sporting hamburg SEPTEMBER 2019
Stadtsportmagazin
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Bäderland<br />
© Bild: rendertaxi<br />
Schwimmt oben!<br />
So soll die neue Alsterschwimmhalle aussehen: Innenansicht (großes Foto linke Seite) und Vogelperspektive.<br />
© Foto: GaernerChrist<br />
© Foto: Bäderland Hamburg<br />
Unsere schöne Stadt wächst, und viele Diskussionen ranken<br />
sich um integrative Quartiersplanungen, die angestrebt<br />
werden, um bei den teils ganz neuen Stadtteilen auch ja an<br />
alles gedacht zu haben.<br />
Uns interessiert natürlich das Thema Sportangebot, -plätze und -anlagen,<br />
im Zuge dessen auch, wie es sich bei all diesen Planungen mit dem Ausbau<br />
des Angebots von Bäderland verhält, gehört doch gerade Schwimmen zum<br />
richtig guten Ton. Wir befragen dazu Dirk Schumaier, den Geschäftsführer<br />
von Bäderland, dem städtischen Schwimmbadbetreiber. Und der ist schwer<br />
in Fahrt, hat Bäderland doch gerade aus dem Familienbad in Ohlsdorf<br />
einen neuen Flagshipstore für sportliches Schwimmen, sozusagen,<br />
gemacht. Seine Strategie im Zuge der städtischen Quartiersplanung<br />
zunächst: „Ausbau der ganzjährig nutzbaren Wasserflächen da, wo<br />
es Sinn macht“, was ja Sinn macht. Für Ohlsdorf hieß das zum Beispiel,<br />
aus 530m 2 Wasserfläche mach über 1.000m 2 Wasserfläche, und zwar<br />
ganzjährig, sprich: in der Halle. Die aber wiederum, durch eine große, zu<br />
öffnende Fensterfront im Sommer, einem Freibad mit großer Liegewiese<br />
und Wasserspielplatz gleichkommt. Und offensichtlich wurde da richtig<br />
geplant. Wenn Stand altem Bad ca. 250–300 Besucher am Tag im Bad<br />
waren, sind es nach nur sechs Wochen (und da sind wegen der Ferien<br />
Schulklassen nicht mit eingerechnet) bereits 700 Besucher täglich. Tendenz<br />
steigend, da auch die Vereinsaktivitäten noch zunehmen werden – was<br />
fast einer Verdreifachung nahekommt. Haken dran. „Einen Universal-<br />
Schwimmbad-pro-Einwohner-Schlüssel für ganz Deutschland gibt es<br />
nicht“, macht laut Schumaier auch keinen Sinn, „weil die Regionen viel<br />
zu unterschiedlich sind.“ Logisch. „Wir haben aber in den letzten 10 bis 15<br />
Jahren die ganzjährig nutzbare Wasserfläche um 25% erweitert“, erklärt er<br />
weiter. „Damit sind wir sehr gut unterwegs.“ Aber klar ist auch, wie er sagt:<br />
„Nicht jeder Stadtteil kann sein eigenes Schwimmbad haben.“ Bäderland<br />
wird eben nach wirtschaftlichen Kriterien geführt, was nicht heißt, dass<br />
Gewinne angestrebt werden. Geht in der Branche auch gar nicht. Ein<br />
Stadtteil, auch mit prognostizierten 18.000 neuen Bewohnern, rechtfertigt<br />
demnach nicht wirklich ein neues Schwimmbad. Statistisch gesehen<br />
geht 1/3 aller Hamburger sechs Mal im Jahr ins Schwimmbad, wären also<br />
36.000 Besuche pro Jahr, macht 100 am Tag, bei 10 Stunden Öffnungszeit,<br />
hieße, jeder Schwimmer hätte seine Privatbahn. Klingt verlockend, ist<br />
aber „wirtschaftlich<br />
Harakiri“, so Dirk<br />
Schumaier.<br />
© Foto:<br />
Bäderland<br />
Hamburg<br />
„Wir arbeiten mit<br />
Steuergeldern und gehen<br />
deswegen sehr verantwortungsvoll<br />
bei unseren<br />
Planungen vor“, erklärt er.<br />
Und auch wenn er grundsätzlich auch mal einen neuen Standort nicht<br />
ausschließt, um vielleicht einen alten zu ersetzen, ist der zweite wesentliche<br />
strategische Aspekt, pfiffig mit Steuergeldern umzugehen, die fortwährende<br />
Instandhaltung und dauerhafte Modernisierung der bestehenden<br />
Standorte. „Was nützt es, da jahrelang an Instandhaltungsaufwendungen<br />
zu sparen, um dann nach 20 Jahren festzustellen, das Ding ist fertig.“ Um<br />
also Abrissbirnen zu vermeiden und dann gar kein Schwimmbad mehr<br />
zu haben, sind in den letzten 10–15 Jahren 200 Mio. ausschließlich in die<br />
Hamburger Schwimmbäder investiert worden. Zumal die Hamburger<br />
Schwimmerinnen und Schwimmer ja auch nicht ganz ohne Anspruch<br />
ins Becken steigen und springen. Deswegen sind nun auch die Tage der<br />
Alster-Schwimmhalle, so wie wir sie aktuell kennen, gezählt. Im nächsten<br />
Jahr wird das unter Denkmalschutz stehende Schwimmbad für drei Jahre<br />
geschlossen. Die Optik, die geschützte, bleibt erhalten, der Rest kommt<br />
neu, schöner und größer, auch im Sinne der (s.o.) Wasserfläche: 25% gibt<br />
es on top, und das bei einem schon außerordentlich großen Bad. „Wir<br />
reden hier von 400m 2 zusätzlich“, erklärt Dirk Schumaier. Er weiter: „Neu<br />
bekommen wir ein zusätzliches Schwimmbecken mit sechs Bahnen, 25<br />
Meter, ein extra Sprungbecken sowie ein neues Kursbecken mit Hubboden.“<br />
Sogar Schwimmwettkämpfe können hier dann stattfinden, allerdings keine<br />
großen Meisterschaften. „Ein für internationale Wettkämpfe ausgelegtes<br />
Bad lässt sich wirtschaftlich überhaupt nicht darstellen“, erklärt er. „Für<br />
ein ein-, zweimalig pro Jahr genutztes Wettkampfbad müssten so viele<br />
Facilities und Tribünen vorgehalten werden, das kommt für uns nicht<br />
in Frage. Weltweit gehen solche Events deswegen auch immer öfter<br />
z. B. in Messehallen etc., die kurzfristig umgerüstet werden können.“<br />
Ansonsten wird an allen anderen Standorten weiter modernisiert, das<br />
ist Bäderlands Anspruch. Und auch neue Konzepte werden erörtert, zum<br />
Beispiel bei der Quartiersentwicklung Osterbrookhöfe. „Hier wird ein<br />
kleines Bad diskutiert, das insbesondere den lokalen Schul-, Vereins- und<br />
Gesundheitssport voranbringen könnte“, beschreibt er. „Da sind wir aber<br />
nur ein ganz kleines Rädchen im Planungsgremium.“<br />
unterstützt von Bäderland Hamburg<br />
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Das neue Familienbad in Ohlsdorf wird super genutzt.<br />
„Schlüsselübergabe“ im Ohlsdorf-Bad (v.l.n.r.): Badleiterin Renate Läufer, Bäderland-GF Dirk Schumaier, Erster Bürgermeister<br />
Dr. Peter Tschentscher, Architektin Alexandra Czerner, Bäderland Projektleiter Ingo Schütz, Architekt Jürgen Göttsch.