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Jahresbericht 2018.2019 - Stiftung Pfennigparade

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

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INPUT INKLUSIV gGMBH –<br />

DER „ANDERE“ LEISTUNGSANBIETER<br />

ANDERS TEILHABEN – JEDER NACH SEINER FASSON<br />

von Charlotte Hoelbe<br />

ALTERNATIVER LEISTUNGSANBIETER<br />

Bildungs- und Qualifizierungsprozess der input inklusiv gGmbH<br />

Eingangsverfahren<br />

(12 Wochen)<br />

Berufsbildungsbereich 1<br />

(max. 1 Jahr)<br />

Berufsbildungsbereich 2<br />

(max. 1 Jahr)<br />

Platzierung<br />

und Vermittlung<br />

1<br />

Im September 2019 eröffnete die <strong>Pfennigparade</strong> in Kooperation mit AWO ConceptLiving und Lebenshilfe<br />

Werkstatt München die input inklusiv gGmbH, ein Qualifizierungs- und Vermittlungsangebot – organisiert<br />

als Alternativer Leistungsanbieter gemäß §60 SGB IX.<br />

EINEN BEDARF SEHEN UND HANDELN – NACH DIESER IDEE AGIERT DIE PFENNIGPARADE<br />

SEIT IHRER GRÜNDUNG. SIE SAMMELTE FÜR DIE POLIO-IMPFUNG, REAGIERTE AUF DEN<br />

CONTERGAN-SKANDAL ODER SCHAFFTE SPEZIELLE ANGEBOTE FÜR ATEMGELÄHMTE MENSCHEN.<br />

EIN MANGEL BRACHTE AUCH DIE INPUT INKLU-<br />

SIV INS ROLLEN:<br />

Seit Jahren verzeichnen die Sozialdienste der <strong>Pfennigparade</strong><br />

und ihre Kooperationspartner eine Angebotslücke,<br />

die das bestehende Werkstattangebot<br />

nicht decken kann. Personen, häufig mit psychischer<br />

Erkrankung oder erworbener Hirnschädigung, deren<br />

Fähigkeiten gegebenenfalls leicht über dem Niveau<br />

der Werkstatt liegen, lehnen die Werkstatt ab. Sie<br />

können sich aber gleichzeitig in Unternehmen (noch)<br />

nicht behaupten. Diesem Personenkreis soll jetzt ein<br />

höchst individueller Weg zur Teilhabe am Arbeitsleben<br />

eröffnet werden als Alternative zur Werkstatt.<br />

Um dieses Ziel zeitgemäß mit möglichst vielen spezifischen<br />

Angeboten umsetzen zu können, vereinen<br />

drei große Münchner Träger ihre Qualifizierungsund<br />

Vermittlungskompetenz:<br />

AWO ConceptLiving, die Lebenshilfe Werkstatt München<br />

und die <strong>Pfennigparade</strong>. Sie schaffen dank der<br />

Synergieeffekte ein Angebot, das in Sachen Individualität<br />

und Wahlmöglichkeit schwer zu überbieten ist:<br />

Im Eingangsverfahren können die Teilnehmer anhand<br />

eines von fünf verschiedenen Testverfahren<br />

sowie durch Erprobungen in den Betrieben der beteiligten<br />

Träger ihr Leistungsprofil erkennen – die<br />

Basis für den anschließenden Qualifizierungsprozess.<br />

Im Berufsbildungsbereich steht ihnen dann<br />

das gesamte Spektrum an Qualifizierungen, das die<br />

beteiligten Werkstätten zu bieten haben, offen. Der<br />

Vorteil: Die Qualifizierungen sind in Module aufgeteilt.<br />

So kann sich jeder Teilnehmer sein Paket nach<br />

Talent und Interesse unter professioneller Begleitung<br />

eines Case Managers schnüren.<br />

Ein gut erreichbarer, sozialraumintegrierter Standort<br />

ohne „Einrichtungscharakter“ dient als Zentrum.<br />

Dort planen die Teilnehmer mit ihrem Case Manager<br />

das individuell passende Programm. Das Assessment<br />

sowie die Theorieschulungen finden hier statt.<br />

Gelerntes wird in Praxisphasen vertieft. Hier steht<br />

neben den Arbeitsbereichen der WfbMs vor allem<br />

der Unternehmenspool des Kooperationsverbunds<br />

mit rund 300 Betrieben zur Verfügung. Diese spielen<br />

auch für die anschließende Vermittlung eine entscheidende<br />

Rolle. Die Kreatoren dieses Alternativen<br />

Leistungsanbieters haben sich bewusst gegen den<br />

Aufbau eines Arbeitsbereichs entschieden – eine<br />

Möglichkeit, die die neue Organisationsform im Vergleich<br />

zu den Werkstätten bietet. Sie beschränken<br />

sich auf Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich,<br />

weil sie ihre Teilnehmer je nach Eignung<br />

in unterschiedliche – gegebenenfalls unterstütze –<br />

Arbeits- oder Ausbildungsvarianten des allgemeinen<br />

Arbeitsmarktes vermitteln wollen.<br />

Wie wurde die Idee realisiert? Ende 2017 tauschten<br />

sich die späteren Kooperationspartner erstmalig<br />

aus und stellten ihr Grobkonzept der Agentur für<br />

Arbeit vor. Es folgte ein konzeptioneller Abstimmungsprozess<br />

zur GmbH-Gründung mit Satzung<br />

und Namensgebung sowie formal-inhaltlich mit der<br />

Regionaldirektion Süd der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Um einen „Anderen Leistungsanbieter“ als genehmigtes<br />

Angebot platzieren zu können, sind Qualitätsund<br />

Leistungshandbuch, Handelsregisterauszug,<br />

Personaltabelle, AZAV-Zertifikat, Übersicht über<br />

Räumlichkeiten, Vertragsmuster für Kooperationsverträge<br />

und Teilnehmerverträge, Eingliederungsplan<br />

und Bildungs-Rahmenlehrplan für mindestens<br />

zwei Berufsfelder vorzulegen. Nach der Prüfung des<br />

Qualitäts- und Leistungshandbuchs und den Preisverhandlungen<br />

mit dem Regionalen Einkaufszentrum<br />

der Agentur für Arbeit erfolgt die Zertifizierung<br />

nach Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />

(AZAV). Eine „formale“ Anerkennung wie bei der<br />

WfbM entfällt.<br />

Zentr. Assessment<br />

2 Wochen<br />

• Aufnahme und<br />

Einführung<br />

• Berufsanamnese<br />

• Berufsfindung und<br />

Arbeitserprobung<br />

mit fachpraktischen<br />

Übungsaufgaben<br />

Personenzentrierte<br />

Testung 10 Wochen<br />

• Standardisierte<br />

Diagnose-/ Testverfahren<br />

z.B. Hamet-Test<br />

• Erprobung<br />

KONKURRENZLOS UND HOCHKLASSIG<br />

Im September 2019 starten bereits die ersten Teilnehmer<br />

mit dem Eingangsverfahren. Fehlen diese<br />

nun in anderen Werkstätten? Die Möglichkeit, Alternative<br />

Leistungsanbieter zu eröffnen, lösen häufig<br />

Bedenken bei den bestehenden Werkstätten aus:<br />

Werden die leistungsstarken Teilnehmer abgeworben?<br />

Entsteht ein Preiskampf durch „Billiganbieter“?<br />

Mit ihrer besonderen Zielgruppe der „Werkstattverweigerer“<br />

ist die input inklusiv gGmbH nicht darauf<br />

ausgelegt, anderen Werkstätten Teilnehmer abzuwerben.<br />

Sie will diesem Personenkreis erstmalig ein<br />

passendes Angebot offerieren und damit eine Marktlücke<br />

schließen. Mit zunächst sechs Teilnehmern in<br />

der Pilotphase grenzt man den Rahmen gezielt ein.<br />

Auch dies ist eine Chance der neuen Leistung, die –<br />

anders als in WfbM – keine Mindestzahl an Teilnehmern<br />

vorgibt.<br />

↓ Theoriephasen sind ein wichtiger Baustein bei der<br />

Erarbeitung des individuell passenden Programms.<br />

Arbeitstraining in<br />

WfbM-Arbeitsbereichen<br />

des Kooperationsverbundes<br />

Betriebliche Praxis<br />

z.B. ausgelagerte<br />

Praktika<br />

Kurse am<br />

Maßnahmentag<br />

• Schlüsselqualifikationen<br />

• Fachkompetenzen<br />

Arbeitstraining in<br />

WfbM-Arbeitsbereichen<br />

des Kooperationsverbundes<br />

Betriebliche Praxis<br />

z.B. ausgelagerte<br />

Praktika<br />

Kurse am<br />

Maßnahmentag<br />

• Schlüsselqualifikationen<br />

• Fachkompetenzen<br />

Der pauschalen Annahme, dass Alternative Leistungsanbieter<br />

preiswerter sind, kann die input inklusiv<br />

gGmbH nicht entsprechen: Individualität in<br />

Qualifizierung und Vermittlung kostet und ist nicht zu<br />

Dumpingpreisen zu bekommen.<br />

Mit dem neuen Angebot, in einer eigenen Gesellschaft,<br />

möchten die Beteiligten ein neues Angebot in einem<br />

neuen Markt platzieren, Erfahrungen mit der jungen<br />

Organisationsform sammeln und diese für die<br />

Zielgruppe sinnvoll nutzen, um Angebotslücken mit<br />

ansprechenden und anspruchsvollen Nischen zu<br />

schließen. In den kommenden Jahren soll sich das<br />

Angebot in München etabliert haben.<br />

↓ In den Praxisphasen wird theoretisch erworbenes<br />

Wissen praktisch „geübt“.<br />

Arbeits-/ Ausbildungsplatz<br />

in Unternehmen<br />

Budget<br />

für Arbeit<br />

Ausgelagerter<br />

Arbeitsplatz<br />

Arbeitsplatz in<br />

WfbM<br />

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