13.10.2019 Aufrufe

lgbb_03_2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aptiert wurde, der „Bruder Juvenal“ als ersten<br />

Großstadtdichter bezeichnet. Gewöhnlich lässt<br />

man die Rezeption der Juvenalsatiren erst mit den<br />

christlichen Autoren beginnen. Mögliche Spuren<br />

der Satiren finden sich aber schon bei Apuleius.<br />

In der Spätantike scheint Juvenal dann in einigen<br />

Kreisen zum Modeautor avanciert zu sein (209).<br />

In der Spätantike trifft man auf eine intensive philologische<br />

Beschäftigung mit Juvenal. Seit der 2.<br />

Hälfte des 4. Jahrhunderts kann man regelrecht<br />

von einer Renaissance Juvenals sprechen. In der<br />

Spätantike und im Mittelalter scheint Juvenal<br />

bevorzugt als Chronist der dekadenten Moral im<br />

kaiserzeitlichen, noch nicht christianisierten Rom<br />

rezipiert worden zu sein (215). Petrarca führt ihn<br />

als moralische Autorität an, als solche rühmt ihn<br />

ebenfalls der Humanist Ennea Silvio Piccolomini,<br />

der spätere Papst Pius II (220). Im Kanon der zu<br />

lesenden Autoren lässt Piccolomini die Trias der<br />

römischen Satiriker Horaz, Juvenal und Persius<br />

Revue passieren. Martin Luther nennt Juvenal in<br />

einem Atemzug mit den als obszön empfundenen<br />

Epigrammatikern und Priapeen, um dafür zu plädieren,<br />

ihn aus der Schule zu entfernen (221). Von<br />

Luthers Bedenken gegen Juvenal als Schulautor<br />

lässt sich eine Linie zu den modernen Schulausgaben<br />

und insbesondere zu englischen Kommentaren<br />

des 19. Jahrhunderts ziehen, die einen<br />

von moralisch bedenklichen Stellen und ganzen<br />

Satiren gereinigten Juvenal präsentieren (222ff).<br />

„Der fragmentierte Juvenal” ist der letzte Abschnitt<br />

im Buch (231) überschrieben; gemeint ist<br />

damit, dass Juvenal derzeit oft nur fragmentiert<br />

und in seinen pointiert formulierten Wendungen<br />

und populären Sentenzen präsent ist, etwa: panem<br />

et circenses (10,81a), mens sana in corpore<br />

sano (10,356), sit pro ratione voluntas (6,223),<br />

difficile est saturam non scribere (1,30) – Motive<br />

genug, wieder einmal eine Juvenalpassage für die<br />

Lektüre im Unterricht auszuwählen.<br />

Partner, Freunde und Gefährten. Mensch-<br />

Tier-Beziehungen der Antike, des Mittelalters<br />

und der Neuzeit in lateinischen Texten, hrsg.<br />

von Gabriela Kompatscher Gufler, Franz Römer<br />

und Sonja Schreiner.<br />

154 Seiten, Wien 2014, Verlag Holzhausen,<br />

19,80 €, ISBN: 978-3-902976-26-0<br />

218 JAHRGANG LXIII · LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong><br />

ANIMAL AD HOMINEM<br />

„Weine nicht, weil ich jetzt schlafe.<br />

Denk daran, wie schön es war.<br />

Hab Dank, dass wir einander hatten<br />

und dass Du mich hast gehen lassen.”<br />

OMNIBUS QUI INTELLEGUNT<br />

LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong> · JAHRGANG LXIII<br />

Diese Widmung findet der Leser auf der Eingangsseite<br />

dieses nachdrücklich zu empfehlenden<br />

Buchs für den lateinischen Lektüreunterricht. Es<br />

ist bereits 2014 im Wiener Verlag Holzhausen erschienen,<br />

aber erst kürzlich habe ich es entdeckt.<br />

Auf das weite Feld der Mensch-Tier-Beziehungen<br />

219

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!