Lichterfelde Ost Journal Oktober/November 2019
Journal für Lichterfelde Ost und Umgebung
Journal für Lichterfelde Ost und Umgebung
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong><br />
<strong>Journal</strong> für <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> und Umgebung <strong>Oktober</strong> / <strong>November</strong> · Nr. 5/<strong>2019</strong><br />
Trinkbrunnen in<br />
<strong>Lichterfelde</strong><br />
Fast 100 Wasserspender<br />
in der Stadt
2<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Trinkbrunnen in <strong>Lichterfelde</strong><br />
Fast 100 Wasserspender in der Stadt<br />
Gegen den Durst: In<br />
Steglitz stehen mehrere<br />
Wasserspender im<br />
öffentlichen Raum. Darunter<br />
an Plätzen wie dem Ludwig-<br />
Beck-Platz in <strong>Lichterfelde</strong> und<br />
dem Franz-Amrehn-Platz an<br />
der Schloßstraße. Auch im<br />
Stadtpark Steglitz und an der<br />
Bäkestraße, in der Bogenstraße<br />
sowie an der Eduard-Spranger-<br />
Promenade sind Trinkbrunnen<br />
aufgestellt. Neu und zentral<br />
ist der Trinkbrunnen auf dem<br />
Hermann-Ehlers-Platz. Es gibt<br />
zwei unterschiedliche Modelle:<br />
Der „Kaiserbrunnen“ fällt durch<br />
seine blaue Farbe auf. Das Mo-<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 3<br />
dell „Berliner Trinkbrunnen“<br />
präsentiert sich in dezentem<br />
Silbergrau.<br />
Die Wasserspender sprudeln<br />
von Mai bis <strong>Oktober</strong>. Während<br />
der Wintermonate werden sie<br />
abgestellt, da die Frostgefahr<br />
ist zu groß ist. Zuständig sind<br />
die Berliner Wasserbetriebe,<br />
die unter Trinkbrunnen@bwb.<br />
de auch weitere Vorschläge für<br />
Standorte entgegennehmen.<br />
Voraussetzung ist, dass Wasser-<br />
und Abwasserleitungen<br />
vorhanden sind.<br />
Der Senat hat eine Million Euro<br />
für Trinkbrunnen zur Verfügung<br />
gestellt. Stadtweit sind<br />
es mittlerweile 96 Brunnen, an<br />
denen sich die Passanten erfrischen<br />
können. Bis zum Ziel von<br />
100 Trinkwasserspendern ist es<br />
also nicht mehr weit. ◾<br />
Impressum<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
8. Jahrgang<br />
Verlag<br />
Gazette Verbrauchermagazin GmbH,<br />
Ruhlsdorfer Str. 95, Haus 42, 14532 Stahnsdorf<br />
☎ 03329 / 645 15 70<br />
Redaktion<br />
Karl-Heinz Christ<br />
journal@gazette-berlin.de<br />
Freie Redakteurin<br />
Jacqueline Lorenz · ☎ 0172 630 26 88<br />
Anzeigen<br />
Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54<br />
d.gottschalk@gazette-berlin.de<br />
Druck<br />
SPPrint Media, 14089 Berlin<br />
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH<br />
Das <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> erscheint alle zwei<br />
Monate am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines<br />
Jahres.<br />
Nächste Ausgabe Dezember/Januar Nr. 6/<strong>2019</strong><br />
Anzeigen-/Redaktionsschluss: 04.10.<strong>2019</strong><br />
Erscheinung: 01.12.<strong>2019</strong><br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben<br />
oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen<br />
möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen.<br />
Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />
Ältere Ausgaben finden Sie in unserem Online-<br />
Archiv, unter www.gazette-berlin.de.<br />
Ihre Redaktion des <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong>s
4<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Kunst im Kiez<br />
Ausstellung rund um den Kranoldplatz<br />
Tuschezeichnung von Sayyora Muin.<br />
Vom 11. bis 20. <strong>Oktober</strong><br />
zeigen Künstlerinnen<br />
und Künstler aus dem<br />
Kiez zum 5. Mal in den Geschäften<br />
rund um den Kranoldplatz<br />
gemalte Bilder, Grafiken, Drucke,<br />
Glaskunst und Fotos.<br />
„In 24 Geschäften und Einrichtungen<br />
zeigen 27 Künstler ihre<br />
Arbeiten. Es tut sich ja einiges im<br />
Kiez, darum möchte ich besonders<br />
auf Foto Faible hinweisen,<br />
das in seinem neuen Geschäft<br />
in der Morgensternstraße 29<br />
mit Malerei von Barbara Brose<br />
wieder teilnimmt „ sagt Gesine<br />
Wenzel, die Organisatorin dieser<br />
Kiez- und Kunstaktion. „Viele<br />
Geschäfte sind bereits „alte<br />
Bekannte“ bei der Kiez-Kunst-<br />
Woche, aber es gibt auch einige<br />
neue Teilnehmer.“ Eröffnet wird<br />
die Kunstwoche am 11. <strong>Oktober</strong><br />
um 19 Uhr in der Villa Folke Bernadotte<br />
am Jungfernstieg, wo<br />
sich alle Künstler und Künstlerinnen<br />
mit einem Werk vorstellen<br />
und mit Getränken, Häppchen<br />
und guter Livemusik zu einem<br />
geselligen Abend einladen. Neu<br />
dabei ist das Seniorenzentrum<br />
Bethel in der Promenadenstraße.<br />
Da es weiter weg vom Kranoldplatz<br />
liegt, gibt es mit Musik der<br />
Mellow Tones eine Extra-Vernissage<br />
der drei dort ausstellenden<br />
Künstler am Dienstag, dem<br />
15. <strong>Oktober</strong> um 16 Uhr.<br />
Langer Freitag<br />
Am Freitag, den 18. <strong>Oktober</strong>,<br />
werden die anderen teilnehmenden<br />
Geschäfte wieder länger<br />
geöffnet haben und freuen sich<br />
ab 18 Uhr zusammen mit den<br />
Künstlerinnen und Künstlern auf<br />
Ihren Besuch und Ihr Interesse.<br />
Bei einem Begrüßungsschluck<br />
kann man sich in Ruhe die ausgestellten<br />
Werke ansehen, sich in<br />
den Geschäften umsehen, Neues<br />
und vielleicht Unerwartetes entdecken.<br />
„Auch Familie Lebek mit ihrem<br />
Japanischen Garten beteiligt sich<br />
in diesem Jahr wieder und hat<br />
neben Karin Flora Hirsch auch<br />
eine japanische Trommelgruppe<br />
zu Gast. Genaueres erfahren Sie<br />
in den roten Flyern, die im Kiez<br />
und in der Umgebung ausliegen“,<br />
so Gesine Wenzel.<br />
Ein Abschied<br />
Nach fünf Jahren hört Gesine<br />
Wenzel jetzt mit der Organisation<br />
von Kunst im Kiez auf, ob<br />
es eine Nachfolge gibt, ist leider<br />
noch nicht bekannt. „Was war am<br />
Schönsten? …dass viele Geschäfte<br />
so spontan und gerne mitgemacht<br />
haben, der Kontakt mit<br />
vielen Künstlern und Menschen<br />
in meinem Kiez. Herzlichen Dank<br />
an alle, die fünf Jahre Kunst im<br />
Kiez mitgetragen haben!“ ◾
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 5<br />
Angehörige jederzeit willkommen<br />
Intensivstation des St. Marien-Krankenhauses<br />
als besonders besucherfreundlich zertifiziert<br />
Zertifizierung angehörigenfreundliche Intensivstation des St. Marien-Krankenhaus.<br />
Anfang August erhielt die<br />
Interdisziplinäre Intensivstation<br />
des Lankwitzer<br />
St. Marien-Krankenhauses das<br />
Zertifikat „Angehörige jederzeit<br />
willkommen“ – ein erster Schritt<br />
zur angehörigenfreundlichen<br />
Intensivstation. Verliehen wurde<br />
dieses von der Stiftung Pflege, die<br />
die Vermittlung und Erarbeitung<br />
neuer pflegewissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse fördert und für die<br />
Vermittlung der gewonnenen<br />
Erkenntnisse an Angehörige und<br />
beruflich Pflegende sorgt.<br />
„Mit dem Zertifikat können wir<br />
über die Stationsgrenzen hinaus<br />
zeigen, dass bei uns Angehörige<br />
ein wichtiger Teil des therapeutischen<br />
Konzeptes sind“ sagt<br />
Timo Bechtel, Pflegedirektor im<br />
St. Marien-Krankenhaus. „Denn<br />
neben der medizinischen und<br />
pflegerischen Versorgung sind sie<br />
Foto: Marien-Gruppe<br />
eine große Unterstützung bei der<br />
Genesung unserer Patientinnen<br />
und Patienten.“<br />
Auf der Intensivstation im St. Marien-Krankenhaus<br />
gibt es keine<br />
festen Besuchszeiten. Angehörige<br />
können nach Absprache jederzeit<br />
besucht werden. Im St. Marien-<br />
Krankenhaus versorgen 450 Mitarbeiter<br />
in sieben medizinischen<br />
Fachabteilungen jährlich mehr als<br />
25.000 Patienten. ◾<br />
Die Winterkataloge <strong>2019</strong>/20 sind da!<br />
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6<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Wenn Fotos sprechen und<br />
Worte Bilder schaffen<br />
Peter Hahn fängt ungewöhnliche Augenblicke<br />
mit Kamera und Stift ein<br />
Peter Hahn –<br />
Fotokünstler und<br />
Autor.<br />
Ein Greis vor einem Frauenplakat,<br />
ein weißhaariger<br />
Kopf vor winterlichen Birkenstämmen,<br />
die geheimnisvoll<br />
leuchten, oder eine Wolke in<br />
Drachengestalt über dem Heizkraftwerk.<br />
Wenn der Künstler Peter Hahn<br />
aus <strong>Lichterfelde</strong> seine handliche<br />
Sony-Kamera zückt, geschieht<br />
dies ohne viel Aufhebens. Abstrakte<br />
Momente in der Alltäglichkeit,<br />
der sich unbeobachtet<br />
fühlende Mensch sind die bevorzugten<br />
Motive seiner Streetfotografie.<br />
Der ausgebildete Fotograf<br />
und Repro-Fotograf weiß:<br />
„Versuchte Kontaktaufnahme“<br />
von Peter Hahn<br />
„Das künstlerisch fotografische<br />
Auge, um Motiv und Umgebung<br />
im richtigen Moment mit<br />
dem Auslöser festzuhalten, kann<br />
einem keiner beibringen.“ Dass<br />
Peter Hahn diese Gabe besitzt,<br />
davon zeugen die zahlreichen<br />
Auszeichnungen seiner Fotoarbeiten,<br />
die er jährlich auf fünf bis<br />
zehn bundesweiten Ausstellungen<br />
präsentiert.<br />
Nicht von ungefähr kommt,<br />
dass seine lebendigen Fotos<br />
Geschichten erzählen, den Betrachter<br />
mitunter animieren,<br />
selbst eine Handlung daraus<br />
abzuleiten. Doch nicht nur mit<br />
dem Auslöser geht Peter Hahn<br />
geschickt um. Auch die richtigen<br />
Worte findet er, wenn er für<br />
Lokalzeitungen schreibt oder an<br />
seinem aktuellen, heiteren Buchentwurf<br />
sitzt. „Das macht mehr<br />
Arbeit als ich dachte“, schmunzelt<br />
er, doch man merkt ihm an,
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 7<br />
wie viel Freude ihm diese Aufgabe<br />
bereitet.<br />
Momentaufnahmen<br />
aus dem Barockdorf Eichtersheim,<br />
dem Heimatdorf Peter<br />
Hahns, wird das Buch in Wort und<br />
Bild zeigen, in klarer Sprache das<br />
Wesentliche auf den Punkt bringend,<br />
wie es auch seine Fotos<br />
tun. Frühere Bewohner des Ortes<br />
werden darin ihre Geschichte<br />
wiederfinden, denn gerade die<br />
Menschen in ihrer Verschiedenheit<br />
sind es, die dem Künstler so<br />
wichtig sind. Sie lassen ihn ihre<br />
Geschichte mit der Kamera oder<br />
dem Stift erzählen – in Eichtersheim<br />
ebenso wie in Berlin.<br />
Bevor Peter Hahn in Berlin ankam,<br />
ist er viel herumgekommen.<br />
Dank seines Vaters, der als<br />
Peter Hahn mit seiner Mutter und als Schuljunge.<br />
Immobilienverwalter arbeitete,<br />
zog man häufig um. So verschlug<br />
es den in Heidelberg Geborenen<br />
u. a. nach Stuttgart, Hannover<br />
und Braunschweig sowie ins<br />
Baden-Württembergische Eichtersheim<br />
(heutiges Angelbachtal).<br />
Dort wohnte er mit seinen<br />
Archiv Peter Hahn<br />
Eltern bis zu seinem 12. Lebensjahr<br />
im Amtshaus, dem einstigen<br />
Geburtshaus des radikaldemokratischen<br />
Revolutionärs Friedrich<br />
Karl Franz Hecker (* 1811)<br />
und in direkter Nähe zum vom<br />
Vater verwalteten Wasserschloss.<br />
Die Kamera war bereits dort sein<br />
Der Copy-Shop<br />
in Lankwitz<br />
Seit 5 Generationen<br />
und über 100 Jahren<br />
der Platzhirsch in<br />
dieser Region<br />
Willkommen<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
ständiger Begleiter. Mit ihr hielt<br />
er fest, was ihm durch die häufigen<br />
Umzüge verloren schien.<br />
Eine kleine Textkostprobe mir<br />
Erinnerungen an seine Kindheit,<br />
die Hahn mit Tafeln alter Fotografien<br />
aus dieser Zeit anlässlich<br />
einer Ausstellung in Angelbachtal<br />
präsentierte, kam so gut an,<br />
dass daraus sein Buchprojekt<br />
entstand. „Die Anerkennung und<br />
Wärme, die mir dort entgegengebracht<br />
wurde, weckte heimelige<br />
Gefühle“, gesteht Peter Hahn, der<br />
seit über 45 Jahren in Berlin lebt.<br />
Von Datenbank bis<br />
Hippie-Memoiren<br />
Mit dem Schreiben hatte der gelernte<br />
Fotograf noch nie Schwierigkeiten.<br />
„Ich habe häufig Arbeit<br />
und Hobby verbunden“,<br />
betont er, der in Berlin auch als<br />
Fotograf bei namhaften Unternehmen<br />
gearbeitet hat. Diese<br />
Doppelbegabung machte<br />
wohl auch seinen beruflichen<br />
Erfolg aus, den er nach seinem<br />
Studium der Landschaftsplanung,<br />
in dem er auch seine<br />
Frau, ebenfalls Landschaftsplanerin,<br />
kennengelernt hatte, als<br />
Diplom-Ingenieur erlangte. Er<br />
arbeitete an einer TU-Schriftreihe,<br />
war viele Jahre im Berliner<br />
Institut für Stadtforschung<br />
und Strukturpolitik und später<br />
beim Landessportbund Berlin<br />
in der Abteilung Sportstätten<br />
und Umwelt tätig. Berichte und<br />
landesübergreifende Gutachten<br />
verfasste er und erarbeitete<br />
für den Landessportbund Berlin<br />
die erste Datenbank, in der<br />
über 2.000 kommunale und<br />
vereinseigene Sportstandorte<br />
mit Sportarten und –anlagen<br />
vorstellt wurden; in Wort und<br />
Bild, wozu er in seiner Freizeit<br />
mit der Kamera zu allen Sportstätten<br />
unterwegs war. Auch die<br />
Broschüre mit „Tips für umweltverträgliches<br />
Freizeitverhalten“<br />
Anfang der 90er-Jahre ging auf<br />
seine Initiative zurück. Und sein<br />
„Freizeit-Knigge“ – Ratgeber für<br />
umweltfreundliche Freizeitgestaltung<br />
– wäre als aktualisierte<br />
Neuauflage in unseren Tagen<br />
durchaus empfehlenswert…<br />
Heute ist das Schreiben für Peter<br />
Hahn eines seiner Hobbys.<br />
So hat er kürzlich seine Erinnerungen<br />
an seine kurze, aber intensive<br />
Hippiezeit als Zeitungsbeitrag<br />
zu Papier gebracht und<br />
dürfte mit einer eventuell ausgebauten<br />
Buchversion durchaus<br />
so manchem Blumenkind von<br />
damals aus der Seele schreiben.<br />
Fotoblues mit<br />
Auszeichnung<br />
Oben: „Gleichklang“ und „Heizkraftwerk <strong>Lichterfelde</strong>“ von Peter Hahn.<br />
Doch Peter Hahns Freizeit-<br />
Schwerpunkt bleibt das Fotografieren.<br />
Bei seinen Bus- und
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 9<br />
„Sturmtief Xavier“ von Peter Hahn.<br />
Bahnfahrten ist es immer wieder<br />
die Naivität und Unbekümmertheit<br />
von Menschen, denen er begegnet.<br />
Damit sie sich möglichst<br />
unbeobachtet fühlen, nutzt er<br />
nur eine kleine Kamera. Hahn<br />
erklärt: „Denn die Menschen<br />
sind heute viel empfindsamer<br />
geworden und fühlen sich leicht<br />
bedrängt, wenn sich ein großes<br />
Fotoobjektiv auf sie richtet.“<br />
Eine unauffällige Kamera ist da<br />
weitaus weniger distanzlos. So<br />
wirken seine Fotos eher zufällig,<br />
ungestellt und natürlich, voller<br />
Widerspruch und Überraschung,<br />
doch immer beeindruckend und<br />
zum Nachdenken anregend. Die<br />
Geschichten und Aussagen, die<br />
sie vermitteln, können fröhlich,<br />
beruhigend, aber auch beklemmend<br />
und gespenstisch sein.<br />
Auf den Busfahrten oder eher<br />
ziellosen Spaziergängen durch<br />
die Straßen sind es die fast unbemerkten<br />
Momente und Gegebenheiten<br />
des Alltags, die Peter<br />
Hahn berühren: Im Focus dann<br />
der vom Sturm entwurzelte<br />
Baum, an dem eine Kopftuchträgerin<br />
vorbeiweht oder der<br />
gebeugte alte Mann vor einem<br />
Abrisshaus.<br />
Viele seiner bundesweit ausgezeichneten<br />
Motive findet der<br />
Künstler auf Reisen – und im<br />
Berliner Südwesten. Rund um<br />
den Kranoldplatz, für dessen Zukunft<br />
er sich einsetzt, trifft man<br />
ihn ebenso wie in der Schloßstraße<br />
oder am LIO.<br />
„Unwahrscheinlich interessant“<br />
findet der Künstler eigentlich<br />
alles. So engagiert er sich im anerkannten<br />
Kunst.Raum.Steglitz<br />
e. V. ebenso wie im Deutschen<br />
Verband der Fotografie e. V. und<br />
in der Free-Mitglied fotocommunity.<br />
So abwechslungsreich wie seine<br />
Fotos sind auch die Ausstellungsorte,<br />
an denen er seine<br />
Werke präsentiert: Hahn hat im<br />
ehemaligen Frauengefängnis<br />
Soeht 7 ausgestellt, aber auch<br />
im Shoppingcenter „Schloss“,<br />
bundesweit in Schlössern und<br />
Gutshäusern, gehobenen Lokalen<br />
und Sportclubs.<br />
Seine Foto-Ausstellung „Der<br />
Südwesten en Vogue“ kann<br />
noch bis zum 15. <strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong><br />
täglich von 10-22 Uhr in der<br />
„Gathof Gastronomie“ im Tennisclub<br />
Blau-Gold Steglitz in<br />
der Leonorenstraße 37-39 in<br />
12257 Berlin-Lankwitz besucht<br />
werden. Und gemeinsam mit<br />
dem Club „VHS Fotofreunde<br />
Zehlendorf“ stellt auch er seine<br />
Fotos noch bis zum 8. <strong>Oktober</strong><br />
<strong>2019</strong> im Restaurant „AMAR-<br />
CORD“ in der Handjerystraße 55<br />
in 12161 Berlin-Friedenau aus:<br />
Montag- Freitag 12-22 Uhr und<br />
Samstag ab 16 Uhr.<br />
Weitere Informationen, Anfragen<br />
und Kontakt zum Künstler<br />
unter www.fotoblues.net und<br />
kontakt@fotoblues.net ◾<br />
<br />
Jacqueline Lorenz
10<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Visualisierung des Neubauvorhabens „Wohnen am Turm“.<br />
Generationsübergreifendes<br />
„Wohnen am Turm“<br />
Neubauprojekt in <strong>Lichterfelde</strong><br />
Ende August feierte die Berliner Wohnungsgenossenschaft<br />
Märkische Scholle Richtfest<br />
für ihr Neubauvorhaben „Wohnen am Turm“<br />
in der Gartenstadt <strong>Lichterfelde</strong> Süd, kurz vor der<br />
Berliner Stadtgrenze zu Teltow. Das Motto des<br />
Neubaus: „Rundum genossenschaftlich. L(i)ebenswert<br />
für alle Generationen“. Der namensgebende<br />
„Turm“, eine viergeschossige Rotunde, wird umrahmt<br />
von sechs Baukörpern.<br />
Generationengerecht und Grün<br />
Gebaut werden insgesamt 146 barrierearme Wohnungen.<br />
Mit 1,5 bis 4 Zimmern und ca. 39 bis ca.<br />
109 Quadratmetern wird sowohl der Bedarf von<br />
kleinen als auch von großen Haushalten abgedeckt.<br />
Die Durchschnittsmieten sollen laut Wohnungsgenossenschaft<br />
zwischen 10 und 12 Euro<br />
nettokalt liegen. Der Entwurf stammt aus der<br />
Feder der Architektin Caroline Thiel vom Berliner<br />
Büro IBT.PAN, das Investitionsvolumen beträgt ca.<br />
35 Millionen Euro. 2021 soll das gesamte Bauvorhaben<br />
fertiggestellt sein. Hinzu kommt eine Tiefgarage<br />
mit 75 Stellplätzen, in den „Turm“ ziehen<br />
das neue Vor-Ort-Büro der Märkischen Scholle<br />
sowie ein moderner Nachbarschaftstreff für soziokulturelle<br />
Veranstaltungen.<br />
Für Seniorinnen und Senioren mit Pflegebedarf<br />
werden im benachbarten Gebäude sowohl eine<br />
rund um die Uhr betreute Wohngemeinschaft mit<br />
12 Plätzen für Menschen mit Demenz integriert als<br />
auch eine Tagespflegeeinrichtung.<br />
Vor dem Neubau stand der Abriss von insgesamt<br />
122 Wohnungen. Die Häuser aus den 1930er-<br />
Jahren waren laut einem Gutachten unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten nicht mehr sanierbar. Alle<br />
betroffenen Mieter seien mit neuem Wohnraum<br />
versorgt worden, sagte Jochen Icken, technischer<br />
Vorstand der Märkischen Scholle.<br />
Moderne Spielplätze und<br />
Urban Gardening<br />
Grafik: IBT.PAN.<br />
Neben Mietergärten wird die Genossenschaft ihren<br />
Mitgliedern Möglichkeiten zum Urban Gardening<br />
bieten, Kinder dürfen sich auf moderne
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 11<br />
Spielplätze freuen. Die Märkische Scholle hatte<br />
alle Anwohnerinnen und Anwohner nach ihren<br />
Wünschen befragt und im Rahmen einer Arbeitsgruppe<br />
in die Planung einbezogen.<br />
Margit Piatyszek-Lössl, kaufmännischer Vorstand:<br />
„Unser Ziel ist, den Mitgliedern ein lebenslanges<br />
Wohnen bei der Märkischen Scholle zu ermöglichen.<br />
Wir wünschen uns deshalb, dass ‚Wohnen<br />
am Turm‘ die Gartenstadt <strong>Lichterfelde</strong> Süd weiter<br />
zu einem grünen, lebens- und liebenswerten<br />
Quartier für alle Generationen entwickelt.<br />
Vor diesem Hintergrund versteht sich die Breite<br />
unseres Angebots von kleinen bis familiengerechten<br />
Wohnungen.“<br />
Die Gartenstadt <strong>Lichterfelde</strong> Süd umfasst insgesamt<br />
über 900 Wohnungen aus den 30er- und<br />
60er-Jahren. Von 2014 bis Ende 2018 hat die Märkische<br />
Scholle eine umfangreiche energetische<br />
und sozialverträgliche Sanierungsmaßnahme, die<br />
bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, realisiert.<br />
Außerdem hat die Genossenschaft im Rahmen<br />
von Dachaufstockungen und Verdichtungsmaßnahmen<br />
weitere 100 Wohnungen gebaut. ◾ Am 30. August wurde das Richtfest gefeiert. Foto: Dirk Lausch<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Legal sprayen<br />
Graffitiwände in Lankwitz und Nikolassee<br />
Für viele ist es Schmiererei<br />
und Sachbeschädigung,<br />
für andere Kunst. Wieder<br />
andere möchten ihren „Tag“ an<br />
möglichst vielen Orten sehen. Allerdings<br />
freut sich kaum jemand,<br />
wenn sein Eigentum „verziert“<br />
wurde und er es für viel Geld<br />
wieder reinigen lassen muss.<br />
Wer Spaß an Graffiti hat, aber<br />
seiner Leidenschaft auf legalem<br />
Weg nachgehen möchte, kann<br />
das in Lankwitz und Düppel machen.<br />
An der früheren Rollschuhbahn<br />
im Gemeindepark Lankwitz<br />
steht seit dem Jahr 2018 eine legale<br />
Wand zur Verfügung. Auch<br />
an der Jugendfreizeiteinrichtung<br />
(JFE) Düppel an der Lissabonallee<br />
6 sind Sprayer willkommen,<br />
die sich an der frei zugänglichen<br />
Wand „austoben“ können.<br />
Ein Highlight war das öffentliche<br />
Graffiti-Event im August in<br />
Lankwitz. Dabei waren erfahrene<br />
Graffiti-Künstlerinnen und
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 13<br />
Künstler anwesend. Unter deren<br />
Anleitung konnten Kinder und<br />
Jugendliche sprayen. Damit<br />
möglichst viele junge Menschen<br />
den Umgang mit der Spraydose<br />
ausprobieren konnten, standen<br />
zusätzliche Wände zur Verfügung.<br />
Die jungen Sprayerinnen<br />
und Sprayer nutzten die Gelegenheit<br />
und brachten ausdrucksvolle<br />
Bilder zustande, in denen<br />
sich Graffiti von seiner schönsten<br />
Seite präsentiert.<br />
Bereits im Jahr 2014 begannen<br />
Graffitikünstler in Steglitz-Zehlendorf<br />
nach geeigneten Wänden<br />
zu suchen. 2016 konnte<br />
dann die erste Wand bei der Jugendfreizeiteinrichtung<br />
Düppel<br />
freigegeben werden. 2018 folgte<br />
die Wand in Lankwitz. ◾<br />
Vermittlung von:<br />
Versicherungen der Versicherungsunternehmen<br />
der Allianz<br />
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Telefax 0 30 / 771 50 31<br />
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Sa. 8.00 - 13.00 Uhr
14<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Achim Freyer, Kunstversteher, Künstler und Philosoph durch und durch.<br />
ACHIM FREYER und seine Stiftung<br />
Zur Förderung zeitgenössischer Künste und Künstler<br />
Dem Bild hilft nicht das<br />
Wort. Natur schafft sich<br />
selbst aus dem Sein der<br />
Welt.<br />
Kunst ist Schaffen, um durch Erkenntnis<br />
am Entstandenen das<br />
Dasein im Sein erlebbarer werden<br />
zu lassen, um ein Etwas zum Klingen<br />
und Leuchten zu bringen mit<br />
den Geheimnissen des Geschaffenen<br />
sagt Achim Freyer, Professor,<br />
Maler, Grafiker, Bühnenbildner;<br />
Film- und Theatermacher und<br />
dabei auch stets liebenswerter<br />
Philosoph und Stifter. Auch nach<br />
85 Lebensjahren sucht der junggebliebene<br />
Künstler immer noch<br />
neue Herausforderungen und<br />
stellt sich ihnen mit seiner Arbeit;<br />
neugierig auf das, was das<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 15<br />
Ergebnis ihm sagen und woraus<br />
er neue Kraft schöpfen wird.<br />
Das von ihm geschaffene<br />
KUNSTHAUS im <strong>Lichterfelde</strong>r<br />
Kadettenweg 53 birgt auf drei<br />
Stockwerken einen Großteil seiner<br />
außergewöhnlichen Sammlung<br />
internationaler Kunst des<br />
20. und 21. Jahrhunderts, aber<br />
auch Arbeiten namhafter deutscher<br />
und ausländischer Maler in<br />
bunter Nachbarschaft zu Fundstücken<br />
von Trödel- und anderen<br />
Märkten. Ohne Namen sind<br />
die Bilder gehängt, vielmehr hat<br />
Freyer ihre Aussage in den Mittelpunkt<br />
gestellt.<br />
Dabei verliert er nie den Künstler-Nachwuchs<br />
aus den Augen.<br />
Aus seiner Schule sind weltweit<br />
viele namhafte Künstler hervorgegangen,<br />
darunter Malerin<br />
Kerstin Drechsel, Bühnenbildnerin<br />
Etienne Pluss und Klangkünstler<br />
und Kurator Georg<br />
Weckwerth.<br />
Wilde Kunst, die erdet<br />
Als ganz besonderer Kunstort<br />
unterschiedlichster Weltsichten<br />
lädt die Fachwerk-Villa aus dem<br />
Jahr 1893 mit ihren Schatzkammern<br />
und ihrer unverwechselbaren<br />
Art brut, Street Art und Outsider<br />
Kunst zu Begegnungen und<br />
Toleranz. So schafft es die eher<br />
„wilde“ Kunst hier immer wieder,<br />
ihre Betrachter in die einzigartige<br />
Atmosphäre dieses Hauses<br />
und die Aussagen ihrer Exponate<br />
und Bilder einzubeziehen<br />
und auf ganz persönliche Art zu<br />
erden. Dabei ist Achim Freyer der<br />
wohltuende, doch vor Schaffenskraft<br />
sprühende Ruhepol. Ohne<br />
ihn atmet dieser Kunstort zwar,<br />
Weidenäste über Gemälde – Kunst à la Achim Freyer.<br />
seine Lebendigkeit jedoch erhält<br />
er vom Künstler mit jedem Werk<br />
mehr übertragen.<br />
Wie gemacht für die Kunst sind<br />
die Räume der gleichzeitig als<br />
Kunst- und Privathaus genutzten<br />
Villa, deren Fenster zum Schutz<br />
der Gemälde verhängt sind, und<br />
in denen Achim Freyer gerade<br />
zusätzliche Wände für weitere<br />
200 Werke hat einfügen lassen.<br />
Die gemeinnützige Stiftung rief<br />
Achim Freyer ins Leben, um damit<br />
als langjähriger Förderer zeitgenössischer<br />
Kunst und Künstler<br />
ein Zeichen zu setzen. Inzwischen<br />
weiß er rund 80 Gleichgesinnte<br />
und acht Angestellte an<br />
seiner Seite. Die Mitglieder des<br />
im 2016 gegründeten FREUN-<br />
DESKREIS DER ACHIM-FREYER-<br />
STIFTUNG unterstützen – vom<br />
Künstler bis zum Rechtsanwalt<br />
– seine wichtige Förderarbeit,<br />
profitieren aber auch selbst davon:<br />
Freien Eintritt in die Samm-
16<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
High Heels, von Achim Freyer für die Fashion Week kreiert.<br />
lung sowie zu<br />
den weltweit anerkannten<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
erhalten sie, Zugang zu den<br />
exklusiven Führungen, Festen<br />
und Exkursionen des Künstlers<br />
sowie zu Sonderkonditionen<br />
die für ihre hohe Qualität bekannten<br />
Publikationen des<br />
Hauses. Übergeordnetes Ziel<br />
der Stiftung bleibt es, über<br />
die Förderung jungen zeitgenössischen<br />
Künstlern und<br />
der Kunst eine Zukunft zu<br />
geben und Freyers Sammlung<br />
und seine inzwischen<br />
rund 50.000 Arbeiten allen<br />
Interessierten zugängig<br />
werden und bleiben<br />
zu lassen.<br />
Außerdem unterstützt<br />
die Stiftung die Kampagne<br />
„Erklärung der Vielen“ und<br />
tritt damit für eine offene<br />
und tolerante Gesellschaft<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 17<br />
ein, für Gleichberechtigung aller<br />
Menschen, Hautfarben und<br />
Geschlechtervariationen, sexuelle<br />
Orientierungen, Religion,<br />
Bedürfnisse und Fähigkeiten.<br />
Wo kommt Kunst<br />
her, was ist sie, wo<br />
geht sie hin?<br />
Diese Frage stellt sich Achim<br />
Freyer immer wieder und will<br />
diese Fragen auch anhand seiner<br />
Bilder beantwortbar für den<br />
Betrachter machen.<br />
Betritt man durch das grüne<br />
schmiedeeiserne Tor den Garten<br />
des Künstlers, aus dessen<br />
Mitte sich das KUNSTHAUS verwunschen<br />
erhebt, taucht man in<br />
seine Welt der Kunst, Bilder und<br />
Skulpturen ein.<br />
„Ich hatte von Jugend an die<br />
KUNSTHAUS.<br />
Begeisterung und Kampflust,<br />
für gute zeitgemäße Kunst zu<br />
arbeiten“, erklärt er, der bereits<br />
während seines Lebens in der<br />
DDR für das Sammeln wertvoller<br />
Werke und Erstellen einer illegalen<br />
Sammlung viel riskierte und<br />
bei seinem Weggang nach dem<br />
Westen unter weniger attraktiven<br />
Gemälden versteckt bedeutsame<br />
Bilder schmuggelte.<br />
Schon damals hatte er kunstliebende<br />
Mitstreiter in Prenzlauer<br />
Berg, die weitere ihm wichtige<br />
Werke bis zum Mauerfall für ihn<br />
verwahrten. Da gab es Arbeiten<br />
von Freyer, die seine in der DDR<br />
gebliebene Frau zerreißen sollte,<br />
um sie nicht in falsche Hände geraten<br />
zu lassen. Doch sie brachte<br />
es nicht übers Herz, die Arbeiten<br />
ihres Mannes zu vernichten, riss<br />
sie lediglich ein. „So habe ich<br />
heute einige angerissene Werke,<br />
die an diese Zeit erinnern“,<br />
erzählt Achim Freyer.<br />
Mit dem Strom zu schwimmen,<br />
war noch nie seine Art. Während<br />
30 Jahre Mauerfall aktuell<br />
allerorts thematisiert wird, hat er<br />
sich dem Thema u. a. bereits mit<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
„Mauer Fall“ im Jahr 2013 gestellt. Gerade war das<br />
KUNSTHAUS erstmalig beim „Offenen Denkmal“<br />
vertreten, was Freyer wörtlich für seine Werke<br />
verstanden sehen möchte (Denk mal!). Im vom<br />
Bezirk initiierten KULTURKORSO, der 13 Museen<br />
im Grünen umfasst, fehlt die Villa noch. Unverständlich,<br />
denn gerade dieser Kunstort in <strong>Lichterfelde</strong><br />
präsentiert sich nahezu vollkommen mit moderner<br />
Kunst, Natur, Zeit- und Kulturgeschichte.<br />
– Ein Versäumnis, das von den Kunstzuständigen<br />
im Bezirk nachzuholen ist. Ein Kleinod, das vom<br />
Bezirk zukünftig mehr Aufmerksamkeit erhalten<br />
sollte als bisher.<br />
Die Schaffensphase geht weiter<br />
Die Kunst hat Achim Freyer auch weiter fest im<br />
Griff. So arbeitet er häufig in der Toskana, woher<br />
er im Lastwagen die Einzelteile für eine seiner<br />
jüngsten Skulpturen nach Berlin transportiert<br />
hat: Vom Feuer imprägnierte Äste und Teile einer<br />
verendeten Kastanie, die nun ineinander<br />
verschlungen als Skulptur vor dem Kunsthaus<br />
Künstler mit (noch namenloser) Skulptur.<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 19<br />
von Hand des Künstlers eine Zukunft erhalten<br />
haben. – Keine leichte Arbeit, die Achim Freyer<br />
trotz seines Alters nicht scheut. So schafft der<br />
einstige Brecht-Meisterschüler noch immer faszinierende<br />
Bühnenbilder vom Modell bis zur<br />
Vollendung, entwirft Accessoires für die Fashion<br />
Week, inszeniert Opern oder lässt in Workshops<br />
mit Kinderhänden malen.<br />
Mit Kinderaugen sehen – diese Gabe hat sich<br />
Achim Freyer erhalten und lässt sie in seine Werke<br />
einfließen, die damit noch einmal eine ganz<br />
besondere Energie erhalten. Sie überträgt sich<br />
dann unweigerlich auf den Sehenden, sei es über<br />
Farbe, Gestaltung oder Hängung. Denn seine<br />
Bilder sind für ihn nie ganz beendet. „Ich nähere<br />
mich mehr und mehr dem Bild an“, verrät er.<br />
Dazu arrangiert er Bilder neu, verbindet mehrere<br />
Werke zu einem oder trennt sie; weiter neugierig,<br />
wissbegierig und mit wachem Geist, was ihm die<br />
Werke zu sagen, mitzuteilen oder gar zu fragen<br />
haben. Wie auch in seiner aktuellen, bis 19. Januar<br />
2020 laufenden Ausstellung „BILDER“ im KUNST-<br />
HAUS, wo der Altmeister u. a. George Enescus<br />
Oper „Œdipe“ zu Wort kommen lässt, die er für<br />
die Salzburger Festspiele neuinszeniert hat. Und<br />
so gilt auch für diese präsentierten Werke, die der<br />
Betrachter mit eigenem Blick erleben kann: Denn<br />
da wo das Wort aufhört, fängt das Bild an. ◾<br />
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Jacqueline Lorenz<br />
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Rahmenveranstaltungen zur Ausstellung „BILDER“:<br />
• 27. <strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong> um 17 Uhr<br />
Film „MET AMOR PH OSEN“<br />
von Achim Freyer<br />
• 17. <strong>November</strong> <strong>2019</strong> um 17 Uhr Künstlergespräch<br />
Achim Freyer und Gast<br />
• 8. Dezember <strong>2019</strong> um 17 Uhr<br />
Film „Reise ins Blaue“<br />
von Achim Freyer<br />
• 19. Januar 2020 um 17 Uhr<br />
Finissage mit Achim Freyer<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
50 Jahre Johann-Sebastian-Bach-<br />
Kirchengemeinde<br />
Jubiläum am Thuner Platz<br />
Vor 50 Jahren – im April<br />
1969 – fanden junge und<br />
engagierte Gemeindemitglieder<br />
des <strong>Lichterfelde</strong>r Pfarrbezirks<br />
Johannes-Süd gemeinsam<br />
mit dem zuständigen Pfarrer<br />
Dietrich Kleiner: Wir sollten eine<br />
eigenständige Gemeinde sein!<br />
Und sie haben dieses Vorhaben<br />
umgesetzt. Ganz bewusst benannten<br />
die musikbegeisterten<br />
Akteurinnen und Akteure ihre<br />
kleine Kirchengemeinde nach<br />
Johann Sebastian Bach – wissend,<br />
dass es vermutlich nie zu<br />
Aufführungen seiner großen<br />
Werke und Oratorien kommen<br />
würde.<br />
Zunächst trafen sich die Gläubigen<br />
im Wohnzimmer des<br />
Pfarrhauses in der Carstennstraße<br />
zum Gottesdienst. Bald<br />
gab es ein Gemeindehaus in<br />
der Seehofstraße, später wurde<br />
das inzwischen erworbene<br />
Grundstück am Thuner Platz<br />
zum Mittelpunkt der Gemeinde.<br />
Ein hölzernes Gemeindehaus<br />
war Kirchraum und Treffpunkt<br />
für alle Generationen in ihren<br />
jeweiligen Gruppen. Das erste<br />
Gemeindezentrum stammte<br />
von der Daniel-Gemeinde in<br />
Wilmersdorf. Diese benötigte<br />
das aus Fertigteilen bestehende<br />
Gebäude nicht mehr, so kam es<br />
nach <strong>Lichterfelde</strong>. Schnell füllte<br />
die Gemeinde es mit Leben.<br />
Verschiedene Gruppen nutzten<br />
1981 konnte die Gemeinde ihre eigene Kirche einweihen.<br />
<br />
Foto: Johann-Sebastian-Bach-Kirchengemeinde<br />
das Holzgebäude, der Kindergottesdienst<br />
fand sonntags statt, es<br />
gab Tischtennisangebote, Tanz<br />
und Konfirmandengruppen.<br />
1981 dann verwirklichte sich die<br />
Gemeinde den Traum von einer<br />
eigenen Kirche. Gegen den Trend<br />
und auch gegen das Votum der<br />
Landeskirche wurde sie gebaut<br />
und eingeweiht. Das Gotteshaus<br />
im Baustil der postmodernen Architektur<br />
steht am Thuner Platz.<br />
Ähnlich wie die Alte Dorfkirche<br />
in Zehlendorf handelt es sich um<br />
einen achteckigen Bau. Klar, dass<br />
es nun auch noch ein Gemeindehaus<br />
brauchte – ca. 20 Jahre<br />
später wurde schließlich dieses<br />
seiner Bestimmung übergeben.<br />
Den krönenden Abschluss aller<br />
Bautätigkeit bildete 2012 die Einweihung<br />
der Kindertagesstätte<br />
in einem eigenen Gebäude.<br />
Seit dem 31. März <strong>2019</strong> – dem<br />
334. Geburtstag Johann Sebastian<br />
Bachs – feiert die Gemeinde<br />
ihr Jubiläum mit Konzerten,<br />
mit einer Zeitzeugenbefragung<br />
durch Konfirmanden sowie mit<br />
einem Vortrag zu Johann Sebastian<br />
Bach. Auch in der Kita<br />
gingen die Kleinsten in einem<br />
Kunstprojekt auf die Suche nach<br />
dem berühmten Namensgeber.<br />
Übrigens hat ein junger Kirchenmusiker<br />
es vor einigen Jahren<br />
tatsächlich geschafft, Bachs Johannespassion<br />
mit einer Kleinstbesetzung<br />
von je zwei Personen<br />
pro Stimme aufzuführen. Die Podeste<br />
mussten sich die Aufführenden<br />
mit den Besucherinnen<br />
und Besuchern teilen, so groß<br />
war der Andrang. ◾
100 Jahre Bezirksverband<br />
der Kleingärtner Steglitz e. V.<br />
Vom Arbeitergarten zur ausgezeichneten Kleingartenanlage<br />
100<br />
Jahre Bezirksverband<br />
der<br />
Steglitzer Kleingärtner<br />
bedeutet auch 100 Jahre<br />
Kleingarten-Geschichte: So<br />
gehen Steglitzer Kleingartenanlagen<br />
wie „Rütli“ und „Parkkolonie“<br />
auf die bereits 1901<br />
gegründeten Arbeitergärten<br />
des Roten Kreuzes zurück. Damals<br />
wachte eine gestrenge und<br />
nicht immer von den Arbeitern<br />
hochgeschätzte Patronin über<br />
Gärten und Nutzer. Heute sind<br />
der Ton und das Verhältnis zu<br />
Kolonie- und Bezirksverband-<br />
Vorsitzenden da deutlich kameradschaftlicher<br />
geworden,<br />
das Miteinander steht im Vordergrund.<br />
Darauf ist auch der<br />
1. Vorsitzende des Bezirksverbandes<br />
der Kleingärtner Steglitz<br />
e. V. Ralf-Jürgen Krüger stolz.<br />
Durch seine über 20-jährige ehrenamtliche<br />
Verbandsarbeit hat<br />
er mitgeholfen, die Anzahl der<br />
Parzellen konstant auf 3.300 in<br />
Steglitz zu halten und sie fest in<br />
die Kommunalstruktur zu verankern.<br />
– Auch wenn das nicht immer<br />
leicht war in Zeiten von politischem<br />
und Investoren-Druck<br />
im Kampf um Grundstücke für<br />
den Wohnungsbau. Der Verband<br />
verwaltet diese Parzellen,<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 21<br />
die von 27 Kleingartenanlagen<br />
unterhalten werden.<br />
Und wenn – wie im vergangenen<br />
Jahr – dann eine dieser Steglitzer<br />
Kleingartenanlagen sogar<br />
von der Lenné-Akademie für<br />
Gartenkultur mit der Gartenplakette<br />
„Natur im Garten“ für ökolo-<br />
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Gesundheit<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Sie stehen für den Erhalt der Kleingartenanlagen: (v.l.n.r.) Herbert Weber, Cerstin Richter-Kotowski, Ralf-Jürgen Krüger und Norbert Kopp.<br />
<br />
Foto: Verlag W. Wächter/Klaus Pranger<br />
gisches Gärtnern ausgezeichnet<br />
wird, dann ist das für den Bezirksverband<br />
eine ähnlich hohe<br />
Anerkennung wie für die prämierte<br />
Öko-Kolonie Wildkraut<br />
e. V. selbst.<br />
Gefeiert wird das 100-jährige<br />
Jubiläum in zwei Etappen: Mit<br />
erlesenen Gästen aus Kommunalpolitik<br />
und Landesverband<br />
stieß der Bezirksverband bereits<br />
im Frühjahr „auf die Zukunft“ an,<br />
und beim geplanten „<strong>Oktober</strong>fest“<br />
für jedermann im Herbst<br />
dürften die Besucher nicht<br />
weniger hoffnungsfroh auf die<br />
Zukunft des Bezirksverbandes<br />
trinken.<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 23<br />
Vom belächelten<br />
Laubenpieper<br />
zum geachteten<br />
Kleingärtner<br />
Als einer der ersten Bezirksverbände<br />
Berlins war 1919 der „Bezirksverband<br />
der Kleingärtner XII<br />
Verwaltungsbezirk Steglitz im<br />
Zentralverband der Kleingärtner,<br />
Siedler und bodennutzenden<br />
Grundbesitzer“ gegründet<br />
worden. 1950 wurde er in „Bezirksverband<br />
der Kleingärtner<br />
Steglitz e. V.“ umbenannt.<br />
Im Jahr 1900 hatten Berliner Laubenpieper<br />
einen ersten Zusammenschluss<br />
aller acht Kolonien<br />
beschlossen. Im Verein sollten<br />
ihre Rechte gesichert sein. 1911<br />
erhielt dieser Verein den Namen<br />
„Verband der Laubenkolonisten<br />
Berlins und Umgebung“. Endgültige<br />
Hoffähigkeit erlangten<br />
die bis dahin eher belächelten<br />
„Laubenpieper“ aber mit dem<br />
1. Weltkrieg, auf dessen Kanonendonner<br />
bittere Hungersnot<br />
folgte. Die Erträge der Kleingärten<br />
wussten diese Not wenigstens<br />
etwas zu lindern. Mit<br />
dem ersten Kleingartengesetz<br />
wurden im Jahr 1919 nun auch<br />
die ersten offiziellen Bezirksverbände<br />
und Kolonien ins Leben<br />
gerufen. Das Gesetz beinhaltete<br />
den Kündigungsschutz für Kleingartenland<br />
ebenso wie soziale,<br />
wirtschaftliche und gesundheitliche<br />
Ziele.<br />
1926 bestand der Provinzialverband<br />
Groß-Berlin der<br />
Kleingartenvereine bereits aus<br />
16 Bezirksverbänden, die Zahl<br />
städtischer Kleingartenflächen<br />
wuchs stetig. Aber auch Parzellen-<br />
und Lauben-Form änderten<br />
sich. So wurde bald ein Verbot<br />
für ganzjähriges Wohnen in den<br />
Lauben erlassen, das lediglich<br />
die Nutzung in den Sommermonaten<br />
zuließ. Erste Dauerkleingartenanlagen<br />
entstanden mit<br />
Pachtverträgen über 10 Jahre.<br />
Richtlinien bestimmten die<br />
Mindestgröße von Lauben (20<br />
Quadratmeter), setzten Maßstäbe<br />
für Spielplätze und Brunnen.<br />
Die empfohlene Parzellengröße<br />
lag zwischen 300 und 400 Quadratmetern.<br />
Mit dem 2. Weltkrieg wurde in<br />
Hinsicht auf drohende Nahrungsengpässe<br />
auch die Tierhaltung<br />
neben Gemüse- und<br />
Obstanbau gestattet, ebenso<br />
das Dauerwohnen auf den Parzellen.<br />
Dazu wurde 1939 sogar<br />
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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
eine Kündigungsschutzverordnung<br />
für Kleingartenland erlassen.<br />
Nach dem Krieg, dessen Bombenhagel<br />
auch an vielen<br />
Kleingartenanlagen reichlich<br />
Zerstörung verursacht hatte,<br />
wurden ab 1949 wieder erste<br />
Pachtverträge vergeben. – Aus<br />
den ehemaligen „Versorgungs-<br />
Laubenpiepern“ wurden nun<br />
„Wochenenderholungs-Laubenpieper“.<br />
Gärtnern mit der Natur<br />
und für die Umwelt<br />
Heute steht in den Kleingartenanlagen<br />
das Gärtnern unter<br />
sozialen, ökologischen und<br />
gesundheitlichen Aspekten im<br />
Vordergrund. In den Kolonien<br />
sind Besucher gerne gesehen<br />
und profitieren ebenso wie die<br />
Kleingärtner vom Erholungswert<br />
der blühenden und sauerstoffspendenden<br />
Anlagen.<br />
„Der Bestand der Kleingartenparzellen<br />
hat sich in den letzten<br />
25 Jahren nicht wesentlich<br />
verändert“, bestätigt der 1. Vorsitzende<br />
des Bezirksverbandes<br />
Ralf-Jürgen Krüger. Obwohl der<br />
Bezirk etliche Kleingartenanlagen<br />
abgeben musste, konnte<br />
durch die Teilung übergroßer<br />
Parzellen die Gesamtzahl aufrecht<br />
erhalten werden.<br />
Aktuell gibt es für den Erhalt der<br />
Kleingartenanlage Am Fichtenberg<br />
in Steglitz wenig Hoffnung:<br />
Die Kleingärten, die auf Berliner<br />
„Schulerweiterungsland“ stehen,<br />
also keine Dauerkleingartenanlagen<br />
sind, müssen nun<br />
dem Bau einer Schulporthalle<br />
weichen.<br />
Krüger sieht es auch zukünftig<br />
als eine der Hauptaufgaben des<br />
Bezirksverbandes, die Erhaltung<br />
von Kleingärten über Dauerkleingartenanlagen<br />
zu sichern.<br />
Dabei erhielt der Verband in<br />
den vergangenen Jahrzehnten<br />
erfolgreiche Unterstützung von<br />
Seiten des Bezirksamtes und der<br />
ehemaligen Bezirksbürgermeister<br />
Herbert Weber und Norbert<br />
Kopp. So sind derzeit von den<br />
27 Steglitzer Anlagen immerhin<br />
22 Kleingartenanlagen<br />
abgesichert. Die amtierende<br />
Bezirksbürgermeisterin Cerstin<br />
Richter-Kotowski erklärt: „Kleingärten<br />
haben bis heute nichts<br />
von ihrer Attraktivität und Beliebtheit<br />
verloren.“ Das beweisen<br />
die regelmäßigen Kleingarten-Aktivitäten<br />
in Steglitz wie<br />
Kunst im Kleingarten, Steglitzer<br />
Kleingartentage, Steglitzer Bienenfest,<br />
Fest der Nationen und<br />
Kinderprojekte, die schon die<br />
Kleinsten für die Natur zu begeistern<br />
suchen.<br />
Etwa 500 Kleingarten-Bewerber<br />
stehen aktuell auf der Steglitzer<br />
Warteliste. Nach der Wende ins<br />
Umland und nach Brandenburg<br />
abgewandert, kehren heute<br />
viele Gartenfreunde in die Berliner<br />
Kleingarten-Anlagen zurück<br />
– nicht zuletzt wegen der<br />
längeren Anfahrtswege nach<br />
Brandenburg. Familien mit Kindern,<br />
aber auch 40-50-Jährige<br />
entdecken die „grünen Lungen“<br />
innerhalb der Stadt wieder vermehrt<br />
für sich. Dabei könne<br />
eine kleine herkömmliche Laube<br />
ohne Bad und Dusche ein<br />
mindestens ebenso reiz- und<br />
wertvolles Stück Kulturgut<br />
sein wie das luxuriös ausgestattete<br />
Kleingartenhäuschen,<br />
betont Ralf-Jürgen Krüger.<br />
Auch er, der gesellschaftspolitisch<br />
viel unterwegs ist, zählt<br />
seit 1985 zu den passionierten<br />
Kleingärtnern. Ins Schwärmen<br />
gerät er, wenn er von der Öko-<br />
Kleingartenanlage Wildkraut<br />
e. V. erzählt, die am <strong>Ost</strong>preußendamm<br />
liegt: „Wo noch vor<br />
zehn Jahren magerer Boden<br />
Grabpflege<br />
Dauergrabpflege<br />
Individuelle Grabgestaltung<br />
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Auf dem<br />
Parkfriedhof <strong>Lichterfelde</strong><br />
Dorfkirche Giesensdorf<br />
Friedhof<br />
Moltkestraße<br />
Langestraße<br />
Parkfriedhof <strong>Lichterfelde</strong> · Thuner Platz 2-4 · 12205 Berlin · T 030/817 31 41 · www.crass-sohn.de
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 25<br />
Die Geschäftsstelle des Bezirksverbandes in der Goerzallee 106 J in Berlin-<strong>Lichterfelde</strong> – so idyllisch gelegen wie die Kleingärten selbst.<br />
und von Müll durchsetzte Erde<br />
das Bild bestimmten, wachsen<br />
heute auf humusreichem Boden<br />
wichtige Wildkräuter.“ Zu schätzen<br />
wissen das auch Umweltund<br />
Natur-Organisationen wie<br />
BUND und die Lenné-Stiftung,<br />
die regelmäßig vorbeischauen.<br />
2018 erhielt die Anlage dann<br />
auch die begehrte „Natur im<br />
Garten“-Gartenplakette.<br />
Dass in den nächsten 100 Jahren<br />
noch viele Kleingartenanlagen<br />
diesem Vorbild folgen, das<br />
möchte man dem Bezirksverband<br />
Steglitz, den Kleingärtnern<br />
von morgen und besonders unserer<br />
Umwelt wünschen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.kleingaertner-sind.net ◾<br />
<br />
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26<br />
Gesundheit<br />
<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />
Der letzte Standort des Bauhaus: Alte Telefonfabrik in der Birkbuschstraße. <br />
Ausstellung in der<br />
ehemaligen Siemens-Villa<br />
„100 Jahre Bauhaus – Der Standort Steglitz 1932-1933“<br />
Anlässlich des 100-jährigen<br />
Bauhaus-Jubiläums <strong>2019</strong><br />
erinnert eine kleine Ausstellung<br />
an den letzten Standort<br />
des Bauhauses in der Steglitzer<br />
Birkbuschstraße. Dabei werden<br />
sowohl die Personen und ihr Wirken,<br />
das heute nicht mehr existierende<br />
Bauhaus-Gebäude und<br />
die gesellschaftlichen Umbrüche<br />
1933 gezeigt.<br />
Als das Bauhaus am 30.09.1932<br />
in Dessau aufgelöst wurde, zogen<br />
Direktor Ludwig Mies van<br />
der Rohe und seine Schülerinnen<br />
und Schüler in eine leerstehende<br />
Telefonfabrik nach Berlin-Steglitz<br />
und arbeiteten dort weiter. Nach<br />
sieben Monaten, am 11. April<br />
1933, wurde das Gebäude von<br />
Polizei und SA geschlossen. Am<br />
20. Juli löste sich das Bauhaus<br />
Berlin selbst auf. Viele Lehrende<br />
und Studierende emigrierten<br />
und trugen so zur weltweiten<br />
Verbreitung des Bauhauses bei.<br />
Initiator der Ausstellung ist<br />
Dr. Andreas Jüttemann, Dozent<br />
an der MSB Medical School Berlin.<br />
Er beschäftigt sich intensiv<br />
mit dem letzten Bauhaus-Jahr<br />
in Berlin und mit der Steglitzer<br />
Geschichte. Ihm ist es im Rahmen<br />
des 100-jährigen Bauhaus-<br />
Jubiläums <strong>2019</strong> wichtig, „dass<br />
der Standort Steglitz nicht vergessen<br />
wird“.<br />
Begleitend zur Ausstellung erscheint<br />
sein kleines Buch mit<br />
dem gleichnamigen Titel der<br />
Foto: Bauhaus Archiv Berlin<br />
Ausstellung im Verlag Orte der<br />
Geschichte e. V. Berlin, das vor<br />
Ort und im Buchhandel für drei<br />
Euro verkauft wird.<br />
Die Ausstellung „100 Jahre Bauhaus<br />
– Der Standort Steglitz<br />
1932-1933“ wird mit Sondermitteln<br />
der Bezirksverordnetenversammlung<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
gefördert und vom Regionalmanagement<br />
Berlin SÜDWEST<br />
unterstützt.<br />
Die Siemens-Villa und der Park<br />
sind während der Ausstellung<br />
bis 20. Dezember <strong>2019</strong> öffentlich<br />
zugänglich.<br />
MSB Medical School Berlin, Calandrellistraße<br />
1-9, 12247 Berlin.<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag<br />
von 9 bis 17 Uhr. ◾
Buch erinnert an die Mauer<br />
„Spuren der Berliner Mauer“ mit vielen Abbildungen<br />
lang verlief die Mauer mitten<br />
durch Berlin; sie war das Symbol der<br />
28Jahre<br />
deutschen Teilung, des Kalten Krieges<br />
und wurde zum Sinnbild für Freiheit. Nach<br />
dem Mauerfall am 9. <strong>November</strong> 1989 wurden die<br />
Grenzanlagen partiell zurückgebaut, bevor Ende<br />
Dezember die Entscheidung für den vollständigen<br />
Abriss fiel.<br />
<strong>Lichterfelde</strong> Gesundheit<br />
<strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 27<br />
Wo die Mauer genau verlief, wissen heute noch<br />
die wenigsten. Die zentralen Gedenkstätten wie<br />
Checkpoint Charlie, die East-Side-Gallery, die Gedenkstätte<br />
Berliner Mauer sind bekannt, doch<br />
sonst, so glaubt man, sind ihre Spuren verwischt.<br />
Doch tatsächlich gibt es noch zahlreiche materielle<br />
Zeugen, die aber nicht für jeden als solche zu erkennen<br />
sind. Grenzmauer, Wachtürme, Kolonnenwege<br />
und Lichttrassen, Hinterlandsicherungsmauer,<br />
Vorfeldsicherung, Grenzübergangsstellen und Kasernen<br />
– Reste von ihnen sind noch zu finden, sie<br />
wurden nicht abgebaut oder haben heute gar eine<br />
neue Funktion erhalten.<br />
So beleuchten beispielsweise Lampen der Lichttrasse<br />
des früheren Kolonnenwegs der Grenztruppen<br />
heute Radwege und Straßen. Die oft noch erhaltenen<br />
Farbmarkierungen in Rot-Weiß-Grün-Weiß<br />
an den Lichtmasten signalisierten den Grenzern:<br />
Hier ist Stopp, sonst geraten sie in die Schusslinie.<br />
Auch Blumenschalensperren aus Beton, die den<br />
Grenzdurchbruch mit Fahrzeugen verhindern sollten,<br />
stehen teils noch an Ort und Stelle – und werden<br />
weiterhin als Blumenkübel genutzt.<br />
Das 144 Seiten starke Buch bietet mit ca. 130 Fotografien<br />
eine eindrucksvolle Bestandsaufnahme<br />
30 Jahre nach dem Mauerfall. Die Autoren Leo<br />
Schmidt und Axel Klausmeier sowie Sophia Hörmannsdorfer,<br />
die die Fotografien beisteuerte, zeigen<br />
in dem Buch nicht nur die heutigen Relikte<br />
der Trennung Berlins, sondern liefern auch viele<br />
Hintergrundinformationen. Der Band lädt ein, sich<br />
auf die Suche nach Spuren der Mauer zu begeben.<br />
Durch sein handliches Format eignet sich das Buch<br />
auch als Begleiter bei einem Spaziergang durch die<br />
Stadt. Erschienen ist es in der Edition Braus und für<br />
19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.<br />
ISBN 978-3-86228-189-3. <br />
◾<br />
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