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Pfarrbrief 167 - Die Pfarre St.Jakob Windischgarsten - Diözese Linz

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2<br />

radingstoa<br />

Ein kurzer, aber steiler Weg führt viele Wanderer<br />

auch auf den Radingstoa. So stiegen<br />

wir am 17. September hinauf zum Gipfel und<br />

feierten eine Bergmesse, die musikalisch von<br />

Helmut Lindbichler und Harald Atzmüller<br />

festlich gestaltet wurde. In der Predigt erinnerte<br />

ich die Bergsteiger an jenen Berg La<br />

Verna, wo Franz von Assisi im Jahre 1224 die<br />

Wundmale erhalten hatte. Siegfried Humpl<br />

sei ein herzlicher Dank ausgesprochen, weil<br />

er so hinter dieser Bergmesse steht, obwohl<br />

ihm seine Gesundheit den Aufstieg zum<br />

Gipfel nicht mehr gestattet.<br />

buchausstellung und eZa-Markt<br />

Am 5./6. November gab es in <strong>Windischgarsten</strong> im Pfarrheim wieder<br />

eine Buchausstellung und den EZA-Markt. Dabei hat die Veritas<br />

keine fixe Buchausstellung mehr für die <strong>Pfarre</strong>n im Angebot. Weil<br />

in <strong>Windischgarsten</strong> bei der Buchausstellung bisher so viel Geschäft<br />

war, kam man uns entgegen mit der Bitte, ich sollte den Großteil<br />

für die Buchausstellung zusammenstellen. Nur die Bücher für Kindergarten<br />

und Schulkinder waren vorgegeben. Auch heuer waren<br />

es wieder viele, die kamen, um Bücher zu bestellen. Braucht nicht<br />

der, der Gott sucht, auch ein passendes Buch, um auf ganz andere<br />

Gedanken zu kommen? Danke allen, die bei der Buchausstellung<br />

und beim EZA-Markt <strong>Die</strong>nst gemacht haben .<br />

frühschoppen<br />

am nationalfeiertag<br />

Am 26. Oktober gab es auch heuer wieder in unserem Pfarrheim<br />

einen gemeinsamen Frühschoppen. Ein großer Tisch war rundum<br />

voll, als man sich nach der Hl. Messe im renovierten großen Pfarrsaal<br />

versammelte. Zunächst gab es Kaffee und Kuchen, dann Bier und<br />

Würstel. Dafür hatte der Arbeitskreis „Geistige Dorferneuerung“<br />

bestens gesorgt. Für Frühschoppenmusik sorgte Walter Pölzguter.<br />

Danke ihm und allen, die mitgeholfen haben, und allen, die gekommen<br />

sind!<br />

<strong>Pfarre</strong> bunt<br />

ein herzlicher Gruß!<br />

Unser Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz hat uns mit 1. November<br />

einen Kaplan gegeben. Über diese Verstärkung freuen wir uns, und<br />

ich darf Don Mirko sehr herzlich in unserer <strong>Pfarre</strong> von <strong>St</strong>. <strong>Jakob</strong><br />

in <strong>Windischgarsten</strong> begrüßen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit<br />

und hoffe, dass ihn alle sehr liebevoll aufnehmen. Wenn<br />

Sie etwas brauchen, wenden Sie sich ruhig auch an ihn.<br />

Das wünscht sich und Don Mirko<br />

Euer <strong>Pfarre</strong>r<br />

Dr. Gerhard Maria Wagner<br />

Nr. <strong>167</strong><br />

Wenn nun wieder<br />

die Adventszeit<br />

kommt, dann ist<br />

es schon gut, wenn<br />

wir uns rechtzeitig<br />

mit dem Anspruch,<br />

der hinter dieser<br />

kostbaren Zeit liegt,<br />

auseinandersetzen.<br />

In der Adventszeit<br />

ist die Ewigkeit in<br />

die Zeit hineingestellt,<br />

unendlich viel<br />

Zeit steht dem Menschen zur Verfügung. Was<br />

werden wir damit anfangen? Was werden<br />

wir daraus für unser Leben machen? Wird<br />

es wieder nur billigen <strong>St</strong>ress geben? Sonst<br />

nichts?<br />

Unser Leben ist zweifellos immer wieder<br />

verbunden mit Erwartungen. Ereignisse,<br />

die noch vor uns liegen, können das Leben<br />

des Menschen manchmal tief beeinflussen.<br />

Eine Operation, die einem Menschen bevorsteht,<br />

kann ihn schon Tage oder Wochen<br />

vorher belasten. Eine Trennung von einem<br />

Menschen, die schon abzusehen ist, kann<br />

uns schon vorher traurig stimmen. Aber<br />

auch umgekehrt: Freudige Ereignisse, die<br />

wir erwarten, gehen uns voraus; sie können<br />

uns im Voraus freudig stimmen, so dass alles,<br />

was wir tun, schon mitbestimmt ist durch<br />

eine frohe Erwartung. Nicht nur, dass die<br />

Vorfreude die schönste Freude ist, sondern<br />

dass sie auch die Gegenwart belebt. Eine<br />

solche Freude kann unsere Beziehungen und<br />

unseren Umgang mit Menschen tief prägen<br />

und verändern. Wo kommt diese Freude in<br />

unserem Leben vor? Oder ist sie uns längst<br />

abhandengekommen?<br />

Auch der Prophet Jesaja kündigt in der Adventszeit<br />

Ereignisse an, die auf unglaubliche<br />

Weise beleben und eine geradezu traumhafte<br />

Umgestaltung in der Gegenwart herbeiführen<br />

(vgl. Jes 35,1-6a.10). So verwandelt sich die<br />

Wüste in einen blühenden Garten, und tote<br />

Landstriche jubeln und jauchzen. Menschen,<br />

deren Knie schlottern, weil sie mutlos geworden<br />

sind, wird Kraft geschenkt, ihren Weg<br />

weiterzugehen, um Neues zu entdecken.<br />

Menschen, die verzagt sind und deshalb<br />

nicht „handeln“ können, werden die erschlafften<br />

Hände gestärkt, sodass sie einen großen<br />

Mut für ihr Leben bekommen, um aktiv in<br />

das Leben einzugreifen. Was sind das für<br />

November 2011<br />

Vom advent Gottes<br />

Von <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />

Ankündigungen, die solche Veränderungen<br />

im Vorfeld hervorrufen: „Seht, hier ist euer<br />

Gott. Er selbst wird kommen und euch erretten“(<br />

Jes 35,4). Vom Advent Gottes ist hier<br />

die Rede. Aber wann kommt er? Warum ist<br />

er nicht längst gekommen? Was bedeuten<br />

solche Verheißungen, die uns Jahr für Jahr<br />

vorhergesagt werden, wenn wir gar nicht erfahren,<br />

dass Gott kommt? Manche Menschen<br />

machen ja sogar die gegenteilige Erfahrung:<br />

Gott rückt immer weiter weg, wird immer<br />

wenig vorstellbar und kaum noch glaubhaft.<br />

Und das deshalb, weil die Menschen Gott<br />

immer weniger ins Leben hereinlassen. Nicht<br />

dass Gott sich verabschiedet, macht mich<br />

nachdenklich, sondern dass der Mensch<br />

von Gott weit weg geht, sodass Gott, der<br />

den Menschen in Freiheit entlassen hat, den<br />

Menschen nicht mehr erreichen kann. Wie<br />

soll Gott bei uns ankommen, wenn wir noch<br />

nicht wirklich angekommen sind?<br />

Es geht also im Advent um Gottes Entgegenkommen.<br />

Er möchte bei uns „ankommen“. Es<br />

geht um das Entgegenkommen Gottes: dass<br />

er eine lebendige, persönliche Beziehung zu<br />

uns Menschen sucht. Hier liegt nun die große<br />

Schwierigkeit für uns: Kann ich mir Gott so<br />

vorstellen, kann ich ihm so glauben? Wo erfahre<br />

ich sein Entgegenkommen? Mit Menschen<br />

habe ich solche Erfahrungen gemacht und<br />

ich weiß, wie wichtig das Entgegenkommen<br />

von Menschen ist. Das Entgegenkommen<br />

Gottes bleibt ein Gedankengebilde, solange<br />

ich damit keine Erfahrungen mache. Nun ist<br />

eines wohl sehr interessant: Das Wort Advent<br />

hängt mit dem Wort Abenteuer zusammen.<br />

Besonders deutlich wird das im Englischen,<br />

wo advent und adventure offensichtlich vom<br />

selben Wortstamm abgeleitet werden. Das,<br />

was auf mich zukommt und bei dem ich etwas<br />

wagen muss, wo ich mit Überraschungen<br />

rechnen muss: beides gehört zusammen. Das<br />

Entgegenkommen Gottes ist also verknüpft<br />

mit etwas, das ich riskieren muss. Nicht<br />

dass wir warten müssten, sondern dass wir<br />

vielmehr in diesen Prozess einbezogen sind.<br />

Ich trau mich, den Weg mit Gott zu gehen, um<br />

ihm auf diesem Weg wirklich zu begegnen.<br />

Nicht, dass ich warte, weil ich nichts wagen<br />

möchte, sondern dass ich mich selbst auf<br />

den Weg mache und so Gott mit meinem<br />

Leben begegne.<br />

Nun habe ich vor einiger Zeit gelesen, wie<br />

Adler das Fliegen lernen. Das Nest, in dem<br />

die Adlerjungen aufwachsen, befindet sich<br />

hoch oben auf einer Felsklippe, über einem<br />

tiefen Abgrund. Wenn die Jungen nun so<br />

weit sind, dass sie „flügge“ werden sollen,<br />

werden sie vom alten Adler aus dem Nest<br />

gejagt. <strong>Die</strong> Jungen piepsen und sträuben sich;<br />

sie können ja noch nicht fliegen. Aber der<br />

alte Adler weiß, was er will, so dass er nicht<br />

locker lässt. Und plötzlich packt er das erste<br />

der Jungen mit seinen Krallen, fliegt über den<br />

Abgrund und lässt es fallen. Das Junge zappelt<br />

und es stürzt, und immer schneller fällt der<br />

hilflose Vogel in den Abgrund. Entsetzt könnte<br />

der Zuschauer und Beobachter sein, weil er<br />

schon in der Ahnung lebt, wie das Junge bald<br />

am Boden aufschlagen und zerschellen wird.<br />

Plötzlich schießt der alte Adler, der ruhig seine<br />

Kreise gezogen hat, steil nach unten, fängt das<br />

Kleine im Fallen auf und trägt es wieder nach<br />

oben, und das Spiel beginnt von neuem, und<br />

langsam lernt der junge Adler seine Flügel zu<br />

gebrauchen; ganz langsam, aber dann kann<br />

er selber fliegen.<br />

Kann ich mir das Entgegenkommen Gottes<br />

so vorstellen, dass er uns nicht in die Bodenlosigkeit<br />

fallen lässt? Dass Gott uns auffängt,<br />

wenn wir das Risiko des Vertrauens wagen?<br />

Beginnt mein Anteil damit, dass ich für mich<br />

ein Risiko eingehe in einem „Element“, das<br />

mir noch fremd ist, indem ich alles andere als<br />

souverän bin? Ich meine damit das Element<br />

des Vertrauens, des Glaubens an einen Gott,<br />

auf dessen Entgegenkommen ich mich verlasse,<br />

gleichsam im freien Fall wie anfänglich<br />

der junge Adler. Ist es so, dass ich erst im<br />

Vertrauen auf ihn sein Entgegenkommen<br />

erfahren werde?<br />

Adventliche Menschen haben mit Gott im<br />

Vertrauen eine Erfahrung gemacht, damit<br />

sie nun auch den Menschen vertrauen.<br />

Wie wir es mit Gott wagen, um dann zu<br />

wissen, dass wir gehalten sind, müssen wir<br />

es auch mit dem Menschen wagen, um im<br />

Vertrauen zum andern wachsen und reifen<br />

zu können. Wer nur auf das setzt, was er<br />

beweisen und anfassen kann, wird wieder<br />

einmal zu kurz greifen und nichts von dem<br />

verstehen, was Advent im Leben eines Menschen<br />

bedeutet.<br />

<strong>Die</strong> Berufung zum Priesteramt durch den Herrn ist nicht Ergebnis besonderer Verdienste, sondern ein Geschenk,<br />

das angenommen werden will. Man muss ihm nicht mit eigenen Projekten entsprechen, sondern indem man dem Weg<br />

Gottes folgt, großzügig und selbstlos, denn er verfügt über uns nach seinem Willen, auch wenn dies nicht unseren eigenen<br />

Wünschen nach Selbstverwirklichung entspricht.<br />

3


<strong>Die</strong> Sendung der Kirche kommt ja vom<br />

Geheimnis des Dreieinigen Gottes her,<br />

dem Geheimnis seiner schöpferischen<br />

Liebe. <strong>Die</strong> Liebe ist nicht nur irgendwie<br />

in Gott, er selbst ist vom Wesen her die<br />

Liebe. Und die göttliche Liebe will nicht für<br />

sich sein, sie will sich verströmen. Sie ist<br />

in der Menschwerdung und Hingabe des<br />

Sohnes Gottes in besonderer Weise auf die<br />

Menschen zugekommen. Er ist aus dem<br />

Rahmen seines Gottseins herausgetreten,<br />

hat Fleisch angenommen und ist Mensch<br />

geworden; und zwar nicht nur, um die Welt<br />

in ihrer Weltlichkeit zu bestätigen und ihr<br />

Gefährte zu sein, der sie ganz so lässt, wie<br />

sie ist. Zum Christusgeschehen gehört das<br />

Unfassbare, dass es – wie die Kirchenväter<br />

sagen – ein sacrum commercium, einen<br />

Tausch zwischen Gott und den Menschen<br />

gibt, in dem beide – wenn auch auf ganz<br />

verschiedene Weise – Gebende und Nehmende,<br />

Schenkende und Empfangende<br />

sind. Der christliche Glaube weiß, dass<br />

Gott den Menschen in eine Freiheit gesetzt<br />

hat, in der er wirklich Partner sein und mit<br />

Gott in Tausch treten kann. Zugleich ist<br />

dem Menschen klar, dass dieser Tausch<br />

nur dank der Großmut Gottes möglich ist,<br />

der die Armut des Bettlers als Reichtum<br />

annimmt, um das göttliche Geschenk erträglich<br />

zu machen, dem der Mensch nichts<br />

Gleichwertiges zu bieten vermag.<br />

<strong>Die</strong> Kirche verdankt sich ganz diesem<br />

ungleichen Tausch. Sie hat nichts an Eigenem<br />

gegenüber dem, der sie gestiftet<br />

hat. Sie findet ihren Sinn ausschließlich<br />

darin, Werkzeug der Erlösung zu sein, die<br />

Welt mit dem Wort Gottes zu durchdringen<br />

und die Welt in die Einheit der Liebe mit<br />

Gott zu verwandeln. <strong>Die</strong> Kirche taucht<br />

ganz ein in die Hinwendung des Erlösers<br />

zu den Menschen. Sie selbst ist immer in<br />

Bewegung, sie muss sich fortwährend in<br />

den <strong>Die</strong>nst der Sendung stellen, die sie vom<br />

Herrn empfangen hat. <strong>Die</strong> Kirche muss sich<br />

immer wieder neu den Sorgen der Welt<br />

öffnen und sich ihnen ausliefern, um den<br />

heiligen Tausch, der mit der Menschwerdung<br />

begonnen hat, weiterzuführen und<br />

gegenwärtig zu machen<br />

In der geschichtlichen Ausformung der Kirche<br />

zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige<br />

Tendenz, dass nämlich die Kirche sich in<br />

dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam ist<br />

und sich den Maßstäben der Welt angleicht.<br />

Sie gibt nicht selten Organisation und Institutionalisierung<br />

größeres Gewicht als<br />

ihrer Berufung zur Offenheit auf Gott und<br />

der Welt auf den anderen hin.<br />

ansprache von Papst<br />

benedikt XVI. vor engagierten<br />

Katholiken<br />

im Konzerthaus in freiburg<br />

am 25. September<br />

Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen,<br />

muss die Kirche immer wieder die<br />

Anstrengung unternehmen, sich von der<br />

Weltlichkeit der Welt zu lösen. Sie folgt<br />

damit den Worten Jesu nach: „Sie sind nicht<br />

von der Welt, wie auch ich nicht von der<br />

Welt bin“ (Joh 17,16). <strong>Die</strong> Geschichte kommt<br />

der Kirche in gewisser Weise durch die<br />

verschiedenen Epochen der Säkularisierung<br />

zu Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren<br />

Reform wesentlich beigetragen haben.<br />

<strong>Die</strong> Säkularisierungen – sei es die Enteignung<br />

von Kirchengütern, sei es die<br />

<strong>St</strong>reichung von Privilegien oder ähnliches<br />

– bedeuteten nämlich jedes Mal eine tiefgreifende<br />

Entweltlichung der Kirche, die<br />

sich ja dabei gleichsam ihres weltlichen<br />

Reichtums entblößt und wieder ganz ihre<br />

weltliche Armut annimmt. Damit teilte<br />

sie das Schicksal des <strong>St</strong>ammes Levi, der<br />

nach dem Bericht des Alten Testamentes<br />

als einziger <strong>St</strong>amm in Israel kein eigenes<br />

Erbland besaß, sondern allein Gott selbst,<br />

sein Wort und seine Zeichen als seinen<br />

Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie<br />

in jenen geschichtlichen Momenten den<br />

Anspruch einer Armut, die sich zur Welt<br />

geöffnet hat, um sich von ihren materiellen<br />

Bindungen zu lösen, und so wurde<br />

auch ihr missionarisches Handeln wieder<br />

glaubhaft.<br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Beispiele zeigen: Das<br />

missionarische Zeugnis der entweltlichten<br />

Kirche tritt klarer zutage. <strong>Die</strong> von materiellen<br />

und politischen Lasten befreite<br />

Kirche kann sich besser und auf wahrhaft<br />

christliche Weise der ganzen Welt zuwenden,<br />

wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre<br />

Berufung zum <strong>Die</strong>nst der Anbetung Gottes<br />

und zum <strong>Die</strong>nst des Nächsten wieder<br />

unbefangener leben. <strong>Die</strong> missionarische<br />

Pflicht, die über der christlichen Anbetung<br />

liegt und die ihre <strong>St</strong>ruktur bestimmen sollte,<br />

wird deutlicher sichtbar. Sie öffnet sich<br />

der Welt, nicht um die Menschen für eine<br />

Institution mit eigenen Machtansprüchen<br />

zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst<br />

zu führen, indem sie zu dem führt, von dem<br />

jeder Mensch mit Augustinus sagen kann:<br />

Er ist mir innerlicher als ich mir selbst (vgl.<br />

Conf. 3, 6, 11). Er, der unendlich über mir<br />

ist, ist doch so in mir, dass er meine wahre<br />

Innerlichkeit ist. Durch diese Art der Öffnung<br />

der Kirche zur Welt wird damit auch<br />

vorgezeichnet, in welcher Form sich die<br />

Weltoffenheit des einzelnen Christen wirksam<br />

und angemessen vollziehen kann.<br />

Es geht hier nicht darum, eine neue Taktik<br />

zu finden, um der Kirche wieder Geltung<br />

zu verschaffen. Vielmehr gilt es, jede bloße<br />

Taktik abzulegen und nach der totalen<br />

Redlichkeit zu suchen, die nichts von der<br />

Wahrheit unseres Heute ausklammert oder<br />

verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben<br />

vollzieht, eben dadurch dass sie ihn<br />

ganz in der Nüchternheit des Heute lebt,<br />

ihn ganz zu sich selbst bringt, indem sie<br />

das von ihm abstreift, was nur scheinbar<br />

Glaube, in Wahrheit aber Konvention und<br />

Gewohnheiten sind.<br />

Sagen wir es noch einmal anders: Der christliche<br />

Glaube ist für den Menschen allezeit,<br />

nicht erst in unserer Zeit, ein Skandal. Dass<br />

der ewige Gott sich um uns Menschen kümmern,<br />

uns kennen soll, dass der Unfassbare<br />

zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten<br />

Ort fassbar geworden sein soll, dass der<br />

Unsterbliche am Kreuz gelitten haben und<br />

gestorben sein soll, dass uns <strong>St</strong>erblichen<br />

Auferweckung und Ewiges Leben verheißen<br />

ist – das zu glauben ist für die Menschen<br />

allemal eine Zumutung. <strong>Die</strong>ser Skandal,<br />

der unaufhebbar ist, wenn man nicht das<br />

Christentum selbst aufheben will, ist leider<br />

gerade in jüngster Zeit überdeckt worden<br />

von den anderen schmerzlichen Skandalen<br />

der Verkünder des Glaubens. (…)<br />

Umso mehr ist es wieder an der Zeit, die<br />

wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit<br />

der Kirche beherzt abzulegen. Das<br />

heißt nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen.<br />

Eine vom Weltlichen entlastete Kirche<br />

vermag gerade auch im sozial-karitativen<br />

Bereich den Menschen, den Leidenden wie<br />

ihren Helfern, die besondere Lebenskraft<br />

des christlichen Glaubens zu vermitteln.<br />

„Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht<br />

eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch<br />

4 Nr. <strong>167</strong><br />

anderen überlassen könnte, sondern er gehört<br />

zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer<br />

Wesensausdruck ihrer selbst” (Enzyklika<br />

Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich<br />

auch die karitativen Werke der Kirche immer<br />

neu dem Anspruch einer angemessenen<br />

Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht<br />

angesichts der zunehmenden Entkirchlichung<br />

ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die<br />

Nicht nur die Bauern sollen kommen, um<br />

für die Ernte des Jahres Gott Dank zu sagen.<br />

Gilt das nicht auch für die Industrie oder<br />

den Tourismus? Am 2. Oktober haben wir<br />

in unserer <strong>Pfarre</strong> das Erntedankfest gefeiert.<br />

Unter der Anleitung von Michael Wägner<br />

wurde eine wunderschöne Erntekrone gestaltet,<br />

die Edlbacher Bauern waren mit den<br />

Erntegaben gekommen. Getragen wurde<br />

die Erntekrone wieder von der Landjugend.<br />

In seiner Ansprache vor dem „Zentralkomitee<br />

der deutschen Katholiken“ hatte Papst<br />

Benedikt XVI. festgestellt: „<strong>Die</strong> eigentliche<br />

Krise der Kirche in der westlichen Welt<br />

ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir<br />

nicht zu einer wirklichen Erneuerung des<br />

Glaubens finden, werden alle strukturellen<br />

Reformen wirkungslos bleiben.“ Ich möchte<br />

sogar noch konkreter festhalten und sagen,<br />

dass es sich um eine christologische Krise<br />

handelt. Überall begegnen wir heute einem<br />

selbstgemachten Glauben, von dem der<br />

Papst gesagt hat, dass er nichts wert ist.<br />

Was ist die Eucharistiefeier noch, wenn<br />

nur die menschlichen Dimensionen Jesu<br />

in den Vordergrund gekehrt werden? Und<br />

wozu braucht es für all das noch einen<br />

Priester? Nicht alle haben es in unserer<br />

<strong>Pfarre</strong> geschafft. Und doch waren es viele,<br />

die die Gebetsinitiative „33 Schritte mit<br />

November 2011<br />

tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine<br />

vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen,<br />

so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die<br />

Gottesbeziehung verkümmert.<br />

Offensein für die Anliegen der Welt heißt<br />

demnach für die entweltlichte Kirche, die<br />

Herrschaft der Liebe Gottes nach dem Evangelium<br />

durch Wort und Tat hier und heute zu<br />

erntedanksonntag<br />

Geistliche<br />

erneuerung<br />

in der <strong>Pfarre</strong><br />

Maria zu Jesus“, die am 5. November im<br />

vergangenen Jahr begonnen und mit der<br />

Marienweihe und der Erneuerung des<br />

Taufversprechens am 8. Dezember beschlossen<br />

wurde, dankbar angenommen<br />

haben. Viele haben mir begeistert von<br />

den Texten erzählt und von der Zeit, die<br />

sie genützt haben, um spirituell im Leben<br />

vorwärts zu kommen. Damit diese 33-tägige<br />

geistliche Erneuerung keine „Eintagsfliege“<br />

bleibt, sondern eine große Wirkung für<br />

die Gläubigen entfaltet, braucht es auch<br />

bezeugen, und dieser Auftrag weist zudem<br />

über die gegenwärtige Welt hinaus; denn das<br />

gegenwärtige Leben schließt die Verbundenheit<br />

mit dem Ewigen Leben ein. Leben wir<br />

als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche<br />

die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der<br />

Welt das Einfachste und Schwerste zugleich<br />

ist, weil es nicht mehr und nicht weniger<br />

verlangt, als sich selbst zu verschenken.<br />

<strong>Die</strong> Trachtengruppen verschönerten den<br />

Festzug und die Festmesse, die von der<br />

Musikkapelle der <strong>Pfarre</strong> musikalisch gestaltet<br />

wurde. Nach der Festmesse tanzte<br />

der Trachtenverein. Allen, die zu diesem<br />

schönen Fest beigetragen haben, sagen wir<br />

ein herzliches Vergelt’s Gott! Im Anschluss<br />

an die Pfarrmesse wurde dann um 10.00 Uhr<br />

mit den Kindergartenkindern die Hl. Messe<br />

gefeiert und eine Agape gehalten.<br />

in Zukunft die Empfehlungen, die ich als<br />

<strong>Pfarre</strong>r und Seelsorger für diese Adventszeit<br />

geben möchte: Von großer Bedeutung ist<br />

das Gebet, aber auch die Eucharistiefeier an<br />

jedem Sonntag, besser auch an manchem<br />

Werktag, aber am besten täglich. Unersetzlich<br />

ist auch der regelmäßige Empfang des<br />

Bußsakramentes. Ich halte viel davon, wenn<br />

der Christ jeden Tag auch geistliche Lesung<br />

hält, um spirituell aufzurüsten. Ich nehme<br />

ein geistliches Buch zur Hand, um täglich<br />

einige Seiten darin zu lesen. Ganz sicher<br />

wird die Erneuerung des Taufversprechens,<br />

wenn es echt ist, immer auch bewirken,<br />

dass wir uns dem andern zuwenden und<br />

zur Hilfe bereit sind. Was dabei in <strong>Windischgarsten</strong><br />

herauskommen soll, ist die<br />

Entstehung einer missionarischen Kirche,<br />

wo jeder seinen Platz findet und bereit ist,<br />

seelsorgliche Aufgaben zu erfüllen.<br />

Was bischof DDr. Klaus Küng sehr klar sagt<br />

Angesichts der Säkularisierung der Gesellschaft ist es notwendig, den Glauben neu zu buchstabieren. Lau zu sein geht nicht mehr,<br />

sonst wird man von Allgemeintrends mitgerissen. <strong>Die</strong> große Gefahr, die es zuletzt gab und die nicht überwunden ist, das ist die<br />

Klerikalisierung der Laien und die Säkularisierung bzw. Laisierung der Priester! Was die Gretchenfrage ist! Wir sind genötigt, genau<br />

hinzuschauen, jeder muss seine Aufgabe an seinem Platz und seiner Berufung gemäß wahrnehmen. Nur das führt zur Erneuerung<br />

und Aufwärtsbewegung der Kirche, zu neuer Anziehungskraft des Christentums.<br />

5


Es war grau und nass in Assisi, damals vor<br />

25 Jahren, als Papst Johannes Paul II. das<br />

erste Mal zu einem Friedenstreffen nach<br />

Assisi lud. Ein historisches Treffen, das viel<br />

Aufmerksamkeit erregte, das in die Zeit des<br />

Kalten Krieges fiel. Johannes Paul II. glaubte<br />

zutiefst an den gemeinsamen Einsatz der<br />

Menschen des Glaubens für einen echten<br />

Frieden. Der Papst wollte eine Ära des Friedens<br />

aufbauen, errichtet auf – wie er sagte<br />

– den Säulen der Wahrheit, der Gerechtigkeit,<br />

der Liebe und der Freiheit. Beim zweiten<br />

Weltfriedenstreffen der Religionen im Jänner<br />

2002, das unter dem Eindruck der Terroranschläge<br />

in New York vom September 2001<br />

stand, hören wir die Worte des Papstes: „Nie<br />

wieder Gewalt, nie wieder Krieg, nie wieder<br />

Terrorismus“ – wahrlich ein Friedensappell<br />

von Papst Johannes Paul II.<br />

Auch dieses Mal reiste der Papst mit einem<br />

Sonderzug vom Bahnhof der Vatikanstadt<br />

nach Umbrien. An Bord des italienischen<br />

Schnellzugs vom Typ „Frecciargento“, übersetzt<br />

Silberpfeil, verließen das katholische<br />

Oberhaupt und die übrigen Teilnehmer um<br />

8.00 Uhr den Vatikan. Mit dem Papst reisten<br />

300 Delegierte aus 31 christlichen Konfessionen<br />

und von zwölf Weltreligionen. <strong>Die</strong>smal<br />

nahmen erstmals auch Nichtgläubige teil. Es<br />

gab kein gemeinsames Gebet, sondern eine<br />

Zeit der <strong>St</strong>ille und persönlicher Meditation.<br />

Der erste Weg der Pilgerreise für den Frieden<br />

führte die Delegationen in die Kirche Santa<br />

Maria degli Angeli in der Unterstadt von<br />

Assisi, dort, wo vor 800 Jahren der Franziskanerorden<br />

um eine kleine Kirche herum<br />

entstand. Zu Beginn des Programms gab es<br />

eine gemeinsame Rückschau auf das erste<br />

Friedenstreffen am 27. Oktober 1986 und<br />

kurze Ansprachen mehrerer Religionsführer.<br />

„Wir wollen Zeugnis ablegen für die Kraft der<br />

Religionen, ihren Beitrag für den Frieden zu<br />

leisten.“ So begann Kardinal Peter Turkson<br />

den Reigen der Wortmeldungen. Und er<br />

gab den Ton vor, dem die übrigen Sprecher<br />

folgten. Bartholomaios I., ökumenischer Patriarch<br />

von Konstantinopel, sprach vom Keim<br />

der Verwandlung, den jede Religion in sich<br />

trage. Olav Fykse Tvbeit – Generalsekretär<br />

des Weltkirchenrates – richtete seinen Blick<br />

auf die nachfolgenden Generationen: Arbeitslosigkeit<br />

und Perspektivlosigkeit seien<br />

Gefahren für den Frieden, man dürfe mit der<br />

Zukunft der Jugend nicht spielen.<br />

Nun hat durch die Einladung an Nicht-<br />

Glaubende Papst Benedikt XVI. dem Friedenstreffen<br />

von Assisi eine eigene Prägung<br />

gegeben. Neben zahlreichen Religionsver-<br />

friedenstreffen in<br />

assisi im Geist der<br />

Suche nach der<br />

Wahrheit<br />

Pilger des friedens<br />

am 27. Oktober 2011<br />

tretern, die in Assisi sprachen, äußerte sich<br />

als Vertreterin dieser Gruppe die in Paris<br />

lebende Philosophin, Psychoanalytikerin<br />

und Literaturwissenschaftlerin Julia Kristeva,<br />

eine gebürtige Bulgarin. Sie sagte: „Wir werden<br />

uns nicht alle umarmen und sagen, wir<br />

sind Brüder und Schwestern und alle einer<br />

Meinung – es lebe der Frieden. Aber wir<br />

werden Besonderheiten aufzeigen und wir<br />

werden sagen: Wir versuchen, eine Brücke<br />

zu finden.“<br />

Papst Benedikt eröffnete diesen Donnerstag<br />

mit seiner Ansprache in der Basilika S.<br />

Maria degli Angeli in Assisi das Treffen für<br />

Frieden und Gerechtigkeit in der Welt mit<br />

dem Thema: „Pilger der Wahrheit, Pilger des<br />

Friedens“. Er betonte in seiner Ansprache die<br />

Notwendigkeit der Hinordnung des Menschen<br />

auf Gott, um Frieden und Gerechtigkeit<br />

zu erlangen. „Wie steht es um die Sache des<br />

Friedens heute?“ fragte er, 25 Jahre nachdem<br />

der sel. Johannes Paul II. zum ersten<br />

Mal alle Vertreter der Religionen der Welt in<br />

Assisi versammelt hatte. „Damals kam die<br />

große Bedrohung des Friedens in der Welt<br />

von der Teilung der Erde in zwei einander<br />

entgegengesetzte Blöcke“, erklärte er. Symbol<br />

war die Berliner Mauer, die drei Jahre später<br />

1989 ohne Blutvergießen gefallen war. „Der<br />

Wille zur Freiheit war schließlich stärker als<br />

die Furcht vor der Gewalt, die keine geistige<br />

Deckung mehr hatte.“ Es sei also ein „Sieg<br />

der Freiheit“ gewesen und „vor allem auch<br />

ein Sieg des Friedens“.<br />

Seitdem „aber hat sich die Welt der Freiheit<br />

weithin als orientierungslos erwiesen, und<br />

sie wird von nicht wenigen auch als Freiheit<br />

zur Gewalt missverstanden. Der Unfriede<br />

hat neue und erschreckende Gesichter, und<br />

das Ringen um den Frieden muss uns alle<br />

auf neue Weise bedrängen.“ Benedikt XVI.<br />

erklärte, dass es neue Formen der Gewalt<br />

gebe, „die in ihrer Motivation konträr gegeneinanderstehen<br />

und im Einzelnen wieder<br />

viele Varianten aufweisen“. <strong>Die</strong> erste sei<br />

der Terrorismus, „in dem anstelle des großen<br />

Krieges gezielte Anschläge den Gegner an<br />

wichtigen Punkten zerstörend treffen sollen,<br />

wobei keinerlei Rücksicht auf unschuldige<br />

Menschenleben genommen wird, die dabei<br />

auf grausame Weise getötet oder verletzt<br />

werden“. „Wir wissen, dass der Terrorismus<br />

häufig religiös motiviert wird und dass gerade<br />

der religiöse Charakter der Anschläge als<br />

Rechtfertigung der rücksichtslosen Grausamkeit<br />

dient, die die Regeln des Rechts um des<br />

angezielten „Gutes“ willen beiseiteschieben<br />

zu dürfen glaubt. Religion dient da nicht<br />

dem Frieden, sondern der Rechtfertigung<br />

für Gewalt“. Er fügte hinzu: „Es ist die Aufgabe<br />

aller, die für den christlichen Glauben<br />

Verantwortung tragen, auch die Religion der<br />

Christen immer wieder von ihrer inneren<br />

Mitte her zu reinigen, damit sie gegen die<br />

Fehlbarkeit des Menschen wirklich Instrument<br />

von Gottes Frieden in der Welt ist.“ <strong>Die</strong><br />

zweite Form einer vielgesichtigen Gewalt<br />

sei „gerade umgekehrt begründet: Folge<br />

der Abwesenheit Gottes, seiner Leugnung<br />

und des Verlusts an Menschlichkeit, der<br />

damit Hand in Hand geht. <strong>Die</strong> Feinde der<br />

Religion sehen, wie wir gesagt hatten, in der<br />

Religion eine Hauptquelle der Gewalt in der<br />

Menschheitsgeschichte und fordern damit<br />

das Verschwinden der Religion.“ „Aber das<br />

Nein zu Gott hat Grausamkeiten und eine<br />

Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht,<br />

die erst möglich wurde, weil der Mensch<br />

keinen Maßstab und keinen Richter mehr<br />

über sich kennt, sondern nur noch sich selbst<br />

zum Maßstab nimmt“. „<strong>Die</strong> Abwesenheit<br />

Gottes führt zum Verfall des Menschen und<br />

der Menschlichkeit.“<br />

Zu diesen zwei Formen der Gewalt geselle<br />

sich noch eine andere Grundorientierung:<br />

„Menschen, denen zwar das Geschenk des<br />

Glaubenkönnens nicht gegeben ist, die<br />

aber Ausschau halten nach der Wahrheit,<br />

die auf der Suche sind nach Gott. Solche<br />

Menschen behaupten nicht einfach: ‚Es<br />

ist kein Gott‘“. <strong>Die</strong> Menschen litten unter<br />

der Abwesenheit Gottes und seien, indem<br />

sie das Wahre und Gute suchten, auf dem<br />

Weg zu ihm. Darum seien sie „Pilger der<br />

Wahrheit, Pilger des Friedens“. Sie sollten<br />

„den kämpferischen Atheisten ihre falsche<br />

Gewissheit nehmen, mit der sie vorgeben<br />

zu wissen, dass kein Gott ist, und sie<br />

dazu aufrufen, statt Kämpfer Suchende zu<br />

werden, die die Hoffnung nicht aufgeben,<br />

dass es die Wahrheit gibt und dass wir auf<br />

sie hin leben können und müssen.“ <strong>Die</strong>se<br />

dritte Gruppe von Menschen „suchen nach<br />

der Wahrheit, nach dem wirklichen Gott,<br />

dessen Bild in den Religionen, wie sie nicht<br />

selten gelebt werden, vielfach überdeckt<br />

ist.“ „Deshalb habe ich bewusst Vertreter<br />

dieser dritten Gruppe zu unserem Treffen<br />

nach Assisi eingeladen, das nicht einfach<br />

Vertreter religiöser Institutionen versammelt.“<br />

Bei diesem Treffen seien also die<br />

Geladenen „unterwegs zur Wahrheit, um<br />

den entschiedenen Einsatz für die Würde<br />

des Menschen und um das gemeinsame<br />

Einstehen für den Frieden gegen jede Art<br />

von rechtszerstörender Gewalt“. Zum Abschluss<br />

versicherte der Heilige Vater, „dass<br />

die katholische Kirche nicht nachlassen<br />

wird im Kampf gegen die Gewalt, in ihrem<br />

Einsatz für den Frieden in der Welt.“<br />

Nach einer vegetarischen Mahlzeit, bestehend<br />

aus Reis mit Gemüse sowie Obst,<br />

dessen Einfachheit nach Angaben der Organisatoren<br />

die „Teilnahme am Leid der<br />

vielen Männer und Frauen, die keinen<br />

Frieden kennen“, symbolisieren sollte, zogen<br />

die Teilnehmer in einer Prozession in<br />

die historische Altstadt von Assisi, um vor<br />

der Kirche San Francesco ihre Verpflichtung<br />

zum Frieden zu erneuern.<br />

<strong>Die</strong> abschließenden, kurzen Ansprachen<br />

der einzelnen Religionsvertreter wurden<br />

von Kardinal Jean-Louis Tauran, dem Präsidenten<br />

des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen<br />

Dialog, mit den Worten eröffnet:<br />

„Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid<br />

allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!<br />

Soweit es euch möglich ist, haltet mit<br />

allen Menschen Frieden! Im Schweigen,<br />

das Gebet geworden ist, mit dem Fasten,<br />

Ausdruck unseres Bestrebens nach Läuterung<br />

und Nähe mit den Leidenden, und<br />

Jungscharstart<br />

in den Pilgerreise, die uns als Wanderer<br />

auf dem Weg zur Wahrheit zeigt, sind wir<br />

zum letzten Teil unserer Zelebration gelangt.<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung auf Frieden ist durch<br />

das persönliche Gebet und die Anhörung<br />

der Zeugnisse wieder belebt worden. In<br />

wenigen Augenblicken werden wir unsere<br />

gemeinsame Verpflichtung erneuern, auf<br />

dass wir uns nie mit Krieg und Trennung<br />

abfinden mögen. Wir wissen nach unserer<br />

heutigen erneut gelebten Erfahrung, dass<br />

mit Gottes Hilfe der Glaube jeden Zweifel<br />

besiegen kann, das Vertrauen die Angst<br />

überwinden lässt, die Hoffnung Oberhand<br />

über die Furcht gewinnen kann. Friede und<br />

Segen für alle!“<br />

Zum Abschluss des Friedenstreffens in<br />

Assisi hat Papst Benedikt nochmals auf<br />

die Bedeutung der spirituellen Dimension<br />

des Menschen bei den Bemühungen um<br />

Frieden und Gerechtigkeit hingewiesen.<br />

Er hat nochmals daran erinnert, dass der<br />

Friede zuerst eine Geisteshaltung ist. Er<br />

blickte zurück und meinte: „Dank dieser<br />

Pilgerreise hatten wir Gelegenheit zum<br />

brüderlichen Dialog, zur Vertiefung unserer<br />

Freundschaft und zur Eintracht im Schweigen<br />

und im Gebet.“ Nach einem Moment<br />

der <strong>St</strong>ille wurden Lichter entzündet, dann<br />

tauschten die Delegierten den Friedensgruß<br />

aus. Wenn nun dieses Friedenstreffen in<br />

Assisi wieder zu Ende ist, dann bin ich<br />

persönlich überzeugt, dass es ein wichtiges<br />

Signal der Gemeinsamkeit war, das die Welt<br />

von heute braucht.<br />

Mit Schwung ging es am 17. September beim Jungscharstart in die Zukunft. Viele Kinder waren unserer Einladung gefolgt, die<br />

Jungscharführer waren motiviert, sodass dem <strong>St</strong>art in das neue Jungscharjahr nichts mehr im Wege stand. Im Oktober wurden<br />

die wöchentlichen Gruppenstunden gestartet. Jetzt kommt es darauf an, dass die Jungscharführer gute Ideen entwickeln und die<br />

Ministranten und Jungscharkinder zahlreich kommen. Auf die regelmäßigen Familienmessen möchten wir ebenso auch im kommenden<br />

Jahr (5. Februar, 25. März, 6. Mai, 24. Juni, 21. Oktober, 24. Dezember 2012) aufmerksam machen.<br />

6 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

7


Da ich sehr gerne in meiner gewohnten Umgebung<br />

bin, war ich etwas aufgeregt, als die<br />

Reise vor der Tür stand. Doch die Erzählungen<br />

unseres Sohnes und unserer Freunde<br />

gaben mir den Mut, mich für diese Wallfahrt<br />

anzumelden. <strong>Die</strong> Fahrt mit dem Zug begann<br />

sehr lustig, bis zum Schluss war es im Zug<br />

für den einen oder anderen aber auch etwas<br />

anstrengend. Nach der Ankunft in Assisi bei<br />

schönem Wetter bezogen wir unser Quartier.<br />

Zum Einstieg beteten wir einen Rosenkranz<br />

und machten uns danach auf den Weg zur<br />

Basilika Santa Maria degli Angeli, wo sich die<br />

Portiunkulakapelle und die <strong>St</strong>erbekapelle des<br />

Hl. Franziskus befinden. Vor dieser Kirche<br />

wurde mir das erste Mal bewusst, welches<br />

Wissen unser Hr. <strong>Pfarre</strong>r hat und mit welcher<br />

Begeisterung er das, was er weiß, uns, den<br />

Jugendlichen und allen Pilgern nahebringt.<br />

Auch die Gemeinschaft der Gruppe haben<br />

wir hier ganz anders empfunden, denn im<br />

Alltag sind wir Kollegen im Altenheim, aber<br />

in diesen Tagen stand der Glaube im Vordergrund,<br />

der uns eint. Für das leibliche Wohl<br />

war natürlich auch gesorgt. Unser Hr. <strong>Pfarre</strong>r<br />

besitzt wirklich gute Kontakte in Assisi, es<br />

fehlte uns wirklich nichts!<br />

Am zweiten Tag ging es ins Rietital. <strong>Die</strong> Ziele<br />

Spoleto (Reliquienmonstranz mit einem Brief<br />

des hl. Franziskus an Bruder Leo), Greccio<br />

(Einsiedelei/Kloster – Franziskus feierte Weihnachten)<br />

und Fontecolombo (hier schrieb<br />

Franziskus in einer Höhle die zweite Regel<br />

nieder). Am Montag waren wir zu Fuß in<br />

Assisi unterwegs. Vor der Franziskuskirche<br />

trafen wir viele junge Ordensbrüder aus aller<br />

Welt, die in Assisi ihr <strong>St</strong>udium absolvieren.<br />

<strong>Die</strong> meisten gingen wie Franziskus barfuß<br />

in Sandalen. <strong>Die</strong>ser Anblick löste bei mir<br />

Bewunderung aus – im Oktober ohne So-<br />

ausbildung für <strong>St</strong>raßenkinder, Schutz<br />

des Lebensraumes von ureinwohner,<br />

eigenes Land für bauernfamilien, <strong>St</strong>ärkung<br />

der Menschenrechte: <strong>St</strong>ernsingen<br />

machts möglich: In 500 Hilfsprojekten in<br />

afrika, Lateinamerika und asien wenden<br />

eine Million Menschen ihr Leben<br />

zum besseren – Dank Ihrer Spende.<br />

Der südostasiatische Inselstaat Philippinen<br />

ist eines von 20 Ländern, in denen<br />

<strong>St</strong>ernsinger-Spenden zum Einsatz kommen.<br />

<strong>Die</strong> Armut, die das Leben der Menschen<br />

bedroht, hat viele Gesichter: Fangflotten<br />

vernichten den Fischbestand. Viele Familien<br />

müssen hungern, das Essen ist knapp<br />

und einseitig. Es mangelt an medizinischer<br />

Versorgung, weshalb Krankheiten<br />

wie Durchfall und Amöbenruhr zum Tod<br />

Das erste Mal in assisi<br />

die persönlichen eindrücke<br />

einer Pilgerin!<br />

cken, für mich unvorstellbar. In der Kirche<br />

hatten wir eine Führung, wo mir am Altar<br />

(oberhalb des Grabes des Hl. Franziskus) die<br />

Inhalte – „Nicht das Grab ist das Wichtigste,<br />

sondern der Altar mit dem Blick nach oben zu<br />

Jesus“ und: „<strong>Die</strong> Heiligen sind Vorbilder und<br />

verehren wir, aber wir beten sie nicht an“, am<br />

meisten zum Nachdenken anregten. Danach<br />

besuchten wir noch die Kirche der Hl. Klara<br />

und San Damiano (Entstehung des Sonnengesanges).<br />

Jeden Tag feierten wir an besonderen<br />

Orten die hl. Messe und beteten, auch einmal<br />

bei Sonnenschein in einem Olivenhain einen<br />

Rosenkranz. In dieser Zeit konnte ich ruhig<br />

werden, in mich gehen und den Glauben in<br />

der Gemeinschaft annehmen.<br />

<strong>St</strong>ernsingen<br />

Wir setzen Zeichen<br />

führen. Gesundheit und Schulbildung bleiben<br />

für viele Menschen ein Luxus. In der<br />

Hoffnung auf ein besseres Leben flüchten<br />

viele in die Slums der Großstädte. Dort<br />

herrscht unglaubliche Gewalt: Raubüberfälle,<br />

Vergewaltigungen und Kinderhandel<br />

für die Prostitution sind trauriger Alltag.<br />

Unterstützt mit <strong>St</strong>ernsinger-Spenden aus<br />

Österreich wird der Armut auf dem Land<br />

und in den Slums der Hauptstadt Manila<br />

auf vielen Ebenen der Kampf angesagt: z. B.<br />

durch Schutz des Meeres vor Überfischung<br />

und Verschmutzung und Aufforstung der<br />

Am letzten Tag angekommen, machten wir<br />

uns in <strong>St</strong>ille auf den Weg zu den Carceri<br />

(kleines Kloster in einer Waldeinsamkeit).<br />

Es war gewöhnungsbedürftig, 45 min.<br />

nicht zu sprechen, aber ich merkte, dass<br />

es mir gut tat, über mich selber einmal<br />

nachzudenken. Auf diesem Weg nahm<br />

ich mir vor, auch im schnelllebigen Alltag<br />

auf solche gezielten Ruhephasen zu achten.<br />

Vor dem Mittagessen besichtigten wir<br />

noch die Geburtskirche, den Dom und die<br />

Taufkirche. Gestärkt ging es zurück zum<br />

Quartier, wo wir, wie begonnen, auch<br />

wieder mit einem Rosenkranz die Wallfahrt<br />

beendeten und die Rückreise antraten.<br />

Zu Hause wieder gut angekommen, kann<br />

ich jedem empfehlen, an solchen Fahrten<br />

teilzunehmen. Es ist eine Bereicherung und<br />

<strong>St</strong>ärkung für das eigene Leben und den<br />

persönlichen Glauben. Danke Hr. <strong>Pfarre</strong>r<br />

für diese Möglichkeit.<br />

Margret Aigner<br />

schützenden Mangrovenwälder an der<br />

Küste. Oder durch Beratung von Frauen<br />

und Schutz der Kinder vor Missbrauch<br />

und Ausbeutung in den Slums von Manila.<br />

Armut und Ausbeutung sind für viele Menschen<br />

leider immer noch bittere Realität:<br />

Jeder Euro in einer <strong>St</strong>ernsingerkasse ist ein<br />

konkreter Beitrag, dies zu ändern.<br />

<strong>Die</strong> <strong>St</strong>ernsingeraktion ist eine Aktion der<br />

katholischen Jungschar. Da unsere <strong>Pfarre</strong><br />

so groß ist, können die Kinder alleine nicht<br />

alle Gebiete abdecken und werden daher<br />

von Jugend- und Erwachsenengruppen<br />

unterstützt. Wir sind aber sehr froh, dass<br />

immer wieder viele Kinder bereit sind, die<br />

Häuser im Ortszentrum zu besuchen.<br />

8 Nr. <strong>167</strong><br />

Dort, wo die Hl. Klara gelebt hat, war San<br />

Damiano. Ihre letzte Ruhe fand sie in der<br />

Kirche, die nach ihr benannt wurde: Santa<br />

Chiara. Heute steht diese Kirche dort, wo<br />

einst bis 1257 die Kirche San Giorgio stand,<br />

die Pfarrkirche des Hl. Franziskus. Ebenso<br />

war hier das gleichnamige Hospital für Arme.<br />

Hier hatte Franziskus lesen und schreiben<br />

gelernt. Hier fand er von 1226 – 1230 seine<br />

erste Grabstätte; hier wurde er von Papst<br />

Gregor IX. am 16. Juli 1228 heiliggesprochen;<br />

in San Giorgio war die Ruhestätte der<br />

Hl. Klara von 1253-1260.<br />

Franziskus und Klara gehören zusammen,<br />

denn sie sind ganz eng miteinander verbunden.<br />

Nachdem Franziskus seinen neuen<br />

Weg gefunden hatte, suchte er den Kontakt<br />

mit Klara, die ebenso schon von Franziskus<br />

gehört hatte. Zwei junge Menschen, die von<br />

Christus ergriffen wurden, kommen ins Gespräch<br />

miteinander und legen die Grundlage<br />

für eine dauernde geistliche Freundschaft.<br />

Wie Franziskus sollte auch sie eine eigene<br />

Basilika erhalten: Franziskus im Osten und<br />

Klara im Westen als mächtige Beschützer an<br />

jedem Ende der <strong>St</strong>adt. Nun kamen im Jahr<br />

1257 von San Damiano auch die Schwestern<br />

innerhalb der <strong>St</strong>adtmauern, um so geschützt<br />

vor den Feinden zu sein, aber auch ihrer<br />

großen Gründerin nahe zu sein. Um das Jahr<br />

1260 muss die Basilika soweit fertig gewesen<br />

sein, dass man den Leib der Hl. Klara am 3.<br />

Oktober 1260 dorthin übertragen konnte,<br />

wo sie ihren Platz unterhalb des Hochaltares<br />

gefunden hat.<br />

<strong>Die</strong> Kirche, die aus einem einzigen Längsschiff<br />

mit vier Jochen und einem Querschiff<br />

besteht, wurde 1265 durch Papst Clemens<br />

IV. geweiht. Sie bildet in ihrem Grundriss ein<br />

Tau. Das Äußere wirkt schlicht, jedoch nicht<br />

langweilig. Dafür sorgt das lineare Mauerwerk<br />

aus schlichten roten und weißen <strong>St</strong>einen. <strong>Die</strong><br />

Fassade ist klar in drei Teile gegliedert: im<br />

unteren Teil bewundern wir ein Rundbogenportal<br />

mit zwei Löwenreliefs; der mittlere Teil<br />

besticht durch eine große, reiche Rosette, die<br />

zu den schönsten Assisis zählt; der Giebel hat<br />

ein Rundfenster, einen sogenannten Oculus.<br />

<strong>Die</strong> imposanten <strong>St</strong>ützpfeiler, die den Schub<br />

des Gewölbes abfangen, wurden im vierzehnten<br />

Jahrhundert angebaut. Beachtlich ist der<br />

Campanile, denn er ist der höchste Glockenturm<br />

Assisis. Der Innenraum der Kirche wirkt<br />

zunächst völlig schmucklos. Das Querschiff<br />

war früher mit Fresken bemalt. <strong>Die</strong> Fresken<br />

wurden im siebzehnten und achtzehnten<br />

Jahrhundert weiß übertüncht. Im Jahre 1927<br />

wurden sie, so gut wie möglich, restauriert.<br />

Sie stellen das Leben der Hl. Klara Szenen des<br />

aufenthaltsort des<br />

Hl. franziskus<br />

basilika der Hl. Klara<br />

Alten und Neuen Testamentes gegenüber, um<br />

damit zu betonen, dass das Leben der Klara<br />

ein Leben aus dem Wort Gottes war. Das<br />

Innere der Kirche wird aufgehellt durch die<br />

Glasfenster, die um die Jahrhundertwende<br />

(1897-1925) entstanden.<br />

Wir beginnen unseren Rundgang in der ersten<br />

Kapelle rechts, wo vor der Glaswand,<br />

welche die Sakramentskapelle abschließt,<br />

das Original des Kreuzes von San Damiano<br />

hängt. Vor diesem Kreuz hat Franziskus seine<br />

Christus erfahrung gemacht und den Auftrag<br />

erhalten, die Kirche aufzubauen. Vor diesem<br />

Kreuz betete er im Jahre 1205 zum ersten Mal:<br />

„Höchster, glorreicher Gott…!“ <strong>Die</strong> meisten<br />

Fachleute datieren dieses Kreuz gegen Ende<br />

des 12. Jahrhunderts, einige aber bereits vor<br />

1140. Der unbekannte umbrische Maler hat<br />

das Bild auf grobem Leinen gemalt, das auf<br />

Nussbaumholz gespannt ist. Er zeigt Christus,<br />

der mit offenen Augen in die Welt schaut.<br />

Wenn wir uns wenden, können wir hinter<br />

Glas kostbare franziskanische Erinnerungsgegenstände<br />

bewundern. Wir sehen das Brevier<br />

des Franziskus mit einem Eintrag des Bruders<br />

Leo mit roter Tinte, der uns wichtige Hinweise<br />

auf die Frömmigkeit des Franziskus gibt.<br />

Daneben sehen wir eine Tunika des Heiligen,<br />

einen Habit, Kapuze und Pantoffeln, die er<br />

nach der <strong>St</strong>igmatisation tragen musste. Dann<br />

hängt das große weiße gestickte Diakonengewand<br />

(Albe) des Franziskus, welches von<br />

Klara angefertigt wurde. Wenden wir uns nach<br />

rechts, sehen wir Habit, Mantel und Kapuze<br />

der Hl. Klara; auch das Sprechzimmergitter<br />

aus Eisen, das man herausgenommen hatte,<br />

als Klara und ihre Schwestern sich in Dami-<br />

ano vom toten Franziskus verabschiedeten,<br />

findet sich hier. Auf einem Schrank steht ein<br />

kostbares Kästchen mit den Haaren Klaras. An<br />

der Wand hängt das Original der Klararegel,<br />

die sie selber verfasst hatte. Über viele Jahre<br />

hat sie um ihre Bestätigung durch den Papst<br />

gerungen und diese 2 Tage vor ihrem Tod mit<br />

der päpstlichen Bulle auch erhalten.<br />

Rechts am Ende des Langhauses liegt die<br />

Georgskapelle. Der südliche Teil dieser Kapelle<br />

ist ein Rest der alten Georgskirche, die heute<br />

Sakramentskapelle und für das stille Gebet<br />

reserviert ist. Hinter dem Hauptaltar hängt von<br />

der Höhe herab ein mächtiges Kreuz mit dem<br />

leidenden Christus, das noch vor 1260 von<br />

der Nachfolgerin der Hl. Klara, der Äbtissin<br />

Benedikta, in Auftrag gegeben wurde. <strong>Die</strong><br />

Äbtissin ließ sich zusammen mit Franziskus<br />

und Klara nach Art der <strong>St</strong>ifter abbilden. Kommen<br />

wir in den linken Querarm, sollten wir<br />

bei dem bekannten Fresko von der Geburt<br />

Christi verweilen. Auch an der Kapelle der<br />

Hl. Agnes, der Schwester der hl. Klara, sollten<br />

wir nicht vorbeigehen.<br />

<strong>St</strong>eigen wir in die Krypta hinab, um die<br />

Heilige selbst zu besuchen. Der Raum ist<br />

im <strong>St</strong>il des letzten Jahrhunderts neugotisch<br />

gestaltet und wurde durch seine verschiedenfarbige<br />

Marmorverkleidung und Alabasterfenster<br />

reich ausgestattet. Vom Zentrum<br />

der Krypta können wir über eine schmale<br />

Treppe zu dem <strong>St</strong>einsarkophag steigen, in<br />

welchem der Leib Klaras 600 Jahre geruht<br />

hat. Am 23. September 1850 fand man ihn<br />

unverwest in diesem <strong>St</strong>einsarg unmittelbar<br />

unter dem Hochaltar. Dann kommen wir<br />

zum Gitter, hinter dem in einem Glassarg<br />

seit Ende 1986 ein Reliquienleib liegt, der<br />

die sterblichen Reste der Hl. Klara birgt.<br />

Das Antlitz ist den Gesichtszügen Klaras<br />

getreu nachgebildet. Hier muss man dann<br />

still werden, um zu verweilen und sich vom<br />

Geist Klaras erfüllen zu lassen.<br />

November 2011 9


Nach einer mehr als zwei Jahre dauernden<br />

„prophetischen Ruhe“ sollen die Informationen,<br />

Überlegungen und Betrachtungen zu<br />

den 46 Büchern des Alten Testaments weiter<br />

geführt werden. Wir sind ja beim letzten<br />

großen Teil des Alten Testaments angelangt,<br />

den Prophetenbüchern und beschäftigten<br />

uns mit dem so genannten „großen Propheten“<br />

Jesaja bzw. seinen Schülern. Nachdem<br />

im Pfarrblatt vom April 2009 (Nr.154) der<br />

(letzte „große“) Prophet Jeremia und sein in<br />

etwa vier Perioden zu unterteilendes Wirken<br />

dargelegt wurde, sollen jetzt das Buch selbst<br />

und die Texte darin zu Wort kommen. Das<br />

Buch Jeremia ist ja von seinem hebräischen<br />

Wortumfang her die umfangreichste Schrift<br />

des Alten Testaments. Folgende Übersicht<br />

(nach dem hebräischen Text) kann uns helfen,<br />

einen groben Überblick über den Inhalt des<br />

Buches zu bekommen:<br />

Jer 1,1-25,14: Prophetenworte gegen Juda<br />

(Südreich) und Jerusalem von der Zeit<br />

des Königs Joschija (626 v. Chr.) bis zu<br />

König Zidkija (587 v.Chr.)<br />

Jer 26-45: Berichte, Erzählungen über den<br />

Propheten Jeremia und sein Wirken:<br />

Heilsworte, Berichte seines Schülers Baruch;<br />

auch die berühmte „Trostschrift“ für<br />

Israel (Nordreich) und Juda (Südreich)<br />

findet sich hier (Kap 30-31)<br />

Jer 46-51: Drohreden gegen fremde Völker<br />

Jer 52: Anhang: Fall und Zerstörung Jerusalems<br />

nun zu den einzelnen Kapiteln und<br />

Versen:<br />

Kap. 1: Der Buchüberschrift (1,1-3) folgt der<br />

Berufungsbericht (1,4-10) von Jeremia<br />

mit den anschließenden Visionen (1,11-<br />

19), die schon das Grundthema bringen,<br />

dass eine große Katastrophe bevorstehen<br />

wird.<br />

Kap. 2: Es bezeugt die Nähe des jungen<br />

Jeremia zum Propheten Hosea. Der Glaubensabfall<br />

von Jahwe wird als Hurerei<br />

und das Volk als treulos dargestellt.<br />

Kap.3: In ähnlichem Tonfall geht es weiter, es<br />

wird aber auch auf ein mögliches Heil hingewiesen,<br />

wenn das Volk wieder zu Gott<br />

umkehrt. Jeremia rechnet damit, dass es<br />

mit dem neuen Tempel keine Bundeslade<br />

mehr geben wird, der Inhalt – die Zehn<br />

Gebote – wurde ja von den Israeliten als<br />

Anwesenheit Gottes gesehen.<br />

Kap. 4-6: Darin wird der Feind des Volkes<br />

Israel aus dem Norden und das damit verbundene<br />

furchtbare Unheil, das kommen<br />

wird, behandelt. Jeremia weist immer<br />

wieder darauf hin, dass das Volk selbst<br />

Schuld hat und dafür Verantwortung<br />

tragen muss.<br />

Das buch<br />

Jeremia<br />

Kap. 7: Hier findet sich die Tempelrede, in<br />

der dem falschen Vertrauen aufgrund der<br />

Existenz des Tempels der Kampf angesagt<br />

wird. Auch der Grund für die Verwerfung<br />

des Volkes erfolgt: Weil Juda sich<br />

von Jahwe abgewandt hat, weil es statt<br />

Gehorsam oberflächliches Opfer anbietet<br />

und sich mit Hingabe dem <strong>Die</strong>nst anderer<br />

Götter widmet.<br />

Kap. 8-9: Mit großer Wortgewalt werden<br />

der Abfall, die <strong>St</strong>rafe und die Klage über<br />

Juda gezeichnet.<br />

Kap 10: Jeremia stellt hier Gott und die Götter<br />

gegenüber – ein Kapitel, das genau<br />

auch in unsere Zeit passt und sehr ernst<br />

genommen werden soll! Jeremia spricht<br />

aber ebenso die Bitte gegenüber Gott aus,<br />

nicht alle Schuldigen auszutilgen.<br />

Kap. 11-12: Jeremia predigt darin über den<br />

Bundesbruch bzw. den Bundesgehorsam.<br />

Darauf erfolgt die erste der so genannten<br />

„confessiones“, der Bekenntnisse bzw.<br />

Klagelieder des Propheten. Daran schließt<br />

die Klage Gottes über sein Land an.<br />

Kap. 13: In Zeichenhandlungen (Gürtel,<br />

Weinkrüge) wird das kommende <strong>St</strong>rafgericht<br />

gedeutet. Nach der Warnung vor<br />

Hochmut hört man von der nahe bevorstehenden<br />

Verschleppung und der damit<br />

verbundenen Schändung Jerusalems.<br />

Kap. 14-15: Hier finden sich eine Volksklage<br />

anlässlich einer Dürrekatastrophe und<br />

die Ankündigung, dass dies ein Symbol<br />

der Vernichtung sei. Nach einer Klage<br />

von einem drohenden Unheil über Jerusalem<br />

folgt das zweite Bekenntnis von<br />

Jeremia.<br />

Kap. 16: <strong>Die</strong> Einsamkeit von Jeremia wird<br />

als personifiziertes Zeichen der kommenden<br />

Not für Israel beschrieben. Auch<br />

die Gründe für das Gericht, aber auch<br />

die Möglichkeit der Rettung wird hier<br />

beschrieben.<br />

Kap. 17: Hier finden sich verschiedene Sprüche,<br />

die den Verfall Judas beschreiben;<br />

anschließend lesen wird das dritte Bekenntnis<br />

von Jeremia. <strong>Die</strong> nächsten Verse<br />

halten den Bewohnern von Jerusalem<br />

vor, den Sabbat nicht zu halten.<br />

Kap. 18: Das berühmte Töpfergleichnis findet<br />

sich hier, und anschließend folgt das<br />

vierte Bekenntnis.<br />

Kap. 19-20: Von der Zeichenhandlung des<br />

Krugzerbrechens und der dadurch ausgelösten<br />

Verfolgung Jeremias erfahren<br />

wir hier. Anschließend folgt das fünfte<br />

Bekenntnis von Jeremia.<br />

Kap. 21-22: Beide Kapitel sind thematisch<br />

in sich verbunden, nämlich die Sprüche<br />

gegen die Könige Zidkija, Schallum Jojakim<br />

und Jojachin. Dazwischen finden<br />

wir einige kleinere Texte über Jerusalems<br />

drohenden Untergang.<br />

Kap. 23: Hier wird von einem Nachkommen<br />

Davids gesprochen, wie ihn Gott haben<br />

möchte. <strong>Die</strong> anschließenden wenden<br />

sich gegen falsche Propheten.<br />

Kap. 24: Hier wird der Vergleich zwischen<br />

den in der ersten Deportation (597 v.Chr.)<br />

verschleppten und den zurückgebliebenen<br />

Judäern gezogen. Dabei werden die<br />

Verschleppten als gute Feigen (Früchte)<br />

dargestellt.<br />

Kap. 25: Der Text kündigt das drohende Exil<br />

an. Anschließend lesen wir das Wort<br />

vom Zornesbecher und in einem die<br />

Gerichtsworte über die Völker.<br />

Kap. 26: Das Schicksal von Jeremia wegen<br />

seiner anklagenden Tempelrede wird<br />

hier beschrieben. Dann hören wir einen<br />

Bericht von der Ermordung des Propheten<br />

Urija.<br />

Kap. 27-28: Beide Kapitel berichten von der<br />

Zeichenhandlung des Jochtragens als<br />

Symbol für die Unterjochung, und dies<br />

führt zu der Auseinandersetzung mit<br />

dem Heilspropheten Hananja.<br />

Kap. 29: Wir lesen von einem Brief an die<br />

um 597 v.Chr. Deportierten und der<br />

darin enthaltenen Ankündigung, dass<br />

dieser Zustand noch lange anhalten werde.<br />

<strong>Die</strong> nächsten Verse richten sich an<br />

einen Priester, der sich gegen Jeremia<br />

wendet.<br />

Kap. 30-31: Beide Kapitel sind als „Trostschrift“<br />

für Efraim (= Nordreich Israel)<br />

zusammengefasst. Sie kündigt für die<br />

ehemals getrennten jahwistischen Königreiche<br />

heilvolle Aussichten an. Auch die<br />

nachfolgenden Kapitel sind von der Rettungshoffnung<br />

getragen. Den Höhepunkt<br />

der Heilszusagen bildet das berühmte<br />

Wort vom neuen Bund: „Denn das wird<br />

der Bund sein, den ich nach diesen Tagen<br />

mit dem Haus Israel schließe – Spruch des<br />

Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein<br />

10 Nr. <strong>167</strong><br />

und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde<br />

ihr Gott sein, und sie werden mein Volk<br />

sein“ (Jer 31,33).<br />

Kap. 32: Hier wird geschildert, dass Jeremia<br />

trotz der drohenden Gottesstrafe einen<br />

Acker in Anatot kauft. Das soll aufzeigen,<br />

dass es dann eine Zeit geben wird, wo<br />

solche Aktionen wieder sinnvoll sein<br />

werden.<br />

Kap. 33: Wir lesen hier von Heilszusagen für<br />

Jerusalem und Juda.<br />

Kap. 34: Dem König Zidkija wird der Untergang<br />

angesagt. Anschließend äußert<br />

Jeremia scharfen Tadel über die Widerrufung<br />

der Sklavenfreilassung.<br />

Kap. 35: Jeremia stellt als Beispiel für vorbildliches,<br />

bescheidenes und vom Glauben an<br />

Jahwe getragenes Leben die Rechabiter<br />

(= besonders religiöse Gruppe, teilweise<br />

Eiferer für Jahwe) hin.<br />

Kap. 36: Von diesem Kapitel an (bis zum<br />

Kapitel 45,5) soll der Schreiber Jeremias,<br />

Baruch, die Berichte gesammelt haben.<br />

Im Kapitel 36 lesen wir, dass König Jojakim<br />

die Rolle der bis dahin gesammelten<br />

Jeremiaworte vorlesen ließ und sie dann<br />

abschnittsweise verbrannte.<br />

Kap. 37-38: <strong>Die</strong> Verfolgung Jeremias durch<br />

die übermächtigen Adeligen, das Wanken<br />

und die heimliche Hilfe König Zidkijas, die<br />

Es ist ein unbequemer Sitzplatz so mitten<br />

zwischen allen <strong>St</strong>ühlen. Das wird König<br />

Ahas, der als zwölfter König das Südreich von<br />

734-728 v. Chr. regierte, schmerzhaft gespürt<br />

haben, als die Nachbarkönige Rezin von<br />

Damaskus und Pekach, König des Nordreichs<br />

Israel, ihn aufforderten, bei ihrem Feldzug<br />

gegen Assur mitzumachen. Ahas verweigerte<br />

sich der Allianz, die Rezin und Pekach<br />

geschlossen hatten. Ahas hielt es lieber mit<br />

Tiglat-Pileser III., dem mächtigen König von<br />

Assur. (vgl. Jes 7,1-9) Ahas wechselte auf<br />

die vermeintlich sichere Seite und übergab<br />

Tiglat-Pileser sogar die Tempelschätze als<br />

Tribut. Der Prophet Jesaja hatte Ahas schon<br />

früh gewarnt und ihm verkündet, er solle<br />

sich nicht fürchten vor Rezin und Pekach,<br />

sondern auf Gott vertrauen. Doch Ahas<br />

hat andere Pläne. Jesaja übermittelt ihm<br />

daraufhin noch einmal Gottes Wort. Es ist<br />

das Angebot, sich durch ein Zeichen der<br />

Hilfe Gottes zu versichern. Aber ebenso<br />

ist es eine Probe, durch die Annahme des<br />

Angebots den Glauben an Gottes Beistand zu<br />

bezeugen. „Der Herr sprach noch einmal zu<br />

Ahas; er sagte: erbitte dir vom Herrn, deinem<br />

Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der<br />

Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.“ (Jes<br />

7,10-11) Aber Ahas verweigert sich. „Ahas<br />

November 2011<br />

Einkerkerung des Propheten bzw. auch<br />

der Mordanschlag auf ihn , als man ihn<br />

in die Zisterne warf, finden wir hier.<br />

Kap. 39: Hier wird vom Fall Jerusalems, der<br />

Bestrafung des Königs und der Ermordung<br />

seiner Söhne bzw. von der Befreiung<br />

Jeremias berichtet.<br />

Kap. 40-41: Es erzählt, dass Jeremia und<br />

der von den Neubabyloniern eingesetzte<br />

<strong>St</strong>atthalter Gedalja die Sammlung<br />

der Restbevölkerung versuchten, doch<br />

Umsturzpläne führen zur Ermordung<br />

Gedaljas. Nun übernimmt Johanan den<br />

Rest des Volkes.<br />

Kap. 42: Das Volk und seine Führer bitten<br />

Jeremia um ein Gotteswort. <strong>Die</strong>ses trifft<br />

ein, aber Jeremia warnt vor dem Zug<br />

nach Ägypten.<br />

Kap. 43: Trotzdem organisiert man die Flucht<br />

nach Ägypten, und der Prophet muss<br />

wieder symbolisch die Bestrafung Gottes,<br />

die auch die Ägypter nicht verschonte,<br />

ankündigen.<br />

Kap. 44-45: Trotz der Warnung vor dem<br />

neuerlichen Abfall kommt es offen und<br />

provokant dennoch dazu. Eine scharfe<br />

Drohrede und ein Trostwort für Baruch<br />

schließen die beiden Kapitel.<br />

Kap. 46: Nun folgen Drohreden gegen die<br />

Fremdvölker. <strong>Die</strong> Niederlage des Pharao<br />

KLeIne ZuGänGe ZuM<br />

aLten te<strong>St</strong>aMent (6)<br />

König ahas und der<br />

Prophet Jesaja<br />

antwortete: Ich will um nichts bitten und<br />

den Herrn nicht auf die Probe stellen.“ (V.12)<br />

Damit ist sein Untergang vorprogrammiert:<br />

Zum einen schlägt er Gottes Hilfe aus und<br />

ohne sie wird er nicht bestehen können. Zum<br />

anderen würde aber durch die Niederlage<br />

des Ahas und seinen Untergang das Haus<br />

David ausgelöscht und der Heilsplan Gottes<br />

in Gefahr kommen. <strong>Die</strong> Verheißung, die Gott<br />

König David (um 1000 v. Chr.) gab (vgl. 2<br />

Sam 7,16), würde sich nicht erfüllen. Das<br />

aber darf nicht geschehen. Jesaja verkündet<br />

darum dem Ahas, was er nicht hören will<br />

und was doch geschehen muss: „Da sagte<br />

Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt<br />

es euch nicht, Menschen zu belästigen?<br />

Müsst ihr auch noch meinen Gott belästigen?<br />

Darum wird euch der Herr von sich<br />

aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau<br />

wird ein Kind empfangen, sie wird einen<br />

Sohn gebären und sie wird ihm den Namen<br />

Necho wird angesagt, wie auch die Eroberung<br />

Ägyptens durch Nebukadnezar.<br />

Kap. 47: <strong>Die</strong> Rede richtet sich gegen die<br />

Philister.<br />

Kap. 48: Hier finden sich vier Sprüche gegen<br />

Moab.<br />

Kap. 49: Es spricht vom Unheil über die<br />

Ammoniter, über Edom, Damaskus und<br />

Elam; aber auch davon, dass arabische<br />

<strong>St</strong>ämme von Nebukadnezar verschont<br />

würden.<br />

Kap. 50-51: Hier folgt die Drohrede über den<br />

Untergang Babels. Babel wird aber als<br />

ein von Gott verwendetes <strong>St</strong>rafwerkzeug<br />

angesehen.<br />

Kap. 52: Im Nachtrag wird einerseits nochmals<br />

über die Einnahme Jerusalems und<br />

die Wegführung ins Exil berichtet, andererseits<br />

lesen wird von der Begnadigung<br />

von König Jojachin bei der ersten Deportation<br />

(597 v. Chr.) nach Babylon.<br />

Wir wissen, dass Jeremia schon zu seinen<br />

Lebzeiten dafür sorgte, dass zumindest einige<br />

seiner Worte aufgezeichnet wurden<br />

So stammt der Kern aus dem 6./5. Jhdt. v.<br />

Chr. Doch finden sich viele redaktionelle<br />

Spuren, sodass man annehmen kann, dass<br />

das Buch erst im 4. Jhdt. v. Chr. seine Endgestalt<br />

erfahren hat.<br />

Mag. Kurt Rumplmayr<br />

Immanuel, Gott mit uns, geben“ (Jes 7,14).<br />

Mit diesem Gotteswort an Ahas beginnt<br />

sich die alte Verheißung an König David<br />

umzuwandeln von der politischen Ebene<br />

der davidischen Herrscherdynastie zu einer<br />

überzeitlichen, messianischen Hoffnung.<br />

Ahas, was übersetzt heißt: „Der Herr hat<br />

ergriffen“, war „gegen den Herrn treulos“<br />

(2 Chr 28,19). Er scheint sich fortan anderen<br />

Göttern zugewandt zu haben, indem er<br />

Fruchtbarkeitskulte pflegte (2 Kön 16,4); er<br />

richtete gegossene Baalsbilder auf und verbrannte<br />

einen seiner für den assyrischen Gott<br />

Moloch als Götzenopfer (2 Kön 16, 3). Als er<br />

starb, wagte man nicht, ihn in den Gräbern<br />

der Könige beizusetzen, sondern man begrub<br />

ihn in der <strong>St</strong>adt (2 Chr 28,27).<br />

Gottesdienste in der Krankenhauskapelle<br />

Kirchdorf<br />

Hl. Messe Mittwoch, 18.00 Uhr<br />

Wortgottesdienst Samstag, 18.00 Uhr<br />

rosenkranz Mo., Di., Do., Fr., 18.30 Uhr<br />

Mi. und Sa. 17.30 Uhr<br />

Kranke sollen alle Gottesdienste<br />

nützen, die in der Krankenhauskapelle<br />

angeboten werden!<br />

11


Für Papst Benedikt XVI. hat Benedikt noch<br />

eine besondere Bedeutung: Er ist der Patron<br />

seines Pontifikats. In einer Katechese im April<br />

2008 hatte der Papst die Bedeutung des Heiligen<br />

für Europa hervorgehoben und betont,<br />

Europa könne nur von seinen christlichen<br />

Wurzeln aus neu aufgebaut werden. Auch bei<br />

seiner ersten Generalaudienz als Nachfolger<br />

Petri am 27. April 2005 hatte der Papst an die<br />

Aufforderung des heiligen Benedikt erinnert,<br />

„nichts vor Christus zu setzen“. Im Wortlaut:<br />

„Zu Beginn meines <strong>Die</strong>nstes als Nachfolger<br />

Petri bitte ich den Hl. Benedikt, uns zu helfen,<br />

die Zentralität Christi in unserer Existenz<br />

festzuhalten. Er sei immer an erster <strong>St</strong>elle in<br />

unseren Gedanken und in jeder unserer Tätigkeiten!“<br />

Dem Heiligen von Nursia widmete er<br />

auch in besonderer Weise die Generalaudienz<br />

des 9. April 2008, indem er den besonderen<br />

Wert seines Werkes unterstrich, den dieser<br />

im 4. Jahrhundert vollbracht habe, in einem<br />

Zeitalter, das von „einer schrecklichen Krise<br />

der Werte und der Institutionen gezeichnet<br />

war, deren Grund im Zusammenbruch des<br />

Römischen Reiches lag, in der Invasion der<br />

neuen Völker und in der Dekadenz der Sitten“:<br />

Dazu sagte das Kirchenoberhaupt: „In der Tat<br />

erwiesen sich das Werk des Heiligen und auf<br />

besondere Weise seine Regel als Überbringer<br />

eines echten geistlichen Sauerteigs, der<br />

den Lauf der Jahrhunderte weit jenseits der<br />

Grenzen seines Vaterlandes und seiner Zeit<br />

und das Antlitz Europas veränderte, indem<br />

er nach dem Fall der politischen Einheit, die<br />

durch das Römische Reich geschaffen worden<br />

war, eine neue geistliche und kulturelle<br />

Einheit hervorbrachte, jene des christlichen<br />

Glaubens, den die Völker des Kontinents teilten.<br />

Gerade so entstand die Wirklichkeit, die<br />

wir ‚Europa‘ nennen.“ Es sei ein großes Werk<br />

gewesen, das im <strong>St</strong>illen geboren wurde. Kaum<br />

zwanzigjährig habe Benedikt seine <strong>St</strong>udien,<br />

Ordensregel des<br />

Hl. benedikt<br />

beneDIKt VOn<br />

nurSIa unD PaP<strong>St</strong><br />

beneDIKt XVI.<br />

die er in Rom begonnen hatte, aufgegeben,<br />

„angestoßen vom Lebensstil vieler seiner<br />

Gefährten … die auf verwahrloste Weise<br />

lebten und in deren Fehler er nicht ebenfalls<br />

verfallen wollte. Er wollte nur Gott gefallen“.<br />

Er habe sich auf die Berge in der Gegend von<br />

Subiaco zurückgezogen und drei Jahre lang<br />

vollständig allein in einer Höhle gelebt. Es sei<br />

eine Zeit der Einsamkeit mit Gott gewesen,<br />

eine Zeit der Reifung, um die drei größten<br />

Versuchungen jeden menschlichen Wesens<br />

zu überwinden: „<strong>Die</strong> Versuchung des <strong>St</strong>olzes<br />

und des Wunsches, sich selbst in den Mittelpunkt<br />

zu stellen, die Versuchung des Fleisches<br />

und schließlich die Versuchung des Zornes<br />

und der Rache. Es war nämlich Benedikts<br />

Überzeugung, dass er nur nach dem Sieg über<br />

diese Versuchungen den anderen ein für ihre<br />

Nöte nützliches Wort sagen könnte.“<br />

Erst danach habe er begonnen, die ersten<br />

Klöster zu gründen. Sein Werk gründete sich<br />

auf den Leitspruch „Ora et labora“ – Bete und<br />

arbeite“. „Ohne Gebet gibt es keine Erfahrung<br />

Gottes. Aber die Spiritualität des heiligen<br />

Benedikt ist nicht eine Innerlichkeit abseits<br />

erntedankfest im altenheim<br />

In unserer <strong>Pfarre</strong> wird das Erntedankfest nicht nur in der Pfarrkirche gefeiert, sondern<br />

auch im Altenheim. Da gab es in der Kapelle wieder eine wunderschöne Erntekrone,<br />

die Dankesmesse wurde zum ersten Mal um 10.00 Uhr gefeiert und von einer kleinen<br />

Gruppe des Singkreises gestaltet. Anwesend waren auch die Bewohner vom betreubaren<br />

Wohnen. Anschließend gab es im Speisesaal ein gutes Essen und viel Musik.<br />

der Realität. In der Unruhe und dem Chaos<br />

seiner Zeit lebt er unter dem Blick Gottes, und<br />

eben dadurch verlor er nie die Pflichten des<br />

täglichen Lebens und den Menschen mit seinen<br />

konkreten Bedürfnissen aus den Augen.<br />

Durch die Betrachtung Gottes verstand er die<br />

Realität des Menschen und seine Mission.“<br />

Das Leben jedes Mönchs werde so „eine<br />

fruchtbare Symbiose zwischen Handlung und<br />

Betrachtung“, auf das „alles in Gott verherrlicht<br />

werde“: „Im Gegensatz zur einfachen<br />

und egozentrischen Selbstverherrlichung, die<br />

heute oftmals gerühmt wird, ist es die erste<br />

und unverzichtbare Aufgabe eines jeden<br />

Schülers des heiligen Benedikt, die aufrichtige<br />

Suche Gottes auf dem Weg, der von Christus<br />

demütig und gehorsam vorgezeichnet wurde,<br />

der Liebe, der er nichts Eigenes vorziehen<br />

darf; und genau so, im <strong>Die</strong>nste am Nächsten,<br />

wird er ein Mensch des <strong>Die</strong>nstes und des<br />

Friedens“.<br />

Das Werk des heiligen Benedikt habe die Zivilisation<br />

und die Kultur Europas geprägt, die, so<br />

der Papst, nach den „tragischen Utopien“ des<br />

20. Jahrhunderts immer noch auf der Suche<br />

nach der eigenen Identität sei. „Um eine neue<br />

und dauerhafte Einheit zu schaffen, sind die<br />

politischen, wirtschaftlichen und juristischen<br />

Instrumente gewiss wichtig; es ist jedoch<br />

notwendig, eine ethische und geistliche Erneuerung<br />

zu erwecken, die aus den christlichen<br />

Wurzeln des Kontinents schöpft, andernfalls<br />

kann Europa nicht wiedererrichtet werden.<br />

Ohne diesen Lebenssaft bleibt der Mensch der<br />

Gefahr ausgesetzt, der alten Versuchung zu<br />

erliegen, sich selbst erlösen zu wollen – eine<br />

Utopie, die auf verschiedene Weisen im Europa<br />

des 20. Jahrhunderts, wie Papst Johannes<br />

Paul II. festgestellt hat, ‚einen Rückschritt<br />

ohnegleichen in der qualvollen Geschichte<br />

der Menschheit‘ verursacht hat.“<br />

Woche der Versöhnung<br />

für unsere Kinder<br />

Schülerweihnachtsbeichte<br />

HS Römerfeld<br />

Mo., 12. Dezember, 8.00 – 10.00 Uhr<br />

HS Kirchfeld<br />

Mo., 12. Dezember, 10.00 – 12.00 Uhr<br />

VS Rosenau<br />

Mi., 14. Dezember, 7.45 – 8.30 Uhr<br />

VS Roßleithen<br />

Do., 15. Dezember, 7.45 – 9.15 Uhr<br />

VS <strong>Windischgarsten</strong><br />

Do., 15. Dezember, 9.45 – 12.00 Uhr<br />

Jeder Schüler ist herzlich willkommen,<br />

denn jeder, der beichtet,<br />

tut sich etwas Gutes!<br />

Er wurde um 540 in Rom geboren und<br />

stammte aus dem begüterten Adelsgeschlecht<br />

Anicia, das schon zwei Päpste gestellt hatte:<br />

Felix III. und Agapet I. Nach dem <strong>St</strong>udium<br />

der Grammatik und des Rechts war er von<br />

572 bis ca. 574 Präfekt von Rom, d.h. höchster<br />

Beamter der Zivilregierung Roms, und<br />

er hatte eine glänzende politische Zukunft<br />

vor sich. Er verwandelte seinen Palast auf<br />

dem Caelius in ein Kloster, das er dem Hl.<br />

Andreas widmete. Er errichtete auch sechs<br />

Klöster auf seinen Ländereien in Sizilien. Er<br />

führte ein kümmerliches Dasein und benutzte<br />

das Familienvermögen für den Bau von<br />

diesen Klöstern. Papst Pelagius stellte ihn in<br />

seine <strong>Die</strong>nste, weihte ihn 578 zum Diakon<br />

und sandte ihn als päpstlichen Apokrisiar<br />

(Nuntius) im Jahre 579 an den Kaiserhof<br />

nach Konstantinopel, wo er eine wertvolle<br />

Tätigkeit im <strong>Die</strong>nste der Kirche ausübte. In<br />

diesen Jahren gelangte er zur Überzeugung,<br />

dass Rom für Konstantinopel weder von religiösem<br />

noch von politischem Interesse war.<br />

Der päpstliche Sitz war allein auf sich gestellt,<br />

und Gregor bereitete eine von Byzanz unabhängige<br />

Position des Westens vor. Nach Rom<br />

im Jahr 585/586 zurückgekehrt, wurde er<br />

Berater des Papstes, und nach dem Tod von<br />

Pelagius II. im Katastrophenjahr 590 (Pest,<br />

Tiberüberschwemmungen) wurde Gregor<br />

sofort zum Papst gewählt. Energisch ging<br />

Gregor an die Arbeit. Nachdem er die Interesselosigkeit<br />

von Konstantinopel für Rom<br />

und Italien zur Kenntnis genommen hatte,<br />

löste er sich davon los, was ihm erlaubte, die<br />

eigene Autonomie zurückzugewinnen. Da<br />

ein politisches Machtzentrum fehlte, war die<br />

Kirche der einzige Bezugspunkt der italienischen<br />

Bevölkerung. Sie übernahm – in einem<br />

natürlichen Prozess – eine Führungs- und<br />

Schiedsrichterrolle nicht nur in geistlichen<br />

und religiösen, sondern auch in weltlichen<br />

Situationen. Gregor, der als Konsul Gottes<br />

bezeichnet wurde, benutzte diese neue<br />

Rolle ausschließlich im <strong>Die</strong>nste der Kirche<br />

und des Volkes. Er stellte die Schätze der<br />

Kirche und das Vermögen seiner Familie<br />

zur Verfügung, um das Volk zu ernähren. Er<br />

zahlte dem Langobardenkönig Agilulf einen<br />

Tribut, damit dieser von der Belagerung, die<br />

seit Jahren die <strong>St</strong>adt peinigte und das Leben<br />

DIe PäP<strong>St</strong>e: IHr Leben IM<br />

Laufe Der 2000-JäHrIGen<br />

GeScHIcHte (63)<br />

Hl. Gregor d. Grosse<br />

(590-604)<br />

trostlos und unmöglich machte, abließ. <strong>Die</strong>se<br />

Initiative wurde von Kaiser Mauritius, der<br />

ihn als „einen völlig unfähigen Diplomaten“<br />

bezeichnete, kritisiert. Aber Konstantinopel<br />

vermochte nur zu kritisieren. Gregor<br />

entfernte alle jene Laien und Diakone vom<br />

päpstlichen Hof, welche der Kirche mit der<br />

Praxis der Simonie Schaden zufügten und<br />

setzte rechtschaffene und zuverlässige Benediktinermönche<br />

an ihre <strong>St</strong>elle. Durch die<br />

Synode von 595 reorganisierte er die päpstliche<br />

Kurie. Sein Mitarbeiterstab durfte nur<br />

aus Klerikern und Mönchen bestehen. Er<br />

organisierte die umfangreichen Besitztümer<br />

der Kirche in Italien, in Sizilien, Dalmatien,<br />

in Afrika, in Gallien, im „Patrimonium<br />

Petri“ und schuf so die Grundlage für den<br />

zukünftigen Kirchenstaat. Er ordnete den<br />

Klerus neu, ließ den kirchlichen Zölibat<br />

achten und regelte die Aufgaben der Bischöfe.<br />

Unter Mitwirkung von Theolinde<br />

begann er eine umfangreiche Missionsarbeit,<br />

die die Bekehrung der Langobarden zum<br />

Katholizismus zum Ziel hatte. Aus diesem<br />

Anlass schenkte er ihr die Heilige Eiserne<br />

Krone, die Konstantin gehörte und die heute<br />

im Dom von Monza aufbewahrt wird. Er<br />

entsandte 40 Mönche nach England und<br />

ernannte im Jahr 596 Augustinus, seinen<br />

Prior im Kloster auf dem Caelius, zum Erzbischof.<br />

Seine Beziehung mit dem Osten<br />

war schwierig. Er passte sich mit Realismus<br />

an die Situation der kirchlichen Unterordnung<br />

gegenüber der Politik an, verzichtete<br />

aber nie auf den römischen Primat über alle<br />

Kirchen, Konstantinopel einbegriffen, und<br />

kämpfte immer gegen den Titel „Ökumenischer<br />

Patriarch“ an, den der Bischof von<br />

Konstantinopel angenommen hatte. Als<br />

erster Mönch, der zum Papst gewählt wurde,<br />

gab der Hl. Gregor dem benediktinischen<br />

Mönchtum einen wichtigen Impuls. Mit<br />

Pfarrball<br />

aM 28. Jänner 2012 IM PfarrHeIM<br />

Alle, die keine Maske tragen, erwarten den Maskeneinzug pünktlich um 20.30 Uhr<br />

Um ca. 22.00 Uhr ist Demaskierung und um 24.00 Uhr gibt es sicher wieder eine<br />

Überraschung. Jeder soll sich den Termin bereits jetzt vormerken.<br />

Da gehe ich sicher hin!<br />

demselben Eifer und Einsatz ging er an die<br />

Reorganisation des liturgischen Lebens der<br />

Kirche, indem er das Messbuch neu gestaltete<br />

und die Gottesanbetung mit dem nach<br />

ihm benannten Gesang bereicherte, welcher<br />

noch heute die Grundlage ganz feierlicher<br />

Liturgien ist. Dafür hat er auch eine Kantorenschule<br />

eingerichtet. Als Mann juristischer<br />

und theologischer Kultur hat er zahlreiche<br />

Werke und 800 Briefe hinterlassen, die<br />

seine kirchliche und politische Aktivität<br />

belegen. Nur Persönlichkeiten, deren Bild<br />

er in der Regula Pastoralis entworfen hatte,<br />

wurden von ihm zu Bischöfen bestimmt.<br />

Er nahm sich ständig und mit besonderer<br />

Aufmerksamkeit der Armen an, mit denen<br />

er gewöhnlich die Mahlzeiten einnahm. Um<br />

seine Persönlichkeit entstanden viele legendäre<br />

Geschichten. In einigen sind – neben<br />

seiner Person – die Engel Protagonisten.<br />

Als Demutsbezeugung liebte er es, sich<br />

als „Servus servorum Dei“ zu bezeichnen,<br />

was einem biblischen Ideal entsprach (Mk<br />

10,44). Von diesem Moment an fanden die<br />

römischen Päpste an dieser Bezeichnung<br />

Gefallen. Er starb am 12. März 504, und<br />

sein Leib ist in der klementinischen Kapelle<br />

der Peterskirche aufbewahrt.<br />

<strong>Die</strong> Bibel ist für Gregor das Kriterium seiner<br />

gesamten Theologie. Gregors Homiliensammlung<br />

vereinigt vierzig Homilien zu<br />

Evangelienperikopen vom Jahr 590/591 und<br />

22 fortlaufende Erklärungen zu Ezechiel<br />

von 593. <strong>Die</strong> vier Bücher Dialogo de vita et<br />

miraculis patrum italicorum (um 594) berichten<br />

von Wundertaten, von Prophezeiungen<br />

und Visionen, die die Wundersucht des<br />

Mittelalters gefördert haben. Gregor dürfte<br />

einige tausend Briefe (847 sind erhalten)<br />

geschrieben haben, die eine bedeutende<br />

historische Quelle auch hinsichtlich der<br />

<strong>St</strong>euer- und Wirtschaftsgeschichte darstellen.<br />

Papst Bonifaz VIII. reihte Gregor 1295 mit<br />

Ambrosius von Mailand, Augustinus und<br />

Hieronymus in die Zahl der vier großen<br />

lateinischen Kirchenlehrer ein. Gregor der<br />

Große blickte in die Spätantike zurück und<br />

zugleich in das Spätmittelalter voraus. Er<br />

ist der „letzte Römer“ und der erste mittelalterliche<br />

Papst.<br />

es gibt kaum ein<br />

beglückenderes Gefühl<br />

als zu spüren,<br />

dass man für andere<br />

Menschen etwas sein kann.<br />

<strong>Die</strong>trich Bonmhoeffer<br />

12 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

13


Am 8. Dezember 1854, so berichtet Rütjes<br />

in seinem Geschichtswerk von 1870, knien<br />

Papst Pius IX., 54 Kardinäle, 42 Erzbischöfe<br />

und 100 Bischöfe sowie viele Priester aus<br />

allen Ländern der Erde im Petersdom nieder<br />

und stimmen den Hymnus „Veni Creator<br />

Spiritus“ an. Nach dem Bittgesang herrscht<br />

<strong>St</strong>ille im Petersdom. Dann richtet Pius IX. an<br />

alle Gläubigen folgende Worte: „Zu Ehren der<br />

Allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des<br />

Sohnes und des Heiligen Geistes, kraft der<br />

Autorität Christi, der heiligen Apostel Petrus<br />

und Paulus und unserer eigenen Autorität erklären,<br />

beschließen und bestimmen wir, es sei<br />

geoffenbarte Wahrheit, dass die Allerseligste<br />

Jungfrau, durch ein Privilegium und durch<br />

eine besondere Gnade Gottes, im Hinblick auf<br />

die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des<br />

Menschengeschlechtes, vom ersten Augenblick<br />

ihrer Empfängnis an von jedem Makel<br />

der Erbsünde bewahrt wurde, und wer diese<br />

fest begründete Wahrheit nicht glaube, dessen<br />

Glaube habe Schiffbruch erlitten.“ In Rom<br />

läuten alle Glocken, die Gläubigen stimmen<br />

das Te Deum an, von der Engelsburg erschallt<br />

der Donner der Kanonen und bis zum späten<br />

Abend bietet Rom einen prachtvollen Anblick.<br />

Alle Häuser vom Palast des Reichen bis zur<br />

Hütte des Armen sind großartig beleuchtet.<br />

Es herrscht Freude und Jubel über diesen<br />

wunderbaren Tag.<br />

<strong>Die</strong> Unbefleckte Empfängnis ist ein römischkatholisches<br />

Glaubensdogma, nach dem die<br />

Gottesmutter vor jedem Makel der Erbsünde<br />

bewahrt wurde. Damit hat Gott Maria<br />

vom ersten Augenblick ihres Lebens an vor<br />

der Erbschuld bewahrt, weil sie die Mutter<br />

Gottes werden sollte. Der volle Name<br />

des Festes am 8. Dezember lautet: Hochfest<br />

der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau<br />

und Gottesmutter Maria. <strong>Die</strong>ses Hochfest<br />

Mariens, das im christlichen Osten schon<br />

im 10. Jahrhundert gefeiert wurde, führte<br />

im Westen zuerst Anselm von Canterbury<br />

<strong>Die</strong> erbsünde und die<br />

antwort Gottes<br />

GeDanKen ZuM MarIen-<br />

HOcHfe<strong>St</strong> aM 8. DeZeMber<br />

(1033-1109) ein. Durch Franziskanertheologen<br />

– wir erinnern uns besonders an<br />

Duns Scotus, der sich für die Verteidigung<br />

dieser Wahrheit stark gemacht hat – fand<br />

es eine allgemeine Verbreitung, bis es durch<br />

Papst Pius IX. als Dogma der Unbefleckten<br />

Empfängnis verkündet wurde. Bedeutsam<br />

ist im 20. Jahrhundert Maximilian Kolbe,<br />

der 1941 starb und als der große Apostel<br />

der Unbefleckten Empfängnis gilt<br />

Es scheint eine uralte Erfahrung der Menschheit<br />

zu sein, dass die Antriebskräfte des<br />

Menschen zum Guten wie von einer Hypothek<br />

belastet sind. Karl Marx analysiert<br />

sie als „Entfremdung des Menschen“. Ernst<br />

Bloch empfindet sie als „Heimatlosigkeit“.<br />

Der Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung attestiert<br />

eine „chaotische Triebhaftigkeit“. Der<br />

Existenzphilosoph Karl Jaspers konstatiert<br />

eine „Situation des Verfallenseins“. Und<br />

der Apostel Paulus bringt es auf folgenden<br />

Nenner: „Ich tue nicht das Gute, das ich<br />

will, sondern das Böse, das ich nicht will“<br />

(Röm 7,19). <strong>Die</strong> Theologie führt für diese<br />

Phänomene – erleuchtet von der biblischen<br />

Offenbarung – den Begriff „Erbsünde“ ein.<br />

„Sünde“ in einem übertragenen Sinn: „Sie<br />

ist eine Sünde, die man „miterhalten“, nicht<br />

aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat …<br />

<strong>Die</strong> Folgen der Erbsünde und aller persönlichen<br />

Sünden der Menschen bringen die<br />

Welt als Ganze in eine sündige Verfassung,<br />

die mit dem Evangelisten Johannes ‚die<br />

Sünde der Welt’ (Joh 1,29) genannt werden<br />

kann. Mit diesem Ausdruck bezeichnet<br />

man den negativen Einfluss, den die …<br />

Jahresbeginn mit aberglauben?<br />

Erst im Jahr 1691 wurde der 1. Jänner als Jahresbeginn allgemeinverbindlich festgelegt.<br />

Und zwar von Papst Innozenz XII. Seit Jahrhunderten werden an diesem Tag bzw. in<br />

der Silvesternacht Orakel und Prophezeiungen produziert. Bleigießen, Glücksbringer,<br />

Lärm zur Vertreibung böser Geister und eine Fülle anderer esoterischer Praktiken<br />

gelten abergläubischen Menschen als Weg in das neue Jahr. Es wird Wahrsagerei<br />

praktiziert, die Astrologie befragt, Magie und Zauberei gesucht. Aberglaube ist ein<br />

„verkehrter“ Glaube. Abergläubische Menschen – so das Urteil der Psychologie –<br />

sind intellektuell und moralisch unreife Personen mit einer moralisch–psychischen<br />

Fehlhaltung. Schon die großen Kirchenväter Augustinus (354-430) und Thomas<br />

von Aquin (1225-1274) verurteilen all diese abergläubischen Praktiken als einen<br />

stillschweigenden oder ausgesprochenen Pakt mit Dämonen, die – immer auf der<br />

Lauer liegend – allein darauf warten, eingeladen zu werden. Aberglaube aber ist<br />

gleichbedeutend mit Apostasie, mit Glaubensabfall.<br />

Gesellschaftsstrukturen, die aus den Sünden<br />

der Menschen hervorgegangen sind, auf<br />

die Menschen ausüben“ (KKK 404,408).<br />

Mit Erbsünde ist ein Zustand allgemeiner<br />

Heillosigkeit der Menschheit gemeint, aus<br />

dem sich der Mensch nicht selbst zu erlösen<br />

vermag. Durch die einzigartige Gnade und<br />

Bevorzugung Gottes konnte Maria vorbehaltslos<br />

zum göttlichen Wirken Ja sagen.<br />

Deshalb feiert die Kirche sie als Ersterlöste<br />

und Urbild der Menschheit. An ihr wird<br />

deutlich, wie Gott den Menschen von seinem<br />

Ursprung her gemeint hat.<br />

Nun lesen wir Gen 3,9-15.20, einen Text,<br />

der zur so genannten „Paradieseserzählung“<br />

(Gen 2,4b-3,24) gehört. Hier werden<br />

Grunderfahrungen ausgesprochen, die für<br />

das menschliche Leben wesentlich sind.<br />

Im Mittelpunkt steht der Mensch als Gemeinschaftswesen,<br />

das angewiesen ist auf<br />

mitmenschliche Verbundenheit und die<br />

Nähe Gottes. Das Leben im Paradies ist<br />

durch die enge Gemeinschaft Gottes mit den<br />

Menschen bestimmt. Umso befremdlicher<br />

wirkt die Antwort des Menschen, die auf<br />

den Ruf Gottes „Wo bist du?“ erfolgt: „Ich<br />

habe dich in den Garten kommen hören und<br />

da bekam ich Angst. Und ich schämte mich,<br />

weil ich nackt bin.“ <strong>Die</strong>se Reaktion macht<br />

deutlich: <strong>Die</strong> Beziehung zwischen Mensch<br />

und Gott ist gestört. Alle Unbefangenheit ist<br />

dahin, ein persönliches Miteinander und ein<br />

wahres Gegenüber sind nicht mehr möglich.<br />

Der Mensch fürchtet sich, und er wagt es<br />

nicht mehr, Gott unter die Augen zu treten.<br />

Das Paradies ist verloren. Dennoch: Gott<br />

wendet sich dem Menschen zu, trägt auf<br />

unveränderte Weise Sorge um ihn. „Wo bist<br />

du?“ – „Was ist mit dir geschehen, dass du<br />

so plötzlich meinst, dich vor mir verstecken<br />

zu müssen?“ Erst die Aufforderung von<br />

außen, das Geschehene zu bedenken und<br />

zu benennen, verhilft dem Menschen dazu,<br />

seine Situation zu klären: „Wo bist du?“<br />

<strong>Die</strong> katholische Kirche muss in<br />

Zukunft missionarische Züge<br />

entwickeln mit dem Ziel, eine<br />

missionarische Mentalität und<br />

Begeisterung zu bekommen.<br />

Viele Katholiken schweigen in<br />

unserer Zeit, weil sie eitel sind<br />

und zu sehr auf sich bedacht.<br />

Sie kreisen nur um sich und<br />

sind deshalb gelangweilt.<br />

Juan <strong>Die</strong>go wurde um 1474 in Cuautitlan,<br />

einem Dorf ca. 20 km von der <strong>St</strong>adt Mexiko<br />

entfernt, als Sohn einfacher Indios geboren.<br />

Seine Eltern haben ihm den Namen „Cuauhtlatoohuac“<br />

(=jener, der wie ein Adler spricht).<br />

Noch sehr jung trat er in eine Militärakademie<br />

ein. Hier lernte man die Kunst der Kriegsführung<br />

und vor allem die Methode, den Feind<br />

lebendig zu fangen, um ihn dann als Opfergabe<br />

lebendig dem Götzen darzubringen. Er<br />

lebte in der strengen Welt der Azteken. Wir<br />

erfahren noch weiter, dass er eine Indianerin<br />

namens „Malintzin“ (=ehrwürdige Weide)<br />

heiratete. Nach der Christianisierung des<br />

Landes durch die Franziskaner ab dem Jahr<br />

1521 ließen er und seine Frau sich 1524<br />

taufen. Sie hießen Juan <strong>Die</strong>go und Maria<br />

Lucia. Seine Frau starb im Jahr 1529.<br />

Am 9. Dezember 1531 erschien am <strong>St</strong>adtrand<br />

von Mexiko-<strong>St</strong>adt die Jungfrau und Gottesmutter<br />

Maria vier Tage lang (bis zum 12.<br />

Dezember) dem 57 Jahre alten Indio Juan<br />

<strong>Die</strong>go (1474-1548). Es war in der Nähe eines<br />

von den spanischen Eroberern zerstörten<br />

Azteken-Heiligtums mit dem Auftrag: „Ich bin<br />

die Jungfrau Maria.“ Maria, die sich gerade<br />

hier als himmlische Mutter der lateinamerikanischen<br />

Völker offenbarte, erteilte ihm den<br />

Auftrag, zu Bischof Zumárraga zu gehen und<br />

ihn aufzufordern, ihr zu Ehren am Erscheinungsort<br />

auf dem Berg Tepeyac (=nasenförmiger<br />

Hügel) eine Kirche zu bauen. Hier werde<br />

sie allen helfen, die sie vertrauensvoll anrufen.<br />

Der Bischof verlangte zur Bestätigung der<br />

Echtheit der Marienerscheinung ein Zeichen,<br />

was ihm tatsächlich gewährt wurde: Juan<br />

<strong>Die</strong>go fand bei seiner vierten Begegnung mit<br />

der allerseligsten Jungfrau am 12. Dezember<br />

mitten im Winter kastilische Rosen vor, die er<br />

pflückte und in seiner Tilma (einem Poncho-<br />

Umhang) verbarg. Als er sie dem Bischof<br />

als Geschenk Mariens übergeben wollte,<br />

erschien auf dem groben, aus Agavenfasern<br />

gewirkten <strong>St</strong>off seiner Tilma das berühmte<br />

Der Haustheologe berät den Papst in theologischen<br />

Fragen. Er liest die Reden des Papstes<br />

sowie die schriftlichen Dokumente und gibt<br />

eine entsprechende theologische Beurteilung<br />

ab. Seit 1306 wird das Amt immer von<br />

einem Mitglied des Dominikanerordens<br />

wahrgenommen. Er gehört der päpstlichen<br />

Familie an und wohnt im Vatikan. Bis zur<br />

Reform des Päpstlichen Hauses im Jahr 1968<br />

durch Papst Paul VI. wurde der Haustheologe<br />

Haushofmeister des Apostolischen Palasts<br />

(Maestro del Sacro Palazzo) genannt. Das<br />

Amt wurde 1245 von Innozenz IV. (1243-<br />

1254) geschaffen, als dieser an der Kurie eine<br />

HeILIGe In Der WeLt<br />

Juan <strong>Die</strong>go<br />

(1474-1548)<br />

Bild, das noch heute als die Darstellung der<br />

Jungfrau von Guadalupe verehrt wird. Noch<br />

im Jahre 1531 wurde an dieser <strong>St</strong>elle eine<br />

Kapelle errichtet – mit dem Gnadenbild der<br />

„Jungfrau von Guadalupe“, und bald kamen<br />

zahlreiche Pilger hierher. Von hier ging ein<br />

neuer starker Impuls für die Evangelisierung<br />

aus, in der die zentralen Elemente der einheimischen<br />

Kultur aufgenommen und mit der<br />

christlichen Botschaft verbunden wurden. <strong>Die</strong><br />

letzten 17 Jahre seines Lebens verbrachte Juan<br />

<strong>Die</strong>go als Mesner, großer Beter, Büßer und<br />

eifriger Apostel der Jungfrau in einer kleinen<br />

Klause bei der Kapelle und gab den Pilgern<br />

unermüdlich Zeugnis von seiner Begegnung<br />

mit der Gottesmutter.<br />

Es war eine bedeutungsvolle Geste, dass Papst<br />

Johannes Paul II. schon stark gezeichnet von<br />

seiner Krankheit, die Mühe auf sich nahm,<br />

Der VatIKan In<br />

VerGanGenHeIt unD<br />

GeGenWart (46)<br />

Der Päpstliche<br />

Haustheologe<br />

Art „<strong>St</strong>udium Generale“ einrichtete. Zu den<br />

Fächern gehörte neben der Theologie auch<br />

Zivil- und Kirchenrecht. Obwohl die theologische<br />

Fakultät Anfang des 16. Jahrhunderts<br />

im Juli 2002 nach Mexiko City zu pilgern,<br />

um den ersten Ureinwohner Amerikas am<br />

31. Juli zur Ehre der Altäre zu erheben: „Wir<br />

erklären und definieren den seligen Juan<br />

<strong>Die</strong>go Cuauhtlatoatzin heilig und schreiben<br />

ihn in das Verzeichnis der Heiligen ein, und<br />

wir setzen fest, dass er in der ganzen Kirche<br />

ehrfürchtig verehrt wird“. Der polnische Papst<br />

schlug Juan <strong>Die</strong>go damals als Förderer „einer<br />

fruchtbaren Begegnung zweier Welten vor“,<br />

der europäischen Welt und der Welt der Indios,<br />

die miteinander den modernen <strong>St</strong>aat Mexiko<br />

hervorgebracht hätten. „Juan <strong>Die</strong>go entdeckte<br />

in der Annahme der christlichen Botschaft, die<br />

tiefe Wahrheit der neuen Menschheit, in der<br />

alle berufen sind, Kinder Gottes in Christus<br />

zu sein, ohne dass er dabei auf seine Identität<br />

verzichtete“. Johannes Paul II. appellierte in<br />

diesem Zusammenhang auch an die Weltgemeinschaft,<br />

den Indios eine berechtigte<br />

Anerkennung in der Gesellschaft zukommen<br />

zu lassen und betonte, dass der christliche<br />

Glaube keinen qualitativen Unterschied zwischen<br />

„Rassen und Kulturen“ kenne.<br />

Daraufhin wurde das Bildnis des neuen<br />

Heiligen in einer feierlichen Prozession unter<br />

Weihrauchduft und begleitet von einem<br />

rituellen Tanz von einer Indiofamilie in die<br />

Basilika getragen, während Gläubige es mit<br />

Blüten bestreuten. Es wurde an dem Ort<br />

in der Basilika aufgestellt, wo es nun die<br />

Gläubigen ehrfürchtig verehren können.<br />

Es war einer der wichtigsten Tage in der<br />

Geschichte der katholischen Kirche Mexikos,<br />

des zweitgrößten katholischen Landes der<br />

Welt, nach Brasilien, gefolgt von den USA.<br />

Ein Indio ist zur Brücke für die Weitergabe<br />

des Evangeliums zwischen den Kulturen<br />

geworden. Durch das Bild und die herzergreifenden<br />

Worte der Gottesmutter bekehrten<br />

sich innerhalb von sieben Jahren neun Millionen<br />

Indios von ihren Götzendiensten mit<br />

Menschenopfern zum Christentum. Am 9.<br />

Dezember feiert die Kirche sein Fest.<br />

aufgelöst worden war, blieb das Amt des<br />

Haushofmeisters bestehen. Es war von nun<br />

an der „Vertrauenstheologe“ des Papstes und<br />

übte andere Aufgaben aus. So war er von<br />

1515 – 1925 für das Imprimatur, die kirchliche<br />

Zulassung beim Druck von theologischen<br />

Büchern in Rom zuständig. Der Haustheologe<br />

ist Konsultor für die Glaubenslehre sowie<br />

in der Regel auch der Päpstlichen Bibelkommission<br />

und der Kongregation für die<br />

Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Sein<br />

Urteil in theologischen Fragen hat Gewicht;<br />

allerdings besitzt er keine lehramtliche oder<br />

richterliche Gewalt.<br />

14 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

15


<strong>Die</strong> Adventszeit steht vor der Tür – eine Zeit,<br />

in der wir an vielen Orten mit Krippen und<br />

auch mit Hirtenspielen konfrontiert sind.<br />

Für mich ein Grund, mich mit dem Bild<br />

des guten Hirten etwas näher auseinanderzusetzen.<br />

Hirten begleiten uns vor allem<br />

rund um das Weihnachtsevangelium, aber<br />

das Bild des Guten Hirten zieht sich wie<br />

ein roter Faden durch die Bibel, von der<br />

Genesis bis zur Geheimen Offenbarung des<br />

Johannes. <strong>Die</strong> Bibel selbst präsentiert uns<br />

bereits im 4. Kapitel des Buches Genesis die<br />

Gestalt eines Hirten: Abel, der zweite Sohn<br />

von Adam und Eva, ist ein Schafhirte (Gen<br />

4,2), sein Bruder Kain dagegen Ackerbauer.<br />

Abraham, Joseph, <strong>Jakob</strong>, Rachel, Moses,<br />

David und der Prophet Amos sind Hirten<br />

und stehen stellvertretend für das ganze<br />

israelitische Volk auf seiner Suche nach Gott.<br />

Sie weisen den Weg und sind Begleiter, sie<br />

schützen die ihnen Anvertrauten und sorgen<br />

für ihr körperliches und seelisches Wohl.<br />

Der berühmte Psalm 23 vergleicht Jahwe<br />

mit dem Guten Hirten: „Der Herr ist mein<br />

Hirte, nichts wird mir fehlen. Er läßt mich<br />

lagern auf grünen Auen…“ Und schließlich<br />

blicken wir im Neuen Testament auf Jesus,<br />

der von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte“<br />

(Joh 10,11). Von allen Bildern, in denen Jesus<br />

von sich selber spricht, um uns sein Wesen<br />

und seine Art zu schildern, ist das Bild vom<br />

guten Hirten wohl das bekannteste. Er ist<br />

zu den verlorenen Schafen gesandt, um das<br />

Verlorene zu suchen und zu retten. Christus<br />

ist Hirte für alle Menschen. Neben der treuen<br />

Führung, der rettenden und helfenden<br />

Fürsorge erscheint hier als neuer Zug des<br />

Hirtenamtes die Bereitschaft des Guten Hirten,<br />

sein Leben hinzugeben für seine Schafe<br />

(Joh 10,11). „Hirte“ zu sein, ist aber nicht nur<br />

ein Amt, sondern eine Verantwortung und<br />

ein <strong>Die</strong>nst. In besonderer Weise sind die<br />

Leiter der christlichen Gemeinden diesem<br />

Hirtendienst verpflichtet. Das Wort „Pastor“<br />

z. B. bedeutet „Hirte“, die Bischöfe tragen<br />

einen Hirtenstab, und nicht zuletzt ist der<br />

Bischof von Rom als Papst und Nachfolger<br />

Petri ein „Hirte der Kirche“.<br />

Viele fragen sich jetzt wahrscheinlich, warum<br />

ich mich mit so Randfiguren wie den<br />

Hirten beschäftige. Ich möchte sie jedoch<br />

nicht als Randfiguren sehen, sondern als<br />

Auftrag, als eine der zentralen Botschaften<br />

des heranwachsenden Christkinds an uns,<br />

denn was zeichnet einen Hirten anderes<br />

Den Glauben leben –<br />

als abbild des<br />

„Guten Hirten“<br />

aus, als seine Liebe, seine Treue und seine<br />

Sorge um die ihm Anvertrauten. Sind das<br />

nicht alles Eigenschaften, die auch uns auszeichnen<br />

sollten in der Sorge um Menschen,<br />

die uns anvertraut sind? Ob es sich dabei um<br />

unsere Kinder, um unsere kranken, alten<br />

oder behinderten Menschen handelt, um<br />

Mitarbeiter im Betrieb, ob Kollegen in einem<br />

Verein … ihnen allen sollen wir in Liebe<br />

begegnen. Jesus, unser „Großes“ Vorbild als<br />

guter Hirte, war sogar bereit, sein Leben aus<br />

Liebe hinzugeben. So etwas wird heute von<br />

niemandem von uns verlangt. Aber es gibt<br />

andere Mittel und Wege – dazu fällt mein<br />

Blick auf den Hl. Ambrosius von Mailand,<br />

dessen Fest wir am 7. Dezember feiern. Ambrosius<br />

wurde im Jahre 373 oder 374 zum<br />

Bischof von Mailand geweiht. Der große Hl.<br />

Augustinus, an dessen Bekehrung der Hl.<br />

Ambrosius maßgeblich Anteil hatte, hat in<br />

seinen „Bekenntnissen“ viel Wissenswertes<br />

und Aufschlussreiches über den Hl. Ambrosius<br />

vermerkt. So schrieb er, dass er Scharen<br />

von Menschen mit ihren Alltagssorgen in<br />

ihrer Hilflosigkeit zu <strong>Die</strong>nsten war, dass er<br />

sich sozialer Probleme annahm und rechtliche<br />

<strong>St</strong>reitigkeiten schlichtete. Seine Wege,<br />

Hirtenliebe konkret ins Leben umzusetzen,<br />

dürften auch uns nicht unbedingt überfordern.<br />

Alles was wir dazu brauchen, sind<br />

offene Ohren und vor allem ein offenes Herz.<br />

Das Weihnachtsfest öffnet für mich immer<br />

auch ein Fenster für die Zukunft – es gibt<br />

den Blick frei auf eine neue Zeit, in der sich<br />

Gott als Vater zu erkennen gibt. „So sehr hat<br />

Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen<br />

Sohn hingab“ (Joh 3,16). Sehen Sie,<br />

alles, was der Heiland uns tut, alles, was der<br />

Heiland für uns gewesen und geworden ist,<br />

das ist zutiefst Ausdruck der Vaterliebe und<br />

seiner Sorge um uns. Gott kommt also, um<br />

die Welt zu retten, er steht für Veränderung<br />

durch gelebte Beziehung zu den Menschen.<br />

Vielleicht noch eine wichtige Botschaft, die<br />

uns hier zu Weihnachten vermittelt wird.<br />

Es geht immer um Beziehung – um unsere<br />

Beziehung zu Gott, aber auch zu den Mitmenschen.<br />

Wie viel leichter ist es, einen<br />

Gutschein oder ein anderes Geschenk zu<br />

besorgen und unter den Christbaum zu<br />

legen, als sich um eine ehrliche Beziehung,<br />

um echtes Miteinander – Füreinander zu<br />

bemühen? Wir können für den anderen<br />

aber nur dann wirklich sorgen, wenn wir<br />

Anteil nehmen an seinem Leben.<br />

Weihnachten, das Fest der Liebe, sagt uns<br />

auch, dass Gott die Liebe ist – die menschgewordene<br />

Liebe, und ebenso lesen wir in der<br />

Hl. Schrift: „Wer in der Liebe bleibt, bleibt in<br />

Gott, und Gott bleibt in ihm.“ Und wenn wir<br />

nun unsererseits Abbilder des guten Hirten<br />

werden wollen, dann wissen wir, was das<br />

für uns bedeutet. Treue – etwas schwieriges<br />

in der heutigen Zeit, aber notwendig für ein<br />

erfülltes Leben!<br />

„Ich habe aber auch noch andere Schafe,<br />

die nicht in diesem Schafstalle sind; auch<br />

sie muss ich herbeiführen, und es wird ein<br />

Hirt und eine Herde werden“ (Joh 10,16).<br />

Was will uns heute Jesus damit sagen? Das<br />

ist die Sorge um diejenigen, die den Weg<br />

zu Jesus (noch) nicht gefunden haben. Was<br />

hat der Heiland nicht alles getan damals,<br />

als er auf dieser Erde herumpilgerte, um<br />

uns zu finden, zu finden den verborgenen<br />

kostbaren Schatz, den wir in uns tragen! Das<br />

müsste auch für uns richtungsweisend sein:<br />

Sind wir innerlich getragen von der Sorge<br />

um das Heil der Seelen? Sehen wir also das<br />

bevorstehende Weihnachtsfest vielleicht<br />

einmal anders – fern vom Trubel und der<br />

sonst üblichen Hektik. Schauen wir auf die<br />

vielen Hirten in den Krippen und Hirtenspielen,<br />

und nehmen wir ihr Beispiel, ihr Leben<br />

als Mahnung, unser Leben in Liebe, Sorge<br />

und Treue zu führen und uns besonders um<br />

jene Schafe anzunehmen, die noch nicht in<br />

den „<strong>St</strong>all gefunden haben“.<br />

Birgit Klappacher<br />

Wir dürfen die Kirche nicht nur unter menschlichen Gesichtspunkten sehen und beurteilen. Anstatt,<br />

dass wir auf die Zerbrechlichkeit der Kirche blicken, sollten wir sehen, wie Christus die Kirche gewollt hat,<br />

als Gemeinschaft der Heiligen.<br />

In einem Klima des Gebets und der Trauer<br />

nahmen die Menschen auf Mindanao und<br />

die ganze katholische Kirche der Philippinen<br />

Abschied von P. Fausto Tentorio. Der aus<br />

Italien stammende Missionar vom Päpstlichen<br />

Institut für die Außenmissionen<br />

(PIME) war am 17. Oktober in Akaran in der<br />

Provinz Nord Cotabato ermordet worden.<br />

<strong>Die</strong> Beisetzung fand am 25. Oktober um<br />

9.30 Uhr (Ortszeit) in der „Notre Dame“-<br />

Kathedrale in Kidapawan statt.<br />

Wie Bischof Romulo De la Cruz von Kidapawan,<br />

der der Beisetzungsfeier mit<br />

sechs konzelebrierenden Bischöfe vorstand,<br />

mitteilte, „herrschte eine Atmosphäre der<br />

Heiligkeit“. Der Beisetzungsfeier war eine<br />

Gebetsvigil in der Kathedrale, wo P. Tentorio<br />

aufgebahrt war, vorausgegangen. Im<br />

Abstand von drei <strong>St</strong>unden fanden während<br />

der ganzen Nacht jeweils Trauergottesdienste<br />

statt. Mit Campingwagen und Bussen<br />

waren zur Beisetzungsfeier aus den verschiedenen<br />

<strong>Diözese</strong>n Mindanaos rund<br />

15.000 Menschen zur Beisetzungsfeier<br />

gekommen, darunter vor allem Angehöri-<br />

Der Weltmissionssonntag sei ein „Neubeginn<br />

für die Evangelisierung“ in den katholischen<br />

Gemeinden in China gewesen. <strong>Die</strong>s berichteten<br />

Priester aus den verschiedenen<br />

Gemeinden. Wie das in der Provinz Hebei<br />

erscheinende Mitteilungsblatt „Faith“ mitgeteilt<br />

hat, wurde der Sonntag der Weltmission<br />

in den Gemeinden in Gemeinschaft mit der<br />

Weltkirche unter dem Motto der Botschaft<br />

von Papst Benedikt XVI. gefeiert: „Wie der<br />

Vater mich gesandt hat, so sende ich euch“.<br />

Vielerorts fanden am Sonntag, dem 23. Oktober,<br />

Wallfahrten, Gebetstreffen, Anbetungen<br />

und öffentliche Veranstaltungen statt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Pfarre</strong>ien der <strong>Diözese</strong> Nan Chong in<br />

der Provinz Sichaun veranstalteten eine<br />

europa und Weltkirche<br />

Viele ermordete<br />

Priester<br />

ger tribaler <strong>St</strong>ämme und Bauern aus den<br />

ländlichen Gebieten. Es nahmen über 70<br />

Priester und Ordensleute, die 20 in den<br />

Philippinen tätigen Missionare des PIME<br />

(und der Generalobere P. Gian Battista<br />

Zanchi) sowie hunderte Schwestern, der<br />

italienische Botschafter auf den Philippinen,<br />

Luca Fornari, und der Gouverneur von Nord<br />

Cotabato, Emilow Talino, teil.<br />

Im Anschluss an die Beisetzungsfeier begleitete<br />

ein Trauerzug den Verstorbenen<br />

über eine <strong>St</strong>recke von vier Kilometern zum<br />

Friedhof, wo er seine letzte Ruhe neben<br />

seinem Mitbruder P. Tullio Favali fand.<br />

An dem Trauerzug nahmen auch die Aktivisten<br />

der Bewegung „Gerechtigkeit für<br />

Pater Pops“ mit ihren Spruchbändern teil.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> Yan` an in china<br />

Weltmissionssonntag<br />

in china<br />

neubeginn für die evangelisierung<br />

in den katholischen Gemeinden<br />

Wallfahrt zum berühmten Marienwallfahrtsort<br />

Sheshan in der <strong>Diözese</strong> Schanghai.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinden in Peking und Nanking<br />

widmeten ihre Gebete der Mission und<br />

baten um den Schutz der Gottesmutter<br />

für die katholischen Gläubigen in China.<br />

Insgesamt 9 <strong>Pfarre</strong>ien der <strong>Diözese</strong> Yi Du in<br />

der Provinz Sahndong sammelten Spenden<br />

Bischof De La Cruz erinnert im Gespräch<br />

mit dem Fidesdienst an die Ermittlungen<br />

im Mordfall: „Wir hoffen, dass die Mörder<br />

bald identifiziert und vor Gericht gestellt<br />

werden und dass sie ihre Tat bereuen und<br />

sich bekehren. Wir sind gewiss, dass die<br />

Sendung von P. Tentorio fortgesetzt werden<br />

und Früchte tragen wird. Unsere Kirche<br />

wird durch sein Martyrium gestärkt.“ P.<br />

Socrates Mesiona, Nationaldirektor der<br />

Päpstlichen Missionswerke auf den Philippinen,<br />

bezeichnete P. Tentorio unterdessen<br />

als „wahren Missionar und wahren<br />

Märtyrer“. „Sein Tod wird nicht umsonst<br />

gewesen sein, denn er wird das Engagement<br />

im <strong>Die</strong>nst der Armen und Ausgegrenzten<br />

und insbesondere unter den Angehörigen<br />

der indigenen Völker des Landes stärken.<br />

Alle, die ihn als Mann des Friedens gekannt<br />

und geliebt haben, werden so lange<br />

Gerechtigkeit für ihn fordern, bis es diese<br />

geben wird.“ Nun hat der Bischof von<br />

Malaybalay darauf hingewiesen, dass seit<br />

1970 13 katholische Priester auf der Insel<br />

gewaltsam getötet wurden, nur ein Fall<br />

wurde geklärt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> Yan’an hat eine Ausdehnung von 80.000 qkm und befindet sich in einer ländlichen Region im Norden der Provinz<br />

Shaanxi. Es gibt dort rund 60.000 Gläubige, zwei Bischöfe, 27 Priester und Laienbrüder, 8 Seminaristen, 33 Ordensschwestern<br />

aus zwei Kongregationern. Es gibt 20 Kirchen und etwa 20 andere Kultstätten, drei Krankenstationen und eine katholische Grundschule.<br />

Über tausend Gläubige aus der <strong>Diözese</strong> Yan` An nahmen am 3. Oktober an der Weihe von drei neuen Priestern teil, die alle<br />

aus katholischen Familien kommen. Der Festmesse stand der Bischofskoadjutor Giovanni Battista Yang vor: Es handelte sich um<br />

seine erste Priesterweihe nach seiner eigenen Bischofsweihe. Bischof Giovanni Battista ist 46 Jahre alt und seit 19 Jahren Priester.<br />

Er wurde am 15. Juli 2010 zum Bischofskoadjutor für die <strong>Diözese</strong> geweiht. Am 25. März 2011 trat er sein Amt an. Er wurde mit<br />

Zustimmung des Heiligen <strong>St</strong>uhls und der chinesischen Behörde zum Bischof geweiht.<br />

für die Mission, die insbesondere auch für<br />

den Bau eines Heiligtums der Gottesmutter<br />

von Lourdes in der <strong>Diözese</strong> bestimmt sein<br />

sollen.<br />

Über 400 Gläubige aus der <strong>Pfarre</strong>i Xi Ning<br />

stellten am Sonntag der Weltmission im<br />

Rahmen einer Feier ein neues Kreuz auf:<br />

„Nach zweieinhalb Monaten harter Arbeit<br />

haben wir unseren Traum verwirklicht<br />

und unser Kreuz renoviert, das nun wieder<br />

unsere Kirche ziert. Es ist Symbol für einen<br />

Neubeginn der Evangelisierung in unserer<br />

Gemeinde: wir möchten, dass diese im<br />

Zeichen des Kreuzes stattfindet, das uns<br />

schützt und Orientierung und Festigung<br />

schenkt.“<br />

16 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

17


Papst Benedikt XVI. hat am Mittwochabend<br />

das australische Pilgerzentrum „Domus Australia“<br />

in der Via Cernaia in Rom eingeweiht.<br />

Er folgte damit einer Einladung von Kardinal<br />

George Pell, dem Erzbischof von Sydney.<br />

In seiner Ansprache nach der Anbetung<br />

dankte der Papst nochmals für die herzliche<br />

Aufnahme anlässlich des Weltjugendtages<br />

im Jahr 2008. Ebenso dankte er dem „Saint<br />

Mary’s Cathedral Choir”, der zu diesem Anlass<br />

nach Rom gereist war, für den Gesang<br />

zu Gottes Ehre, sowie den australischen<br />

Bischöfen und dem Botschafter Australiens<br />

am Heiligen <strong>St</strong>uhl, Timothy Fischer. Er hoffe,<br />

dass dieser neu eingeweihte Ort ein klein<br />

wenig Australien in die alte <strong>St</strong>adt Rom bringe,<br />

so der Papst. Er erinnerte auch daran, dass<br />

<strong>Die</strong> heilige Krippe<br />

In der Basilika Santa Maria Maggiore befindet sich eine kostbare<br />

Reliquie, die „Heilige Krippe“. In einer ovalen Schale aus Kristall<br />

und Silber ruhen fünf Holzstücke. Sie stammen der Legende<br />

nach von jener Krippe, in die Maria das Jesuskind legte. <strong>Die</strong><br />

Holzstücke sollen in der Regierungszeit von Papst Sixtus III.<br />

(432-440), nach anderen Berichten gar schon im Jahr 354 nach<br />

Rom gekommen sein. Sixtus III. jedenfalls ließ in der ursprünglichen<br />

Basilika eine originalgetreue „Geburtsgrotte“ nachbauen.<br />

Irgendwann ging die Krippenverehrung vergessen. Erst 1223<br />

belebte Franz von Assisi sie neu.<br />

<strong>Die</strong> katholische Kirche in Russland feierte das<br />

100-Jahr-Jubiläum der Moskauer Kathedrale.<br />

Höhepunkt war eine Festmesse unter Vorsitz<br />

des Päpstlichen Sondergesandten für die<br />

Feierlichkeiten, Kardinal Jozef Tomko. <strong>Die</strong><br />

im Jahr 1911 erstmals und im Dezember<br />

1999 neu geweihte neugotische Kathedrale<br />

der Unbefleckten Empfängnis war 1937<br />

von den kommunistischen Machthabern<br />

geschlossen worden. In der Kirche wurden<br />

damals Zwischengeschosse eingebaut; das<br />

Gebäude diente als Magazin und „Bürozentrum“.<br />

Erst 1996 zogen die letzten Büros aus,<br />

womit die Katholiken ihre Kirche endgültig<br />

australisches<br />

Pilgerzentrum in rom<br />

fast genau ein Jahr zuvor die australische<br />

Schwester Mary MacKillop zur Ehre der<br />

Altäre erhoben worden war, die durch ihr<br />

Beispiel so überaus segensreich für das Land<br />

gewirkt habe. „Ich bete darum, dass die<br />

Heilige weiterhin viele Australier inspiriert,<br />

in ihre Fußstapfen durch ein heiliges Leben<br />

und den <strong>Die</strong>nst für Gott an den Mitmenschen<br />

zu treten“, so der Papst. Er wies darauf hin,<br />

dass seit Jahrhunderten viele Pilger die heiligen<br />

<strong>St</strong>ätten Roms mit den Apostelgräbern<br />

100-Jahr-Jubiläum<br />

der katholischen<br />

Kathedrale in<br />

Moskau<br />

zurückerstattet bekamen. Papst Benedikt<br />

XVI. betonte in seiner Grußbotschaft, die<br />

Geschichte der Kathedrale sei von Leid und<br />

Wiedergutmachung gekennzeichnet. Zugleich<br />

sei das Gotteshaus ein besonderer<br />

Ort der Marienverehrung. Bei den Feier-<br />

besucht hätten, um ihren Glauben zu stärken<br />

und dass dieser neue Pilgerort für die<br />

Christen aus Australien ein Ort der Heimat<br />

werden solle. Den deutschen Dichter Goethe<br />

zitierend wies der Papst darauf hin, das<br />

Wichtigste, was Eltern ihren Kindern geben<br />

könnten, seien Wurzeln und Flügel. <strong>Die</strong><br />

Mutter Kirche gebe dies ihren Kindern: als<br />

Wurzeln den Glauben der Apostel, der von<br />

Generation zu Generation weitergegeben<br />

werde; als Flügel die Gnade des Heiligen<br />

Geistes, die durch die Sakramente der Kirche<br />

vermittelt werde. Danach segnete der Papst<br />

im Garten des Zentrums ein Mosaik von<br />

Maria und einen Gedenkstein und traf mit<br />

den Wohltätern und Sponsoren zusammen,<br />

bevor er in den Vatikan zurückkehrte.<br />

Der deutsche „Osservatore“<br />

Der „Osservatore Romano“ hat gefeiert: Vor vierzig Jahren, am 8.<br />

Oktober 1971, erschien seine erste Wochenausgabe in deutscher<br />

Sprache. Das entsprach damals einem persönlichen Wunsch von<br />

Papst Paul VI., der auch das Grußwort auf der Titelseite beisteuerte.<br />

Durch Zuschüsse der deutschen Bischöfe erscheint die deutschsprachige<br />

Ausgabe als einzige der sechs Wochenausgaben seit<br />

einigen Jahren in Farbe. Der deutsche „Osservatore“ hat etwa<br />

12.000 Abonnenten, die meisten davon in Deutschland. In der<br />

Redaktion im Innern des Vatikans arbeiten vier feste Mitarbeiter;<br />

Chafredakteurin ist die Österreicherin Astrid Haas.<br />

Lebensschützerin rebecca Kiessling<br />

lichkeiten wurden auch ein Denkmal für die<br />

selige Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997)<br />

gesegnet und eine Fotoausstellung eröffnet.<br />

Das Gotteshaus ist seit der aufwendigen<br />

Restaurierung nicht nur ein Zentrum des<br />

religiösen, sondern auch des kulturellen<br />

Lebens der russischen Hauptstadt. Dank<br />

der ausgezeichneten Akustik und einer der<br />

größten Orgeln Russlands genießt die Kirche<br />

den Ruf, „einer der ungewöhnlichsten und<br />

interessantesten Konzertsäle Moskaus“ zu<br />

sein. Jährlich gibt es mehr als hundert Konzerte<br />

mit geistlicher Musik, zum Teil auch<br />

mit weltbekannten Musikern.<br />

<strong>Die</strong> international bekannte Lebensschützerin Rebecca Kiessling aus den USA war am Montag, dem 31. Oktober,<br />

nach Deutschland gekommen. Frau Kissling hatte im Alter von 18 Jahren erfahren, dass ihre leibliche Mutter bei einer<br />

Vergewaltigung mit ihr schwanger geworden war und sie nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben hatte.<br />

<strong>Die</strong>se schockierende Nachricht hatte das Leben der jungen Rebecca schlagartig verändert. Völlig überraschend war sie mit<br />

einem Thema konfrontiert worden, das für sie vorher nahezu unbedeutend gewesen war. Seit diesem aufwühlenden Ereignis<br />

setzt sie sich entschlossen gegen Abtreibung ein. Sie selber ist ein lebendiges Zeugnis für die Heiligkeit menschlichen Lebens<br />

als Ebenbild Gottes, gleichgültig unter welchen Umständen es entstand.<br />

europa und Weltkirche<br />

Am 25. September hat der Generalobere<br />

der Salesianer, P. Pascual Chávez Villanueva,<br />

im Rahmen einer Eucharistiefeier in der<br />

Basilika „Maria Hilfe der Christen“ in Turin<br />

74 neuen Missionaren die Missionskreuze<br />

überreicht. Sie sind nun berufen, das Evangelium<br />

in alle fünf Kontinente zu bringen.<br />

<strong>Die</strong> Feier war die 142. Aussendungsfeier<br />

der Salesianer. So heißt es, dass die Aussendung<br />

von Missionaren seit der ersten<br />

von Don Bosco am 11. November 1875,<br />

bereits seit einigen Jahren von anderen<br />

Gruppen, einschließlich der Laien der Don-<br />

Bosco-Familie, unterstützt wird. Zwei Jahre<br />

nach der ersten Aussendung schlossen sich<br />

Der Vatikan fordert angesichts der internationalen<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise eine<br />

Reform der Finanzmärkte und des internationalen<br />

Finanzsystems. Rechtzeitig vor dem<br />

G-20-Gipfel Anfang November in Cannes<br />

veröffentlichte der Päpstliche Friedensrat am<br />

24. Oktober ein Dokument mit dem Titel:<br />

„Für eine Reform des internationalen Finanzsystems<br />

aus der Sicht einer öffentlichen<br />

Autorität mit universaler Kompetenz“. <strong>Die</strong><br />

17 Seiten schlagen die Gründung einer Art<br />

Weltzentralbank vor, um die Finanzmärkte<br />

zu kontrollieren. Der Primat der Politik über<br />

Wirtschaft und Finanzwelt müsse wieder<br />

hergestellt werden. <strong>Die</strong> internationalen Einrichtungen,<br />

die schon bestehen, müssten<br />

reformiert werden, um „mehr Autorität zu<br />

bekommen und gleichzeitig demokratischer<br />

zu funktionieren.“ „Es geht um das Gemeinwohl<br />

der Menschheit und ihre Zukunft“: das<br />

<strong>Die</strong> salesianische<br />

Kongregation erneuert<br />

ihre Missionen<br />

einige Schwestern des zahlenmäßig wachsenden<br />

Instituts der „Töchter der Mutter der<br />

Christen“ den Salesianermissionaren an.<br />

In den letzten Jahren erweiterte sich der<br />

Kreis aufgrund einer größeren Sensibilität<br />

und dem Engagement von Laien. In diesem<br />

Vatikan fordert<br />

finanz-aufsichtsbehörde<br />

bekräftigt der Alarmruf aus dem Vatikan.<br />

„Egoismus und kollektive Gier“ sowie ein<br />

„Wirtschaftsliberalismus ohne Regeln und<br />

ohne Kontrolle“ hätten zur derzeitigen Krise<br />

geführt. Das sei nicht hinnehmbar, der<br />

Mensch dürfe „nicht des Menschen Wolf<br />

sein“, Länder dürften „nicht auf Kosten anderer<br />

wachsen.“ Wirtschaft und Finanzwelt<br />

müssten auf ihre ursprüngliche Bedeutung<br />

reduziert werden und sich ihrer sozialen<br />

Verantwortung stellen. Es gelte, riskante<br />

Spekulationen zu unterbinden und ethische<br />

Jahr sind erstmalig auch Schwestern von<br />

der Liebe Jesu beteiligt. Insgesamt werden<br />

74 Pädagogen und Katecheten ausgesandt.<br />

Eine größere Gruppe geht in die Neuevangelisierung<br />

der europäischen Länder, für<br />

die die salesianische Kongregation 2009<br />

das „Projekt Europa“ geschaffen hat. <strong>Die</strong><br />

Don-Bosco-Missionen wurden im Jahr 1875<br />

ins Leben gerufen, als Don Bosco die erste<br />

Gruppe von zehn Missionaren nach Patagonien,<br />

Argentinien, schickte. Heute, nach<br />

136 Jahren Geschichte, bringen tausende<br />

Ordensleute und Hunderte von Laien das<br />

Evangelium Jesu Christi nach der Art Don<br />

Boscos in über 130 Länder.<br />

abtreibung – todesursache nr. 1<br />

So fürchterlich die Terroranschläge vom 11. September 2001 mit fast 3.000 Toten auch waren – an jedem Tag werden<br />

in den USA mehr Kinder im Mutterleib getötet. Täglich fallen in den Vereinigten <strong>St</strong>aaten etwa<br />

3.200 Kinder Schwangerschaftsabbrüchen zum Opfer. Weltweit ist Abtreibung mit<br />

Abstand die zahlenmäßig größte Todesursache.<br />

Mindeststandards einzuführen. Als konkrete<br />

Reformvorschläge für das Finanzsystem<br />

sind in dem Dokument die Einführung einer<br />

Transaktionssteuer sowie die Bildung<br />

eines globalen Krisenfonds angegeben. Finanzgeschäfte<br />

müssten mit <strong>St</strong>euern belegt<br />

werden, zugleich spricht sich der Vatikan für<br />

eine deutliche Abgrenzung des Investment<br />

Bankings vom normalen Kreditgeschäft aus.<br />

Eine solche Unterscheidung ermögliche eine<br />

wirksamere Disziplinierung der „Schattenmärkte“,<br />

die ohne jede Konrolle und ohne<br />

Grenzen sind. Ebenso regt das Schreiben<br />

neue Wege der Rekapitalisierung von Banken<br />

an. Nun hat der Vatikansprecher Federico<br />

Lombardi darauf hingewiesen, dass es sich<br />

hierbei um kein Dokument des Papstes<br />

handle, sondern um einen Debattenbeitrag<br />

des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und<br />

Frieden.<br />

Silvester mit der „Pummerin“<br />

In der Silvesternacht werden von vielen Kirchtürmen wieder die Glocken das neue Jahr „einläuten“. <strong>Die</strong> bekannteste Glocke in<br />

Österreich ist die Pummerin im Wiener <strong>St</strong>ephansdom. Nur zu besonderen Anlässen wird die Pummerin, die einzigartig in ihrer<br />

Größe und ihrem Klang ist, angeschlagen: zu Ostern, zu Pfingsten, zu Allerseelen, am <strong>St</strong>ephanitag und in der Silvesternacht.<br />

Früher wurde die mehr als 20 Tonnen schwere Pummerin von 16 Männern händisch geläutet, heute erledigt das ein elektrischer<br />

Antrieb. <strong>Die</strong>se größte der 12 Glocken im <strong>St</strong>ephansdom wurde 1711 vom Tiroler Glockengießer Johann Achauer aus den Kanonen<br />

gegossen, die bei der Türkenbelagerung in Wien erbeutet wurden. Als im April 1945 der <strong>St</strong>ephansdom brannte, ging auch die<br />

Pummerin in Brüche. Als 1950 nach Ende des Krieges aus den Trümmern der alten Glocke eine neue entstehen sollte, schlug der<br />

erste Gießversuch in der Glockengießerei in <strong>St</strong>. Florian jedoch fehl. Erst der zweite Versuch glückte. Eine halbe Million Menschen<br />

säumte die <strong>St</strong>raßen, um das neue, drei Meter hohe und im Durchmesser ebenso breite „Wahrzeichen“ der <strong>St</strong>adt Wien zu begrüßen,<br />

das im April 1952 vom damaligen Kardinal Theodor Innitzer geweiht wurde. <strong>Die</strong> Pummerin ist nach der Glocke im Kölner Dom<br />

die zweitgrößte frei schwingende Kirchenglocke Europas.<br />

18 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

19


In den vergangenen 30 Jahren wurden in der<br />

Volksrepublik china rund 400 Millionen<br />

Kinder abgetrieben. <strong>Die</strong>s gab nach Angaben<br />

der Agentur „Zenit“ 1ein Sprecher der chinesischen<br />

Regierung bekannt. 400 Millionen<br />

entsprechen ungefähr vier Fünfteln der Einwohner<br />

der Europäischen Union. Peking<br />

zwingt mit der Ein-Kind-Politik chinesische<br />

Paare seit 1980, nur ein einziges Kind zu<br />

haben. Teilweise kommt es zu staatlich verordneten<br />

Zwangsabtreibungen auch noch in<br />

den letzten Monaten der Schwangerschaft.<br />

Der Karmeliterorden schafft im Libanon<br />

Arbeitsplätze für Christen. Durch die Maßnahmen<br />

sollen Christen ermutigt werden, nicht<br />

ins Ausland oder in 2Großstädte abzuwandern.<br />

Christliche Dörfer drohten zu verschwinden,<br />

weil vorwiegend junge Christen und deren<br />

Familien abwanderten. Vor 40 Jahren waren<br />

die Christen im Libanon mit siebzig Prozent<br />

in der Mehrheit. Mittlerweile besteht eine<br />

muslimische Mehrheit von 55 Prozent.<br />

Mit einem großen Gottesdienst hat Rio de<br />

Janeiro in brasilien am 16. Oktober den 80.<br />

Jahrestag der Einweihung 3der Christusstatue<br />

auf dem Berg Corcovado gefeiert. <strong>Die</strong> fast 40<br />

Meter hohe Skulptur ist eines der wichtigsten<br />

Wahrzeichen Rios und überdies ein anerkannter<br />

Wallfahrtsort. 100.000 Gläubige kamen<br />

zur Hl. Messe, in Erinnerung an die Segnung<br />

der <strong>St</strong>atue am 12. Oktober 1931.<br />

Analphabetentum ist in Bethlehem in Palästina<br />

ein großes Problem. Viele Eltern können<br />

weder schreiben 4noch lesen und damit auch<br />

nicht ihren Kindern beim Lernen oder den<br />

Hausaufgaben helfen. <strong>Die</strong> „Schwestern des<br />

Hl. Joseph“ bieten deshalb in ihrer Volksschule<br />

Nachmittagskurse für die Schüler mit den<br />

größten Defiziten in Mathematik, Englisch<br />

und Arabisch an.<br />

Mindestens 700 christliche Mädchen werden<br />

in Pakistan jährlich zum Übertritt zum Islam<br />

gezwungen. <strong>Die</strong>se 5christlichen Mädchen werden<br />

von muslimischen Männern entführt oder<br />

missbraucht. Auf Druck oder aufgrund einer<br />

ungewollten Schwangerschaft werden die<br />

Frauen daraufhin gezwungen, zum Islam zu<br />

konvertieren und den Mann zu heiraten.<br />

Im Südsudan garantiert ein neues Gesetz das<br />

Recht auf kostenlose 6Bildung. In den Berichten<br />

katholischer Medien wird die Wichtigkeit<br />

dieser Maßnahme unterstrichen für eine<br />

Bevölkerung, in der 89 Prozent Analphabeten<br />

sind. Schule und Ausbildung sind für die<br />

wirtschaftliche und soziale Entwicklung des<br />

ärmsten afrikanischen <strong>St</strong>aates zentral.<br />

<strong>Die</strong> katholische Kirche hat in ungarn einen<br />

Fernsehsender ins Leben gerufen. Das „Sankt<br />

<strong>St</strong>ephan Fernsehen“ ist eine Erweiterung des<br />

bereits bestehenden 7„Sankt <strong>St</strong>ephan Radios“.<br />

Finanziert wird der Sender wie auch schon das<br />

Radio von einer katholischen Rundfunkstiftung.<br />

Der neue Sender wird vor allem im Internet<br />

über kirchliche Ereignisse berichten, dadurch<br />

will er auch Jugendliche erreichen.<br />

<strong>Die</strong> katholische Kirche im Hl. Land begrüßt<br />

die Mitgliedschaft Palästinas in der UNESCO.<br />

Viele Beobachter sehen in der Aufnahme<br />

Palästinas bei der UNO-Kulturorganisation<br />

einen weiteren Schritt zur Anerkennung als<br />

20 Nr. <strong>167</strong><br />

nachrichten aus Kirche und Welt<br />

Eine neue Niederlassung haben die Franziskaner<br />

in der Schweiz gegründet. Maria<br />

Dreibrunnen im Kanton <strong>St</strong>. Gallen ist ein alter<br />

Wallfahrtsort, der nun von drei Franziskanern<br />

betreut wird – und sie haben viel zu tun. Ist<br />

3<br />

9<br />

8 10<br />

<strong>St</strong>aat. Auch der Jerusalemer Weihbischof sieht<br />

nicht, warum das gegen den Friedensprozess<br />

gerichtet sein sollte, wie das die USA und<br />

Deutschland denken. Dass es ein Schritt zum<br />

Frieden ist, betont im Gegensatz Frankreich.<br />

13<br />

11<br />

15<br />

16 7<br />

9<br />

12<br />

14<br />

doch die Kirche eine beliebte Hochzeitskirche,<br />

und kommen zu den großen und kleinen<br />

Marienfesten des Jahres viele Wallfahrer<br />

an den Gnadenort. Insgesamt gibt es in der<br />

Schweiz vier Franziskanerkonvente.<br />

6<br />

2<br />

8 10<br />

4<br />

Pater Gregory Collins (51) ist zum sechsten<br />

Abt der deutschsprachigen Benediktiner-Abtei<br />

auf dem Jerusalemer Zionsberg in Israel<br />

geweiht worden. Der Konvent hatte den Ordensmann<br />

aus der irischen Benediktinerabtei<br />

November2011<br />

5<br />

Nach Wunsch der katholischen Bischöfe in<br />

Polen soll künftig der Bürger freiwillig ein<br />

Prozent seines Einkommens einer Kirche<br />

seiner Wahl widmen<br />

11<br />

können. Im Gegenzug<br />

sei die Kirche bereit, auf <strong>St</strong>aatsgelder aus dem<br />

umstrittenen Kirchenfonds zu verzichten. Aus<br />

diesem Beitrag sowie durch Kollekten und<br />

Spenden finanzieren sich die Konfessionen in<br />

Polen. Einen Kirchenbeitrag gibt es nicht.<br />

1<br />

Genstal im Juli zum Nachfolger des Deutschen<br />

P. Benedikt Lindemann (52) gewählt, der die<br />

Dormitio-Abtei 16 Jahre lang geleitet hatte. <strong>Die</strong><br />

Weihe nahm im Rahmen einer Festmesse der<br />

Weihbischof in Jerusalem vor.<br />

Seminaristen von Rom in Italien absolvierten<br />

im Oktober im Rahmen ihrer Priesterausbildung<br />

ein Praktikum in einem Roma – Barackenlager.<br />

14 <strong>St</strong>udenten des „Seminario<br />

Romano Maggiore“ fuhren morgens in das<br />

größte Wohnlager Roms mit 1000 Bewohnern<br />

am östlichen <strong>St</strong>adtrand. Dort feierten sie zu-<br />

12<br />

sammen mit dem Roma-Seelsorger Paolo Lo-<br />

judice die heilige Messe und standen danach<br />

für Gespräche zur Verfügung. Am Nachmittag<br />

gab es Gelegenheit für Bibelauslegung, Musik,<br />

Theater und auch Fußballspiel.<br />

Thronerben in Großbritannien können<br />

künftig Katholiken heiraten, ohne ihren Erbanspruch<br />

zu verlieren. <strong>Die</strong> katholische Kirche<br />

begrüßte die Aufhebung des Gesetzes, das bislang<br />

die Heirat eines katholischen Partners zum<br />

Ausschlusskriterium für die Thronfolge machte.<br />

So hatte es der sogenannte „Act of Settlement“<br />

13<br />

von 1701 festgelegt, dass ein Thronanwärter<br />

seinen Anspruch auf die Krone verliert, wenn<br />

er „Gemeinschaft mit dem Sitz oder der Kirche<br />

von Rom hält oder sich zur päpstlichen Religion<br />

bekennt oder einen Papisten heiratet.“<br />

Trotz der geplanten Antikonversionsgesetze<br />

steigt die Zahl der Katholiken in nepal. Derzeit<br />

gibt es 10.000 nepalesische Katholiken,<br />

4.000 mehr als im Jahr der Proklamation des<br />

laizistischen <strong>St</strong>aates im Jahr 2006. Durch die<br />

neuen Gesetze würde jedwede Äußerung<br />

über den Glauben als Proselytismus ausgelegt<br />

14<br />

und mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft.<br />

Gab es in den Jahren 2007-2009 zahlreiche<br />

Übergriffe von hinduistischen Extremisten,<br />

so fühlen sich heute katholische Priester in<br />

Nepal wieder sicherer.<br />

<strong>Die</strong> Bevölkerung in Deutschland ist nach<br />

Angaben des <strong>St</strong>atistischen Bundesamtes eine<br />

der ältesten der Welt. Im Jahr 2009 waren in<br />

der Bundesrepublik 17 Millionen Menschen<br />

mindestens 65 Jahre alt. Sie machten ein<br />

Fünftel der Bevölkerung aus. Anders war dies<br />

noch 1950: Damals lebten auf dem Gebiet<br />

15<br />

der heutigen Bundesrepublik 7 Millionen<br />

Menschen, die mindestens 65 Jahre alt waren<br />

– ein Anteil von nur 10 Prozent. <strong>Die</strong><br />

Zahl der Geburten hat sich gegenüber 1950<br />

nahezu halbiert.<br />

<strong>Die</strong> Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus in<br />

Deutschland haben sich gegen eine Aufwertung<br />

des Religionsunterrichts<br />

16<br />

ausgesprochen.<br />

In Berlin ist Religion anders als in den meisten<br />

anderen Bundesländern kein ordentliches<br />

Unterrichtsfach, sondern nur ein freiwilliges<br />

Zusatzangebot. Verpflichtend ist dagegen der<br />

staatliche Ethikunterricht, der vor fünf Jahren<br />

eingeführt wurde.<br />

21


Papst Benedikt XVI. hielt bei der Generalaudienz<br />

am 28. September Rückschau auf<br />

seine Apostolische Reise nach Deutschland.<br />

Der Papst durchquerte Deutschland von<br />

der Hauptstadt Berlin nach Erfurt und zum<br />

Eichsfeld und schließlich nach Freiburg, einer<br />

<strong>St</strong>adt, die nahe der Grenze zu Frankreich und<br />

zur Schweiz liegt. Der Besuch stand unter<br />

dem Motto: „Wo Gott ist, da ist Zukunft“.<br />

Gefeiert wurden große Gottesdienste, gefeiert<br />

wurde der Glaube.<br />

In der Begegnung zwischen dem Papst und<br />

dem Bundespräsidenten gebrauchte Benedikt<br />

ein Wort des großen Bischofs und Sozialreformers<br />

Wilhelm von Ketteler: „Wie die<br />

Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch<br />

die Freiheit der Religion“. Ein Augenblick von<br />

großer Tragweite und eine <strong>St</strong>ernstunde des<br />

Parlaments war die Rede des Papstes vor den<br />

Mitgliedern des deutschen Bundestags, wo er<br />

über die Grundlagen eines demokratischen<br />

Gemeinwesens sprach, die Grundlage der<br />

Rechtskultur und des freien Rechtsstaates<br />

erläuterte, also den Maßstab jeden Rechts,<br />

der vom Schöpfer in das Wesen seiner Schöpfung<br />

hineingelegt wurde. <strong>Die</strong>se Rede des<br />

Papstes, ein rhetorisches und intellektuelles<br />

Meisterwerk, war so fundamental in ihrer<br />

Auseinandersetzung mit den Grundlagen des<br />

Rechts, dass sie als historischer Beitrag des<br />

Christentums für die politische Kultur eines<br />

demokratischen <strong>St</strong>aates in die Geschichte<br />

eingehen wird. Der Papst als Advokat des<br />

Gewissens zeigte die Vernunft und Natur des<br />

Menschen als Grundlage einer politischen<br />

Ethik auf. Benedikt XVI. schlägt vor, den<br />

Begriff von Natur zu erweitern und sie nicht<br />

nur als ein funktionales Ganzes zu verstehen,<br />

sondern darüber hinaus als Sprache<br />

des Schöpfers, die uns helfen soll, Gut und<br />

Böse zu unterscheiden. Danach begegnete<br />

der Papst Vertretern der jüdischen und muslimischen<br />

Gemeinde. Am Ende des ersten<br />

Besuchstages kam es im Olympiastadion in<br />

Berlin zu einer der großen liturgischen Feiern,<br />

die geprägt war vom Beten und Singen<br />

der zahlreichen Besucher, die gekommen<br />

waren, um mitzufeiern. In einer für alle<br />

verständlichen Sprache legte der Papst in<br />

seiner Predigt ein nachdrückliches Zeugnis<br />

über das Geheimnis der Kirche ab. Wörtlich<br />

sagte er: „Manche bleiben mit ihrem Blick auf<br />

die Kirche an ihrer äußeren Gestalt hängen.<br />

Dann erscheint die Kirche nur mehr als eine<br />

der vielen Organisationen innerhalb einer<br />

demokratischen Gesellschaft, nach deren<br />

Papst benedikt XVI.<br />

in Deutschland –<br />

eine nachlese<br />

Maßstäben und Gesetzen dann auch die<br />

so sperrige Größe „Kirche“ zu beurteilen<br />

und zu behandeln ist. Selbst als es bei der<br />

Predigt im Olympiastadion um das Schlechte<br />

in der Kirche ging, blieb der Papst souverän<br />

und verwies noch einmal auf die Kirche, die<br />

das Heilmittel gegen Sünde und Tod in den<br />

Händen hält: Jesus Christus, den Erlöser,<br />

den Weinstock, der Leben spendet.<br />

Am zweiten Besuchstag war es das Anliegen<br />

des Papstes, im Rahmen dieser Reise<br />

ein besonderes Gewicht auf die Ökumene<br />

zu legen. <strong>Die</strong> Begegnung des Papstes mit<br />

den Vertretern des „Rats der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland“ am 23. September<br />

fand im Augustinerkloster in Erfurt statt,<br />

wo Luther Theologie studiert hat und zum<br />

Priester geweiht wurde. Kein Wort zum<br />

gemeinsamen Abendmahl oder zum Thema<br />

der konfessionsverschiedenen Ehen. Zentraler<br />

Gedanke war, dass der Papst von einer<br />

wahren Ökumene das gemeinsame Zeugnis<br />

vom Glauben an den dreifaltigen Gott in<br />

einer Welt, die Gott nicht kennt, erwartet,<br />

nicht aber kirchenpolitisches Aushandeln<br />

von Kompromissen in Sachen des Glaubens.<br />

Wörtlich sagte der Papst: „Ein von uns selbst<br />

geschaffener Glaube hat keinerlei Wert, und<br />

die wahre Einheit ist vielmehr ein Geschenk<br />

des Herrn, der stets für die Einheit seiner<br />

Jünger gebetet hat und betet.“ Ein sehr<br />

bewegender Augenblick für den deutschen<br />

Papst muss die Feier der Marienvesper vor<br />

der Wallfahrtskirche in Etzelsbach mit der<br />

Schmerzensreichen Jungfrau gewesen sein.<br />

Auf dem prachtvollen Domplatz in Erfurt<br />

feierte Benedikt XVI. eine große Messe,<br />

bei der er die Gläubigen ermunterte, die<br />

Heiligen von heute zu sein, mutige Zeugen<br />

Christi.<br />

Nun war die letzte <strong>St</strong>ation der päpstliche<br />

Visite gekommen: die Erzdiözese Freiburg.<br />

Festlich wurde Benedikt XVI. zunächst von<br />

den Jugendlichen während einer Gebetsvigil<br />

empfangen, wo der Papst unterstrich, dass<br />

er auf die aktive Mitarbeit der Jugendlichen<br />

vertraut. Schließlich hat er bei einer Begegnung<br />

mit den Seminaristen im Freiburger<br />

Priesterseminar den jungen Männern die<br />

Schönheit und Größe ihrer Berufung durch<br />

den Herrn gezeigt. Im Seminar kam es dann<br />

ebenso zu einem brüderlichen Zusammentreffen<br />

mit einigen Vertretern der orthodoxen<br />

und orientalischen Kirchen, „denen wir<br />

Katholiken uns sehr nahe fühlen“. Eine<br />

freundschaftliche Begegnung mit Vertretern<br />

der deutschen katholischen Laien hat die<br />

Reihe der Zusammenkünfte im Seminar<br />

abgeschlossen.<br />

Ein weiterer Höhepunkt des Pastoralbesuchs<br />

war am Sonntag die große Eucharistiefeier<br />

auf dem Flughafengelände von Freiburg.<br />

Zunächst dankte Benedikt allen, die in<br />

verschiedenen Bereichen des kirchlichen<br />

Lebens tätig sind. Zugleich hat er die Leute<br />

darauf aufmerksam gemacht, „dass ihr wertvoller<br />

<strong>Die</strong>nst immer dann fruchtbar wird,<br />

wenn er aus einem echten und lebendigen<br />

Glauben heraus geschieht, in Einheit mit<br />

den Bischöfen, dem Papst, in Einheit mit<br />

der Kirche.“ Vor seiner Rückkehr hat der<br />

Papst noch einen Paukenschlag gesetzt: er<br />

hat schließlich zu etwa tausend engagierte<br />

Katholiken aus Kirche und Gesellschaft<br />

gesprochen und sie aufgefordert, von materiellen<br />

und politischen Lasten frei zu sein,<br />

um transparenter zu sein für Gott. Und ob<br />

wir nicht doch mehr auf unsere <strong>St</strong>rukturen<br />

als auf Gottes Geist vertrauen?<br />

Nun ist nach dem Papstbesuch in Deutschland<br />

<strong>St</strong>ille eingekehrt. Gemessen am Geschrei<br />

vor der Papstvisite ist es nun bedenklich<br />

still geworden. Ist Nachdenken<br />

angesagt? Oder müssen die „Ungehorsamen“<br />

die Ansprachen erst lesen? Das katholische<br />

Selbstbewusstsein geht einher mit der Demut<br />

des Christen, der längst weiß, dass es<br />

nicht der Mensch ist, der „Kirche macht“,<br />

sondern der Geist Gottes, der die Kirche<br />

führt. Dass der Papst diese historische Reise<br />

geschafft hat: hier war der Himmel im Spiel.<br />

Das päpstliche Anliegen auf dieser Erde ist<br />

auch in Zukunft ganz klar: Nicht die Kirche<br />

weltlicher, sondern die Welt christlicher<br />

machen. Verbunden mit dem Nachfolger<br />

Petri dem Glauben auf der Grundlage des<br />

Evangeliums wieder Leben einzuhauchen,<br />

um Sauerteig in einer areligiösen Gesellschaft<br />

zu sein. Und auch in Österreich wird es<br />

jetzt heißen: Nachlesen, nachdenken und<br />

nacharbeiten.<br />

europa und Weltkirche<br />

Auf ihrer Herbsttagung im westfälischen<br />

Paderborn berichteten die sechs katholischen<br />

Bischöfe dieser Länder von einem erstaunlichen<br />

Wachstum der Katholiken in den letzten<br />

Jahren. Norwegen, Schweden, Finnland,<br />

Dänemark, Island, die Faröer-Inseln, Spitzbergen<br />

und Grönland gelten gemeinhin als<br />

protestantische Länder. Bis zur Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts, in Schweden sogar bis Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts, war Katholisch-Sein dort<br />

verboten. Doch langsam aber sicher holen die<br />

Katholiken auf, sodass es heute mindestens<br />

430000 Katholiken in den Ländern des Nordens<br />

gibt, zwischen 0,5 und drei Prozent der<br />

Bevölkerung der jeweiligen Nationen.<br />

Woher kommt das Wachstum der katholischen<br />

Christenheit in den Nordländern? <strong>Die</strong><br />

Bischöfe führen dafür drei Gründe an: Einwanderung,<br />

Konversionen und viele Taufen.<br />

Einwanderung durch Arbeitsmigranten und<br />

Flüchtlinge ist wohl der wichtigste Faktor.<br />

Allein 100 000 katholische Polen kamen in<br />

den letzten 20 Jahren nach Nordeuropa, um<br />

dort ihr Brot zu verdienen. 20 000 chaldäisch<br />

– katholische Christen flohen aus dem Irak<br />

und fanden vor allem in Schweden Aufnahme.<br />

Aber auch aus Kroatien, Vietnam oder<br />

spanisch sprechenden Ländern drängte es<br />

Menschen aus wirtschaftlichen Gründen in<br />

den kühlen Norden. Katholische Skandinavier<br />

sind durch diese Entwicklung allerdings zur<br />

Minderheit in ihrer Umgebung geworden.<br />

Als zweiter Wachstumsfaktor gelten die<br />

Konvertiten. <strong>Die</strong> lutherischen <strong>St</strong>aatskirchen<br />

Skandinaviens hinterließen ein ethisches<br />

und geistliches Vakuum. Allein in Schweden<br />

<strong>Die</strong> Länder<br />

nordeuropas und die<br />

katholische Kirche<br />

verließen in den letzten 20 Jahren etwa 30<br />

Prozent der Bevölkerung die <strong>St</strong>aatskirche,<br />

seitdem nicht mehr jeder Schwede zwangsweise<br />

Mitglied sein muss. Für die Suchenden<br />

und Heimatlosen aus den ehemaligen<br />

<strong>St</strong>aatskirchen bieten sich nun die katholische<br />

Kirche und freikirchliche Gemeinschaften an.<br />

Bischof Anders Arborelius, erster Schwede<br />

auf dem Bischofsstuhl in <strong>St</strong>ockholm seit<br />

der Reformation, ist ein typischer Vertreter<br />

für die Generation der Konvertierten. Mit<br />

20 Jahren trat er als gläubiger lutherischer<br />

Christ unter dem guten Eindruck, den er<br />

von den Birgittenschwestern hatte, zum<br />

katholischen Glauben über. Fasziniert von<br />

der Autobiografie der heiligen Terese von<br />

Lisieux, trat er zwei Jahre später in den<br />

Karmeliterorden ein und erhielt dort über<br />

27 Jahre eine kontemplative Spiritualität,<br />

die heute in Skandinavien Anklang findet.<br />

In den letzten Jahrzehnten entstanden viele<br />

kontemplative Klöster in Nordeuropa. <strong>Die</strong><br />

neuen Klöster der Zisterzienser, Trappisten,<br />

Birgittenschwestern, Benediktiner, Klarissen<br />

und Karmeliter sind zu Anlaufstellen für<br />

Andersgläubige geworden. Mönche aus aller<br />

Welt ließen sich nach Skandinavien rufen,<br />

um dort ein klösterliches Leben wieder zu<br />

beleben. Heute erfahren auch viele Skandinavierinnen<br />

einen Ruf in das Ordensleben. Mit<br />

Unterstützung des Bonifatiuswerkes konnten<br />

rüffel für regierende in Italien<br />

einige größere Klosterneubauten in Schweden<br />

und Norwegen gesegnet werden.<br />

Der dritte Faktor des Wachstums sind die<br />

vielen Taufen. So gibt es heute z.B. auf Island<br />

jährlich sechs Mal so viele Taufen wie Beerdigungen.<br />

Davon konnte keiner ausgehen,<br />

als dort erst im Jahr 1923 eine Apostolische<br />

Präfektur errichtet wurde. 1932 gab es 218<br />

Katholiken und vier Priester, heute hat sich<br />

die Zahl der Katholiken um das fast 50-Fache,<br />

auf 9650 gesteigert. Sollte das Wachstum in<br />

diesem Tempo weitergehen, würden am Ende<br />

des 21. Jahrhunderts alle Isländer (wieder)<br />

katholisch sein. <strong>Die</strong> Geschichte der Kirche begann<br />

auf Island vor etwa 1000 Jahren. Durch<br />

die Reformation wurde allerdings alles katholische<br />

Leben auf der Insel ausgelöscht. Zwei<br />

katholische Priester der „Nordpol-Mission“<br />

(1855-1969) machten sich 300 Jahre später<br />

wieder nach Island auf, mussten aber bald ihr<br />

Unternehmen abbrechen. Und doch konnte<br />

Gott mit diesem Unternehmen dennoch etwas<br />

anfangen. Heute stehen in Skandinavien an<br />

den <strong>St</strong>ellen, wo einst die Pioniere die ersten<br />

Kapellen bauten, ansehnliche Kirchen, und<br />

es haben sich <strong>Diözese</strong>n entwickelt.<br />

Ohne die Hilfe des Bonifatius-Werkes der<br />

deutschen Katholiken hätte vieles davon<br />

nicht geschehen können. So wurden im<br />

letzten Jahr 2,1 Millionen Euro in Bauprojekte<br />

und Jugendarbeit gesteckt. Mit weiteren<br />

5,6 Millionen Euro unterstützten deutsche<br />

Priester mit einem Gehaltsverzicht von einem<br />

Prozent ihre Amtsbrüder im Norden,<br />

da deren Gehalt oft nur knapp über dem<br />

Existenzminimum liegt.<br />

Kardinal Angelo Bagnasco hat den gegenwärtigen Trend im öffentlichen Verhalten nicht nur als beschämend, sondern auch als sehr<br />

bedauerlich gebrandmarkt. <strong>Die</strong>s äußerte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz am 26. September in seiner Ansprache zur<br />

Eröffnung der Tagung des <strong>St</strong>ändigen Rates der Bischofskonferenz in Hinblick auf italienische Regierungsvertreter. Er wies darauf hin, dass<br />

ein „Niedergang der Sitten und der öffentlichen Sprache“ bedauerlich sei, weil damit der wahre Bürgersinn zerstört werde. „Beschämend<br />

ist vor allem, ein Verhalten zu sehen, das nicht nur gegen den öffentlichen Anstand verstößt, sondern auch an sich bedauernswert und leer<br />

ist“, erklärte der Kardinal. Kardinal Bagnasco und sprach von Lebensstilen, die „nur schwer mit der persönlichen Würde und dem Anstand<br />

der Institutionen und des öffentlichen Lebens zusammenpassen“. <strong>Die</strong> Bürger schauten „mit Fassungslosigkeit“ auf die Persönlichkeiten des<br />

öffentlichen Lebens, und das internationale Ansehen Italiens sei geschädigt. Der Kardinal wies darauf hin, dass Politik ohne Moral „die<br />

Kultur eines einfachen und vergnügungssüchtigen Lebens“ propagiere. <strong>St</strong>attdessen sei „eine Kultur der Ernsthaftigkeit und des Verzichts<br />

nötig sowie unbedingt zu lernen, das Leben verantwortungsbewusst zu leben.“ Der Prälat rief die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens<br />

dazu auf, ihre Verpflichtung zur Transparenz und wirtschaftlichen Redlichkeit ernst zu nehmen und „wenn schon nicht aus einem anderen<br />

Grund, dann um die Bürger zu achten und die Armen nicht zu demütigen.“ Um aus den Problemen des Landes herauszukommen, forderte<br />

Kardinal Bagnasco das italienische Volk auf, „in den schwierigen Momenten das Beste von sich selbst zu geben.“ „Italien hat eine Mission<br />

zu erfüllen“, sagte der Kardinal. „Es darf sich nicht selbst verunglimpfen! Daher ist es notwendig, mit einer neuen Haltung und neuer Begeisterung<br />

zu reagieren, ohne die es schwierig ist, ein Wachstum anzustoßen und eine Entwicklung zu verfolgen.“<br />

22 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

23


Papst Johannes Paul II. war nach Bischof Ilarion,<br />

„der einflussreichste religiöse Führer der<br />

Moderne“. Tatsächlich reichte sein Einfluss<br />

weit über die Römisch-katholische Kirche<br />

hinaus, die er über ein Vierteljahrhundert<br />

leitete. <strong>Die</strong> Gemeinschaft mit der Orthodoxen<br />

Kirche lag ihm sehr am Herzen. So hat er<br />

den Kurs des Dialogs mit der Orthodoxie<br />

von Herzen weitergeführt. Sein Biograph<br />

George Weigel meint sogar, „dass er 1978<br />

wirklich daran geglaubt hat, dass die Bresche<br />

zwischen Rom und dem christlichen Osten,<br />

die formal 1054 aufgebrochen war, zu Beginn<br />

des dritten Jahrtausends geschlossen<br />

werden könnte.“ Dass das offensichtlich<br />

nicht geschehen ist, bezeichnet Weigel als<br />

„das größte unerledigte Werk seines Pontifikats“.<br />

Im Jahre 1979 führte eine seiner<br />

ersten Auslandsreisen des Pontifex zum<br />

orthodoxen Patriarchen nach Konstantinopel.<br />

Patriarch Dimitrios und Papst Johannes<br />

Paul II. kündigten bei dieser Begegnung<br />

in Konstantinopel offiziell den Beginn des<br />

theologischen Dialogs und damit die Vervollständigung<br />

des weiterhin notwendigen<br />

und noch zu intensivierenden „Dialogs der<br />

Liebe“ durch einen „Dialog der Wahrheit“<br />

an. „In ihrer Erklärung vom 31. November<br />

1979 beteuerten sie, mit allen Kräften die<br />

volle kirchliche und eucharistische Gemeinschaft<br />

anzustreben, dadurch aber auch der<br />

ganzen christlichen Welt auf der Suche nach<br />

Einheit zu dienen.“<br />

Der theologische Dialog war natürlich die<br />

Frucht eines langen Prozesses. Ost- und<br />

Westchristenheit gingen von Anfang an, seit<br />

den ersten Jahrhunderten der Geschichte der<br />

christlichen Kirche, verschiedene Wege im<br />

theologischen Bereich. <strong>Die</strong> Sprachbarriere<br />

spielte dabei eine wichtige Rolle. Der Entfremdungsprozess<br />

fand seinen Höhepunkt<br />

in der Zufügung des „Filioque“ seitens der<br />

Römisch-katholischen Kirche in das alte<br />

gemeinsame Glaubensbekenntnis der ökumenischen<br />

Konzilien von Nizäa und Konstantinopel<br />

aus dem 8. Jahrhundert. Nach<br />

dem endgültigen Abbruch der kirchlichen<br />

Gemeinschaft im Jahr 1054 wurden viele<br />

Versuche zur Wiedervereinigung unternommen.<br />

Politische und psychologische Faktoren<br />

sowie unglückliche historische Ereignisse<br />

(Plünderung Konstantinopels durch die<br />

Kreuzfahrer im Jahr 1204) haben aber zu<br />

einer weiteren Entfremdung geführt.<br />

Das 20. Jahrhundert brachte eine Öffnung<br />

der Kirchen zueinander mit sich. Das Ökumenische<br />

Patriarchat von Konstantinopel<br />

richtete bereits im Jahr 1902 ein Rundschreiben<br />

an alle orthodoxen Kirchen, in dem das<br />

beZIeHunGen Der<br />

KatHOLIScHen KIrcHe<br />

Zur OrtHODOXIe<br />

Papst Johannes Paul II. und<br />

die beziehung zwischen der<br />

Orthodoxen und der<br />

römisch-katholischen Kirche<br />

Anliegen der Wiederherstellung der Einheit<br />

der christlichen Kirchen hervorgehoben<br />

wurde. Tatsächlich wurde die Orthodoxe<br />

Kirche in den Dokumenten des zweiten Vatikanischen<br />

Konzils (1962-1965) festgeschrieben.<br />

Der Klimawechsel in den Beziehungen<br />

zwischen den beiden Kirchen kam durch<br />

die charismatischen Persönlichkeiten von<br />

Patriarch Athenagoras und Papst Johannes<br />

XXIII. Angelo Giuseppe Roncalli ist der erste<br />

Papst, der ein Bewusstsein für Ökumene<br />

entwickelte. Er richtete das „Sekretariat zur<br />

Förderung der Einheit der Christen“ ein,<br />

zu dessen Leiter er Kardinal Bea ernannte.<br />

<strong>Die</strong> Zustimmung zum Dialog hat bei vielen<br />

schon einen Aufbruch auf den Berg bedeutet.<br />

Besonders bedeutsam war dafür die feierliche<br />

Aufhebung der Anathema, der Bannflüche<br />

von 1054 durch eine gemeinsame Erklärung<br />

des Papstes und des Patriarchen am 7. Dezember<br />

1965. Auf dem fruchtbaren Boden<br />

des „Dialogs der Liebe“ begann die aus 56<br />

Mitgliedern bestehende orthodox-katholische<br />

Theologenkommission ihre Arbeit,<br />

den „Dialog der Wahrheit“, während des<br />

Pontifikats des Papstes Johannes Paul II. im<br />

Mai/Juni 1980 auf Patmos und Rhodos. Das<br />

erste gemeinsame Dokument wurde bei der<br />

zweiten Plenarsitzung der Kommission in<br />

München (1982) verabschiedet. <strong>Die</strong>ses wichtige<br />

Dokument behandelt das Thema: „Das<br />

Mysterium der Kirche und der Eucharistie im<br />

Lichte des Mysteriums der Hl. Dreieinigkeit“.<br />

Das zweite gemeinsame Dokument zum<br />

Thema „Glaube, Sakramente und Einheit der<br />

Kirche“ wurde in Bari (1987) verabschiedet,<br />

das dritte Neu-Valamo/Finnland zum Thema<br />

„Das Weihesakrament in der sakramentalen<br />

<strong>St</strong>ruktur der Kirche“. Methodisch wurde<br />

zunächst vom fundamental Gemeinsamen<br />

in Dogma und Liturgie ausgegangen.<br />

<strong>Die</strong> III. Vorkonziliare Panorthodoxe Konferenz<br />

(1986) sprach ihre Genugtuung über<br />

die bisherigen Erfolge des Dialogs aus, stellte<br />

jedoch fest, dass auch die gegensätzlichen<br />

theologischen Themen bald in Angriff genommen<br />

werden müssten, vor allem im<br />

Bereich der Ekklesiologie (=Lehre von der<br />

Kirche). <strong>Die</strong>se wurden dann ab 1990, bedingt<br />

durch eine Krise des bis dahin fruchtbar<br />

verlaufenen Dialogs, erörtert. Im Jahr 2000<br />

wurde in Baltimore die Arbeit der Kommission<br />

eingestellt, ohne Entscheidung darüber,<br />

ob sie jemals wieder fortgesetzt würde oder<br />

nicht. Gott sei Dank traf man sich vom 11. bis<br />

13. September 2005 in einer neu berufenen<br />

Delegation für den theologischen Dialog<br />

mit der Römisch-Katholischen Kirche nach<br />

einer fünfjährigen Pause. Nun wurde die<br />

Diskussion über das Thema des Primats<br />

aufgenommen. Papst Johannes Paul II. traf<br />

während seines Pontifikats auch andere<br />

Orthodoxe Oberhäupter, Patriarchen und<br />

Erzbischöfe. Sein Besuch in Rumänien im<br />

Mai 1999 stellte die erste Reise eines Papstes<br />

in ein Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit<br />

dar. Er war auch der erste Papst in<br />

der Geschichte, der Bulgarien, Georgien und<br />

Armenien, Länder mit ebenfalls orthodoxer<br />

Bevölkerungsmehrheit, besucht hat.<br />

Ein Herzensanliegen des Papstes war es,<br />

Griechenland zu besuchen. Auf Einladung<br />

des griechischen <strong>St</strong>aates besuchte er Athen<br />

als „Pilger“ am 4. und 5. Mai 2001. Sein Besuch<br />

war begleitet von viel Kritik von allen<br />

Seiten. <strong>Die</strong> griechisch-orthodoxen Bischöfe<br />

drückten sehr viele Bedenken aus, monastische<br />

und zelotische Kreise demonstrierten<br />

aktiv dagegen. Erzbischof Christodoulos<br />

wählte aber eine andere Vorgehensweise<br />

und setzte sich durch. Er hielt eine Rede und<br />

richtete auch viele Anschuldigungen weiter<br />

an den Papst. Dabei benutzte er eine Sprache,<br />

die keineswegs versöhnlich klingt. Und Papst<br />

Johannes Paul II. zeigte Reue. Es war nicht<br />

so umfassend, wie sich das Christodoulos<br />

gewünscht hätte, aber es war doch etwas,<br />

ein „mea culpa“. Papst Johannes Paul II.<br />

bezeichnete es als „tragisch“ und er bedauerte,<br />

dass die Kreuzfahrer, die „ausgezogen<br />

waren, um freien Zugang für Christen zum<br />

Heiligen Land zu sichern, sich gegen ihre<br />

eigenen Glaubensbrüder wandten.“ <strong>Die</strong> Bitte<br />

um Vergebung war endlich ausgesprochen,<br />

sodass heute Benedikt XVI. das Werk von<br />

Papst Johannes Paul II. fortsetzen kann. Er ist<br />

ein alter Freund und ein sehr guter Kenner<br />

der Orthodoxen Kirche.<br />

Pfarrwallfahrt<br />

fLOrenZ – rOM – aSSISI<br />

27. aPrIL – 6. MaI 2012<br />

Anmeldung im Pfarramt (07562/5258)<br />

es sind immer noch Plätze frei –<br />

auch für auswärtige ist Platz!<br />

Am 7. Oktober predigte der Bamberger Erzbischof<br />

Ludwig Schick bei der Versammlung<br />

der deutschen Bischöfe in Fulda über die<br />

Letzten Dinge. Damit hat der Bischof es<br />

gewagt, vor seinen bischöflichen Mitbrüdern<br />

ein Thema anzusprechen, dass heutzutage in<br />

der christlichen Verkündigung immer öfter<br />

weggelassen wird. Wörtlich sagte der Erzbischof:<br />

„Es ist wichtig, dass wir in der Kirche<br />

wieder mehr vom Himmel und der Hölle,<br />

dem Tod und dem Gericht predigen, lehren<br />

und sprechen. Das ist für unser Leben hier,<br />

für unsere Kirche, für unsere Gesellschaft<br />

und unseren Weg zur Vollendung im Himmel<br />

wichtig.“ Ebenso weist der Erzbischof in<br />

dieser Predigt auf das Fegefeuer als einen<br />

Ort hin, aus dem man nur herauskommt,<br />

wenn alle Schuld bezahlt ist.<br />

Zunächst stellt Schick fest, dass auch viele<br />

Katholiken und noch mehr evangelische<br />

Christen nicht an ein Weiterleben nach dem<br />

Tod glauben. Wörtlich: „Sie glauben nicht,<br />

dass der Tod die unsterbliche Seele eines<br />

jeden Menschen vor Gottes Angesicht führt<br />

und dass Gott jedes Menschenleben richtet,<br />

indem ER die guten und bösen Taten beurteilt;<br />

sie glauben nicht, dass es den Himmel<br />

gibt, indem die Menschen, die Gott und den<br />

Nächsten geliebt haben, ewig selig sind, und<br />

die Hölle, in der die bestraft werden, die sich<br />

dem Werben Jesu Christi durch die <strong>St</strong>imme<br />

des Gewissens, durch die Predigt der Kirche<br />

und durch die Mitmenschen bis zuletzt und<br />

endgültig verschlossen haben.“ Dass Jesus<br />

für solche Menschen nichts tun kann, ist für<br />

Schick deshalb klar, weil Gott den Willen des<br />

Menschen und seine Entscheidungen ernst<br />

nimmt. So gesehen bereitet sich der Mensch<br />

die Hölle selbst, indem er sich gegen Gott<br />

entscheidet. „Auch das Fegefeuer gehört zu<br />

unserem Glauben“, hebt der Bamberger Erzbischof<br />

hervor. „Es ist Ausdruck sowohl der<br />

Barmherzigkeit als auch der Gerechtigkeit<br />

Gottes – gerecht ist Gott, indem er jeden<br />

nach seinen Taten beurteilt und barmherzig,<br />

indem er die Verstorbenen reinigt, um sie für<br />

das ewige Leben tauglich zu machen. Das<br />

unSer eWIGeS HeIL (2)<br />

Was ein bischof über<br />

das ewige Leben sagte<br />

Fegefeuer ist Bereitung für den Himmel.“<br />

Wenn wir nun auf die Hl. Schrift hören, dann<br />

finden wir diese „letzten Dinge“ in der Bibel<br />

genannt. Jesus spricht ausdrücklich vom Tod<br />

des Menschen, der ihn zu Gott führt und<br />

zum Gericht darüber, was in unserem Leben<br />

gut bzw. böse war. Jesus spricht vom Ort<br />

der Reinigung, wo man Läuterung findet. Er<br />

spricht vom Himmel, wo Gott wohnt und alle<br />

glückselig sind, und von der Hölle, wo Heulen<br />

und Zähneknirschen (Mt 8,12) sein wird.<br />

Zugegeben: Da die Aussagen Christi über<br />

Gericht und Hölle unangenehm sind, sind<br />

sie bei den meisten in Misskredit geraten.<br />

Katholiken sind darüber empört und widersprechen<br />

der Bibel. Wer heute gelegentlich<br />

über Himmel und Hölle predigt, braucht sehr<br />

viel Mut, deswegen werden diese Themen<br />

seit Jahrzehnten von vielen Priestern totgeschwiegen.<br />

Menschen hören nicht mehr auf<br />

jene warnenden und mahnenden Worte, die<br />

Jesus selbst gesprochen hat. Dazu kommt,<br />

dass unser Glaubensbekenntnis diese neutestamentlichen<br />

Aussagen aufgenommen<br />

hat, und wir bekennen sie, wenn wir am<br />

Sonntag gemeinsam das Credo sprechen.<br />

Wenn es nun tatsächlich Himmel und Hölle<br />

nicht gibt, ist die Erlösung durch Christus am<br />

Kreuz sinnlos, die Kirche mit ihren Geboten,<br />

Hilfestellungen und Weisungen unnötig.<br />

Ohne Gott als Richter wird Gott, der Himmel<br />

und Erde und den Menschen nach seinem<br />

Bild und Gleichnis geschaffen hat, in Frage<br />

gestellt. Was bedeutet ohne Gericht die<br />

Gerechtigkeit Gottes, der uns mit dem freien<br />

Willen ausgestattet hat? Und was bedeutet<br />

die Ewigkeit Gottes ohne Himmel und<br />

Hölle? Dabei müssen uns Tod und Gericht,<br />

das Fegefeuer, der Himmel und die Hölle<br />

nicht erschrecken. Wofür fürchten wir uns,<br />

wenn Gott uns für den Himmel bestimmt<br />

hat? Und die Hölle erleben nicht wenige<br />

Menschen schon auf dieser Erde, aber auch,<br />

dass ein Leben tatsächlich in die Irre geht<br />

und deshalb für Gott verloren ist. Dass wir<br />

vor Gott hintreten müssen, macht uns die<br />

Verantwortung bewusst, die wir für unser<br />

Leben und das Leben der andern haben.<br />

Wo es kein Gericht gibt, verliert das Leben<br />

eine letzte Ernsthaftigkeit, sodass wir mit<br />

Max Horkheimer zu Recht die Frage stellen:<br />

„Warum soll ich eigentlich gut sein, wenn<br />

es keinen Gott gibt?“<br />

Wenn man nun heute Todesanzeigen in<br />

einer Tageszeitung näher anschaut, dann fällt<br />

einem auf, dass sehr oft vom „Auferstehungsgottesdienst<br />

am …“ die Rede ist. Bei vielen<br />

„Requien“ und den Begräbnispredigten kann<br />

man heute den Eindruck bekommen, dass<br />

der Verstorbene längst im Himmel ist. Blickt<br />

man dann auf die Fürbitten, dann wundert<br />

man sich, weil doch darum gebetet wird,<br />

dass Gott den Verstorbenen in den Himmel<br />

aufnehmen möge. <strong>Die</strong> Tatsache, dass die<br />

Totenmesse für den Verstorbenen und für<br />

die Vergebung seiner Sünden gefeiert wird,<br />

gilt bei nicht wenigen <strong>Pfarre</strong>rn und Christen<br />

als überholt. Den Kindern sagt man generell,<br />

dass der Opa oder die Oma schon im Himmel<br />

sind. Wäre es nicht besser, die Kinder<br />

zum Gebet für Opa und Oma einzuladen?<br />

Das Totengedenken sollen wir pflegen, für<br />

unsere Verstorbenen sollen wir beten, die<br />

Eucharistie sollen wir für sie feiern. Wenn<br />

wir das tun, dann tun wir das, was die katholische<br />

Kirche lehrt.<br />

Ein solcher Beitrag war längst überfällig, denn<br />

es ist auch in unserer Gegend höchste Zeit,<br />

dass öfter über den Himmel und die Hölle,<br />

über den Tod und das Gericht gesprochen<br />

wird. Lau wird das Glaubensleben werden<br />

und immer häufiger die Kirchenaustritte,<br />

wenn es uns nicht gelingt, dankbar auf die<br />

wesentlichen Gesichtspunkte unseres katholischen<br />

Glaubens hinzuweisen.<br />

ehevorbereitung<br />

HeIrat IM KOMMenDen JaHr<br />

Um auch im kommenden Jahr gemeinsam eine gute Ehevorbereitung gewährleisten zu können, bitte ich Brautpaare,<br />

die im kommenden Jahr heiraten wollen, dass sie sich ehest bei mir persönlich melden (Tel. 0676/87765477).<br />

Am Samstag, 12. Mai 2012, gibt es von 8.00 – 12.30 Uhr im Pfarrheim<br />

ein pfarrliches eheseminar.<br />

Auch auswärtige Paare sind selbstverständlich zu diesem Eheseminar eingeladen.<br />

Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

<strong>Die</strong> familie ist der wärmste Ort gegen die Kälte dieser Welt.<br />

24 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

25


Brüder, Gott ist der Eine. Wir kennen ihn<br />

nur aus der Heiligen Schrift, und nicht<br />

aus anderer Quelle. Alles, was also die<br />

heiligen Schriften verkündigen, das wollen<br />

wir wissen; alles, was sie lehren, wollen<br />

wir erkennen. Wie der Vater im Glauben<br />

erkannt sein will, so wollen wir glauben.<br />

Wie er will, dass der Sohn verherrlicht wird,<br />

so wollen wir ihn verherrlichen. Wie er den<br />

Heiligen Geist schenken will, so wollen wir<br />

ihn empfangen. Nicht nach eigenem Willen,<br />

nicht nach unserem eigenen Sinn und<br />

ohne dem Gewalt anzutun, was von Gott<br />

gegeben ist, sondern wie er es uns durch<br />

die heiligen Schriften lehren will, so wollen<br />

wir es verstehen. Da Gott der Einzige war<br />

und es neben ihm nichts gab, was ewig<br />

ist wie er, wollte er die Welt erschaffen. Er<br />

dachte die Welt. Indem er sie wollte und<br />

sie aussprach, hat er die Welt erschaffen.<br />

Sofort entstand sie ihm, geschaffen, wie er<br />

es wollte; und wie er es wollte, hat er sie<br />

vollendet. Es genügt uns, zu wissen, dass<br />

es neben Gott nichts gibt, das so ewig ist<br />

wie er. Nichts war außer ihm, er war der<br />

Einzige, er war das Ganze. Er war ja nicht<br />

Entscheidende Lebensabschnitte werden<br />

im Leben der Christen von den Sakramenten<br />

begleitet, die ausdrücklich sagen, dass<br />

Gott dem Menschen nahe ist und ihn auf<br />

seinem Lebensweg begleiten will. Wer sich<br />

in unserer Zeit zur Firmung anmeldet, zeigt<br />

damit, dass ihm Jesus Christus, die Kirche<br />

und der Glaube wichtig sind. Einer, der sich<br />

zur Firmung meldet, tut das nicht, weil es<br />

ihm um die Geschenke geht, sondern weil<br />

er einen persönlichen Schritt zu Gott mit<br />

der Kirche gehen möchte. Wer sich dafür<br />

entscheidet, dass er gefirmt werden möchte,<br />

sagt damit auch, dass es zum Glauben die<br />

Kirche, d.h. eine Gemeinschaft braucht. Er<br />

muss diese Kirche annehmen, die ihrerseits<br />

die Annahme durch die Taufe ausgesprochen<br />

hat.<br />

<strong>Die</strong> Pfarrfirmung ist am Samstag,<br />

19. Mai, um 8.00 uhr in derPfarr kirche,<br />

öffentlich ist die firmung um 10.00 uhr.<br />

Jeder soll sich diesen Termin frei halten,<br />

den Paten und die Familie sofort informieren,<br />

dass auch sie Zeit haben. Damit wird<br />

auch deutlich, dass sich in der <strong>Pfarre</strong> ganz<br />

wesentlich Kirche ereignet. <strong>Die</strong> <strong>Pfarre</strong> ist<br />

der Ort, wo der junge Mensch in die Kirche<br />

hineinwächst. Junge Firmhelfer, die<br />

selber zur Kirche stehen und mit der Kirche<br />

leben, stehen dem jungen Menschen zur<br />

Verfügung. Sie „opfern“ Zeit und Kraft, weil<br />

sie überzeugt sind, dass junge Menschen<br />

den Glauben an Jugendliche weitergeben<br />

auS Den ScHrIften GrOSSer<br />

KIrcHenLeHrer<br />

Hippolyt von rom<br />

(+nach 235)<br />

aus dem buch<br />

„Gegen die Irrlehre des noetus“<br />

Offenbarung des göttlichen Heilsplanes<br />

ohne Geist, nicht ohne Weisheit, nicht ohne<br />

die Macht, nicht ohne den Rat. Alles war in<br />

ihm, er war alles. Als er wollte und wie er<br />

wollte, zu der Zeit, die bei ihm festgesetzt<br />

war, offenbarte er sein Wort, durch das er<br />

alles erschaffen hat. Da er dieses Wort in<br />

sich trug und es für die geschaffene Welt<br />

unsichtbar war, hat er es sichtbar gemacht,<br />

indem er es erstmals bei der Schöpfung nach<br />

außen ausgesprochen hat. Er zeugte das<br />

Licht aus dem Licht und gab der Schöpfung<br />

ihren Herrn: sein Wort, was zuerst nur für<br />

ihn sichtbar war, der Welt aber unsichtbar,<br />

das hat er sichtbar gemacht. So sollte die<br />

firmanmeldung<br />

müssen. Was ist aber, wenn der junge<br />

Mensch sich zwar firmen lässt, aber die<br />

Eltern ihn kirchlich nicht unterstützen?<br />

Offensichtlich ist das ein „Trauerspiel“,<br />

wo Eltern sich auch einmal verantworten<br />

müssen, weil sie zwar christliche Erziehung<br />

bei der Taufe versprochen, aber dafür<br />

nichts getan haben. Weil mir der Kontakt<br />

zur Jugend ein persönliches Anliegen ist,<br />

möchte ich, dass sich die Firmlinge bei mir<br />

im Pfarrhof persönlich anmelden. Das geht<br />

nur zu ganz bestimmten Zeiten:<br />

freitag, 9. Dezember, 14.00 – 17.00 uhr<br />

und Samstag, 10. Dezember, 9.00 –<br />

11.00 uhr<br />

Alle, die sich anmelden, mögen das Anmeldeformular,<br />

das jedem zuvor ausgehändigt<br />

wird, ausgefüllt mitbringen. Einen Taufschein<br />

müssen sich jene bis zu diesem Termin<br />

besorgen, die nicht in <strong>Windischgarsten</strong><br />

getauft wurden. Feststehen soll bis dahin<br />

auch der Pate, von dem wir ebenso dann<br />

einen Taufschein brauchen, wenn er nicht<br />

in <strong>Windischgarsten</strong> getauft wurde bzw.<br />

nicht in der <strong>Pfarre</strong> wohnt.<br />

Ich freue mich schon auf die Zeit der<br />

firmvorbereitung!<br />

Viel bewegt sich in unserer <strong>Pfarre</strong>, wenn<br />

Welt ihn bei seinem Erscheinen sehen,<br />

so sollte sie heil werden. <strong>Die</strong>s aber ist das<br />

Wort, das in die Welt hinausging und sich<br />

als Knecht Gottes erwies. „Durch ihn ist<br />

alles geworden“ (vgl. Joh 1,3), er allein ist<br />

aus dem Vater. <strong>Die</strong>ser gab das ganze Gesetz<br />

und die Propheten; er drängte die Propheten<br />

durch den Heiligen Geist zu reden.<br />

Vom Geisthauch des allmächtigen Vaters<br />

beseelt, verkündeten sie dessen Ratschluss<br />

und Willen. Das Wort wurde sichtbar, wie<br />

es der Evangelist Johannes sagt. <strong>Die</strong>ser<br />

fasst alles zusammen, was die Propheten<br />

verkündigt haben, und zeigt, dass es das<br />

Wort ist, durch das alles geworden ist. Denn<br />

er spricht: „Im Anfang war das Wort und<br />

das Wort war bei Gott, und das Wort war<br />

Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist<br />

durch das Wort geworden, und ohne das<br />

Wort wurde nichts, was geworden ist. In<br />

ihm war das Leben, und das Leben war das<br />

Licht der Menschen.“ (Joh 1,1-4). Und weiter<br />

sagt er: „<strong>Die</strong> Welt ist durch ihn geworden,<br />

aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam<br />

in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen<br />

ihn nicht auf“ (Joh 1,10-11).<br />

junge Menschen sich auf die Firmung vorbereiten.<br />

Dass bedeutet aber auch, dass der<br />

Firmkandidat verlässlich die Firmstunden<br />

besucht, jeden Sonntag die Hl. Messe mitfeiert<br />

und sich für den Glauben der Kirche<br />

interessiert. Nach der Firmung soll der<br />

Firmling sich nicht verabschieden, sondern<br />

seinen Glauben bezeugen und für<br />

ihn eintreten.<br />

Schuladvents-<br />

messen<br />

VS rosenau<br />

Mittwoch, 21. Dezember, 8.00 Uhr<br />

VS roßleithen<br />

Donnerstag, 22. Dezember, 8.00 Uhr<br />

VS <strong>Windischgarsten</strong><br />

Donnerstag, 22. Dezember, 10.30 Uhr<br />

HS Kirchfeld<br />

Freitag, 23. Dezember, 8.00 Uhr<br />

HS römerfeld<br />

Freitag, 23. Dezember, 9.00 Uhr<br />

Wir laden Schüler, Direktoren,<br />

Lehrer und eltern sehr herzlich<br />

zu diesem Glaubensfest ein!<br />

Für viele arten die Tage und Wochen vor<br />

dem Heiligen Abend zum Kaufstress aus,<br />

denn viele Menschen sind verzweifelt auf<br />

der Suche nach den passenden Geschenken.<br />

Warum sich Christen am Heiligen Abend<br />

beschenken, gerät dabei leicht in den Hintergrund.<br />

Tatsächlich gibt es bei vielen bis<br />

zuletzt im Advent <strong>St</strong>ress, weil noch das eine<br />

oder das andere Geschenk besorgt werden<br />

sollte. Und manche fragen sich schon: Muss<br />

zu Weihnachten wirklich etwas geschenkt<br />

werden? Und artet das Schenken heute nicht<br />

manches Mal in einen regelrechten Kauf- und<br />

Konsumrausch aus?<br />

Der Brauch, durch Gaben und Geschenke<br />

anderen eine Freude zu bereiten, hat in vielen<br />

Religionen und Kulturen eine lange Tradition.<br />

Bereits in der Bibel ist bei Abel und Kain die<br />

Rede von Brandopfern für Gott als Zeichen<br />

des Dankes für eine gute Ernte. <strong>Die</strong> Römer<br />

wiederum feierten vor 2000 Jahren am Ende<br />

des Jahres die so genannten Saturnalien zu<br />

Ehren des Gottes Saturn. Während dieser<br />

Feiern machten die reicheren Leute denen, die<br />

nicht so reich waren, Geschenke. Der Brauch,<br />

anderen durch Gaben und Geschenke zur<br />

Weihnachtszeit eine „Freude“ zu bereiten,<br />

geht auf die Hirten und die Heiligen Drei<br />

Könige zurück, als sie vor über 2000 Jahren<br />

dem neugeborenen Jesuskind in der Krippe im<br />

<strong>St</strong>all in Bethlehem ihre Gaben brachten. Seit<br />

Gottes Geschenk am<br />

Heiligen abend und das<br />

Schenken der christen<br />

eIne nOtWenDIGe<br />

KLar<strong>St</strong>eLLunG<br />

ungefähr 600 Jahren gibt es im Christentum<br />

die Bescherung zu Weihnachten. Freilich nicht<br />

überall im selben Ausmaß, denn bis um 1900<br />

gab es noch viele katholische Gegenden, in<br />

denen zwar Weihnachten gefeiert, aber nichts<br />

geschenkt wurde. Denn dort fand die Kinderbescherung<br />

vor allem am Nikolausabend, am<br />

6. Dezember, statt.<br />

Manche Menschen fühlen sich verpflichtet,<br />

bestimmten anderen Menschen etwas zu<br />

schenken: Weil es eben üblich ist, weil man<br />

auch etwas geschenkt bekommt, weil es<br />

die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen<br />

verlangen. Das Schenken kann dann zur<br />

Bürde oder gar Qual werden. Schenken kann<br />

manchmal sehr problematisch werden: z.B.<br />

wenn die geschenkten Warenwerte gegenseitig<br />

„aufgerechnet“ werden oder wenn<br />

man andere Geschenke „übertrumpfen“<br />

will, wenn Geschenke anstatt Zuneigung<br />

gegeben werden oder wenn mit Geschen-<br />

ken versucht wird, Zuneigung zu „kaufen“.<br />

Doch bei alledem geht der wahre Sinn des<br />

Schenkens verloren. Denn ein Geschenk<br />

sollte eine freie, unentgeltliche Gabe, aus<br />

Liebe oder Wohlwollen zu jemandem sein.<br />

Um ein passendes Geschenk zu finden, ist<br />

es auch notwendig, dass man sich mit dem<br />

Charakter, den Wünschen, den Vorlieben<br />

und Bedürfnissen eines Menschen, den man<br />

beschenken will, auseinandersetzt.<br />

Gerade das Schenken zu Weihnachten vergegenwärtigt<br />

das eigentliche Weihnachtsgeschenk.<br />

Und das ist die Menschwerdung<br />

des Gottessohnes, der Beginn der Erlösung,<br />

die sich darin zeigt, dass Gott Mensch wird,<br />

einer von uns und einer für uns. Weihnachtsgeschenke<br />

versinnbildlichen dieses<br />

Gottesgeschenk. Wenn unser Schenken etwas<br />

von diesem göttlichen Heilsgeschehen<br />

widerspiegelt, leuchtet darin sein eigentlicher<br />

Sinn auf. Ein Geschenk übermittelt dann<br />

die Botschaft, dass man bereit ist, für den<br />

anderen da zu sein, und zwar auch dann,<br />

wenn das Hingabe bedeutet oder erfordert,<br />

dass man sich aussetzt, verletzlich macht<br />

oder preisgibt – aber nicht, weil man sich<br />

davon etwas erwartet oder erhofft, sondern<br />

aus Liebe. Der Philosoph Josef Pieper sagte<br />

einmal: „Liebe ist das Urgeschenk. Alles, was<br />

sonst noch unverdient gegeben werden mag,<br />

wird erst durch sie zum Geschenk.“<br />

Selten herrscht heutzutage <strong>St</strong>ille, auch nachts bleibt in unseren <strong>St</strong>ädten permanent im Hintergrund der Lärm, der den Takt für den<br />

Menschen vorgibt. Weil junge Menschen die <strong>St</strong>ille nur sehr schwer ertragen können, füllen sie jeden leeren Augenblick mit Musik<br />

und Bildern. <strong>St</strong>ille und Einsamkeit ist für viele fast unerträglich geworden. Wer täglich in die <strong>St</strong>ille geht, bekennt, dass er vom<br />

Wesentlichen leben möchte.<br />

Der heilige blasius –<br />

Vorbild und fürbitter<br />

Am 3. Februar ist der Gedanktag des heiligen Blasius, eines<br />

Arztes und Christen aus Armenien. Legenden zeugen von seiner<br />

unermüdlichen Hilfsbereitschaft und Toleranz. In einer Christenverfolgung<br />

wurde er verhaftet und um 316 hingerichtet. Während<br />

seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis soll der<br />

Bischof einem jungen Mann, der an einer Fischgräte zu ersticken<br />

drohte, das Leben gerettet haben. Auf diese Legende geht der<br />

seit dem 16. Jahrhundert gespendete Blasiussegen zurück: Zwei<br />

geweihte Kerzen werden gekreuzt vor den Hals gehalten, was<br />

bei Halsschmerzen, Ersticken und anderen Halserkrankungen<br />

helfen soll. Dabei spricht der Priester: „Auf die Fürsprache des<br />

heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und<br />

allem Bösen.“ Das Tagesgebet verdeutlicht, dass ein Heiliger kein<br />

Magier ist, und das Heil des Menschen als Lebensziel wichtiger<br />

ist als die Heilung von Leiden. Es heißt darin: „Bewahre uns vor<br />

Krankheit und Schaden in diesem zeitlichen Leben und hilf uns<br />

in aller Not, damit wir das ewige Heil erlangen.<br />

Liebe christen<br />

in <strong>Windischgarsten</strong>!<br />

Anlässlich des Sonntags der Weltmission bedanken wir uns bei<br />

allen Pfarrangehörigen für das eifrige Sammeln der Briefmarken.<br />

Es sind im abgelaufenen Jahr wieder Tausende von Marken<br />

geworden, die wir abschicken konnten. Aus einem Rechenschaftsbericht<br />

aus dem Kloster <strong>St</strong>. Gabriel bei Mödling geht<br />

hervor, dass von dem Erlös der Briefmarken auf den Philippinen<br />

ein High School Projekt mit 19.290 Euro sowie ein Wasserprojekt<br />

in Ghana mit 1.500 Euro unterstützt werden konnte. Im Namen<br />

aller Missionare möchten wir allen Sammlern und Helfern<br />

danken, zugleich möchten wir Sie bitten, weiter Briefmarken<br />

zu sammeln. <strong>Die</strong>se können in der Sakristei abgegeben werden,<br />

in der Pfarrkanzlei oder im Wäschegeschäft Reisenbichler, das<br />

sich gegenüber dem Informationszentrum befindet.<br />

In Dankbarkeit<br />

theresia büsser<br />

Helene Langensteiner<br />

26 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

27


Über 8.000 Teilnehmer aus aller Welt<br />

nahmen am 15. Oktober im Vatikan an<br />

einer internationalen Konferenz über die<br />

Neuevangelisierung teil. Im Mittelpunkt<br />

der Beratungen standen <strong>St</strong>rategien zur<br />

Glaubensvermittlung in religionsfernen<br />

Umfeldern. Höhepunkt der Veranstaltung<br />

in der vatikanischen Audienzhalle war eine<br />

Zusammenkunft mit Papst Benedikt XVI.<br />

Dabei hat Papst Benedikt XVI. vor den Teilnehmern<br />

dieses Kongresses das „Jahr des<br />

Glaubens“ angekündigt. Es soll am 11. Oktober<br />

2012, dem 50. Jahrestag der Eröffnung<br />

des 2. Vatikanischen Konzils, beginnen und<br />

am Christkönigstag, dem 24. November<br />

2013 enden. Das Jahr solle der gesamten<br />

Kirche einen erneuerten Schwung für die<br />

Neuevangelisierung geben, so der Papst in<br />

seiner Predigt zum Abschluss des ersten<br />

Neuevangelisierungskongresses im Vatikan.<br />

Es gehe darum, „die Menschen aus der<br />

Wüste, in der sie sich häufig befinden, an<br />

den Ort des Lebens zu führen, die Freundschaft<br />

mit Christus, der uns das Leben in<br />

Fülle schenkt.“<br />

„<strong>Die</strong> Mission der Kirche ist wie jene Christi<br />

Zum Konzilsjubiläum<br />

ein<br />

„Jahr des Glaubens“<br />

wesentlich über Gott zu sprechen“, hob das<br />

Kirchenoberhaupt hervor. In einem am 17.<br />

Oktober veröffentlichten „Motu proprio“<br />

mit dem Titel „Porta fidei“ („Tür des Glaubens“)<br />

erläuterte Benedikt XVI. die Ziele und<br />

Schwerpunkte des „Jahres des Glaubens“.<br />

Zur Vorbereitung auf die 50-Jahr-Feiern der<br />

Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils (11.<br />

Oktober 1962) sollten die Katholiken im<br />

bevorstehenden Themenjahr die Kenntnis<br />

der Glaubensinhalte vertiefen und im öffentlichen<br />

Auftreten bezeugen. Grundlage<br />

sollte der Katechismus sein, der die katholische<br />

Lehre auf der Grundlage des Konzils<br />

(1962-1965) artikuliert. Zudem sollte die<br />

Feier der Liturgie verstärkt werden und<br />

das Lebenszeugnis der Mitglieder zu mehr<br />

Glaubwürdigkeit beitragen, heißt es in dem<br />

18-seitigen Apostolischen Schreiben. In jedem<br />

Gläubigen solle das Verlangen geweckt<br />

werden, den Glauben vollständig und mit<br />

erneuerter Überzeugung zu bekennen. In<br />

seiner Ansprache rief Papst Benedikt XVI.<br />

zugleich auch kirchenferne Menschen zu<br />

einer eingehenden Auseinandersetzung mit<br />

der Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Das<br />

Wort Gottes stoße häufig auf Verschlossenheit<br />

und Verweigerung sowie Lebensmodelle<br />

und Denkweisen, die sich weit von der<br />

Suche nach Gott und der Wahrheit entfernt<br />

hätten. Über die Ausrufung eines Jahres<br />

des Glaubens war in Rom seit längerem<br />

spekuliert worden. Zuletzt hatte die katholische<br />

Kirche von Juni 2009 bis Juni 2010<br />

ein Internationales Priesterjahr begangen.<br />

Für Juni 2008 bis Juni 2009 hatte Benedikt<br />

XVI. ein Paulusjahr ausgerufen.<br />

Im Rahmen der Konferenz wurde aber auch<br />

auf die neue Webseite des Vatikans hingewiesen,<br />

mit der die Neuevangelisierung nun<br />

auch im Internet vorangetrieben werden soll.<br />

<strong>Die</strong> Seite „www. Aleteia.org“ soll „Fragen<br />

und Antworten zu Themen des Glaubens“<br />

behandeln. Verantwortlich für diesen Internetauftritt<br />

wird übrigens der ehemalige<br />

Zenit-Chefredakteur Jesus Colina.<br />

für Priester gilt: Sie sind zu einem Leben aufgerufen, dessen einzige Sicherheit Gott und sein Wort sein soll.<br />

Papst Benedikt XVI.<br />

Das bischöfliche Ordinariat in <strong>Linz</strong> hat mich<br />

mit 1. November 2011 zum Kooperator für<br />

die <strong>Pfarre</strong> <strong>Windischgarsten</strong> bestellt und<br />

zugleich als Kooperator von Losenstein<br />

entpflichtet. Ich danke dem Herrn Diözesanbischof<br />

Dr. Ludwig Schwarz für die neue<br />

Aufgabe in der <strong>Diözese</strong> <strong>Linz</strong>.<br />

Als gebürtiger Kroate (geb. 19.8.1963 in<br />

BLAZEVAC) bin ich seit 29. Juni 1989<br />

katholischer Priester. Ich gehöre der Erzdiözese<br />

Sarajevo in Bosnien und Herzegowina<br />

an. Im deutschen Sprachraum wirke<br />

ich mit Freude seit vierzehn Jahren. Das<br />

sechste Jahr bin ich nun in Österreich, wo<br />

ich nach Wunsch des hiesigen Ordinarius<br />

die verschiedenen pastoralen Aufgaben<br />

übernehmen durfte.<br />

Nun ist die Aufgabe des Kooperators in der<br />

<strong>Pfarre</strong> <strong>Windischgarsten</strong> für mich auch eine<br />

große Freude und Ehre. Mit meinem lieben<br />

Freund und Bruder im Priesteramt, Ihrem<br />

geschätzten <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard M. Wagner,<br />

darf ich im Pfarrhof wohnen, ihm in seinen<br />

pastoralen und liturgischen Aufgaben als<br />

<strong>Pfarre</strong>r behilflich sein und somit auch für Sie<br />

als Priester, liebe Pfarrangehörige, da sein.<br />

Grüß Gott,<br />

liebe Schwestern und brüder<br />

im Glauben,<br />

liebe WindischgarstnerInnen.<br />

Dass ich hier „gelandet“ bin, ist neben so<br />

vielen anderen besonders Ihrem <strong>Pfarre</strong>r zu<br />

verdanken; und so tue ich es von ganzem<br />

Herzen. <strong>Die</strong> freundschaftliche Großzügigkeit,<br />

menschliche und priesterliche Größe<br />

Ihres <strong>Pfarre</strong>rs machten mich mutig und<br />

zuversichtlich, weiterhin in der <strong>Diözese</strong><br />

<strong>Linz</strong> mit Freude zu wirken.<br />

Natürlich ist diese Zeit als Vikar bei Ihrem<br />

<strong>Pfarre</strong>r und in Ihrer <strong>Pfarre</strong> begrenzt, spätestens<br />

bis zum Herbst des kommenden<br />

Jahres, sodass ich sie als solche gerne nehme<br />

als Gelegenheit und Geschenk. Ich danke<br />

dem lieben Gott für die kommende Zeit mit<br />

Ihnen und Ihrem <strong>Pfarre</strong>r in <strong>Windischgarsten</strong>.<br />

Möge die Fürsprache der Gottesmutter<br />

Maria uns allen Segen und Gnade bringen<br />

auf dem Lebensweg des Glaubens.<br />

Aus meiner Heimat nahm ich gerne die<br />

Bezeichnung des katholischen Priesters<br />

mit Don und Vorname mit. So darf ich<br />

auch diese Bezeichnung als Anwendung<br />

anbieten – Don MIRKO. Ich bin gerne<br />

für Sie da, und Sie erreichen mich unter<br />

0676/6539228.<br />

Es grüßt Sie/Euch<br />

Ihr Pfarrvikar<br />

Don Mirko Ivkic´<br />

Das Wort ‚Ich-AG‘ wurde in Deutschland<br />

2002 von der Jury Sprachkritische Aktion<br />

zum Unwort des Jahres gekürt. <strong>Die</strong> Jury<br />

ging, dem überwiegenden Wortverständnis<br />

folgend, davon aus, dass der Wortbestandteil<br />

AG als Abkürzung für Aktiengesellschaft<br />

stehe. Da aber ein Individuum keine Aktiengesellschaft<br />

sein könne, sei die Wortschöpfung<br />

nicht nur lächerlich unlogisch,<br />

sondern stufe menschliche Schicksale auf<br />

ein sprachliches Börsenniveau herab. Selbst<br />

als ironisches Bild sei das Wort nicht hinzunehmen,<br />

da sich die Arbeitslosigkeit<br />

nach Ansicht der Jury mit solcher Art von<br />

Humor kaum vertrage. Ich-AG rede einen<br />

schwierigen sozialen und sozialpolitischen<br />

Sachverhalt mit sprachlicher Kosmetik<br />

schön. (Quelle: Wikipedia)<br />

Einerseits ist es erfreulich, dass die Problematik<br />

des Begriffs erkannt wurde, andererseits<br />

muss uns klar sein, dass der Begriff eine<br />

Tendenz in unserer Gesellschaft kennzeichnet,<br />

die wir nicht wegschieben können: Ich<br />

vermarkte mich selbst. Deutlich wird<br />

das, wenn wir wieder häufiger hören: Jeder<br />

ist selbst seines Glückes Schmied. Jeder<br />

ist selbst dafür verantwortlich, was aus<br />

ihm wird. Wer am Rand der Gesellschaft<br />

steht, ist selber schuld. Zentrale Begriffe<br />

der Katholischen Soziallehre werden zu<br />

Schimpfwörtern: Solidarität, Gemeinwohl,<br />

Barmherzigkeit, Option für die Armen.<br />

Wir erleben eine Ökonomisierung aller<br />

Lebensbereiche. Wir betrachten auch<br />

alle Sozialbeziehungen aus ökonomischen<br />

Blickwinkel: Wie können die anderen für<br />

mich nützlich sein? Der Systemtheoreti-<br />

Auch wenn sich im Wandel der Zeit die<br />

Art des Grüßens und die Grußbotschaft<br />

verändert haben, so bleibt doch das Grüßen<br />

als Zeichen guter Manieren und guten<br />

Umgangs. Auffallend ist schon längere Zeit,<br />

dass viele Kinder und eine große Zahl von<br />

jungen Menschen nicht mehr mit einem<br />

„Grüß Gott“ grüßt, sondern mit einem saloppen<br />

„Hallo“ oder „Servus“. Trotzdem<br />

gehört das Grüßen in allen Kulturen der<br />

Welt zu den ersten Benimm-Regeln, die<br />

viele Eltern ihren Kindern schon von Klein<br />

auf beizubringen versuchen, indem sie dem<br />

Kind ebenso den Grund für das Grüßen<br />

erklären. So gehört sich das Grüßen, weil<br />

ein Gruß wie ein guter Wunsch ist. Grüßt<br />

man nicht, weil man dem andern ausweichen<br />

möchte, dann ist das, als ob man dem<br />

andern etwas Schlechtes wünscht. Grüßen<br />

ist nach wie vor Teil eines guten Benehmens<br />

WIr KÖnnen DIe WeLt<br />

Ge<strong>St</strong>aLten (4)<br />

Ich-aG<br />

oder Solidarität!<br />

ker Harald Katzmair hat Vorschläge, wie<br />

wir aus dieser Falle herauskommen: Zeit<br />

verwenden für etwas, von dem man noch<br />

nicht wisse, wofür genau es gebraucht werden<br />

könnte. Sich ohne Hintergedanken zu<br />

unterhalten. Ohne ständig die Abwägung<br />

zu treffen, ob das jetzt nützlich sei, ob es<br />

jemandem gefallen werde. Leidenschaft für<br />

eine Sache, etwa als Hobby pflegen, und<br />

nicht sämtliche Tätigkeiten unter den Leitgedanken,<br />

ja den Zwang der Vermarktung<br />

und der Ökonomisierung stellen.<br />

Mit Blick auf die Bibel können wir noch<br />

ergänzen, wenn ich mir bewusst werde,<br />

dass mir im anderen christus begegnet,<br />

komme ich weniger in Versuchung, den<br />

anderen für meine Zwecke benutzen zu<br />

wollen. Der jüdische Philosoph Emanuel<br />

Levinas hat sich wie kein anderer mit der<br />

Herausforderung auseinandergesetzt, die<br />

der andere für uns ist: „Denn die Gegenwart<br />

vor einem Antlitz, meine Orientierung auf<br />

den Anderen hin, kann die Gier des Blickes<br />

nur dadurch verlieren, dass sie sich in Großmut<br />

verwandelt, unfähig, den Anderen mit<br />

LebenSWIcHtIGe fra-<br />

Gen Der cHrI<strong>St</strong>LIcHen<br />

erZIeHunG (36)<br />

Grüßen als Mindestanspruch<br />

für ein<br />

gutes benehmen<br />

und Ausdruck von Freundlichkeit und Herzlichkeit.<br />

Was sich offensichtlich verändert,<br />

sind die Grußformeln. So hat das <strong>Linz</strong>er<br />

Meinungsforschungsinstitut „Spectra“ bei<br />

einer Umfrage unter 1.000 Menschen zum<br />

Thema „Wie grüßen sich die Österreicher?“<br />

leeren Händen anzusprechen.“ So schreibt<br />

er in einem seiner Bücher (Totalität und<br />

Unendlichkeit).<br />

So wie wir auch im Matthäusevangelium<br />

lesen: Was ihr für einen meiner geringsten<br />

Brüder getan habt, das habt ihr mir getan<br />

(Mt 25, 40).<br />

Levinas räumt aber auch noch mit einem<br />

beliebten Argument auf; dass ja auch die<br />

anderen sich nicht besser verhalten als wir<br />

selbst. Er schreibt: „Was ich von mir selbst<br />

fordern darf, kann mit dem, was ich vom<br />

Anderen zu fordern das Recht habe, nicht<br />

verglichen werden.“<br />

Damit wird klar, dass wir nicht selbst der<br />

Mittelpunkt der Welt sind, sondern der<br />

andere, dass wir auf die Gemeinschaft, auf<br />

das Miteinander bezogen sind.<br />

Ich-AG gegen Solidarität, an zwei Bespielen<br />

lässt sich das noch verdeutlichen: Bewerte<br />

ich asylwerber zuerst nach ihrer Nützlichkeit<br />

für uns, oder sehe ich Asylwerber<br />

zuerst als bedürftige Menschen, die unsere<br />

Hilfe brauchen. Nehme ich bettler<br />

zuerst als Ärgernis und Bedrohung wahr,<br />

oder sehe ich die Bettler als Menschen, die<br />

vom Schicksal schwer getroffen wurden. P.<br />

Wolfgang Pucher von der Vinzigemeinschaft<br />

in Graz hat uns das bei einem Diözesantag<br />

in Puchberg verdeutlicht. Wann, so stellte<br />

er uns die Frage, habt ihr das letzte Mal<br />

einem Bettler nicht nur ein paar Münzen<br />

gegeben, sondern habt ihm in die Augen<br />

geschaut oder ihm gar die Hand gegeben.<br />

Wann also habt ihr ihm seine Würde als<br />

Mensch zuerkannt?<br />

DI Bernhard <strong>St</strong>einer<br />

festgestellt, dass „Hallo“ und „Tschüss“ bei<br />

den Österreichern immer beliebter werden.<br />

39 Prozent gaben an, diese Grußform zu<br />

wählen, um Freunde, Bekannte und Verwandte<br />

zu grüßen. „Grüß dich“ verwenden<br />

26 Prozent und „Grüß Gott“ nur 18 Prozent.<br />

Besonders junge Menschen zwischen 15<br />

und 29 verwenden häufig internationale<br />

Grußformeln: Hallo, Servus, hi, ciao. Beim<br />

Verabschieden verwenden 41 Prozent<br />

„Tschüss“. Ein anderes Bild zeigt sich bei<br />

den Befragten über 50. Wenn man nun<br />

genauer hinschaut, dann erkennt man, dass<br />

das „Grüß Gott“ eine verkürzte Form für<br />

„Grüße dich Gott“ ist und eigentlich „Gott<br />

segne dich“ bedeutet. Vielleicht könnten wir<br />

gerade in der Adventszeit einen neuen Versuch<br />

starten, dass wir die andern freundlich<br />

grüßen und das „Grüß Gott“ nicht beiseite<br />

stellen, sondern mehr noch verstärken.<br />

28 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

29


Es sind nicht wenige Fragen, die auch den<br />

heutigen Katholiken beschäftigen, wenn er<br />

an die Messe denkt. Meist fehlen aber auch<br />

bei engagierten Kirchgängern die elementaren<br />

Grundkenntnisse über die Liturgie der<br />

Kirche und ihren Sinn. Der Paderborner<br />

Professor für Liturgiewissenschaft Michael<br />

Kunzler will mit seiner Einführung in die<br />

Messe dazu beitragen, den Grundspiegel<br />

des Wissens um die katholische Eucharistie<br />

wieder anzuheben. Dabei geht es ihm vor<br />

allem darum, „die Bedeutung der Messfeier,<br />

ihre Symbolsprache denen zu erschließen,<br />

die mehr von dem Kostbarsten erfahren<br />

wollen, das unser Glauben kennt.“ Dabei<br />

entwickelte er eine kleine Theologie der<br />

Messe, die auch für Nichttheologen sehr gut<br />

verständlich ist und somit die Hintergründe<br />

der Messe aufzeigt. Nach der Veröffentlichung<br />

von „Liturge sein. Einführung in eine<br />

ars celebrandi“ aus dem Jahr 2007, in dem er<br />

die Liturgie für den Priester erschlossen und<br />

sich vor allem auch der ästhetische Seite einer<br />

ars celebrandi (Kunst zu Feiern) zugewandt<br />

hat, geht es ihm nun um das gemeinsame<br />

Priestertum und somit um die Bedeutung<br />

des Laien bei der Liturgie.<br />

<strong>Die</strong> Messe lieben, weil man sie versteht<br />

Was man lieben soll, das muss man kennen.<br />

So kann man die Hauptthese von Kunzler<br />

paraphrasieren. Es geht ihm um die Liebe<br />

zur Eucharistie, die aus einem Verständnis<br />

daraus wächst, was und warum man wie<br />

feiert. Kunzler arbeitet genau und geduldig<br />

alle Fragen und Probleme ab, die sich um die<br />

katholische Messe bilden: „Könnte man auch<br />

nicht ganz anders Messe feiern? Müsste die<br />

Liturgiefeier nicht vielmehr den Bedürfnissen<br />

der heutigen Menschen angepasst werden?<br />

Was soll die Rede vom Messopfer? Warum<br />

kann sich die Pastoralassistentin nicht am<br />

Hochgebet beteiligen oder gar einspringen,<br />

wenn der Priester krank ist? Warum können<br />

Katholiken und Protestanten nicht einfach<br />

so gemeinsam die Messe feiern? Anderen<br />

Menschen aber geht die erneuerte Messe<br />

auf den Geist, weil die Messe zu sehr auf<br />

den Zeitgeist eingeht.“<br />

Kunst des feierns<br />

Für Kunzler ist die Kunst des Feierns und<br />

Mitfeierns vor allem darin begründet, „die<br />

hinter den einzelnen Vollzügen der liturgischen<br />

Handlung die göttliche Gegenwart<br />

und das göttliche Heilswirken zu entdecken<br />

(…) und zum Leuchten zu bringen.“ Dabei<br />

stellt sich unvermeidlich die Frage, wer<br />

feiert denn eigentlich bzw. wem gehört<br />

die Messe? Auch darauf hat Kunzler eine<br />

Lektüreneindrücke<br />

<strong>St</strong>eLL DIr VOr, eS I<strong>St</strong><br />

MeSSe, unD aLLe<br />

GeHen HIn.<br />

Michael Kunzler: ein Laien-Messbuch.<br />

eine einführung in das Wertvollste<br />

der katholischen Kirche: <strong>Die</strong><br />

Heilige Messe, bonifatius 2011, 272 S.<br />

klare Antwort: <strong>Die</strong> Liturgie „gehört uns<br />

allen, soweit wir als Glieder der Kirche die<br />

Liturgie der Kirche feiern.“ Es sind also die<br />

großen theologischen Zusammenhänge, die<br />

erläutert werden. Aber auch den kleinen<br />

praktischen Fragen und den heißen Eisen<br />

in Bezug auf den Messbesuch und vor allem<br />

auf den Kommunionempfang weicht<br />

er nicht aus. Das Buch hat so gesehen zwei<br />

fundamentale Schwerpunkte: eine Anleitung<br />

zur liturgischen Praxis zu etablieren<br />

und in den Geist der Liturgie einzuführen.<br />

<strong>Die</strong> schwierige Aufgabe ist es, eine richtige<br />

liturgische Praxis zu gewährleisten. Mit<br />

einem Blick auf die vielen Pathologien der<br />

heutigen Liturgie und ihrer Vorbereitung,<br />

plädiert Kunzler für eine offensive Eucharistiepastoral<br />

vonseiten der Priester, aber auch<br />

der Laien. Dabei stellt der Kommunionempfang<br />

ein besonders ernstes und wichtiges<br />

Thema dar: „Das Kommunizieren ist ein<br />

durch und durch personaler Vorgang, eine<br />

Begegnung zwischen lebendigen Personen.<br />

Und wie man schon im Umgang und in<br />

der Begegnung mit Menschen versagen, ja<br />

sich versündigen kann, das gilt auch für die<br />

Begegnung zwischen Mensch und Gott.“<br />

Sowohl das Busssakrament als auch die<br />

theologische Vorbildung auf das, was sich<br />

in der Kommunion ereignet, sind dabei für<br />

Kunzler unverzichtbare Elemente auch der<br />

konkreten Arbeit in einer Pfarrgemeinde.<br />

Schließlich arbeitet der Autor die gesamte<br />

Messe in all ihren Ausformungen, Formsprachen<br />

und symbolischen Handlungen ab.<br />

Von der Vorbereitung des Gottesdienstes in<br />

der Sakristei, über den Einzug bis hin zum<br />

Auszug stellt er die Messe nach, beschreibt,<br />

erklärt und führt in ihre „Äußerlichkeiten“<br />

und in ihre tiefe Symbolsprache ein. Was<br />

allem Handeln der Eucharistie eignet und<br />

den Grund, warum Eucharistie gefeiert<br />

wird, ausmacht, ist der Schlüsselbegriff<br />

der Anamnese: „Alle Erwähnungen und<br />

Handlungen von Gottes Heilstaten sind ja<br />

keine Erinnerung an den Allmächtigen, der<br />

vergessen haben könnte, was er für das Heil<br />

des Menschen getan hat und auch keine<br />

Erinnerung an die Gläubigen, sondern sie<br />

stellen die Heilstaten in unsere Zeit hinein,<br />

sie vergegenwärtigen sie anamnetisch.(…)<br />

Sie holen etwas Vergangenes in unsere<br />

Gegenwart hinein.“<br />

Es treten zwei Bezugspunkte immer wieder<br />

zu tage, die Kunzler zur Vertiefung seiner<br />

Ausführungen heranzieht: die Verbindung<br />

der katholischen Liturgie zur byzantinischen<br />

Liturgie der Ostkirche und die Notwendigkeit<br />

einer mystagogischen Hinführung zur<br />

Messe. In der byzantinischen Liturgie sieht er<br />

viele symbolische Formen und die ästhetischfromme<br />

Zelebrationshaltung entscheidend<br />

vertieft. Für Kunzler ist die Mystagogie,<br />

also die Einführung in die Geheimnisse<br />

unseres Glaubens in Form der Eucharistie<br />

durch eine hingebungsvolle Mitfeier, ein<br />

Angelpunkt im Verständnis der katholischen<br />

Messe. Wenn die Dimension der Mystagogie<br />

den Gottesdienstbesuchern wieder mehr<br />

erschlossen werden würde, dann könnte<br />

es zu einer eucharistischen Wende in der<br />

Kirche kommen, ist sich der Theologe und<br />

Priester sicher.<br />

<strong>Die</strong> neue oder die alte Messe?<br />

Dass es eine Liturgiereform auch ohne das<br />

Zweite Vatikanische Konzil gegeben hätte,<br />

liegt für Kunzler auf der Hand. Der alte Ritus<br />

habe sich verbraucht und wesentliche theologische<br />

Implikationen wie das gemeinsame<br />

Priestertum des Gottesvolkes vernachlässigt.<br />

Insofern ist sein Plädoyer für die neue Messe<br />

der Liturgiereform durch Paul VI glaubhaft<br />

und klar. Der Autor sieht aber in der neuen<br />

Messe mehr Möglichkeit des Missbrauchs,<br />

des unwürdigen und „laschen“ Zelebrierens,<br />

sowie einer theologischen Nivellierungsgefahr<br />

nach unten, da die größere liturgische<br />

Freiheit zu einer falsch verstandenen Autonomie<br />

der Zelebranten führen kann, und<br />

somit oft nicht mehr die Liturgie der Kirche<br />

gefeiert werde.<br />

Muss man zur Messe gehen?<br />

Was Michael Kunzler hier vorlegt, ist für<br />

jeden, der sich mit der Messe auseinander<br />

setzen und sie verstehen möchte, eine Bereicherung.<br />

Das Buch nimmt uns mit auf einen<br />

leicht verständlichen, tiefgehenden, vor allem<br />

aber auf einen „geistlichen Gang“ durch die<br />

Eucharistie. Es stellt ein Messkompendium,<br />

ja einen Kommentar zur heiligen Messe dar,<br />

der erhellend, informativ und animierend<br />

zugleich ist. Vor allem aber macht es Lust auf<br />

die Messe und darauf, ihre Geheimnisse im<br />

Licht dieser neuen Erkenntnisse mitzufeiern.<br />

Es ist dem Autor gelungen, „mystagogische<br />

Aha-Erlebnisse“ zu vermitteln, die nicht nur<br />

als Beitrag zur Popularisierung der Liturgiewissenschaften,<br />

sondern als Form einer neuen<br />

Volksmission verstanden werden können. In<br />

diesem Sinne sollte man dann auch das Kapitel<br />

über die Sonntagspflicht erst am Schluss des<br />

Buches lesen, dann nämlich erscheinen dem<br />

Leser die Gedanken dazu nur logisch und<br />

plausibel: „Muss man in die Messe gehen?<br />

Auf diese Frage kann man leicht antworten:<br />

Ja. (…) Für frühere Christen gehörte<br />

die sonntägliche Messfeier unbedingt zu<br />

ihren Erwartungen an Lebensqualität (…).<br />

Und heute? Am Sonntag die Wäsche zu waschen<br />

(…), in Schlafanzug und Bademantel<br />

Pfarrkalender<br />

Haben Sie einen solchen Kalender schon einmal irgendwo gesehen? Auch heuer gibt es wieder unseren Pfarrkalender.<br />

Wenn Sie noch keinen haben, gibt es ihn auch für Sie am Schriftenstand um 7 Euro. Und viele Fotos<br />

gibt es auch, die vielleicht auch Sie zum Schmunzeln bringen. So sind Sie eben einmal gewesen … Haben<br />

auch Sie schon einen geeigneten Platz für diesen originellen Kalender? Und durchblättern sollten Sie diesen<br />

Kalender ebenso. Dann werden Sie über das Leben in unserer <strong>Pfarre</strong> sehr genau Bescheid wissen. Und vom<br />

Heiligenkalender können auch jene profitieren, die nicht in unserer <strong>Pfarre</strong> wohnen. Sehr interessant sind ganz<br />

sicher auch wieder die vielen geschichtlichen Verweise die uns auf Jubiläen in der Geschichte der <strong>Pfarre</strong> und<br />

der Welt aufmerksam machen.<br />

Für den Menschen ganz wichtig ist die Arbeit,<br />

durch die der Mensch zur Schöpfung<br />

beiträgt. Durch die Arbeit werden die Fähigkeiten<br />

und Begabungen des Menschen sichtbar.<br />

Dadurch, dass der Mensch gebraucht<br />

wird, erhält er Selbstwert und Selbstbewusstsein.<br />

Jesus hat gewusst, dass Gott selbst sechs<br />

Tage gearbeitet hat. In diesen sechs Tagen<br />

hat er aus dem „Tohuwabohu“ (Chaos) eine<br />

Ordnung (Kosmos) geschaffen. Vollendet hat<br />

Gott aber sein Werk erst am siebten Tag, in<br />

SIeben reGeLn für<br />

Den SOnntaG In Der<br />

faMILIe (2)<br />

ruhe am Sonntag so, als sei<br />

die ganze arbeit getan<br />

dem er ruhte (Gen 2,2). Der Sonntag zeigt<br />

uns, dass wir nicht alles alleine schaffen<br />

altenwallfahrt<br />

bis Mittag am Balkon zu frühstücken, zum<br />

Sportplatz und in die Kneipe – wie billig<br />

sind die Erwartungen vieler Zeitgenossen<br />

an das geworden, was kluge Politiker einmal<br />

begannen, als Lebensqualität zu bezeichnen.<br />

(…).“ Zur <strong>St</strong>eigerung der Lebensqualität vor,<br />

während und nach der Messe sei dieses Buch<br />

empfohlen.<br />

David Pernkopf<br />

müssen. Er schützt uns vor der Vergötzung<br />

der Arbeit. Es ist für den Menschen gut, d.h.<br />

der Mensch tut sich etwas Gutes, wenn<br />

er einmal nichts leisten muss, ausschlafen<br />

kann, um auch nicht in Gedanken schon<br />

wieder in der Arbeit verbohrt zu sein. Wir<br />

müssen uns Zeit nehmen, damit wir Zeit<br />

haben. Das ist das Geschenk des Sonntags,<br />

das den Menschen freier, umgänglicher und<br />

liebenswürdig macht, besonders auch in<br />

seiner Familie.<br />

Nicht ganz 70 Pfarrangehörige machten sich am 10. Oktober zur Altenwallfahrt auf den Weg. Es ging zunächst nach Maria Pfarr<br />

im Lungau, wo wir die Hl. Messe feierten. Zur Mittagsrast kamen wir dann nach Tamsweg, bevor wir in Gröbming die Abschlussandacht<br />

hielten. Nach einer kleinen Jause im Gasthaus „Häusl im Wald“ kehrten wir glücklich und zufrieden nach Hause zurück.<br />

Auch für das kommende Jahr haben wir schon wieder geplant. Für die Vorbereitung danken wir dem Ehepaar Veronika und Rudolf<br />

Aigner, aber auch Josef Varga sagen wir Vergelt’s Gott!<br />

30 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

31


Der Ursprung von Pergamon ist unbekannt.<br />

Pergamon war zu der Zeit, als sich das<br />

Christentum verbreitete, eine der größten<br />

<strong>St</strong>ädte der Region. <strong>Die</strong> neue Religion reiste<br />

auf den Karawannenrouten Kleinasiens<br />

oder segelte auf den Handelsschiffen, die<br />

Olivenöl aus Sizilien und Kupfer aus Zypern<br />

brachten, in den Hafen Elaea. Der Wohlstand<br />

Pergamons, die Zahl ihrer Tempel und<br />

deren Schönheit wurden nur von denen<br />

in Ephesus übertroffen. <strong>Die</strong> Geschichte<br />

Pergamons begann nach dem Tod des Lysimachos,<br />

einer der Generäle Alexanders<br />

des Großen. Als Lysimachos im Jahre 281<br />

v. Chr. in der Schlacht von Kurupedion<br />

gegen die Seleukiden getötet worden war,<br />

übernahm der <strong>St</strong>atthalter Philitairos die<br />

Kontrolle über Pergamon und einen großen<br />

Schatz, den er dazu verwendete, die <strong>St</strong>adt<br />

zu stärken. Unter einer Reihe von fähigen<br />

und engagierten Herrschern entwickelte<br />

sich Pergamon zu einer der wichtigsten<br />

Mächte der Region. Als im Jahre 133 v.<br />

Chr. die <strong>St</strong>adt unter römische Herrschaft<br />

kam, zählte es gemeinsam mit Ephesus zu<br />

Selbst alteingesessene Römer des Viertels<br />

zwischen Via del Corso und Trevibrunnen<br />

kennen die kleinste Marienkirche der <strong>St</strong>adt<br />

nicht. Zu unscheinbar steht sie da zwischen<br />

zwei Bürgerhäusern gegenüber der Traditionsskneipe<br />

der Peroni – Brauerei. Und doch<br />

kommt an jedem Abend eine kleine Gruppe<br />

zusammen, um den Rosenkranz zu beten.<br />

Sie verehren hier die „Madonna Causa<br />

Nostrae Laetitiae“ – die „Gottesmutter,<br />

Ursache unserer Freude“. Keimzelle dieser<br />

heutigen Kirche ist das Marienbild, das die<br />

Adelsfamilie Muti Papazzurri um 1690 in<br />

den Verbindungsgang hat malen lassen: es<br />

ist eine junge Frau mit einem freundlichen,<br />

intuitiven Blick von der Art, in der viele Marienbilder<br />

an Roms Fassaden gefasst sind.<br />

Und doch in gehobener Qualität ausgeführt<br />

von Domenico Muratori, einem Carracci-<br />

Schüler. Und eines Tages zwinkerte sie mit<br />

den Augen. Als im Jahre 1796 die Truppen<br />

Napoleons vor der <strong>St</strong>adt standen, haben<br />

Zeugen gesehen, wie die Madonna über<br />

das Ende des Kirchenstaats weinte. Nun<br />

war klar, dass ein Platz an der Hauswand<br />

nicht mehr genügte. Obwohl die Palazzi<br />

dicht nebeneinander standen, musste eine<br />

Kirche gebaut werden. Baumeister Virginio<br />

Vespignani löste das archidektonische<br />

Problem, denn er schaffte es sogar, eine<br />

richtige Kuppel unterzubringen. Für ihre<br />

Ausmalung sorgte Costantino Brumidi, der<br />

nach der Kuppelausgestaltung in Rom nach<br />

Amerika auswanderte, um das Kuppelfresko<br />

DIe SenDScHreIben an DIe<br />

SIeben GeMeInDen Der<br />

OffenbarunG (3)<br />

an die Gemeinde von<br />

Pergamon<br />

(Offb 2,12-17)<br />

den ersten <strong>St</strong>ädten, in denen der Kaiserkult<br />

eingeführt wurde. <strong>Die</strong> Ankunft der Römer<br />

gab der <strong>St</strong>adt neue Vitalität. <strong>Die</strong> blühende<br />

Entwicklung Pergamons setzte sich bis zur<br />

Eroberung durch die Araber im Jahre 663<br />

und 716 fort.<br />

Am Beginn des Sendschreibens stellt der<br />

Engel Christus als den vor, der das zweischneidige<br />

Schwert trägt. <strong>Die</strong>se Anspielung<br />

kommt aus dem Brief an die Hebräer (Hebr<br />

4,12): „Denn lebendig ist das Wort Gottes,<br />

kraftvoll und schärfer als jedes zweischnei-<br />

auf DeM WeG DurcH<br />

rOM (6)<br />

<strong>Die</strong> „Madonna dell’<br />

archetto“<br />

im Washingtoner Kapitol zu gestalten. <strong>Die</strong><br />

junge Frau, die er als Allegorie in einen<br />

Zwickel der „Madonna dell‘ Achetto“ gemalt<br />

hatte, taucht dort wieder auf, diesmal an<br />

der Seite von George Washington.<br />

Im Jahre 1870 wurde das Kirchlein, das nur<br />

fünf und sechs Schritte misst in der Länge<br />

und Breite, Sitz einer frommen Vereinigung,<br />

die sich um sie kümmert. Es war Renato<br />

Peroni, der sich an den Mai 1939 erinnert,<br />

wo Hitler zum Krieg marschierte, und Peroni<br />

geriet eines Abends zufällig in die Rosenkranzgasse,<br />

fand dort Gleichgesinnte und<br />

blieb seit 72 Jahren. Einer der Präsidenten<br />

der Vereinigung war Filippo Pacelli – der<br />

Vater von Pius XII. Peroni hatte Johannes<br />

Paul II. im Jahre 1979 kennengelernt. <strong>Die</strong><br />

Nachbarn über der Kapelle kennen Peroni<br />

nicht. Das hat damit zu tun, dass die Bewohner<br />

ab und zu wechseln. Unterdessen<br />

macht sich Renato Peroni mit seinen fast<br />

90 Jahren jeden Abend auf den Weg zu<br />

dige Schwert.“ In den Psalmen werden die<br />

Juden aufgefordert, ein zweischneidiges<br />

Schwert in der Hand (Ps 149,6), Zion zu<br />

verteidigen. <strong>Die</strong> Rede ist von dem Ort, „wo<br />

der Thron des Satans steht“ (Offb 2,13).<br />

Damit mag der Altar des Zeus auf der Burg<br />

gemeint sein. Wahrscheinlich aber ist es,<br />

dass damit die <strong>St</strong>adt als Zentrum der römischen<br />

Gewalt über diese Gegend gemeint<br />

ist. Zu der Zeit, als der Hl. Johannes sein<br />

drittes Sendschreiben der Offenbarung an<br />

Pergamon verfasste, war die <strong>St</strong>adt eines der<br />

wichtigsten Zentren des Heidentums, einschließlich<br />

des Kaiserkults dieser Gegend.<br />

Johannes lobt die Christen in Pergamon für<br />

ihre Glaubenstreue, die sie sich trotz der<br />

Verfolgung bewahrt hatten.<br />

Ausgrabungen haben die Überreste mehrerer<br />

Kirchengebäude im antiken Pergamon<br />

ans Licht gebracht. <strong>Die</strong> bekannteste Kirche<br />

ist die des Hl. Johannes, die in der sogenannten<br />

Roten Halle errichtet wurde. Sie<br />

stammt vermutlich aus dem 4. Jhdt., und<br />

diente der <strong>St</strong>adt als Kathedrale.<br />

seiner Kapelle, eine halbe <strong>St</strong>unde quer<br />

durch die <strong>St</strong>adt. Seine alten Freunde aus der<br />

Rosenkranzgruppe werden weniger, aber<br />

das fällt in einer Miniaturbasilika nicht so<br />

sehr auf. Wie seit Weltkriegstagen beten<br />

sie um den Frieden in der Welt, Gesundheit<br />

für die Angehörigen und ewige Ruhe<br />

für die Verstorbenen. Wenn ich nächstes<br />

Jahr nach Rom komme, werde ich mit den<br />

Windischgarstnern ganz sicher diese kleine<br />

Kirche besuchen und unter das gütige Auge<br />

der Madonna treten.<br />

Man muss vieles,<br />

das unser Ohr trifft,<br />

nicht hören,<br />

als wäre man taub,<br />

und dafür Sinn<br />

und Verstand<br />

auf das richten,<br />

was dem Herzen<br />

den frieden bringt.<br />

Thomas von Kempen<br />

<strong>Die</strong> bleibenden Botschaften und die Aktualität<br />

des Apostolischen Rundschreibens<br />

„Familiaris Consortio“, das am 22. November<br />

1981 unter dem Titel „Über die Aufgabe der<br />

christlichen Familie in der Welt“ veröffentlicht<br />

wurde, beschäftigen immer wieder die<br />

Menschen. Seit der Zeit des Alten Testaments<br />

bis heute haben die Fragen zu Scheidung und<br />

Unauflöslichkeit der Ehe für Diskussionsstoff<br />

gesorgt. Geht es um die Unauflöslichkeit<br />

der Ehe, geht es um ein großes Thema,<br />

welches die Medien und die Menschen<br />

beschäftigt: wie geht die Kirche mit den Geschiedenen<br />

um, die wieder standesamtlich<br />

heiraten? Ein seelsorglich brisantes Thema!<br />

Bei der Frage der wiederverheirateten<br />

Geschiedenen sei „die Lehre der Kirche<br />

klar und mit einer Veränderung nicht zu<br />

rechnen.“ So äußerte sich der Vertreter des<br />

Papstes in Berlin, der Apostolische Nuntius<br />

Jean-Claude Perisset im Zusammenhang<br />

mit der wieder aufgeflammten Diskussion<br />

über die Geschiedenenpastoral. In diesem<br />

Zusammenhang hatte der Vorsitzende der<br />

deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof<br />

Robert Zollitsch, in seiner Funktion als Erzbischof<br />

von Freiburg in einem Interview mit<br />

der deutschen Wochenzeitschrift „<strong>Die</strong> Zeit“<br />

die Erwartung geäußert, die Haltung der<br />

Kirche werde sich noch zu seinen Lebzeiten<br />

verändern. Perisset hat nun nochmals auf die<br />

Möglichkeit der Überprüfung der Gültigkeit<br />

einer Ehe hingewiesen sowie darauf, dass<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung der Familie als „Hauskirche“<br />

geht auf den in den Konzilsdebatten<br />

über die Kirchenkonstitution am 21. Oktober<br />

1963 vom damaligen Bischof Karl Wojtyla<br />

eingebrachten und mit großer Mehrheit<br />

angenommenen Vorschlag zurück. Eltern<br />

und Kinder bestärken sich auch aktiv, durch<br />

Wort und Tat, im Glauben, in der Hoffnung<br />

und in der Liebe. In der Familie nimmt die<br />

Kirche damit Gestalt an, erhält konkrete<br />

Züge und Konturen. <strong>Die</strong> Ehepastoral war<br />

das wichtige Anliegen der Bischofssynode<br />

im Jahre 1980. Ziel der Ehe – und Familienpastoral<br />

ist es, dass die Familie selbst zu<br />

einer Trägerin der Seelsorge, zu einer „Kirche<br />

im kleinen“ oder „Hauskirche“ werde, wie<br />

die Kirchenkonstitution (LG 11) sagt: „In der<br />

christlichen Familie als eine Art Hauskirche<br />

sollen die Eltern durch Wort und Beispiel<br />

für ihre Kinder die ersten Glaubensboten<br />

sein und die einem jeden eigene Berufung<br />

fördern, die geistliche aber mit besonderer<br />

Sorgfalt.“ In seiner Ansprache zur Eröffnung<br />

der Synode sagte der Papst Johannes Paul<br />

II.: „<strong>Die</strong> Familie ist nicht nur fundamentales<br />

Objekt der Evangelisierung und der kateche-<br />

Ist die ehe doch<br />

nicht unauflöslich?<br />

fraGen unD antWOrten (95)<br />

der Ausschluss vom Kommunionempfang<br />

keinen Ausschluss vom kirchlichen Leben<br />

darstelle. <strong>Die</strong> innere Ehrlichkeit erfordere<br />

es, auch den Schmerz über das Scheitern<br />

eines Eheversprechens zu ertragen. Nun<br />

hat auch Kardinal Meisner festgestellt, dass<br />

nach katholischer Lehre die Ehe unauflöslich<br />

bleibe. <strong>Die</strong>s sei keine Marotte der Kirche,<br />

sondern repräsentiere die unkündbare Hingabe<br />

Christi an die Kirche: „<strong>Die</strong> Ehe ist die<br />

reale Repräsentanz für die unaufkündbare<br />

Hingabe Christi an die Kirche und damit<br />

an die Welt. Und das macht auch die große<br />

Würde und die Schönheit und vielleicht auch<br />

die Last der Ehe aus, weil die Hingabe Christi<br />

an die Welt, an die Menschen, an die Kirche<br />

unkündbar ist“, so der Kardinal. Er könne<br />

sich nicht vorstellen, dass die Kirche diese<br />

Überzeugung aufgebe: „Sie wissen ja, dass<br />

die Kirche ganz England verloren hat, weil sie<br />

gegen Heinrich VIII. an der Unauflöslichkeit<br />

der Kirche festgehalten hat.“<br />

Ist die Kirche wirklich so unbarmherzig,<br />

sodass sie die gültige Regelung, dass wiederverheiratete<br />

Geschiedene nicht zu den Sak-<br />

familie als<br />

„Hauskirche“<br />

tischen Unterweisung, sondern auch deren<br />

unerlässliches und unersetzliches Subjekt:<br />

schöpferische Trägerin.“ Und im Apostolischen<br />

Schreiben „Familiaris Consortio“, in<br />

dem der Papst wenigstens 14 mal über die<br />

Familie als „Hauskirche“ spricht, heißt es:<br />

„Jede Anstrengung muss unternommen<br />

werden, damit sich die Familienpastoral<br />

durchsetzt und entfaltet; widmet sie sich<br />

doch einem wirklich vorrangigen Bereich<br />

in der Gewissheit, dass die Evangelisierung<br />

der Zukunft größtenteils von der Hauskirche<br />

abhängen wird“ (Nr 65). Geht es um die<br />

Teilnahme der Hauskirche am Leben und an<br />

der Sendung der Kirche, heißt es in Nr. 52:<br />

„Dort, wo eine antireligiöse Gesetzgebung<br />

jede andere Form der Glaubenserziehung<br />

zu verhindern sucht oder wo verbreiteter<br />

Unglaube und eine uferlose Verweltlichung<br />

ein wirkliches Wachstum im Glauben prak-<br />

ramenten zugelassen werden, nicht ändert?<br />

Nun werden wir schon festhalten müssen,<br />

dass die Ehe von Gott eingesetzt und von<br />

Jesus als Bund zwischen Mann und Frau<br />

bestätigt ist. Zugleich nimmt Gott sowohl<br />

im Alten als auch im Neuen Testament das<br />

Bild der ehelichen Liebe, um so seine Liebe<br />

zu seinem Volk zu bezeichnen. Und Paulus<br />

verdeutlicht das noch einmal, indem er die<br />

Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau<br />

auf Christus und seine Kirche bezieht. Würde<br />

die Unauflöslichkeit der Ehe angetastet oder<br />

gar angegriffen, dann wäre auch die Wirklichkeit<br />

des göttlichen Bundes in Gefahr.<br />

Zur immer wieder aufgeworfenen Frage<br />

des Familienbildes erklärte Meisner, die<br />

Kirche habe keine Befugnis, die von Gott<br />

eingesetzte Schöpfungsordnung zu verändern:<br />

„ <strong>Die</strong> Kirche hat keine Möglichkeit, die<br />

Schöpfungsordnung Gottes zu korrigieren.<br />

Gott hat den Menschen erschaffen als Mann<br />

und Frau, und zwar mit der Zielrichtung,<br />

dass Mann und Frau zusammenkommen<br />

und ein Fleisch werden und damit zu dritt<br />

werden. Aus der Ehe wird die Familie. Unser<br />

Gott ist trinitarisch, das heißt drei-personal.<br />

Wenn der Mensch das Abbild Gottes ist,<br />

dann spiegelt sich die Trinität real in der<br />

Schöpfungsordnung wider: Indem die Familie<br />

ein Bund mindestens zu dritt ist. Andere<br />

Verhältnisse sind in der Schöpfungsordnung<br />

nicht vorgesehen.“<br />

tisch unmöglich macht, bleibt die so genannte<br />

Hauskirche der einzige Ort.“<br />

Was ist aber heute zu tun, damit Kinder in<br />

den Glauben an Jesus Christus hineinwachsen?<br />

Vieles von dem, was unsere Gesellschaft<br />

über alle Maßen bestimmt, reicht<br />

nicht aus, um unseren Kindern den Weg in<br />

eine glückliche Zukunft und einen inneren<br />

Frieden zu erschließen. Freizeitkult und<br />

Arbeitsbesessenheit, Wellness-Euphorie und<br />

die bis zur Selbstzerstörung gehende Jagd<br />

nach Lust und Spaß führen heute endgültig<br />

in die Irre. Kinder in unserer Zeit brauchen<br />

für ihr Leben mehr als Oberflächlichkeit<br />

und materielle Überfütterung. Sie brauchen<br />

etwas, das sie hält und trägt. Kinder wünschen<br />

sich das, was ihrem Leben Sinn und<br />

Orientierung gibt, etwas, das bei aller Vergänglichkeit<br />

und allem Wechsel des Lebens<br />

<strong>St</strong>and hält. Sie brauchen Glaube, Hoffnung<br />

und Liebe, und das zu vermitteln, ist unsere<br />

Aufgabe. Wenn das Leben vom lebendigen<br />

Gott abgeschnitten und getrennt wird, dann<br />

wird alles wie ein Torso: leblos, hoffnungslos<br />

und unfruchtbar.<br />

32 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

33


Georg Friedrich Händel war im Jahre 1742<br />

wieder in eine tiefe Depression gefallen und<br />

er hatte auch allen Grund dazu. Immer war<br />

dem 1685 in Halle Geborenen das Glück nicht<br />

treu gewesen. Er stammte aus begüterten<br />

Verhältnissen, denn der Vater hatte es bis<br />

zum Leibchirurgen des brandenburgischen<br />

Kurfürsten gebracht. Für den Sohn war eine<br />

Beamtenlaufbahn vorgesehen. Sehr widerwillig<br />

studierte er Jus. Mit Hingabe spielte<br />

er Geige und ging als Geiger an die Oper in<br />

Hamburg. Gerade 20 Jahre war er alt, als seine<br />

erste Oper aufgeführt wurde. Im Laufe seines<br />

Lebens komponierte er 40 Opern.<br />

Aber zunächst ging er nach Italien. Hier<br />

lernte er bei Scarlatti und Corelli. Im Jahre<br />

1710 wurde er nach London berufen. Königin<br />

Anna beauftragte ihn, für die Kirchenmusik<br />

an der Pauluskathedrale zu sorgen.<br />

Gleichzeitig übernahm er ein Opernhaus.<br />

Er komponierte, er probte und er führte auf.<br />

Das Londoner Publikum war vom deutschen<br />

Komponisten begeistert. Seine Konzerte<br />

füllten die Säle. Händel verdiente gut, aber<br />

das Geld zerrann ihm zwischen den Fingern.<br />

Er musste die Sänger bezahlen und<br />

das Orchester entlohnen, den Betrieb der<br />

Oper bestreiten, und er war Komponist und<br />

Der advent des<br />

Georg friedrich Händel<br />

trÖ<strong>St</strong>e DIcH, trÖ<strong>St</strong>e<br />

DIcH, MeIn VOLK<br />

überhaupt kein Geschäftsmann. Da ihm der<br />

Ärger gewiss war, wurde er zum Kummeresser-<br />

und trinker. Da er sich oft aufregte, stieg<br />

der Blutdruck, und es kam zum Schlaganfall.<br />

Erst 52 Jahre alt musste er lernen, auf seine<br />

Gesundheit zu achten und kürzer zu treten.<br />

Er hatte Schulden gemacht und die Gläubiger<br />

ließen ihm keine Ruhe. Einerseits musste er<br />

weiter komponieren, andererseits waren<br />

seine Opern nicht mehr gefragt.<br />

Nun erinnerte sich Händel an seinen Aufenthalt<br />

in Italien. Da auch damals schon plötzlich<br />

keine Opern gefragt waren, schrieben die<br />

Komponisten Oratorien, geistliche Lieder.<br />

Das wollte auch er tun. Er komponierte den<br />

„Saul“ und „Israel in Ägypten“. Er fühlte sich<br />

ausgelaugt, und nachdem man ihm verschiedenste<br />

Textbücher gab, sprach ihn keines an.<br />

In dieser <strong>St</strong>immung, die von Lustlosigkeit<br />

aDVent unD WeIHnacHten In Der PfarrKIrcHe<br />

Kirchenmusik<br />

1. adventsonntag, 27. november<br />

6.00 Uhr Bläser (Ing. W. Aigner)<br />

10.00 Uhr Kleinkindergottesdienst (Kiga Roßleithen)<br />

2. adventsonntag, 4. Dezember<br />

6.00 Uhr Zwoagsang „Rohrleitner“<br />

10.00 Uhr Ministrantenaufnahme (A. Aigner)<br />

Hochfest der unbefleckten empfängnis der Gottesmutter, 8. Dezember<br />

8.30 Uhr Hinteregger-Hausmusik<br />

19.00 Uhr Jugendmesse mit Lichterprozession und Marienweihe<br />

3. adventsonntag, 11. Dezember<br />

6.00 Uhr Singkreis<br />

4. adventsonntag, 18. Dezember<br />

6.00 Uhr Flötengruppe (DI B. <strong>St</strong>einer)<br />

10.00 Uhr Tourismusgottesdienst (Doppelquartett)<br />

Heiliger abend, 24. Dezember<br />

16.00 Uhr Kindererwartungsfeier (Jungschar)<br />

22.30 Uhr Christmette (Singkreis)<br />

Weihnachten, 25. Dezember<br />

8.30 Uhr Hochamt (Weißenstoana)<br />

fest des Hl. <strong>St</strong>ephanus, 26. Dezember<br />

10.00 Uhr <strong>St</strong>ernsinger- und Krippenlieder<br />

Silvester, 31. Dezember<br />

15.30 Uhr Doppelquartett<br />

fest der erscheinung des Herrn, 6. Jänner<br />

8.30 Uhr Rosenauer Männerchor (Chrysostomusliturgie)<br />

19.00 Uhr <strong>St</strong>ernsinger – und Krippenlieder<br />

gekennzeichnet war, bekam er ein Textbuch<br />

des Dichters Charles Jennens (1700-1773)<br />

mit dem Titel „Der Messias“. Als er die<br />

ersten Worte las: „Tröste dich, tröste dich,<br />

mein Volk“, da fühlte er sich angesprochen<br />

und in seinem Kopf entstand im selben<br />

Augenblick eine Melodie. Nachdem er den<br />

gesamten Text gelesen hatte, war ihm klar<br />

und deutlich, diesen Text würde er in Töne<br />

fassen. Innerhalb von drei Wochen – in<br />

der Zeit vom 22. August bis 14. September<br />

1741 – schrieb er das ganze Oratorium wie<br />

im Rausch nieder. Niemand durfte mit ihm<br />

sprechen, und er gönnte sich kaum Schlaf.<br />

Er aß nur ganz wenig, und sein Leben war<br />

in Ekstase.<br />

Einige Monate später, am 13. April 1742,<br />

wurde „Der Messias“ in Dublin, wohin<br />

ihn der Vizekönig eingeladen hatte, aufgeführt.<br />

Der Chor umfasste nur 32 Mitglieder,<br />

das Orchester dürfte im gleichen Umfang<br />

besetzt gewesen sein. Den Erlös aus der<br />

von 700 Zuhörern besuchten Wohltätigkeitsveranstaltung<br />

stiftete er für wohltätige<br />

Zwecke. Zwei mildtätige <strong>St</strong>iftungen wurden<br />

reichlich bedacht, und 142 Häftlinge, die<br />

wegen Bagatell-Schulden im Gefängnis dahinsiechten,<br />

konnten entlassen werden, weil<br />

der Erlös von 400 Pfund <strong>St</strong>erling auch noch<br />

die Forderungen ihrer Gläubiger befriedigte.<br />

Er hat verfügt, dass „Der Messias“ immer<br />

zur Wohltätigkeit verpflichte. Nichts hat er<br />

verdienen wollen, denn er hat es als Gnade<br />

empfunden, dass er aus seiner Depression<br />

mit diesem Oratorium herausgefunden hat.<br />

Seinem Messias ist er begegnet: dem Kind<br />

in der Krippe, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.<br />

Dem Erlöser galt es zu danken,<br />

der sein Volk tröstet und einlädt, mit den<br />

Engeln das Hallaluja zu singen.<br />

adventbesinnung<br />

in Seitenstetten<br />

Freitag/Samstag – 2./3. Dezember<br />

Mit <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />

u u u<br />

thema<br />

„Alles beginnt mit der Sehnsucht“<br />

Impulse für den <strong>St</strong>art in den Tag<br />

u u u<br />

anmeldung erbittet das Pfarramt<br />

(07562/5258)<br />

In vielen Ländern im arabischen Raum und in<br />

Nordafrika bekannte sich in der Antike eine<br />

Mehrheit der Bevölkerung zum christlichen<br />

Glauben. Mit der Ausbreitung des Islam im 7.<br />

Jahrhundert kam es vielerorts zum gänzlichen<br />

Erlöschen des Christentums. Aus den Akten<br />

der Synode von Karthago im Jahr 411 wird<br />

deutlich, dass es damals rund 600 <strong>Diözese</strong>n<br />

in Afrika gab, mehr als im ganzen Abendland.<br />

Manche <strong>Diözese</strong> war so klein, dass<br />

der Bischof keinen einzigen Priester hatte,<br />

andere <strong>Diözese</strong>n aber hatten viele Priester.<br />

Karthago hatte 500 Mitglieder, in Hippo im<br />

Nordosten des heutigen Algerien wirkte an<br />

einem großen und bedeutenden Bischofssitz<br />

der Hl. Augustinus. Nicht nur in Nordafrika,<br />

auch auf der arabischen Halbinsel war das<br />

Christentum sehr früh verbreitet. Bevor man<br />

hier im 7. Jahrhundert den Islam annahm, war<br />

das Land von einer Vielfalt von Religionen<br />

geprägt. Es gab starke jüdische Gemeinden,<br />

genau so aber auch Christen, Manichäer,<br />

Anhänger Zarathustras und Polytheisten.<br />

Mohammed wurde um 570 in Mekka im<br />

heutigen Saudi-Arabien geboren. Ab dem<br />

40. Lebensjahr wurden ihm nach islamischer<br />

Überlieferung die Verse des Korans geoffenbart,<br />

die aufgezeichnet und erst später zum<br />

Koran zusammengefasst wurden. Mohammed<br />

verkündete seine Botschaft zuerst in<br />

Mekka, wo er aber weniger Anhänger fand.<br />

Unter dem Druck ihrer Gegner sahen sich<br />

Mohammed und die kleine muslimische Gemeinde<br />

zur Flucht gezwungen, die ins heutige<br />

rund 150 Kilometer entfernte Medina führte,<br />

wo die politische und militärische Karriere<br />

Mohammeds begann. Im Islam beginnt die<br />

bis heute gültige Zeitrechnung mit der Flucht<br />

(„Hedschra“) des Propheten Mohammed<br />

nach Medina am 15. Juli 622. Im Jahre 630<br />

erobern Mohammed und seine Anhänger<br />

Mekka und unterwerfen die meisten arabischen<br />

<strong>St</strong>ämme. Mit zahlreichen siegreichen<br />

Schlachten erreichte er es, dass in seinem<br />

In der Jugendherberge am Grundlsee<br />

versammelten sich 17 Jugendliche<br />

Mitte Oktober zum Jugendwochenende.<br />

Zunächst war eine<br />

kleine Wanderung angesagt, dann<br />

kam auch das Gemütliche nicht zu<br />

kurz. Der Rosenkranz wurde gebetet<br />

und die Bibelstelle über das Haus<br />

auf dem Fels wurde betrachtet. Wie<br />

gut ist es, wenn unsere Jugendlichen<br />

ihr Haus auf den festen Grund<br />

des Glaubens bauen.<br />

Jugendwochenende<br />

KLeIne nOtIZen Zur<br />

GeScHIcHte DeS<br />

cHrI<strong>St</strong>entuMS (32)<br />

Der Siegeszug des Islam<br />

über das christentum auf<br />

der arabischen Halbinsel<br />

Todesjahr 632 die ganze arabische Halbinsel<br />

unter islamischer Herrschaft war. Unter den<br />

nachfolgenden Kalifen wurden innerhalb<br />

weniger Jahre Syrien, Palästina und Mesopotamien<br />

erobert. 642 drangen die Araber in<br />

Ägypten ein. Obwohl ihre <strong>St</strong>reitmacht klein<br />

war, konnten sie das Land rasch erobern.<br />

Dafür gab es politische, wirtschaftliche, aber<br />

auch religiöse Gründe. Der Islam hatte ein<br />

<strong>St</strong>ück Judentum und ein <strong>St</strong>ück Christentum<br />

in sich aufgenommen und erschien zunächst<br />

als die eigentliche Urreligion des Abraham,<br />

obwohl Mohammed sowohl den Juden als<br />

auch den Christen vorwarf, dass sie die wahre<br />

Tradition der Religion verfälscht haben. Hinzu<br />

kommt, dass er als Religionsführer die Auseinandersetzung<br />

mit dem <strong>St</strong>aat als einer von<br />

ihm unabhängigen Größe nicht kannte.<br />

Doch die Christen waren unter sich keineswegs<br />

eins. Durch die ersten christlichen<br />

Jahrhunderte zieht sich ein christologischer<br />

<strong>St</strong>reit. Dabei ging es um die menschliche<br />

und die göttliche Natur in der Person Jesu<br />

Christi. Das Konzil von Chalzedon hatte<br />

451 Christus als wahren Gott und wahren<br />

Menschen „unvermischt und ungetrennt“<br />

definiert. Besonders in der Kirche in Ägypten<br />

wurde der Monophysitismus vertreten.<br />

Nun setzte der byzantinische Kaiser, der die<br />

Theologie von Chalzedon vertrat, in ganz<br />

Ägypten Bischöfe ein, die theologisch auf<br />

seiner Seite standen. Das führte dazu, dass die<br />

Mehrheit der Bevölkerung sich gegen Byzanz<br />

stellte und Sympathien für die einen strengen<br />

Eingottglauben vertretenden Muslime hegte.<br />

Aber auch ungerechte <strong>St</strong>euerlasten hatten<br />

die Menschen gegen Byzanz aufgebracht.<br />

Nach der Eroberung wurde Ägypten rasch<br />

arabisiert. Der Übertritt zum Islam wurde<br />

nicht erzwungen, er war aber für viele religiös<br />

oder aus sozialen und wirtschaftlichen<br />

Gründen attraktiv, weil damit die Befreiung<br />

von der Kopfsteuer und ein gesellschaftlicher<br />

Aufstieg verbunden waren. <strong>Die</strong> Kopten jedoch<br />

bewahrten ihre religiöse Tradition, sie machen<br />

heute etwa 10 Prozent der ägyptischen<br />

Bevölkerung aus.<br />

Ermutigt durch den Erfolg in Ägypten, drangen<br />

die Araber nun weiter nach Westen in<br />

das byzantinisch beherrschte Nordafrika vor.<br />

Es war dies der Küstenstreifen im heutigen<br />

Libyen, Tunesien, im Osten Algeriens und<br />

im Norden von Marokko. Hier gab es 40<br />

Jahre lang erbitterte Kämpfe, die erst mit der<br />

Übergabe Karthagos 698 ihr Ende fanden.<br />

Für Byzanz war der Verlust dieser Gebiete<br />

ein schwerer Schlag, denn bedeutende Bodenschätze,<br />

große landwirtschaftliche Güter<br />

und natürlich auch die <strong>St</strong>euereinnahmen<br />

waren dahin. In Nordafrika waren die Kämpfe<br />

wesentlich härter und verlustreicher als in<br />

Ägypten. <strong>Die</strong> Berber leisteten erbitterten Widerstand.<br />

Byzanz erlaubte seinen <strong>St</strong>atthaltern<br />

keine Verhandlungen mit den Muslimen und<br />

die christliche Bevölkerung leistete ebenfalls<br />

Widerstand. Hilfe aus dem Abendland konnten<br />

die nordafrikanischen Christen nicht<br />

erwarten. Der Papst sah sich selbst von den<br />

Langobarden bedroht und Byzanz hatte bald<br />

alle Hände voll zu tun, um den Ansturm der<br />

Muslime wenigstens in Kleinasien aufzuhalten.<br />

Zum Verschwinden des Christentums in<br />

Nordafrika gibt es kaum Quellen. <strong>Die</strong> Spur der<br />

damaligen Christen verliert sich, ohne dass sie<br />

schriftliche Darstellungen ihres Lebens oder<br />

Berichte über Märtyrer hinterlassen hätten,<br />

obwohl sicher das irdische Leben vieler im<br />

Martyrium geendet hat.<br />

beichtzeiten in der<br />

Pfarrkirche im advent<br />

• Bei einem auswärtigen Priester<br />

Sonntag, 11. 12., 7.00 – 11.30 Uhr<br />

• Bei <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />

Freitage, 9. 16. 12., 17.00 – 18.30 Uhr<br />

Donnerstag, 22. 12., 16.00 – 20.00 Uhr<br />

Freitag, 23. 12., 16.00 – 18.30 Uhr<br />

• Bei Don Mirko Ivcic´<br />

Mittwoch, 7. 12., 9.00 – 11.00 Uhr<br />

<strong>Die</strong>nstag, 13. 12., 8.45 – 11.00 Uhr<br />

<strong>Die</strong>nstag, 20. 12., 8.45 – 10.00 Uhr<br />

34 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

35


Wir haben seinen Namenstag am 18. Oktober<br />

gefeiert. Er war einer der vier Evangelisten,<br />

war kein Apostel Jesu und kam<br />

wahrscheinlich erst einige Zeit nach dem Tod<br />

Jesu zum Glauben. Wahrscheinlich war der<br />

Apostel Paulus sein Lehrer im Glauben, denn<br />

Lukas begleitete Paulus auf einigen Missionsreisen.<br />

Durch seinen Beruf war Lukas wie<br />

geschaffen, den Herrn Jesus als Menschen<br />

zu beschreiben. Denn wer könnte deutlicher<br />

machen, dass Jesus wahrer Mensch ist, wenn<br />

nicht ein Arzt, dessen normale Beschäftigung<br />

es ist, Menschen in ihren körperlichen Nöten<br />

zu helfen. Paulus bezeichnet Lukas als<br />

den „geliebten“ Arzt. Offenbar hatte Lukas<br />

eine sehr einfühlsame Art. Er blieb auch bis<br />

zum Schluss bei Paulus - vermutlich bis zu<br />

dessen Märtyrertod. Das Lukasevangelium<br />

ist aus der Zeit 80 bis 90 nach Christus und<br />

ist vermutlich in Kleinasien, der heutigen<br />

Türkei, oder Griechenland entstanden. Es<br />

ist das Längste der vier Evangelien.<br />

Nur Lukas erzählt uns von den Ankündigungen<br />

der Geburten Johannes des Täufers<br />

an Zacharias und des Herrn Jesus an Maria.<br />

Manche von euch kennen vielleicht das Magnificat<br />

oder auch das Benedictus. Ausführlicher<br />

als die anderen Evangelisten schreibt<br />

er über die Geburt Jesu. <strong>Die</strong> Erzählung der<br />

Weihnachtsgeschichte, wie wir sie kennen,<br />

entnehmen wir dem Lukasevangelium. Lukas<br />

erwähnt auch den Kaiser Augustus, der<br />

zur Zeit der Geburt Jesu in Rom herrschte<br />

Der evangelist Lukas<br />

– ein Verkünder des<br />

evangeliums<br />

und der unumschränkter Herrscher war.<br />

Doch das Evangelium zeigt, dass nicht er,<br />

sondern das Kind in der Krippe, in Betlehem<br />

geboren, der wahre Friedenskönig ist. Ebenso<br />

berichtet er über einige Ereignisse seiner<br />

Kindheit, etwa dass Jesus mit zwölf Jahren<br />

bei der Wallfahrt im Tempel zurückblieb und<br />

so seinen Eltern große Sorgen bereitete.<br />

Alle vier Evangelien berichten vom Leben<br />

Jesu und möchten uns zum Glauben an Jesus<br />

führen. Aber nur bei Lukas finden wir einige<br />

der „schönsten“ Gleichnisse, die kein anderer<br />

Evangelist kennt, wie das Gleichnis vom<br />

• „ Verlorenen Sohn“ oder besser vom verzeihenden<br />

und liebenden Vater.<br />

elternkindernachmittag<br />

• „Der barmherzige Samariter“<br />

• „Der reiche Mann und der arme Lazarus“<br />

Jesus erzählt diese Gleichnisse, damit auch<br />

wir begreifen können, wie Gott ist, dass er<br />

uns liebt und auf uns wartet. Zum Neuen Testament<br />

gehört noch ein zweites Buch, das der<br />

Evangelist Lukas verfasst hat. Lukas erzählt in<br />

seinem Evangelium als einziger über die Zeit<br />

nach der Himmelfahrt Jesu. Er berichtet vom<br />

Kommen des Heiligen Geistes, von der Taufe<br />

der ersten Christen. Er schreibt die Geschichte<br />

über die Apostel und wie sie den christlichen<br />

Glauben weiter verbreiteten. Wir können all<br />

dies in der Apostelgeschichte nachlesen. Es<br />

ist ein eigenes Buch innerhalb des Neuen<br />

Testaments der Bibel. Lukas starb mit 84<br />

Jahren wahrscheinlich in Griechenland.<br />

Noch einiges Interessantes: Lukas hat die<br />

Heilige Maria ganz besonders verehrt. Legenden<br />

erzählen, dass er das erste Bild der<br />

Muttergottes gemalt haben soll. Deshalb<br />

wird Lukas oft auch als Maler von Marienbildern<br />

dargestellt. Im Mittelalter bildeten<br />

sich deshalb unter den Malern Gilden, die<br />

sich Lukas als Schutzpatron erwählt hatten.<br />

Dem Evangelisten Lukas wird symbolisch<br />

ein <strong>St</strong>ier zur Seite gestellt: sein Evangelium<br />

beginnt mit dem Opfer des Zacharias; Lukas<br />

hat den <strong>St</strong>ier auch deshalb bei sich, weil Jesus<br />

am Kreuz geopfert wird und das Kalb bzw.<br />

der <strong>St</strong>ier als Opfertiere gelten.<br />

Elisabeth Baumschlager<br />

Am 23. Oktober veranstaltete die Jungschar wieder einen Eltern- und Kindernachmittag im Pfarrheim. In diesem Jahr war so wie das<br />

neue Pfarrheim alles anders. <strong>Die</strong> JS-Führer wollten den Eltern einen Tag am Jungscharlager vorführen. Der Nachmittag begann mit<br />

einer Diashow des Jungscharlagers. Anschließend wurden die Eltern mit ihren Kindern in Gruppen aufgeteilt, und es wurden Spiele<br />

in verschiedenen <strong>St</strong>ationen gespielt. <strong>Die</strong> Eltern und Kinder waren von diesem Tag sehr begeistert. Manche Eltern würden am liebsten<br />

selbst wieder Jungscharkind sein. Eva Schwingenschuh<br />

Kinder seiten<br />

Im Advent lade ich Euch auch dieses Mal<br />

wieder zum Empfang des Bußsakramentes<br />

ein. <strong>Die</strong>ses Sakrament wird auch Beichte<br />

oder Sakrament der Versöhnung genannt.<br />

Immer wieder machen wir die Erfahrung:<br />

Nicht alles ist gut, was ich tue. Manchmal<br />

geschieht durch mich das Böse, und ich lade<br />

Schuld auf mich. Wenn ich aber weiß, dass<br />

mir vergeben wird, kann ich wieder froh<br />

im Herzen sein.<br />

Aber was geschieht bei der Beichte? Bei<br />

der Beichte feiern wir, dass Gott uns die<br />

Schuld vergibt. Jesus Christus nimmt uns bei<br />

der Hand und macht mit uns einen neuen<br />

Anfang. Durch den Priester sagt er uns:<br />

Deine Sünden sind dir vergeben. Geh hin<br />

in Frieden!<br />

Wie wird das Sakrament der Buße gefeiert?<br />

Zuerst muss ich nachdenken, wodurch ich<br />

Liebe Schüler!<br />

schuldig geworden bin – das nennt man<br />

Gewissenserforschung. Ich gehe in das<br />

Beichtzimmer und sage: „Gelobt sei Jesus<br />

Christus!“ Nachdem der Priester die Beichte<br />

einleitet, sage ich: „Ich bin ein Kind mit z.B.<br />

10 Jahren, in Reue und Demut bekenne ich<br />

vor Gott und der heiligen Kirche meine Sünden.<br />

Meine letzte Beichte war z.B. zu Ostern<br />

oder letzte Weihnachten.“ Dann bekenne<br />

ich meine Sünden und sage im Gebet Jesus,<br />

dass mir meine Sünden Leid tun. Ich sage<br />

auf den Knien: „Ich bereue, dass ich Böses<br />

getan und Gutes unterlassen habe. Erbarme<br />

dich meiner, o Herr.“ Nachdem ich meine<br />

Sünden bereut habe, spricht der Priester: „So<br />

spreche ich dich los von deinen Sünden, im<br />

Namen des Vaters und des Sohnes und des<br />

Heiligen Geistes.“<br />

ein ganz familiäres erntedankfest in roßleithen<br />

Am 14. Oktober 2011 konnten wir heuer zum 1. Mal unser Erntedankfest<br />

im Garten unseres Gemeindekindergartens in Pießling<br />

feiern – der Herrgott hatte, was das Wetter anbelangt, dieses Jahr<br />

großes Einsehen mit uns. Unter dem Motto: “Rund um den Kürbis“<br />

feierten Kinder, Eltern, Großeltern, Mitarbeiterinnen und <strong>Pfarre</strong>r<br />

Dr. Gerhard Maria Wagner mit Liedern, einem Tanz und Texten ein<br />

sehr besinnliches Fest des Dankens. Als wir gemeinsam das „Vater<br />

unser“ sangen, kam die Sonne durch den Hochnebel. Kochen ist<br />

eine sehr beliebte Tätigkeit bei den Kindern, und so konnten wir<br />

unsere Gäste nach dem Fest mit Selbstgemachtem verwöhnen:<br />

Kürbissuppe, Kürbisweckerl und Süßmost. Ein herzliches Dankeschön<br />

an alle fürs Mitfeiern und für die musikalische Umrahmung<br />

durch Eltern & Mitarbeiterinnen.<br />

Das Kindergartenteam<br />

Schließlich frage ich mich noch: Wie soll sich<br />

ein Christ verhalten, der bei der Beichte war?<br />

Wenn Gott uns vergibt, dann sollen auch wir<br />

bereit sein, einander zu vergeben. Wir sollen<br />

uns bemühen, wieder gut zu machen, was<br />

wir schlecht gemacht haben. Das Gute sollen<br />

wir tun, wenn wir es nicht getan haben. Mit<br />

Jesus Christus können wir umkehren und<br />

einen neuen Anfang wagen.<br />

So, meine Freunde, liebe Kinder –<br />

dann bis zur Weihnachtsbeichte!<br />

Euer <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner<br />

ein Genie kann nicht jeder sein,<br />

aber der Weg zur Heiligkeit steht<br />

allen offen.<br />

Hl. Maximilian Kolbe<br />

Jugendstart<br />

Auch unsere Jugend hat das neue Arbeitsjahr mit frischem Schwung begonnen. Am 1. Oktober traf man sich in geistlicher und in gemütlicher<br />

Runde. Sehr herzlich möchten wir die Neuen in der Jugend begrüßen, denn wir freuen uns, wenn sie mit Begeisterung dabei<br />

sind und viele gute neue Ideen entwickeln. <strong>Die</strong> „Alten“ sollen in allem ein gutes Vorbild sein und nicht müde werden,<br />

36 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

37


Nachdem Paulus etwa ein Jahr in Antiochia<br />

geblieben war, brach er von dort aus<br />

zu seiner ersten Missionsreise (45/46) auf.<br />

<strong>Die</strong>s geschah nicht auf seine Initiative hin:<br />

Er begleitete Barnabas, den die Gemeinde<br />

von Antiochia als seinen Seniorpartner betrachtete.<br />

Sie wandten sich erst nach Zypern,<br />

wo Barnabas herstammte, und dann nach<br />

Kleinasien, wo sie im Süden der römischen<br />

Provinz Galatien einige <strong>St</strong>ädte besuchten,<br />

ehe sie nach Antiochia zurückkehrten. Beide<br />

predigten überall in Zypern. Dabei begleitete<br />

sie Barnabas‘ Cousin Johannes Markus bis<br />

Perge, der dann nach Jerusalem zurückkehrte.<br />

Nach der überwiegenden Meinung der<br />

Bibelwissenschaftler hat nach dieser ersten<br />

Missionsreise das Apostelkonzil in Jerusalem<br />

stattgefunden. Nun berichtet Lukas in Apg 15<br />

ganz offen, dass die Partnerschaft zwischen<br />

Paulus und Barnabas wegen Johannes Markus<br />

im Anschluss an das Apostelkonzil zerbrach.<br />

Paulus lehnte es ab, Johannes Markus auf die<br />

nächste Reise mitzunehmen, nachdem dieser<br />

sie in Pamphylien verlassen hatte: „Es kam zu<br />

einer heftigen Auseinandersetzung, sodass sie<br />

sich voneinander trennten; Barnabas nahm<br />

Markus mit und segelte nach Zypern. Paulus<br />

aber wählte sich Silas“ (Apg 15,39-40).<br />

Barnabas wollte Markus offenbar eine zweite<br />

Chance geben. Paulus aber sah anscheinend<br />

jeden, der nicht mit seinem Tempo mithalten<br />

konnte, als unzuverlässigen Partner an. Womöglich<br />

gab es aber auch tiefergehende Grün-<br />

auS DeM Leben DeS<br />

HL. PauLuS (14)<br />

Schmerzliche<br />

trennung<br />

de; vielleicht empfand Paulus, dass Johannes<br />

Markus das Vertrauen, das er in ihn gesetzt<br />

hatte, gebrochen hatte. Wenn man bedenkt,<br />

dass in den folgenden Jahren immer wieder<br />

Agitatoren nach Galatien kamen, die auf der<br />

Beschneidung der Heidenchristen bestanden,<br />

muss man sich fragen, wie diese judaistischen<br />

Agitatoren (die sicherlich von Jerusalem kamen)<br />

so schnell erfuhren, was Paulus in dem<br />

entfernten Galatien machte. Eine durchaus<br />

mögliche Antwort lautet: Sie erfuhren es von<br />

keinem anderen als von Johannes Markus.<br />

Wir wissen nicht, ob Markus ein zögernder<br />

oder eifriger Informant war, doch mit der<br />

Rückkehr des Markus nach Jerusalem kam<br />

vielleicht auch die Nachricht dorthin, dass<br />

Paulus vorhabe, ins Innere von Anatolien<br />

vorzudringen. <strong>Die</strong> Judaisten reagierten sofort<br />

und sandten Männer ihres Vertrauens nach<br />

Galatien und Antiochia. Der zum Jerusalemer<br />

Konzil führende <strong>St</strong>urm brodelte und der junge<br />

Johannes Markus war möglicherweise nicht<br />

unschuldig an dieser Entwicklung. Dadurch<br />

erklärt sich vielleicht, warum Paulus es spä-<br />

apostelstiege<br />

Jeder Schifahrer, der die Wurzeralm bevorzugt und in die Wiederlechnerhütte kommt,<br />

kennt sie: die steile <strong>St</strong>iege, die die Schifahrer zum Klo hinabführt. „Zwölf Apostelstiege“<br />

wird sie von nun an heißen, denn zwölf <strong>St</strong>ufen machen es möglich, dass an jeder<br />

<strong>St</strong>ufe von Gerhard Ganser ein Apostelname festgemacht wurde. Andreas Mayr hat<br />

die Apostelschilder angefertigt. Feierlich eröffnet wurde diese <strong>St</strong>iege auch. „Einen<br />

guten Rutsch!“<br />

Ochs und esel in der Krippe<br />

Ochs und Esel sind zentrale Figuren jeder Krippe bei uns, obwohl sie im Weihnachtsevangelium<br />

(Lk 2) gar nicht vorkommen. Sie haben ihre Wurzeln im Alten Testament beim<br />

Propheten Jesaja: „Der Ochse kennt keinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn“<br />

(Jes 1,3). <strong>Die</strong> beiden Tiere, die wir manchmal in Schimpfwörtern verwenden, werden uns<br />

in den Weihnachtskrippen als Vorbilder hingestellt. Sie kennen ihren Schöpfer und geben<br />

ihm sogar im Zentrum ihres Lebens, in der Futterkrippe Raum. Wie armselig sind dagegen<br />

manche Menschen, die ihren Gott vergessen haben, und das, obwohl er sie schuf und<br />

jeden Augenblick im Dasein erhält.<br />

ter schlichtweg ablehnte, Markus wieder in<br />

sein Team aufzunehmen. Nachdem Markus<br />

ihm durch seine Unvorsichtigkeit oder gar<br />

absichtliche Indiskretion monatelang Schwierigkeiten<br />

und Pein bereitet hatte, vertraute<br />

er ihm nicht mehr. Noch einmal würde er<br />

nicht riskieren, verraten zu werden. Im 2.<br />

Timotheusbrief deutet sich glücklicherweise<br />

ein freundliches Ende der Episode an. Demnach<br />

bittet Paulus jetzt ausdrücklich darum,<br />

Johannes Markus zu ihm zu senden, der<br />

ihm „ein guter Helfer sein“ werde (2 Tim<br />

4,11). Der Tradition nach arbeitete Markus<br />

jahrelang mit Barnabas und dann auch mit<br />

Petrus (1 Petr 5,13) zusammen. Nach dem<br />

Kolosserbrief war „Markus, der Cousin des<br />

Barnabas“ sogar mit Paulus in Rom (Kol 4,10).<br />

Laut frühchristlicher Tradition war der tiefe<br />

Graben, der sich in Pamphylien aufgetan hatte,<br />

jedenfalls etwa fünfzehn Jahre später wieder<br />

überbrückt. Man sieht jedenfalls auch, dass<br />

die Missionare in ihrem Eifer um die gute<br />

Sache schon damals Auseinandersetzungen<br />

nicht vermeiden konnten.<br />

freud und Leid in<br />

unserer <strong>Pfarre</strong><br />

Das Sakrament<br />

der taufe empfingen<br />

Elina Marie Eitelsebner, Am Sportfeld 19<br />

<strong>Jakob</strong> Rudolf Redtenbacher,<br />

Pyhrnstraße 63<br />

Luca Colin Ziegler, Am Sportfeld 16<br />

Simon Burger, Museumstraße 5<br />

Gott segne diese Kinder, ihre Eltern<br />

und ihre Paten!<br />

Das Sakrament der ehe<br />

spendeten sich<br />

Franz Ebner & Astrid Bossert,<br />

Pießling 86<br />

<strong>St</strong>efan Mühlbacher & Maria Schober,<br />

Gleinkerau 71<br />

Johannes Hinteregger & Regina Wieser,<br />

Lasach 14<br />

Martin Hager & Michaela Antensteiner,<br />

Kapellenweg 18<br />

Gott segne ihren gemeinsamen<br />

Lebensweg<br />

aus unserer Mitte verstarben<br />

Manfred Freudenthaler, Am Kogel 1<br />

Josef Gösweiner, Am Wur 50<br />

Zäzilia Hayböck, Edlbach 86<br />

Rosa Maria Leopolder, Seebach 89<br />

Fritz Berger, Pichl 189<br />

Herr, nimm sie auf<br />

in deine Herrlichkeit!<br />

ein Sonntag bei der rot-Kreuz-Kapelle<br />

Ganz besonders schön war heuer das Wetter, als die Hl. Messe bei der Rot-Kreuz-Kapelle gefeiert wurde. Von überall kamen wieder die<br />

Leute, um jene Festmesse mitzufeiern, die auch heuer wieder von der Bergknappenkapelle Unterlaussa musikalisch gestaltet wurde.<br />

altentag<br />

Der Altentag hat schon eine lange Tradition in unserer <strong>Pfarre</strong>. So trafen wir uns heuer am 9. Oktober zunächst um 14.00 Uhr in der<br />

Pfarrkirche, wo die Hl. Messe zelebriert wurde. Um 15.00 Uhr ging es dann ins Pfarrheim zum gemütlichen Beisammensein. Da<br />

wurden von Toni Neubauer und Trude Rumplmayr schöne Gedichte vorgetragen, gemeinsam wurden auch Lieder gesungen. Dass<br />

weitgehend nur Seniorenbundmitglieder zum Altentag kommen, wundert mich als Seelsorger sehr, wo doch selbstverständlich auch<br />

alle Mitglieder der Pensionistenverbände, die über 70 sind, in die Kirche und ins Pfarrheim eingeladen sind. Warum ist das so? Ich<br />

lade zum Nachdenken ein.<br />

38 Nr. <strong>167</strong> November 2011<br />

39


„Vernünftig glauben“ war das Thema beim diesjährigen Männerkurs<br />

vom 28. September bis zum 26. Oktober im Pfarrheim<br />

<strong>Windischgarsten</strong>, zu dem sich 16 Männer gemeldet hatten. Mit<br />

dem gleichnamigen Buch von Ingo Langer erläuterte <strong>Pfarre</strong>r Dr.<br />

Wagner in fünf Abenden dazu seine Gedanken. Der Autor des<br />

Buches führte darin ein Interview mit Kardinal Dr. Walter Brandmüller<br />

über den Atheismus. Ein sehr interessantes Gespräch, das<br />

gerade moderne Menschen angeht, und jene, die sich ein Leben<br />

ohne Gott zurechtrichten möchten. Glaube und Vernunft werden<br />

oft von Intellektuellen im Widerspruch gesehen, und die Auferstehung<br />

von den Toten wird als Provokation hingestellt. <strong>Die</strong> Vernunft<br />

ist aber wesentlicher Bestandteil unseres katholischen Glaubens.<br />

Viele aktuelle Fragen zum christlichen Glauben wurden in diesem<br />

Buch angesprochen und mit den Männern diskutiert. Der Kardinal<br />

gibt dazu verblüffende und überzeugende Antworten. Für die<br />

ausführlichen Erklärungen des Buchinhalts bedanken sich alle<br />

Teilnehmer bei <strong>Pfarre</strong>r Dr. Wagner. Siegfried Antensteiner<br />

Männerkurs<br />

auf dem Weg zur Heiligkeit<br />

Jeder Getaufte kann in dieser Welt heilig werden. Jeder kann die Welt mit der Liebe Gottes ein <strong>St</strong>ück verwandeln. Wer sich der Welt<br />

angleicht und seiner Umwelt gleichförmig wird, geht in ihr auf. Er kann nicht mehr auf sie einwirken und sie auch nicht weiterbringen.<br />

Wer nur so hell ist wie seine Umgebung, kann in ihr nicht mehr leuchten. So spricht der Herr: Ihr seid das Licht der Welt.<br />

So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.<br />

frauenkurs<br />

Im diesjährigen Frauenkurs setzten sich ca. 30 Frauen mit dem Buch „Der große Gott und unsere kleinen Dinge“ von Jörg Zink<br />

auseinander. Es kamen an den 5 Abenden viele wichtige Fragen zur Sprache, unter anderem: erreichen wir, was wir uns vornehmen,<br />

oder sind unsere Ziele zu hoch gesteckt? Wie gehen wir mit Misserfolg und Scheitern um? Müssen wir alles aus eigener Kraft<br />

schaffen oder können wir auch unsere Schwachheit annehmen? In den gemeinsamen Gesprächen über die verschiedenen Themen<br />

wurden wir wieder angeregt, über die Höhen und Tiefen des eigenen Lebens hinauszuschauen, um zu erkennen, dass das Leben<br />

kostbar ist. Luzia Thallinger<br />

Impressum:<br />

„Lebendige <strong>Pfarre</strong>“ – Herausgeber und Verleger: Röm. – kath. Pfarramt in 4580 <strong>Windischgarsten</strong>, Rosenauerweg 1,<br />

Tel.: 07562/5258; Fax: 07562/5258 – 4; E – mail: pfarre.windischgarsten@dioezese-linz.at<br />

Redaktion: Pfarrgemeinderat – Arbeitskreis Verkündigung. <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard M. Wagner, Tel.: 0676/87765477<br />

Herstellung: Satz, Gestaltung und digitale Druckvorstufe: Kren Medienmanufaktur, 8911 Admont; Druck: Wallig, 8962 Gröbming<br />

40 Nr. <strong>167</strong>

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