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ebenfalls einen weiten Ausblick genießen kann”<br />
(64); Die Denkmäler des Forums könne man in<br />
topographischer Reihenfolge vom Eingang ausgehend<br />
besichtigen, Coarelli empfiehlt allerdings<br />
„einen ungefähr der geschichtlichen Abfolge entsprechenden<br />
Weg, ... wodurch die Besichtigung<br />
sicherlich länger und anstrengender wird, die<br />
historische und bauliche Entwicklung der Anlage<br />
jedoch besser verstanden werden kann” (65). –<br />
Kurz gesagt: Zur wirklich intensiven Vorbereitung<br />
einer Romexkursion ist der „Coarelli” als das<br />
Standardwerk und der Klassiker zur römischen<br />
Stadtarchäologie weiterhin unverzichtbar, denn<br />
er eröffnet dem Besucher einen ganz anderen<br />
Zugang zu der historischen Stadt, als das ein gewöhnlicher<br />
Reiseführer leisten könnte.<br />
Abbildung aus Coarelli, S. 336–337, Tiberinsel<br />
214 JAHRGANG LXIII · LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong><br />
Griechische Kleinepik. Hrsg. v. Baumbach,<br />
Manuel / Sitta, Horst / Zogg, Fabian, Reihe:<br />
Sammlung Tusculum, eBook (PDF): ISBN 978-<br />
3-11-053518-1, € 39.95€, Buchausgabe, Leinen:<br />
ISBN 978-3-11-053420-7, 39,95 €<br />
Die Lektüre von Auszügen aus den<br />
Epen Homers und Vergils gehören<br />
zum festen Bestand des Oberstufenunterrichts<br />
in den alten Sprachen. In<br />
Niedersachsen beispielsweise wurde<br />
gerade als Zentralabiturthema „Aeneas – Sinnbild<br />
römischen Selbstverständnisses” festgelegt.<br />
Das ist schön und sinnvoll, hat aber im Unterricht<br />
mitunter die starke Tendenz zum Hehren und Feierlichen<br />
und Staatstragenden. Dass es dazu auch<br />
über die Jahrhunderte hinweg Gegenströmungen<br />
gab, zeigt ein Blick auf die griechische Kleinepik,<br />
„eine der facettenreichsten Subgattungen<br />
des Epos“, so die Herausgeber. Seit archaischer<br />
Zeit entstanden Epyllien in großer formaler und<br />
inhaltlicher Buntheit, die teils entlegene Mythen<br />
erzählten, oft mit Gattungsmischungen arbeiteten<br />
und zur humoristischen Gestaltung oder sogar<br />
Unterminierung des Etablierten neigten.<br />
Der Band, den ich Ihnen hier vorstelle, versammelt<br />
erstmals in Originalsprache und Übersetzung die<br />
sechs wichtigsten, d. h. innerhalb der Gattungsgeschichte<br />
bedeutsamsten und zudem über ihre<br />
starke Rezeptionsgeschichte nobilitierten Texte:<br />
Pseudo‐Hesiods Schild, Moschos' Europa, den<br />
pseudo-homerischen Froschmäusekrieg, Triphiodors<br />
Eroberung Trojas, Kolluthos’ Raub<br />
der Helena und Musaios’ Hero und Leander.<br />
In einem Anhang ist als Rezeptionszeugnis der<br />
byzantinische Katzenmäusekrieg beigegeben.<br />
In der Forschung gibt es nach Sicht der Herausgeber<br />
ein beständig wachsendes Interesse an<br />
der Gattung Epyllion; die griechischen Kleinepen<br />
hätten große Bedeutung und eine starke Rezeption<br />
seit der Antike gehabt, die bis in die Moderne<br />
fassbar sei. Der Band enthält einen Essay zur<br />
LGBB <strong>03</strong> / <strong>2019</strong> · JAHRGANG LXIII<br />
Entstehungs- und Gattungsgeschichte der griechischen<br />
Kleinepik, Einführungen in die einzelnen<br />
Werke unter Berücksichtigung ihrer Rezeptionsgeschichte<br />
und Anmerkungen mit Sacherläuterungen.<br />
Je zwei Kleinepen wurden übersetzt und erläutert<br />
von den Herausgebern des Tusculum-Bandes Manuel<br />
Baumbach (Ruhr-Universität Bochum) sowie<br />
Horst Sitta und Fabian Zogg, (beide Universität<br />
Zürich).<br />
Als ich kürzlich beim Augenarzt war und schon<br />
im Vorfeld auf eine lange Wartezeit eingestimmt<br />
wurde („nehmen Sie sich was zu lesen mit!”),<br />
hatte ich die „Griechische Kleinepik” mit dabei<br />
(in der Hoffnung, dass nicht der ganze Vergil oder<br />
Homer nötig sei, um die Wartezeit zu verkürzen).<br />
Ich nahm mir den Froschmäusekrieg vor und<br />
amüsierte mich im ärztlichen Wartezimmer schon<br />
über die ersten Zeilen, in denen traditionell die<br />
Musen angerufen werden:<br />
„Am Anfang meiner ersten Seite bete ich dafür,<br />
dass der Chor vom Helikon in mein Herz komme<br />
um des Gesagten willen, den ich jüngst auf meinen<br />
Knien in den Schreibtafeln eingetragen habe,<br />
und ich bete dafür, dass das endlose Gefecht, das<br />
kriegserfüllte Werk des Ares, allen sprachmächtigen<br />
Menschen um die Ohren geschleudert werde,<br />
wie die Mäuse inmitten der Frösche sehr tapfer<br />
voranschritten, sich die Taten erdgeborener Männer<br />
zum Vorbild nehmend, der Giganten – so<br />
wurde die Geschichte unter den Sterblichen er-<br />
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