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Ottakringer Flaneur Ausgabe 1/2019

Das neue Bezirksmagazin für Wien 16.

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10 Underground Talks<br />

Man muss ein Mal um die <strong>Ottakringer</strong><br />

Brauerei herumgehen, um in die Kuffnergasse<br />

7, in der sich „Die Schöne“<br />

Galerie versteckt, zu gelangen. Zunächst<br />

deutet nichts darauf hin, dass<br />

hier moderne Kunst gefördert und ausgestellt<br />

wird. Doch hinter den Kulissen<br />

der urbanen Hinterhofatmosphäre finden<br />

wöchentlich Ausstellungen von<br />

bis zu 8 Künstlern statt und 5 Ateliers<br />

und ein Verkaufsraum für Werke junger<br />

Kunstschaffender haben hier ihre<br />

Heimstätte.<br />

Jeden Donnerstagabend werden die<br />

Türen zum oberen Saal geöffnet. Ab<br />

19 Uhr finden die wöchentlichen Vernissagen<br />

statt, zu denen mehrere junge<br />

Kunstschaffende eingeladen werden.<br />

„Die Ausstellenden kommen zum größten<br />

Teil direkt von der Akademie. Entweder<br />

sie schließen ihre Ausbildung<br />

gerade ab oder beschreiten ihre ersten<br />

Schritte als freischaffende Künstlerinnen<br />

und Künstler.“, so Florian Appelt,<br />

Kurator der „Schönen Galerie“.<br />

Die Ausstellungen können noch in den<br />

beiden Folgetagen besucht werden.<br />

Willkommen ist jeder, der sich für<br />

Kunst interessiert. Es geht in dieser<br />

Galerie nicht um den Verkauf von<br />

Kunst, sondern um Kunstvermittlung.<br />

Ein Ansatz, der das Schaffen von künstlerischen<br />

Werken unterstützen soll.<br />

Am Sonntag wird die Ausstellung abgebaut<br />

und Platz für die nächsten<br />

Künstler gemacht. „Dieser Turnus findet<br />

jede Woche statt, sodass viel Unterschiedliches<br />

gezeigt werden kann.<br />

Mittlerweile haben wir 35 Positionen<br />

in unserem Repertoire, das für <strong>2019</strong><br />

schon komplett besetzt ist.“, so Appelt.<br />

So war es aber nicht von Beginn an.<br />

Kunstmäzene im Hintergrund<br />

Die beiden Gründer der Galerie bleiben<br />

im Hintergrund und handeln aus Überzeugung.<br />

Sie haben ihre eigenen Unternehmen<br />

und betreiben die Galerie<br />

nicht persönlich. Dafür reicht die Zeit<br />

nicht. Es war ihnen aber ein Anliegen,<br />

Raum für Kunstvermittlung zu schaffen,<br />

weshalb sie den Hinterhof anmieteten<br />

und monetäre Unterstützung für das<br />

Kuratieren und den allgemeinen Betrieb<br />

der Galerie sicherten.<br />

Die Schöne<br />

Galerie:<br />

Wo junge<br />

Kunst vermittelt<br />

und<br />

Online gekauft<br />

werden<br />

kann<br />

Vor fünf Jahren erfüllten sich<br />

zwei Unternehmer den Wunsch,<br />

junger Kunst einen uneingeschränkten<br />

Raum zu geben,<br />

in dem gearbeitet, ausgestellt<br />

und experimentiert werden darf.<br />

Ausgestellt wird vor allem junge Kunst,<br />

was nicht bedeutet, dass es nicht auch<br />

Werke von etablierteren Künstlern zu<br />

sehen gibt. Die Räumlichkeiten hinter<br />

dem großen Hauptsaal fungieren als<br />

Ateliers für fünf Kunstschaffende, die<br />

hier stationär arbeiten, wie die Wiener<br />

Künstlerin Sylvia Kummer, die in den<br />

Räumlichkeiten interdisziplinäre Projekte<br />

zwischen Kunst und Anthropologie<br />

verwirklichen kann. Ein weiteres<br />

Atelier wird von dem Graffiti- und Streetart<br />

Künstler RUIN belegt, dessen großflächige<br />

Wandmalereien weltweit Beachtung<br />

finden.<br />

„Vielleicht kann man das Prinzip der<br />

Galerie mit dem Kunstmäzenat vergleichen.<br />

Hier kann produziert, ausgestellt<br />

und ausprobiert werden.“<br />

Florian Appelt,<br />

Kurator Der Schönen Galerie<br />

Anfangs fanden Ausstellungen sehr<br />

sporadisch statt. Zwischendurch wurden<br />

die Räumlichkeiten als Lager genutzt,<br />

bis sich vor einigen Jahren ein<br />

Team formierte, das den Betrieb der<br />

Galerie sichert und für regelmäßige<br />

Abläufe sorgt. „Vor drei Jahren kam ich<br />

dazu und kurze Zeit später Sonja Gansberger.<br />

Wir kümmern uns hauptsächlich<br />

um die Organisation und die Kommunikation<br />

der Galerie aber auch um<br />

den Betrieb der Online-Verkaufsplattform<br />

„Kunst ab Hinterhof“.“<br />

„Dass wir durch private Gelder unterstützt<br />

werden, gibt uns sehr viele Freiheiten.<br />

Vielleicht kann man das Prinzip<br />

der Galerie mit dem Kunstmäzenat<br />

vergleichen. Hier kann produziert, ausgestellt<br />

und ausprobiert werden. Auch<br />

Dinge, die vielleicht noch nicht ganz<br />

fertig sind, haben hier Platz. Wir bekommen<br />

nichts vorgeschrieben und<br />

müssen niemandem Rechenschaft ablegen.“,<br />

so Florian Appelt.<br />

Die notwendige Konsequenz der Galerie,<br />

die über die Jahre eine Sammlung<br />

von 250 Werken aufgebaut hat, war<br />

es, den Ausstellenden die Möglichkeit<br />

zu geben, ihre Kunst zu verkaufen. So<br />

entstand die Online-Plattform „Kunst<br />

ab Hinterhof“, wo man eine Auswahl<br />

an ca. 500 Werken von 60 unterschiedlichen<br />

KünstlerInnen vorfindet.<br />

Die Werke, die auf die Plattform kommen,<br />

werden vorab ausgewählt, im Anschluss<br />

abgelichtet, mit einem Preis<br />

versehen und Online gestellt. „Die<br />

Möglichkeit, sich die Bilder in guter<br />

Qualität online anschauen zu können<br />

und gleich zu wissen, wie viel sie kosten,<br />

ist für die Käufer eine neue Erfahrung.<br />

Viele trauen sich nämlich<br />

nicht, in Galerien oder auf anderen<br />

Plattformen nach dem Preis zu fragen,<br />

weil sie glauben, dass Kunst immer<br />

teuer sein muss. Das machen wir anders<br />

und arbeiten transparent. So bieten<br />

wir auch den Künstlern eine für Galerien<br />

unübliche Kondition von 30/70.<br />

Was zum einen bedeutet, dass die<br />

Künstler 70 Prozent anstatt 50 Prozent<br />

vom Preis der Bilder erhalten und zum<br />

anderen der Preis für die Kunst günstiger<br />

angesetzt werden kann. Das Prinzip<br />

bricht den klassischen Galeriebetrieb,<br />

wobei „Kunst ab Hinterhof“ sich<br />

nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung<br />

zu anderen Galerien sieht.

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