BOSG Magazin 2/2019
Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.
Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.
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VIRGINIA MAISSEN –<br />
INNENDESIGN<br />
FÜR ALLE SINNE<br />
SEITE 68<br />
Nº2/19
MÜDE MACHT<br />
UNS DAS,<br />
WAS WIR<br />
NICHT TUN.<br />
Haben Sie es bemerkt? Dieses Heft trägt<br />
einen zusätzlichen Namen: B O S G –<br />
CHEF-Sache! Das steht, Sie ahnen<br />
es, für Best of Swiss Gastro. Dazu gehören<br />
Sie – und alle Vorwärtsmacher,<br />
Chrampferinnen und Chefsessel-Besitzer,<br />
die unsere Branche voranbringen.<br />
<strong>BOSG</strong> ist für Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer gemacht und vereint<br />
neu unter einer Dachmarke alles, was<br />
die Gastroherzen höherschlagen lässt.<br />
<strong>BOSG</strong> ist auch Ihre Plattform für Innovationen,<br />
Marketing, Netzwerk und<br />
Knowhow-Transfer.<br />
› <strong>BOSG</strong>: CHEF-Sache<br />
› <strong>BOSG</strong>: SUNSET-Party<br />
› <strong>BOSG</strong>: DINING-Guide<br />
› <strong>BOSG</strong>: GASTRO-Award<br />
Dieses Jahr fand im Juni unsere neue<br />
Sunset-Party statt, an welcher wir den<br />
Dining-Guide für den B2C-Markt mit<br />
allen nominierten Betrieben <strong>2019</strong> lanciert<br />
haben. Vielleicht entdecken Sie<br />
sich ja auf einem der Bilder ab Seite<br />
82. Und wir sind mit dem neuen<br />
CHEF-Sache-<strong>Magazin</strong> am Start. Sie<br />
halten die Nummer 2 in den Händen.<br />
Wo wir es gerade davon haben: In dieser<br />
Herbstausgabe erwartet Sie wieder<br />
ein umfangreiches Menü an Themen<br />
und Geschichten. Gerade erst noch<br />
waren wir auf der Trendtour in Tel Aviv<br />
(S. 116): Unglaublich, was da alles läuft!<br />
Ergänzend dazu haben wir uns der Frage<br />
gewidmet, weshalb orientalische Gastro-<br />
und Food-Konzepte zurzeit so hip<br />
sind (S. 112). Es hat, so viel sei verraten,<br />
auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.<br />
Dazu haben wir Ihnen ab Seite 26 einen<br />
Schwerpunkt zusammengestellt. Unter<br />
anderem gehts um Food-Waste, vegane<br />
Angebote sowie um einen Koch, der<br />
sich zum bauernden Gastronomen weiterentwickelt.<br />
Ebenfalls eine feste Grösse im CHEF-<br />
Sache-<strong>Magazin</strong>: der digitale Wandel<br />
(S. 54). Und wir blicken regelmässig über<br />
unseren Tellerrand und schauen, was<br />
sich international tut. Zum Beispiel die<br />
Craft-Szene in Deutschland: ganz schön<br />
innovativ, was da geht (ab S. 8). Das gilt<br />
auch für die Schweiz! Unsere Journalistinnen<br />
und Journalisten zeigen sich vor<br />
Ort, spüren die interessanten Storys auf<br />
und fühlen spannenden Persönlichkeiten<br />
auf den Zahn. Wie zum Beispiel der Unternehmerin<br />
auf dem Titelbild: Virginia<br />
Maissen, sehr erfolgreiche Interior-Designerin.<br />
Sie kennt die Trends (S. 68).<br />
Ich bin überzeugt: Das einzig Stetige im<br />
Leben ist der Wandel. Wir werden uns<br />
auch weiterhin wandeln – digital, nachhaltig<br />
und immer flexibel. Denn, das<br />
wusste schon meine Grossmutter: Müde<br />
macht uns die Arbeit, die wir liegen lassen,<br />
nicht die, die wir tun. Also packen<br />
wirs an und bleiben wir nicht stehen.<br />
Ihr Andreas Krumes
INHALT<br />
1 4<br />
TAT-SACHE<br />
KOPF-SACHE<br />
1.1 Businessplan 08<br />
1.2 Insights 26<br />
1.3 Konzepte im Fokus 38<br />
1.4 Digital 54<br />
2.1 CHEF-Sache 68<br />
2.2 Best of Swiss Gastro 82<br />
2.3 Dreamteam 92<br />
2.4 Headhunting 98<br />
TREND-SACHE<br />
SPEZIAL-SACHE<br />
3.1 Trending Topic 104<br />
3.2 Trendtour 116<br />
3.3 Buzzword 122<br />
3.4 Mixology 126<br />
4.1 Die Igeho als People-Business 134<br />
4.2 «Wir wollen unsere Kunden inspirieren» 138
Bei Eat Umami spriessen<br />
nicht nur die Sprossen,<br />
sondern auch innovative<br />
Geschäftsideen. Mehr<br />
zum Trendthema Craft-<br />
Food ab Seite 8.
TAT-SACHE<br />
1<br />
1.1 Businessplan<br />
Nische mit Strahlkraft 08<br />
Kreative Craft-Szene Marke Helvetia 16<br />
Marge vs. Nachhaltigkeit 22<br />
Umsatz steigern durch Storytelling 24<br />
1.2 Insights<br />
Mehr Nachhaltigkeit in der Gastrobranche 26<br />
Vegan-Boom: Mission oder Marktnische? 34<br />
1.3 Konzepte im Fokus<br />
Vom Koch zum Bauer 38<br />
Regionalität ist nicht immer nachhaltig 42<br />
Wer nicht mit der Zeit geht … 44<br />
Erfolg: Ja. Erfolgreich bleiben: Schwierig! 48<br />
1.4 Digital<br />
Digitalisierung muss von oben kommen 54<br />
Digitalisierung in der Gastrobranche 62
08<br />
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
NISCHE<br />
MIT STRAHL-<br />
KRAFT<br />
Handwerklichkeit und Authentizität sind in der Gastronomie<br />
immer stärker gefragt. Die Craft-Bewegung umfasst<br />
längst nicht mehr nur Bier, sondern bald alle Produktkategorien<br />
des Food-and-Beverage-Spektrums. Ein Blick über<br />
den Tellerrand nach Deutschland zeigt, was dabei<br />
wichtig ist: Glaubwürdigkeit und Storytelling.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
Alles begann mit Bier: Als Patrick Rüther<br />
und Axel Ohm 2013 gemeinsam mit<br />
der Ratsherrn Brauerei in Hamburg das<br />
Restaurant Altes Mädchen als modernes<br />
Braugasthaus eröffneten, hielt der Begriff<br />
«Craft» Einzug in die deutsche Gastronomie.<br />
Neben den eigenen, vor Ort gebrauten<br />
Bieren standen im XL-Restaurant im Szenekiez<br />
«Schanze» nämlich auch rund 70<br />
Biere anderer Brauer aus aller Welt auf der<br />
umfangreichen Getränkekarte – eine spektakuläre<br />
Neuerung. Schliesslich verhindern<br />
bis heute in den meisten deutschen Gastrobetrieben<br />
Exklusivverträge mit grossen<br />
Brauereikonzernen die für die Craft-Bier-<br />
Szene typische Vielfalt am Zapfhahn.<br />
CRAFT-BIER IN ALLER MUNDE<br />
Doch nicht nur die schiere Zahl der Biere<br />
war im Alten Mädchen zunächst ungewohnt:<br />
Auch hierzulande eher seltene<br />
Stile wie Pale Ale, IPA, Stout,<br />
Barrel Aged waren zuvor wohl nur Insidern<br />
vertraut. Im Angebot eines breitentauglichen<br />
Konzepts, in dem neben<br />
hausgemachtem Bier auch Brot aus der<br />
eigenen Bäckerei und eine bodenständige<br />
Frischeküche auf den Tisch kommen,<br />
begeisterten sie immer mehr Gäste:
Frisch gezapft: eine<br />
Stange Craft-Bier<br />
im Alten Mädchen.<br />
9
10 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Wenn sich<br />
jemand in Sachen<br />
Foodtrends<br />
auskennt, dann<br />
Hanni Rützler.<br />
Craft-Bier war mit einem Mal in aller<br />
Munde. Längst haben auch deutsche<br />
Grossbrauereien, um ihre Marktmacht<br />
fürchtend, eigene Craft-Linien<br />
wie BraufactuM (Radeberger), Craftwerk<br />
(Bitburger) oder Maisel & Friends<br />
(Brauerei Gebr. Maisel) aufgelegt – mit<br />
unterschiedlichem Erfolg. Denn naturgemäss<br />
fällt es den «Grossen» schwerer,<br />
in puncto Handwerklichkeit, Leidenschaft<br />
und Gemeinschaftssinn glaubwürdig<br />
zu agieren. Doch genau darum geht<br />
es bei der Craft-Bewegung: mit Ehrlichkeit<br />
und Transparenz Mehrwert für alle<br />
zu schaffen, statt der Konkurrenz Marktanteile<br />
abzujagen. Eine Haltung, die<br />
Konzernen in der Regel eher fremd ist.<br />
GEGENBEWEGUNG ZUR<br />
INDUSTRIALISIERTEN WELT<br />
«In unserer zunehmend industrialisierten,<br />
automatisierten und digitalisierten<br />
Welt sehnen wir uns nach Gegenentwürfen»,<br />
erklärt Food-Trendforscherin<br />
Hanni Rützler vom Wiener Futurefoodstudio<br />
den Erfolg der Craft-Bewegung.<br />
«Das gilt auch und besonders beim<br />
Essen und Trinken. Gefragt sind von<br />
Manufakturen in überschaubaren Mengen<br />
hergestellte Lebensmittel und Getränke.<br />
Auch deshalb, weil sie viel mehr<br />
Spielraum für ausgefallene Geschmacksexperimente<br />
und Innovationen lassen.<br />
Wir verbinden damit die Hoffnung, dass<br />
‹handgemachte› Lebensmittel ehrlicher<br />
und besser sind – auf kulinarischer, ökologischer<br />
und sozialer Ebene.»<br />
Diese Sehnsucht beschränkt sich nicht<br />
nur auf Bier, sondern hat mittlerweile<br />
viele Bereiche der Lebensmittelproduktion<br />
erfasst. Eine Nische zwar, wenn man<br />
den Umsatz betrachtet, aber medial aufmerksamkeitsstark<br />
und mit entsprechend<br />
vielen Impulsen für die Branche, gibt es<br />
heute fast keine Produktkategorie mehr,<br />
die nicht inzwischen «hand- und hausgemacht»<br />
im gastronomischen Angebot<br />
vertreten ist – von Kaffee über Pizza<br />
und Burger bis hin zu Eiscreme. In Berlin<br />
wurde beispielsweise kürzlich Gimme<br />
Gelato vom Publikum zur besten Eisdiele<br />
der Hauptstadt gekürt. Gründer<br />
Ralf Sander, übrigens gelernter Brauer,<br />
hatte sich erst im letzten Jahr nach einer<br />
Karriere in der Getränkeindustrie seinen<br />
Traum von der eigenen Gelato-Manufaktur<br />
in Charlottenburg erfüllt.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
11<br />
Einblick in die<br />
Berliner Eisdiele<br />
Gimme Gelato.<br />
NEUE GELATO-KULTUR<br />
Seine Mission: eine neue Eiskultur in<br />
Deutschland zu etablieren: «Eine Umfrage<br />
hat ergeben, dass 75 Prozent der<br />
Deutschen am liebsten Eis aus Eisdielen<br />
essen. Gleichzeitig steht Industrieeis<br />
für 80 Prozent der Umsätze», sagt<br />
der Eismacher. «Da gibt es noch ein<br />
riesiges Potenzial.»<br />
Neben Eis am Stiel in originellen Formaten<br />
wie Pfoten oder Herzen bietet<br />
er bis zu 16 verschiedene Scooping-Sorten<br />
an – darunter Kreationen<br />
wie Basilikum-Limette, Erdnuss-Karamell-Schoko<br />
oder Banane-Kiwi. Allesamt<br />
frisch aus dem gläsernen Eislabor<br />
im Laden. Zwei Pasteurisier- und<br />
zwei Eismaschinen verknüpfen hier vor<br />
den Augen der Kunden traditionelles<br />
Handwerk mit modernster Technik.<br />
Transparenz und Ehrlichkeit – für<br />
Sander sind sie selbstverständlich: «Uns<br />
kann jeder beim Eismachen zusehen.»<br />
Kinder- und Tierfreundlichkeit, umweltbewusste<br />
Verpackungen und grosszügige<br />
Marketing-Aktionen gehören<br />
ebenfalls zur Philosophie.
12 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Hausgemachte<br />
Ravioli, wie sie im<br />
Damettto zubereitet<br />
und dann<br />
gekocht werden.<br />
STORYTELLING: PRODUKTE<br />
«HINTER JEDEM<br />
PRODUKT SOLL<br />
EINE GESCHICH-<br />
TE STECKEN»<br />
HANNI RÜTZLER<br />
BRAUCHEN GESCHICHTE<br />
Das Maskottchen von Gimme Gelato<br />
ist ein putziger Otter, der nicht nur<br />
beim jungen Publikum<br />
beliebt ist.<br />
Er sorgt für das<br />
Storytelling, dem<br />
beim Craft-Trend<br />
eine wichtige Rolle<br />
zukommt. Hanni<br />
Rützler: «Hinter<br />
jedem Produkt<br />
soll heute eine<br />
Geschichte stecken, die untrennbar mit<br />
dem Werdegang des Herstellers verbunden<br />
ist, mit Menschen, die leidenschaftlich<br />
Dinge fertigen. Die Craft-Bewegung<br />
ist das kulinarische Pendant zu<br />
ähnlichen Entwicklungen, die wir auch<br />
in anderen Branchen beobachten können.»<br />
Als Beispiel nennt sie Manufactum,<br />
das Waren haus mit Onlinehandel,<br />
das «handgemachte» Gebrauchsgegenstände<br />
verkauft. «Das Konzept dahinter<br />
ist das gleiche, egal, ob es um Craft-<br />
Food, Craft-Bier, Besen, Taschen oder<br />
Kaffeemühlen geht.» Dass «Craft»<br />
auch wunderbar zu Pasta passt, beweisen<br />
seit Dezember 2018 die drei Gründerinnen<br />
Johanna Aust, Monica Dametto<br />
und Vanessa Kränicke mit ihrem<br />
Konzept Damettto, das sich wegen der<br />
drei Gründerinnen<br />
mit dreifachem<br />
T schreibt –<br />
manchmal reicht<br />
fürs Storytelling<br />
ein einziger Buchstabe!<br />
In einem<br />
kleinen Laden<br />
in Hamburg-Eppendorf<br />
– Produktion,<br />
Geschmackslabor und Nachbarschaftstreff<br />
in einem – stellen sie täglich<br />
frisch diverse Nudelsorten her und servieren<br />
sie anschliessend bei Dinner-<br />
Events ihren Gästen.<br />
LIEBE KANN MAN SCHMECKEN<br />
«Man schmeckt es einfach, wenn Pasta<br />
mit Liebe gemacht wird», sagt Johanna<br />
Aust. Aber natürlich spielen auch die<br />
hochwertigen Zutaten eine Rolle, darunter<br />
original sizilianischer Hartweizen,<br />
der nicht nur garantiert glyphosatfrei<br />
erzeugt wird, sondern auch sehr mineralstoffreich<br />
ist, da es sich um eine alte<br />
Sorte handelt. Dazu ausschliesslich echte<br />
Eier von glücklichen Hühnern – kein<br />
Vollei, wie die Gründerinnen betonen.<br />
Um die traditionelle Pasta-Herstellung<br />
zu lernen, reiste Monica Dametto extra<br />
in den «Bauch Italiens» nach Bologna.<br />
«Dieses alte Handwerk ist die Basis,<br />
ausgefallene Zutaten wie Matcha, Algen,<br />
Kakaopulver, Gewürze und Kräuter<br />
sind das Add-on für unsere farbenfrohen<br />
Nudelsorten», verrät die italienischstämmige<br />
Gründerin. Expansion? Nicht<br />
ausgeschlossen, denkbar sind beispielsweise<br />
ein eigener Food-Truck und die<br />
Präsenz auf Street-Food-Festivals. Auch<br />
die Belieferung anderer Gastronomiebetriebe,<br />
die bislang aus Personalmangel<br />
notgedrungen auf Trockenware zurückgreifen,<br />
steht auf der Agenda.<br />
TERROIR UND KENNERSCHAFT<br />
In der Nachbarschaft produziert, von<br />
Menschen, die man persönlich kennt –<br />
«im Food-Bereich sind es Trends wie<br />
‹Brutal Lokal› oder ‹Meet Food›, die<br />
Antworten auf die Bedürfnisse nach dem<br />
Besonderen, dem Authentischen, nach<br />
mehr Transparenz und dem Geschmack<br />
des Terroir bieten», sagt Hanni Rützler.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
13<br />
Verrückt nach Kaffee?<br />
Dann ab ins Cofi Loco<br />
im deutschen Siegburg.
14 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
In der «American<br />
Style Bakery»<br />
Black Apron in<br />
Hildesheim wird<br />
alles von Grund auf<br />
zubereitet.<br />
Wer handgemachte Produkte konsumiert<br />
statt Einheitsware aus dem Supermarkt,<br />
signalisiert überdies seiner Umwelt: «Ich<br />
kenne mich aus!» In kaum einem Bereich<br />
gilt das momentan so sehr wie bei den<br />
braunen Bohnen. Die sogenannte «Third<br />
Wave» hat den Kaffee zu einem Kultartikel<br />
gemacht, der von einigen mit quasireligiösem<br />
Eifer verehrt und unter Aufwendung<br />
höchster Sorgfalt komponiert<br />
wird. Dass der Gast oder die Kundschaft<br />
bei der Herstellung der Produkte zusehen<br />
kann, ist dabei für Uwe Prommer, Inhaber<br />
der Schaurösterei mit Café Cofi Loco<br />
in Siegburg, ein entscheidendes Plus an<br />
Glaubwürdigkeit. «Das gilt für offene Restaurantküchen<br />
ebenso wie für uns.» Mit<br />
seiner mobilen Mini-Rösterei, die er an<br />
Einzelhändler, Cafés und Bäcker vertreibt,<br />
geht er in Bezug auf den Lokaltrend sogar<br />
noch einen Schritt weiter: «Heute kann jeder<br />
sein eigener Röster sein.»<br />
EHRLICHE ZUTATEN,<br />
GLÄSERNE WÄNDE<br />
Wenn der Kaffee mit wissenschaftlicher<br />
Präzision gebrüht wird, darf auch der<br />
Kuchen nicht hintenanstehen. Moderne,<br />
amerikanisch inspirierte Bakery-Konzepte<br />
wie Black Apron in Hildesheim bieten<br />
der Industrieware bei Starbucks & Co.<br />
locker Paroli. Inhaberin Özlem Sögüt<br />
betont: «Unsere Salted Caramel Cheesecakes,<br />
Peanut Butter Cakes, Cinnamon<br />
Rolls, Apple Crumbs und Fudge Brownies<br />
backen wir frisch in der einsehbaren Konditorei<br />
im Laden. Mit echter Butter und<br />
anderen ehrlichen Zutaten.»<br />
Wird der Craft-Trend als spannende Nische<br />
mit Strahlkraft den Mainstream<br />
nachhaltig verändern? Immerhin haben<br />
die zahlreichen Better-Burger-Bars sogar<br />
den Riesen McDonald’s dazu gebracht,<br />
bei Sortiment und Service ordentlich aufzurüsten.<br />
Hanni Rützler bescheinigt dem<br />
Segment noch viel Potenzial: «Viele Nischen<br />
summieren sich auch zu einer Masse.<br />
Gerade in Zeiten des Lebensmittelüberflusses<br />
werden die Sehnsucht nach<br />
dem Besonderen und der Wunsch vieler<br />
Kundinnen und Kunden, durch die gezielte<br />
Wahl Kennerschaft beweisen zu können,<br />
weiterwachsen.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
16<br />
16<br />
Auf Tuchfühlung<br />
mit den Sprossen:<br />
Tag der offenen Tür<br />
bei Eat Umami.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
17<br />
KREATIVE<br />
CRAFT-SZENE<br />
MARKE<br />
HELVETIA<br />
So viel vorweg: Die Craft-Produzentinnen und -Produzenten der<br />
Schweiz sind so vielfältig und zahlreich wie die hiesigen Dialektwörter<br />
für «Apfelgehäuse». Gemeinsam ist ihnen: Was regional,<br />
national oder gar international wachsen soll, muss zuerst lokal<br />
gedeihen und funktionieren. Die folgende, unvollständige Auflistung<br />
zeigt, was sich tut. Auffällig: Viele Craft-Produkte und Ideen<br />
kommen – einmal mehr – aus Zürich.<br />
TEXT CHRISTIAN NILL<br />
FOTOS ZVG<br />
Was alle Craft-Produzentinnen und -Produzenten,<br />
die auf die CHEF-Sache-Anfrage<br />
reagierten, gemeinsam haben, ist<br />
die Tatsache, dass hier eine Generation<br />
am Werk ist, die sich konkret überlegt,<br />
wie Nachhaltigkeit (Ökologie) und Wirtschaftsverträglichkeit<br />
(Ökonomie) zusammenpassen.<br />
Zum Beispiel Eat Umami.
18 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
CRAFTPRODUKT<br />
CLASSIC<br />
IDEE: Mitten in Zürich, unter der<br />
Bahnhofstrasse in einem Banktresor, gedeiht<br />
in einer Wasseroase eine vielfältige<br />
Flora und Fauna. Es ist ein Ökosystem,<br />
in welchem Fische, Garnelen, Pflanzen<br />
und weitere Organismen einen vitalen<br />
Nährstoffkreislauf bilden. In dieser sogenannt<br />
aquaponischen Anlage produzieren<br />
drei junge Männer Qualitätslebensmittel,<br />
die auch Spitzenköche und -köchinnen<br />
nutzen. Und dies frei von Chemie.<br />
PRODUKTE: Microgreens (Sprossen)<br />
frisch ab Schnitt, biologisch abbaubare<br />
Verpackung.<br />
NEBENEFFEKT: Food-Waste verringern.<br />
KONTAKT: www.eat-umami.ch<br />
CRAFTPRODUKT<br />
DEUX FRÈRES GIN<br />
IDEE: Die Gebrüder Grundböck, Florian<br />
und Gian, aufgewachsen auf einem<br />
Bauernhof bei Zürich, beschliessen,<br />
gemeinsam einen Gin zu entwickeln.<br />
PRODUKTE: Aus der Idee und dem<br />
Können des Getränke- und Lebensmitteltechnologen<br />
Florian und des Betriebswirtschaftlers<br />
Gian sowie der Unterstützung<br />
eines Master-Destillateurs entsteht<br />
der Deux-Frères-Gin mit 25 Botanicals.<br />
Darunter befinden sich Bio-Wacholderbeeren,<br />
Bio-Zitronenschale, Rosenblätter,<br />
Lavendelblüten, Angelikawurzel,<br />
Ysopkraut etc. Die Botanicals Nr. 24<br />
und 25 werden nach dem London Dry<br />
Standard destilliert. Die 25. Botanical,<br />
eine getrocknete Blüte, wird erst nach<br />
der Destillierung zugegeben. Sie verleiht<br />
dem Gin seine blaue Farbe.<br />
NEBENEFFEKT: Der Gin ändert je<br />
nach pH-Wert seine Farbe von Blau über<br />
Violett bis zu zartem Rosa.<br />
KONTAKT: www.deuxfreresspirits.com<br />
CRAFTPRODUKT<br />
VERMOUTH DE GENTS<br />
IDEE: Ein Schweizer Wermut, basierend<br />
auf einer Kräutermischung von Pharmazie-Pionier<br />
Gustav Dieterich.<br />
PRODUKT: Vermouth de Gents. Hinter<br />
diesem Schweizer Wermut steckt Hans<br />
Georg «HG» Hildebrandt, der Erfinder<br />
des Gents Swiss Roots Tonic Water. Sein<br />
neuster Streich basiert auf Kräutern wie<br />
Vermouth und Iva (Moschus-Schafgarbe)<br />
aus der Schweiz, Galanga und Ingwer<br />
aus den Tropen und Bittermandelöl aus<br />
Spanien. Dazu kommt Pinot noir von der<br />
Zürcher Goldküste sowie Süsswein aus<br />
Südfrankreich. Der Vermouth de Gents<br />
werde nach «Méthode traditionelle»<br />
produziert.<br />
NEBENEFFEKT: Süffige Alternative<br />
zum allgegenwärtigen Gin Tonic.<br />
KONTAKT: www.gents.ch
20 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
CRAFTPRODUKT<br />
LOKALES WASSER 37<br />
IDEE: Wasserquellen in der Region<br />
nutzen, auf unnötige Wasser-Transporte<br />
rund um den Globus verzichten,<br />
CO 2<br />
-Emissionen vermeiden und<br />
somit etwas für das Klima tun.<br />
PRODUKTE: «Lokales Wasser 37» –<br />
erfrischendes, natürliches Trinkwasser<br />
von den Hängen rund um Zürich.<br />
Anfang Jahr wurde bereits die einmillionste<br />
Flasche abgefüllt, und<br />
zwar am Rennweg 37.<br />
NEBENEFFEKT: Der Gewinn geht<br />
«vollumfänglich an Entwicklungsprojekte<br />
im Zusammenhang mit Wasser».<br />
KONTAKT: www.lokaleswasser.ch<br />
CRAFTPRODUKT<br />
TSÜRI SAUCE<br />
IDEE: Koch Christian Heusser wollte<br />
eine passende Sauce für seinen handgemachten<br />
Burger, den er im Café<br />
des Fleurs in Wangen bei Dübendorf<br />
ZH serviert.<br />
PRODUKTE: TSÜRI Sauce soll die<br />
«schöne Stadt Zürich in allen Belangen»<br />
widerspiegeln. Vielfältig einsetzbar,<br />
zu Fleisch, Fisch und Gemüse –<br />
eine echte Allrounderin. Geschmack:<br />
sanfte Schärfe, Kaffeenote und ein<br />
Hauch Ananas. Der Grossteil der Zutaten<br />
stammt aus der Schweiz, von<br />
lokalen Produzenten. Produktion in<br />
reiner Handarbeit, Flaschenabfüllung<br />
von Hand.<br />
NEBENEFFEKT: Glutenfrei und<br />
ohne tierische Produkte hergestellt,<br />
also vegan.<br />
KONTAKT: www.tsürisauce.ch<br />
CRAFTPRODUKT<br />
ZÜRI-CHIPS<br />
IDEE: Die Züri-Chips sind die Antwort<br />
auf die globale Lebensmittelverschwendung<br />
– das ist die Mission der<br />
vier jungen Menschen, die hinter der<br />
Produktinnovation stehen.<br />
PRODUKTE: Züri-Chips – hergestellt<br />
aus einem der am stärksten verschwendeten<br />
Lebensmittel: aus Brotresten. Erhältlich<br />
in zwei Geschmacksrichtungen:<br />
«Mary & Rose» (mit Rosmarin, daher<br />
der Name …) sowie «Diabolic Garlic»<br />
(mit Knoblauch). Die Brotreste stammen<br />
von den «besten Bäckereien in Zürich»,<br />
die Zutaten aus biologischem Anbau.<br />
NEBENEFFEKT: Die Züri-Chips sollen<br />
nicht weniger, als auf den Zusammenhang<br />
zwischen Food-Waste und Klimawandel<br />
aufmerksam machen.<br />
KONTAKT: www.zuerichips.com<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
22<br />
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
FACHBEITRAG<br />
MARGE VS.<br />
NACHHAL-<br />
TIGKEIT<br />
Als Leiter des Supply-Chain-Managements ist es sich Fabian<br />
Weigelt gewohnt, mit widersprüchlichen Bedürfnissen und Anforderungen<br />
im Einkauf umzugehen. Wie er das macht und worauf<br />
er Wert legt, schildert er in diesem Unternehmens-Interview.<br />
WESHALB IST NACHHALTIGKEIT<br />
BEI IHNEN EIN THEMA – ODER<br />
KEIN THEMA?<br />
Nachhaltigkeit und Regionalität muss ein<br />
Thema sein – bei uns allen. Nicht nur im<br />
beruflichen Handeln, sondern auch im<br />
privaten Leben. Was jeder von uns dazu<br />
beiträgt, reflektiert unsere heutige Gesellschaft<br />
– und ist jeder Person selbst<br />
überlassen.<br />
NACHHALTIGKEIT (IM SINNE VON<br />
REGIONALITÄT VERSUS MENGEN-<br />
EINKAUF: EIN WIDERSPRUCH?<br />
Nichts ist unmöglich, aber in Teilbereichen<br />
ist es zumindest eine grosse Herausforderung.<br />
Der Einkauf leistet heute<br />
einen entscheidenden Anteil an den<br />
Erfolg eines Unternehmens. Bei Produkten<br />
mit grossen Volumen ist echte<br />
Regionalität – und mit den auf dem<br />
Schweizer Markt zur Verfügung stehenden<br />
Produkten – schwierig zu gewährleisten.<br />
Wir verbrauchen zum<br />
Beispiel knapp je 6000 Flaschen Rum<br />
und Tequila jährlich. Hier muss ich mit<br />
Massenprodukten arbeiten, um Verfügbarkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit zu<br />
gewährleisten.<br />
WORAUF LEGEN SIE BEI IHREM<br />
EINKAUF DEN FOKUS?<br />
Grundsätzlich versuche ich immer das<br />
Produkt zu finden, welches einen Mehrwert<br />
bietet. Dies unter Berücksichtigung<br />
der Kundenbedürfnisse und der Unternehmensziele<br />
sowie ohne Qualitätsverlust.<br />
Da diese Faktoren nicht immer<br />
kongruent sind, investiere ich in manche<br />
Produkte mehr, als die Kalkulation<br />
es erlaubt.<br />
MIT WELCHEN HERAUSFORDE-<br />
RUNGEN KÄMPFEN SIE ALS KOPF<br />
DER LIEFERKETTE ZURZEIT BESON-<br />
DERS? WIE LÖSEN SIE DIESE PRO-<br />
BLEME?<br />
Seien wir ehrlich: Wenn Geld keine Rolle<br />
spielen würde, hätten wir alle weniger<br />
Herausforderungen. Ich versuche,<br />
wo immer möglich und wo die Bereitschaft<br />
des Kunden vorhanden ist, meinen<br />
Leitsatz im Einkauf «Qualität hat ihren<br />
Preis» umzusetzen. Langfristig setzt<br />
sich Qualität immer durch. Dieses Denken<br />
versuche ich unseren Mitarbeitenden,<br />
Partnern und Gästen zu vermitteln.<br />
Meine Lösung heisst Mischkalkulation:<br />
Entscheidend sind primär Umsatz und
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
23<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Fabian Weigelt ist seit 2015 Head of<br />
Supply Chain bei der B1 Swiss Gastro<br />
Company GmbH. Das Unternehmen<br />
wurde im Jahr 2000 gegründet und<br />
hat sich erfolgreich als Anbieter mexikanischer<br />
Gastronomie etabliert. Es<br />
verfügt mittlerweile über zwölf «Desperado<br />
Mexican Restaurant & Bar»-Betriebe<br />
in der ganzen Schweiz und eine<br />
Sportsbar im Berner Westside Center.<br />
Die Gruppe ist nebst einem reichhaltigen<br />
Gastronomieangebot auch<br />
bekannt für die in ihren Betrieben<br />
stattfindenden Themen-Events, Geburtstagsfeiern<br />
und Latino-Partys. Sie<br />
beschäftigt rund 250 Mitarbeitende.<br />
www.desperado.ch<br />
Deckungsbeitrag. Bieten wir gute Qualität,<br />
die etwas kostet, honorieren dies die<br />
Gäste langfristig. Das zeigt sich schliesslich<br />
im Umsatz.<br />
steht vor allem Handlungsbedarf bei<br />
den Themen Unterhalt, Entsorgung,<br />
aber auch in den strategischen Ausrichtungen.<br />
WIE ERLEBEN SIE DAS THEMA<br />
NACHHALTIGKEIT IN BEZUG AUF<br />
IHRE BETRIEBE? WIE STEHT ES DA<br />
UM DIE ENTSPRECHENDE NACH-<br />
FRAGE SEITENS DER GÄSTE?<br />
Gäste interessieren sich heutzutage viel<br />
mehr für das Thema, was auch richtig ist.<br />
Die Nachfrage ist enorm, aber leider sind<br />
die Gäste nach wie vor preissensibel und<br />
schrecken davor zurück, für nachhaltige<br />
Produkte auch mehr zu bezahlen.<br />
WAS ERWARTEN SIE ALS EIN-<br />
KÄUFER VOM MARKT? WO ENT-<br />
SPRICHT DER MARKT IHREN<br />
BEDÜRFNISSEN, WO BESTEHT<br />
HANDLUNGSBEDARF?<br />
Mein grösster Wunsch ist, dass die<br />
Konsumenten das Thema Nachhaltigkeit<br />
nicht nur propagieren, sondern<br />
auch ihren Teil in finanzieller Hinsicht<br />
dazu beitragen. Der Bereich Non Food<br />
hat sich in den letzten Jahren sehr positiv<br />
entwickelt. Aus meiner Sicht be-<br />
Wer wissen will, wie das aussieht, kann<br />
im «Rössli hü» in Root antraben. Im alten<br />
Landgasthof entdecken die Gäste<br />
traditionelle Macharten neu. Mit Gerichten<br />
wie «Suure Mocke» und «Hausterrine»,<br />
zubereitet mit traditionellen<br />
Kochmethoden wie Einmachen,<br />
Schmoren, Räuchern oder Trocknen.<br />
«Vor der Eröffnung im Januar wussten<br />
wir nicht mit Sicherheit, ob wir die Gäste<br />
damit ansprechen», sagt die Konzepterin.<br />
Da sie beim Entwickeln der Idee<br />
den «Branchenspiegel» von GastroSuisse<br />
und die «Food Service Schweiz»-Studie<br />
als Wegweiser nutzen konnte, sei sie<br />
aber zuversichtlich gewesen, dass es gut<br />
kommt. Das Bauchgefühl hat sie nicht<br />
getäuscht.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
24 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
FACHBEITRAG<br />
UMSATZ<br />
STEIGERN<br />
DURCH STORY-<br />
TELLING<br />
Die digitale Revolution fordert Opfer, schafft aber auch<br />
Chancen. Kanäle wie YouTube, Instagram oder WhatsApp<br />
sind brachliegende virtuelle Felder, wenn sie nicht richtig<br />
bewirtschaftet werden. Mit dem passenden Dünger liefern<br />
sie Erträge, die jegliche Vorstellungen sprengen. Auch in<br />
der Gastronomie.<br />
Die Geschichte ist simpel. Der<br />
Jour nalist Rob Walker wollte herausfinden,<br />
ob Storytelling tatsächlich das<br />
mächtigste Marketingwerkzeug der<br />
Gegenwart ist.<br />
Heute wird jeder durch<br />
Knopfdruck zum Storyteller.<br />
Jetzt muss man<br />
nur noch wissen, wie<br />
man eine Story erzählt.<br />
Er kaufte auf Ebay 200 Objekte, die<br />
durchschnittlich einen Dollar kosteten.<br />
Er beauftragte einige Freunde damit,<br />
zu jedem Objekt eine spezifische Geschichte<br />
zu erfinden.<br />
Mit einer individuellen Geschichte<br />
aufgepeppt, stellte er diese 200 Objekte<br />
wieder zum Verkauf. Ausgestattet mit<br />
der richtigen Story verkaufte er alle<br />
Objekte für 8000 Dollar. Das ist eine<br />
Wertsteigerung von über 6000 %.<br />
DIE KUNST DES ERZÄHLENS<br />
Entscheidend ist das richtige Storytelling.<br />
Mittlerweile stellt die ganze<br />
Welt Bilder von sich, ihren Produkten,<br />
Haustieren oder Mittagessen online.<br />
Das sind Momentaufnahmen, keine<br />
Geschichten. Wenn ich diese 10 Punkte<br />
(siehe rechts) im Detail erkläre, mache<br />
ich mich der Langeweile schuldig.<br />
ZUTATEN FÜR EINE PACKENDE STORY<br />
1. Eine Geschichte ist eine<br />
Metapher.<br />
2. Ohne Tod keine Geschichte.<br />
3. Jede Szene ist eine<br />
Heldenreise.<br />
4. Der Protagonist ist ein<br />
Qualitätsmerkmal.<br />
5. Wo du stolperst, liegt der<br />
Schatz.<br />
6. Grübeln ist nicht handeln.<br />
7. Überraschung ist das Geheimnis<br />
des Dramas.<br />
8. Authentizität heisst, in der<br />
eigenen Geschichte verwurzelt<br />
zu sein.<br />
9. Nur Emotionen erzeugen<br />
Relevanz.<br />
10. Folge deiner Lust.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
25<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Manuel Gamma ist Storytelling-<br />
Experte und Journalist. Seit 20<br />
Jahren erzählt er Geschichten im<br />
Schweizer Radio und Fernsehen<br />
SRF, auf Papier oder online.<br />
Weitere Infos:<br />
www.gammavision.ch<br />
Sollte jedoch Ihre Neugier geweckt<br />
sein, so haben Sie zwei Möglichkeiten.<br />
Sie interpretieren diese goldenen Regeln<br />
nach Ihrer Fantasie und probieren<br />
aus, was Sie damit erreichen. Oder Sie<br />
melden sich bei einem Experten bzw.<br />
einer Expertin und lassen sich eine<br />
mitreissende Geschichte für Ihr Produkt<br />
oder Ihre Dienstleistung kreieren.<br />
KÜCHENGESCHICHTEN<br />
Gerade in der Gastronomie fällt es<br />
leicht, wunderbare Geschichten zu erzählen.<br />
Schliesslich sind da alle Sinne<br />
beteiligt. Was unsere Nase und unser<br />
Gaumen gespeichert haben, bleibt<br />
stärker in Erinnerung als jeder Film.<br />
Und kann mich auf der Alp umsehen,<br />
auf welcher die Nahrungsspenderin ihre<br />
Sommer verbrachte. Nachhaltigkeit<br />
kann sich jeder in die Karte schreiben.<br />
Aber die Geschichte dazu macht sie erlebbar,<br />
glaubwürdig und unterhaltsam.<br />
Die richtige Story hebt Ihr Produkt<br />
oder Ihre Dienstleistung aus der Masse<br />
von täglich zweieinhalb Trillionen<br />
Bytes heraus. Professionelles Storytelling<br />
steigert Ihren Umsatz. Und macht<br />
Ihren Gästen genauso Spass wie Ihnen<br />
selbst!<br />
In meinem Lieblingsbistro Le Puy<br />
an der Zürcher Forchstrasse gibt es<br />
ein wunderbares Beispiel für eine<br />
gastronomische Story. Der Salsiz vom<br />
Alpenhirten. Gustatorisch eine geile<br />
Wurst, die im Kopf bleibt, weil sie eine<br />
Geschichte erzählt.<br />
Jede Wurst kann online zurückverfolgt<br />
werden. Als Kunde kenne ich die Kuh,<br />
die ich geniessen darf, beim Namen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
26 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
MEHR NACH-<br />
HALTIGKEIT<br />
IN DER GASTRO-<br />
BRANCHE<br />
Eine neue Studie zeigt: Unsere Ernährung hat einen grossen Einfluss<br />
auf die Klimaerwärmung. Die Autorinnen und Autoren fordern,<br />
Essgewohnheiten zu überdenken und Lebensmittelabfälle zu<br />
reduzieren. Diesbezüglich tut sich einiges in der Branche.<br />
TEXT REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />
FOTOS EATERNITY, BEN MÖNKS<br />
INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI (LAYOUT), EATERNITY (QUELLE)<br />
29. Juli <strong>2019</strong>. An diesem Tag hatte die<br />
Weltbevölkerung das aufgebraucht,<br />
was ihr die Natur für das ganze Jahr<br />
zur Verfügung stellt. Das Datum des<br />
so genannten Earth Overshoot Day<br />
hat eine Non-Profit-Organisation berechnet.<br />
Die Schweiz schneidet dabei<br />
schlecht ab, unsere Ressourcen wären<br />
bereits am 7. Mai aufgebraucht gewesen.<br />
Es besteht also Handlungsbedarf.<br />
Doch was kann die Gastrobranche tun?<br />
Und hat die Ernährung überhaupt einen<br />
Einfluss auf das Weltklima?<br />
Ja, und wie!, sagt der neuste Bericht<br />
des Weltklimarats IPCC, der im vergangenen<br />
August vorgestellt wurde.<br />
Es ist eine der ersten Studien, die den<br />
Einfluss der Ernährung auf die Klimaerwärmung<br />
beziffert. Manuel Klarmann,<br />
Mitbegründer des Zürcher<br />
Start-ups Eaternity, beschäftigt sich<br />
seit über zehn Jahren mit diesem Thema.<br />
Er bestätigt den Bericht und sagt:<br />
«Die Ernährung ist für rund ein Drittel<br />
der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen<br />
verantwortlich. Im<br />
Vergleich dazu macht der Verkehr ‹nur›<br />
rund 18 Prozent aus.»
Die Macherin und<br />
der Macher hinter<br />
der Software<br />
Eaternity: Judith<br />
Ellens und Manuel<br />
Klarmann.<br />
27
28 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
BUCHTIPP<br />
Die Autorin Claudia Graf-Grossmann<br />
nimmt das Thema Lebensmittel abfälle<br />
unter die Lupe und zeigt, wie und wo<br />
sie entstehen. Doch nicht nur das,<br />
sie präsentiert auch zündende Ideen<br />
rund um die Problematik. Zu Wort<br />
kommen unter anderen die Köche<br />
Mirko Buri, Sebastian Rösch und<br />
Antonio Colaianni sowie die Kulinarik-<br />
Journalistin Esther Kern.<br />
Über Reste und Zutaten<br />
www.ruefferundrub.ch<br />
Mirko Buri sorgt laut<br />
eigener Aussage für<br />
28 Tonnen weniger<br />
Lebensmittelverschwendung.<br />
Seine Berechnungen zeigen: «Würden<br />
wir mehr Gemüse und Getreide statt<br />
Fleisch essen, könnten wir satte 50 Prozent<br />
an Treibhausgasemissionen in diesem<br />
Sektor einsparen.»<br />
SCHNÖRRLI IST FÜRS<br />
KLIMA BESSER ALS FILET<br />
Besonders grosse Emissionen entstehen<br />
durch Waldrodung, durch Methan, das<br />
Wiederkäuer ausstossen, sowie durch die<br />
Futterproduktion für das Vieh. Deshalb<br />
gilt insbesondere rotes Fleisch als klimaschädlich.<br />
Der Wissenschaftler unterscheidet<br />
dabei nach Fleischstücken: «Ein<br />
Filet hat einen grösseren CO 2<br />
-Fussabdruck<br />
als etwa ‹Second Cuts›. Bereiten<br />
wir Innereien oder ein Schnörrli zu,<br />
haben wir eine bessere Energiebilanz, da<br />
diese Stücke oft gar nicht erst verwertet<br />
werden.»<br />
WIE GROSS IST DER CO 2<br />
-FUSS-<br />
ABDRUCK EINES MENÜS?<br />
Doch was soll man den Gästen denn<br />
künftig vorsetzen? «Es geht nicht darum,<br />
einen Vegi-Tag einzuführen», sagt<br />
Klarmann, «aber im Dialog mit den<br />
Gästen kann man beispielsweise die<br />
Fleischportionen verkleinern, eher Poulet<br />
statt Rindfleisch oder andere Alternativen<br />
anbieten.» Damit Gastronomen<br />
aber eine Entscheidungsgrundlage haben,<br />
welche Gerichte klimaverträglich<br />
sind, bietet Eaternity eine Software an,<br />
die den CO 2<br />
-Fussabdruck von Menüs<br />
ausrechnet. Sie vergleicht Zutaten nach<br />
Gewicht und Kalorienbilanz und berücksichtigt<br />
Faktoren wie Saisonalität,<br />
Art der Produktion und Transportmittel.<br />
28 TONNEN LEBENSMITTEL<br />
GERETTET<br />
Ein Drittel aller in der Schweiz produzierten<br />
Lebensmittel gehen zwischen Feld<br />
und Teller verloren. In der Branche steigt<br />
das Bewusstsein für dieses Problem, und<br />
bereits ergreifen zahlreiche Gastronomen<br />
Massnahmen mit dem Ziel, Lebensmittelabfälle<br />
zu minimieren. Diesem Thema<br />
verschreibt sich auch Mirko Buri. Der<br />
36-jährige Berner ist gelernter Koch sowie<br />
Restaurationsfachmann und verhindert<br />
nach eigenen Angaben jährlich 28<br />
Tonnen Food-Waste. Der Pionier schlug<br />
anfänglich eine Laufbahn in der gehobenen<br />
Gastronomie ein. 2015 eröffnete er in<br />
Köniz sein Anti-Food-Waste-Restaurant<br />
Mein Küchenchef mit Ladenlokal, später<br />
kam der Lebensmittelproduktionsbetrieb<br />
Foodoo hinzu. Sein Konzept ist durchdacht.<br />
Buri bezieht von Biobauern Gemüse,<br />
das zwar einwandfrei schmeckt,<br />
aber aus diversen Gründen keine Abnehmer<br />
findet, und bereitet daraus mittels<br />
Vakuumgarmethode Gerichte zu, die<br />
er im Laden verkauft. «Dank Sous-vide<br />
kann ich überschüssige Lebensmittel zu<br />
Menükomponenten verarbeiten, die sehr<br />
lange haltbar sind», so Buri. Auch Knickeier,<br />
Innereien und «Second Cuts» finden<br />
den Weg in seine Küche.<br />
SUPPENTOPF STATT MÜLLTONNE<br />
«65 Prozent der Lebensmittelabfälle im<br />
Gastrobereich entstehen in der Küche in<br />
Form von Überproduktion», weiss Buri.<br />
Das ist eine Verschwendung, die ins Geld<br />
geht. Eine Studie der Berner Fachhochschule<br />
zeigt, dass die Vollkosten für ein Kilogramm<br />
Food-Waste 24 Franken betragen.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
29<br />
Peter Duran und Philipp<br />
Reichel: Gründer des<br />
Isla Coffee in Berlin<br />
und Preiträger des deutschen<br />
Gastro-Gründerpreises<br />
2018.<br />
ÜBER WEITERE IDEEN UND LÖSUNGSANSÄTZE<br />
Brancheninitiative<br />
Der Verein United Against Waste hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, Lebensmittelabfälle<br />
im Ausserhaus-Konsum zu<br />
halbieren. Die Initiative wird von 160<br />
Mitgliedern aus der Foodbranche getragen<br />
und setzt auf ein grosses Netzwerk,<br />
um Lösungen zu verbreiten.<br />
Dazu gehören etwa Coachings und<br />
die Bereitstellung von Hilfsmitteln.<br />
www.united-against-waste.ch<br />
Too Good To Go<br />
Überschüsse lassen sich manchmal<br />
nicht vermeiden. Das unverkaufte,<br />
aber einwandfreie Essen geht kurz<br />
vor Feierabend trotzdem noch an<br />
dankbare Abnehmer. Via App und zu<br />
einem reduzierten Preis wird es verkauft<br />
und anschliessend abgeholt.<br />
www.toogoodtogo.ch<br />
Gegen Plastikmüll<br />
Grosse Open Airs machens vor, doch<br />
es geht auch im Alltag: Weg von Einwegverpackungen,<br />
hin zum Mehrweggeschirr.<br />
Das Berner Start-up Recircle<br />
bietet eine saubere Geschirr-Alternative<br />
für die Ausserhaus-Verpflegung<br />
und spannt ein schweizweites Netzwerk<br />
an Betrieben, die ihre Menüs<br />
im wiederverwendbaren Kunststoffgeschirr<br />
anbieten.<br />
www.recircle.ch
30<br />
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
ÜBER DEN WELTKLIMABERICHT<br />
Das sagt der Spezialbericht<br />
des Weltklimarats IPCC<br />
Die gesamte Nahrungsmittelproduktion<br />
trägt zwischen 25 und 30 Prozent<br />
zu den durch Menschen verursachten<br />
Treibhausgas-Emissionen bei. Die<br />
intensive Landwirtschaft verantwortet<br />
dabei einen grossen Teil der Emissionen,<br />
gleichzeitig steigt der Nahrungsmittelverbrauch,<br />
insbesondere<br />
der Fleischkonsum. Zudem ist das<br />
Ernährungssystem ineffizient.<br />
Weltweit landen rund 25 bis 30 Prozent<br />
aller Lebensmittel im Abfall.<br />
Eine vielfältigere Ernährung mit we-<br />
niger tierischen Produkten, dafür mit<br />
mehr Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten,<br />
Gemüse, Früchten und Nüssen<br />
können den Treibhausgas-Ausstoss so<br />
reduzieren, dass das Klimaziel noch<br />
erreicht werden kann. Andere Massnahmen<br />
alleine reichten laut IPCC<br />
nicht aus. Eine einfache und günstige<br />
Methode ist etwa die Minimierung von<br />
Produktionsverlusten und die Vermeidung<br />
von Food Waste. Die Politik ist<br />
gefordert, Strategien auszuarbeiten,<br />
die über das gesamte Ernährungssystem<br />
hinweg eingesetzt werden.<br />
www.ipcc.ch/report/srccl/<br />
Buri: «Die Köche wüssten eigentlich,<br />
wie sie kalkulieren müssen, kochen dann<br />
aber trotzdem zu viel, aus Angst, zu wenig<br />
zu haben.» Der Küchenchef hält sich<br />
an insgesamt 46 Massnahmen, die ihm<br />
im Berufsalltag helfen, Lebensmittelverschwendung<br />
zu vermeiden. Einige<br />
Beispiele: Er serviert im Restaurant<br />
350 Gramm pro Menü, damit die Teller<br />
auch wirklich leer gegessen werden. Wer<br />
will, erhält Nachschlag. Gemüseabschnitte<br />
landen nicht in der Tonne, sondern im<br />
Suppentopf, und für die Resteverwertung<br />
hat Buri eigens ein Rezeptbuch geschrieben.<br />
Im Schnitt werden in der Schweizer<br />
Gastronomie pro serviertes Menü rund<br />
275 Gramm Lebensmittel verschwendet<br />
– Mirko Buri beziffert mittlerweile nur<br />
noch deren 2,3 Gramm. «Eine der wichtigsten<br />
Massnahmen gegen Food-Waste<br />
ist, sich seiner Überschüsse bewusst zu<br />
werden. Wer weiss, wo und wie viel Abfall<br />
entsteht, kann Massnahmen dagegen<br />
ergreifen.»<br />
KREATIV: RICOTTA<br />
AUS MILCHRESTEN<br />
Auch das Isla Coffee Berlin verschwendet<br />
keine Lebensmittel. Die Gründer<br />
Peter Duran und Philipp Reichel<br />
praktizieren eine ausgefeilte Kreislaufwirtschaft,<br />
in der altes Brot ebenso<br />
wiederverwertet wird wie die aufgeschäumte<br />
Milch, die jeweils im Kännchen<br />
zurückbleibt, weil sie nicht mehr<br />
in den Cappuccino passt. Die Gastgeber<br />
sammeln die Milchreste und<br />
stellen daraus Ricotta und Joghurt für<br />
den Brunch her. «Täglich führen wir<br />
so rund 10 bis 15 Liter Milch in den<br />
Kreislauf zurück», sagt Reichel. Sogar<br />
das Fruchtfleisch aus der Fruchtpresse<br />
landet im hausgemachten Früchtebrot,<br />
die Teeblätter werden in der Küche<br />
ein zweites Mal aufgegossen und zu<br />
Kombucha verarbeitet. Peter Duran hat<br />
Nachhaltige Wirtschaft in Utrecht studiert<br />
und bringt ein fundiertes Wissen<br />
zu diesem Thema mit. Er und Philipp<br />
Reichel arbeiten seit rund 15 Jahren in<br />
der Gastronomie. Mit dem Isla Coffee<br />
gewannen sie 2018 den Deutschen<br />
Gastro-Gründerpreis. Und: Ein zweiter<br />
Laden mit Fokus auf die Abendgastronomie<br />
ist in Planung und soll<br />
zeigen, dass Kreislaufwirtschaft auch<br />
hier funktioniert. Die Eröffnung ist im<br />
nächsten Jahr.<br />
Eaternity AG<br />
Feldeggstrasse 4<br />
8008 Zürich<br />
www.eaternity.org<br />
Mein Küchenchef<br />
Landorfstrasse 7<br />
3098 Köniz<br />
www.mein-kuechenchef.ch<br />
Isla Coffee Berlin<br />
Hermannstrasse 37<br />
12049 Berlin-Neuköln.<br />
www.facebook.com/Islacoffeeberlin<br />
Äss-Bar<br />
Die Äss-Bar verkauft Backwaren<br />
vom Vortag – ganz nach dem Motto<br />
«Frisch von gestern». Die Brote,<br />
Zöpfe, Sandwiches, Salate, Patisserie<br />
und Torten gehen zum halben<br />
Preis über den Ladentisch.<br />
www.aess-bar.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
31<br />
Rindfleisch<br />
Poulet<br />
Tofu<br />
4,4 kg CO 2<br />
1 kg CO 2<br />
16,7 kg CO 2<br />
Schweinsbraten<br />
Brot<br />
0,9 kg CO 2<br />
CO 2<br />
-EMISSIONEN<br />
PRO KILO<br />
Nudeln mit Ei<br />
1,1 kg CO 2<br />
Reis<br />
Butter<br />
2,2 kg CO 2<br />
12,1 kg CO 2<br />
Sonnenblumenöl<br />
1,7 kg CO 2<br />
9,7 kg CO 2<br />
Kalbsbratwurst<br />
11,7 kg CO 2
32 LABELREPORTAGE<br />
DAMIT ES SO<br />
RICHTIG EIN-<br />
SCHENKT!<br />
TEXT ADDIMAT AG<br />
FOTOS ADDIMAT AG<br />
Seit fast 50 Jahren entwickelt und produziert<br />
die Firma Addimat AG in Worb<br />
erfolgreich Ausschanksysteme für Gastronomiebetriebe<br />
jeglicher Art. Diese<br />
werden in der ganzen Schweiz und im<br />
grenznahen Ausland installiert. Unsere<br />
langjährigen Mitarbeiter haben sehr viel<br />
Erfahrung mit den Anforderungen in der<br />
Gastronomie und zeichnen sich durch<br />
umfassendes «Know-How» für Computer-Schanksysteme<br />
aus.<br />
Mit der Firma APD Addimat AG in<br />
Wettingen hat das Unternehmen seit<br />
vielen Jahren einen zuverlässigen Partner,<br />
welcher für die gesamte Ostschweiz<br />
zuständig ist. Zudem besteht mit der renommierten<br />
Kassenfirma Hendrickx in<br />
Herk-de-Stad/Belgien eine gut funktionierende<br />
Zusammenarbeit, die uns den<br />
Zugang zu den Benelux-Ländern ermöglicht.<br />
paweit erfolgreich mit den Produkten<br />
der Addimat AG, welche ausschliesslich<br />
am Hauptsitz der Firma in Worb hergestellt<br />
werden, mehr SWISS MADE geht<br />
nicht. Die Systeme werden kundenspezifisch<br />
ausgerüstet und hergestellt. Sie<br />
bieten unseren Kunden immer die optimalste<br />
Lösung für einen reibungslosen<br />
Ablauf in den Betrieben.<br />
Die Produktepalette umfasst neben den<br />
unterschiedlichsten Getränke-Ausschanksäulen<br />
auch die Kontrolle fast aller<br />
herkömmlichen Kaffeemaschinen, diverse<br />
Spirituosensysteme, Flaschenware sowie<br />
andere Geräte – kurz zusammengefasst:<br />
Dosierung und Registrierung aller<br />
Kalt- und Heissgetränke. Auch Lösungen<br />
für Tafelwasser aus Ihrem Hauswassersanschluss<br />
bieten wir in den verschiedensten<br />
Bereichen an. Wagen Sie<br />
den Vergleich und hinterfragen Sie den<br />
Weg Ihres Mineralwassers bis zum teuren<br />
Ende.<br />
Die Addimat-Ausschankanlagen sind<br />
kompatibel mit den meisten Kassensystemen,<br />
sie zeichnen sich durch hohe Flexibilität<br />
und modularen Aufbau aus. So-<br />
Die Produkte der Firma Addimat AG<br />
ermöglichen eine Optimierung der Betriebsabläufe,<br />
damit wird der Gewinn<br />
gesteigert. Namhafte Gastronomiebetriebe,<br />
Hotels, Restaurants, Cafés, Bars<br />
und Unterhaltungslokale arbeiten eurowohl<br />
Einzelgeräte wie auch komplette<br />
Ausschanksysteme können problemlos<br />
mit bestehenden Kassensystemen verbunden<br />
werden. Bezüge an der Ausschankanlage<br />
werden somit direkt auf<br />
der Kasse verbucht. Es können auch Bestellungen<br />
von der Kasse zur Ausschankanlage<br />
gesendet werden, wodurch die<br />
Ausgabe des Produktes freigeschaltet<br />
wird. Die tägliche Abrechnung erfolgt<br />
genau, detailliert und wenn gewünscht<br />
automatisch – mit entsprechender Statistik<br />
– Möglichkeit «keine Ausgabe ohne<br />
Registrierung». Unsere Systeme fördern<br />
das Vertrauen zwischen Angestellten und<br />
Patron, da jeder Bezug registriert wird<br />
und somit eventuelle Unruhe vermieden<br />
werden kann.<br />
Exakt gefüllte Gläser, gleichbleibende<br />
Getränkequalität und Zeitersparnisse<br />
sind dabei nur ein paar der garantierten<br />
Vorteile. Zudem können Gastronomen<br />
mit der verknüpften Technologie Zeit<br />
und Geld sparen.
LABELREPORTAGE<br />
33<br />
Eine gut funktionierende Serviceorganisation<br />
ist für die Firma Addimat AG<br />
gelebte Tradition und keine Floskel.<br />
Das wissen unsere vielen langjährigen<br />
Kunden sehr zu schätzen. Unsere qualitativ<br />
hochstehenden Geräte funktionieren<br />
äusserst zuverlässig, und unsere<br />
Servicetechniker garantieren auch in<br />
hektischen Zeiten für einen reibungslosen<br />
Ablauf in den Betrieben. Änderungen<br />
und Programmanpassungen können<br />
mittels Fernwartung rasch und kostengünstig<br />
realisiert werden. Verschiedene<br />
Bilder von realisierten Projekten und diverse<br />
Anwendungsbeispiele findet man<br />
auf der Website. Als Produzent dieser<br />
Schankanlagen sind wir in der Lage,<br />
«fast» alle Kundenwünsche innert nützlicher<br />
Frist umzusetzen.<br />
Anwendungsmöglichkeiten bietet. Grosse<br />
Handelsfirmen in mehreren europäischen<br />
Ländern sind für den Vertrieb in<br />
ihren Regionen verantwortlich und garantieren<br />
so kurze Lieferzeiten für den<br />
dortigen Endkunden. Selbstverständlich<br />
werden auch die Produkte in diesem Geschäftsbereich<br />
ausschliesslich in Worb<br />
produziert.<br />
Neben dem Kerngeschäft der Ausschanksysteme<br />
gehören auch die europaweit<br />
eingesetzten Codestifte und die<br />
dazugehörenden Schlösser zum Portfolio<br />
der Firma. Viele Kassenanbieter in<br />
Europa vertrauen seit vielen Jahren auf<br />
dieses von uns entwickelte Bediener-<br />
Identifikationssystem, welches ausserhalb<br />
der traditionellen Gastronomie viele<br />
Addimat AG<br />
Neufeldstrasse 2<br />
3076 Worb<br />
www.addimat.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
34<br />
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
VEGAN-BOOM:<br />
MISSION ODER<br />
MARKTNISCHE?<br />
Immer mehr Menschen kochen und essen vegan – zu Hause wie<br />
auswärts. Entsprechend gut frequentiert sind Restaurants, die<br />
auf tierische Produkte verzichten. Echter Idealismus oder bloss<br />
smarter Kommerz? Das lässt sich bei den grossen Anbietern<br />
objektiv kaum beurteilen.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Im Tibits trifft man sich. Tagtäglich<br />
scharen sich Tausende Gäste um die<br />
fleischlosen Buffets an bester Lage.<br />
Mittlerweile europaweit. Dreimal in<br />
Zürich, je zweimal in Basel, Bern und<br />
London, dazu in Winterthur, St. Gallen,<br />
Luzern, Lausanne und neuerdings<br />
sogar in Darmstadt. Das vor 20 Jahren<br />
als Vegetarier-Restaurant im Zürcher<br />
Seefeld lancierte Konzept ist zu über<br />
80 Prozent auch vegan. Damit ist Tibits<br />
auch Trendsetter für einen Boom, der<br />
seit Jahren immer stärker geworden und<br />
infolge der intensivierten Klimadebatte<br />
so richtig durchgestartet ist.<br />
Ein veganer Burger.<br />
Wie er wohl schmeckt?<br />
Den jüngsten Beleg für sich ändernde Ernährungsgewohnheiten<br />
lieferte 2017 eine<br />
repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens<br />
Demoscope. Demnach<br />
bezeichneten sich drei Prozent der<br />
Bevölkerung als Veganer bzw. Veganerin,<br />
in der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen<br />
sogar sechs Prozent. Auffällig: 56<br />
Prozent der befragten Veganer hatten den<br />
kompletten Verzicht auf tierische Produkte<br />
erst zwei oder weniger Jahre vor der Befragung<br />
vollzogen. Abzuwarten bleibt, wie<br />
nachhaltig dieser Trend ist.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
35<br />
Diese köstliche<br />
vegane Bowl<br />
kommt im Roots<br />
in Zürich auf den<br />
Tisch.<br />
BEWUSSTER GENUSS<br />
STATT DOKTRIN<br />
Ein gefundenes Fressen im wahrsten<br />
Sinne ist eine derart wachsende Zielgruppe<br />
natürlich für vegan orientierte<br />
Gastronomiebetriebe. Obschon nach<br />
wie vor eine Nische, haben sie zahlenmässig<br />
zuletzt kräftig zugelegt. Wer auf<br />
swissveg.ch ein Restaurant «für Veganer<br />
geeignet» in der Stadt Zürich sucht, bekommt<br />
immerhin 22 Betriebe aufgelistet.<br />
In Basel sind es deren 13, in Bern 10<br />
und Luzern immerhin 7. In Tat und<br />
Wahrheit sind es noch viel mehr Betriebe,<br />
die zumindest auf Wunsch vegane<br />
Gerichte zubereiten.<br />
Erfolgreich auf vegan setzt seit sechs Jahren<br />
die Zürcher Restaurantkette Roots<br />
mit heute vier gut laufenden Betrieben in<br />
der Stadt. Die Nummern fünf und sechs,<br />
ebenfalls in Zürich, sollen bis Frühling<br />
2020 folgen. «Ich bin überzeugt, dass vegane<br />
Ernährung das Weltklima verbessert<br />
und Menschen mit einem minimalen<br />
Fleischkonsum gesünder leben», fasst<br />
Mitgründer und Geschäftsführer Frédéric<br />
Brunner in einem Satz die Hauptmotivation<br />
zusammen, welche ihn 2012 zum<br />
Umstieg von der Maschinenbau- in die<br />
Gastronomiebranche bewegt hat.<br />
Täglich werden in den vier Roots-Betrieben<br />
800 vegane Mahlzeiten verkauft. «Damit<br />
tragen wir etwas zum Klimaschutz und<br />
zur Volksgesundheit bei», so die Überzeugung<br />
von Brunner, der selbst kein Veganer<br />
ist. Als Missionar sieht er sich daher<br />
keinesfalls – und wird von Puritanern der<br />
Szene deshalb auch immer wieder mal kritisiert.<br />
Das macht ihm nichts aus, weil er<br />
den Veganismus nicht als Doktrin, sondern<br />
als «nachhaltige und gesunde Ernährungsform»<br />
betrachtet, die aus freien<br />
Stücken gewählt werden kann. In den<br />
Roots-Betrieben, die sich bewusst als Konzept<br />
für Nicht- oder Gelegenheitsveganerinnen<br />
und -veganer verstehen, stehe der<br />
Genuss an erster Stelle. «Veganer sind bei<br />
uns willkommen, alle anderen indes genauso»,<br />
bringt es Brunner auf den Punkt.<br />
VEGAN NACHHALTIG –<br />
ABER NICHT IMMER<br />
Eine spannende Zielgruppe für vegane<br />
Restaurants sind natürlich auch alle Vegetarierinnen<br />
sowie Flexitarier (seltener<br />
Fleischkonsum), die laut Demoscope-Erhebung<br />
immerhin 11 Prozent respektive<br />
17 Prozent der Bevölkerung ausmachen.<br />
Das Segment der selten bis gar kein<br />
Fleisch essenden Gäste macht also total<br />
über 30 Prozent aus und ist für innovative,<br />
von tierischen Zutaten befreite Kreationen<br />
höchst empfänglich.<br />
Den spürbaren Trend nehmen deshalb auch<br />
immer mehr traditionelle Restaurants und<br />
Köche auf. Sie ergänzen ihre Karte kontinuierlich<br />
mit veganen Alternativen. Das gilt<br />
auch für Stefan Lünse, Chefkoch im Luxushotel<br />
Lenkerhof im Berner Oberland,<br />
der seinen Gästen schon seit vielen Jahren<br />
auch vegane Gerichte anbietet. «In den letzten<br />
drei Jahren hat die Nachfrage nochmals<br />
sehr stark zugenommen.» So hat man im<br />
Lenkerhof entschieden, standardmässig in<br />
jedes Menü vegane Gerichte aufzunehmen.<br />
«Mittlerweile können wir relativ kurzfristig<br />
sogar ein mehrgängiges Menü für Veganer<br />
anbieten.» Im Lenkerhof speisen inzwischen<br />
täglich diverse vegane Gäste, darunter<br />
auch Einheimische aus der Umgebung. Die<br />
Ausweitung des Angebots hat sich für das<br />
Hotelrestaurant eindeutig als verkaufsfördernd<br />
erwiesen. Auch den Punkt Nachhaltigkeit<br />
erwähnt der Chefkoch.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
ÜBER DIE STUDIE<br />
Mit 43 Gramm Fleisch<br />
pro Tag die Welt retten<br />
Ein internationales Forscherteam,<br />
besetzt mit 37 Ernährungs-, Nachhaltigkeits-<br />
und Wirtschaftsexperten<br />
aus 16 Ländern, hat sich über drei<br />
Jahre hinweg der Frage gewidmet,<br />
mit welcher optimalen Ernährung die<br />
Weltbevölkerung den grössten Effekt<br />
für die eigene Gesundheit sowie für<br />
die Umwelt erzielen kann. Die Anfang<br />
<strong>2019</strong> im britischen Gesundheitsmagazin<br />
«The Lancet» präsentierten Ergebnisse<br />
senden eine zentrale Botschaft<br />
aus: Die weltweite Landwirtschaft<br />
und Ernährung müssen sich radikal<br />
ändern, damit sich die Gesundheit<br />
der Menschen verbessert und<br />
kata strophale Schäden für die Erde<br />
vermieden werden können. Die gute<br />
Nachricht der Forschenden: Es sei<br />
durchaus möglich, die bis zum Jahr<br />
2050 voraussichtlich zehn Milliarden<br />
Menschen gesund zu ernähren, ohne<br />
die Natur zu zerstören.<br />
Der perfekte Tagesspeiseplan zur<br />
maximalen Schonung von Gesundheit<br />
und Umwelt sieht aus Sicht des<br />
Forscherteams so aus:<br />
› 550 Gramm Obst und Gemüse, davon<br />
aber nur 50 Gramm stärkehaltige<br />
Sorten (z. B. Kartoffeln)<br />
› 250 Gramm Milchprodukte (entspricht<br />
einem grossen Glas Milch)<br />
› 230 Gramm Vollkornprodukte<br />
wie Reis, Weizen oder Mais und<br />
125 Gramm Linsen, Nüsse, Erbsen<br />
› 50 Gramm Öle und Fette<br />
› 30 Gramm zusätzlichen Zucker<br />
(sechs Teelöffel)<br />
› 29 Gramm Geflügel (rund ein<br />
Zehntel einer Pouletbrust)<br />
› 28 Gramm Fisch (Gewicht eines<br />
Fischstäbchens)<br />
› 13 Gramm Eier (entspricht 1,5 Eiern<br />
pro Woche)<br />
› 7 Gramm Schweinefleisch und<br />
7 Gramm Rind- oder Lammfleisch<br />
(entspricht je einem halben Hackbällchen)
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
37<br />
Zwei Konzepte<br />
im Hotel Lenkerhof<br />
im Simmental: oben<br />
das Restaurant<br />
Spettacolo, rechts<br />
das Oh de Vie.<br />
Speziell für die Zubereitung der veganen<br />
Gerichte werden oft Zutaten und<br />
Erzeugnisse aus der heimischen Region<br />
verwendet.<br />
Gleichwohl stellt Stefan Lünse unmissverständlich<br />
klar, dass Veganismus und<br />
Nachhaltigkeit für ihn nicht zwingend<br />
in Verbindung stehen müssen. «Vegane<br />
Produkte, die um die halbe Welt transportiert<br />
werden, sind genauso schädlich<br />
oder eventuell sogar schädlicher für die<br />
Umwelt als nichtvegane Produkte.» Besonders<br />
nachhaltig ist beispielsweise ihr<br />
Bienenhonig, «den wir vor der eigenen<br />
Haustüre produzieren».<br />
AUCH TIERISCHE PRODUKTE GE-<br />
HÖREN AUF DEN ÖKO-SPEISEPLAN<br />
Der Lenkerhof-Koch spricht einen wunden<br />
Punkt der veganen Bewegung an.<br />
Wer etwa im Dezember Erdbeeren aus<br />
Spanien oder Spargel aus Afrika konsumiert,<br />
handelt zwar vegan, aber sicher<br />
nicht ökologisch. So haben internationale<br />
Forschende unlängst sogar nachgewiesen,<br />
dass die gesündeste und zeitgleich klima-<br />
freundlichste Ernährung neben hauptsächlich<br />
Gemüse und Getreide auch Eier,<br />
Milchprodukte und einen kleinen Anteil<br />
Fleisch aufweisen sollte (siehe Box).<br />
Begründung: Auch die Tiere erfüllen im<br />
ökologischen Gefüge der Landwirtschaft<br />
ihren Sinn. Frei weidende Kühe sorgen<br />
etwa dafür, dass der Boden besser klimaschädliche<br />
Gase binden kann. Auch die<br />
Nutzpflanzen auf einem Bio-Bauernhof<br />
könnten ohne Gülle und Mist kaum gedeihen.<br />
Zur Auffassung von Roots-Inhaber Frédéric<br />
Brunner passen solche Erkenntnisse<br />
ganz gut. «Wir haben vereinzelt auch tierische<br />
Produkte im Sortiment, etwa echte<br />
Kuhmilch für in den Kaffee.» Drum sei<br />
man halt unter dem Strich nur zu 98 Prozent<br />
vegan.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
38 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
VOM<br />
KOCH ZUM<br />
BAUER<br />
Adrian Tschanz war Koch, Moderator einer<br />
Kochsendung und Kochbuchautor – aber jetzt<br />
geht er unter die Bauern. Das hat auch mit<br />
Nachhaltigkeit zu tun. Was es damit genau auf<br />
sich hat, schildert er hier gleich selbst.<br />
TEXT ADRIAN TSCHANZ<br />
FOTOS ZVG<br />
Warum ich vom Koch nun quasi zum<br />
Bauern werde? Eigentlich hat es vor allem<br />
damit zu tun, dass ich 2015 zum ersten<br />
Mal Vater wurde. Und 2017 gleich nochmals:<br />
Vater von Zwillingen! Also war klar:<br />
Es muss sich etwas ändern. Hauptsächlich<br />
an den Arbeitszeiten.<br />
Begonnen hat mein Weg als Koch klassisch.<br />
Nach der Kochlehre in einem Hotel<br />
zog es mich in die Erlebnisgastronomie<br />
nach Basel und anschliessend nach Sils<br />
Maria. Dort wirkte ich zuerst als Küchenchef,<br />
bis ich schliesslich als stellvertretender<br />
Gastgeber von verschiedenen Betrieben<br />
meiner Leidenschaft nachgehen konnte.<br />
Nach meinen Wanderjahren durch die<br />
Schweizer Gastronomieszene kehrte ich<br />
zurück nach Thun, wo ich seit 2009 für die<br />
Gastrogruppe «Thun isst» als Küchenleiter<br />
und Gastgeber verantwortlich zeichne.<br />
WEITERBILDUNG & TV-ERFAHRUNG<br />
In dieser Zeit habe ich mich kontinuierlich<br />
weitergebildet, auch als Koch. Dabei<br />
schaute ich unter anderem Jan Leimbach<br />
im Fünfsternehaus Lenkerhof über die<br />
Schultern sowie Roland Trettl im Restaurant<br />
Ikarus in Salzburg.<br />
Von 2013 bis 2015 produzierte ich als<br />
Moderator und Fernsehkoch zusammen<br />
mit dem Schweizer Fernsehen die<br />
Sendung «Tschanz mit allem». Ebenfalls<br />
2015 veröffentlichte ich mein<br />
erstes Kochbuch: «Tschanz kocht für<br />
Freunde». Inzwischen bin ich im Hotel<br />
& Restaurant Spedition in Thun<br />
gelan det, das ich mit einem jungen,<br />
dyna mischen Team führe. Die Spedition<br />
feierte ihre Eröffnung im Herbst<br />
2016 und wurde bereits mehrmals für<br />
verschiedene Preise in der Gastronomie<br />
und Designbranche nominiert und ausgezeichnet.<br />
Also alles gut?<br />
MIT KIND UND KEGEL<br />
ZURÜCK ZU DEN WURZELN<br />
Wie es sich mit den Arbeitszeiten eines<br />
Kochs verhält, wissen Sie. Deswegen<br />
reifte seit längerem der Entschluss in<br />
mir: Eine Änderung muss her. Ich kann<br />
mir jedoch nicht vorstellen, die Branche<br />
komplett zu verlassen und schon gar<br />
nicht, als Aussendienstmitarbeiter Gemüsebrühe<br />
zu verkaufen. Und da ich<br />
auf einem Bauernhof aufwuchs, nahm<br />
die Idee, zurück zu meinen Wurzeln zu<br />
kehren, immer mehr Kontur an.<br />
Adrian Tschanz mit<br />
seinen Söhnen auf<br />
Ideen- und Krebssuche<br />
in Schweden.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
39<br />
BRUNNENHOF 1.0 – DER BAUERNHOF<br />
Der Brunnenhof in Oppligen ist seit vielen<br />
Generationen im Besitz meiner Familie.<br />
Das Gut war immer in der Balance zwischen<br />
Erneuerungen und Nachhaltigkeit.<br />
Stets hat meine Familie Neues ausprobiert<br />
– und war damit immer ein wenig der<br />
Zeit voraus. Schon in meiner Zeit als Koch<br />
habe ich eine Auszeit von der Gastronomie<br />
genommen und meinen Eltern auf<br />
dem Hof geholfen. Es gefiel mir.<br />
Damals bekam ich ein völlig neues Verständnis<br />
von Lebensmitteln, deren Wachstum<br />
ich begleitete. Das, was heute als<br />
Nachhaltigkeit überall zum Trendthema<br />
wurde, fand auf dem Bauernhof schon immer<br />
statt. Das Wachsen einer Tomate vom<br />
Samen bis zur ausgewachsenen Frucht zu<br />
beobachten, fasziniert mich. Man lernt<br />
den Kreislauf der Natur zu schätzen. Und<br />
plötzlich waren die Freude am Kochen, die<br />
ich zwischenzeitlich etwas verloren hatte,<br />
und die Leidenschaft für gesunde, nachhaltige<br />
Produkte wieder geweckt.<br />
MEINE MOTIVATION: DIE FAMILIE<br />
Und seit ich Vater geworden bin, wurde es<br />
mir immer wichtiger, meinen Kinder ebendiese<br />
Wertschätzung der Natur zu vermitteln,<br />
ihnen zu zeigen, von wo unser Essen<br />
kommt, was darin steckt – und dass wir dafür<br />
dankbar sein sollen. Meine Frau und ich<br />
haben uns deshalb entschieden: Wir wollen<br />
auf dem Brunnenhof die beiden für mich<br />
schönsten Themenwelten Gastronomie<br />
und Landwirtschaft vereinen – gemeinsam<br />
mit meinen Eltern. Aber wenn man mal<br />
fürs Fernsehen gearbeitet hat, genügt ein<br />
klassischer Hofladen mit Kaffee-Ecke natürlich<br />
nicht!<br />
EIN NACHHALTIGES KONZEPT<br />
UND VIELE IDEEN<br />
Es soll ein Ort der Inspiration und der<br />
Entschleunigung werden. Ein Ort, an dem<br />
sich die Besucherinnen und Besucher erden<br />
können. Was ich damit meine? Sie sollen<br />
bei sich ankommen und einfach sein.<br />
Wir haben bereits jede Menge Ideen. Ob<br />
Workshops für den gestressten Businessmann<br />
mit Feldbesuch und Traktorfahren<br />
am Morgen, Tai-Chi-Lektion im wunderschönen<br />
Hofgarten am Nachmittag, gemeinsames<br />
Kochen am Abend oder einfach<br />
eine unvergessliche Hochzeitsfeier für<br />
das urbane Hipster-Pärchen … Auf einem<br />
Hof ist vieles möglich.<br />
Ein Foto aus Tschanz’<br />
Jugend: Bauernarbeit<br />
auf dem Brunnenhof.<br />
Bald gehts zurück zu<br />
den Wurzeln.
40 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Adrian Tschanz – das Kochtalent<br />
aus dem Berner Oberland. Er gehörte<br />
zu den jungen Wilden in der<br />
Koch- und Gastroszene. Bekannt<br />
wurde er zwischen 2013 und 2015<br />
mit seiner Sendung «Tschanz mit<br />
allem» beim Schweizer Fernsehen<br />
und als Autor eines Kochbuches.<br />
Aktuell führt er mit einem jungen<br />
Team das Hotel & Restaurant Spedition<br />
in Thun, welches im Herbst<br />
2016 eröffnet wurde.<br />
Adrian Tschanz<br />
wagt 2020 den<br />
Schritt vom Koch<br />
zum Gastronomen<br />
mit Bauernhof.<br />
REISEN INSPIRIERT,<br />
BESONDERS IN SCHWEDEN<br />
In den Jahren, in denen ich mit meiner<br />
Frau zusammen die Welt bereist habe,<br />
haben wir uns immer an den gastronomischen<br />
Hotspots der jeweiligen Destination<br />
orientiert. Seit wir nun aber<br />
mit den Kindern unterwegs sind, besuchen<br />
wir vermehrt ruhigere Orte. Dazu<br />
gehören Weingüter, Erlebnis-Höfe<br />
und natürlich Bauernhöfe, die bereits<br />
ein ähnliches Konzept anwenden, wie<br />
es uns vorschwebt, mit Hofladen oder<br />
Restaurants. Von denen gibt es besonders<br />
in Südschweden jede Menge.<br />
Wir sind daher im vergangenen Sommer<br />
mit unseren drei Kindern nach<br />
Schweden gereist. Dort waren wir begeistert<br />
von der unkomplizierten Art der<br />
schwedischen Bevölkerung, von ihrem<br />
Einfallsreichtum und von der Vielfalt<br />
an tollen landwirtschaftlichen Produkten.<br />
Wir haben das beste Brot gegessen,<br />
fantastische Kartoffeln, süsse Erdbeeren<br />
wie in Italien, aber auch wunderbar<br />
erfrischenden Apfelsaft getrunken.<br />
Die Quintessenz unserer Reise?<br />
Ganz klar die Erkenntnis, dass wir mit<br />
einfachen und authentischen Produkten,<br />
welche wir originell in Szene setzen,<br />
die Geschichte des Brunnenhof<br />
weiterführen können.<br />
BRUNNENHOF 2.0 – DER WEG<br />
IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT<br />
Wir haben diesen Herbst genutzt, um<br />
uns auf das kommende Jahr einzustimmen.<br />
Denn dann gilt es ernst. Diesen<br />
September haben wir an drei Abenden<br />
versuchsweise eine «Bäse-Beiz» in einer<br />
alten Heubühne veranstaltet. Wir lassen<br />
uns betreffend rechtliche Situation beraten<br />
und suchen gemeinsam nach der<br />
optimalen Lösung für alle Beteiligten.<br />
Natürlich erstellen wir einen Angebotsplan<br />
und planen bereits den Jahreskalender<br />
mit allen möglichen Events.<br />
Und wir nutzen unser Netzwerk in der<br />
Gastronomie- und Eventbranche, um<br />
unser Projekt Brunnenhof 2.0 bei den<br />
richtigen Kundenkreisen bekanntzumachen.<br />
Das alles gibt viel zu tun. Und<br />
macht vor allem etwas: grosse Freude!<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
42 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
FACHBEITRAG<br />
REGIONALITÄT<br />
IST NICHT<br />
IMMER<br />
NACHHALTIG<br />
Das grosse Thema unserer Zeit: Nachhaltigkeit. Damit einher geht<br />
oftmals auch Regionalität. Denn was aus der Region – sprich: aus der<br />
Nähe – kommt, muss ja fast nachhaltiger sein, als wenn es von jenseits<br />
des Globus kommt. Das stimmt leider nicht immer, wie unser Fachautor<br />
Jürgen Sperber im Folgenden aufzeigt.<br />
Regionalität ist nur<br />
nachhaltig, wenn<br />
auch der Transport<br />
verhältnismässig<br />
ist, sprich: Ladekapazität<br />
ausschöpfen,<br />
Leerfahrten<br />
vermeiden.<br />
Regionalität und Nachhaltigkeit sind<br />
typische Gewächse unserer Zeit. Man<br />
begegnet ihnen allerorten, und mit<br />
meiner täglichen Arbeit darf ich sehen,<br />
welche Blüten in guten und welche in<br />
eher weniger vorbildhaften Beispielen<br />
auf dem Markt blühen. Als Consultant<br />
bin ich viel unterwegs und freue mich<br />
immer auf die Besonderheiten der jeweiligen<br />
Region: Capuns, Siedwurst<br />
mit Chäshörnli, Basler Laubfrösche,<br />
Toétché jurassien oder Risotto con Luganighe.<br />
Oder was immer Ihnen beliebt.<br />
Ebenso freut es mich, in sprachlich<br />
regionaler Couleur angesprochen<br />
zu werden.<br />
AB WANN WIRD AUS NACHHALTIG-<br />
KEIT SINNLOSIGKEIT?<br />
Aber wie weit muss man gehen, um sich<br />
den Stempel der Regionalität und Nachhaltigkeit<br />
zu verdienen? Es gibt Betriebe,<br />
die mit viel Aufwand ein Menü<br />
anbieten, das mit Zutaten zusammengestellt<br />
wurde, die aus einem Radius von<br />
null bis zehn Kilometer stammen. Und<br />
andere Betriebe, denen es reicht, wenn<br />
die Brauerei ursprünglich im Kanton<br />
ihr Bier gebraut hat. Ketzerisch gefragt:<br />
Ist es nachhaltig, wenn der Camion<br />
mit zwei Kisten Ladung die 361 Kurven<br />
nach Arosa tuckert und leer wieder<br />
retour? Oder wenn im Hotel-Badezim-
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
43<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Jürgen W. Sperber ist Direktor<br />
Deutschschweiz bei der PHAR SA.<br />
Er gründete 2015 das Büro<br />
Deutschschweiz in Zürich. PHAR SA<br />
wurde 2006 in Lausanne von Markus<br />
Bölke, Joel Steiner und Daniel<br />
von Wyss gegründet. Historisch hatte<br />
der Name PHAR folgende Bedeutung:<br />
Purchasing for Hotels and Restaurants;<br />
das war ein Augenzwinkern<br />
auf den «Phare»/Leuchtturm, der die<br />
Schiffe sicher in den Hafen bringt.<br />
Die PHAR versteht sich als Dienstleister<br />
der Hospi tality-Branche und hat<br />
heute rund 700 Mitglieder und betreut<br />
ca. 80 Mandate.<br />
mer (mit eigennützlicher Höflichkeit)<br />
aus Energiespargründen der übliche<br />
Hinweis für die Handtücher steht, aber<br />
durch einzelverpackte Shampoos und<br />
Leckerlis für die Nacht sowie energiefressende<br />
Leuchtmittel aus den Achtzigern<br />
die Nachhaltigkeitsbilanz deutlich<br />
verschlechtert wird?<br />
HERAUSFORDERUNG: BALANCE<br />
ZWISCHEN WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />
UND ÖKOLOGIE<br />
Echte Nachhaltigkeit ist eine Frage des<br />
eigenen Anspruches, aber auch der Unternehmenswerte<br />
und dem, was die jeweilige<br />
Zielgruppe erwartet und letztlich<br />
bereit ist zu bezahlen. Toilettenpapier,<br />
Tomatenmark und Bananen kommen<br />
mit grösster Wahrscheinlichkeit ohnehin<br />
nicht aus der Region. Kompromisse müssen<br />
sein. Nur welche, damit die Balan ce<br />
zwischen Ökologie und Ökonomie gewahrt<br />
wird? Nur zu schnell torpediert<br />
man die eigenen Bemühungen, wenn<br />
man nicht achtgibt. Denn Nachhaltigkeit<br />
wird mit jeder Einzelportion Rahm<br />
oder Zucker zum Kaffee gekillt. Regionalität<br />
ist nicht gegeben, wenn die Fischknusperli<br />
nicht aus der Region stammen.<br />
DAS KONZEPT ENTSCHEIDET ÜBER<br />
SINNVOLLE NACHHALTIGKEIT<br />
Es gehört zur Konzeptarbeit, zu definieren,<br />
wie viel regionale Einkäufe<br />
Sinn machen. Und welche Lieferanten<br />
sinnvoll – also tatsächlich nachhaltig<br />
– mit Transport, Waren und Innovation<br />
umgehen. Je mehr Regionalität,<br />
desto besser, keine Frage! Wenn aber<br />
auf einer Speisekarte zwar das Poulet<br />
oder Kalb aus der Region angepriesen<br />
wird, jedoch mit Gemüse aus Spanien<br />
und Butter ohne Herkunftsangabe<br />
(jedoch nicht aus der Schweiz) dargeboten<br />
wird, kommt es nicht von ungefähr,<br />
dass die Gäste dieses Güte siegel<br />
«Regio nal» nicht akzeptieren. Denn<br />
nur weil der Lieferant aus der Region<br />
kommt, bedeutet das noch lange nicht,<br />
dass die Ware ebenfalls regional ist.<br />
Wichtige Fragen, die ich mir jeweils<br />
beim Erarbeiten eines Konzeptes stelle:<br />
Wer auktioniert, schlachtet und verarbeitet<br />
das Schweizer Fleisch? Gibt es<br />
örtliche Rezepturen aus Überlieferungen?<br />
Wie nachhaltig und effizient ist<br />
mein Beschaffungsmanagement? Zu<br />
guter Letzt geht es um die Qualität,<br />
den Gewinn und ein zielgruppengerechtes<br />
Angebot sowie eine unverkennbare<br />
Sprache. Dieses Zusammenspiel<br />
ist es meiner Meinung nach, welches<br />
am Ende den Erfolg ausmacht. Daher<br />
rate ich zur Sensibilität mit diesen<br />
Themen und zu einer klaren Linie Ihres<br />
Betriebes.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
44 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
FACHBEITRAG<br />
WER NICHT<br />
MIT DER ZEIT<br />
GEHT, GEHT<br />
MIT DER ZEIT<br />
Der Autor des folgenden Fachartikels schildert, wie sich<br />
das Seminar- und Kongresshotel Seedamm Plaza in<br />
Pfäffikon am Zürichsee neu erfunden hat: indem es<br />
einen grossen Schritt zur Modernisierung seines gastronomischen<br />
Angebots gemacht hat.<br />
Lust auf ein Frühstück<br />
im Olea?<br />
Stichwort<br />
Produktlebenszyklus<br />
Portfoliobewirtschaftung<br />
Seit 20 Jahren ist das Hotel Seedamm<br />
Plaza für seine Gäste da. In dieser Zeit<br />
hat es immer wieder innovative, neue<br />
Angebote und Dienstleistungen entwickelt.<br />
Dies verpflichtet!<br />
Doch die bestehenden gastronomischen<br />
Konzepte sind in die Jahre gekommen.<br />
Sie waren über zehn Jahre in<br />
Betrieb und entsprachen nicht mehr<br />
den Anforderungen der Gäste und der<br />
strategischen Ausrichtung des Hotels.<br />
Das Seedamm Plaza wollte nicht zu<br />
brachial auf eine neue Gastronomie<br />
umschwenken. Daher hat man zunächst<br />
vom Punkterestaurant auf ein<br />
sechsmonatiges Pop-up-Konzept gesetzt:<br />
ausgezeichnete Küche in einem<br />
schlankeren Rahmen. Auf Mitte<br />
August <strong>2019</strong> hin wurde das Angebot<br />
dann von drei Restaurants auf zwei<br />
verdichtet.<br />
Ziel war es, die internen Prozesse zu<br />
vereinfachen und mehr Aufenthaltsqualität<br />
für den Gast zu schaffen.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
45<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Renato Musch ist Koch mit MBA;<br />
er erbringt Dienstleistungen im<br />
Bereich der Unternehmensberatung,<br />
bietet Coaching und Entwicklung<br />
mit dem Schwerpunkt Gastronomie-,<br />
Hotellerie- und Tourismus industrie<br />
sowie deren Zulieferern. Eine seiner<br />
Kernleistungen ist die Unterstützung<br />
von Menschen bei Neuausrichtung<br />
ihrer Organisation unter<br />
anderem auch mit neuen F&B-Konzepten.<br />
Bei der Neugestaltung der<br />
Gastronomie des Hotels Seedamm<br />
Plaza wirkt und steuert er aus dem<br />
Verwaltungsratsgremium.<br />
www.renatomusch.ch<br />
DEM WANDEL<br />
DER ESSKULTUR FOLGEN<br />
Nicht nur die kulinarischen Bedürfnisse<br />
haben sich verändert, sondern auch,<br />
wann, wo und mit wem wir essen. Themen<br />
wie Gesundheit und Nachhaltigkeit<br />
sind in den Fokus gerückt.<br />
Der Trend heisst «plant-based food» –<br />
jedoch ohne kompletten Verzicht auf<br />
Fleisch oder Fisch. Das Seedamm Plaza<br />
wollte ein variantenreiches Angebot<br />
kreieren, das regionale Produkte<br />
berücksichtigt und authentisch wirkt.<br />
Die massgeblichen Denkanstösse dazu<br />
lieferten interne Analysen (Dienstleistungspotenzial<br />
und unternehmerische<br />
Gedanken), die strategische Ausrichtung<br />
des Hotels (Orientierung an Zielgruppen<br />
und Trends) sowie die (Food-)<br />
Reports des deutschen Zukunftsinstituts.<br />
Die Gäste haben neu eine Vielzahl von<br />
Kombinationsmöglichkeiten. Sie können<br />
genussvoll, unkompliziert dinieren,<br />
mehrere Gerichte zum Teilen auswählen<br />
oder sich in einer Gruppe zur<br />
Tavolata treffen.<br />
Die neue Olea-<br />
Bar & Piazza im<br />
Seedamm Plaza.
46 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Ebenfalls neu im<br />
Seedamm Plaza: das<br />
Kaori. Hier kommen<br />
Sushi-Liebhaberinnen<br />
und -Liebhaber<br />
auf ihre Kosten.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
47<br />
FACT & FIGURES<br />
Hotel Seedamm Plaza<br />
› 8808 Pfäffikon SZ<br />
› 142 Hotelzimmer<br />
› 43 Seminar- und Kongressräume<br />
(für 2 bis zu 550 Personen geeignet)<br />
› 2 Restaurants inkl. Terrasse, 1 Bar<br />
› In Privatbesitz<br />
OLEA Mediterran geniessen<br />
› Restaurant OLEA – umfasst die<br />
Showküche, Fensterfronten mit<br />
Seeblick, den Weinraum und die<br />
OLEA-Bar.<br />
› Auf der Speisekarte zu finden<br />
sind Gerichte wie z. B. Fritto<br />
misto, Kalbskotelette, Pasta<br />
sowie eine vielfältige Auswahl<br />
an vegetarischen und veganen<br />
Gerichten wie z. B. ofengeröstete<br />
Randen mit Hummus oder geschmorter<br />
Radicchio rosso. Die<br />
Tavolatagerichte laden zum gemeinsamen<br />
Geniessen und Teilen.<br />
› Mo–So, 265 Sitzplätze<br />
KAORI Natürlich·Sushi<br />
› Restaurant KAORI – bestehend<br />
aus einem japanisch-puristischen<br />
Interieur, welches zusammen mit<br />
der Sushi-Theke den gastfreundlichen<br />
Ort bildet.<br />
› Die Speisekarte umfasst Sushi<br />
und Sashimi in den verschiedensten<br />
Kreationen, KAORI Rice Bowls<br />
mit diversen Toppings, Thunfisch,<br />
Poulet, Ei, Avocado usw.<br />
› Mo–Fr sowie Sa-Abend,<br />
100 Sitzplätze<br />
› KAORI Sushi-Takeaway – das Beste<br />
zum Mitnehmen.<br />
Stichwort<br />
Gastronomiekonzept<br />
Stichwort<br />
Change<br />
Das Restaurant Olea bietet eine gesunde,<br />
mediterrane Küche, während im Restaurant<br />
Kaori die Kunst des Sushis gepflegt wird.<br />
Beide Lokale eignen sich bestens als Treffpunkte<br />
zur Vernetzung, zum Austausch<br />
und zum Verweilen. Dies kommt auch<br />
architektonisch zum Ausdruck: Offene<br />
Räumlichkeiten und eine grosse Fensterfront<br />
bringen die schöne Lage am Zürichsee<br />
mit Aussicht auf das umliegende Naturschutzgebiet<br />
zur Geltung. Die Farben und<br />
Materialien wurden bewusst so gewählt,<br />
dass sie zum Geniessen und Sein einladen<br />
und eine angenehme Atmosphäre schaffen.<br />
WO LIEGT DER HASE IM PFEFFER?<br />
Die grösste Herausforderung in einem<br />
Veränderungsprozess ist es stets, alle Mitarbeitenden<br />
dort abzuholen, wo sie stehen.<br />
Auch die involvierten externen Parteien<br />
müssen zum richtigen Zeitpunkt ins Boot<br />
geholt werden. Schliesslich gilt es zu guter<br />
Letzt, mit vereinten Kräften anzupacken –<br />
denn egal, wie viel Zeit im Vorfeld für die<br />
Realisation eingeplant wird, auf der Zielgeraden<br />
wird sie immer zu knapp!<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
48 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
ERFOLG: JA.<br />
ERFOLGREICH<br />
BLEIBEN:<br />
SCHWIERIG!<br />
Die Gastronomie ist ein Haifischbecken, der Konkurrenzkampf<br />
infolge des Überangebots riesig. Wer die Gäste<br />
nachhaltig beglücken, im Gespräch bleiben und dadurch<br />
überleben will, muss beweglich sein. Und clever. Und<br />
authentisch sowieso. Stillstand ist keine Option.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Wer abends in einer Schweizer Stadt flaniert,<br />
sei es in Bern, Basel, Zürich oder<br />
Luzern, staunt über die vielen prall gefüllten<br />
Restaurants. Diese Branche muss<br />
florieren, bekommt man da den Eindruck.<br />
Der Schein trügt. Zumindest ist<br />
das Bild entlang der publikumsträchtigen<br />
Ausgehmeilen nicht repräsentativ für<br />
die ganze Branche. So sagt etwa die Statistik,<br />
dass der «gastgewerbliche Ausserhauskonsum»<br />
der Schweizer im Jahr 2018<br />
gegenüber dem Vorjahr um 700 Millionen<br />
Franken (drei Prozent) zurückgegangen<br />
ist. Und: Das vielzitierte Beizensterben<br />
ist kein Phantom, sondern für etliche<br />
Gastronominnen und Gastronomen Woche<br />
für Woche bittere Realität. Ein blühendes<br />
Geschäft mit Wirten bleibt also<br />
den «Highflyers», den Leuchttürmen der<br />
Szene, vorbehalten. Shootingstars gibt<br />
es in der Gastronomie etliche, die meisten<br />
schaffen es indes nie über diesen Status<br />
hinaus. Viel seltener sind aufgehende<br />
Sterne, die über Jahre konstant und<br />
erfolgreich am Gastrohimmel prangen<br />
und mit der Zeit gar noch heller leuchten.<br />
Denn das braucht nicht nur Ausdauer,<br />
sondern eine ganze Menge Qualität.<br />
Die Terrasse im Restaurant<br />
Rigiblick mit<br />
Blick über Zürich:<br />
Vreni Gigers neues<br />
Reich.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
49<br />
Originelles Konzept<br />
und seine Macher:<br />
das Rechberg 1837<br />
in Zürich mit Alexander<br />
Guggenbühl,<br />
Carlos Navarro, Raphael<br />
Guggenbühl<br />
und Celine Horst.<br />
HARTE ARBEIT UND<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
Wie also kann man sich im rauen, hart<br />
umkämpften Gastromarkt einen Platz<br />
an der Sonne sichern, wenn der erste Erfolg<br />
mal gegessen ist? Einer, der gekommen<br />
ist, um zu bleiben, ist Sami Khouri.<br />
Vor über sieben Jahren eröffnete der<br />
heute 30-jährige Zürcher mit palästinensischen<br />
Wurzeln an der Langstrasse den<br />
Imbissstand Palestine Grill und verwandelte<br />
die vormalige Schmuddelecke im<br />
«Chreis Cheib» in einen Treffpunkt für<br />
Szenegängerinnen und Geniesser. Unter<br />
dem Label Mr. Samigo and Friends startete<br />
Khouri dann richtig durch und lancierte<br />
an ungewohnten Orten temporäre<br />
Pop-up-Restaurants mit schrillen Unterhaltungselementen<br />
wie Liveboxkämpfen,<br />
Burlesque-Tanzshows etc. Mr. Samigo<br />
wurde zum Label.<br />
Die Nagelprobe zum nachhaltig erfolgreichen<br />
Gastronomen hat Khouri aber<br />
erst noch zu bestehen. Seit November<br />
2018 führt er mit dem Betrieb Samigo<br />
Amusement am Zürichsee erstmals ein<br />
stationäres Restaurant. Gefragt ist neben<br />
dem Inszenierungstalent jetzt auch<br />
solides Handwerk als Wirt. Khouri und<br />
sein Team haben die Herausforderung<br />
mit viel harter Arbeit angepackt, wie er<br />
sagt. Einen Masterplan oder ein Rezept<br />
für den Erfolg habe er indes nicht. «Ich<br />
stehe jeden Tag sehr früh auf und bin in<br />
der Regel der Letzte, der das Restaurant<br />
nachts verlässt.» Tatkräftige Unterstützung<br />
bei wichtigen Entscheiden erhält<br />
Khouri von seinem Kernteam, das aus<br />
unterschiedlichsten Charakteren mit besonderen<br />
Fähigkeiten zusammengesetzt<br />
sei. Diese Mischung mache es aus. Und<br />
auch die Eltern von «Mr. Samigo» stehen<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einsatz,<br />
wenns mal brennt.<br />
Das Potenzial zum Topgastronomen<br />
wird dem jungen Aufsteiger von etablierten<br />
Branchenkoryphäen jedenfalls eingeräumt.<br />
Sonst hätte ihn das Zürcher<br />
Original Christoph Gysi wohl kaum zu<br />
seinem Nachfolger als Inhaber des Szenelokals<br />
Les Halles gemacht. Seit dem<br />
1. April dieses Jahres ist Khouri am Ruder,<br />
um den Erfolg seines Vorgängers<br />
weiterzuführen und weiterzuentwickeln.<br />
«Da ist natürlich viel Fingerspitzengefühl,<br />
Kreativität und Fleiss gefragt», definiert<br />
er seinen Leistungskatalog gleich<br />
selbst. Der kürzertretende Gysi ist indes<br />
überzeugt, dass Khouri viele seiner eigenen<br />
und teils verrückten Ideen einbringen<br />
und schon bald auch ein jüngeres Publikum<br />
für das Les Halles begeistern wird.<br />
LEIDENSCHAFT UND AUTHENTIZI-<br />
TÄT, ABER KEINE EMULGATOREN<br />
Sich über spektakuläre Starterfolge hinaus<br />
einen nachhaltigen Ruf aufbauen und<br />
abverdienen müssen auch andere Junggastronomen.<br />
Das gilt speziell in der hart<br />
umkämpften Branchenhochburg Zürich,<br />
wo mehr als ein Siebtel der rund 30 000<br />
schweizweiten Gastrobetriebe um Kundschaft<br />
buhlt. Vor rund drei Jahren übernahm<br />
ein junges Viererteam den altehrwürdigen<br />
Rechberg in der Altstadt und<br />
taufte ihn in Rechberg 1837 um. Das<br />
Konzept: Es wird nur mit Zutaten gekocht,<br />
die bei der Fertigstellung des Hauses<br />
vor 182 Jahren auf Zürcher Märkten<br />
erhältlich waren.<br />
«Wir verwenden weder Stabilisatoren<br />
noch Emulgatoren, Bindemittel oder<br />
sonstige künstliche Hilfsmittel», sagt<br />
Mitinhaber Alexander Guggenbühl.
50 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Vreni Giger: von der<br />
Ostschweiz nach<br />
Zürich ins Restaurant<br />
Rigiblick<br />
(siehe rechts).<br />
Mit Ausnahme des Käses wird im<br />
Rechberg 1837 von den Gewürzen bis<br />
zur Sauermilch alles inhouse hergestellt.<br />
Das öffentliche Interesse war den<br />
Junggastronomen beim Start sicher,<br />
als Folge davon hohe Tischauslastungen<br />
in der Startphase. Doch wie macht<br />
man die Gäste nach dem Verpuffen<br />
des Neuheitseffekts zu Stammgästen?<br />
«Indem wir sie nicht wie reine Kunden<br />
‹bei der Stange halten› wollen, sondern<br />
eine persönliche<br />
Beziehung<br />
mit ihnen aufbauen<br />
und pflegen»,<br />
so Guggenbühl.<br />
Die ehrliche und<br />
leidenschaftliche<br />
Orientierung am<br />
eigenen Konzept<br />
müsse bei jedem<br />
Gast authentisch rüberkommen. «Wer<br />
dies spürt, kommt immer wieder.» Der<br />
Rechberg 1837 sucht also nicht zwingend<br />
Breite, sondern vor allem Tiefe.<br />
Parallel wolle man den Betrieb auch<br />
immer weiter entwickeln. «Innovationen<br />
betreffen bei uns zwar weniger die<br />
Auswahl der Produkte oder die Ideologie<br />
in der Küche, dafür erneuern wir<br />
uns bei den Prozessen hinter den Kulissen<br />
laufend», sagt Alexander Guggenbühl.<br />
VRENI GIGERS MARKT-<br />
«IM GÄSTEKON-<br />
TAKT ERFÄHRT<br />
UND LERNT MAN<br />
ENORM VIEL.»<br />
VRENI GIGER<br />
FORSCHUNG BEI DEN GÄSTEN<br />
Wie man in der Gastronomie bereits seit<br />
über 20 Jahren höchst erfolgreich unterwegs<br />
sein kann, macht den jungen Wilden<br />
zum Beispiel die Ostschweizer Spitzenköchin<br />
Vreni<br />
Giger vor. Und<br />
dies ganz ohne<br />
spezielle Showeffekte.<br />
Vor 22 Jahren<br />
hatte die heute<br />
46-Jährige als Küchenchefin<br />
im Jägerhof<br />
St. Gallen<br />
begonnen, übernahm<br />
das Restaurant später und schaffte<br />
das Kunststück, während 13 Jahren in<br />
Folge 17-Gault-Millau-Punkte zu erkochen.<br />
2003 wurde sie zur Köchin des<br />
Jahres gewählt.<br />
Als wichtigste Zutat für den eigenen Erfolg<br />
erachtet Giger die Eigenschaft, «dass<br />
ich mir selbst immer treu bleibe und trotzdem<br />
mit offenen Augen durch die Welt<br />
gehe und mich von dieser auch inspirieren<br />
lasse». So hat Giger stets ein offenes<br />
Ohr für Mitarbeitende wie auch Gäste.<br />
Von diesen erfährt sie zum Beispiel auch,<br />
was ihnen an anderen Orten gefallen oder<br />
missfallen hat. «Im Gästekontakt erfährt<br />
und lernt man enorm viel.» Vor drei Jahren<br />
zog es Giger von der Ostschweiz nach<br />
Zürich, wo sie das Restaurant Rigiblick<br />
im gleichnamigen Sorell-Hotel übernommen<br />
und mit diesem bereits im ersten<br />
Jahr einen Michelin-Stern erhalten<br />
hat. An vielen Abenden ist der Rigiblick<br />
restlos ausgebucht. Dies auch abseits der<br />
Zürcher Ausgehmeile.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
51
52 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
NACHGEFRAGT<br />
«BETRIEBE<br />
SIND WIE<br />
BEZIEHUNGEN»<br />
Ivo Adam weiss, wie man an der Spitze bleibt. Fast zehn Jahre führte<br />
er im Tessin erfolgreich diverse Seven-Restaurants. Heute leitet er<br />
das Casino Bern, das im September Eröffnung feierte.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
WELCHE WICHTIGSTEN LEISTUN-<br />
GEN BRAUCHT ES, UM EINEN<br />
GASTRO BETRIEB ÜBER VIELE JAH-<br />
RE ERFOLGREICH ZU BETREIBEN?<br />
Ivo Adam: Betriebe sind wie Beziehungen.<br />
Am Anfang läuft es meist gut, mit<br />
blindem Verständnis. Irgendwann merkt<br />
man, dass man einiges verpasst hat, weil<br />
es einfach so dahinplätscherte. Wie in einer<br />
Paarbeziehung kommt Routine auf,<br />
man spricht nicht mehr über Dinge, weil<br />
sie einfach so funktionieren. Je länger man<br />
aber zusammen ist, eine Beziehung zwischen<br />
Betrieb, Führung, Gästen und Lieferanten<br />
läuft, desto wichtiger wird es, zu<br />
agieren statt nur zu reagieren. Wer also neben<br />
dem Tagesgeschäft vorausdenkt und<br />
ausprobiert, wird auf lange Sicht mit höherer<br />
Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein.<br />
DIE GASTROSZENE IST SCHNELL-<br />
LEBIG, NEUE STARS KOMMEN<br />
UND GEHEN. WAS BRAUCHT ES,<br />
UM ÜBER VIELE JAHRE EIN STAR<br />
ZU BLEIBEN?<br />
Zentral für diese Frage ist, wie stark man<br />
sich als öffentliche Person anbietet oder<br />
im schlechten Fall anbiedert. Wenn man<br />
Dinge tut, die für das eigene Publikum re-<br />
«Brand-new» und<br />
schon top: das Casino<br />
Bern, das eigentlich<br />
ein Kultur- und Gastrotempel<br />
ist.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
53<br />
NEUERÖFFNUNG CASINO BERN<br />
Nach einer umfassenden Sanierung<br />
für über 78 Millionen Franken hat das<br />
von Ivo Adam geführte Casino Bern<br />
am 5. September <strong>2019</strong> wieder seine<br />
Tore geöffnet. Die Besucherinnen<br />
und Besucher erwarten neben Kulturund<br />
Eventräumlichkeiten fünf<br />
Gastrobereiche mit eigenständigen<br />
Konzepten unter einem Dach:<br />
Salon d’Or, Bistrobar, Restaurant,<br />
Chefstisch und Zunfttisch. In<br />
einer offenen, modernen und zugleich<br />
historischen Atmosphäre<br />
sollen Spitzenköche mit saisonalen<br />
Produkten für eine hochwertige<br />
Küche sorgen.<br />
levant sind, bleibt man von Interesse. Wer<br />
hingegen einen Starkult pflegt, im Alltag<br />
aber nicht wirklich liefert, ist schnell weg<br />
vom Fenster. Die Internetplattformen und<br />
sozialen Medien haben auch viel verändert.<br />
Sie schaffen bei öffentlichen Personen<br />
eine Zweiteilung: Die einen fallen mit<br />
Inhalt auf, die anderen mit der Menge, die<br />
sie kommunizieren.<br />
INWIEFERN HILFT IHNEN IHRE<br />
BEKANNTHEIT FÜR DEN KOM-<br />
MERZIELLEN ERFOLG?<br />
Sie hilft und ist auf jeden Fall ein Türöffner.<br />
Aber überbewerten sollte man das<br />
auf keinen Fall. Im Casino Bern muss das<br />
ganze System auch ohne mich funktionieren.<br />
Und das Pop-up-Gourmet-Restaurant<br />
After Seven in Zermatt beispielsweise<br />
basiert kaum auf meiner Bekanntheit. In<br />
Zermatt haben wir vor allem Touristen aus<br />
dem Ausland. Die kennen mich nicht. Sie<br />
kommen, weil sie wissen und hören, dass<br />
unser Menü super sei.<br />
Man ist nur so gut wie das Team. Es wäre<br />
fatal zu glauben, man könne durch Bekanntheit<br />
gut sein. Bekanntheit ist ein Katalysator,<br />
ein paar Pferdestärken mehr, aber<br />
fahren muss man schon noch können.<br />
ZAHLREICHE GASTRONOMEN<br />
WOLLEN MIT IMMER NOCH AUS-<br />
GEFALLENEREN KONZEPTEN INS<br />
RAMPENLICHT. WIE LAUTET IHRE<br />
PHILOSOPHIE FÜR INNOVATION<br />
UND ERNEUERUNG?<br />
Ich bezweifle, dass man um des Rampenlichts<br />
willen ins Rampenlicht will. Die<br />
Idee eines Konzepts soll auffallen, weil<br />
die Konkurrenz gross ist und heute jeder<br />
30-Jährige schon in Hunderten von Konzepten<br />
gegessen hat. Die Gäste haben die<br />
halbe Welt gesehen und einen enormen<br />
Serviceanspruch. Aber ja, wenn Gastroideen<br />
zu ausgefallen sind, sollten sie eventbasiert<br />
sein. Dann finde ich fast alle verrückten<br />
Ideen cool.<br />
KANN FÜR ERFOLGREICHE GASTRO-<br />
NOMEN DENNOCH DIE GEFAHR<br />
BESTEHEN, SICH ZU SEHR AUF DAS<br />
EIGENE POTENZIAL ZU VERLASSEN?<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
54 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
DIGITALISI-<br />
ERUNG MUSS<br />
VON OBEN<br />
KOMMEN<br />
Der Digitalexperte Michael Kuriat aus Leipzig gehört in Deutschland<br />
zu den viel zitierten Social-Media-Kennern. Gleichzeitig ist<br />
er ein Gastrovollblut: Er leitet acht Gastronomiebetriebe mit ganz<br />
unterschiedlichen Konzepten. Im Interview erläutert er, weshalb sich<br />
die Digitalisierung auch in der Gastronomie langfristig auszahlt.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
WIE STEHT ES UM DIE DIGITALI-<br />
SIERUNG IN DER GASTRONOMIE?<br />
GIBT ES FORTSCHRITTE ODER<br />
HÄLT SICH DIE BRANCHE NACH<br />
WIE VOR ZURÜCK?<br />
Michael Kuriat: Insgesamt sehe ich die<br />
Gastronomie im Vergleich zu anderen<br />
Branchen eher im hinteren Drittel,<br />
was die Nutzung digitaler Möglichkeiten<br />
und den Stellenwert des Themas<br />
betrifft. Das ist erstaunlich, weil die<br />
Digitalisierung der Branche in vielen<br />
Problembereichen, die uns tagtäglich<br />
beschäftigen, sehr helfen kann.<br />
GERADE DAS INTERNET BIETET VIE-<br />
LE MARKETING-CHANCEN. WARUM<br />
SIND VIELE GASTRONOMINNEN<br />
UND GASTRONOMEN SO ZURÜCK-<br />
HALTEND, SIE ZU ERGREIFEN?<br />
Die Branche sieht sich heutzutage<br />
mit enormen Herausforderungen konfrontiert,<br />
da hat die Digitalisierung<br />
für viele einfach keine Priorität. Bürokratie<br />
und Personalmangel kosten<br />
häufig zu viel Zeit. Grössere Gastronomen<br />
tun sich leichter: Sie haben die<br />
Mittel, Fachleute einzustellen, die sich<br />
um die digitalen Themen kümmern.
Digitalexperte<br />
aus Leipzig:<br />
Michael Kuriat.<br />
55
56 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Digitalisierung ist<br />
auch sexy: Einmal<br />
streicheln und einen<br />
Drink bestellen.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
57<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Michael Kuriat ist erfolgreicher Unternehmer<br />
und Geschäftsführer der<br />
TNC Group in Leipzig. Das Unternehmen<br />
umfasst heute die TNC GmbH,<br />
die acht gastronomische Objekte betreibt,<br />
die Full-Service-Agentur TNC<br />
Production GmbH und die Agentur<br />
für Jugendmarketing und Kommunikation<br />
Schach&Matt GmbH. Kuriat<br />
ist ausserdem Präsident des Leaders<br />
Club Deutschland, eines Zusammenschlusses<br />
führender Gastronomen<br />
des Landes. Zudem ist er Mitglied<br />
der German Speakers Association<br />
und ein gefragter Redner.<br />
www.michaelkuriat.de<br />
Die meisten von ihnen haben die Wichtigkeit<br />
der Digitalisierung längst erkannt.<br />
Das verschafft ihnen gegenüber den Kleinen<br />
einen Vorsprung.<br />
1GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
MUSS NUTZEN ERKENNEN<br />
HABEN DIE KETTEN AUCH EINEN<br />
VORTEIL, WEIL DIE DIGITALISIE-<br />
RUNG EINES BETRIEBS TEUER IST?<br />
Das ist nicht der entscheidende Punkt.<br />
Digitalisierung muss in jedem Unternehmen<br />
von oben geschehen: Die Geschäftsführung<br />
muss ihren Nutzen erkennen, sie<br />
vorantreiben und natürlich auch Geld dafür<br />
ausgeben. Es reicht nicht, seinen Mitarbeitern<br />
zu sagen: Digitalisiert mal! Die<br />
meisten Investitionen sparen ausserdem<br />
später bares Geld.<br />
KÖNNEN SIE EIN BEISPIEL NENNEN?<br />
Wenn ein Tool zum Beispiel die Dienstplangestaltung<br />
in einem Drittel der Zeit<br />
erledigt und der Algorithmus dabei alle<br />
Wünsche des Teams und äusseren Gegebenheiten,<br />
die den Betrieb im Restaurant<br />
beeinflussen – vom Wetter bis zu Events<br />
oder Messen in der Nähe – berücksichtigt.<br />
Das hilft sogar gegen den Personalmangel,<br />
weil die Mitarbeiter zufriedener sind.<br />
Künstliche Intelligenz und Machine Learning<br />
werden deshalb immer wichtiger. Unternehmen,<br />
die das für sich zu nutzen wissen,<br />
haben in Zukunft klar die Nase vorn.<br />
WO GIBT ES ZURZEIT DIE<br />
SPANNENDSTEN NEUERUNGEN?<br />
Die digitale Kommunikation entwickelt<br />
sich gerade sehr rasant weiter. Gastronomen<br />
sind gut beraten, für ihre Gäste auf allen<br />
digitalen Kanälen ansprechbar zu sein.<br />
Ja, ihnen sogar aktiv zu begegnen, indem<br />
beispielsweise Push-Nachrichten mit Angeboten<br />
auf dem Handy aufpoppen, wenn<br />
sie in der Nähe des Restaurants sind. Auch<br />
die Warenwirtschaft lässt sich mittlerweile<br />
vollständig digitalisieren. Dort entstehen<br />
dank der Technik ganz neue Möglichkeiten<br />
und Geschäftsmodelle, von denen<br />
Gastronomen profitieren können.<br />
WEIL SIE DABEI HELFEN, ZU GERIN-<br />
GEREN KOSTEN EIN BESSERES ERLEB-<br />
NIS FÜR DEN GAST ZU SCHAFFEN?<br />
Ja, und das zieht sich durch die komplette<br />
Customer Journey, von der Buchung<br />
über den Aufenthalt im Restaurant bis hin<br />
zur – hoffentlich positiven – Bewertung<br />
des Besuchs im Nachhinein. Letztere ist<br />
wichtig, damit die digitale Mundpropaganda<br />
in Gang gesetzt wird, die dann neue<br />
Gäste anlockt.<br />
2DIGITALE MUND-<br />
PROPAGANDA IST WICHTIG<br />
WOLLEN DIE GÄSTE DENN,<br />
DASS RESTAURANTS DIGITALER<br />
WERDEN?<br />
Die Digitalisierung verändert die Ansprüche<br />
der Menschen – auch wenn es vielen<br />
nicht bewusst ist. Jeder erledigt heute so<br />
viel mit dem Smartphone – angefangen<br />
von der Bordkarte beim Fliegen bis hin<br />
zur Fahrkartenkontrolle im Zug. Diese<br />
Entwicklung findet überall statt, da kann<br />
die Gastronomie schlecht aussen vor bleiben.<br />
WERDEN WIR DENN IN ZUKUNFT<br />
VERMEHRT VON ROBOTERN<br />
BEDIENT WERDEN? ERSTE VOR-<br />
BILDER GIBT ES JA SCHON …<br />
Das sind extreme Beispiele, die sich nicht<br />
so schnell flächendeckend durchsetzen<br />
werden. In der Bar in Las Vegas, in der
58<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Roboter die Cocktails mixen, werden zwar<br />
viele Fotos und Selfies gemacht, aber am<br />
nächsten Abend gehen die Leute wieder<br />
dahin, wo sie mit dem Bar keeper plaudern<br />
können. Spannender als Roboter, die kochen<br />
oder bedienen, sind aus meiner Sicht<br />
Self-Ordering-Systeme, bei denen der Gast<br />
bestimmte Prozesse selbst übernimmt und<br />
nicht warten muss, bis der Kellner Zeit hat.<br />
SIE FORSCHEN MIT DER UNIVER-<br />
SITÄT LEIPZIG AM RESTAURANT<br />
DER ZUKUNFT. WORUM GEHT ES<br />
DA GENAU?<br />
Wir bringen Gastronomen, Industrie,<br />
Grosshändler, Programmierer und Startups<br />
in einem Thinktank zusammen und<br />
überlegen gemeinsam, wohin die Reise<br />
gehen kann: Was brauchen wir in Zukunft?<br />
Was wollen die Gäste? Ist das<br />
technisch möglich? Was dürfen wir? Und<br />
dann heisst es, dies auf einen gemeinsamen<br />
Nenner zu bringen.<br />
und Authentizität nicht komplett verändert.<br />
Wahrscheinlich werden Menschlichkeit<br />
und Emotion als Gegentrend zur<br />
Digitalisierung sogar gefragter sein denn<br />
je. Aber: Diejenigen, die glauben, weiterhin<br />
alles analog machen zu können, verlieren<br />
früher oder später den Anschluss.<br />
Digitalisierung ist ein Zug, bei dem wir<br />
das Ziel nicht kennen. Aber wir sollten<br />
ihn nicht verpassen.<br />
Ein Konzept so<br />
innovativ wie sein<br />
Erfinder: Pincho<br />
Nation in Berlin,<br />
entwickelt von<br />
Starkoch Magnus<br />
Larsson.<br />
WIE WERDEN DENN RESTAURANTS<br />
IN CIRCA FÜNF JAHREN AUSSEHEN?<br />
Ich persönlich hoffe, dass Gastronomie<br />
das «soziale Lagerfeuer» bleibt, also dass<br />
sich die Grundidee von Gastgebertum<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
59<br />
ÜBER PINCHO NATION<br />
Pincho Nation:<br />
ein digitalisiertes Gastrokonzept<br />
Die schwedische Kette Pincho<br />
Nation wurde 2012 vom schwedischen<br />
Koch Magnus Larsson gegründet.<br />
Er wünschte sich ein Konzept,<br />
das schneller, effizienter und<br />
profitabler war als sein bisheriges<br />
Restaurant. Die Lösung: eine App,<br />
über die die Gäste im Restaurant<br />
reservieren, einchecken, bestellen<br />
und bezahlen.<br />
Inzwischen gibt es 65 Standorte der<br />
Marke in Schweden, Norwegen,<br />
Finnland und Dänemark. Im Juni<br />
eröffnete in Deutschland nahe<br />
dem Berliner Kurfürstendamm das<br />
erste Pincho Nation. Das Restaurant<br />
kommt bei 170 Sitzplätzen mit gerade<br />
einmal drei Servicemitarbeitenden<br />
aus. Deren Hauptaufgabe<br />
lautet: die Gäste unterhalten.<br />
Der Renner bei den Jungen<br />
Denn Entertainment wird im Pincho<br />
Nation grossgeschrieben. Das bunte<br />
Ambiente erinnert an eine Zirkusarena.<br />
Kulinarisch geht es um Fun-Food<br />
aus aller Welt, serviert in kleinen Portionen,<br />
damit möglichst viel probiert<br />
werden kann. Dazu Candy-Cocktails<br />
mit Süssigkeiten – ein Renner bei der<br />
jungen Zielgruppe. Ältere Gäste oder<br />
diejenigen, die mit der Technik fremdeln,<br />
können ihre Speisen auch ganz<br />
konventionell bestellen und bezahlen,<br />
Leihgeräte für Besucherinnen und Besucher<br />
ohne Handy stehen ebenfalls<br />
zur Verfügung. Der Gast entscheidet<br />
selbst, ob er seine Bestellung am<br />
Counter abholt – und dabei einen<br />
Blick in die offene Küche wirft – oder<br />
sie an den Tisch bringen lässt. Die<br />
Kette möchte in Europa weiterwachsen<br />
– am liebsten per Franchising.<br />
www.pinchonation.de<br />
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STIFTSPITZEN<br />
Wer in der Gastronomie erfolgreich sein will, muss sich von der Konkurrenz<br />
abheben. Eine extravagante Möglichkeit, dies zu erreichen,<br />
sind individualisierte, ästhetische und qualitativ hochstehende Holzprodukte.<br />
Die Alles Hübscher AG bietet personalisierte Schneidebretter,<br />
Weinboxen, und Messer aus rundum nachhaltiger Produktion<br />
in verschiedenen Variationen für die Gastronomie an.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS MISCHA SCHERRER<br />
Nachhaltigkeit wird heute beinahe in<br />
jedem Betrieb grossgeschrieben. Bei<br />
der Alles Hübscher AG ist es ein Bestandteil<br />
des Geschäftsmodelles, dass<br />
nachhaltig produziertes Holz verarbeitet<br />
und die Fertigung von spezialisierten<br />
Behindertenwerkstätten erledigt<br />
wird. Der Inhaber Bernhard Hübscher<br />
hat ein klares Credo: «Die Geschäftsidee,<br />
Arbeitsplätze für Menschen mit<br />
geistiger und körperlicher Beeinträchtigung<br />
zu schaffen, hat bei uns absolute<br />
Priorität. Dies gilt für das Produkt,<br />
welches ausschliesslich mit FSC-zertifiziertem<br />
Holz gefertigt wird, wie<br />
auch für die Produktion selbst.» Die<br />
Alles Hübscher AG arbeitet mit verschiedensten<br />
Stiftungen in der ganzen<br />
Schweiz zusammen.<br />
EXZELLENTE HOLZPRODUKTE<br />
FÜR DIE GASTRONOMIE<br />
Die Produkte der Alles Hübscher AG<br />
passen ausgezeichnet in die Branche<br />
der Esskultur. Innovative Gastronomen<br />
schätzen Ästhetik, Stil, Kreativität und<br />
insbesondere Nachhaltigkeit. Grosses<br />
Potential sieht Bernhard Hübscher in<br />
der Hotelbranche. Kleine Giveaways,<br />
wie zum Beispiel Bleistifte gebrandet<br />
mit dem Logo entsprechen dem Zeitgeist.<br />
Ebenso sind Weinkisten und edle<br />
Schneidebretter mit Branddruck attraktiv<br />
und präsentieren mit Stil.<br />
DAS OBERSTE GEBOT:<br />
KUNDENZUFRIEDENHEIT<br />
Ausgefallene Ideen und Spezialwünsche<br />
sind für die Alles Hübscher AG<br />
stets eine interessante Herausforderung.<br />
Massgeschneiderte Lösungen<br />
von praktisch bis chic werden individuell<br />
ausgearbeitet. «Wir legen Wert<br />
auf eine seriöse Beratung und eine persönliche<br />
Zusammenarbeit», betont<br />
der Firmeninhaber. «Die firmeneigene<br />
Branddruck-Anlage für individuelle<br />
Beschriftungen wie auch der Versand<br />
unserer Produkte vereinen wir mit<br />
dem Einsatz von Stiftungen und Behindertenheimen<br />
und schaffen so Arbeitsplätze<br />
für Menschen mit geistiger<br />
und körperlicher Beeinträchtigung.<br />
Die Förderung der beruflichen, gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Integration<br />
ermessen wir als qualitativ hochwertige<br />
Dienstleistung.»<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Bild 1 Das perfekte Giveaway für innovative<br />
Hotels: Bleistifte mit gebrandetem<br />
Logo entsprechen dem Zeitgeist.<br />
Bild 2 In Sachen Druck ist bei der Alles<br />
Hübscher AG fast alles möglich. Bild 3<br />
Schneidebretter mit oder ohne Druck sind<br />
die perfekte Wahl für eine originelle Präsentation<br />
der Gerichte.
PUBLIREPORTAGE<br />
61<br />
Inhaber Bernhard<br />
Hübscher findet<br />
in seinem kleinen<br />
Rebberg den perfekten<br />
Ausgleich zum<br />
Geschäftsalltag.<br />
FLEXIBILITÄT UND SCHNELLIGKEIT<br />
In Sachen Lieferfristen ist die Alles<br />
Hübscher AG fix. Das Standardsortiment<br />
wird innert eines Tages geliefert.<br />
Jedes verwendete Klischee wird für den<br />
Kunden eingelagert, so dass eine Nachbestellung<br />
mit Druck gerade drei Tage<br />
dauert. Die persönliche und individuelle<br />
Betreuung steht an oberster Stelle.<br />
«Wir sind offen, schnell, unkompliziert,<br />
hilfsbereit und kompetent. Der<br />
Kunde profitiert von unserer langjährigen<br />
Erfahrung. Unsere grosse Stärke<br />
ist unsere kleine Grösse und unser<br />
oberstes Ziel die Zufriedenheit unserer<br />
Auftraggeber», argumentiert der Geschäftsführer.<br />
AFFINITÄT ZUR GASTRONOMIE<br />
Die Relation zur Gastronomie lebt<br />
Bernhard Hübscher in Bezug zum<br />
Wein. Der eigene Rebberg ist der perfekte<br />
Ausgleich zum Büroalltag. Trauben<br />
sind etwas Sinnliches und hervorragend<br />
zum Essen. Aus den mundenden<br />
Tafeltrauben wird ein hauseigener<br />
Grappa hergestellt. Ein echt Hübscher<br />
Grappa.<br />
VIELE NEUHEITEN AUF DER<br />
FREUNDLICHEN WEBSEITE<br />
Im umfangreichen Standardsortiment<br />
findet man die Alles-Hübscher-<br />
Produkte für jede Situation in klassischer<br />
oder moderner Ausführung. Mit einem<br />
Branddruck versehen sind sie ein hervorragendes<br />
Werbemittel. «Setzen Sie Ihren<br />
Brand in Szene und begeistern Sie Ihre<br />
Kunden mit einem hochwertigen Werbeartikel»,<br />
verspricht Bernhard Hübscher.<br />
Auf der Webseite www.alleshuebscher.ch<br />
wird das ansprechende Standardsortiment<br />
mit vielen Neuheiten präsentiert. Stilvoll,<br />
chic oder praktisch, jeder Artikel hat seinen<br />
eigenen Charme. Im vielseitigen Standardsortiment<br />
findet ein jeder sein Produkt.<br />
Das Angebot der Alles<br />
Hübscher AG umfasst Bleistifte,<br />
Schneidebretter, Weinkisten,<br />
Messer mit Holzgriff, Käse- und<br />
Wursthobel, Schwedenmeter,<br />
USB-Sticks, Powerbanks, Flaschenhalter<br />
und Gläserträger. Das ge-<br />
samte Sortiment findet sich auf<br />
www.alleshuebscher.ch<br />
Alles Hübscher AG<br />
Eichirebenweg 27<br />
5614 Sarmensdorf<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
62 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
FACHBEITRAG<br />
Elektronische Assistenzsysteme<br />
sind<br />
aus der Gastronomie<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
DIGITALISIE-<br />
RUNG IN DER<br />
GASTRONOMIE<br />
Der digitale Wandel schreitet voran. Immer mehr Systeme,<br />
Maschinen und Prozesse sind mittlerweile digital optimiert und<br />
miteinander verbunden. Aber sind es auch die Menschen,<br />
insbesondere in der Gastronomie? Im Folgenden beschreibt<br />
der Autor seine Sicht eines zeitgemässen digitalen Kreislaufs<br />
und wie die Gastrobranche davon profitieren kann.<br />
Mögen Sie Veränderungen, mögen Sie<br />
Wandel? Denken Sie manchmal auch,<br />
eigentlich ist es doch gerade gut, wie es<br />
ist?<br />
Branche. Um herauszufinden, wo der<br />
digitale Wandel in Gastrobetrieben besonders<br />
relevant ist, habe ich vier Hauptbereiche<br />
definiert:<br />
Ich denke, die meisten von uns bekommen<br />
Schwierigkeiten damit, immer wieder<br />
Neues zu lernen, je älter sie werden.<br />
Und mir scheint, dass diese Zyklen in<br />
immer kürzeren Abschnitten stattfinden.<br />
Erinnern Sie sich noch, als sie das<br />
erste Mal ein Smartphone bekamen? Ich<br />
fragte mich damals im ersten Moment<br />
ernsthaft, ob ich das alles jemals begreifen<br />
werde … Und heute? Wohl fast alle<br />
von uns bedienen die meisten Applikationen<br />
auf dem Smartphone mit absoluter<br />
Selbstverständlichkeit. Ich kann mir<br />
gar nicht mehr vorstellen, wie es vorher<br />
war. Und aufs Handy verzichten? Auf<br />
keinen Fall!<br />
DER WANDEL PASSIERT<br />
EINFACH – WANDELN SIE MIT<br />
Ja, die Welt verändert sich, ob man will<br />
oder nicht. Wir können den Wandel<br />
verfluchen, aber es hilft nichts: Er findet<br />
statt und schreitet in ganz grossen<br />
Schritten voran. Das betrifft auch unsere<br />
Digitalisierung von …<br />
1. Kassensystemen<br />
2. Küchenorganisation<br />
3. Wareneinkauf<br />
4. Buchhaltung<br />
DATENSICHERHEIT,<br />
DATENAKTUALISIERUNG UND<br />
SCHNELLERE PROZESSE<br />
Die oben genannten Bereiche stecken im<br />
Kreislauf von Gastronomiebetrieb, Zulieferer,<br />
Produzenten und Gästen bereits<br />
mitten im Wandel. Bei einigen mehr, bei<br />
vielen weniger. Lassen Sie mich deshalb<br />
einen kurzen Überblick vermitteln, was<br />
in den einzelnen Digitalisierungsbereichen<br />
relevant ist.<br />
VORTEILE EINES<br />
1 DIGITALEN KASSENSYSTEMS<br />
Gemäss Branchenspiegel 2018 von<br />
GastroSuisse steht der Fachkräftemangel<br />
im Sorgenbarometer der Gastronomen<br />
bereits an dritter Stelle (Vor-
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
63<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Raoul Corciulo ist Geschäftsführer<br />
der Vendomat AG und gleichzeitig<br />
Teilhaber der GASTROFIX. Die Firma<br />
Vendomat ist Teil eines digitalen<br />
Businessnetzwerks bestehend aus<br />
den unabhängigen Unternehmen<br />
Abacus, GASTROFIX, Paulis Kitchen<br />
Solution und Saviva. Die Partner sind<br />
in ihrem jeweiligen Kerngeschäft<br />
Spezialisten mit grossem Knowhow<br />
und starker Marktposition.<br />
Vendomat AG<br />
Kassensysteme und Softwarelösungen<br />
Zentrumsplatz 1, 3322 Schönbühl<br />
T. +41 31 925 99 99<br />
www.vendomat.ch<br />
jahr fünfte Stelle). Somit sind diese<br />
gezwungen, sich mit neuen Konzepten<br />
und Abläufen auseinanderzusetzen, um<br />
dennoch Gastgeber mit Herz und Blut<br />
sein zu können.<br />
Ein modernes Kassensystem bietet<br />
direkte Hilfe, um angelernte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter innert Kürze<br />
kompetent zu machen und beratend<br />
Zusatzverkäufe zu erzielen. Eine solche<br />
Lösung sollte auch direkt mit der<br />
Website und den Info-Displays im<br />
Restaurant verbunden sein. Denn auf<br />
diese Weise können dank direkter Artikelpflege<br />
an der Kasse die Menüinformationen<br />
gleichzeitig auf allen Kanälen<br />
automatisch aktualisiert werden. Das<br />
entlastet die Gastgeber somit um einige<br />
weitere Pflegearbeiten. Zudem sorgt der<br />
gegenseitige Datenaustausch zwischen<br />
der digitalen Fibu und der Rezeptur-Software<br />
für Datensicherheit und<br />
-aktualisierung. Auch hier spart man<br />
durch den automatisierten Datenaustausch<br />
im digitalen Kreislauf erheblich<br />
Zeit. Das ermöglicht einen konzentrierteren<br />
Blick auf andere wichtige<br />
Aufgaben im Unternehmen.<br />
2DIE DIGITALISIERUNG<br />
DER KÜCHENORGANISATION<br />
Stetig wachsende Anforderungen und<br />
Vorschriften zwingen das gesamte Küchenteam<br />
dazu, mehr Daten zu erfassen<br />
und zu protokollieren. Eine zentrale<br />
Software, die dies erfüllt und zudem die<br />
Hausrezepte kalkuliert, verwaltet und via<br />
Tablet am Arbeitsplatz zur Verfügung<br />
stellt, ist in der modernen Küchenwelt<br />
kaum mehr wegzudenken.<br />
Aufgrund des regelmässigen Personalwechsels<br />
findet jedes Mal ein Knowhow-<br />
Verlust statt. Dieser kann dank intelligenter<br />
Softwarelösungen abgefedert<br />
werden. Klare Prozesse werden einmal<br />
festlegt und sind dann gesichert. Eine Digitalisierung<br />
der Rezepturen dient zudem<br />
auch als Bestell- und Inventarkon trolle.<br />
Darüber hinaus werden Informationen<br />
betreffend Allergene und Nährwerte<br />
automatisch von den Datenbanken der<br />
Food- und Getränkelieferanten gezogen<br />
und aktualisiert. Und diese Informationen<br />
gehen direkt auch zurück zur Kasse<br />
und optimieren die Verkaufsartikel. Das<br />
ist ein digitaler Kreislauf, der meines Erachtens<br />
sinnvoll ist.<br />
3 DIGITALISIERTER<br />
WARENEINKAUF<br />
Die Big Player auf dem Food- und Getränkemarkt<br />
sind bereits gerüstet und<br />
bieten zahlreiche Insellösungen, um den<br />
Einkauf zu erleichtern. Die Rezeptursoftware<br />
berechnet aus den Kassenumsätzen<br />
einen Bestellvorschlag. Gleichzeitig<br />
kennt sie bereits die aktuellen<br />
Aktionen des Foodmarktes und schlägt<br />
neue Wochenmenüs vor. Der digitalisierte<br />
Wareneinkauf gewährleistet, dass die<br />
Verfügbarkeiten und die Rendite für das<br />
Unternehmen stimmen, und wird dabei<br />
für den Anwender zum Kinderspiel.<br />
4 BUCHHALTUNGSSOFTWARE<br />
MIT ANSCHLUSS AN DEN<br />
DIGITALEN KREISLAUF<br />
Ein Treuhänder kümmert sich um die<br />
bei Gastronomen ungeliebten Aufgaben.<br />
Zum Beispiel Kreditoren, Debitoren, Tagesabschlüsse<br />
verbuchen und vieles mehr.<br />
Das Problem: Die Treuhänderinnen und<br />
Treuhänder erhalten diese visierten Dokumente<br />
oftmals spät und unsortiert. Sie investieren<br />
sehr viel Zeit, um Ordnung in die<br />
Buchhaltung zu bringen und um den Gastronomen<br />
eine klare Übersicht zu liefern.
64<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Das hat zur Folge, dass die Treuhänder<br />
den Gastronominnen und Gastronomen<br />
oft erst Wochen nach dem Geschehen<br />
einen Überblick verschaffen können.<br />
Fibu-Fachleute haben inzwischen realisiert,<br />
dass ihr Job denn auch einer der<br />
ersten sein könnte, der mit der Digitalisierung<br />
wegrationalisiert wird.<br />
Denn intelligente, cloudbasierte digitale<br />
Kassensysteme liefern die Buchungssätze<br />
und Debitoren direkt an die Buchhaltungssoftware.<br />
Kreditoren von innovativen<br />
Lieferanten kommen im sogenannten<br />
ZUGFeRD-Format (Abkürzung für<br />
Zentraler User Guide des Forums elektronische<br />
Rechnung Deutschland, ein Standard,<br />
der die Vorteile von Papierrechnung<br />
und EDI-Verfahren vereint, die Red.) an<br />
und buchen sich selbst nach Validierung<br />
korrekt in der Fibu ein. Da braucht es den<br />
Menschen, der das an der korrekten Stelle<br />
verbucht, schlicht nicht mehr. Treuhänderinnen<br />
und Buchhalter erhalten so aber<br />
die Chance, sich für das gleiche Mandat<br />
interessanteren Dingen zu widmen: Indem<br />
sie sich via die Kassen-Cloud ins<br />
System einloggen und den Gastwirtinnen<br />
und -wirten in Echtzeit die Tagesberich-<br />
te analysieren. In einem weiteren Schritt<br />
helfen die Fachleute mittels Stundenstatistiken<br />
und Renner-Penner-Analysen,<br />
das Unternehmen zu optimieren, aussagekräftige<br />
Performance-Indikatoren zu<br />
definieren und jederzeit beratend zur Seite<br />
zu stehen. So schafft Digitalisierung einen<br />
Mehrwert für alle Stakeholder des digitalen<br />
Kreislaufs.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
Dank Cloudlösungen sind<br />
heute alle jederzeit auf dem<br />
neusten Stand. Endlich vorbei:<br />
Zettelchen, die irgendwo<br />
irgendeine wichtige Info<br />
bereithalten.
65
Man möchte es nicht<br />
meinen, aber diese<br />
zwei arbeiten zusammen<br />
– und scheinen<br />
sich zu mögen:<br />
Baba(!) und Thomas<br />
Schwörer aus dem<br />
Dreamteam Péclard,<br />
Seite 92.
KOPF-SACHE<br />
2<br />
2.1 CHEF-Sache<br />
Man isst heute mit allen Sinnen 68<br />
Gastronomie in den Genen 76<br />
2.2 Best of Swiss Gastro<br />
<strong>BOSG</strong> geht neue Wege 82<br />
«Die Igeho ist eine Ideenbörse» 86<br />
Der Beste der Besten ist eine Bar 88<br />
<strong>BOSG</strong>: Die Gewinner 2020 90<br />
2.3 Dreamteam<br />
Grosse Klappe – grosses Herz 92<br />
2.4 Headhunting<br />
König der Korken 98
68 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
MAN ISST<br />
HEUTE<br />
MIT ALLEN<br />
SINNEN<br />
Sie entwirft Bars, dekoriert Ballsäle, richtet Restaurants ein.<br />
Die Interior-Designerin Virginia Maissen erklärt im Interview,<br />
weshalb ihre Arbeit für Gastronomiebetriebe im Vergleich zu<br />
anderen Räumlichkeiten besonders anspruchsvoll ist.<br />
TEXT ROBERT WILDI, PONTRESINA<br />
FOTOS ZVG<br />
FRAU MAISSEN, WIR SITZEN HIER<br />
IN DER VON IHNEN DESIGNTEN<br />
UND NEU ERÖFFNETEN LA<br />
TRATTORIA DES HOTELS WALTHER<br />
IN PONTRESINA. ZUFRIEDEN MIT<br />
IHREM WERK?<br />
Virginia Maissen: Ja durchaus, ich fühle<br />
mich sehr wohl und mit mir hoffentlich<br />
alle aktuellen und künftigen Gäste. (lacht)<br />
ALSO FÜHLEN SIE SICH AUCH<br />
ALS GAST HIER?<br />
Auf jeden Fall. Wenn ich einen Raum<br />
designe, muss ich auch meinen eigenen<br />
Ansprüchen als Gast oder Kundin zwingend<br />
gerecht werden. Mein persönlicher<br />
Geschmack muss von meinen Kreationen<br />
angesprochen werden. Ansonsten würde<br />
es niemals funktionieren.
Eins der neuen<br />
Meisterwerke von<br />
Virginia Maissen:<br />
La Trattoria in<br />
Pontresina.<br />
69
70 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
Virginia Maissen<br />
hat den Blick<br />
fürs ästhetische<br />
Detail.<br />
INS AUGE SPRINGEN HIER KEINE<br />
ROT-WEISS KARIERTEN TISCH-<br />
TÜCHER, SONDERN ÜBERGROSSE<br />
KAROS AN DEN WÄNDEN.<br />
Natürlich wollten wir nicht einfach den<br />
Stil von anderen italienischen Restaurants<br />
kopieren, sondern dezidiert etwas<br />
Einzigartiges schaffen. So sind zum Beispiel<br />
sämtliche Stoffe inklusive Tischtücher<br />
von unserem Studio entworfen worden.<br />
Mit etlichen weiteren Details, wie<br />
den Küchenhandtüchern als Patchwork<br />
für die Vorhänge oder den handgeflochtenen<br />
Lampenschirmen, wollen wir dem<br />
Gast echte Emotionen und italienisches<br />
Lebensgefühl vermitteln. Das Ziel: Unser<br />
optisches Design soll beim Gast den Geschmack<br />
des Essens verstärken. Da steckt<br />
viel Denk- und Entwicklungsarbeit dahinter.<br />
IST DIE KREATIVE PHASE BEIM<br />
EINRICHTEN VON GASTRONOMIE-<br />
BETRIEBEN AUSGEPRÄGTER ALS<br />
FÜR ANDERE RÄUMLICHKEITEN?<br />
Sie ist auf jeden Fall sehr anspruchsvoll<br />
und sicher vielschichtiger als etwa beim<br />
Designen von Hotelzimmern. Denn Restaurants<br />
oder Bars müssen ganz unterschiedliche<br />
Anforderungen erfüllen. Man<br />
muss den Gast hier verführen, ihm eine<br />
maximale Vorfreude auf den kulinarischen<br />
Genuss und gleichzeitig auch wohnliches<br />
Ambiente sowie eine Art Gemeinschaftsgefühl<br />
mit den übrigen Gästen vermitteln.<br />
Da treffen zahlreiche Emotionen aufeinander.<br />
Dazu muss die Inneneinrichtung<br />
die Gästeströme richtig antizipieren oder<br />
diese sogar gekonnt kanalisieren.<br />
MIT ALLEN SINNEN ESSEN<br />
SIND RESTAURANTS ALSO<br />
UMFASSENDE ERLEBNISTEMPEL?<br />
Das kann man so umschreiben. Und<br />
zwar immer öfter im 24-Stunden-Betrieb.<br />
Die Leute wollen heute im Stehen,<br />
Sitzen oder sogar liegend essen<br />
können, setzen WLAN voraus, um<br />
nach dem Essen arbeiten zu können.<br />
Dazu sollen noch Lounges vorhanden<br />
sein, wo persönliche Begegnungen<br />
möglich sind. Trotzdem steht mir das<br />
Wort Erlebnistempel zu nahe am etwas<br />
verbrauchten Begriff der «Erlebnisgastronomie».<br />
Davon bin ich absolut kein<br />
Fan. Ich würde es eher so formulieren:<br />
Man isst heute mit allen Sinnen.<br />
IST DIE HOTELLERIE UND GASTRO-<br />
NOMIE FÜR IHR UNTERNEHMEN<br />
ZU EINEM WICHTIGEN KUNDEN-<br />
SEGMENT GEWORDEN?<br />
Erfreulicherweise zu einem wachsenden.<br />
Ich durfte hier im Hotel Walther schon<br />
vor La Trattoria das gesamte Erdgeschoss<br />
und einige der Gästezimmer neugestalten.<br />
Für eine grosse Hotelkette habe ich jüngst<br />
eine neue Bar entworfen und erhalte regelmässig<br />
neue Anfragen, zuletzt aus Zermatt.<br />
Das freut mich natürlich.<br />
WIE MUSS MAN SICH DIE ZUSAM-<br />
MENARBEIT FÜR EIN SOLCHES RES-<br />
TAURANT-PROJEKT VORSTELLEN:<br />
WIRD DA AUCH MAL DAS KULINA-<br />
RISCHE ANGEBOT AUF IHRE<br />
DESIGN-KREATION ABGESTIMMT?<br />
Nein, das läuft umgekehrt. Der Auftraggeber<br />
ist Gastroprofi und hat sein kulinarisches<br />
Konzept bereits erstellt, wenn wir<br />
ins Spiel kommen. Da rede ich ihm nicht<br />
drein, sondern gebe höchstens mal einen Input.<br />
Im Falle von La Trattoria habe ich den<br />
Vorschlag, allenfalls die hausgemachte Pasta<br />
auch zum Verkauf anzubieten, ins Spiel gebracht.<br />
Wir orientieren uns aber stets am<br />
Kunden, seinen Vorgaben und Wünschen.
Zentraler gehts nicht:<br />
Das Restaurant Da Capo<br />
von der Candrian-<br />
Gruppe, direkt im Zürcher<br />
Hauptbahnhof.<br />
71
72<br />
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Die gebürtige Bündnerin Virginia<br />
Maissen beschäftigt sich seit über<br />
20 Jahren mit der Inszenierung<br />
schöner Dinge, Räume und<br />
Materialien. Als Stylistin, Moderedaktorin<br />
und Mitgründerin<br />
des damaligen Studio Gustave hat<br />
sich Virginia Maissen über die<br />
Jahre ein beträchtliches Netzwerk<br />
aufgebaut. 2016 gründete die<br />
zweifache Mutter in Zürich ihre<br />
eigenes Interior-Design-Studio.<br />
www.virginiamaissen.com<br />
DANN LÄUFT ES BEIM DESIGNEN<br />
EHER WIE AUF DER BAUSTELLE,<br />
WO DER BAULEITER TÄGLICH ALLE<br />
ARBEITSSCHRITTE KONTROLLIERT<br />
UND KORRIGIEREND EINGREIFT?<br />
Um Gottes Willen nein, da würde ich<br />
sofort davonlaufen. (lacht) Nachdem wir<br />
vom Auftraggeber alle wichtigen Parameter<br />
erhalten haben, gehen wir in die<br />
kreative Phase und stellen ihm danach<br />
unsere Ideen sowie unser Gesamtkonzept<br />
vor. Allenfalls gibt der Kunde noch einige<br />
Inputs, die wir nachträglich aufnehmen<br />
können. Sobald wir uns in allen Punkten<br />
einig sind, beginnt die Umsetzungsphase.<br />
Hier sind wir die Profis. In aller Regel<br />
lassen uns die Auftraggeber dann vollkommen<br />
selbständig arbeiten und vertrauen<br />
uns.<br />
unbedingt Freude bereiten. Wenn man<br />
sich zu Beginn nicht findet, kann es<br />
schon vorkommen, dass ein Projekt<br />
nicht realisiert wird.<br />
STICHWORT KOMMUNIKATION:<br />
IST FÜR SIE AUCH DER INTERNA-<br />
TIONALE HOTEL- UND GASTRO-<br />
NOMIEMARKT EIN ZIEL?<br />
Vorderhand sind wir mit unserem kleinen<br />
fünfköpfigen Team ausschliesslich<br />
in der Schweiz aktiv, wo es noch zahlreiche<br />
Opportunitäten und Potenziale gibt.<br />
Den internationalen Wettbewerb lassen<br />
wir auf uns zukommen. Wenn die Arbeit<br />
überzeugt, findet der entsprechende Auftraggeber<br />
uns von selbst, da bin ich mir<br />
absolut sicher. Unsere Ideen und unser<br />
Engagement kennen keine Grenzen.<br />
IN ALLER REGEL?<br />
Es gibt auch Fälle, wo es etwas anstrengend<br />
sein kann. Wenn zum Beispiel zu<br />
viele Personen und Meinungen involviert<br />
sind, kann dies vor allem die Kommunikation<br />
unnötig erschweren. Da<br />
ein solches Projekt mit einer langen gemeinsamen<br />
Reise verbunden ist, sollte<br />
die Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
76<br />
Die Familie Wiesner:<br />
Anita, Daniel,<br />
Manuel sowie Fredy<br />
Wiesner von der<br />
gleichnamigen<br />
Gastrogruppe.
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
77<br />
GASTRONOMIE<br />
IN DEN GENEN<br />
Der Liebe wegen ist Fredy Wiesner nach Zürich gezogen. Geheiratet<br />
hat er dann eine andere. Mit ihr hat er seine Leidenschaft für die<br />
Gastronomie und seine gute Nase für Konzepte entdeckt. Beides hat<br />
er weitervererbt: Sein Sohn Daniel und Miss Miu beweisen es.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG, MICHAELA RUOSS<br />
In seiner Kindheit waren die Stadt Zürich<br />
und die Gastronomie für Fredy Wiesner<br />
weit weg. Im wahrsten Sinne des Wortes.<br />
Aufgewachsen ist er nämlich auf einem<br />
Bauernhof im basel-landschaftlichen<br />
Bottmingen, ins Berufsleben startete er<br />
mit einer KV-Lehre. Nach Zürich, wo<br />
er noch ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium<br />
mit Schwerpunkt<br />
Marketing absolvierte, zog es ihn der<br />
Liebe wegen. Geheiratet hat er ebenfalls<br />
im Kanton Zürich, wenn auch eine<br />
andere Frau.<br />
VON BREZELN ZU KÄNGURUFLEISCH<br />
Seine Gattin und seine Söhne Daniel<br />
und Manuel gingen ihm zur Hand, als er<br />
1990 den Grundstein für sein heutiges<br />
Unternehmen legte – mit kleinen Takeaway-Shops<br />
im Zürcher Seefeld und<br />
im Hauptbahnhof, zu denen er durch<br />
Zufall kam. Er hatte damals viele Jahre<br />
im Detailhandel bei Globus Zürich gearbeitet,<br />
zuletzt als Verantwortlicher des<br />
Konzernmarketings. «Ich hatte einfach<br />
Lust, etwas anderes zu machen», sagt<br />
Fredy Wiesner – und sein Sohn Daniel,<br />
der beim Gespräch neben ihm sitzt,<br />
schmunzelt.
78 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
Fredy Wiesners<br />
erster Grosserfolg:<br />
die australisch<br />
inspirierte<br />
Outback Lodge.<br />
Vielleicht wäre es bei Lustprinzip und<br />
Take-away geblieben, hätte Wiesner<br />
seni or nicht seinen späteren Brezel-Stand<br />
im Zürcher HB verloren und<br />
sich auf die Suche nach etwas Neuem<br />
gemacht.<br />
Fündig wurde er auf einer Reise<br />
nach London, wo er ein australisches<br />
Lokal entdeckte. Zurück in Zürich<br />
bewarb er sich mit seinem ersten Restaurant-Konzept,<br />
«das noch auf ein<br />
A4-Blatt passte», am Bahnhof Stadelhofen<br />
als Pächter. Er setzte sich gegen<br />
60 Mitbewerber durch und eröffnete<br />
1997 die erste Outback Lodge, zwei<br />
Jahre später folgte in Winterthur die<br />
zweite. Es blieb aber nicht bei Emu-,<br />
Krokodil- und Känguru-Fleisch. Heute<br />
gehören fünf Ethno-Food-Brands zur<br />
Fredy Wiesner Gastronomie (FWG):<br />
das asiatische Nooch – Asian Kitchen,<br />
Negishi – Sushi Bar, das Burger-Restaurant<br />
The Butcher, Frida’s Coffee &<br />
Cake und seit neustem das Miss Miu,<br />
wo es koreanische Spezialitäten gibt.<br />
Die Negishi – Sushi Bar bezeichnet<br />
Wiesner als derzeit stärkste Marke, bei<br />
The Butcher sieht er noch Potenzial.<br />
LANGSAM, ABER<br />
SYSTEMATISCH GEWACHSEN<br />
Insgesamt betreibt die FWG derzeit<br />
31 Restaurants in sieben Städten in der<br />
Deutschschweiz und beschäftigt 650<br />
Mitarbeitende aus 60 Ländern. Das sind<br />
ein paar mehr als zu Wiesners Anfängen,<br />
als er Brezeln und Sandwiches verkaufte.<br />
«Geplant war das Wachstum nicht, es ist<br />
vielmehr einfach passiert. Wir sind aber<br />
langsam gewachsen – mit System», so<br />
Fredy Wiesner. Wie das mit der Systemgastronomie<br />
geht, hat er in seinen Jahren<br />
bei Globus gelernt. Im Gegensatz zu<br />
Betrie ben wie Globus, Starbucks oder<br />
McDonald’s bekommt man bei Nooch,<br />
The Butcher oder Negishi vom System<br />
nichts mit. Die Lokale sind alle unterschiedlich<br />
eingerichtet, und der Gast wird<br />
persönlich bedient, am Tisch. Systematisiert<br />
wird nur im Hintergrund – also bei<br />
Einkauf, Rezepten und Marketing.<br />
Expandiert wird bei der FWG nicht auf<br />
Biegen und Brechen, auch in Zukunft<br />
nicht. «Das Konzept muss für eine Stadt<br />
Sinn machen und zu einer Location<br />
passen», sagt Daniel Wiesner, der die<br />
operative Leitung des Unternehmens von
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
79<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
Miss Miu<br />
Location: Europaallee 48, Zürich<br />
Eröffnung: Juni <strong>2019</strong><br />
Küche: Koreanische Spezialitäten<br />
Fläche: 430 m 2<br />
Sitzplätze: 150 Plätze innen, 80 Plätze<br />
aussen, 40 Plätze in der Bar<br />
Anzahl Mitarbeiter: 24<br />
Durchschnittsbon: Mittag CHF 24.–,<br />
Abend CHF 45.–<br />
Neuartiges Storytelling<br />
im neusten<br />
Wiesner-Streich:<br />
Miss Miu in der<br />
Zürcher Europaallee.<br />
seinem Vater in den letzten zwei Jahren<br />
allmählich übernommen hat. Im Familienbetrieb<br />
involviert ist er schon lange.<br />
«Kaum konnten wir stehen, haben mein<br />
Bruder und ich mitgeholfen. Erst als Tellerwäscher,<br />
später als Glace-Verkäufer»,<br />
sagt der 36-Jährige. Die Arbeit habe ihm<br />
immer Spass gemacht. Darum sei für ihn,<br />
im Gegensatz zu seinem Bruder Manuel,<br />
schon im Gymnasium klar gewesen, dass<br />
er später voll ins Familienbusiness einsteigen<br />
würde. Unklar war nur, in welcher<br />
Funktion. «Gesagt hast du mir damals<br />
davon natürlich nichts, gäll?!», fällt ihm<br />
Wiesner senior ins Wort.<br />
DIE GESCHICHTE VON MISS MIU<br />
Nicht reingeredet hat der heute 72-Jährige<br />
seinem Sohn bei dessen erstem<br />
eigenem «Baby»: dem koreanischen<br />
Restaurant Miss Miu, das der Junior<br />
im Juni an der Zürcher Europaallee eröffnet<br />
hat. Das sei ganz und gar Daniels<br />
Idee gewesen. Er habe ihm lediglich<br />
ein Budget gegeben – sich aber sonst<br />
zurückgehalten: «Wenn man aus einer<br />
Idee ein Restaurantkonzept, das funktioniert,<br />
realisieren will, muss man alles<br />
bis ins letzte Detail durchdenken und<br />
sich dem Prozess hingeben. Das kostet<br />
viel Herzblut», sagt Fredy Wiesner. Er<br />
habe das oft genug gemacht, um zu<br />
wissen, dass er Daniel von aussen nur<br />
bedingt sinnvolle Inputs hätte geben<br />
können.<br />
Im Fall von Miss Miu hat der Prozess<br />
zwei Jahre gedauert. Am Anfang stand<br />
eine Reise – wie immer, wenn Daniel<br />
Wiesner nach neuen Trends Ausschau<br />
hält. Oder vielmehr: eine Mission.<br />
Denn der Betriebsökonom reist gezielt;<br />
in Städte wie Berlin, Paris, London,<br />
New York. Im Gepäck hat er eine Liste<br />
von Restaurants und Stadtteilen, von<br />
denen er gelesen hat und die er abklappern<br />
will. Bei einer solchen Expedition<br />
ist die Idee für sein koreanisches Restaurant<br />
geboren worden. Die dem Lokal<br />
zugrundeliegende Story von Miss Miu<br />
schrieb er dann in einer schlaflosen<br />
Nacht, über zwei Gin Tonic.<br />
WIESNERS TEUERSTES LOKAL. EVER.<br />
Die FWG-Restaurants erzählen alle eine<br />
Geschichte von fremden Kulturen und<br />
Ländern. Für das Miss Miu hat Daniel<br />
Wiesner erstmals eine fiktive erfunden:
80<br />
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
Links: Auch in Basel<br />
zu Hause: das Nooch<br />
am Barfi. Oben: Eine<br />
Sushi-Platte aus dem<br />
Negishi.<br />
von der Vollblutköchin Atsuko Yamano,<br />
dem Ex-Barkeeper Park Tae-Soo und<br />
seiner gut betuchten Tante Miss Miu, die<br />
sich in einem aufstrebenden Quartier in<br />
Seoul den Traum vom eigenen Restaurant<br />
erfüllen. Man könnte daraus glatt einen<br />
Film machen. Wozu braucht es die Fiktion?<br />
«Die Story war meine klare Vorstellung<br />
vom Restaurant und davon, was es<br />
erzählen soll», erklärt Daniel Wiesner.<br />
Dass er seine Vision zum ersten Mal so<br />
konkret Schwarz auf Weiss niederschrieb,<br />
machte vieles einfacher. «Ich habe mich<br />
zwei Jahre lang intensiv mit koreanischer<br />
Küche und Kultur auseinandergesetzt.<br />
Die Geschichte half mir, mich ob all der<br />
gesammelten Ideen nicht zu verzetteln<br />
und auf das Wichtigste zu fokussieren.<br />
Ausserdem wusste jeder genau, wie das<br />
Lokal am Schluss aussehen muss – vom<br />
Rezeptentwickler bis hin zu Innendekorateur<br />
und Bühnenbildner.» Bühnenbildner?<br />
So wie in einem Film? Das klingt<br />
aufwändig, sprich: teuer. «Das wars», wirft<br />
Fredy Wiesner ein. «Miss Miu ist das<br />
teuerste Lokal, das wir je gebaut haben.»<br />
Darf man fragen, wie viel es gekostet hat?<br />
«Fragen darf man», sagt Daniel Wiesner –<br />
und lacht. Sein Vater stimmt ein.<br />
NACHFOLGEREGELUNG UND<br />
ANDERE KNOCHENARBEIT<br />
Nicht immer zum Lachen war die Regelung<br />
der Nachfolge. «Die Vorstellungen<br />
von Jung und Alt waren manchmal sehr<br />
unterschiedlich. So mussten wir drei ein<br />
paar Kämpfe ausfechten», erzählt Wiesner<br />
senior. Doch jetzt sei alles geklärt,<br />
und er übergebe seinen Söhnen den Betrieb<br />
Ende Jahr endgültig. Wie sieht die<br />
Rollenverteilung dann aus? «Mein Bruder<br />
Manuel übernimmt die Leitung des<br />
Backoffice und hat damit die wichtigste<br />
Aufgabe: Er muss die Kosten im Griff<br />
haben. Ich gebe das Geld aus.» Wieder<br />
lacht Daniel Wiesner und verschränkt die<br />
Arme hinter dem Kopf.<br />
In welche Idee investieren sie als Nächstes?<br />
«In Miss Miu», sagt Wiesner junior ohne<br />
nachzudenken. Mit der Eröffnung eines<br />
Restaurants beginne die Knochenarbeit<br />
erst: «Viele Dinge, die in der Theorie cool<br />
ausgesehen haben, entpuppen sich in der<br />
Praxis als zu kompliziert und ineffizient.»<br />
Hinsehen und Fehler eingestehen sei zwar<br />
oft schwierig, aber zwingend nötig, wenn<br />
man nicht in Teufels Küche kommen<br />
wolle. Und so sind jetzt drei Leute zusammen<br />
mit dem Restaurantleiter damit<br />
beschäftigt, am Status quo zu feilen: ein<br />
Food-Entwickler, ein Food-Kontroller<br />
und ein Betriebsbetreuer. Das nehme derzeit<br />
etwa 20 Prozent ihrer Arbeitszeit in<br />
Anspruch. Den Rest der Zeit verbringen<br />
sie in und mit den anderen Betrieben.<br />
«Wir arbeiten ständig an unseren Konzepten»,<br />
sagt Daniel Wiesner. Mit internen<br />
Leuten, aber auch mit einer externen<br />
Firma. Diese schickt zwei Mystery-Esser<br />
pro Monat in jeden FWG-Betrieb, anschliessend<br />
folgen die Rückmeldungen<br />
zu Angebot, Essens- und Servicequalität.<br />
«Das Feedback tut oftmals weh. Aber es<br />
hilft uns, uns zu verbessern, und nebenbei<br />
veränderte Bedürfnisse der Kunden zu<br />
entdecken – und so wieder auf neue Ideen<br />
zu kommen», erklärt der Junior. Und der<br />
Senior nickt.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
81<br />
ZUTATEN DES ERFOLGSREZEPTES<br />
1. Eine Menge Mut, eine neue Idee<br />
zu haben und sie durchzuziehen –<br />
auch wenn einem alle einreden, dass<br />
sie nicht funktioniere.<br />
2. Viel Zeit und Geduld, sich mit der<br />
Idee zu befassen und sie bis ins Detail<br />
zu einem Konzept auszuarbeiten.<br />
3. Eine Location, die zum Konzept<br />
passt.<br />
4. Einen Batzen Geld, das Konzept<br />
umzusetzen und nach der Eröffnung<br />
mögliche Fehler auszubügeln. Und<br />
um eine allfällige erste Durststrecke<br />
zu überstehen.<br />
5. Eine grosse Portion Glück.<br />
Im Metalli-Einkaufszentrum<br />
in Zug ist die<br />
FWG gleich doppelt vertreten:<br />
mit The Butcher<br />
und einem Negishi (siehe<br />
linke Seite).
82<br />
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
<strong>BOSG</strong> GEHT<br />
NEUE WEGE<br />
Best of Swiss Gastro geht auch <strong>2019</strong> neue Wege. Ein zweiter<br />
Grossanlass für Gastronomie, Industrie und den Handel<br />
feiert Premiere: die Sunset-Party. Diese bietet innovativen<br />
Köpfen alles, was es zu einem erfolgreichen Business<br />
braucht: Entscheidungsträger, Visionäre, Knowhow, Innovation<br />
und natürlich auch eine gute Portion Hedonismus.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
Die Sunset-Party unter den schattenspendenden<br />
Bäumen und grossen, roten<br />
Gartenschirmen lädt zum Geniessen,<br />
Kennenlernen und Spasshaben ein. Der<br />
Veranstalter <strong>BOSG</strong> will im hitzigen Gastronomiealltag<br />
eine traumhafte Oase kreieren,<br />
wo Anerkennung, Zusammenarbeit<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
und der Austausch von Knowhow sich<br />
die Waage halten. Dabei soll jedoch nicht<br />
vergessen gehen, dass es ein Glück und<br />
Privileg ist, in der wunderbarsten Branche<br />
der Welt zu arbeiten, der Gastronomie!<br />
Bild 1 Tolle Sunset-Party – auch Dank<br />
Presenter Glatz AG und deren CEO Markus<br />
Glatz (rechts), mit Moderator Sven<br />
Epiney. Bild 2 Sommerliche Cocktails<br />
von Diwisa versüssen die Kontaktaufnahme.<br />
Und wer es lieber rustikal mag, bricht<br />
das Eis mit einem kühlen Feldschlösschen<br />
zum Anstossen. Bild 3 Zwei Premieren<br />
an der Premiere der Sunset-Party: <strong>BOSG</strong><br />
lanciert den neuen Dining Guide und das<br />
CHEF-<strong>Magazin</strong>, welches Sie jetzt gerade<br />
in den Händen halten.<br />
1
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
83<br />
2<br />
Bild 4 Auch für das «spirituelle»<br />
Wohl ist gesorgt. Ausgeschenkt<br />
wurde grosszügig.<br />
4<br />
3 5<br />
Bild 5 Die Sunset-Party will allen Beteiligten<br />
zu mehr geschäftlichem Erfolg verhelfen.<br />
Zwei kompetente Ratgeber diesbezüglich<br />
sind die <strong>BOSG</strong>-Jurypräsidenten<br />
Fredy Angst und Adrian Stalder.
84<br />
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
8<br />
6<br />
9<br />
7<br />
Bild 6 Mit einem sommerlichen Drink<br />
lässt es sich auch besser posieren. Hier<br />
die Nominierten Monika Freuler, Raquel<br />
Chavez Costa, Jacqueline Di Marco und<br />
Vlatko Iliev von der Confiserie Bachmann.<br />
Bild 7 An der Sunset-Party werden zudem<br />
die Nominierten des Best of Swiss<br />
Gastro Award bekanntgegeben. Zu den<br />
Ausgezeichneten gehören Paolo Spagnolo,<br />
Geschäftsleiter der Mosterei Möhl, oder<br />
Salvatore Zafarana, Besitzer der Rockstar<br />
Lounge in St. Gallen. Bild 8 Die<br />
Sunset-Party wird an einer der schönsten<br />
Sommer-Locations des Landes gefeiert:<br />
im mystischen, fantasievollen Traumgarten<br />
in Thalwil. Bild 9 Moderator Sven<br />
Epiney führt durch den Abend. Gastgeber<br />
Andreas Krumes von <strong>BOSG</strong> ruft zum<br />
Netzwerken auf. Die Branche kann nur gemeinsam<br />
besser und erfolgreicher werden.
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
85<br />
10<br />
Bild 10 Die Sunset-Party ist ein Stelldichein<br />
der gesamten Gastrobranche.<br />
Hier beispielsweise der Marketingleiter<br />
von Gastrosuisse Michael Siebenmann.<br />
Bild 11 Natürlich kommen auch die<br />
Geschmacksknospen nicht zu kurz:<br />
Nebst leckerem Pulpo von Mastai gibt<br />
es Schweizer Oona Kaviar, Swiss Lachs,<br />
Südländisches von Mediterre oder Wiedikerli<br />
von der Metzgerei Keller. Bild 12<br />
Erfolg hat letztlich aber nur derjenige, der<br />
das Optimum aus den angebotenen Chancen<br />
herausholt. Die Nominierten Marina<br />
und Fritz Kaufmann vom Restaurant<br />
Rössli in Säriswil holen sich Tipps beim<br />
<strong>BOSG</strong>-Member und Geschäftsführer des<br />
Tre Fratelli in Zürich Alex Ritter. Bild 13<br />
Im märchenhaften Traumgarten in Thalwil<br />
wird bis Mitternacht genetzwerkt, gefeiert<br />
und dem Hedo nismus gehuldigt.<br />
Die Premiere ist ein voller Erfolg.<br />
11<br />
13<br />
12<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
86<br />
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
BEST OF SWISS GASTRO AWARD 2020<br />
CONGRAT-<br />
ULATIONS UND<br />
HERZLICHEN<br />
GLÜCKWUNSCH!<br />
Darauf trinken wir eins: Weil die Gewinnerinnen und<br />
Gewinner des Best of Swiss Gastro Awards 2020<br />
sind bekannt. Darunter sind bekannte und noch nicht<br />
so bekannte Betriebe. Und eine Überraschung.<br />
TEXT CHRISTIAN NILL<br />
FOTOS KISCOM, ZVG<br />
Die Jury und alle Mitwirkenden haben<br />
hart gerungen – dort, wo es nötig war.<br />
Und waren sich oft einig, bei jenen<br />
Konzepten, die auf den ersten Blick<br />
überzeugten. Diese Einschätzung<br />
haben die vielen Gäste und Fans der<br />
mitwirkenden Restaurants, Bars, Cafés<br />
oder Bistros geteilt.<br />
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie,<br />
welches der Master Best of Swiss Gastro<br />
2020 ist (eine Überraschung!) und<br />
welche Betriebe in den einzelnen Kategorien<br />
abgeräumt haben.<br />
Sven Epiney verleiht<br />
die <strong>BOSG</strong>-Awards<br />
im Zirkus Ohlala vor<br />
über 700 Gästen.<br />
Unsere Glückwünsche gehen an alle,<br />
die mitgemacht haben. Denn nicht<br />
vergessen: Wer für einen Best of Swiss<br />
Gastro Award nominiert ist, hat bereits<br />
gewonnen!
Der Pokal von Best<br />
of Swiss Gastro<br />
– natürlich aus<br />
Schweizer Holz.
88 2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
DER BESTE<br />
DER BESTEN IST<br />
EINE BAR<br />
Der Best of Swiss Gastro Master 2020 ist nah am<br />
Wasser gebaut: die Bar am Wasser mitten im<br />
Herzen von Zürich. Damit hat sich ausgerechnet<br />
ein Newcomer durchgesetzt – einer, der in<br />
seinem ersten Betriebsjahr einen wahren Blitzstart<br />
hingelegt hat.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
Die Bar am Wasser ist noch kein Jahr geöffnet<br />
und kann sich kaum mehr vor Gästen<br />
retten. Täglich ab 18 Uhr bilden sich<br />
Warteschlangen vor dem Betrieb. Dieser<br />
Erfolg ist keine Glückssache, wie jetzt die<br />
Krone von Best of Swiss Gastro beweist.<br />
Hier wird ein klares Konzept erkannt,<br />
welches auf die perfekte Location trifft.<br />
An exklusiver Lage zwischen Zürichsee<br />
und Limmat hat Top-Bartender Dirk<br />
Hany die Bar bis ins kleinste Detail sowohl<br />
an die Lokalität wie auch an die<br />
lokalen Bedürfnisse angepasst.<br />
EIN GOURMETRESTAURANT<br />
FÜR COCKTAILS<br />
Die zweistöckige Bar hat er so konzipiert,<br />
dass Hany und seine Barkeeper-Kollegen<br />
keine Zeit mit dem Nachfüllen von Zutaten<br />
oder Eis verschwenden müssen. Alles<br />
ist in kürzester Zeit griffbereit, so dass<br />
alle Aufmerksamkeit in die Drinks und<br />
Cocktails fliesst. Und das Personal auch<br />
genügend Zeit für die Gäste findet.<br />
Die Innengestaltung ist eine moderne<br />
Art-déco-Variante. Die Macher setzen<br />
konsequent auf Einzigartigkeit. So bieten<br />
sie beispielsweise ausschliesslich Sitzplätze<br />
an. Damit hat das Personal schnellere<br />
und effizientere Servicewege. Auch das<br />
sorgt dafür, dass die Aufmerksamkeit der<br />
Mitarbeitenden zu 100 Prozent bei den<br />
Gästen liegt.<br />
EINZIGARTIGKEIT UND<br />
PERSÖNLICHKEIT<br />
Die Gäste erhalten alle einen Willkommensdrink,<br />
natürlich auch einzigartig.<br />
Das Konzept ist darauf ausgelegt, die<br />
Besucherinnen und Besucher an den<br />
Tischen zum Verweilen zu verleiten. Und<br />
da bleibt man gerne sitzen, wenn man<br />
es dann mal geschafft hat, einen freien<br />
Tisch zu ergattern. Reservieren ist nicht<br />
möglich, ausser für Gruppen.<br />
Das Highlight ist die Cocktailkarte mit<br />
25 Signature-Drinks. Die Barprofis listen<br />
die verwendeten Spirituosen bewusst<br />
nicht auf, so dass der Gast nach Lust und<br />
Laune und nicht aufgrund von Namen<br />
entscheiden kann. So finden sich beispielsweise<br />
Agave und Malt statt Tequila<br />
und Whiskey auf der englischen Karte.<br />
Da Dirk Hany der offiziell beste Bartender<br />
der Schweiz ist (Gewinner der Dia-
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
89<br />
Die Bar<br />
am Wasser.<br />
geo Reserve World Class <strong>2019</strong> in Genf ),<br />
dürfen sich die Gäste auf zahlreiche ungeahnte<br />
Geschmackserlebnisse freuen.<br />
Insgesamt überzeugt die Spirituosenkarte<br />
mit über 400 Positionen. Die Macher<br />
haben sie selber gestaltet (ein Buch mit<br />
Illustrationen!) und bieten sie nur in<br />
limitierter Anzahl an. Die Angebote<br />
werden saisonal angepasst, so dass es<br />
nicht schlimm ist, dass die beliebte Spirituosenkarte<br />
oft «mitgenommen» wird.<br />
Gleiches gilt auch für die Trinkhalme.<br />
Da die Barkeeper Plastik konsequent<br />
verbannt haben, sind die Halme aus Metall<br />
– und ebenfalls beliebte Souvenirs für<br />
Cocktailliebhaberinnen und -liebhaber<br />
mit flexiblem Moralverständnis.<br />
GRATULATION DEM BESTEN<br />
Mit der Bar am Wasser geht der Mastertitel<br />
erstmals in der Geschichte von Best<br />
of Swiss Gastro an den Sieger der Kategorie<br />
«Bar & Lounge». Eine Premiere,<br />
die zusätzlich unterstreicht, dass sowohl<br />
das Publikum wie auch die <strong>BOSG</strong>-Jury<br />
für den richtigen Betrieb abgestimmt<br />
haben. Zum Zeitpunkt der Auswertung<br />
hat die Bar am Wasser in sämtlichen<br />
Online-Bewertungen die Höchstnote 6<br />
erhalten. Und der Gast hat bekanntlich<br />
immer Recht!<br />
Bar am Wasser<br />
Chef vom Dienst: Dirk Hany<br />
Stadthausquai 1, 8001 Zürich<br />
www.baramwasser.ch<br />
KLEIN, ABER FEIN<br />
Ein kleines, schmackhaftes Snackangebot<br />
komplettiert das attraktive Angebot.<br />
Auch hier setzt man in der Bar am Wasser<br />
auf Qualität und Regionalität: Käse,<br />
Gemüse und Kräuter stammen vom benachbarten<br />
Bürkliplatz-Markt, das handgeschnittene<br />
Angus-Steak-Tatar vom<br />
Biobauernhof in Ennetbürgen im Kanton<br />
Nidwalden.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
90 2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
BEST OF SWISS<br />
GASTRO: DIE<br />
GEWINNER 2020<br />
Die Jury hat getagt, das Publikum hat gevotet,<br />
und die Besten haben gesiegt. Das sind die<br />
Gewinnerbetriebe des Best of Swiss Gastro 2020.<br />
Es war ein toller und innovativer Jahrgang!<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
KATEGORIE<br />
ACTIVITY<br />
KATEGORIE<br />
BAR & LOUNGE<br />
KATEGORIE<br />
CLASSIC<br />
RANG 1:<br />
HÖRNLIHÜTTE<br />
Vor bald 100 Jahren errichtete der Skiclub<br />
Arosa die Hörnlihütte auf dem<br />
höchsten Punkt des Hörnligrates. In der<br />
klassischen Skihütte wird im wahrsten<br />
Sinne des Wortes auf dem höchsten Niveau<br />
gekocht. Und zwar ausschliesslich<br />
mit frischen Produkten, fast alles wird<br />
selbst gemacht: vom Blätterteig über die<br />
Lasagne bis hin zum Fleischkäse. Es<br />
wird weder Aromat noch Geschmacksverstärker<br />
verwendet und regional eingekauft.<br />
Gekocht werden nur Gerichte,<br />
die in die Berge passen, darum gibt es<br />
weder Fisch noch Crevetten.<br />
RANG 1:<br />
BAR AM WASSER<br />
Hier wird ein klares Konzept erkannt,<br />
welches auf die perfekte Location trifft.<br />
An exklusiver Lage zwischen Zürichsee<br />
und Limmat hat Top-Bartender Dirk<br />
Hany die Bar bis ins kleinste Detail sowohl<br />
an die Lokalität wie auch an die<br />
lokalen Bedürfnisse angepasst. Die Innengestaltung<br />
ist eine moderne «Art<br />
déco»-Variante. Die Macher setzen<br />
konsequent auf Einzigartigkeit. Das<br />
Highlight ist die Cocktailkarte mit 25<br />
Signature-Drinks. Lesen Sie den ausführlichen<br />
Beschrieb über die Bar am<br />
Wasser auf Seite 88.<br />
RANG 1:<br />
RESTAURANT ZUM LÖWEN<br />
MESSEN<br />
Im wunderschönen alten Fachwerkhaus<br />
wird seit Jahrzehnten höchste Qualität<br />
geboten. Die Karte wechselt alle zwei<br />
Monate und bietet Veredeltes aus Region<br />
und Saison. Der Löwen zelebriert<br />
die klassische Küche mit heraus ragender<br />
Kochkunst. Die «Züpfen» werden nach<br />
alter Tradition im Holzofen selbst gebacken,<br />
die Kräuter stammen aus dem<br />
eigenen Garten. Für kleine Geniesser<br />
gibt es zudem die farbenfrohste und<br />
schönste Kinderspeisekarte des ganzen<br />
Landes.
2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
91<br />
KATEGORIE<br />
COFFEE & BISTRO<br />
KATEGORIE<br />
INTERNATIONAL<br />
KATEGORIE<br />
TREND<br />
RANG 1:<br />
BLOOMELL COFFEEHOUSE<br />
Hier wird das beste Frühstück von ganz<br />
Olten serviert. Frische, regionale Produkte<br />
werden zur hausgemachten Herzensangelegenheit.<br />
Tee und Kaffee stammen<br />
aus Bern, das Rindfleisch vom Schneehof<br />
in Laupersdorf und die Eier direkt vom<br />
Grueb ackerhof in Wangen. Der Gast wird<br />
in den Serviceablauf miteinbezogen, indem<br />
er direkt an der Kasse bestellt und sich dann<br />
teilweise selbst bedienen darf, zum Beispiel<br />
am Brotbuffet. Das Team aus Fachmitarbeitenden<br />
und leistungsbeeinträchtigten<br />
Menschen hat das Ziel, dass jeder Gast so<br />
Teil der hauseigenen Geschichte wird.<br />
RANG 1:<br />
CHINA RESTAURANT<br />
JIALU NATIONAL<br />
Im Jialu National werden zwar keine Nadeln<br />
verspeist, aber Geheimnisse der chinesischen<br />
Medizin werden in der Küche<br />
zu täglich frisch zubereiteten Leckerbissen.<br />
Gou Qi oder Wolfsbeeren, Ginseng,<br />
Ingwer, rote Datteln, Lotuswurzeln<br />
und -kerne, Yams, Wasserkastanien oder<br />
Süssholz garantieren Geschmackserlebnisse,<br />
die alles andere als alltäglich sind.<br />
Die Rohstoffe stammen nach Möglichkeit<br />
aus der Region, so wird das chinesische<br />
Gemüse beispielsweise von der Stiftung<br />
Brändi in Hochdorf produziert.<br />
RANG 1:<br />
BUTCHERSTABLE BERN<br />
Das Konzept ist simpel: Der Gast wählt<br />
sein Lieblingsfleischstück direkt an der<br />
Metzgerstheke und lässt sich vom Chief<br />
Butcher fachkundig beraten. Das Lokal<br />
ist eine exklusive Metzgerei und Spezialitäten-Restaurant<br />
in einem. Dazu gibt es<br />
hausgemachte Vorspeisen, Beilagen und<br />
Desserts. Und das alles im Ambiente der<br />
Meatpacking-Butcher-Szene der Zwanzigerjahre:<br />
mit hochwertigen Materialien<br />
wie Holz, Kupfer, Messing und Gusseisen.<br />
KATEGORIE<br />
FINE DINING<br />
KATEGORIE<br />
ON THE MOVE<br />
RANG 1:<br />
STIEFELS HOPFENKRANZ<br />
Im Stiefels Hopfenkranz heisst die<br />
Devise: Neues entdecken, tüfteln und<br />
kombinieren. Der Kreativität der Küche<br />
werden hier keine Grenzen gesetzt.<br />
Und das mit einem ganzheitlichen Ansatz,<br />
von der Ernte bis auf den Teller.<br />
Das Produkt steht im Zentrum und bekommt<br />
die Aufmerksamkeit, die es verdient.<br />
Von befreundeten Bauern werden<br />
ganze Tiere gekauft, aus welchen täglich<br />
frisch zubereitete Speisen mit einem<br />
Höchstanspruch an Qualität und Ästhetik<br />
werden.<br />
RANG 1:<br />
FRANKY’S BBQ<br />
Franky’s Foodtruck bringt eine europäisch-amerikanische<br />
Fusion-Küche in<br />
die Region um Basel. Alles wird hier<br />
haus- oder besser gesagt autogemacht,<br />
von der Sauce bis zum Eistee. Liebevoll<br />
erlesene Produkte aus der Region<br />
Dreiländereck werden mit Leidenschaft<br />
verfeinert, wie beispielsweise die Eigenkreation<br />
Kürbiskopf-Burger, die in der<br />
Herbstsaison für wohlige Wärme in der<br />
Magengegend sorgt. Verwendet wird<br />
nur Schweizer Fleisch aus der Region,<br />
kompromisslos.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
92<br />
2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
DAS DREAMTEAM DER PUMPSTATION<br />
GROSSE<br />
KLAPPE–<br />
GROSSES<br />
HERZ<br />
In Michel Péclards Firmengruppe Pumpstation gelten<br />
sie als Dreamteam: der Boss himself und der Geschäftsführer,<br />
Florian Weber. Die Zusammenarbeit auf Vorstandsebene<br />
klappt in der Tat ausgezeichnet. Der eine arbeitet, der andere<br />
schwadroniert … Aber das Péclard-Dreamteam funktioniert<br />
offenkundig bestens. Wie machen die das bloss?<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS MISCHA SCHERRER<br />
Die Aufgabenteilung, wer arbeitet und wer<br />
«plappert» (so der Chef über sich), ist simpel:<br />
Für Ersteres ist Florian «Flo» Weber<br />
zuständig, Co-Geschäftsführer, Co-Teilhaber<br />
der Pumpstation Gastro GmbH, für<br />
Zweiteres der Gründer, Vorzeige-Gastrounternehmer<br />
und innovativer Kopf des<br />
Ganzen, Michel Péclard. Wobei: Wenn<br />
die Lage ernst ist, zahlt der Chef für einen<br />
Geschirrwäscher auch mal ein gefordertes<br />
Blutgeld. Oder er spendiert seinem Koch<br />
einen viermonatigen Ausflug dorthin, wo<br />
die Küste Kaliforniens am schönsten ist.<br />
Familie inklusive. Die halbhohe fünfstellige<br />
Summe zahlt der Zappelphilipp<br />
der Zürcher Gastrobranche ohne Zögern.<br />
Ein Teil des Dreamteams<br />
von Michel Péclard<br />
(ganz rechts, nach<br />
links): Jennifer Ann<br />
Hunziker, Dariush Péclard,<br />
Thomas Schwörer<br />
und Florian Weber.
93
94 2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
Blick zur Bar im<br />
Restau rant Rooftop –<br />
on top of the Bahnhofstrasse<br />
Zürich.<br />
Aber nicht ohne Buchhaltung im Kopf.<br />
Bei Péclard mag das Geld lockerer sitzen<br />
als bei andern Arbeitgebern, ein Pestalozzi<br />
ist er aber nicht.<br />
ZWEI KARNIVOREN ENTDECKEN<br />
DIE VEGANE KÜCHE<br />
Vor zwei Jahren – Péclard und sein Geschäftspartner<br />
Florian Weber wollten<br />
bei einem Dinner in Venice Beach ihren<br />
USA-Trip gepflegt ausklingen lassen –<br />
landeten die beiden in einem neu eröffneten<br />
Restaurant.<br />
Nach acht Gängen realisierten sie, dass<br />
bis dato weder Fleisch noch Fisch serviert<br />
worden war. Die veganen Gerichte<br />
waren alle unangestrengt, abwechslungsreich<br />
und deliziös, und die beiden Karnivoren<br />
erkannten: Vegan kann auch munden.<br />
Weil bei der Péclard-Gruppe Trends<br />
entweder ignoriert oder dann mit Vollgas<br />
gelebt werden, fragten die beiden den Besitzer<br />
und Koch (ein hängengebliebener<br />
Ex-Surfer), ob er bereit wäre, einen Koch<br />
aus der Schweiz in die Geheimnisse der<br />
veganen Welt einzuführen. Er war sofort<br />
dabei, und ihr Koch Thomas «Tom»<br />
Schwörer reiste kurze Zeit später mit<br />
Sack und Pack und Familie nach Venice.<br />
Seit er zurück ist, ist nicht nur das Angebot<br />
an vegetarischen und veganen Gerichten<br />
in allen Restaurants sehr viel abwechslungsreicher<br />
geworden, Tom hat in<br />
Venice auch gelernt, mit lokalen Lieferanten<br />
– vor allem Landwirte – direkt ein<br />
Netzwerk für pflanzliche Produkte für die<br />
ganze Gruppe aufzubauen. Erfreulicher<br />
Nebeneffekt: die Warenkosten sind um<br />
vier Prozent gesunken. Eine Summe, die<br />
die Ausgaben für den Kalifornien-Trip<br />
von Tom in einem Dreivierteljahr wieder<br />
eingespielt hat. Der Koch und seine Familie<br />
schwärmen von einem grosszügigen<br />
Arbeitgeber – und die Medien greifen das<br />
Thema auf. «Was will ich mehr», grinst<br />
ein vergnügter Michel.<br />
EINE FANTASTISCHE CREW<br />
Nicht ganz zufällig, dass diese Reise<br />
an die Venice Beach so prominent erwähnt<br />
wird: Teambildung stände in der<br />
Chefetage der Pumpstation GmbH zuoberst<br />
auf der Liste der «Corporate Governance»,<br />
wenn es sie gäbe. Aber eine<br />
To-do-Liste für den ehrlichen, offenen,<br />
partizipativen Umgang mit den Mitarbeitenden<br />
brauchen die beiden nicht.<br />
Das haben die im Kopf. Und im Herzen.<br />
Michel und Flo, die beiden Chefs, wissen,<br />
was sie für eine fantastische Crew<br />
haben, und lassen sie das auch spüren.<br />
Nach einem Ausflug mit Gastrokollegen<br />
an die Fête des Vignerons waren<br />
sich Weber und Péclard auf dem Heimweg<br />
einmal mehr bewusst, welch grosses<br />
Glück sie mit ihrer Belegschaft haben<br />
und beschlossen spontan, das ganze<br />
Kader nach Nizza einzuladen. «Der Trip<br />
mit Flug und teurem Hotel, das extra<br />
für uns am Sonntag ein Dinner auf<br />
die Teller zauberte, hat ein paar Franken<br />
gekostet», bestätigt Péclard und<br />
fährt fort: «Dazu kamen eine nicht allzu<br />
kurze Privat party in einem Beach-<br />
Club sowie ein Ausflug mit drei Jachten<br />
zum berühmtesten Club auf der Insel<br />
Sainte-Marguerite.» Und darüber würden<br />
die meisten seiner Gastrokollegen<br />
nur den Kopf schütteln.<br />
«Aber was solls: Wir machten letztes<br />
Jahr 36 Millionen Umsatz, und davon<br />
blieb ein nicht unbedeutender Betrag<br />
übrig. Diesen Gewinn haben unsere<br />
Mitarbeiter erwirtschaftet, also sollen<br />
sie auch dabei sein, wenn ein Teil davon
2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
95<br />
ÜBER DIE PUMPSTATION<br />
Die Pumpstation Gastro GmbH wurde<br />
1998 von Michel Péclard gegründet.<br />
Sie ist in Kilchberg domiziliert<br />
und umfasst alle dreizehn Betriebe<br />
der Péclard-Gruppe. Gesellschafter<br />
sind Firmengründer Péclard und<br />
Florian Weber. Péclard, Jahrgang<br />
1968, ist gelernter Buchhalter. Seine<br />
Karriere in der Gastronomie startete<br />
er an einem Wurststand am Zürifest<br />
1994. Dieser Idee ist er an der Front<br />
von Gastrobetrieben treu geblieben:<br />
Grillgut steht im Zentrum des Angebots<br />
seiner Betriebe. Seine Beru-<br />
fung fand Péclard im Backoffice der<br />
Gastrobranche. Nach seinem erfolgreichen<br />
Abschluss an der Hotelfachschule<br />
Luzern wechselte er nahtlos<br />
auf die andere Seite der Schulbank;<br />
er ist bis heute Dozent für das Fach<br />
Buchhaltung an der Hotelfachschule<br />
Luzern. Dort begegnete er dem<br />
Studenten Florian Weber, geboren<br />
1985, dessen unternehmerische Begabung<br />
Péclard schnell erkannte,<br />
ihn in seinen Betrieb holte und kurze<br />
Zeit später zum Geschäftspartner<br />
machte.<br />
verbraten wird», so fair und klar umschreibt<br />
Péclard seinen Unternehmenserfolg.<br />
Und auch in diesem Fall: Das sei<br />
nicht einfach eine grosszügige Geste, sie<br />
zahle sich auch aus: «Die Mitarbeiter<br />
erzählen davon ihren Kolleginnen und<br />
Kollegen, die Branche weiss, dass wir in<br />
unseren Betrieben ein gutes und manchmal<br />
auch ausgelassenes Klima haben.<br />
Mit der Folge, dass wir seit Jahren keine<br />
Mitarbeiter mehr suchen müssen. Wir<br />
werden – auf jeder Stufe, in der Küche<br />
und im Service – überrannt von Interessenten.<br />
Die Leute wollen bei uns arbeiten,<br />
weil man hier gut verdienen kann<br />
und Anerkennung bekommt für einen<br />
engagierten Job.»<br />
Verdienen, so rechnet Florian vor, kann<br />
man, beispielsweise im Mönchhof, in<br />
der Tat «leicht über dem Durchschnitt»<br />
– wenn man bereit ist, alles zu geben:<br />
Da verdienen Mitarbeitende im Service<br />
keine Löhne, sondern sie erhalten acht<br />
Prozent des Bruttoumsatzes. Letzten<br />
Monat habe jemand 125 000 CHF<br />
Umsatz gemacht. Da blieben ihm über<br />
10 000 CHF Monatsverdienst. Bevor<br />
jetzt der Verdacht des Philanthropen<br />
aufkomme: von 125 000 CHF würden<br />
dem Unternehmen 115 000 CHF bleiben,<br />
und die Warenkosten, lacht Flo,<br />
seien bei Bratwurst, Fischknusperli<br />
und Kartoffelsalat überschaubar. Auch<br />
wenn sie – dank bei lokalen Produzenten<br />
eingekaufter Lebensmittel – höher<br />
sind, als kolportiert wird. Ein nicht zu<br />
unterschätzender Nebeneffekt: Menschen,<br />
die auf Umsatz arbeiten, sind<br />
kaum je krank. Nicht unbedingt erstaunlich!<br />
WEIHNACHTSESSEN «HALAL»<br />
Ist Péclard also vor allem ein guter Chef<br />
für Kader und Front? Im Gegenteil, Flo<br />
und Michel wissen, dass gerade die Zuverlässigkeit<br />
und die Leistungsbereitschaft<br />
der guten Seelen im Backoffice<br />
matchentscheidend sind für den Erfolg<br />
jedes Betriebes. Weihnachtsessen sind<br />
wichtig, aber oft – vor allem in multikulturellen<br />
Unternehmen – auch Anlässe,<br />
an denen sich Mitarbeitende aus anderen<br />
Kulturkreisen nicht immer wohl<br />
fühlen. Sie finden sich oft nicht zurecht<br />
mit den gabel- und messerreichen Gedecken,<br />
sie trinken keinen Alkohol, und<br />
es ist nicht immer klar, ob die Speisen<br />
«halal» sind. So kann sich die afghanische<br />
Community vielleicht ausgegrenzt<br />
fühlen, obschon sie beliebt und auch<br />
gross ist. Darum werden dieses Jahr<br />
die Outsider zu Insidern gemacht. So<br />
wie es im Mr. Samigo des befreundeten<br />
«In»-Gastronomen Sami Khouri (siehe<br />
auch S. 49 ff.) gehandhabt wird: Dort<br />
wird die ganze Belegschaft von einem<br />
afghanischen Buffet mit afghanischen<br />
Speisen und Getränken verwöhnt, und<br />
diesmal sind die afghanischen Mitarbeitenden<br />
die Stars, die Insider, diejenigen,<br />
die den anderen etwas Unbekanntes<br />
zeigen können – und nicht umgekehrt.<br />
Dadurch, davon ist Florian überzeugt,<br />
werde gegenseitiger Respekt und Verständnis<br />
zusätzlich steigen.<br />
Den gleichen Effekt haben die gemeinsamen<br />
Reisen. Weber: «Vor zwei Jahren<br />
waren wir mit sämtlichen 200 Mitarbeitenden<br />
zwei Tage in Rust. Übernachtung,<br />
Essen, Trinken, Party, Sackgeld<br />
für alle. Zwei Tage in einer völlig anderen<br />
Umgebung.» Auch Péclards Sohn<br />
war dabei, er hat ein halbes Jahr im Fischer’s<br />
Fritz geackert und sich dabei super<br />
angestellt.
96<br />
2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
ÜBER DIE 13 BETRIEBE DER PUMPSTATION<br />
Zusammen führen sie heute die<br />
Pumpstation, Coco Grill & Bar, Milchbar,<br />
Rooftop Restaurant und Pic-Chic<br />
in Zürich sowie Fischer’s Fritz, Restaurant<br />
Kiosk, The Beach Thalwil, Mönchhof<br />
am See, Portofino, Schiffstation<br />
und L’O rund um den Zürichsee. Exot<br />
ist seit 2015 der Alpenblick in Arosa.<br />
Die Pumpstation Gastro GmbH<br />
setzte 2018 mit 250 Angestellten<br />
rund 36 Millionen Franken um. Der<br />
in operativen Belangen risikofreudige<br />
Péclard ist, wenns ums Finanzielle<br />
geht, konservativ. Seine Bilanz weist<br />
null Franken Fremdkapital aus, genau<br />
gleich gross ist der Posten Goodwill:<br />
Péclard übernimmt neue Betriebe<br />
erst, wenn er sie aus dem Cashflow<br />
finanzieren kann und schreibt sie sofort<br />
auf CHF 1.– ab.<br />
Dreamteam innerhalb<br />
des Dreamteams: Chef<br />
Péclard (blau) mit seiner<br />
rechten Hand, Florian<br />
Weber.<br />
«Ich denke», sagt ein möglicherweise<br />
nicht ganz unbefangener Dariush Péclard,<br />
«der Grund für die wirklich gute<br />
Stimmung ist ganz klar der familiäre<br />
Umgang untereinander.» Auch wenn<br />
es mittlerweile dreizehn Betriebe sind,<br />
sorgt Péclard senior nach wie vor für eine<br />
sehr familiäre Führung. «Die Geschäftsführerinnen,<br />
Geschäftsführer und Mitarbeitenden<br />
gehen zusammen in den Ausgang<br />
oder an einem freien Tag zusammen<br />
abendessen, oder sie besuchen sich gegenseitig<br />
am Arbeitsplatz. Dadurch entsteht<br />
eine riesige Familie, in der man sich<br />
gegenseitig sowohl geschäftlich wie auch<br />
privat unterstützt, so Dariush. Kurz auf<br />
den Punkt gebracht: Aus Arbeit wird<br />
Vergnügen. «Und das schweisst mega zusammen!»<br />
DIE SACHE MIT DEM BLUTGELD<br />
Gerade auch bei Eröffnungen von Betrieben<br />
sehe man, was die enge Bindung<br />
konkret bedeute, doppelt Tom, der Venice-Beach-Heimkehrer,<br />
nach: «Alle Betriebe<br />
stellen bei Bedarf so viele Mitarbeitende<br />
wie möglich einem neuen<br />
Betrieb zur Verfügung. Und alle sind bereit,<br />
zusätzliche Schichten zu schieben,<br />
damit alles reibungslos weitergeht.» Das<br />
ist Teambildung à la Michel Péclard. Die<br />
bekannte Barfrau Jennifer Hunziker von<br />
der Rooftop-Bar – keine Frau grosser<br />
Worte – beschreibt das familiäre Feeling<br />
kurz und bündig: «Isch mega!»<br />
Es fühlt sich tatsächlich so an, wie Baba<br />
es formuliert, wenn er beim Lunch dem<br />
neben ihm sitzenden Journalisten die<br />
besten Häppchen in den Mund schiebt:<br />
«We are family!» Dabei lacht er schallend.<br />
Ach ja, das «Blutgeld». Vor einiger<br />
Zeit sei ein Mitarbeiter aus Somalia<br />
in Webers Büro gestürmt; er brauche<br />
10 000 Stutz. Für einen Abwascher<br />
eine ziemlich grosse Summe, die angesichts<br />
seines Lohns durchaus als unverhältnismässig<br />
bezeichnet werden kann.<br />
Er habe erklärt, dass sein Cousin in<br />
Soma lia in eine Blutrachegeschichte<br />
verwickelt sei und dass eines seiner<br />
Familienmitglieder gelyncht würde,<br />
wenn nicht umgehend 10 000 Franken<br />
Blutgeld bezahlt würden. «Wir bezahlten<br />
– und haben einen Mitarbeiter auf<br />
Lebenszeit gewonnen.» Einen glücklichen.<br />
WHO’S WHO<br />
Etwas fällt auf, wenn man sich anschaut,<br />
woher viele der Kadermitarbeitenden der<br />
Péclard-Gruppe stammen: Die Hotelfachschule<br />
Luzern dient als Talent-Pool.<br />
Und dann gibt es noch ein Wiedersehen<br />
mit einem alten Bekannten (Top-Chefkoch).<br />
Aber lesen Sie selbst:<br />
Auf dem Bild rechts fehlen Daniel Weist<br />
(GF Portofino), Theo Wernli (GF Kiosk),<br />
Zakariya Ibram (GF) und Cassius<br />
Oesch (KüChe) Fischer’s Fritz, Dominic<br />
Roulet (GF Beach Thalwil), Lena Luzi<br />
(GF Camping Fischer’s Fritz), Fernando<br />
Martig (GF Rooftop).
2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
97<br />
3<br />
16<br />
9<br />
17<br />
18<br />
2<br />
15<br />
4<br />
5<br />
7<br />
8<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
1<br />
6<br />
10<br />
1. Patrick Frischknecht:<br />
Küchenchef (KüChe) Coco, hat zuvor<br />
bei Daniel Humm (NY) und Gordon<br />
Ramsey (London) gearbeitet<br />
2. Tim Wetli:<br />
Geschäftsführer (GF) Coco, absolvierte<br />
die Hotelfachschule Luzern<br />
(HFL), zieht weiter und macht sich<br />
selbständig<br />
3. Shirley Amberg:<br />
Weinverantwortliche, Bankerin,<br />
Model. Organisiert Wein-Tastings,<br />
verantwortlich für Wein in der ganzen<br />
Gruppe<br />
4. Sven Rümmeli:<br />
KüChe im L’O, übernimmt damit erstmals<br />
eine Chef-Position<br />
5. Dominik Moser:<br />
Neuer GF im Coco, übernimmt von<br />
Tim, Absolvent HFL<br />
6. Charline Altmann:<br />
Eventverantwortliche, Absolventin HFL<br />
7. Jacky Donatz<br />
Langjähriger Chef FIFA-Restaurant<br />
Sonnenberg, Papa der Firma, ist bei<br />
allen Degustationen dabei, bringt<br />
Food-Ideen in die Firma und macht PR<br />
8. Andrea Friedli:<br />
GF Pic Chic – «Sie haben wir direkt<br />
vom Berg aus Arosa in die Stadt gebracht»,<br />
so Péclard<br />
9. Roman Panzl<br />
GF Milchbar, war dort zuerst im Service,<br />
dann Stv. und nun GF<br />
10. Jennifer Ann Hunziker<br />
Star der Bar-Szene, hat das Rooftop<br />
aufgebaut und das Barkonzept kreiert;<br />
verantwortlich für die Bars in allen<br />
Betrieben<br />
11. Fabio Tripolt<br />
GF L’O, Hotelfachschule Zürich, erst<br />
Koch, dann Stv. im Fischer’s Fritz, Eröffnung<br />
Rooftop, heute GF Milchbar<br />
12. Florence Meier<br />
GF Pumpstation – Hochschulabsolventin,<br />
«die einzige Fachkraft, die<br />
Baba aushält!»; ehemalige Service-<br />
Mitarbeiterin in verschiedenen Betrieben,<br />
Quereinsteigerin<br />
13. Seraina Brenn<br />
Personalverantwortliche aller Betriebe,<br />
kommt direkt vom Tschuggen Arosa<br />
14. Jenny Frenademez<br />
GF Schiffstation, vorher Stv. und GF Kiosk<br />
15. Thomas Schwörer<br />
KüChe im Rooftop, war vorher im<br />
Coco und anderen Betrieben, kreativer<br />
Kopf in der Küche, Stages in Venice<br />
(vegan) und Japan (Sushi)<br />
16. Florian «Flo» Weber<br />
Co-Geschäftsführer und Mitinhaber<br />
der Pumpstation Gastro GmbH, der<br />
kühle Kopf der Gruppe, Alter Ego<br />
von Péclard, analog Florence Meier:<br />
«Der Einzige, der es mit Michel<br />
aushält!»<br />
17. Baba<br />
«The one and only», Chef der<br />
Pumpstation<br />
18. Michel Péclard<br />
Buchhalter; aber eigentlich: Initiant,<br />
Inspirator und Mehrheitsinhaber der<br />
Pumpstation Gastro GmbH<br />
19. Dariush Péclard<br />
Stv. Fischer’s Fritz, Quereinsteiger,<br />
«Naturtalent» (siehe Bild S. 93, in der<br />
Mitte)<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
98 2.4 KOPF-SACHE HEADHUNTING<br />
KÖNIG DER<br />
KORKEN<br />
Marc Almert ist keine 30 und schon bester Sommelier<br />
der Welt. Zu verdanken hat er das seiner grossen<br />
Leidenschaft für Wein, einem leichten Hang zur<br />
Pedanterie und einem unglaublichen Talent zum<br />
Tetris-Spielen.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS BAUR AU LAC, JEAN BERNARD, ZVG<br />
Achtung, Spoiler-Alarm: Alter Wein<br />
ist nicht zwingend besser als junger.<br />
Das gilt übrigens auch für Weinkellner.<br />
Bester Beweis dafür: Marc Almert. Der<br />
28-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren<br />
Chef-Sommelier im Sterne-Restaurant<br />
Pavillon im Zürcher Baur au<br />
Lac und seit diesem März Sommelier-Weltmeister.<br />
Dass der gebürtige<br />
Kölner heute fast alles über Wein, Spirituosen<br />
und Bier weiss und Klassiker<br />
in Sekundenschnelle an Geruch und<br />
Geschmack erkennt, ist umso erstaunlicher,<br />
wenn man weiss, was er vor zehn<br />
Jahren am liebsten trank: Tee. Aber von<br />
Anfang an.<br />
MEHR ALS EIN WEINKELLNER<br />
Mit sieben wollte Marc Almert Physiker<br />
werden. «Irgendwann realisierte<br />
ich aber, dass mein Interesse an Mathematik<br />
und Aerodynamik nicht gross<br />
genug war, um mich 50 Jahre damit zu<br />
beschäftigen.» Da seine Eltern ihm die<br />
Freude an gutem Essen und Reisen vererbten,<br />
er früh eine Affinität für Sprachen<br />
hatte und den Umgang mit Menschen<br />
liebte, entschied er sich für das<br />
Hotelfach.<br />
Steile Karriere dank<br />
präziser Nase:<br />
Sommelier-Weltmeister<br />
Marc Almert.
2.4 KOPF-SACHE HEADHUNTING<br />
99<br />
Marc Almert in<br />
seiner gewohnten<br />
Arbeitsumgebung:<br />
Baur au Lac in<br />
Zürich.<br />
«Wein sagte mir damals wenig», erinnert<br />
sich Almert. Bei seiner Ausbildung,<br />
die ihn durch Fünfsternehäuser in ganz<br />
Deutschland führte, änderte sich das. Er<br />
schreibt dies seiner «leichten Veranlagung<br />
zu Perfektionismus und Pedanterie»<br />
zu. «Ich wollte verstehen, warum mir<br />
der eine Wein schmeckt und der andere<br />
weniger.» Auf der Suche nach der Antwort<br />
wuchs seine Leidenschaft für den<br />
Rebensaft. Ein Sommelier ist allerdings<br />
mehr als ein Weinkellner. Er kümmert<br />
sich um alles, was der Gast im Restaurant<br />
geniesst: Wasser, Kaffee, Tee, Wein,<br />
Bier, Spirituosen, Zigarren und das Essen<br />
als solches gehören zu seinem Fachgebiet.<br />
DEN GAST IM HINTERKOPF<br />
Dank Vorgesetzten, die ihn forderten und<br />
förderten, begann Marc Almert nach seiner<br />
Ausbildung an Wettbewerben teilzunehmen.<br />
Anfänglich etwas widerwillig.<br />
«Doch ich merkte, dass mir die Vorbereitung<br />
half, ein besserer Sommelier zu werden<br />
und Gäste besser zu beraten.» Man<br />
sei gezwungen, seinen inneren Schweinehund<br />
zu überwinden und sich noch<br />
vertiefter mit der Materie auseinanderzusetzen.<br />
Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft<br />
im März hiess das: anderthalb<br />
Jahre lang – neben der Arbeit – täglich<br />
Karteikärtchen mit Theorie zu büffeln<br />
und so viel Wein, Spirituosen und Bier<br />
wie möglich zu «verkosten», um beim Erkennen<br />
von Getränk, Herkunft und Jahrgang<br />
routinierter und schneller zu werden.<br />
«Ich habe pro Woche 100 bis 200 Getränke<br />
probiert – und hatte teilweise bis zu 500<br />
Flaschen zuhause.» Moment! 500 Flaschen<br />
Wein – in einer kleinen Zürcher Mietwohnung?<br />
«In meinem Keller», sagt Almert<br />
und schmunzelt verschmitzt. «Wenn<br />
man ein guter Tetris-Spieler ist, kommt<br />
man mit wenig Stauraum sehr weit.»<br />
Trotz seiner akribischen Vorbereitung auf<br />
die WM in Antwerpen hätte er nie mit<br />
einem Sieg gerechnet. «Der Titel kam für<br />
mich völlig überraschend – und war ‹lifechanging›»,<br />
sagt Almert und strahlt. Und<br />
doch hat er sich schon das nächste Ziel<br />
gesetzt: das Bestehen der vierten und<br />
letzten Stufe zum Master-Sommelier.<br />
Die Durchfallquote bei der schwierigsten<br />
Prüfung seines Metiers liegt bei 97 %.<br />
Nur 262 Sommeliers weltweit tragen den<br />
begehrten Titel.<br />
WINESELLING IST STORYTELLING<br />
Marc Almert hat inzwischen ein enzyklopädisches<br />
Wissen im Kopf zusammengestapelt.<br />
Bei der Begegnung mit dem<br />
Gast sei aber vor allem Einfühlungsvermögen<br />
gefragt, um zu spüren, wie viel Beratung<br />
er will und welche Erwartungen er<br />
hat. «In der Regel gilt: Ihn interessiert oft<br />
mehr, woher ein Wein kommt und wozu<br />
er geschmacklich passt als der analytische<br />
Tannin- oder Alkoholgehalt.» Darum<br />
empfiehlt der Sommelier allen, die ihren<br />
Gästen ein besseres Weinerlebnis bieten<br />
wollen, neben Online-Kursen und Weinliteratur<br />
mehr zu reisen. Eine Weinregion<br />
zu besuchen, mit den Winzern zu reden,<br />
ihre Weine zu verkosten und dazu lokale<br />
Speisen zu probieren, sei die beste Weiterbildung.<br />
Denn: «Wineselling ist Storytelling.»<br />
Und wie lassen sich Geschichten<br />
überzeugender erzählen, als wenn man sie<br />
erlebt hat?<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
100 LABELREPORTAGE<br />
UMSATZSTEIGE-<br />
RUNG DANK<br />
GARTENMÖBELN<br />
Eine einladende Gartenwirtschaft mit hochwertigen Gartenmöbeln<br />
ist nebst guter Küche die beste Visitenkarte für jeden Gastro-Betrieb<br />
und Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. Vorausschauende<br />
Gastronomie- und Hotelunternehmen sollten sich daher schon jetzt<br />
Gedanken machen, wie eine optimale Aussenmöblierung aussehen<br />
könnte, und diese rechtzeitig in die Budgetierung der nächsten Saison<br />
einfliessen lassen.<br />
TEXT HUNN GARTENMÖBEL AG<br />
FOTOS HUNN GARTENMÖBEL AG<br />
Hunn Gartenmöbel AG in Bremgarten<br />
weiss genau, worauf es ankommt: 30 Jahre<br />
Erfahrung und die grösste ganzjährige<br />
Auswahl der Schweiz auf 2500 m 2 Ausstellungsfläche<br />
sprechen für sich. Der<br />
ideale Ort, um verschiedenste Gartenmöbel<br />
anzuschauen, zu vergleichen und<br />
einem ersten (Sitz-)Test zu unterziehen.<br />
QUALITÄT ZAHLT SICH AUS<br />
Hochwertige und absolut wetterfeste<br />
Gartenmöbel sind im Gastronomiebereich<br />
Pflicht, denn diese müssen tagtäglich<br />
erhöhter Beanspruchung nicht<br />
nur optisch, sondern vor allem qualitativ<br />
standhalten können. Der Qualitätsunterschied<br />
von günstigen Gartenmöbeln zu<br />
hochwertigem Mobiliar ist für manche<br />
auf den ersten Blick vielleicht schwer zu<br />
erkennen, doch der Qualitätsunterschied<br />
ist schon nach kurzer Zeit spür- und<br />
sichtbar. Die Investition in hochstehende<br />
Gartenmöbel ist nachhaltig und zahlt sich<br />
viele Jahre aus.<br />
WELCHE GARTENMÖBEL<br />
FÜR DIE GASTRONOMIE?<br />
Eine optimale Bedürfnisabklärung und<br />
eine allfällige Bemusterung vor Ort<br />
Rathaus Café,<br />
Zürich<br />
TIPPS FÜR DIE ANSCHAFFUNG VON GARTENMÖBELN<br />
1. Absolute Wetterfestigkeit der<br />
Möbel ist ein Muss.<br />
2. Funktionalität (klappbar, stapelbar<br />
etc.) und Verarbeitung<br />
(reissfest, bruchsicher, farbecht)<br />
müssen besonders hochwertig<br />
sein. Testen Sie die Möbel vor<br />
Ort in vertrauter Umgebung.<br />
3. Suchen Sie einen Lieferanten,<br />
der Möbel lange im Sortiment<br />
behält, damit Ersatzteile auch in<br />
ein paar Jahren noch erhältlich<br />
sind oder Nachbestellungen getätigt<br />
werden können.<br />
4. Überdurchschnittliche Garantiezeiten<br />
und optimaler Kundenservice<br />
nebst einem fairen<br />
Anschaffungspreis. Nach spätestens<br />
zwei Jahren werden Sie<br />
dankbar sein dafür.<br />
5. Klare Bedürfnisabklärung, Beratungs-<br />
und Bemusterungstermin<br />
mit einem Spezialisten<br />
vor Ort.
LABELREPORTAGE<br />
101<br />
Hotel Holiday Inn,<br />
Bern<br />
sollte jeder Gastronom in Betracht ziehen.<br />
Neues Gartenmobiliar kann auch<br />
in Etappen angeschafft werden, um die<br />
Kosten zu reduzieren. Stellen Sie dafür<br />
vor dem Kauf sicher, dass der Lieferant<br />
die Produkte über mehrere Jahre an<br />
Lager führt. Vielleicht sind Ihre Gartentische<br />
in die Jahre gekommen und<br />
müssen ersetzt werden? Klären Sie vorgängig<br />
ab, ob allenfalls nur die Tischplatten<br />
ersetzt werden können, wenn<br />
die Tischfüsse noch in Ordnung sind,<br />
und ersparen Sie sich dadurch hohe,<br />
unnötige Neuanschaffungskosten.<br />
DAS RICHTIGE MATERIAL<br />
Weiter ist der Standort der Möbel entscheidend.<br />
Stehen die Gartenmöbel<br />
an einem Pool oder einem exponierten<br />
Platz mit viel Wind oder enormer<br />
Sonneneinstrahlung? Wie hoch sind<br />
die Temperaturunterschiede? Nicht jedes<br />
Material oder jedes Produkt sind<br />
gleichermassen geeignet. Mit reiner<br />
«Online-Recherche» ist es nicht getan,<br />
vor allem wenn es um grössere Mengen<br />
und hohe Summen geht. Vergleichen<br />
und testen Sie das Mobiliar im eigenen<br />
Betrieb vor Ort, denn nur so kann<br />
entschieden werden, ob sich das künftige<br />
Mobiliar optimal in die Umgebung<br />
einfügt und ein harmonisches Gesamtbild<br />
erzeugt. Auch die Funktionalität<br />
der Gartenmöbel und Sonnenschirme<br />
kann bei der Bemusterung vor Ort optimal<br />
getestet werden, auch unter Einbezug<br />
der Mitarbeitenden des Betriebs,<br />
welche die Möbel später täglich bedienen.<br />
Müssen die Gartentische klappbar<br />
sein, die Stühle stapelbar und die<br />
Schirme mit einem Handgriff zu öffnen,<br />
diese Kriterien klärt man am besten<br />
vorgängig ab, um schlussendlich die<br />
richtige Wahl zu treffen.<br />
EXKLUSIVITÄT –<br />
HEBEN SIE SICH AB<br />
Gartenmöbel sollen nicht nur schön,<br />
sondern auch komfortabel sein. Für<br />
den Gast wie für den Gastgeber. Hunn<br />
Gartenmöbel spezialisierte sich von Beginn<br />
an ausschliesslich auf Gartenmöbel.<br />
Mit innovativen Materialien und<br />
neuen Designs folgt das Unternehmen<br />
dem Trend der Zeit. Ob altbewährte<br />
Klassiker, trendig-urban oder topmodern,<br />
das Angebot ist sehr vielfältig und<br />
kombinierbar. Bei Hunn werden nicht<br />
nur sämtliche Produkte auf ihre Gastro-Tauglichkeit<br />
geprüft, sondern auch<br />
viele von Beginn weg vom erfahrenen<br />
Hunn-Team mitentwickelt. Dadurch<br />
kann Hunn viele Modelle schweizweit<br />
exklusiv anbieten, ein klarer Vorteil,<br />
wenn man sich als Gastronom von den<br />
Mitbewerbern abheben will.<br />
Hunn Gartenmöbel AG<br />
Fischbacherstrasse 15, 5620<br />
Bremgarten<br />
www.hunn.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Tel Aviv sehen – und<br />
geniessen. Das haben wir<br />
auf unserer Trendtour<br />
gemacht. Ab Seite 116.
TREND-SACHE<br />
3<br />
3.1 Trending Topic<br />
Handel goes Gastro 104<br />
Die Europäisierung der levantinischen Küche 112<br />
3.2 Trendtour<br />
Le Chaim Tel Aviv! 116<br />
3.3 Buzzword<br />
Buzzword: Micro-Living 122<br />
Micro-Living: Das Zuhause auf Zeit 124<br />
3.4 Mixology<br />
Eine Bar bringt Leben ins Hotel 126
104 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
HANDEL<br />
GOES<br />
GASTRO<br />
Mit Frischesortimenten zum Sofortverzehr stossen Händler<br />
in Deutschland zunehmend in das Revier der Take-away-<br />
Anbieter vor. Diese werden nicht nur im Supermarkt selbst,<br />
sondern immer häufiger auch in eigenen Convenience-<br />
Store-Formaten dort platziert, wo die Kundschaft sich<br />
schnell und unkompliziert versorgen will.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
Imbisse in der Vorkassenzone sind ebenso<br />
wie Champagnerbars in der Delikatessenabteilung<br />
seit Jahrzehnten Alltag für Millionen<br />
Kunden. Doch seit einigen Jahren<br />
drängt der Lebensmittelhandel mit frischen<br />
Ideen aufs Foodservice- Terrain, um<br />
unverwechselbare Einkaufs erlebnisse zu<br />
schaffen und sich so gegen die Onlinekonkurrenz<br />
zu behaupten. Sushi- Stationen,<br />
Saft- und Suppenbars oder sogar<br />
Steak-Konzepte sollen als Image-, Umsatz-<br />
und Frequenzbringer im unbarmherzigen<br />
Wettbewerb der von Preisdruck<br />
gebeutelten Branche einen Vorteil verschaffen.<br />
Für Deutschland beziffert das<br />
EHI-Handelsinstitut den Umsatz der<br />
Retailbranche mit Foodservice über alle<br />
Formate hinweg – vom Kaufhaus über<br />
Supermärkte und Shoppingcenter bis<br />
hin zu Mode- und Möbelhäusern – auf<br />
rund 10 Milliarden Euro brutto, generiert<br />
mit etwa 37 Millionen Kunden und<br />
Kundinnen an rund 35 000 Verkaufsstellen.<br />
Die Kölner Experten haben in<br />
einer umfangreichen Studie zur Konsumentensicht<br />
mit 6500 Teilnehmenden<br />
heraus gefunden, dass jeder Gast in<br />
der Handels gastronomie pro Monat im<br />
Schnitt 22 Euro ausgibt.
Detailhändlerin<br />
Coop ist schon<br />
lange nicht<br />
mehr bloss ein<br />
Supermarkt.
106 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
50 Prozent aller Käufer frischer, verzehrfertiger<br />
Speisen im Handel erklärten<br />
demnach, dies mit einem Einkauf anderer<br />
Produkte zu verbinden. In rund der<br />
Hälfte der Fälle geschieht dies laut der<br />
Studie übrigens zur Mittagszeit. Im Fokus<br />
stehen nach wie vor Speisen, die auch<br />
im Stehen oder Gehen gegessen werden<br />
können und die in der Regel relativ günstig<br />
sind: Brötchen, Sandwiches, Wraps,<br />
Döner oder Bratwürste.<br />
SUPERMARKT DER<br />
NEUEN GENERATION<br />
Eine deutsche Benchmark für Gastronomie<br />
im Lebensmitteleinzelhandel öffnete<br />
im vergangenen März in Düsseldorf ihre<br />
Türen: Edeka-Händler Zurheide schuf<br />
auf mehr als 10 000 Quadratmeter Fläche<br />
einen Gourmettempel, der seinesgleichen<br />
sucht. «Künftig wird es immer mehr darum<br />
gehen, den Endverbrauchern ein<br />
inszeniertes Einkaufserlebnis zu bieten»,<br />
erklärt Heinz Zurheide das Konzept seines<br />
«Supermarkts der neuen Generation».<br />
«Man kommt nicht mehr nur zu uns, weil<br />
man einkaufen will, sondern weil man etwas<br />
erleben und sich kulinarisch inspirieren<br />
lassen möchte.»<br />
Champagner Club<br />
Bar in Düsseldorf:<br />
Hier zelebriert<br />
Edeka-Händler<br />
Zur heide die Vielfalt<br />
der Champagne.
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
107<br />
Neues Markthallenkonzept<br />
des<br />
deutschen Grossflächenhändlers<br />
Real.<br />
Insgesamt locken elf gastronomische<br />
Einheiten die Feinschmecker. Highlight<br />
ist das jährlich veranstaltete Gourmetfestival:<br />
Mehr als 20 Sterne- und Spitzenköche,<br />
darunter die Legenden Dieter<br />
Müller und Harald Wohlfahrt, kredenzten<br />
im März <strong>2019</strong> etwa 1800 Gästen erlesenste<br />
Speisen auf höchstem Niveau.<br />
Niggemann weiss: «Vielen Händlern<br />
fehlt die gastronomische Kompetenz. Sie<br />
erwarten, ausgehend von relativ hohen<br />
Brutto deckungsbeiträgen, vom Foodservice-<br />
Geschäft gute Profite. Doch das<br />
ist ein grosser Irrtum, denn Handel und<br />
Gastronomie funktionieren sehr unterschiedlich.»<br />
HÄNDLERN FEHLT DIE<br />
GASTRONOMISCHE KOMPETENZ<br />
Zurheide treibt damit einen Trend auf<br />
die Spitze, der vor allem selbstständige<br />
Händler seit einiger Zeit eigene gastronomische<br />
Versuche starten lässt. Auch<br />
Grossflächenhändler Real entwickelte<br />
ein eigenes Markthallenkonzept mit einer<br />
Gastro-Piazza samt rund 100 Sitzplätzen,<br />
das bislang dreimal, in Krefeld,<br />
Braunschweig und jüngst in Balingen,<br />
realisiert wurde. Die Abkehr vom reinen<br />
Versorgerprinzip hin zum emotional aufgeladenen<br />
Wohlfühlort ist aus Kundensicht<br />
durchaus attraktiv. Durch die hohen<br />
Kosten für komplexe Abläufe und<br />
Strukturen scheinen positive wirtschaftliche<br />
Erträge jedoch dort kaum erzielbar.<br />
Ein häufiges Problem in der Retailbranche,<br />
wie Branchenkenner Herwig<br />
VERKNÜPFUNG VON HANDEL UND<br />
GASTRONOMIE IN DER SCHWEIZ<br />
«In der Schweiz sehen wir vor allem an<br />
Hochfrequenzstandorten eine Integration<br />
von Gastronomie an vormals reinen Einzelhandelsstandorten,<br />
wobei die Grenzen<br />
mehr und mehr verschwimmen», sagt<br />
Dr. Florian Schmid, Managing Director<br />
beim Schweizer Consulting-Unternehmen<br />
Retail Intelligence. Vielerorts finden<br />
sich heute Retail-Gastro-Hybride für die<br />
unkomplizierte Versorgung mit verzehrfertigem<br />
Essen. Sie sind die Antwort auf<br />
die zunehmende Entgrenzung der Lebensbereiche<br />
und wachsende Mobilität<br />
der Bevölkerung.<br />
Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist<br />
das neue Migros-Konzept «Food Station»<br />
am Hauptbahnhof Zürich.
108 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Auch bei der Migros<br />
stehen gastronomische<br />
Angebote<br />
hoch im Kurs:<br />
Produkte aus dem<br />
Daily-Sortiment.<br />
Hier koexistieren ein Migros-Supermarkt,<br />
ein Alnatura-Bio-Markt und<br />
verschiedene Gastronomiekonzepte an<br />
einem Food Court mit rund 60 Plätzen.<br />
Erklärtes Ziel des Betreibers ist<br />
die Verbindung von Einkaufen mit entspanntem<br />
Essen. In der «Welle 7» der<br />
Migros Aare laden ebenfalls nationale<br />
und internationale Systemgastronomiekonzepte<br />
wie KFC, Dunkin’ Donuts,<br />
Cha Cha Thai und Sam’s Pizza<br />
Land die Shopper zum Verweilen und<br />
Verschnaufen ein.<br />
GESCHICKTE<br />
VERKNÜPFUNG BEI COOP<br />
Wie eine geschickte Verknüpfung von<br />
Handel und Gastronomie auch aussehen<br />
kann, zeigt der andere Schweizer Detailhandelsriese<br />
Coop. Das Unternehmen<br />
lancierte 2017 das italienische Convenience-<br />
und Feinkost-Format «Sapori<br />
d’Italia» mit Sitzplätzen zum Sofortverzehr<br />
von Salaten, Focaccia und Kaffee.<br />
Vier Standorte gibt es bis dato, kürzlich<br />
folgte der Schritt in die Supermarktregale:<br />
Rund 100 italienische Spezialitäten<br />
bereichern seither unter der Marke<br />
das Feinkostsortiment des Händlers.<br />
Auch das Convenience-Format «Coop<br />
to go» mit einem Take-away-Sortiment<br />
vom Hot Panini und Müesli über Saft<br />
und Kaffee bis hin zum Smoothie ist<br />
auf Expansionskurs. Dahinter steht die<br />
Erkenntnis: Das dem Handel sehr viel<br />
vertrautere (und verwandtere) Geschäft<br />
mit fertig zubereiteten Grab-and-go-<br />
Produkten ist häufig Erfolg versprechender<br />
als aufwendige Full service-<br />
Formate. Viele Händler, darunter auch<br />
die deutsche Rewe Group mit ihrem<br />
an mehr als 200 Aral-Tankstellen ausgerollten<br />
Rewe-to-go-Konzept, entwickeln<br />
deshalb unter der eigenen Marke<br />
Convenience-Store-Konzepte, die der<br />
Kundschaft dort, wo sie ohnehin vorbeikommt,<br />
unkomplizierte Optionen<br />
bieten und häufig auch als Notversorger<br />
ausserhalb der Ladenöffnungszeiten<br />
dienen.<br />
NEUES DIGITAL-<br />
KONZEPT VON VALORA<br />
Die Schweizer Migros hat den Trend<br />
ebenfalls erkannt. Sie hat das 2016<br />
lancierte Ultrafrische-Format «Migros<br />
Daily» ins Rennen um die Kundengunst<br />
geschickt, und dies an bereits<br />
rund 270 Standorten, die meisten davon<br />
in Supermärkten. Die Speisen variieren<br />
und sind von internationalen<br />
Foodtrends inspiriert. Sie eignen sich<br />
sowohl als vollwertige Mahlzeiten als<br />
auch zum Snacken zwischendurch. «An<br />
gut frequentierten Standorten werden<br />
sie vor Ort hergestellt, an anderen angeliefert»,<br />
berichtet Sprecher Sebastian<br />
Senn.<br />
Kioskspezialistin Valora ist an ihren<br />
Verkehrsstandorten längst auch als<br />
Anbieterin von «Foodvenience» aktiv.<br />
Und damit durchaus zukunftsweisend:<br />
Kürzlich testete das Unternehmen am<br />
Zürcher Hauptbahnhof drei Wochen<br />
lang ein digitales Convenience-Store-<br />
Konzept: Die Avec-X-Box und der<br />
Future Store Avec X erprobten und<br />
erkundeten die neuesten Food-to-go-<br />
Trends sowie innovative digitale Module.<br />
Kunden und Kundinnen konnten<br />
frische Tee-, Salat- und Müesli-Kreationen<br />
individuell zusammenstellen.<br />
Eine App regelte den Einlass sowie das<br />
kassenlose Bezahlen. Der Rollout der<br />
Avec-X-Box in der Schweiz ist bereits<br />
beschlossen.
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
109<br />
Neue Food-to-go-<br />
Konzepte dort<br />
ausprobieren, wo<br />
viele Menschen<br />
sind: Eine Avec-<br />
Box im Zürcher<br />
Hauptbahnhof.
110<br />
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Supermarkt der<br />
neusten Generation:<br />
Ans Zurheide-<br />
Gourmet-Festival geht,<br />
wer etwas erleben<br />
und geniessen will.<br />
DER DRUCK AUF<br />
RESTAURANTS STEIGT<br />
Schmid erwartet, dass auch Drogeriemärkte<br />
mit grösserem Foodsortiment<br />
sowie zu einem späteren Zeitpunkt<br />
auch Discounter in den schnell<br />
wachsenden Markt drängen werden,<br />
wie es in Deutschland Penny mit seinem<br />
wachsenden To-go-Sortiment und<br />
Drogist Budni mit einem integrierten<br />
Café bereits vormachen. «Der Druck<br />
auf die etablierten Restaurants wird steigen.»<br />
Er warnt Händler allerdings davor,<br />
Gastro nomie als Wundermittel gegen<br />
die Online konkurrenz zu verstehen.<br />
«Man muss immer ganz genau hinsehen,<br />
welches Konzept an welchem Standort<br />
mit welcher Kundenstruktur funktionieren<br />
kann. Und ob sich Flächen nicht tatsächlich<br />
profitabler nutzen lassen.»<br />
praxistaugliches Take-away-System für<br />
das eigene Angebot etablieren!», empfiehlt<br />
Niggemann. Als Vorbild nennt er<br />
The Cheesecake Factory in den USA:<br />
«Dort können Kunden ihre gewünschten<br />
Speisen vorab online bestellen und dann<br />
unkompliziert im Restaurant abholen.»<br />
Entscheidend: Pünktlichkeit und geeignete<br />
Verpackungen, die das Essen<br />
warm und appetitlich halten. «So lasten<br />
Gastro nomen ihre Küche besser aus und<br />
bekommen ein Stück vom wachsenden<br />
Unterwegs-Umsatz ab.»<br />
Für die mobilen Esser von heute und<br />
morgen zählt neben Frische und Qualität<br />
vor allem eines: die bequeme Verfügbarkeit.<br />
Der Kampf um diese Zielgruppe<br />
ist eröffnet. Es gewinnt derjenige, der das<br />
attraktivste Angebot macht.<br />
ES ZÄHLT DIE BEQUEMLICHKEIT<br />
Die neue Konkurrenz aus dem Handel<br />
bedeutet nicht nur für Fast-Food-<br />
Anbieter, sondern wegen der höheren<br />
Mehrwertsteuersätze auf gastronomische<br />
Dienst leistungen oftmals auch für<br />
klassische Restaurants ein Ärgernis. Wie<br />
reagieren? «Mitmischen und selbst ein<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
112<br />
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
DIE EUROPÄI-<br />
SIERUNG DER<br />
LEVANTINISCHEN<br />
KÜCHE<br />
Die traditionelle Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptgang und<br />
Dessert ist Vergangenheit. Zu diesem Schluss kommt die Food-<br />
Studie 2020, und verkündet als Folge davon den Siegeszug der Mimas:<br />
Mini-Mahlzeiten. Das kommt der orientalischen Verpflegungsart<br />
entgegen. Nicht verwunderlich, ist sie zurzeit so beliebt.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS ZVG<br />
Hinter dem Akronym Mima verbirgt<br />
sich, was früher als Snack in gastronomisch<br />
bescheidener Form der schieren<br />
Sättigung diente und sich unabhängig von<br />
Ort und Zeit verschlingen liess: Mini-<br />
Mahlzeiten. Mit zunehmender Sorge um<br />
Umwelt und Gesundheit bei gleichzeitig<br />
gestiegenem Anspruch an Geschmack,<br />
Originalität und Varietät sind diese<br />
Mimas zu exquisiten Leckerbissen geworden:<br />
Poké- oder Buddha-Bowls, japanische<br />
Bento-Lunchboxen, spanische<br />
Tapas, levantinische Mezze.<br />
Der Wandel vom «Fast Food» zum «Fast<br />
Good» ist aber nicht nur Ausdruck einer<br />
hedonistischen Geisteshaltung und<br />
der Lust auf Neues. Dieser Wandel trägt<br />
auch dem Bedürfnis Rechnung, sich gesund<br />
zu ernähren, das Essen zu geniessen<br />
sowie nur nachhaltig und fair produzierte<br />
Nahrungsmittel zu konsumieren. Gesundheit,<br />
Nachhaltigkeit und Fair Trade<br />
bedeuten im Zeitalter der Flexitarier soviel<br />
wie: Weniger Fleisch und Fisch. Der<br />
weitaus grösste Teil der Mimas besteht<br />
heute denn auch überwiegend aus pflanzlichen<br />
Produkten.
Einblick ins Yalda. Der<br />
Name stammt aus dem<br />
Persischen und steht für<br />
die «Nacht der Liebenden»<br />
– ein Fest, das zur<br />
Wintersonnenwende<br />
gefeiert wird.<br />
113
114 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Impression aus dem Yalda<br />
im Zürcher Einkaufszentrum<br />
Sihlcity.<br />
Völlig unabhängig von diesem Foodtrend<br />
hat sich gleichzeitig das einst ehegefährdende<br />
Wildern im Teller des Gatten zum<br />
neuen Essritual gemausert: Sharing ist<br />
das Stichwort nicht nur beim Auto und<br />
bei Airbnb, sondern auch beim Naschen<br />
im Teller des Tischnachbarn.<br />
IDEAL FÜR DIE<br />
«GENERATION MAYBE»<br />
Dass sich die orientalisch-levantinische<br />
Küche definitiv als heisseste Kulinariknummer<br />
der Gegenwart etabliert hat,<br />
verdankt sie aber auch gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen, denen die orientalische<br />
Küche beinahe perfekt entgegenkommt:<br />
Weil orientalische Mezze nicht nur als<br />
schnelle Singlemahlzeit zwischendurch<br />
taugen (Mima!), bilden sie in ihrer üppigen<br />
Reichhaltigkeit die ideale Alternative<br />
zum karnivoren Barbecue vergangener<br />
Zeiten. Und, wichtig: Die<br />
Generation der trendrelevanten Twens<br />
wird oft «Generation Maybe» genannt.<br />
Weil sie sich dadurch auszeichnet, dass<br />
sie sich stets alle Türen offenhält – auch<br />
dank Social Media. Essen: Mit wem?<br />
Wohin? Kommt noch ein besseres Angebot?<br />
Hat jemand eine bessere Idee?<br />
Sind Vegis oder Veganer dabei? Was soll<br />
man bestellen? Wäre etwas anderes vielleicht<br />
leckerer?<br />
DIE KÜCHE AUS DEM<br />
ORIENT ALS ANTWORT<br />
Die Antwort auf alle diese Fragen heisst:<br />
levantinische Küche. Man kann sich einen<br />
Teller zusammenstellen, auf dem alle<br />
Komponenten Platz haben, auf die man<br />
Lust hat. Für sich alleine oder eben zum<br />
Teilen. Viele gemeinsam können ein paar<br />
Teller zusammenstellen, die sich ergänzen<br />
und für alle etwas bieten. Diese Küche erlaubt<br />
Freiheiten beim Essen, bei der Abfolge<br />
und Komposition der Speisen und sogar<br />
bei der Dauer, wie lange man in einem<br />
Restaurant verweilen will. Der dies sagt,<br />
ist Daniel Kehl, das eine der beiden Gewürze<br />
der Firma Two Spice. Er und sein<br />
Geschäfts partner zeichnen verantwortlich<br />
für die erfolgreichen orientalischen Restaurants<br />
Yalda. Ob einer mehr oder weniger<br />
mitisst, spielt keine Rolle, und entscheiden<br />
muss man sich eh nicht, denn<br />
es kommt einfach alles auf den Tisch –<br />
auch vegane Gerichte. Alles wird geteilt,<br />
«shared plates» sind in der Gastronomie<br />
gerade en vogue. Diese Form des Miteinander<br />
– so behauptete es die Aargauer<br />
Zeitung – soll uns sogar «zu besseren Mitmenschen<br />
machen». Die Levante- Küche,<br />
schreibt die Gastrojournalistin Barbara<br />
Schindler (siehe Schindlers Artikel in diesem<br />
Heft auf S. 8, 54 und 104) in ihrer Rezension<br />
des neusten Buches des Jerusalemer<br />
Kochbuchautors Yotam Ottolenghi,<br />
werde auch deswegen zum Trend der Foodszene,<br />
weil sie nicht nur aufregend anders,<br />
abwechslungsreich und gesund sei, sondern<br />
vor allem, weil sie ideal sei zum Teilen und<br />
zum kommunikativen Beisammensein.<br />
OTTOLENGHI DER BRÜCKENBAUER<br />
Ob Kochikone Ottolenghi mit seinen<br />
Londoner Restaurants und Delis und seinen<br />
zahlreichen und viel beachteten Kochbüchern<br />
für den Siegeszug der levantinischen<br />
Küche in Westeuropa Huhn oder<br />
Ei ist, bleibt unklar. Sicher aber hat der in<br />
Isra el aufgewachsene, charismatische Sohn<br />
einer deutschen Mutter und eines Florentiner<br />
Vaters einen wichtigen Beitrag zur<br />
schnellen Akzeptanz der exotischen Köstlichkeiten<br />
beigetragen. Entscheidend ist<br />
der unangestrengte Eklektizismus, mit dem<br />
Ottolenghi die – gemüsearme – israe lische<br />
Küche mit der opulenten, aber religiö sen
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
115<br />
Daniel Kehl, eines<br />
der beiden Gewürze<br />
der Two Spice AG.<br />
Restriktionen unterliegenden islamischen<br />
Küche vereint hat. Otto lenghis grosses Verdienst<br />
sieht Kehl vor allem in dessen Fähigkeit,<br />
die Küche nicht unverändert «radikal»<br />
wie im Nahen Osten nach Europa zu bringen.<br />
Vielmehr sei es Ottolenghi eben gelungen,<br />
die Brücke zu schlagen zu unserer<br />
Küche, vor allem was die geschmacklichen<br />
Nuancen betrifft. Vertraute Gerichte, angerichtet<br />
und angereichert mit Gewürzen aus<br />
dem levantinischen Raum, ausgerichtet auf<br />
europäische Gaumen. Das habe er hervorragend<br />
gemacht. «Wir nehmen die Strömungen<br />
auf und versuchen, sie möglichst<br />
so weiterzugeben, dass man sie versteht»,<br />
umreisst Kehl den Ansatz von Yalda.<br />
GÄSTE SIND NEUGIERIGER UND<br />
WAGEN MEHR<br />
«Healthy hedonism» dynamisiert diesen<br />
Trend: So formuliert es die soeben erschienene<br />
Food-Studie 2020. Und der<br />
Trend verändert gleichzeitig sowohl das<br />
eigene Kochverhalten im privaten Rahmen<br />
wie auch die Erwartungshaltung an<br />
kulinarische Experimente der Gastronomen.<br />
Umgekehrt lassen sich Gäste bei vielen<br />
kleinen Portionen eher auf geschmackliche<br />
Abenteuer ein, sie sind neugieriger<br />
und wagemutiger, weil sie nicht ein ganzes<br />
Dinner «riskieren». Offensichtlich sind<br />
die Ausflüge in die Welt des Veganen und<br />
Vegetarischen in der Schweiz zumindest<br />
noch immer zögerlich: Fleisch, sagt Kehl,<br />
nehme auf der Karte von Yalda einen sehr<br />
kleinen Platz ein, beim Abverkauf hingegen<br />
einen substanziell grösseren.<br />
EASY TO COOK?<br />
In einem Punkt widerspricht Kehl dem<br />
israe lischen Superstar Ottolenghi dezidiert.<br />
«SIMPLE» nannte Ottolenghi eines<br />
seiner Bücher in Anlehnung an seine<br />
Auffassung der levantinischen Küche, die<br />
da wäre:<br />
S = short on time (schnell fertig)<br />
I = 10 ingredients or less<br />
(höchstens zehn Zutaten)<br />
M = make ahead<br />
(lässt sich vorbereiten)<br />
P = pantry (aus dem Vorrat)<br />
L = lazy (macht sich fast von allein)<br />
E = easy to cook<br />
(einfach zu kochen).<br />
Das mag für den Umgang mit levantinischer<br />
Küche im privaten Bereich stimmen.<br />
Doch für den Profi ist die europäisierte<br />
Version offensichtlich weniger simpel:<br />
Auch bei der levantinischen Küche gelte<br />
der Grundsatz «Je frischer, desto besser».<br />
Deswegen werde in ihrer Yalda-Küche alles<br />
sozusagen à la minute und mit lokalen<br />
Lebensmitteln zubereitet. Dazu brauche<br />
es auch gut ausgebildetes Küchenpersonal,<br />
sagt Kehl. Ob sich die levantinische Küche<br />
weiterentwickeln werde oder der Hype<br />
schon am Abklingen sei, will Kehl nicht<br />
beantworten: «Gibt es denn überhaupt einen<br />
Höhepunkt bei Foodtrends?»<br />
Wahrscheinlich aber hat die levantinische<br />
Küche das Potenzial zum Dauerbrenner:<br />
Sie schliesst niemanden aus und will nicht<br />
erziehen, sondern der Kundschaft das bieten,<br />
wonach ihr der Sinn steht. Zudem ist<br />
sie gesund, für Veganerinnen, Vegetarier,<br />
Flexitarierinnen und Omnivoren gleichermassen<br />
geeignet, und sie stellt niemanden<br />
vor die Wahl, was man denn nun bestellen<br />
soll, ohne etwas Leckeres zu verpassen.<br />
Ein weiteres Schälchen geht immer.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
116 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
LE CHAIM<br />
TEL AVIV!<br />
«Tel Aviv ist laut, manchmal hektisch, heiss und<br />
verschwitzt, aber es ist immer super Fun», so<br />
beschreibt der lokale Night-life-Experte Eviatar<br />
Gover die israelische Food- und Partymetropole.<br />
Die Chef ’s-Tour des Business-Netzwerks CHEF-<br />
Sache hat die Hotspots der Trendstadt erkundet.<br />
TEXT MANUEL GAMMA, TEL AVIV<br />
FOTOS ANDREAS KRUMES<br />
Das Leben in Tel Aviv findet draussen<br />
statt. Es kultiviert einen Lifestyle, der<br />
geprägt ist von Weltoffenheit, Vielfalt,<br />
Toleranz, Genuss- und Vergnügungskultur.<br />
Bewohner aus 140 Ländern<br />
prägen die Metropole am Mittelmeer<br />
mit einem wilden Mix aus internationalem<br />
Hedonismus und trendiger<br />
Jugendkultur.<br />
VEGANE LEBENSFREUDE<br />
Elf CHEF-Sache-Insider haben sich<br />
mit Best-of-Swiss-Gastro-Chef Andreas<br />
Krumes auf das aussergewöhnliche<br />
Kulinarikabenteuer Tel Aviv eingelassen.<br />
Wiederholt wurde die Stadt<br />
zum weltweit führenden Hotspot für<br />
vegane Küche gewählt. Der erste Tag<br />
der Chef ’s-Trendtour widmet sich darum<br />
aussergewöhnlichen Konzepten<br />
mit ausschliesslich pflanzenbasierter<br />
Küche.<br />
Die spannendste Empfehlung ist definitiv<br />
das Zakaim nahe der Grossen<br />
Synagoge Tel Aviv. Es hat den Charme<br />
eines improvisierten Studentencafés<br />
und lässt auf den ersten Blick keine<br />
kulinarischen Sensationen erwarten.<br />
Das angesagte<br />
Abraxas Nord.
3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
117<br />
Die Gerichte im<br />
Abraxas Nord<br />
trumpfen auf mit<br />
Einfachheit und<br />
intensiven Geschmäckern.<br />
Was dann jedoch serviert wird, beweist<br />
auf den ersten Bissen, dass sich vegane<br />
Küche und hedonistisches Schlemmen<br />
nicht ausschliessen müssen.<br />
Auch in der Schweiz erfreut sich<br />
Hummus immer grösserer Beliebtheit.<br />
Was jedoch hier an Variationen<br />
des Kichererbsenpürees geboten wird,<br />
lässt sich mit dem eidgenössischen<br />
Angebot schlichtweg nicht vergleichen.<br />
Auch das vegane Shakshuka ist eine<br />
empfehlenswerte Gaumenerfahrung.<br />
Das israelische Nationalgericht wird<br />
traditionell zum Frühstück gegessen.<br />
Die Speise wird normalerweise aus<br />
pochierten Eiern in einer Sauce aus<br />
Tomaten, Chilischoten und Zwiebeln<br />
zubereitet. Die veganen Alternativen<br />
setzen vor allem auf Peperoni, Auberginen<br />
und frischen Spinat.<br />
INSPIRATION VON DER STRASSE<br />
Die Gastronomie in Tel Aviv ist vor<br />
allem inspiriert von orientalischem<br />
Streetfood. Die aussergewöhnlichsten<br />
Gastrokonzepte finden sich rund um<br />
den weltbekannten Carmel-Markt.<br />
Diese mögen für manche Europäer gewöhnungsbedürftig<br />
sein. Das Kochen<br />
wird hier dezibelintensiv inszeniert!<br />
Und als Gast muss man sich darauf<br />
einstellen, dass es in den engen Gassen<br />
zu Hautkontakt mit anderen Besuchern<br />
kommen wird. Tische und Stühle sind<br />
selten sauber, die Abfallentsorgung<br />
findet teils einen halben Meter hinter<br />
dem Rücken des essenden Gastes statt.<br />
Dafür sind die Zutaten wirklich marktfrisch,<br />
und die Qualität von Obst, Gemüse<br />
und Gewürzen ist hervorragend.<br />
Gekocht wird vor allem ehrlich und<br />
einfach mit dem Mut, den natürlichen<br />
Geschmack hervorragender Zutaten<br />
ohne Firlefanz und Schnickschnack<br />
wirken zu lassen.<br />
SPANNEND UND LEIDENSCHAFT-<br />
LICH, ABER OFT ZU KURZSICHTIG<br />
Ein weiteres Highlight der Trendtour ist<br />
die Begegnung mit David Kichka, dem<br />
Vorsitzenden der Israeli Associa tion<br />
for Culinary Culture, und Jean-Daniel<br />
Ruch, dem Schweizer Botschafter in<br />
Israel. Beide schätzen die Schnelligkeit<br />
und Lebendigkeit der hiesigen Gastroszene,<br />
sind jedoch auch kritisch.<br />
David Kichka: «Die Foodszene in Tel<br />
Aviv ist spannend, lebendig, jung, laut,<br />
schnelllebig und intensiv. Die Mentalität<br />
vieler Unternehmer ist jedoch<br />
unprofessionell. Die teils angespannte<br />
politische Situation in Israel führt zwar<br />
dazu, dass die Leute eine hohe Wertschätzung<br />
und ein Bewusstsein für die<br />
schönen Seiten des Lebens entwickelt<br />
haben. Viele denken deshalb aber auch<br />
zu kurzfristig. Man weiss nie, was der<br />
nächste Tag bringen mag, also richten<br />
sich die Konzepte nur auf das Jetzt aus.<br />
So gibt es kaum Wertschätzung für<br />
längerfristige Planung, ansprechendes<br />
Interieur und teilweise leider auch<br />
Sauberkeit.»<br />
Jean-Daniel Ruch schätzt den jugendlichen<br />
Vibe von Tel Aviv: «In dieser<br />
Stadt entstehen täglich neue spannende<br />
Restaurantkonzepte. Wenn ich<br />
aber persönlich auswärts essen gehe,<br />
dann bevorzuge ich ruhige Lokale,<br />
die lärmtechnisch keine typischen<br />
Tel-Aviv-Partylokale sind. Hier wird<br />
vor allem für junge Gäste extrem viel<br />
geboten. Lokale mit einer Beständigkeit<br />
in Sachen Qualität sind seltener. »
118 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
Jean-Daniel Ruch, der Schweizer Botschafter<br />
in Israel spricht über seine<br />
Food-Erlebnisse, während ihm David<br />
Kichka, Vorsitzender der Association<br />
of the Israeli Culinary Culture, zuhört.<br />
INSPIRATION FÜR DIE<br />
SCHWEIZER GASTRONOMIE<br />
<strong>BOSG</strong>-Chef Andreas Krumes fasst die<br />
Erfahrungen zusammen: «Grundsätzlich<br />
lassen sich Gastrokonzepte nie eins<br />
zu eins kopieren. Was wir Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer hier lernen<br />
können, ist vor allem die Emotionalität<br />
und Persönlichkeit, mit der das Kochen<br />
und auch der Service zelebriert werden:<br />
leicht und voller Freude. Spannend<br />
dürfte das vor allem für urbane Zentren<br />
der Schweiz sein. Meine grösste Inspiration<br />
hier: Das Interesse am Gast<br />
ist riesig. Er wird zum lebenden Teil<br />
des Konzeptes und in das gemeinsame<br />
Genuss erlebnis von Gast und Crew eingebunden.<br />
Eine Reise hierher empfehle<br />
ich allen jungen, junggebliebenen und<br />
zukunftsorientierten Gastronominnen<br />
und Gastronomen.» Folgende Lokale<br />
können wir weiterempfehlen:<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
1. Das Zakaim ist das einzige koschere,<br />
vegane Restaurant von Tel<br />
Aviv. Küche: Traditionelle israelische<br />
Küche mit den orientalischen<br />
Gerüchen und Geschmäcken<br />
der klassischen Seidenstrasse.<br />
Spezialität: Türkische Masabacha.<br />
Frittierte Auberginen mit Tomaten,<br />
Zwiebeln, Knoblauch und<br />
scharfer Peperoni. Serviert auf<br />
Zaatar-Öl-Bruschettas und einer<br />
Hummus-Variante aus Saubohnen.<br />
Eindruck: Frische, hervorragende,<br />
vegane Küche im typischen<br />
Tel-Aviv-Ambiente aus improvisierten<br />
Möbeln. www.zakaimtlv.co.il<br />
2. Milgo Milbar – Moderne<br />
israelische Küche mit Schwerpunkt<br />
Fisch und Meeresfrüchte. Küche:<br />
Überraschende israelische Variationen<br />
internationaler Klassiker.<br />
Spezialität: Weissfisch-Carpaccio<br />
an Ingwer-Sirup mit knusprigen<br />
Granatapfel-Scheiben an frischem<br />
Chili und Minze. Eindruck: Fantasievolle,<br />
unvergleichliche Gerichte<br />
in einem klassischen Bauhaus-<br />
Gebäude und unverkrampfter<br />
Ambiance. www.milgomilbar.co.il<br />
3. Panda Pita – der trendige<br />
Streetfood-Hotspot am Carmel-<br />
Markt. Küche: Die vermutlich<br />
weltbesten Pitavariationen mit<br />
Fleisch, Fisch oder vegetarisch.<br />
Spezialität: Um das Pitabrot frisch<br />
zu halten, werden Auberginen im<br />
Bambus-Steamer zu einer fruchtigen<br />
Sauce gekocht. Eindruck:<br />
In der lebhaften Atmosphäre des<br />
Carmel-Marktes wird Streetfood<br />
eindrücklich inszeniert, der definitiv<br />
zu den geschmackvollsten der<br />
Welt gehört. www.facebook.com/<br />
PandaPitaa<br />
4. Abraxas North – das Trendlokal<br />
von Promikoch Eyal Shani, dem<br />
israelischen Jamie Oliver. Küche:<br />
Kreative Gerichte, die mit Einfachheit<br />
und Geschmacksintensität<br />
brillieren. Spezialität: Keine<br />
fixe Speisekarte, gekocht wird<br />
mit den Produkten, die auf dem<br />
Markt für die tägliche Inspiration<br />
sorgen. Eindruck: Überraschende<br />
Geschmackserlebnisse in der<br />
typisch leichtlebigen Atmosphäre<br />
des lokalen Nachtlebens. www.<br />
facebook.com/northabraxass
3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
119<br />
DIE TREND-<br />
TOUREN 2020<br />
Sind Sie interessiert, direkt und aus nächster Nähe mitzuerleben,<br />
wohin sich die Branche entwickelt? Welche Trends wo angesagt sind?<br />
Dann kommen Sie mit auf eine unserer Trendtouren.<br />
STUTTGART<br />
HAMBURG<br />
WIEN<br />
Wann: 18./19.2.<br />
Was: Trendtour an die Inter gastra,<br />
die Fachmesse für Hotellerie und<br />
Gastronomie – inkl. Kocholympiade!<br />
Wie das Essen an internationalen<br />
Kochwettkämpfen wohl<br />
schmeckt? Hier finden Sie es<br />
heraus.<br />
Wann: 16./17.3.<br />
Was: Heiss diskutiert und immer<br />
noch umstritten. Woher stammt der<br />
«Hamburger»? Eine Trendtour durch<br />
Hamburg wird es uns sicherlich verraten<br />
– und falls nicht: Die gastronomische<br />
Vielfalt der Hansestadt<br />
hat kulinarisch bestimmt noch mehr<br />
zu bieten als ein Rindfleisch-Patty<br />
zwischen zwei Brotscheiben.<br />
Wann: 7.–9.6.<br />
Was: Eine weinselige Pilgerfahrt quer<br />
durch Wiens benachbarte Wein- und<br />
Genussregionen. Bereits Kelten und<br />
Römer erkannten die geradezu perfekten<br />
klimatischen Bedingungen für den<br />
Weinbau und erschufen eine perfekte<br />
Grundlage für wissbegierige Menschen,<br />
die den Rebensaft und gute<br />
Küche lieben. Bacchus wir kommen!<br />
LONDON<br />
KOPENHAGEN<br />
NEW YORK<br />
Wann: 18.–20.6.<br />
Was: London’s calling auch fernab<br />
von «Fish and Chips». Nach<br />
rund zwei Jahren kehren wir zurück<br />
in diese europäische Trendstadt<br />
par excellence! Wird gerade<br />
ein neuer Foodtrend geboren?<br />
Wann: 26.–28.8.<br />
Was: Dänemark hat kulinarisch viel<br />
zu bieten – vom pølsevogn, der fahrbaren<br />
Würstchenbude, bis hin zur<br />
experimentierfreudigen «New Nordic<br />
Cuisine». Eine Trendtour durch<br />
das kulinarische Kopenhagen.<br />
Wann: 23.–27.11.<br />
Was: Die Überraschungen im Big<br />
Apple sind endlos. Strassen-Hotdogs,<br />
neue Konzepte oder ein<br />
Besuch beim Sternekoch Daniel<br />
Humm dürften für diverse gastronomische<br />
«Foodgasms» sorgen.
120 LABELREPORTAGE<br />
BERUFLICHE<br />
VORSORGE IM<br />
GASTGEWERBE<br />
Im Gastgewerbe regelt ein landesweiter Gesamtarbeitsvertrag<br />
fast alles, sogar die Leistungen und<br />
Preise der beruflichen Vorsorge. Dies ist eine einzigartige<br />
Situation, mit der man sich nicht zwingend<br />
einfach so abfinden muss. Gerade für Kader gibt es<br />
alternative Lösungen, die durchaus interessant sind.<br />
TEXT TELLCO AG<br />
FOTOS TELLCO AG<br />
Die Arbeitsbedingungen der Gastronomie<br />
und Hotellerie in der Schweiz<br />
sind im Landes-Gesamtarbeitsvertrag<br />
des Gastgewerbes (L-GAV) ge regelt.<br />
Im Gastronomiebereich sind darin<br />
auch die Bedingungen für die berufliche<br />
Vorsorge definiert, was es in keiner<br />
anderen Branche gibt, wie Martin<br />
Smith, Vorsorgespezialist bei der Tellco<br />
pkPRO, erklärt: «Speziell ist, dass sowohl<br />
die Leistungen als auch die Preise<br />
für die berufliche Vorsorge im L-GAV<br />
vorgeschrieben sind. Dies führt zur<br />
Querfinanzierung von jungen zu alten<br />
Mitarbeitenden.»<br />
ALTERNATIVEN IN<br />
BETRACHT ZIEHEN<br />
Die meisten Vorsorgeanbieter sehen<br />
deshalb davon ab, Gastronomiebetriebe<br />
zu versichern. Entsprechend einseitig<br />
ist das Angebot: Die berufliche Vorsorge<br />
wird fast ausschliesslich von den<br />
zwei grossen Branchenverbänden abgewickelt.<br />
«Die strikten Vorgaben des<br />
L-GAV ergeben für die durchschnittlichen<br />
Angestellten durchaus Sinn», findet<br />
Martin Smith, «doch sie erschweren<br />
es, individualisierte Lösungen zu finden.<br />
Im GAV des Gastgewerbes<br />
ist sogar<br />
die berufliche Vorsorge<br />
festgehalten –<br />
das ist einzigartig.
LABELREPORTAGE<br />
121<br />
ÜBER TELLCO PKPRO<br />
Die Tellco pkPRO gehört zu den<br />
führenden unabhängigen Vorsorgestiftungen<br />
der Schweiz. Mehr als<br />
8000 Unternehmen mit über 74 000<br />
Versicherten und knapp 3000 Rentenbezüger<br />
sind ihr angeschlossen.<br />
Exklusiv für die Gastrobranche<br />
bietet die Tellco pkPRO eine<br />
vom L-GAV akkreditierte Lösung an.<br />
Die Geschäftsführung wird von<br />
der Tellco AG durchgeführt – stolze<br />
Kategorie-Sponsorin von Best of<br />
Swiss Gastro.<br />
Viele Betriebsleiter täten gut daran,<br />
ihre Möglichkeiten zu prüfen und Alternativen<br />
zu den grossen Anbietern in<br />
Betracht zu ziehen.»<br />
MASSGESCHNEIDERTE<br />
VORSORGELÖSUNG<br />
So wie zum Beispiel ein Hotelbetrieb,<br />
der zusammen mit der Tellco pkPRO<br />
eine massgeschneiderte Vorsorgelösung<br />
entwickelt hat: Das Hotelpersonal<br />
ist zu den Bedingungen des L-GAV<br />
versichert und profitiert daneben von<br />
Zusatzleistungen, die mit der Pensionskasse<br />
pro ausgearbeitet wurden.<br />
Zudem hat die gesamte Geschäftsleitung<br />
einen individuellen Vorsorgeplan.<br />
Der Geschäftsführer ist überzeugt,<br />
dass diese Lösung ein Gewinn<br />
für alle Mitarbeitenden ist und den<br />
Betrieb zu einem attraktiveren Arbeitgeber<br />
macht. Ausserdem ist es für<br />
ihn beruhigend, zu wissen, dass seine<br />
Leute gut versichert sind.<br />
Familienmitglieder, zudem verschiedene<br />
Betriebsarten wie zum Beispiel<br />
Kantinen, die nur betriebseigenes Personal<br />
bedienen. Sie alle könnten sich<br />
zu anderen, besseren Bedingungen versichern<br />
lassen. «Viele Verantwortliche<br />
wissen gar nicht, dass dies möglich<br />
wäre», erklärt Martin Smith, «doch<br />
spezielle Vorsorgepläne sind gerade für<br />
Kader durchaus sinnvoll.»<br />
LERNEN SIE UNSERE<br />
LÖSUNGEN FÜR GASTRONOMIE-<br />
BETRIEBE KENNEN<br />
Die Vorsorgespezialisten der Tellco<br />
pkPRO freuen sich, Sie und Ihr Unternehmen<br />
persönlich zu beraten. Vereinbaren<br />
Sie einen Termin mit uns.<br />
Tellco AG<br />
Bahnhofstrasse 4<br />
6430 Schwyz<br />
www.tellco.ch<br />
AUSNAHMEN IM<br />
GESAMTARBEITSVERTRAG<br />
Ausgenommen vom L-GAV sind alle<br />
Betriebsleiter, Direktoren und deren<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
122 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
BUZZWORD:<br />
MICRO-<br />
LIVING<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI AG<br />
WIESO MICRO-LIVING?<br />
Über ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung<br />
der Schweiz lebt in Singlehaushalten<br />
mit durchschnittlich 80 m 2 . Zwei Drittel<br />
dieser Fläche werden weniger als zweimal<br />
pro Monat genutzt. Micro-Living heisst:<br />
«reduce to the max». Die Wohnung ist so<br />
gross, wie es die notwendigen Tätigkeiten<br />
erfordern (ca. 25–30 m 2 ).<br />
WIE SIEHT MICRO-LIVING AUS?<br />
Clusterwohnung ist das Stichwort: So<br />
gesehen ist Micro-Living eine Mischform<br />
zum Micro-Apartment, bei dem die<br />
Dienstleistungen und das gesellschaftliche<br />
Leben irgendwo sonst gepflegt<br />
werden. Der digitale Besitz (Musik,<br />
Fotos, Chats, Kontakte) genügt für das<br />
Gefühl der Privatheit.<br />
HAT ES POTENZIAL?<br />
Sicher, denn nicht nur die Wohnungsgrösse,<br />
sondern auch die Dauer, in der<br />
ein Apartment bewohnt wird, hat sich<br />
verändert. Die Lücke zwischen Hotel<br />
und Micro-Apartment füllt ab 2020<br />
das flexible Kleinstapartment, z. B. das<br />
Micro-Living-Angebot der Schweizer<br />
SV Group: Stay KooooK (siehe S. 124).<br />
WIE FUNKTIONIERT ES?<br />
Die Quadratmeter des komfortablen<br />
Lebens werden ausgelagert, weil sie<br />
für die Nichtbenutzung zu teuer sind:<br />
externe Wäscherei statt Waschturm;<br />
Co-Working-Space statt internem<br />
Arbeitsraum; gemeinschaftlich genutzte<br />
Hightech-Küche statt interne<br />
Kitchenette.<br />
WER MACHT MICRO-LIVING?<br />
Familienwohnungen sind genug gebaut<br />
worden. Heute leben nicht nur Studierende<br />
und alte Menschen allein. Die<br />
Städte sind belebt von Singles, Expats,<br />
Couples living apart together (gemeinsam<br />
getrennt Lebenden) und digitalen<br />
Nomaden.<br />
WAS STECKT DAHINTER?<br />
Micro-Apartments sind kein<br />
Sonderfall. Airbnb, Mobility, Co-<br />
Working-Space, E-Trottinett –<br />
überall geht der Trend in dieselbe<br />
Richtung: sehr gute Qualität für das<br />
Nötigste, der Rest wird fallweise<br />
dazugenommen.
Schick und schlicht:<br />
Badezimmer im<br />
Micro-Living-<br />
Konzept der SV<br />
Group.<br />
123
124 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
MICRO-<br />
LIVING: DAS<br />
ZUHAUSE<br />
AUF ZEIT<br />
Mit Stay KooooK, dem preisgekrönten neuen Hotelkonzept,<br />
will SV Hotel die Rolle des Gastgebers in<br />
der Hospitality-Industrie neu definieren. Und folgt<br />
dabei einem neuen Trend: Micro-Living.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS ZVG<br />
Übernachtungsmöglichkeiten in Städten<br />
werden immer seltener aufgrund des<br />
Standards ihrer Zimmer ausgewählt,<br />
sondern aufgrund ihrer Nutzungsart.<br />
Sterne sind out, die relevanten<br />
Stichworte lauten heute «fun hunter»,<br />
«extended stay» oder «Economy»-<br />
Life style. Vierzonen-Konzepte mit<br />
Co-Working- Space, Lounges und<br />
Party-Area neben der elektronischen<br />
Check-in-Zone sind die Antwort für<br />
die heutige Generation Reisender.<br />
Micro-Living heisst das zugehörige<br />
Schlüsselwort (siehe auch Infografik<br />
auf S. 122). Hotels wie «Moxy» mit<br />
königlich-bequemen Queensize-Betten,<br />
riesigen Flat-TVs inklusive zahlloser<br />
Anschlüsse für die eigenen Devices<br />
und Highspeed- Wi-Fi in winzigen<br />
Zimmern, dafür riesigen Party-, Begegnungs-,<br />
Arbeitsräumen und Hangouts:<br />
Sie erfüllen die Ansprüche der<br />
Generation Vergnügungsjäger.<br />
Einblick ins Stay<br />
KooooK, das neue<br />
Hotelkonzept der<br />
SV Group.<br />
GESUCHT: HOTELZIMMER<br />
JENSEITS DER NORM<br />
Doch auch Gäste, die nicht zum Vergnügen<br />
reisen, suchen Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
die kein «normales» Hotel-
3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
125<br />
Beat Kuhn von der<br />
SV Group.<br />
zimmer erfüllt. Stay KooooK (!), das<br />
jüngste Kind der SV-Hotel-Familie, ist<br />
kein klassisches Hotel. Es richtet sich an<br />
Gäste, die kein Hotelzimmer, sondern<br />
ein Zuhause auf Zeit und eine praktische<br />
Übernachtungsmöglichkeit für längere<br />
Aufenthalte suchen, für einen «extended<br />
stay». Stay KooooK ist die Antwort auf<br />
den wachsenden Bedarf an temporärem<br />
Wohnraum. Es hat keine Lobby, dafür<br />
einen Backyard als Treffpunkt für einen<br />
Drink oder Absacker, als Ort aber auch,<br />
an dem Events wie Yoga-Kurse, spontane<br />
Wohnzimmer-Konzerte, Workshops<br />
oder Leseabende veranstaltet werden.<br />
Zusätzlich gibt es einen Cooking- Space,<br />
einen Raum als Lounge und Hangout in<br />
einem: ein Ort für Begegnungen, Sitzungen,<br />
Netzwerken in entspannter Atmosphäre<br />
und so fort. «Die Entwicklung<br />
im Extended- stay-Bereich hat uns auch<br />
dazu bewogen, ein eigenes Konzept in<br />
diesem Bereich auf die Beine zu stellen»,<br />
erklärt dazu Beat Kuhn, Managing Director<br />
SV Hotel. «Wir wollen mit Stay<br />
KooooK die Marktlücke füllen, die zwischen<br />
Airbnb, Extended-stay- und Lifestyle-Brands<br />
entstanden ist, und die<br />
Vorteile dieser modernen Übernachtungsformen<br />
in einem Angebot kombinieren.»<br />
Der grosse Unterschied zur Konkurrenz:<br />
Auf gut 20 Quadratmetern bieten<br />
die Studios der Marke Stay KooooK<br />
alles, was zum Arbeiten, Relaxen und<br />
Wohlfühlen unverzichtbar ist. Denn<br />
die Zimmer können nach den eigenen<br />
Präferenzen und individuellen Bedürfnissen<br />
gestaltet – und verändert – werden.<br />
Auch der Service ist so persönlich<br />
wie zu Hause: Der Kühlschrank wird<br />
auf Wunsch gefüllt, auch die Wäsche<br />
wird gemacht, sodass sich die Gäste<br />
nach einem anstrengenden Arbeitstag<br />
so richtig gut entspannen können.<br />
«Wir wollen», sagt Kuhn, «dass du dich<br />
in der Fremde genauso wohlfühlst wie<br />
daheim.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
126 3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />
EINE BAR<br />
BRINGT<br />
LEBEN INS<br />
HOTEL<br />
Eine stilsichere, exklusive Bar ist oftmals die<br />
Visitenkarte der gehobenen Hotellerie.<br />
Eine Bar mit internationalem Flair erfolgreich<br />
in die bestehende Gastronomie einzubinden,<br />
ist allerdings kein Kinderspiel. CHEF-<strong>Magazin</strong><br />
hat in der Spitzenhotellerie nachgefragt,<br />
welche Faktoren für eine Hotelbar mit internationalem<br />
Anspruch erfolgsentscheidend sind.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
The Chedi Andermatt im Urnerland, das<br />
Park Hyatt in Zürich, das Hotel Astoria<br />
in Luzern und das Beau-Rivage Palace in<br />
Lausanne: Sie alle gehören zu den führenden<br />
Hotels der Schweiz. Und sie alle<br />
verfügen über eine Hotelbar, die zur internationalen<br />
Spitzenklasse gehört.<br />
Alle diese Bars müssen sowohl den Erwartungen<br />
der Hotelgäste als auch externer<br />
lokaler Besucher entsprechen. Einerseits<br />
braucht es lokale Gäste, um die Bar<br />
rentabel betreiben zu können. Zudem generiert<br />
eine einheimische Gästebasis auch<br />
etwas Lokalkolorit, was die Attraktivität<br />
für ausländische Gäste steigern kann.
3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />
127<br />
Fotos links und<br />
rechts: The Chedi<br />
Andermatt überzeugt<br />
auch mit<br />
seiner Bar.<br />
EIN SPIEGEL DES HAUSES<br />
Die Bar im The Chedi Andermatt bietet<br />
eine extrem breite Palette an Nutzungsmöglichkeiten<br />
an. Nebst der klassischen<br />
Bar gibt es auch eine Lobby, einen Courtyard<br />
mit Bibliothek, eine Wine Library<br />
und eine Zigarrenlounge. Dieses breite<br />
Angebot sorgt dafür, dass das Personal<br />
ganztags an der Gästefront steht. Barmanagerin<br />
Marie Gerber sagt: «Wir sind<br />
ein Spiegel unseres Hauses und seiner<br />
Philosophie sowohl für externe als auch<br />
interne Gäste.»<br />
Das Personal vom The Chedi Andermatt<br />
nimmt zudem an diversen Wettbewerben<br />
in der ganzen Schweiz teil. «Dadurch haben<br />
wir die Chance, die Qualität unserer<br />
Bar breit zu präsentieren», so Gerber<br />
weiter. Schliesslich liege das Chedi nicht<br />
in einer Stadt wie Luzern, Zürich oder<br />
Lausanne.<br />
DAS PERSONAL<br />
LANGFRISTIG HALTEN<br />
Die geografische Lage bringt es zudem<br />
mit sich, dass das Barteam auch die einheimischen<br />
Gäste aus der Alpenregion<br />
für internationale Trends begeistern muss.<br />
Wer international erfolgreich sein will,<br />
muss offen für Neues bleiben. «Um etwas<br />
wirklich Grosses aufzubauen, gilt es, das<br />
Team langfristig zu halten. Nur so können<br />
wir wirklich tiefgründige Trainings<br />
durchführen», beschreibt Marie Gerber<br />
die grösste Herausforderung im Betrieb.<br />
Das The Chedi hat dafür einen anderen<br />
Vorteil. Auch die Bar profitiert von der<br />
Einzigartigkeit der spektakulären Architektur<br />
und der aussergewöhnlichen Inneneinrichtung.<br />
Den USP generiert das<br />
Team mit einem spannenden Mix aus allen<br />
klassischen und eigenen Signature-<br />
Drinks.<br />
SAISONALES ANGEBOT<br />
Diese Hausspezialitäten werden der Jahreszeit<br />
angepasst, egal ob Sake-, Bieroder<br />
fassgelagerte Cocktails. Zudem<br />
achtet das Barteam darauf, dass gute Spirituosen<br />
in jedem Preissegment erhältlich<br />
sind.<br />
Für Barmanagerin Marie Gerber ist allerdings<br />
das Personal immer noch der entscheidende<br />
Erfolgsfaktor: «Wir fokussieren<br />
auf den Service mit passioniertem<br />
Auge für jedes Detail. Wir wollen keine<br />
Selbstdarstellung, hingegen sind uns<br />
gäste orientierte Empfehlungen wichtig.<br />
Es gilt, gemeinsam mit Leidenschaft ein<br />
Erlebnis für den Gast zu schaffen. Das<br />
funktioniert aber nur, wenn man Zeit investiert,<br />
um die Mitarbeitenden zu schulen,<br />
und ihnen die Chance gibt, sich zu<br />
entfalten. Das spürt auch der Gast.»<br />
JEDER DRINK ERZÄHLT<br />
EINE EIGENE GESCHICHTE<br />
Im Park Hyatt in Zürich ist die Ausgangslage<br />
anders als in Andermatt. Für internationale<br />
Gäste gibt es reichlich Alternativen<br />
zu der hoteleigenen Onyx-Bar. Laura<br />
Amanzi, Director of Marketing Communications,<br />
streicht speziell das internationale<br />
Flair des Betriebes heraus: «Wir haben<br />
ein junges und dynamisches Team,<br />
neun Mitarbeitende mit acht verschiedenen<br />
Nationalitäten.» Die Mitarbeitenden<br />
bieten Barkurse und regelmässige Events<br />
an. Und sie sind dazu angehalten, empathisch<br />
auf individuelle Gästewünsche einzugehen.<br />
Laura Amanzi: «Es geht heute<br />
aber auch oft um Storytelling. Jeder Drink<br />
hat seine eigene Geschichte, die das Team<br />
erzählen kann.
128 3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />
Das ist oftmals ein Einstieg für ein inspirierendes<br />
Gespräch und ein einmaliges<br />
Erlebnis.»<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist der hauseigene<br />
Onyx-Gin. Dieser wird lokal exklusiv für<br />
die Bar im Park Hyatt produziert. Dieser<br />
Gin ist an sich schon ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Sogar das Design ist an das Interieur<br />
der Onyx-Bar angepasst.<br />
BREIT GEFÄCHERTES PUBLIKUM<br />
Die grösste Herausforderung ist es, ein<br />
einheimisches und internationales Publikum<br />
auf dem Niveau der Spitzen hotellerie<br />
zu bewirten. «Dazu müssen wir unsere eigene<br />
Nische kennen und viele Marktkenntnisse<br />
mitbringen», so Laura Amanzi.<br />
Dafür bedarf es eines grossen Getränkesortiments,<br />
welches Klassiker und moderne<br />
Trenddrinks be inhaltet. Auch die<br />
Onyx-Bar profitiert zudem von dem<br />
hochstehenden Design des Gesamthauses.<br />
Benannt ist sie nach dem Schmuckstein<br />
Onyx, der grosse Teile der Einrichtung<br />
ziert. Die eigentliche, meterhohe Bar<br />
mit dem Getränkesortiment, die über eine<br />
verschiebbare Leiter zugänglich ist, ist ein<br />
besonderer Eye catcher.<br />
WO ICH BIN, IST OBEN!<br />
Im Hotel Astoria in Luzern lebt man die<br />
Integration von Gastronomie und Bar in<br />
das Hotel in aller Konsequenz. General<br />
Manager Pascal Waser: «Für mich ist eine<br />
Hotel- oder Restaurantbar keine Herausforderung,<br />
sondern eine Optimierung, die<br />
Leben in das Haus bringt. Niemand ist<br />
gerne Gast in einem verstaubten Hotel,<br />
in dem Kirchenstimmung herrscht, wenn<br />
man die Hotellobby betritt.»<br />
Heutzutage sei ein Hotel eine Erlebniswelt<br />
für alle, ein Treffpunkt für das soziale<br />
Wohl. Und der Besuch in der Hotelbar<br />
Penthouse wird so tatsächlich zu<br />
einem absoluten Highlight. In der «360°<br />
Roof Top»-Bar unter freiem Himmel<br />
bietet sich den Gästen ein atemberaubender<br />
Ausblick über die Dächer von<br />
Luzern und auf die Alpen. Dieses Gästeerlebnis<br />
wird auf der Website selbstbewusst<br />
angepriesen: «Kein Zweifel – wo<br />
ich bin, ist oben!»<br />
DER RICHTIGE KUNDENMIX<br />
So generiert die Penthouse-Bar ihren<br />
USP mit einer einmaligen Lage und dem<br />
passenden Design. Dieses sorgt für einen
3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />
129<br />
Impressionen aus<br />
der LP's Bar, der<br />
Bar im Lausanne<br />
Palace.<br />
attraktiven Kundenmix aus externen und<br />
internen Gästen, die definitiv keine Kirchenstimmung<br />
aufkommen lassen.<br />
Ähnlich wird in der Hotelbar des Beau-<br />
Rivage Palace in Lausanne gewirtschaftet.<br />
Auch hier setzt man auf einen anspruchsvollen<br />
Kundenmix aus externen, jungen<br />
Gästen und internationaler Klientel des<br />
Erstklasshotels.<br />
EINE EIGENE IDENTITÄT<br />
PR & Partnership Coordinator Pauline<br />
Lioté sieht die grösste Herausforderung<br />
einer erfolgreichen Hotelbar darin,<br />
dieser eine eigene Identität zu verleihen,<br />
aktuelle Trends einzubeziehen und dennoch<br />
die globale Harmonie des Gesamthauses<br />
zu respektieren.<br />
«Eine Hotelbar ist ein komplex zu managender<br />
Ort. In einem Erstklasshotel<br />
müssen die Qualität des Service und das<br />
Ambiente den Unterschied zu Mitbewerbern<br />
schaffen», so Lioté. Dabei seien<br />
Details entscheidend. Die Bedürfnisse<br />
der Kundschaft müssten in einer echten<br />
menschlichen Beziehung zum Gast erfüllt<br />
werden.
130<br />
3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />
Action in der Onyx-<br />
Bar im Zürcher<br />
Park Hyatt.<br />
«Gerade die Hotelbar ist ein Ort der<br />
Begegnung und Kommunikation. Viele<br />
Gäste arbeiten auch hier oder führen<br />
ihre Geschäftsbesprechungen in der Bar<br />
durch», so Lioté weiter. Das Personal sei<br />
somit jeden Tag aufs Neue gefordert, auf<br />
allerhöchstem Niveau Servicequalität zu<br />
liefern.<br />
EIN RAUM FÜR KULTUR<br />
Die Hotelbar im Beau-Rivage Palace ist<br />
konzeptionell eine Afterwork-Location.<br />
Geschäftsleute und<br />
die junge Generation<br />
kommen nach<br />
der Arbeit vorbei,<br />
um Party zu machen<br />
und etwas zu<br />
erleben. Die Bar<br />
im modernen Kolonialstil<br />
schafft dabei mit gedämpftem<br />
Licht eine Atmosphäre, in der Gäste entweder<br />
zum Sehen und Gesehenwerden<br />
oder zum Relaxen aufkreuzen.<br />
«DIE HOTELBAR<br />
IST EIN ORT DER<br />
BEGEGNUNG.»<br />
PAULINE LIOTÉ<br />
Dafür verfügt sie über eine gemütliche, entspannte<br />
Ecke mit eigener Bibliothek, wohingegen<br />
zentral an der Bar ein spannendes<br />
Musikprogramm geboten wird. In Zusammenarbeit<br />
mit dem DJ Thomas Lécu yer<br />
hat sich die ehemals klassische Piano bar<br />
mittlerweile zu einem Hotspot der Musikszene<br />
in der Romandie entwickelt.<br />
Ein anspruchsvolles Live-Musik-Programm<br />
aus Jazz, Soul, Funk und Pop lockt<br />
abends eine spannende Gästeschar ins<br />
Beau-Rivage Palace. Dies sorgt für eine<br />
spannende Dynamik im Haus, die insbesondere<br />
auch wieder für die Hotelgäste<br />
attraktiv sei. Pauline Lioté: «Die externen<br />
Gäste aus der Gegend<br />
schaffen einen<br />
Mehrwert für<br />
das gesamte Hotel<br />
und ermöglichen es<br />
uns, die Bar wirklich<br />
rentabel zu<br />
führen.»<br />
DAS ERFOLGSREZEPT<br />
Zusammenfassend darf gesagt werden,<br />
dass für eine attraktive, erfolgreiche Hotelbar<br />
die gleichen Werte wie für die Gesamtgastronomie<br />
relevant sind. Eine hochstehende<br />
Qualität auf der Karte und im<br />
Service, eine unverwechselbare Identität<br />
in Design und Ambiance, eine offene,<br />
direkte Interaktion zwischen Gast und<br />
Gastgeberin und vor allem die Bereitschaft,<br />
den Mehraufwand zu betreiben, um den<br />
Gästen ein einzigartiges Genusserlebnis zu<br />
bieten.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Wenn die Igeho in<br />
Basel ruft, geht die<br />
Branche hin.
SPEZIAL-SACHE<br />
4<br />
4.1 Igeho<br />
Die Igeho als People-Business 134<br />
«Wir wollen unsere Kunden inspirieren» 138
134<br />
4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />
DIE IGEHO<br />
ALS PEOPLE-<br />
BUSINESS<br />
Die Igeho gehört zu den erfolgreichsten<br />
Messen der Schweiz. Aber auch sie kämpft<br />
mit abnehmenden Ausstellerzahlen. Jedoch<br />
nicht wegen sinkender Bedeutung, sondern<br />
wegen des Konzentrationsprozesses in der<br />
Hospitality-Industrie. Ein Gespräch mit<br />
der Igeho-Messeleitung.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS ZVG<br />
MESSEN HABEN IHREN ZENIT TEIL-<br />
WEISE ÜBERSCHRITTEN: SIE SIND<br />
NICHT MEHR ZEITGEMÄSS, WEIL<br />
DER BILATERALE WEG DANK NEU-<br />
ER KOMMUNIKATIONSKANÄ-<br />
LE UND -PLATT FORMEN ZEIT NAH<br />
UND INDIVIDUELL AUF DIE BE-<br />
DÜRFNISSE DER KUNDEN ZUGE-<br />
SCHNITTEN, BILLIGER UND<br />
SCHNELLER IST.<br />
TRIFFT DIESE ENTWICKLUNG<br />
AUCH AUF DIE IGEHO ZU?<br />
Alexander Ryser: Klar macht sich auch bei<br />
uns der global rückläufige Trend, an Messen<br />
zu gehen, bemerkbar. Die Hospitality<br />
ist aber nach wie vor ein People-Business,<br />
wo Menschen sich begegnen, Lebens mittel<br />
riechen und Produkte anfassen wollen. Im<br />
Vergleich zu anderen Plattformen dürfen<br />
wir mit dem Anmeldestand für die Igeho<br />
<strong>2019</strong> zufrieden sein. Die Ausstellerentwicklung<br />
ist immer natürlichen Schwankungen<br />
unterworfen. Es gibt solche, die<br />
dieses Jahr fernbleiben, für die kommende<br />
Messeausgabe eine Teilnahme aber bereits<br />
wieder ins Auge fassen. Ausserdem findet<br />
in der Hospitality-Branche ein fortschreitender<br />
Konzentrationsprozess statt.
Das Messeleitungsteam<br />
der Igeho mit<br />
Corinne Moser<br />
(Bildmitte vorne)<br />
und Alexander<br />
Ryser (rechts).<br />
135
136 4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />
Starker Magnet<br />
unter den Gastro-<br />
Messen: die<br />
Igeho in Basel.<br />
Das führt dazu, dass mehrere Firmen<br />
bzw. Marken vom selben Unternehmen<br />
vertreten werden. Das ist<br />
der grösste und wichtigste Punkt,<br />
um die abnehmende Ausstellerzahl zu<br />
erklären.<br />
Corinne Moser: Es ist möglich, dass ein<br />
Teil des Geschäftes zwischen Unternehmen,<br />
bei denen sich die Entscheidungsträger<br />
bereits persönlich kennen,<br />
im Nachgang via Facetime, Skype und<br />
so weiter initiiert oder vertieft wird. Das<br />
hindert dieselben Menschen aber nicht<br />
daran, an die Igeho zu kommen.<br />
Denn die Igeho ist mehr als «nur» eine<br />
Messe. Sie ist der Branchentreffpunkt,<br />
ein Muss im Kalender aller Marktteilnehmer<br />
der Hospitality-Industrie.<br />
AKZEPTANZ VON<br />
NEUHEITEN TESTEN<br />
AR: Zudem sind die klassischen Vorteile<br />
einer Messe wichtig. An der Igeho sind<br />
zahlreiche international tätige Firmen<br />
präsent. Es werden Neuheiten präsentiert<br />
und deren Akzeptanz im Schweizer<br />
Markt getestet. Denn die Schweiz ist<br />
für viele Firmen – besonders im Kaffeebereich<br />
– ein Testmarkt.<br />
WER IST DIE «ÜBLICHE» KUND-<br />
SCHAFT BEI IHNEN: DER EINZEL-<br />
KÄMPFER VOM LAND ODER DIE<br />
VERTRETERIN GROSSER KETTEN?<br />
CM: Beide. Unsere Besucherstruktur bildet<br />
den Markt ziemlich genau ab. Wir haben<br />
einen grösseren Anteil Gastronomen<br />
vor Ort, weil es in der Schweiz fast fünfmal<br />
so viele Restaurantbetriebe gibt wie<br />
Hotels. Interessant und für uns «schmeichelhaft»<br />
ist auch, dass über zwei Drittel<br />
der Besucherinnen und Besucher in ihren<br />
Betrieben Entscheidungsträger sind.<br />
AR: Es gibt rund 260 000 Personen, die in<br />
der Schweizer Hospitality-Industrie beschäftigt<br />
sind. 70 000 davon kommen an<br />
die Igeho. Das ist eine Beteiligung, die für<br />
sich spricht.<br />
WELCHEN STELLENWERT NIMMT<br />
DAS RAHMENPROGRAMM EIN?<br />
VON WELCHER SEITE GEHT DIE<br />
INITIA TIVE FÜR DIESE RAHMEN-<br />
VERANSTALTUNGEN AUS?
4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO 137<br />
ÜBER DIE PERSONEN<br />
Corinne Moser, seit Juni 2013 als<br />
Head Communications für die Igeho<br />
tätig. Verantwortlich für sämtliche<br />
Kommunikationsbelange und<br />
das Besuchermarketing. Seit Dezember<br />
2018 hat sie zusätzlich die<br />
Rolle als Messeleiterin ad interim<br />
inne. Mit ihrem Team zeichnet sie<br />
für die Messeorganisation und die<br />
strategische Entwicklung der Igeho<br />
verantwortlich.<br />
Werdegang: Tourismusfachfrau HF<br />
und PR-Fachfrau SPRI mit einem<br />
MAS in Unternehmenskommunikation.<br />
Zuvor als Leiterin Beratung,<br />
Projektverantwortliche und in diversen<br />
Kommunikationsjobs angestellt.<br />
Alexander Ryser, seit acht Jahren<br />
bei der MCH Messe Schweiz als<br />
Sales Director Out-of-Home / F&B<br />
Technology für verschiedene Aufgabenbereiche<br />
tätig. <strong>2019</strong> ist seine<br />
vierte Igeho (Mitglied der Messeleitung),<br />
für welche er insbesondere<br />
für den gesamten Verkaufsprozess<br />
und die Betreuung der Key Accounts<br />
zuständig ist.<br />
Werdegang: 2002 Hotelfach schule<br />
Belvoirpark, 2003 GF der Wings Airline<br />
Bar & Lounge, 2006 Product<br />
Manager bei der Hugo Dubno AG.<br />
Berufsbegleitend einen E-MBA in<br />
General Management an der FH<br />
Ostschweiz bis 2008. 2009 Nestlé,<br />
Business- Unit Mövenpick Ice Cream,<br />
als Manager Selling System & Event.<br />
Seit 2012 bei der MCH, seit 2017<br />
auch Jury-Mitglied bei Best of Swiss<br />
Gastro.<br />
CM: Initiativen wie der «Igeho Campus<br />
powered by HotellerieSuisse» oder die<br />
Kocharena sind sehr wichtig. Die Besucher<br />
sind anspruchsvoller geworden.<br />
Es reicht heutzutage nicht mehr, einfach<br />
ein paar Biere auf den Tisch zu stellen oder<br />
ein paar neue Gerätschaften gekonnt zu<br />
inszenieren. Die Zeitbudgets der Besucher<br />
sind eng. Wir müssen ihnen etwas bieten –<br />
einen Mehrwert schaffen –, damit sie den<br />
Weg nach Basel auf sich nehmen. Netzwerken<br />
ist einer davon.<br />
AUF DER IGEHO-WELLE MITREITEN<br />
Hinzu kommt, dass immer mehr Verbände<br />
und Interessengruppen die Tatsache<br />
nutzen, dass alle wichtigen Hoteliers<br />
und Gastronomen gleichzeitig in Basel<br />
sind, sie sozusagen auf der Igeho- Welle<br />
mitreiten. Sie profitieren von unserem<br />
guten Ruf und nutzen die Anwesenheit<br />
der «Crème de la Crème» für ihre Anliegen.<br />
Und da sind wir sehr offen. Wenn<br />
jemand mit einer guten Idee kommt<br />
und diese in unser Konzept passt, versuchen<br />
wir, sie in unser Programm einzubauen.<br />
Beispielsweise organisieren wir<br />
neu in Kooperation mit Genusstour.ch –<br />
wie der Name schon sagt – Genusstouren<br />
durch die Basler Innenstadt, von Profis<br />
für Profis.<br />
WIE GEHEN SIE MIT<br />
FOOD-TRENDS UM?<br />
CM: Wir reagieren selbstverständlich<br />
auch auf Food-Trends, indem wir diese<br />
nach Möglichkeit in unser Verpflegungsangebot<br />
integrieren. Dieses Jahr planen<br />
wir neben einer Food Truck Area sogenannte<br />
«Minikonzepte» mit Snacking,<br />
Poké-Bowls oder Ähnlichem. Wir haben<br />
auch punkto Kulinarik eine Vorreiterrolle,<br />
und dieser versuchen wir, gerecht zu werden.<br />
WIE MISST MAN DEN<br />
ERFOLG EINER MESSE?<br />
AR: Wir sind in engem Austausch mit allen<br />
Ausstellern. Weitere ca. 120 Key Accounts<br />
betreue ich persönlich. Da fragen<br />
wir nach. Zudem machen wir eine unabhängige<br />
Besucher- und Ausstellerbefragung.<br />
Erfolg lässt sich heutzutage nicht<br />
mehr allein daran messen, wie viel am<br />
Stand «geschrieben» wurde. Wir können<br />
anhand von Beispielen klar aufzeigen,<br />
dass ein Aussteller umso erfolgreicher ist,<br />
je sorgfältiger er seinen Auftritt plant und<br />
je personalisierter er seine Kunden und<br />
Kundinnen zur Igeho einlädt. Poten zielle<br />
Kunden besuchen die Messe grundsätzlich<br />
dann, wenn sie persönlich eingeladen<br />
werden – von einem Partner, den sie<br />
kennen. Schriftlich, allen falls mit mündlichem<br />
Nachfassen. Das ist wichtig, genauso<br />
wie die Nach bearbeitung der Messekontakte.<br />
WIRD DIE IGEHO 2021<br />
GLEICH AUSSEHEN?<br />
CM: Das wird sich zeigen. Wir werden –<br />
wie alle Messen – gefordert sein, um die<br />
Igeho für die Zukunft fit zu machen.<br />
Wir haben da schon erste Ideen, die es<br />
im Nachgang zur Igeho <strong>2019</strong> gemeinsam<br />
mit dem Messebeirat zu schärfen gilt. Wir<br />
glauben an das «Marketinginstrument<br />
Messe», denn auch die Igeho lebt durch<br />
ihre menschlichen Begegnungen.<br />
AR: Und ein virtuelles Bier schmeckt nun<br />
mal nicht gleich gut …<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
138<br />
Hugentobler Schweizer<br />
Kochsysteme AG<br />
sind an ihrem 15.<br />
Igeho-Auftritt in<br />
Basel präsent.
4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />
139<br />
«WIR WOLLEN<br />
UNSERE KUNDEN<br />
INSPIRIEREN»<br />
Der Anspruch der Messeleitung, die Igeho als «ein Muss im Kalender<br />
aller Markteilnehmer der Hospitality-Industrie» zu verankern,<br />
wird eingelöst. Das bestätigen Aussteller und Teilnehmende.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS ZVG<br />
Die Igeho liefere als das Branchenevent<br />
schlechthin «wichtige Impulse<br />
und eine gute Austauschmöglichkeit<br />
in Bezug auf die Branchenentwicklung,<br />
die wir als Unternehmen unterstützen»,<br />
sagt Roger Juon, Leiter Sales Services<br />
& Communication und Mitglied<br />
der Geschäftsleitung von Saviva Food<br />
Services. Entsprechend gross ist denn<br />
auch der Aufwand, den der führende<br />
Geschäftspartner im Zustellgrosshandel<br />
für die Gastronomie, Hotellerie und<br />
die Gesundheitsbranche für seine Präsenz<br />
an der Fachmesse betreibt. Seit einem<br />
halben Jahr, so Juon, befasse man<br />
sich intensiv mit den Vorbereitungen<br />
für den Messeauftritt.<br />
Damit ist Saviva nicht allein. Mit einem<br />
25-köpfigen Verkaufsteam ist die alteingesessene<br />
Berner Hugentobler Kochsysteme<br />
AG an ihrem 15. Igeho-Auftritt<br />
in Basel präsent. Während der ganzen<br />
fünf Tage. «Das sind 125 Arbeitstage<br />
Präsenzzeit, plus circa 3 Wochen<br />
Vorbereitung für Projekt-Management,<br />
Marketing und Administration», rechnet<br />
Markus Steiner, Leiter Marketing &<br />
Kommunikation, vor.
In Steiners Augen eine sinnvolle Investition:<br />
«Die Igeho ist die grösste<br />
Messe der Branche in der Schweiz. Für<br />
viele unserer Kunden ist die Herbstmesse<br />
darum ein fixer Termin in der<br />
Agenda.»<br />
«SUPER-SPIRIT» DER IGEHO<br />
An der Messe geht es zwar für Aussteller<br />
und Besucherinnen und Besucher<br />
auch um Networking, doch dieses<br />
steht für die Küchenbauerprofis nicht<br />
im Zentrum. Es gehe um Information,<br />
Präsentation und Promotion.<br />
Beispiels weise um die Verbesserung<br />
von Prozessen und optimale Kochsysteme.<br />
«Es ist unser Ziel, Gastronomen<br />
Wege aufzuzeigen, eine 10 bis<br />
15 Prozent höhere Küchen rendite zu<br />
erwirtschaften.» Zu diesem Thema<br />
habe man extra einen kurzen Film gedreht,<br />
der in der «Hugi- Air» gezeigt<br />
wird. Natürlich würden auch direkte<br />
Aufträge über Apparate oder auch gesamte<br />
Objekte generiert, doch das seien<br />
häufig schon bestehende Kontakte.<br />
Auch für Saviva stehen die Betreuung<br />
und die Vorstellung ihrer Produk te und<br />
Service-Leistungen im Vorder grund.<br />
«Wir wollen unsere Kunden inspirieren<br />
und zeigen ihnen Lösungen auf, die ihnen<br />
den Alltag erleichtern», sagt Juon.<br />
PERSÖNLICHE EINLADUNG<br />
Die sorgfältige und massgeschneiderte<br />
«Bewirtschaftung» der Kunden – das<br />
kann gemäss Alexander Ryser von der<br />
Igeho-Leitung klar belegt werden –<br />
ist nur erfolgreich, wenn sie nicht erst<br />
an der Messe beginnt. Dem tragen die<br />
Ausstel ler ausnahmslos Rechnung. «Das<br />
Besucher marketing ist für uns sehr wichtig»,<br />
sagt Juon. «Auch, um die Igeho als<br />
Branchenevent zu unterstützen. Unsere<br />
Kunden laden wir aktiv über ihren Kundenberater<br />
an die Messe ein und weisen<br />
über diverse Kommunikationskanäle auf<br />
unsere Messe präsenz hin.» Auch bei<br />
Hugen tobler wird die Kundschaft «situativ<br />
persönlich mit einem Brief von einem<br />
Aussendienstmitarbeiter eingeladen.»<br />
Der ganze Aufwand muss sich für die<br />
Aussteller natürlich auch lohnen. Gibt
4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />
141<br />
WICHTIG FÜR DIE BRANCHE<br />
Die Creative Food and Beverage<br />
Company AG ist <strong>2019</strong> erstmals<br />
als Ausstellerin an der Igeho. Can<br />
Kalayci ist Marketingverantwortlicher<br />
des jungen Berner Unternehmens<br />
für «individuelle Getränkeherstellung».<br />
Er kennt als ehemaliger<br />
Besucher die Messe und deren<br />
Wichtigkeit für die Branche. Entsprechend<br />
wendet Kalayci «viel Zeit» auf<br />
für die Vorbereitung auf die Messe,<br />
persönliche Einladungen inklusive.<br />
Natürlich sei er mit seinen Kunden<br />
und Kundinnen über die Kanäle und<br />
Plattformen der sozialen Medien in<br />
ständigem Kontakt, trotzdem sei die<br />
Igeho wichtig: für Networking, direkte<br />
Aufträge («Für uns Kreative schwer<br />
voneinander trennbar!»), vor allem<br />
aber auch, «weil Messen für Fachleute<br />
ein angenehmer Treffpunkt mit produktivem<br />
Austausch sind» und somit<br />
unersetzbar seien. «Die Igeho ist natürlich<br />
ein wichtiger Schauplatz. Man<br />
will sehen und gesehen werden.» Das<br />
Essensangebot findet Kalayci überflüssig,<br />
dafür hat er keine Zeit. Lieber<br />
kümmert er sich um interessierte Gastronomen,<br />
welche Ihn in der Halle 1.1 /<br />
Stand C205 besuchen möchten.<br />
Innovative Produktentwicklungen<br />
der<br />
Creative Food &<br />
Beverage Company.<br />
es für Messen einen «RoI», einen «Return<br />
on Investment»? Sicher – wenn<br />
man weiche Faktoren angemessen in<br />
die Rechnung aufnimmt. «Wir werten<br />
drei Messgrössen aus», sagt Markus<br />
Steiner, «die Besuchsberichte, den erzielten<br />
Umsatz und die persönliche<br />
Einschätzung unserer Mitarbeitenden.<br />
Wenn wir neue Kontakte knüpfen und<br />
bestehende Partnerschaften mit unseren<br />
Kunden vertiefen konnten, wenn wir<br />
als Aussendienstmannschaft gemeinsam<br />
die Umsatzziele erreicht haben und<br />
ein Super-Spirit spürbar wurde, dann<br />
war das eine erfolgreiche Igeho!»<br />
IMPULSE FÜR DEN ALLTAG<br />
Dass Messen ihre Wichtigkeit dank<br />
sozia len Medien, Plattformen und Kanälen<br />
eingebüsst hätten, verneinen die<br />
Kommunikationsverantwortlichen der<br />
Aussteller vehement. Lediglich ihre<br />
Rolle habe sich verändert. «Die Igeho<br />
ist ein Kanal, der im November ein paar<br />
Tage offen ist.» In diesem Fenster können<br />
sich Kundinnen und Kunden einen<br />
Überblick über sämtliche Neuerungen<br />
und Möglichkeiten in der Gastronomiebranche<br />
verschaffen.
142<br />
4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />
Der Messeauftritt<br />
von SAVIVA an der<br />
Igeho.<br />
«Ich kann Lösungen anschauen, anfassen,<br />
vergleichen und zeitgleich<br />
noch Beziehungen pflegen. Das dürfte<br />
mit Social Media allein schwierig<br />
und viel aufwendiger sein!», skizziert<br />
Steiner das Zusammenspiel von Online<br />
und Offline. Klar, eine Messe<br />
dauere nur kurz. «Unsere Beziehungen<br />
pflegen wir deshalb das ganze Jahr<br />
über, auf allen anderen Kanälen.» Diese<br />
Arbeitsteilung bestätigt auch Juon von<br />
Saviva: «Die Kommunikation gegenüber<br />
Kunden verändert sich. So nutzen<br />
wir nebst unseren Messeauftritten<br />
auch alternative und neue Kommunikationskanäle,<br />
um mit unserer bestehenden<br />
Kundschaft sowie Neukunden<br />
in Kontakt zu treten.» Die Igeho, bestätigt<br />
Juon, sei für Saviva als Plattform<br />
interessant. Dabei leiste auch der<br />
Austausch mit Lieferantenpartnern einen<br />
wertvollen und wichtigen Beitrag.<br />
Ebenso die Rahmenprogramme wie<br />
«Campus», das die Messeleitung angestossen<br />
und dieses Jahr erstmals in<br />
Zusammen arbeit mit Hotellerie Suisse<br />
organisiert hat. «Der Campus gibt<br />
gute Impulse für den Alltag», bekräftigt<br />
Markus Steiner. Aber auch über<br />
die Kocharena höre man immer wieder<br />
lobende Worte. «Wenn Kochprofis in<br />
der Koch arena andere an ihrem Wissen<br />
teilhaben lassen, ist das toll und<br />
freut uns doppelt: Erstens, weil uns der<br />
Kochberuf am Herzen liegt, und zweitens,<br />
weil die Profis in der Arena mit<br />
unseren Küchengeräten arbeiten.»<br />
Viel Arbeit, doch die sozialen Kontakte<br />
kommen nicht zu kurz. «Die Zeit<br />
an der Igeho ist sehr knapp bemessen,<br />
aber für einen kurzen Austausch mit<br />
unseren Partnern und Marktbegleitern<br />
reicht es alleweil», meint Steiner.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
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am Igeho-Stand A078 in der<br />
Halle 1.2 ihr köstliches Backwarensortiment.<br />
Welche neuen Produkte<br />
dabei sind, erfahren die Messebesuchenden<br />
am Branchentreff in<br />
Basel, zwei seiner Neuheiten stellt<br />
das Familienunternehmen schon<br />
heute vor.<br />
Telefon: +41 44 930 18 88<br />
www.hauser-gastro.ch<br />
Telefon: +41 44 330 30 30<br />
www.gastroversicherungen.ch<br />
Telefon: +41 55 293 36 36<br />
www.romers.ch<br />
BRESC UND STEIN’S BEST<br />
SAUBERKEIT ERLEBEN!<br />
IHR NEUER BARKEEPER<br />
Wer: Hügli Nährmittel AG<br />
Wo: Halle 1.2, Stand B044<br />
Was: Bresc ist der Spezialist in<br />
kühlfrischen Knoblauch- und Kräuterprodukten.<br />
Bei der Entwicklung<br />
unserer Produkte gehen wir von<br />
authentischen puren Geschmäcken<br />
und gleichbleibender Qualität aus,<br />
und lassen uns bei der Produktentwicklung<br />
von den Gastronomietrends<br />
inspirieren. Stein’s BEST ist die neue<br />
Hügli Dressingwelt. Für sie haben wir<br />
ein Dressing-Angebot geschaffen,<br />
das mit Sortenvielfalt und einfacher<br />
Anwendung Ihrem Salatangebot neuen<br />
Schwung verleiht.<br />
Telefon: +41 71 447 22 11<br />
www.huegli-naehrmittel.ch<br />
Wer: Ecolab<br />
Wo: Halle 1.0, Stand A116<br />
Was: Für hygienisch saubere Küchen ist<br />
der innovative Mikrofaser-Scheuerbezug<br />
Rasant Micro Scrub die ideale Lösung zur<br />
Reinigung von hartnäckigen Verschmutzungen,<br />
speziell auch von rutschhemmenden<br />
Küchenböden. In Kombination<br />
mit unserem neuen KitchenPro Oxy Des<br />
Concentrate bieten wir so eine effizientere<br />
Lösung, denn die innovative Wasserstoffperoxid-Formulierung<br />
vereint eine<br />
ausgezeichnete Reinigungsleistung mit<br />
sehr guter Fettlösekraft und Kalklösevermögen<br />
sowie mit einer besonders schnell<br />
wirksamen desinfizierenden Wirkung.<br />
Telefon: +41 61 466 94 66<br />
www.ecolab.com<br />
Wer: Gastro Schaffner<br />
Wo: Halle 11, Stand C226<br />
Was: Mit der vollautomatischen<br />
Cocktailmaschine servieren Sie Ihren<br />
Gästen in 10 Sekunden feine Cocktail,<br />
ohne auf die Show des Barkeepers zu<br />
verzichten. Begeistern Sie Ihre Gäste<br />
und erzielen Sie mehr Gewinn. Fachwissen<br />
ist nicht erforderlich, Drinks<br />
sind in gleichbleibender Qualität und<br />
Sie haben die Kontrolle über Ihren<br />
Wareneinsatz. Weiter bieten wir gastgewerbliche<br />
Dienstleistungen sowie<br />
ein attraktives Sortiment an Gastronomie-<br />
und Hotelbedarf.<br />
Telefon: +41 71 570 57 76<br />
www.gastroschaffner.ch
IMRPESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
KIS-COM AG<br />
FLÜELASTRASSE 27<br />
8047 ZÜRICH, SCHWEIZ<br />
MAIL@KIS-COM.CH<br />
+41 44 400 50 29<br />
VERLEGER<br />
ANDREAS KRUMES<br />
CHEFREDAKTION<br />
STORYLINE.CH<br />
REDAKTION<br />
REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />
MANUEL GAMMA<br />
CHRISTIAN NILL<br />
MICHAELA RUOSS<br />
ROBERT WILDI<br />
BARBARA SCHINDLER<br />
CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS<br />
MISCHA SCHERRER<br />
MICHAELA RUOSS<br />
CHRIS KREBS<br />
WO NICHT ANDERS VERMERKT SIND DIE<br />
FOTOS EIGENTUM DER KIS-COM AG.<br />
LAYOUT<br />
DIE WERBEKANZLEI AG<br />
KORREKTORAT UND DRUCK<br />
AVD GOLDACH AG<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
3× JÄHRLICH<br />
ANZEIGEN<br />
JASMINE SCHÄRER<br />
AUFLAGE<br />
23 000 EXEMPLARE PRINT | E-PAPER<br />
ISSN<br />
PRINT 2624-9510<br />
ONLINE 2624-9529<br />
VERKAUFSPREIS<br />
CHF 15.–<br />
COPYRIGHT BY KIS-COM AG.<br />
NACHDRUCK UND SONSTIGE VERWENDUNG SÄMTLICHER INHALTE OHNE<br />
SCHRIFTLICHE GENEHMIGUNG DER KIS-COM AG SIND VERBOTEN.