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lgbb_03_2019

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in ganz anderer Weise an als viele literarische Produkte<br />

von stadtrömischen Senatoren für ihresgleichen.<br />

Online zu finden ist überdies ein 40-seitiges,<br />

reich illustriertes Heft im pdf-Format mit schönen<br />

Arbeitsaufgaben zum Gratisdownload: https://<br />

kphil.ned.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/i_<br />

klassische_philologie/Arbeitsaufgaben.pdf<br />

Kennen Sie den Begriff Epikedion bzw. Epikedium?<br />

Epikedien sind Trauergesänge, die während<br />

der Aufbarung und Bestattung der Leiche<br />

gesungen wurden. In der Antike gibt es als Besonderheit<br />

dieser Gattung auch Trauergedichte<br />

auf den Tod von Tieren, die sich als literarische<br />

Spielerei oder Parodie charakterisieren lassen<br />

Gabriele Kompatscher Gufler beginnt ihr Kapitel<br />

zur Trauer beim Verlust geliebter Tiere mit einem<br />

Trauergedicht auf ein Hündchen namens Pitulus,<br />

(möglicherweise) verfasst vom Abt Theoderich<br />

von St. Trond im 11. Jahrhundert. Durch intertextuelle<br />

Bezüge auf das Kurzepos Culex, das lange<br />

Zeit Vergil zugeschrieben worden ist, erhält es<br />

einen parodistischen Anstrich: „doch vielleicht<br />

hat der Autor diese literarischen Elemente sogar<br />

bewusst zu dem Zweck verwendet, um unter diesem<br />

Deckmantel seine Gefühle für ein Tier zum<br />

Ausdruck bringen zu können, ohne dafür Kritik<br />

zu ernten – ein Abt, der offensichtlich um einen<br />

Hund trauert, hätte sich wohl einer Vielzahl von<br />

Vorwürfen ausgesetzt, u.a. dem, dass er die Sorge<br />

und Liebe, die er dem Tier entgegenbringt,<br />

doch lieber Gott hätte entgegenbringen sollen”<br />

(S. 15). Ein Text also zu anregender und einfühlsamer<br />

Lektüre mit Interpretationspotenzial und<br />

vergnüglich zu lesen:<br />

„Flete, canes, si flere vacat, si flere valetis,<br />

flete, canes: catulus mortuus est Pitulus.”<br />

„Mortuus est Pitulus, Pitulus quis?”<br />

„Plus cane dignus.”<br />

„Quis Pitulus?” „Domini cura dolorque sui.<br />

Non canis Albanus, nec erat canis ille Molossus<br />

sed canis exiguus, sed brevis et catulus.<br />

Quinquennis fuerat, si bis foret ille decennis,<br />

usque putes catulum, cum videas modicum. ...”<br />

Auf das 62 Zeilen umfassende Epikedion folgen<br />

zahlreiche Paralleltexte zu Lektüre und/oder Interpretation.<br />

Geben Sie Ihren Schülerinnen und<br />

Schülern mit der Verwendung dieses Buchs die<br />

Gelegenheit, die Gattung Epikedion kennenzulernen!<br />

Lassen Sie mich noch anfügen: Ich danke unserem<br />

Bugatti für viele und lange, die Gesundheit<br />

erhaltenden Spaziergänge – in 15 Jahren<br />

um mehr als die halbe Welt (!) – auf den weiten<br />

Wegen im Berliner Grunewald vor unserer<br />

Haustür. Ebenso für viele Stunden Schlaf neben<br />

meinem Schreibtisch, während ich am PC saß –<br />

bei der Entstehung dieses Heftes LGBB 3-<strong>2019</strong><br />

zum letzten Mal. So sei ihm an dieser Stelle ein<br />

Denkmal gesetzt!<br />

222 JAHRGANG LXIII · LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong><br />

LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong> · JAHRGANG LXIII<br />

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