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lgbb_03_2019

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bewerberinnen<br />

und Bewerber für den Preis „Dein Ticket<br />

mit Altgriechisch“.<br />

Liebe Frau Lutter, lieber Herr Wenzel, liebe Preisträger,<br />

– Von Lia Rachel-Tsakona –<br />

»Dein Ticket<br />

mit Altgriechisch«<br />

Preisverleihung im Wettbewerb<br />

der Griechischen Botschaft<br />

Der „Dromeas“, was ins Deutsche übersetzt „Der Läufer“ heißt, ist eine 12 Meter hohe Skulptur, die aus einzelnen aufeinander<br />

gestapelten, scharfen und zackigen Glasscheiben besteht. Sie steht in der Mitte einer viel befahrenen Straße und zeigt aus<br />

unterschiedlichen Perspektiven die Form eines in Bewegung befindlichen Läufers. Der griechische Künstler Costas Varotsos<br />

begann 1988 mit der Arbeit an der Skulptur, die er erst 1994 fertigstellen konnte.<br />

Bis dahin wurde der ursprüngliche Platz für ihre Errichtung verlegt. Eigentlich sollte der „Läufer“ am Omonia Platz stehen. Da<br />

man befürchtete, die Vibrationen der U-Bahn könnten das Kunstwerk zum Zerbrechen bringen, steht der Läufer, mit dem auch<br />

an die berühmte Schlacht von Marathon erinnert wird, nun auf dem Platz Megáli toú Genous Scholí in der Nähe des Hilton<br />

Hotels. Foto: © GNTO/Y. Skoulas<br />

es ist mir eine Freude, Sie heute – am 17. Juni<br />

<strong>2019</strong> – zur ersten Verleihung des Preises für Altgriechisch<br />

hier im Goethe- Gymnasium begrüßen<br />

zu dürfen. Es steht außer Frage, dass Ihre Schulen<br />

den altsprachlichen Unterricht und naturgemäß<br />

das Altgriechische stärken wollen. Dies ist<br />

auch ein wichtiges Anliegen von uns als Griechische<br />

Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

das ich Ihnen mit diesem Grußwort zum<br />

Ausdruck bringen möchte.<br />

Unser Dank dafür gilt allen Altphilologen in<br />

Deutschland, die sich unermüdlich für die Lehre<br />

der griechischen Sprache und Kulturgeschichte<br />

166 JAHRGANG LXIII · LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong><br />

einsetzen. Die Altphilologen können den Schülern<br />

Grundlagen europäischer Kultur nahebringen,<br />

in Literatur, Politik, Geschichte, Philosophie<br />

und Religion. Sie können zur Erhaltung unseres<br />

gemeinsamen Erbes beitragen. Sie leisten einen<br />

wertvollen Beitrag im Rahmen der europäischen<br />

Zielsetzungen, denn Sie stärken die zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen auf den festen Fundamenten<br />

des Glaubens an die Bedeutung der<br />

kulturellen Werte und Pflege der gemeinsamen<br />

geistigen Wurzeln des freiheitlichen, demokratischen<br />

Denkens in einem vereinten Europa. Mit<br />

unserem neu begründeten Wettbewerb und diesen<br />

Preisen wollen wir aktiv die humanistischen<br />

Gymnasien unterstützen und heute diejenigen<br />

Schülerinnen und Schüler auszeichnen, die sich<br />

für das Fach Altgriechisch positiv hervortun.<br />

LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong> · JAHRGANG LXIII<br />

Selbstverständlich haben in der griechischen<br />

Sprache auch Veränderungen und Wandlungen<br />

stattgefunden, wie in allem Lebendigen. Sie hat<br />

jedoch immer ihre ununterbrochene Kontinuität<br />

gewahrt. Sie kannte keine orthographischen oder<br />

literarischen Brüche in ihrer Entwicklung, zumindest<br />

nicht in einem Ausmaß, dass das sogenannte<br />

Altgriechisch den Neugriechisch-Sprechenden als<br />

Fremdsprache erschiene. An dieser Stelle ist die Bemerkung<br />

interessant, dass die Sprache der homerischen<br />

Epen näher am zeitgenössischen Griechisch<br />

ist, als die englische Sprache des 12. Jahrhunderts<br />

n. Chr. am zeitgenössischen Englisch (zitiert aus<br />

einer Rede unseres Botschafters Th. Daskarolis).<br />

Der Einfluss des Griechischen bei der Entstehung<br />

und Formung nicht nur der europäischen Sprachen<br />

ist bekannt und weitreichend analysiert. Es ist sicherlich<br />

von Nutzen, ständig bestimmte Begriffe<br />

im Gedächtnis zu bewahren, da das Griechische<br />

die Fähigkeit hat, solche markante Bedeutungen<br />

und Begriffe zu schaffen. Das Wort und der Begriff<br />

„Europa“ hat historisch und etymologisch<br />

eine griechische Herkunft. Gemäß der bekannten<br />

griechischen Sage, wurde Zeus von einer schönen<br />

Prinzessin fasziniert, floh mit ihr nach Kreta und<br />

kam dort mit ihr zusammen. Jene reizende Prinzessin<br />

hatte »ευρείς ώπας«, d.h. weite/breite Augen,<br />

weswegen sie Ευρώπη = Europa genannt wurde.<br />

Die Preisträger, die wir heute auszeichnen und die<br />

ich an dieser Stelle noch einmal herzlich begrüßen<br />

möchte, haben in beeindruckender Weise mit den<br />

Augen der Jugend Altgriechisch als Unterrichtsfach<br />

ihren Mitschülern anschaulich gemacht und<br />

gezeigt, dass Altgriechisch keine tote Sprache<br />

ist, sondern eine in unserem Alltag hoch lebendige<br />

Kommunikationsform, die dazu noch Spaß<br />

macht. Dafür danke ich Ihnen allen im Namen<br />

der Griechischen Botschaft. Danken möchte ich<br />

auch der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr<br />

EOT, die den ersten Preis, eine Reise nach<br />

Griechenland (wahlweise nach Kreta oder nach<br />

Athen), gestiftet hat. Ebenso Herrn Prof. Dr.<br />

Wolf-Dieter Heilmeyer, dem ehemaligen Direktor<br />

der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu<br />

Berlin / Preußischer Kulturbesitz. Er hat sich für<br />

eine ganz persönliche Führung durch „sein“ Museum<br />

für die 2. und 3. Preisträger zur Verfügung<br />

gestellt. Danke!<br />

Lia Rachel-Tsakona, Kulturattachée, Griechische Botschaft<br />

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