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sporting hamburg SEPTEMBER 2019

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Bahnradfahren<br />

© Fotos: <strong>sporting</strong> <strong>hamburg</strong><br />

<strong>sporting</strong>-Martin (links, vor Coach Leo) tut unverkrampft. Rechts: Alexander Böker.<br />

© Fotos: Leonard Diekmann<br />

Immer<br />

treten!<br />

Eine so ’ne Sportart ist das Bahnradfahren. Sieht man ja auch leider<br />

nur alle vier Jahre bei Olympia – und ist immer wieder beeindruckend.<br />

Bahnrad-Vierer und so, ein Knaller. Sieht so leicht aus, immer im Kreis<br />

fahren, nur eben sauschnell. Also Kontaktaufnahme zum Hamburger<br />

Radsport-Verband. Gesagt, getan: <strong>sporting</strong> <strong>hamburg</strong> will Bahnrad fahren.<br />

Alexander Böker (46), im Verband verantwortlich für Leistungssport und<br />

Jugend, fragt im Vorfeld freundlich an, ob wir unsere Pedalen mitbringen.<br />

„Er macht Scherze“, unsere Reaktion. Hast Du mal zwei Pedalen auf<br />

Tasche? Wir zumindest nicht, dennoch machen wir uns auf in die<br />

Hagenbeckstraße, da ist Hamburgs Bahnrad-Anlage, das Rund, 250<br />

Meter lang, Neigung schlappe 38% (schluck!), Beton (ist zum Glück etwas<br />

langsamer als eine Holzbahn), sechs Meter hoch. Mit im Turnbeutel:<br />

keine Pedalen, aber ’ne gehörige Portion Respekt, um nicht das Wort<br />

Schiss zu bemühen. So ist das mit der großen Klappe: Aus Respekt wird<br />

bei den Einführungen vom Trainer der Radsport-Gemeinschaft Hamburg,<br />

Leo, Leonard Diekmann (26), schlicht und ergreifend große Sorge. Was<br />

machen wir hier eigentlich? Leo erklärt. Das Rad hat keine Bremse (na<br />

gut, bremsen ist 80ties), hat auch keinen Rücktritt (mmmh, schade!<br />

– aber man könnte rückwärts fahren), die Füße sind im Grunde fixiert<br />

(is klar…) und Unfälle erleben wir hier sehr selten (Hoffnung keimt auf).<br />

Das Tretlager ist bei den Spezialrädern etwas höher, sonst schrabbelt<br />

man an der Bahn lang (Stichwort Neigung) und ’ne Gangschaltung<br />

gibt es auch nicht, wer hat das gewusst? Die Linien auf der Bahn sind<br />

Markierungen für Sprinter, wer wie wo überholen darf, über der roten<br />

Linie darf man links und rechts überholt werden, … und so. Der untere<br />

blaue Bereich heißt Cote d’Azur, klingt ja nett. Im unteren Bereich der<br />

Bahn sind die Schnellen unterwegs, oben wird sich eher warmgefahren.<br />

Das Fixie-Prinzip, für den Wochenend-Radler eben sehr ungewohnt,<br />

bedeutet: Aufhören zu treten geht nicht. Gebremst wird durch immer<br />

langsameres treten, kontern genannt. Genug geschnackt. Augen zu<br />

und auf die Bahn. Leo an unserer Seite. Angst setzt Kräfte frei, immer<br />

treten kann man sich merken, noch nicht gestürzt, wie cool. Immer<br />

treten, sind schon oberhalb der einen Linie, Farbe mir doch egal, und<br />

es geht, fährt. Hammer. Noch ’ne Runde, ist anstrengend wegen immer<br />

treten, besser schneller. Wir haben Spaß. Angst, was ist das? Pause.<br />

Alex erklärt, dass immer montags so schräge Typen und Typinnen (ab 9<br />

Jahre) wie wir kommen können. Freies Training und Fahren ist angesagt.<br />

Räder werden gestellt, mit Pedalen. „Einfach mal kommen“, sagen<br />

beide und motivieren Euch dazu. Denn was wir können, könnt Ihr schon<br />

lange. Das Kindertraining nehmen sie sehr ernst und betonen, dass<br />

auch „andere Sportarten zwecks Motorik und muskulärer Anpassung<br />

im Vorfeld und nebenher immer wünschenswert“ sind. Gilt aber auch<br />

für allen anderen.<br />

Mittwochs wird dann richtig trainiert. An manchen Mittwoch-Abenden<br />

werden kleine Rennen veranstaltet. Just for fun, da sind aber auch die<br />

Leistungssportler im Rund unterwegs. Und derer gibt es in Hamburg<br />

diverse, richtig gute sogar. Trainer Leo, ehemaliger erfolgreicher<br />

Bundesliga-Fahrer und jetzt erfolgreicher Lehramtsstudent, hatte gerade<br />

mit zwei Sportlern aus seinem Verein einen richtig schönen Erfolg: Zweimal<br />

gab es Bronze auf den deutschen Meisterschaften, für Marla Sigmund<br />

(16) und Noa Metzler (ebenfalls 16). „Hamburg ist zwar nur ein kleines<br />

Bundesland mit verhältnismäßig wenigen Radsportlern – die sind aber<br />

überaus erfolgreich. Schade nur, dass der Radsport von der Stadt nicht<br />

besonders gefördert wird, daher verlieren wir immer wieder Top-Talente<br />

an andere Verbände.“ Und so passiert<br />

es, dass Leistungsträger sich dann<br />

irgendwann umorientieren. Nikias<br />

Arndt, er fährt inzwischen auch die<br />

Tour de France, ist ein alter Hamburger,<br />

und auch für Tokio 2020 gibt es zwei<br />

Hamburger Kandidaten, Jasper und<br />

Leon starten für das Heizomat Rad-Net<br />

Team. Wow. Damit schließt sich für uns<br />

das Rund. Die Faszination ist geblieben,<br />

Erfolgserlebnis garantiert, wem es<br />

ähnlich geht: Einfach mal machen.<br />

Nähere Infos unter:<br />

www.radsport-hh.de<br />

Die meisten Sportfreaks wie wir haben ja so Sportarten und Disziplinen,<br />

die sie eigentlich auch gern mal austesten würden, zumal man sich<br />

ja grundsätzlich gern mal etwas zutraut, oder noch besser auch gern<br />

mal seine Klappe deutlich zu weit aufreißt.<br />

© Fotos: <strong>sporting</strong> <strong>hamburg</strong><br />

18<br />

Bild Mitte: Der erfolgreiche Trainer Leo Diekmann. Im Bahnradsport gibt es unterschiedliche Disziplinen wie Punkte-,<br />

Ausscheidungsfahren oder Zeitfahrwettbewerbe, plus Mannschaftswertungen wie Madison, Team-Sprint und Verfolgungsrennen.

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