auf die Krone verliert, wenn<br />
er „Gemeinschaft mit dem Sitz oder der Kirche<br />
von Rom hält oder sich zur päpstlichen Religion<br />
bekennt oder einen Papisten heiratet.“<br />
Trotz der geplanten Antikonversionsgesetze<br />
steigt die Zahl der Katholiken in nepal. Derzeit<br />
gibt es 10.000 nepalesische Katholiken,<br />
4.000 mehr als im Jahr der Proklamation des<br />
laizistischen <strong>St</strong>aates im Jahr 2006. Durch die<br />
neuen Gesetze würde jedwede Äußerung<br />
über den Glauben als Proselytismus ausgelegt<br />
14<br />
und mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft.<br />
Gab es in den Jahren 2007-2009 zahlreiche<br />
Übergriffe von hinduistischen Extremisten,<br />
so fühlen sich heute katholische Priester in<br />
Nepal wieder sicherer.<br />
<strong>Die</strong> Bevölkerung in Deutschland ist nach<br />
Angaben des <strong>St</strong>atistischen Bundesamtes eine<br />
der ältesten der Welt. Im Jahr 2009 waren in<br />
der Bundesrepublik 17 Millionen Menschen<br />
mindestens 65 Jahre alt. Sie machten ein<br />
Fünftel der Bevölkerung aus. Anders war dies<br />
noch 1950: Damals lebten auf dem Gebiet<br />
15<br />
der heutigen Bundesrepublik 7 Millionen<br />
Menschen, die mindestens 65 Jahre alt waren<br />
– ein Anteil von nur 10 Prozent. <strong>Die</strong><br />
Zahl der Geburten hat sich gegenüber 1950<br />
nahezu halbiert.<br />
<strong>Die</strong> Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus in<br />
Deutschland haben sich gegen eine Aufwertung<br />
des Religionsunterrichts<br />
16<br />
ausgesprochen.<br />
In Berlin ist Religion anders als in den meisten<br />
anderen Bundesländern kein ordentliches<br />
Unterrichtsfach, sondern nur ein freiwilliges<br />
Zusatzangebot. Verpflichtend ist dagegen der<br />
staatliche Ethikunterricht, der vor fünf Jahren<br />
eingeführt wurde.<br />
21
Papst Benedikt XVI. hielt bei der Generalaudienz<br />
am 28. September Rückschau auf<br />
seine Apostolische Reise nach Deutschland.<br />
Der Papst durchquerte Deutschland von<br />
der Hauptstadt Berlin nach Erfurt und zum<br />
Eichsfeld und schließlich nach Freiburg, einer<br />
<strong>St</strong>adt, die nahe der Grenze zu Frankreich und<br />
zur Schweiz liegt. Der Besuch stand unter<br />
dem Motto: „Wo Gott ist, da ist Zukunft“.<br />
Gefeiert wurden große Gottesdienste, gefeiert<br />
wurde der Glaube.<br />
In der Begegnung zwischen dem Papst und<br />
dem Bundespräsidenten gebrauchte Benedikt<br />
ein Wort des großen Bischofs und Sozialreformers<br />
Wilhelm von Ketteler: „Wie die<br />
Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch<br />
die Freiheit der Religion“. Ein Augenblick von<br />
großer Tragweite und eine <strong>St</strong>ernstunde des<br />
Parlaments war die Rede des Papstes vor den<br />
Mitgliedern des deutschen Bundestags, wo er<br />
über die Grundlagen eines demokratischen<br />
Gemeinwesens sprach, die Grundlage der<br />
Rechtskultur und des freien Rechtsstaates<br />
erläuterte, also den Maßstab jeden Rechts,<br />
der vom Schöpfer in das Wesen seiner Schöpfung<br />
hineingelegt wurde. <strong>Die</strong>se Rede des<br />
Papstes, ein rhetorisches und intellektuelles<br />
Meisterwerk, war so fundamental in ihrer<br />
Auseinandersetzung mit den Grundlagen des<br />
Rechts, dass sie als historischer Beitrag des<br />
Christentums für die politische Kultur eines<br />
demokratischen <strong>St</strong>aates in die Geschichte<br />
eingehen wird. Der Papst als Advokat des<br />
Gewissens zeigte die Vernunft und Natur des<br />
Menschen als Grundlage einer politischen<br />
Ethik auf. Benedikt XVI. schlägt vor, den<br />
Begriff von Natur zu erweitern und sie nicht<br />
nur als ein funktionales Ganzes zu verstehen,<br />
sondern darüber hinaus als Sprache<br />
des Schöpfers, die uns helfen soll, Gut und<br />
Böse zu unterscheiden. Danach begegnete<br />
der Papst Vertretern der jüdischen und muslimischen<br />
Gemeinde. Am Ende des ersten<br />
Besuchstages kam es im Olympiastadion in<br />
Berlin zu einer der großen liturgischen Feiern,<br />
die geprägt war vom Beten und Singen<br />
der zahlreichen Besucher, die gekommen<br />
waren, um mitzufeiern. In einer für alle<br />
verständlichen Sprache legte der Papst in<br />
seiner Predigt ein nachdrückliches Zeugnis<br />
über das Geheimnis der Kirche ab. Wörtlich<br />
sagte er: „Manche bleiben mit ihrem Blick auf<br />
die Kirche an ihrer äußeren Gestalt hängen.<br />
Dann erscheint die Kirche nur mehr als eine<br />
der vielen Organisationen innerhalb einer<br />
demokratischen Gesellschaft, nach deren<br />
Papst benedikt XVI.<br />
in Deutschland –<br />
eine nachlese<br />
Maßstäben und Gesetzen dann auch die<br />
so sperrige Größe „Kirche“ zu beurteilen<br />
und zu behandeln ist. Selbst als es bei der<br />
Predigt im Olympiastadion um das Schlechte<br />
in der Kirche ging, blieb der Papst souverän<br />
und verwies noch einmal auf die Kirche, die<br />
das Heilmittel gegen Sünde und Tod in den<br />
Händen hält: Jesus Christus, den Erlöser,<br />
den Weinstock, der Leben spendet.<br />
Am zweiten Besuchstag war es das Anliegen<br />
des Papstes, im Rahmen dieser Reise<br />
ein besonderes Gewicht auf die Ökumene<br />
zu legen. <strong>Die</strong> Begegnung des Papstes mit<br />
den Vertretern des „Rats der Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland“ am 23. September<br />
fand im Augustinerkloster in Erfurt statt,<br />
wo Luther Theologie studiert hat und zum<br />
Priester geweiht wurde. Kein Wort zum<br />
gemeinsamen Abendmahl oder zum Thema<br />
der konfessionsverschiedenen Ehen. Zentraler<br />
Gedanke war, dass der Papst von einer<br />
wahren Ökumene das gemeinsame Zeugnis<br />
vom Glauben an den dreifaltigen Gott in<br />
einer Welt, die Gott nicht kennt, erwartet,<br />
nicht aber kirchenpolitisches Aushandeln<br />
von Kompromissen in Sachen des Glaubens.<br />
Wörtlich sagte der Papst: „Ein von uns selbst<br />
geschaffener Glaube hat keinerlei Wert, und<br />
die wahre Einheit ist vielmehr ein Geschenk<br />
des Herrn, der stets für die Einheit seiner<br />
Jünger gebetet hat und betet.“ Ein sehr<br />
bewegender Augenblick für den deutschen<br />
Papst muss die Feier der Marienvesper vor<br />
der Wallfahrtskirche in Etzelsbach mit der<br />
Schmerzensreichen Jungfrau gewesen sein.<br />
Auf dem prachtvollen Domplatz in Erfurt<br />
feierte Benedikt XVI. eine große Messe,<br />
bei der er die Gläubigen ermunterte, die<br />
Heiligen von heute zu sein, mutige Zeugen<br />
Christi.<br />
Nun war die letzte <strong>St</strong>ation der päpstliche<br />
Visite gekommen: die Erzdiözese Freiburg.<br />
Festlich wurde Benedikt XVI. zunächst von<br />
den Jugendlichen während einer Gebetsvigil<br />
empfangen, wo der Papst unterstrich, dass<br />
er auf die aktive Mitarbeit der Jugendlichen<br />
vertraut. Schließlich hat er bei einer Begegnung<br />
mit den Seminaristen im Freiburger<br />
Priesterseminar den jungen Männern die<br />
Schönheit und Größe ihrer Berufung durch<br />
den Herrn gezeigt. Im Seminar kam es dann<br />
ebenso zu einem brüderlichen Zusammentreffen<br />
mit einigen Vertretern der orthodoxen<br />
und orientalischen Kirchen, „denen wir<br />
Katholiken uns sehr nahe fühlen“. Eine<br />
freundschaftliche Begegnung mit Vertretern<br />
der deutschen katholischen Laien hat die<br />
Reihe der Zusammenkünfte im Seminar<br />
abgeschlossen.<br />
Ein weiterer Höhepunkt des Pastoralbesuchs<br />
war am Sonntag die große Eucharistiefeier<br />
auf dem Flughafengelände von Freiburg.<br />
Zunächst dankte Benedikt allen, die in<br />
verschiedenen Bereichen des kirchlichen<br />
Lebens tätig sind. Zugleich hat er die Leute<br />
darauf aufmerksam gemacht, „dass ihr wertvoller<br />
<strong>Die</strong>nst immer dann fruchtbar wird,<br />
wenn er aus einem echten und lebendigen<br />
Glauben heraus geschieht, in Einheit mit<br />
den Bischöfen, dem Papst, in Einheit mit<br />
der Kirche.“ Vor seiner Rückkehr hat der<br />
Papst noch einen Paukenschlag gesetzt: er<br />
hat schließlich zu etwa tausend engagierte<br />
Katholiken aus Kirche und Gesellschaft<br />
gesprochen und sie aufgefordert, von materiellen<br />
und politischen Lasten frei zu sein,<br />
um transparenter zu sein für Gott. Und ob<br />
wir nicht doch mehr auf unsere <strong>St</strong>rukturen<br />
als auf Gottes Geist vertrauen?<br />
Nun ist nach dem Papstbesuch in Deutschland<br />
<strong>St</strong>ille eingekehrt. Gemessen am Geschrei<br />
vor der Papstvisite ist es nun bedenklich<br />
still geworden. Ist Nachdenken<br />
angesagt? Oder müssen die „Ungehorsamen“<br />
die Ansprachen erst lesen? Das katholische<br />
Selbstbewusstsein geht einher mit der Demut<br />
des Christen, der längst weiß, dass es<br />
nicht der Mensch ist, der „Kirche macht“,<br />
sondern der Geist Gottes, der die Kirche<br />
führt. Dass der Papst diese historische Reise<br />
geschafft hat: hier war der Himmel im Spiel.<br />
Das päpstliche Anliegen auf dieser Erde ist<br />
auch in Zukunft ganz klar: Nicht die Kirche<br />
weltlicher, sondern die Welt christlicher<br />
machen. Verbunden mit dem Nachfolger<br />
Petri dem Glauben auf der Grundlage des<br />
Evangeliums wieder Leben einzuhauchen,<br />
um Sauerteig in einer areligiösen Gesellschaft<br />
zu sein. Und auch in Österreich wird es<br />
jetzt heißen: Nachlesen, nachdenken und<br />
nacharbeiten.<br />
europa und Weltkirche<br />
Auf ihrer Herbsttagung im westfälischen<br />
Paderborn berichteten die sechs katholischen<br />
Bischöfe dieser Länder von einem erstaunlichen<br />
Wachstum der Katholiken in den letzten<br />
Jahren. Norwegen, Schweden, Finnland,<br />
Dänemark, Island, die Faröer-Inseln, Spitzbergen<br />
und Grönland gelten gemeinhin als<br />
protestantische Länder. Bis zur Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts, in Schweden sogar bis Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts, war Katholisch-Sein dort<br />
verboten. Doch langsam aber sicher holen die<br />
Katholiken auf, sodass es heute mindestens<br />
430000 Katholiken in den Ländern des Nordens<br />
gibt, zwischen 0,5 und drei Prozent der<br />
Bevölkerung der jeweiligen Nationen.<br />
Woher kommt das Wachstum der katholischen<br />
Christenheit in den Nordländern? <strong>Die</strong><br />
Bischöfe führen dafür drei Gründe an: Einwanderung,<br />
Konversionen und viele Taufen.<br />
Einwanderung durch Arbeitsmigranten und<br />
Flüchtlinge ist wohl der wichtigste Faktor.<br />
Allein 100 000 katholische Polen kamen in<br />
den letzten 20 Jahren nach Nordeuropa, um<br />
dort ihr Brot zu verdienen. 20 000 chaldäisch<br />
– katholische Christen flohen aus dem Irak<br />
und fanden vor allem in Schweden Aufnahme.<br />
Aber auch aus Kroatien, Vietnam oder<br />
spanisch sprechenden Ländern drängte es<br />
Menschen aus wirtschaftlichen Gründen in<br />
den kühlen Norden. Katholische Skandinavier<br />
sind durch diese Entwicklung allerdings zur<br />
Minderheit in ihrer Umgebung geworden.<br />
Als zweiter Wachstumsfaktor gelten die<br />
Konvertiten. <strong>Die</strong> lutherischen <strong>St</strong>aatskirchen<br />
Skandinaviens hinterließen ein ethisches<br />
und geistliches Vakuum. Allein in Schweden<br />
<strong>Die</strong> Länder<br />
nordeuropas und die<br />
katholische Kirche<br />
verließen in den letzten 20 Jahren etwa 30<br />
Prozent der Bevölkerung die <strong>St</strong>aatskirche,<br />
seitdem nicht mehr jeder Schwede zwangsweise<br />
Mitglied sein muss. Für die Suchenden<br />
und Heimatlosen aus den ehemaligen<br />
<strong>St</strong>aatskirchen bieten sich nun die katholische<br />
Kirche und freikirchliche Gemeinschaften an.<br />
Bischof Anders Arborelius, erster Schwede<br />
auf dem Bischofsstuhl in <strong>St</strong>ockholm seit<br />
der Reformation, ist ein typischer Vertreter<br />
für die Generation der Konvertierten. Mit<br />
20 Jahren trat er als gläubiger lutherischer<br />
Christ unter dem guten Eindruck, den er<br />
von den Birgittenschwestern hatte, zum<br />
katholischen Glauben über. Fasziniert von<br />
der Autobiografie der heiligen Terese von<br />
Lisieux, trat er zwei Jahre später in den<br />
Karmeliterorden ein und erhielt dort über<br />
27 Jahre eine kontemplative Spiritualität,<br />
die heute in Skandinavien Anklang findet.<br />
In den letzten Jahrzehnten entstanden viele<br />
kontemplative Klöster in Nordeuropa. <strong>Die</strong><br />
neuen Klöster der Zisterzienser, Trappisten,<br />
Birgittenschwestern, Benediktiner, Klarissen<br />
und Karmeliter sind zu Anlaufstellen für<br />
Andersgläubige geworden. Mönche aus aller<br />
Welt ließen sich nach Skandinavien rufen,<br />
um dort ein klösterliches Leben wieder zu<br />
beleben. Heute erfahren auch viele Skandinavierinnen<br />
einen Ruf in das Ordensleben. Mit<br />
Unterstützung des Bonifatiuswerkes konnten<br />
rüffel für regierende in Italien<br />
einige größere Klosterneubauten in Schweden<br />
und Norwegen gesegnet werden.<br />
Der dritte Faktor des Wachstums sind die<br />
vielen Taufen. So gibt es heute z.B. auf Island<br />
jährlich sechs Mal so viele Taufen wie Beerdigungen.<br />
Davon konnte keiner ausgehen,<br />
als dort erst im Jahr 1923 eine Apostolische<br />
Präfektur errichtet wurde. 1932 gab es 218<br />
Katholiken und vier Priester, heute hat sich<br />
die Zahl der Katholiken um das fast 50-Fache,<br />
auf 9650 gesteigert. Sollte das Wachstum in<br />
diesem Tempo weitergehen, würden am Ende<br />
des 21. Jahrhunderts alle Isländer (wieder)<br />
katholisch sein. <strong>Die</strong> Geschichte der Kirche begann<br />
auf Island vor etwa 1000 Jahren. Durch<br />
die Reformation wurde allerdings alles katholische<br />
Leben auf der Insel ausgelöscht. Zwei<br />
katholische Priester der „Nordpol-Mission“<br />
(1855-1969) machten sich 300 Jahre später<br />
wieder nach Island auf, mussten aber bald ihr<br />
Unternehmen abbrechen. Und doch konnte<br />
Gott mit diesem Unternehmen dennoch etwas<br />
anfangen. Heute stehen in Skandinavien an<br />
den <strong>St</strong>ellen, wo einst die Pioniere die ersten<br />
Kapellen bauten, ansehnliche Kirchen, und<br />
es haben sich <strong>Diözese</strong>n entwickelt.<br />
Ohne die Hilfe des Bonifatius-Werkes der<br />
deutschen Katholiken hätte vieles davon<br />
nicht geschehen können. So wurden im<br />
letzten Jahr 2,1 Millionen Euro in Bauprojekte<br />
und Jugendarbeit gesteckt. Mit weiteren<br />
5,6 Millionen Euro unterstützten deutsche<br />
Priester mit einem Gehaltsverzicht von einem<br />
Prozent ihre Amtsbrüder im Norden,<br />
da deren Gehalt oft nur knapp über dem<br />
Existenzminimum liegt.<br />
Kardinal Angelo Bagnasco hat den gegenwärtigen Trend im öffentlichen Verhalten nicht nur als beschämend, sondern auch als sehr<br />
bedauerlich gebrandmarkt. <strong>Die</strong>s äußerte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz am 26. September in seiner Ansprache zur<br />
Eröffnung der Tagung des <strong>St</strong>ändigen Rates der Bischofskonferenz in Hinblick auf italienische Regierungsvertreter. Er wies darauf hin, dass<br />
ein „Niedergang der Sitten und der öffentlichen Sprache“ bedauerlich sei, weil damit der wahre Bürgersinn zerstört werde. „Beschämend<br />
ist vor allem, ein Verhalten zu sehen, das nicht nur gegen den öffentlichen Anstand verstößt, sondern auch an sich bedauernswert und leer<br />
ist“, erklärte der Kardinal. Kardinal Bagnasco und sprach von Lebensstilen, die „nur schwer mit der persönlichen Würde und dem Anstand<br />
der Institutionen und des öffentlichen Lebens zusammenpassen“. <strong>Die</strong> Bürger schauten „mit Fassungslosigkeit“ auf die Persönlichkeiten des<br />
öffentlichen Lebens, und das internationale Ansehen Italiens sei geschädigt. Der Kardinal wies darauf hin, dass Politik ohne Moral „die<br />
Kultur eines einfachen und vergnügungssüchtigen Lebens“ propagiere. <strong>St</strong>attdessen sei „eine Kultur der Ernsthaftigkeit und des Verzichts<br />
nötig sowie unbedingt zu lernen, das Leben verantwortungsbewusst zu leben.“ Der Prälat rief die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens<br />
dazu auf, ihre Verpflichtung zur Transparenz und wirtschaftlichen Redlichkeit ernst zu nehmen und „wenn schon nicht aus einem anderen<br />
Grund, dann um die Bürger zu achten und die Armen nicht zu demütigen.“ Um aus den Problemen des Landes herauszukommen, forderte<br />
Kardinal Bagnasco das italienische Volk auf, „in den schwierigen Momenten das Beste von sich selbst zu geben.“ „Italien hat eine Mission<br />
zu erfüllen“, sagte der Kardinal. „Es darf sich nicht selbst verunglimpfen! Daher ist es notwendig, mit einer neuen Haltung und neuer Begeisterung<br />
zu reagieren, ohne die es schwierig ist, ein Wachstum anzustoßen und eine Entwicklung zu verfolgen.“<br />
22 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
23
Papst Johannes Paul II. war nach Bischof Ilarion,<br />
„der einflussreichste religiöse Führer der<br />
Moderne“. Tatsächlich reichte sein Einfluss<br />
weit über die Römisch-katholische Kirche<br />
hinaus, die er über ein Vierteljahrhundert<br />
leitete. <strong>Die</strong> Gemeinschaft mit der Orthodoxen<br />
Kirche lag ihm sehr am Herzen. So hat er<br />
den Kurs des Dialogs mit der Orthodoxie<br />
von Herzen weitergeführt. Sein Biograph<br />
George Weigel meint sogar, „dass er 1978<br />
wirklich daran geglaubt hat, dass die Bresche<br />
zwischen Rom und dem christlichen Osten,<br />
die formal 1054 aufgebrochen war, zu Beginn<br />
des dritten Jahrtausends geschlossen<br />
werden könnte.“ Dass das offensichtlich<br />
nicht geschehen ist, bezeichnet Weigel als<br />
„das größte unerledigte Werk seines Pontifikats“.<br />
Im Jahre 1979 führte eine seiner<br />
ersten Auslandsreisen des Pontifex zum<br />
orthodoxen Patriarchen nach Konstantinopel.<br />
Patriarch Dimitrios und Papst Johannes<br />
Paul II. kündigten bei dieser Begegnung<br />
in Konstantinopel offiziell den Beginn des<br />
theologischen Dialogs und damit die Vervollständigung<br />
des weiterhin notwendigen<br />
und noch zu intensivierenden „Dialogs der<br />
Liebe“ durch einen „Dialog der Wahrheit“<br />
an. „In ihrer Erklärung vom 31. November<br />
1979 beteuerten sie, mit allen Kräften die<br />
volle kirchliche und eucharistische Gemeinschaft<br />
anzustreben, dadurch aber auch der<br />
ganzen christlichen Welt auf der Suche nach<br />
Einheit zu dienen.“<br />
Der theologische Dialog war natürlich die<br />
Frucht eines langen Prozesses. Ost- und<br />
Westchristenheit gingen von Anfang an, seit<br />
den ersten Jahrhunderten der Geschichte der<br />
christlichen Kirche, verschiedene Wege im<br />
theologischen Bereich. <strong>Die</strong> Sprachbarriere<br />
spielte dabei eine wichtige Rolle. Der Entfremdungsprozess<br />
fand seinen Höhepunkt<br />
in der Zufügung des „Filioque“ seitens der<br />
Römisch-katholischen Kirche in das alte<br />
gemeinsame Glaubensbekenntnis der ökumenischen<br />
Konzilien von Nizäa und Konstantinopel<br />
aus dem 8. Jahrhundert. Nach<br />
dem endgültigen Abbruch der kirchlichen<br />
Gemeinschaft im Jahr 1054 wurden viele<br />
Versuche zur Wiedervereinigung unternommen.<br />
Politische und psychologische Faktoren<br />
sowie unglückliche historische Ereignisse<br />
(Plünderung Konstantinopels durch die<br />
Kreuzfahrer im Jahr 1204) haben aber zu<br />
einer weiteren Entfremdung geführt.<br />
Das 20. Jahrhundert brachte eine Öffnung<br />
der Kirchen zueinander mit sich. Das Ökumenische<br />
Patriarchat von Konstantinopel<br />
richtete bereits im Jahr 1902 ein Rundschreiben<br />
an alle orthodoxen Kirchen, in dem das<br />
beZIeHunGen Der<br />
KatHOLIScHen KIrcHe<br />
Zur OrtHODOXIe<br />
Papst Johannes Paul II. und<br />
die beziehung zwischen der<br />
Orthodoxen und der<br />
römisch-katholischen Kirche<br />
Anliegen der Wiederherstellung der Einheit<br />
der christlichen Kirchen hervorgehoben<br />
wurde. Tatsächlich wurde die Orthodoxe<br />
Kirche in den Dokumenten des zweiten Vatikanischen<br />
Konzils (1962-1965) festgeschrieben.<br />
Der Klimawechsel in den Beziehungen<br />
zwischen den beiden Kirchen kam durch<br />
die charismatischen Persönlichkeiten von<br />
Patriarch Athenagoras und Papst Johannes<br />
XXIII. Angelo Giuseppe Roncalli ist der erste<br />
Papst, der ein Bewusstsein für Ökumene<br />
entwickelte. Er richtete das „Sekretariat zur<br />
Förderung der Einheit der Christen“ ein,<br />
zu dessen Leiter er Kardinal Bea ernannte.<br />
<strong>Die</strong> Zustimmung zum Dialog hat bei vielen<br />
schon einen Aufbruch auf den Berg bedeutet.<br />
Besonders bedeutsam war dafür die feierliche<br />
Aufhebung der Anathema, der Bannflüche<br />
von 1054 durch eine gemeinsame Erklärung<br />
des Papstes und des Patriarchen am 7. Dezember<br />
1965. Auf dem fruchtbaren Boden<br />
des „Dialogs der Liebe“ begann die aus 56<br />
Mitgliedern bestehende orthodox-katholische<br />
Theologenkommission ihre Arbeit,<br />
den „Dialog der Wahrheit“, während des<br />
Pontifikats des Papstes Johannes Paul II. im<br />
Mai/Juni 1980 auf Patmos und Rhodos. Das<br />
erste gemeinsame Dokument wurde bei der<br />
zweiten Plenarsitzung der Kommission in<br />
München (1982) verabschiedet. <strong>Die</strong>ses wichtige<br />
Dokument behandelt das Thema: „Das<br />
Mysterium der Kirche und der Eucharistie im<br />
Lichte des Mysteriums der Hl. Dreieinigkeit“.<br />
Das zweite gemeinsame Dokument zum<br />
Thema „Glaube, Sakramente und Einheit der<br />
Kirche“ wurde in Bari (1987) verabschiedet,<br />
das dritte Neu-Valamo/Finnland zum Thema<br />
„Das Weihesakrament in der sakramentalen<br />
<strong>St</strong>ruktur der Kirche“. Methodisch wurde<br />
zunächst vom fundamental Gemeinsamen<br />
in Dogma und Liturgie ausgegangen.<br />
<strong>Die</strong> III. Vorkonziliare Panorthodoxe Konferenz<br />
(1986) sprach ihre Genugtuung über<br />
die bisherigen Erfolge des Dialogs aus, stellte<br />
jedoch fest, dass auch die gegensätzlichen<br />
theologischen Themen bald in Angriff genommen<br />
werden müssten, vor allem im<br />
Bereich der Ekklesiologie (=Lehre von der<br />
Kirche). <strong>Die</strong>se wurden dann ab 1990, bedingt<br />
durch eine Krise des bis dahin fruchtbar<br />
verlaufenen Dialogs, erörtert. Im Jahr 2000<br />
wurde in Baltimore die Arbeit der Kommission<br />
eingestellt, ohne Entscheidung darüber,<br />
ob sie jemals wieder fortgesetzt würde oder<br />
nicht. Gott sei Dank traf man sich vom 11. bis<br />
13. September 2005 in einer neu berufenen<br />
Delegation für den theologischen Dialog<br />
mit der Römisch-Katholischen Kirche nach<br />
einer fünfjährigen Pause. Nun wurde die<br />
Diskussion über das Thema des Primats<br />
aufgenommen. Papst Johannes Paul II. traf<br />
während seines Pontifikats auch andere<br />
Orthodoxe Oberhäupter, Patriarchen und<br />
Erzbischöfe. Sein Besuch in Rumänien im<br />
Mai 1999 stellte die erste Reise eines Papstes<br />
in ein Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit<br />
dar. Er war auch der erste Papst in<br />
der Geschichte, der Bulgarien, Georgien und<br />
Armenien, Länder mit ebenfalls orthodoxer<br />
Bevölkerungsmehrheit, besucht hat.<br />
Ein Herzensanliegen des Papstes war es,<br />
Griechenland zu besuchen. Auf Einladung<br />
des griechischen <strong>St</strong>aates besuchte er Athen<br />
als „Pilger“ am 4. und 5. Mai 2001. Sein Besuch<br />
war begleitet von viel Kritik von allen<br />
Seiten. <strong>Die</strong> griechisch-orthodoxen Bischöfe<br />
drückten sehr viele Bedenken aus, monastische<br />
und zelotische Kreise demonstrierten<br />
aktiv dagegen. Erzbischof Christodoulos<br />
wählte aber eine andere Vorgehensweise<br />
und setzte sich durch. Er hielt eine Rede und<br />
richtete auch viele Anschuldigungen weiter<br />
an den Papst. Dabei benutzte er eine Sprache,<br />
die keineswegs versöhnlich klingt. Und Papst<br />
Johannes Paul II. zeigte Reue. Es war nicht<br />
so umfassend, wie sich das Christodoulos<br />
gewünscht hätte, aber es war doch etwas,<br />
ein „mea culpa“. Papst Johannes Paul II.<br />
bezeichnete es als „tragisch“ und er bedauerte,<br />
dass die Kreuzfahrer, die „ausgezogen<br />
waren, um freien Zugang für Christen zum<br />
Heiligen Land zu sichern, sich gegen ihre<br />
eigenen Glaubensbrüder wandten.“ <strong>Die</strong> Bitte<br />
um Vergebung war endlich ausgesprochen,<br />
sodass heute Benedikt XVI. das Werk von<br />
Papst Johannes Paul II. fortsetzen kann. Er ist<br />
ein alter Freund und ein sehr guter Kenner<br />
der Orthodoxen Kirche.<br />
Pfarrwallfahrt<br />
fLOrenZ – rOM – aSSISI<br />
27. aPrIL – 6. MaI 2012<br />
Anmeldung im Pfarramt (07562/5258)<br />
es sind immer noch Plätze frei –<br />
auch für auswärtige ist Platz!<br />
Am 7. Oktober predigte der Bamberger Erzbischof<br />
Ludwig Schick bei der Versammlung<br />
der deutschen Bischöfe in Fulda über die<br />
Letzten Dinge. Damit hat der Bischof es<br />
gewagt, vor seinen bischöflichen Mitbrüdern<br />
ein Thema anzusprechen, dass heutzutage in<br />
der christlichen Verkündigung immer öfter<br />
weggelassen wird. Wörtlich sagte der Erzbischof:<br />
„Es ist wichtig, dass wir in der Kirche<br />
wieder mehr vom Himmel und der Hölle,<br />
dem Tod und dem Gericht predigen, lehren<br />
und sprechen. Das ist für unser Leben hier,<br />
für unsere Kirche, für unsere Gesellschaft<br />
und unseren Weg zur Vollendung im Himmel<br />
wichtig.“ Ebenso weist der Erzbischof in<br />
dieser Predigt auf das Fegefeuer als einen<br />
Ort hin, aus dem man nur herauskommt,<br />
wenn alle Schuld bezahlt ist.<br />
Zunächst stellt Schick fest, dass auch viele<br />
Katholiken und noch mehr evangelische<br />
Christen nicht an ein Weiterleben nach dem<br />
Tod glauben. Wörtlich: „Sie glauben nicht,<br />
dass der Tod die unsterbliche Seele eines<br />
jeden Menschen vor Gottes Angesicht führt<br />
und dass Gott jedes Menschenleben richtet,<br />
indem ER die guten und bösen Taten beurteilt;<br />
sie glauben nicht, dass es den Himmel<br />
gibt, indem die Menschen, die Gott und den<br />
Nächsten geliebt haben, ewig selig sind, und<br />
die Hölle, in der die bestraft werden, die sich<br />
dem Werben Jesu Christi durch die <strong>St</strong>imme<br />
des Gewissens, durch die Predigt der Kirche<br />
und durch die Mitmenschen bis zuletzt und<br />
endgültig verschlossen haben.“ Dass Jesus<br />
für solche Menschen nichts tun kann, ist für<br />
Schick deshalb klar, weil Gott den Willen des<br />
Menschen und seine Entscheidungen ernst<br />
nimmt. So gesehen bereitet sich der Mensch<br />
die Hölle selbst, indem er sich gegen Gott<br />
entscheidet. „Auch das Fegefeuer gehört zu<br />
unserem Glauben“, hebt der Bamberger Erzbischof<br />
hervor. „Es ist Ausdruck sowohl der<br />
Barmherzigkeit als auch der Gerechtigkeit<br />
Gottes – gerecht ist Gott, indem er jeden<br />
nach seinen Taten beurteilt und barmherzig,<br />
indem er die Verstorbenen reinigt, um sie für<br />
das ewige Leben tauglich zu machen. Das<br />
unSer eWIGeS HeIL (2)<br />
Was ein bischof über<br />
das ewige Leben sagte<br />
Fegefeuer ist Bereitung für den Himmel.“<br />
Wenn wir nun auf die Hl. Schrift hören, dann<br />
finden wir diese „letzten Dinge“ in der Bibel<br />
genannt. Jesus spricht ausdrücklich vom Tod<br />
des Menschen, der ihn zu Gott führt und<br />
zum Gericht darüber, was in unserem Leben<br />
gut bzw. böse war. Jesus spricht vom Ort<br />
der Reinigung, wo man Läuterung findet. Er<br />
spricht vom Himmel, wo Gott wohnt und alle<br />
glückselig sind, und von der Hölle, wo Heulen<br />
und Zähneknirschen (Mt 8,12) sein wird.<br />
Zugegeben: Da die Aussagen Christi über<br />
Gericht und Hölle unangenehm sind, sind<br />
sie bei den meisten in Misskredit geraten.<br />
Katholiken sind darüber empört und widersprechen<br />
der Bibel. Wer heute gelegentlich<br />
über Himmel und Hölle predigt, braucht sehr<br />
viel Mut, deswegen werden diese Themen<br />
seit Jahrzehnten von vielen Priestern totgeschwiegen.<br />
Menschen hören nicht mehr auf<br />
jene warnenden und mahnenden Worte, die<br />
Jesus selbst gesprochen hat. Dazu kommt,<br />
dass unser Glaubensbekenntnis diese neutestamentlichen<br />
Aussagen aufgenommen<br />
hat, und wir bekennen sie, wenn wir am<br />
Sonntag gemeinsam das Credo sprechen.<br />
Wenn es nun tatsächlich Himmel und Hölle<br />
nicht gibt, ist die Erlösung durch Christus am<br />
Kreuz sinnlos, die Kirche mit ihren Geboten,<br />
Hilfestellungen und Weisungen unnötig.<br />
Ohne Gott als Richter wird Gott, der Himmel<br />
und Erde und den Menschen nach seinem<br />
Bild und Gleichnis geschaffen hat, in Frage<br />
gestellt. Was bedeutet ohne Gericht die<br />
Gerechtigkeit Gottes, der uns mit dem freien<br />
Willen ausgestattet hat? Und was bedeutet<br />
die Ewigkeit Gottes ohne Himmel und<br />
Hölle? Dabei müssen uns Tod und Gericht,<br />
das Fegefeuer, der Himmel und die Hölle<br />
nicht erschrecken. Wofür fürchten wir uns,<br />
wenn Gott uns für den Himmel bestimmt<br />
hat? Und die Hölle erleben nicht wenige<br />
Menschen schon auf dieser Erde, aber auch,<br />
dass ein Leben tatsächlich in die Irre geht<br />
und deshalb für Gott verloren ist. Dass wir<br />
vor Gott hintreten müssen, macht uns die<br />
Verantwortung bewusst, die wir für unser<br />
Leben und das Leben der andern haben.<br />
Wo es kein Gericht gibt, verliert das Leben<br />
eine letzte Ernsthaftigkeit, sodass wir mit<br />
Max Horkheimer zu Recht die Frage stellen:<br />
„Warum soll ich eigentlich gut sein, wenn<br />
es keinen Gott gibt?“<br />
Wenn man nun heute Todesanzeigen in<br />
einer Tageszeitung näher anschaut, dann fällt<br />
einem auf, dass sehr oft vom „Auferstehungsgottesdienst<br />
am …“ die Rede ist. Bei vielen<br />
„Requien“ und den Begräbnispredigten kann<br />
man heute den Eindruck bekommen, dass<br />
der Verstorbene längst im Himmel ist. Blickt<br />
man dann auf die Fürbitten, dann wundert<br />
man sich, weil doch darum gebetet wird,<br />
dass Gott den Verstorbenen in den Himmel<br />
aufnehmen möge. <strong>Die</strong> Tatsache, dass die<br />
Totenmesse für den Verstorbenen und für<br />
die Vergebung seiner Sünden gefeiert wird,<br />
gilt bei nicht wenigen <strong>Pfarre</strong>rn und Christen<br />
als überholt. Den Kindern sagt man generell,<br />
dass der Opa oder die Oma schon im Himmel<br />
sind. Wäre es nicht besser, die Kinder<br />
zum Gebet für Opa und Oma einzuladen?<br />
Das Totengedenken sollen wir pflegen, für<br />
unsere Verstorbenen sollen wir beten, die<br />
Eucharistie sollen wir für sie feiern. Wenn<br />
wir das tun, dann tun wir das, was die katholische<br />
Kirche lehrt.<br />
Ein solcher Beitrag war längst überfällig, denn<br />
es ist auch in unserer Gegend höchste Zeit,<br />
dass öfter über den Himmel und die Hölle,<br />
über den Tod und das Gericht gesprochen<br />
wird. Lau wird das Glaubensleben werden<br />
und immer häufiger die Kirchenaustritte,<br />
wenn es uns nicht gelingt, dankbar auf die<br />
wesentlichen Gesichtspunkte unseres katholischen<br />
Glaubens hinzuweisen.<br />
ehevorbereitung<br />
HeIrat IM KOMMenDen JaHr<br />
Um auch im kommenden Jahr gemeinsam eine gute Ehevorbereitung gewährleisten zu können, bitte ich Brautpaare,<br />
die im kommenden Jahr heiraten wollen, dass sie sich ehest bei mir persönlich melden (Tel. 0676/87765477).<br />
Am Samstag, 12. Mai 2012, gibt es von 8.00 – 12.30 Uhr im Pfarrheim<br />
ein pfarrliches eheseminar.<br />
Auch auswärtige Paare sind selbstverständlich zu diesem Eheseminar eingeladen.<br />
Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
<strong>Die</strong> familie ist der wärmste Ort gegen die Kälte dieser Welt.<br />
24 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
25
Brüder, Gott ist der Eine. Wir kennen ihn<br />
nur aus der Heiligen Schrift, und nicht<br />
aus anderer Quelle. Alles, was also die<br />
heiligen Schriften verkündigen, das wollen<br />
wir wissen; alles, was sie lehren, wollen<br />
wir erkennen. Wie der Vater im Glauben<br />
erkannt sein will, so wollen wir glauben.<br />
Wie er will, dass der Sohn verherrlicht wird,<br />
so wollen wir ihn verherrlichen. Wie er den<br />
Heiligen Geist schenken will, so wollen wir<br />
ihn empfangen. Nicht nach eigenem Willen,<br />
nicht nach unserem eigenen Sinn und<br />
ohne dem Gewalt anzutun, was von Gott<br />
gegeben ist, sondern wie er es uns durch<br />
die heiligen Schriften lehren will, so wollen<br />
wir es verstehen. Da Gott der Einzige war<br />
und es neben ihm nichts gab, was ewig<br />
ist wie er, wollte er die Welt erschaffen. Er<br />
dachte die Welt. Indem er sie wollte und<br />
sie aussprach, hat er die Welt erschaffen.<br />
Sofort entstand sie ihm, geschaffen, wie er<br />
es wollte; und wie er es wollte, hat er sie<br />
vollendet. Es genügt uns, zu wissen, dass<br />
es neben Gott nichts gibt, das so ewig ist<br />
wie er. Nichts war außer ihm, er war der<br />
Einzige, er war das Ganze. Er war ja nicht<br />
Entscheidende Lebensabschnitte werden<br />
im Leben der Christen von den Sakramenten<br />
begleitet, die ausdrücklich sagen, dass<br />
Gott dem Menschen nahe ist und ihn auf<br />
seinem Lebensweg begleiten will. Wer sich<br />
in unserer Zeit zur Firmung anmeldet, zeigt<br />
damit, dass ihm Jesus Christus, die Kirche<br />
und der Glaube wichtig sind. Einer, der sich<br />
zur Firmung meldet, tut das nicht, weil es<br />
ihm um die Geschenke geht, sondern weil<br />
er einen persönlichen Schritt zu Gott mit<br />
der Kirche gehen möchte. Wer sich dafür<br />
entscheidet, dass er gefirmt werden möchte,<br />
sagt damit auch, dass es zum Glauben die<br />
Kirche, d.h. eine Gemeinschaft braucht. Er<br />
muss diese Kirche annehmen, die ihrerseits<br />
die Annahme durch die Taufe ausgesprochen<br />
hat.<br />
<strong>Die</strong> Pfarrfirmung ist am Samstag,<br />
19. Mai, um 8.00 uhr in derPfarr kirche,<br />
öffentlich ist die firmung um 10.00 uhr.<br />
Jeder soll sich diesen Termin frei halten,<br />
den Paten und die Familie sofort informieren,<br />
dass auch sie Zeit haben. Damit wird<br />
auch deutlich, dass sich in der <strong>Pfarre</strong> ganz<br />
wesentlich Kirche ereignet. <strong>Die</strong> <strong>Pfarre</strong> ist<br />
der Ort, wo der junge Mensch in die Kirche<br />
hineinwächst. Junge Firmhelfer, die<br />
selber zur Kirche stehen und mit der Kirche<br />
leben, stehen dem jungen Menschen zur<br />
Verfügung. Sie „opfern“ Zeit und Kraft, weil<br />
sie überzeugt sind, dass junge Menschen<br />
den Glauben an Jugendliche weitergeben<br />
auS Den ScHrIften GrOSSer<br />
KIrcHenLeHrer<br />
Hippolyt von rom<br />
(+nach 235)<br />
aus dem buch<br />
„Gegen die Irrlehre des noetus“<br />
Offenbarung des göttlichen Heilsplanes<br />
ohne Geist, nicht ohne Weisheit, nicht ohne<br />
die Macht, nicht ohne den Rat. Alles war in<br />
ihm, er war alles. Als er wollte und wie er<br />
wollte, zu der Zeit, die bei ihm festgesetzt<br />
war, offenbarte er sein Wort, durch das er<br />
alles erschaffen hat. Da er dieses Wort in<br />
sich trug und es für die geschaffene Welt<br />
unsichtbar war, hat er es sichtbar gemacht,<br />
indem er es erstmals bei der Schöpfung nach<br />
außen ausgesprochen hat. Er zeugte das<br />
Licht aus dem Licht und gab der Schöpfung<br />
ihren Herrn: sein Wort, was zuerst nur für<br />
ihn sichtbar war, der Welt aber unsichtbar,<br />
das hat er sichtbar gemacht. So sollte die<br />
firmanmeldung<br />
müssen. Was ist aber, wenn der junge<br />
Mensch sich zwar firmen lässt, aber die<br />
Eltern ihn kirchlich nicht unterstützen?<br />
Offensichtlich ist das ein „Trauerspiel“,<br />
wo Eltern sich auch einmal verantworten<br />
müssen, weil sie zwar christliche Erziehung<br />
bei der Taufe versprochen, aber dafür<br />
nichts getan haben. Weil mir der Kontakt<br />
zur Jugend ein persönliches Anliegen ist,<br />
möchte ich, dass sich die Firmlinge bei mir<br />
im Pfarrhof persönlich anmelden. Das geht<br />
nur zu ganz bestimmten Zeiten:<br />
freitag, 9. Dezember, 14.00 – 17.00 uhr<br />
und Samstag, 10. Dezember, 9.00 –<br />
11.00 uhr<br />
Alle, die sich anmelden, mögen das Anmeldeformular,<br />
das jedem zuvor ausgehändigt<br />
wird, ausgefüllt mitbringen. Einen Taufschein<br />
müssen sich jene bis zu diesem Termin<br />
besorgen, die nicht in <strong>Windischgarsten</strong><br />
getauft wurden. Feststehen soll bis dahin<br />
auch der Pate, von dem wir ebenso dann<br />
einen Taufschein brauchen, wenn er nicht<br />
in <strong>Windischgarsten</strong> getauft wurde bzw.<br />
nicht in der <strong>Pfarre</strong> wohnt.<br />
Ich freue mich schon auf die Zeit der<br />
firmvorbereitung!<br />
Viel bewegt sich in unserer <strong>Pfarre</strong>, wenn<br />
Welt ihn bei seinem Erscheinen sehen,<br />
so sollte sie heil werden. <strong>Die</strong>s aber ist das<br />
Wort, das in die Welt hinausging und sich<br />
als Knecht Gottes erwies. „Durch ihn ist<br />
alles geworden“ (vgl. Joh 1,3), er allein ist<br />
aus dem Vater. <strong>Die</strong>ser gab das ganze Gesetz<br />
und die Propheten; er drängte die Propheten<br />
durch den Heiligen Geist zu reden.<br />
Vom Geisthauch des allmächtigen Vaters<br />
beseelt, verkündeten sie dessen Ratschluss<br />
und Willen. Das Wort wurde sichtbar, wie<br />
es der Evangelist Johannes sagt. <strong>Die</strong>ser<br />
fasst alles zusammen, was die Propheten<br />
verkündigt haben, und zeigt, dass es das<br />
Wort ist, durch das alles geworden ist. Denn<br />
er spricht: „Im Anfang war das Wort und<br />
das Wort war bei Gott, und das Wort war<br />
Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist<br />
durch das Wort geworden, und ohne das<br />
Wort wurde nichts, was geworden ist. In<br />
ihm war das Leben, und das Leben war das<br />
Licht der Menschen.“ (Joh 1,1-4). Und weiter<br />
sagt er: „<strong>Die</strong> Welt ist durch ihn geworden,<br />
aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam<br />
in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen<br />
ihn nicht auf“ (Joh 1,10-11).<br />
junge Menschen sich auf die Firmung vorbereiten.<br />
Dass bedeutet aber auch, dass der<br />
Firmkandidat verlässlich die Firmstunden<br />
besucht, jeden Sonntag die Hl. Messe mitfeiert<br />
und sich für den Glauben der Kirche<br />
interessiert. Nach der Firmung soll der<br />
Firmling sich nicht verabschieden, sondern<br />
seinen Glauben bezeugen und für<br />
ihn eintreten.<br />
Schuladvents-<br />
messen<br />
VS rosenau<br />
Mittwoch, 21. Dezember, 8.00 Uhr<br />
VS roßleithen<br />
Donnerstag, 22. Dezember, 8.00 Uhr<br />
VS <strong>Windischgarsten</strong><br />
Donnerstag, 22. Dezember, 10.30 Uhr<br />
HS Kirchfeld<br />
Freitag, 23. Dezember, 8.00 Uhr<br />
HS römerfeld<br />
Freitag, 23. Dezember, 9.00 Uhr<br />
Wir laden Schüler, Direktoren,<br />
Lehrer und eltern sehr herzlich<br />
zu diesem Glaubensfest ein!<br />
Für viele arten die Tage und Wochen vor<br />
dem Heiligen Abend zum Kaufstress aus,<br />
denn viele Menschen sind verzweifelt auf<br />
der Suche nach den passenden Geschenken.<br />
Warum sich Christen am Heiligen Abend<br />
beschenken, gerät dabei leicht in den Hintergrund.<br />
Tatsächlich gibt es bei vielen bis<br />
zuletzt im Advent <strong>St</strong>ress, weil noch das eine<br />
oder das andere Geschenk besorgt werden<br />
sollte. Und manche fragen sich schon: Muss<br />
zu Weihnachten wirklich etwas geschenkt<br />
werden? Und artet das Schenken heute nicht<br />
manches Mal in einen regelrechten Kauf- und<br />
Konsumrausch aus?<br />
Der Brauch, durch Gaben und Geschenke<br />
anderen eine Freude zu bereiten, hat in vielen<br />
Religionen und Kulturen eine lange Tradition.<br />
Bereits in der Bibel ist bei Abel und Kain die<br />
Rede von Brandopfern für Gott als Zeichen<br />
des Dankes für eine gute Ernte. <strong>Die</strong> Römer<br />
wiederum feierten vor 2000 Jahren am Ende<br />
des Jahres die so genannten Saturnalien zu<br />
Ehren des Gottes Saturn. Während dieser<br />
Feiern machten die reicheren Leute denen, die<br />
nicht so reich waren, Geschenke. Der Brauch,<br />
anderen durch Gaben und Geschenke zur<br />
Weihnachtszeit eine „Freude“ zu bereiten,<br />
geht auf die Hirten und die Heiligen Drei<br />
Könige zurück, als sie vor über 2000 Jahren<br />
dem neugeborenen Jesuskind in der Krippe im<br />
<strong>St</strong>all in Bethlehem ihre Gaben brachten. Seit<br />
Gottes Geschenk am<br />
Heiligen abend und das<br />
Schenken der christen<br />
eIne nOtWenDIGe<br />
KLar<strong>St</strong>eLLunG<br />
ungefähr 600 Jahren gibt es im Christentum<br />
die Bescherung zu Weihnachten. Freilich nicht<br />
überall im selben Ausmaß, denn bis um 1900<br />
gab es noch viele katholische Gegenden, in<br />
denen zwar Weihnachten gefeiert, aber nichts<br />
geschenkt wurde. Denn dort fand die Kinderbescherung<br />
vor allem am Nikolausabend, am<br />
6. Dezember, statt.<br />
Manche Menschen fühlen sich verpflichtet,<br />
bestimmten anderen Menschen etwas zu<br />
schenken: Weil es eben üblich ist, weil man<br />
auch etwas geschenkt bekommt, weil es<br />
die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen<br />
verlangen. Das Schenken kann dann zur<br />
Bürde oder gar Qual werden. Schenken kann<br />
manchmal sehr problematisch werden: z.B.<br />
wenn die geschenkten Warenwerte gegenseitig<br />
„aufgerechnet“ werden oder wenn<br />
man andere Geschenke „übertrumpfen“<br />
will, wenn Geschenke anstatt Zuneigung<br />
gegeben werden oder wenn mit Geschen-<br />
ken versucht wird, Zuneigung zu „kaufen“.<br />
Doch bei alledem geht der wahre Sinn des<br />
Schenkens verloren. Denn ein Geschenk<br />
sollte eine freie, unentgeltliche Gabe, aus<br />
Liebe oder Wohlwollen zu jemandem sein.<br />
Um ein passendes Geschenk zu finden, ist<br />
es auch notwendig, dass man sich mit dem<br />
Charakter, den Wünschen, den Vorlieben<br />
und Bedürfnissen eines Menschen, den man<br />
beschenken will, auseinandersetzt.<br />
Gerade das Schenken zu Weihnachten vergegenwärtigt<br />
das eigentliche Weihnachtsgeschenk.<br />
Und das ist die Menschwerdung<br />
des Gottessohnes, der Beginn der Erlösung,<br />
die sich darin zeigt, dass Gott Mensch wird,<br />
einer von uns und einer für uns. Weihnachtsgeschenke<br />
versinnbildlichen dieses<br />
Gottesgeschenk. Wenn unser Schenken etwas<br />
von diesem göttlichen Heilsgeschehen<br />
widerspiegelt, leuchtet darin sein eigentlicher<br />
Sinn auf. Ein Geschenk übermittelt dann<br />
die Botschaft, dass man bereit ist, für den<br />
anderen da zu sein, und zwar auch dann,<br />
wenn das Hingabe bedeutet oder erfordert,<br />
dass man sich aussetzt, verletzlich macht<br />
oder preisgibt – aber nicht, weil man sich<br />
davon etwas erwartet oder erhofft, sondern<br />
aus Liebe. Der Philosoph Josef Pieper sagte<br />
einmal: „Liebe ist das Urgeschenk. Alles, was<br />
sonst noch unverdient gegeben werden mag,<br />
wird erst durch sie zum Geschenk.“<br />
Selten herrscht heutzutage <strong>St</strong>ille, auch nachts bleibt in unseren <strong>St</strong>ädten permanent im Hintergrund der Lärm, der den Takt für den<br />
Menschen vorgibt. Weil junge Menschen die <strong>St</strong>ille nur sehr schwer ertragen können, füllen sie jeden leeren Augenblick mit Musik<br />
und Bildern. <strong>St</strong>ille und Einsamkeit ist für viele fast unerträglich geworden. Wer täglich in die <strong>St</strong>ille geht, bekennt, dass er vom<br />
Wesentlichen leben möchte.<br />
Der heilige blasius –<br />
Vorbild und fürbitter<br />
Am 3. Februar ist der Gedanktag des heiligen Blasius, eines<br />
Arztes und Christen aus Armenien. Legenden zeugen von seiner<br />
unermüdlichen Hilfsbereitschaft und Toleranz. In einer Christenverfolgung<br />
wurde er verhaftet und um 316 hingerichtet. Während<br />
seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis soll der<br />
Bischof einem jungen Mann, der an einer Fischgräte zu ersticken<br />
drohte, das Leben gerettet haben. Auf diese Legende geht der<br />
seit dem 16. Jahrhundert gespendete Blasiussegen zurück: Zwei<br />
geweihte Kerzen werden gekreuzt vor den Hals gehalten, was<br />
bei Halsschmerzen, Ersticken und anderen Halserkrankungen<br />
helfen soll. Dabei spricht der Priester: „Auf die Fürsprache des<br />
heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und<br />
allem Bösen.“ Das Tagesgebet verdeutlicht, dass ein Heiliger kein<br />
Magier ist, und das Heil des Menschen als Lebensziel wichtiger<br />
ist als die Heilung von Leiden. Es heißt darin: „Bewahre uns vor<br />
Krankheit und Schaden in diesem zeitlichen Leben und hilf uns<br />
in aller Not, damit wir das ewige Heil erlangen.<br />
Liebe christen<br />
in <strong>Windischgarsten</strong>!<br />
Anlässlich des Sonntags der Weltmission bedanken wir uns bei<br />
allen Pfarrangehörigen für das eifrige Sammeln der Briefmarken.<br />
Es sind im abgelaufenen Jahr wieder Tausende von Marken<br />
geworden, die wir abschicken konnten. Aus einem Rechenschaftsbericht<br />
aus dem Kloster <strong>St</strong>. Gabriel bei Mödling geht<br />
hervor, dass von dem Erlös der Briefmarken auf den Philippinen<br />
ein High School Projekt mit 19.290 Euro sowie ein Wasserprojekt<br />
in Ghana mit 1.500 Euro unterstützt werden konnte. Im Namen<br />
aller Missionare möchten wir allen Sammlern und Helfern<br />
danken, zugleich möchten wir Sie bitten, weiter Briefmarken<br />
zu sammeln. <strong>Die</strong>se können in der Sakristei abgegeben werden,<br />
in der Pfarrkanzlei oder im Wäschegeschäft Reisenbichler, das<br />
sich gegenüber dem Informationszentrum befindet.<br />
In Dankbarkeit<br />
theresia büsser<br />
Helene Langensteiner<br />
26 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
27
Über 8.000 Teilnehmer aus aller Welt<br />
nahmen am 15. Oktober im Vatikan an<br />
einer internationalen Konferenz über die<br />
Neuevangelisierung teil. Im Mittelpunkt<br />
der Beratungen standen <strong>St</strong>rategien zur<br />
Glaubensvermittlung in religionsfernen<br />
Umfeldern. Höhepunkt der Veranstaltung<br />
in der vatikanischen Audienzhalle war eine<br />
Zusammenkunft mit Papst Benedikt XVI.<br />
Dabei hat Papst Benedikt XVI. vor den Teilnehmern<br />
dieses Kongresses das „Jahr des<br />
Glaubens“ angekündigt. Es soll am 11. Oktober<br />
2012, dem 50. Jahrestag der Eröffnung<br />
des 2. Vatikanischen Konzils, beginnen und<br />
am Christkönigstag, dem 24. November<br />
2013 enden. Das Jahr solle der gesamten<br />
Kirche einen erneuerten Schwung für die<br />
Neuevangelisierung geben, so der Papst in<br />
seiner Predigt zum Abschluss des ersten<br />
Neuevangelisierungskongresses im Vatikan.<br />
Es gehe darum, „die Menschen aus der<br />
Wüste, in der sie sich häufig befinden, an<br />
den Ort des Lebens zu führen, die Freundschaft<br />
mit Christus, der uns das Leben in<br />
Fülle schenkt.“<br />
„<strong>Die</strong> Mission der Kirche ist wie jene Christi<br />
Zum Konzilsjubiläum<br />
ein<br />
„Jahr des Glaubens“<br />
wesentlich über Gott zu sprechen“, hob das<br />
Kirchenoberhaupt hervor. In einem am 17.<br />
Oktober veröffentlichten „Motu proprio“<br />
mit dem Titel „Porta fidei“ („Tür des Glaubens“)<br />
erläuterte Benedikt XVI. die Ziele und<br />
Schwerpunkte des „Jahres des Glaubens“.<br />
Zur Vorbereitung auf die 50-Jahr-Feiern der<br />
Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils (11.<br />
Oktober 1962) sollten die Katholiken im<br />
bevorstehenden Themenjahr die Kenntnis<br />
der Glaubensinhalte vertiefen und im öffentlichen<br />
Auftreten bezeugen. Grundlage<br />
sollte der Katechismus sein, der die katholische<br />
Lehre auf der Grundlage des Konzils<br />
(1962-1965) artikuliert. Zudem sollte die<br />
Feier der Liturgie verstärkt werden und<br />
das Lebenszeugnis der Mitglieder zu mehr<br />
Glaubwürdigkeit beitragen, heißt es in dem<br />
18-seitigen Apostolischen Schreiben. In jedem<br />
Gläubigen solle das Verlangen geweckt<br />
werden, den Glauben vollständig und mit<br />
erneuerter Überzeugung zu bekennen. In<br />
seiner Ansprache rief Papst Benedikt XVI.<br />
zugleich auch kirchenferne Menschen zu<br />
einer eingehenden Auseinandersetzung mit<br />
der Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Das<br />
Wort Gottes stoße häufig auf Verschlossenheit<br />
und Verweigerung sowie Lebensmodelle<br />
und Denkweisen, die sich weit von der<br />
Suche nach Gott und der Wahrheit entfernt<br />
hätten. Über die Ausrufung eines Jahres<br />
des Glaubens war in Rom seit längerem<br />
spekuliert worden. Zuletzt hatte die katholische<br />
Kirche von Juni 2009 bis Juni 2010<br />
ein Internationales Priesterjahr begangen.<br />
Für Juni 2008 bis Juni 2009 hatte Benedikt<br />
XVI. ein Paulusjahr ausgerufen.<br />
Im Rahmen der Konferenz wurde aber auch<br />
auf die neue Webseite des Vatikans hingewiesen,<br />
mit der die Neuevangelisierung nun<br />
auch im Internet vorangetrieben werden soll.<br />
<strong>Die</strong> Seite „www. Aleteia.org“ soll „Fragen<br />
und Antworten zu Themen des Glaubens“<br />
behandeln. Verantwortlich für diesen Internetauftritt<br />
wird übrigens der ehemalige<br />
Zenit-Chefredakteur Jesus Colina.<br />
für Priester gilt: Sie sind zu einem Leben aufgerufen, dessen einzige Sicherheit Gott und sein Wort sein soll.<br />
Papst Benedikt XVI.<br />
Das bischöfliche Ordinariat in <strong>Linz</strong> hat mich<br />
mit 1. November 2011 zum Kooperator für<br />
die <strong>Pfarre</strong> <strong>Windischgarsten</strong> bestellt und<br />
zugleich als Kooperator von Losenstein<br />
entpflichtet. Ich danke dem Herrn Diözesanbischof<br />
Dr. Ludwig Schwarz für die neue<br />
Aufgabe in der <strong>Diözese</strong> <strong>Linz</strong>.<br />
Als gebürtiger Kroate (geb. 19.8.1963 in<br />
BLAZEVAC) bin ich seit 29. Juni 1989<br />
katholischer Priester. Ich gehöre der Erzdiözese<br />
Sarajevo in Bosnien und Herzegowina<br />
an. Im deutschen Sprachraum wirke<br />
ich mit Freude seit vierzehn Jahren. Das<br />
sechste Jahr bin ich nun in Österreich, wo<br />
ich nach Wunsch des hiesigen Ordinarius<br />
die verschiedenen pastoralen Aufgaben<br />
übernehmen durfte.<br />
Nun ist die Aufgabe des Kooperators in der<br />
<strong>Pfarre</strong> <strong>Windischgarsten</strong> für mich auch eine<br />
große Freude und Ehre. Mit meinem lieben<br />
Freund und Bruder im Priesteramt, Ihrem<br />
geschätzten <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard M. Wagner,<br />
darf ich im Pfarrhof wohnen, ihm in seinen<br />
pastoralen und liturgischen Aufgaben als<br />
<strong>Pfarre</strong>r behilflich sein und somit auch für Sie<br />
als Priester, liebe Pfarrangehörige, da sein.<br />
Grüß Gott,<br />
liebe Schwestern und brüder<br />
im Glauben,<br />
liebe WindischgarstnerInnen.<br />
Dass ich hier „gelandet“ bin, ist neben so<br />
vielen anderen besonders Ihrem <strong>Pfarre</strong>r zu<br />
verdanken; und so tue ich es von ganzem<br />
Herzen. <strong>Die</strong> freundschaftliche Großzügigkeit,<br />
menschliche und priesterliche Größe<br />
Ihres <strong>Pfarre</strong>rs machten mich mutig und<br />
zuversichtlich, weiterhin in der <strong>Diözese</strong><br />
<strong>Linz</strong> mit Freude zu wirken.<br />
Natürlich ist diese Zeit als Vikar bei Ihrem<br />
<strong>Pfarre</strong>r und in Ihrer <strong>Pfarre</strong> begrenzt, spätestens<br />
bis zum Herbst des kommenden<br />
Jahres, sodass ich sie als solche gerne nehme<br />
als Gelegenheit und Geschenk. Ich danke<br />
dem lieben Gott für die kommende Zeit mit<br />
Ihnen und Ihrem <strong>Pfarre</strong>r in <strong>Windischgarsten</strong>.<br />
Möge die Fürsprache der Gottesmutter<br />
Maria uns allen Segen und Gnade bringen<br />
auf dem Lebensweg des Glaubens.<br />
Aus meiner Heimat nahm ich gerne die<br />
Bezeichnung des katholischen Priesters<br />
mit Don und Vorname mit. So darf ich<br />
auch diese Bezeichnung als Anwendung<br />
anbieten – Don MIRKO. Ich bin gerne<br />
für Sie da, und Sie erreichen mich unter<br />
0676/6539228.<br />
Es grüßt Sie/Euch<br />
Ihr Pfarrvikar<br />
Don Mirko Ivkic´<br />
Das Wort ‚Ich-AG‘ wurde in Deutschland<br />
2002 von der Jury Sprachkritische Aktion<br />
zum Unwort des Jahres gekürt. <strong>Die</strong> Jury<br />
ging, dem überwiegenden Wortverständnis<br />
folgend, davon aus, dass der Wortbestandteil<br />
AG als Abkürzung für Aktiengesellschaft<br />
stehe. Da aber ein Individuum keine Aktiengesellschaft<br />
sein könne, sei die Wortschöpfung<br />
nicht nur lächerlich unlogisch,<br />
sondern stufe menschliche Schicksale auf<br />
ein sprachliches Börsenniveau herab. Selbst<br />
als ironisches Bild sei das Wort nicht hinzunehmen,<br />
da sich die Arbeitslosigkeit<br />
nach Ansicht der Jury mit solcher Art von<br />
Humor kaum vertrage. Ich-AG rede einen<br />
schwierigen sozialen und sozialpolitischen<br />
Sachverhalt mit sprachlicher Kosmetik<br />
schön. (Quelle: Wikipedia)<br />
Einerseits ist es erfreulich, dass die Problematik<br />
des Begriffs erkannt wurde, andererseits<br />
muss uns klar sein, dass der Begriff eine<br />
Tendenz in unserer Gesellschaft kennzeichnet,<br />
die wir nicht wegschieben können: Ich<br />
vermarkte mich selbst. Deutlich wird<br />
das, wenn wir wieder häufiger hören: Jeder<br />
ist selbst seines Glückes Schmied. Jeder<br />
ist selbst dafür verantwortlich, was aus<br />
ihm wird. Wer am Rand der Gesellschaft<br />
steht, ist selber schuld. Zentrale Begriffe<br />
der Katholischen Soziallehre werden zu<br />
Schimpfwörtern: Solidarität, Gemeinwohl,<br />
Barmherzigkeit, Option für die Armen.<br />
Wir erleben eine Ökonomisierung aller<br />
Lebensbereiche. Wir betrachten auch<br />
alle Sozialbeziehungen aus ökonomischen<br />
Blickwinkel: Wie können die anderen für<br />
mich nützlich sein? Der Systemtheoreti-<br />
Auch wenn sich im Wandel der Zeit die<br />
Art des Grüßens und die Grußbotschaft<br />
verändert haben, so bleibt doch das Grüßen<br />
als Zeichen guter Manieren und guten<br />
Umgangs. Auffallend ist schon längere Zeit,<br />
dass viele Kinder und eine große Zahl von<br />
jungen Menschen nicht mehr mit einem<br />
„Grüß Gott“ grüßt, sondern mit einem saloppen<br />
„Hallo“ oder „Servus“. Trotzdem<br />
gehört das Grüßen in allen Kulturen der<br />
Welt zu den ersten Benimm-Regeln, die<br />
viele Eltern ihren Kindern schon von Klein<br />
auf beizubringen versuchen, indem sie dem<br />
Kind ebenso den Grund für das Grüßen<br />
erklären. So gehört sich das Grüßen, weil<br />
ein Gruß wie ein guter Wunsch ist. Grüßt<br />
man nicht, weil man dem andern ausweichen<br />
möchte, dann ist das, als ob man dem<br />
andern etwas Schlechtes wünscht. Grüßen<br />
ist nach wie vor Teil eines guten Benehmens<br />
WIr KÖnnen DIe WeLt<br />
Ge<strong>St</strong>aLten (4)<br />
Ich-aG<br />
oder Solidarität!<br />
ker Harald Katzmair hat Vorschläge, wie<br />
wir aus dieser Falle herauskommen: Zeit<br />
verwenden für etwas, von dem man noch<br />
nicht wisse, wofür genau es gebraucht werden<br />
könnte. Sich ohne Hintergedanken zu<br />
unterhalten. Ohne ständig die Abwägung<br />
zu treffen, ob das jetzt nützlich sei, ob es<br />
jemandem gefallen werde. Leidenschaft für<br />
eine Sache, etwa als Hobby pflegen, und<br />
nicht sämtliche Tätigkeiten unter den Leitgedanken,<br />
ja den Zwang der Vermarktung<br />
und der Ökonomisierung stellen.<br />
Mit Blick auf die Bibel können wir noch<br />
ergänzen, wenn ich mir bewusst werde,<br />
dass mir im anderen christus begegnet,<br />
komme ich weniger in Versuchung, den<br />
anderen für meine Zwecke benutzen zu<br />
wollen. Der jüdische Philosoph Emanuel<br />
Levinas hat sich wie kein anderer mit der<br />
Herausforderung auseinandergesetzt, die<br />
der andere für uns ist: „Denn die Gegenwart<br />
vor einem Antlitz, meine Orientierung auf<br />
den Anderen hin, kann die Gier des Blickes<br />
nur dadurch verlieren, dass sie sich in Großmut<br />
verwandelt, unfähig, den Anderen mit<br />
LebenSWIcHtIGe fra-<br />
Gen Der cHrI<strong>St</strong>LIcHen<br />
erZIeHunG (36)<br />
Grüßen als Mindestanspruch<br />
für ein<br />
gutes benehmen<br />
und Ausdruck von Freundlichkeit und Herzlichkeit.<br />
Was sich offensichtlich verändert,<br />
sind die Grußformeln. So hat das <strong>Linz</strong>er<br />
Meinungsforschungsinstitut „Spectra“ bei<br />
einer Umfrage unter 1.000 Menschen zum<br />
Thema „Wie grüßen sich die Österreicher?“<br />
leeren Händen anzusprechen.“ So schreibt<br />
er in einem seiner Bücher (Totalität und<br />
Unendlichkeit).<br />
So wie wir auch im Matthäusevangelium<br />
lesen: Was ihr für einen meiner geringsten<br />
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan<br />
(Mt 25, 40).<br />
Levinas räumt aber auch noch mit einem<br />
beliebten Argument auf; dass ja auch die<br />
anderen sich nicht besser verhalten als wir<br />
selbst. Er schreibt: „Was ich von mir selbst<br />
fordern darf, kann mit dem, was ich vom<br />
Anderen zu fordern das Recht habe, nicht<br />
verglichen werden.“<br />
Damit wird klar, dass wir nicht selbst der<br />
Mittelpunkt der Welt sind, sondern der<br />
andere, dass wir auf die Gemeinschaft, auf<br />
das Miteinander bezogen sind.<br />
Ich-AG gegen Solidarität, an zwei Bespielen<br />
lässt sich das noch verdeutlichen: Bewerte<br />
ich asylwerber zuerst nach ihrer Nützlichkeit<br />
für uns, oder sehe ich Asylwerber<br />
zuerst als bedürftige Menschen, die unsere<br />
Hilfe brauchen. Nehme ich bettler<br />
zuerst als Ärgernis und Bedrohung wahr,<br />
oder sehe ich die Bettler als Menschen, die<br />
vom Schicksal schwer getroffen wurden. P.<br />
Wolfgang Pucher von der Vinzigemeinschaft<br />
in Graz hat uns das bei einem Diözesantag<br />
in Puchberg verdeutlicht. Wann, so stellte<br />
er uns die Frage, habt ihr das letzte Mal<br />
einem Bettler nicht nur ein paar Münzen<br />
gegeben, sondern habt ihm in die Augen<br />
geschaut oder ihm gar die Hand gegeben.<br />
Wann also habt ihr ihm seine Würde als<br />
Mensch zuerkannt?<br />
DI Bernhard <strong>St</strong>einer<br />
festgestellt, dass „Hallo“ und „Tschüss“ bei<br />
den Österreichern immer beliebter werden.<br />
39 Prozent gaben an, diese Grußform zu<br />
wählen, um Freunde, Bekannte und Verwandte<br />
zu grüßen. „Grüß dich“ verwenden<br />
26 Prozent und „Grüß Gott“ nur 18 Prozent.<br />
Besonders junge Menschen zwischen 15<br />
und 29 verwenden häufig internationale<br />
Grußformeln: Hallo, Servus, hi, ciao. Beim<br />
Verabschieden verwenden 41 Prozent<br />
„Tschüss“. Ein anderes Bild zeigt sich bei<br />
den Befragten über 50. Wenn man nun<br />
genauer hinschaut, dann erkennt man, dass<br />
das „Grüß Gott“ eine verkürzte Form für<br />
„Grüße dich Gott“ ist und eigentlich „Gott<br />
segne dich“ bedeutet. Vielleicht könnten wir<br />
gerade in der Adventszeit einen neuen Versuch<br />
starten, dass wir die andern freundlich<br />
grüßen und das „Grüß Gott“ nicht beiseite<br />
stellen, sondern mehr noch verstärken.<br />
28 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
29
Es sind nicht wenige Fragen, die auch den<br />
heutigen Katholiken beschäftigen, wenn er<br />
an die Messe denkt. Meist fehlen aber auch<br />
bei engagierten Kirchgängern die elementaren<br />
Grundkenntnisse über die Liturgie der<br />
Kirche und ihren Sinn. Der Paderborner<br />
Professor für Liturgiewissenschaft Michael<br />
Kunzler will mit seiner Einführung in die<br />
Messe dazu beitragen, den Grundspiegel<br />
des Wissens um die katholische Eucharistie<br />
wieder anzuheben. Dabei geht es ihm vor<br />
allem darum, „die Bedeutung der Messfeier,<br />
ihre Symbolsprache denen zu erschließen,<br />
die mehr von dem Kostbarsten erfahren<br />
wollen, das unser Glauben kennt.“ Dabei<br />
entwickelte er eine kleine Theologie der<br />
Messe, die auch für Nichttheologen sehr gut<br />
verständlich ist und somit die Hintergründe<br />
der Messe aufzeigt. Nach der Veröffentlichung<br />
von „Liturge sein. Einführung in eine<br />
ars celebrandi“ aus dem Jahr 2007, in dem er<br />
die Liturgie für den Priester erschlossen und<br />
sich vor allem auch der ästhetische Seite einer<br />
ars celebrandi (Kunst zu Feiern) zugewandt<br />
hat, geht es ihm nun um das gemeinsame<br />
Priestertum und somit um die Bedeutung<br />
des Laien bei der Liturgie.<br />
<strong>Die</strong> Messe lieben, weil man sie versteht<br />
Was man lieben soll, das muss man kennen.<br />
So kann man die Hauptthese von Kunzler<br />
paraphrasieren. Es geht ihm um die Liebe<br />
zur Eucharistie, die aus einem Verständnis<br />
daraus wächst, was und warum man wie<br />
feiert. Kunzler arbeitet genau und geduldig<br />
alle Fragen und Probleme ab, die sich um die<br />
katholische Messe bilden: „Könnte man auch<br />
nicht ganz anders Messe feiern? Müsste die<br />
Liturgiefeier nicht vielmehr den Bedürfnissen<br />
der heutigen Menschen angepasst werden?<br />
Was soll die Rede vom Messopfer? Warum<br />
kann sich die Pastoralassistentin nicht am<br />
Hochgebet beteiligen oder gar einspringen,<br />
wenn der Priester krank ist? Warum können<br />
Katholiken und Protestanten nicht einfach<br />
so gemeinsam die Messe feiern? Anderen<br />
Menschen aber geht die erneuerte Messe<br />
auf den Geist, weil die Messe zu sehr auf<br />
den Zeitgeist eingeht.“<br />
Kunst des feierns<br />
Für Kunzler ist die Kunst des Feierns und<br />
Mitfeierns vor allem darin begründet, „die<br />
hinter den einzelnen Vollzügen der liturgischen<br />
Handlung die göttliche Gegenwart<br />
und das göttliche Heilswirken zu entdecken<br />
(…) und zum Leuchten zu bringen.“ Dabei<br />
stellt sich unvermeidlich die Frage, wer<br />
feiert denn eigentlich bzw. wem gehört<br />
die Messe? Auch darauf hat Kunzler eine<br />
Lektüreneindrücke<br />
<strong>St</strong>eLL DIr VOr, eS I<strong>St</strong><br />
MeSSe, unD aLLe<br />
GeHen HIn.<br />
Michael Kunzler: ein Laien-Messbuch.<br />
eine einführung in das Wertvollste<br />
der katholischen Kirche: <strong>Die</strong><br />
Heilige Messe, bonifatius 2011, 272 S.<br />
klare Antwort: <strong>Die</strong> Liturgie „gehört uns<br />
allen, soweit wir als Glieder der Kirche die<br />
Liturgie der Kirche feiern.“ Es sind also die<br />
großen theologischen Zusammenhänge, die<br />
erläutert werden. Aber auch den kleinen<br />
praktischen Fragen und den heißen Eisen<br />
in Bezug auf den Messbesuch und vor allem<br />
auf den Kommunionempfang weicht<br />
er nicht aus. Das Buch hat so gesehen zwei<br />
fundamentale Schwerpunkte: eine Anleitung<br />
zur liturgischen Praxis zu etablieren<br />
und in den Geist der Liturgie einzuführen.<br />
<strong>Die</strong> schwierige Aufgabe ist es, eine richtige<br />
liturgische Praxis zu gewährleisten. Mit<br />
einem Blick auf die vielen Pathologien der<br />
heutigen Liturgie und ihrer Vorbereitung,<br />
plädiert Kunzler für eine offensive Eucharistiepastoral<br />
vonseiten der Priester, aber auch<br />
der Laien. Dabei stellt der Kommunionempfang<br />
ein besonders ernstes und wichtiges<br />
Thema dar: „Das Kommunizieren ist ein<br />
durch und durch personaler Vorgang, eine<br />
Begegnung zwischen lebendigen Personen.<br />
Und wie man schon im Umgang und in<br />
der Begegnung mit Menschen versagen, ja<br />
sich versündigen kann, das gilt auch für die<br />
Begegnung zwischen Mensch und Gott.“<br />
Sowohl das Busssakrament als auch die<br />
theologische Vorbildung auf das, was sich<br />
in der Kommunion ereignet, sind dabei für<br />
Kunzler unverzichtbare Elemente auch der<br />
konkreten Arbeit in einer Pfarrgemeinde.<br />
Schließlich arbeitet der Autor die gesamte<br />
Messe in all ihren Ausformungen, Formsprachen<br />
und symbolischen Handlungen ab.<br />
Von der Vorbereitung des Gottesdienstes in<br />
der Sakristei, über den Einzug bis hin zum<br />
Auszug stellt er die Messe nach, beschreibt,<br />
erklärt und führt in ihre „Äußerlichkeiten“<br />
und in ihre tiefe Symbolsprache ein. Was<br />
allem Handeln der Eucharistie eignet und<br />
den Grund, warum Eucharistie gefeiert<br />
wird, ausmacht, ist der Schlüsselbegriff<br />
der Anamnese: „Alle Erwähnungen und<br />
Handlungen von Gottes Heilstaten sind ja<br />
keine Erinnerung an den Allmächtigen, der<br />
vergessen haben könnte, was er für das Heil<br />
des Menschen getan hat und auch keine<br />
Erinnerung an die Gläubigen, sondern sie<br />
stellen die Heilstaten in unsere Zeit hinein,<br />
sie vergegenwärtigen sie anamnetisch.(…)<br />
Sie holen etwas Vergangenes in unsere<br />
Gegenwart hinein.“<br />
Es treten zwei Bezugspunkte immer wieder<br />
zu tage, die Kunzler zur Vertiefung seiner<br />
Ausführungen heranzieht: die Verbindung<br />
der katholischen Liturgie zur byzantinischen<br />
Liturgie der Ostkirche und die Notwendigkeit<br />
einer mystagogischen Hinführung zur<br />
Messe. In der byzantinischen Liturgie sieht er<br />
viele symbolische Formen und die ästhetischfromme<br />
Zelebrationshaltung entscheidend<br />
vertieft. Für Kunzler ist die Mystagogie,<br />
also die Einführung in die Geheimnisse<br />
unseres Glaubens in Form der Eucharistie<br />
durch eine hingebungsvolle Mitfeier, ein<br />
Angelpunkt im Verständnis der katholischen<br />
Messe. Wenn die Dimension der Mystagogie<br />
den Gottesdienstbesuchern wieder mehr<br />
erschlossen werden würde, dann könnte<br />
es zu einer eucharistischen Wende in der<br />
Kirche kommen, ist sich der Theologe und<br />
Priester sicher.<br />
<strong>Die</strong> neue oder die alte Messe?<br />
Dass es eine Liturgiereform auch ohne das<br />
Zweite Vatikanische Konzil gegeben hätte,<br />
liegt für Kunzler auf der Hand. Der alte Ritus<br />
habe sich verbraucht und wesentliche theologische<br />
Implikationen wie das gemeinsame<br />
Priestertum des Gottesvolkes vernachlässigt.<br />
Insofern ist sein Plädoyer für die neue Messe<br />
der Liturgiereform durch Paul VI glaubhaft<br />
und klar. Der Autor sieht aber in der neuen<br />
Messe mehr Möglichkeit des Missbrauchs,<br />
des unwürdigen und „laschen“ Zelebrierens,<br />
sowie einer theologischen Nivellierungsgefahr<br />
nach unten, da die größere liturgische<br />
Freiheit zu einer falsch verstandenen Autonomie<br />
der Zelebranten führen kann, und<br />
somit oft nicht mehr die Liturgie der Kirche<br />
gefeiert werde.<br />
Muss man zur Messe gehen?<br />
Was Michael Kunzler hier vorlegt, ist für<br />
jeden, der sich mit der Messe auseinander<br />
setzen und sie verstehen möchte, eine Bereicherung.<br />
Das Buch nimmt uns mit auf einen<br />
leicht verständlichen, tiefgehenden, vor allem<br />
aber auf einen „geistlichen Gang“ durch die<br />
Eucharistie. Es stellt ein Messkompendium,<br />
ja einen Kommentar zur heiligen Messe dar,<br />
der erhellend, informativ und animierend<br />
zugleich ist. Vor allem aber macht es Lust auf<br />
die Messe und darauf, ihre Geheimnisse im<br />
Licht dieser neuen Erkenntnisse mitzufeiern.<br />
Es ist dem Autor gelungen, „mystagogische<br />
Aha-Erlebnisse“ zu vermitteln, die nicht nur<br />
als Beitrag zur Popularisierung der Liturgiewissenschaften,<br />
sondern als Form einer neuen<br />
Volksmission verstanden werden können. In<br />
diesem Sinne sollte man dann auch das Kapitel<br />
über die Sonntagspflicht erst am Schluss des<br />
Buches lesen, dann nämlich erscheinen dem<br />
Leser die Gedanken dazu nur logisch und<br />
plausibel: „Muss man in die Messe gehen?<br />
Auf diese Frage kann man leicht antworten:<br />
Ja. (…) Für frühere Christen gehörte<br />
die sonntägliche Messfeier unbedingt zu<br />
ihren Erwartungen an Lebensqualität (…).<br />
Und heute? Am Sonntag die Wäsche zu waschen<br />
(…), in Schlafanzug und Bademantel<br />
Pfarrkalender<br />
Haben Sie einen solchen Kalender schon einmal irgendwo gesehen? Auch heuer gibt es wieder unseren Pfarrkalender.<br />
Wenn Sie noch keinen haben, gibt es ihn auch für Sie am Schriftenstand um 7 Euro. Und viele Fotos<br />
gibt es auch, die vielleicht auch Sie zum Schmunzeln bringen. So sind Sie eben einmal gewesen … Haben<br />
auch Sie schon einen geeigneten Platz für diesen originellen Kalender? Und durchblättern sollten Sie diesen<br />
Kalender ebenso. Dann werden Sie über das Leben in unserer <strong>Pfarre</strong> sehr genau Bescheid wissen. Und vom<br />
Heiligenkalender können auch jene profitieren, die nicht in unserer <strong>Pfarre</strong> wohnen. Sehr interessant sind ganz<br />
sicher auch wieder die vielen geschichtlichen Verweise die uns auf Jubiläen in der Geschichte der <strong>Pfarre</strong> und<br />
der Welt aufmerksam machen.<br />
Für den Menschen ganz wichtig ist die Arbeit,<br />
durch die der Mensch zur Schöpfung<br />
beiträgt. Durch die Arbeit werden die Fähigkeiten<br />
und Begabungen des Menschen sichtbar.<br />
Dadurch, dass der Mensch gebraucht<br />
wird, erhält er Selbstwert und Selbstbewusstsein.<br />
Jesus hat gewusst, dass Gott selbst sechs<br />
Tage gearbeitet hat. In diesen sechs Tagen<br />
hat er aus dem „Tohuwabohu“ (Chaos) eine<br />
Ordnung (Kosmos) geschaffen. Vollendet hat<br />
Gott aber sein Werk erst am siebten Tag, in<br />
SIeben reGeLn für<br />
Den SOnntaG In Der<br />
faMILIe (2)<br />
ruhe am Sonntag so, als sei<br />
die ganze arbeit getan<br />
dem er ruhte (Gen 2,2). Der Sonntag zeigt<br />
uns, dass wir nicht alles alleine schaffen<br />
altenwallfahrt<br />
bis Mittag am Balkon zu frühstücken, zum<br />
Sportplatz und in die Kneipe – wie billig<br />
sind die Erwartungen vieler Zeitgenossen<br />
an das geworden, was kluge Politiker einmal<br />
begannen, als Lebensqualität zu bezeichnen.<br />
(…).“ Zur <strong>St</strong>eigerung der Lebensqualität vor,<br />
während und nach der Messe sei dieses Buch<br />
empfohlen.<br />
David Pernkopf<br />
müssen. Er schützt uns vor der Vergötzung<br />
der Arbeit. Es ist für den Menschen gut, d.h.<br />
der Mensch tut sich etwas Gutes, wenn<br />
er einmal nichts leisten muss, ausschlafen<br />
kann, um auch nicht in Gedanken schon<br />
wieder in der Arbeit verbohrt zu sein. Wir<br />
müssen uns Zeit nehmen, damit wir Zeit<br />
haben. Das ist das Geschenk des Sonntags,<br />
das den Menschen freier, umgänglicher und<br />
liebenswürdig macht, besonders auch in<br />
seiner Familie.<br />
Nicht ganz 70 Pfarrangehörige machten sich am 10. Oktober zur Altenwallfahrt auf den Weg. Es ging zunächst nach Maria Pfarr<br />
im Lungau, wo wir die Hl. Messe feierten. Zur Mittagsrast kamen wir dann nach Tamsweg, bevor wir in Gröbming die Abschlussandacht<br />
hielten. Nach einer kleinen Jause im Gasthaus „Häusl im Wald“ kehrten wir glücklich und zufrieden nach Hause zurück.<br />
Auch für das kommende Jahr haben wir schon wieder geplant. Für die Vorbereitung danken wir dem Ehepaar Veronika und Rudolf<br />
Aigner, aber auch Josef Varga sagen wir Vergelt’s Gott!<br />
30 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
31
Der Ursprung von Pergamon ist unbekannt.<br />
Pergamon war zu der Zeit, als sich das<br />
Christentum verbreitete, eine der größten<br />
<strong>St</strong>ädte der Region. <strong>Die</strong> neue Religion reiste<br />
auf den Karawannenrouten Kleinasiens<br />
oder segelte auf den Handelsschiffen, die<br />
Olivenöl aus Sizilien und Kupfer aus Zypern<br />
brachten, in den Hafen Elaea. Der Wohlstand<br />
Pergamons, die Zahl ihrer Tempel und<br />
deren Schönheit wurden nur von denen<br />
in Ephesus übertroffen. <strong>Die</strong> Geschichte<br />
Pergamons begann nach dem Tod des Lysimachos,<br />
einer der Generäle Alexanders<br />
des Großen. Als Lysimachos im Jahre 281<br />
v. Chr. in der Schlacht von Kurupedion<br />
gegen die Seleukiden getötet worden war,<br />
übernahm der <strong>St</strong>atthalter Philitairos die<br />
Kontrolle über Pergamon und einen großen<br />
Schatz, den er dazu verwendete, die <strong>St</strong>adt<br />
zu stärken. Unter einer Reihe von fähigen<br />
und engagierten Herrschern entwickelte<br />
sich Pergamon zu einer der wichtigsten<br />
Mächte der Region. Als im Jahre 133 v.<br />
Chr. die <strong>St</strong>adt unter römische Herrschaft<br />
kam, zählte es gemeinsam mit Ephesus zu<br />
Selbst alteingesessene Römer des Viertels<br />
zwischen Via del Corso und Trevibrunnen<br />
kennen die kleinste Marienkirche der <strong>St</strong>adt<br />
nicht. Zu unscheinbar steht sie da zwischen<br />
zwei Bürgerhäusern gegenüber der Traditionsskneipe<br />
der Peroni – Brauerei. Und doch<br />
kommt an jedem Abend eine kleine Gruppe<br />
zusammen, um den Rosenkranz zu beten.<br />
Sie verehren hier die „Madonna Causa<br />
Nostrae Laetitiae“ – die „Gottesmutter,<br />
Ursache unserer Freude“. Keimzelle dieser<br />
heutigen Kirche ist das Marienbild, das die<br />
Adelsfamilie Muti Papazzurri um 1690 in<br />
den Verbindungsgang hat malen lassen: es<br />
ist eine junge Frau mit einem freundlichen,<br />
intuitiven Blick von der Art, in der viele Marienbilder<br />
an Roms Fassaden gefasst sind.<br />
Und doch in gehobener Qualität ausgeführt<br />
von Domenico Muratori, einem Carracci-<br />
Schüler. Und eines Tages zwinkerte sie mit<br />
den Augen. Als im Jahre 1796 die Truppen<br />
Napoleons vor der <strong>St</strong>adt standen, haben<br />
Zeugen gesehen, wie die Madonna über<br />
das Ende des Kirchenstaats weinte. Nun<br />
war klar, dass ein Platz an der Hauswand<br />
nicht mehr genügte. Obwohl die Palazzi<br />
dicht nebeneinander standen, musste eine<br />
Kirche gebaut werden. Baumeister Virginio<br />
Vespignani löste das archidektonische<br />
Problem, denn er schaffte es sogar, eine<br />
richtige Kuppel unterzubringen. Für ihre<br />
Ausmalung sorgte Costantino Brumidi, der<br />
nach der Kuppelausgestaltung in Rom nach<br />
Amerika auswanderte, um das Kuppelfresko<br />
DIe SenDScHreIben an DIe<br />
SIeben GeMeInDen Der<br />
OffenbarunG (3)<br />
an die Gemeinde von<br />
Pergamon<br />
(Offb 2,12-17)<br />
den ersten <strong>St</strong>ädten, in denen der Kaiserkult<br />
eingeführt wurde. <strong>Die</strong> Ankunft der Römer<br />
gab der <strong>St</strong>adt neue Vitalität. <strong>Die</strong> blühende<br />
Entwicklung Pergamons setzte sich bis zur<br />
Eroberung durch die Araber im Jahre 663<br />
und 716 fort.<br />
Am Beginn des Sendschreibens stellt der<br />
Engel Christus als den vor, der das zweischneidige<br />
Schwert trägt. <strong>Die</strong>se Anspielung<br />
kommt aus dem Brief an die Hebräer (Hebr<br />
4,12): „Denn lebendig ist das Wort Gottes,<br />
kraftvoll und schärfer als jedes zweischnei-<br />
auf DeM WeG DurcH<br />
rOM (6)<br />
<strong>Die</strong> „Madonna dell’<br />
archetto“<br />
im Washingtoner Kapitol zu gestalten. <strong>Die</strong><br />
junge Frau, die er als Allegorie in einen<br />
Zwickel der „Madonna dell‘ Achetto“ gemalt<br />
hatte, taucht dort wieder auf, diesmal an<br />
der Seite von George Washington.<br />
Im Jahre 1870 wurde das Kirchlein, das nur<br />
fünf und sechs Schritte misst in der Länge<br />
und Breite, Sitz einer frommen Vereinigung,<br />
die sich um sie kümmert. Es war Renato<br />
Peroni, der sich an den Mai 1939 erinnert,<br />
wo Hitler zum Krieg marschierte, und Peroni<br />
geriet eines Abends zufällig in die Rosenkranzgasse,<br />
fand dort Gleichgesinnte und<br />
blieb seit 72 Jahren. Einer der Präsidenten<br />
der Vereinigung war Filippo Pacelli – der<br />
Vater von Pius XII. Peroni hatte Johannes<br />
Paul II. im Jahre 1979 kennengelernt. <strong>Die</strong><br />
Nachbarn über der Kapelle kennen Peroni<br />
nicht. Das hat damit zu tun, dass die Bewohner<br />
ab und zu wechseln. Unterdessen<br />
macht sich Renato Peroni mit seinen fast<br />
90 Jahren jeden Abend auf den Weg zu<br />
dige Schwert.“ In den Psalmen werden die<br />
Juden aufgefordert, ein zweischneidiges<br />
Schwert in der Hand (Ps 149,6), Zion zu<br />
verteidigen. <strong>Die</strong> Rede ist von dem Ort, „wo<br />
der Thron des Satans steht“ (Offb 2,13).<br />
Damit mag der Altar des Zeus auf der Burg<br />
gemeint sein. Wahrscheinlich aber ist es,<br />
dass damit die <strong>St</strong>adt als Zentrum der römischen<br />
Gewalt über diese Gegend gemeint<br />
ist. Zu der Zeit, als der Hl. Johannes sein<br />
drittes Sendschreiben der Offenbarung an<br />
Pergamon verfasste, war die <strong>St</strong>adt eines der<br />
wichtigsten Zentren des Heidentums, einschließlich<br />
des Kaiserkults dieser Gegend.<br />
Johannes lobt die Christen in Pergamon für<br />
ihre Glaubenstreue, die sie sich trotz der<br />
Verfolgung bewahrt hatten.<br />
Ausgrabungen haben die Überreste mehrerer<br />
Kirchengebäude im antiken Pergamon<br />
ans Licht gebracht. <strong>Die</strong> bekannteste Kirche<br />
ist die des Hl. Johannes, die in der sogenannten<br />
Roten Halle errichtet wurde. Sie<br />
stammt vermutlich aus dem 4. Jhdt., und<br />
diente der <strong>St</strong>adt als Kathedrale.<br />
seiner Kapelle, eine halbe <strong>St</strong>unde quer<br />
durch die <strong>St</strong>adt. Seine alten Freunde aus der<br />
Rosenkranzgruppe werden weniger, aber<br />
das fällt in einer Miniaturbasilika nicht so<br />
sehr auf. Wie seit Weltkriegstagen beten<br />
sie um den Frieden in der Welt, Gesundheit<br />
für die Angehörigen und ewige Ruhe<br />
für die Verstorbenen. Wenn ich nächstes<br />
Jahr nach Rom komme, werde ich mit den<br />
Windischgarstnern ganz sicher diese kleine<br />
Kirche besuchen und unter das gütige Auge<br />
der Madonna treten.<br />
Man muss vieles,<br />
das unser Ohr trifft,<br />
nicht hören,<br />
als wäre man taub,<br />
und dafür Sinn<br />
und Verstand<br />
auf das richten,<br />
was dem Herzen<br />
den frieden bringt.<br />
Thomas von Kempen<br />
<strong>Die</strong> bleibenden Botschaften und die Aktualität<br />
des Apostolischen Rundschreibens<br />
„Familiaris Consortio“, das am 22. November<br />
1981 unter dem Titel „Über die Aufgabe der<br />
christlichen Familie in der Welt“ veröffentlicht<br />
wurde, beschäftigen immer wieder die<br />
Menschen. Seit der Zeit des Alten Testaments<br />
bis heute haben die Fragen zu Scheidung und<br />
Unauflöslichkeit der Ehe für Diskussionsstoff<br />
gesorgt. Geht es um die Unauflöslichkeit<br />
der Ehe, geht es um ein großes Thema,<br />
welches die Medien und die Menschen<br />
beschäftigt: wie geht die Kirche mit den Geschiedenen<br />
um, die wieder standesamtlich<br />
heiraten? Ein seelsorglich brisantes Thema!<br />
Bei der Frage der wiederverheirateten<br />
Geschiedenen sei „die Lehre der Kirche<br />
klar und mit einer Veränderung nicht zu<br />
rechnen.“ So äußerte sich der Vertreter des<br />
Papstes in Berlin, der Apostolische Nuntius<br />
Jean-Claude Perisset im Zusammenhang<br />
mit der wieder aufgeflammten Diskussion<br />
über die Geschiedenenpastoral. In diesem<br />
Zusammenhang hatte der Vorsitzende der<br />
deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof<br />
Robert Zollitsch, in seiner Funktion als Erzbischof<br />
von Freiburg in einem Interview mit<br />
der deutschen Wochenzeitschrift „<strong>Die</strong> Zeit“<br />
die Erwartung geäußert, die Haltung der<br />
Kirche werde sich noch zu seinen Lebzeiten<br />
verändern. Perisset hat nun nochmals auf die<br />
Möglichkeit der Überprüfung der Gültigkeit<br />
einer Ehe hingewiesen sowie darauf, dass<br />
<strong>Die</strong> Bezeichnung der Familie als „Hauskirche“<br />
geht auf den in den Konzilsdebatten<br />
über die Kirchenkonstitution am 21. Oktober<br />
1963 vom damaligen Bischof Karl Wojtyla<br />
eingebrachten und mit großer Mehrheit<br />
angenommenen Vorschlag zurück. Eltern<br />
und Kinder bestärken sich auch aktiv, durch<br />
Wort und Tat, im Glauben, in der Hoffnung<br />
und in der Liebe. In der Familie nimmt die<br />
Kirche damit Gestalt an, erhält konkrete<br />
Züge und Konturen. <strong>Die</strong> Ehepastoral war<br />
das wichtige Anliegen der Bischofssynode<br />
im Jahre 1980. Ziel der Ehe – und Familienpastoral<br />
ist es, dass die Familie selbst zu<br />
einer Trägerin der Seelsorge, zu einer „Kirche<br />
im kleinen“ oder „Hauskirche“ werde, wie<br />
die Kirchenkonstitution (LG 11) sagt: „In der<br />
christlichen Familie als eine Art Hauskirche<br />
sollen die Eltern durch Wort und Beispiel<br />
für ihre Kinder die ersten Glaubensboten<br />
sein und die einem jeden eigene Berufung<br />
fördern, die geistliche aber mit besonderer<br />
Sorgfalt.“ In seiner Ansprache zur Eröffnung<br />
der Synode sagte der Papst Johannes Paul<br />
II.: „<strong>Die</strong> Familie ist nicht nur fundamentales<br />
Objekt der Evangelisierung und der kateche-<br />
Ist die ehe doch<br />
nicht unauflöslich?<br />
fraGen unD antWOrten (95)<br />
der Ausschluss vom Kommunionempfang<br />
keinen Ausschluss vom kirchlichen Leben<br />
darstelle. <strong>Die</strong> innere Ehrlichkeit erfordere<br />
es, auch den Schmerz über das Scheitern<br />
eines Eheversprechens zu ertragen. Nun<br />
hat auch Kardinal Meisner festgestellt, dass<br />
nach katholischer Lehre die Ehe unauflöslich<br />
bleibe. <strong>Die</strong>s sei keine Marotte der Kirche,<br />
sondern repräsentiere die unkündbare Hingabe<br />
Christi an die Kirche: „<strong>Die</strong> Ehe ist die<br />
reale Repräsentanz für die unaufkündbare<br />
Hingabe Christi an die Kirche und damit<br />
an die Welt. Und das macht auch die große<br />
Würde und die Schönheit und vielleicht auch<br />
die Last der Ehe aus, weil die Hingabe Christi<br />
an die Welt, an die Menschen, an die Kirche<br />
unkündbar ist“, so der Kardinal. Er könne<br />
sich nicht vorstellen, dass die Kirche diese<br />
Überzeugung aufgebe: „Sie wissen ja, dass<br />
die Kirche ganz England verloren hat, weil sie<br />
gegen Heinrich VIII. an der Unauflöslichkeit<br />
der Kirche festgehalten hat.“<br />
Ist die Kirche wirklich so unbarmherzig,<br />
sodass sie die gültige Regelung, dass wiederverheiratete<br />
Geschiedene nicht zu den Sak-<br />
familie als<br />
„Hauskirche“<br />
tischen Unterweisung, sondern auch deren<br />
unerlässliches und unersetzliches Subjekt:<br />
schöpferische Trägerin.“ Und im Apostolischen<br />
Schreiben „Familiaris Consortio“, in<br />
dem der Papst wenigstens 14 mal über die<br />
Familie als „Hauskirche“ spricht, heißt es:<br />
„Jede Anstrengung muss unternommen<br />
werden, damit sich die Familienpastoral<br />
durchsetzt und entfaltet; widmet sie sich<br />
doch einem wirklich vorrangigen Bereich<br />
in der Gewissheit, dass die Evangelisierung<br />
der Zukunft größtenteils von der Hauskirche<br />
abhängen wird“ (Nr 65). Geht es um die<br />
Teilnahme der Hauskirche am Leben und an<br />
der Sendung der Kirche, heißt es in Nr. 52:<br />
„Dort, wo eine antireligiöse Gesetzgebung<br />
jede andere Form der Glaubenserziehung<br />
zu verhindern sucht oder wo verbreiteter<br />
Unglaube und eine uferlose Verweltlichung<br />
ein wirkliches Wachstum im Glauben prak-<br />
ramenten zugelassen werden, nicht ändert?<br />
Nun werden wir schon festhalten müssen,<br />
dass die Ehe von Gott eingesetzt und von<br />
Jesus als Bund zwischen Mann und Frau<br />
bestätigt ist. Zugleich nimmt Gott sowohl<br />
im Alten als auch im Neuen Testament das<br />
Bild der ehelichen Liebe, um so seine Liebe<br />
zu seinem Volk zu bezeichnen. Und Paulus<br />
verdeutlicht das noch einmal, indem er die<br />
Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau<br />
auf Christus und seine Kirche bezieht. Würde<br />
die Unauflöslichkeit der Ehe angetastet oder<br />
gar angegriffen, dann wäre auch die Wirklichkeit<br />
des göttlichen Bundes in Gefahr.<br />
Zur immer wieder aufgeworfenen Frage<br />
des Familienbildes erklärte Meisner, die<br />
Kirche habe keine Befugnis, die von Gott<br />
eingesetzte Schöpfungsordnung zu verändern:<br />
„ <strong>Die</strong> Kirche hat keine Möglichkeit, die<br />
Schöpfungsordnung Gottes zu korrigieren.<br />
Gott hat den Menschen erschaffen als Mann<br />
und Frau, und zwar mit der Zielrichtung,<br />
dass Mann und Frau zusammenkommen<br />
und ein Fleisch werden und damit zu dritt<br />
werden. Aus der Ehe wird die Familie. Unser<br />
Gott ist trinitarisch, das heißt drei-personal.<br />
Wenn der Mensch das Abbild Gottes ist,<br />
dann spiegelt sich die Trinität real in der<br />
Schöpfungsordnung wider: Indem die Familie<br />
ein Bund mindestens zu dritt ist. Andere<br />
Verhältnisse sind in der Schöpfungsordnung<br />
nicht vorgesehen.“<br />
tisch unmöglich macht, bleibt die so genannte<br />
Hauskirche der einzige Ort.“<br />
Was ist aber heute zu tun, damit Kinder in<br />
den Glauben an Jesus Christus hineinwachsen?<br />
Vieles von dem, was unsere Gesellschaft<br />
über alle Maßen bestimmt, reicht<br />
nicht aus, um unseren Kindern den Weg in<br />
eine glückliche Zukunft und einen inneren<br />
Frieden zu erschließen. Freizeitkult und<br />
Arbeitsbesessenheit, Wellness-Euphorie und<br />
die bis zur Selbstzerstörung gehende Jagd<br />
nach Lust und Spaß führen heute endgültig<br />
in die Irre. Kinder in unserer Zeit brauchen<br />
für ihr Leben mehr als Oberflächlichkeit<br />
und materielle Überfütterung. Sie brauchen<br />
etwas, das sie hält und trägt. Kinder wünschen<br />
sich das, was ihrem Leben Sinn und<br />
Orientierung gibt, etwas, das bei aller Vergänglichkeit<br />
und allem Wechsel des Lebens<br />
<strong>St</strong>and hält. Sie brauchen Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe, und das zu vermitteln, ist unsere<br />
Aufgabe. Wenn das Leben vom lebendigen<br />
Gott abgeschnitten und getrennt wird, dann<br />
wird alles wie ein Torso: leblos, hoffnungslos<br />
und unfruchtbar.<br />
32 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
33
Georg Friedrich Händel war im Jahre 1742<br />
wieder in eine tiefe Depression gefallen und<br />
er hatte auch allen Grund dazu. Immer war<br />
dem 1685 in Halle Geborenen das Glück nicht<br />
treu gewesen. Er stammte aus begüterten<br />
Verhältnissen, denn der Vater hatte es bis<br />
zum Leibchirurgen des brandenburgischen<br />
Kurfürsten gebracht. Für den Sohn war eine<br />
Beamtenlaufbahn vorgesehen. Sehr widerwillig<br />
studierte er Jus. Mit Hingabe spielte<br />
er Geige und ging als Geiger an die Oper in<br />
Hamburg. Gerade 20 Jahre war er alt, als seine<br />
erste Oper aufgeführt wurde. Im Laufe seines<br />
Lebens komponierte er 40 Opern.<br />
Aber zunächst ging er nach Italien. Hier<br />
lernte er bei Scarlatti und Corelli. Im Jahre<br />
1710 wurde er nach London berufen. Königin<br />
Anna beauftragte ihn, für die Kirchenmusik<br />
an der Pauluskathedrale zu sorgen.<br />
Gleichzeitig übernahm er ein Opernhaus.<br />
Er komponierte, er probte und er führte auf.<br />
Das Londoner Publikum war vom deutschen<br />
Komponisten begeistert. Seine Konzerte<br />
füllten die Säle. Händel verdiente gut, aber<br />
das Geld zerrann ihm zwischen den Fingern.<br />
Er musste die Sänger bezahlen und<br />
das Orchester entlohnen, den Betrieb der<br />
Oper bestreiten, und er war Komponist und<br />
Der advent des<br />
Georg friedrich Händel<br />
trÖ<strong>St</strong>e DIcH, trÖ<strong>St</strong>e<br />
DIcH, MeIn VOLK<br />
überhaupt kein Geschäftsmann. Da ihm der<br />
Ärger gewiss war, wurde er zum Kummeresser-<br />
und trinker. Da er sich oft aufregte, stieg<br />
der Blutdruck, und es kam zum Schlaganfall.<br />
Erst 52 Jahre alt musste er lernen, auf seine<br />
Gesundheit zu achten und kürzer zu treten.<br />
Er hatte Schulden gemacht und die Gläubiger<br />
ließen ihm keine Ruhe. Einerseits musste er<br />
weiter komponieren, andererseits waren<br />
seine Opern nicht mehr gefragt.<br />
Nun erinnerte sich Händel an seinen Aufenthalt<br />
in Italien. Da auch damals schon plötzlich<br />
keine Opern gefragt waren, schrieben die<br />
Komponisten Oratorien, geistliche Lieder.<br />
Das wollte auch er tun. Er komponierte den<br />
„Saul“ und „Israel in Ägypten“. Er fühlte sich<br />
ausgelaugt, und nachdem man ihm verschiedenste<br />
Textbücher gab, sprach ihn keines an.<br />
In dieser <strong>St</strong>immung, die von Lustlosigkeit<br />
aDVent unD WeIHnacHten In Der PfarrKIrcHe<br />
Kirchenmusik<br />
1. adventsonntag, 27. november<br />
6.00 Uhr Bläser (Ing. W. Aigner)<br />
10.00 Uhr Kleinkindergottesdienst (Kiga Roßleithen)<br />
2. adventsonntag, 4. Dezember<br />
6.00 Uhr Zwoagsang „Rohrleitner“<br />
10.00 Uhr Ministrantenaufnahme (A. Aigner)<br />
Hochfest der unbefleckten empfängnis der Gottesmutter, 8. Dezember<br />
8.30 Uhr Hinteregger-Hausmusik<br />
19.00 Uhr Jugendmesse mit Lichterprozession und Marienweihe<br />
3. adventsonntag, 11. Dezember<br />
6.00 Uhr Singkreis<br />
4. adventsonntag, 18. Dezember<br />
6.00 Uhr Flötengruppe (DI B. <strong>St</strong>einer)<br />
10.00 Uhr Tourismusgottesdienst (Doppelquartett)<br />
Heiliger abend, 24. Dezember<br />
16.00 Uhr Kindererwartungsfeier (Jungschar)<br />
22.30 Uhr Christmette (Singkreis)<br />
Weihnachten, 25. Dezember<br />
8.30 Uhr Hochamt (Weißenstoana)<br />
fest des Hl. <strong>St</strong>ephanus, 26. Dezember<br />
10.00 Uhr <strong>St</strong>ernsinger- und Krippenlieder<br />
Silvester, 31. Dezember<br />
15.30 Uhr Doppelquartett<br />
fest der erscheinung des Herrn, 6. Jänner<br />
8.30 Uhr Rosenauer Männerchor (Chrysostomusliturgie)<br />
19.00 Uhr <strong>St</strong>ernsinger – und Krippenlieder<br />
gekennzeichnet war, bekam er ein Textbuch<br />
des Dichters Charles Jennens (1700-1773)<br />
mit dem Titel „Der Messias“. Als er die<br />
ersten Worte las: „Tröste dich, tröste dich,<br />
mein Volk“, da fühlte er sich angesprochen<br />
und in seinem Kopf entstand im selben<br />
Augenblick eine Melodie. Nachdem er den<br />
gesamten Text gelesen hatte, war ihm klar<br />
und deutlich, diesen Text würde er in Töne<br />
fassen. Innerhalb von drei Wochen – in<br />
der Zeit vom 22. August bis 14. September<br />
1741 – schrieb er das ganze Oratorium wie<br />
im Rausch nieder. Niemand durfte mit ihm<br />
sprechen, und er gönnte sich kaum Schlaf.<br />
Er aß nur ganz wenig, und sein Leben war<br />
in Ekstase.<br />
Einige Monate später, am 13. April 1742,<br />
wurde „Der Messias“ in Dublin, wohin<br />
ihn der Vizekönig eingeladen hatte, aufgeführt.<br />
Der Chor umfasste nur 32 Mitglieder,<br />
das Orchester dürfte im gleichen Umfang<br />
besetzt gewesen sein. Den Erlös aus der<br />
von 700 Zuhörern besuchten Wohltätigkeitsveranstaltung<br />
stiftete er für wohltätige<br />
Zwecke. Zwei mildtätige <strong>St</strong>iftungen wurden<br />
reichlich bedacht, und 142 Häftlinge, die<br />
wegen Bagatell-Schulden im Gefängnis dahinsiechten,<br />
konnten entlassen werden, weil<br />
der Erlös von 400 Pfund <strong>St</strong>erling auch noch<br />
die Forderungen ihrer Gläubiger befriedigte.<br />
Er hat verfügt, dass „Der Messias“ immer<br />
zur Wohltätigkeit verpflichte. Nichts hat er<br />
verdienen wollen, denn er hat es als Gnade<br />
empfunden, dass er aus seiner Depression<br />
mit diesem Oratorium herausgefunden hat.<br />
Seinem Messias ist er begegnet: dem Kind<br />
in der Krippe, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.<br />
Dem Erlöser galt es zu danken,<br />
der sein Volk tröstet und einlädt, mit den<br />
Engeln das Hallaluja zu singen.<br />
adventbesinnung<br />
in Seitenstetten<br />
Freitag/Samstag – 2./3. Dezember<br />
Mit <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />
u u u<br />
thema<br />
„Alles beginnt mit der Sehnsucht“<br />
Impulse für den <strong>St</strong>art in den Tag<br />
u u u<br />
anmeldung erbittet das Pfarramt<br />
(07562/5258)<br />
In vielen Ländern im arabischen Raum und in<br />
Nordafrika bekannte sich in der Antike eine<br />
Mehrheit der Bevölkerung zum christlichen<br />
Glauben. Mit der Ausbreitung des Islam im 7.<br />
Jahrhundert kam es vielerorts zum gänzlichen<br />
Erlöschen des Christentums. Aus den Akten<br />
der Synode von Karthago im Jahr 411 wird<br />
deutlich, dass es damals rund 600 <strong>Diözese</strong>n<br />
in Afrika gab, mehr als im ganzen Abendland.<br />
Manche <strong>Diözese</strong> war so klein, dass<br />
der Bischof keinen einzigen Priester hatte,<br />
andere <strong>Diözese</strong>n aber hatten viele Priester.<br />
Karthago hatte 500 Mitglieder, in Hippo im<br />
Nordosten des heutigen Algerien wirkte an<br />
einem großen und bedeutenden Bischofssitz<br />
der Hl. Augustinus. Nicht nur in Nordafrika,<br />
auch auf der arabischen Halbinsel war das<br />
Christentum sehr früh verbreitet. Bevor man<br />
hier im 7. Jahrhundert den Islam annahm, war<br />
das Land von einer Vielfalt von Religionen<br />
geprägt. Es gab starke jüdische Gemeinden,<br />
genau so aber auch Christen, Manichäer,<br />
Anhänger Zarathustras und Polytheisten.<br />
Mohammed wurde um 570 in Mekka im<br />
heutigen Saudi-Arabien geboren. Ab dem<br />
40. Lebensjahr wurden ihm nach islamischer<br />
Überlieferung die Verse des Korans geoffenbart,<br />
die aufgezeichnet und erst später zum<br />
Koran zusammengefasst wurden. Mohammed<br />
verkündete seine Botschaft zuerst in<br />
Mekka, wo er aber weniger Anhänger fand.<br />
Unter dem Druck ihrer Gegner sahen sich<br />
Mohammed und die kleine muslimische Gemeinde<br />
zur Flucht gezwungen, die ins heutige<br />
rund 150 Kilometer entfernte Medina führte,<br />
wo die politische und militärische Karriere<br />
Mohammeds begann. Im Islam beginnt die<br />
bis heute gültige Zeitrechnung mit der Flucht<br />
(„Hedschra“) des Propheten Mohammed<br />
nach Medina am 15. Juli 622. Im Jahre 630<br />
erobern Mohammed und seine Anhänger<br />
Mekka und unterwerfen die meisten arabischen<br />
<strong>St</strong>ämme. Mit zahlreichen siegreichen<br />
Schlachten erreichte er es, dass in seinem<br />
In der Jugendherberge am Grundlsee<br />
versammelten sich 17 Jugendliche<br />
Mitte Oktober zum Jugendwochenende.<br />
Zunächst war eine<br />
kleine Wanderung angesagt, dann<br />
kam auch das Gemütliche nicht zu<br />
kurz. Der Rosenkranz wurde gebetet<br />
und die Bibelstelle über das Haus<br />
auf dem Fels wurde betrachtet. Wie<br />
gut ist es, wenn unsere Jugendlichen<br />
ihr Haus auf den festen Grund<br />
des Glaubens bauen.<br />
Jugendwochenende<br />
KLeIne nOtIZen Zur<br />
GeScHIcHte DeS<br />
cHrI<strong>St</strong>entuMS (32)<br />
Der Siegeszug des Islam<br />
über das christentum auf<br />
der arabischen Halbinsel<br />
Todesjahr 632 die ganze arabische Halbinsel<br />
unter islamischer Herrschaft war. Unter den<br />
nachfolgenden Kalifen wurden innerhalb<br />
weniger Jahre Syrien, Palästina und Mesopotamien<br />
erobert. 642 drangen die Araber in<br />
Ägypten ein. Obwohl ihre <strong>St</strong>reitmacht klein<br />
war, konnten sie das Land rasch erobern.<br />
Dafür gab es politische, wirtschaftliche, aber<br />
auch religiöse Gründe. Der Islam hatte ein<br />
<strong>St</strong>ück Judentum und ein <strong>St</strong>ück Christentum<br />
in sich aufgenommen und erschien zunächst<br />
als die eigentliche Urreligion des Abraham,<br />
obwohl Mohammed sowohl den Juden als<br />
auch den Christen vorwarf, dass sie die wahre<br />
Tradition der Religion verfälscht haben. Hinzu<br />
kommt, dass er als Religionsführer die Auseinandersetzung<br />
mit dem <strong>St</strong>aat als einer von<br />
ihm unabhängigen Größe nicht kannte.<br />
Doch die Christen waren unter sich keineswegs<br />
eins. Durch die ersten christlichen<br />
Jahrhunderte zieht sich ein christologischer<br />
<strong>St</strong>reit. Dabei ging es um die menschliche<br />
und die göttliche Natur in der Person Jesu<br />
Christi. Das Konzil von Chalzedon hatte<br />
451 Christus als wahren Gott und wahren<br />
Menschen „unvermischt und ungetrennt“<br />
definiert. Besonders in der Kirche in Ägypten<br />
wurde der Monophysitismus vertreten.<br />
Nun setzte der byzantinische Kaiser, der die<br />
Theologie von Chalzedon vertrat, in ganz<br />
Ägypten Bischöfe ein, die theologisch auf<br />
seiner Seite standen. Das führte dazu, dass die<br />
Mehrheit der Bevölkerung sich gegen Byzanz<br />
stellte und Sympathien für die einen strengen<br />
Eingottglauben vertretenden Muslime hegte.<br />
Aber auch ungerechte <strong>St</strong>euerlasten hatten<br />
die Menschen gegen Byzanz aufgebracht.<br />
Nach der Eroberung wurde Ägypten rasch<br />
arabisiert. Der Übertritt zum Islam wurde<br />
nicht erzwungen, er war aber für viele religiös<br />
oder aus sozialen und wirtschaftlichen<br />
Gründen attraktiv, weil damit die Befreiung<br />
von der Kopfsteuer und ein gesellschaftlicher<br />
Aufstieg verbunden waren. <strong>Die</strong> Kopten jedoch<br />
bewahrten ihre religiöse Tradition, sie machen<br />
heute etwa 10 Prozent der ägyptischen<br />
Bevölkerung aus.<br />
Ermutigt durch den Erfolg in Ägypten, drangen<br />
die Araber nun weiter nach Westen in<br />
das byzantinisch beherrschte Nordafrika vor.<br />
Es war dies der Küstenstreifen im heutigen<br />
Libyen, Tunesien, im Osten Algeriens und<br />
im Norden von Marokko. Hier gab es 40<br />
Jahre lang erbitterte Kämpfe, die erst mit der<br />
Übergabe Karthagos 698 ihr Ende fanden.<br />
Für Byzanz war der Verlust dieser Gebiete<br />
ein schwerer Schlag, denn bedeutende Bodenschätze,<br />
große landwirtschaftliche Güter<br />
und natürlich auch die <strong>St</strong>euereinnahmen<br />
waren dahin. In Nordafrika waren die Kämpfe<br />
wesentlich härter und verlustreicher als in<br />
Ägypten. <strong>Die</strong> Berber leisteten erbitterten Widerstand.<br />
Byzanz erlaubte seinen <strong>St</strong>atthaltern<br />
keine Verhandlungen mit den Muslimen und<br />
die christliche Bevölkerung leistete ebenfalls<br />
Widerstand. Hilfe aus dem Abendland konnten<br />
die nordafrikanischen Christen nicht<br />
erwarten. Der Papst sah sich selbst von den<br />
Langobarden bedroht und Byzanz hatte bald<br />
alle Hände voll zu tun, um den Ansturm der<br />
Muslime wenigstens in Kleinasien aufzuhalten.<br />
Zum Verschwinden des Christentums in<br />
Nordafrika gibt es kaum Quellen. <strong>Die</strong> Spur der<br />
damaligen Christen verliert sich, ohne dass sie<br />
schriftliche Darstellungen ihres Lebens oder<br />
Berichte über Märtyrer hinterlassen hätten,<br />
obwohl sicher das irdische Leben vieler im<br />
Martyrium geendet hat.<br />
beichtzeiten in der<br />
Pfarrkirche im advent<br />
• Bei einem auswärtigen Priester<br />
Sonntag, 11. 12., 7.00 – 11.30 Uhr<br />
• Bei <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />
Freitage, 9. 16. 12., 17.00 – 18.30 Uhr<br />
Donnerstag, 22. 12., 16.00 – 20.00 Uhr<br />
Freitag, 23. 12., 16.00 – 18.30 Uhr<br />
• Bei Don Mirko Ivcic´<br />
Mittwoch, 7. 12., 9.00 – 11.00 Uhr<br />
<strong>Die</strong>nstag, 13. 12., 8.45 – 11.00 Uhr<br />
<strong>Die</strong>nstag, 20. 12., 8.45 – 10.00 Uhr<br />
34 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
35
Wir haben seinen Namenstag am 18. Oktober<br />
gefeiert. Er war einer der vier Evangelisten,<br />
war kein Apostel Jesu und kam<br />
wahrscheinlich erst einige Zeit nach dem Tod<br />
Jesu zum Glauben. Wahrscheinlich war der<br />
Apostel Paulus sein Lehrer im Glauben, denn<br />
Lukas begleitete Paulus auf einigen Missionsreisen.<br />
Durch seinen Beruf war Lukas wie<br />
geschaffen, den Herrn Jesus als Menschen<br />
zu beschreiben. Denn wer könnte deutlicher<br />
machen, dass Jesus wahrer Mensch ist, wenn<br />
nicht ein Arzt, dessen normale Beschäftigung<br />
es ist, Menschen in ihren körperlichen Nöten<br />
zu helfen. Paulus bezeichnet Lukas als<br />
den „geliebten“ Arzt. Offenbar hatte Lukas<br />
eine sehr einfühlsame Art. Er blieb auch bis<br />
zum Schluss bei Paulus - vermutlich bis zu<br />
dessen Märtyrertod. Das Lukasevangelium<br />
ist aus der Zeit 80 bis 90 nach Christus und<br />
ist vermutlich in Kleinasien, der heutigen<br />
Türkei, oder Griechenland entstanden. Es<br />
ist das Längste der vier Evangelien.<br />
Nur Lukas erzählt uns von den Ankündigungen<br />
der Geburten Johannes des Täufers<br />
an Zacharias und des Herrn Jesus an Maria.<br />
Manche von euch kennen vielleicht das Magnificat<br />
oder auch das Benedictus. Ausführlicher<br />
als die anderen Evangelisten schreibt<br />
er über die Geburt Jesu. <strong>Die</strong> Erzählung der<br />
Weihnachtsgeschichte, wie wir sie kennen,<br />
entnehmen wir dem Lukasevangelium. Lukas<br />
erwähnt auch den Kaiser Augustus, der<br />
zur Zeit der Geburt Jesu in Rom herrschte<br />
Der evangelist Lukas<br />
– ein Verkünder des<br />
evangeliums<br />
und der unumschränkter Herrscher war.<br />
Doch das Evangelium zeigt, dass nicht er,<br />
sondern das Kind in der Krippe, in Betlehem<br />
geboren, der wahre Friedenskönig ist. Ebenso<br />
berichtet er über einige Ereignisse seiner<br />
Kindheit, etwa dass Jesus mit zwölf Jahren<br />
bei der Wallfahrt im Tempel zurückblieb und<br />
so seinen Eltern große Sorgen bereitete.<br />
Alle vier Evangelien berichten vom Leben<br />
Jesu und möchten uns zum Glauben an Jesus<br />
führen. Aber nur bei Lukas finden wir einige<br />
der „schönsten“ Gleichnisse, die kein anderer<br />
Evangelist kennt, wie das Gleichnis vom<br />
• „ Verlorenen Sohn“ oder besser vom verzeihenden<br />
und liebenden Vater.<br />
elternkindernachmittag<br />
• „Der barmherzige Samariter“<br />
• „Der reiche Mann und der arme Lazarus“<br />
Jesus erzählt diese Gleichnisse, damit auch<br />
wir begreifen können, wie Gott ist, dass er<br />
uns liebt und auf uns wartet. Zum Neuen Testament<br />
gehört noch ein zweites Buch, das der<br />
Evangelist Lukas verfasst hat. Lukas erzählt in<br />
seinem Evangelium als einziger über die Zeit<br />
nach der Himmelfahrt Jesu. Er berichtet vom<br />
Kommen des Heiligen Geistes, von der Taufe<br />
der ersten Christen. Er schreibt die Geschichte<br />
über die Apostel und wie sie den christlichen<br />
Glauben weiter verbreiteten. Wir können all<br />
dies in der Apostelgeschichte nachlesen. Es<br />
ist ein eigenes Buch innerhalb des Neuen<br />
Testaments der Bibel. Lukas starb mit 84<br />
Jahren wahrscheinlich in Griechenland.<br />
Noch einiges Interessantes: Lukas hat die<br />
Heilige Maria ganz besonders verehrt. Legenden<br />
erzählen, dass er das erste Bild der<br />
Muttergottes gemalt haben soll. Deshalb<br />
wird Lukas oft auch als Maler von Marienbildern<br />
dargestellt. Im Mittelalter bildeten<br />
sich deshalb unter den Malern Gilden, die<br />
sich Lukas als Schutzpatron erwählt hatten.<br />
Dem Evangelisten Lukas wird symbolisch<br />
ein <strong>St</strong>ier zur Seite gestellt: sein Evangelium<br />
beginnt mit dem Opfer des Zacharias; Lukas<br />
hat den <strong>St</strong>ier auch deshalb bei sich, weil Jesus<br />
am Kreuz geopfert wird und das Kalb bzw.<br />
der <strong>St</strong>ier als Opfertiere gelten.<br />
Elisabeth Baumschlager<br />
Am 23. Oktober veranstaltete die Jungschar wieder einen Eltern- und Kindernachmittag im Pfarrheim. In diesem Jahr war so wie das<br />
neue Pfarrheim alles anders. <strong>Die</strong> JS-Führer wollten den Eltern einen Tag am Jungscharlager vorführen. Der Nachmittag begann mit<br />
einer Diashow des Jungscharlagers. Anschließend wurden die Eltern mit ihren Kindern in Gruppen aufgeteilt, und es wurden Spiele<br />
in verschiedenen <strong>St</strong>ationen gespielt. <strong>Die</strong> Eltern und Kinder waren von diesem Tag sehr begeistert. Manche Eltern würden am liebsten<br />
selbst wieder Jungscharkind sein. Eva Schwingenschuh<br />
Kinder seiten<br />
Im Advent lade ich Euch auch dieses Mal<br />
wieder zum Empfang des Bußsakramentes<br />
ein. <strong>Die</strong>ses Sakrament wird auch Beichte<br />
oder Sakrament der Versöhnung genannt.<br />
Immer wieder machen wir die Erfahrung:<br />
Nicht alles ist gut, was ich tue. Manchmal<br />
geschieht durch mich das Böse, und ich lade<br />
Schuld auf mich. Wenn ich aber weiß, dass<br />
mir vergeben wird, kann ich wieder froh<br />
im Herzen sein.<br />
Aber was geschieht bei der Beichte? Bei<br />
der Beichte feiern wir, dass Gott uns die<br />
Schuld vergibt. Jesus Christus nimmt uns bei<br />
der Hand und macht mit uns einen neuen<br />
Anfang. Durch den Priester sagt er uns:<br />
Deine Sünden sind dir vergeben. Geh hin<br />
in Frieden!<br />
Wie wird das Sakrament der Buße gefeiert?<br />
Zuerst muss ich nachdenken, wodurch ich<br />
Liebe Schüler!<br />
schuldig geworden bin – das nennt man<br />
Gewissenserforschung. Ich gehe in das<br />
Beichtzimmer und sage: „Gelobt sei Jesus<br />
Christus!“ Nachdem der Priester die Beichte<br />
einleitet, sage ich: „Ich bin ein Kind mit z.B.<br />
10 Jahren, in Reue und Demut bekenne ich<br />
vor Gott und der heiligen Kirche meine Sünden.<br />
Meine letzte Beichte war z.B. zu Ostern<br />
oder letzte Weihnachten.“ Dann bekenne<br />
ich meine Sünden und sage im Gebet Jesus,<br />
dass mir meine Sünden Leid tun. Ich sage<br />
auf den Knien: „Ich bereue, dass ich Böses<br />
getan und Gutes unterlassen habe. Erbarme<br />
dich meiner, o Herr.“ Nachdem ich meine<br />
Sünden bereut habe, spricht der Priester: „So<br />
spreche ich dich los von deinen Sünden, im<br />
Namen des Vaters und des Sohnes und des<br />
Heiligen Geistes.“<br />
ein ganz familiäres erntedankfest in roßleithen<br />
Am 14. Oktober 2011 konnten wir heuer zum 1. Mal unser Erntedankfest<br />
im Garten unseres Gemeindekindergartens in Pießling<br />
feiern – der Herrgott hatte, was das Wetter anbelangt, dieses Jahr<br />
großes Einsehen mit uns. Unter dem Motto: “Rund um den Kürbis“<br />
feierten Kinder, Eltern, Großeltern, Mitarbeiterinnen und <strong>Pfarre</strong>r<br />
Dr. Gerhard Maria Wagner mit Liedern, einem Tanz und Texten ein<br />
sehr besinnliches Fest des Dankens. Als wir gemeinsam das „Vater<br />
unser“ sangen, kam die Sonne durch den Hochnebel. Kochen ist<br />
eine sehr beliebte Tätigkeit bei den Kindern, und so konnten wir<br />
unsere Gäste nach dem Fest mit Selbstgemachtem verwöhnen:<br />
Kürbissuppe, Kürbisweckerl und Süßmost. Ein herzliches Dankeschön<br />
an alle fürs Mitfeiern und für die musikalische Umrahmung<br />
durch Eltern & Mitarbeiterinnen.<br />
Das Kindergartenteam<br />
Schließlich frage ich mich noch: Wie soll sich<br />
ein Christ verhalten, der bei der Beichte war?<br />
Wenn Gott uns vergibt, dann sollen auch wir<br />
bereit sein, einander zu vergeben. Wir sollen<br />
uns bemühen, wieder gut zu machen, was<br />
wir schlecht gemacht haben. Das Gute sollen<br />
wir tun, wenn wir es nicht getan haben. Mit<br />
Jesus Christus können wir umkehren und<br />
einen neuen Anfang wagen.<br />
So, meine Freunde, liebe Kinder –<br />
dann bis zur Weihnachtsbeichte!<br />
Euer <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />
ein Genie kann nicht jeder sein,<br />
aber der Weg zur Heiligkeit steht<br />
allen offen.<br />
Hl. Maximilian Kolbe<br />
Jugendstart<br />
Auch unsere Jugend hat das neue Arbeitsjahr mit frischem Schwung begonnen. Am 1. Oktober traf man sich in geistlicher und in gemütlicher<br />
Runde. Sehr herzlich möchten wir die Neuen in der Jugend begrüßen, denn wir freuen uns, wenn sie mit Begeisterung dabei<br />
sind und viele gute neue Ideen entwickeln. <strong>Die</strong> „Alten“ sollen in allem ein gutes Vorbild sein und nicht müde werden,<br />
36 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
37
Nachdem Paulus etwa ein Jahr in Antiochia<br />
geblieben war, brach er von dort aus<br />
zu seiner ersten Missionsreise (45/46) auf.<br />
<strong>Die</strong>s geschah nicht auf seine Initiative hin:<br />
Er begleitete Barnabas, den die Gemeinde<br />
von Antiochia als seinen Seniorpartner betrachtete.<br />
Sie wandten sich erst nach Zypern,<br />
wo Barnabas herstammte, und dann nach<br />
Kleinasien, wo sie im Süden der römischen<br />
Provinz Galatien einige <strong>St</strong>ädte besuchten,<br />
ehe sie nach Antiochia zurückkehrten. Beide<br />
predigten überall in Zypern. Dabei begleitete<br />
sie Barnabas‘ Cousin Johannes Markus bis<br />
Perge, der dann nach Jerusalem zurückkehrte.<br />
Nach der überwiegenden Meinung der<br />
Bibelwissenschaftler hat nach dieser ersten<br />
Missionsreise das Apostelkonzil in Jerusalem<br />
stattgefunden. Nun berichtet Lukas in Apg 15<br />
ganz offen, dass die Partnerschaft zwischen<br />
Paulus und Barnabas wegen Johannes Markus<br />
im Anschluss an das Apostelkonzil zerbrach.<br />
Paulus lehnte es ab, Johannes Markus auf die<br />
nächste Reise mitzunehmen, nachdem dieser<br />
sie in Pamphylien verlassen hatte: „Es kam zu<br />
einer heftigen Auseinandersetzung, sodass sie<br />
sich voneinander trennten; Barnabas nahm<br />
Markus mit und segelte nach Zypern. Paulus<br />
aber wählte sich Silas“ (Apg 15,39-40).<br />
Barnabas wollte Markus offenbar eine zweite<br />
Chance geben. Paulus aber sah anscheinend<br />
jeden, der nicht mit seinem Tempo mithalten<br />
konnte, als unzuverlässigen Partner an. Womöglich<br />
gab es aber auch tiefergehende Grün-<br />
auS DeM Leben DeS<br />
HL. PauLuS (14)<br />
Schmerzliche<br />
trennung<br />
de; vielleicht empfand Paulus, dass Johannes<br />
Markus das Vertrauen, das er in ihn gesetzt<br />
hatte, gebrochen hatte. Wenn man bedenkt,<br />
dass in den folgenden Jahren immer wieder<br />
Agitatoren nach Galatien kamen, die auf der<br />
Beschneidung der Heidenchristen bestanden,<br />
muss man sich fragen, wie diese judaistischen<br />
Agitatoren (die sicherlich von Jerusalem kamen)<br />
so schnell erfuhren, was Paulus in dem<br />
entfernten Galatien machte. Eine durchaus<br />
mögliche Antwort lautet: Sie erfuhren es von<br />
keinem anderen als von Johannes Markus.<br />
Wir wissen nicht, ob Markus ein zögernder<br />
oder eifriger Informant war, doch mit der<br />
Rückkehr des Markus nach Jerusalem kam<br />
vielleicht auch die Nachricht dorthin, dass<br />
Paulus vorhabe, ins Innere von Anatolien<br />
vorzudringen. <strong>Die</strong> Judaisten reagierten sofort<br />
und sandten Männer ihres Vertrauens nach<br />
Galatien und Antiochia. Der zum Jerusalemer<br />
Konzil führende <strong>St</strong>urm brodelte und der junge<br />
Johannes Markus war möglicherweise nicht<br />
unschuldig an dieser Entwicklung. Dadurch<br />
erklärt sich vielleicht, warum Paulus es spä-<br />
apostelstiege<br />
Jeder Schifahrer, der die Wurzeralm bevorzugt und in die Wiederlechnerhütte kommt,<br />
kennt sie: die steile <strong>St</strong>iege, die die Schifahrer zum Klo hinabführt. „Zwölf Apostelstiege“<br />
wird sie von nun an heißen, denn zwölf <strong>St</strong>ufen machen es möglich, dass an jeder<br />
<strong>St</strong>ufe von Gerhard Ganser ein Apostelname festgemacht wurde. Andreas Mayr hat<br />
die Apostelschilder angefertigt. Feierlich eröffnet wurde diese <strong>St</strong>iege auch. „Einen<br />
guten Rutsch!“<br />
Ochs und esel in der Krippe<br />
Ochs und Esel sind zentrale Figuren jeder Krippe bei uns, obwohl sie im Weihnachtsevangelium<br />
(Lk 2) gar nicht vorkommen. Sie haben ihre Wurzeln im Alten Testament beim<br />
Propheten Jesaja: „Der Ochse kennt keinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn“<br />
(Jes 1,3). <strong>Die</strong> beiden Tiere, die wir manchmal in Schimpfwörtern verwenden, werden uns<br />
in den Weihnachtskrippen als Vorbilder hingestellt. Sie kennen ihren Schöpfer und geben<br />
ihm sogar im Zentrum ihres Lebens, in der Futterkrippe Raum. Wie armselig sind dagegen<br />
manche Menschen, die ihren Gott vergessen haben, und das, obwohl er sie schuf und<br />
jeden Augenblick im Dasein erhält.<br />
ter schlichtweg ablehnte, Markus wieder in<br />
sein Team aufzunehmen. Nachdem Markus<br />
ihm durch seine Unvorsichtigkeit oder gar<br />
absichtliche Indiskretion monatelang Schwierigkeiten<br />
und Pein bereitet hatte, vertraute<br />
er ihm nicht mehr. Noch einmal würde er<br />
nicht riskieren, verraten zu werden. Im 2.<br />
Timotheusbrief deutet sich glücklicherweise<br />
ein freundliches Ende der Episode an. Demnach<br />
bittet Paulus jetzt ausdrücklich darum,<br />
Johannes Markus zu ihm zu senden, der<br />
ihm „ein guter Helfer sein“ werde (2 Tim<br />
4,11). Der Tradition nach arbeitete Markus<br />
jahrelang mit Barnabas und dann auch mit<br />
Petrus (1 Petr 5,13) zusammen. Nach dem<br />
Kolosserbrief war „Markus, der Cousin des<br />
Barnabas“ sogar mit Paulus in Rom (Kol 4,10).<br />
Laut frühchristlicher Tradition war der tiefe<br />
Graben, der sich in Pamphylien aufgetan hatte,<br />
jedenfalls etwa fünfzehn Jahre später wieder<br />
überbrückt. Man sieht jedenfalls auch, dass<br />
die Missionare in ihrem Eifer um die gute<br />
Sache schon damals Auseinandersetzungen<br />
nicht vermeiden konnten.<br />
freud und Leid in<br />
unserer <strong>Pfarre</strong><br />
Das Sakrament<br />
der taufe empfingen<br />
Elina Marie Eitelsebner, Am Sportfeld 19<br />
<strong>Jakob</strong> Rudolf Redtenbacher,<br />
Pyhrnstraße 63<br />
Luca Colin Ziegler, Am Sportfeld 16<br />
Simon Burger, Museumstraße 5<br />
Gott segne diese Kinder, ihre Eltern<br />
und ihre Paten!<br />
Das Sakrament der ehe<br />
spendeten sich<br />
Franz Ebner & Astrid Bossert,<br />
Pießling 86<br />
<strong>St</strong>efan Mühlbacher & Maria Schober,<br />
Gleinkerau 71<br />
Johannes Hinteregger & Regina Wieser,<br />
Lasach 14<br />
Martin Hager & Michaela Antensteiner,<br />
Kapellenweg 18<br />
Gott segne ihren gemeinsamen<br />
Lebensweg<br />
aus unserer Mitte verstarben<br />
Manfred Freudenthaler, Am Kogel 1<br />
Josef Gösweiner, Am Wur 50<br />
Zäzilia Hayböck, Edlbach 86<br />
Rosa Maria Leopolder, Seebach 89<br />
Fritz Berger, Pichl 189<br />
Herr, nimm sie auf<br />
in deine Herrlichkeit!<br />
ein Sonntag bei der rot-Kreuz-Kapelle<br />
Ganz besonders schön war heuer das Wetter, als die Hl. Messe bei der Rot-Kreuz-Kapelle gefeiert wurde. Von überall kamen wieder die<br />
Leute, um jene Festmesse mitzufeiern, die auch heuer wieder von der Bergknappenkapelle Unterlaussa musikalisch gestaltet wurde.<br />
altentag<br />
Der Altentag hat schon eine lange Tradition in unserer <strong>Pfarre</strong>. So trafen wir uns heuer am 9. Oktober zunächst um 14.00 Uhr in der<br />
Pfarrkirche, wo die Hl. Messe zelebriert wurde. Um 15.00 Uhr ging es dann ins Pfarrheim zum gemütlichen Beisammensein. Da<br />
wurden von Toni Neubauer und Trude Rumplmayr schöne Gedichte vorgetragen, gemeinsam wurden auch Lieder gesungen. Dass<br />
weitgehend nur Seniorenbundmitglieder zum Altentag kommen, wundert mich als Seelsorger sehr, wo doch selbstverständlich auch<br />
alle Mitglieder der Pensionistenverbände, die über 70 sind, in die Kirche und ins Pfarrheim eingeladen sind. Warum ist das so? Ich<br />
lade zum Nachdenken ein.<br />
38 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />
39
„Vernünftig glauben“ war das Thema beim diesjährigen Männerkurs<br />
vom 28. September bis zum 26. Oktober im Pfarrheim<br />
<strong>Windischgarsten</strong>, zu dem sich 16 Männer gemeldet hatten. Mit<br />
dem gleichnamigen Buch von Ingo Langer erläuterte <strong>Pfarre</strong>r Dr.<br />
Wagner in fünf Abenden dazu seine Gedanken. Der Autor des<br />
Buches führte darin ein Interview mit Kardinal Dr. Walter Brandmüller<br />
über den Atheismus. Ein sehr interessantes Gespräch, das<br />
gerade moderne Menschen angeht, und jene, die sich ein Leben<br />
ohne Gott zurechtrichten möchten. Glaube und Vernunft werden<br />
oft von Intellektuellen im Widerspruch gesehen, und die Auferstehung<br />
von den Toten wird als Provokation hingestellt. <strong>Die</strong> Vernunft<br />
ist aber wesentlicher Bestandteil unseres katholischen Glaubens.<br />
Viele aktuelle Fragen zum christlichen Glauben wurden in diesem<br />
Buch angesprochen und mit den Männern diskutiert. Der Kardinal<br />
gibt dazu verblüffende und überzeugende Antworten. Für die<br />
ausführlichen Erklärungen des Buchinhalts bedanken sich alle<br />
Teilnehmer bei <strong>Pfarre</strong>r Dr. Wagner. Siegfried Antensteiner<br />
Männerkurs<br />
auf dem Weg zur Heiligkeit<br />
Jeder Getaufte kann in dieser Welt heilig werden. Jeder kann die Welt mit der Liebe Gottes ein <strong>St</strong>ück verwandeln. Wer sich der Welt<br />
angleicht und seiner Umwelt gleichförmig wird, geht in ihr auf. Er kann nicht mehr auf sie einwirken und sie auch nicht weiterbringen.<br />
Wer nur so hell ist wie seine Umgebung, kann in ihr nicht mehr leuchten. So spricht der Herr: Ihr seid das Licht der Welt.<br />
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.<br />
frauenkurs<br />
Im diesjährigen Frauenkurs setzten sich ca. 30 Frauen mit dem Buch „Der große Gott und unsere kleinen Dinge“ von Jörg Zink<br />
auseinander. Es kamen an den 5 Abenden viele wichtige Fragen zur Sprache, unter anderem: erreichen wir, was wir uns vornehmen,<br />
oder sind unsere Ziele zu hoch gesteckt? Wie gehen wir mit Misserfolg und Scheitern um? Müssen wir alles aus eigener Kraft<br />
schaffen oder können wir auch unsere Schwachheit annehmen? In den gemeinsamen Gesprächen über die verschiedenen Themen<br />
wurden wir wieder angeregt, über die Höhen und Tiefen des eigenen Lebens hinauszuschauen, um zu erkennen, dass das Leben<br />
kostbar ist. Luzia Thallinger<br />
Impressum:<br />
„Lebendige <strong>Pfarre</strong>“ – Herausgeber und Verleger: Röm. – kath. Pfarramt in 4580 <strong>Windischgarsten</strong>, Rosenauerweg 1,<br />
Tel.: 07562/5258; Fax: 07562/5258 – 4; E – mail: pfarre.windischgarsten@dioezese-linz.at<br />
Redaktion: Pfarrgemeinderat – Arbeitskreis Verkündigung. <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard M. Wagner, Tel.: 0676/87765477<br />
Herstellung: Satz, Gestaltung und digitale Druckvorstufe: Kren Medienmanufaktur, 8911 Admont; Druck: Wallig, 8962 Gröbming<br />
40 Nr. <strong>167</strong>