Gemeindebrief September - November 2019
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ANGEDACHT<br />
Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar<br />
1906 in Breslau geboren. Er studierte<br />
Evangelische Theologie in Tübingen<br />
und Berlin und lebte unter anderem<br />
in Barcelona, New York und<br />
London. Direkt nach Hitlers Machtergreifung<br />
1933 stand Bonhoeffer mutig<br />
in der kirchlichen Opposition und hat<br />
von London aus Kontakte für den Widerstand<br />
in Deutschland geknüpft. Er<br />
kehrte 1935 nach Deutschland zurück<br />
und schloss sich der Bekennenden Kirche<br />
an. 1943 wurde Bonhoeffer schließlich<br />
aufgrund seiner Widerstandstätigkeiten<br />
verhaftet und nach zwei Jahren<br />
in verschiedenen Gefängnissen und<br />
Konzentrationslagern am 9. April 1945<br />
in Flossenbürg hingerichtet.<br />
Bonhoeffer schrieb am 19. Dezember<br />
1944 aus dem Kellergefängnis des<br />
Reichssicherheitshauptamts in Berlin<br />
an seine Verlobte Maria von Wedemeyer.<br />
Dem Brief fügte er „ein paar Verse,<br />
die mir in den letzten Abenden einfielen“<br />
als „Weihnachtsgruß für Dich und<br />
die Eltern und Geschwister“ an.<br />
Trotz der bedrückenden Umstände ist<br />
er sich Gottes Gegenwart bewusst. Er<br />
ist gewiss, dass er auf „gute Mächte“<br />
vertrauen darf, die ihn „treu und still<br />
umgeben“. Das Schwere blendet Bonhoeffer<br />
dabei nicht aus, redet die belastende<br />
Gegenwart nicht schön und<br />
überspringt auch das Böse nicht. Er<br />
klagt Gott nicht an, macht ihn nicht für<br />
die Grausamkeiten des Krieges, die ihm<br />
und seiner Familie widerfahren sind,<br />
verantwortlich.<br />
Bonhoeffer weiß sich und seine Liebsten<br />
in Gottes Hand. Selbst in der tiefsten<br />
Dunkelheit sieht er Gottes Licht<br />
und verliert die Hoffnung nicht („Wir<br />
wissen es, dein Licht scheint in der<br />
Nacht.“). Er blickt auf den Jahreswechsel<br />
und sieht in eine ungewisse Zukunft,<br />
die trotz der vorhandenen Gefahren<br />
immer von Vorsehung und Liebe<br />
bestimmt wird, was besonders in<br />
der siebten Strophe zum Ausdruck<br />
kommt.<br />
Wir können und werden unsere Zukunft<br />
wohl kaum so erfahren wie<br />
Dietrich Bonhoeffer. Gott geht mit<br />
jedem von uns seinen besonderen Weg<br />
und wir dürfen uns genau wie<br />
Bonhoeffer in jeder Situation auf Gott<br />
verlassen und wissen, dass auch wir<br />
„von guten Mächten wunderbar geborgen“<br />
sind.<br />
Inge Lohneis und Philipp König<br />
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