16.10.2019 Aufrufe

Jahresbericht 2018.2019 - Stiftung Pfennigparade

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

UNTERNEHMERISCH DENKEN<br />

SOZIAL HANDELN<br />

JAHRESBERICHT <strong>2018.2019</strong><br />

BILDUNG ARBEIT WOHNEN GESUNDHEIT OFFEN & INKLUSIV


EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />

seit über 67 Jahren begleitet die <strong>Pfennigparade</strong> Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen.<br />

Dabei ist die maßgebliche Zielsetzung Inklusion, Teilhabe und Rehabilitation.<br />

Die Lebensbereiche Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit bilden die Grundlage unserer<br />

Tätigkeit. Der Wille zu fördern und der Mut zu handeln, führen zu einer kontinuierlichen<br />

Erweiterung unserer Angebote. Dabei greifen wir immer wieder wichtige Impulse von Menschen<br />

mit Behinderung auf. Stets das Ziel vor Augen, behinderten Menschen eine gleichberechtigte<br />

und selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.<br />

Indem wir in Kindergärten, Schulen, am Arbeitsplatz und im Alltagsleben Menschen mit und<br />

ohne Behinderung zusammenbringen, zeigen wir, wie eine inklusive Gesellschaft ohne Barrieren<br />

aussehen kann. Die Vielfalt der <strong>Pfennigparade</strong> widerzuspiegeln, ist unser Anliegen<br />

in diesem <strong>Jahresbericht</strong>.<br />

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

STIFTUNG PFENNIGPARADE –<br />

CHANCEN ERÖFFNEN<br />

ZUKUNFT GESTALTEN<br />

1


INHALT<br />

STIFTUNG<br />

PFENNIGPARADE<br />

BILDUNG &<br />

ERZIEHUNG<br />

ARBEIT &<br />

BESCHÄFTIGUNG<br />

WOHNEN &<br />

SELBSTBESTIMMTES<br />

LEBEN<br />

GESUNDHEIT,<br />

THERAPIE & HILFEN<br />

IM ALLTAG<br />

OFFEN & INKLUSIV<br />

ANGEBOTE IM<br />

SOZIALRAUM<br />

5 Die <strong>Pfennigparade</strong> – Wofür wir stehen<br />

6 Bericht des Vorstands zur Entwicklung der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> 2018/2019<br />

12 Organisationsaufbau der <strong>Pfennigparade</strong><br />

14 Weitere Highlights 2018/2019<br />

16 Menschen in der <strong>Pfennigparade</strong> – Reportage Beans and Books<br />

20 Helfen & Fördern<br />

24 Fachliche und wirtschaftliche Entwicklung<br />

28 ​Anders teilhaben – input inkusiv gGmbH: der ANDERE Leistungsanbieter<br />

30 Zentralbereich Personalmarketing – Modernes Personalmanagement<br />

32 Sozialpolitischer Beitrag – Deutsches Bildungssystem... Zeit für neue Würfe!<br />

36 Überblick<br />

38 <strong>Pfennigparade</strong> Ernst-Barlach-Schulen GmbH<br />

40 <strong>Pfennigparade</strong> Phoenix Schulen und Kitas GmbH<br />

42 Überblick<br />

44 <strong>Pfennigparade</strong> VUB GmbH<br />

46 <strong>Pfennigparade</strong> WKM GmbH<br />

48 <strong>Pfennigparade</strong> VSB GmbH<br />

50 <strong>Pfennigparade</strong> BKG GmbH<br />

52 <strong>Pfennigparade</strong> PSG GmbH<br />

54 <strong>Pfennigparade</strong> SIGMETA GmbH<br />

56 Kunstworkshop mit der „Groupe Smirage“ –<br />

Ein neuer Weg in der Personalentwicklung... findet PAYBACK<br />

58 <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH<br />

60 Überblick<br />

62 <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH<br />

64 Kinderhaus Atemreich GmbH<br />

66 <strong>Pfennigparade</strong> VIVO GmbH<br />

68 <strong>Pfennigparade</strong> REVERSY GmbH<br />

70 Ambulant betreutes Wohnen<br />

72 Überblick<br />

74 Beratung, Freiwilligendienste und Kultur<br />

76 Medizin und Therapie<br />

78 <strong>Pfennigparade</strong> Ambulante Dienste GmbH<br />

80 Überblick<br />

82 Forum am Luitpold<br />

84 Bibliothek und Kulturforum<br />

86 Natur, Sport und Freizeit – Sportln auf der INSEL<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

88 Impressum & Anfahrt<br />

Anmerkung: Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und des Leseflusses wird im Text bei Personenbezeichnungen die<br />

männliche Form verwendet. Gemeint ist dabei immer auch die weibliche Form.<br />

2 3


STIFTUNG<br />

PFENNIGPARADE<br />

WOFÜR WIR STEHEN<br />

1<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Rehabilitation<br />

Teilhabe<br />

Inklusion<br />

Begegnung<br />

Individualität<br />

Aktiv im Arbeitsleben<br />

Selbstbestimmt<br />

Beratung<br />

Gesundheit<br />

Nachhaltig<br />

Selbständiges Wohnen<br />

Lebensbejahend<br />

Lebensqualität<br />

Begleitung<br />

Interdisziplinär<br />

Medizin & Therapie aus einer Hand<br />

Bildung ohne Barrieren<br />

Förderung<br />

Wirtschaftlich<br />

Gemeinsam<br />

WOFÜR WIR STEHEN<br />

DIE PFENNIGPARADE – INKLUSION. INTEGRATION. TEILHABE.<br />

BUNT & VIELFÄLTIG WIE DAS LEBEN<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> bietet eine vielschichtige Grundlage für die Teilhabe vor allem von Menschen<br />

mit Körperbehinderung und versteht sich als Motor zur Begegnung von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung. Wir wollen aktiver Förderer einer inklusiven Gesellschaft sein.<br />

Jedoch werden Integration und Rehabilitation auf diesem Weg auch weiter permanente<br />

Begleiter sein. Diese Ziele fordern von uns, unsere bisherigen Angebote im Hinblick auf<br />

Inklusion zu schärfen, Regelangebote für Menschen mit Behinderung möglich zu machen<br />

und gleichzeitig unsere bestehenden Angebote für Menschen ohne Behinderung zu öffnen.<br />

INDIVIDUALITÄT UND SELBSTBESTIMMUNG<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> ist Begleiter auf dem Weg zu einem weitgehend selbstbestimmten Leben.<br />

Ausgehend von der aktuellen Lebenssituation und der individuellen Entwicklung bietet sie<br />

Hilfe zur Selbsthilfe. Berücksichtigung findet insbesondere das persönliche Streben nach<br />

individueller Lebensqualität.<br />

ZIEL IST ES, DASS MÖGLICHST JEDER MENSCH MIT BEHINDERUNG<br />

EINE SELBSTBESTIMMTE UND TEILHABENDE POSITION<br />

IN DER GESELLSCHAFT EINNEHMEN KANN.<br />

INNOVATION<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> wendet unterschiedliche, mitunter ungewöhnliche Denk- und Handlungsweisen<br />

an. Durch ihre interdisziplinäre Arbeitsweise schafft sie neue Ideen und Modelle.<br />

Sie bietet spezielle Lösungen und Angebote für den Einzelnen. Eine inklusive Gesellschaft<br />

braucht diese innovativen und sinnstiftenden Angebote.<br />

INTERESSENVERTRETUNG UND EMPOWERMENT<br />

Menschen mit Behinderung vertreten ihre Interessen selbst. Die <strong>Pfennigparade</strong> stärkt die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit. Sie handelt daher immer auch<br />

als Sprachrohr. Meinungen und Positionen von Menschen mit Behinderung finden dadurch<br />

Gehör.<br />

QUALITÄT UND WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />

Maßstab unseres Handelns sind die Menschen, die wir begleiten. Unsere Arbeit organisieren<br />

wir nachhaltig, risikoarm und wirtschaftlich stabil.<br />

4 5


BERICHT DES VORSTANDS<br />

ZUR ENTWICKLUNG DER GRUPPE<br />

PFENNIGPARADE 2018/2019<br />

ENTWICKLUNG DER GRUPPE<br />

1<br />

↑ Die Vorstände der <strong>Pfennigparade</strong>: Dr. Jochen Walter<br />

(links) und Ernst-Albrecht von Moreau (rechts)<br />

ENTWICKLUNG DER GRUPPE PFENNIGPARADE<br />

Für die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> und ihre 16 Tochtergesellschaften<br />

geht ein insgesamt erfolgreicher Berichtszeitraum<br />

(Sommer 2018 bis Sommer 2019) zu Ende.<br />

Bei unseren durch die Öffentliche Hand finanzierten<br />

Bildungs-, Rehabilitations- und Pflegeleistungen können<br />

mit den zuständigen Leistungsträgern, also auch<br />

mit dem für uns zuständigen überörtlichen Sozialhilfeträger<br />

Bezirk Oberbayern, aufgrund verbesserter<br />

fiskalpolitischer Rahmenbedingungen teilweise wieder<br />

Preiserhöhungen vereinbart werden. Grundsätzlich<br />

entsprechen diese den gestiegenen Personal- und<br />

Sachkosten im gleichen Zeitraum. Jedoch müssen wir,<br />

wie andere Leistungsanbieter auch – insbesondere<br />

in unseren Wohnbereichen – zunehmend mit Zeitarbeit<br />

und ergänzenden Pflegediensten operieren, um<br />

krankheitsbedingte Ausfall zeiten aufzufangen oder<br />

temporär nicht besetzte Stellen zu kompensieren. Dies<br />

führt zu erheblichen Kostensteigerungen, die bisher<br />

nicht ausreichend refinanziert werden. Außerdem sind<br />

zunehmend längere Ausfallszeiten von Bewohnern –<br />

beispielsweise durch Krankenhaus aufenthalte und<br />

anschließende, medizinische Reha – zu verzeichnen,<br />

bei denen die Vergütungen für unsere Leistungen entfallen,<br />

unsere Vorhaltekosten jedoch nicht. Zu dieser<br />

sich verschärfenden Problematik haben Gespräche<br />

mit dem Bezirk Oberbayern stattgefunden, die zu<br />

einem vorläufigen Kompromiss geführt haben. Die<br />

zukünftigen Entwicklungen werden gegebenenfalls<br />

weitere Gespräche notwendig machen.<br />

Die Anzahl unserer Reha-Kunden nahm in 2018 mit<br />

2.435 (2017: 2.384) um rund zwei Prozent zu. Die Anzahl<br />

der Patienten in Medizin und Therapie stieg von 2.976<br />

(2017) auf 3.096 (2018) um rund vier Prozent. Dies zeigt,<br />

dass sich sowohl die schon lange bestehenden als auch<br />

unsere neuen Rehabilitations- und Teilhabeangebote<br />

weiterhin guter Nachfrage erfreuen.<br />

Die insgesamt gute Konjunktur bei unseren Firmenkunden,<br />

also den Auftraggebern für unsere Werkstattgesellschaften<br />

sowie für unser Inklusionsunternehmen,<br />

hat sich erfreulicherweise im Berichtsjahr<br />

auch in weitere Auftragssteigerungen umgesetzt.<br />

Jedoch vergeben insbesondere unsere großen Firmenkunden<br />

zunehmend sehr umfangreiche Prozessketten<br />

an vorwiegend international agierende<br />

Dienstleister. Damit sinkt das Potenzial an „Nischen“,<br />

die wir mit unseren Möglichkeiten besetzen können.<br />

Unsere Aufgabe ist es zunehmend, gemeinsam mit<br />

unseren Firmenkunden Gegentrends und zu unseren<br />

Kompetenzen passende Nischen bewusst aufzuspüren.<br />

Die Erlöse aus Lieferungen und Leistungen (Markterlöse)<br />

sind in 2018 gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent<br />

gestiegen. Die Erlöse aus Teilhabe- und Rehaleistungen<br />

(Bildung, Arbeit, Wohnen, Pflege, Medizin und Therapie)<br />

stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent<br />

und die Schulerlöse sanken um 2,9 Prozent. Dies führte<br />

insgesamt zu einer Steigerung der Umsatzerlöse von<br />

3,9 Prozent.<br />

Zum 31.12.2018 beschäftigten wir 1.730 tarifgebundene<br />

Mitarbeiter inkl. Organe (2017: 1.672) und 542 Mitarbeiter<br />

mit Behinderung in unserer Werkstatt für behinderte<br />

Menschen auf Basis eines arbeitnehmerähnlichen<br />

Rechtsverhältnisses (Vorjahr: 524). Im selben Jahr wurden<br />

insgesamt 11.426 T € (2017: 11.248 T€) an Löhnen<br />

und Gehältern für behinderte Mitarbeiter in unserer<br />

Werkstatt für behinderte Menschen sowie in unserer<br />

Integrationsfirma ausgezahlt. Unsere Dienstleistungsfirmen<br />

haben im Jahr 2018 für insgesamt 487 Firmenkunden<br />

(2017: 438) Leistungen erbracht.<br />

Das operative wirtschaftliche Ergebnis des Geschäftsjahres<br />

2018 war nicht zufriedenstellend. Im Berichtszeitraum<br />

konnten jedoch wiederum erhebliche Mittel<br />

in die Ausstattung unserer Gebäude und Sachanlagen<br />

und damit in die Qualität unserer Dienst- und Betreuungsleistungen<br />

investiert werden. Hervorzuheben sind<br />

die Ausstattung verschiedener Wohneinrichtungen sowie<br />

verschiedener Standorte unserer Werkstatt für<br />

behinderte Menschen.<br />

Für die Wohnanlage in Grünwald mit 18 Plätzen für erwachsene<br />

Menschen mit erworbener Hirnschädigung<br />

sowie für das Schülerwohnen im Münchner Norden mit<br />

24 Plätzen planen wir Umzüge in moderne Räumlichkeiten.<br />

Diese Häuser werden von privaten oder städtischen<br />

Wohnungsbauunternehmen realisiert und sollen<br />

in den Jahren 2020 und 2021 bezugsfertig sein. Im<br />

Olympiadorf entstehen circa acht Wohnplätze für Menschen<br />

mit Autismus, die unsere Angebote zunehmend<br />

nachfragen.<br />

Die Mehrgenerationenanlage „Forum am Luitpold“ in<br />

München – eine Wohnanlage für ältere Menschen mit<br />

und ohne Behinderung, ein Kinderhaus sowie verschiedene<br />

Gemeinschaftseinrichtungen mit einem Gesamtbaukostenvolumen<br />

von rund 28 Mio. Euro – die wir nach<br />

mehrjähriger Bauzeit Anfang 2016 in Betrieb nehmen<br />

konnten – ist voll ausgelastet und entwickelt sich insgesamt<br />

sehr lebendig.<br />

Auf der „INSEL“ im Englischen Garten am Oberföhringer<br />

Wehr reaktivieren wir ein Sportgelände, um es<br />

zu einem barrierefreien Ort der Begegnung zwischen<br />

Menschen mit und ohne Behinderung aus der Region<br />

zu machen und dort inklusive Natur-, Sport- und<br />

Freizeitangebote zu ermöglichen. Da es hierfür keine<br />

Regelfinanzierung gibt, wird das Projekt ausschließlich<br />

durch Förder- und Spendengelder realisiert.<br />

Zur Weiterentwicklung der haus- und fachärztlichen<br />

Versorgung für Menschen mit Behinderung<br />

innerhalb und außerhalb der <strong>Pfennigparade</strong> haben<br />

wir unsere seit Jahren auf der Basis einer Institutsermächtigung<br />

geführte Arztpraxis im Laufe 2017 in<br />

ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) umgewandelt.<br />

Des Weiteren haben wir – ebenfalls im<br />

Jahre 2017 - die spezialmedizinische Versorgung für<br />

besonders schwer betroffene Menschen mit Behinderung<br />

in Form eines neuerdings im Sozialgesetzbuch<br />

V verankerten Medizinischen Zentrums für<br />

erwachsene Menschen mit Behinderung (MZEB)<br />

etabliert. Beide medizinischen Einrichtungen haben<br />

auch in 2018 noch erhebliche Anlaufverluste zu verzeichnen.<br />

UMSETZUNG DES NEUEN TEILHABE-<br />

GESETZES IN VOLLEM GANGE<br />

Ende 2016 wurde nach jahrelangen Vorarbeiten und<br />

äußerst kontroversen Debatten im Zuge des neuen<br />

Bundesteilhabegesetzes (BTHG) eine umfassende<br />

Reform der Eingliederungshilfe beschlossen. Sie<br />

tritt stufenweise bis 2020 bzw. 2023 in Kraft. Mit der<br />

Umsetzung der neuen Regelungen steht allen Beteiligten<br />

ein Kraftakt bevor. Es gilt, gemeinsam mit<br />

Leistungsempfängern, Leistungserbringern und<br />

Leistungsträgern realistische und handhabbare<br />

Lösungen zu schaffen und dabei das Ziel der möglichst<br />

umfassenden Teilhabe immer im Auge zu behalten.<br />

Dabei gibt es erheblichen Gestaltungsspielraum<br />

sowohl auf Länderebene als auch auf Ebene<br />

der örtlichen und überörtlichen Leistungserbringung.<br />

Bereits am 17. Januar 2018 trat der erste Teil des sogenannten<br />

„Bayerischen Teilhabegesetzes“ (BayTHG I)<br />

in Kraft. Es setzt die Maßgaben des Bundesteilhabegesetzes<br />

auf Landesebene um. So wurden etwa die<br />

Zuständigkeiten für bestimmte Leistungen neu geregelt,<br />

damit Menschen mit Behinderungen künftig<br />

in Bayern Leistungen „wie aus einer Hand“ erhalten<br />

sollen. Die Bayerischen Bezirke werden deshalb<br />

neben der Eingliederungshilfe auch vollumfänglich<br />

als Träger für die Hilfe zur Pflege sowie in weiten<br />

Teilen als Träger für die Grundsicherung von Menschen<br />

mit Behinderung zuständig. Nach intensiven<br />

Verhandlungsrunden konnten sich die Verbände<br />

der Leistungserbringer, die Interessenvertretungen<br />

der Menschen mit Behinderungen sowie die bayerischen<br />

Bezirke nun auf einen gemeinsamen Weg zur<br />

Umsetzung einer der wesentlichen Bestimmungen<br />

durch das Bundesteilhabegesetz ab dem 01.01.2020<br />

in Bayern verständigen. Für den bisher stationären,<br />

ab nächstem Jahr dann gemeinschaftlich genutzten<br />

Wohnraum wurde eine sogenannte Überleitungsvereinbarung<br />

auf den Weg gebracht, die die größte<br />

Änderung, die Trennung von Grundsicherungs- und<br />

Fachleistungen, regelt. Das Bundesteilhabegesetz<br />

hat den Akteuren jedoch weitere Aufgaben ins Pflichtenheft<br />

geschrieben. Die Verhandlungen werden<br />

daher nahtlos fortgesetzt, um zum Beispiel passgenauere<br />

Leistungsangebote für Menschen mit Behinderungen<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

6<br />

7


BERICHT DES VORSTANDS<br />

ZUR ENTWICKLUNG DER GRUPPE<br />

PFENNIGPARADE 2018/2019<br />

ENTWICKLUNG DER GRUPPE<br />

1<br />

Mit dem Abschluss der Überleitungsvereinbarung fiel<br />

zugleich der Startschuss für Einrichtungsträger in<br />

ganz Bayern, diese Vereinbarung für gemeinschaftlich<br />

genutzten Wohnraum umzusetzen. So müssen etwa<br />

Gebäude ausgemessen und neu bewertet werden,<br />

neue Verträge mit den Reha-Kunden sind zu schließen<br />

und mit den Kostenträgern müssen die neuen Zahlungsströme<br />

abgestimmt werden. Wir arbeiten zusammen<br />

mit dem Bezirk Oberbayern unter Hochdruck an<br />

der fristgerechten Umsetzung, um einen reibungslosen<br />

Übergang in „die neue Zeit“ ab dem 01.01.2020 für<br />

unsere Reha-Kunden zu gewährleisten.<br />

Die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> ist im gesamten Umsetzungsprozess<br />

des bayerischen Teilhabegesetzes auf<br />

Landes- und Bezirksebene mittelbar und unmittelbar<br />

beteiligt und setzt sich vehement dafür ein, dass die<br />

gegebenen Gestaltungsspielräume zugunsten der<br />

Betroffenen und möglichst zugunsten klarer, einfach<br />

handhabbarer beziehungsweise nicht zu komplexer<br />

Regelungen ausgeschöpft werden.<br />

Der durch das BTHG neu geschaffene §60 SGB IX sieht<br />

Alternativen zur etablierten Werkstatt für Menschen mit<br />

Behinderung (WfbM) vor. Die <strong>Pfennigparade</strong> hat sich gemeinsam<br />

mit zwei weiteren großen Werkstatt-Trägern in<br />

München – der Lebenshilfe-Werkstatt GmbH und der<br />

AWO München ConceptLiving GmbH – auf den Weg gemacht,<br />

einen sogenannten Anderen Leistungsanbieter<br />

für berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung zu<br />

etablieren und hierzu im Juni die „input inklusiv gGmbH“<br />

gegründet (siehe auch S. 28 - 29).<br />

UMSETZUNG UNSERER STRATEGISCHEN<br />

AUSRICHTUNG KOMMT WEITER VORAN<br />

Wir wollen mit dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung<br />

dort lernen, wohnen und arbeiten, wo andere<br />

auch lernen, wohnen und arbeiten. Unsere strategische<br />

Ausrichtung sieht daher unter anderem vor,<br />

zunehmend Angebote gemeinsam für Menschen mit<br />

und ohne Behinderung zu realisieren bzw. die Begegnung<br />

von Menschen mit und ohne Behinderung alltäglich<br />

möglich zu machen. Außerdem wollen wir unsere<br />

Aktivitäten, Angebote und Standorte noch stärker mit<br />

den jeweiligen Sozialräumen vernetzen.<br />

Unsere<br />

inklusiven Schulen für Schüler mit<br />

und ohne Behinderung,<br />

inklusiven Kinderhäuser für Kinder mit<br />

und ohne Behinderung,<br />

dezentralen und qualitativ hochwertigen<br />

Wohnangebote in vielen Münchner Stadtteilen,<br />

inklusiven Sport- und Freizeitprojekte<br />

„Sportln – Gemeinsam mehr erleben“,<br />

von Werkstattbeschäftigten betriebenen Standorte<br />

in München wie Postagentur, Münchner Bücherkiste,<br />

Café Beans and Books, Gärtnerei am Hart,<br />

Kerzen-Atelier, Kreativlabor, MouseArt-Shop,<br />

Ateliers behinderter Künstler mit ihren vielen<br />

Ausstellungen und Aktivitäten,<br />

im Rahmen von Werk- und Dienstleistungsverträgen<br />

oder der gemeinnützigen Arbeitnehmerüberlassung<br />

in vielen Münchner Wirtschaftsunternehmen tätigen<br />

Mitarbeiter,<br />

Social Days mit einer wachsenden Zahl<br />

an Unternehmen sowie<br />

Social Media-Aktivitäten mit inklusiven<br />

Redaktionsteams<br />

sorgen für unzählige Begegnungen, Kontakte und<br />

Kooperationen zwischen Menschen mit und ohne<br />

Behinderung auf Augenhöhe. Hier sind wir auch im<br />

letzten Jahr erheblich weitergekommen.<br />

PFENNIGPARADE 2025<br />

Bereits seit 2006 haben wir gute Erfahrungen damit<br />

gemacht, Strategien und Ziele der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong><br />

für eine längere Periode im Voraus zu planen.<br />

Auf diese Weise hatten wir stets einen Kompass vor<br />

Augen, waren jedoch flexibel genug, um uns auf unvorhergesehene<br />

Entwicklungen einzustellen. Wir wollen<br />

uns vom Herbst 2019 bis zum Herbst 2020 wieder<br />

ausführlich mit der Zukunft beschäftigen und unsere<br />

strategischen Ziele für den Zeitraum von 2021 bis 2025<br />

sowohl für die <strong>Pfennigparade</strong> insgesamt als auch für<br />

unsere großen Aufgabenfelder Bildung & Erziehung,<br />

Wohnen & selbstbestimmtes Leben, Arbeit & Beschäftigung,<br />

Gesundheit & Beratung sowie Personal<br />

und Organisation erarbeiten. Den Prozess zur Strategieentwicklung<br />

haben wir in vier Phasen gegliedert:<br />

Informationssammlung, Strategieerarbeitung, Realitätscheck<br />

und Finale Präsentation. Sowohl unsere<br />

Reha-Kunden als auch unsere Mitarbeiter sowie ausgewählte<br />

Kooperationspartner und weitere Stakeholder<br />

sind in den unterschiedlichen Phasen – auch über<br />

digitale Beteiligungstools – eingebunden.<br />

PERSPEKTIVEN DER DIGITALISIERUNG IN DER<br />

PFENNIGPARADE<br />

„Die“ Digitalisierung macht auch um die Sozialwirtschaft<br />

keinen Bogen. Etwas zeitversetzt zu anderen<br />

Branchen halten KI, Arbeit 4.0 und andere Mega-Trends<br />

auch bei uns Einzug. Wir sehen mindestens vier Entwicklungsrichtungen<br />

für eine zunehmende „Digitalisierung“<br />

in der <strong>Pfennigparade</strong>:<br />

Digitale Leistungs- und Geschäftsprozesse:<br />

zum Beispiel Förder- und Pflegeplanung und -dokumentation,<br />

Dokumentation auf mobilen Endgeräten,<br />

Leistungsabrechnung, Projektakten, CRM, Dienstleistungs-Faktura.<br />

Digitale interne und externe Kommunikation:<br />

zum Beispiel Social Media, digitale Kommunikation in<br />

Projekten, Organisationseinheiten und Gremien sowie<br />

mit unseren Kunden, Portal für Interessenten, Mitarbeiter-Informations-Plattform,<br />

digitale Unterstützung<br />

von Beratungsprozessen, digitale Befragungs- und Beteiligungsprozesse.<br />

Digitale Assistenz-Anwendungen und –Angebote<br />

für unsere Reha-Kunden:<br />

zum Beispiel <strong>Pfennigparade</strong> und/oder einzelne Reha-<br />

Kunden als Tester, Unterstützer, Anwender oder Kooperationspartner<br />

von Anbietern: Identifikation relevanter<br />

Anwendungen/Produkte und deren Weiterentwicklung<br />

für Reha-Kunden.<br />

Digitale Verwaltungsprozesse:<br />

zum Beispiel Dienstplanung, Reisekostenabrechnung,<br />

dezentrale Kassen, Qualitäts- und Prozessmanagement,<br />

elektronische Rechnungsbearbeitung,<br />

Schnittstellen-Management, Kooperation mit Dritten<br />

(Leistungsträger, Fahrdienste u.v.m.).<br />

Auch wenn wir noch am Anfang einer Entwicklung<br />

stehen, so gibt es bereits viele Initiativen und Ansätze<br />

sowie eine Reihe von „Digitalisierungsprojekten“ in<br />

der <strong>Pfennigparade</strong>. Sowohl in Bezug auf unsere externe<br />

und interne Kommunikation, die Teilhabe von<br />

Menschen mit Behinderung als auch in Bezug auf<br />

effizientere Prozesse innerhalb unserer Organisation<br />

sehen wir die größten Chancen dieser Entwicklung.<br />

Die digitale Transformation ist aus unserer<br />

Sicht nicht in erster Linie eine technische Herausforderung.<br />

Vielmehr sind unterschiedliche organisationale,<br />

sozialpolitische und gesellschaftliche Herausforderungen<br />

zu bewältigen, die letztlich eine<br />

Gesamtstrategie der Hauptakteure – nicht nur in der<br />

Sozialwirtschaft – erfordern. Zugleich haben wir<br />

mögliche Risiken bewusst im Blick; insbesondere<br />

Datenschutz und Informationssicherheit haben bei<br />

uns eine hohe Priorität.<br />

8 9


BERICHT DES VORSTANDS ZUR ENTWICKLUNG DER<br />

GRUPPE PFENNIGPARADE 2018/2019<br />

ENTWICKLUNGEN IM EINZELNEN<br />

ENTWICKLUNGEN IM EINZELNEN<br />

1<br />

↑ Dr. Jochen Walter und Dr. Michael Kerkloh bei der<br />

feierlichen Eröffnung der Vernissage am Flughafen<br />

München.<br />

↑ Am 5. Juli 2019 feierte die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

den Spatenstich für die neuen Baumaßnahmen auf<br />

der INSEL.<br />

↑ Der Kletterturm und die RaceRunner waren am<br />

Messestand der <strong>Pfennigparade</strong> der Hingucker.<br />

↑ Unter dem Motto „Mach dich fit“ kamen die Teilnehmer<br />

ins Schwitzen: Neben gesunder Ernährung<br />

und mentaler Stärkung lernten sie spielerisch, wie sie<br />

sich im Alltag fit halten können.<br />

INKLUSION DURCH KUNST<br />

Der Flughafen München zeigt einzigartige<br />

Werke der „Groupe Smirage“. Gelebte<br />

Inklusion und das Auflösen von Grenzen<br />

– hierfür stehen der Flughafen München<br />

und die <strong>Pfennigparade</strong> gleichermaßen.<br />

Ob am Boden oder in der Luft,<br />

beide sorgen mit ihren Angeboten und<br />

Leistungen dafür, dass Menschen sich<br />

unkompliziert begegnen können und<br />

ihre individuellen Ziele erreichen. Das<br />

machten Flughafen-Chef Dr. Michael<br />

Kerkloh und Dr. Jochen Walter bei der<br />

feierlichen Eröffnung der Dauerausstellung<br />

„KUNST Flüge“ am 23.10.2018 am<br />

Münchner Airport deutlich. Entstanden<br />

sind die facettenreichen, farbenfrohen<br />

Kunstwerke, die im Mitarbeitercasino im<br />

Terminal 2 ausgestellt sind, in unserer<br />

Ateliergemeinschaft „Groupe Smirage“.<br />

Auch am Flughafen spielt Inklusion eine<br />

wichtige Rolle: Dort hat man es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, Mitarbeiter mit Einschränkungen<br />

ihren Ressourcen und<br />

Bedürfnissen entsprechend optimal einzusetzen<br />

und in die Arbeitswelt am Airport<br />

zu integrieren. Die Vernissage mit<br />

der anschließenden Wechselausstellung<br />

setzte den Startschuss für eine inklusive<br />

Kooperation.<br />

EINE INSEL FÜR BUNTES MITEINANDER<br />

„Träumen, denken, leben“: Unter dieses<br />

Motto stellte Landtagsabgeordnete<br />

und Präsidentin des Behinderten- und<br />

Rehabilitations-Sportverbands Bayern<br />

(BVS) Diana Stachowitz ihr Grußwort<br />

beim Spatenstich für den Ausbau<br />

des inklusiven Freizeitgeländes INSEL<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong>. Bei strahlendem<br />

Sonnenschein begrüßte unser<br />

Vorstand Ernst-Albrecht von Moreau<br />

die geladenen Gäste, Nachbarn und<br />

Pressevertreter. Ebenfalls beim Auftakt<br />

vertreten waren Oswald Utz, Behindertenbeauftragter<br />

der Landeshauptstadt<br />

sowie Mathias Wesinger, Geschäftsführer<br />

unseres langjährigen sozialen<br />

Partners hagebaumarkt München. Für<br />

die Verbindung von Natur und inklusiven<br />

Freizeitangeboten wurde die INSEL<br />

zudem als offizielles Projekt der UN-<br />

Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen<br />

des Sonder wettbewerbs „Soziale Natur<br />

– Natur für alle“ ausgezeichnet. Sie<br />

trägt dazu bei, die gemeinsamen, weltweiten<br />

Ziele zum Erhalt der Biologischen<br />

Vielfalt zu erreichen. Den Preis übergab<br />

Stadträtin Angelika Pilz-Strasser. Mit<br />

den neuen Baumaßnahmen soll das<br />

8.000 Quadratmeter große Areal direkt<br />

an der Isar ausgebaut und barrierefrei<br />

umgestaltet werden. Entstehen soll das<br />

inklusive Freizeitgelände INSEL – ein<br />

Ort der Vielfalt für ein buntes Miteinander<br />

von Menschen mit und ohne Behinderung.<br />

Die Pfennig parade und der TSV<br />

1860 München werden auf der INSEL<br />

zudem ein RaceRunning-Wettkampfteam<br />

aufbauen. Gemein sames Ziel ist,<br />

den Betrieb eines Olympia-Stützpunktes<br />

mit optimalen Trainingsbedingungen für<br />

Leistungssportler vorzubereiten.<br />

WERKSTÄTTEN:MESSE 2019<br />

Das diesjährige Motto der Klassischen<br />

Werkstatt der <strong>Pfennigparade</strong> bei der<br />

Werkstätten:Messe in Nürnberg lautete:<br />

Sportln! So stand es meterhoch am Kletterturm,<br />

der den Stand dominierte, wie<br />

immer professionell gestaltet von Teamleiter<br />

Markus Mair und seinen Kollegen.<br />

Und gemeinsam mit dem TSV 1860 München<br />

sowie dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband<br />

Bayern (BVS) wurden<br />

auch unsere RaceRunner vorgestellt.<br />

Zahlreiche Interessierte nutzten die Gelegenheit,<br />

selbst auszuprobieren, wie dieses<br />

neue Sportgerät zu nutzen ist. Auch die<br />

„we climb“ Kletterprodukte und unsere inklusiven<br />

Sportangebote lockten an allen<br />

vier Tagen der Messe viele Besucher an<br />

den Stand.<br />

↑ Mit der Gründung der <strong>Pfennigparade</strong> SIGMETA<br />

GmbH zeigte Reinhard Männer, dass Inklusion auf<br />

hohem Niveau umgesetzt werden kann.<br />

VERABSCHIEDUNG R. MÄNNER<br />

Nach über 42 Jahren Einsatz für die<br />

<strong>Pfennigparade</strong>, davon 20 Jahre als Geschäftsführer,<br />

wurde Reinhard Männer<br />

Ende letzten Jahres feierlich in den<br />

wohl verdienten Ruhestand verabschiedet.<br />

Er hat damit rund zwei Drittel der<br />

Geschichte der <strong>Pfennigparade</strong> aktiv mitgestaltet.<br />

Wir sind ihm zu großem Dank<br />

verpflichtet!<br />

FACHTAGE FÜR WERKSTATT-<br />

BESCHÄFTIGTE AUF BETRIEBS-<br />

INTEGRIERTEN ARBEITSPLÄTZEN<br />

Seit fünf Jahren ist die <strong>Pfennigparade</strong> an<br />

der Planung und Umsetzung des Fachtags<br />

für ausgelagerte Arbeitsplätze beteiligt.<br />

Die Veranstaltung ist eine Möglichkeit<br />

zur beruflichen Weiterbildung für<br />

Werkstattbeschäftigte. Zu einem Hauptthema<br />

können verschiedene Workshops<br />

besucht werden, man diskutiert mit anderen<br />

und tauscht sich über berufliche<br />

Erfahrungen aus. 2018 lag der Fokus auf<br />

dem Thema „Kommunikation“, in diesem<br />

Jahr auf dem Thema „Gesundheit“.<br />

↑ Einmal im Monat öffnen die Repair-Cafés ihre<br />

Türen. Unsere Tüftler und Bastler bringen dann die<br />

defekten Elektrogeräte wieder zum Laufen.<br />

ENTWICKLUNG DER REPAIR-CAFÉS<br />

Die Repair-Cafés in Moosach und in Unterschleißheim<br />

sind mittlerweile aus den<br />

jeweiligen Stadtvierteln nicht mehr wegzudenken<br />

und wichtiger Teil sozialraumorientierter<br />

Angebote: Neben vielen zufriedenen<br />

Kunden sind ehrenamtliche<br />

Fachleute ebenso wie Reha-Kunden der<br />

Förderstätte und der Klassischen Werkstatt<br />

mit einbezogen. Neben der Verbesserung<br />

des Bekanntheitsgrades konnten<br />

Kontakte zu den unterschiedlichsten Insti<br />

tutionen vor Ort geknüpft werden. Das<br />

Ergebnis waren diverse Veranstaltungen<br />

im Haus mit Referenten aus diesem Netzwerk.<br />

Die Themen drehten sich hauptsächlich<br />

um Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />

↑ Die Vorstände der Pfennigprarade:<br />

Dr. Jochen Walter (links) und Ernst-Albrecht von Moreau (rechts)<br />

Die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> blickt zurück auf zwölf erfolgreiche<br />

Monate, während derer wir weiter dazu beigetragen<br />

haben, Inklusion in vielen Bereichen der Gesellschaft ganz<br />

konkret mit Leben zu füllen. Auch strategisch konnten wir<br />

hierfür auf politischer, gesellschaftlicher und alltäglicher<br />

Ebene wichtige Weichen stellen und nachhaltige Impulse<br />

geben. All das ist uns nur möglich dank des vielfältigen<br />

Engagements unserer Unterstützer: treue Spender<br />

und Mitglieder, Angehörige der von uns geförderten behinderten<br />

Menschen, Kooperationspartner, Firmenkunden,<br />

öffentliche Kostenträger und Reha-Kunden, Betriebsräte,<br />

Ehrenamtliche, Bundesfreiwillige und junge Menschen im<br />

Freiwilligen Sozialen Jahr sowie die ehrenamtlichen Mitglieder<br />

unserer Beiräte und des <strong>Stiftung</strong>srates.<br />

Danke, dass Sie uns bei der erfolgreichen Weiterentwicklung<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> unterstützen!<br />

Dr. Jochen Walter<br />

Vorstand<br />

Ernst-Albrecht von Moreau<br />

Vorstand<br />

10 11


ORGANISATIONSAUFBAU DER GRUPPE PFENNIGPARADE<br />

STIFTUNGSRAT UND ORGANIGRAMM<br />

ORGANISATIONSAUFBAU<br />

ORGANIGRAMM<br />

1<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat der <strong>Pfennigparade</strong> ist ein Kontroll- und Beratungsorgan. Sein Aufgabengebiet entspricht<br />

in etwa dem eines Aufsichtsrates einer Aktiengesellschaft. Zu seinen Aufgaben zählen etwa die Feststellung<br />

des Jahresabschlusses, die Ernennung von Vorstandsmitgliedern oder die Kontrolle der Verwendung<br />

der <strong>Stiftung</strong>smittel.<br />

DER STIFTUNGSRAT<br />

Die Mitglieder des <strong>Stiftung</strong>srats der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> sind Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie<br />

üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Es sind Damen und Herren aus dem Bank-, Bildungs- und Verbandswesen,<br />

der Wissenschaft, Medizin, Industrie und Wirtschaft, und Menschen, die selbst oder in ihrer Familie von<br />

einer Körperbehinderung betroffen sind.<br />

STIFTUNGSRAT<br />

Vorsitzende Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan, Stellv. Vorsitzender Dr. Thomas Wittig,<br />

Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll, Silvia Gattermann, Frank Hurtmanns, Dr. Susanne May,<br />

Ulrich Mönius, Prof. Dr. Werner Ploetz, Dr. Mario Prosiegel, Werner Schwarz,<br />

Prof. Dr. Beate Sodian<br />

VORSTAND<br />

Dr. Jochen Walter, Ernst-Albrecht von Moreau<br />

PROF. DR. ANGELIKA<br />

SPECK-HAMDAN<br />

Vorsitzende<br />

DR. THOMAS WITTIG<br />

Stellvertretender<br />

Vorsitzender<br />

Marketing,<br />

Kommunikation<br />

und Spenden<br />

Recht und<br />

allg. Verwaltung<br />

BILDUNG<br />

ZENTRALBEREICHE<br />

Beratung und<br />

Freiwilligendienste<br />

IT-Steuerung<br />

und Controlling<br />

Finanzen<br />

Personalmarketing<br />

TOCHTERGESELLSCHAFTEN<br />

WOHNEN<br />

Therapie und<br />

Gesundheit<br />

Immobilien<br />

GEMEINSAM DER INKLUSION<br />

VERPFLICHTET<br />

Die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> setzt<br />

sich aus der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

und deren Tochtergesellschaften<br />

zusammen. Die <strong>Stiftung</strong> fungiert<br />

als Dachorganisation und steht als<br />

Gesellschafterin über der Organisationseinheit<br />

der Gruppe. Mit ihren<br />

Zentralbereichen übernimmt sie<br />

übergeordnete Managementaufgaben<br />

wie etwa Personalwesen,<br />

Marketing und Kommuni kation oder<br />

Finanzen und Controlling.<br />

PROF. DR. FABIENNE<br />

BECKER-STOLL<br />

SILVIA GATTERMANN FRANK HURTMANNS DR. SUSANNE MAY ULRICH MÖNIUS<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Ernst-<br />

Barlach-<br />

Schulen<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

BKG<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Phoenix<br />

Schulen &<br />

Kitas<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Perspektive<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

PSG<br />

GmbH<br />

Kinderhaus<br />

AtemReich<br />

GmbH<br />

ARBEIT<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

VUB<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

REVERSY<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

VSB<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Vivo<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

SIGMETA<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

WKM<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Ambulante<br />

Dienste<br />

GmbH<br />

input inklusiv<br />

gGmbH<br />

Das Kerngeschäft findet dezentral<br />

in den 16 Tochtergesellschaften<br />

statt. Durch ihre interdisziplinäre<br />

Arbeitsweise bietet die Gruppe<br />

<strong>Pfennigparade</strong> individuelle Lösungen<br />

und Angebote für ihre<br />

Kunden und Mitarbeiter – angefangen<br />

bei Bildung, Arbeit und<br />

Wohnen bis hin zu unterstützenden<br />

Gesundheitsangeboten für<br />

Menschen mit Körperbehinderung.<br />

Mit ihren innovativen und<br />

sinnstiftenden Angeboten ist sie<br />

Wegbereiterin in eine inklusive<br />

Gesellschaft. Die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong><br />

ist nicht von fremden Gesellschaftern<br />

oder Interessen abhängig<br />

und politisch unabhängig.<br />

PROF. DR.<br />

WERNER PLOETZ<br />

DR. MARIO PROSIEGEL<br />

WERNER<br />

SCHWARZ<br />

PROF. DR.<br />

BEATE SODIAN<br />

MEDIZIN<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

MZEB<br />

GmbH<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

MVZ<br />

GmbH<br />

12 13


WEITERE HIGHLIGHTS<br />

2018/2019<br />

WEITERE HIGHLIGHTS<br />

1<br />

INKLUSIVER AZUBIMARKT VON<br />

HAGEBAUMARKT<br />

Zum zweiten Mal schlossen wir uns mit dem<br />

hagebaumarkt zusammen, um den „Inklusiven<br />

Azubimarkt“ in Unterföhring zu initiieren. Den<br />

kompletten August über stellten 65 hagebaumarkt-Auszubildende<br />

eigenverantwortlich ihr<br />

Können bei der Führung des hagebaumarktes<br />

unter Beweis. Unterstützt wurden die Nachwuchskräfte<br />

an vierzehn Tagen von zehn unserer<br />

Mitarbeiter mit Körperbehinderung. Dieses<br />

Projekt stellt eine großartige Möglichkeit dar,<br />

um abseits der Tätigkeit bei der <strong>Pfennigparade</strong><br />

Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu<br />

sammeln.<br />

2018/2019<br />

Aug<br />

Sep<br />

AUSZEICHNUNG UNSERER<br />

BIBLIOTHEK MIT GÜTESIEGEL<br />

„Bibliotheken sind für unsere Schulen wichtige<br />

Experten“, so die Staatssekretärin Carolina<br />

Trautner. Sie übergab unserer Bibliothek unter<br />

der Leitung von Helmut Obst am 24. Oktober<br />

2018 das Gütesiegel „Bibliotheken – Partner<br />

der Schulen“. Das Bayerische Kultusministerium<br />

und das Bayerische Wissenschaftsministerium<br />

vergeben seit 2006 das Gütesiegel<br />

für die beispielhafte Zusammenarbeit von Bibliotheken<br />

und Schulen. Über die Vergabe der<br />

Auszeichnung entscheidet eine Fachjury.<br />

Okt<br />

Nov<br />

ERÖFFNUNG DES NEUEN INFOR-<br />

MATIONSPORTALS „WERKSTATT-<br />

FENSTER“<br />

Das Werkstattfenster ist ein inklusiv erarbeitetes<br />

Projekt der Medienschmiede und des Webwerks.<br />

Zu finden sind dort alle Informationen,<br />

die für Werkstattmitarbeiter wichtig sind: die<br />

Arbeitsangebote der klassischen Werkstatt inklusive<br />

Stellenangeboten für Werkstattmitarbeiter,<br />

der Speiseplan, Informationen zu Praktikumsplätzen,<br />

Qualifikationsmöglichkeiten und<br />

ABA-Kursen, Begleitenden Diensten wie dem<br />

Sozialdienst und dem psychologischen Dienst,<br />

aber auch Freizeitmöglichkeiten der <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

Dazu gibt es aktuelle Mitteilungen und<br />

eine Veranstaltungsübersicht.<br />

Dez<br />

Jan<br />

EHRUNG DURCH ILSE AIGNER<br />

Konstanze Riedmüller engagiert sich seit vielen<br />

Jahren für die Belange von Menschen mit Behinderung.<br />

Als Mutter eines mehrfach behinderten<br />

Sohnes setzt sie sich in verschiedenen<br />

Vereinen für die Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

von Menschen mit Handicap ein. Dafür<br />

ist sie von Landtagspräsidentin Ilse Aigner<br />

mit der Verfassungsmedaille in Silber ausgezeichnet<br />

worden. „Mit unermüdlichem Einsatz<br />

und einer außerordentlichen Sensibilität für die<br />

speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung<br />

tritt Frau Riedmüller in besonderer<br />

Weise für das Thema Inklusion und soziale Teilhabe<br />

ein“, hieß es bei der Verleihung der Verfassungsmedaille<br />

im Maximilianeum in München.<br />

2012 übernahm sie den Vorsitz des<br />

Landesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte<br />

Menschen. In der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

leitet die Juristin den Zentralbereich 2.<br />

Feb<br />

Mrz<br />

BEGRÜNUNG DER DACHTERRASSE<br />

MIT DER FIRMA ADOBE<br />

Zwölf Mitarbeiter der Firma Adobe zeigten im<br />

Rahmen eines Social Days ihren grünen Daumen<br />

und halfen der VSB GmbH, ihre Dachterrasse<br />

mit bunten Blumen zu gestalten. „Hier<br />

wird ja richtig gearbeitet“, die Helfer des Softwareunternehmens<br />

waren überrascht und<br />

gleichzeitig begeistert von der Vielseitigkeit,<br />

Flexibilität und Arbeitskraft unserer Werkstattmitarbeiter.<br />

So packten alle gemeinsam mit an<br />

und schafften einen Ort zum Wohlfühlen und<br />

Entspannen, Zusammenkommen und Plaudern.<br />

Apr<br />

Mai<br />

MAL‘ KEINE ZUCKERPUPPEN<br />

Diesen Titel wählten drei Künstlerinnen unserer<br />

„Groupe Smirage“, um ihren Blickwinkel auf<br />

das Frau-Sein im Rahmen einer Ausstellung<br />

im Münchner Frauenforum zu zeigen. Andere<br />

mit ihrer Kunst zu erreichen, zu bewegen und<br />

zu begeistern, ohne an die körperlichen Einschränkungen<br />

zu denken, das ist das Ziel der<br />

Künstlergruppe. Die Ausstellung „Mal‘ keine<br />

Zuckerpuppen“ konnte von Anfang Juni bis<br />

Ende Juli besucht werden.<br />

Jun<br />

Jul<br />

AFTER WORK HOUR<br />

Im letzten Jahr startete die <strong>Pfennigparade</strong> mit der ersten After<br />

Work Hour für Mitarbeiter im Café Scheidplatz im Forum am<br />

Luitpold. Es folgten weitere Veranstaltungen, zu denen der Vorstand<br />

in lockerer Folge einlud. In ungezwungener Atmosphäre<br />

haben Kollegen aus allen Bereichen Gelegenheit, sich nach der<br />

Arbeit zu treffen, besser kennenzulernen und auszutauschen.<br />

Dieses interne Netzwerken ist wichtig für den Zusammenhalt<br />

und erfreut sich bei Mitarbeitern, Freiwilligen und Praktikanten<br />

zunehmender Beliebtheit. Neue Termine sind bereits in Planung.<br />

SEMINARSCHULE FÜR REFERENDARE<br />

Seit September 2018 ist die Grund- und Mittelschulstufe Standort<br />

eines Studienseminars für Referendare im Förderschuldienst<br />

für die Fachrichtung körperliche und motorische Entwicklung.<br />

In Oberbayern gibt es nun zwei solche Studienseminare, sowohl<br />

an der Landesschule für Körperbehinderte als auch an den<br />

Ernst-Barlach-Schulen der <strong>Pfennigparade</strong>. Nötig wurde die Aufstockung<br />

auf zwei Seminare, da es vermehrt Abgänger gab, die<br />

mit dem Referendariat weitermachen wollten. Die Absolventen<br />

verbringen ihre Ausbildungstage immer wieder auch in ihrem<br />

Seminarraum im 3. Stock unseres Rundbaus.<br />

INFOBÖRSE FÜR FAMILIEN<br />

MIT HANDICAP<br />

Die Infobörse für Familien mit Handicap<br />

gab am 16. November 2018 Familien mit<br />

Handicap Antworten auf verschiedenste<br />

praktische Fragestellungen. Bereits<br />

zum dritten Mal präsentierte sich die<br />

<strong>Pfennigparade</strong> mit über 70 anderen Ausstellern<br />

im Alten Münchner Rathaus und<br />

informierte Familien zu verschiedensten<br />

Themen wie Gesundheit, Schule, Kindertagesbetreuung<br />

und Freizeitangeboten.<br />

Ein Highlight stellte das bunte Rahmenprogramm<br />

der Infobörse dar. Dazu gehörten<br />

auch wieder Stadtführungen in<br />

Leichter Sprache.<br />

SCHECKÜBERGABE STIFTUNG<br />

„ANTENNE BAYERN HILFT“<br />

Der 22. Januar 2019 war für die Mitarbeiter<br />

des Beans and Books ein<br />

ganz besonderer Tag: Die <strong>Stiftung</strong> „AN-<br />

TENNE BAYERN hilft“ überreichte dem<br />

Bücher-Café einen Scheck im Wert von<br />

sagenhaften 11.800 Euro. Damit konnte<br />

es sich ein automatisiertes Kassensystem<br />

anschaffen, was sowohl für die<br />

Mitarbeiter als auch für die Kunden viele<br />

Vorteile bringt: Das Kassieren ist hygienischer,<br />

Rechenfehler sind ausgeschlossen<br />

und für den Kunden bleibt mehr Zeit.<br />

MÜNCHNERSTIFTUNGS-<br />

FRÜHLING 2019<br />

Vom 23. bis 29. März 2019 zeigte der Münchner<strong>Stiftung</strong>sFrühling,<br />

wo überall in München<br />

<strong>Stiftung</strong>en einen Beitrag zu einer lebenswerten<br />

Gesellschaft leisten, wie sie als Impulsgeber<br />

fungieren und unsere Stadt bereichern. Die<br />

<strong>Pfennigparade</strong> war mit dabei. Einem eintägigen<br />

zentralen Auftakt in der BMW Welt mit<br />

unterschiedlichen Einzelveranstaltungen folgten<br />

dezentrale Angebote an den Folgetagen,<br />

bei denen die <strong>Stiftung</strong>en direkt zu sich oder zu<br />

aktuellen Projektpartnern einluden.<br />

Am 23. März war die <strong>Pfennigparade</strong> in der<br />

BMW Welt mit einem Informationsstand vertreten.<br />

Thomas Heymel hielt im Business Center<br />

den Vortrag „Neue Ansätze für gewinnende<br />

Partnerschaften zwischen <strong>Stiftung</strong>en und Wirtschaftsunternehmen“.<br />

In den Folgetagen boten<br />

wir für <strong>Stiftung</strong>sinteressierte Führungen durch<br />

die <strong>Pfennigparade</strong> an.<br />

AKTION UND INTERAKTION<br />

MIT LINKEDIN<br />

Das Team von LinkedIn hatte jede Menge Spaß<br />

beim Social Day in der <strong>Pfennigparade</strong>. An fünf<br />

Stationen konnten die Großen wie auch die Kleinen<br />

Erfahrungen sammeln: Töpfern, Basteln,<br />

Stuhlflechten, Gärtnern, Theater spielen und<br />

Musik machen. Begegnungen und Interaktionen<br />

prägten den Tag und machten ihn für jeden<br />

Einzelnen zu einem ganz besonderen Erlebnis.<br />

KARRIEREPORTAL ZEIGT WIRKUNG<br />

Das Karriereportal ging am 07.05.2018 unter<br />

karriere.pfennigparade.de online. Ein Jahr,<br />

56.573 Besucher und 3.441 abgeschickte Bewerbungen<br />

später freuen wir uns über den großen<br />

Anklang und die positiven Rückmeldungen,<br />

die wir erhalten. Das erfolgreiche Portal wird<br />

dementsprechend weiter ausgebaut.<br />

ZUG UM ZUG MIT UND<br />

OHNE HANDICAP<br />

Eine Behinderung muss kein Handicap sein.<br />

Das bewiesen 58 Schachspieler, die beim<br />

Schachturnier in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

gegeneinander antraten. Zum elften Mal hatte<br />

die Münchener Schachstiftung Anfang Juli<br />

in Kooperation mit der <strong>Pfennigparade</strong> zum<br />

Turnier eingeladen. Gekommen waren mehr<br />

Schachspieler als je zuvor – erstmals waren<br />

knapp 60 Teilnehmer gemeldet! Ehrengast<br />

Diana Stachowitz, Landtagsabgeordnete und<br />

Präsidentin des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes<br />

Bayern, Natalie Schmid<br />

und Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan, beide<br />

Schirmherrinen des Turniers, waren begeistert:<br />

„Wir finden es enorm beeindruckend, wie<br />

viele Emotionen hier zu spüren sind, mit welchem<br />

Elan alle Teilnehmer bei der Sache sind.“<br />

Egal, wer gegen wen antritt – der Sportsgeist<br />

macht alle gleich. Dafür steht dieses große<br />

Schachturnier „Geistesblitz & Taktikwitz“.<br />

14 15


STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

von Verena Schöttl und Elena Neumeier<br />

Ein Tag im Beans and Books<br />

Es ist Montag, kurz vor 8.30 Uhr, Barbara Engesser<br />

steuert geradewegs auf das Beans and Books zu.<br />

Sie leitet das Büchercafé der <strong>Pfennigparade</strong> in Milbertshofen<br />

seit August 2018 und sperrt es jeden Tag<br />

pünktlich auf.<br />

Die Allererste ist sie damit aber oft trotzdem nicht,<br />

denn Mona, eine der Mitarbeiterinnen, wartet bereits<br />

hochmotiviert vor dem Café.<br />

Gemeinsam bringen sie die Kaffee- und die Spülmaschine<br />

sowie die anderen Küchengeräte zum Laufen.<br />

Nachdem sie den „Reset“ der automatisierten Kasse<br />

durchgeführt haben, stürzen sich die beiden ins Geschehen.<br />

Mittlerweile ist auch Verstärkung durch die<br />

anderen Mitarbeiter der Frühschicht eingetroffen.<br />

← Andreas, Katharina, Mona und Barbara<br />

(v.l.n.r.) freuen sich über das von der <strong>Stiftung</strong><br />

„ANTENNE BAYERN hilft“ gesponserte<br />

automatisierte Kassensystem. Es kassiert<br />

und wechselt von selbst. So ist das Kassieren<br />

hygienischer, Rechenfehler sind ausgeschlossen<br />

und für den Kunden bleibt mehr Zeit.<br />

Langsam trudeln die Gäste ein und es beginnt der<br />

Teil, der allen Mitarbeitern besonders viel Spaß bereitet:<br />

die Kunden zufriedenstellen. Egal, ob Kaffee<br />

zubereiten, servieren oder kassieren – das Team<br />

wechselt immer wieder durch, sodass jeder Erfahrungen<br />

in allen Bereichen sammeln kann. Die Arbeit<br />

im Team und miteinander Lachen sind ständige Begleiter<br />

über den Tag. Dass die Mitarbeiter gutes<br />

Teamwork leisten und viel Freude bei der Arbeit haben,<br />

sieht man sofort. Der Umgang wirkt freundschaftlich<br />

und jeder Mitarbeiter strahlt eine besondere<br />

Fröhlichkeit aus.<br />

Das zahlt sich aus, denn Gruppenleiterin Barbara ist<br />

sehr zufrieden mit ihren Mitarbeitern: „Alle arbeiten<br />

hier sehr selbständig. Ich werfe oft nur einen Blick<br />

über die Schulter, leiste also häufig lediglich Qualitätsmanagement.<br />

Ich will meine Mitarbeiter nicht<br />

kontrollieren, sondern ihnen Sicherheit und Bestätigung<br />

geben. Vor allem soll die Arbeit Spaß machen<br />

und Anerkennung bringen.“ Die gelernte Steuerfachangestellte<br />

hat schon viel in der Gastronomie<br />

gearbeitet und ist im September 2015 in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

im Pflegebereich bei der WKM GmbH eingestiegen.<br />

Ihren jetzigen Beruf als Gruppenleiterin mag<br />

sie besonders gern: „Man darf den ganzen Tag<br />

glücklich sein, ich mache etwas Sinnvolles und Kaffee<br />

hab‘ ich auch schon immer gern gekocht.“<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

Zusammen mit ihren Mitarbeitern schafft sie eine<br />

lebhafte und angenehme Atmosphäre, in die man im<br />

Café gerne eintaucht und die viele Kunden sehr<br />

schätzen. An einem Tisch sitzt die „Espressofrau“, die<br />

sich – wie der Name schon sagt – jeden Tag ihren Espresso<br />

schmecken lässt. Auch ein chinesischer und<br />

ein mazedonischer Student kommen immer wieder<br />

vorbei und nutzen das Flair, um zusammen Deutsch<br />

zu lernen. Die Menschen, die im Beans and Books<br />

ein- und ausgehen, sind sehr gemischt. Gerade bestellt<br />

ein Rollifahrer an der Theke ein Panino und auf<br />

der Couch sitzen zwei Mütter, deren Kinder in der<br />

Spieleecke Bilder malen. Zur Rundum-Versorgung<br />

gehört dann auch mal, sich um die kleinsten Gäste zu<br />

kümmern oder sogar Hunde zu streicheln – „da darf<br />

man dann aber das Hände waschen absolut nicht vergessen!“<br />

kommt prompt von Patryck. Er hat von der<br />

ersten bis zur neunten Klasse die <strong>Pfennigparade</strong><br />

Ernst-Barlach-Schulen besucht und ist danach zur<br />

Berufsvorbereitung in die Bayerische Landesschule<br />

für Körperbehinderte in München gegangen. Zurück<br />

in der <strong>Pfennigparade</strong> hat er, bevor er ins Beans and<br />

Books gekommen ist, zunächst in der Konfektionierung,<br />

dann im Datenservice und in der Keramikabteilung<br />

gearbeitet. Patryck, der eine Verkrümmung der<br />

Wirbelsäule hat, nascht während der Arbeit liebend<br />

gerne selbstgebackene Fitnesskekse. Übrigens: Wer<br />

ihn kennenlernen will, sollte unbedingt im Beans and<br />

Books vorbeischauen.<br />

Patryck und seine Kollegen laden JEDEN ins Café<br />

ein. Menschen mit Körperbehinderung können gerne<br />

auch ohne Assistenz vorbeikommen, denn, wenn<br />

nicht hier, wo sonst, ist man in der Lage, Hilfestellung<br />

zu geben? Auch alleinlebende, ältere Menschen<br />

finden hier Ansprache und kommen mit Gleichgesinnten<br />

ins Gespräch. „Ambulante Pflegedienste<br />

empfehlen unser Café schon weiter, um fittere Personen<br />

dazu zu animieren, unter Leute zu gehen“, so<br />

Barbara Engesser.<br />

Bei so viel Abwechslung merkt man gar nicht, dass<br />

die Zeit rasend schnell vergeht. Es ist bereits 11 Uhr,<br />

der Spätdienst startet und kümmert sich bis 15.30<br />

Uhr zusammen mit dem Frühdienst um die Gäste.<br />

Das ist auch gut so, denn von 12 bis 13.30 Uhr ist die<br />

erste Stoßzeit. Auch zwischen 16 Uhr und Ladenschluss<br />

um 18 Uhr ist das Café gut besucht.<br />

”Wir wollen nicht mit Samthandschuhen<br />

angefasst werden, wir<br />

wollen aber auch keine diskriminierenden<br />

Bemerkungen.<br />

1<br />

↓ Hier wird es Keinem langweilig – egal, ob spielen, malen oder lesen:<br />

Für jeden ist etwas dabei!<br />

Ein Kuchen wird gebacken, der sogenannte „Pfennigbatz“<br />

alias Obatzder angemacht und Panini und Tramezzini<br />

belegt – mit frischen Zutaten natürlich, die<br />

ein Mitarbeiter beim Feinkosthändler und im Supermarkt<br />

um die Ecke einkauft. Der Weg dorthin ist nicht<br />

nur notwendig, um die Gäste zu verköstigen und sich<br />

im Gastronomieeinkauf zu üben. Er hat noch weitere<br />

positive Effekte: Die Bewegung ist für Jeden eine kleine<br />

Therapieeinheit und „sich unter die Menschen zu mischen“<br />

folgt dem Prinzip der Sozialraumorientierung.<br />

16 17


STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

1<br />

Eine junge Frau steht vor dem Bücherregal, das beim<br />

Betreten des Cafés direkt ins Auge fällt. Das Beans<br />

and Books ist alles andere als „nur“ ein Café: Man<br />

kann – wenn es die Zeit hergibt – in mehr als 1.000<br />

Büchern der Münchner Bücherkiste der <strong>Pfennigparade</strong><br />

schmökern und diese auch für jeweils einen<br />

Euro kaufen. Romane kommen neben Kinderbüchern<br />

bei den Kunden am besten an. Die Gäste können aber<br />

auch DVDs, von der Büroservicegruppe aufbereitete<br />

Spiele, Kerzen aus dem Atelier oder auch Keramikprodukte<br />

aus der Werkstatt kaufen.<br />

Während man seinen leckeren Kaffee genießt und die<br />

Seele baumeln lässt, würde man kaum auf die Idee<br />

kommen, in einer „Werkstatt“ zu sitzen. Die sehr arbeitsmarktnahen<br />

Tätigkeiten sind für die Mitarbeiter<br />

hier eine große Qualifizierungschance und eine sehr<br />

gute Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt. Auch<br />

die Öffnungszeiten entsprechen nicht der klassischen<br />

Arbeit in einer Werkstatt. Die Beans and Books<br />

Mitarbeiterin Mona ist bereits durch ihren Qualifizierungsbaustein<br />

bei der IHK im Bereich „Beratung und<br />

Verkauf“ eine staatlich anerkannte Verkäuferin.<br />

Praktische Erfahrung und Know-how sammelt die<br />

junge Frau während ihrer Tätigkeiten im Beans and<br />

Books. Vor allem die Sozialraumorientierung und die<br />

Möglichkeit, in die Rolle eines Experten schlüpfen zu<br />

können, dienen der Vorbereitung auf die Arbeit außerhalb<br />

der <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

Auch den Perspektivwechsel als Gast erleben die<br />

Mitarbeiter neu. So erzählt Mona: „Ich verstehe<br />

manchmal nicht, warum Servicekräfte in anderen<br />

Cafés keine Freude bei der Arbeit haben. Wir haben<br />

hier alle unsere Einschränkungen und trotzdem immer<br />

viel zu lachen. Wenn ich in manch griesgrämiges<br />

Gesicht von Bedienungen in Lokalen gucke, verstehe<br />

ich nicht, warum die bei der Arbeit nicht so<br />

glücklich sind wie wir. Ich, nein, wir alle sind froh,<br />

im Beans and Books, in so einem schönen Umfeld,<br />

arbeiten zu können.“<br />

Doch auch eine schöne Arbeit neigt sich langsam<br />

dem Ende zu und es ist Zeit, den Tag Revue passieren<br />

zu lassen. Patryck erzählt im Interview, dass ihn die<br />

Arbeit schon müde macht. Das ist aber schnell Nebensache,<br />

denn er ist vor allem stolz auf sich selbst<br />

und weiß, dass er viel geleistet hat. Manchmal schafft<br />

die Gruppe auch Riesengroßes, wie beispielsweise<br />

bei einer After-Work-Party mit 75 Gästen. An solchen<br />

Tagen sind alle gefordert und es funktioniert<br />

nur als Team. Gruppenleiterin Barbara ist für die<br />

Logistik und Koordination zuständig und legt damit<br />

echte Managerqualitäten an den Tag.<br />

Ihre Mitarbeiter schätzen sie aber nicht nur deshalb<br />

sehr: „Barbara hat einen tollen Charakter, immer<br />

gute Laune und man kann mit ihr über alles reden.“,<br />

„Man kann aber auch super mit ihr lachen, weil sie<br />

humorvoll ist und Witze versteht.“, „Und sie ist sehr<br />

fair!“, sind sich die Kollegen einig.<br />

Barbara und ihre Mitarbeiter legen großen Wert auf<br />

Nachhaltigkeit. Um die Umwelt zu schützen, bieten<br />

sie zum Beispiel den sogenannten „Recup“ an, einen<br />

Becher, den bereits viele Cafés in München einsetzen.<br />

Die Becher können Gäste mehrmals verwenden,<br />

bei den beteiligten Cafés gegen Pfand erwerben und<br />

dort wieder abgeben. Diese Idee funktioniert aber<br />

nur, wenn die Kunden mitmachen und deshalb freut<br />

sich das Beans and Books sehr, wenn noch mehr<br />

Gäste diese Möglichkeit nutzen! Nicht nur ökologische,<br />

sondern auch soziale Nachhaltigkeit schreibt<br />

das Team groß: Die Kaffeebohnen röstet Moccasola,<br />

ein Projekt der Lebenshilfe Werkstatt München.<br />

Das Team des Beans and Books freut sich darauf,<br />

gerne noch mehr Gäste bei sich im Café begrüßen<br />

und verwöhnen zu können. Außerdem ist es den Mitarbeitern<br />

besonders wichtig, das Thema Inklusion<br />

weiter voranzubringen, akzeptiert und vor allem respektiert<br />

zu werden. Katharina bringt das im Interview<br />

auf den Punkt: „Wir wollen nicht mit Samthandschuhen<br />

angefasst werden, wir wollen aber auch keine<br />

diskriminierenden Bemerkungen.“ Hierauf erntet sie<br />

das zustimmende Nicken Aller.<br />

Das Team ist sich auch einig darüber, dass sein Café<br />

keine wirkliche Konkurrenz hat, denn „wir haben die<br />

beste Chefin, man spürt unsere Lebensfreude – und<br />

das Beste: Hier herrscht immer super Stimmung,<br />

mit der wir gerne unsere Gäste anstecken!“<br />

Beans and Books<br />

Knorrstraße 8<br />

80807 München<br />

Telefon: 089 8393-4700<br />

info@beans-books.de<br />

www.beans-books.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag - Freitag von 9:00 bis 18:00 Uhr<br />

Wissenswert<br />

sieben fleißige Mitarbeiter und eine<br />

Gruppenleiterin mit Vertretung<br />

Eröffnung: 03.05.2018<br />

Besonderheit: Kasse mit automatisiertem Bezahlungssystem<br />

Alle Speisen stammen aus eigener Rezeptur und Herstellung<br />

ohne chemische Zusätze.<br />

U<br />

Milbertshofen<br />

U2<br />

Knorrstr.<br />

Beans & Books<br />

In Zukunft möchten wir ...<br />

Freiligrathstr.<br />

...„Stammtischen“ ein Zuhause geben<br />

...Veranstaltungsort sein für<br />

besondere Programme<br />

...Lesungen abhalten<br />

...Catering anbieten, wofür uns nur<br />

noch ein Lastenrad fehlt ...<br />

Schleißheimer Str.<br />

Petuelring<br />

U3 U<br />

Petuelring<br />

Barlachstr.<br />

Hagedornstr.<br />

MZEB<br />

Petuelpark<br />

<strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Rümannstr.<br />

Petueltunnel<br />

Ernst-Barlach-<br />

Schulen<br />

Klopstockstr.<br />

Schleißheimer Str.<br />

Belgradstr.<br />

Kraepelinstr.<br />

← Andreas, Katharina, Mona und Barbara (v.l.n.r.)<br />

freuen sich darüber, dass die warme Behaglichkeit<br />

des großen Bücherregals auch den Gästen<br />

gut gefällt.<br />

Luitpoldpark<br />

Scheidplatz<br />

U2/U3/U8<br />

U<br />

James-Loeb-Str.<br />

Forum<br />

am<br />

Luitpold<br />

Klinikum<br />

Schwabing<br />

18 19


HELFEN & FÖRDERN<br />

1<br />

SIE MÖCHTEN MITMACHEN?<br />

ES GIBT VIELE MÖGLICHKEITEN<br />

Persönliches Engagement in der <strong>Pfennigparade</strong> ist ebenso vielfältig wie die <strong>Pfennigparade</strong> selbst: Herzlich<br />

willkommen sind alle Arten des Einsatzes, von Jung bis Alt, von wenigen Stunden bis hin zum Full-Time-<br />

Engagement, von ehrenamtlicher Tätigkeit oder Nachbarschaftshilfe über Spenden, Vermächtnisse und<br />

Zustiftungen bis hin zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem Bundesfreiwilligendienst. Die Menschen<br />

in der <strong>Pfennigparade</strong> freuen sich auf Sie!<br />

”Glück ist das Einzige,<br />

das sich verdoppelt,<br />

wenn man es teilt.<br />

Albert Schweitzer<br />

STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

HELFEN & FÖRDERN<br />

TUN SIE WAS FÜR ANDERE – UND DAMIT AUCH FÜR SICH!<br />

20<br />

21


SOZIALES ENGAGEMENT<br />

SPENDEN, EHRENAMT & FREIWILLIGENDIENSTE<br />

HELFEN & FÖRDERN<br />

1<br />

SPENDEN ...<br />

Sie helfen uns unmittelbar!<br />

VERWENDUNG DER SPENDEN<br />

IM JAHRE 2018<br />

BILDUNG, ARBEIT, WOHNEN UND GESUNDHEIT: MIT DIESEN SCHWERPUNKTEN SETZT SICH DIE<br />

PFENNIGPARADE SEIT ÜBER 65 JAHREN FÜR MENSCHEN MIT KÖRPERBEHINDERUNG EIN.<br />

Unterstützung von bedürftigen<br />

Personen<br />

DANK DER HILFSBEREITSCHAFT UNSERER SPENDER IM JAHR 2018 SIND MEHR ALS<br />

1,7 MIO. EURO SPENDEN AUF UNSEREN SPENDENKONTEN EINGEGANGEN.<br />

Rücklagen für zukünftige Projekte<br />

21 %<br />

4%<br />

4%<br />

Betreute Fördermaßnahmen in der<br />

Freizeit und in den Ferien von<br />

Wohngruppen und Schulklassen<br />

Mit Spenden hilft die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> unmittelbar: bei den behinderten Menschen selbst oder bei<br />

Projekten, in Form von Therapieleistungen und Zuschüssen zur Grundversorgung, für die Wohnung oder<br />

den Arbeitsplatz. Auch spezielle Fördermaßnahmen für Jugendliche und Sommerförderwochen für spastisch<br />

gelähmte Kinder mit deren Eltern können wir dank unserer Spender durchführen. Einen Teil der Gelder<br />

sparen wir auch für zukünftige Projekte – etwa weiteren barrierefreien Wohnraum – an.<br />

Zuschüsse für persönliche<br />

Grundversorgung<br />

und Verpflegung<br />

4%<br />

4%<br />

Zweckgebundene Einzelspenden<br />

für Projekte und Betroffene<br />

EHRENAMT ...<br />

Ihre freie Zeit Sinn stiftend<br />

eingesetzt<br />

EHRENAMTLICHE HELFER SIND FESTER BE-<br />

STAND TEIL DER PFENNIGPARADE. UNBEZAHLT –<br />

UND UNBEZAHLBAR!<br />

Zeit kann so viel bewirken: Sie kann Menschen in<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> Dinge ermöglichen, die Freude<br />

schenken, Sinn stiften und im täglichen Ablauf nicht<br />

immer so ohne Weiteres möglich sind. Schach spielen,<br />

sporteln, gemeinsam einkaufen, kochen, Kulturveranstaltungen<br />

besuchen... die Möglichkeiten<br />

sind so vielfältig wie die <strong>Pfennigparade</strong> selbst.<br />

FREIWILLIGENDIENSTE ...<br />

Engagement, das neue<br />

Erfahrungen bringt<br />

DURCH DIE BEGEGNUNG MIT MENSCHEN MIT<br />

BEHINDERUNG BEREICHERNDE ERFAHRUNGEN<br />

SAMMELN UND ETWAS SINNVOLLES TUN KÖN-<br />

NEN SIE IM RAHMEN DES BUNDESFREIWILLIGEN-<br />

DIENSTES ODER FREIWILLIGEN SOZIALEN JAHRES.<br />

Sie sind zwischen 16 und 99 Jahren, haben mindestens<br />

ein halbes Jahr Zeit und sind offen für neue<br />

Erfahrungen? Dann bewerben Sie sich bei uns! Wir<br />

freuen uns, wenn Freiwillige in den unterschiedlichsten<br />

Einsatzstellen die <strong>Pfennigparade</strong> immer<br />

bunter und internationaler machen.<br />

Zuschüsse für behindertengerechtes<br />

Wohnen und Arbeiten<br />

30%<br />

7 %<br />

26%<br />

Zuschüsse für Therapieund<br />

Betreuungsleistungen<br />

Zuschüsse für die Teilhabe<br />

am gemeinschaftlichen<br />

und kulturellen Leben<br />

”Viele Menschen, die sich bei uns<br />

engagieren, sagen, dass sie von<br />

dem Glück, das sie im Leben erfahren<br />

haben, etwas abgeben<br />

möchten. Sie sorgen so für einen<br />

schöneren Alltag nicht nur für<br />

sich, sondern auch für andere.<br />

Thomas Weber, Leiter Fundraising<br />

HELFEN AUCH SIE!<br />

Spendenkonto<br />

Bank für Sozialwirtschaft München<br />

BIC BFSWDE33MUE<br />

IBAN DE74 7002 0500 0007 8555 00<br />

22 23


FAKTEN ZUR FACHLICHEN ENTWICKLUNG<br />

DER GRUPPE PFENNIGPARADE IN 2018<br />

HÄTTEN SIE VERMUTET, DASS …<br />

2018<br />

FACHLICHE UND WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG<br />

1<br />

Spezielle Kurse<br />

Gelebte Teilhabe<br />

Zufriedene Eltern<br />

... unsere sechs Regelkindergärten von den Eltern auf einer<br />

Skala von -2 (sehr unzufrieden) bis +2 (sehr zufrieden) mit<br />

durchschnittlich +1,65 positiv beurteilt wurden, insbesondere die<br />

Freundlichkeit und Zuverlässigkeit der Mitarbeiter. Insgesamt<br />

besuchten 334 Kinder, davon 47 Kinder mit Förderbedarf, unsere<br />

Regelkindergärten in München-Schwabing, -Moosach, -Johanneskirchen<br />

und -Sendling.<br />

... die Therapiepraxen der <strong>Pfennigparade</strong> an<br />

den Standorten Barlachstraße und Forum<br />

am Luitpold sowie an sieben weiteren<br />

Außenstellen für ihre rund 1.900 Patienten<br />

neben den üblichen Behandlungen in Physiotherapie,<br />

Ergotherapie und Logopädie auch<br />

17 spezielle Kurse für unterschiedlichste<br />

Behinderungsbilder angeboten haben.<br />

... die Beteiligung der Bewohner unserer<br />

Gemeinschaftlichen Wohneinrichtungen<br />

durch einen Heimbeirat aus sieben Bewohnern<br />

sichergestellt wurde. Monatliche<br />

Bewohnerversammlungen in allen Wohngruppen<br />

und ein Beschwerdemanagement<br />

sorgen auch hier für eine hohe Zufriedenheit<br />

unserer Reha-Kunden.<br />

Qualifikation<br />

schafft<br />

Perspektiven<br />

... das Sommersemester unserer internen Akademie für<br />

arbeitsbegleitende Bildungsangebote von 370 Werkstattbeschäftigten<br />

genutzt wurde, um sich für ihre spätere<br />

Tätigkeit zu qualifizieren.<br />

Spielend integriert<br />

Wachsende medizinische<br />

Versorung<br />

... das Medizinische Versorgungszentrum<br />

(MVZ) sowie das Medizinische<br />

Zentrum für erwachsene Menschen<br />

mit Behinderung (MZEB) der <strong>Pfennigparade</strong><br />

mit insgesamt 15 Mitarbeitern<br />

(Ärzte, Therapeuten, Medizinische<br />

Fachangestellte) rund 1.200<br />

Patienten versorgt haben.<br />

Kostbare Testmöglichkeiten<br />

... 91 Werkstattbeschäftigte ihre Eignung und<br />

Neigung für die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche<br />

erproben konnten, bevor sie sich für<br />

einen bestimmten Arbeitsplatz entschieden<br />

haben.<br />

Nachklinische Reha<br />

in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

... die <strong>Pfennigparade</strong> in ihren elf Kinderhäusern und vier Schulen<br />

auf insgesamt 1.087 Plätzen Kinder und Jugendliche betreut<br />

hat. Darunter waren insgesamt 415 Kinder und Jugendliche<br />

ohne Behinderung, die „spielend integriert“ wurden.<br />

... von insgesamt 478 Anfragen mehr<br />

als zehn Prozent von Kliniken kamen,<br />

die sich für eine nach-klinische Rehabilitation<br />

ihrer Patienten in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

interessiert haben.<br />

Starke Münchner Partner<br />

... für die berufliche Perspektive unserer Werkstattbeschäftigten<br />

wiederum rund 70 Praktikumsplätze von vielen Münchener<br />

Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden, darunter<br />

die hagebaumärkte, die Münchener Rückversicherung,<br />

S&W-Plastics, einige DM-Drogeriemärkte und der ADAC<br />

Südbayern.<br />

Arbeitsplätze im<br />

Sozialraum<br />

... es 85 Arbeitsplätze für Werkstattmitarbeiter<br />

mit sozialräumlichen Bezügen, zum<br />

Beispiel in der Münchner Bücherkiste, im<br />

Café Beans and Books oder in unserer Gärtnerei<br />

gab, mit täglich unzähligen Kontakten<br />

zu den Menschen in den Stadtvierteln.<br />

Freizeit,<br />

Therapie<br />

und Erholung<br />

inklusive<br />

... unsere gemeinschaftlichen<br />

Wohneinrichtungen<br />

attraktive Freizeit- und Therapiemöglichkeiten<br />

sowie<br />

mehrtägige Erholungsreisen<br />

für insgesamt rund 100 Bewohner<br />

durchgeführt haben.<br />

Arbeit ausprobieren<br />

... in unserer Förderstätte für schwerstkörperbehinderte<br />

Menschen für 16<br />

Personen die Möglichkeit geschaffen<br />

wurde, die Arbeitsbedingungen in einer<br />

speziellen Werkstattorientierungsgruppe<br />

zu erproben. Entsprechend hoch war mit<br />

89 Anfragen (Vorjahr: 52) die Nachfrage<br />

nach Plätzen in unserer Förderstätte in<br />

Unterschleißheim.<br />

Lernen und<br />

Wohnen<br />

... über alle Bereiche hinweg<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />

auf mehr als 230<br />

Plätzen erstmals begonnen<br />

haben, in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

zu lernen oder zu wohnen.<br />

24 25


DER JAHRESRÜCKBLICK IN ZAHLEN<br />

WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN<br />

FACHLICHE UND WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG<br />

1<br />

KENNZAHLEN<br />

Umsatzentwicklung (konsolidiert) der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> in Mio EUR Stand jeweils 31.12<br />

Mitarbeiter der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> Stand jeweils 31.12.<br />

100 Mio<br />

90 Mio<br />

80 Mio<br />

70 Mio<br />

60 Mio<br />

50 Mio<br />

90,7<br />

95,7<br />

99,4<br />

2018<br />

2017<br />

2016<br />

1.658<br />

1.672<br />

1.730<br />

2.375<br />

2.344<br />

2.440<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

Mitarbeiter insgesamt<br />

davon mit tarifgebundenem Arbeitsvertrag<br />

Gesamterlöse der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> (inkl. der internen Leistungserbringung) in TEUR<br />

Stand jeweils 31.12<br />

Bildungs-, Reha-, Pflege-, Werkstattplätze sowie Patienten Stand jeweils 31.12.<br />

2016 2017 2018<br />

Erlöse Lieferung und Leistungen 19.923 20.313 21.407<br />

Erlöse Kostenträger 60.206 63.618 66.505<br />

Erlöse Zuschüsse und sonstige 32.394 36.399 36.911<br />

Summe Erlöse gesamt 112.523 120.330 124.823<br />

2016 2017 2018<br />

Regelkindergärten (integrativ) * 305 322 334<br />

Heilpädagogische Tagesstätten mit SVE 120 116 119<br />

Grund- und Mittelschule (inklusiv) * 166 163 160<br />

Realschule (inklusiv) * 170 171 165<br />

Fachoberschule (inklusiv) * 102 95 100<br />

Konduktive Förderung 214 213 209<br />

Eigenkapitalquote Stand jeweils 31.12<br />

2018 56,8 %<br />

2017<br />

56,2%<br />

Wohngruppen für Kinder und Jugendliche 45 45 44<br />

Wohngruppen für Erwachsene 149 150 149<br />

Ambulanter Dienst 88 89 90<br />

Ambulant betreutes Wohnen - - 40<br />

2016<br />

56,0 %<br />

Wohnpflegeheim 58 58 57<br />

Förderstätte 90 95 91<br />

Aktiva der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> in TEUR Stand jeweils 31.12<br />

2016 2017 2018<br />

Anlagevermögen 46.208 44.376 42.705<br />

Umlaufvermögen 31.105 34.825 35.756<br />

Fördereinrichtung für hirnverletzte Menschen 44 42 43<br />

Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) ** 595 608 619<br />

Patienten Therapie - 1.882 1.889<br />

Patienten Medizin - 1.094 1.207<br />

Gesamtsumme 2.146 *** 5.143 5.316<br />

Aktive Rechnungsabgrenzungsposten* 2.025 2.199 2.189<br />

* davon behinderte Kinder und Schüler<br />

davon nicht behinderte Kinder und Schüler<br />

350<br />

393<br />

348<br />

403<br />

345<br />

414<br />

Summe Aktiva gesamt 79.338 81.400 80.650<br />

* inklusive Unterschiedsbetrag aus Vermögensverrechnungen<br />

** ohne behinderte Mitarbeiter mit Arbeitsvertrag<br />

*** ohne Patienten<br />

26 27


INPUT INKLUSIV gGMBH –<br />

DER „ANDERE“ LEISTUNGSANBIETER<br />

ANDERS TEILHABEN – JEDER NACH SEINER FASSON<br />

von Charlotte Hoelbe<br />

ALTERNATIVER LEISTUNGSANBIETER<br />

Bildungs- und Qualifizierungsprozess der input inklusiv gGmbH<br />

Eingangsverfahren<br />

(12 Wochen)<br />

Berufsbildungsbereich 1<br />

(max. 1 Jahr)<br />

Berufsbildungsbereich 2<br />

(max. 1 Jahr)<br />

Platzierung<br />

und Vermittlung<br />

1<br />

Im September 2019 eröffnete die <strong>Pfennigparade</strong> in Kooperation mit AWO ConceptLiving und Lebenshilfe<br />

Werkstatt München die input inklusiv gGmbH, ein Qualifizierungs- und Vermittlungsangebot – organisiert<br />

als Alternativer Leistungsanbieter gemäß §60 SGB IX.<br />

EINEN BEDARF SEHEN UND HANDELN – NACH DIESER IDEE AGIERT DIE PFENNIGPARADE<br />

SEIT IHRER GRÜNDUNG. SIE SAMMELTE FÜR DIE POLIO-IMPFUNG, REAGIERTE AUF DEN<br />

CONTERGAN-SKANDAL ODER SCHAFFTE SPEZIELLE ANGEBOTE FÜR ATEMGELÄHMTE MENSCHEN.<br />

EIN MANGEL BRACHTE AUCH DIE INPUT INKLU-<br />

SIV INS ROLLEN:<br />

Seit Jahren verzeichnen die Sozialdienste der <strong>Pfennigparade</strong><br />

und ihre Kooperationspartner eine Angebotslücke,<br />

die das bestehende Werkstattangebot<br />

nicht decken kann. Personen, häufig mit psychischer<br />

Erkrankung oder erworbener Hirnschädigung, deren<br />

Fähigkeiten gegebenenfalls leicht über dem Niveau<br />

der Werkstatt liegen, lehnen die Werkstatt ab. Sie<br />

können sich aber gleichzeitig in Unternehmen (noch)<br />

nicht behaupten. Diesem Personenkreis soll jetzt ein<br />

höchst individueller Weg zur Teilhabe am Arbeitsleben<br />

eröffnet werden als Alternative zur Werkstatt.<br />

Um dieses Ziel zeitgemäß mit möglichst vielen spezifischen<br />

Angeboten umsetzen zu können, vereinen<br />

drei große Münchner Träger ihre Qualifizierungsund<br />

Vermittlungskompetenz:<br />

AWO ConceptLiving, die Lebenshilfe Werkstatt München<br />

und die <strong>Pfennigparade</strong>. Sie schaffen dank der<br />

Synergieeffekte ein Angebot, das in Sachen Individualität<br />

und Wahlmöglichkeit schwer zu überbieten ist:<br />

Im Eingangsverfahren können die Teilnehmer anhand<br />

eines von fünf verschiedenen Testverfahren<br />

sowie durch Erprobungen in den Betrieben der beteiligten<br />

Träger ihr Leistungsprofil erkennen – die<br />

Basis für den anschließenden Qualifizierungsprozess.<br />

Im Berufsbildungsbereich steht ihnen dann<br />

das gesamte Spektrum an Qualifizierungen, das die<br />

beteiligten Werkstätten zu bieten haben, offen. Der<br />

Vorteil: Die Qualifizierungen sind in Module aufgeteilt.<br />

So kann sich jeder Teilnehmer sein Paket nach<br />

Talent und Interesse unter professioneller Begleitung<br />

eines Case Managers schnüren.<br />

Ein gut erreichbarer, sozialraumintegrierter Standort<br />

ohne „Einrichtungscharakter“ dient als Zentrum.<br />

Dort planen die Teilnehmer mit ihrem Case Manager<br />

das individuell passende Programm. Das Assessment<br />

sowie die Theorieschulungen finden hier statt.<br />

Gelerntes wird in Praxisphasen vertieft. Hier steht<br />

neben den Arbeitsbereichen der WfbMs vor allem<br />

der Unternehmenspool des Kooperationsverbunds<br />

mit rund 300 Betrieben zur Verfügung. Diese spielen<br />

auch für die anschließende Vermittlung eine entscheidende<br />

Rolle. Die Kreatoren dieses Alternativen<br />

Leistungsanbieters haben sich bewusst gegen den<br />

Aufbau eines Arbeitsbereichs entschieden – eine<br />

Möglichkeit, die die neue Organisationsform im Vergleich<br />

zu den Werkstätten bietet. Sie beschränken<br />

sich auf Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich,<br />

weil sie ihre Teilnehmer je nach Eignung<br />

in unterschiedliche – gegebenenfalls unterstütze –<br />

Arbeits- oder Ausbildungsvarianten des allgemeinen<br />

Arbeitsmarktes vermitteln wollen.<br />

Wie wurde die Idee realisiert? Ende 2017 tauschten<br />

sich die späteren Kooperationspartner erstmalig<br />

aus und stellten ihr Grobkonzept der Agentur für<br />

Arbeit vor. Es folgte ein konzeptioneller Abstimmungsprozess<br />

zur GmbH-Gründung mit Satzung<br />

und Namensgebung sowie formal-inhaltlich mit der<br />

Regionaldirektion Süd der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Um einen „Anderen Leistungsanbieter“ als genehmigtes<br />

Angebot platzieren zu können, sind Qualitätsund<br />

Leistungshandbuch, Handelsregisterauszug,<br />

Personaltabelle, AZAV-Zertifikat, Übersicht über<br />

Räumlichkeiten, Vertragsmuster für Kooperationsverträge<br />

und Teilnehmerverträge, Eingliederungsplan<br />

und Bildungs-Rahmenlehrplan für mindestens<br />

zwei Berufsfelder vorzulegen. Nach der Prüfung des<br />

Qualitäts- und Leistungshandbuchs und den Preisverhandlungen<br />

mit dem Regionalen Einkaufszentrum<br />

der Agentur für Arbeit erfolgt die Zertifizierung<br />

nach Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />

(AZAV). Eine „formale“ Anerkennung wie bei der<br />

WfbM entfällt.<br />

Zentr. Assessment<br />

2 Wochen<br />

• Aufnahme und<br />

Einführung<br />

• Berufsanamnese<br />

• Berufsfindung und<br />

Arbeitserprobung<br />

mit fachpraktischen<br />

Übungsaufgaben<br />

Personenzentrierte<br />

Testung 10 Wochen<br />

• Standardisierte<br />

Diagnose-/ Testverfahren<br />

z.B. Hamet-Test<br />

• Erprobung<br />

KONKURRENZLOS UND HOCHKLASSIG<br />

Im September 2019 starten bereits die ersten Teilnehmer<br />

mit dem Eingangsverfahren. Fehlen diese<br />

nun in anderen Werkstätten? Die Möglichkeit, Alternative<br />

Leistungsanbieter zu eröffnen, lösen häufig<br />

Bedenken bei den bestehenden Werkstätten aus:<br />

Werden die leistungsstarken Teilnehmer abgeworben?<br />

Entsteht ein Preiskampf durch „Billiganbieter“?<br />

Mit ihrer besonderen Zielgruppe der „Werkstattverweigerer“<br />

ist die input inklusiv gGmbH nicht darauf<br />

ausgelegt, anderen Werkstätten Teilnehmer abzuwerben.<br />

Sie will diesem Personenkreis erstmalig ein<br />

passendes Angebot offerieren und damit eine Marktlücke<br />

schließen. Mit zunächst sechs Teilnehmern in<br />

der Pilotphase grenzt man den Rahmen gezielt ein.<br />

Auch dies ist eine Chance der neuen Leistung, die –<br />

anders als in WfbM – keine Mindestzahl an Teilnehmern<br />

vorgibt.<br />

↓ Theoriephasen sind ein wichtiger Baustein bei der<br />

Erarbeitung des individuell passenden Programms.<br />

Arbeitstraining in<br />

WfbM-Arbeitsbereichen<br />

des Kooperationsverbundes<br />

Betriebliche Praxis<br />

z.B. ausgelagerte<br />

Praktika<br />

Kurse am<br />

Maßnahmentag<br />

• Schlüsselqualifikationen<br />

• Fachkompetenzen<br />

Arbeitstraining in<br />

WfbM-Arbeitsbereichen<br />

des Kooperationsverbundes<br />

Betriebliche Praxis<br />

z.B. ausgelagerte<br />

Praktika<br />

Kurse am<br />

Maßnahmentag<br />

• Schlüsselqualifikationen<br />

• Fachkompetenzen<br />

Der pauschalen Annahme, dass Alternative Leistungsanbieter<br />

preiswerter sind, kann die input inklusiv<br />

gGmbH nicht entsprechen: Individualität in<br />

Qualifizierung und Vermittlung kostet und ist nicht zu<br />

Dumpingpreisen zu bekommen.<br />

Mit dem neuen Angebot, in einer eigenen Gesellschaft,<br />

möchten die Beteiligten ein neues Angebot in einem<br />

neuen Markt platzieren, Erfahrungen mit der jungen<br />

Organisationsform sammeln und diese für die<br />

Zielgruppe sinnvoll nutzen, um Angebotslücken mit<br />

ansprechenden und anspruchsvollen Nischen zu<br />

schließen. In den kommenden Jahren soll sich das<br />

Angebot in München etabliert haben.<br />

↓ In den Praxisphasen wird theoretisch erworbenes<br />

Wissen praktisch „geübt“.<br />

Arbeits-/ Ausbildungsplatz<br />

in Unternehmen<br />

Budget<br />

für Arbeit<br />

Ausgelagerter<br />

Arbeitsplatz<br />

Arbeitsplatz in<br />

WfbM<br />

28 29


ZENTRALBEREICH PERSONALMARKETING<br />

MODERNES PERSONALMANAGEMENT<br />

von Doris Neidel<br />

DIE PFENNIGPARADE ALS ARBEITGEBER<br />

1<br />

Kompetente Mitarbeiter, die Spaß an ihrer Arbeit haben, sind ein wichtiger Faktor für eine hohe<br />

Lebensqualität unserer Reha-Kunden und deren Zufriedenheit. Daher möchte die <strong>Pfennigparade</strong> im<br />

Personalmanagement gut aufgestellt sein.<br />

MODERNES PERSONALMANAGEMENT IN DER SOZIALWIRTSCHAFT STEHT VOR GROSSEN HERAUS-<br />

FORDERUNGEN: DIGITALISIERUNG, NEUE GESETZLICHE GRUNDLAGEN, INNOVATIONSDRUCK.<br />

Bewältigt werden muss das von der wichtigsten Ressource<br />

einer Organisation – den Mitarbeitern. Wobei<br />

Trends wie der demographische Wandel und der<br />

Fachkräftemangel die Situation zusätzlich verschärfen.<br />

Hierzu bedarf es neuer Strategien im Personalmanagement.<br />

Im vergangenen Jahr setzte sich die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong><br />

intensiv mit übergreifenden Themen im<br />

Bereich Personalmanagement auseinander. Hierfür<br />

wurde das Projekt PersoSTAR (= Stärkung des<br />

Personalmanagements durch Strategie- und Teamentwicklung,<br />

Anpassung und Reorganisation) unter<br />

Anleitung eines Beratungsunternehmens durchgeführt.<br />

Es nahmen Vertreter der Personalabteilungen,<br />

Mitarbeiter, Führungskräfte und Geschäftsführer<br />

aus allen Bereichen der <strong>Pfennigparade</strong> teil. Ziel war<br />

es, Wissen hinsichtlich eines innovativen Personalmanagements<br />

zu vermitteln und die <strong>Pfennigparade</strong><br />

bezüglich Veränderungen in der Arbeitswelt und<br />

angesichts der zunehmend angespannten Arbeitsmarktsituation<br />

weiter zu entwickeln. Anpassungen<br />

und die Professionalisierung notwendiger Veränderungsprozesse<br />

im Unternehmen sollen gestaltet und<br />

vorangetrieben werden und zu einer zukunftsgerichteten<br />

Personalarbeit führen. Zudem sollen Unternehmenskultur<br />

und -strategie sowie Strukturen und<br />

Instrumente positiv und zum Nutzen der Mitarbeiter<br />

weiterentwickelt werden.<br />

IM EINZELNEN WURDEN FOLGENDE RELEVANTE<br />

THEMEN EINES INNOVATIVEN PERSONAL-<br />

MANAGEMENTS BEARBEITET:<br />

1) Mitarbeiter im Personalmanagement als Generalisten<br />

für ihren Fachbereich<br />

Personalentwicklung und Organisationsentwicklung<br />

stehen in einem untrennbaren Zusammenhang, weshalb<br />

Personalthemen immer eine strategische Einbettung<br />

benötigen und die Mitarbeiter der Personalabteilungen<br />

zukünftig als strategischer Partner der<br />

Führungsebene verstanden werden sollten.<br />

2) Arbeitgebermarketing<br />

Authentisches, kulturbasiertes Arbeitgebermarketing<br />

führt zu Erfolgen in der Rekrutierung und der Mitarbeiterbindung.<br />

Erforderlich ist zudem ein gut strukturierter<br />

Planungs-, Rekrutierungs- und Einstellungsprozess<br />

mit passenden Instrumenten.<br />

3) Personalführung und –entwicklung<br />

Verschiedene Maßnahmen und Instrumente der<br />

Personalführung und –entwicklung, Mitarbeiterkommunikation<br />

sowie Konzepte zur Personalsteuerung<br />

werden evaluiert und umgesetzt.<br />

4) Lebensphasenorientierte Personalpolitik<br />

Eine lebensphasenorientierte Personalpolitik hat<br />

zukünftig immer stärkere Relevanz und soll in die<br />

Personalstrategie des Unternehmens münden.<br />

Neben der theoretischen Wissensvermittlung wurden<br />

Themen gesammelt und priorisiert. Sie werden in<br />

nächsten Schritten in der Gruppe übergreifend bearbeitet.<br />

Dabei sollen vorhandene Ressourcen effektiv<br />

eingesetzt und Synergien genutzt werden. Zu diesem<br />

Zweck wurde nach Beendigung des Projektes Perso-<br />

STAR der interne Fachkreis Personalmanagement<br />

gegründet. Er besteht aus Personalern und Mitarbeitern<br />

aller Bereiche. Er steuert die Bearbeitung<br />

der aktuellen strategischen Personalthemen. Die<br />

Erarbeitung findet in kleinen Projektgruppen statt,<br />

in denen themenspezifisch Spezialisten aus allen<br />

Unternehmensbereichen mitwirken.<br />

DIE STIFTUNG PFENNIGPARADE BESCHÄFTIGT<br />

SICH AKTUELL UNTER ANDEREM MIT FOLGEN-<br />

DEN PERSONALRELEVANTEN THEMEN:<br />

Rekrutierung<br />

Im Mai 2018 ging die neue Karriere-Website der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Pfennigparade</strong> online (karriere.pfennigparade.<br />

de). Sie wird stetig weiterentwickelt, um sowohl den<br />

Bewerbern als auch intern einen möglichst optimalen<br />

Ausschreibungs- und Bewerbungsablauf zu gewährleisten.<br />

Ziel ist es, die Karriere-Website zukünftig<br />

weiter mit Leben zu füllen und potentiellen Bewerbern<br />

nahe zu bringen, was die Arbeit in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

ausmacht. Hierfür wurde auch ein Video in<br />

Zusammenarbeit mit der Medienschmiede unserer<br />

Werkstätten gedreht, das auf der Startseite unter dem<br />

Titel „Ein wirklich sehr cooler Haufen“ zu finden ist.<br />

Des Weiteren werden kontinuierlich neue Rekrutierungsmaßnahmen,<br />

wie beispielsweise zielgerichtete<br />

Online-Artikel und die Nutzung von Social-Media-Kanälen,<br />

geprüft und bedarfsorientiert angewendet.<br />

Feedbackgespräche ausbauen und verändern<br />

Ende des Jahres 2018 startete ein Workshop zur Reform<br />

der Feedbackgespräche. Beteiligt sind Mitarbeiter,<br />

Betriebsräte und Führungskräfte aller Bereiche<br />

der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong>. Der seit zehn Jahren verwendete<br />

Gesprächsleitfaden wird überarbeitet, vereinheitlicht,<br />

modernisiert und im Qualitätsmanagement<br />

verankert. Neben der formellen Überarbeitung und<br />

Erweiterung des Fragebogens wird er inhaltlich und<br />

gestalterisch erneuert. Dadurch soll das Feedbackgespräch<br />

weiterhin für Mitarbeiter und Vorgesetzte<br />

eine attraktive Form der offenen Kommunikation darstellen,<br />

in dem gegenseitiges und wertschätzendes<br />

Feedback erfolgt. Die beidseitige Reflexion der Arbeit<br />

und Zusammenarbeit soll deren Qualität und die Förderung<br />

der Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter<br />

sicherstellen.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Erstmalig fanden für eine ganze Woche Gesundheitstage<br />

an unterschiedlichen Standorten der <strong>Pfennigparade</strong><br />

statt. Vielfältige Angebote, von A wie Achtsamkeit<br />

bis Z wie Zumba bilden den Auftakt. Die Wünsche und<br />

Bedarfe der Mitarbeiter sollen erfasst und die Angebote<br />

des Betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

entsprechend ausgebaut werden.<br />

WEITERE AKTUELLE THEMEN UNSERES<br />

PERSONALMANAGEMENTS SIND:<br />

Förderung von Ausbildung<br />

Angebote zur Mitarbeiterberatung<br />

übergreifende Personalentwicklung<br />

für Führungskräfte<br />

übergreifende Fort- und Weiterbildungen<br />

Verbesserung von Einarbeitung und Onboarding<br />

Förderung interner Vernetzung und Kommunikation<br />

Instrumente der Mitarbeiterbefragung<br />

und -beteiligung zum Einsatz bringen<br />

Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität<br />

Modernes Personalmanagement wird in den kommenden<br />

Jahren immer ein aktuelles und wichtiges Thema<br />

bleiben. Es muss laufend mit den strategischen Zielen<br />

abgestimmt werden und beratend, unterstützend und<br />

kreativ tätig sein. Die <strong>Pfennigparade</strong> hat sich auf den<br />

Weg gemacht und ist dafür gut aufgestellt.<br />

30 31


SOZIALPOLITISCHER BEITRAG<br />

1<br />

DENKANSTOSS<br />

UNSER DEUTSCHES BILDUNGSSYSTEM. DIE KRITIK WIRD SCHÄRFER.<br />

EXPERTEN SPRECHEN VON EINEM FAILED SYSTEM. WAS LIEGT IM ARGEN?<br />

Von Thomas Sattelberger, Mitglied im Deutschen Bundestag,<br />

Fraktionssprecher für Innovation, Bildung und Forschung<br />

”Das Thema Inklusion hängt eng<br />

zusammen mit dem für Talententfaltung<br />

und Erfolg so wichtigen<br />

Begriff Diversity. Dazu gehört das<br />

bildungspolitische Ziel, Kinder mit<br />

Förderbedarf in Regelschulen zu<br />

integrieren.<br />

Dr. h.c. Thomas Sattelberger<br />

STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

SOZIALPOLITISCHER<br />

BEITRAG<br />

← Dr. h.c. Thomas Sattelberger, ist seit Oktober 2017 Mitglied des<br />

Deutschen Bundestages und Sprecher seiner FDP-Fraktion für<br />

Innovation, Bildung und Forschung. Der Diplom-Betriebswirt war<br />

lange Jahre Vorstandsmitglied in deutschen DAX-Unternehmen.<br />

32<br />

33


SOZIALPOLITISCHER BEITRAG<br />

DEUTSCHES BILDUNGSSYSTEM... ZEIT FÜR NEUE WÜRFE!<br />

SOZIALPOLITISCHER BEITRAG<br />

1<br />

Als Erstes denke ich an die zehntausenden Menschen<br />

pro Jahr, die ohne Abschluss wenig Chancen<br />

haben, überhaupt eine Berufsausbildung zu beginnen.<br />

2,2 Millionen junge Menschen arbeiten inzwischen<br />

an- oder ungelernt. Viele Schulen, vor allem<br />

in den Brennpunkten der Metropolen, sind mit einem<br />

Migrantenanteil von 75 Prozent und mehr völlig überfordert.<br />

Wir haben hierzulande immer noch sechs<br />

Millionen funktionale Analphabeten. Lehrer werden<br />

in immer komplexeren pädagogischen Situationen<br />

und immer diverseren Schulklassen gefordert, oft<br />

überfordert.<br />

Der Anteil unserer Spitzenleister in Mathematik hingegen<br />

ist deutlich geringer als in asiatischen Ländern.<br />

Deutschland hat – verglichen mit Sportinternaten –<br />

kaum Hochleistungszentren für MINT-Talente.<br />

Gerade Gymnasien streben nach dem Bildungsbürgerideal.<br />

Sie vernachlässigen dabei die Employability,<br />

die Berufsbefähigung. Mangelnde Praxisnähe wird<br />

derzeit oft nur durch außerschulische Bildungsinitiativen<br />

aufgefangen. Und das Studium ist für Bildungsbürgerkinder<br />

siebenmal wahrscheinlicher als für<br />

Kinder aus finanziell schwächeren Schichten.<br />

Erwin Wagenhofer hat in seinem Film „Alphabet“ am<br />

Beispiel einer britischen Studie eindrucksvoll dokumentiert,<br />

wie Vorschulkinder vor Kreativität sprühen.<br />

Im Laufe ihrer weiteren Ausbildung geht dies verschütt.<br />

China etwa greift solche Forschungsergebnisse<br />

auf und verabschiedet sich vielerorts von der<br />

Paukschulen-Kultur.<br />

Das Thema Inklusion hängt eng zusammen mit dem<br />

für Talententfaltung und (übrigens auch beruflichen<br />

und wirtschaftlichen) Erfolg so wichtigen Begriff<br />

Diversity. Dazu gehört das bildungspolitische Ziel, Kinder<br />

mit Förderbedarf in Regelschulen zu integrieren.<br />

Nicht überstürzt und mit Zwang, sondern mit geeigneten<br />

pädagogischen Konzepten und Standards,<br />

die der gemeinsame Unterricht erfüllen muss. Eine<br />

kompromisslose Ad-hoc-Inklusion, wie sie einige mit<br />

heißem Herzen fordern, würde weder dem Förderungsbedarf<br />

des Einzelnen gerecht noch der Integrationsfähigkeit<br />

der Schule.<br />

Viele Schulen sind noch nicht entsprechend ausgestattet<br />

und Lehrer nicht hinreichend fortgebildet,<br />

um gleichwertige Teilhabe zu ermöglichen. Wir brauchen<br />

hierzulande mehr Fortbildung in sonderpädagogischer<br />

Kompetenz für Lehrer. Je attraktiver wir<br />

unsere Schulen gestalten, je mehr Selbstverantwortung<br />

die Ministerien ihnen lassen, desto leichter wird<br />

Inklusion in der Schule gelingen.<br />

Und in der wissenschaftlichen Forschung? Mit elf Prozent<br />

unter allen Studierenden in Deutschland stellen<br />

Menschen mit Beeinträchtigung eine Gruppe, die wesentlich<br />

dazu beitragen kann, hier neue Perspektiven<br />

zu eröffnen. Dies wäre vor allem an den außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen ein Gewinn – sowohl<br />

für die Forschung als auch für die Menschen.<br />

Doch der Einstieg in die hauptberufliche Forschung<br />

ist für Studierende mit Beeinträchtigungen mit hohen<br />

Hürden verknüpft: längere Studienzeit, größeres<br />

Studienabbruchsrisiko, eine zögerliche Haltung<br />

der Arbeitgeber wegen eines befürchteten Mehraufwands<br />

für technische Hilfsmittel, barrierefreie<br />

Arbeitsplätze oder Assistenzkräfte. Solche Befürchtungen<br />

schmälern die Chancen auf eine Anstellung.<br />

”Bildungspolitiker haben immer wieder gerne an Strukturen herumgedoktert.<br />

Auf der Strecke geblieben sind Aus- und Fortbildung der Lehrer,<br />

Modernisierung der Inhalte, Wertschätzung des Lehrerberufs, ein scharfer<br />

Blick auf die Verringerung sozial bedingter Selektion. Und das in einer<br />

zunehmend heterogenen und diversifizierten Schülerwelt. Der Einheitsunterricht<br />

nach Kadettenmanier verhindert zudem oft Talententfaltung.<br />

Mit den mir zur Verfügung stehenden parlamentarischen<br />

Mitteln setze ich mich derzeit dafür ein, die vier<br />

großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

(AuF) Fraunhofer, Max Planck, Leibniz und Helmholtz,<br />

deren Forschungsmittel zu großen Anteilen aus Bundes-<br />

und Länderhaushalten finanziert werden, an ihre<br />

Vorbildfunktion beim Thema Inklusion zu erinnern.<br />

Dazu gehört, die gesetzliche Verpflichtung als Arbeitgeber<br />

zu erfüllen, wenigstens fünf Prozent seiner<br />

Stellen mit Menschen mit Beeinträchtigung zu besetzen.<br />

Dieses Ziel haben die AuF noch nicht erreicht –<br />

trotz etlicher Zielvorgaben, Leitfäden und Vertretern<br />

des Bundes in den Aufsichtsgremien, die ihre Kontrollfunktion<br />

(nicht nur) an dieser Stelle mit größerer<br />

Ernsthaftigkeit wahrnehmen müssen.<br />

FAZIT<br />

Beklagen, was im Argen liegt, reicht nicht. Wo müssen<br />

wir ansetzen im deutschen Bildungssystem, was<br />

könnte helfen? Drei Vorschläge, die nicht zuletzt auch<br />

die Inklusion erheblich erleichtern würden:<br />

(1) MEHR MONTESSORI.<br />

Nicht wenige erfolgreiche Gründer in den USA sind<br />

auf Montessori-Schulen gegangen. Da liegt der Gedanke<br />

nahe, ähnliche pädagogische Konzepte flächendeckend<br />

in unser Schulsystem einzuweben. In<br />

der digitalen Ära bleiben unsere Kinder und Enkel<br />

nur mit Kreativität, Phantasie und Souveränität Herr<br />

und Frau der Technik. Malwerk stätten, Theaterspiel,<br />

Maker-Garagen – nicht abgeschoben in freiwillige<br />

Nachmittags-AGs. Sondern fest in den Lehrplan integriert:<br />

Lernwerkstatt statt Effizienzmaschine. Lehrer<br />

nicht als Instrukteure, sondern als Lerncoaches.<br />

Dr. h.c. Thomas Sattelberger<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

”Die Klempner der Bildung waren<br />

lange genug am Ruder. Im elften<br />

Jahr der von Angela Merkel ausgerufenen<br />

Bildungsrepublik Deutschland<br />

ist es Zeit für neue Würfe.<br />

(2) MEHR QUALITÄTSWETTBEWERB.<br />

Wir müssen uns vom Antagonismus Bund - Länder<br />

lösen. Noch wichtiger sind öffentliche wie private<br />

Schulen vor Ort, die sich mit starken Profilen voneinander<br />

unterscheiden. Schulfreiheitsgesetze im<br />

öffentlichen Sektor fördern das. Privatschulen müssen<br />

mit gleicher finanzieller Förderung wie staatliche<br />

ausgestattet werden – und der Maßgabe, kein<br />

Schulgeld zu verlangen und soziale Durchlässigkeit<br />

zu belegen. Reformpädagogische Schulen stärken<br />

Profilbildung im Qualitätswettbewerb.<br />

(3) MEHR VERANTWORTUNG.<br />

Ausbildungsfirmen reparieren heute klagend das<br />

Versagen von Schule. Warum tun sich Unternehmen<br />

nicht zusammen, um Bildungsqualität wie Fachkräfte<br />

vor Ort zu sichern? Rheinisch-kapitalistisch<br />

könnten Unternehmer in mittelständisch-ländlich<br />

geprägten Regionen ihre eigenen Berufsschulen<br />

aufbauen, vielleicht sogar eigene Hauptschulen. Malermeister<br />

Carl-Heiner Schmid kämpft in Reutlingen<br />

als Bildungspionier für duale Gymnasien.<br />

34 35


BILDUNG<br />

UND<br />

ERZIEHUNG<br />

Inklusion<br />

Kinderkrippen<br />

Elternworkshops<br />

Schülerwohngruppen<br />

Frühförderung<br />

Kinderhaus<br />

Markomannenstraße<br />

Sport für alle<br />

Logopädie<br />

Physiotherapie<br />

Grund- & Mittelschule<br />

Fachoberschule<br />

Konduktive Förderung<br />

Schülerfirma<br />

Kinderhaus<br />

Oberföhringer Straße<br />

Beratung<br />

Spaß<br />

Bibliothek<br />

Willkommen<br />

Hort<br />

Barlachstraße<br />

Nachmittagsbetreuung<br />

Teilhabe<br />

Elternpartnerschaften<br />

Konduktive<br />

Kleinkindergruppen<br />

Staatlich anerkanntes Abitur<br />

Hort<br />

Heilpädagogischer<br />

Fachdienst<br />

Sternstundenhaus<br />

im Forum am Luitpold<br />

Kinderhaus<br />

Bauberger Straße<br />

Tiertherapie<br />

Realschule<br />

Hort Oberföhringer Straße<br />

Internat<br />

Fahrdienst<br />

Schwimmbad<br />

Kantine<br />

Emoki<br />

KiTas<br />

Waldkindergarten<br />

Ergotherapie<br />

Therapie<br />

Inklusive Schule & Heilpädagogische Tagesstätte Niederaudorf<br />

Psychologie<br />

BILDUNG & ERZIEHUNG<br />

BILDUNG FÜR ALLE<br />

INKLUSION „ANDERSHERUM“<br />

Der Bildungsbereich der <strong>Pfennigparade</strong> – die Ernst-Barlach-Schulen GmbH und die<br />

Phoenix Schulen und Kitas GmbH – umfassen mittlerweile genauso viele Kinder ohne<br />

Behinderung wie Kinder mit Behinderung. In den letzten Jahren haben sich weitere<br />

Inklusive Kinderhäuser dazugesellt und die Mitarbeiter der beiden Fördereinrichtungen<br />

und inklusiven Schulen konnten ihr spezialisiertes sonder- und heilpädagogisches<br />

Know-how in die inklusiven Settings der Kinderhäuser und damit auch in die pädagogischen<br />

Konzepte einbringen.<br />

BREITE ANGEBOTE FÜR ALLE ALTERSSTUFEN<br />

Ein breites Angebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Körperbehinderung<br />

und auch anderen Behinderungen halten wir mittlerweile vor. Altersstufen von einem<br />

Jahr bis circa 25 Jahren werden in den unterschiedlichen Einrichtungen abgedeckt.<br />

WIR HABEN SECHS WERTE, DIE DIE GRUNDLAGE UNSERES<br />

HANDELNS UND UNSERES MITEINANDERS IM BILDUNGSBEREICH SIND:<br />

STARK<br />

ATTRAKTIV<br />

KLAR<br />

LEICHTER. LEBEN. LERNEN.<br />

KOOPERATIV<br />

AKTIV<br />

HERZLICH<br />

← Die Kernbotschaften geben uns und unseren<br />

Schülern und Familien Orientierung<br />

und zeigen uns immer wieder den Weg auf,<br />

den wir beschreiten wollen, um die Ziele der<br />

Aktivität, Partizipation und größtmöglichen<br />

Selbständigkeit für die Kinder und Jugendlichen<br />

zu erreichen. An diesen Werten lassen<br />

wir uns und unsere Arbeit messen.<br />

2<br />

36 37


PFENNIGPARADE ERNST-BARLACH-SCHULEN GMBH<br />

VON DER KRIPPE BIS ZUM ABITUR<br />

BILDUNG & ERZIEHUNG<br />

2<br />

→ Gut koordinierte<br />

Begegnung inklusive<br />

beim Bandltanz.<br />

Seit inzwischen 50 Jahren bestehen die Ernst-Barlach-Schulen der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong>. Sie haben sich<br />

stetig vergrößert und konzeptionell weiterentwickelt. Alle Schulen sind staatlich anerkannt: Somit ist bei<br />

uns eine schulische Förderung bis hin zum Abitur möglich. Eine schulvorbereitende Einrichtung (SVE)/heilpädagogische<br />

Tagesstätte (HPT) für Vorschulkinder, eine Grund- und Mittelschule, eine Realschule, eine<br />

Fachoberschule und eine heilpädagogische Tagesstätte für Schulkinder bieten optimale Entwicklungs- und<br />

Fördermöglichkeiten.<br />

UNSER FÖRDERKONZEPT ZIELT DARAUF AB, DIE KINDER UND JUGENDLICHEN IN IHRER PERSÖNLICHKEIT<br />

GANZHEITLICH IN IHRER KÖRPERLICHEN, GEISTIGEN UND SOZIALEN ENTWICKLUNG ZU FÖRDERN.<br />

Die therapeutischen Angebote sind organisatorisch in<br />

die Ernst-Barlach-Schulen GmbH eingebunden, was<br />

eine effiziente und „barrierefreie“ Zusammenarbeit<br />

von Therapeuten, Lehrern, Pädagogen und Pflegekräften<br />

ermöglicht.<br />

Der gemeinsame Unterricht von Jugendlichen mit<br />

und ohne Behinderung hat sich in der Real- und Fachoberschule<br />

seit Jahren bewährt und ist zum Markenzeichen<br />

eines innovativen Schulangebots geworden.<br />

Nicht erst seit der UN-Konvention, die unter anderem<br />

das Recht von Kindern und Jugendlichen auf schulische<br />

und gesellschaftliche Inklusion vorsieht, steht<br />

der „Normalitätsgedanke“ für die Ernst-Barlach-<br />

Schulen im Vordergrund. Mit dem Begriff „Integration<br />

andersherum“ wurde hier der Grundgedanke der<br />

Inklusion bereits vorweggenommen.<br />

Auch die Grund- und Mittelschule hat sich weiter auf<br />

den Weg zu einer inklusiven Schule gemacht. Mittlerweile<br />

sind alle Klassen auch für Kinder ohne Behinderung<br />

geöffnet.<br />

Die besondere Form des Schulgebäudes weckt nach<br />

wie vor viel Interesse von außen und erhält beste Beurteilungen.<br />

Die Investition der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

in ihre Bildungsbereiche bestätigt sich somit als erfolgreich<br />

und nachhaltig.<br />

Das Haus für Kinder in der Barlachstraße bietet eine<br />

Krippen- und jeweils eine Kindergarten- sowie Hortgruppen<br />

für Kinder ohne Behinderung an. Dabei findet<br />

eine enge Kooperation mit der heilpädagogischen<br />

Tagesstätte und schulvorbereitenden Einrichtung<br />

statt, so dass auch hier die Grundlagen für inklusive<br />

Begegnungsmöglichkeiten geschaffen wurden.<br />

Das Sternstundenhaus im Forum am Luitpold wurde<br />

im Januar 2016 eröffnet und bietet Krippen- und<br />

Kindergartenplätze für Kinder mit und ohne Behinderung<br />

an. Die gelungene Architektur bietet auch hier<br />

beste Voraussetzungen für gelebte Inklusion im vorschulischen<br />

Bildungsbereich.<br />

Auch im Schuljahr 2018/2019 waren die Angebote der<br />

Ernst-Barlach-Schulen gut nachgefragt. 465 Schüler<br />

besuchten unsere Schulen, davon 87 Kinder und<br />

Jugendliche die Heilpädagogische Tagesstätte.<br />

32 Kinder wurden in unserer Schulvorbereitenden<br />

Einrichtung mit ergänzender Heilpädagogischer Tagesstätte<br />

für Vorschulkinder gefördert. In unseren Häusern<br />

für Kinder wurden 151 Kinder betreut.<br />

Häuser für Kinder<br />

Der Münchener Stadtrat hat in seiner Sitzung vom<br />

21. Mai 2019 beschlossen, dass für Münchner Kinder<br />

der Besuch eines Kindergartens praktisch kostenfrei<br />

ist. Allerdings sind private Träger, die sich nicht dem<br />

Münchner Fördermodell anschließen können oder<br />

wollen, hiervon ausgeschlossen. Das bedeutet, dass<br />

die Kinderhäuser der Ernst-Barlach-Schulen GmbH<br />

weiterhin Gebühren verlangen müssen und damit<br />

einen erheblichen Wettbewerbsnachteil haben.<br />

Zusammen mit anderen Trägern werden wir dafür<br />

kämpfen, dass Eltern, die ihre Kinder bei uns betreut<br />

wissen wollen, eine vergleichbare Entlastung bei den<br />

Gebühren erhalten.<br />

Grund- und Mittelschule – neues Seminar und<br />

neuer Weg zur Mittleren Reife (9+2 Modell)<br />

An der Grund- und Mittelschule hat die Regierung<br />

von Oberbayern ein neues Seminar eingerichtet. Im<br />

Rahmen einer Zweitqualifikation werden hier Lehrkräfte<br />

als Sonderpädagogen ausgebildet. Es freut<br />

das gesamte Kollegium sehr, dass dieses Seminar<br />

hier angegliedert wurde.<br />

Des Weiteren laufen die Planungen für die neue<br />

Vorbereitungsklasse auf Hochtouren. Mit dem 9+2<br />

Modell haben Schüler bei Eignung die Möglichkeit,<br />

nach Abschluss der neunten Klasse auf der Mittelschule<br />

in zwei zusätzlichen Jahren die mittlere Reife<br />

zu erlangen. Dadurch ist für die Bearbeitung des<br />

Unterrichtsstoffs und die Prüfungsvorbereitung die<br />

doppelte Zeit verfügbar.<br />

Real- und Fachoberschule<br />

Nach einem Jahr kommissarischer Tätigkeit ist<br />

Roman Hanig nun offiziell neuer Schulleiter. Seit<br />

August 2019 vervollständigt Annette Maier als<br />

weitere stellvertretende Schulleitung neben Werner<br />

Otto das Team. Die weitere Ausstattung der Schulen<br />

mit Tablets und Notebooks im Rahmen des Digitalpakts<br />

ist in Vorbereitung.<br />

Die erste offizielle Vorklasse wurde in diesem Schuljahr<br />

an unserer Fachoberschule erfolgreich durchgeführt.<br />

Heilpädagogische Tagesstätten<br />

Eine wunderbare Verbindung von Tradition und Projektarbeit<br />

ist der Heilpädagogischen Tagesstätte für<br />

Schüler gelungen: ein bayerisches Maifest. Tischdekoration<br />

(naturgemäß Rautentischdecken) und<br />

Essen (Weißwürste, Radieserl, Obatzder) mussten<br />

vorbereitet werden. Eine wichtige Erfahrung, mit wie<br />

viel Mühen und Arbeit dies verbunden ist. Höhepunkt<br />

des Festes war ein bestens einstudierter Bandltanz,<br />

der viel Applaus bekam.<br />

Die heilpädagogische Tagesstätte für Kinder im Vorschulalter<br />

hat das Projekt Sprachkitas erfolgreich<br />

fortgeführt. Dies zeigt, wie in einem Haus eine gelungene<br />

Verbindung von Vielfalt und Tradition möglich ist.<br />

➔ Kontakte knüpfen und Know-how austauschen:<br />

Für Beate Höß-Zenker (li.) und ihr Team ist dies ein<br />

kostbarer Bestandteil erfolgreicher Inklusionsarbeit.<br />

Geschäftsführer<br />

Günther Raß<br />

Beate Höß-Zenker<br />

Neurofeedback – ein neues Angebot unserer<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Ernst-Barlach Schulen GmbH<br />

Anzahl Schüler/Kinder<br />

695<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

214<br />

Gesamterlöse 2018<br />

14,4 Mio. Euro<br />

Therapieabteilung<br />

Die Neurofeedback-Therapie ist eine Therapieform,<br />

die wir seit dem Schuljahr 2018/2019 anbieten können.<br />

Besonders bei ADHS und auch anderen Konzentrationsschwierigkeiten<br />

erzielt die Neurofeedback-<br />

Therapie sehr gute Ergebnisse. Es handelt sich dabei<br />

um ein technikgestütztes Verfahren zur Rückmeldung<br />

neuronaler Aktivitäten mit dem Ziel, dass diese<br />

vom Patienten willentlich beeinflusst werden. Die<br />

Patienten lernen durch die Therapie, sich besser zu<br />

konzentrieren und zu fokussieren. Das Angebot nehmen<br />

die Schüler mit Begeisterung an.<br />

Schüler werden zu Filmstars<br />

Ganz großes Kino für: Dennis Doms in Polizeiruf 110,<br />

Paul Dächert und Nick Eberling in Spots von Aktion<br />

Mensch, Laura Schmidt in „Benis Challenge“.<br />

Stand 31.12.2018<br />

38 39


PFENNIGPARADE PHOENIX SCHULEN UND KITAS GMBH<br />

INKLUSIVE BILDUNG UND KONDUKTIVE FÖRDERUNG<br />

↑ Bei optimalen Schneeverhältnissen,<br />

Sonnenschein und bester Laune starteten<br />

Skifahrer und Skibob-Fahrer bei den<br />

inklusiven Familienskitagen in Söll am<br />

Wilden Kaiser auf die Piste.<br />

Eigenaktivität wird groß geschrieben in allen Einrichtungen der Phoenix Schulen und Kitas GmbH.<br />

Eine konduktive Grund- und Mittelschule, SVE Gruppen, eine heilpädagogische Kleinkindgruppe,<br />

Heil pädagogische Tagesstätten für Kinder von drei bis 18 Jahren, ein Internat, inklusive Kinderhäuser<br />

in verschiedenen Stadtteilen sowie ein Schulbegleiter-/Assistenzdienst ermöglichen Kindern und<br />

Jugendlichen mit und ohne Behinderung den Weg von der Kinderkrippe bis zum Schulabschluss.<br />

LERNEN, BEWEGUNG, MUSIK UND RHYTHMUS SOWIE DIE PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG<br />

EINES JEDEN KINDES STEHEN IMMER IM VORDERGRUND.<br />

↑ ABC-Schützen inklusive: Was die großen<br />

bunten Zuckertüten wohl bereit halten für<br />

unsere stolzen neuen Erstklässler?<br />

DAS JAHRESMOTTO LAUTETE: „ZEIT FÜR UNS“<br />

Ben, Lea und ihre Klassenkameraden beendeten das<br />

erste Schuljahr in der Partnerklasse der Phoenix<br />

Schulen an der Ruth-Drexel-Schule im Juli 2019. Sie<br />

lernten die ersten Buchstaben, können nun Zahlen<br />

schreiben und kommunizieren mit ihren Talkern, mit<br />

denen sie so manches lustige Gespräch führten. Sie<br />

gewannen neue Freunde, vor allem aber haben sie<br />

sich mit Unterstützung ihres konduktiven, transdisziplinären<br />

Teams viel bewegt. Auch Ben und Lea<br />

gewöhnten sich nach ihren ersten Jahren im SVE-Kindergarten<br />

in der Schule schnell ein. Sie freuen sich<br />

jeden Morgen nach dem Ankommen auf das, was sie<br />

an diesem Tag erwartet – Lernen, neue Lieder, Spiel<br />

und das Stehen mit der Sprossenleiter klappen immer<br />

besser.<br />

Jeder einzelne Mitarbeiter trägt mit seinem Engagement<br />

und seinen Ideen dazu bei, dass die Projekte<br />

mit den Kindern gelingen. Sie arbeiten in enger Kooperation<br />

mit den Eltern oder Großeltern und freuen<br />

sich gemeinsam an den Fortschritten der Kinder.<br />

Festgehalten werden diese Fortschritte nach dem<br />

Schema der „Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“<br />

(ICF), immer stehen Aktivität und Partizipation der<br />

Kinder im Vordergrund, so wie im gesamten konduktiven<br />

Tagesablauf.<br />

Unsere Kompetenz in diesem Bereich brachte die<br />

pädagogische Leiterin Rita Mechtl in Niederaudorf<br />

als Autorin mit Prof. M. Pretis aus Graz in einem<br />

Buch ein, das gerade erschienen ist: „ICF an Schulen“.<br />

Die verschiedenen Häuser der Phoenix zeigten<br />

sich auch in diesem Jahr für Familien wieder als Orte<br />

der Beratung und Unterstützung nach unserem<br />

Motto: LEICHTER. LEBEN. LERNEN.<br />

AKTIVITÄTEN DER PHOENIX SCHULEN,<br />

DER TAGESSTÄTTEN, DES INTERNATS UND<br />

DER KINDERTAGESEINRICHTUNGEN<br />

Ende September stand bereits der erste Ausflug an:<br />

Viele „Phoenix Kinder“ durften die „Wies‘n“ mit dem<br />

Team der Firma Sixt besuchen. Das war ein Riesenspaß!<br />

Sie wählten dieses Jahr ein aktuelles Motto<br />

für sich: „ZEIT FÜR UNS“. Das ganze Jahr über<br />

setzten sie sich in vielen unterschiedlichen kreativen<br />

Projekten damit auseinander. Ihre neuen Erkenntnisse<br />

konnten sie in ihren Alltag und in Liedern und<br />

Theaterstücken bei den Festen auf die Bühne bringen.<br />

Die Schulband brachte dabei alle regelmäßig zum Mitklatschen<br />

und Mitsingen. Die Kinder der Partnerklasse<br />

der Regina-Ullmann-Schule bereiteten mit dem<br />

P-Seminar des Max-Josef-Stifts im Rahmen eines<br />

Demokratieprojekts ein inklusives Sport- und Spielefest<br />

vor. Dass die Köpfe manchmal geraucht haben,<br />

hat sich gelohnt - es hat allen großen Spaß gemacht<br />

und gezeigt, wie Inklusion auch zwischen einer Förderschule<br />

und einem Gymnasium funktionieren kann.<br />

Die Neuntklässler fieberten das ganze Schuljahr der<br />

Abschlussfahrt entgegen, die sie dieses Jahr nach<br />

Langau führte. Glücklich und mit vielen tollen Erfahrungen<br />

kamen sie nach einer Woche zurück. Ein<br />

besonderes Highlight war die Skibob-Trainingswoche<br />

in Saalbach, von der die Teilnehmer Medaillen und<br />

neues Selbstbewusstsein nach Hause mitnahmen.<br />

Die Teams von EMOKI und SPORTLN boten den Familien<br />

weitere Sportmöglichkeiten – Behindertensport<br />

wie z. B. Racerunning oder inklusive Sportspiele. Gelebte<br />

Inklusion, aber auch Gesundheitsfürsorge und<br />

Spaß miteinander sind die Ziele bei diesen Angeboten.<br />

BILDUNG & ERZIEHUNG<br />

”Es macht Freude, solch engagierte Mitarbeiter zu<br />

haben wie hier an unseren Schulen und Kitas.<br />

Beate Höß-Zenker<br />

Ohne die BFDs und FSJler aus unterschiedlichen<br />

Ländern wäre dies alles nicht möglich gewesen. Sie<br />

bekamen während ihres Einsatzes einen Einblick<br />

in die Einrichtungen und lernten das Konzept der<br />

konduktiven Förderung kennen. In erster Linie aber<br />

lernten sie für ihr eigenes Leben.<br />

Die Mitarbeiter der Kinderhäuser besuchten dieses<br />

Jahr die inklusive Grund- und Mittelschule in Oberaudorf<br />

und unsere dort angesiedelte Tagesstätte.<br />

BILDUNG, BEWEGUNG, BEGEGNUNG sind die<br />

Konzepteckpunkte – das ganze Team beteiligte sich<br />

an der weiteren Ausarbeitung des Konzepts für die<br />

Kinderhäuser nach diesem Vorbild. Es macht Freude,<br />

solch engagierte Mitarbeiter zu haben.<br />

THERAPIEANGEBOTE UND AUSZUBILDENDE<br />

Der medizinisch-therapeutische Bereich bot mehrere<br />

Elternworkshops an: Dehnen, Sprachentwicklung,<br />

„notube“ – spielerisch Essen lernen ohne Sonde. Therapeutisches<br />

und heilpädagogisches Reiten konnte<br />

dank der großzügigen Unterstützung der Rhode-<strong>Stiftung</strong><br />

kontinuierlich durchgeführt werden. Auch Biofeedback<br />

in Kooperation mit dem kbo Kinderzentrum<br />

ermöglichte vielen Kindern, Blockaden durch gezieltes<br />

Training zu verbessern. Die Praktikanten des Studiengangs<br />

Heilpädagogik mit Schwerpunkt konduktive<br />

Förderung der Evangelischen Hochschule Nürnberg<br />

fanden alle Inhalte sehr interessant und konnten so<br />

neben konduktiven Inhalten auch neue medizinische<br />

Kenntnisse mitnehmen.<br />

↓ Die Schulen der <strong>Pfennigparade</strong>: immer engagiert auf<br />

Messen oder Tagungen, bei Vorträgen und in Workshops.<br />

Geschäftsführer<br />

Beate Höß-Zenker<br />

Günther Raß<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Phoenix Schulen und Kitas GmbH<br />

Anzahl Schüler/Kinder<br />

392<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

189<br />

Gesamterlöse 2018<br />

10,5 Mio. Euro<br />

INKLUSIVE KINDERHÄUSER<br />

Vier inklusive Kinderhäuser betreibt die Phoenix:<br />

Oberföhringerstraße, Markomannenstraße, Baubergerstraße<br />

und den Waldkindergarten. Bewegung und<br />

Gesundheit waren die großen Themen, aber auch<br />

Musik und Rhythmus begleiteten sie das ganze Jahr<br />

über, zum Beispiel bei den spektakulären Trommelauftritten<br />

der Hortkinder in der Markomannenstaße.<br />

Die heilpädagogischen Fachdienste sowie die Therapeuten<br />

unterstützten die Kinder mit Förderbedarf, so<br />

dass allen Spielen, Singen und Toben Spaß machen<br />

konnte. Bei den Sommerfesten zeigten die Kinder, was<br />

sie dazu gelernt haben. Die Waldkinder auf der INSEL<br />

erkundeten den Englischen Garten und lernten in<br />

diesem Jahr viele neue Pflanzen und Käfer kennen.<br />

Ben und Lea haben erst einmal die großen Ferien genossen,<br />

um dann im Herbst wieder in ein neues, aufregendes<br />

Schuljahr zusammen mit ihren Freunden<br />

zu starten.<br />

Stand 31.12.2018<br />

Die Mitarbeiter der EBS und Phoenix sind nicht nur in ihrer Arbeit mit<br />

den Kindern engagiert, sie beteiligen sich auch an fachlichen Veranstaltungen,<br />

um ihr spezialisiertes Know-how weiterzuvermitteln. Im Schuljahr<br />

2018/19 nahmen sie am Kongress FOKUS CP+RehaKind in Fürstenfeldbruck<br />

mit Vorträgen, Workshops und einem eigenen Stand teil. Hier<br />

präsentierten sie die Arbeit der <strong>Pfennigparade</strong> und des Bildungsbereichs<br />

– die vielen Besucher waren sehr beeindruckt. Aber auch in einem neuen<br />

Erasmus-Projekt zum Thema „ICF an Schulen“ zeigen die Mitarbeiter<br />

ihre Kompetenz. Die Zusammenarbeit mit den österreichischen, türkischen<br />

und mazedonischen Kollegen ist für alle eine Bereicherung und<br />

wird im Jubiläumsjahr 2019/20 zu „50 Jahren Inklusive Schulen der <strong>Pfennigparade</strong>“<br />

in eine Tagung zum Thema ICF-CY in München münden.<br />

2<br />

40 41


ARBEIT<br />

UND<br />

BESCHÄFTIGUNG<br />

Papierkunst<br />

Berufsbildungsbereich<br />

Groupe Smirage<br />

MouseArt<br />

Münchner Bücherkiste<br />

WfbM<br />

Kreativlabor<br />

Finanz- & Rechnungswesen<br />

Keramik<br />

Schreinerei<br />

Projektmanagement<br />

Beans and Books<br />

Inklusionsbetrieb<br />

Web Werk<br />

Förderstätte<br />

Ausgelagerte Arbeitsplätze<br />

Elektroprüfungen<br />

Kaufmännische<br />

Sachbearbeitung<br />

Web-Entwicklung<br />

Stuhlflechterei<br />

Archivierung<br />

Kerzenatelier<br />

Dokumentenservice<br />

Webdesign<br />

Datenscanning<br />

Gärtnerei<br />

Theater<br />

Programmierung<br />

Konfektionierung<br />

IT & Technik<br />

Besondere Werkstatt<br />

Lettershop<br />

Digitale Barrierefreiheit<br />

Rechnungseingangsmanagement<br />

Digitale Kunst<br />

OCR-Technik<br />

Inklusive Rockband<br />

Postfiliale<br />

Klassische Werkstatt<br />

Inklusionsbetrieb<br />

Handbuchbinderei<br />

Kunstatelier<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

ARBEIT UND BESCHÄFTIGUNG<br />

VIEL MEHR ALS „NUR“ ARBEIT<br />

Über ein festes Einkommen zu verfügen gibt Sicherheit. Arbeiten zu können bedeutet für<br />

die Menschen in der <strong>Pfennigparade</strong> oftmals noch viel mehr: Arbeit schafft Selbstbewusstsein,<br />

sie gibt Struktur. Arbeit stiftet Sinn und Gemeinschaft. Gerade für Menschen mit<br />

Behinderung ist der Arbeitsplatz auch ein wichtiger Ort für Begegnungen mit Kollegen:<br />

Hier können sie gestalten und sich aktiv einbringen.<br />

SO INDIVIDUELL WIE DIE MENSCHEN<br />

Eher Handwerker oder IT-Spezialist, kaufmännisch fit oder lieber künstlerisch-manuell<br />

tätig? Die Arbeitsmöglichkeiten bei der <strong>Pfennigparade</strong> sind ebenso vielfältig wie die Fähigkeiten<br />

der behinderten Menschen, die hier arbeiten: Je nach Erfahrung und Neigung findet<br />

sich für jeden der richtige Arbeitsplatz.<br />

SOZIALES ENGAGEMENT UND PROFESSIONELLE DIENSTLEISTUNGEN<br />

Die Werkstätten und die Inklusionsfirma der <strong>Stiftung</strong> arbeiten für namhafte Unternehmen<br />

im Großraum München. Die BMW Group, die Munich Re, die UniCredit oder auch der<br />

Bayerische Landtag... sie und noch viele weitere Unternehmen verbinden mit der <strong>Pfennigparade</strong><br />

soziales Engagement und professionelle Dienstleistungen. Und dies immer mit<br />

dem Anspruch an höchste Qualität!<br />

3<br />

42 43


PFENNIGPARADE VUB GMBH<br />

HOLDING DER WERKSTATT FÜR MENSCHEN MIT<br />

BEHINDERUNG – EINZIGARTIGES WERKSTATTKONZEPT<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> VUB GmbH ist mit ihren vier 100-prozentigen Tochtergesellschaften BKG, PSG, VSB und<br />

WKM eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Darüber hinaus ist die VUB mit 73 Prozent<br />

anteilige Gesellschafterin der Perspektive GmbH, einer Förderstätte mit Wohnbereich für Menschen<br />

mit komplexen Behinderungen.<br />

MENSCHEN MIT UNTERSCHIEDLICHEN KÖRPERLICHEN BEHINDERUNGEN ERBRINGEN IN VERSCHIE-<br />

DENEN PROJEKTEN UND AUFTRÄGEN ATTRAKTIVE LEISTUNGEN ZU INTERESSANTEN KONDITIONEN.<br />

Als Holding ist die VUB nicht selbständig am Markt<br />

aktiv. Ziel ihrer Tätigkeit ist die einheitliche Steuerung<br />

der Tochtergesellschaften. In diesem Zusammenhang<br />

stellt sie diverse Dienstleistungen (Personalwesen,<br />

Sozialdienst, Öffentlichkeitsarbeit, Corporate<br />

Develop ment, u.a.) für ihre Tochterunternehmen zur<br />

Verfügung.<br />

BUNDESWEIT EINZIGARTIGES WERKSTATTKON-<br />

ZEPT FÜR MENSCHEN MIT KÖRPERBEHINDERUNG<br />

Seit ihrer Gründung hat sich die <strong>Pfennigparade</strong> in<br />

einem besonderen Maß auf die Bedarfe und Anforderungen<br />

körperbehinderter Menschen spezialisiert.<br />

Menschen mit Körperbehinderung aus ganz Deutschland<br />

nutzen diese speziellen Rehabilitationsangebote<br />

und -leistungen.<br />

Das Spektrum reicht von manuellen Dienstleistungen<br />

bis zu Expertentätigkeiten in den Bereichen IT, Technik<br />

und kaufmännische Sachbearbeitung. Die Aufgaben<br />

übernehmen einzelne Mitarbeiter und Teams der<br />

<strong>Pfennigparade</strong> entweder direkt vor Ort beim Kunden<br />

oder in unseren Räumen. In beiden Fällen wird es<br />

dem Kunden ermöglicht, gesellschaftliches Engagement<br />

klug mit den eigenen Unternehmenszielen zu<br />

verbinden.<br />

Unter dem Dach der VUB bilden neben der <strong>Pfennigparade</strong><br />

Perspektive GmbH vier Tochtergesellschaften<br />

in Kooperation mit der Inklusionsfirma <strong>Pfennigparade</strong><br />

SIGMETA GmbH den „Arbeitsbereich“ mit<br />

zwei unterschiedlichen WfbM-Typen:<br />

Die »Klassische WfbM« (KWfbM):<br />

mit VSB und WKM<br />

sowie die »Besondere WfbM« (BWfbM):<br />

mit BKG und PSG.<br />

Am Markt tritt jede Gesellschaft entsprechend ihrem<br />

Dienstleistungsangebot als eigenständige gemeinnützige<br />

Gesellschaft auf.<br />

UMFGANGREICHES PORTFOLIO: VOM KUNST-<br />

HANDWERK BIS ZUM IT-SUPPORT<br />

Die beiden Werkstattgesellschaften der KWfbM finanzieren<br />

ihre Rehabilitationsleistungen durch Entgelte<br />

der Öffentlichen Hand. Ihre behinderten Mitarbeiter<br />

erhalten Werkstattverträge (arbeitnehmerähnliches<br />

Rechtsverhältnis). Der Werkstattlohn wird aus Firmenkundenerlösen<br />

finanziert. Dank der Spezialisierung<br />

können hier für Menschen mit unterschiedlichen<br />

körperlichen Behinderungen und kognitiven Fähigkeiten<br />

attraktive Betätigungsfelder angeboten werden,<br />

die von Kunst über Handwerk bis zu anspruchsvollen<br />

IT- und Bürotätigkeiten reichen.<br />

Bei den Beschäftigten der BWfbM handelt es sich<br />

hauptsächlich um gut bis sehr gut qualifizierte Personen<br />

(z.B. Informatiker, Techniker, Kaufleute) mit<br />

schwerer Behinderung. Sie finden nach oftmals<br />

jahrelanger Odyssee fehlgeschlagener Bewerbungsaktivitäten<br />

in der BWfbM die Möglichkeit, schrittweise<br />

an einen professionellen Arbeitsplatz herangeführt<br />

zu werden.<br />

Die körperbehinderten Beschäftigten in den beiden<br />

Werkstattgesellschaften der BWfbM arbeiten mit<br />

Unterstützung von behinderten und nicht behinderten<br />

Mitarbeitern der Schwesterfirma Sigmeta, einem<br />

Inklusionsunternehmen, in modernen Arbeitsgebieten<br />

der IT- und Bürowelt. Aufgrund der Professionalität<br />

der angebotenen Leistungen ist es möglich,<br />

mit den behinderten Beschäftigten der BWfbM einen<br />

sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag mit<br />

leistungsorientierten marktgerechten Gehältern<br />

abzuschließen. Auch diese haben den Status von<br />

Werkstattbeschäftigten und sind auf die besonderen<br />

Rahmenbedingungen in einer Werkstatt angewiesen.<br />

Dieses besondere Modell des parallelen Bestehens<br />

zweier unterschiedlicher Strukturen in den Vertragsbeziehungen<br />

der Werkstatt zu ihren Beschäftigten –<br />

also in der KWfbM mit Werkstattvertrag und in der<br />

BWfbM mit Arbeitsvertrag – entspricht den gesetzlichen<br />

Bestimmungen und findet sich im Werkstattrecht<br />

verankert. So wird in § 221 Abs. I SGB IX und<br />

näher in § 13 Abs. I Satz 1 WVO festgelegt, dass behinderte<br />

Menschen im Arbeitsbereich anerkannter<br />

Werkstätten, wenn sie nicht Arbeitnehmer sind, zu<br />

den Werkstätten in einem arbeitnehmerähnlichen<br />

Rechtsverhältnis stehen.<br />

Erlösentwicklung des Arbeitsbereiches<br />

der VUB inkl. Förderstätte, ohne Sigmeta<br />

40 Mio<br />

35 Mio<br />

30 Mio<br />

25 Mio<br />

20 Mio<br />

15 Mio<br />

10 Mio<br />

5 Mio<br />

2016 2017 2018<br />

Rehabilitation 19.574.218 20.552.583 21.283.106<br />

Markterlöse 11.338.467 11.186.604 11.107.044<br />

Gesamt 5.585.164 5.399.310 6.014.274<br />

36.497.849 37.138.497 38.404.424<br />

Rehabilitation<br />

Markterlöse<br />

Gesamt<br />

Angaben<br />

in EUR<br />

Rehabilitation<br />

Markterlöse<br />

sonst. Erlöse<br />

Gesamt<br />

↓ Der Sozialdienst der Werkstatt für behinderte Menschen berät<br />

und begleitet die Rehakunden während ihrer Zeit in der <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Jochen Walter<br />

Prokuristinnen<br />

Charlotte Hoelbe<br />

Barbara Nothhaft-Raudßus<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

VUB GmbH<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

1.099<br />

Gesamterlöse 2018<br />

38,4 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

REHASERVICE – EIN KOMPETENTES TEAMMM<br />

(TOLL – EIN – ANDERER – MACHT – MIR – MUT)<br />

Der Rehaservice WfbM-Sozialdienst der Klassischen<br />

Werkstatt ist während des gesamten Rehabilitationsprozesses<br />

Begleiter und Ansprechpartner für den<br />

Rehakunden. Er koordiniert alle Rehamaßnahmen.<br />

Als Schnittstelle zwischen den am Rehaprozess Beteiligten<br />

behält er zu jeder Zeit den Gesamtüberblick.<br />

Das Team arbeitet dabei konsequent personenzentriert<br />

und ermutigend! Zu den Kernaufgaben gehören<br />

die Beratung von Interessenten bei Erstanfragen und<br />

die Organisation sowie Durchführung von Vorstellungsterminen.<br />

Um den Reha-Kunden eine lückenlose<br />

Rehabilitation zu gewährleisten, kommuniziert<br />

er mit dem Leistungsträger. Situationsabhängig berät<br />

der Rehaservice zudem Gruppen- oder Bereichsleitungen.<br />

Netzwerken ist ein weiterer wichtiger Aspekt<br />

in der Arbeit des Sozialdienstes, denn durch vielfältige<br />

Kooperationen und den informativen fachlichen<br />

Austausch mit anderen Einrichtungen kann die Entwicklung<br />

und der Ausbau der WfbM sichergestellt<br />

werden. Im November 2018 rief der Rehaservice mit<br />

verschiedenen Institutionen und Selbsthilfeverbänden<br />

eine Messe zum Thema Autismus ins Leben.<br />

Ein voller Erfolg, denn durch das große Interesse<br />

gegenüber dem Autismusangebot der <strong>Pfennigparade</strong><br />

konnte im Jahr 2019 ein neu eröffneter Standort,<br />

der speziell die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen<br />

berücksichtigt, sofort<br />

komplett mit neuen Rehakunden belegt in die Zukunft<br />

starten. Um den vielfältigen Änderungen im Zuge des<br />

BTHG gerecht zu werden, arbeiten die Mitarbeiter des<br />

Sozialdienstes gerade in dieser Zeit flexibel und stabil<br />

zugleich. Essenziell ist in dieser Phase das gut funktionierende<br />

Team, das seine Reha-Kunden, aber auch<br />

die Kollegen berät und stets am Allerwichtigsten festhält:<br />

dem TEAMMM-Gedanken.<br />

44 45


PFENNIGPARADE WKM GMBH<br />

ANERKANNTE WERKSTATT<br />

FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

Menschen mit schweren Körperbehinderungen vielfältige und dabei möglichst individuelle Arbeitsplätze in<br />

unterschiedlichen Bereichen zu bieten, ist der Anspruch der <strong>Pfennigparade</strong> WKM GmbH. Ihre unterschiedlichen<br />

Fähigkeiten und Neigungen stehen dabei immer im Zentrum. Ein bedarfsorientiertes Therapie- und Pflegeangebot<br />

ergänzt das Portfolio und ermöglicht, die eigene Leistungsfähigkeit zu stärken oder wieder zu gewinnen.<br />

Auch in der Wirtschaft ist die WKM GmbH gefragt: Mit marktüblichen Standards und entsprechender Qualität<br />

behauptet sie sich erfolgreich als Wirtschaftspartner am Markt.<br />

MIT ANGEBOTEN DEN MARKT DORT BEDIENEN, WO ER LÜCKEN HAT, SCHAFFT DIE WKM<br />

GMBH ERFOLGREICH DURCH IDEENREICHTUM, GENAUES HINSEHEN UND ELAN.<br />

Schwerpunkte liegen im breiten Spektrum kaufmännischer<br />

Dienstleistungen, in der Digitalisierung<br />

und der Webgestaltung. Dazu kommt eine Vielfalt im<br />

kunst- und handwerklichen Bereich: professionelle<br />

Schreinerarbeiten, Stuhlgeflecht sowie vielfältige<br />

Filz-, Wachs- und Keramikarbeiten. Die Malateliers<br />

begeistern durch Ausstellungen und Vernissagen in<br />

Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Die<br />

Gärtnerei am Hart pflegt Außenanlagen und Innenraumbegrünung.<br />

Beans and Books, das kleine Café, hat<br />

sich im Münchner Sozialraum einen Namen gemacht.<br />

BESTSELLER DER WERKSTATT<br />

Nur noch YouTube und Netflix – keiner liest mehr?!<br />

Diesen Trend kann die WKM GmbH nicht bestätigen:<br />

70.000 Bücher aus zweiter Hand verkaufte die<br />

Münchner Bücherkiste im Jahr 2018. Sie startete vor<br />

einigen Jahren am Standort Unterschleißheim zunächst<br />

ausschließlich mit Online-Verkauf. Im Jahr<br />

2015 eröffnete sie ein Ladengeschäft im Münchner<br />

Norden und fährt seitdem zweigleisig: Bücher, die im<br />

Internet einen guten Preis erzielen, werden dort an<br />

Zwischenhändler verkauft, der Rest geht im Laden<br />

über die Theke. 20 Werkstattbeschäftigte holen die<br />

Bücher ab, sortieren sie vor, prüfen ihren Wert über<br />

eine Software, packen Pakete, schreiben Rechnungen,<br />

ordnen den Laden, beraten oder kassieren. Der<br />

Handel mit den gespendeten Büchern ist – ganz ohne<br />

Werbung – so erfolgreich, dass drei weitere Gruppen<br />

an anderen Standorten dadurch attraktive Arbeit haben.<br />

Gespendete Gesellschaftsspiele erhalten zudem<br />

im neu eröffneten Standort AutArk eine zweite<br />

Chance. Mitarbeiter mit Autismus-Spektrum-Störung<br />

prüfen und sortieren sie, um sie anschließend über<br />

ebay anzubieten.<br />

Was ist das Erfolgsrezept der Bücherkiste? Dass alle<br />

Beteiligten zufrieden sind: die Spender, weil sie ihre<br />

Regale leeren können, ohne etwas wegwerfen zu<br />

müssen. Die Käufer, weil sie einwandfreie Ware zum<br />

günstigen Preis erhalten. Und das Team, weil die Abwicklung<br />

so viele unterschiedliche Tätigkeiten birgt,<br />

dass jeder seine Passion findet. Das monatlich stattfindende<br />

Repair Café lockt zudem Nachbarn in die<br />

Bücherkiste und ist für kontaktfreudige Beschäftigte<br />

eine interessante Aktion.<br />

BUCH ZUM KAFFEE<br />

Neben Buchladen und Internet verfolgt die Bücherkiste<br />

weitere Verkaufsstrategien: Im Café Beans and<br />

Books und in der Leselounge im Café am Scheidplatz<br />

kann man bei Kaffee und Kuchen ein paar Zeilen zwischendurch<br />

genießen und das Buch anschließend erstehen.<br />

Wer in der PostPartnerFiliale Rümannstraße<br />

sein Paket abliefert, kann sich ebenfalls mit Lektüre<br />

eindecken. Allerorts läuft das Geschäft. Dabei sind<br />

nicht nur die Umsätze erfreulich: Jeder Verkauf ist<br />

eine Begegnung. Die kleinen Standorte sind gut in die<br />

Viertel eingebunden und realisieren damit Inklusion.<br />

Potenzial für mehr wäre da – vielleicht für eine weitere<br />

Filiale in einem anderen Stadtteil in der Zukunft.<br />

ENTWICKLUNGEN UND HIGHLIGHTS<br />

Der Datenservice führte mit 20 Werkstattmitarbeitern<br />

eine Bildungsreise nach Oberplanitzing nahe<br />

Bozen in Südtirol durch.<br />

„KUNSTFlüge“ – der Flughafen München zeigte<br />

Werke des Ateliers „Groupe Smirage“.<br />

Das Team für digitale Barrierefreiheit war am<br />

Stand des Bayerischen Sozialministeriums auf der<br />

Consozial im Rahmen von Bayern Barrierefrei<br />

präsent und beteiligt.<br />

Der Bereich „Stuhlgeflecht“ meldet als letzter<br />

Anbieter dieses ausgestorbenen Handwerks in der<br />

Region einen Umsatzrekord.<br />

Die Antenne Bayern <strong>Stiftung</strong> überreicht dem Café<br />

Beans and Books einen Scheck über 11.800 Euro zur<br />

Finanzierung des barrierefreien Kassensystems.<br />

Der Standort AutArK für Menschen mit Autismus-<br />

Spektrum-Störungen wird eröffnet.<br />

Der geplante Skater-Shop steht vor der Realisierung.<br />

↓ Akribisches Sortieren ist das A und O für eine strukturierte<br />

Weiterverarbeitung der gespendeten Bücher.<br />

Geschäftsführer<br />

Charlotte Hoelbe<br />

Josef Grimm<br />

↓ Den Wert eines Buches ermitteln die Mitarbeiter<br />

mittels Scanner über eine Software.<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

WKM GmbH<br />

Anzahl Werkstattbeschäftigte<br />

410 (im Arbeitsbereich)<br />

67 (im Berufsbildungsbereich)<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

135<br />

Gesamterlöse 2018<br />

12,6 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

→ So gemütlich...: Da schmökert man gerne<br />

ein kleines bisschen länger!<br />

46 47


PFENNIGPARADE VSB GMBH<br />

ANERKANNTE WERKSTATT<br />

FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

Direktmarketing, Konfektionierung, Lettershop und Dokumentenarchivierung sowie Arbeiten in der Handbuchbinderei<br />

sind die Bereiche, in denen die <strong>Pfennigparade</strong> VSB GmbH an ihren beiden Standorten in Unterschleißheim<br />

Arbeitsmöglichkeiten anbietet. Ein Arbeitsbereich zur PC-Montage befindet sich im Aufbau.<br />

Die „Münchner Bücherkiste“ hat sich als weiteres Angebot inzwischen erfolgreich in Moosach etabliert.<br />

TREIBER FÜR DIE VSB IST DIE FRAGE „WIE KANN SICH EINE WERKSTATT SINNVOLL IN<br />

DEN VORHANDENEN MARKT EINBRINGEN UND LANGFRISTIG BEHAUPTEN?“<br />

Das bislang in Unterschleißheim bestehende Arbeitsangebot<br />

für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen<br />

mit hohem Funktionsniveau konnte die VSB<br />

aufgrund der starken Nachfrage weiterentwickeln.<br />

Seit April 2019 können 30 Personen am neuen Standort<br />

„AutArk – Autismus Arbeit Kompetenz“ in München<br />

Moosach im Bereich E-Commerce, Dienstleistungsmanagement<br />

oder in der Open Art Gallery ihre künstlerischen<br />

und kaufmännischen Fähigkeiten einbringen.<br />

Der Netzwerk-Faktor // Regionale Netzwerke nutzen!<br />

Wirtschaftsstandort Unterschleißheim im Norden von<br />

München: Neben Handwerk, Maschinenbau, Holzund<br />

Papierverarbeitung haben sich hier Unternehmen<br />

für Elektrotechnik, Software-Vertrieb, Informationsund<br />

Kommunikationstechnologie, für Druck- und<br />

Verlagsgewerbe etabliert – rund 15.000 Menschen<br />

arbeiten dort.<br />

Wie kann sich eine Werkstatt sinnvoll in den vorhandenen<br />

Markt einbringen und langfristig behaupten?<br />

Die VSB GmbH setzt auf Vernetzung und Kooperation.<br />

Seit fünf Jahren verfolgt Susanne Schmidt, Betriebsleitung,<br />

mit dieser Strategie wirtschaftliche und<br />

soziale Ziele: den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, ein<br />

Empfehlungsmarketing aufzubauen, um damit konti -<br />

nu ierlich Aufträge zu generieren, ist die eine Seite.<br />

Ebenso wichtig sind ihr aber auch soziale Verbesserungen:<br />

„Unterschleißheim lebenswert zu gestalten<br />

für alle – eben auch für Menschen mit Behinderung.<br />

Den Wert der Arbeit von Menschen mit Behinderung<br />

zu zeigen.“ So beschreibt sie die Motivation für<br />

ihre Aktivitäten in fünf regionalen Netzwerken mit<br />

wirtschaftlichem oder sozialem Schwerpunkt. Zahlreiche<br />

Treffen, Kontakte knüpfen, gegenseitige Einladungen<br />

– Netzwerken ist zeitintensiv.<br />

Der Gewinn lässt sich schwer in Euro beziffern. Es sind<br />

die vielen kleinen Nutzen, die die VSB GmbH daraus<br />

zieht: Der ein oder andere Praktikumsplatz für Werkstattmitarbeiter,<br />

der kurze Dienstweg, auf dem man<br />

sich gegenseitig unterstützt, Ideen, die gemeinsam<br />

entstehen oder kleine Marktnischen, die sich auftun.<br />

Ihren Partnern bietet die VSB GmbH neben ihrem<br />

Dienstleistungsspektrum soziales oder sozialrechtliches<br />

Fachwissen, handwerkliches Know-how, Raumnutzung<br />

oder die Möglichkeit, sich bei Veranstaltungen<br />

wie dem „Tag der offenen Tür“ zu präsentieren.<br />

VORTEILE FÜR BEIDE SEITEN<br />

Eine besonders fruchtbare Kooperation durch Netzwerken<br />

entwickelte sich mit der Stadt Unterschleißheim:<br />

Bürgermeister Christoph Böck beauftragte<br />

daraufhin die Handbuchbinderei, Sitzungsmappen anzufertigen.<br />

Außerdem bindet das Team für die Verwaltung<br />

der Stadt Unterlagen auf. Im Rahmen der Aktion<br />

„Schöner Ferientag“ dürfen Schüler in der Handbuchbinderei<br />

Steckmappen und anderes selbst herstellen.<br />

Ein anderes Beispiel: Die VSB GmbH bezieht aufgrund<br />

von Netzwerk-Kontakten zum Beispiel ihren Strom<br />

von den E-Werken Haimhausen. Im Gegenzug erledigen<br />

Werkstattbeschäftigte für das Unternehmen den<br />

Rechnungsversand.<br />

Eine weitere spannende Kooperation wächst mit der<br />

Volkshochschule Nord e. V.: Der in der VSB GmbH<br />

aufgelöste, aber für Schulungen benötigte Computerraum<br />

kann in den tagsüber kaum genutzten Räumen<br />

der VHS gemietet werden. Die VHS stellt bei Bedarf zu<br />

unterschiedlichen Themen Dozenten zur Verfügung.<br />

Die Werkstatt bietet dafür ihre Fachkompetenzen in<br />

Vorträgen zu sozialen Themen oder handwerklichen<br />

Kursen an.<br />

Susanne Schmidt ist überzeugt: „Auch wenn man Geduld<br />

und Ausdauer braucht, bis Vertrauen entsteht<br />

und etwas zurückkommt – Netzwerken lohnt sich!“<br />

In der Zukunft will sie die Werkstatt weiter öffnen und<br />

in den Sozialraum einbinden, Inklusion damit vorantreiben.<br />

Dass dieses Engagement sich bereits heute<br />

auszahlt und die VSB GmbH den Wirtschaftsstandort<br />

Unterschleißheim bereichert, zeigt der Wirtschaftspreis,<br />

den das Netzwerk ICU der Werkstatt verliehen<br />

hat.<br />

SECHS AUSGELAGERTE ARBEITSPLÄTZE BEI S&W<br />

S&W GmbH High Quality in Plastics: 50 Maschinen<br />

werfen Spritzgussteile rund um die Uhr aus. Ein Team<br />

von 100 Mitarbeitern steuert die Anlagen – natürlich<br />

alles unter Termindruck. Wie passen da sechs Menschen<br />

mit Körperbehinderung in ein solch mittelständisches<br />

Unternehmen in Hebertshausen? Mit<br />

der Montage von Skibindungen fing alles ganz klein<br />

an und die Geschäftsleitung von S&W war zufrieden.<br />

Organisiert von Susanne Schmidt und Marc Pfefferkorn<br />

startete im Juli 2017 die VSB mit vier Praktika,<br />

die nach drei Monaten in befristete bezahlte Außenarbeitsplätze<br />

mündeten. Seit April 2018 arbeiten bei<br />

S&W sechs Werkstattbeschäftigte auf unbefristeten<br />

Außenarbeitsplätzen. Die Motivation ist hoch. „Es<br />

macht total Spaß, hier zu arbeiten. Ich bin froh, dass<br />

ich mich dafür entschieden habe, “ sagt Dominik Faralisz.<br />

Marc Pfefferkorn ergänzt: „Ich bin stolz auf jeden<br />

Einzelnen.“ Auch optisch gehört die VSB-Truppe bald<br />

völlig zum Unternehmen: Die S&W-Arbeitskleidung<br />

wird gerade für alle geschneidert.<br />

Geschäftsführer<br />

Charlotte Hoelbe<br />

Josef Grimm<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

VSB GmbH<br />

Anzahl Werkstattbeschäftigte<br />

132 (im Arbeitsbereich)<br />

10 (im Berufsbildungsbereich)<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

37<br />

Gesamterlöse 2018<br />

4,7 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

Der Gewinn durch Netzwerken<br />

lässt sich schwer in Euro beziffern.<br />

Es sind die vielen kleinen Nutzen,<br />

die die VSB GmbH daraus zieht.<br />

WEITERE HIGHLIGHTS<br />

+++ „Aktion schöner Ferientag“ lässt Grundschulkinder in der Handbuchbinderei mit Feuereifer Präsentationsmappen für ihre Schulzeichnungen<br />

kreieren +++ Start des Büchertisches der Münchner Bücherkiste im Kaufland Unterschleißheim: monatlich nach dem<br />

Einkauf schmökern und sehr günstig restaurierte Bücher kaufen kommt bei den Kunden gut an +++ Teilnahme an der Freiwilligenmesse<br />

in Unterschleißheim stößt dank guter Besucherzahlen und hohem Bekanntheitsgrad der <strong>Pfennigparade</strong> auf gute Resonanz +++<br />

VSB-Werkstattmitarbeiter trainieren in einem Workshop bei Studiosus Hotline-Mitarbeiter darin, wirkliche Wohlfühl-Antworten zu<br />

geben auf Fragen rund um Barrierefreiheit & Co. von Reisen +++ Auftrag von Sixt: Bestückung der hochwertigen Merchandising-Tüten<br />

mit wertvollen Artikeln für die Damenwies‘n +++ Unterstützer der FairTrade City Unterschleißheim durch Einkauf und Einsatz von<br />

Fair Trade Produkten vor Ort +++ Beim Social Day der Fa. Adobe begrünen rund 15 Mitarbeiter die Dachterrasse. Anfangs unsicher im<br />

Miteinander – am Ende freundschaftlich! +++<br />

↓ Sechs Beschäftigte der VSB arbeiten bei S&W – im Rollstuhl,<br />

mit einer Hand, körperbehindert und mit Erfolg!<br />

↓ Der Unterschleißheimer Bürgermeister Christoph Böck holt in<br />

der Handbuchbinderei seine neuen Sitzungsmappen ab.<br />

48 49


PFENNIGPARADE BKG GMBH<br />

DIENSTLEISTUNGEN VON KÖRPERBEHINDERTEN<br />

MENSCHEN<br />

ARBEIT UND BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

Mit ihren vorwiegend schwerbehinderten Mitarbeitern mit kaufmännischer bzw. betriebswirtschaftlicher<br />

Qualifikation bietet die BKG ihren Kunden ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Das Portfolio<br />

umfasst vor allem operative kaufmännische Unterstützungsprozesse in Buchhaltung und Einkauf<br />

sowie Services in den Bereichen Data Management und Projektmanagement.<br />

MIT ETWAS GUTEM WILLEN IST GELEBTE INKLUSION GAR NICHT SO<br />

SCHWER, UND ES PROFITIEREN ALLE SEITEN DAVON!<br />

Ob modulare Unterstützung oder Übernahme von<br />

Gesamtprozessen, ob Arbeit vor Ort beim Kunden<br />

oder in unseren eigenen Geschäftsräumen: In jeder<br />

Konstellation verwirklicht die BKG die berufliche<br />

Rehabilitation und Eingliederung ihrer schwerbehinderten<br />

Mitarbeiter, sei es insbesondere durch engen<br />

Kontakt mit den Mitarbeitern des Kunden in der täglichen<br />

Arbeit oder durch eine entsprechende Arbeitsgestaltung<br />

innerhalb ihrer Teams.<br />

Das Rechnungsprüfungs-Team bearbeitet für BMW<br />

bereits seit 2010 jährlich über eine Million Kreditorenrechnungen<br />

und bewältigt dabei routiniert tägliche<br />

und saisonale Schwankungen. Fast genauso lange<br />

und auch für BMW erledigt ein anderes Team das<br />

Management der Lieferanten-Stammdaten von über<br />

125.000 Lieferanten. Circa 17.000 Änderungen und<br />

Neuanlagen pro Jahr werden vorgenommen, inklusive<br />

Migrationen und Erfassung von Geodaten. Für<br />

das Goethe-Institut bearbeitet die BKG seit nunmehr<br />

sieben Jahren bis zu 40.000 Kreditorenrechnungen<br />

jährlich mit Prüfung, Buchung und elektronischer<br />

Ablage. Allgemeine kaufmännische Sachbearbeitungen<br />

wie Prüfung, Erfassung und Weiterbearbeitung<br />

von Dokumenten, Antrags- und Vertragsmanagement<br />

oder Postdienste runden das kaufmännische<br />

Aufgabenspektrum ab. Darüber hinaus erledigen<br />

Mitarbeiter der BKG vor Ort beim Kunden verschiedene<br />

Prozesse in der Fuhrparkverwaltung und in<br />

der Logistik. So kann die BKG bei entsprechender<br />

Gestaltung der Aufgaben sowohl ihren Kunden kontinuierlich<br />

gute Leistungen bieten als auch die individuellen<br />

Bedürfnisse der behinderten Mitarbeiter<br />

berücksichtigen.<br />

MITGLIEDER IM BEIRAT<br />

Helmut Gutacker, Robert Bosch GmbH<br />

Franz Koppold, Munich RE<br />

Gebhard Leidenfrost, Fusion for Energy<br />

Thomas Marx, Telefónica Global Services GmbH<br />

Dr. Harald Unger, BMW Group<br />

Mathias Wesinger, MBS Baumarkt Service GmbH<br />

BEST PRACTICE: INKLUSION IM ARBEITSALLTAG<br />

Die Besondere Werkstatt aus Sicht einer Führungskraft:<br />

Im Geschäftsfeld Kaufmännische Dienstleistungen<br />

ist Birgit Prechtl als Führungskraft im Auftragsmanagement<br />

tätig. Von ihr wollte die Redaktion<br />

wissen, wie man sich Inklusion im Arbeitsalltag der<br />

Besonderen Werkstatt vorstellen kann.<br />

Frau Prechtl, Sie sind im Mai 2018 zur <strong>Pfennigparade</strong><br />

gekommen und bringen langjährige Erfahrung<br />

im Bereich professioneller Dienstleistungen<br />

mit. Wie sind Sie auf die <strong>Pfennigparade</strong><br />

aufmerksam geworden?<br />

Seit vielen Jahren wohne ich im Münchner Norden und<br />

kannte die <strong>Stiftung</strong> schon durch das auffällige Logo<br />

am Stammhaus. Damit erklärten sich ganz schnell<br />

auch die vielen Rollstuhlfahrer rund um den jetzigen<br />

Petuelpark. Nachdem ich über 15 Jahre in verschiedenen<br />

Bereichen der B2B-Dienstleistungen gearbeitet<br />

hatte, suchte ich eine neue Herausforderung in einer<br />

sinnstiftenden Umgebung, in der ich mich fachlich<br />

wie auch menschlich verwirklichen kann. Da kam die<br />

Stellenanzeige der <strong>Pfennigparade</strong> genau zum richtigen<br />

Zeitpunkt!<br />

Hatten Sie früher schon Kontakt zu Menschen<br />

mit Körperbehinderung?<br />

Als Kind war ich mit einem gelähmten Nachbarsmädchen,<br />

das im Rollstuhl saß, befreundet. Wegen seiner<br />

Behinderung ging es so gut wie nie aus dem Haus und<br />

lebte damals auf dem Land sehr isoliert. Zum Glück<br />

gibt es heute viel bessere Teilhabemöglichkeiten! In<br />

meinem bisherigen Arbeitsumfeld waren Behinderungen<br />

aber immer noch eine seltene Ausnahme – zu<br />

viele Firmen scheuen davor zurück, Menschen mit<br />

Einschränkungen einzustellen.<br />

Was sind Ihre Aufgaben?<br />

Als Auftragsmanagerin steuere ich kaufmännische<br />

Projekte und führe die darin eingesetzten Mitarbeiter.<br />

Ich sorge dafür, dass die Kundenerwartungen<br />

erfüllt werden und die Wirtschaftlichkeit unserer<br />

Arbeit gesichert ist, dass aber auch unsere Werkstattbeschäftigten<br />

entsprechend ihrer Fähigkeiten<br />

optimal eingesetzt werden. Dabei macht es mir große<br />

Freude, dass in der <strong>Pfennigparade</strong> nach wirklich<br />

menschlichen Maßstäben gearbeitet wird.<br />

Unterscheidet sich Ihre Innensicht vom vorherigen<br />

Blick von außen?<br />

Ich war sehr gespannt darauf, zu sehen, wie sich das<br />

Arbeiten in Teams mit so vielen ganz unterschiedlichen<br />

Einschränkungen gestaltet – immerhin haben in<br />

der Besonderen Werkstatt ja fast alle der Angestellten<br />

eine Schwerbehinderung. Es hat mich überrascht, wie<br />

gut man es schaffen kann, in Teams mit den unterschiedlichsten<br />

Handicaps eine professionelle Dienstleistung<br />

für Kunden abzuliefern – dies liegt neben der<br />

Motivation und dem Engagement unserer Mitarbeiter<br />

sicher auch daran, dass das Werkstattumfeld dafür<br />

ideale Bedingungen bietet. Im Vordergrund steht im<br />

Arbeitsalltag letztendlich in erster Linie das Fachliche.<br />

Geschäftsführer<br />

Dirk Höpner<br />

Reinhard Männer<br />

(bis 31.12.2018)<br />

Michael Lieb<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

BKG GmbH<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

47<br />

Gesamterlöse 2018<br />

3,0 Mio. Euro<br />

Inwiefern wird aufgrund der Behinderungen anders<br />

gearbeitet?<br />

Grundsätzlich sind unsere Beschäftigten ja meist<br />

genauso qualifiziert wie vergleichbare Angestellte<br />

in anderen Büros, und ein gewöhnlicher Arbeitstag<br />

unterscheidet sich erst einmal kaum. Aber natürlich<br />

schaffen wir in der Besonderen Werkstatt einen<br />

geschützten Rahmen, in dem unsere Mitarbeiter<br />

sich optimal entfalten können. Wir sorgen, wo nötig,<br />

für die richtige Ausstattung am Arbeitsplatz und<br />

nehmen uns generell mehr Zeit, um auf individuelle<br />

Bedürfnisse einzugehen. Natürlich berücksichtigen<br />

wir auch bei der Einsatzplanung die jeweiligen Einschränkungen,<br />

damit die Arbeit nicht übermäßig<br />

belastet. So werden Menschen, die auf dem ersten<br />

Arbeitsmarkt leider immer noch kaum Chancen bekommen,<br />

zu Leistungsträgern und können selbstbestimmt<br />

ihr Berufsleben gestalten.<br />

Was wünschen Sie sich und der <strong>Pfennigparade</strong><br />

für die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, dass unsere gute Sache weitere<br />

Kreise zieht und ein menschliches Miteinander auch<br />

in der Gesellschaft zum Normalfall wird. Mit etwas<br />

gutem Willen ist gelebte Inklusion gar nicht so schwer,<br />

und es profitieren alle Seiten davon!<br />

← V.l.n.r.: Johannes Thiele,<br />

Alexandra Mayer, Birgit Prechtl,<br />

Ariane Mattes<br />

Stand 31.12.2018<br />

50 51


PFENNIGPARADE PSG GMBH<br />

DIENSTLEISTUNGEN VON KÖRPERBEHINDERTEN<br />

MENSCHEN<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

↓ Neues Geschäftsfeld: Hardware Distribution<br />

Vor mittlerweile mehr als 45 Jahren zeigten zwölf Programmierer im Rollstuhl Eigeninitiative: Mit Engagement<br />

und eisernem Willen lieferten sie bei einem Kleinauftrag von Siemens ein überzeugendes Arbeitsergebnis.<br />

Darauf aufbauend wurde unter dem Dach der bereits existierenden <strong>Pfennigparade</strong> für die zwölf Rollstuhlfahrer<br />

ein neues Unternehmen gegründet: der Ursprung der heutigen <strong>Pfennigparade</strong> PSG GmbH. Heute bietet die PSG<br />

ein breites Spektrum an Dienstleistungen an: in der IT vom Contact Center bis zum Expert Desk für hochkomplexe<br />

Software, im Dokumentenmanagement alle Schritte auf dem Weg der Daten – von der Erstellung<br />

bis zur Löschung – und in der Elektroprüfung die Prüfung aller ortsveränderlichen Elektrogeräte nach DGUV.<br />

GEMEINSAM MIT UNSEREN KUNDEN SCHAFFEN WIR DURCH ANSPRUCHSVOLLE AUFTRÄGE<br />

INTERESSANTE UND HERAUSFORDERNDE ARBEITSMÖGLICHKEITEN<br />

FÜR MENSCHEN MIT KÖRPERBEHINDERUNG.<br />

Geschäftsführer<br />

Dirk Höpner<br />

Reinhard Männer<br />

(bis 31.12.2018)<br />

Michael Lieb<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

PSG GmbH<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

111<br />

Gesamterlöse 2018<br />

8,1 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

SUCCESS STORY<br />

NEUES GESCHÄFTSFELD DER PSG:<br />

SOZIALE BESCHAFFUNG VON LAPTOP,<br />

NOTEBOOK & CO.<br />

→ Datenverarbeitung<br />

leisten die Mitarbeiter<br />

in vielfältigen<br />

Facetten: vom<br />

Contact Center bis<br />

zum Expert Desk.<br />

Die PSG bezieht eine Vielzahl von Mitarbeitern aus<br />

der Klassischen Werkstatt und aus dem Schwesterunternehmen<br />

SIGMETA, dem Inklusionsunternehmen<br />

der <strong>Pfennigparade</strong>, mit ein. Dabei ist es stets<br />

eine besondere Herausforderung, anspruchsvolle<br />

und komplexe Aufgaben mit einem hohen Anteil an<br />

Mitarbeitern mit unterschiedlich stark ausgeprägten<br />

behinderungsbedingten Einschränkungen zu erfüllen.<br />

Bei dem großen und langjährigen Kunden BMW<br />

leistet die PSG seit 2005 mit sechs Mitarbeitern den<br />

2nd-Level-Anwender-Support und die Wartung<br />

hochkomplexer Software im Bereich Fahrzeugentwicklung/Prüfstand.<br />

Mit vier Mitarbeitern im Expert<br />

Desk sorgt sie seit 2002 für nachhaltige Fehlereliminierung<br />

bei produktionskritischen IT-Accounts. Für<br />

einen anderen Kunden, der mehr als 100 Softwareprodukte<br />

im Einsatz hat, leisten die Mitarbeiter der<br />

PSG das Software Asset Management inkl. Qualitätssicherung.<br />

Die Elektroprüfer betreuen mittlerweile<br />

mehr als 150 Kunden. Des Weiteren befindet<br />

sich das Geschäftsfeld Hardware Distribution im<br />

Aufbau.<br />

Seit dem 01.07.2018 wechselten von den ausscheidenden<br />

Mitarbeitern vier zu einem neuen Arbeitgeber und<br />

es waren vier Neueinstellungen zu verzeichnen.<br />

MITGLIEDER IM BEIRAT<br />

Helmut Gutacker, Robert Bosch GmbH<br />

Franz Koppold, Munich RE<br />

Gebhard Leidenfrost, Fusion for Energy<br />

Thomas Marx, Telefónica Global Services GmbH<br />

Dr. Harald Unger, BMW Group<br />

Mathias Wesinger, MBS Baumarkt Service GmbH<br />

Die PSG bündelt ihre langjährigen Erfahrungen aus<br />

IT- und kaufmännischen Dienstleistungen neu und<br />

entwickelt daraus das Geschäftsfeld Hardware Distribution.<br />

Durch die Weiterentwicklung des Dienstleistungsportfolios<br />

wird nicht nur die Marktposition<br />

verbessert, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Werkstatt gestärkt.<br />

Den Kundenbedürfnissen entsprechend wird IT-<br />

Hardware ausgewählt und konfiguriert. Der Prozess<br />

erfolgt innerhalb der <strong>Pfennigparade</strong> gesellschaftsübergreifend<br />

und in gemischten Teams. Die PSG<br />

agiert als Kundenansprechpartner und ist für den<br />

Vertrieb sowie die Beschaffung der Hardware-Komponenten<br />

verantwortlich. Die mechanische Veredelung<br />

und Endfertigung der Hardware findet bei der<br />

VSB am Standort Lise-Meitner-Straße in Unterschleißheim<br />

statt. Dort bauen die VSB-Mitarbeiter<br />

die durch PSG beschafften Hardware-Komponenten<br />

zusammen und konfektionieren sie für den Versand<br />

an den Kunden. Durch diese Erweiterung des Dienstleistungsportfolios<br />

beider Gesellschaften können<br />

kontinuierlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Das Leistungsportfolio umfasst neben der Veredelung<br />

und Endfertigung je nach Kundenwunsch auch<br />

die Konzeptionierung, Software-Installation oder<br />

das Rollout der Hardware. All dies geschieht in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen den Kunden und der <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

Die Zielgruppen für diesen Dienstleistungsbereich sind:<br />

- Wirtschaftsunternehmen,<br />

- Bildungseinrichtungen, Schulen und Hochschulen,<br />

- öffentliche und kirchliche Einrichtungen.<br />

Insbesondere für den Bildungsbereich wird das Angebot<br />

ergänzt durch ausgereifte Lösungen in Software<br />

und Support. Für eine erfolgreiche Umsetzung des neuen<br />

Geschäftszweiges Hardware Distribution hat sich die<br />

PSG starke Partner an die Seite geholt, die zum Erfolg<br />

beitragen.​Der PSG-Hardware-Lieferant Dell EMC ermöglicht<br />

seit über drei Jahrzehnten Ländern, Gemeinschaften,<br />

Kunden und Menschen auf der ganzen Welt,<br />

ihre Ideen mithilfe von Technologie zu verwirklichen.​<br />

Wie stark die soziale Beschaffung bereits in den Fokus<br />

der Einkäufer gerückt ist, wurde mit der Fachkonferenz<br />

„Sozial verantwortliche Beschaffung von IT-Hardware“<br />

am 09./10. Mai 2019 in Leipzig deutlich. Die PSG<br />

war mit einem Ausstellungsstand auf dem Markt der<br />

Möglichkeiten vertreten und konnte ihren Beitrag zu<br />

einer sozialen Beschaffung aufzeigen.<br />

52 53


PFENNIGPARADE SIGMETA GMBH<br />

IT- UND GEWERBLICHE DIENSTLEISTUNGEN<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

→ Daumen hoch für<br />

ein Viertel Jahrhundert<br />

Partnerschaft!<br />

Die Sigmeta ist das Inklusionsunternehmen der <strong>Pfennigparade</strong>. Mit behinderten und nicht behinderten Mitarbeitern<br />

bietet sie ihren Kunden eine Vielzahl von Leistungen: kaufmännische Dienstleistungen, IT Dienstleistungen<br />

sowie interne Werkslogistik und Messtechnik. Regelmäßig arbeitet sie bei der Erfüllung der Aufträge<br />

in Teams gemeinsam mit schwerbehinderten Mitarbeitern der Schwestergesellschaften BKG und PSG.<br />

Im Geschäftsfeld IT leistet die Sigmeta vornehmlich<br />

1st- und 2nd-Level-Support. Im Geschäftsfeld Interne<br />

Werkslogistik & Messtechnik unterstützt sie die<br />

kundeninterne Logistik und entlastet damit die Ingenieure<br />

von Routineaufgaben. Im Lagermanagement<br />

sorgen die Mitarbeiter mit einer Materialbewegung<br />

von ca. 9.000 Motoren, Getrieben, Hochvoltspeichern<br />

und anderen für den Prototypenbau wichtigen Komponenten<br />

für eine mit dem Produktentwicklungsprozess<br />

bedarfssynchrone Materialversorgung. Durch<br />

den Just-in-Time-Umparkservice, den die Sigmeta<br />

mit einem eigenen Disponenten koordiniert, reduziert<br />

sie mit ca. 37.000 Fahrten im Jahr die Wegezeiten der<br />

Versuchsingenieure im Produktentwicklungsprozess.<br />

Mit einer Vielzahl weiterer Unterstützungsleistungen<br />

wie der Fahrzeugbereitstellung für die Erprobung, der<br />

Bearbeitung der Fahrzeugnutzungsvereinbarungen<br />

oder der Aufnahme und Bearbeitung von Schadensmeldungen<br />

und Ordnungswidrigkeiten leisten die Mitarbeiter<br />

einen professionellen Fuhrparkservice rund<br />

um die Fahrzeugerprobung.<br />

Für die Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> ist die Sigmeta seit<br />

vielen Jahren der interne Dienstleister für Informationstechnik<br />

und Telekommunikation (IT/TK) und<br />

verantwortet den laufenden Betrieb und die Weiter -<br />

ent wicklung der IT/TK der <strong>Pfennigparade</strong> und in<br />

den Tochtergesellschaften. Optimaler Service in<br />

Support, Beratung und Projektarbeit ist oberstes<br />

Ziel, um der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> den modernsten<br />

Standard für die Digitalisierung zur Verfügung<br />

zu stellen. Um dies zu erreichen, kooperieren wir<br />

eng mit den Gesellschaften, dem Zentralbereich 6<br />

IT-Steuerung, der IT-Steuerungsgruppe und dem<br />

Fachkreis-IT sowie dem Konzernbetriebsrat.<br />

MITGLIEDER IM BEIRAT<br />

Helmut Gutacker, Robert Bosch GmbH<br />

Franz Koppold, Munich RE<br />

Gebhard Leidenfrost, Fusion for Energy<br />

Thomas Marx, Telefónica Global Services GmbH<br />

Dr. Harald Unger, BMW Group<br />

Mathias Wesinger, MBS Baumarkt Service GmbH<br />

SUCCESS STORY<br />

ROBERT BOSCH GMBH: EIN VIERTEL<br />

JAHRHUNDERT SOZIALE PARTNERSCHAFT<br />

„Ich weiß es noch, als wäre es gestern: ein Raum, wir<br />

waren sieben. Sieben blutjunge Softwareentwickler<br />

aus Deizisau, die zusammen mit den Kollegen aus<br />

München Individualsoftware unter C und C++ für den<br />

Bayerischen Sparkassen- und Giroverband entwickelten.<br />

Das Projekt MKP II war groß, sehr groß sogar<br />

und dazu noch sensationell spannend. Objektorientiertes<br />

Programmieren auf den damals neuesten IBM<br />

PS/1-Rechnern, erstmals vorinstalliert mit Microsoft<br />

Windows. Himmel, wir waren Helden!<br />

Das ist alles verdammt lange her, wie auch der Morgen,<br />

an dem ein uns unbekannter Mann plötzlich bei uns<br />

im Raum stand. In seinen Händen nur ein ganz dünnes<br />

Mäppchen, das er freudig in die Höhe hielt. „Es geht<br />

um das Erstellen von ein paar Word-Vorlagen, bin ich<br />

hier richtig?“, fragte er in unsere Runde. Wir sahen ihn<br />

an. Totenstille. Und dieses unangenehme und nicht<br />

enden wollende Gefühl des ewigen Schweigens. Auf<br />

seinem Mäppchen, in feurigem Rot, ein Logo: BOSCH.<br />

„Robert Bosch, auch irgendwie groß“, so mein erster<br />

Gedanke…<br />

„Logisch sind Sie hier richtig, zeigen Sie doch mal.“,<br />

sagte ich.<br />

Sechs Augenpaare durchbohrten mich. Und wie sich<br />

noch herausstellen sollte, jenes so dünn anmutende<br />

Mäppchen mit dem roten Logo war ziemlich voll. Lauter<br />

Formularmuster wie Reisekostenrückerstattungsanträge,<br />

Notizen, Bestellformulare und noch mehr so<br />

wilde Sachen. Alles auf dünnstem Pergament …<br />

Da war er also: unser erster Auftrag von Robert Bosch.<br />

Mit diesem Testballon begann für uns, damals noch in<br />

der Schwesterfirma PSG, eine eindrucksvolle soziale<br />

Partnerschaft mit der Robert Bosch GmbH innerhalb<br />

ihrer operativen IT-Landschaft. Unsere Dienstleistungen<br />

erstreckten sich bald zunehmend in Richtung<br />

IT-Support. Von der einfachen Ticketannahme über<br />

den 2nd- und 3rd-Level-Support bis hin zum Produktmanagement<br />

sowie der Pflege und Weiterentwicklung<br />

komplexer Softwarepakete. In den Folgejahren waren<br />

zeitweise mehr als 40 IT-Fachkräfte im süddeutschen<br />

Raum an sieben Standorten bei Robert Bosch vor Ort<br />

im Einsatz.<br />

Geschäftsführer<br />

Dirk Höpner<br />

Reinhard Männer<br />

(bis 31.12.2018)<br />

Michael Lieb<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

SIGMETA Gmbh<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

165<br />

Gesamterlöse 2018<br />

12,8 Mio. Euro<br />

Herausgebildet haben sich über die Jahre oftmals<br />

regelrechte Spezialisten, die zunehmend über ein<br />

enorm breit angelegtes Fachwissen verfügen und bis<br />

heute mit zu den begehrtesten Ansprechpartnern gehören.<br />

In Ausübung unterschiedlichster IT-Dienstleistungen<br />

haben unsere körperbehinderten Mitarbeiter<br />

so die wunderbare Chance, auf Augenhöhe mit nicht<br />

behinderten Kollegen in anspruchsvollen Aufträgen<br />

und Projekten mitzuarbeiten. Beispielhaft sei unser<br />

Support-Team aus Achern, Feuerbach und Karlsruhe<br />

erwähnt, das standortübergreifend Hand in Hand als<br />

eingespieltes Team zusammenarbeitet.<br />

Infolge der Gesetzesentwicklung zur Arbeitnehmerüberlassung<br />

agieren unsere IT-Mitarbeiter vor Ort<br />

zwar mittlerweile ausschließlich in separaten Räumlichkeiten<br />

und organisatorisch getrennt auf Basis von<br />

Werk- oder Dienstleistungsverträgen, doch wir sind<br />

zuversichtlich, dass es mit engagierten Partnern wie<br />

der Robert Bosch GmbH gelingen wird, gemeinsam<br />

noch viele weitere spannende Projekte und Initiativen<br />

anzustoßen. Auch unsere Vision, im Inklusionsunternehmen<br />

leistungsfähige körperbehinderte Menschen<br />

vom Leistungsempfänger zum Leistungserbringer zu<br />

entwickeln, können wir immer wieder erfolgreich in<br />

die Realität umsetzen. So haben auch im vergangenen<br />

Jahr erneut Mitarbeiter der SIGMETA eine Anstellung<br />

direkt beim Kunden bekommen. Hierauf sind wir ganz<br />

besonders stolz.<br />

Es ist Zeit, an dieser Stelle einmal Danke zu sagen:<br />

„Herzlichen Dank für eine aufregende Zeit, begleitet<br />

von engagierten und kompetenten Kollegen in tollen<br />

Teams sowie für ein Viertel Jahrhundert der ganz besonderen<br />

Verbindung mit der Robert Bosch GmbH.“<br />

von Oliver Wagner<br />

Stand 31.12.2018<br />

54 55


KUNSTWORKSHOP MIT DER „GROUPE SMIRAGE“<br />

EIN NEUER WEG IN DER PERSONALENTWICKLUNG...<br />

FINDET PAYBACK<br />

PAYBACK und die <strong>Pfennigparade</strong> verbindet seit Jahren eine Soziale Partnerschaft mit vielen Projekten<br />

und immer mehr Gemeinsamkeiten. Carolin Schlegtendal, HR-Leiterin bei PAYBACK, und Thomas Heymel,<br />

Leiter Corporate Development bei der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong>, beschreiben, wie diese Beziehung konti nu ierlich<br />

wächst. Im Zentrum ihres Gesprächs steht ein Kunstworkshop mit der „Groupe Smirage“ als ein neuer<br />

Weg in der Personalentwicklung.<br />

Frau Schlegtendal, mittlerweile ist der (Führungskräfte-)Kunstworkshop<br />

mit der „Goupe Smirage“<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> bei Ihnen im Hause<br />

etabliert. Wie waren denn die Reaktionen bei Ihnen<br />

auf diese besondere Art von Workshop?<br />

Frau Schlegtendal: Wir haben das Format zunächst<br />

mit einer Pilotgruppe getestet, die vollkommen begeistert<br />

war! Mittlerweile verbreitet sich der Workshop<br />

innerhalb des Unternehmens über Mundpropaganda<br />

und Erfahrungsberichte, über unsere Mitarbeiter-App<br />

„Bubble“ und unser Intranet. Wir haben den Workshop<br />

auch schnell für Nicht-Führungskräfte geöffnet, da<br />

wir gemerkt haben, dass die Inhalte wertvoll für jeden<br />

Mitarbeiter sind.<br />

Der Kunst-Workshop mit der „Groupe Smirage“…<br />

… ist ein halbtägiger Malworkshop, begleitet von Künstlern der<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

… ist eine interessante Ergänzung in der Personalentwicklung<br />

von Führungskräften und Teams<br />

… eröffnet neue Perspektiven im Umgang mit persönlichen<br />

Strategien, speziell in dem Spannungsfeld von Klischees,<br />

Werten, Normen und Tabus<br />

… erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Münchner<br />

Unternehmen und Behörden<br />

↓ Die Künstler der Groupe Smirage mit den Workshop-Teilnehmern<br />

von PAYBACK und den gemeinsam gemalten Bildern<br />

Was unterscheidet diesen Workshop von einem<br />

„klassischen“ (Führungskräfte-)Seminar?<br />

Frau Schlegtendal: Bereits die Vorstellungsrunde ist<br />

sehr besonders: Indem die Künstler der <strong>Pfennigparade</strong><br />

mit ihren Biographien so offen umgehen, entsteht<br />

schnell eine sehr vertrauensvolle und wertschätzende<br />

Atmosphäre. Das hat zur Folge, dass auch unsere<br />

Teilnehmer sich sehr viel offener und persönlicher<br />

vorstellen.<br />

Herr Heymel: Bei „klassischen“ Weiterbildungsangeboten<br />

hat man ja während des Seminars eher eine<br />

rationale Lernkurve. Oftmals fällt es dann schwer,<br />

das Gelernte im Nachhinein auch wirklich im Arbeitsalltag<br />

umzusetzen. Indem unser Workshopformat im<br />

Vergleich ja eher etwas exotisch ist und der Teilnehmer<br />

ein starkes emotionales Erlebnis hat, werden die<br />

Erkenntnisse nachhaltiger im Gedächtnis verankert.<br />

Frau Schlegtendal: Genau dieses Erleben macht<br />

den Workshop aufregend, und dass die Teilnehmer<br />

am Ende ihr Werk mitnehmen können, schafft eine<br />

bleibende Erinnerung. Darüber hinaus kannten sich<br />

einige unserer Teilnehmer vor dem Workshop nicht,<br />

stehen aber seither im Austausch miteinander. Und<br />

auch der Kontakt zu den Künstlern der <strong>Pfennigparade</strong><br />

wird über den Workshop hinaus gehalten.<br />

Herr Heymel: Das zahlt auch auf die Vision der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Pfennigparade</strong> ein, dass die Menschen in einen<br />

Austausch auf Augenhöhe miteinander treten und<br />

in Kontakt bleiben. Inklusion bedeutet für uns auch,<br />

verschiedene Welten zusammenzubringen und Verbindungen<br />

zu schaffen.<br />

Zuerst ist es ein anfängliches vorsichtiges<br />

Herantasten. Dann lösen sie sich von ihren<br />

Vorstellungen und wertschätzen unsere<br />

Arbeiten und uns als Künstler. Mir ist es<br />

wichtig, dass sie stolz sein können auf das<br />

Bild, das sie gemalt haben. Dafür müssen<br />

sie auch meine wirsche Art erdulden! Das<br />

ist Anstrengung, Arbeit – und macht Spaß!<br />

Mike Köb (2. v. re.), Groupe Smirage<br />

ARBEIT UND BESCHÄFTIGUNG<br />

Was ist das Ziel des Workshops? Welche Themen<br />

der Persönlichkeitsentwicklung werden angesprochen?<br />

Frau Schlegtendal: Zum einen die Fähigkeit zum<br />

Perspektivwechsel: Führungskräfte müssen sich im<br />

Berufsalltag immer wieder in andere Positionen hineindenken.<br />

Da hilft eine solche Erfahrung ungemein.<br />

Auch Offenheit und die Kompetenz, Neues auszuprobieren,<br />

werden gestärkt. Man lernt, sich auf bisher<br />

unbekanntes Terrain einzulassen, und sich vertrauensvoll<br />

von den Künstlern leiten zu lassen. Dadurch<br />

werden Kompetenzen wie Teamfähigkeit und der Umgang<br />

mit Vielfalt gestärkt. Auch das Thema „Unconscious<br />

Bias“ [Anm. der Redaktion: unbewusste Vorurteile]<br />

wird auf eine schöne Art angesprochen: Durch<br />

die vertrauensvolle und wertschätzende Atmos phäre<br />

werden anfängliche Barrieren oder Vorurteile im Umgang<br />

mit dem Thema Behinderung schnell aufgelöst<br />

und eigene Sichtweisen hinterfragt.<br />

Herr Heymel: Bemerkenswert ist aus meiner Sicht,<br />

dass die Teilnehmer bei diesem Workshop unmittelbar<br />

und ungefiltert Feedback bekommen, was im<br />

Arbeitsalltag oft nicht der Fall ist. Vor allem Führungskräfte<br />

sind das oft in dieser Klarheit nicht mehr<br />

gewöhnt.<br />

Zwischen PAYBACK und der <strong>Pfennigparade</strong> besteht<br />

bereits seit über fünf Jahren eine Soziale Partnerschaft.<br />

Wie kam diese Verbindung zustande?<br />

Herr Heymel: Der Auftakt war eine Auftragsbeziehung<br />

im Bereich Digitalisierung der Personalakten.<br />

PAYBACK war anfänglich noch etwas zurückhaltend,<br />

aber wir haben uns langsam aneinander herangetastet.<br />

PAYBACK wurde dann zunehmend eigeninitiativer<br />

und offener für neue Möglichkeiten. Sie denken immer<br />

weiter.<br />

Frau Schlegtendal: Wir wollten keine einmalige<br />

Spende an die <strong>Pfennigparade</strong> geben, sondern eine<br />

nachhaltige Beziehung aufbauen. Ganz wichtig dabei:<br />

der Austausch untereinander und eine gegenseitige<br />

Befruchtung. Wir haben daher einen sozialen Vertrag<br />

miteinander geschlossen, um eine noch größere<br />

Nähe herzustellen. So konnte die Partnerschaft über<br />

die Zeit immer mehr wachsen.<br />

Was macht die Qualität der Partnerschaft zwischen<br />

PAYBACK und der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

so besonders?<br />

Herr Heymel: Die Partnerschaft ist so wertvoll und<br />

funktioniert so gut, weil wir trotz aller offensichtlicher<br />

Verschiedenheit viele Schnittmengen haben. Ein verbindendes<br />

Element ist die Herzlichkeit.<br />

Frau Schlegtendal: Das kann ich absolut so bestätigen.<br />

In der <strong>Pfennigparade</strong> findet man ganz viel<br />

Herzlichkeit vor. Darüber hinaus sind aber auch Professionalität<br />

und ein hoher Anspruch an sich selbst<br />

weitere Attribute, die uns verbinden. Man könnte sagen:<br />

Unsere Partnerschaft funktioniert so gut, weil<br />

sie professionell mit Herz ist.<br />

Herr Heymel: Das ist unser beider Anspruch: Sich<br />

gegenseitig wertzuschätzen und Bereiche zu finden,<br />

in denen man sich gegenseitig unterstützen kann.<br />

So fragen wir uns: Wie kann die <strong>Pfennigparade</strong> PAY-<br />

BACK so unterstützen, dass ein Mehrwert aus der<br />

Partnerschaft entsteht?<br />

Frau Schlegtendal: Soziales Engagement liegt PAY-<br />

BACK sehr am Herzen, aber es funktioniert nur nachhaltig,<br />

wenn beide Seiten davon profitieren. Daher bin<br />

ich sehr froh, dass die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> ein so<br />

professioneller Partner ist und dass im Rahmen der<br />

Partnerschaft ein echter Austausch entsteht. Das<br />

überzeugt auch intern und ist ganz im Sinne unseres<br />

Leitspruchs: „Make every interaction a rewarding experience“.<br />

Noch ein paar Worte zum Schluss?<br />

Herr Heymel: Den Workshop gibt es überhaupt nur<br />

und er funktioniert auch nur so gut, weil sich die Gruppenleiter<br />

und die Künstler da unheimlich reinhängen.<br />

Die Idee ist in der Groupe Smirage entstanden. Die<br />

Strahlkraft und die positive Wirkung können meines Erachtens<br />

nur in diesem besonderen Setting entstehen.<br />

Frau Schlegtendal: Diese Wertschätzung für die Kollegen<br />

der <strong>Pfennigparade</strong>, die diesen Tag so toll gestalten,<br />

teile ich absolut! Das ist das Schlaue: Man nimmt<br />

das Potenzial, das in der Gruppe bereits vorhanden ist,<br />

und schafft daraus einen Mehrwert für einen Mitarbeiterworkshop.<br />

Vieles wird möglich gemacht und alle<br />

sind mit Herzblut dabei – das ist das Beeindruckende<br />

an der <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

↓ Künstler Frank Berninger<br />

und Carolin Schlegtendal<br />

3<br />

Als ich das erste Mal einen<br />

Einblick in das Atelier der<br />

Groupe Smirage bekam,<br />

war ich beeindruckt, was<br />

für gigantische Kunstwerke<br />

dort entstehen!<br />

Carolin Schlegtendal, HR Leiterin PAYBACK<br />

56 57


PFENNIGPARADE PERSPEKTIVE GMBH<br />

FÖRDERSTÄTTE FÜR MENSCHEN MIT KOMPLEXER<br />

BEHINDERUNG<br />

ARBEIT UND BESCHÄFTIGUNG<br />

3<br />

Das Angebot der <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH zur Teilhabe erwachsener Menschen mit komplexer<br />

Behinderung besteht aus zwei Säulen: den Förderstätten mit einer Werkstattorientierungsgruppe und<br />

Wohnangeboten auch speziell für Menschen mit erworbener Hirnschädigung.<br />

UMFASSENDE TEILHABE UNTER DEM MOTTO:<br />

„MITERLEBEN, MITTUN, MITWISSEN UND MITENTSCHEIDEN“<br />

Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf, die<br />

noch nicht oder nicht mehr in einer Werkstatt für<br />

behinderte Menschen arbeiten können, bietet die<br />

Förderstätte der <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH<br />

personenzentrierte Angebote. Der Schwerpunkt in der<br />

Förderstätte liegt auf der Sozialen Teilhabe und auf<br />

der Teilhabe an arbeitsweltorientierter Beschäftigung<br />

und Bildung. Die Überzeugung der Perspektive ist es,<br />

dass jeder in einer praktischen Tätigkeit Fähigkeiten<br />

entwickeln und gemeinsam mit anderen anwenden<br />

kann, unabhängig von der Schwere der Behinderung.<br />

FÖRDERSTÄTTE ALS AUSGANGS-<br />

PUNKT FÜR ARBEIT UND BILDUNG<br />

Das Ziel der Förderstätte der Perspektive ist es,<br />

Ausgangspunkt für Bildung und Arbeit zu sein.<br />

Das heißt, wo immer möglich, sollen arbeitsweltorientierte<br />

Angebote außerhalb der Förde r -<br />

stätte installiert werden. Es sollen Kooperationen<br />

im Sozialraum entstehen und kleinere Aufträge<br />

und Arbeiten für verschiedene Kooperationspartner<br />

durchgeführt werden.<br />

Hierzu entwickelte die Perspektive das Projekt thINK<br />

free, das aus Projekttagen für einzelne Reha-Kunden<br />

regelmäßige und längerfristige Kooperationen außerhalb<br />

der Förderstätte machte.<br />

In den Jahren 2018 und 2019 sind aus unverbindlichen<br />

Projekttagen bereits einige feste Kooperationen entstanden.<br />

Die Reha-Kunden besuchen zur Erledigung<br />

kleinerer Arbeiten z. B. ein Fitnessstudio, ein Hotel,<br />

einen Supermarkt oder eine Buchhandlung.<br />

Zwei Reha-Kunden und ein Mitarbeiter sind so einmal<br />

in der Woche für zwei Stunden im Fitnessstudio<br />

FitStop in Unterschleißheim tätig. Das Team der Förderstätte<br />

unterstützt die Mitarbeiter vor Ort und sorgt<br />

beispielsweise für Ordnung und Sauberkeit in den<br />

Umkleidekabinen, reinigt verschiedene Trainingsgeräte<br />

oder füllt die Snackautomaten auf. Dies ermöglicht<br />

eine sinnhafte Tätigkeit, neue Kontakt- und<br />

Erfahrungsmöglichkeiten und immer auch Anerkennung<br />

aus dem Sozialraum für die Reha-Kunden.<br />

Auch der Arbeitsbereich „Kreativ“ der Förderstätte ist<br />

regelmäßig im Sozialraum unterwegs und bietet für<br />

Kinder-Tageseinrichtungen Kerzengießkurse an. Die<br />

Reha-Kunden treten in diesen Kursen als Experten in<br />

ihrem Fach auf und leiten die Kinder unter dem Motto<br />

Teil-habe und Teil-gabe bei den einzelnen Arbeitsschritten<br />

der Kerzenherstellung an.<br />

BARRIEREFREIE KÜCHE<br />

Die Förderstätte der Perspektive konnte sich mit<br />

großzügiger Unterstützung der Rotarier München<br />

Land und der Rotarier Englischer Garten den lang<br />

gehegten Wunsch einer barrierefreien Küche erfüllen.<br />

Im Jahr 2018 begann die Planungsphase mit<br />

Vermessungen und Ideensammeln, Möglichkeiten<br />

und Angebote wurden geprüft und schließlich renoviert.<br />

Im Jahr 2019 war es dann endlich soweit, die<br />

Küchenbauer rückten an und installierten die neue<br />

barrierefreie Küche, die unter anderem mit zwei unterfahrbaren<br />

und höhenverstellbaren Arbeitsflächen<br />

für den Spül- und Kochbereich ausgestattet ist. Alle<br />

Gruppen und die Arbeitsangebote „Hauswirtschaft“<br />

und „Mittagsglück“ nutzen den Raum seit der Eröffnung<br />

regelmäßig und kochen und backen, was das<br />

Zeug hält!<br />

MITBESTIMMUNG<br />

Im Jahr 2018 fanden neben den Wahlen der Bewohnervertretung<br />

erstmals auch Wahlen eines Förderstättenrates<br />

und einer Frauenbeauftragten statt. Seit<br />

den Wahlen ist viel passiert.<br />

Um die neu gewählten Gremien auf die Rolle und<br />

Aufgaben ihrer Ämter vorzubereiten, nahmen alle<br />

Gremienmitglieder an sieben Fortbildungsterminen<br />

zum Thema Peer-to-Peer Beratung teil. Des Weiteren<br />

erfolgte die Teilnahme an Informationsveranstaltungen,<br />

weiteren inhaltlichen Schulungen. Auch am<br />

Workshop „Mitwirkung“ der <strong>Pfennigparade</strong> waren<br />

die Gremien beteiligt.<br />

Gut gerüstet und voller Ideen organisierten die Gremien<br />

im Anschluss Informationsveranstaltungen für<br />

Reha-Kunden, übernahmen Hausführungen durch<br />

die Förderstätte und vertraten die Anliegen der Reha-Kunden<br />

in 14 Sitzungen, unter anderem mit dem<br />

Leitungsteam der Perspektive. Künftig soll die Mitbestimmung<br />

der Gremien noch in weiteren Prozessen<br />

der Förderstätte und der Wohnangebote verankert<br />

werden.<br />

NEUES KURATORIUM<br />

Bereits seit vielen Jahren wird die <strong>Pfennigparade</strong><br />

durch ein Gremium engagierter Unterschleißheimer<br />

Bürger begleitet und unterstützt. Im letzten Jahr hat<br />

sich ein Teil der langjährigen Kuratoriumsmitglieder<br />

in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet.<br />

Anfang des Jahres fand bereits ein erstes Treffen<br />

mit den neuen Kuratoriumsmitgliedern statt, in dem<br />

schon fleißig an neuen Ideen und spannenden Projekten<br />

gefeilt wurde.<br />

Wir möchten an dieser Stelle nochmals<br />

Danke für die tatkräftige Unterstützung<br />

durch die Kuratoriumsmitglieder sagen, die<br />

sich in den Ruhestand verabschiedet haben.<br />

Wir freuen uns nun auf die Zusammenarbeit<br />

mit den neuen Kuratoriumsmitgliedern<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH!<br />

↓ Die Präsidenten des Rotary Clubs München – Land,<br />

Jens Gerhardt und Prof. Dr.- Ing. Dr. phil. Frank<br />

Müller-Römer, übergeben den Spendenscheck an<br />

Simone Kreitenweis von der Perspektive.<br />

↓ Sebastian Fells ist gerne im Fitnessstudio<br />

FitStop. Er reinigt die Geräte, befüllt den<br />

Snackautomaten und sorgt für Ordnung in<br />

den Umkleidekabinen.<br />

Geschäftsführer<br />

Doris Neidel<br />

Christian Siebold<br />

↓ In der nun barrierefreien Küche<br />

lässt es sich hervorragend schnippeln!<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Perspektive GmbH<br />

Anzahl Reha-Kunden Förderstätte<br />

91<br />

Anzahl Bewohner<br />

57<br />

Anzahl Mitarbeiter gesamt<br />

128<br />

Gesamterlöse 2018<br />

8,3 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

↓ Christian Siebold (4. v. l.) und Simone Kreitenweis (re.) von der<br />

Perspektive begrüßen die Kuratoriumsmitglieder 2. Bürgermeister von<br />

Unterschleißheim Stefan Krimmer, Michaela Reitinger, Julia Pettinger<br />

und Ali-Reza Mayer (v.l.n.r.)<br />

58 59


WOHNEN UND<br />

SELBSTBESTIMMTES<br />

LEBEN<br />

Wohngemeinschaften<br />

Wohnen mit<br />

Förderbedarf<br />

Wohnen für Senioren<br />

Pflege<br />

Zuhause sein<br />

Freiräume<br />

Begleitung<br />

Alltagsbewältigung<br />

Inklusiv leben<br />

Selbständiges<br />

Wohnen<br />

Größtmögliche Selbständigkeit<br />

Selbstbestimmt Leben<br />

Perspektiven<br />

Wohnen für Werkstattbeschäftigte<br />

Individuelle Lebensplanung<br />

Ambulant betreutes Wohnen<br />

Wohnen für<br />

Schüler<br />

FSJ & BFD<br />

Freizeit<br />

Assistenz &<br />

Untersützung<br />

Barrierefrei<br />

Sozial- und<br />

Heilpädagogen<br />

Qualifizierte Pflegekräfte<br />

Menschen mit Hirnschädigung<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

UND REHABILITATION<br />

PASSGENAUE WOHNUNGEN<br />

Individualität schreibt die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> auch und besonders beim Thema „Wohnen“<br />

groß: Wir bieten rund 200 barrierefreie Mietwohnungen in München für Menschen,<br />

die eigenständig wohnen und sich gegebenenfalls einen Pflegedienst oder ambulanten<br />

pädagogischen Dienst hinzubuchen. Alle Wohnungen sind auf die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse und Lebensphasen ihrer Bewohner ausgerichtet.<br />

UMFASSENDE ANGEBOTE<br />

Das weitere Wohnangebot der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> umfasst:<br />

vier professionell geführte Wohngemeinschaften und vier Hausgemeinschaften für<br />

Jugendliche und Erwachsene, die (noch) nicht eigenständig wohnen können,<br />

gemeinschaftliches Wohnen für Menschen mit einer Schädel-Hirn-Verletzung sowie<br />

für Bewohner mit Schwerst- und Mehrfachbehinderung,<br />

den für ältere Menschen mit Behinderung maßgeschneiderten<br />

Wohn- und Unterstützungsbedarf im Forum am Luitpold,<br />

die Begleitung durch das ambulant betreute Wohnen für jene, die sich auf<br />

selbständiges Wohnen vorbereiten möchten.<br />

INKLUSION IM SOZIALRAUM<br />

In das alltägliche, normale Umfeld einer Großstadt eingebunden zu sein, zeichnet die Wohnangebote<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> aus: Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

die dort leben, sind in ihren Quartieren weitgehend integriert. Dass das Miteinander von<br />

Menschen mit und ohne Handicap so selbstverständlich funktioniert, erleben auf diese<br />

Weise alle Nachbarn miteinander.<br />

4<br />

60 61


PFENNIGPARADE PERSPEKTIVE GMBH<br />

WOHNEN FÜR MENSCHEN MIT KOMPLEXER<br />

BEHINDERUNG<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

4<br />

Das Angebot der <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH zur Teilhabe erwachsener Menschen mit komplexer<br />

Behinderung besteht aus zwei Säulen: den Förderstätten mit einer Werkstattorientierungsgruppe und<br />

Wohnangeboten auch speziell für Menschen mit erworbener Hirnschädigung.<br />

UMFASSENDE TEILHABE UNTER DEM MOTTO:<br />

„MITERLEBEN, MITTUN, MITWISSEN UND MITENTSCHEIDEN“.<br />

An drei Standorten bietet die <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive<br />

GmbH im Großraum München Menschen mit<br />

komplexen Behinderungen die Möglichkeit zum<br />

selbstbestimmten Leben.<br />

Ob in der spezialisierten Außenwohngruppe für Menschen<br />

mit erworbener Hirnschädigung im Furtweg,<br />

dem weitläufigen Keplerhaus oder dem zentral gelegenen<br />

„Forum am Luitpold“ am Münchener Scheidplatz:<br />

Die Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe,<br />

der Ausbau von Selbstbestimmung und die Orientierung<br />

im Sozialraum sind zentrale Entwicklungsthemen<br />

im Wohnbereich.<br />

Ergänzt durch die externe Tagesstruktur der Förderstätte<br />

in Unterschleißheim bietet die Perspektive<br />

somit vielfältige Möglichkeiten für Menschen mit<br />

komplexen Behinderungen.<br />

WEITERENTWICKLUNG DES WOHNBEREICHS<br />

Ziel der Perspektive ist es, ein Angebot zu gestalten,<br />

in dem Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe<br />

für Menschen mit erworbener Hirnschädigung<br />

die Maßgabe sind – deshalb wurde das Konzept der<br />

Außenwohngruppe Furtweg in Unterschleißheim auf<br />

Basis von Schulungen und Qualifikationen der Mitarbeiter<br />

weiterentwickelt und angepasst.<br />

Dabei ist die tägliche Arbeit der Wohngruppe jedoch<br />

nicht nur durch die individuelle Orientierung an Bedarfen<br />

und Ressourcen des Einzelnen geprägt, sondern<br />

auch durch die Vernetzung und Schaffung von<br />

Teilhabe im Sozialraum. Unterstützt durch die Möglichkeiten<br />

vor Ort soll nach Maßgabe und Wunsch der<br />

Reha-Kunden die nähere Umgebung mit den verschiedensten<br />

Geschäften und Angeboten ein wesentlicher<br />

Bestandteil des täglichen Lebens im Furtweg in<br />

Unterschleißheim sein – frei nach dem Motto:<br />

„Wenn der Bäcker Deinen Namen kennt, schmeckt<br />

die Semmel gleich besser!“<br />

Da auch am Standort Keplerhaus in Unterschleißheim<br />

Chancen und Möglichkeiten für gesellschaftliche Teilhabe<br />

geboten werden sollen, geht die Perspektive<br />

aufgrund komplexerer Einschränkungen der hier<br />

lebenden Menschen mit Behinderung andere Wege:<br />

Um als Akteur im Sozialraum wahrgenommen zu<br />

werden, kommt die Nachbarschaft zur Perspektive –<br />

der „Hobbyraum“ ist ein beliebter Anlaufpunkt für<br />

Vereine und Gruppen.<br />

Neben dem bereits etablierten „Repair-Café“ der<br />

Agenda 21 wird nun auch regelmäßig getanzt: Die<br />

„9 Pins Munich“ trainieren regelmäßig ihre Square-Dance-Schritte<br />

und bieten so für die Reha-Kunden<br />

immer wieder die Möglichkeit zum Zuschauen und ins<br />

Gespräch kommen. Auch der Tierschutzverein Unterschleißheim<br />

kommt zu regelmäßigen Vereinssitzungen<br />

in die Perspektive: ein Austausch, von dem beide<br />

Seiten profitieren!<br />

Der eigene, aktive Part im Sozialraum spielt in der<br />

Wohngruppe im zentral gelegenen „Forum am<br />

Luitpold“ in München ebenfalls eine wichtige Rolle<br />

– jedoch erneut mit einem anderen Ansatz: Unter<br />

der Federführung einer sich in der Ausbildung befindlichen<br />

Sozialraummanagerin wird auch hier die<br />

naheliegende Nachbarschaft mit den Reha-Kunden<br />

erkundet und miteinbezogen.<br />

In einem Projekt sollen Reha-Kunden durch Mitarbeiter<br />

befähigt werden, sich eigenständig im Sozialraum<br />

zu bewegen und benötigte Ressourcen zu mobilisieren.<br />

Mit Hilfe der digitalen, sozialen Netzwerke baut<br />

die Perspektive Partnerschaften in der Nachbarschaft<br />

auf, die es dem Reha-Kunden ermöglichen, Bedarfe<br />

und Wünsche außerhalb der Wohngruppenstruktur<br />

durch Nachbarn und Bekanntschaften umzusetzen.<br />

LEBEN IM WOHNBEREICH DER<br />

PFENNIGPARADE PERSPEKTIVE GMBH<br />

Um Selbstbestimmung und die Vertretung eigener<br />

Belange der Reha-Kunden weiter zu fördern und zu<br />

unterstützen, gibt es seit Mitte 2018 in allen Wohngruppen<br />

monatlich stattfindende Reha-Kundenversammlungen.<br />

Unter Moderation der verantwortlichen<br />

Wohnbereichsleitung wird hier einerseits transparent<br />

über Planungen und Entwicklungen informiert, andererseits<br />

bietet die Versammlung die Möglichkeit, eigene<br />

Anliegen und Kritik auf direktem Weg schnell und<br />

unkompliziert einzubringen.<br />

Auch zahlreiche Ausflüge sind weiterhin fester<br />

Bestandteil des Wohnbereichs der Perspektive:<br />

Egal ob Oktoberfest, Biergarten, Museum oder Allianz<br />

Arena – durch die vielfältige und abwechslungsreiche<br />

Gestaltung ist für jeden Reha-Kunden etwas dabei.<br />

Ein Highlight im vergangenen Jahr war zudem die<br />

Ferienfahrt nach Wartaweil: Wegen des guten Wetters<br />

konnten Reha-Kunden und Mitarbeiter in See stechen<br />

und an verschiedenen Tagen mit Unterstützung<br />

von ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort segeln. Kleinere<br />

Ausflüge, Bootsfahrten oder auch nur Entspannen<br />

am See rundeten die äußerst gelungenen Tage ab.<br />

Einen weiteren „Lichtblick“ gab es kurz vor Weihnachten:<br />

Bei der Lichtblicke Benefizgala in der Stadthalle<br />

Unterschleißheim kamen genügend finanzielle<br />

Mittel zusammen, um einem Reha-Kunden des<br />

Keplerhauses den Einbau einer elektrischen und fernsteuerbaren<br />

Türöffnung zu ermöglichen und ihn somit<br />

zu mehr Selbstbestimmung zu befähigen.<br />

PERSONAL<br />

Die Herausforderungen des Fachkräftemangels und<br />

der Mitarbeiterbindung bleiben zentrale Themen in<br />

der strategischen Arbeit der Perspektive.<br />

Um weiterhin kompetente und engagierte Mitarbeiter<br />

einsetzen zu können sowie die Angebote im Wohnen<br />

auszubauen, setzt die Perspektive verstärkt auf die<br />

eigene Ausbildung: Aktuell sind sechs Auszubildende<br />

in den Wohnbereichen tätig und im kommenden<br />

Schuljahr werden weitere dazu kommen. Ziel ist es,<br />

in allen Wohngruppen der Perspektive auszubilden,<br />

da nachhaltig eine hohe Betreuungsqualität gesichert<br />

und gewährleistet werden soll.<br />

Geschäftsführer<br />

Doris Neidel<br />

Christian Siebold<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Perspektive GmbH<br />

Anzahl Reha-Kunden Förderstätte<br />

91<br />

Anzahl Bewohner<br />

57<br />

Anzahl Mitarbeiter gesamt<br />

128<br />

Gesamterlöse 2018<br />

8,3 Mio. Euro<br />

Neben der Ausbildung gilt es auch, neuen Mitarbeitern<br />

den Arbeitseinstieg in die Bereiche der<br />

Perspektive zu erleichtern: Das neue, bereichsübergreifende<br />

On-Boarding-Konzept, das die Perspektive<br />

entwickelt hat, legt den Schwerpunkt<br />

nicht nur auf den reinen Erwerb der notwendigen<br />

Fähigkeiten für den Arbeitsalltag, sondern rückt auch<br />

die Talente, Motivation und Bedarfe des neuen Mitarbeiters<br />

in den Vordergrund. Denn nur so werden<br />

Spaß an der Arbeit und voller Einsatz für Inklusion zur<br />

gelebten Alltagskultur.<br />

„Mit Kaffee und Humor kommt man dem Stress zuvor.“<br />

Frei nach dem Zitat von Willy Meurer sorgen auch die<br />

Wohngruppen vor: Dank einer großzügigen Spende<br />

der Firma Jura sind nun alle Wohnbereiche mit einem<br />

Kaffeevollautomaten für die Reha-Kunden sowie Mitarbeiter<br />

ausgestattet.<br />

”Ziel der <strong>Pfennigparade</strong> Perspektive GmbH<br />

ist es, ein Angebot zu gestalten, in dem<br />

Selbstbestimmung und gesellschaftliche<br />

Teilhabe für Menschen mit erworbener<br />

Hirnschädigung die Maßgabe sind.<br />

Stand 31.12.2018<br />

← Gute Stimmung<br />

beim Sommerfest der<br />

Perspektive<br />

62 63


KINDERHAUS ATEMREICH GMBH<br />

BETREUTES WOHNEN<br />

FÜR KINDER MIT ATEMLÄHMUNG<br />

von Felicitas Hanne<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

4<br />

Seit mittlerweile zwölf Jahren besteht das Kinderhaus AtemReich, ein Zuhause für beatmete Kinder im Alter<br />

von drei Monaten bis achtzehn Jahren, mit zum Teil schweren und mehrfachen Behinderungen. Im Kinderhaus<br />

AtemReich steht jedes Kind mit seiner Individualität im Fokus aller pädagogischen, therapeutischen, medizinischen<br />

und pflegerischen Fachkräfte sowie ehrenamtlichen Mitarbeiter.<br />

UNSER ANLIEGEN IST ES, DEN KINDERN TROTZ IHRER KRANKHEIT EIN SO WEIT WIE<br />

MÖGLICH NORMALES, KINDGERECHTES UND WÜRDEVOLLES LEBEN ZU ERMÖGLICHEN.<br />

120 Mitarbeiter begleiten die 18 Kinder im Kinderhaus<br />

AtemReich mit viel Herz, Wissen und Empathie<br />

auf ihrem Weg des Lernens und des Entdeckens.<br />

Dabei ist Sensibilität und Kreativität gefragt: Welche<br />

Vorlieben gibt es beim Spielen? Welche Möglichkeiten<br />

der Kommunikation hat jedes einzelne Kind? Wie<br />

zeigt Jonas Freude, woran erkennt man Johannas<br />

Traurigkeit oder Angst. Es sind Herausforderungen,<br />

vor die diese besonderen Kinder uns stellen – aber<br />

immer wieder dürfen wir in den Augen der Kinder<br />

Freude und Vertrauen erkennen – das ist das größte<br />

Geschenk.<br />

Eltern und Geschwisterkinder gehören zum Atem-<br />

Reich. Wir wollen für sie einen Raum schaffen, in<br />

dem sich Familien in einer geschützten und privaten<br />

Atmosphäre wohl fühlen und sich als Familie erleben<br />

können. Die schönste Bestätigung ist es, wenn Eltern<br />

sagen: „Das AtemReich ist unser zweites Zuhause“.<br />

Das Jahr 2018 war, wie die vielen Jahre zuvor, ein<br />

ereignisreiches und bewegendes Jahr für alle hier im<br />

Kinderhaus AtemReich.<br />

Das erste große Event ließ gleich zu Beginn des<br />

Jahres nicht lange auf sich warten: Zu Fasching<br />

kam die Prinzengarde aus Moosach zu Besuch. Die<br />

farbenfrohen und ausgefallenen Kostüme des Prinzenpaars<br />

und der Tänzer bereiteten den Kindern<br />

sichtlich Spaß und Freude. Die Musik und die tolle<br />

Choreografie zogen die volle Aufmerksamkeit der<br />

Kinder auf sich.<br />

Auch in diesem Jahr erfreute wieder der Besuch von<br />

„Monis Tierfarm“. Die Kinder bekamen die Möglichkeit,<br />

Alpakas, Schafe, Hühner, Meerschweinchen<br />

und auch Hasen zu bestaunen und anzufassen. Auf<br />

dem Rücken der Schafe zu liegen oder ein Meerschweinchen<br />

zu streicheln lässt die Kinder neue<br />

Erfahrungen sammeln und den Moment genießen.<br />

Auch Besuche im botanischen Garten, bunte Blumen,<br />

das Plätschern des Wassers in den Brunnen<br />

oder das Bestaunen der Schmetterlinge – Wahrnehmen,<br />

was die Welt an Farben, Formen und Geräuschen<br />

zu bieten hat... all das sind kleine Dinge, die<br />

ein „Mehr“ an Lebensqualität schenken.<br />

Es ist großartig, die besonderen Kinder im Kinderhaus<br />

AtemReich in ihrer Entwicklung zu begleiten<br />

und Partner auf ihrem Weg sein zu dürfen. Sie sind<br />

für uns Lehrer und die Arbeit mit ihnen lässt sensibler<br />

und dankbar werden.<br />

In all den Jahren durfte das Kinderhaus AtemReich<br />

immer wieder großartige Unterstützung erfahren:<br />

von unseren Gesellschaftern, von vielen Menschen,<br />

Firmen und Institutionen. Jede Gabe, alle investierte<br />

Zeit, jeder Rat, jede Unterstützung ist für uns ein<br />

großes Geschenk.<br />

”Das Kinderhaus AtemReich<br />

ist ein Zuhause für ganz<br />

besondere Kinder und<br />

das ist es nur, weil wir<br />

so großzügige Hilfe und<br />

Solidarität erleben dürfen.<br />

↓ Was gibt es Schöneres als über die Rutsche zu sausen?!<br />

Geschäftsführerin<br />

Felicitas Hanne<br />

↓ Plätzchen backen macht Spaß und sie schmecken auch gut.<br />

Kinderhaus Atemreich GmbH<br />

Anzahl Kinder<br />

18<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

120<br />

Stand 31.12.2018<br />

64 65


PFENNIGPARADE VIVO GMBH<br />

WOHNEN UND REHABILITATION FÜR MENSCHEN<br />

MIT KÖRPERBEHINDERUNG UND ATEMLÄHMUNG<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

4<br />

→ Mitbewohner und<br />

Betreuer feierten mit<br />

Melanie Zuhr, der<br />

stolzen ersten Landshuter<br />

Dultprinzessin!<br />

Wohn- und Rehabilitationsangebote für körperbehinderte oder atemgelähmte Kinder, Jugendliche und<br />

Erwachsene bietet die <strong>Pfennigparade</strong> Vivo GmbH. Zwölf Außenwohngruppen sind über das Stadtgebiet<br />

verteilt, am Hauptsitz der <strong>Pfennigparade</strong> in München-Schwabing befinden sich drei.<br />

INKLUSION DIGITAL: IHRE ONLINE-FANGEMEINDE WÄHLTE MELANIE ZUHR, BEWOHNERIN<br />

DER AUSSENWOHNGRUPPE BRUNNENHOF, ZUR ERSTEN LANDSHUTER DULTPRINZESSIN.<br />

STOLZE DULTPRINZESSIN<br />

Melanie Zuhr, 21, hat es geschafft! Die Bewohnerin<br />

der Außenwohngruppe Brunnenhof der Vivo GmbH<br />

wurde am 1. Mai zur ersten Landshuter Dultprinzessin<br />

gekrönt. „Ihr müsst alle für mich stimmen!“<br />

war der Satz, der während der Wahlperiode wieder<br />

und wieder über ihre Lippen kam. Nach einer ersten<br />

Abstimmung auf facebook lag Melanie schon weit<br />

vorn. Es kam jedoch ein Betrugsverdacht gegen zwei<br />

Kandidatinnen auf, weswegen die Wahl erneut gestartet<br />

wurde; diesmal auf der Homepage der „Festhalle<br />

Schmidt“. Dank ihres großen Freundeskreises<br />

konnte Melanie jedoch auch hier die Wahl eindeutig<br />

für sich entscheiden. Der Veranstalter war sehr<br />

überrascht, als Melanie sich als Rollstuhlfahrerin<br />

zu erkennen gab. Dies war auf dem Bewerbungsfoto<br />

der Kandidatin nicht zu sehen gewesen. Stolz nahm<br />

Melanie am 1. Mai die Krone und die Schärpe der<br />

Dultprinzessin in Empfang. Bis zum 12.05. fehlte sie<br />

in der Wohngruppe Brunnenhof, um ihrer Anwesenheitspflicht<br />

auf der Landshuter Dult nachzukommen.<br />

An ihrem letzten Amtswochenende wurde sie von<br />

ihrer Wohngruppe besucht, und dank zahlreicher Begleitpersonen<br />

konnte das Fest ausführlich genossen<br />

werden. Bevor sie sich auf die wilden Fahrgeschäfte<br />

stürzte, nahm Melanie vorsorglich ihre Krone ab.<br />

Nach einem gemeinsamen zünftigen Abendessen in<br />

der Festhalle Schmidt mussten sich ihre Mitbewohner<br />

und Betreuer leider wieder verabschieden. Melanie<br />

bedauert es sehr, dass ihre Amtszeit nur so kurz<br />

war. „Ich wünschte, ich könnte immer Prinzessin<br />

sein!“ Aber wer weiß...: Im August findet in Landshut<br />

die „Bartlmädult“ statt. Vielleicht wird dann wieder<br />

eine Prinzessin gesucht?<br />

FERIENFAHRT NACH BRANDENBURG/PLAUE<br />

Die Mitarbeiter der AWG Siegenburger Straße stellen<br />

alle zwei Jahre eine Ferienfahrt auf die Beine. Alle<br />

Bewohner, die Lust auf neue Abenteuer haben, kommen<br />

mit. Für neun Teilnehmer und vier Mitarbeiter<br />

ging es im Sommer 2018 nach Plaue, um eine Hausboot-Tour<br />

auf der Havel zu starten:<br />

„Angekommen am Bootsanleger beluden wir, nach<br />

einer Einweisung und einer kleinen Prüfung, die<br />

drei Hausboote und verteilten die Zimmer.“<br />

Am nächsten Tag gegen Mittag ging es dann endlich<br />

los. Trotz Einweisung und Probefahrt machte<br />

sich bei den Mitarbeitern leichte Aufregung breit:<br />

„Hoffentlich wird alles gut gehen!“ Nachdem alle<br />

nochmals gemeinsam die Wasserkarte studiert, das<br />

Boots inventar bruchsicher verstaut und alle ihre<br />

Rettungswesten angezogen hatten, verließ das erste<br />

Boot den Anleger.<br />

Die ersten Tage begannen bei sonnigen und warmen<br />

Temperaturen. Ausflüge nach Brandenburg,<br />

zum Havelfest und nach Potsdam standen an.<br />

Zwei besondere „Entdeckungen“ waren die vielen<br />

netten, hilfsbereiten Menschen und hübschen Städte,<br />

die überraschenderweise gut auf Menschen mit<br />

Behinderung eingestellt sind.<br />

Unterwegs auf den Seestraßen durften die Teilnehmer<br />

das Bootfahren selbst ausprobieren. Sie waren<br />

begeistert, selbst ein Boot steuern zu dürfen – trotz<br />

Handicap!<br />

Den schönsten Tag der Woche nutzten alle zum Baden.<br />

Die Schwimmwesten an Bord funktionierte man<br />

spontan zu Schwimmhilfen um und alle genossen ihr<br />

Bad im glasklaren See bei angenehmen Temperaturen.<br />

Bald machte sich eine gewisse Routine breit und<br />

jeder hatte sich auf seinem „Heimatboot“ gut eingerichtet.<br />

Jeder Tag begann in gewohnter Manier:<br />

mit Kaffee für die Mitarbeiter und Beine ins Wasser<br />

baumeln lassen für die Frühaufsteher unter<br />

den Teilnehmern, die gegen neun Uhr aus ihren<br />

Kojen lugten.<br />

Mehrere kleine Zwischenfälle, wie beispielsweise<br />

eine kaputte Wasserpumpe, die den Innenraum des<br />

Bootes unter Wasser setzte oder der Aussetzer des<br />

Motors, weil sich die Schiffsschraube in Wassergewächsen<br />

verheddert hatte, schafften es nicht im Ansatz,<br />

die gute Laune und Gemütlichkeit zu vertreiben.<br />

Auf den Booten war Selbstverpflegung angesagt:<br />

abends Grillen oder auch mal Pizza essen. Zufrieden<br />

endete jeder Tag bei leichtem Schaukeln in den Betten.<br />

Der letzte Tag begrüßte alle nass und dunkel ... wie<br />

passend: Keiner konnte so recht glauben, dass der<br />

Urlaub schon wieder zu Ende war.<br />

↓ Zu Wasser und zu Land: Die Ferienfahrt hielt viele<br />

offene Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen bereit.<br />

Geschäftsführer<br />

Martha Pfünder-Götz<br />

Walter Hainzlmaier<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

VIVO GmbH<br />

Anzahl Bewohner<br />

193<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

281<br />

Gesamterlöse 2018<br />

16,7 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2017<br />

”Eins ist sicher: Wir werden uns noch<br />

lange an unsere Erlebnisse und<br />

Abenteuer auf dieser Reise erinnern!<br />

↓ Schwimmweste oder Schwimmhilfe?<br />

Egal: Der Zweck heiligt die Mittel!<br />

66 67


PFENNIGPARADE REVERSY GMBH<br />

WOHNEN UND REHABILITATION FÜR MENSCHEN<br />

MIT ERWORBENER HIRNSCHÄDIGUNG<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

4<br />

Für Menschen mit erworbener Hirnschädigung hat die <strong>Pfennigparade</strong> REVERSY GmbH Wohn- und Förderangebote,<br />

die speziell auf ihre Bedarfe abgestimmt sind.<br />

DIE AUSGESTELLTEN ARBEITEN GEBEN DEM POSITIVEN LEBENSWILLEN, ABER AUCH<br />

DEN EINSCHRÄNKUNGEN DER KÜNSTLER, EIN UNVERSTELLTES GESICHT.<br />

ANDERS SEIN – ANDERS SEHEN<br />

Unter diesem Motto haben die Bewohner der <strong>Pfennigparade</strong><br />

REVERSY GmbH, Haus Grünwald, am<br />

08.11.2018 im Rathaus in Grünwald ihre erste Vernissage<br />

eröffnet. 70 Gäste aus der Gemeinde, der<br />

Bürgermeister und viele Angehörige bewunderten<br />

zusammen mit den Künstlern die Bilder. Die Ausstellung<br />

lief vom 08.11. bis zum 23.11.2018.<br />

Sie zeigte die in den letzten zwei Jahren entstan denen<br />

Bilder der Bewohner, die aufgrund einer erworbenen<br />

Hirnschädigung in der <strong>Pfennigparade</strong> REVERSY<br />

GmbH in Grünwald wohnen. Im Rahmen der Kunsttherapie<br />

schufen die Künstler sehr individuelle und<br />

beeindruckende Werke in unterschiedlichen malerischen<br />

und zeichnerischen Techniken. Eine großzügige<br />

Spende der Bernhard und Hanni Konermann<br />

<strong>Stiftung</strong> finanziert die Kunsttherapie.<br />

AUSDRUCKSSTARK – EIGENWILLIG – ANDERS<br />

Die ausgestellten Arbeiten geben dem positiven<br />

Lebenswillen, aber auch den Einschränkungen der<br />

Künstler ein unverstelltes Gesicht.<br />

KREATIV – FARBENFROH – HUMORVOLL<br />

Die Kunsttherapie im Haus Grünwald eröffnet den<br />

Künstlern einen neuen Weg, ihre Empfindungen auszudrücken<br />

und ihre innere, aufgrund des individuellen<br />

Schicksals, veränderte Weltsicht darzustellen.<br />

Die Vernissage war für die Bewohner ein voller Erfolg<br />

und hat allen sehr viel Spaß gemacht. Daher ließ die<br />

nächste Vernissage kein Jahr auf sich warten: Bereits<br />

am 10.09.2019 fand die Eröffnung der zweiten Ausstellung<br />

im Bürgerhaus Grünwald in den Räumen der<br />

Volkshochschule statt.<br />

ITALIEN AUF DER SPUR<br />

Vom 19.05. bis zum 25.05.2019 waren elf Bewohner<br />

und acht Mitarbeiter der Wohngruppe Neuherbergstraße<br />

auf Ferienfahrt in Italien.<br />

Der Campingplatz Pra delle Torre in Caorle war für<br />

die Bewohner ideal, denn es war für jeden etwas<br />

dabei: Manche genossen es, selbständig in den<br />

Verkaufsläden Kleidung, Souvenirs oder Schmuck<br />

zu shoppen und zu den Restaurants und Eisdielen zu<br />

gehen bzw. zu fahren. Andere machten sich abends<br />

alleine auf den Weg zum Strand, um die Abendstimmung<br />

zu genießen.<br />

Von der Campinganlage aus unternahm die Gruppe<br />

zwei Ausflüge nach Caorle und Padua. In Caorle<br />

warteten etliche Highlights: ein Strandrundgang, der<br />

Besuch der schönen Kirche Madonna dell‘ Angelo<br />

direkt am Meer, ein ausgiebiger Spaziergang entlang<br />

der Strandpromenade – und natürlich ein leckeres<br />

Eis, das jeden Urlaubstag noch zusätzlich versüßte.<br />

In Padua stand natürlich die Basilika des Heiligen<br />

Antonius, eines der berühmtesten und meistbesuchten<br />

Heiligtümer Italiens, ganz oben auf der Liste.<br />

Anschließend freuten sich alle auf der Piazza del<br />

Santo über ein leckeres, italienisches Essen.<br />

Geschäftsführer<br />

Martha Pfünder-Götz<br />

Walter Hainzlmaier<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

REVERSY GmbH<br />

Anzahl Bewohner<br />

43<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

51<br />

Gesamterlöse 2018<br />

3,0 Mio. Euro<br />

Ein weiteres Highlight war der Besuch eines typisch<br />

italienischen Marktes in Eraclea Paese. Die Bewohner<br />

haben dort Schmuck, Hüte und Hosen gekauft<br />

und sich gut mit den italienischen Marktverkäufern<br />

unterhalten.<br />

Am letzten Tag war es warm genug, sodass einige Bewohner<br />

sogar noch in den Pools der Campinganlage<br />

baden gehen konnten, ehe es dann leider auch schon<br />

wieder Zeit war, sich auf den Heimweg zu machen.<br />

Wie immer auf Ferienfahrten verging die Zeit viel<br />

zu schnell, aber die Erinnerungen an das schöne<br />

Italien werden noch lange nachklingen.<br />

Stand 31.12.2018<br />

↓ Aufbruchstimmung und beste Laune bei der<br />

Ferienfahrt nach Italien.<br />

↓ Anregender Austausch inklusive<br />

Perspektivwechsel.<br />

↓ Etwas Besonderes ist es, die eigenen Kunstwerke<br />

der Öffentlichkeit zur Betrachtung freizugeben.<br />

↓ Das täglich obligatorische Eis hat offensichtlich<br />

bereits geschmeckt!<br />

68 69


AMBULANT BETREUTES WOHNEN (ABW)<br />

SELBSTÄNDIG WOHNEN MIT ASSISTENZ<br />

WOHNEN & SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

4<br />

Das ABW ist eine ambulante Eingliederungshilfe für wesentlich körperlich behinderte oder von einer<br />

solchen Behinderung bedrohte Menschen. Das Ziel ist es, Menschen mit Körperbehinderung eine weitestgehend<br />

eigenständige Lebensführung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu eröffnen und zu<br />

erhalten. Hierfür leistet das ABW aufsuchende Hilfe und Unterstützung.<br />

DIE ÄNDERUNGEN DES NEUEN BUNDESTEILHABEGESETZES HABEN AUCH BEIM ABW<br />

DAZU GEFÜHRT, DASS DER VERWALTUNGSAUFWAND ZUGENOMMEN HAT.<br />

Einige Mieter der <strong>Pfennigparade</strong> nehmen die Eingliederungshilfe<br />

in Form von Ambulant Betreutem Wohnen<br />

in Anspruch. Das Team des ABW unterstützt sie<br />

dabei in allen Bereichen des Alltags und ist Ansprechpartner<br />

für alle alltagspraktischen, psychosozialen<br />

und sozialrechtlichen Angelegenheiten. Besonders<br />

wichtig ist der gute und vertrauensvolle Kontakt als<br />

Basis für eine gelingende Zusammenarbeit, die auch<br />

dann trägt, wenn einmal schwierigere Etappen warten.<br />

Die Mitarbeiter des ABW sind Ansprechpartner<br />

für Mieter der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> und aus der<br />

näheren Umgebung in Schwabing-West. Diese Form<br />

der Unterstützung hat sich erfolgreich etabliert und<br />

erweitert: Innerhalb des letztens Jahres haben sich<br />

acht neue Kunden für ABW entschieden.<br />

Im letzten Jahr hat das ABW seine Kunden unterstützt,<br />

ihren Sozialraum zu erkunden und zu erweitern,<br />

zum Beispiel durch Kooperationen mit anderen<br />

Anbietern von Hilfsangeboten und durch Teilnahme<br />

an Veranstaltungen im Stadtteil.<br />

In der <strong>Pfennigparade</strong> bieten wir an zwei Standorten<br />

ABW an. In der Barlachstraße sowie im Forum am<br />

Luitpold unterstützen zwei neue Fachkräfte tatkräftig<br />

das ABW Team.<br />

SOZIALDIENSTE DER WOHNANLAGEN<br />

BARLACHSTRASSE UND FORUM AM LUITPOLD<br />

In zwei Wohnanlagen verfügt die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

über mehr als 200 rollstuhlgerechte Wohnungen<br />

für Menschen mit und ohne Behinderung:<br />

am Standort Barlachstraße und im Forum am Luitpold.<br />

In beiden Anlagen befinden sich Sozialdienste,<br />

die den dort lebenden Mietern und deren Angehörigen<br />

hinsichtlich wirtschaftlicher, rechtlicher und<br />

psychosozialer Problemlagen und Fragestellungen<br />

Unterstützung anbieten. Oberstes Ziel dabei ist es,<br />

die vorhandenen Ressourcen der Bewohner zu erkennen<br />

und zu fördern und Hilfe zur Selbsthilfe zu<br />

geben. Durch diese Haltung, die das gesamte Handeln<br />

prägt, möchte der Sozialdienst die Bewohner zu<br />

einem weitestgehend selbstbestimmten und selbständigen<br />

Leben befähigen.<br />

Die Beratungsschwerpunkte lagen im vergangenen<br />

Jahr im Bereich der Eingliederungshilfe, bei Leistungen<br />

der Grundsicherung und im Bereich Minijob<br />

im Privathaushalt.<br />

Den Mietern steht in der Barlachstraße die gesamte<br />

barrierefreie Infrastruktur auf dem Gelände offen:<br />

Bibliothek, Schwimmbad, Arztpraxis, Therapieräume,<br />

Mittagsrestaurant, Kegelbahn, Biergarten,<br />

VHS-Kurse und der Ambulante Pflegedienst.<br />

Teil dieser Infrastruktur ist auch der „treffpunkt.“,<br />

ein Aufenthaltsraum und Begegnungsort für Menschen<br />

mit und ohne Behinderung. Dort kann man<br />

regelmäßig soziale Kontakte pflegen und die Gemeinschaft<br />

fördern und stärken. Der Sozialdienst der<br />

Wohnanlage plant und organisiert dort, gemeinsam<br />

mit den Bewohnern, verschiedene Veranstaltungen<br />

– etwa Fußballfernseh- und Kochabende, Brunchen,<br />

Reisevorträge, Filmabende oder einen Flohmarkt.<br />

Bewohner und ehrenamtlich Engagierte realisieren<br />

die Angebote. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich<br />

im zurückliegenden Jahr die Filmabende sowie die<br />

Brunch-Termine.<br />

→ Das Team ABW:<br />

(von oben l. nach<br />

unten rechts:<br />

Michela Feckl,<br />

Tobias Schulz,<br />

Anna Weilnhammer,<br />

Maryvonne Porwol,<br />

Elisabeth Steinmann.<br />

↓ Mehr-Generationen-Diskussion: Austausch schafft Berührungspunkte.<br />

↓ Was machen die Hühner auf dem Tisch?!<br />

70 71


STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

GESUNDHEIT, THERAPIE &<br />

HILFEN IM ALLTAG<br />

GESUNDHEIT, THERAPIE & HILFEN IM ALLTAG<br />

RUNDUM VERSORGT<br />

5<br />

Autoimmunerkrankungen<br />

Therapeutische Praxis<br />

am Petuelpark<br />

Taekwon-Do<br />

Künstliche Beatmung<br />

Seelsorge<br />

Reittherapie<br />

Kommunikationstraining<br />

Atemtherapie<br />

Therapieangebote für Erwachsene<br />

Traditionelle Kampfkunst<br />

Schmerzreduktion<br />

Yoga<br />

MZEB<br />

Therapiepraxis<br />

Forum<br />

am Luitpold<br />

Medizinisches<br />

Versorgungszentrum<br />

Logopädie<br />

Multiple Sklerose<br />

Haltungstraining<br />

Cerebralparese<br />

Pflegedienst<br />

Ergotherapie<br />

Ambulanter<br />

Dienst<br />

Therapieangebote für Kinder<br />

Beratung<br />

Individuelle Betreuung<br />

Muskelerkrankungen<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Spieltherapie<br />

Therapieabteilung<br />

Ernst-Barlach-Schule<br />

Physiotherapie<br />

Psychologischer<br />

Fachdienst<br />

Optimierung der Motorik<br />

Gruppentherapie<br />

Schädel-Hirntrauma<br />

Schluckstörungen<br />

Musiktherapie<br />

Querschnittslähmungen<br />

Schlaganfall<br />

WERTVOLLE HILFEN IM ALLTAG<br />

Ein weiterer wichtiger Bereich der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> sind die begleitenden medizinischen,<br />

therapeutischen und beratenden Dienste. Das Angebot umfasst ein Medizinisches<br />

Versorgungszentrum, ein Medizinisches Zentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung,<br />

eine Therapiepraxis am Petuelpark und am Scheidplatz sowie therapeutische<br />

Angebote für Kinder und Jugendliche der Ernst-Barlach-Schulen und der Phoenix. Ein<br />

Psychologischer Dienst und ein Beratungsdienst ergänzen das Spektrum.<br />

UMFANGREICHE THERAPIEANGEBOTE FÜR ALLE ALTERSSTUFEN<br />

Ärzte, Therapeuten, Psychologen und pädagogische Fachkräfte arbeiten interdisziplinär<br />

eng zusammen. Wichtige Therapiebausteine sind die Physio-, Logo- oder Ergotherapie.<br />

Sie zeitlich angepasst in den Alltag der Schüler und Werkstattbeschäftigten zu integrieren,<br />

ist dabei selbstverständlich. Auch die Beratung durch den psychologischen Dienst<br />

fügt sich in den Lebensrhythmus ein, in Abstimmung mit Schulstunden oder Arbeitszeiten.<br />

Durch den Einsatz von Fachkräften des Ambulanten Dienstes, Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes<br />

und des Freiwilligen Sozialen Jahres können wir eine stets individuelle<br />

Betreuung gewährleisten.<br />

MZEB: OPTIMIERUNG DER MEDIZINISCHEN BEHANDLUNG<br />

2018 eröffnete die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> in unmittelbarer Nähe zu ihrem Hauptsitz ein<br />

Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit komplexer Behinderung. Im MZEB arbeiten<br />

Fachärzte und Therapeuten mit der nötigen besonderen Expertise Hand in Hand. Sie<br />

sind geschult im Umgang und in der Kommunikation mit Menschen mit Behinderung und<br />

können besonders sensibel auf jede Situation eingehen. Damit unterstützt das MZEB<br />

Hausärzte oder Therapeuten bei der optimalen Behandlung.<br />

72 73


BERATUNG, FREIWILLIGENDIENSTE UND KULTUR<br />

MEHR ALS ALLTAG<br />

GESUNDHEIT, THERAPIE & HILFEN IM ALLTAG<br />

5<br />

Im Bundesfreiwilligendienst (BFD) gewinnen alle: Die jungen Freiwilligen aus allen Teilen der Welt erhalten<br />

kostbare Einblicke in eine Berufssparte, die für ihren späteren Lebensweg eine Option sein kann. Und die<br />

betreuten Menschen mit Behinderung freuen sich über junge engagierte Menschen mit vielerlei Background,<br />

die bunte Impulse setzen und im Alltag helfen.<br />

DAS INTERESSE AN EINER AUSBILDUNG IM PFLEGERISCHEN ODER ERZIEHERISCHEN<br />

BEREICH WÄCHST EBENSO IMMER MEHR WIE DAS FREIWILLIGEN-ENGAGEMENT.<br />

BFD UND FSJ<br />

Aus 25 Ländern weltweit sind in allen Bereichen<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> über 80 Freiwillige engagiert<br />

tätig. Erfreulicherweise wächst auch das Interesse<br />

an einer Ausbildung im pflegerischen oder erzieherischen<br />

Bereich. Über 30 Prozent der jungen<br />

Freiwilligen streben eine Ausbildung nach dem<br />

Freiwilligendienst an – gerne auch in der Gruppe<br />

<strong>Pfennigparade</strong>.<br />

EHRENAMT<br />

Auch das ehrenamtliche Engagement erfreut sich<br />

immer größerer Beliebtheit. In den unterschiedlichsten<br />

Bereichen unterstützen uns aktuell über 80<br />

Menschen aller Altersgruppen und erleichtern und<br />

bereichern so den Alltag der Menschen mit ihren<br />

unterschiedlichen Einschränkungen.<br />

↓ Riesenrad-Fahrt inklusive: Ehrenamt und Bundesfrewilligendienst machen es möglich, für ein paar Minuten „abzuheben“.<br />

PSYCHOLOGISCHER DIENST<br />

Zusätzlich zur täglichen und immer wieder stark<br />

angefragten psychologischen Arbeit in den Bereichen<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> hat der Psychologische<br />

Dienst auch in diesem Jahr wieder übergreifende<br />

Veranstaltungen organisiert. Zu erwähnen ist hier<br />

besonders ein Vortrag mit Workshop zum Thema<br />

Gewaltprävention, den ein anerkannter Fachmann,<br />

Günter Herold – Trainer für Gewaltfreie Kommunikation<br />

– durchgeführt hat. Hier geht es um Formen<br />

der Kommunikation, die den friedlichen Umgang im<br />

Alltag und bei Konfliktlösungen auf der Basis einer<br />

respektvollen und wertschätzenden Haltung fördert.<br />

Zum Thema „Geschwister von Menschen mit Behinderung<br />

oder chronischer Erkrankung“ fand eine<br />

gemeinsame Fachtagung des AK Geschwister statt.<br />

Dieser Arbeitskreis ist eine Kooperation von <strong>Pfennigparade</strong>,<br />

Lebenshilfe, BIB e.V., Björn Schulz <strong>Stiftung</strong>,<br />

Pfiff Dachau und KONA. Drei Referentinnen beleuchteten<br />

das Thema aus unterschiedlicher Perspektive<br />

und regten die Besucher zum Austausch und Gesprächen<br />

an.<br />

Leiterin<br />

Konstanze Riedmüller<br />

BERATUNGSDIENST<br />

Schwerpunkt des Beratungsdienstes ist die sozialrechtliche<br />

Beratung und Information von körperbehinderten<br />

Menschen, deren Angehörigen und<br />

Betreuern aus ganz München und Umgebung. Dieser<br />

Arbeitsbereich wird überwiegend von der Stadt<br />

München bezuschusst. 2018 wurden insgesamt 661<br />

(+ 10,8 Prozent) Personen in 1245 (+ 33,2 Prozent)<br />

Kontakten betreut.<br />

Beratung, Freiwilligendienste,<br />

Kultur- und Forum<br />

am Luitpold<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

23<br />

Anzahl Freiwillige<br />

88<br />

Gesamterlöse 2018<br />

2,2 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

Der Psychologische Dienst ist mit zunehmender<br />

Nachfrage auch im MZEB (Medizinisches Zentrum<br />

für erwachsene Menschen mit Behinderung) tätig.<br />

Hier ist es die Aufgabe, Menschen mit Mehrfachbehinderung<br />

und psychischer Erkrankung den Zugang<br />

zu psychosozialen Angeboten bzw. Psychotherapie<br />

zu ermöglichen.<br />

SEELSORGE<br />

Seelsorge ist ein Angebot für alle in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

lebenden und arbeitenden Personen, egal,<br />

ob oder welcher Konfession oder Religion sie angehören.<br />

Spirituelle und existentielle Fragen zu Themen<br />

wie Leid, Behinderung, Sinn des Lebens und auch<br />

Orientierung und Entscheidungsfindung im Alltag<br />

kommen im seelsorglichen Begleitgespräch im<br />

geschützten Raum zur Entfaltung und Erörterung.<br />

Inzwischen gehören auch Trauergespräche sowie<br />

Abschieds- und Trauerfeiern für verstorbene Mitarbeiter<br />

in den Werkstätten zu einem festen Bestandteil<br />

seelsorglicher Aufgaben. Die Seelsorge beteiligt<br />

sich in Kooperation mit dem psychologischen Dienst<br />

an Fortbildungsangeboten für Mitarbeiter der <strong>Pfennigparade</strong><br />

zum Thema „Trauer, Sterben und Tod“<br />

oder an ethischen Stellungnahmen.<br />

Die Beratung findet sehr häufig zu den Themen<br />

selbständiges Wohnen, Wohnformen, passende<br />

Einrichtungen sowie Finanzierung der unterschiedlichen<br />

Wohnformen statt.<br />

Eine Peer-Beratung ergänzt das Angebot. Selbständig<br />

wohnende, körperbehinderte Mitarbeiter<br />

unserer Werkstatt wurden dafür qualifiziert und<br />

geben ihre Erfahrungen weiter.<br />

Der Beratungsdienst vermittelt Einzelspenden<br />

aus zwei städtischen <strong>Stiftung</strong>en und der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Pfennigparade</strong> an körperbehinderte Menschen.<br />

Es wurden 368 Geldspenden an 267 Personen in<br />

Höhe von insgesamt 137.000 € vergeben.<br />

Die ehrenamtlichen Helfer<br />

sind engagiert in vielen<br />

Projekten im Einsatz.<br />

Ihnen allen eine herzliches<br />

Dankeschön!<br />

Konstanze Riedmüller<br />

74<br />

75


MEDIZIN UND THERAPIE<br />

UMFASSENDE ANGEBOTE AUS EINER HAND<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> betreibt ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) und ein Medizinisches<br />

Zentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung (MZEB) sowie therapeutische Praxen am Petuelpark<br />

und im Forum am Luitpold. Hinzu kommt das Therapieangebot der Ernst-Barlach-Schulen und der Phoenix<br />

Schulen und Kinderhäuser.<br />

VOR ZWEI JAHREN HABEN WIR EINES DER ERSTEN MEDIZINISCHEN ZENTREN FÜR<br />

ERWACHSENE MENSCHEN MIT BEHINDERUNG (MZEB) IN DEUTSCHLAND ERÖFFNET.<br />

MEDIZINISCHES VERSORGUNGSZENTRUM<br />

Seit 2018 gewährleistet das Medizinische Versorgungszentrum<br />

(MVZ) der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

mit den Schwerpunkten Hausärztliche Versorgung<br />

und Physikalische und Rehabilitative Medizin alleine<br />

die kassenärztliche Versorgung. Dadurch können<br />

nun auch Patienten, die nicht in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

wohnen oder arbeiten, und auch alle nichtbehinderten<br />

Menschen in der weiteren Umgebung, das<br />

breite Leistungsspektrum in Anspruch nehmen.<br />

Zu diesem gehören jetzt auch die Sonographie der<br />

Schilddrüse und des Abdomens und die Polygraphie<br />

zur Evaluation einer nächtlichen Atemstörung. Frau<br />

Dr. Farah Vogeser verstärkt als Allgemeinärztin das<br />

ärztliche Team. Sie bietet auch die Leistungen der<br />

psychosomatischen Grundversorgung an. Darüber<br />

hinaus können die Werkstattbeschäftigten in Unterschleißheim<br />

und die Kinder der Phoenix Schulen in<br />

Oberföhring medizinisch betreut werden.<br />

↓ Erfolgreiche Physiotherapie: mit einem Lachen im Gesicht!<br />

MEDIZINISCHES ZENTRUM FÜR ERWACHSENE<br />

MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />

Das MZEB (Medizinisches Zentrum für erwachsene<br />

Menschen mit Behinderung) der <strong>Pfennigparade</strong><br />

ist nun im vollen Betrieb. In dieser neuen Versorgungsform<br />

nach §119c SGB V können Patienten mit<br />

Cerebralparese, Schlaganfall, Schädel-Hirntrauma,<br />

Querschnittslähmungen, Muskelerkrankungen, Stoffwechselkrankheiten,<br />

aber auch mit Autoimmunerkrankungen<br />

elektiv in einem spezialärztlichen und<br />

interprofessionellen Setting behandelt werden. Ein<br />

besonderer Schwerpunkt liegt auf der Betreuung<br />

beatmeter Patienten. Hierzu stehen ein Pneumologe<br />

und Intensivmediziner (Dr. Gregor Scheible) sowie ein<br />

zertifizierter Atemtherapeut (Hannes Waldbauer) zur<br />

Verfügung. Die Behandlung kann aufsuchend, also zu<br />

Hause, oder in den neuen Räumen des MZEB in der<br />

Rümannstrasse 9 erfolgen.<br />

Dr. Gregor Scheible, der Anfang 2017 seine Arbeit in<br />

der <strong>Pfennigparade</strong> aufgenommen hat, leitet das MVZ<br />

und das MZEB. Dort betreuen derzeit sechs Ärzte<br />

und neun nichtärztliche Mitarbeiter sehr umfassend<br />

die rund 1.100 Menschen – vorwiegend mit schwerer<br />

Mehrfachbehinderung.<br />

GESUNDHEIT, THERAPIE & HILFEN IM ALLTAG<br />

THERAPIE UND GESUNDHEIT<br />

Zwei Therapiepraxen bilden den Bereich Therapie<br />

und Gesundheit: die Praxis am Petuelpark und die<br />

Therapiepraxis Forum am Luitpold. Die Praxis am<br />

Petuelpark besuchen vorwiegend Reha-Kunden<br />

wie Werkstattbeschäftigte und Bewohner sowie<br />

Mitarbeiter der <strong>Pfennigparade</strong> am Standort Barlachstraße.<br />

Die Therapiepraxis Forum am Luitpold<br />

betreut neben Erwachsenen und Kindern auch externe<br />

Patienten.<br />

In den beiden Praxen arbeiten engagierte, erfahrene<br />

und spezialisierte Therapeuten aus den Fachbereichen<br />

Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.<br />

Ein tatkräftiges Rezeptionsteam, das die<br />

Terminierung und Abrechnung der Behandlungen<br />

übernimmt, unterstützt sie dabei.<br />

Alle therapeutischen Behandlungen dienen der gesundheitlichen<br />

Versorgung und vor allem auch der<br />

Erhöhung der Lebensqualität und der Verbesserung<br />

der Teilhabe im Alltag.<br />

Die enge Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen<br />

macht das möglich. Selbstverständlich stehen die<br />

Ziele der Patienten dabei im Mittelpunkt.<br />

Die Therapien finden in Einzel- und Gruppenbehandlungen<br />

in den Praxen statt, oder bei Bedarf auch als<br />

Hausbesuch. So profitieren immobile Patienten von<br />

dem therapeutischen Angebot. Der Patient kann in<br />

der gewohnten Umgebung behandelt werden und<br />

arbeitet so im persönlichen Sozialraum an seinen<br />

individuellen Zielen und der Teilhabe.<br />

Im Zentrum der therapeutischen Interventionen<br />

stehen neben Schmerzbehandlung und Funktionsverbesserung<br />

Themen wie Selbstversorgung, Kommunikation,<br />

Hilfsmittelversorgungen, Mobilität, Handlungs-<br />

und Sozialkompetenz.<br />

Ärztlicher Leiter<br />

Dr. Gregor Scheible<br />

Therapeutischer Leiter<br />

Manfred Deeken<br />

MVZ, MZEB<br />

Anzahl Patienten<br />

1.207<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

14<br />

Gesamterlöse 2018<br />

0,7 Mio. Euro<br />

Therapiepraxen<br />

und Schultherapie<br />

Anzahl Patienten<br />

1.889<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

114<br />

Gesamterlöse 2018<br />

5,9 Mio. Euro<br />

Dabei kommen die unterschiedlichsten Behandlungsverfahren<br />

zum Einsatz, zum Beispiel neurophysiologische<br />

Behandlungstechniken wie Bobath,<br />

Vojta, PNF, Perfetti und Affolter. Auch Medizinische<br />

Trainingstherapie, Manuelle Therapie, Atemtherapie,<br />

kinesiologisches Tapen, FOTT, Kognitives Training<br />

nach Stengel und computergestütztes Kognitives<br />

Training sowie andere etablierte Verfahren werden<br />

angewandt.<br />

Um die hohe Behandlungsqualität zu erweitern,<br />

nehmen die Therapeuten fortlaufend an Schulungen<br />

teil. Dazu fanden im Jahr 2018 interne Fortbildungen<br />

und auch Mitarbeiterschulungen mit externen<br />

Referenten statt. Hier wurden Themen wie „Demenz:<br />

Wenn die Logik eine Andere wird“, moderne Hilfsmittelversorgung,<br />

Krankheitsverarbeitung und Dysphagie-Supervisionen<br />

behandelt. Zusätzlich zu den<br />

Schulungen für Therapeuten sind auch Schulungen<br />

für andere Bereiche der <strong>Pfennigparade</strong> im Angebot.<br />

Die Inhalte reichen von Hebetechnik, Lagerung und<br />

Positionierung bis hin zu Dysphagie-Management<br />

und „Unterstützte Kommunikation“.<br />

Seit dem 01.01.2018 besteht ein Kooperationsvertrag<br />

mit dem MZEB. Hierbei werden computergestützte<br />

Assessments in den Bereichen Physiotherapie,<br />

Ergotherapie und Logopädie erstellt, die den<br />

Ärzten ein umfangreiches Bild über den therapeutischen<br />

Behandlungsbedarf geben und die Ressourcen<br />

des Patienten aufzeigen.<br />

5<br />

Stand 31.12.2018<br />

76 77


PFENNIGPARADE AMBULANTE DIENSTE GMBH<br />

PFLEGE & ASSISTENZ FÜR MENSCHEN<br />

MIT KÖRPERBEHINDERUNG<br />

GESUNDHEIT, THERAPIE & HILFEN IM ALLTAG<br />

5<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> Ambulante Dienste GmbH als gemeinnützige ambulante Pflegeeinrichtung ist spezialisiert<br />

auf körperbehinderte Menschen. Eine der Besonderheiten: Sie erbringt ihre Dienstleistungen rund um<br />

die Uhr an 365 Tagen im Jahr nach einem Bedarfskonzept. Ihre Kunden können zu jeder Tages- und Nachtzeit<br />

Hilfe anfordern. Das Personal ist innerhalb kürzester Zeit vor Ort, um zu helfen und zu unterstützen.<br />

HAUPTZIEL WAR, IST UND BLEIBT EINE OPTIMALE PFLEGERISCHE VERSORGUNG<br />

UNSERER SCHWERSTBEHINDERTEN KUNDEN RUND UM DIE UHR AN 365 TAGEN IM JAHR.<br />

DIE KUNDEN<br />

Im Laufe des Jahres konnte die Ambulante Dienste<br />

GmbH ihre Kundenzahl etwas steigern (Jahresende 90<br />

Kunden). Der Anteil von pflegebedürftigen Kunden mit<br />

den höchsten Pflegegraden 4 und 5 beläuft sich auf 51<br />

Prozent (Vorjahr: 55 Prozent). Der Anteil von Kunden<br />

mit dem mittleren Pflegegrad 3 beträgt 36 Prozent<br />

(Vorjahr: 30 Prozent) und der Anteil der pflegebedürftigen<br />

Kunden unterhalb des Pflegegrades 3 summiert<br />

sich auf 13 Prozent (Vorjahr: 15 Prozent).<br />

Pflegegrad AD 2018 AD 2017 BRD 2017<br />

Pflegegrad 1 + 2 9 % 15 % 56,9 %<br />

Pflegegrad 3 37 % 30 % 27,6 %<br />

Pflegegrad 4 + 5 54 % 55 % 15,5 %<br />

Gesamt 100 % 100 % 100 %<br />

DAS PERSONAL<br />

Bei der Ambulante Dienste GmbH arbeiten Fachkräfte<br />

(examinierte Krankenschwestern und -pfleger) und<br />

weiteres Pflegepersonal. Die Pflegedienstleitung, die<br />

Hygienebeauftragte und die Qualitätsbeauftragte<br />

unterstützen und fördern die Mitarbeiter in ihrer täglichen<br />

Arbeit. Fortbildungen, die eine optimale Pflege<br />

gewährleisten sollen, sind obligatorisch.<br />

DIE QUALITÄT DER PFLEGEDIENSTLEISTUNGEN<br />

Auch im Jahr 2018 hat der Medizinische Dienst der<br />

Krankenkassen (MDK) wiederum eine umfangreiche<br />

Qualitätsprüfung (mit Abrechnungsprüfung)<br />

durch geführt, diesmal ohne Vorankündigung. Die<br />

Ambulante Dienste GmbH konnte ihre ausgezeichnete<br />

Bewertung (Gesamtergebnis: 1,0) wiederholen<br />

und hat bewiesen, dass sie eine sehr hohe Qualität<br />

gewährleistet. Dies drückt sich auch durch eine<br />

hohe Kundenzufriedenheit aus, die durch Umfragen<br />

regelmäßig überprüft wird.<br />

AUSBLICK<br />

Seit Januar 2019 ist der Bezirk Oberbayern (überörtlicher<br />

Sozialhilfeträger), von Ausnahmen abgesehen,<br />

alleinzuständiger Sozialhilfeträger und übernimmt<br />

diese Zuständigkeit von der LH München (örtlicher<br />

Sozialhilfeträger). Diese Umstellung bringt Herausforderungen<br />

mit sich.<br />

Eine ausführliche Analyse der Tätigkeiten aller Führungsebenen<br />

und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen<br />

ermöglichen es, eventuell erforderliche<br />

Maßnahmen einzuleiten. Dies soll die im Jahr 2019<br />

anstehenden Personalwechsel in allen Leitungsebenen<br />

im ambulanten Dienst erleichtern und absichern.<br />

Hauptziel war, ist und bleibt eine optimale pflegerische<br />

Versorgung unserer schwerstbehinderten Kunden.<br />

Geschäftsführer<br />

Gerhard Pätzholz<br />

Günter Görsch<br />

Die ausgezeichnete Bewertung mit der<br />

Gesamtnote 1,0 spiegelt sich auch in einer<br />

hohe Kundenzufriedenheit wider, die in<br />

Umfragen regelmäßig überprüft wird.<br />

<strong>Pfennigparade</strong><br />

Ambulante Dienste GmbH<br />

Anzahl Kunden<br />

90<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

215<br />

Gesamterlöse 2018<br />

8,9 Mio. Euro<br />

Stand 31.12.2018<br />

↓ Voller Wärme ist hier nicht nur das Essen auf dem Teller.<br />

↓ Auch bei der medizinischen Versorgung ist die Freude am Tun spürbar!<br />

→ „Gemeinsam schaffen wir das!“ –<br />

zwischenmenschliche Nähe macht tägliche<br />

Handgriffe leichter.<br />

← Hauptziel war, ist und bleibt eine optimale<br />

pflegerische Versorgung unserer schwerstbehinderten<br />

Kunden<br />

78 79


STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

OFFEN & INKLUSIV<br />

OFFEN UND INKLUSIV - ANGEBOTE IM SOZIALRAUM<br />

LEBEN, KULTUR & FREIZEIT<br />

ANGEBOTE IM SOZIALRAUM<br />

6<br />

MITTEN IN DER GESELLSCHAFT<br />

Welche Bedarfe haben Menschen mit Körperbehinderung? Diese Fragestellung prägt die<br />

Geschichte der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> – und dies von Anfang an mit dem Blick auf die<br />

Vernetzung mit der „normalen Gesellschaft“ als Referenz. Begegnungen zwischen Menschen<br />

mit und ohne Handicap unkompliziert möglich zu machen, ist Treiber in allen vier<br />

Bereichen – Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit. Unsere Überzeugung ist, dass Teilhabe<br />

und Begegnung im echten Leben entstehen! Der Sozialraumorientierung als sehr<br />

wichtigem strategischem Ziel räumen wir daher einen hohen Stellenwert ein.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt alles Handeln, das Begegnung zwischen Menschen mit und ohne<br />

Behinderung erleichtert. Sie bringt die Bewohner eines Viertels – unabhängig von individuellen<br />

körperlichen Handicaps – barrierefrei in kontinuierlichen Austausch und fördert<br />

die Entstehung nachhaltiger zwischenmenschlicher Beziehungen und Bindungen. Viele<br />

der inklusiven Angebote der Gruppe <strong>Pfennigparade</strong> haben Vorbildcharakter weit über die<br />

Grenzen Bayerns hinaus.<br />

GELEBTE INKLUSION HAT VIELE GESICHTER<br />

Eine inklusiv geführte Postagentur mitten in Schwabing, Repair Cafés, die Münchner<br />

Bücherkiste, das Café Beans and Books, die Inklusive Natur-, Sport- und Erlebnislandschaft<br />

INSEL, die Bibliothek und das Kulturforum oder die vielfältigen, offenen Angebote<br />

im Bereich Gesundheit, Freizeit, Bildung und Kultur der Mehrgenerationenanlage Forum<br />

am Luitpold... erfolgreiche Referenzen für gelebte Inklusion in direkter Schnittstelle zur<br />

Nachbarschaft gibt es viele. Sie alle fühlen sich für die Menschen, die sich täglich dort<br />

begegnen, nach völlig normalem Alltag an. Genau so zeigt erfolgreiche Inklusion ihre<br />

vielen Gesichter!<br />

80 81


FORUM AM LUITPOLD<br />

ORT DER BEGEGNUNG MITTEN IN SCHWABING<br />

OFFEN UND INKLUSIV - ANGEBOTE IM SOZIALRAUM<br />

4<br />

Das „Forum am Luitpold“ ist ein Ort der Begegnung, an dem Inklusion aktiv gelebt wird. Es bietet Wohnungen<br />

für körperbehinderte Senioren, ein inklusives Kinderhaus, Beratungsangebote und einen ambulanten Pflegedienst.<br />

Dieser ist rund um die Uhr im Einsatz. Eine Therapiepraxis, die Münchner Volkshochschule, ein Café<br />

und vielfältige Kultur- und Bildungsangebote für Menschen mit und ohne Behinderung runden das Angebot ab.<br />

EINE FÖRDERUNG DES BBEZIRKSAUSSCHUSSES SCHWABING-WEST<br />

BRINGT DAS EHRENAMT WEITER VORAN.<br />

Nun schon im dritten Jahr besteht der Bewohnertreff<br />

im Forum am Luitpold und kann auf eine Vielzahl<br />

von Aktivitäten zurückblicken. Gemeinsam mit<br />

dem Sozial dienst der Anlage plant und realisiert das<br />

Bewohnertreffgremium, das aus engagierten Mietern<br />

besteht, Veranstaltungen.<br />

Eine Förderung des Bezirksausschusses Schwabing-<br />

West ermöglicht es, das Ehrenamt weiter voran zu<br />

bringen. Eine Mitarbeiterin organisiert regelmäßig<br />

einen Brunch für Bewohner im Forum am Luitpold<br />

und konnte hierfür schon viele ehrenamtliche Helfer<br />

gewinnen.<br />

Neben kreativen Angeboten, wie etwa dem Binden<br />

eines Adventskranzes oder auch festlichen Anlässen<br />

wie Weihnachten und Fasching, bietet der Bewohnertreff<br />

regelmäßige Veranstaltungen wie den Kino- oder<br />

Spieleabend zum gemeinsamen Beisammensein an.<br />

Um das Gemeinschaftsgefühl im Forum am Luitpold<br />

zu stärken, arbeitet der Mietersozialdienst des<br />

Forums eng mit den Wohngruppen im Haus der Vivo<br />

und Perspektive zusammen.<br />

Gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel ins Theater oder<br />

ins NS-Dokumentationszentrum, verbinden die Mieter<br />

und die Bewohner der Wohngruppen miteinander.<br />

Ein neu ins Leben gerufener „Schmankerlabend“<br />

lässt das ganze Haus gemeinschaftlich bei einem<br />

guten Essen ins Gespräch kommen.<br />

Die Sozialdienste der beiden Standorte Barlachstraße<br />

und Forum kooperieren eng miteinander, um<br />

die verschiedenen Angebote standortübergreifend<br />

für die Mieter zu öffnen.<br />

KUNST UND KULTUR AM SCHEIDPLATZ<br />

Die gemeinsame Programmlinie von Münchner<br />

Volkshochschule und <strong>Pfennigparade</strong> „Kunst und<br />

Kultur am Scheidplatz“ gedeiht weiterhin sehr erfolgreich.<br />

Wir entwickeln Ideen für die Veranstaltungen<br />

in gemeinsamen Planungsgesprächen mit der<br />

MVHS und setzen sie gemeinschaftlich um.<br />

Seit Bestehen der Kooperation Frühjahr 2016 begrüßten<br />

wir in 60 Veranstaltungen ca. 3.000 Menschen<br />

in unserem Haus. Auch die Mieter, Bewohner<br />

und Mitarbeiter nehmen die Angebote gerne an.<br />

Die Veranstaltungen im letzten Jahr waren wieder<br />

eine bunte Mischung aus Theater, Konzerten und<br />

Lesungen:<br />

Im Juni fand eine Auktion mit Livemusik im Kreativlabor<br />

statt. Zur Versteigerung wurden Liebhaberstücke<br />

und Raritäten gebracht. Das Kreativlabor lud<br />

wieder zu öffentlichen Proben ein.<br />

Im Juli las der Schriftsteller Maximilian Dorner<br />

aus seinem Buch „Eine letzte Mail“ und begeisterte<br />

das Publikum unter der Moderation von Zuhal Mössinger-Soyhan.<br />

Beim offenen Singen am Sommerabend unter der<br />

Leitung von Ulrich Hermann kamen im Garten des<br />

Forums viele unterschiedliche Menschen zusammen<br />

und belebten das Haus und den Garten.<br />

Die Band Fönzauber begeisterte erneut im Kreativlabor<br />

nicht nur ihre Fans.<br />

Hedwig Rost und Jörg Baesecke entführten das<br />

Publikum auf die kleinste Bühne der Welt mit ihrem<br />

Stück „Heimspiel“.<br />

In den Räumen der MVHS fanden drei Ausstellungen<br />

statt: „Das Beste zum Schluss, von der Raupe<br />

zum Schmetterling“ – eine Ausstellung unserer Seidenmalgruppe<br />

Georgette, „Kalligraphie – die Kunst<br />

des Schönschreibens“ von Katharina Prehl und „Das<br />

Runde muss ins Eckige“ – Malerei von Yasar Isa Bilgic.<br />

Die Alten Römer – eine Musikgruppe der MVHS –<br />

luden ebenso wie die Silversoundsisters – ein Querflötenensemble<br />

– zu Konzerten ein.<br />

Im November fand eine besondere Lesung statt:<br />

Mieter und Bewohner des Forums lasen unter der<br />

Anleitung einer Schauspielerin internationale Frauenmärchen.<br />

Der Kinofilm „Im Schatten der Sonne“ von Britt<br />

Abrecht und Hannah Jasna Hess, in dem ein Mitarbeiter<br />

des Kreativlabors mitspielte, begeisterte das<br />

Publikum.<br />

Eine außergewöhnliche Lesung fand im April statt:<br />

„Was ist Freiheit?“ Silke Naun-Bates berührte die<br />

Zuhörer mit Texten unter anderem zu ihrer eigenen<br />

Behinderungserfahrung.<br />

↓ Zusammenarbeit ist ein Schlüssel für erfolgreiche Veranstaltungen<br />

im Sozialraum, wie hier im Forum am Luitpold.<br />

↓ Das Querflötenensemble Silversoundsisters,<br />

hier mit Unterstützung durch ein Fagott.<br />

↓ Das Café am Scheidplatz bietet Raum<br />

für vielfältige Begegnungen.<br />

Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung<br />

von Menschen mit Behinderung las der Schriftsteller<br />

Maximilian Dorner aus seinem brandneuen Buch<br />

„Steht auf, auch wenn Ihr nicht könnt – Behinderung<br />

ist Rebellion“.<br />

Beim Konzert von Blind & Lame waren so viele<br />

Zuhörer da wie nie: Circa 150 Gäste füllten das Café<br />

Scheidplatz. Die Stimmung war gigantisch gut. Vielen<br />

Dank!<br />

CAFÉ SCHEIDPLATZ<br />

Seit Januar führt unser neuer Pächter Bruno mit seinem<br />

Team das Café Scheidplatz und verwöhnt seine<br />

Gäste mit köstlichen Speisen, leckeren Kuchen und<br />

erfrischenden Getränken.<br />

82 83


BIBLIOTHEK UND KULTURFORUM<br />

KUNST UND KULTUR ZUM GENIESEN UND MITMACHEN!<br />

OFFEN UND INKLUSIV - ANGEBOTE IM SOZIALRAUM<br />

4<br />

Im lebendigen Alltag der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> spielen die Bibliothek und der Arbeitskreis Kulturforum<br />

eine wichtige Rolle. Als Treffpunkt, als Ort mit einem wertvollen Medienangebot zur Ausleihe sowie als<br />

Initiator zahlreicher attraktiver Veranstaltungen erfreut sich die Bibliothek großer Beliebtheit als Treffpunkt<br />

von Menschen mit und ohne Behinderung. Im letzten Jahr zählte man 52 Events mit insgesamt über<br />

900 Besuchern. Die Angebote für Kinder und Jugendliche mit 38 Veranstaltungen überwogen dabei.<br />

BESONDERS FREUEN WIR UNS ÜBER DAS IM HERBST 2018 AN UNS VERLIEHENE GÜTESIEGEL<br />

„BIBLIOTHEKEN – PARTNER DER SCHULEN“. DAS BAYERISCHE KULTUSMINISTERIUM<br />

UND DAS BAYERISCHE WISSENSCHAFTSMINISTERIUM VERGEBEN DIESE AUSZEICHNUNG<br />

FÜR DIE BEISPIELHAFTE ZUSAMMENARBEIT VON BIBLIOTHEKEN UND SCHULEN.<br />

”Bibliothek und Kulturforum bieten Literatur,<br />

Musik und mehr für alle Interessenten der<br />

<strong>Stiftung</strong> und von außerhalb.<br />

↓ „Es kommt wie‘s kommt“: Mit seinem gleichnamigen Programm begeisterte Martin Frank, Shootingstar der bayerischen Kabarettszene, sein Publikum.<br />

Diese Auszeichnung würdigt die intensive Arbeit mit<br />

den inklusiven Ernst-Barlach-Schulen der <strong>Pfennigparade</strong><br />

überregional. Am 24. Oktober, dem deutschlandweiten<br />

Tag der Bibliotheken, erhielt Bibliotheksleiter<br />

Helmut Obst in einem Festakt in der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek die Urkunde überreicht.<br />

Von den vielen kleinen und großen Veranstaltungen<br />

ist als ein Highlight im Mai 2018 der Frühjahrsempfang<br />

des Münchner Netzwerks Medienkompetenz<br />

„Arbeitsgemeinschaft Interaktiv“ hervorzuheben.<br />

Unter dem Motto „München digital. Meet & Greet“<br />

kamen die Akteure der Medienpädagogik in der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Pfennigparade</strong> zusammen und verfolgten die<br />

dargebotenen Inputs zu den digitalen Entwicklungen<br />

in München und darüber hinaus. Anschließend klang<br />

der Abend in gemütlicher Atmosphäre aus.<br />

↓ Helmut Obst nimmt das Gütesiegel „Bibliothek - Partner der Schulen“<br />

von Staatssekretärin Carolina Trautner entgegen.<br />

Im November 2018 besuchten die sechsten Klassen<br />

der Realschule Krimi-Schreibwerkstätten in der<br />

Bibliothek. Unter fachkundiger Anleitung entstanden<br />

in den Workshops vielversprechende Anfänge von<br />

Kriminalgeschichten. Die Schüler sendeten ihre<br />

Beiträge beim 17. Münchner Kinder-Krimipreis ein.<br />

Die Jury dieses Preises, der der Bibliotheksleiter im<br />

zweiten Jahr angehört, entschied im Frühjahr 2019<br />

über die Gewinner. Im Saal des Literaturhauses<br />

wurden die Auszeichnungen dann bei einer großen<br />

Preisverleihung in drei Alterskategorien verliehen.<br />

So ist die Bibliothek der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> im<br />

Münchner Kinderliteraturumfeld bestens vernetzt.<br />

Das Kulturforum der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> organisierte<br />

zahlreiche sehenswerte Veranstaltungen<br />

sowohl an der Barlachstraße als auch im Forum<br />

am Luitpold. Gut besucht und hoch gelobt war dabei<br />

das Kabarett-Programm „Es kommt wie’s kommt“<br />

von Martin Frank. Dieser junge Shootingstar der<br />

bayerischen Kabarettszene begeisterte sein Publikum<br />

mit seinem Auftritt im Juni 2018 rundum. Für<br />

einen musikalischen Hochgenuss sorgte Mitte Januar<br />

2019 das Duo Blind & Lame im Café Scheidplatz.<br />

Die vielen Besucher erlebten eine außergewöhnliche<br />

Atmosphäre mit den mal fetzigen, mal besinnlichen<br />

Gitarren-Pop-Klängen der Musikerinnen.<br />

So bieten die Bibliothek und das Kulturforum Lite ra -<br />

tur, Musik und mehr für alle Interessenten der <strong>Pfennigparade</strong><br />

und von außerhalb. Die Leser der Bibliothek<br />

und die Besucher der Veranstaltungen begegnen<br />

sich bei uns ganz barrierefrei und erhalten stets<br />

diverse kulturelle Anregungen von hoher Qualität.<br />

← Das Violinduo ASAP – Almuth Siegel und<br />

Ágnes Pusker– begeisterten in Workshops<br />

und einem Konzert mit den „vielsaitigen“<br />

Möglichkeiten des Geigenspiels<br />

84 85


NATUR, SPORT UND FREIZEIT – SPORTLN AUF DER INSEL<br />

FÜR EIN INKLUSIVES MÜNCHEN<br />

INKLUSIVE SPORT- UND FREIZEITANGEBOTE<br />

4<br />

↑ Für die neuen Baumaßnahmen auf der INSEL feierte die <strong>Pfennigparade</strong><br />

den Spatenstich am 05. Juli 2019.<br />

Mitten in München und mitten im Grünen: die INSEL.<br />

Der Name steht für „Inklusive Natur-, Sport- und Erlebnis-Landschaft“.<br />

Das 8.000 Quadratmeter große<br />

Areal am Oberföhringer Wehr ist ein idyllischer Ort,<br />

eine Insel für ein buntes Miteinander. Für Menschen<br />

mit und ohne körperliche Einschränkungen. Für Kinder,<br />

Familien, Schulen, Firmen und soziale Organisationen.<br />

Eine Insel, auf der erlebnispädagogische<br />

Naturerfahrungen ebenso möglich sind wie Schulsport,<br />

Sport- und Kooperationsspiele oder Teambuilding-Events.<br />

Eine Insel, auf der Inklusion gelebt wird.<br />

Das ehemalige Betriebssportgelände hat der Stromanbieter<br />

E.ON der <strong>Pfennigparade</strong> per Schenkung<br />

übertragen. 2016 bezog eine Waldkindergartengruppe<br />

der Phoenix Schulen und Kitas GmbH den Platz.<br />

Ein Team aus Trainern, Erlebnispädagogen und<br />

Sportlehrern gibt dort regelmäßig Unterricht, Workshops<br />

und Events, organisiert Ferienprogramme und<br />

Spiele. Jetzt aber soll die Nutzung ausgebaut und das<br />

Areal für insgesamt 1,5 Millionen Euro barrierefrei<br />

saniert werden. Denn für Kinder, Jugendliche und<br />

Erwachsene mit hohem Unterstützungsbedarf gibt<br />

es außerhalb von Spezialeinrichtungen oft nur wenig<br />

Sport-, Freizeit- und Fördermöglichkeiten.<br />

Der Sportplatz soll reaktiviert werden für Schulsport,<br />

Leichtathletik und Ballsportarten wie Basketball und<br />

Volleyball oder Kugelstoßen. Auch Bogenschießen<br />

wird möglich sein. Das Areal wird mit einem barrierefreien<br />

Zugang ausgestattet. Barrierefreie Umkleiden<br />

und Sanitärräume kommen ebenfalls hinzu.<br />

Das Vereinsheim wird für den Waldkindergarten erweitert.<br />

Die Baugenehmigung ist erteilt. Sternstunden e.V.<br />

bezuschusst das Projekt mit 855.000 Euro, die Bayerische<br />

Landesstiftung mit 106.000 Euro. Weitere Mittel<br />

sind bei <strong>Stiftung</strong>en und Spendern beantragt. Der<br />

erste Bauabschnitt konnte vergeben werden. Es geht<br />

also endlich los!<br />

Der erste Spatenstich wurde am 05.07.2019 unter<br />

prominenter Beteiligung vollzogen. Mit dabei waren<br />

Diana Stachowitz (MdL und Präsidentin des Behinderten<br />

und Rehabilitations-Sportverbands Bayern),<br />

Oswald Utz (Stadtrat und Behindertenbeauftragter<br />

der Landeshauptstadt München), Angelika Pilz-<br />

Strasser (Vorsitzende des Bezirksausschusses<br />

Oberföhring-Bogenhausen), Mathias Wesinger<br />

(Geschäftsführer des Sozialpartners hagebaumarkt<br />

München) sowie Christof Gattermann (Vertreter der<br />

Firma E.ON) und die Kinder des Waldkindergartens,<br />

Schüler der Ernst-Barlach-Schulen und Phoenix<br />

Schulen mit dem INSEL-Team sowie Mitarbeiter und<br />

Vertreter der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong>.<br />

In wenigen Monaten wird die Inklusive Natur-, Sportund<br />

ErlebnisLandschaft (INSEL) der <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

zu einer grünen Sport- und Natur-Oase<br />

ausgebaut sein. Sie ist schon heute ein der Vielfalt<br />

für ein barrierefreies, buntes Miteinander von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung verschriebenes<br />

Gelände. Das abwechslungsreiche Programm richtet<br />

sich an alle Münchner, Familien, Kindertagesstätten,<br />

Schulen, Kirchengemeinden sowie Sport- und<br />

Freizeitvereine und weitere Organisationen aus dem<br />

Nahbereich.<br />

Die INSEL ist aber nicht nur ein soziales Vorzeigeprojekt,<br />

sie ist auch ein ökologisches Refugium. Auf der<br />

Insel werden Permakultur-Kurse angeboten, die den<br />

Teilnehmern einen naturnahen, ökologischen Gartenbau<br />

vermitteln. Und es gibt Bienen auf dem Areal:<br />

zehn bis 15 Bienenvölker, die mit je 35 - 45.000 Bienen<br />

Honig produzieren. Auch Nisthilfen für Wildbienen<br />

wurden zusammen mit der deutschen Wildtierstiftung<br />

geschaffen. Naturmaterialien wurden von Werkstattmitarbeitern<br />

zu stattlichen Insekten-Nistplätzen<br />

verbaut. Ganz neu - ein Lehrpfad für historische und<br />

natürliche Bienenstöcke veranschaulicht die Imkerei<br />

im Wandel der Zeit. Für diese Kombination inklusiver<br />

Angebote in der Natur ist die Insel als offizielles Projekt<br />

der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen<br />

des Sonderwettbewerbs „Soziale Natur – Natur für<br />

alle“ ausgezeichnet worden.<br />

Auch der Biologie- und Kunstunterricht machte<br />

unseren Schulklassen besonderen Spaß auf der<br />

INSEL – es konnten so manches Insekt oder auch<br />

Pflanzen „live“ untersucht werden. Der künstlerische<br />

Ausdruck beim Malen gelingt in „natura“ auch<br />

gleich noch besser.<br />

SPORT FÖRDERT INKLUSION & GESUNDHEIT<br />

Auf der INSEL fanden im Schuljahr 2018/19 viele<br />

Sportunterrichtsstunden der EBS und Phoenix Schulen<br />

statt. Die Sportlehrer genossen, dass sie endlich<br />

ins Freie können mit den Kindern und Jugendlichen.<br />

Obwohl der Sportplatz noch nicht renoviert ist, konnte<br />

er bereits für viele Aktivitäten des Sportunterrichts<br />

genutzt werden.<br />

Nicht alle sportlichen Aktivitäten der <strong>Pfennigparade</strong><br />

können auf der INSEL stattfinden. Skibobfahren oder<br />

Klettern brauchen ein alpines Umfeld. Im Winter fanden<br />

mehrere Skiausfahrten und Bergfreizeiten statt.<br />

Besonders beliebt waren Skibob-Trainingswochen<br />

und die Familienausflüge für die Schüler der Phoenix<br />

und EBS Schulen aber auch für die Erwachsenen<br />

der Wohngruppen. Beim gemeinsamen „sportln“<br />

von Menschen mit und ohne Behinderung geht es<br />

um Inklusion durch sportlich-spielerisches Erleben<br />

und gemeinsames Aktiv-sein: Barrieren sollen verschwinden<br />

und Freundschaften wachsen.<br />

Die <strong>Pfennigparade</strong> und der Breitensportverein TSV<br />

München von 1860 e.V. haben einen Kooperationsvertrag<br />

geschlossen, um unter anderem ein RaceRunning-Wettkampfteam<br />

aufzubauen. Die neue Sportart<br />

stammt aus Dänemark. Dabei dient Menschen mit<br />

einer Cerebralparese, die aufgrund einer frühkindlichen<br />

Hirnschädigung in ihren Bewegungen eingeschränkt<br />

sind, ein Dreirad ohne Pedale als Hilfsmittel<br />

der sicheren und schnellen Fortbewegung. Teilnahme<br />

an Wettkämpfen und ausgedehnte Trainingscamps<br />

zeigen, wie erfolgreich die wöchentlichen Trainings<br />

des RaceRunning Teams sind. Und es zeigt sich, dass<br />

manch gesundheitlicher Fortschritt nur durch Sport<br />

möglich ist. Gemeinsam wollen wir uns um optimale<br />

Trainingsbedingungen für Leistungssportler bemühen<br />

und ein erfolgreiches Olympia-Team aufbauen.<br />

↓ Die Bienen fühlen sich wohl auf<br />

unserer INSEL.<br />

WEITERE INFOS UNTER<br />

www.pfennigparade.de/insel<br />

↓ Gemeinsam mit dem hagebaumarkt bieten<br />

wir unterschiedliche Workshops auf der INSEL<br />

an, etwa einen Kurs für Palettenmöbelbau.<br />

Im Winter fanden wieder mehrere Skiausflüge<br />

und Freizeiten statt. Besonders beliebt waren die<br />

Familienfahrten für Schüler der Phoenix- und<br />

EBS-Schulen. Gemeinsam mit Eltern und Geschwistern<br />

konnten die Schüler den weißen Rausch im<br />

Schnee erleben – mit viel ‚Speed‘ über den Schnee<br />

gleiten – sei es im Skibob oder Mono- oder Dualski.<br />

Ganzjährig werden viele inklusive Kletterkurse für<br />

Schüler und Beschäftigte angeboten. Sie erfreuen<br />

sich großer Beliebtheit. Auch hier sind oft nach wenigen<br />

Klettereinheiten Fortschritte in der Beweglichkeit<br />

und Koordination zu sehen. Zudem ist Klettern<br />

ein Zweier-Team-Sport – man wird vom Partner gesichert<br />

und stärkt auch die sozialen Verbindungen –<br />

denn beim Klettern verbindet nicht nur das Seil.<br />

Solche Angebote brauchen breite Unterstützung.<br />

Materielle und ideelle Förderer, Kooperationspartner<br />

und besonders speziell ausgebildete Sportlehrer,<br />

Übungsleiter und Trainer sowie Ehrenamtliche,<br />

die mit viel Engagement und Herz bei der Sache sind<br />

und Menschen mit und ohne Einschränkungen<br />

tolle Sport- und Freizeitangebote<br />

ermöglichen.<br />

Und wer weiß, welche weiteren<br />

Sportarten und Erlebnisangebote<br />

ihnen und den Teilnehmern<br />

in nächster Zeit noch<br />

alles einfallen – nach dem<br />

Motto: Nichts ist unmöglich!<br />

↓ Unser RaceRunning-Team liebt es,<br />

an der frischen Luft Gas zu geben.<br />

Ein Projekt der<br />

mitfinanziert von Sternstunden e.V.<br />

86 87


IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

Vorstand<br />

Barlachstraße 26, 80804 München<br />

www.pfennigparade.de<br />

Redaktion<br />

Thomas Weber<br />

Caroline Roggmann (tara PR)<br />

Gestaltung<br />

IKONS INTERMEDIA CONCEPTS GmbH<br />

Druck<br />

Graphischer Betrieb K. Fell GmbH, Gräfelfing<br />

Spendenkonto<br />

Bank für Sozialwirtschaft München<br />

BIC BFSWDE33MUE<br />

IBAN DE74 7002 0500 0007 8555 00<br />

Anfahrt<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> liegt<br />

im Norden Münchens, im Stadtteil<br />

Schwabing und ist mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln gut erreichbar.<br />

Fahren Sie mit der U2/U3 bis<br />

Scheidplatz. Der StadtBus 142<br />

bringt Sie von dort zur Haltestelle<br />

Barlachstraße. Vom Scheidplatz<br />

können Sie die Barlachstraße<br />

auch zu Fuß in zehn Minuten erreichen<br />

– oder Sie fahren mit der<br />

U2 bis Milbertshofen. Vor dort<br />

gehen Sie fünf Minuten bis zur<br />

Barlachstraße.<br />

Copyright © <strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong> 2019<br />

Alle weiteren Fotos: Schachstiftung München (S. 15), Bayerische Staatsbibliothek, H.-R. Schulz (S. 84),<br />

Alex Tino Friedel ATF Pictures (S. 10), Markus Weimann Mouseart (S. 70)<br />

88


<strong>Stiftung</strong> <strong>Pfennigparade</strong><br />

Barlachstraße 24-36<br />

80804 München<br />

Telefon: 089 8393-4000<br />

Telefax: 089 8393-4004<br />

info@pfennigparade.de<br />

www.pfennigparade.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!