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Jahresbericht 2018.2019 - Stiftung Pfennigparade

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Münchner Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung. Seit 1952 setzt sich die Pfennigparade für Inklusion und Teilhabe in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit ein. Der Jahresbericht 2018/2019 gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 12 Monate und spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten der Pfennigparade wider.

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STIFTUNG PFENNIGPARADE<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

von Verena Schöttl und Elena Neumeier<br />

Ein Tag im Beans and Books<br />

Es ist Montag, kurz vor 8.30 Uhr, Barbara Engesser<br />

steuert geradewegs auf das Beans and Books zu.<br />

Sie leitet das Büchercafé der <strong>Pfennigparade</strong> in Milbertshofen<br />

seit August 2018 und sperrt es jeden Tag<br />

pünktlich auf.<br />

Die Allererste ist sie damit aber oft trotzdem nicht,<br />

denn Mona, eine der Mitarbeiterinnen, wartet bereits<br />

hochmotiviert vor dem Café.<br />

Gemeinsam bringen sie die Kaffee- und die Spülmaschine<br />

sowie die anderen Küchengeräte zum Laufen.<br />

Nachdem sie den „Reset“ der automatisierten Kasse<br />

durchgeführt haben, stürzen sich die beiden ins Geschehen.<br />

Mittlerweile ist auch Verstärkung durch die<br />

anderen Mitarbeiter der Frühschicht eingetroffen.<br />

← Andreas, Katharina, Mona und Barbara<br />

(v.l.n.r.) freuen sich über das von der <strong>Stiftung</strong><br />

„ANTENNE BAYERN hilft“ gesponserte<br />

automatisierte Kassensystem. Es kassiert<br />

und wechselt von selbst. So ist das Kassieren<br />

hygienischer, Rechenfehler sind ausgeschlossen<br />

und für den Kunden bleibt mehr Zeit.<br />

Langsam trudeln die Gäste ein und es beginnt der<br />

Teil, der allen Mitarbeitern besonders viel Spaß bereitet:<br />

die Kunden zufriedenstellen. Egal, ob Kaffee<br />

zubereiten, servieren oder kassieren – das Team<br />

wechselt immer wieder durch, sodass jeder Erfahrungen<br />

in allen Bereichen sammeln kann. Die Arbeit<br />

im Team und miteinander Lachen sind ständige Begleiter<br />

über den Tag. Dass die Mitarbeiter gutes<br />

Teamwork leisten und viel Freude bei der Arbeit haben,<br />

sieht man sofort. Der Umgang wirkt freundschaftlich<br />

und jeder Mitarbeiter strahlt eine besondere<br />

Fröhlichkeit aus.<br />

Das zahlt sich aus, denn Gruppenleiterin Barbara ist<br />

sehr zufrieden mit ihren Mitarbeitern: „Alle arbeiten<br />

hier sehr selbständig. Ich werfe oft nur einen Blick<br />

über die Schulter, leiste also häufig lediglich Qualitätsmanagement.<br />

Ich will meine Mitarbeiter nicht<br />

kontrollieren, sondern ihnen Sicherheit und Bestätigung<br />

geben. Vor allem soll die Arbeit Spaß machen<br />

und Anerkennung bringen.“ Die gelernte Steuerfachangestellte<br />

hat schon viel in der Gastronomie<br />

gearbeitet und ist im September 2015 in der <strong>Pfennigparade</strong><br />

im Pflegebereich bei der WKM GmbH eingestiegen.<br />

Ihren jetzigen Beruf als Gruppenleiterin mag<br />

sie besonders gern: „Man darf den ganzen Tag<br />

glücklich sein, ich mache etwas Sinnvolles und Kaffee<br />

hab‘ ich auch schon immer gern gekocht.“<br />

MENSCHEN IN DER PFENNIGPARADE<br />

Zusammen mit ihren Mitarbeitern schafft sie eine<br />

lebhafte und angenehme Atmosphäre, in die man im<br />

Café gerne eintaucht und die viele Kunden sehr<br />

schätzen. An einem Tisch sitzt die „Espressofrau“, die<br />

sich – wie der Name schon sagt – jeden Tag ihren Espresso<br />

schmecken lässt. Auch ein chinesischer und<br />

ein mazedonischer Student kommen immer wieder<br />

vorbei und nutzen das Flair, um zusammen Deutsch<br />

zu lernen. Die Menschen, die im Beans and Books<br />

ein- und ausgehen, sind sehr gemischt. Gerade bestellt<br />

ein Rollifahrer an der Theke ein Panino und auf<br />

der Couch sitzen zwei Mütter, deren Kinder in der<br />

Spieleecke Bilder malen. Zur Rundum-Versorgung<br />

gehört dann auch mal, sich um die kleinsten Gäste zu<br />

kümmern oder sogar Hunde zu streicheln – „da darf<br />

man dann aber das Hände waschen absolut nicht vergessen!“<br />

kommt prompt von Patryck. Er hat von der<br />

ersten bis zur neunten Klasse die <strong>Pfennigparade</strong><br />

Ernst-Barlach-Schulen besucht und ist danach zur<br />

Berufsvorbereitung in die Bayerische Landesschule<br />

für Körperbehinderte in München gegangen. Zurück<br />

in der <strong>Pfennigparade</strong> hat er, bevor er ins Beans and<br />

Books gekommen ist, zunächst in der Konfektionierung,<br />

dann im Datenservice und in der Keramikabteilung<br />

gearbeitet. Patryck, der eine Verkrümmung der<br />

Wirbelsäule hat, nascht während der Arbeit liebend<br />

gerne selbstgebackene Fitnesskekse. Übrigens: Wer<br />

ihn kennenlernen will, sollte unbedingt im Beans and<br />

Books vorbeischauen.<br />

Patryck und seine Kollegen laden JEDEN ins Café<br />

ein. Menschen mit Körperbehinderung können gerne<br />

auch ohne Assistenz vorbeikommen, denn, wenn<br />

nicht hier, wo sonst, ist man in der Lage, Hilfestellung<br />

zu geben? Auch alleinlebende, ältere Menschen<br />

finden hier Ansprache und kommen mit Gleichgesinnten<br />

ins Gespräch. „Ambulante Pflegedienste<br />

empfehlen unser Café schon weiter, um fittere Personen<br />

dazu zu animieren, unter Leute zu gehen“, so<br />

Barbara Engesser.<br />

Bei so viel Abwechslung merkt man gar nicht, dass<br />

die Zeit rasend schnell vergeht. Es ist bereits 11 Uhr,<br />

der Spätdienst startet und kümmert sich bis 15.30<br />

Uhr zusammen mit dem Frühdienst um die Gäste.<br />

Das ist auch gut so, denn von 12 bis 13.30 Uhr ist die<br />

erste Stoßzeit. Auch zwischen 16 Uhr und Ladenschluss<br />

um 18 Uhr ist das Café gut besucht.<br />

”Wir wollen nicht mit Samthandschuhen<br />

angefasst werden, wir<br />

wollen aber auch keine diskriminierenden<br />

Bemerkungen.<br />

1<br />

↓ Hier wird es Keinem langweilig – egal, ob spielen, malen oder lesen:<br />

Für jeden ist etwas dabei!<br />

Ein Kuchen wird gebacken, der sogenannte „Pfennigbatz“<br />

alias Obatzder angemacht und Panini und Tramezzini<br />

belegt – mit frischen Zutaten natürlich, die<br />

ein Mitarbeiter beim Feinkosthändler und im Supermarkt<br />

um die Ecke einkauft. Der Weg dorthin ist nicht<br />

nur notwendig, um die Gäste zu verköstigen und sich<br />

im Gastronomieeinkauf zu üben. Er hat noch weitere<br />

positive Effekte: Die Bewegung ist für Jeden eine kleine<br />

Therapieeinheit und „sich unter die Menschen zu mischen“<br />

folgt dem Prinzip der Sozialraumorientierung.<br />

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