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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 1/2018

Harun und Chinonso flüchteten als Minderjährige ohne Begleitung nach Deutschland. 2015 haben wir sie erstmals getroffen. Jetzt haben wir sie wieder besucht. Wie es ihnen ergangen ist, erzählen sie in dieser recke:in.

Harun und Chinonso flüchteten als Minderjährige ohne Begleitung nach Deutschland. 2015 haben wir sie erstmals getroffen. Jetzt haben wir sie wieder besucht. Wie es ihnen ergangen ist, erzählen sie in dieser recke:in.

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<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

7<br />

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wurde Pfarrer<br />

Markus Eisele <strong>in</strong>s Amt des Theologischen Vorstands<br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong>geführt und hielt dort se<strong>in</strong>e<br />

erste Predigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Kirche zum Jahresthema<br />

<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>2018</strong>: Nachbarschaft. Hier e<strong>in</strong>e gekürzte<br />

Fassung – die ganze Predigt ist aufrufbar unter<br />

www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de/NJE18-predigt/<br />

Nachbarschaft baut<br />

Brücke <strong>der</strong> Inklusion<br />

Liebe Schwestern und Brü<strong>der</strong>, im Advent<br />

schrieb jemand auf Facebook: »Noch zwei<br />

Pakete für den Nachbarn annehmen und ich<br />

habe alle Geschenke für Weihnachten zusammen.«<br />

Auch so kann Nachbarschaft se<strong>in</strong>.<br />

Nachbarschaft ist uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> wichtig. Die Aufgabe beschreibt e<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> so: »Nachbarschaft bedeutet<br />

für mich, Räume zu erschließen für die Klienten,<br />

damit sie sich im Stadtteil wohler<br />

fühlen. Diese Räume waren früher zu weit<br />

weg, bed<strong>in</strong>gt durch das lange Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>richtung.«<br />

Und jemand aus dem Walter-Kobold-<br />

Haus ergänzt: »Nachbarn geben unseren<br />

Bewohnern, wenn sie im Stadtteil unterwegs<br />

s<strong>in</strong>d, schon mal Hilfestellungen. Wir möchten<br />

unsererseits gute Nachbarn se<strong>in</strong> und<br />

laden deswegen auch gerne zu Festen und<br />

Vorträgen e<strong>in</strong>.«<br />

In <strong>der</strong> Bibel wird nur selten von Nachbarschaft<br />

gesprochen, sie ist zu selbstverständlich.<br />

Die Sorge für den Mitmenschen gehört<br />

e<strong>in</strong>fach dazu. Der Nachbar ist <strong>der</strong> Nächste<br />

und die Liebe zum Nächsten ist Gebot.<br />

Immer wie<strong>der</strong> for<strong>der</strong>t die Bibel zu e<strong>in</strong>em<br />

guten Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf: zum Schutz des Fremden<br />

und zur Beistandspflicht gegenüber den<br />

Armen und Ausgestoßenen mit Verweis auf<br />

die Heiligkeit Gottes. <strong>Das</strong> hat Jesus vorgelebt<br />

und se<strong>in</strong>e Jünger <strong>in</strong> diese Nachfolge gerufen.<br />

Zum biblischen Menschenbild, das die<br />

Arbeit <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> prägt, gehört<br />

dazu, dass wir lernen damit umzugehen,<br />

dass Leben immer unfertig und fragmenthaft<br />

bleibt. Aber auch, dass wir Menschen<br />

befähigen, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwundbarkeit<br />

und dem Verwundetse<strong>in</strong> anzunehmen. Im<br />

geschützten Raum <strong>der</strong> Annahme können<br />

dann Mitarbeitende und Menschen, die<br />

immer noch viel zu oft von <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Teilhabe ausgeschlossen s<strong>in</strong>d, geme<strong>in</strong>sam<br />

heilsame Wege gehen: Menschen, die<br />

mit körperlichen E<strong>in</strong>schränkungen o<strong>der</strong><br />

psychischer Krankheit leben, <strong>der</strong>en Alltag<br />

durch ihr Alter o<strong>der</strong> ihre Lebensgeschichte<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt ist. Füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Nächster zu<br />

se<strong>in</strong> bedeutet: H<strong>in</strong>schauen auf die Situation<br />

des An<strong>der</strong>en, h<strong>in</strong>hören auf se<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

ihre Geschichten, Wünsche und Anliegen,<br />

das damit vielleicht verbundene Leid teilen<br />

und geme<strong>in</strong>sam überlegen, was nötig und<br />

möglich ist.<br />

Ich werde zum Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung<br />

mit me<strong>in</strong>em Mitmenschen, zum Nächsten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung mit me<strong>in</strong>em Nächsten,<br />

zum Nachbarn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung mit me<strong>in</strong>em<br />

Nachbarn.<br />

Geme<strong>in</strong>sam das Leben meistern und sich<br />

von Herzen darüber freuen, gehört zusammen.<br />

In <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewonnenen Lebensfreude<br />

wird Gottes Nähe erfahrbar, wie es das<br />

Gleichnis vom wie<strong>der</strong>gefundenen Schaf und<br />

<strong>der</strong> Münze im 15. Kapitel des Lukas-Evangeliums<br />

unterstreicht. Die Nachbarn, »<strong>der</strong><br />

Himmel und die Engel Gottes freuen sich«,<br />

wo Menschen sich f<strong>in</strong>den lassen.<br />

Wir brauchen<br />

starke Nachbarschaften!<br />

Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> will e<strong>in</strong>e gute Nachbar<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>. Manche unserer Nachbarschaften<br />

bestehen seit Jahrzehnten, teilweise sogar<br />

seit mehr als e<strong>in</strong>em Jahrhun<strong>der</strong>t. Viele entstehen<br />

zurzeit neu. Mit Quartiersarbeit und<br />

Sozialraumorientierung erleben sie vielerorts<br />

e<strong>in</strong>e Renaissance.<br />

Nachbarschaft lässt sich nicht verordnen.<br />

Aber Kirche und Diakonie wollen und können<br />

Lust auf die Entdeckung von Nachbarschaft<br />

machen, Orte und Anlässe für Begegnung<br />

schaffen und Beteiligung ermöglichen.<br />

Der Quartiersgedanke und die Stärkung des<br />

Sozialraumbezugs braucht aber noch mehr<br />

politische und kirchliche Unterstützung und<br />

För<strong>der</strong>ung.<br />

Es wird deutlich: Die Brücke <strong>der</strong> Inklusion<br />

muss von beiden Seiten gebaut werden.<br />

Wir brauchen Nachbarschaften, die sich<br />

ansprechen lassen und sich fragen, was sie<br />

zur Begegnung im Wohnviertel beitragen<br />

können: Vere<strong>in</strong>e und Initiativen, Schulen<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten, Kirchengeme<strong>in</strong>den,<br />

kommunale Verwaltungen und Firmen. Es<br />

braucht auf beiden Seiten <strong>der</strong> Brücke so<br />

etwas wie »Inklusionsmanager«, die dazu<br />

beitragen, das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vieler unterschiedlicher<br />

Menschen zu gestalten<br />

Wir brauchen starke Nachbarschaften!<br />

Die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> will dazu beitragen,<br />

dass es diese Begegnungen gibt. Wir erleben,<br />

wie viel Kraft und Freude im guten Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

liegt! Die biblische Verheißung lautet:<br />

Gott selbst freut sich, wo Menschen, die sich<br />

verloren haben o<strong>der</strong> die verloren wurden,<br />

durch starke Geme<strong>in</strong>schaften neuen Halt<br />

f<strong>in</strong>den. Mit e<strong>in</strong>em Satz: Gute Nachbarn se<strong>in</strong><br />

macht himmlische Freude! //<br />

1/<strong>2018</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>

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