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BOSG Magazin 2/2019

Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.

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VIRGINIA MAISSEN –<br />

INNENDESIGN<br />

FÜR ALLE SINNE<br />

SEITE 68<br />

Nº2/19


MÜDE MACHT<br />

UNS DAS,<br />

WAS WIR<br />

NICHT TUN.<br />

Haben Sie es bemerkt? Dieses Heft trägt<br />

einen zusätzlichen Namen: B O S G –<br />

CHEF-Sache! Das steht, Sie ahnen<br />

es, für Best of Swiss Gastro. Dazu gehören<br />

Sie – und alle Vorwärtsmacher,<br />

Chrampferinnen und Chefsessel-Besitzer,<br />

die unsere Branche voranbringen.<br />

<strong>BOSG</strong> ist für Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer gemacht und vereint<br />

neu unter einer Dachmarke alles, was<br />

die Gastroherzen höherschlagen lässt.<br />

<strong>BOSG</strong> ist auch Ihre Plattform für Innovationen,<br />

Marketing, Netzwerk und<br />

Knowhow-Transfer.<br />

› <strong>BOSG</strong>: CHEF-Sache<br />

› <strong>BOSG</strong>: SUNSET-Party<br />

› <strong>BOSG</strong>: DINING-Guide<br />

› <strong>BOSG</strong>: GASTRO-Award<br />

Dieses Jahr fand im Juni unsere neue<br />

Sunset-Party statt, an welcher wir den<br />

Dining-Guide für den B2C-Markt mit<br />

allen nominierten Betrieben <strong>2019</strong> lanciert<br />

haben. Vielleicht entdecken Sie<br />

sich ja auf einem der Bilder ab Seite<br />

82. Und wir sind mit dem neuen<br />

CHEF-Sache-<strong>Magazin</strong> am Start. Sie<br />

halten die Nummer 2 in den Händen.<br />

Wo wir es gerade davon haben: In dieser<br />

Herbstausgabe erwartet Sie wieder<br />

ein umfangreiches Menü an Themen<br />

und Geschichten. Gerade erst noch<br />

waren wir auf der Trendtour in Tel Aviv<br />

(S. 116): Unglaublich, was da alles läuft!<br />

Ergänzend dazu haben wir uns der Frage<br />

gewidmet, weshalb orientalische Gastro-<br />

und Food-Konzepte zurzeit so hip<br />

sind (S. 112). Es hat, so viel sei verraten,<br />

auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.<br />

Dazu haben wir Ihnen ab Seite 26 einen<br />

Schwerpunkt zusammengestellt. Unter<br />

anderem gehts um Food-Waste, vegane<br />

Angebote sowie um einen Koch, der<br />

sich zum bauernden Gastronomen weiterentwickelt.<br />

Ebenfalls eine feste Grösse im CHEF-<br />

Sache-<strong>Magazin</strong>: der digitale Wandel<br />

(S. 54). Und wir blicken regelmässig über<br />

unseren Tellerrand und schauen, was<br />

sich international tut. Zum Beispiel die<br />

Craft-Szene in Deutschland: ganz schön<br />

innovativ, was da geht (ab S. 8). Das gilt<br />

auch für die Schweiz! Unsere Journalistinnen<br />

und Journalisten zeigen sich vor<br />

Ort, spüren die interessanten Storys auf<br />

und fühlen spannenden Persönlichkeiten<br />

auf den Zahn. Wie zum Beispiel der Unternehmerin<br />

auf dem Titelbild: Virginia<br />

Maissen, sehr erfolgreiche Interior-Designerin.<br />

Sie kennt die Trends (S. 68).<br />

Ich bin überzeugt: Das einzig Stetige im<br />

Leben ist der Wandel. Wir werden uns<br />

auch weiterhin wandeln – digital, nachhaltig<br />

und immer flexibel. Denn, das<br />

wusste schon meine Grossmutter: Müde<br />

macht uns die Arbeit, die wir liegen lassen,<br />

nicht die, die wir tun. Also packen<br />

wirs an und bleiben wir nicht stehen.<br />

Ihr Andreas Krumes


INHALT<br />

1 4<br />

TAT-SACHE<br />

KOPF-SACHE<br />

1.1 Businessplan 08<br />

1.2 Insights 26<br />

1.3 Konzepte im Fokus 38<br />

1.4 Digital 54<br />

2.1 CHEF-Sache 68<br />

2.2 Best of Swiss Gastro 82<br />

2.3 Dreamteam 92<br />

2.4 Headhunting 98<br />

TREND-SACHE<br />

SPEZIAL-SACHE<br />

3.1 Trending Topic 104<br />

3.2 Trendtour 116<br />

3.3 Buzzword 122<br />

3.4 Mixology 126<br />

4.1 Die Igeho als People-Business 134<br />

4.2 «Wir wollen unsere Kunden inspirieren» 138


Bei Eat Umami spriessen<br />

nicht nur die Sprossen,<br />

sondern auch innovative<br />

Geschäftsideen. Mehr<br />

zum Trendthema Craft-<br />

Food ab Seite 8.


TAT-SACHE<br />

1<br />

1.1 Businessplan<br />

Nische mit Strahlkraft 08<br />

Kreative Craft-Szene Marke Helvetia 16<br />

Marge vs. Nachhaltigkeit 22<br />

Umsatz steigern durch Storytelling 24<br />

1.2 Insights<br />

Mehr Nachhaltigkeit in der Gastrobranche 26<br />

Vegan-Boom: Mission oder Marktnische? 34<br />

1.3 Konzepte im Fokus<br />

Vom Koch zum Bauer 38<br />

Regionalität ist nicht immer nachhaltig 42<br />

Wer nicht mit der Zeit geht … 44<br />

Erfolg: Ja. Erfolgreich bleiben: Schwierig! 48<br />

1.4 Digital<br />

Digitalisierung muss von oben kommen 54<br />

Digitalisierung in der Gastrobranche 62


08<br />

1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />

NISCHE<br />

MIT STRAHL-<br />

KRAFT<br />

Handwerklichkeit und Authentizität sind in der Gastronomie<br />

immer stärker gefragt. Die Craft-Bewegung umfasst<br />

längst nicht mehr nur Bier, sondern bald alle Produktkategorien<br />

des Food-and-Beverage-Spektrums. Ein Blick über<br />

den Tellerrand nach Deutschland zeigt, was dabei<br />

wichtig ist: Glaubwürdigkeit und Storytelling.<br />

TEXT BARBARA SCHINDLER<br />

FOTOS ZVG<br />

Alles begann mit Bier: Als Patrick Rüther<br />

und Axel Ohm 2013 gemeinsam mit<br />

der Ratsherrn Brauerei in Hamburg das<br />

Restaurant Altes Mädchen als modernes<br />

Braugasthaus eröffneten, hielt der Begriff<br />

«Craft» Einzug in die deutsche Gastronomie.<br />

Neben den eigenen, vor Ort gebrauten<br />

Bieren standen im XL-Restaurant im Szenekiez<br />

«Schanze» nämlich auch rund 70<br />

Biere anderer Brauer aus aller Welt auf der<br />

umfangreichen Getränkekarte – eine spektakuläre<br />

Neuerung. Schliesslich verhindern<br />

bis heute in den meisten deutschen Gastrobetrieben<br />

Exklusivverträge mit grossen<br />

Brauereikonzernen die für die Craft-Bier-<br />

Szene typische Vielfalt am Zapfhahn.<br />

CRAFT-BIER IN ALLER MUNDE<br />

Doch nicht nur die schiere Zahl der Biere<br />

war im Alten Mädchen zunächst ungewohnt:<br />

Auch hierzulande eher seltene<br />

Stile wie Pale Ale, IPA, Stout,<br />

Barrel Aged waren zuvor wohl nur Insidern<br />

vertraut. Im Angebot eines breitentauglichen<br />

Konzepts, in dem neben<br />

hausgemachtem Bier auch Brot aus der<br />

eigenen Bäckerei und eine bodenständige<br />

Frischeküche auf den Tisch kommen,<br />

begeisterten sie immer mehr Gäste:


Frisch gezapft: eine<br />

Stange Craft-Bier<br />

im Alten Mädchen.<br />

9


10 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

Wenn sich<br />

jemand in Sachen<br />

Foodtrends<br />

auskennt, dann<br />

Hanni Rützler.<br />

Craft-Bier war mit einem Mal in aller<br />

Munde. Längst haben auch deutsche<br />

Grossbrauereien, um ihre Marktmacht<br />

fürchtend, eigene Craft-Linien<br />

wie BraufactuM (Radeberger), Craftwerk<br />

(Bitburger) oder Maisel & Friends<br />

(Brauerei Gebr. Maisel) aufgelegt – mit<br />

unterschiedlichem Erfolg. Denn naturgemäss<br />

fällt es den «Grossen» schwerer,<br />

in puncto Handwerklichkeit, Leidenschaft<br />

und Gemeinschaftssinn glaubwürdig<br />

zu agieren. Doch genau darum geht<br />

es bei der Craft-Bewegung: mit Ehrlichkeit<br />

und Transparenz Mehrwert für alle<br />

zu schaffen, statt der Konkurrenz Marktanteile<br />

abzujagen. Eine Haltung, die<br />

Konzernen in der Regel eher fremd ist.<br />

GEGENBEWEGUNG ZUR<br />

INDUSTRIALISIERTEN WELT<br />

«In unserer zunehmend industrialisierten,<br />

automatisierten und digitalisierten<br />

Welt sehnen wir uns nach Gegenentwürfen»,<br />

erklärt Food-Trendforscherin<br />

Hanni Rützler vom Wiener Futurefoodstudio<br />

den Erfolg der Craft-Bewegung.<br />

«Das gilt auch und besonders beim<br />

Essen und Trinken. Gefragt sind von<br />

Manufakturen in überschaubaren Mengen<br />

hergestellte Lebensmittel und Getränke.<br />

Auch deshalb, weil sie viel mehr<br />

Spielraum für ausgefallene Geschmacksexperimente<br />

und Innovationen lassen.<br />

Wir verbinden damit die Hoffnung, dass<br />

‹handgemachte› Lebensmittel ehrlicher<br />

und besser sind – auf kulinarischer, ökologischer<br />

und sozialer Ebene.»<br />

Diese Sehnsucht beschränkt sich nicht<br />

nur auf Bier, sondern hat mittlerweile<br />

viele Bereiche der Lebensmittelproduktion<br />

erfasst. Eine Nische zwar, wenn man<br />

den Umsatz betrachtet, aber medial aufmerksamkeitsstark<br />

und mit entsprechend<br />

vielen Impulsen für die Branche, gibt es<br />

heute fast keine Produktkategorie mehr,<br />

die nicht inzwischen «hand- und hausgemacht»<br />

im gastronomischen Angebot<br />

vertreten ist – von Kaffee über Pizza<br />

und Burger bis hin zu Eiscreme. In Berlin<br />

wurde beispielsweise kürzlich Gimme<br />

Gelato vom Publikum zur besten Eisdiele<br />

der Hauptstadt gekürt. Gründer<br />

Ralf Sander, übrigens gelernter Brauer,<br />

hatte sich erst im letzten Jahr nach einer<br />

Karriere in der Getränkeindustrie seinen<br />

Traum von der eigenen Gelato-Manufaktur<br />

in Charlottenburg erfüllt.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

11<br />

Einblick in die<br />

Berliner Eisdiele<br />

Gimme Gelato.<br />

NEUE GELATO-KULTUR<br />

Seine Mission: eine neue Eiskultur in<br />

Deutschland zu etablieren: «Eine Umfrage<br />

hat ergeben, dass 75 Prozent der<br />

Deutschen am liebsten Eis aus Eisdielen<br />

essen. Gleichzeitig steht Industrieeis<br />

für 80 Prozent der Umsätze», sagt<br />

der Eismacher. «Da gibt es noch ein<br />

riesiges Potenzial.»<br />

Neben Eis am Stiel in originellen Formaten<br />

wie Pfoten oder Herzen bietet<br />

er bis zu 16 verschiedene Scooping-Sorten<br />

an – darunter Kreationen<br />

wie Basilikum-Limette, Erdnuss-Karamell-Schoko<br />

oder Banane-Kiwi. Allesamt<br />

frisch aus dem gläsernen Eislabor<br />

im Laden. Zwei Pasteurisier- und<br />

zwei Eismaschinen verknüpfen hier vor<br />

den Augen der Kunden traditionelles<br />

Handwerk mit modernster Technik.<br />

Transparenz und Ehrlichkeit – für<br />

Sander sind sie selbstverständlich: «Uns<br />

kann jeder beim Eismachen zusehen.»<br />

Kinder- und Tierfreundlichkeit, umweltbewusste<br />

Verpackungen und grosszügige<br />

Marketing-Aktionen gehören<br />

ebenfalls zur Philosophie.


12 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

Hausgemachte<br />

Ravioli, wie sie im<br />

Damettto zubereitet<br />

und dann<br />

gekocht werden.<br />

STORYTELLING: PRODUKTE<br />

«HINTER JEDEM<br />

PRODUKT SOLL<br />

EINE GESCHICH-<br />

TE STECKEN»<br />

HANNI RÜTZLER<br />

BRAUCHEN GESCHICHTE<br />

Das Maskottchen von Gimme Gelato<br />

ist ein putziger Otter, der nicht nur<br />

beim jungen Publikum<br />

beliebt ist.<br />

Er sorgt für das<br />

Storytelling, dem<br />

beim Craft-Trend<br />

eine wichtige Rolle<br />

zukommt. Hanni<br />

Rützler: «Hinter<br />

jedem Produkt<br />

soll heute eine<br />

Geschichte stecken, die untrennbar mit<br />

dem Werdegang des Herstellers verbunden<br />

ist, mit Menschen, die leidenschaftlich<br />

Dinge fertigen. Die Craft-Bewegung<br />

ist das kulinarische Pendant zu<br />

ähnlichen Entwicklungen, die wir auch<br />

in anderen Branchen beobachten können.»<br />

Als Beispiel nennt sie Manufactum,<br />

das Waren haus mit Onlinehandel,<br />

das «handgemachte» Gebrauchsgegenstände<br />

verkauft. «Das Konzept dahinter<br />

ist das gleiche, egal, ob es um Craft-<br />

Food, Craft-Bier, Besen, Taschen oder<br />

Kaffeemühlen geht.» Dass «Craft»<br />

auch wunderbar zu Pasta passt, beweisen<br />

seit Dezember 2018 die drei Gründerinnen<br />

Johanna Aust, Monica Dametto<br />

und Vanessa Kränicke mit ihrem<br />

Konzept Damettto, das sich wegen der<br />

drei Gründerinnen<br />

mit dreifachem<br />

T schreibt –<br />

manchmal reicht<br />

fürs Storytelling<br />

ein einziger Buchstabe!<br />

In einem<br />

kleinen Laden<br />

in Hamburg-Eppendorf<br />

– Produktion,<br />

Geschmackslabor und Nachbarschaftstreff<br />

in einem – stellen sie täglich<br />

frisch diverse Nudelsorten her und servieren<br />

sie anschliessend bei Dinner-<br />

Events ihren Gästen.<br />

LIEBE KANN MAN SCHMECKEN<br />

«Man schmeckt es einfach, wenn Pasta<br />

mit Liebe gemacht wird», sagt Johanna<br />

Aust. Aber natürlich spielen auch die<br />

hochwertigen Zutaten eine Rolle, darunter<br />

original sizilianischer Hartweizen,<br />

der nicht nur garantiert glyphosatfrei<br />

erzeugt wird, sondern auch sehr mineralstoffreich<br />

ist, da es sich um eine alte<br />

Sorte handelt. Dazu ausschliesslich echte<br />

Eier von glücklichen Hühnern – kein<br />

Vollei, wie die Gründerinnen betonen.<br />

Um die traditionelle Pasta-Herstellung<br />

zu lernen, reiste Monica Dametto extra<br />

in den «Bauch Italiens» nach Bologna.<br />

«Dieses alte Handwerk ist die Basis,<br />

ausgefallene Zutaten wie Matcha, Algen,<br />

Kakaopulver, Gewürze und Kräuter<br />

sind das Add-on für unsere farbenfrohen<br />

Nudelsorten», verrät die italienischstämmige<br />

Gründerin. Expansion? Nicht<br />

ausgeschlossen, denkbar sind beispielsweise<br />

ein eigener Food-Truck und die<br />

Präsenz auf Street-Food-Festivals. Auch<br />

die Belieferung anderer Gastronomiebetriebe,<br />

die bislang aus Personalmangel<br />

notgedrungen auf Trockenware zurückgreifen,<br />

steht auf der Agenda.<br />

TERROIR UND KENNERSCHAFT<br />

In der Nachbarschaft produziert, von<br />

Menschen, die man persönlich kennt –<br />

«im Food-Bereich sind es Trends wie<br />

‹Brutal Lokal› oder ‹Meet Food›, die<br />

Antworten auf die Bedürfnisse nach dem<br />

Besonderen, dem Authentischen, nach<br />

mehr Transparenz und dem Geschmack<br />

des Terroir bieten», sagt Hanni Rützler.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

13<br />

Verrückt nach Kaffee?<br />

Dann ab ins Cofi Loco<br />

im deutschen Siegburg.


14 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

In der «American<br />

Style Bakery»<br />

Black Apron in<br />

Hildesheim wird<br />

alles von Grund auf<br />

zubereitet.<br />

Wer handgemachte Produkte konsumiert<br />

statt Einheitsware aus dem Supermarkt,<br />

signalisiert überdies seiner Umwelt: «Ich<br />

kenne mich aus!» In kaum einem Bereich<br />

gilt das momentan so sehr wie bei den<br />

braunen Bohnen. Die sogenannte «Third<br />

Wave» hat den Kaffee zu einem Kultartikel<br />

gemacht, der von einigen mit quasireligiösem<br />

Eifer verehrt und unter Aufwendung<br />

höchster Sorgfalt komponiert<br />

wird. Dass der Gast oder die Kundschaft<br />

bei der Herstellung der Produkte zusehen<br />

kann, ist dabei für Uwe Prommer, Inhaber<br />

der Schaurösterei mit Café Cofi Loco<br />

in Siegburg, ein entscheidendes Plus an<br />

Glaubwürdigkeit. «Das gilt für offene Restaurantküchen<br />

ebenso wie für uns.» Mit<br />

seiner mobilen Mini-Rösterei, die er an<br />

Einzelhändler, Cafés und Bäcker vertreibt,<br />

geht er in Bezug auf den Lokaltrend sogar<br />

noch einen Schritt weiter: «Heute kann jeder<br />

sein eigener Röster sein.»<br />

EHRLICHE ZUTATEN,<br />

GLÄSERNE WÄNDE<br />

Wenn der Kaffee mit wissenschaftlicher<br />

Präzision gebrüht wird, darf auch der<br />

Kuchen nicht hintenanstehen. Moderne,<br />

amerikanisch inspirierte Bakery-Konzepte<br />

wie Black Apron in Hildesheim bieten<br />

der Industrieware bei Starbucks & Co.<br />

locker Paroli. Inhaberin Özlem Sögüt<br />

betont: «Unsere Salted Caramel Cheesecakes,<br />

Peanut Butter Cakes, Cinnamon<br />

Rolls, Apple Crumbs und Fudge Brownies<br />

backen wir frisch in der einsehbaren Konditorei<br />

im Laden. Mit echter Butter und<br />

anderen ehrlichen Zutaten.»<br />

Wird der Craft-Trend als spannende Nische<br />

mit Strahlkraft den Mainstream<br />

nachhaltig verändern? Immerhin haben<br />

die zahlreichen Better-Burger-Bars sogar<br />

den Riesen McDonald’s dazu gebracht,<br />

bei Sortiment und Service ordentlich aufzurüsten.<br />

Hanni Rützler bescheinigt dem<br />

Segment noch viel Potenzial: «Viele Nischen<br />

summieren sich auch zu einer Masse.<br />

Gerade in Zeiten des Lebensmittelüberflusses<br />

werden die Sehnsucht nach<br />

dem Besonderen und der Wunsch vieler<br />

Kundinnen und Kunden, durch die gezielte<br />

Wahl Kennerschaft beweisen zu können,<br />

weiterwachsen.»<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


16<br />

16<br />

Auf Tuchfühlung<br />

mit den Sprossen:<br />

Tag der offenen Tür<br />

bei Eat Umami.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

17<br />

KREATIVE<br />

CRAFT-SZENE<br />

MARKE<br />

HELVETIA<br />

So viel vorweg: Die Craft-Produzentinnen und -Produzenten der<br />

Schweiz sind so vielfältig und zahlreich wie die hiesigen Dialektwörter<br />

für «Apfelgehäuse». Gemeinsam ist ihnen: Was regional,<br />

national oder gar international wachsen soll, muss zuerst lokal<br />

gedeihen und funktionieren. Die folgende, unvollständige Auflistung<br />

zeigt, was sich tut. Auffällig: Viele Craft-Produkte und Ideen<br />

kommen – einmal mehr – aus Zürich.<br />

TEXT CHRISTIAN NILL<br />

FOTOS ZVG<br />

Was alle Craft-Produzentinnen und -Produzenten,<br />

die auf die CHEF-Sache-Anfrage<br />

reagierten, gemeinsam haben, ist<br />

die Tatsache, dass hier eine Generation<br />

am Werk ist, die sich konkret überlegt,<br />

wie Nachhaltigkeit (Ökologie) und Wirtschaftsverträglichkeit<br />

(Ökonomie) zusammenpassen.<br />

Zum Beispiel Eat Umami.


18 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

CRAFTPRODUKT<br />

CLASSIC<br />

IDEE: Mitten in Zürich, unter der<br />

Bahnhofstrasse in einem Banktresor, gedeiht<br />

in einer Wasseroase eine vielfältige<br />

Flora und Fauna. Es ist ein Ökosystem,<br />

in welchem Fische, Garnelen, Pflanzen<br />

und weitere Organismen einen vitalen<br />

Nährstoffkreislauf bilden. In dieser sogenannt<br />

aquaponischen Anlage produzieren<br />

drei junge Männer Qualitätslebensmittel,<br />

die auch Spitzenköche und -köchinnen<br />

nutzen. Und dies frei von Chemie.<br />

PRODUKTE: Microgreens (Sprossen)<br />

frisch ab Schnitt, biologisch abbaubare<br />

Verpackung.<br />

NEBENEFFEKT: Food-Waste verringern.<br />

KONTAKT: www.eat-umami.ch<br />

CRAFTPRODUKT<br />

DEUX FRÈRES GIN<br />

IDEE: Die Gebrüder Grundböck, Florian<br />

und Gian, aufgewachsen auf einem<br />

Bauernhof bei Zürich, beschliessen,<br />

gemeinsam einen Gin zu entwickeln.<br />

PRODUKTE: Aus der Idee und dem<br />

Können des Getränke- und Lebensmitteltechnologen<br />

Florian und des Betriebswirtschaftlers<br />

Gian sowie der Unterstützung<br />

eines Master-Destillateurs entsteht<br />

der Deux-Frères-Gin mit 25 Botanicals.<br />

Darunter befinden sich Bio-Wacholderbeeren,<br />

Bio-Zitronenschale, Rosenblätter,<br />

Lavendelblüten, Angelikawurzel,<br />

Ysopkraut etc. Die Botanicals Nr. 24<br />

und 25 werden nach dem London Dry<br />

Standard destilliert. Die 25. Botanical,<br />

eine getrocknete Blüte, wird erst nach<br />

der Destillierung zugegeben. Sie verleiht<br />

dem Gin seine blaue Farbe.<br />

NEBENEFFEKT: Der Gin ändert je<br />

nach pH-Wert seine Farbe von Blau über<br />

Violett bis zu zartem Rosa.<br />

KONTAKT: www.deuxfreresspirits.com<br />

CRAFTPRODUKT<br />

VERMOUTH DE GENTS<br />

IDEE: Ein Schweizer Wermut, basierend<br />

auf einer Kräutermischung von Pharmazie-Pionier<br />

Gustav Dieterich.<br />

PRODUKT: Vermouth de Gents. Hinter<br />

diesem Schweizer Wermut steckt Hans<br />

Georg «HG» Hildebrandt, der Erfinder<br />

des Gents Swiss Roots Tonic Water. Sein<br />

neuster Streich basiert auf Kräutern wie<br />

Vermouth und Iva (Moschus-Schafgarbe)<br />

aus der Schweiz, Galanga und Ingwer<br />

aus den Tropen und Bittermandelöl aus<br />

Spanien. Dazu kommt Pinot noir von der<br />

Zürcher Goldküste sowie Süsswein aus<br />

Südfrankreich. Der Vermouth de Gents<br />

werde nach «Méthode traditionelle»<br />

produziert.<br />

NEBENEFFEKT: Süffige Alternative<br />

zum allgegenwärtigen Gin Tonic.<br />

KONTAKT: www.gents.ch


20 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

CRAFTPRODUKT<br />

LOKALES WASSER 37<br />

IDEE: Wasserquellen in der Region<br />

nutzen, auf unnötige Wasser-Transporte<br />

rund um den Globus verzichten,<br />

CO 2<br />

-Emissionen vermeiden und<br />

somit etwas für das Klima tun.<br />

PRODUKTE: «Lokales Wasser 37» –<br />

erfrischendes, natürliches Trinkwasser<br />

von den Hängen rund um Zürich.<br />

Anfang Jahr wurde bereits die einmillionste<br />

Flasche abgefüllt, und<br />

zwar am Rennweg 37.<br />

NEBENEFFEKT: Der Gewinn geht<br />

«vollumfänglich an Entwicklungsprojekte<br />

im Zusammenhang mit Wasser».<br />

KONTAKT: www.lokaleswasser.ch<br />

CRAFTPRODUKT<br />

TSÜRI SAUCE<br />

IDEE: Koch Christian Heusser wollte<br />

eine passende Sauce für seinen handgemachten<br />

Burger, den er im Café<br />

des Fleurs in Wangen bei Dübendorf<br />

ZH serviert.<br />

PRODUKTE: TSÜRI Sauce soll die<br />

«schöne Stadt Zürich in allen Belangen»<br />

widerspiegeln. Vielfältig einsetzbar,<br />

zu Fleisch, Fisch und Gemüse –<br />

eine echte Allrounderin. Geschmack:<br />

sanfte Schärfe, Kaffeenote und ein<br />

Hauch Ananas. Der Grossteil der Zutaten<br />

stammt aus der Schweiz, von<br />

lokalen Produzenten. Produktion in<br />

reiner Handarbeit, Flaschenabfüllung<br />

von Hand.<br />

NEBENEFFEKT: Glutenfrei und<br />

ohne tierische Produkte hergestellt,<br />

also vegan.<br />

KONTAKT: www.tsürisauce.ch<br />

CRAFTPRODUKT<br />

ZÜRI-CHIPS<br />

IDEE: Die Züri-Chips sind die Antwort<br />

auf die globale Lebensmittelverschwendung<br />

– das ist die Mission der<br />

vier jungen Menschen, die hinter der<br />

Produktinnovation stehen.<br />

PRODUKTE: Züri-Chips – hergestellt<br />

aus einem der am stärksten verschwendeten<br />

Lebensmittel: aus Brotresten. Erhältlich<br />

in zwei Geschmacksrichtungen:<br />

«Mary & Rose» (mit Rosmarin, daher<br />

der Name …) sowie «Diabolic Garlic»<br />

(mit Knoblauch). Die Brotreste stammen<br />

von den «besten Bäckereien in Zürich»,<br />

die Zutaten aus biologischem Anbau.<br />

NEBENEFFEKT: Die Züri-Chips sollen<br />

nicht weniger, als auf den Zusammenhang<br />

zwischen Food-Waste und Klimawandel<br />

aufmerksam machen.<br />

KONTAKT: www.zuerichips.com<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


22<br />

1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

FACHBEITRAG<br />

MARGE VS.<br />

NACHHAL-<br />

TIGKEIT<br />

Als Leiter des Supply-Chain-Managements ist es sich Fabian<br />

Weigelt gewohnt, mit widersprüchlichen Bedürfnissen und Anforderungen<br />

im Einkauf umzugehen. Wie er das macht und worauf<br />

er Wert legt, schildert er in diesem Unternehmens-Interview.<br />

WESHALB IST NACHHALTIGKEIT<br />

BEI IHNEN EIN THEMA – ODER<br />

KEIN THEMA?<br />

Nachhaltigkeit und Regionalität muss ein<br />

Thema sein – bei uns allen. Nicht nur im<br />

beruflichen Handeln, sondern auch im<br />

privaten Leben. Was jeder von uns dazu<br />

beiträgt, reflektiert unsere heutige Gesellschaft<br />

– und ist jeder Person selbst<br />

überlassen.<br />

NACHHALTIGKEIT (IM SINNE VON<br />

REGIONALITÄT VERSUS MENGEN-<br />

EINKAUF: EIN WIDERSPRUCH?<br />

Nichts ist unmöglich, aber in Teilbereichen<br />

ist es zumindest eine grosse Herausforderung.<br />

Der Einkauf leistet heute<br />

einen entscheidenden Anteil an den<br />

Erfolg eines Unternehmens. Bei Produkten<br />

mit grossen Volumen ist echte<br />

Regionalität – und mit den auf dem<br />

Schweizer Markt zur Verfügung stehenden<br />

Produkten – schwierig zu gewährleisten.<br />

Wir verbrauchen zum<br />

Beispiel knapp je 6000 Flaschen Rum<br />

und Tequila jährlich. Hier muss ich mit<br />

Massenprodukten arbeiten, um Verfügbarkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit zu<br />

gewährleisten.<br />

WORAUF LEGEN SIE BEI IHREM<br />

EINKAUF DEN FOKUS?<br />

Grundsätzlich versuche ich immer das<br />

Produkt zu finden, welches einen Mehrwert<br />

bietet. Dies unter Berücksichtigung<br />

der Kundenbedürfnisse und der Unternehmensziele<br />

sowie ohne Qualitätsverlust.<br />

Da diese Faktoren nicht immer<br />

kongruent sind, investiere ich in manche<br />

Produkte mehr, als die Kalkulation<br />

es erlaubt.<br />

MIT WELCHEN HERAUSFORDE-<br />

RUNGEN KÄMPFEN SIE ALS KOPF<br />

DER LIEFERKETTE ZURZEIT BESON-<br />

DERS? WIE LÖSEN SIE DIESE PRO-<br />

BLEME?<br />

Seien wir ehrlich: Wenn Geld keine Rolle<br />

spielen würde, hätten wir alle weniger<br />

Herausforderungen. Ich versuche,<br />

wo immer möglich und wo die Bereitschaft<br />

des Kunden vorhanden ist, meinen<br />

Leitsatz im Einkauf «Qualität hat ihren<br />

Preis» umzusetzen. Langfristig setzt<br />

sich Qualität immer durch. Dieses Denken<br />

versuche ich unseren Mitarbeitenden,<br />

Partnern und Gästen zu vermitteln.<br />

Meine Lösung heisst Mischkalkulation:<br />

Entscheidend sind primär Umsatz und


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

23<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Fabian Weigelt ist seit 2015 Head of<br />

Supply Chain bei der B1 Swiss Gastro<br />

Company GmbH. Das Unternehmen<br />

wurde im Jahr 2000 gegründet und<br />

hat sich erfolgreich als Anbieter mexikanischer<br />

Gastronomie etabliert. Es<br />

verfügt mittlerweile über zwölf «Desperado<br />

Mexican Restaurant & Bar»-Betriebe<br />

in der ganzen Schweiz und eine<br />

Sportsbar im Berner Westside Center.<br />

Die Gruppe ist nebst einem reichhaltigen<br />

Gastronomieangebot auch<br />

bekannt für die in ihren Betrieben<br />

stattfindenden Themen-Events, Geburtstagsfeiern<br />

und Latino-Partys. Sie<br />

beschäftigt rund 250 Mitarbeitende.<br />

www.desperado.ch<br />

Deckungsbeitrag. Bieten wir gute Qualität,<br />

die etwas kostet, honorieren dies die<br />

Gäste langfristig. Das zeigt sich schliesslich<br />

im Umsatz.<br />

steht vor allem Handlungsbedarf bei<br />

den Themen Unterhalt, Entsorgung,<br />

aber auch in den strategischen Ausrichtungen.<br />

WIE ERLEBEN SIE DAS THEMA<br />

NACHHALTIGKEIT IN BEZUG AUF<br />

IHRE BETRIEBE? WIE STEHT ES DA<br />

UM DIE ENTSPRECHENDE NACH-<br />

FRAGE SEITENS DER GÄSTE?<br />

Gäste interessieren sich heutzutage viel<br />

mehr für das Thema, was auch richtig ist.<br />

Die Nachfrage ist enorm, aber leider sind<br />

die Gäste nach wie vor preissensibel und<br />

schrecken davor zurück, für nachhaltige<br />

Produkte auch mehr zu bezahlen.<br />

WAS ERWARTEN SIE ALS EIN-<br />

KÄUFER VOM MARKT? WO ENT-<br />

SPRICHT DER MARKT IHREN<br />

BEDÜRFNISSEN, WO BESTEHT<br />

HANDLUNGSBEDARF?<br />

Mein grösster Wunsch ist, dass die<br />

Konsumenten das Thema Nachhaltigkeit<br />

nicht nur propagieren, sondern<br />

auch ihren Teil in finanzieller Hinsicht<br />

dazu beitragen. Der Bereich Non Food<br />

hat sich in den letzten Jahren sehr positiv<br />

entwickelt. Aus meiner Sicht be-<br />

Wer wissen will, wie das aussieht, kann<br />

im «Rössli hü» in Root antraben. Im alten<br />

Landgasthof entdecken die Gäste<br />

traditionelle Macharten neu. Mit Gerichten<br />

wie «Suure Mocke» und «Hausterrine»,<br />

zubereitet mit traditionellen<br />

Kochmethoden wie Einmachen,<br />

Schmoren, Räuchern oder Trocknen.<br />

«Vor der Eröffnung im Januar wussten<br />

wir nicht mit Sicherheit, ob wir die Gäste<br />

damit ansprechen», sagt die Konzepterin.<br />

Da sie beim Entwickeln der Idee<br />

den «Branchenspiegel» von GastroSuisse<br />

und die «Food Service Schweiz»-Studie<br />

als Wegweiser nutzen konnte, sei sie<br />

aber zuversichtlich gewesen, dass es gut<br />

kommt. Das Bauchgefühl hat sie nicht<br />

getäuscht.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


24 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

FACHBEITRAG<br />

UMSATZ<br />

STEIGERN<br />

DURCH STORY-<br />

TELLING<br />

Die digitale Revolution fordert Opfer, schafft aber auch<br />

Chancen. Kanäle wie YouTube, Instagram oder WhatsApp<br />

sind brachliegende virtuelle Felder, wenn sie nicht richtig<br />

bewirtschaftet werden. Mit dem passenden Dünger liefern<br />

sie Erträge, die jegliche Vorstellungen sprengen. Auch in<br />

der Gastronomie.<br />

Die Geschichte ist simpel. Der<br />

Jour nalist Rob Walker wollte herausfinden,<br />

ob Storytelling tatsächlich das<br />

mächtigste Marketingwerkzeug der<br />

Gegenwart ist.<br />

Heute wird jeder durch<br />

Knopfdruck zum Storyteller.<br />

Jetzt muss man<br />

nur noch wissen, wie<br />

man eine Story erzählt.<br />

Er kaufte auf Ebay 200 Objekte, die<br />

durchschnittlich einen Dollar kosteten.<br />

Er beauftragte einige Freunde damit,<br />

zu jedem Objekt eine spezifische Geschichte<br />

zu erfinden.<br />

Mit einer individuellen Geschichte<br />

aufgepeppt, stellte er diese 200 Objekte<br />

wieder zum Verkauf. Ausgestattet mit<br />

der richtigen Story verkaufte er alle<br />

Objekte für 8000 Dollar. Das ist eine<br />

Wertsteigerung von über 6000 %.<br />

DIE KUNST DES ERZÄHLENS<br />

Entscheidend ist das richtige Storytelling.<br />

Mittlerweile stellt die ganze<br />

Welt Bilder von sich, ihren Produkten,<br />

Haustieren oder Mittagessen online.<br />

Das sind Momentaufnahmen, keine<br />

Geschichten. Wenn ich diese 10 Punkte<br />

(siehe rechts) im Detail erkläre, mache<br />

ich mich der Langeweile schuldig.<br />

ZUTATEN FÜR EINE PACKENDE STORY<br />

1. Eine Geschichte ist eine<br />

Metapher.<br />

2. Ohne Tod keine Geschichte.<br />

3. Jede Szene ist eine<br />

Heldenreise.<br />

4. Der Protagonist ist ein<br />

Qualitätsmerkmal.<br />

5. Wo du stolperst, liegt der<br />

Schatz.<br />

6. Grübeln ist nicht handeln.<br />

7. Überraschung ist das Geheimnis<br />

des Dramas.<br />

8. Authentizität heisst, in der<br />

eigenen Geschichte verwurzelt<br />

zu sein.<br />

9. Nur Emotionen erzeugen<br />

Relevanz.<br />

10. Folge deiner Lust.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

25<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Manuel Gamma ist Storytelling-<br />

Experte und Journalist. Seit 20<br />

Jahren erzählt er Geschichten im<br />

Schweizer Radio und Fernsehen<br />

SRF, auf Papier oder online.<br />

Weitere Infos:<br />

www.gammavision.ch<br />

Sollte jedoch Ihre Neugier geweckt<br />

sein, so haben Sie zwei Möglichkeiten.<br />

Sie interpretieren diese goldenen Regeln<br />

nach Ihrer Fantasie und probieren<br />

aus, was Sie damit erreichen. Oder Sie<br />

melden sich bei einem Experten bzw.<br />

einer Expertin und lassen sich eine<br />

mitreissende Geschichte für Ihr Produkt<br />

oder Ihre Dienstleistung kreieren.<br />

KÜCHENGESCHICHTEN<br />

Gerade in der Gastronomie fällt es<br />

leicht, wunderbare Geschichten zu erzählen.<br />

Schliesslich sind da alle Sinne<br />

beteiligt. Was unsere Nase und unser<br />

Gaumen gespeichert haben, bleibt<br />

stärker in Erinnerung als jeder Film.<br />

Und kann mich auf der Alp umsehen,<br />

auf welcher die Nahrungsspenderin ihre<br />

Sommer verbrachte. Nachhaltigkeit<br />

kann sich jeder in die Karte schreiben.<br />

Aber die Geschichte dazu macht sie erlebbar,<br />

glaubwürdig und unterhaltsam.<br />

Die richtige Story hebt Ihr Produkt<br />

oder Ihre Dienstleistung aus der Masse<br />

von täglich zweieinhalb Trillionen<br />

Bytes heraus. Professionelles Storytelling<br />

steigert Ihren Umsatz. Und macht<br />

Ihren Gästen genauso Spass wie Ihnen<br />

selbst!<br />

In meinem Lieblingsbistro Le Puy<br />

an der Zürcher Forchstrasse gibt es<br />

ein wunderbares Beispiel für eine<br />

gastronomische Story. Der Salsiz vom<br />

Alpenhirten. Gustatorisch eine geile<br />

Wurst, die im Kopf bleibt, weil sie eine<br />

Geschichte erzählt.<br />

Jede Wurst kann online zurückverfolgt<br />

werden. Als Kunde kenne ich die Kuh,<br />

die ich geniessen darf, beim Namen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


26 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

MEHR NACH-<br />

HALTIGKEIT<br />

IN DER GASTRO-<br />

BRANCHE<br />

Eine neue Studie zeigt: Unsere Ernährung hat einen grossen Einfluss<br />

auf die Klimaerwärmung. Die Autorinnen und Autoren fordern,<br />

Essgewohnheiten zu überdenken und Lebensmittelabfälle zu<br />

reduzieren. Diesbezüglich tut sich einiges in der Branche.<br />

TEXT REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />

FOTOS EATERNITY, BEN MÖNKS<br />

INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI (LAYOUT), EATERNITY (QUELLE)<br />

29. Juli <strong>2019</strong>. An diesem Tag hatte die<br />

Weltbevölkerung das aufgebraucht,<br />

was ihr die Natur für das ganze Jahr<br />

zur Verfügung stellt. Das Datum des<br />

so genannten Earth Overshoot Day<br />

hat eine Non-Profit-Organisation berechnet.<br />

Die Schweiz schneidet dabei<br />

schlecht ab, unsere Ressourcen wären<br />

bereits am 7. Mai aufgebraucht gewesen.<br />

Es besteht also Handlungsbedarf.<br />

Doch was kann die Gastrobranche tun?<br />

Und hat die Ernährung überhaupt einen<br />

Einfluss auf das Weltklima?<br />

Ja, und wie!, sagt der neuste Bericht<br />

des Weltklimarats IPCC, der im vergangenen<br />

August vorgestellt wurde.<br />

Es ist eine der ersten Studien, die den<br />

Einfluss der Ernährung auf die Klimaerwärmung<br />

beziffert. Manuel Klarmann,<br />

Mitbegründer des Zürcher<br />

Start-ups Eaternity, beschäftigt sich<br />

seit über zehn Jahren mit diesem Thema.<br />

Er bestätigt den Bericht und sagt:<br />

«Die Ernährung ist für rund ein Drittel<br />

der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen<br />

verantwortlich. Im<br />

Vergleich dazu macht der Verkehr ‹nur›<br />

rund 18 Prozent aus.»


Die Macherin und<br />

der Macher hinter<br />

der Software<br />

Eaternity: Judith<br />

Ellens und Manuel<br />

Klarmann.<br />

27


28 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

BUCHTIPP<br />

Die Autorin Claudia Graf-Grossmann<br />

nimmt das Thema Lebensmittel abfälle<br />

unter die Lupe und zeigt, wie und wo<br />

sie entstehen. Doch nicht nur das,<br />

sie präsentiert auch zündende Ideen<br />

rund um die Problematik. Zu Wort<br />

kommen unter anderen die Köche<br />

Mirko Buri, Sebastian Rösch und<br />

Antonio Colaianni sowie die Kulinarik-<br />

Journalistin Esther Kern.<br />

Über Reste und Zutaten<br />

www.ruefferundrub.ch<br />

Mirko Buri sorgt laut<br />

eigener Aussage für<br />

28 Tonnen weniger<br />

Lebensmittelverschwendung.<br />

Seine Berechnungen zeigen: «Würden<br />

wir mehr Gemüse und Getreide statt<br />

Fleisch essen, könnten wir satte 50 Prozent<br />

an Treibhausgasemissionen in diesem<br />

Sektor einsparen.»<br />

SCHNÖRRLI IST FÜRS<br />

KLIMA BESSER ALS FILET<br />

Besonders grosse Emissionen entstehen<br />

durch Waldrodung, durch Methan, das<br />

Wiederkäuer ausstossen, sowie durch die<br />

Futterproduktion für das Vieh. Deshalb<br />

gilt insbesondere rotes Fleisch als klimaschädlich.<br />

Der Wissenschaftler unterscheidet<br />

dabei nach Fleischstücken: «Ein<br />

Filet hat einen grösseren CO 2<br />

-Fussabdruck<br />

als etwa ‹Second Cuts›. Bereiten<br />

wir Innereien oder ein Schnörrli zu,<br />

haben wir eine bessere Energiebilanz, da<br />

diese Stücke oft gar nicht erst verwertet<br />

werden.»<br />

WIE GROSS IST DER CO 2<br />

-FUSS-<br />

ABDRUCK EINES MENÜS?<br />

Doch was soll man den Gästen denn<br />

künftig vorsetzen? «Es geht nicht darum,<br />

einen Vegi-Tag einzuführen», sagt<br />

Klarmann, «aber im Dialog mit den<br />

Gästen kann man beispielsweise die<br />

Fleischportionen verkleinern, eher Poulet<br />

statt Rindfleisch oder andere Alternativen<br />

anbieten.» Damit Gastronomen<br />

aber eine Entscheidungsgrundlage haben,<br />

welche Gerichte klimaverträglich<br />

sind, bietet Eaternity eine Software an,<br />

die den CO 2<br />

-Fussabdruck von Menüs<br />

ausrechnet. Sie vergleicht Zutaten nach<br />

Gewicht und Kalorienbilanz und berücksichtigt<br />

Faktoren wie Saisonalität,<br />

Art der Produktion und Transportmittel.<br />

28 TONNEN LEBENSMITTEL<br />

GERETTET<br />

Ein Drittel aller in der Schweiz produzierten<br />

Lebensmittel gehen zwischen Feld<br />

und Teller verloren. In der Branche steigt<br />

das Bewusstsein für dieses Problem, und<br />

bereits ergreifen zahlreiche Gastronomen<br />

Massnahmen mit dem Ziel, Lebensmittelabfälle<br />

zu minimieren. Diesem Thema<br />

verschreibt sich auch Mirko Buri. Der<br />

36-jährige Berner ist gelernter Koch sowie<br />

Restaurationsfachmann und verhindert<br />

nach eigenen Angaben jährlich 28<br />

Tonnen Food-Waste. Der Pionier schlug<br />

anfänglich eine Laufbahn in der gehobenen<br />

Gastronomie ein. 2015 eröffnete er in<br />

Köniz sein Anti-Food-Waste-Restaurant<br />

Mein Küchenchef mit Ladenlokal, später<br />

kam der Lebensmittelproduktionsbetrieb<br />

Foodoo hinzu. Sein Konzept ist durchdacht.<br />

Buri bezieht von Biobauern Gemüse,<br />

das zwar einwandfrei schmeckt,<br />

aber aus diversen Gründen keine Abnehmer<br />

findet, und bereitet daraus mittels<br />

Vakuumgarmethode Gerichte zu, die<br />

er im Laden verkauft. «Dank Sous-vide<br />

kann ich überschüssige Lebensmittel zu<br />

Menükomponenten verarbeiten, die sehr<br />

lange haltbar sind», so Buri. Auch Knickeier,<br />

Innereien und «Second Cuts» finden<br />

den Weg in seine Küche.<br />

SUPPENTOPF STATT MÜLLTONNE<br />

«65 Prozent der Lebensmittelabfälle im<br />

Gastrobereich entstehen in der Küche in<br />

Form von Überproduktion», weiss Buri.<br />

Das ist eine Verschwendung, die ins Geld<br />

geht. Eine Studie der Berner Fachhochschule<br />

zeigt, dass die Vollkosten für ein Kilogramm<br />

Food-Waste 24 Franken betragen.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

29<br />

Peter Duran und Philipp<br />

Reichel: Gründer des<br />

Isla Coffee in Berlin<br />

und Preiträger des deutschen<br />

Gastro-Gründerpreises<br />

2018.<br />

ÜBER WEITERE IDEEN UND LÖSUNGSANSÄTZE<br />

Brancheninitiative<br />

Der Verein United Against Waste hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, Lebensmittelabfälle<br />

im Ausserhaus-Konsum zu<br />

halbieren. Die Initiative wird von 160<br />

Mitgliedern aus der Foodbranche getragen<br />

und setzt auf ein grosses Netzwerk,<br />

um Lösungen zu verbreiten.<br />

Dazu gehören etwa Coachings und<br />

die Bereitstellung von Hilfsmitteln.<br />

www.united-against-waste.ch<br />

Too Good To Go<br />

Überschüsse lassen sich manchmal<br />

nicht vermeiden. Das unverkaufte,<br />

aber einwandfreie Essen geht kurz<br />

vor Feierabend trotzdem noch an<br />

dankbare Abnehmer. Via App und zu<br />

einem reduzierten Preis wird es verkauft<br />

und anschliessend abgeholt.<br />

www.toogoodtogo.ch<br />

Gegen Plastikmüll<br />

Grosse Open Airs machens vor, doch<br />

es geht auch im Alltag: Weg von Einwegverpackungen,<br />

hin zum Mehrweggeschirr.<br />

Das Berner Start-up Recircle<br />

bietet eine saubere Geschirr-Alternative<br />

für die Ausserhaus-Verpflegung<br />

und spannt ein schweizweites Netzwerk<br />

an Betrieben, die ihre Menüs<br />

im wiederverwendbaren Kunststoffgeschirr<br />

anbieten.<br />

www.recircle.ch


30<br />

1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

ÜBER DEN WELTKLIMABERICHT<br />

Das sagt der Spezialbericht<br />

des Weltklimarats IPCC<br />

Die gesamte Nahrungsmittelproduktion<br />

trägt zwischen 25 und 30 Prozent<br />

zu den durch Menschen verursachten<br />

Treibhausgas-Emissionen bei. Die<br />

intensive Landwirtschaft verantwortet<br />

dabei einen grossen Teil der Emissionen,<br />

gleichzeitig steigt der Nahrungsmittelverbrauch,<br />

insbesondere<br />

der Fleischkonsum. Zudem ist das<br />

Ernährungssystem ineffizient.<br />

Weltweit landen rund 25 bis 30 Prozent<br />

aller Lebensmittel im Abfall.<br />

Eine vielfältigere Ernährung mit we-<br />

niger tierischen Produkten, dafür mit<br />

mehr Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten,<br />

Gemüse, Früchten und Nüssen<br />

können den Treibhausgas-Ausstoss so<br />

reduzieren, dass das Klimaziel noch<br />

erreicht werden kann. Andere Massnahmen<br />

alleine reichten laut IPCC<br />

nicht aus. Eine einfache und günstige<br />

Methode ist etwa die Minimierung von<br />

Produktionsverlusten und die Vermeidung<br />

von Food Waste. Die Politik ist<br />

gefordert, Strategien auszuarbeiten,<br />

die über das gesamte Ernährungssystem<br />

hinweg eingesetzt werden.<br />

www.ipcc.ch/report/srccl/<br />

Buri: «Die Köche wüssten eigentlich,<br />

wie sie kalkulieren müssen, kochen dann<br />

aber trotzdem zu viel, aus Angst, zu wenig<br />

zu haben.» Der Küchenchef hält sich<br />

an insgesamt 46 Massnahmen, die ihm<br />

im Berufsalltag helfen, Lebensmittelverschwendung<br />

zu vermeiden. Einige<br />

Beispiele: Er serviert im Restaurant<br />

350 Gramm pro Menü, damit die Teller<br />

auch wirklich leer gegessen werden. Wer<br />

will, erhält Nachschlag. Gemüseabschnitte<br />

landen nicht in der Tonne, sondern im<br />

Suppentopf, und für die Resteverwertung<br />

hat Buri eigens ein Rezeptbuch geschrieben.<br />

Im Schnitt werden in der Schweizer<br />

Gastronomie pro serviertes Menü rund<br />

275 Gramm Lebensmittel verschwendet<br />

– Mirko Buri beziffert mittlerweile nur<br />

noch deren 2,3 Gramm. «Eine der wichtigsten<br />

Massnahmen gegen Food-Waste<br />

ist, sich seiner Überschüsse bewusst zu<br />

werden. Wer weiss, wo und wie viel Abfall<br />

entsteht, kann Massnahmen dagegen<br />

ergreifen.»<br />

KREATIV: RICOTTA<br />

AUS MILCHRESTEN<br />

Auch das Isla Coffee Berlin verschwendet<br />

keine Lebensmittel. Die Gründer<br />

Peter Duran und Philipp Reichel<br />

praktizieren eine ausgefeilte Kreislaufwirtschaft,<br />

in der altes Brot ebenso<br />

wiederverwertet wird wie die aufgeschäumte<br />

Milch, die jeweils im Kännchen<br />

zurückbleibt, weil sie nicht mehr<br />

in den Cappuccino passt. Die Gastgeber<br />

sammeln die Milchreste und<br />

stellen daraus Ricotta und Joghurt für<br />

den Brunch her. «Täglich führen wir<br />

so rund 10 bis 15 Liter Milch in den<br />

Kreislauf zurück», sagt Reichel. Sogar<br />

das Fruchtfleisch aus der Fruchtpresse<br />

landet im hausgemachten Früchtebrot,<br />

die Teeblätter werden in der Küche<br />

ein zweites Mal aufgegossen und zu<br />

Kombucha verarbeitet. Peter Duran hat<br />

Nachhaltige Wirtschaft in Utrecht studiert<br />

und bringt ein fundiertes Wissen<br />

zu diesem Thema mit. Er und Philipp<br />

Reichel arbeiten seit rund 15 Jahren in<br />

der Gastronomie. Mit dem Isla Coffee<br />

gewannen sie 2018 den Deutschen<br />

Gastro-Gründerpreis. Und: Ein zweiter<br />

Laden mit Fokus auf die Abendgastronomie<br />

ist in Planung und soll<br />

zeigen, dass Kreislaufwirtschaft auch<br />

hier funktioniert. Die Eröffnung ist im<br />

nächsten Jahr.<br />

Eaternity AG<br />

Feldeggstrasse 4<br />

8008 Zürich<br />

www.eaternity.org<br />

Mein Küchenchef<br />

Landorfstrasse 7<br />

3098 Köniz<br />

www.mein-kuechenchef.ch<br />

Isla Coffee Berlin<br />

Hermannstrasse 37<br />

12049 Berlin-Neuköln.<br />

www.facebook.com/Islacoffeeberlin<br />

Äss-Bar<br />

Die Äss-Bar verkauft Backwaren<br />

vom Vortag – ganz nach dem Motto<br />

«Frisch von gestern». Die Brote,<br />

Zöpfe, Sandwiches, Salate, Patisserie<br />

und Torten gehen zum halben<br />

Preis über den Ladentisch.<br />

www.aess-bar.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

31<br />

Rindfleisch<br />

Poulet<br />

Tofu<br />

4,4 kg CO 2<br />

1 kg CO 2<br />

16,7 kg CO 2<br />

Schweinsbraten<br />

Brot<br />

0,9 kg CO 2<br />

CO 2<br />

-EMISSIONEN<br />

PRO KILO<br />

Nudeln mit Ei<br />

1,1 kg CO 2<br />

Reis<br />

Butter<br />

2,2 kg CO 2<br />

12,1 kg CO 2<br />

Sonnenblumenöl<br />

1,7 kg CO 2<br />

9,7 kg CO 2<br />

Kalbsbratwurst<br />

11,7 kg CO 2


32 LABELREPORTAGE<br />

DAMIT ES SO<br />

RICHTIG EIN-<br />

SCHENKT!<br />

TEXT ADDIMAT AG<br />

FOTOS ADDIMAT AG<br />

Seit fast 50 Jahren entwickelt und produziert<br />

die Firma Addimat AG in Worb<br />

erfolgreich Ausschanksysteme für Gastronomiebetriebe<br />

jeglicher Art. Diese<br />

werden in der ganzen Schweiz und im<br />

grenznahen Ausland installiert. Unsere<br />

langjährigen Mitarbeiter haben sehr viel<br />

Erfahrung mit den Anforderungen in der<br />

Gastronomie und zeichnen sich durch<br />

umfassendes «Know-How» für Computer-Schanksysteme<br />

aus.<br />

Mit der Firma APD Addimat AG in<br />

Wettingen hat das Unternehmen seit<br />

vielen Jahren einen zuverlässigen Partner,<br />

welcher für die gesamte Ostschweiz<br />

zuständig ist. Zudem besteht mit der renommierten<br />

Kassenfirma Hendrickx in<br />

Herk-de-Stad/Belgien eine gut funktionierende<br />

Zusammenarbeit, die uns den<br />

Zugang zu den Benelux-Ländern ermöglicht.<br />

paweit erfolgreich mit den Produkten<br />

der Addimat AG, welche ausschliesslich<br />

am Hauptsitz der Firma in Worb hergestellt<br />

werden, mehr SWISS MADE geht<br />

nicht. Die Systeme werden kundenspezifisch<br />

ausgerüstet und hergestellt. Sie<br />

bieten unseren Kunden immer die optimalste<br />

Lösung für einen reibungslosen<br />

Ablauf in den Betrieben.<br />

Die Produktepalette umfasst neben den<br />

unterschiedlichsten Getränke-Ausschanksäulen<br />

auch die Kontrolle fast aller<br />

herkömmlichen Kaffeemaschinen, diverse<br />

Spirituosensysteme, Flaschenware sowie<br />

andere Geräte – kurz zusammengefasst:<br />

Dosierung und Registrierung aller<br />

Kalt- und Heissgetränke. Auch Lösungen<br />

für Tafelwasser aus Ihrem Hauswassersanschluss<br />

bieten wir in den verschiedensten<br />

Bereichen an. Wagen Sie<br />

den Vergleich und hinterfragen Sie den<br />

Weg Ihres Mineralwassers bis zum teuren<br />

Ende.<br />

Die Addimat-Ausschankanlagen sind<br />

kompatibel mit den meisten Kassensystemen,<br />

sie zeichnen sich durch hohe Flexibilität<br />

und modularen Aufbau aus. So-<br />

Die Produkte der Firma Addimat AG<br />

ermöglichen eine Optimierung der Betriebsabläufe,<br />

damit wird der Gewinn<br />

gesteigert. Namhafte Gastronomiebetriebe,<br />

Hotels, Restaurants, Cafés, Bars<br />

und Unterhaltungslokale arbeiten eurowohl<br />

Einzelgeräte wie auch komplette<br />

Ausschanksysteme können problemlos<br />

mit bestehenden Kassensystemen verbunden<br />

werden. Bezüge an der Ausschankanlage<br />

werden somit direkt auf<br />

der Kasse verbucht. Es können auch Bestellungen<br />

von der Kasse zur Ausschankanlage<br />

gesendet werden, wodurch die<br />

Ausgabe des Produktes freigeschaltet<br />

wird. Die tägliche Abrechnung erfolgt<br />

genau, detailliert und wenn gewünscht<br />

automatisch – mit entsprechender Statistik<br />

– Möglichkeit «keine Ausgabe ohne<br />

Registrierung». Unsere Systeme fördern<br />

das Vertrauen zwischen Angestellten und<br />

Patron, da jeder Bezug registriert wird<br />

und somit eventuelle Unruhe vermieden<br />

werden kann.<br />

Exakt gefüllte Gläser, gleichbleibende<br />

Getränkequalität und Zeitersparnisse<br />

sind dabei nur ein paar der garantierten<br />

Vorteile. Zudem können Gastronomen<br />

mit der verknüpften Technologie Zeit<br />

und Geld sparen.


LABELREPORTAGE<br />

33<br />

Eine gut funktionierende Serviceorganisation<br />

ist für die Firma Addimat AG<br />

gelebte Tradition und keine Floskel.<br />

Das wissen unsere vielen langjährigen<br />

Kunden sehr zu schätzen. Unsere qualitativ<br />

hochstehenden Geräte funktionieren<br />

äusserst zuverlässig, und unsere<br />

Servicetechniker garantieren auch in<br />

hektischen Zeiten für einen reibungslosen<br />

Ablauf in den Betrieben. Änderungen<br />

und Programmanpassungen können<br />

mittels Fernwartung rasch und kostengünstig<br />

realisiert werden. Verschiedene<br />

Bilder von realisierten Projekten und diverse<br />

Anwendungsbeispiele findet man<br />

auf der Website. Als Produzent dieser<br />

Schankanlagen sind wir in der Lage,<br />

«fast» alle Kundenwünsche innert nützlicher<br />

Frist umzusetzen.<br />

Anwendungsmöglichkeiten bietet. Grosse<br />

Handelsfirmen in mehreren europäischen<br />

Ländern sind für den Vertrieb in<br />

ihren Regionen verantwortlich und garantieren<br />

so kurze Lieferzeiten für den<br />

dortigen Endkunden. Selbstverständlich<br />

werden auch die Produkte in diesem Geschäftsbereich<br />

ausschliesslich in Worb<br />

produziert.<br />

Neben dem Kerngeschäft der Ausschanksysteme<br />

gehören auch die europaweit<br />

eingesetzten Codestifte und die<br />

dazugehörenden Schlösser zum Portfolio<br />

der Firma. Viele Kassenanbieter in<br />

Europa vertrauen seit vielen Jahren auf<br />

dieses von uns entwickelte Bediener-<br />

Identifikationssystem, welches ausserhalb<br />

der traditionellen Gastronomie viele<br />

Addimat AG<br />

Neufeldstrasse 2<br />

3076 Worb<br />

www.addimat.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


34<br />

1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

VEGAN-BOOM:<br />

MISSION ODER<br />

MARKTNISCHE?<br />

Immer mehr Menschen kochen und essen vegan – zu Hause wie<br />

auswärts. Entsprechend gut frequentiert sind Restaurants, die<br />

auf tierische Produkte verzichten. Echter Idealismus oder bloss<br />

smarter Kommerz? Das lässt sich bei den grossen Anbietern<br />

objektiv kaum beurteilen.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

Im Tibits trifft man sich. Tagtäglich<br />

scharen sich Tausende Gäste um die<br />

fleischlosen Buffets an bester Lage.<br />

Mittlerweile europaweit. Dreimal in<br />

Zürich, je zweimal in Basel, Bern und<br />

London, dazu in Winterthur, St. Gallen,<br />

Luzern, Lausanne und neuerdings<br />

sogar in Darmstadt. Das vor 20 Jahren<br />

als Vegetarier-Restaurant im Zürcher<br />

Seefeld lancierte Konzept ist zu über<br />

80 Prozent auch vegan. Damit ist Tibits<br />

auch Trendsetter für einen Boom, der<br />

seit Jahren immer stärker geworden und<br />

infolge der intensivierten Klimadebatte<br />

so richtig durchgestartet ist.<br />

Ein veganer Burger.<br />

Wie er wohl schmeckt?<br />

Den jüngsten Beleg für sich ändernde Ernährungsgewohnheiten<br />

lieferte 2017 eine<br />

repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens<br />

Demoscope. Demnach<br />

bezeichneten sich drei Prozent der<br />

Bevölkerung als Veganer bzw. Veganerin,<br />

in der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen<br />

sogar sechs Prozent. Auffällig: 56<br />

Prozent der befragten Veganer hatten den<br />

kompletten Verzicht auf tierische Produkte<br />

erst zwei oder weniger Jahre vor der Befragung<br />

vollzogen. Abzuwarten bleibt, wie<br />

nachhaltig dieser Trend ist.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

35<br />

Diese köstliche<br />

vegane Bowl<br />

kommt im Roots<br />

in Zürich auf den<br />

Tisch.<br />

BEWUSSTER GENUSS<br />

STATT DOKTRIN<br />

Ein gefundenes Fressen im wahrsten<br />

Sinne ist eine derart wachsende Zielgruppe<br />

natürlich für vegan orientierte<br />

Gastronomiebetriebe. Obschon nach<br />

wie vor eine Nische, haben sie zahlenmässig<br />

zuletzt kräftig zugelegt. Wer auf<br />

swissveg.ch ein Restaurant «für Veganer<br />

geeignet» in der Stadt Zürich sucht, bekommt<br />

immerhin 22 Betriebe aufgelistet.<br />

In Basel sind es deren 13, in Bern 10<br />

und Luzern immerhin 7. In Tat und<br />

Wahrheit sind es noch viel mehr Betriebe,<br />

die zumindest auf Wunsch vegane<br />

Gerichte zubereiten.<br />

Erfolgreich auf vegan setzt seit sechs Jahren<br />

die Zürcher Restaurantkette Roots<br />

mit heute vier gut laufenden Betrieben in<br />

der Stadt. Die Nummern fünf und sechs,<br />

ebenfalls in Zürich, sollen bis Frühling<br />

2020 folgen. «Ich bin überzeugt, dass vegane<br />

Ernährung das Weltklima verbessert<br />

und Menschen mit einem minimalen<br />

Fleischkonsum gesünder leben», fasst<br />

Mitgründer und Geschäftsführer Frédéric<br />

Brunner in einem Satz die Hauptmotivation<br />

zusammen, welche ihn 2012 zum<br />

Umstieg von der Maschinenbau- in die<br />

Gastronomiebranche bewegt hat.<br />

Täglich werden in den vier Roots-Betrieben<br />

800 vegane Mahlzeiten verkauft. «Damit<br />

tragen wir etwas zum Klimaschutz und<br />

zur Volksgesundheit bei», so die Überzeugung<br />

von Brunner, der selbst kein Veganer<br />

ist. Als Missionar sieht er sich daher<br />

keinesfalls – und wird von Puritanern der<br />

Szene deshalb auch immer wieder mal kritisiert.<br />

Das macht ihm nichts aus, weil er<br />

den Veganismus nicht als Doktrin, sondern<br />

als «nachhaltige und gesunde Ernährungsform»<br />

betrachtet, die aus freien<br />

Stücken gewählt werden kann. In den<br />

Roots-Betrieben, die sich bewusst als Konzept<br />

für Nicht- oder Gelegenheitsveganerinnen<br />

und -veganer verstehen, stehe der<br />

Genuss an erster Stelle. «Veganer sind bei<br />

uns willkommen, alle anderen indes genauso»,<br />

bringt es Brunner auf den Punkt.<br />

VEGAN NACHHALTIG –<br />

ABER NICHT IMMER<br />

Eine spannende Zielgruppe für vegane<br />

Restaurants sind natürlich auch alle Vegetarierinnen<br />

sowie Flexitarier (seltener<br />

Fleischkonsum), die laut Demoscope-Erhebung<br />

immerhin 11 Prozent respektive<br />

17 Prozent der Bevölkerung ausmachen.<br />

Das Segment der selten bis gar kein<br />

Fleisch essenden Gäste macht also total<br />

über 30 Prozent aus und ist für innovative,<br />

von tierischen Zutaten befreite Kreationen<br />

höchst empfänglich.<br />

Den spürbaren Trend nehmen deshalb auch<br />

immer mehr traditionelle Restaurants und<br />

Köche auf. Sie ergänzen ihre Karte kontinuierlich<br />

mit veganen Alternativen. Das gilt<br />

auch für Stefan Lünse, Chefkoch im Luxushotel<br />

Lenkerhof im Berner Oberland,<br />

der seinen Gästen schon seit vielen Jahren<br />

auch vegane Gerichte anbietet. «In den letzten<br />

drei Jahren hat die Nachfrage nochmals<br />

sehr stark zugenommen.» So hat man im<br />

Lenkerhof entschieden, standardmässig in<br />

jedes Menü vegane Gerichte aufzunehmen.<br />

«Mittlerweile können wir relativ kurzfristig<br />

sogar ein mehrgängiges Menü für Veganer<br />

anbieten.» Im Lenkerhof speisen inzwischen<br />

täglich diverse vegane Gäste, darunter<br />

auch Einheimische aus der Umgebung. Die<br />

Ausweitung des Angebots hat sich für das<br />

Hotelrestaurant eindeutig als verkaufsfördernd<br />

erwiesen. Auch den Punkt Nachhaltigkeit<br />

erwähnt der Chefkoch.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

ÜBER DIE STUDIE<br />

Mit 43 Gramm Fleisch<br />

pro Tag die Welt retten<br />

Ein internationales Forscherteam,<br />

besetzt mit 37 Ernährungs-, Nachhaltigkeits-<br />

und Wirtschaftsexperten<br />

aus 16 Ländern, hat sich über drei<br />

Jahre hinweg der Frage gewidmet,<br />

mit welcher optimalen Ernährung die<br />

Weltbevölkerung den grössten Effekt<br />

für die eigene Gesundheit sowie für<br />

die Umwelt erzielen kann. Die Anfang<br />

<strong>2019</strong> im britischen Gesundheitsmagazin<br />

«The Lancet» präsentierten Ergebnisse<br />

senden eine zentrale Botschaft<br />

aus: Die weltweite Landwirtschaft<br />

und Ernährung müssen sich radikal<br />

ändern, damit sich die Gesundheit<br />

der Menschen verbessert und<br />

kata strophale Schäden für die Erde<br />

vermieden werden können. Die gute<br />

Nachricht der Forschenden: Es sei<br />

durchaus möglich, die bis zum Jahr<br />

2050 voraussichtlich zehn Milliarden<br />

Menschen gesund zu ernähren, ohne<br />

die Natur zu zerstören.<br />

Der perfekte Tagesspeiseplan zur<br />

maximalen Schonung von Gesundheit<br />

und Umwelt sieht aus Sicht des<br />

Forscherteams so aus:<br />

› 550 Gramm Obst und Gemüse, davon<br />

aber nur 50 Gramm stärkehaltige<br />

Sorten (z. B. Kartoffeln)<br />

› 250 Gramm Milchprodukte (entspricht<br />

einem grossen Glas Milch)<br />

› 230 Gramm Vollkornprodukte<br />

wie Reis, Weizen oder Mais und<br />

125 Gramm Linsen, Nüsse, Erbsen<br />

› 50 Gramm Öle und Fette<br />

› 30 Gramm zusätzlichen Zucker<br />

(sechs Teelöffel)<br />

› 29 Gramm Geflügel (rund ein<br />

Zehntel einer Pouletbrust)<br />

› 28 Gramm Fisch (Gewicht eines<br />

Fischstäbchens)<br />

› 13 Gramm Eier (entspricht 1,5 Eiern<br />

pro Woche)<br />

› 7 Gramm Schweinefleisch und<br />

7 Gramm Rind- oder Lammfleisch<br />

(entspricht je einem halben Hackbällchen)


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

37<br />

Zwei Konzepte<br />

im Hotel Lenkerhof<br />

im Simmental: oben<br />

das Restaurant<br />

Spettacolo, rechts<br />

das Oh de Vie.<br />

Speziell für die Zubereitung der veganen<br />

Gerichte werden oft Zutaten und<br />

Erzeugnisse aus der heimischen Region<br />

verwendet.<br />

Gleichwohl stellt Stefan Lünse unmissverständlich<br />

klar, dass Veganismus und<br />

Nachhaltigkeit für ihn nicht zwingend<br />

in Verbindung stehen müssen. «Vegane<br />

Produkte, die um die halbe Welt transportiert<br />

werden, sind genauso schädlich<br />

oder eventuell sogar schädlicher für die<br />

Umwelt als nichtvegane Produkte.» Besonders<br />

nachhaltig ist beispielsweise ihr<br />

Bienenhonig, «den wir vor der eigenen<br />

Haustüre produzieren».<br />

AUCH TIERISCHE PRODUKTE GE-<br />

HÖREN AUF DEN ÖKO-SPEISEPLAN<br />

Der Lenkerhof-Koch spricht einen wunden<br />

Punkt der veganen Bewegung an.<br />

Wer etwa im Dezember Erdbeeren aus<br />

Spanien oder Spargel aus Afrika konsumiert,<br />

handelt zwar vegan, aber sicher<br />

nicht ökologisch. So haben internationale<br />

Forschende unlängst sogar nachgewiesen,<br />

dass die gesündeste und zeitgleich klima-<br />

freundlichste Ernährung neben hauptsächlich<br />

Gemüse und Getreide auch Eier,<br />

Milchprodukte und einen kleinen Anteil<br />

Fleisch aufweisen sollte (siehe Box).<br />

Begründung: Auch die Tiere erfüllen im<br />

ökologischen Gefüge der Landwirtschaft<br />

ihren Sinn. Frei weidende Kühe sorgen<br />

etwa dafür, dass der Boden besser klimaschädliche<br />

Gase binden kann. Auch die<br />

Nutzpflanzen auf einem Bio-Bauernhof<br />

könnten ohne Gülle und Mist kaum gedeihen.<br />

Zur Auffassung von Roots-Inhaber Frédéric<br />

Brunner passen solche Erkenntnisse<br />

ganz gut. «Wir haben vereinzelt auch tierische<br />

Produkte im Sortiment, etwa echte<br />

Kuhmilch für in den Kaffee.» Drum sei<br />

man halt unter dem Strich nur zu 98 Prozent<br />

vegan.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


38 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

VOM<br />

KOCH ZUM<br />

BAUER<br />

Adrian Tschanz war Koch, Moderator einer<br />

Kochsendung und Kochbuchautor – aber jetzt<br />

geht er unter die Bauern. Das hat auch mit<br />

Nachhaltigkeit zu tun. Was es damit genau auf<br />

sich hat, schildert er hier gleich selbst.<br />

TEXT ADRIAN TSCHANZ<br />

FOTOS ZVG<br />

Warum ich vom Koch nun quasi zum<br />

Bauern werde? Eigentlich hat es vor allem<br />

damit zu tun, dass ich 2015 zum ersten<br />

Mal Vater wurde. Und 2017 gleich nochmals:<br />

Vater von Zwillingen! Also war klar:<br />

Es muss sich etwas ändern. Hauptsächlich<br />

an den Arbeitszeiten.<br />

Begonnen hat mein Weg als Koch klassisch.<br />

Nach der Kochlehre in einem Hotel<br />

zog es mich in die Erlebnisgastronomie<br />

nach Basel und anschliessend nach Sils<br />

Maria. Dort wirkte ich zuerst als Küchenchef,<br />

bis ich schliesslich als stellvertretender<br />

Gastgeber von verschiedenen Betrieben<br />

meiner Leidenschaft nachgehen konnte.<br />

Nach meinen Wanderjahren durch die<br />

Schweizer Gastronomieszene kehrte ich<br />

zurück nach Thun, wo ich seit 2009 für die<br />

Gastrogruppe «Thun isst» als Küchenleiter<br />

und Gastgeber verantwortlich zeichne.<br />

WEITERBILDUNG & TV-ERFAHRUNG<br />

In dieser Zeit habe ich mich kontinuierlich<br />

weitergebildet, auch als Koch. Dabei<br />

schaute ich unter anderem Jan Leimbach<br />

im Fünfsternehaus Lenkerhof über die<br />

Schultern sowie Roland Trettl im Restaurant<br />

Ikarus in Salzburg.<br />

Von 2013 bis 2015 produzierte ich als<br />

Moderator und Fernsehkoch zusammen<br />

mit dem Schweizer Fernsehen die<br />

Sendung «Tschanz mit allem». Ebenfalls<br />

2015 veröffentlichte ich mein<br />

erstes Kochbuch: «Tschanz kocht für<br />

Freunde». Inzwischen bin ich im Hotel<br />

& Restaurant Spedition in Thun<br />

gelan det, das ich mit einem jungen,<br />

dyna mischen Team führe. Die Spedition<br />

feierte ihre Eröffnung im Herbst<br />

2016 und wurde bereits mehrmals für<br />

verschiedene Preise in der Gastronomie<br />

und Designbranche nominiert und ausgezeichnet.<br />

Also alles gut?<br />

MIT KIND UND KEGEL<br />

ZURÜCK ZU DEN WURZELN<br />

Wie es sich mit den Arbeitszeiten eines<br />

Kochs verhält, wissen Sie. Deswegen<br />

reifte seit längerem der Entschluss in<br />

mir: Eine Änderung muss her. Ich kann<br />

mir jedoch nicht vorstellen, die Branche<br />

komplett zu verlassen und schon gar<br />

nicht, als Aussendienstmitarbeiter Gemüsebrühe<br />

zu verkaufen. Und da ich<br />

auf einem Bauernhof aufwuchs, nahm<br />

die Idee, zurück zu meinen Wurzeln zu<br />

kehren, immer mehr Kontur an.<br />

Adrian Tschanz mit<br />

seinen Söhnen auf<br />

Ideen- und Krebssuche<br />

in Schweden.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

39<br />

BRUNNENHOF 1.0 – DER BAUERNHOF<br />

Der Brunnenhof in Oppligen ist seit vielen<br />

Generationen im Besitz meiner Familie.<br />

Das Gut war immer in der Balance zwischen<br />

Erneuerungen und Nachhaltigkeit.<br />

Stets hat meine Familie Neues ausprobiert<br />

– und war damit immer ein wenig der<br />

Zeit voraus. Schon in meiner Zeit als Koch<br />

habe ich eine Auszeit von der Gastronomie<br />

genommen und meinen Eltern auf<br />

dem Hof geholfen. Es gefiel mir.<br />

Damals bekam ich ein völlig neues Verständnis<br />

von Lebensmitteln, deren Wachstum<br />

ich begleitete. Das, was heute als<br />

Nachhaltigkeit überall zum Trendthema<br />

wurde, fand auf dem Bauernhof schon immer<br />

statt. Das Wachsen einer Tomate vom<br />

Samen bis zur ausgewachsenen Frucht zu<br />

beobachten, fasziniert mich. Man lernt<br />

den Kreislauf der Natur zu schätzen. Und<br />

plötzlich waren die Freude am Kochen, die<br />

ich zwischenzeitlich etwas verloren hatte,<br />

und die Leidenschaft für gesunde, nachhaltige<br />

Produkte wieder geweckt.<br />

MEINE MOTIVATION: DIE FAMILIE<br />

Und seit ich Vater geworden bin, wurde es<br />

mir immer wichtiger, meinen Kinder ebendiese<br />

Wertschätzung der Natur zu vermitteln,<br />

ihnen zu zeigen, von wo unser Essen<br />

kommt, was darin steckt – und dass wir dafür<br />

dankbar sein sollen. Meine Frau und ich<br />

haben uns deshalb entschieden: Wir wollen<br />

auf dem Brunnenhof die beiden für mich<br />

schönsten Themenwelten Gastronomie<br />

und Landwirtschaft vereinen – gemeinsam<br />

mit meinen Eltern. Aber wenn man mal<br />

fürs Fernsehen gearbeitet hat, genügt ein<br />

klassischer Hofladen mit Kaffee-Ecke natürlich<br />

nicht!<br />

EIN NACHHALTIGES KONZEPT<br />

UND VIELE IDEEN<br />

Es soll ein Ort der Inspiration und der<br />

Entschleunigung werden. Ein Ort, an dem<br />

sich die Besucherinnen und Besucher erden<br />

können. Was ich damit meine? Sie sollen<br />

bei sich ankommen und einfach sein.<br />

Wir haben bereits jede Menge Ideen. Ob<br />

Workshops für den gestressten Businessmann<br />

mit Feldbesuch und Traktorfahren<br />

am Morgen, Tai-Chi-Lektion im wunderschönen<br />

Hofgarten am Nachmittag, gemeinsames<br />

Kochen am Abend oder einfach<br />

eine unvergessliche Hochzeitsfeier für<br />

das urbane Hipster-Pärchen … Auf einem<br />

Hof ist vieles möglich.<br />

Ein Foto aus Tschanz’<br />

Jugend: Bauernarbeit<br />

auf dem Brunnenhof.<br />

Bald gehts zurück zu<br />

den Wurzeln.


40 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Adrian Tschanz – das Kochtalent<br />

aus dem Berner Oberland. Er gehörte<br />

zu den jungen Wilden in der<br />

Koch- und Gastroszene. Bekannt<br />

wurde er zwischen 2013 und 2015<br />

mit seiner Sendung «Tschanz mit<br />

allem» beim Schweizer Fernsehen<br />

und als Autor eines Kochbuches.<br />

Aktuell führt er mit einem jungen<br />

Team das Hotel & Restaurant Spedition<br />

in Thun, welches im Herbst<br />

2016 eröffnet wurde.<br />

Adrian Tschanz<br />

wagt 2020 den<br />

Schritt vom Koch<br />

zum Gastronomen<br />

mit Bauernhof.<br />

REISEN INSPIRIERT,<br />

BESONDERS IN SCHWEDEN<br />

In den Jahren, in denen ich mit meiner<br />

Frau zusammen die Welt bereist habe,<br />

haben wir uns immer an den gastronomischen<br />

Hotspots der jeweiligen Destination<br />

orientiert. Seit wir nun aber<br />

mit den Kindern unterwegs sind, besuchen<br />

wir vermehrt ruhigere Orte. Dazu<br />

gehören Weingüter, Erlebnis-Höfe<br />

und natürlich Bauernhöfe, die bereits<br />

ein ähnliches Konzept anwenden, wie<br />

es uns vorschwebt, mit Hofladen oder<br />

Restaurants. Von denen gibt es besonders<br />

in Südschweden jede Menge.<br />

Wir sind daher im vergangenen Sommer<br />

mit unseren drei Kindern nach<br />

Schweden gereist. Dort waren wir begeistert<br />

von der unkomplizierten Art der<br />

schwedischen Bevölkerung, von ihrem<br />

Einfallsreichtum und von der Vielfalt<br />

an tollen landwirtschaftlichen Produkten.<br />

Wir haben das beste Brot gegessen,<br />

fantastische Kartoffeln, süsse Erdbeeren<br />

wie in Italien, aber auch wunderbar<br />

erfrischenden Apfelsaft getrunken.<br />

Die Quintessenz unserer Reise?<br />

Ganz klar die Erkenntnis, dass wir mit<br />

einfachen und authentischen Produkten,<br />

welche wir originell in Szene setzen,<br />

die Geschichte des Brunnenhof<br />

weiterführen können.<br />

BRUNNENHOF 2.0 – DER WEG<br />

IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT<br />

Wir haben diesen Herbst genutzt, um<br />

uns auf das kommende Jahr einzustimmen.<br />

Denn dann gilt es ernst. Diesen<br />

September haben wir an drei Abenden<br />

versuchsweise eine «Bäse-Beiz» in einer<br />

alten Heubühne veranstaltet. Wir lassen<br />

uns betreffend rechtliche Situation beraten<br />

und suchen gemeinsam nach der<br />

optimalen Lösung für alle Beteiligten.<br />

Natürlich erstellen wir einen Angebotsplan<br />

und planen bereits den Jahreskalender<br />

mit allen möglichen Events.<br />

Und wir nutzen unser Netzwerk in der<br />

Gastronomie- und Eventbranche, um<br />

unser Projekt Brunnenhof 2.0 bei den<br />

richtigen Kundenkreisen bekanntzumachen.<br />

Das alles gibt viel zu tun. Und<br />

macht vor allem etwas: grosse Freude!<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


42 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

FACHBEITRAG<br />

REGIONALITÄT<br />

IST NICHT<br />

IMMER<br />

NACHHALTIG<br />

Das grosse Thema unserer Zeit: Nachhaltigkeit. Damit einher geht<br />

oftmals auch Regionalität. Denn was aus der Region – sprich: aus der<br />

Nähe – kommt, muss ja fast nachhaltiger sein, als wenn es von jenseits<br />

des Globus kommt. Das stimmt leider nicht immer, wie unser Fachautor<br />

Jürgen Sperber im Folgenden aufzeigt.<br />

Regionalität ist nur<br />

nachhaltig, wenn<br />

auch der Transport<br />

verhältnismässig<br />

ist, sprich: Ladekapazität<br />

ausschöpfen,<br />

Leerfahrten<br />

vermeiden.<br />

Regionalität und Nachhaltigkeit sind<br />

typische Gewächse unserer Zeit. Man<br />

begegnet ihnen allerorten, und mit<br />

meiner täglichen Arbeit darf ich sehen,<br />

welche Blüten in guten und welche in<br />

eher weniger vorbildhaften Beispielen<br />

auf dem Markt blühen. Als Consultant<br />

bin ich viel unterwegs und freue mich<br />

immer auf die Besonderheiten der jeweiligen<br />

Region: Capuns, Siedwurst<br />

mit Chäshörnli, Basler Laubfrösche,<br />

Toétché jurassien oder Risotto con Luganighe.<br />

Oder was immer Ihnen beliebt.<br />

Ebenso freut es mich, in sprachlich<br />

regionaler Couleur angesprochen<br />

zu werden.<br />

AB WANN WIRD AUS NACHHALTIG-<br />

KEIT SINNLOSIGKEIT?<br />

Aber wie weit muss man gehen, um sich<br />

den Stempel der Regionalität und Nachhaltigkeit<br />

zu verdienen? Es gibt Betriebe,<br />

die mit viel Aufwand ein Menü<br />

anbieten, das mit Zutaten zusammengestellt<br />

wurde, die aus einem Radius von<br />

null bis zehn Kilometer stammen. Und<br />

andere Betriebe, denen es reicht, wenn<br />

die Brauerei ursprünglich im Kanton<br />

ihr Bier gebraut hat. Ketzerisch gefragt:<br />

Ist es nachhaltig, wenn der Camion<br />

mit zwei Kisten Ladung die 361 Kurven<br />

nach Arosa tuckert und leer wieder<br />

retour? Oder wenn im Hotel-Badezim-


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

43<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Jürgen W. Sperber ist Direktor<br />

Deutschschweiz bei der PHAR SA.<br />

Er gründete 2015 das Büro<br />

Deutschschweiz in Zürich. PHAR SA<br />

wurde 2006 in Lausanne von Markus<br />

Bölke, Joel Steiner und Daniel<br />

von Wyss gegründet. Historisch hatte<br />

der Name PHAR folgende Bedeutung:<br />

Purchasing for Hotels and Restaurants;<br />

das war ein Augenzwinkern<br />

auf den «Phare»/Leuchtturm, der die<br />

Schiffe sicher in den Hafen bringt.<br />

Die PHAR versteht sich als Dienstleister<br />

der Hospi tality-Branche und hat<br />

heute rund 700 Mitglieder und betreut<br />

ca. 80 Mandate.<br />

mer (mit eigennützlicher Höflichkeit)<br />

aus Energiespargründen der übliche<br />

Hinweis für die Handtücher steht, aber<br />

durch einzelverpackte Shampoos und<br />

Leckerlis für die Nacht sowie energiefressende<br />

Leuchtmittel aus den Achtzigern<br />

die Nachhaltigkeitsbilanz deutlich<br />

verschlechtert wird?<br />

HERAUSFORDERUNG: BALANCE<br />

ZWISCHEN WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />

UND ÖKOLOGIE<br />

Echte Nachhaltigkeit ist eine Frage des<br />

eigenen Anspruches, aber auch der Unternehmenswerte<br />

und dem, was die jeweilige<br />

Zielgruppe erwartet und letztlich<br />

bereit ist zu bezahlen. Toilettenpapier,<br />

Tomatenmark und Bananen kommen<br />

mit grösster Wahrscheinlichkeit ohnehin<br />

nicht aus der Region. Kompromisse müssen<br />

sein. Nur welche, damit die Balan ce<br />

zwischen Ökologie und Ökonomie gewahrt<br />

wird? Nur zu schnell torpediert<br />

man die eigenen Bemühungen, wenn<br />

man nicht achtgibt. Denn Nachhaltigkeit<br />

wird mit jeder Einzelportion Rahm<br />

oder Zucker zum Kaffee gekillt. Regionalität<br />

ist nicht gegeben, wenn die Fischknusperli<br />

nicht aus der Region stammen.<br />

DAS KONZEPT ENTSCHEIDET ÜBER<br />

SINNVOLLE NACHHALTIGKEIT<br />

Es gehört zur Konzeptarbeit, zu definieren,<br />

wie viel regionale Einkäufe<br />

Sinn machen. Und welche Lieferanten<br />

sinnvoll – also tatsächlich nachhaltig<br />

– mit Transport, Waren und Innovation<br />

umgehen. Je mehr Regionalität,<br />

desto besser, keine Frage! Wenn aber<br />

auf einer Speisekarte zwar das Poulet<br />

oder Kalb aus der Region angepriesen<br />

wird, jedoch mit Gemüse aus Spanien<br />

und Butter ohne Herkunftsangabe<br />

(jedoch nicht aus der Schweiz) dargeboten<br />

wird, kommt es nicht von ungefähr,<br />

dass die Gäste dieses Güte siegel<br />

«Regio nal» nicht akzeptieren. Denn<br />

nur weil der Lieferant aus der Region<br />

kommt, bedeutet das noch lange nicht,<br />

dass die Ware ebenfalls regional ist.<br />

Wichtige Fragen, die ich mir jeweils<br />

beim Erarbeiten eines Konzeptes stelle:<br />

Wer auktioniert, schlachtet und verarbeitet<br />

das Schweizer Fleisch? Gibt es<br />

örtliche Rezepturen aus Überlieferungen?<br />

Wie nachhaltig und effizient ist<br />

mein Beschaffungsmanagement? Zu<br />

guter Letzt geht es um die Qualität,<br />

den Gewinn und ein zielgruppengerechtes<br />

Angebot sowie eine unverkennbare<br />

Sprache. Dieses Zusammenspiel<br />

ist es meiner Meinung nach, welches<br />

am Ende den Erfolg ausmacht. Daher<br />

rate ich zur Sensibilität mit diesen<br />

Themen und zu einer klaren Linie Ihres<br />

Betriebes.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


44 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

FACHBEITRAG<br />

WER NICHT<br />

MIT DER ZEIT<br />

GEHT, GEHT<br />

MIT DER ZEIT<br />

Der Autor des folgenden Fachartikels schildert, wie sich<br />

das Seminar- und Kongresshotel Seedamm Plaza in<br />

Pfäffikon am Zürichsee neu erfunden hat: indem es<br />

einen grossen Schritt zur Modernisierung seines gastronomischen<br />

Angebots gemacht hat.<br />

Lust auf ein Frühstück<br />

im Olea?<br />

Stichwort<br />

Produktlebenszyklus<br />

Portfoliobewirtschaftung<br />

Seit 20 Jahren ist das Hotel Seedamm<br />

Plaza für seine Gäste da. In dieser Zeit<br />

hat es immer wieder innovative, neue<br />

Angebote und Dienstleistungen entwickelt.<br />

Dies verpflichtet!<br />

Doch die bestehenden gastronomischen<br />

Konzepte sind in die Jahre gekommen.<br />

Sie waren über zehn Jahre in<br />

Betrieb und entsprachen nicht mehr<br />

den Anforderungen der Gäste und der<br />

strategischen Ausrichtung des Hotels.<br />

Das Seedamm Plaza wollte nicht zu<br />

brachial auf eine neue Gastronomie<br />

umschwenken. Daher hat man zunächst<br />

vom Punkterestaurant auf ein<br />

sechsmonatiges Pop-up-Konzept gesetzt:<br />

ausgezeichnete Küche in einem<br />

schlankeren Rahmen. Auf Mitte<br />

August <strong>2019</strong> hin wurde das Angebot<br />

dann von drei Restaurants auf zwei<br />

verdichtet.<br />

Ziel war es, die internen Prozesse zu<br />

vereinfachen und mehr Aufenthaltsqualität<br />

für den Gast zu schaffen.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

45<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Renato Musch ist Koch mit MBA;<br />

er erbringt Dienstleistungen im<br />

Bereich der Unternehmensberatung,<br />

bietet Coaching und Entwicklung<br />

mit dem Schwerpunkt Gastronomie-,<br />

Hotellerie- und Tourismus industrie<br />

sowie deren Zulieferern. Eine seiner<br />

Kernleistungen ist die Unterstützung<br />

von Menschen bei Neuausrichtung<br />

ihrer Organisation unter<br />

anderem auch mit neuen F&B-Konzepten.<br />

Bei der Neugestaltung der<br />

Gastronomie des Hotels Seedamm<br />

Plaza wirkt und steuert er aus dem<br />

Verwaltungsratsgremium.<br />

www.renatomusch.ch<br />

DEM WANDEL<br />

DER ESSKULTUR FOLGEN<br />

Nicht nur die kulinarischen Bedürfnisse<br />

haben sich verändert, sondern auch,<br />

wann, wo und mit wem wir essen. Themen<br />

wie Gesundheit und Nachhaltigkeit<br />

sind in den Fokus gerückt.<br />

Der Trend heisst «plant-based food» –<br />

jedoch ohne kompletten Verzicht auf<br />

Fleisch oder Fisch. Das Seedamm Plaza<br />

wollte ein variantenreiches Angebot<br />

kreieren, das regionale Produkte<br />

berücksichtigt und authentisch wirkt.<br />

Die massgeblichen Denkanstösse dazu<br />

lieferten interne Analysen (Dienstleistungspotenzial<br />

und unternehmerische<br />

Gedanken), die strategische Ausrichtung<br />

des Hotels (Orientierung an Zielgruppen<br />

und Trends) sowie die (Food-)<br />

Reports des deutschen Zukunftsinstituts.<br />

Die Gäste haben neu eine Vielzahl von<br />

Kombinationsmöglichkeiten. Sie können<br />

genussvoll, unkompliziert dinieren,<br />

mehrere Gerichte zum Teilen auswählen<br />

oder sich in einer Gruppe zur<br />

Tavolata treffen.<br />

Die neue Olea-<br />

Bar & Piazza im<br />

Seedamm Plaza.


46 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

Ebenfalls neu im<br />

Seedamm Plaza: das<br />

Kaori. Hier kommen<br />

Sushi-Liebhaberinnen<br />

und -Liebhaber<br />

auf ihre Kosten.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

47<br />

FACT & FIGURES<br />

Hotel Seedamm Plaza<br />

› 8808 Pfäffikon SZ<br />

› 142 Hotelzimmer<br />

› 43 Seminar- und Kongressräume<br />

(für 2 bis zu 550 Personen geeignet)<br />

› 2 Restaurants inkl. Terrasse, 1 Bar<br />

› In Privatbesitz<br />

OLEA Mediterran geniessen<br />

› Restaurant OLEA – umfasst die<br />

Showküche, Fensterfronten mit<br />

Seeblick, den Weinraum und die<br />

OLEA-Bar.<br />

› Auf der Speisekarte zu finden<br />

sind Gerichte wie z. B. Fritto<br />

misto, Kalbskotelette, Pasta<br />

sowie eine vielfältige Auswahl<br />

an vegetarischen und veganen<br />

Gerichten wie z. B. ofengeröstete<br />

Randen mit Hummus oder geschmorter<br />

Radicchio rosso. Die<br />

Tavolatagerichte laden zum gemeinsamen<br />

Geniessen und Teilen.<br />

› Mo–So, 265 Sitzplätze<br />

KAORI Natürlich·Sushi<br />

› Restaurant KAORI – bestehend<br />

aus einem japanisch-puristischen<br />

Interieur, welches zusammen mit<br />

der Sushi-Theke den gastfreundlichen<br />

Ort bildet.<br />

› Die Speisekarte umfasst Sushi<br />

und Sashimi in den verschiedensten<br />

Kreationen, KAORI Rice Bowls<br />

mit diversen Toppings, Thunfisch,<br />

Poulet, Ei, Avocado usw.<br />

› Mo–Fr sowie Sa-Abend,<br />

100 Sitzplätze<br />

› KAORI Sushi-Takeaway – das Beste<br />

zum Mitnehmen.<br />

Stichwort<br />

Gastronomiekonzept<br />

Stichwort<br />

Change<br />

Das Restaurant Olea bietet eine gesunde,<br />

mediterrane Küche, während im Restaurant<br />

Kaori die Kunst des Sushis gepflegt wird.<br />

Beide Lokale eignen sich bestens als Treffpunkte<br />

zur Vernetzung, zum Austausch<br />

und zum Verweilen. Dies kommt auch<br />

architektonisch zum Ausdruck: Offene<br />

Räumlichkeiten und eine grosse Fensterfront<br />

bringen die schöne Lage am Zürichsee<br />

mit Aussicht auf das umliegende Naturschutzgebiet<br />

zur Geltung. Die Farben und<br />

Materialien wurden bewusst so gewählt,<br />

dass sie zum Geniessen und Sein einladen<br />

und eine angenehme Atmosphäre schaffen.<br />

WO LIEGT DER HASE IM PFEFFER?<br />

Die grösste Herausforderung in einem<br />

Veränderungsprozess ist es stets, alle Mitarbeitenden<br />

dort abzuholen, wo sie stehen.<br />

Auch die involvierten externen Parteien<br />

müssen zum richtigen Zeitpunkt ins Boot<br />

geholt werden. Schliesslich gilt es zu guter<br />

Letzt, mit vereinten Kräften anzupacken –<br />

denn egal, wie viel Zeit im Vorfeld für die<br />

Realisation eingeplant wird, auf der Zielgeraden<br />

wird sie immer zu knapp!<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


48 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

ERFOLG: JA.<br />

ERFOLGREICH<br />

BLEIBEN:<br />

SCHWIERIG!<br />

Die Gastronomie ist ein Haifischbecken, der Konkurrenzkampf<br />

infolge des Überangebots riesig. Wer die Gäste<br />

nachhaltig beglücken, im Gespräch bleiben und dadurch<br />

überleben will, muss beweglich sein. Und clever. Und<br />

authentisch sowieso. Stillstand ist keine Option.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

Wer abends in einer Schweizer Stadt flaniert,<br />

sei es in Bern, Basel, Zürich oder<br />

Luzern, staunt über die vielen prall gefüllten<br />

Restaurants. Diese Branche muss<br />

florieren, bekommt man da den Eindruck.<br />

Der Schein trügt. Zumindest ist<br />

das Bild entlang der publikumsträchtigen<br />

Ausgehmeilen nicht repräsentativ für<br />

die ganze Branche. So sagt etwa die Statistik,<br />

dass der «gastgewerbliche Ausserhauskonsum»<br />

der Schweizer im Jahr 2018<br />

gegenüber dem Vorjahr um 700 Millionen<br />

Franken (drei Prozent) zurückgegangen<br />

ist. Und: Das vielzitierte Beizensterben<br />

ist kein Phantom, sondern für etliche<br />

Gastronominnen und Gastronomen Woche<br />

für Woche bittere Realität. Ein blühendes<br />

Geschäft mit Wirten bleibt also<br />

den «Highflyers», den Leuchttürmen der<br />

Szene, vorbehalten. Shootingstars gibt<br />

es in der Gastronomie etliche, die meisten<br />

schaffen es indes nie über diesen Status<br />

hinaus. Viel seltener sind aufgehende<br />

Sterne, die über Jahre konstant und<br />

erfolgreich am Gastrohimmel prangen<br />

und mit der Zeit gar noch heller leuchten.<br />

Denn das braucht nicht nur Ausdauer,<br />

sondern eine ganze Menge Qualität.<br />

Die Terrasse im Restaurant<br />

Rigiblick mit<br />

Blick über Zürich:<br />

Vreni Gigers neues<br />

Reich.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

49<br />

Originelles Konzept<br />

und seine Macher:<br />

das Rechberg 1837<br />

in Zürich mit Alexander<br />

Guggenbühl,<br />

Carlos Navarro, Raphael<br />

Guggenbühl<br />

und Celine Horst.<br />

HARTE ARBEIT UND<br />

FINGERSPITZENGEFÜHL<br />

Wie also kann man sich im rauen, hart<br />

umkämpften Gastromarkt einen Platz<br />

an der Sonne sichern, wenn der erste Erfolg<br />

mal gegessen ist? Einer, der gekommen<br />

ist, um zu bleiben, ist Sami Khouri.<br />

Vor über sieben Jahren eröffnete der<br />

heute 30-jährige Zürcher mit palästinensischen<br />

Wurzeln an der Langstrasse den<br />

Imbissstand Palestine Grill und verwandelte<br />

die vormalige Schmuddelecke im<br />

«Chreis Cheib» in einen Treffpunkt für<br />

Szenegängerinnen und Geniesser. Unter<br />

dem Label Mr. Samigo and Friends startete<br />

Khouri dann richtig durch und lancierte<br />

an ungewohnten Orten temporäre<br />

Pop-up-Restaurants mit schrillen Unterhaltungselementen<br />

wie Liveboxkämpfen,<br />

Burlesque-Tanzshows etc. Mr. Samigo<br />

wurde zum Label.<br />

Die Nagelprobe zum nachhaltig erfolgreichen<br />

Gastronomen hat Khouri aber<br />

erst noch zu bestehen. Seit November<br />

2018 führt er mit dem Betrieb Samigo<br />

Amusement am Zürichsee erstmals ein<br />

stationäres Restaurant. Gefragt ist neben<br />

dem Inszenierungstalent jetzt auch<br />

solides Handwerk als Wirt. Khouri und<br />

sein Team haben die Herausforderung<br />

mit viel harter Arbeit angepackt, wie er<br />

sagt. Einen Masterplan oder ein Rezept<br />

für den Erfolg habe er indes nicht. «Ich<br />

stehe jeden Tag sehr früh auf und bin in<br />

der Regel der Letzte, der das Restaurant<br />

nachts verlässt.» Tatkräftige Unterstützung<br />

bei wichtigen Entscheiden erhält<br />

Khouri von seinem Kernteam, das aus<br />

unterschiedlichsten Charakteren mit besonderen<br />

Fähigkeiten zusammengesetzt<br />

sei. Diese Mischung mache es aus. Und<br />

auch die Eltern von «Mr. Samigo» stehen<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einsatz,<br />

wenns mal brennt.<br />

Das Potenzial zum Topgastronomen<br />

wird dem jungen Aufsteiger von etablierten<br />

Branchenkoryphäen jedenfalls eingeräumt.<br />

Sonst hätte ihn das Zürcher<br />

Original Christoph Gysi wohl kaum zu<br />

seinem Nachfolger als Inhaber des Szenelokals<br />

Les Halles gemacht. Seit dem<br />

1. April dieses Jahres ist Khouri am Ruder,<br />

um den Erfolg seines Vorgängers<br />

weiterzuführen und weiterzuentwickeln.<br />

«Da ist natürlich viel Fingerspitzengefühl,<br />

Kreativität und Fleiss gefragt», definiert<br />

er seinen Leistungskatalog gleich<br />

selbst. Der kürzertretende Gysi ist indes<br />

überzeugt, dass Khouri viele seiner eigenen<br />

und teils verrückten Ideen einbringen<br />

und schon bald auch ein jüngeres Publikum<br />

für das Les Halles begeistern wird.<br />

LEIDENSCHAFT UND AUTHENTIZI-<br />

TÄT, ABER KEINE EMULGATOREN<br />

Sich über spektakuläre Starterfolge hinaus<br />

einen nachhaltigen Ruf aufbauen und<br />

abverdienen müssen auch andere Junggastronomen.<br />

Das gilt speziell in der hart<br />

umkämpften Branchenhochburg Zürich,<br />

wo mehr als ein Siebtel der rund 30 000<br />

schweizweiten Gastrobetriebe um Kundschaft<br />

buhlt. Vor rund drei Jahren übernahm<br />

ein junges Viererteam den altehrwürdigen<br />

Rechberg in der Altstadt und<br />

taufte ihn in Rechberg 1837 um. Das<br />

Konzept: Es wird nur mit Zutaten gekocht,<br />

die bei der Fertigstellung des Hauses<br />

vor 182 Jahren auf Zürcher Märkten<br />

erhältlich waren.<br />

«Wir verwenden weder Stabilisatoren<br />

noch Emulgatoren, Bindemittel oder<br />

sonstige künstliche Hilfsmittel», sagt<br />

Mitinhaber Alexander Guggenbühl.


50 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

Vreni Giger: von der<br />

Ostschweiz nach<br />

Zürich ins Restaurant<br />

Rigiblick<br />

(siehe rechts).<br />

Mit Ausnahme des Käses wird im<br />

Rechberg 1837 von den Gewürzen bis<br />

zur Sauermilch alles inhouse hergestellt.<br />

Das öffentliche Interesse war den<br />

Junggastronomen beim Start sicher,<br />

als Folge davon hohe Tischauslastungen<br />

in der Startphase. Doch wie macht<br />

man die Gäste nach dem Verpuffen<br />

des Neuheitseffekts zu Stammgästen?<br />

«Indem wir sie nicht wie reine Kunden<br />

‹bei der Stange halten› wollen, sondern<br />

eine persönliche<br />

Beziehung<br />

mit ihnen aufbauen<br />

und pflegen»,<br />

so Guggenbühl.<br />

Die ehrliche und<br />

leidenschaftliche<br />

Orientierung am<br />

eigenen Konzept<br />

müsse bei jedem<br />

Gast authentisch rüberkommen. «Wer<br />

dies spürt, kommt immer wieder.» Der<br />

Rechberg 1837 sucht also nicht zwingend<br />

Breite, sondern vor allem Tiefe.<br />

Parallel wolle man den Betrieb auch<br />

immer weiter entwickeln. «Innovationen<br />

betreffen bei uns zwar weniger die<br />

Auswahl der Produkte oder die Ideologie<br />

in der Küche, dafür erneuern wir<br />

uns bei den Prozessen hinter den Kulissen<br />

laufend», sagt Alexander Guggenbühl.<br />

VRENI GIGERS MARKT-<br />

«IM GÄSTEKON-<br />

TAKT ERFÄHRT<br />

UND LERNT MAN<br />

ENORM VIEL.»<br />

VRENI GIGER<br />

FORSCHUNG BEI DEN GÄSTEN<br />

Wie man in der Gastronomie bereits seit<br />

über 20 Jahren höchst erfolgreich unterwegs<br />

sein kann, macht den jungen Wilden<br />

zum Beispiel die Ostschweizer Spitzenköchin<br />

Vreni<br />

Giger vor. Und<br />

dies ganz ohne<br />

spezielle Showeffekte.<br />

Vor 22 Jahren<br />

hatte die heute<br />

46-Jährige als Küchenchefin<br />

im Jägerhof<br />

St. Gallen<br />

begonnen, übernahm<br />

das Restaurant später und schaffte<br />

das Kunststück, während 13 Jahren in<br />

Folge 17-Gault-Millau-Punkte zu erkochen.<br />

2003 wurde sie zur Köchin des<br />

Jahres gewählt.<br />

Als wichtigste Zutat für den eigenen Erfolg<br />

erachtet Giger die Eigenschaft, «dass<br />

ich mir selbst immer treu bleibe und trotzdem<br />

mit offenen Augen durch die Welt<br />

gehe und mich von dieser auch inspirieren<br />

lasse». So hat Giger stets ein offenes<br />

Ohr für Mitarbeitende wie auch Gäste.<br />

Von diesen erfährt sie zum Beispiel auch,<br />

was ihnen an anderen Orten gefallen oder<br />

missfallen hat. «Im Gästekontakt erfährt<br />

und lernt man enorm viel.» Vor drei Jahren<br />

zog es Giger von der Ostschweiz nach<br />

Zürich, wo sie das Restaurant Rigiblick<br />

im gleichnamigen Sorell-Hotel übernommen<br />

und mit diesem bereits im ersten<br />

Jahr einen Michelin-Stern erhalten<br />

hat. An vielen Abenden ist der Rigiblick<br />

restlos ausgebucht. Dies auch abseits der<br />

Zürcher Ausgehmeile.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

51


52 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

NACHGEFRAGT<br />

«BETRIEBE<br />

SIND WIE<br />

BEZIEHUNGEN»<br />

Ivo Adam weiss, wie man an der Spitze bleibt. Fast zehn Jahre führte<br />

er im Tessin erfolgreich diverse Seven-Restaurants. Heute leitet er<br />

das Casino Bern, das im September Eröffnung feierte.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

WELCHE WICHTIGSTEN LEISTUN-<br />

GEN BRAUCHT ES, UM EINEN<br />

GASTRO BETRIEB ÜBER VIELE JAH-<br />

RE ERFOLGREICH ZU BETREIBEN?<br />

Ivo Adam: Betriebe sind wie Beziehungen.<br />

Am Anfang läuft es meist gut, mit<br />

blindem Verständnis. Irgendwann merkt<br />

man, dass man einiges verpasst hat, weil<br />

es einfach so dahinplätscherte. Wie in einer<br />

Paarbeziehung kommt Routine auf,<br />

man spricht nicht mehr über Dinge, weil<br />

sie einfach so funktionieren. Je länger man<br />

aber zusammen ist, eine Beziehung zwischen<br />

Betrieb, Führung, Gästen und Lieferanten<br />

läuft, desto wichtiger wird es, zu<br />

agieren statt nur zu reagieren. Wer also neben<br />

dem Tagesgeschäft vorausdenkt und<br />

ausprobiert, wird auf lange Sicht mit höherer<br />

Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein.<br />

DIE GASTROSZENE IST SCHNELL-<br />

LEBIG, NEUE STARS KOMMEN<br />

UND GEHEN. WAS BRAUCHT ES,<br />

UM ÜBER VIELE JAHRE EIN STAR<br />

ZU BLEIBEN?<br />

Zentral für diese Frage ist, wie stark man<br />

sich als öffentliche Person anbietet oder<br />

im schlechten Fall anbiedert. Wenn man<br />

Dinge tut, die für das eigene Publikum re-<br />

«Brand-new» und<br />

schon top: das Casino<br />

Bern, das eigentlich<br />

ein Kultur- und Gastrotempel<br />

ist.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

53<br />

NEUERÖFFNUNG CASINO BERN<br />

Nach einer umfassenden Sanierung<br />

für über 78 Millionen Franken hat das<br />

von Ivo Adam geführte Casino Bern<br />

am 5. September <strong>2019</strong> wieder seine<br />

Tore geöffnet. Die Besucherinnen<br />

und Besucher erwarten neben Kulturund<br />

Eventräumlichkeiten fünf<br />

Gastrobereiche mit eigenständigen<br />

Konzepten unter einem Dach:<br />

Salon d’Or, Bistrobar, Restaurant,<br />

Chefstisch und Zunfttisch. In<br />

einer offenen, modernen und zugleich<br />

historischen Atmosphäre<br />

sollen Spitzenköche mit saisonalen<br />

Produkten für eine hochwertige<br />

Küche sorgen.<br />

levant sind, bleibt man von Interesse. Wer<br />

hingegen einen Starkult pflegt, im Alltag<br />

aber nicht wirklich liefert, ist schnell weg<br />

vom Fenster. Die Internetplattformen und<br />

sozialen Medien haben auch viel verändert.<br />

Sie schaffen bei öffentlichen Personen<br />

eine Zweiteilung: Die einen fallen mit<br />

Inhalt auf, die anderen mit der Menge, die<br />

sie kommunizieren.<br />

INWIEFERN HILFT IHNEN IHRE<br />

BEKANNTHEIT FÜR DEN KOM-<br />

MERZIELLEN ERFOLG?<br />

Sie hilft und ist auf jeden Fall ein Türöffner.<br />

Aber überbewerten sollte man das<br />

auf keinen Fall. Im Casino Bern muss das<br />

ganze System auch ohne mich funktionieren.<br />

Und das Pop-up-Gourmet-Restaurant<br />

After Seven in Zermatt beispielsweise<br />

basiert kaum auf meiner Bekanntheit. In<br />

Zermatt haben wir vor allem Touristen aus<br />

dem Ausland. Die kennen mich nicht. Sie<br />

kommen, weil sie wissen und hören, dass<br />

unser Menü super sei.<br />

Man ist nur so gut wie das Team. Es wäre<br />

fatal zu glauben, man könne durch Bekanntheit<br />

gut sein. Bekanntheit ist ein Katalysator,<br />

ein paar Pferdestärken mehr, aber<br />

fahren muss man schon noch können.<br />

ZAHLREICHE GASTRONOMEN<br />

WOLLEN MIT IMMER NOCH AUS-<br />

GEFALLENEREN KONZEPTEN INS<br />

RAMPENLICHT. WIE LAUTET IHRE<br />

PHILOSOPHIE FÜR INNOVATION<br />

UND ERNEUERUNG?<br />

Ich bezweifle, dass man um des Rampenlichts<br />

willen ins Rampenlicht will. Die<br />

Idee eines Konzepts soll auffallen, weil<br />

die Konkurrenz gross ist und heute jeder<br />

30-Jährige schon in Hunderten von Konzepten<br />

gegessen hat. Die Gäste haben die<br />

halbe Welt gesehen und einen enormen<br />

Serviceanspruch. Aber ja, wenn Gastroideen<br />

zu ausgefallen sind, sollten sie eventbasiert<br />

sein. Dann finde ich fast alle verrückten<br />

Ideen cool.<br />

KANN FÜR ERFOLGREICHE GASTRO-<br />

NOMEN DENNOCH DIE GEFAHR<br />

BESTEHEN, SICH ZU SEHR AUF DAS<br />

EIGENE POTENZIAL ZU VERLASSEN?<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


54 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />

DIGITALISI-<br />

ERUNG MUSS<br />

VON OBEN<br />

KOMMEN<br />

Der Digitalexperte Michael Kuriat aus Leipzig gehört in Deutschland<br />

zu den viel zitierten Social-Media-Kennern. Gleichzeitig ist<br />

er ein Gastrovollblut: Er leitet acht Gastronomiebetriebe mit ganz<br />

unterschiedlichen Konzepten. Im Interview erläutert er, weshalb sich<br />

die Digitalisierung auch in der Gastronomie langfristig auszahlt.<br />

TEXT BARBARA SCHINDLER<br />

FOTOS ZVG<br />

WIE STEHT ES UM DIE DIGITALI-<br />

SIERUNG IN DER GASTRONOMIE?<br />

GIBT ES FORTSCHRITTE ODER<br />

HÄLT SICH DIE BRANCHE NACH<br />

WIE VOR ZURÜCK?<br />

Michael Kuriat: Insgesamt sehe ich die<br />

Gastronomie im Vergleich zu anderen<br />

Branchen eher im hinteren Drittel,<br />

was die Nutzung digitaler Möglichkeiten<br />

und den Stellenwert des Themas<br />

betrifft. Das ist erstaunlich, weil die<br />

Digitalisierung der Branche in vielen<br />

Problembereichen, die uns tagtäglich<br />

beschäftigen, sehr helfen kann.<br />

GERADE DAS INTERNET BIETET VIE-<br />

LE MARKETING-CHANCEN. WARUM<br />

SIND VIELE GASTRONOMINNEN<br />

UND GASTRONOMEN SO ZURÜCK-<br />

HALTEND, SIE ZU ERGREIFEN?<br />

Die Branche sieht sich heutzutage<br />

mit enormen Herausforderungen konfrontiert,<br />

da hat die Digitalisierung<br />

für viele einfach keine Priorität. Bürokratie<br />

und Personalmangel kosten<br />

häufig zu viel Zeit. Grössere Gastronomen<br />

tun sich leichter: Sie haben die<br />

Mittel, Fachleute einzustellen, die sich<br />

um die digitalen Themen kümmern.


Digitalexperte<br />

aus Leipzig:<br />

Michael Kuriat.<br />

55


56 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Digitalisierung ist<br />

auch sexy: Einmal<br />

streicheln und einen<br />

Drink bestellen.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

57<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Michael Kuriat ist erfolgreicher Unternehmer<br />

und Geschäftsführer der<br />

TNC Group in Leipzig. Das Unternehmen<br />

umfasst heute die TNC GmbH,<br />

die acht gastronomische Objekte betreibt,<br />

die Full-Service-Agentur TNC<br />

Production GmbH und die Agentur<br />

für Jugendmarketing und Kommunikation<br />

Schach&Matt GmbH. Kuriat<br />

ist ausserdem Präsident des Leaders<br />

Club Deutschland, eines Zusammenschlusses<br />

führender Gastronomen<br />

des Landes. Zudem ist er Mitglied<br />

der German Speakers Association<br />

und ein gefragter Redner.<br />

www.michaelkuriat.de<br />

Die meisten von ihnen haben die Wichtigkeit<br />

der Digitalisierung längst erkannt.<br />

Das verschafft ihnen gegenüber den Kleinen<br />

einen Vorsprung.<br />

1GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

MUSS NUTZEN ERKENNEN<br />

HABEN DIE KETTEN AUCH EINEN<br />

VORTEIL, WEIL DIE DIGITALISIE-<br />

RUNG EINES BETRIEBS TEUER IST?<br />

Das ist nicht der entscheidende Punkt.<br />

Digitalisierung muss in jedem Unternehmen<br />

von oben geschehen: Die Geschäftsführung<br />

muss ihren Nutzen erkennen, sie<br />

vorantreiben und natürlich auch Geld dafür<br />

ausgeben. Es reicht nicht, seinen Mitarbeitern<br />

zu sagen: Digitalisiert mal! Die<br />

meisten Investitionen sparen ausserdem<br />

später bares Geld.<br />

KÖNNEN SIE EIN BEISPIEL NENNEN?<br />

Wenn ein Tool zum Beispiel die Dienstplangestaltung<br />

in einem Drittel der Zeit<br />

erledigt und der Algorithmus dabei alle<br />

Wünsche des Teams und äusseren Gegebenheiten,<br />

die den Betrieb im Restaurant<br />

beeinflussen – vom Wetter bis zu Events<br />

oder Messen in der Nähe – berücksichtigt.<br />

Das hilft sogar gegen den Personalmangel,<br />

weil die Mitarbeiter zufriedener sind.<br />

Künstliche Intelligenz und Machine Learning<br />

werden deshalb immer wichtiger. Unternehmen,<br />

die das für sich zu nutzen wissen,<br />

haben in Zukunft klar die Nase vorn.<br />

WO GIBT ES ZURZEIT DIE<br />

SPANNENDSTEN NEUERUNGEN?<br />

Die digitale Kommunikation entwickelt<br />

sich gerade sehr rasant weiter. Gastronomen<br />

sind gut beraten, für ihre Gäste auf allen<br />

digitalen Kanälen ansprechbar zu sein.<br />

Ja, ihnen sogar aktiv zu begegnen, indem<br />

beispielsweise Push-Nachrichten mit Angeboten<br />

auf dem Handy aufpoppen, wenn<br />

sie in der Nähe des Restaurants sind. Auch<br />

die Warenwirtschaft lässt sich mittlerweile<br />

vollständig digitalisieren. Dort entstehen<br />

dank der Technik ganz neue Möglichkeiten<br />

und Geschäftsmodelle, von denen<br />

Gastronomen profitieren können.<br />

WEIL SIE DABEI HELFEN, ZU GERIN-<br />

GEREN KOSTEN EIN BESSERES ERLEB-<br />

NIS FÜR DEN GAST ZU SCHAFFEN?<br />

Ja, und das zieht sich durch die komplette<br />

Customer Journey, von der Buchung<br />

über den Aufenthalt im Restaurant bis hin<br />

zur – hoffentlich positiven – Bewertung<br />

des Besuchs im Nachhinein. Letztere ist<br />

wichtig, damit die digitale Mundpropaganda<br />

in Gang gesetzt wird, die dann neue<br />

Gäste anlockt.<br />

2DIGITALE MUND-<br />

PROPAGANDA IST WICHTIG<br />

WOLLEN DIE GÄSTE DENN,<br />

DASS RESTAURANTS DIGITALER<br />

WERDEN?<br />

Die Digitalisierung verändert die Ansprüche<br />

der Menschen – auch wenn es vielen<br />

nicht bewusst ist. Jeder erledigt heute so<br />

viel mit dem Smartphone – angefangen<br />

von der Bordkarte beim Fliegen bis hin<br />

zur Fahrkartenkontrolle im Zug. Diese<br />

Entwicklung findet überall statt, da kann<br />

die Gastronomie schlecht aussen vor bleiben.<br />

WERDEN WIR DENN IN ZUKUNFT<br />

VERMEHRT VON ROBOTERN<br />

BEDIENT WERDEN? ERSTE VOR-<br />

BILDER GIBT ES JA SCHON …<br />

Das sind extreme Beispiele, die sich nicht<br />

so schnell flächendeckend durchsetzen<br />

werden. In der Bar in Las Vegas, in der


58<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Roboter die Cocktails mixen, werden zwar<br />

viele Fotos und Selfies gemacht, aber am<br />

nächsten Abend gehen die Leute wieder<br />

dahin, wo sie mit dem Bar keeper plaudern<br />

können. Spannender als Roboter, die kochen<br />

oder bedienen, sind aus meiner Sicht<br />

Self-Ordering-Systeme, bei denen der Gast<br />

bestimmte Prozesse selbst übernimmt und<br />

nicht warten muss, bis der Kellner Zeit hat.<br />

SIE FORSCHEN MIT DER UNIVER-<br />

SITÄT LEIPZIG AM RESTAURANT<br />

DER ZUKUNFT. WORUM GEHT ES<br />

DA GENAU?<br />

Wir bringen Gastronomen, Industrie,<br />

Grosshändler, Programmierer und Startups<br />

in einem Thinktank zusammen und<br />

überlegen gemeinsam, wohin die Reise<br />

gehen kann: Was brauchen wir in Zukunft?<br />

Was wollen die Gäste? Ist das<br />

technisch möglich? Was dürfen wir? Und<br />

dann heisst es, dies auf einen gemeinsamen<br />

Nenner zu bringen.<br />

und Authentizität nicht komplett verändert.<br />

Wahrscheinlich werden Menschlichkeit<br />

und Emotion als Gegentrend zur<br />

Digitalisierung sogar gefragter sein denn<br />

je. Aber: Diejenigen, die glauben, weiterhin<br />

alles analog machen zu können, verlieren<br />

früher oder später den Anschluss.<br />

Digitalisierung ist ein Zug, bei dem wir<br />

das Ziel nicht kennen. Aber wir sollten<br />

ihn nicht verpassen.<br />

Ein Konzept so<br />

innovativ wie sein<br />

Erfinder: Pincho<br />

Nation in Berlin,<br />

entwickelt von<br />

Starkoch Magnus<br />

Larsson.<br />

WIE WERDEN DENN RESTAURANTS<br />

IN CIRCA FÜNF JAHREN AUSSEHEN?<br />

Ich persönlich hoffe, dass Gastronomie<br />

das «soziale Lagerfeuer» bleibt, also dass<br />

sich die Grundidee von Gastgebertum<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

59<br />

ÜBER PINCHO NATION<br />

Pincho Nation:<br />

ein digitalisiertes Gastrokonzept<br />

Die schwedische Kette Pincho<br />

Nation wurde 2012 vom schwedischen<br />

Koch Magnus Larsson gegründet.<br />

Er wünschte sich ein Konzept,<br />

das schneller, effizienter und<br />

profitabler war als sein bisheriges<br />

Restaurant. Die Lösung: eine App,<br />

über die die Gäste im Restaurant<br />

reservieren, einchecken, bestellen<br />

und bezahlen.<br />

Inzwischen gibt es 65 Standorte der<br />

Marke in Schweden, Norwegen,<br />

Finnland und Dänemark. Im Juni<br />

eröffnete in Deutschland nahe<br />

dem Berliner Kurfürstendamm das<br />

erste Pincho Nation. Das Restaurant<br />

kommt bei 170 Sitzplätzen mit gerade<br />

einmal drei Servicemitarbeitenden<br />

aus. Deren Hauptaufgabe<br />

lautet: die Gäste unterhalten.<br />

Der Renner bei den Jungen<br />

Denn Entertainment wird im Pincho<br />

Nation grossgeschrieben. Das bunte<br />

Ambiente erinnert an eine Zirkusarena.<br />

Kulinarisch geht es um Fun-Food<br />

aus aller Welt, serviert in kleinen Portionen,<br />

damit möglichst viel probiert<br />

werden kann. Dazu Candy-Cocktails<br />

mit Süssigkeiten – ein Renner bei der<br />

jungen Zielgruppe. Ältere Gäste oder<br />

diejenigen, die mit der Technik fremdeln,<br />

können ihre Speisen auch ganz<br />

konventionell bestellen und bezahlen,<br />

Leihgeräte für Besucherinnen und Besucher<br />

ohne Handy stehen ebenfalls<br />

zur Verfügung. Der Gast entscheidet<br />

selbst, ob er seine Bestellung am<br />

Counter abholt – und dabei einen<br />

Blick in die offene Küche wirft – oder<br />

sie an den Tisch bringen lässt. Die<br />

Kette möchte in Europa weiterwachsen<br />

– am liebsten per Franchising.<br />

www.pinchonation.de<br />

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60 PUBLIREPORTAGE<br />

INDIVIDUALITÄT<br />

BIS IN DIE BLEI-<br />

STIFTSPITZEN<br />

Wer in der Gastronomie erfolgreich sein will, muss sich von der Konkurrenz<br />

abheben. Eine extravagante Möglichkeit, dies zu erreichen,<br />

sind individualisierte, ästhetische und qualitativ hochstehende Holzprodukte.<br />

Die Alles Hübscher AG bietet personalisierte Schneidebretter,<br />

Weinboxen, und Messer aus rundum nachhaltiger Produktion<br />

in verschiedenen Variationen für die Gastronomie an.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS MISCHA SCHERRER<br />

Nachhaltigkeit wird heute beinahe in<br />

jedem Betrieb grossgeschrieben. Bei<br />

der Alles Hübscher AG ist es ein Bestandteil<br />

des Geschäftsmodelles, dass<br />

nachhaltig produziertes Holz verarbeitet<br />

und die Fertigung von spezialisierten<br />

Behindertenwerkstätten erledigt<br />

wird. Der Inhaber Bernhard Hübscher<br />

hat ein klares Credo: «Die Geschäftsidee,<br />

Arbeitsplätze für Menschen mit<br />

geistiger und körperlicher Beeinträchtigung<br />

zu schaffen, hat bei uns absolute<br />

Priorität. Dies gilt für das Produkt,<br />

welches ausschliesslich mit FSC-zertifiziertem<br />

Holz gefertigt wird, wie<br />

auch für die Produktion selbst.» Die<br />

Alles Hübscher AG arbeitet mit verschiedensten<br />

Stiftungen in der ganzen<br />

Schweiz zusammen.<br />

EXZELLENTE HOLZPRODUKTE<br />

FÜR DIE GASTRONOMIE<br />

Die Produkte der Alles Hübscher AG<br />

passen ausgezeichnet in die Branche<br />

der Esskultur. Innovative Gastronomen<br />

schätzen Ästhetik, Stil, Kreativität und<br />

insbesondere Nachhaltigkeit. Grosses<br />

Potential sieht Bernhard Hübscher in<br />

der Hotelbranche. Kleine Giveaways,<br />

wie zum Beispiel Bleistifte gebrandet<br />

mit dem Logo entsprechen dem Zeitgeist.<br />

Ebenso sind Weinkisten und edle<br />

Schneidebretter mit Branddruck attraktiv<br />

und präsentieren mit Stil.<br />

DAS OBERSTE GEBOT:<br />

KUNDENZUFRIEDENHEIT<br />

Ausgefallene Ideen und Spezialwünsche<br />

sind für die Alles Hübscher AG<br />

stets eine interessante Herausforderung.<br />

Massgeschneiderte Lösungen<br />

von praktisch bis chic werden individuell<br />

ausgearbeitet. «Wir legen Wert<br />

auf eine seriöse Beratung und eine persönliche<br />

Zusammenarbeit», betont<br />

der Firmeninhaber. «Die firmeneigene<br />

Branddruck-Anlage für individuelle<br />

Beschriftungen wie auch der Versand<br />

unserer Produkte vereinen wir mit<br />

dem Einsatz von Stiftungen und Behindertenheimen<br />

und schaffen so Arbeitsplätze<br />

für Menschen mit geistiger<br />

und körperlicher Beeinträchtigung.<br />

Die Förderung der beruflichen, gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Integration<br />

ermessen wir als qualitativ hochwertige<br />

Dienstleistung.»<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Bild 1 Das perfekte Giveaway für innovative<br />

Hotels: Bleistifte mit gebrandetem<br />

Logo entsprechen dem Zeitgeist.<br />

Bild 2 In Sachen Druck ist bei der Alles<br />

Hübscher AG fast alles möglich. Bild 3<br />

Schneidebretter mit oder ohne Druck sind<br />

die perfekte Wahl für eine originelle Präsentation<br />

der Gerichte.


PUBLIREPORTAGE<br />

61<br />

Inhaber Bernhard<br />

Hübscher findet<br />

in seinem kleinen<br />

Rebberg den perfekten<br />

Ausgleich zum<br />

Geschäftsalltag.<br />

FLEXIBILITÄT UND SCHNELLIGKEIT<br />

In Sachen Lieferfristen ist die Alles<br />

Hübscher AG fix. Das Standardsortiment<br />

wird innert eines Tages geliefert.<br />

Jedes verwendete Klischee wird für den<br />

Kunden eingelagert, so dass eine Nachbestellung<br />

mit Druck gerade drei Tage<br />

dauert. Die persönliche und individuelle<br />

Betreuung steht an oberster Stelle.<br />

«Wir sind offen, schnell, unkompliziert,<br />

hilfsbereit und kompetent. Der<br />

Kunde profitiert von unserer langjährigen<br />

Erfahrung. Unsere grosse Stärke<br />

ist unsere kleine Grösse und unser<br />

oberstes Ziel die Zufriedenheit unserer<br />

Auftraggeber», argumentiert der Geschäftsführer.<br />

AFFINITÄT ZUR GASTRONOMIE<br />

Die Relation zur Gastronomie lebt<br />

Bernhard Hübscher in Bezug zum<br />

Wein. Der eigene Rebberg ist der perfekte<br />

Ausgleich zum Büroalltag. Trauben<br />

sind etwas Sinnliches und hervorragend<br />

zum Essen. Aus den mundenden<br />

Tafeltrauben wird ein hauseigener<br />

Grappa hergestellt. Ein echt Hübscher<br />

Grappa.<br />

VIELE NEUHEITEN AUF DER<br />

FREUNDLICHEN WEBSEITE<br />

Im umfangreichen Standardsortiment<br />

findet man die Alles-Hübscher-<br />

Produkte für jede Situation in klassischer<br />

oder moderner Ausführung. Mit einem<br />

Branddruck versehen sind sie ein hervorragendes<br />

Werbemittel. «Setzen Sie Ihren<br />

Brand in Szene und begeistern Sie Ihre<br />

Kunden mit einem hochwertigen Werbeartikel»,<br />

verspricht Bernhard Hübscher.<br />

Auf der Webseite www.alleshuebscher.ch<br />

wird das ansprechende Standardsortiment<br />

mit vielen Neuheiten präsentiert. Stilvoll,<br />

chic oder praktisch, jeder Artikel hat seinen<br />

eigenen Charme. Im vielseitigen Standardsortiment<br />

findet ein jeder sein Produkt.<br />

Das Angebot der Alles<br />

Hübscher AG umfasst Bleistifte,<br />

Schneidebretter, Weinkisten,<br />

Messer mit Holzgriff, Käse- und<br />

Wursthobel, Schwedenmeter,<br />

USB-Sticks, Powerbanks, Flaschenhalter<br />

und Gläserträger. Das ge-<br />

samte Sortiment findet sich auf<br />

www.alleshuebscher.ch<br />

Alles Hübscher AG<br />

Eichirebenweg 27<br />

5614 Sarmensdorf<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


62 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

FACHBEITRAG<br />

Elektronische Assistenzsysteme<br />

sind<br />

aus der Gastronomie<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

DIGITALISIE-<br />

RUNG IN DER<br />

GASTRONOMIE<br />

Der digitale Wandel schreitet voran. Immer mehr Systeme,<br />

Maschinen und Prozesse sind mittlerweile digital optimiert und<br />

miteinander verbunden. Aber sind es auch die Menschen,<br />

insbesondere in der Gastronomie? Im Folgenden beschreibt<br />

der Autor seine Sicht eines zeitgemässen digitalen Kreislaufs<br />

und wie die Gastrobranche davon profitieren kann.<br />

Mögen Sie Veränderungen, mögen Sie<br />

Wandel? Denken Sie manchmal auch,<br />

eigentlich ist es doch gerade gut, wie es<br />

ist?<br />

Branche. Um herauszufinden, wo der<br />

digitale Wandel in Gastrobetrieben besonders<br />

relevant ist, habe ich vier Hauptbereiche<br />

definiert:<br />

Ich denke, die meisten von uns bekommen<br />

Schwierigkeiten damit, immer wieder<br />

Neues zu lernen, je älter sie werden.<br />

Und mir scheint, dass diese Zyklen in<br />

immer kürzeren Abschnitten stattfinden.<br />

Erinnern Sie sich noch, als sie das<br />

erste Mal ein Smartphone bekamen? Ich<br />

fragte mich damals im ersten Moment<br />

ernsthaft, ob ich das alles jemals begreifen<br />

werde … Und heute? Wohl fast alle<br />

von uns bedienen die meisten Applikationen<br />

auf dem Smartphone mit absoluter<br />

Selbstverständlichkeit. Ich kann mir<br />

gar nicht mehr vorstellen, wie es vorher<br />

war. Und aufs Handy verzichten? Auf<br />

keinen Fall!<br />

DER WANDEL PASSIERT<br />

EINFACH – WANDELN SIE MIT<br />

Ja, die Welt verändert sich, ob man will<br />

oder nicht. Wir können den Wandel<br />

verfluchen, aber es hilft nichts: Er findet<br />

statt und schreitet in ganz grossen<br />

Schritten voran. Das betrifft auch unsere<br />

Digitalisierung von …<br />

1. Kassensystemen<br />

2. Küchenorganisation<br />

3. Wareneinkauf<br />

4. Buchhaltung<br />

DATENSICHERHEIT,<br />

DATENAKTUALISIERUNG UND<br />

SCHNELLERE PROZESSE<br />

Die oben genannten Bereiche stecken im<br />

Kreislauf von Gastronomiebetrieb, Zulieferer,<br />

Produzenten und Gästen bereits<br />

mitten im Wandel. Bei einigen mehr, bei<br />

vielen weniger. Lassen Sie mich deshalb<br />

einen kurzen Überblick vermitteln, was<br />

in den einzelnen Digitalisierungsbereichen<br />

relevant ist.<br />

VORTEILE EINES<br />

1 DIGITALEN KASSENSYSTEMS<br />

Gemäss Branchenspiegel 2018 von<br />

GastroSuisse steht der Fachkräftemangel<br />

im Sorgenbarometer der Gastronomen<br />

bereits an dritter Stelle (Vor-


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

63<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Raoul Corciulo ist Geschäftsführer<br />

der Vendomat AG und gleichzeitig<br />

Teilhaber der GASTROFIX. Die Firma<br />

Vendomat ist Teil eines digitalen<br />

Businessnetzwerks bestehend aus<br />

den unabhängigen Unternehmen<br />

Abacus, GASTROFIX, Paulis Kitchen<br />

Solution und Saviva. Die Partner sind<br />

in ihrem jeweiligen Kerngeschäft<br />

Spezialisten mit grossem Knowhow<br />

und starker Marktposition.<br />

Vendomat AG<br />

Kassensysteme und Softwarelösungen<br />

Zentrumsplatz 1, 3322 Schönbühl<br />

T. +41 31 925 99 99<br />

www.vendomat.ch<br />

jahr fünfte Stelle). Somit sind diese<br />

gezwungen, sich mit neuen Konzepten<br />

und Abläufen auseinanderzusetzen, um<br />

dennoch Gastgeber mit Herz und Blut<br />

sein zu können.<br />

Ein modernes Kassensystem bietet<br />

direkte Hilfe, um angelernte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter innert Kürze<br />

kompetent zu machen und beratend<br />

Zusatzverkäufe zu erzielen. Eine solche<br />

Lösung sollte auch direkt mit der<br />

Website und den Info-Displays im<br />

Restaurant verbunden sein. Denn auf<br />

diese Weise können dank direkter Artikelpflege<br />

an der Kasse die Menüinformationen<br />

gleichzeitig auf allen Kanälen<br />

automatisch aktualisiert werden. Das<br />

entlastet die Gastgeber somit um einige<br />

weitere Pflegearbeiten. Zudem sorgt der<br />

gegenseitige Datenaustausch zwischen<br />

der digitalen Fibu und der Rezeptur-Software<br />

für Datensicherheit und<br />

-aktualisierung. Auch hier spart man<br />

durch den automatisierten Datenaustausch<br />

im digitalen Kreislauf erheblich<br />

Zeit. Das ermöglicht einen konzentrierteren<br />

Blick auf andere wichtige<br />

Aufgaben im Unternehmen.<br />

2DIE DIGITALISIERUNG<br />

DER KÜCHENORGANISATION<br />

Stetig wachsende Anforderungen und<br />

Vorschriften zwingen das gesamte Küchenteam<br />

dazu, mehr Daten zu erfassen<br />

und zu protokollieren. Eine zentrale<br />

Software, die dies erfüllt und zudem die<br />

Hausrezepte kalkuliert, verwaltet und via<br />

Tablet am Arbeitsplatz zur Verfügung<br />

stellt, ist in der modernen Küchenwelt<br />

kaum mehr wegzudenken.<br />

Aufgrund des regelmässigen Personalwechsels<br />

findet jedes Mal ein Knowhow-<br />

Verlust statt. Dieser kann dank intelligenter<br />

Softwarelösungen abgefedert<br />

werden. Klare Prozesse werden einmal<br />

festlegt und sind dann gesichert. Eine Digitalisierung<br />

der Rezepturen dient zudem<br />

auch als Bestell- und Inventarkon trolle.<br />

Darüber hinaus werden Informationen<br />

betreffend Allergene und Nährwerte<br />

automatisch von den Datenbanken der<br />

Food- und Getränkelieferanten gezogen<br />

und aktualisiert. Und diese Informationen<br />

gehen direkt auch zurück zur Kasse<br />

und optimieren die Verkaufsartikel. Das<br />

ist ein digitaler Kreislauf, der meines Erachtens<br />

sinnvoll ist.<br />

3 DIGITALISIERTER<br />

WARENEINKAUF<br />

Die Big Player auf dem Food- und Getränkemarkt<br />

sind bereits gerüstet und<br />

bieten zahlreiche Insellösungen, um den<br />

Einkauf zu erleichtern. Die Rezeptursoftware<br />

berechnet aus den Kassenumsätzen<br />

einen Bestellvorschlag. Gleichzeitig<br />

kennt sie bereits die aktuellen<br />

Aktionen des Foodmarktes und schlägt<br />

neue Wochenmenüs vor. Der digitalisierte<br />

Wareneinkauf gewährleistet, dass die<br />

Verfügbarkeiten und die Rendite für das<br />

Unternehmen stimmen, und wird dabei<br />

für den Anwender zum Kinderspiel.<br />

4 BUCHHALTUNGSSOFTWARE<br />

MIT ANSCHLUSS AN DEN<br />

DIGITALEN KREISLAUF<br />

Ein Treuhänder kümmert sich um die<br />

bei Gastronomen ungeliebten Aufgaben.<br />

Zum Beispiel Kreditoren, Debitoren, Tagesabschlüsse<br />

verbuchen und vieles mehr.<br />

Das Problem: Die Treuhänderinnen und<br />

Treuhänder erhalten diese visierten Dokumente<br />

oftmals spät und unsortiert. Sie investieren<br />

sehr viel Zeit, um Ordnung in die<br />

Buchhaltung zu bringen und um den Gastronomen<br />

eine klare Übersicht zu liefern.


64<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Das hat zur Folge, dass die Treuhänder<br />

den Gastronominnen und Gastronomen<br />

oft erst Wochen nach dem Geschehen<br />

einen Überblick verschaffen können.<br />

Fibu-Fachleute haben inzwischen realisiert,<br />

dass ihr Job denn auch einer der<br />

ersten sein könnte, der mit der Digitalisierung<br />

wegrationalisiert wird.<br />

Denn intelligente, cloudbasierte digitale<br />

Kassensysteme liefern die Buchungssätze<br />

und Debitoren direkt an die Buchhaltungssoftware.<br />

Kreditoren von innovativen<br />

Lieferanten kommen im sogenannten<br />

ZUGFeRD-Format (Abkürzung für<br />

Zentraler User Guide des Forums elektronische<br />

Rechnung Deutschland, ein Standard,<br />

der die Vorteile von Papierrechnung<br />

und EDI-Verfahren vereint, die Red.) an<br />

und buchen sich selbst nach Validierung<br />

korrekt in der Fibu ein. Da braucht es den<br />

Menschen, der das an der korrekten Stelle<br />

verbucht, schlicht nicht mehr. Treuhänderinnen<br />

und Buchhalter erhalten so aber<br />

die Chance, sich für das gleiche Mandat<br />

interessanteren Dingen zu widmen: Indem<br />

sie sich via die Kassen-Cloud ins<br />

System einloggen und den Gastwirtinnen<br />

und -wirten in Echtzeit die Tagesberich-<br />

te analysieren. In einem weiteren Schritt<br />

helfen die Fachleute mittels Stundenstatistiken<br />

und Renner-Penner-Analysen,<br />

das Unternehmen zu optimieren, aussagekräftige<br />

Performance-Indikatoren zu<br />

definieren und jederzeit beratend zur Seite<br />

zu stehen. So schafft Digitalisierung einen<br />

Mehrwert für alle Stakeholder des digitalen<br />

Kreislaufs.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

Dank Cloudlösungen sind<br />

heute alle jederzeit auf dem<br />

neusten Stand. Endlich vorbei:<br />

Zettelchen, die irgendwo<br />

irgendeine wichtige Info<br />

bereithalten.


65


Man möchte es nicht<br />

meinen, aber diese<br />

zwei arbeiten zusammen<br />

– und scheinen<br />

sich zu mögen:<br />

Baba(!) und Thomas<br />

Schwörer aus dem<br />

Dreamteam Péclard,<br />

Seite 92.


KOPF-SACHE<br />

2<br />

2.1 CHEF-Sache<br />

Man isst heute mit allen Sinnen 68<br />

Gastronomie in den Genen 76<br />

2.2 Best of Swiss Gastro<br />

<strong>BOSG</strong> geht neue Wege 82<br />

«Die Igeho ist eine Ideenbörse» 86<br />

Der Beste der Besten ist eine Bar 88<br />

<strong>BOSG</strong>: Die Gewinner 2020 90<br />

2.3 Dreamteam<br />

Grosse Klappe – grosses Herz 92<br />

2.4 Headhunting<br />

König der Korken 98


68 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

MAN ISST<br />

HEUTE<br />

MIT ALLEN<br />

SINNEN<br />

Sie entwirft Bars, dekoriert Ballsäle, richtet Restaurants ein.<br />

Die Interior-Designerin Virginia Maissen erklärt im Interview,<br />

weshalb ihre Arbeit für Gastronomiebetriebe im Vergleich zu<br />

anderen Räumlichkeiten besonders anspruchsvoll ist.<br />

TEXT ROBERT WILDI, PONTRESINA<br />

FOTOS ZVG<br />

FRAU MAISSEN, WIR SITZEN HIER<br />

IN DER VON IHNEN DESIGNTEN<br />

UND NEU ERÖFFNETEN LA<br />

TRATTORIA DES HOTELS WALTHER<br />

IN PONTRESINA. ZUFRIEDEN MIT<br />

IHREM WERK?<br />

Virginia Maissen: Ja durchaus, ich fühle<br />

mich sehr wohl und mit mir hoffentlich<br />

alle aktuellen und künftigen Gäste. (lacht)<br />

ALSO FÜHLEN SIE SICH AUCH<br />

ALS GAST HIER?<br />

Auf jeden Fall. Wenn ich einen Raum<br />

designe, muss ich auch meinen eigenen<br />

Ansprüchen als Gast oder Kundin zwingend<br />

gerecht werden. Mein persönlicher<br />

Geschmack muss von meinen Kreationen<br />

angesprochen werden. Ansonsten würde<br />

es niemals funktionieren.


Eins der neuen<br />

Meisterwerke von<br />

Virginia Maissen:<br />

La Trattoria in<br />

Pontresina.<br />

69


70 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

Virginia Maissen<br />

hat den Blick<br />

fürs ästhetische<br />

Detail.<br />

INS AUGE SPRINGEN HIER KEINE<br />

ROT-WEISS KARIERTEN TISCH-<br />

TÜCHER, SONDERN ÜBERGROSSE<br />

KAROS AN DEN WÄNDEN.<br />

Natürlich wollten wir nicht einfach den<br />

Stil von anderen italienischen Restaurants<br />

kopieren, sondern dezidiert etwas<br />

Einzigartiges schaffen. So sind zum Beispiel<br />

sämtliche Stoffe inklusive Tischtücher<br />

von unserem Studio entworfen worden.<br />

Mit etlichen weiteren Details, wie<br />

den Küchenhandtüchern als Patchwork<br />

für die Vorhänge oder den handgeflochtenen<br />

Lampenschirmen, wollen wir dem<br />

Gast echte Emotionen und italienisches<br />

Lebensgefühl vermitteln. Das Ziel: Unser<br />

optisches Design soll beim Gast den Geschmack<br />

des Essens verstärken. Da steckt<br />

viel Denk- und Entwicklungsarbeit dahinter.<br />

IST DIE KREATIVE PHASE BEIM<br />

EINRICHTEN VON GASTRONOMIE-<br />

BETRIEBEN AUSGEPRÄGTER ALS<br />

FÜR ANDERE RÄUMLICHKEITEN?<br />

Sie ist auf jeden Fall sehr anspruchsvoll<br />

und sicher vielschichtiger als etwa beim<br />

Designen von Hotelzimmern. Denn Restaurants<br />

oder Bars müssen ganz unterschiedliche<br />

Anforderungen erfüllen. Man<br />

muss den Gast hier verführen, ihm eine<br />

maximale Vorfreude auf den kulinarischen<br />

Genuss und gleichzeitig auch wohnliches<br />

Ambiente sowie eine Art Gemeinschaftsgefühl<br />

mit den übrigen Gästen vermitteln.<br />

Da treffen zahlreiche Emotionen aufeinander.<br />

Dazu muss die Inneneinrichtung<br />

die Gästeströme richtig antizipieren oder<br />

diese sogar gekonnt kanalisieren.<br />

MIT ALLEN SINNEN ESSEN<br />

SIND RESTAURANTS ALSO<br />

UMFASSENDE ERLEBNISTEMPEL?<br />

Das kann man so umschreiben. Und<br />

zwar immer öfter im 24-Stunden-Betrieb.<br />

Die Leute wollen heute im Stehen,<br />

Sitzen oder sogar liegend essen<br />

können, setzen WLAN voraus, um<br />

nach dem Essen arbeiten zu können.<br />

Dazu sollen noch Lounges vorhanden<br />

sein, wo persönliche Begegnungen<br />

möglich sind. Trotzdem steht mir das<br />

Wort Erlebnistempel zu nahe am etwas<br />

verbrauchten Begriff der «Erlebnisgastronomie».<br />

Davon bin ich absolut kein<br />

Fan. Ich würde es eher so formulieren:<br />

Man isst heute mit allen Sinnen.<br />

IST DIE HOTELLERIE UND GASTRO-<br />

NOMIE FÜR IHR UNTERNEHMEN<br />

ZU EINEM WICHTIGEN KUNDEN-<br />

SEGMENT GEWORDEN?<br />

Erfreulicherweise zu einem wachsenden.<br />

Ich durfte hier im Hotel Walther schon<br />

vor La Trattoria das gesamte Erdgeschoss<br />

und einige der Gästezimmer neugestalten.<br />

Für eine grosse Hotelkette habe ich jüngst<br />

eine neue Bar entworfen und erhalte regelmässig<br />

neue Anfragen, zuletzt aus Zermatt.<br />

Das freut mich natürlich.<br />

WIE MUSS MAN SICH DIE ZUSAM-<br />

MENARBEIT FÜR EIN SOLCHES RES-<br />

TAURANT-PROJEKT VORSTELLEN:<br />

WIRD DA AUCH MAL DAS KULINA-<br />

RISCHE ANGEBOT AUF IHRE<br />

DESIGN-KREATION ABGESTIMMT?<br />

Nein, das läuft umgekehrt. Der Auftraggeber<br />

ist Gastroprofi und hat sein kulinarisches<br />

Konzept bereits erstellt, wenn wir<br />

ins Spiel kommen. Da rede ich ihm nicht<br />

drein, sondern gebe höchstens mal einen Input.<br />

Im Falle von La Trattoria habe ich den<br />

Vorschlag, allenfalls die hausgemachte Pasta<br />

auch zum Verkauf anzubieten, ins Spiel gebracht.<br />

Wir orientieren uns aber stets am<br />

Kunden, seinen Vorgaben und Wünschen.


Zentraler gehts nicht:<br />

Das Restaurant Da Capo<br />

von der Candrian-<br />

Gruppe, direkt im Zürcher<br />

Hauptbahnhof.<br />

71


72<br />

2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Die gebürtige Bündnerin Virginia<br />

Maissen beschäftigt sich seit über<br />

20 Jahren mit der Inszenierung<br />

schöner Dinge, Räume und<br />

Materialien. Als Stylistin, Moderedaktorin<br />

und Mitgründerin<br />

des damaligen Studio Gustave hat<br />

sich Virginia Maissen über die<br />

Jahre ein beträchtliches Netzwerk<br />

aufgebaut. 2016 gründete die<br />

zweifache Mutter in Zürich ihre<br />

eigenes Interior-Design-Studio.<br />

www.virginiamaissen.com<br />

DANN LÄUFT ES BEIM DESIGNEN<br />

EHER WIE AUF DER BAUSTELLE,<br />

WO DER BAULEITER TÄGLICH ALLE<br />

ARBEITSSCHRITTE KONTROLLIERT<br />

UND KORRIGIEREND EINGREIFT?<br />

Um Gottes Willen nein, da würde ich<br />

sofort davonlaufen. (lacht) Nachdem wir<br />

vom Auftraggeber alle wichtigen Parameter<br />

erhalten haben, gehen wir in die<br />

kreative Phase und stellen ihm danach<br />

unsere Ideen sowie unser Gesamtkonzept<br />

vor. Allenfalls gibt der Kunde noch einige<br />

Inputs, die wir nachträglich aufnehmen<br />

können. Sobald wir uns in allen Punkten<br />

einig sind, beginnt die Umsetzungsphase.<br />

Hier sind wir die Profis. In aller Regel<br />

lassen uns die Auftraggeber dann vollkommen<br />

selbständig arbeiten und vertrauen<br />

uns.<br />

unbedingt Freude bereiten. Wenn man<br />

sich zu Beginn nicht findet, kann es<br />

schon vorkommen, dass ein Projekt<br />

nicht realisiert wird.<br />

STICHWORT KOMMUNIKATION:<br />

IST FÜR SIE AUCH DER INTERNA-<br />

TIONALE HOTEL- UND GASTRO-<br />

NOMIEMARKT EIN ZIEL?<br />

Vorderhand sind wir mit unserem kleinen<br />

fünfköpfigen Team ausschliesslich<br />

in der Schweiz aktiv, wo es noch zahlreiche<br />

Opportunitäten und Potenziale gibt.<br />

Den internationalen Wettbewerb lassen<br />

wir auf uns zukommen. Wenn die Arbeit<br />

überzeugt, findet der entsprechende Auftraggeber<br />

uns von selbst, da bin ich mir<br />

absolut sicher. Unsere Ideen und unser<br />

Engagement kennen keine Grenzen.<br />

IN ALLER REGEL?<br />

Es gibt auch Fälle, wo es etwas anstrengend<br />

sein kann. Wenn zum Beispiel zu<br />

viele Personen und Meinungen involviert<br />

sind, kann dies vor allem die Kommunikation<br />

unnötig erschweren. Da<br />

ein solches Projekt mit einer langen gemeinsamen<br />

Reise verbunden ist, sollte<br />

die Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


76<br />

Die Familie Wiesner:<br />

Anita, Daniel,<br />

Manuel sowie Fredy<br />

Wiesner von der<br />

gleichnamigen<br />

Gastrogruppe.


2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

77<br />

GASTRONOMIE<br />

IN DEN GENEN<br />

Der Liebe wegen ist Fredy Wiesner nach Zürich gezogen. Geheiratet<br />

hat er dann eine andere. Mit ihr hat er seine Leidenschaft für die<br />

Gastronomie und seine gute Nase für Konzepte entdeckt. Beides hat<br />

er weitervererbt: Sein Sohn Daniel und Miss Miu beweisen es.<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

FOTOS ZVG, MICHAELA RUOSS<br />

In seiner Kindheit waren die Stadt Zürich<br />

und die Gastronomie für Fredy Wiesner<br />

weit weg. Im wahrsten Sinne des Wortes.<br />

Aufgewachsen ist er nämlich auf einem<br />

Bauernhof im basel-landschaftlichen<br />

Bottmingen, ins Berufsleben startete er<br />

mit einer KV-Lehre. Nach Zürich, wo<br />

er noch ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium<br />

mit Schwerpunkt<br />

Marketing absolvierte, zog es ihn der<br />

Liebe wegen. Geheiratet hat er ebenfalls<br />

im Kanton Zürich, wenn auch eine<br />

andere Frau.<br />

VON BREZELN ZU KÄNGURUFLEISCH<br />

Seine Gattin und seine Söhne Daniel<br />

und Manuel gingen ihm zur Hand, als er<br />

1990 den Grundstein für sein heutiges<br />

Unternehmen legte – mit kleinen Takeaway-Shops<br />

im Zürcher Seefeld und<br />

im Hauptbahnhof, zu denen er durch<br />

Zufall kam. Er hatte damals viele Jahre<br />

im Detailhandel bei Globus Zürich gearbeitet,<br />

zuletzt als Verantwortlicher des<br />

Konzernmarketings. «Ich hatte einfach<br />

Lust, etwas anderes zu machen», sagt<br />

Fredy Wiesner – und sein Sohn Daniel,<br />

der beim Gespräch neben ihm sitzt,<br />

schmunzelt.


78 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

Fredy Wiesners<br />

erster Grosserfolg:<br />

die australisch<br />

inspirierte<br />

Outback Lodge.<br />

Vielleicht wäre es bei Lustprinzip und<br />

Take-away geblieben, hätte Wiesner<br />

seni or nicht seinen späteren Brezel-Stand<br />

im Zürcher HB verloren und<br />

sich auf die Suche nach etwas Neuem<br />

gemacht.<br />

Fündig wurde er auf einer Reise<br />

nach London, wo er ein australisches<br />

Lokal entdeckte. Zurück in Zürich<br />

bewarb er sich mit seinem ersten Restaurant-Konzept,<br />

«das noch auf ein<br />

A4-Blatt passte», am Bahnhof Stadelhofen<br />

als Pächter. Er setzte sich gegen<br />

60 Mitbewerber durch und eröffnete<br />

1997 die erste Outback Lodge, zwei<br />

Jahre später folgte in Winterthur die<br />

zweite. Es blieb aber nicht bei Emu-,<br />

Krokodil- und Känguru-Fleisch. Heute<br />

gehören fünf Ethno-Food-Brands zur<br />

Fredy Wiesner Gastronomie (FWG):<br />

das asiatische Nooch – Asian Kitchen,<br />

Negishi – Sushi Bar, das Burger-Restaurant<br />

The Butcher, Frida’s Coffee &<br />

Cake und seit neustem das Miss Miu,<br />

wo es koreanische Spezialitäten gibt.<br />

Die Negishi – Sushi Bar bezeichnet<br />

Wiesner als derzeit stärkste Marke, bei<br />

The Butcher sieht er noch Potenzial.<br />

LANGSAM, ABER<br />

SYSTEMATISCH GEWACHSEN<br />

Insgesamt betreibt die FWG derzeit<br />

31 Restaurants in sieben Städten in der<br />

Deutschschweiz und beschäftigt 650<br />

Mitarbeitende aus 60 Ländern. Das sind<br />

ein paar mehr als zu Wiesners Anfängen,<br />

als er Brezeln und Sandwiches verkaufte.<br />

«Geplant war das Wachstum nicht, es ist<br />

vielmehr einfach passiert. Wir sind aber<br />

langsam gewachsen – mit System», so<br />

Fredy Wiesner. Wie das mit der Systemgastronomie<br />

geht, hat er in seinen Jahren<br />

bei Globus gelernt. Im Gegensatz zu<br />

Betrie ben wie Globus, Starbucks oder<br />

McDonald’s bekommt man bei Nooch,<br />

The Butcher oder Negishi vom System<br />

nichts mit. Die Lokale sind alle unterschiedlich<br />

eingerichtet, und der Gast wird<br />

persönlich bedient, am Tisch. Systematisiert<br />

wird nur im Hintergrund – also bei<br />

Einkauf, Rezepten und Marketing.<br />

Expandiert wird bei der FWG nicht auf<br />

Biegen und Brechen, auch in Zukunft<br />

nicht. «Das Konzept muss für eine Stadt<br />

Sinn machen und zu einer Location<br />

passen», sagt Daniel Wiesner, der die<br />

operative Leitung des Unternehmens von


2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

79<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

Miss Miu<br />

Location: Europaallee 48, Zürich<br />

Eröffnung: Juni <strong>2019</strong><br />

Küche: Koreanische Spezialitäten<br />

Fläche: 430 m 2<br />

Sitzplätze: 150 Plätze innen, 80 Plätze<br />

aussen, 40 Plätze in der Bar<br />

Anzahl Mitarbeiter: 24<br />

Durchschnittsbon: Mittag CHF 24.–,<br />

Abend CHF 45.–<br />

Neuartiges Storytelling<br />

im neusten<br />

Wiesner-Streich:<br />

Miss Miu in der<br />

Zürcher Europaallee.<br />

seinem Vater in den letzten zwei Jahren<br />

allmählich übernommen hat. Im Familienbetrieb<br />

involviert ist er schon lange.<br />

«Kaum konnten wir stehen, haben mein<br />

Bruder und ich mitgeholfen. Erst als Tellerwäscher,<br />

später als Glace-Verkäufer»,<br />

sagt der 36-Jährige. Die Arbeit habe ihm<br />

immer Spass gemacht. Darum sei für ihn,<br />

im Gegensatz zu seinem Bruder Manuel,<br />

schon im Gymnasium klar gewesen, dass<br />

er später voll ins Familienbusiness einsteigen<br />

würde. Unklar war nur, in welcher<br />

Funktion. «Gesagt hast du mir damals<br />

davon natürlich nichts, gäll?!», fällt ihm<br />

Wiesner senior ins Wort.<br />

DIE GESCHICHTE VON MISS MIU<br />

Nicht reingeredet hat der heute 72-Jährige<br />

seinem Sohn bei dessen erstem<br />

eigenem «Baby»: dem koreanischen<br />

Restaurant Miss Miu, das der Junior<br />

im Juni an der Zürcher Europaallee eröffnet<br />

hat. Das sei ganz und gar Daniels<br />

Idee gewesen. Er habe ihm lediglich<br />

ein Budget gegeben – sich aber sonst<br />

zurückgehalten: «Wenn man aus einer<br />

Idee ein Restaurantkonzept, das funktioniert,<br />

realisieren will, muss man alles<br />

bis ins letzte Detail durchdenken und<br />

sich dem Prozess hingeben. Das kostet<br />

viel Herzblut», sagt Fredy Wiesner. Er<br />

habe das oft genug gemacht, um zu<br />

wissen, dass er Daniel von aussen nur<br />

bedingt sinnvolle Inputs hätte geben<br />

können.<br />

Im Fall von Miss Miu hat der Prozess<br />

zwei Jahre gedauert. Am Anfang stand<br />

eine Reise – wie immer, wenn Daniel<br />

Wiesner nach neuen Trends Ausschau<br />

hält. Oder vielmehr: eine Mission.<br />

Denn der Betriebsökonom reist gezielt;<br />

in Städte wie Berlin, Paris, London,<br />

New York. Im Gepäck hat er eine Liste<br />

von Restaurants und Stadtteilen, von<br />

denen er gelesen hat und die er abklappern<br />

will. Bei einer solchen Expedition<br />

ist die Idee für sein koreanisches Restaurant<br />

geboren worden. Die dem Lokal<br />

zugrundeliegende Story von Miss Miu<br />

schrieb er dann in einer schlaflosen<br />

Nacht, über zwei Gin Tonic.<br />

WIESNERS TEUERSTES LOKAL. EVER.<br />

Die FWG-Restaurants erzählen alle eine<br />

Geschichte von fremden Kulturen und<br />

Ländern. Für das Miss Miu hat Daniel<br />

Wiesner erstmals eine fiktive erfunden:


80<br />

2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

Links: Auch in Basel<br />

zu Hause: das Nooch<br />

am Barfi. Oben: Eine<br />

Sushi-Platte aus dem<br />

Negishi.<br />

von der Vollblutköchin Atsuko Yamano,<br />

dem Ex-Barkeeper Park Tae-Soo und<br />

seiner gut betuchten Tante Miss Miu, die<br />

sich in einem aufstrebenden Quartier in<br />

Seoul den Traum vom eigenen Restaurant<br />

erfüllen. Man könnte daraus glatt einen<br />

Film machen. Wozu braucht es die Fiktion?<br />

«Die Story war meine klare Vorstellung<br />

vom Restaurant und davon, was es<br />

erzählen soll», erklärt Daniel Wiesner.<br />

Dass er seine Vision zum ersten Mal so<br />

konkret Schwarz auf Weiss niederschrieb,<br />

machte vieles einfacher. «Ich habe mich<br />

zwei Jahre lang intensiv mit koreanischer<br />

Küche und Kultur auseinandergesetzt.<br />

Die Geschichte half mir, mich ob all der<br />

gesammelten Ideen nicht zu verzetteln<br />

und auf das Wichtigste zu fokussieren.<br />

Ausserdem wusste jeder genau, wie das<br />

Lokal am Schluss aussehen muss – vom<br />

Rezeptentwickler bis hin zu Innendekorateur<br />

und Bühnenbildner.» Bühnenbildner?<br />

So wie in einem Film? Das klingt<br />

aufwändig, sprich: teuer. «Das wars», wirft<br />

Fredy Wiesner ein. «Miss Miu ist das<br />

teuerste Lokal, das wir je gebaut haben.»<br />

Darf man fragen, wie viel es gekostet hat?<br />

«Fragen darf man», sagt Daniel Wiesner –<br />

und lacht. Sein Vater stimmt ein.<br />

NACHFOLGEREGELUNG UND<br />

ANDERE KNOCHENARBEIT<br />

Nicht immer zum Lachen war die Regelung<br />

der Nachfolge. «Die Vorstellungen<br />

von Jung und Alt waren manchmal sehr<br />

unterschiedlich. So mussten wir drei ein<br />

paar Kämpfe ausfechten», erzählt Wiesner<br />

senior. Doch jetzt sei alles geklärt,<br />

und er übergebe seinen Söhnen den Betrieb<br />

Ende Jahr endgültig. Wie sieht die<br />

Rollenverteilung dann aus? «Mein Bruder<br />

Manuel übernimmt die Leitung des<br />

Backoffice und hat damit die wichtigste<br />

Aufgabe: Er muss die Kosten im Griff<br />

haben. Ich gebe das Geld aus.» Wieder<br />

lacht Daniel Wiesner und verschränkt die<br />

Arme hinter dem Kopf.<br />

In welche Idee investieren sie als Nächstes?<br />

«In Miss Miu», sagt Wiesner junior ohne<br />

nachzudenken. Mit der Eröffnung eines<br />

Restaurants beginne die Knochenarbeit<br />

erst: «Viele Dinge, die in der Theorie cool<br />

ausgesehen haben, entpuppen sich in der<br />

Praxis als zu kompliziert und ineffizient.»<br />

Hinsehen und Fehler eingestehen sei zwar<br />

oft schwierig, aber zwingend nötig, wenn<br />

man nicht in Teufels Küche kommen<br />

wolle. Und so sind jetzt drei Leute zusammen<br />

mit dem Restaurantleiter damit<br />

beschäftigt, am Status quo zu feilen: ein<br />

Food-Entwickler, ein Food-Kontroller<br />

und ein Betriebsbetreuer. Das nehme derzeit<br />

etwa 20 Prozent ihrer Arbeitszeit in<br />

Anspruch. Den Rest der Zeit verbringen<br />

sie in und mit den anderen Betrieben.<br />

«Wir arbeiten ständig an unseren Konzepten»,<br />

sagt Daniel Wiesner. Mit internen<br />

Leuten, aber auch mit einer externen<br />

Firma. Diese schickt zwei Mystery-Esser<br />

pro Monat in jeden FWG-Betrieb, anschliessend<br />

folgen die Rückmeldungen<br />

zu Angebot, Essens- und Servicequalität.<br />

«Das Feedback tut oftmals weh. Aber es<br />

hilft uns, uns zu verbessern, und nebenbei<br />

veränderte Bedürfnisse der Kunden zu<br />

entdecken – und so wieder auf neue Ideen<br />

zu kommen», erklärt der Junior. Und der<br />

Senior nickt.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

81<br />

ZUTATEN DES ERFOLGSREZEPTES<br />

1. Eine Menge Mut, eine neue Idee<br />

zu haben und sie durchzuziehen –<br />

auch wenn einem alle einreden, dass<br />

sie nicht funktioniere.<br />

2. Viel Zeit und Geduld, sich mit der<br />

Idee zu befassen und sie bis ins Detail<br />

zu einem Konzept auszuarbeiten.<br />

3. Eine Location, die zum Konzept<br />

passt.<br />

4. Einen Batzen Geld, das Konzept<br />

umzusetzen und nach der Eröffnung<br />

mögliche Fehler auszubügeln. Und<br />

um eine allfällige erste Durststrecke<br />

zu überstehen.<br />

5. Eine grosse Portion Glück.<br />

Im Metalli-Einkaufszentrum<br />

in Zug ist die<br />

FWG gleich doppelt vertreten:<br />

mit The Butcher<br />

und einem Negishi (siehe<br />

linke Seite).


82<br />

2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

<strong>BOSG</strong> GEHT<br />

NEUE WEGE<br />

Best of Swiss Gastro geht auch <strong>2019</strong> neue Wege. Ein zweiter<br />

Grossanlass für Gastronomie, Industrie und den Handel<br />

feiert Premiere: die Sunset-Party. Diese bietet innovativen<br />

Köpfen alles, was es zu einem erfolgreichen Business<br />

braucht: Entscheidungsträger, Visionäre, Knowhow, Innovation<br />

und natürlich auch eine gute Portion Hedonismus.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

Die Sunset-Party unter den schattenspendenden<br />

Bäumen und grossen, roten<br />

Gartenschirmen lädt zum Geniessen,<br />

Kennenlernen und Spasshaben ein. Der<br />

Veranstalter <strong>BOSG</strong> will im hitzigen Gastronomiealltag<br />

eine traumhafte Oase kreieren,<br />

wo Anerkennung, Zusammenarbeit<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

und der Austausch von Knowhow sich<br />

die Waage halten. Dabei soll jedoch nicht<br />

vergessen gehen, dass es ein Glück und<br />

Privileg ist, in der wunderbarsten Branche<br />

der Welt zu arbeiten, der Gastronomie!<br />

Bild 1 Tolle Sunset-Party – auch Dank<br />

Presenter Glatz AG und deren CEO Markus<br />

Glatz (rechts), mit Moderator Sven<br />

Epiney. Bild 2 Sommerliche Cocktails<br />

von Diwisa versüssen die Kontaktaufnahme.<br />

Und wer es lieber rustikal mag, bricht<br />

das Eis mit einem kühlen Feldschlösschen<br />

zum Anstossen. Bild 3 Zwei Premieren<br />

an der Premiere der Sunset-Party: <strong>BOSG</strong><br />

lanciert den neuen Dining Guide und das<br />

CHEF-<strong>Magazin</strong>, welches Sie jetzt gerade<br />

in den Händen halten.<br />

1


2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

83<br />

2<br />

Bild 4 Auch für das «spirituelle»<br />

Wohl ist gesorgt. Ausgeschenkt<br />

wurde grosszügig.<br />

4<br />

3 5<br />

Bild 5 Die Sunset-Party will allen Beteiligten<br />

zu mehr geschäftlichem Erfolg verhelfen.<br />

Zwei kompetente Ratgeber diesbezüglich<br />

sind die <strong>BOSG</strong>-Jurypräsidenten<br />

Fredy Angst und Adrian Stalder.


84<br />

2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

8<br />

6<br />

9<br />

7<br />

Bild 6 Mit einem sommerlichen Drink<br />

lässt es sich auch besser posieren. Hier<br />

die Nominierten Monika Freuler, Raquel<br />

Chavez Costa, Jacqueline Di Marco und<br />

Vlatko Iliev von der Confiserie Bachmann.<br />

Bild 7 An der Sunset-Party werden zudem<br />

die Nominierten des Best of Swiss<br />

Gastro Award bekanntgegeben. Zu den<br />

Ausgezeichneten gehören Paolo Spagnolo,<br />

Geschäftsleiter der Mosterei Möhl, oder<br />

Salvatore Zafarana, Besitzer der Rockstar<br />

Lounge in St. Gallen. Bild 8 Die<br />

Sunset-Party wird an einer der schönsten<br />

Sommer-Locations des Landes gefeiert:<br />

im mystischen, fantasievollen Traumgarten<br />

in Thalwil. Bild 9 Moderator Sven<br />

Epiney führt durch den Abend. Gastgeber<br />

Andreas Krumes von <strong>BOSG</strong> ruft zum<br />

Netzwerken auf. Die Branche kann nur gemeinsam<br />

besser und erfolgreicher werden.


2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

85<br />

10<br />

Bild 10 Die Sunset-Party ist ein Stelldichein<br />

der gesamten Gastrobranche.<br />

Hier beispielsweise der Marketingleiter<br />

von Gastrosuisse Michael Siebenmann.<br />

Bild 11 Natürlich kommen auch die<br />

Geschmacksknospen nicht zu kurz:<br />

Nebst leckerem Pulpo von Mastai gibt<br />

es Schweizer Oona Kaviar, Swiss Lachs,<br />

Südländisches von Mediterre oder Wiedikerli<br />

von der Metzgerei Keller. Bild 12<br />

Erfolg hat letztlich aber nur derjenige, der<br />

das Optimum aus den angebotenen Chancen<br />

herausholt. Die Nominierten Marina<br />

und Fritz Kaufmann vom Restaurant<br />

Rössli in Säriswil holen sich Tipps beim<br />

<strong>BOSG</strong>-Member und Geschäftsführer des<br />

Tre Fratelli in Zürich Alex Ritter. Bild 13<br />

Im märchenhaften Traumgarten in Thalwil<br />

wird bis Mitternacht genetzwerkt, gefeiert<br />

und dem Hedo nismus gehuldigt.<br />

Die Premiere ist ein voller Erfolg.<br />

11<br />

13<br />

12<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


86<br />

2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

BEST OF SWISS GASTRO AWARD 2020<br />

CONGRAT-<br />

ULATIONS UND<br />

HERZLICHEN<br />

GLÜCKWUNSCH!<br />

Darauf trinken wir eins: Weil die Gewinnerinnen und<br />

Gewinner des Best of Swiss Gastro Awards 2020<br />

sind bekannt. Darunter sind bekannte und noch nicht<br />

so bekannte Betriebe. Und eine Überraschung.<br />

TEXT CHRISTIAN NILL<br />

FOTOS KISCOM, ZVG<br />

Die Jury und alle Mitwirkenden haben<br />

hart gerungen – dort, wo es nötig war.<br />

Und waren sich oft einig, bei jenen<br />

Konzepten, die auf den ersten Blick<br />

überzeugten. Diese Einschätzung<br />

haben die vielen Gäste und Fans der<br />

mitwirkenden Restaurants, Bars, Cafés<br />

oder Bistros geteilt.<br />

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie,<br />

welches der Master Best of Swiss Gastro<br />

2020 ist (eine Überraschung!) und<br />

welche Betriebe in den einzelnen Kategorien<br />

abgeräumt haben.<br />

Sven Epiney verleiht<br />

die <strong>BOSG</strong>-Awards<br />

im Zirkus Ohlala vor<br />

über 700 Gästen.<br />

Unsere Glückwünsche gehen an alle,<br />

die mitgemacht haben. Denn nicht<br />

vergessen: Wer für einen Best of Swiss<br />

Gastro Award nominiert ist, hat bereits<br />

gewonnen!


Der Pokal von Best<br />

of Swiss Gastro<br />

– natürlich aus<br />

Schweizer Holz.


88 2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

DER BESTE<br />

DER BESTEN IST<br />

EINE BAR<br />

Der Best of Swiss Gastro Master 2020 ist nah am<br />

Wasser gebaut: die Bar am Wasser mitten im<br />

Herzen von Zürich. Damit hat sich ausgerechnet<br />

ein Newcomer durchgesetzt – einer, der in<br />

seinem ersten Betriebsjahr einen wahren Blitzstart<br />

hingelegt hat.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

Die Bar am Wasser ist noch kein Jahr geöffnet<br />

und kann sich kaum mehr vor Gästen<br />

retten. Täglich ab 18 Uhr bilden sich<br />

Warteschlangen vor dem Betrieb. Dieser<br />

Erfolg ist keine Glückssache, wie jetzt die<br />

Krone von Best of Swiss Gastro beweist.<br />

Hier wird ein klares Konzept erkannt,<br />

welches auf die perfekte Location trifft.<br />

An exklusiver Lage zwischen Zürichsee<br />

und Limmat hat Top-Bartender Dirk<br />

Hany die Bar bis ins kleinste Detail sowohl<br />

an die Lokalität wie auch an die<br />

lokalen Bedürfnisse angepasst.<br />

EIN GOURMETRESTAURANT<br />

FÜR COCKTAILS<br />

Die zweistöckige Bar hat er so konzipiert,<br />

dass Hany und seine Barkeeper-Kollegen<br />

keine Zeit mit dem Nachfüllen von Zutaten<br />

oder Eis verschwenden müssen. Alles<br />

ist in kürzester Zeit griffbereit, so dass<br />

alle Aufmerksamkeit in die Drinks und<br />

Cocktails fliesst. Und das Personal auch<br />

genügend Zeit für die Gäste findet.<br />

Die Innengestaltung ist eine moderne<br />

Art-déco-Variante. Die Macher setzen<br />

konsequent auf Einzigartigkeit. So bieten<br />

sie beispielsweise ausschliesslich Sitzplätze<br />

an. Damit hat das Personal schnellere<br />

und effizientere Servicewege. Auch das<br />

sorgt dafür, dass die Aufmerksamkeit der<br />

Mitarbeitenden zu 100 Prozent bei den<br />

Gästen liegt.<br />

EINZIGARTIGKEIT UND<br />

PERSÖNLICHKEIT<br />

Die Gäste erhalten alle einen Willkommensdrink,<br />

natürlich auch einzigartig.<br />

Das Konzept ist darauf ausgelegt, die<br />

Besucherinnen und Besucher an den<br />

Tischen zum Verweilen zu verleiten. Und<br />

da bleibt man gerne sitzen, wenn man<br />

es dann mal geschafft hat, einen freien<br />

Tisch zu ergattern. Reservieren ist nicht<br />

möglich, ausser für Gruppen.<br />

Das Highlight ist die Cocktailkarte mit<br />

25 Signature-Drinks. Die Barprofis listen<br />

die verwendeten Spirituosen bewusst<br />

nicht auf, so dass der Gast nach Lust und<br />

Laune und nicht aufgrund von Namen<br />

entscheiden kann. So finden sich beispielsweise<br />

Agave und Malt statt Tequila<br />

und Whiskey auf der englischen Karte.<br />

Da Dirk Hany der offiziell beste Bartender<br />

der Schweiz ist (Gewinner der Dia-


2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

89<br />

Die Bar<br />

am Wasser.<br />

geo Reserve World Class <strong>2019</strong> in Genf ),<br />

dürfen sich die Gäste auf zahlreiche ungeahnte<br />

Geschmackserlebnisse freuen.<br />

Insgesamt überzeugt die Spirituosenkarte<br />

mit über 400 Positionen. Die Macher<br />

haben sie selber gestaltet (ein Buch mit<br />

Illustrationen!) und bieten sie nur in<br />

limitierter Anzahl an. Die Angebote<br />

werden saisonal angepasst, so dass es<br />

nicht schlimm ist, dass die beliebte Spirituosenkarte<br />

oft «mitgenommen» wird.<br />

Gleiches gilt auch für die Trinkhalme.<br />

Da die Barkeeper Plastik konsequent<br />

verbannt haben, sind die Halme aus Metall<br />

– und ebenfalls beliebte Souvenirs für<br />

Cocktailliebhaberinnen und -liebhaber<br />

mit flexiblem Moralverständnis.<br />

GRATULATION DEM BESTEN<br />

Mit der Bar am Wasser geht der Mastertitel<br />

erstmals in der Geschichte von Best<br />

of Swiss Gastro an den Sieger der Kategorie<br />

«Bar & Lounge». Eine Premiere,<br />

die zusätzlich unterstreicht, dass sowohl<br />

das Publikum wie auch die <strong>BOSG</strong>-Jury<br />

für den richtigen Betrieb abgestimmt<br />

haben. Zum Zeitpunkt der Auswertung<br />

hat die Bar am Wasser in sämtlichen<br />

Online-Bewertungen die Höchstnote 6<br />

erhalten. Und der Gast hat bekanntlich<br />

immer Recht!<br />

Bar am Wasser<br />

Chef vom Dienst: Dirk Hany<br />

Stadthausquai 1, 8001 Zürich<br />

www.baramwasser.ch<br />

KLEIN, ABER FEIN<br />

Ein kleines, schmackhaftes Snackangebot<br />

komplettiert das attraktive Angebot.<br />

Auch hier setzt man in der Bar am Wasser<br />

auf Qualität und Regionalität: Käse,<br />

Gemüse und Kräuter stammen vom benachbarten<br />

Bürkliplatz-Markt, das handgeschnittene<br />

Angus-Steak-Tatar vom<br />

Biobauernhof in Ennetbürgen im Kanton<br />

Nidwalden.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


90 2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

BEST OF SWISS<br />

GASTRO: DIE<br />

GEWINNER 2020<br />

Die Jury hat getagt, das Publikum hat gevotet,<br />

und die Besten haben gesiegt. Das sind die<br />

Gewinnerbetriebe des Best of Swiss Gastro 2020.<br />

Es war ein toller und innovativer Jahrgang!<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

KATEGORIE<br />

ACTIVITY<br />

KATEGORIE<br />

BAR & LOUNGE<br />

KATEGORIE<br />

CLASSIC<br />

RANG 1:<br />

HÖRNLIHÜTTE<br />

Vor bald 100 Jahren errichtete der Skiclub<br />

Arosa die Hörnlihütte auf dem<br />

höchsten Punkt des Hörnligrates. In der<br />

klassischen Skihütte wird im wahrsten<br />

Sinne des Wortes auf dem höchsten Niveau<br />

gekocht. Und zwar ausschliesslich<br />

mit frischen Produkten, fast alles wird<br />

selbst gemacht: vom Blätterteig über die<br />

Lasagne bis hin zum Fleischkäse. Es<br />

wird weder Aromat noch Geschmacksverstärker<br />

verwendet und regional eingekauft.<br />

Gekocht werden nur Gerichte,<br />

die in die Berge passen, darum gibt es<br />

weder Fisch noch Crevetten.<br />

RANG 1:<br />

BAR AM WASSER<br />

Hier wird ein klares Konzept erkannt,<br />

welches auf die perfekte Location trifft.<br />

An exklusiver Lage zwischen Zürichsee<br />

und Limmat hat Top-Bartender Dirk<br />

Hany die Bar bis ins kleinste Detail sowohl<br />

an die Lokalität wie auch an die<br />

lokalen Bedürfnisse angepasst. Die Innengestaltung<br />

ist eine moderne «Art<br />

déco»-Variante. Die Macher setzen<br />

konsequent auf Einzigartigkeit. Das<br />

Highlight ist die Cocktailkarte mit 25<br />

Signature-Drinks. Lesen Sie den ausführlichen<br />

Beschrieb über die Bar am<br />

Wasser auf Seite 88.<br />

RANG 1:<br />

RESTAURANT ZUM LÖWEN<br />

MESSEN<br />

Im wunderschönen alten Fachwerkhaus<br />

wird seit Jahrzehnten höchste Qualität<br />

geboten. Die Karte wechselt alle zwei<br />

Monate und bietet Veredeltes aus Region<br />

und Saison. Der Löwen zelebriert<br />

die klassische Küche mit heraus ragender<br />

Kochkunst. Die «Züpfen» werden nach<br />

alter Tradition im Holzofen selbst gebacken,<br />

die Kräuter stammen aus dem<br />

eigenen Garten. Für kleine Geniesser<br />

gibt es zudem die farbenfrohste und<br />

schönste Kinderspeisekarte des ganzen<br />

Landes.


2.2 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

91<br />

KATEGORIE<br />

COFFEE & BISTRO<br />

KATEGORIE<br />

INTERNATIONAL<br />

KATEGORIE<br />

TREND<br />

RANG 1:<br />

BLOOMELL COFFEEHOUSE<br />

Hier wird das beste Frühstück von ganz<br />

Olten serviert. Frische, regionale Produkte<br />

werden zur hausgemachten Herzensangelegenheit.<br />

Tee und Kaffee stammen<br />

aus Bern, das Rindfleisch vom Schneehof<br />

in Laupersdorf und die Eier direkt vom<br />

Grueb ackerhof in Wangen. Der Gast wird<br />

in den Serviceablauf miteinbezogen, indem<br />

er direkt an der Kasse bestellt und sich dann<br />

teilweise selbst bedienen darf, zum Beispiel<br />

am Brotbuffet. Das Team aus Fachmitarbeitenden<br />

und leistungsbeeinträchtigten<br />

Menschen hat das Ziel, dass jeder Gast so<br />

Teil der hauseigenen Geschichte wird.<br />

RANG 1:<br />

CHINA RESTAURANT<br />

JIALU NATIONAL<br />

Im Jialu National werden zwar keine Nadeln<br />

verspeist, aber Geheimnisse der chinesischen<br />

Medizin werden in der Küche<br />

zu täglich frisch zubereiteten Leckerbissen.<br />

Gou Qi oder Wolfsbeeren, Ginseng,<br />

Ingwer, rote Datteln, Lotuswurzeln<br />

und -kerne, Yams, Wasserkastanien oder<br />

Süssholz garantieren Geschmackserlebnisse,<br />

die alles andere als alltäglich sind.<br />

Die Rohstoffe stammen nach Möglichkeit<br />

aus der Region, so wird das chinesische<br />

Gemüse beispielsweise von der Stiftung<br />

Brändi in Hochdorf produziert.<br />

RANG 1:<br />

BUTCHERSTABLE BERN<br />

Das Konzept ist simpel: Der Gast wählt<br />

sein Lieblingsfleischstück direkt an der<br />

Metzgerstheke und lässt sich vom Chief<br />

Butcher fachkundig beraten. Das Lokal<br />

ist eine exklusive Metzgerei und Spezialitäten-Restaurant<br />

in einem. Dazu gibt es<br />

hausgemachte Vorspeisen, Beilagen und<br />

Desserts. Und das alles im Ambiente der<br />

Meatpacking-Butcher-Szene der Zwanzigerjahre:<br />

mit hochwertigen Materialien<br />

wie Holz, Kupfer, Messing und Gusseisen.<br />

KATEGORIE<br />

FINE DINING<br />

KATEGORIE<br />

ON THE MOVE<br />

RANG 1:<br />

STIEFELS HOPFENKRANZ<br />

Im Stiefels Hopfenkranz heisst die<br />

Devise: Neues entdecken, tüfteln und<br />

kombinieren. Der Kreativität der Küche<br />

werden hier keine Grenzen gesetzt.<br />

Und das mit einem ganzheitlichen Ansatz,<br />

von der Ernte bis auf den Teller.<br />

Das Produkt steht im Zentrum und bekommt<br />

die Aufmerksamkeit, die es verdient.<br />

Von befreundeten Bauern werden<br />

ganze Tiere gekauft, aus welchen täglich<br />

frisch zubereitete Speisen mit einem<br />

Höchstanspruch an Qualität und Ästhetik<br />

werden.<br />

RANG 1:<br />

FRANKY’S BBQ<br />

Franky’s Foodtruck bringt eine europäisch-amerikanische<br />

Fusion-Küche in<br />

die Region um Basel. Alles wird hier<br />

haus- oder besser gesagt autogemacht,<br />

von der Sauce bis zum Eistee. Liebevoll<br />

erlesene Produkte aus der Region<br />

Dreiländereck werden mit Leidenschaft<br />

verfeinert, wie beispielsweise die Eigenkreation<br />

Kürbiskopf-Burger, die in der<br />

Herbstsaison für wohlige Wärme in der<br />

Magengegend sorgt. Verwendet wird<br />

nur Schweizer Fleisch aus der Region,<br />

kompromisslos.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


92<br />

2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

DAS DREAMTEAM DER PUMPSTATION<br />

GROSSE<br />

KLAPPE–<br />

GROSSES<br />

HERZ<br />

In Michel Péclards Firmengruppe Pumpstation gelten<br />

sie als Dreamteam: der Boss himself und der Geschäftsführer,<br />

Florian Weber. Die Zusammenarbeit auf Vorstandsebene<br />

klappt in der Tat ausgezeichnet. Der eine arbeitet, der andere<br />

schwadroniert … Aber das Péclard-Dreamteam funktioniert<br />

offenkundig bestens. Wie machen die das bloss?<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS MISCHA SCHERRER<br />

Die Aufgabenteilung, wer arbeitet und wer<br />

«plappert» (so der Chef über sich), ist simpel:<br />

Für Ersteres ist Florian «Flo» Weber<br />

zuständig, Co-Geschäftsführer, Co-Teilhaber<br />

der Pumpstation Gastro GmbH, für<br />

Zweiteres der Gründer, Vorzeige-Gastrounternehmer<br />

und innovativer Kopf des<br />

Ganzen, Michel Péclard. Wobei: Wenn<br />

die Lage ernst ist, zahlt der Chef für einen<br />

Geschirrwäscher auch mal ein gefordertes<br />

Blutgeld. Oder er spendiert seinem Koch<br />

einen viermonatigen Ausflug dorthin, wo<br />

die Küste Kaliforniens am schönsten ist.<br />

Familie inklusive. Die halbhohe fünfstellige<br />

Summe zahlt der Zappelphilipp<br />

der Zürcher Gastrobranche ohne Zögern.<br />

Ein Teil des Dreamteams<br />

von Michel Péclard<br />

(ganz rechts, nach<br />

links): Jennifer Ann<br />

Hunziker, Dariush Péclard,<br />

Thomas Schwörer<br />

und Florian Weber.


93


94 2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

Blick zur Bar im<br />

Restau rant Rooftop –<br />

on top of the Bahnhofstrasse<br />

Zürich.<br />

Aber nicht ohne Buchhaltung im Kopf.<br />

Bei Péclard mag das Geld lockerer sitzen<br />

als bei andern Arbeitgebern, ein Pestalozzi<br />

ist er aber nicht.<br />

ZWEI KARNIVOREN ENTDECKEN<br />

DIE VEGANE KÜCHE<br />

Vor zwei Jahren – Péclard und sein Geschäftspartner<br />

Florian Weber wollten<br />

bei einem Dinner in Venice Beach ihren<br />

USA-Trip gepflegt ausklingen lassen –<br />

landeten die beiden in einem neu eröffneten<br />

Restaurant.<br />

Nach acht Gängen realisierten sie, dass<br />

bis dato weder Fleisch noch Fisch serviert<br />

worden war. Die veganen Gerichte<br />

waren alle unangestrengt, abwechslungsreich<br />

und deliziös, und die beiden Karnivoren<br />

erkannten: Vegan kann auch munden.<br />

Weil bei der Péclard-Gruppe Trends<br />

entweder ignoriert oder dann mit Vollgas<br />

gelebt werden, fragten die beiden den Besitzer<br />

und Koch (ein hängengebliebener<br />

Ex-Surfer), ob er bereit wäre, einen Koch<br />

aus der Schweiz in die Geheimnisse der<br />

veganen Welt einzuführen. Er war sofort<br />

dabei, und ihr Koch Thomas «Tom»<br />

Schwörer reiste kurze Zeit später mit<br />

Sack und Pack und Familie nach Venice.<br />

Seit er zurück ist, ist nicht nur das Angebot<br />

an vegetarischen und veganen Gerichten<br />

in allen Restaurants sehr viel abwechslungsreicher<br />

geworden, Tom hat in<br />

Venice auch gelernt, mit lokalen Lieferanten<br />

– vor allem Landwirte – direkt ein<br />

Netzwerk für pflanzliche Produkte für die<br />

ganze Gruppe aufzubauen. Erfreulicher<br />

Nebeneffekt: die Warenkosten sind um<br />

vier Prozent gesunken. Eine Summe, die<br />

die Ausgaben für den Kalifornien-Trip<br />

von Tom in einem Dreivierteljahr wieder<br />

eingespielt hat. Der Koch und seine Familie<br />

schwärmen von einem grosszügigen<br />

Arbeitgeber – und die Medien greifen das<br />

Thema auf. «Was will ich mehr», grinst<br />

ein vergnügter Michel.<br />

EINE FANTASTISCHE CREW<br />

Nicht ganz zufällig, dass diese Reise<br />

an die Venice Beach so prominent erwähnt<br />

wird: Teambildung stände in der<br />

Chefetage der Pumpstation GmbH zuoberst<br />

auf der Liste der «Corporate Governance»,<br />

wenn es sie gäbe. Aber eine<br />

To-do-Liste für den ehrlichen, offenen,<br />

partizipativen Umgang mit den Mitarbeitenden<br />

brauchen die beiden nicht.<br />

Das haben die im Kopf. Und im Herzen.<br />

Michel und Flo, die beiden Chefs, wissen,<br />

was sie für eine fantastische Crew<br />

haben, und lassen sie das auch spüren.<br />

Nach einem Ausflug mit Gastrokollegen<br />

an die Fête des Vignerons waren<br />

sich Weber und Péclard auf dem Heimweg<br />

einmal mehr bewusst, welch grosses<br />

Glück sie mit ihrer Belegschaft haben<br />

und beschlossen spontan, das ganze<br />

Kader nach Nizza einzuladen. «Der Trip<br />

mit Flug und teurem Hotel, das extra<br />

für uns am Sonntag ein Dinner auf<br />

die Teller zauberte, hat ein paar Franken<br />

gekostet», bestätigt Péclard und<br />

fährt fort: «Dazu kamen eine nicht allzu<br />

kurze Privat party in einem Beach-<br />

Club sowie ein Ausflug mit drei Jachten<br />

zum berühmtesten Club auf der Insel<br />

Sainte-Marguerite.» Und darüber würden<br />

die meisten seiner Gastrokollegen<br />

nur den Kopf schütteln.<br />

«Aber was solls: Wir machten letztes<br />

Jahr 36 Millionen Umsatz, und davon<br />

blieb ein nicht unbedeutender Betrag<br />

übrig. Diesen Gewinn haben unsere<br />

Mitarbeiter erwirtschaftet, also sollen<br />

sie auch dabei sein, wenn ein Teil davon


2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

95<br />

ÜBER DIE PUMPSTATION<br />

Die Pumpstation Gastro GmbH wurde<br />

1998 von Michel Péclard gegründet.<br />

Sie ist in Kilchberg domiziliert<br />

und umfasst alle dreizehn Betriebe<br />

der Péclard-Gruppe. Gesellschafter<br />

sind Firmengründer Péclard und<br />

Florian Weber. Péclard, Jahrgang<br />

1968, ist gelernter Buchhalter. Seine<br />

Karriere in der Gastronomie startete<br />

er an einem Wurststand am Zürifest<br />

1994. Dieser Idee ist er an der Front<br />

von Gastrobetrieben treu geblieben:<br />

Grillgut steht im Zentrum des Angebots<br />

seiner Betriebe. Seine Beru-<br />

fung fand Péclard im Backoffice der<br />

Gastrobranche. Nach seinem erfolgreichen<br />

Abschluss an der Hotelfachschule<br />

Luzern wechselte er nahtlos<br />

auf die andere Seite der Schulbank;<br />

er ist bis heute Dozent für das Fach<br />

Buchhaltung an der Hotelfachschule<br />

Luzern. Dort begegnete er dem<br />

Studenten Florian Weber, geboren<br />

1985, dessen unternehmerische Begabung<br />

Péclard schnell erkannte,<br />

ihn in seinen Betrieb holte und kurze<br />

Zeit später zum Geschäftspartner<br />

machte.<br />

verbraten wird», so fair und klar umschreibt<br />

Péclard seinen Unternehmenserfolg.<br />

Und auch in diesem Fall: Das sei<br />

nicht einfach eine grosszügige Geste, sie<br />

zahle sich auch aus: «Die Mitarbeiter<br />

erzählen davon ihren Kolleginnen und<br />

Kollegen, die Branche weiss, dass wir in<br />

unseren Betrieben ein gutes und manchmal<br />

auch ausgelassenes Klima haben.<br />

Mit der Folge, dass wir seit Jahren keine<br />

Mitarbeiter mehr suchen müssen. Wir<br />

werden – auf jeder Stufe, in der Küche<br />

und im Service – überrannt von Interessenten.<br />

Die Leute wollen bei uns arbeiten,<br />

weil man hier gut verdienen kann<br />

und Anerkennung bekommt für einen<br />

engagierten Job.»<br />

Verdienen, so rechnet Florian vor, kann<br />

man, beispielsweise im Mönchhof, in<br />

der Tat «leicht über dem Durchschnitt»<br />

– wenn man bereit ist, alles zu geben:<br />

Da verdienen Mitarbeitende im Service<br />

keine Löhne, sondern sie erhalten acht<br />

Prozent des Bruttoumsatzes. Letzten<br />

Monat habe jemand 125 000 CHF<br />

Umsatz gemacht. Da blieben ihm über<br />

10 000 CHF Monatsverdienst. Bevor<br />

jetzt der Verdacht des Philanthropen<br />

aufkomme: von 125 000 CHF würden<br />

dem Unternehmen 115 000 CHF bleiben,<br />

und die Warenkosten, lacht Flo,<br />

seien bei Bratwurst, Fischknusperli<br />

und Kartoffelsalat überschaubar. Auch<br />

wenn sie – dank bei lokalen Produzenten<br />

eingekaufter Lebensmittel – höher<br />

sind, als kolportiert wird. Ein nicht zu<br />

unterschätzender Nebeneffekt: Menschen,<br />

die auf Umsatz arbeiten, sind<br />

kaum je krank. Nicht unbedingt erstaunlich!<br />

WEIHNACHTSESSEN «HALAL»<br />

Ist Péclard also vor allem ein guter Chef<br />

für Kader und Front? Im Gegenteil, Flo<br />

und Michel wissen, dass gerade die Zuverlässigkeit<br />

und die Leistungsbereitschaft<br />

der guten Seelen im Backoffice<br />

matchentscheidend sind für den Erfolg<br />

jedes Betriebes. Weihnachtsessen sind<br />

wichtig, aber oft – vor allem in multikulturellen<br />

Unternehmen – auch Anlässe,<br />

an denen sich Mitarbeitende aus anderen<br />

Kulturkreisen nicht immer wohl<br />

fühlen. Sie finden sich oft nicht zurecht<br />

mit den gabel- und messerreichen Gedecken,<br />

sie trinken keinen Alkohol, und<br />

es ist nicht immer klar, ob die Speisen<br />

«halal» sind. So kann sich die afghanische<br />

Community vielleicht ausgegrenzt<br />

fühlen, obschon sie beliebt und auch<br />

gross ist. Darum werden dieses Jahr<br />

die Outsider zu Insidern gemacht. So<br />

wie es im Mr. Samigo des befreundeten<br />

«In»-Gastronomen Sami Khouri (siehe<br />

auch S. 49 ff.) gehandhabt wird: Dort<br />

wird die ganze Belegschaft von einem<br />

afghanischen Buffet mit afghanischen<br />

Speisen und Getränken verwöhnt, und<br />

diesmal sind die afghanischen Mitarbeitenden<br />

die Stars, die Insider, diejenigen,<br />

die den anderen etwas Unbekanntes<br />

zeigen können – und nicht umgekehrt.<br />

Dadurch, davon ist Florian überzeugt,<br />

werde gegenseitiger Respekt und Verständnis<br />

zusätzlich steigen.<br />

Den gleichen Effekt haben die gemeinsamen<br />

Reisen. Weber: «Vor zwei Jahren<br />

waren wir mit sämtlichen 200 Mitarbeitenden<br />

zwei Tage in Rust. Übernachtung,<br />

Essen, Trinken, Party, Sackgeld<br />

für alle. Zwei Tage in einer völlig anderen<br />

Umgebung.» Auch Péclards Sohn<br />

war dabei, er hat ein halbes Jahr im Fischer’s<br />

Fritz geackert und sich dabei super<br />

angestellt.


96<br />

2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

ÜBER DIE 13 BETRIEBE DER PUMPSTATION<br />

Zusammen führen sie heute die<br />

Pumpstation, Coco Grill & Bar, Milchbar,<br />

Rooftop Restaurant und Pic-Chic<br />

in Zürich sowie Fischer’s Fritz, Restaurant<br />

Kiosk, The Beach Thalwil, Mönchhof<br />

am See, Portofino, Schiffstation<br />

und L’O rund um den Zürichsee. Exot<br />

ist seit 2015 der Alpenblick in Arosa.<br />

Die Pumpstation Gastro GmbH<br />

setzte 2018 mit 250 Angestellten<br />

rund 36 Millionen Franken um. Der<br />

in operativen Belangen risikofreudige<br />

Péclard ist, wenns ums Finanzielle<br />

geht, konservativ. Seine Bilanz weist<br />

null Franken Fremdkapital aus, genau<br />

gleich gross ist der Posten Goodwill:<br />

Péclard übernimmt neue Betriebe<br />

erst, wenn er sie aus dem Cashflow<br />

finanzieren kann und schreibt sie sofort<br />

auf CHF 1.– ab.<br />

Dreamteam innerhalb<br />

des Dreamteams: Chef<br />

Péclard (blau) mit seiner<br />

rechten Hand, Florian<br />

Weber.<br />

«Ich denke», sagt ein möglicherweise<br />

nicht ganz unbefangener Dariush Péclard,<br />

«der Grund für die wirklich gute<br />

Stimmung ist ganz klar der familiäre<br />

Umgang untereinander.» Auch wenn<br />

es mittlerweile dreizehn Betriebe sind,<br />

sorgt Péclard senior nach wie vor für eine<br />

sehr familiäre Führung. «Die Geschäftsführerinnen,<br />

Geschäftsführer und Mitarbeitenden<br />

gehen zusammen in den Ausgang<br />

oder an einem freien Tag zusammen<br />

abendessen, oder sie besuchen sich gegenseitig<br />

am Arbeitsplatz. Dadurch entsteht<br />

eine riesige Familie, in der man sich<br />

gegenseitig sowohl geschäftlich wie auch<br />

privat unterstützt, so Dariush. Kurz auf<br />

den Punkt gebracht: Aus Arbeit wird<br />

Vergnügen. «Und das schweisst mega zusammen!»<br />

DIE SACHE MIT DEM BLUTGELD<br />

Gerade auch bei Eröffnungen von Betrieben<br />

sehe man, was die enge Bindung<br />

konkret bedeute, doppelt Tom, der Venice-Beach-Heimkehrer,<br />

nach: «Alle Betriebe<br />

stellen bei Bedarf so viele Mitarbeitende<br />

wie möglich einem neuen<br />

Betrieb zur Verfügung. Und alle sind bereit,<br />

zusätzliche Schichten zu schieben,<br />

damit alles reibungslos weitergeht.» Das<br />

ist Teambildung à la Michel Péclard. Die<br />

bekannte Barfrau Jennifer Hunziker von<br />

der Rooftop-Bar – keine Frau grosser<br />

Worte – beschreibt das familiäre Feeling<br />

kurz und bündig: «Isch mega!»<br />

Es fühlt sich tatsächlich so an, wie Baba<br />

es formuliert, wenn er beim Lunch dem<br />

neben ihm sitzenden Journalisten die<br />

besten Häppchen in den Mund schiebt:<br />

«We are family!» Dabei lacht er schallend.<br />

Ach ja, das «Blutgeld». Vor einiger<br />

Zeit sei ein Mitarbeiter aus Somalia<br />

in Webers Büro gestürmt; er brauche<br />

10 000 Stutz. Für einen Abwascher<br />

eine ziemlich grosse Summe, die angesichts<br />

seines Lohns durchaus als unverhältnismässig<br />

bezeichnet werden kann.<br />

Er habe erklärt, dass sein Cousin in<br />

Soma lia in eine Blutrachegeschichte<br />

verwickelt sei und dass eines seiner<br />

Familienmitglieder gelyncht würde,<br />

wenn nicht umgehend 10 000 Franken<br />

Blutgeld bezahlt würden. «Wir bezahlten<br />

– und haben einen Mitarbeiter auf<br />

Lebenszeit gewonnen.» Einen glücklichen.<br />

WHO’S WHO<br />

Etwas fällt auf, wenn man sich anschaut,<br />

woher viele der Kadermitarbeitenden der<br />

Péclard-Gruppe stammen: Die Hotelfachschule<br />

Luzern dient als Talent-Pool.<br />

Und dann gibt es noch ein Wiedersehen<br />

mit einem alten Bekannten (Top-Chefkoch).<br />

Aber lesen Sie selbst:<br />

Auf dem Bild rechts fehlen Daniel Weist<br />

(GF Portofino), Theo Wernli (GF Kiosk),<br />

Zakariya Ibram (GF) und Cassius<br />

Oesch (KüChe) Fischer’s Fritz, Dominic<br />

Roulet (GF Beach Thalwil), Lena Luzi<br />

(GF Camping Fischer’s Fritz), Fernando<br />

Martig (GF Rooftop).


2.3 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

97<br />

3<br />

16<br />

9<br />

17<br />

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4<br />

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12<br />

13<br />

14<br />

1<br />

6<br />

10<br />

1. Patrick Frischknecht:<br />

Küchenchef (KüChe) Coco, hat zuvor<br />

bei Daniel Humm (NY) und Gordon<br />

Ramsey (London) gearbeitet<br />

2. Tim Wetli:<br />

Geschäftsführer (GF) Coco, absolvierte<br />

die Hotelfachschule Luzern<br />

(HFL), zieht weiter und macht sich<br />

selbständig<br />

3. Shirley Amberg:<br />

Weinverantwortliche, Bankerin,<br />

Model. Organisiert Wein-Tastings,<br />

verantwortlich für Wein in der ganzen<br />

Gruppe<br />

4. Sven Rümmeli:<br />

KüChe im L’O, übernimmt damit erstmals<br />

eine Chef-Position<br />

5. Dominik Moser:<br />

Neuer GF im Coco, übernimmt von<br />

Tim, Absolvent HFL<br />

6. Charline Altmann:<br />

Eventverantwortliche, Absolventin HFL<br />

7. Jacky Donatz<br />

Langjähriger Chef FIFA-Restaurant<br />

Sonnenberg, Papa der Firma, ist bei<br />

allen Degustationen dabei, bringt<br />

Food-Ideen in die Firma und macht PR<br />

8. Andrea Friedli:<br />

GF Pic Chic – «Sie haben wir direkt<br />

vom Berg aus Arosa in die Stadt gebracht»,<br />

so Péclard<br />

9. Roman Panzl<br />

GF Milchbar, war dort zuerst im Service,<br />

dann Stv. und nun GF<br />

10. Jennifer Ann Hunziker<br />

Star der Bar-Szene, hat das Rooftop<br />

aufgebaut und das Barkonzept kreiert;<br />

verantwortlich für die Bars in allen<br />

Betrieben<br />

11. Fabio Tripolt<br />

GF L’O, Hotelfachschule Zürich, erst<br />

Koch, dann Stv. im Fischer’s Fritz, Eröffnung<br />

Rooftop, heute GF Milchbar<br />

12. Florence Meier<br />

GF Pumpstation – Hochschulabsolventin,<br />

«die einzige Fachkraft, die<br />

Baba aushält!»; ehemalige Service-<br />

Mitarbeiterin in verschiedenen Betrieben,<br />

Quereinsteigerin<br />

13. Seraina Brenn<br />

Personalverantwortliche aller Betriebe,<br />

kommt direkt vom Tschuggen Arosa<br />

14. Jenny Frenademez<br />

GF Schiffstation, vorher Stv. und GF Kiosk<br />

15. Thomas Schwörer<br />

KüChe im Rooftop, war vorher im<br />

Coco und anderen Betrieben, kreativer<br />

Kopf in der Küche, Stages in Venice<br />

(vegan) und Japan (Sushi)<br />

16. Florian «Flo» Weber<br />

Co-Geschäftsführer und Mitinhaber<br />

der Pumpstation Gastro GmbH, der<br />

kühle Kopf der Gruppe, Alter Ego<br />

von Péclard, analog Florence Meier:<br />

«Der Einzige, der es mit Michel<br />

aushält!»<br />

17. Baba<br />

«The one and only», Chef der<br />

Pumpstation<br />

18. Michel Péclard<br />

Buchhalter; aber eigentlich: Initiant,<br />

Inspirator und Mehrheitsinhaber der<br />

Pumpstation Gastro GmbH<br />

19. Dariush Péclard<br />

Stv. Fischer’s Fritz, Quereinsteiger,<br />

«Naturtalent» (siehe Bild S. 93, in der<br />

Mitte)<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


98 2.4 KOPF-SACHE HEADHUNTING<br />

KÖNIG DER<br />

KORKEN<br />

Marc Almert ist keine 30 und schon bester Sommelier<br />

der Welt. Zu verdanken hat er das seiner grossen<br />

Leidenschaft für Wein, einem leichten Hang zur<br />

Pedanterie und einem unglaublichen Talent zum<br />

Tetris-Spielen.<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

FOTOS BAUR AU LAC, JEAN BERNARD, ZVG<br />

Achtung, Spoiler-Alarm: Alter Wein<br />

ist nicht zwingend besser als junger.<br />

Das gilt übrigens auch für Weinkellner.<br />

Bester Beweis dafür: Marc Almert. Der<br />

28-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren<br />

Chef-Sommelier im Sterne-Restaurant<br />

Pavillon im Zürcher Baur au<br />

Lac und seit diesem März Sommelier-Weltmeister.<br />

Dass der gebürtige<br />

Kölner heute fast alles über Wein, Spirituosen<br />

und Bier weiss und Klassiker<br />

in Sekundenschnelle an Geruch und<br />

Geschmack erkennt, ist umso erstaunlicher,<br />

wenn man weiss, was er vor zehn<br />

Jahren am liebsten trank: Tee. Aber von<br />

Anfang an.<br />

MEHR ALS EIN WEINKELLNER<br />

Mit sieben wollte Marc Almert Physiker<br />

werden. «Irgendwann realisierte<br />

ich aber, dass mein Interesse an Mathematik<br />

und Aerodynamik nicht gross<br />

genug war, um mich 50 Jahre damit zu<br />

beschäftigen.» Da seine Eltern ihm die<br />

Freude an gutem Essen und Reisen vererbten,<br />

er früh eine Affinität für Sprachen<br />

hatte und den Umgang mit Menschen<br />

liebte, entschied er sich für das<br />

Hotelfach.<br />

Steile Karriere dank<br />

präziser Nase:<br />

Sommelier-Weltmeister<br />

Marc Almert.


2.4 KOPF-SACHE HEADHUNTING<br />

99<br />

Marc Almert in<br />

seiner gewohnten<br />

Arbeitsumgebung:<br />

Baur au Lac in<br />

Zürich.<br />

«Wein sagte mir damals wenig», erinnert<br />

sich Almert. Bei seiner Ausbildung,<br />

die ihn durch Fünfsternehäuser in ganz<br />

Deutschland führte, änderte sich das. Er<br />

schreibt dies seiner «leichten Veranlagung<br />

zu Perfektionismus und Pedanterie»<br />

zu. «Ich wollte verstehen, warum mir<br />

der eine Wein schmeckt und der andere<br />

weniger.» Auf der Suche nach der Antwort<br />

wuchs seine Leidenschaft für den<br />

Rebensaft. Ein Sommelier ist allerdings<br />

mehr als ein Weinkellner. Er kümmert<br />

sich um alles, was der Gast im Restaurant<br />

geniesst: Wasser, Kaffee, Tee, Wein,<br />

Bier, Spirituosen, Zigarren und das Essen<br />

als solches gehören zu seinem Fachgebiet.<br />

DEN GAST IM HINTERKOPF<br />

Dank Vorgesetzten, die ihn forderten und<br />

förderten, begann Marc Almert nach seiner<br />

Ausbildung an Wettbewerben teilzunehmen.<br />

Anfänglich etwas widerwillig.<br />

«Doch ich merkte, dass mir die Vorbereitung<br />

half, ein besserer Sommelier zu werden<br />

und Gäste besser zu beraten.» Man<br />

sei gezwungen, seinen inneren Schweinehund<br />

zu überwinden und sich noch<br />

vertiefter mit der Materie auseinanderzusetzen.<br />

Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft<br />

im März hiess das: anderthalb<br />

Jahre lang – neben der Arbeit – täglich<br />

Karteikärtchen mit Theorie zu büffeln<br />

und so viel Wein, Spirituosen und Bier<br />

wie möglich zu «verkosten», um beim Erkennen<br />

von Getränk, Herkunft und Jahrgang<br />

routinierter und schneller zu werden.<br />

«Ich habe pro Woche 100 bis 200 Getränke<br />

probiert – und hatte teilweise bis zu 500<br />

Flaschen zuhause.» Moment! 500 Flaschen<br />

Wein – in einer kleinen Zürcher Mietwohnung?<br />

«In meinem Keller», sagt Almert<br />

und schmunzelt verschmitzt. «Wenn<br />

man ein guter Tetris-Spieler ist, kommt<br />

man mit wenig Stauraum sehr weit.»<br />

Trotz seiner akribischen Vorbereitung auf<br />

die WM in Antwerpen hätte er nie mit<br />

einem Sieg gerechnet. «Der Titel kam für<br />

mich völlig überraschend – und war ‹lifechanging›»,<br />

sagt Almert und strahlt. Und<br />

doch hat er sich schon das nächste Ziel<br />

gesetzt: das Bestehen der vierten und<br />

letzten Stufe zum Master-Sommelier.<br />

Die Durchfallquote bei der schwierigsten<br />

Prüfung seines Metiers liegt bei 97 %.<br />

Nur 262 Sommeliers weltweit tragen den<br />

begehrten Titel.<br />

WINESELLING IST STORYTELLING<br />

Marc Almert hat inzwischen ein enzyklopädisches<br />

Wissen im Kopf zusammengestapelt.<br />

Bei der Begegnung mit dem<br />

Gast sei aber vor allem Einfühlungsvermögen<br />

gefragt, um zu spüren, wie viel Beratung<br />

er will und welche Erwartungen er<br />

hat. «In der Regel gilt: Ihn interessiert oft<br />

mehr, woher ein Wein kommt und wozu<br />

er geschmacklich passt als der analytische<br />

Tannin- oder Alkoholgehalt.» Darum<br />

empfiehlt der Sommelier allen, die ihren<br />

Gästen ein besseres Weinerlebnis bieten<br />

wollen, neben Online-Kursen und Weinliteratur<br />

mehr zu reisen. Eine Weinregion<br />

zu besuchen, mit den Winzern zu reden,<br />

ihre Weine zu verkosten und dazu lokale<br />

Speisen zu probieren, sei die beste Weiterbildung.<br />

Denn: «Wineselling ist Storytelling.»<br />

Und wie lassen sich Geschichten<br />

überzeugender erzählen, als wenn man sie<br />

erlebt hat?<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


100 LABELREPORTAGE<br />

UMSATZSTEIGE-<br />

RUNG DANK<br />

GARTENMÖBELN<br />

Eine einladende Gartenwirtschaft mit hochwertigen Gartenmöbeln<br />

ist nebst guter Küche die beste Visitenkarte für jeden Gastro-Betrieb<br />

und Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. Vorausschauende<br />

Gastronomie- und Hotelunternehmen sollten sich daher schon jetzt<br />

Gedanken machen, wie eine optimale Aussenmöblierung aussehen<br />

könnte, und diese rechtzeitig in die Budgetierung der nächsten Saison<br />

einfliessen lassen.<br />

TEXT HUNN GARTENMÖBEL AG<br />

FOTOS HUNN GARTENMÖBEL AG<br />

Hunn Gartenmöbel AG in Bremgarten<br />

weiss genau, worauf es ankommt: 30 Jahre<br />

Erfahrung und die grösste ganzjährige<br />

Auswahl der Schweiz auf 2500 m 2 Ausstellungsfläche<br />

sprechen für sich. Der<br />

ideale Ort, um verschiedenste Gartenmöbel<br />

anzuschauen, zu vergleichen und<br />

einem ersten (Sitz-)Test zu unterziehen.<br />

QUALITÄT ZAHLT SICH AUS<br />

Hochwertige und absolut wetterfeste<br />

Gartenmöbel sind im Gastronomiebereich<br />

Pflicht, denn diese müssen tagtäglich<br />

erhöhter Beanspruchung nicht<br />

nur optisch, sondern vor allem qualitativ<br />

standhalten können. Der Qualitätsunterschied<br />

von günstigen Gartenmöbeln zu<br />

hochwertigem Mobiliar ist für manche<br />

auf den ersten Blick vielleicht schwer zu<br />

erkennen, doch der Qualitätsunterschied<br />

ist schon nach kurzer Zeit spür- und<br />

sichtbar. Die Investition in hochstehende<br />

Gartenmöbel ist nachhaltig und zahlt sich<br />

viele Jahre aus.<br />

WELCHE GARTENMÖBEL<br />

FÜR DIE GASTRONOMIE?<br />

Eine optimale Bedürfnisabklärung und<br />

eine allfällige Bemusterung vor Ort<br />

Rathaus Café,<br />

Zürich<br />

TIPPS FÜR DIE ANSCHAFFUNG VON GARTENMÖBELN<br />

1. Absolute Wetterfestigkeit der<br />

Möbel ist ein Muss.<br />

2. Funktionalität (klappbar, stapelbar<br />

etc.) und Verarbeitung<br />

(reissfest, bruchsicher, farbecht)<br />

müssen besonders hochwertig<br />

sein. Testen Sie die Möbel vor<br />

Ort in vertrauter Umgebung.<br />

3. Suchen Sie einen Lieferanten,<br />

der Möbel lange im Sortiment<br />

behält, damit Ersatzteile auch in<br />

ein paar Jahren noch erhältlich<br />

sind oder Nachbestellungen getätigt<br />

werden können.<br />

4. Überdurchschnittliche Garantiezeiten<br />

und optimaler Kundenservice<br />

nebst einem fairen<br />

Anschaffungspreis. Nach spätestens<br />

zwei Jahren werden Sie<br />

dankbar sein dafür.<br />

5. Klare Bedürfnisabklärung, Beratungs-<br />

und Bemusterungstermin<br />

mit einem Spezialisten<br />

vor Ort.


LABELREPORTAGE<br />

101<br />

Hotel Holiday Inn,<br />

Bern<br />

sollte jeder Gastronom in Betracht ziehen.<br />

Neues Gartenmobiliar kann auch<br />

in Etappen angeschafft werden, um die<br />

Kosten zu reduzieren. Stellen Sie dafür<br />

vor dem Kauf sicher, dass der Lieferant<br />

die Produkte über mehrere Jahre an<br />

Lager führt. Vielleicht sind Ihre Gartentische<br />

in die Jahre gekommen und<br />

müssen ersetzt werden? Klären Sie vorgängig<br />

ab, ob allenfalls nur die Tischplatten<br />

ersetzt werden können, wenn<br />

die Tischfüsse noch in Ordnung sind,<br />

und ersparen Sie sich dadurch hohe,<br />

unnötige Neuanschaffungskosten.<br />

DAS RICHTIGE MATERIAL<br />

Weiter ist der Standort der Möbel entscheidend.<br />

Stehen die Gartenmöbel<br />

an einem Pool oder einem exponierten<br />

Platz mit viel Wind oder enormer<br />

Sonneneinstrahlung? Wie hoch sind<br />

die Temperaturunterschiede? Nicht jedes<br />

Material oder jedes Produkt sind<br />

gleichermassen geeignet. Mit reiner<br />

«Online-Recherche» ist es nicht getan,<br />

vor allem wenn es um grössere Mengen<br />

und hohe Summen geht. Vergleichen<br />

und testen Sie das Mobiliar im eigenen<br />

Betrieb vor Ort, denn nur so kann<br />

entschieden werden, ob sich das künftige<br />

Mobiliar optimal in die Umgebung<br />

einfügt und ein harmonisches Gesamtbild<br />

erzeugt. Auch die Funktionalität<br />

der Gartenmöbel und Sonnenschirme<br />

kann bei der Bemusterung vor Ort optimal<br />

getestet werden, auch unter Einbezug<br />

der Mitarbeitenden des Betriebs,<br />

welche die Möbel später täglich bedienen.<br />

Müssen die Gartentische klappbar<br />

sein, die Stühle stapelbar und die<br />

Schirme mit einem Handgriff zu öffnen,<br />

diese Kriterien klärt man am besten<br />

vorgängig ab, um schlussendlich die<br />

richtige Wahl zu treffen.<br />

EXKLUSIVITÄT –<br />

HEBEN SIE SICH AB<br />

Gartenmöbel sollen nicht nur schön,<br />

sondern auch komfortabel sein. Für<br />

den Gast wie für den Gastgeber. Hunn<br />

Gartenmöbel spezialisierte sich von Beginn<br />

an ausschliesslich auf Gartenmöbel.<br />

Mit innovativen Materialien und<br />

neuen Designs folgt das Unternehmen<br />

dem Trend der Zeit. Ob altbewährte<br />

Klassiker, trendig-urban oder topmodern,<br />

das Angebot ist sehr vielfältig und<br />

kombinierbar. Bei Hunn werden nicht<br />

nur sämtliche Produkte auf ihre Gastro-Tauglichkeit<br />

geprüft, sondern auch<br />

viele von Beginn weg vom erfahrenen<br />

Hunn-Team mitentwickelt. Dadurch<br />

kann Hunn viele Modelle schweizweit<br />

exklusiv anbieten, ein klarer Vorteil,<br />

wenn man sich als Gastronom von den<br />

Mitbewerbern abheben will.<br />

Hunn Gartenmöbel AG<br />

Fischbacherstrasse 15, 5620<br />

Bremgarten<br />

www.hunn.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Tel Aviv sehen – und<br />

geniessen. Das haben wir<br />

auf unserer Trendtour<br />

gemacht. Ab Seite 116.


TREND-SACHE<br />

3<br />

3.1 Trending Topic<br />

Handel goes Gastro 104<br />

Die Europäisierung der levantinischen Küche 112<br />

3.2 Trendtour<br />

Le Chaim Tel Aviv! 116<br />

3.3 Buzzword<br />

Buzzword: Micro-Living 122<br />

Micro-Living: Das Zuhause auf Zeit 124<br />

3.4 Mixology<br />

Eine Bar bringt Leben ins Hotel 126


104 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />

HANDEL<br />

GOES<br />

GASTRO<br />

Mit Frischesortimenten zum Sofortverzehr stossen Händler<br />

in Deutschland zunehmend in das Revier der Take-away-<br />

Anbieter vor. Diese werden nicht nur im Supermarkt selbst,<br />

sondern immer häufiger auch in eigenen Convenience-<br />

Store-Formaten dort platziert, wo die Kundschaft sich<br />

schnell und unkompliziert versorgen will.<br />

TEXT BARBARA SCHINDLER<br />

FOTOS ZVG<br />

Imbisse in der Vorkassenzone sind ebenso<br />

wie Champagnerbars in der Delikatessenabteilung<br />

seit Jahrzehnten Alltag für Millionen<br />

Kunden. Doch seit einigen Jahren<br />

drängt der Lebensmittelhandel mit frischen<br />

Ideen aufs Foodservice- Terrain, um<br />

unverwechselbare Einkaufs erlebnisse zu<br />

schaffen und sich so gegen die Onlinekonkurrenz<br />

zu behaupten. Sushi- Stationen,<br />

Saft- und Suppenbars oder sogar<br />

Steak-Konzepte sollen als Image-, Umsatz-<br />

und Frequenzbringer im unbarmherzigen<br />

Wettbewerb der von Preisdruck<br />

gebeutelten Branche einen Vorteil verschaffen.<br />

Für Deutschland beziffert das<br />

EHI-Handelsinstitut den Umsatz der<br />

Retailbranche mit Foodservice über alle<br />

Formate hinweg – vom Kaufhaus über<br />

Supermärkte und Shoppingcenter bis<br />

hin zu Mode- und Möbelhäusern – auf<br />

rund 10 Milliarden Euro brutto, generiert<br />

mit etwa 37 Millionen Kunden und<br />

Kundinnen an rund 35 000 Verkaufsstellen.<br />

Die Kölner Experten haben in<br />

einer umfangreichen Studie zur Konsumentensicht<br />

mit 6500 Teilnehmenden<br />

heraus gefunden, dass jeder Gast in<br />

der Handels gastronomie pro Monat im<br />

Schnitt 22 Euro ausgibt.


Detailhändlerin<br />

Coop ist schon<br />

lange nicht<br />

mehr bloss ein<br />

Supermarkt.


106 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

50 Prozent aller Käufer frischer, verzehrfertiger<br />

Speisen im Handel erklärten<br />

demnach, dies mit einem Einkauf anderer<br />

Produkte zu verbinden. In rund der<br />

Hälfte der Fälle geschieht dies laut der<br />

Studie übrigens zur Mittagszeit. Im Fokus<br />

stehen nach wie vor Speisen, die auch<br />

im Stehen oder Gehen gegessen werden<br />

können und die in der Regel relativ günstig<br />

sind: Brötchen, Sandwiches, Wraps,<br />

Döner oder Bratwürste.<br />

SUPERMARKT DER<br />

NEUEN GENERATION<br />

Eine deutsche Benchmark für Gastronomie<br />

im Lebensmitteleinzelhandel öffnete<br />

im vergangenen März in Düsseldorf ihre<br />

Türen: Edeka-Händler Zurheide schuf<br />

auf mehr als 10 000 Quadratmeter Fläche<br />

einen Gourmettempel, der seinesgleichen<br />

sucht. «Künftig wird es immer mehr darum<br />

gehen, den Endverbrauchern ein<br />

inszeniertes Einkaufserlebnis zu bieten»,<br />

erklärt Heinz Zurheide das Konzept seines<br />

«Supermarkts der neuen Generation».<br />

«Man kommt nicht mehr nur zu uns, weil<br />

man einkaufen will, sondern weil man etwas<br />

erleben und sich kulinarisch inspirieren<br />

lassen möchte.»<br />

Champagner Club<br />

Bar in Düsseldorf:<br />

Hier zelebriert<br />

Edeka-Händler<br />

Zur heide die Vielfalt<br />

der Champagne.


3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

107<br />

Neues Markthallenkonzept<br />

des<br />

deutschen Grossflächenhändlers<br />

Real.<br />

Insgesamt locken elf gastronomische<br />

Einheiten die Feinschmecker. Highlight<br />

ist das jährlich veranstaltete Gourmetfestival:<br />

Mehr als 20 Sterne- und Spitzenköche,<br />

darunter die Legenden Dieter<br />

Müller und Harald Wohlfahrt, kredenzten<br />

im März <strong>2019</strong> etwa 1800 Gästen erlesenste<br />

Speisen auf höchstem Niveau.<br />

Niggemann weiss: «Vielen Händlern<br />

fehlt die gastronomische Kompetenz. Sie<br />

erwarten, ausgehend von relativ hohen<br />

Brutto deckungsbeiträgen, vom Foodservice-<br />

Geschäft gute Profite. Doch das<br />

ist ein grosser Irrtum, denn Handel und<br />

Gastronomie funktionieren sehr unterschiedlich.»<br />

HÄNDLERN FEHLT DIE<br />

GASTRONOMISCHE KOMPETENZ<br />

Zurheide treibt damit einen Trend auf<br />

die Spitze, der vor allem selbstständige<br />

Händler seit einiger Zeit eigene gastronomische<br />

Versuche starten lässt. Auch<br />

Grossflächenhändler Real entwickelte<br />

ein eigenes Markthallenkonzept mit einer<br />

Gastro-Piazza samt rund 100 Sitzplätzen,<br />

das bislang dreimal, in Krefeld,<br />

Braunschweig und jüngst in Balingen,<br />

realisiert wurde. Die Abkehr vom reinen<br />

Versorgerprinzip hin zum emotional aufgeladenen<br />

Wohlfühlort ist aus Kundensicht<br />

durchaus attraktiv. Durch die hohen<br />

Kosten für komplexe Abläufe und<br />

Strukturen scheinen positive wirtschaftliche<br />

Erträge jedoch dort kaum erzielbar.<br />

Ein häufiges Problem in der Retailbranche,<br />

wie Branchenkenner Herwig<br />

VERKNÜPFUNG VON HANDEL UND<br />

GASTRONOMIE IN DER SCHWEIZ<br />

«In der Schweiz sehen wir vor allem an<br />

Hochfrequenzstandorten eine Integration<br />

von Gastronomie an vormals reinen Einzelhandelsstandorten,<br />

wobei die Grenzen<br />

mehr und mehr verschwimmen», sagt<br />

Dr. Florian Schmid, Managing Director<br />

beim Schweizer Consulting-Unternehmen<br />

Retail Intelligence. Vielerorts finden<br />

sich heute Retail-Gastro-Hybride für die<br />

unkomplizierte Versorgung mit verzehrfertigem<br />

Essen. Sie sind die Antwort auf<br />

die zunehmende Entgrenzung der Lebensbereiche<br />

und wachsende Mobilität<br />

der Bevölkerung.<br />

Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist<br />

das neue Migros-Konzept «Food Station»<br />

am Hauptbahnhof Zürich.


108 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

Auch bei der Migros<br />

stehen gastronomische<br />

Angebote<br />

hoch im Kurs:<br />

Produkte aus dem<br />

Daily-Sortiment.<br />

Hier koexistieren ein Migros-Supermarkt,<br />

ein Alnatura-Bio-Markt und<br />

verschiedene Gastronomiekonzepte an<br />

einem Food Court mit rund 60 Plätzen.<br />

Erklärtes Ziel des Betreibers ist<br />

die Verbindung von Einkaufen mit entspanntem<br />

Essen. In der «Welle 7» der<br />

Migros Aare laden ebenfalls nationale<br />

und internationale Systemgastronomiekonzepte<br />

wie KFC, Dunkin’ Donuts,<br />

Cha Cha Thai und Sam’s Pizza<br />

Land die Shopper zum Verweilen und<br />

Verschnaufen ein.<br />

GESCHICKTE<br />

VERKNÜPFUNG BEI COOP<br />

Wie eine geschickte Verknüpfung von<br />

Handel und Gastronomie auch aussehen<br />

kann, zeigt der andere Schweizer Detailhandelsriese<br />

Coop. Das Unternehmen<br />

lancierte 2017 das italienische Convenience-<br />

und Feinkost-Format «Sapori<br />

d’Italia» mit Sitzplätzen zum Sofortverzehr<br />

von Salaten, Focaccia und Kaffee.<br />

Vier Standorte gibt es bis dato, kürzlich<br />

folgte der Schritt in die Supermarktregale:<br />

Rund 100 italienische Spezialitäten<br />

bereichern seither unter der Marke<br />

das Feinkostsortiment des Händlers.<br />

Auch das Convenience-Format «Coop<br />

to go» mit einem Take-away-Sortiment<br />

vom Hot Panini und Müesli über Saft<br />

und Kaffee bis hin zum Smoothie ist<br />

auf Expansionskurs. Dahinter steht die<br />

Erkenntnis: Das dem Handel sehr viel<br />

vertrautere (und verwandtere) Geschäft<br />

mit fertig zubereiteten Grab-and-go-<br />

Produkten ist häufig Erfolg versprechender<br />

als aufwendige Full service-<br />

Formate. Viele Händler, darunter auch<br />

die deutsche Rewe Group mit ihrem<br />

an mehr als 200 Aral-Tankstellen ausgerollten<br />

Rewe-to-go-Konzept, entwickeln<br />

deshalb unter der eigenen Marke<br />

Convenience-Store-Konzepte, die der<br />

Kundschaft dort, wo sie ohnehin vorbeikommt,<br />

unkomplizierte Optionen<br />

bieten und häufig auch als Notversorger<br />

ausserhalb der Ladenöffnungszeiten<br />

dienen.<br />

NEUES DIGITAL-<br />

KONZEPT VON VALORA<br />

Die Schweizer Migros hat den Trend<br />

ebenfalls erkannt. Sie hat das 2016<br />

lancierte Ultrafrische-Format «Migros<br />

Daily» ins Rennen um die Kundengunst<br />

geschickt, und dies an bereits<br />

rund 270 Standorten, die meisten davon<br />

in Supermärkten. Die Speisen variieren<br />

und sind von internationalen<br />

Foodtrends inspiriert. Sie eignen sich<br />

sowohl als vollwertige Mahlzeiten als<br />

auch zum Snacken zwischendurch. «An<br />

gut frequentierten Standorten werden<br />

sie vor Ort hergestellt, an anderen angeliefert»,<br />

berichtet Sprecher Sebastian<br />

Senn.<br />

Kioskspezialistin Valora ist an ihren<br />

Verkehrsstandorten längst auch als<br />

Anbieterin von «Foodvenience» aktiv.<br />

Und damit durchaus zukunftsweisend:<br />

Kürzlich testete das Unternehmen am<br />

Zürcher Hauptbahnhof drei Wochen<br />

lang ein digitales Convenience-Store-<br />

Konzept: Die Avec-X-Box und der<br />

Future Store Avec X erprobten und<br />

erkundeten die neuesten Food-to-go-<br />

Trends sowie innovative digitale Module.<br />

Kunden und Kundinnen konnten<br />

frische Tee-, Salat- und Müesli-Kreationen<br />

individuell zusammenstellen.<br />

Eine App regelte den Einlass sowie das<br />

kassenlose Bezahlen. Der Rollout der<br />

Avec-X-Box in der Schweiz ist bereits<br />

beschlossen.


3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

109<br />

Neue Food-to-go-<br />

Konzepte dort<br />

ausprobieren, wo<br />

viele Menschen<br />

sind: Eine Avec-<br />

Box im Zürcher<br />

Hauptbahnhof.


110<br />

3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

Supermarkt der<br />

neusten Generation:<br />

Ans Zurheide-<br />

Gourmet-Festival geht,<br />

wer etwas erleben<br />

und geniessen will.<br />

DER DRUCK AUF<br />

RESTAURANTS STEIGT<br />

Schmid erwartet, dass auch Drogeriemärkte<br />

mit grösserem Foodsortiment<br />

sowie zu einem späteren Zeitpunkt<br />

auch Discounter in den schnell<br />

wachsenden Markt drängen werden,<br />

wie es in Deutschland Penny mit seinem<br />

wachsenden To-go-Sortiment und<br />

Drogist Budni mit einem integrierten<br />

Café bereits vormachen. «Der Druck<br />

auf die etablierten Restaurants wird steigen.»<br />

Er warnt Händler allerdings davor,<br />

Gastro nomie als Wundermittel gegen<br />

die Online konkurrenz zu verstehen.<br />

«Man muss immer ganz genau hinsehen,<br />

welches Konzept an welchem Standort<br />

mit welcher Kundenstruktur funktionieren<br />

kann. Und ob sich Flächen nicht tatsächlich<br />

profitabler nutzen lassen.»<br />

praxistaugliches Take-away-System für<br />

das eigene Angebot etablieren!», empfiehlt<br />

Niggemann. Als Vorbild nennt er<br />

The Cheesecake Factory in den USA:<br />

«Dort können Kunden ihre gewünschten<br />

Speisen vorab online bestellen und dann<br />

unkompliziert im Restaurant abholen.»<br />

Entscheidend: Pünktlichkeit und geeignete<br />

Verpackungen, die das Essen<br />

warm und appetitlich halten. «So lasten<br />

Gastro nomen ihre Küche besser aus und<br />

bekommen ein Stück vom wachsenden<br />

Unterwegs-Umsatz ab.»<br />

Für die mobilen Esser von heute und<br />

morgen zählt neben Frische und Qualität<br />

vor allem eines: die bequeme Verfügbarkeit.<br />

Der Kampf um diese Zielgruppe<br />

ist eröffnet. Es gewinnt derjenige, der das<br />

attraktivste Angebot macht.<br />

ES ZÄHLT DIE BEQUEMLICHKEIT<br />

Die neue Konkurrenz aus dem Handel<br />

bedeutet nicht nur für Fast-Food-<br />

Anbieter, sondern wegen der höheren<br />

Mehrwertsteuersätze auf gastronomische<br />

Dienst leistungen oftmals auch für<br />

klassische Restaurants ein Ärgernis. Wie<br />

reagieren? «Mitmischen und selbst ein<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


112<br />

3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

DIE EUROPÄI-<br />

SIERUNG DER<br />

LEVANTINISCHEN<br />

KÜCHE<br />

Die traditionelle Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptgang und<br />

Dessert ist Vergangenheit. Zu diesem Schluss kommt die Food-<br />

Studie 2020, und verkündet als Folge davon den Siegeszug der Mimas:<br />

Mini-Mahlzeiten. Das kommt der orientalischen Verpflegungsart<br />

entgegen. Nicht verwunderlich, ist sie zurzeit so beliebt.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS ZVG<br />

Hinter dem Akronym Mima verbirgt<br />

sich, was früher als Snack in gastronomisch<br />

bescheidener Form der schieren<br />

Sättigung diente und sich unabhängig von<br />

Ort und Zeit verschlingen liess: Mini-<br />

Mahlzeiten. Mit zunehmender Sorge um<br />

Umwelt und Gesundheit bei gleichzeitig<br />

gestiegenem Anspruch an Geschmack,<br />

Originalität und Varietät sind diese<br />

Mimas zu exquisiten Leckerbissen geworden:<br />

Poké- oder Buddha-Bowls, japanische<br />

Bento-Lunchboxen, spanische<br />

Tapas, levantinische Mezze.<br />

Der Wandel vom «Fast Food» zum «Fast<br />

Good» ist aber nicht nur Ausdruck einer<br />

hedonistischen Geisteshaltung und<br />

der Lust auf Neues. Dieser Wandel trägt<br />

auch dem Bedürfnis Rechnung, sich gesund<br />

zu ernähren, das Essen zu geniessen<br />

sowie nur nachhaltig und fair produzierte<br />

Nahrungsmittel zu konsumieren. Gesundheit,<br />

Nachhaltigkeit und Fair Trade<br />

bedeuten im Zeitalter der Flexitarier soviel<br />

wie: Weniger Fleisch und Fisch. Der<br />

weitaus grösste Teil der Mimas besteht<br />

heute denn auch überwiegend aus pflanzlichen<br />

Produkten.


Einblick ins Yalda. Der<br />

Name stammt aus dem<br />

Persischen und steht für<br />

die «Nacht der Liebenden»<br />

– ein Fest, das zur<br />

Wintersonnenwende<br />

gefeiert wird.<br />

113


114 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

Impression aus dem Yalda<br />

im Zürcher Einkaufszentrum<br />

Sihlcity.<br />

Völlig unabhängig von diesem Foodtrend<br />

hat sich gleichzeitig das einst ehegefährdende<br />

Wildern im Teller des Gatten zum<br />

neuen Essritual gemausert: Sharing ist<br />

das Stichwort nicht nur beim Auto und<br />

bei Airbnb, sondern auch beim Naschen<br />

im Teller des Tischnachbarn.<br />

IDEAL FÜR DIE<br />

«GENERATION MAYBE»<br />

Dass sich die orientalisch-levantinische<br />

Küche definitiv als heisseste Kulinariknummer<br />

der Gegenwart etabliert hat,<br />

verdankt sie aber auch gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen, denen die orientalische<br />

Küche beinahe perfekt entgegenkommt:<br />

Weil orientalische Mezze nicht nur als<br />

schnelle Singlemahlzeit zwischendurch<br />

taugen (Mima!), bilden sie in ihrer üppigen<br />

Reichhaltigkeit die ideale Alternative<br />

zum karnivoren Barbecue vergangener<br />

Zeiten. Und, wichtig: Die<br />

Generation der trendrelevanten Twens<br />

wird oft «Generation Maybe» genannt.<br />

Weil sie sich dadurch auszeichnet, dass<br />

sie sich stets alle Türen offenhält – auch<br />

dank Social Media. Essen: Mit wem?<br />

Wohin? Kommt noch ein besseres Angebot?<br />

Hat jemand eine bessere Idee?<br />

Sind Vegis oder Veganer dabei? Was soll<br />

man bestellen? Wäre etwas anderes vielleicht<br />

leckerer?<br />

DIE KÜCHE AUS DEM<br />

ORIENT ALS ANTWORT<br />

Die Antwort auf alle diese Fragen heisst:<br />

levantinische Küche. Man kann sich einen<br />

Teller zusammenstellen, auf dem alle<br />

Komponenten Platz haben, auf die man<br />

Lust hat. Für sich alleine oder eben zum<br />

Teilen. Viele gemeinsam können ein paar<br />

Teller zusammenstellen, die sich ergänzen<br />

und für alle etwas bieten. Diese Küche erlaubt<br />

Freiheiten beim Essen, bei der Abfolge<br />

und Komposition der Speisen und sogar<br />

bei der Dauer, wie lange man in einem<br />

Restaurant verweilen will. Der dies sagt,<br />

ist Daniel Kehl, das eine der beiden Gewürze<br />

der Firma Two Spice. Er und sein<br />

Geschäfts partner zeichnen verantwortlich<br />

für die erfolgreichen orientalischen Restaurants<br />

Yalda. Ob einer mehr oder weniger<br />

mitisst, spielt keine Rolle, und entscheiden<br />

muss man sich eh nicht, denn<br />

es kommt einfach alles auf den Tisch –<br />

auch vegane Gerichte. Alles wird geteilt,<br />

«shared plates» sind in der Gastronomie<br />

gerade en vogue. Diese Form des Miteinander<br />

– so behauptete es die Aargauer<br />

Zeitung – soll uns sogar «zu besseren Mitmenschen<br />

machen». Die Levante- Küche,<br />

schreibt die Gastrojournalistin Barbara<br />

Schindler (siehe Schindlers Artikel in diesem<br />

Heft auf S. 8, 54 und 104) in ihrer Rezension<br />

des neusten Buches des Jerusalemer<br />

Kochbuchautors Yotam Ottolenghi,<br />

werde auch deswegen zum Trend der Foodszene,<br />

weil sie nicht nur aufregend anders,<br />

abwechslungsreich und gesund sei, sondern<br />

vor allem, weil sie ideal sei zum Teilen und<br />

zum kommunikativen Beisammensein.<br />

OTTOLENGHI DER BRÜCKENBAUER<br />

Ob Kochikone Ottolenghi mit seinen<br />

Londoner Restaurants und Delis und seinen<br />

zahlreichen und viel beachteten Kochbüchern<br />

für den Siegeszug der levantinischen<br />

Küche in Westeuropa Huhn oder<br />

Ei ist, bleibt unklar. Sicher aber hat der in<br />

Isra el aufgewachsene, charismatische Sohn<br />

einer deutschen Mutter und eines Florentiner<br />

Vaters einen wichtigen Beitrag zur<br />

schnellen Akzeptanz der exotischen Köstlichkeiten<br />

beigetragen. Entscheidend ist<br />

der unangestrengte Eklektizismus, mit dem<br />

Ottolenghi die – gemüsearme – israe lische<br />

Küche mit der opulenten, aber religiö sen


3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

115<br />

Daniel Kehl, eines<br />

der beiden Gewürze<br />

der Two Spice AG.<br />

Restriktionen unterliegenden islamischen<br />

Küche vereint hat. Otto lenghis grosses Verdienst<br />

sieht Kehl vor allem in dessen Fähigkeit,<br />

die Küche nicht unverändert «radikal»<br />

wie im Nahen Osten nach Europa zu bringen.<br />

Vielmehr sei es Ottolenghi eben gelungen,<br />

die Brücke zu schlagen zu unserer<br />

Küche, vor allem was die geschmacklichen<br />

Nuancen betrifft. Vertraute Gerichte, angerichtet<br />

und angereichert mit Gewürzen aus<br />

dem levantinischen Raum, ausgerichtet auf<br />

europäische Gaumen. Das habe er hervorragend<br />

gemacht. «Wir nehmen die Strömungen<br />

auf und versuchen, sie möglichst<br />

so weiterzugeben, dass man sie versteht»,<br />

umreisst Kehl den Ansatz von Yalda.<br />

GÄSTE SIND NEUGIERIGER UND<br />

WAGEN MEHR<br />

«Healthy hedonism» dynamisiert diesen<br />

Trend: So formuliert es die soeben erschienene<br />

Food-Studie 2020. Und der<br />

Trend verändert gleichzeitig sowohl das<br />

eigene Kochverhalten im privaten Rahmen<br />

wie auch die Erwartungshaltung an<br />

kulinarische Experimente der Gastronomen.<br />

Umgekehrt lassen sich Gäste bei vielen<br />

kleinen Portionen eher auf geschmackliche<br />

Abenteuer ein, sie sind neugieriger<br />

und wagemutiger, weil sie nicht ein ganzes<br />

Dinner «riskieren». Offensichtlich sind<br />

die Ausflüge in die Welt des Veganen und<br />

Vegetarischen in der Schweiz zumindest<br />

noch immer zögerlich: Fleisch, sagt Kehl,<br />

nehme auf der Karte von Yalda einen sehr<br />

kleinen Platz ein, beim Abverkauf hingegen<br />

einen substanziell grösseren.<br />

EASY TO COOK?<br />

In einem Punkt widerspricht Kehl dem<br />

israe lischen Superstar Ottolenghi dezidiert.<br />

«SIMPLE» nannte Ottolenghi eines<br />

seiner Bücher in Anlehnung an seine<br />

Auffassung der levantinischen Küche, die<br />

da wäre:<br />

S = short on time (schnell fertig)<br />

I = 10 ingredients or less<br />

(höchstens zehn Zutaten)<br />

M = make ahead<br />

(lässt sich vorbereiten)<br />

P = pantry (aus dem Vorrat)<br />

L = lazy (macht sich fast von allein)<br />

E = easy to cook<br />

(einfach zu kochen).<br />

Das mag für den Umgang mit levantinischer<br />

Küche im privaten Bereich stimmen.<br />

Doch für den Profi ist die europäisierte<br />

Version offensichtlich weniger simpel:<br />

Auch bei der levantinischen Küche gelte<br />

der Grundsatz «Je frischer, desto besser».<br />

Deswegen werde in ihrer Yalda-Küche alles<br />

sozusagen à la minute und mit lokalen<br />

Lebensmitteln zubereitet. Dazu brauche<br />

es auch gut ausgebildetes Küchenpersonal,<br />

sagt Kehl. Ob sich die levantinische Küche<br />

weiterentwickeln werde oder der Hype<br />

schon am Abklingen sei, will Kehl nicht<br />

beantworten: «Gibt es denn überhaupt einen<br />

Höhepunkt bei Foodtrends?»<br />

Wahrscheinlich aber hat die levantinische<br />

Küche das Potenzial zum Dauerbrenner:<br />

Sie schliesst niemanden aus und will nicht<br />

erziehen, sondern der Kundschaft das bieten,<br />

wonach ihr der Sinn steht. Zudem ist<br />

sie gesund, für Veganerinnen, Vegetarier,<br />

Flexitarierinnen und Omnivoren gleichermassen<br />

geeignet, und sie stellt niemanden<br />

vor die Wahl, was man denn nun bestellen<br />

soll, ohne etwas Leckeres zu verpassen.<br />

Ein weiteres Schälchen geht immer.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


116 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />

LE CHAIM<br />

TEL AVIV!<br />

«Tel Aviv ist laut, manchmal hektisch, heiss und<br />

verschwitzt, aber es ist immer super Fun», so<br />

beschreibt der lokale Night-life-Experte Eviatar<br />

Gover die israelische Food- und Partymetropole.<br />

Die Chef ’s-Tour des Business-Netzwerks CHEF-<br />

Sache hat die Hotspots der Trendstadt erkundet.<br />

TEXT MANUEL GAMMA, TEL AVIV<br />

FOTOS ANDREAS KRUMES<br />

Das Leben in Tel Aviv findet draussen<br />

statt. Es kultiviert einen Lifestyle, der<br />

geprägt ist von Weltoffenheit, Vielfalt,<br />

Toleranz, Genuss- und Vergnügungskultur.<br />

Bewohner aus 140 Ländern<br />

prägen die Metropole am Mittelmeer<br />

mit einem wilden Mix aus internationalem<br />

Hedonismus und trendiger<br />

Jugendkultur.<br />

VEGANE LEBENSFREUDE<br />

Elf CHEF-Sache-Insider haben sich<br />

mit Best-of-Swiss-Gastro-Chef Andreas<br />

Krumes auf das aussergewöhnliche<br />

Kulinarikabenteuer Tel Aviv eingelassen.<br />

Wiederholt wurde die Stadt<br />

zum weltweit führenden Hotspot für<br />

vegane Küche gewählt. Der erste Tag<br />

der Chef ’s-Trendtour widmet sich darum<br />

aussergewöhnlichen Konzepten<br />

mit ausschliesslich pflanzenbasierter<br />

Küche.<br />

Die spannendste Empfehlung ist definitiv<br />

das Zakaim nahe der Grossen<br />

Synagoge Tel Aviv. Es hat den Charme<br />

eines improvisierten Studentencafés<br />

und lässt auf den ersten Blick keine<br />

kulinarischen Sensationen erwarten.<br />

Das angesagte<br />

Abraxas Nord.


3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />

117<br />

Die Gerichte im<br />

Abraxas Nord<br />

trumpfen auf mit<br />

Einfachheit und<br />

intensiven Geschmäckern.<br />

Was dann jedoch serviert wird, beweist<br />

auf den ersten Bissen, dass sich vegane<br />

Küche und hedonistisches Schlemmen<br />

nicht ausschliessen müssen.<br />

Auch in der Schweiz erfreut sich<br />

Hummus immer grösserer Beliebtheit.<br />

Was jedoch hier an Variationen<br />

des Kichererbsenpürees geboten wird,<br />

lässt sich mit dem eidgenössischen<br />

Angebot schlichtweg nicht vergleichen.<br />

Auch das vegane Shakshuka ist eine<br />

empfehlenswerte Gaumenerfahrung.<br />

Das israelische Nationalgericht wird<br />

traditionell zum Frühstück gegessen.<br />

Die Speise wird normalerweise aus<br />

pochierten Eiern in einer Sauce aus<br />

Tomaten, Chilischoten und Zwiebeln<br />

zubereitet. Die veganen Alternativen<br />

setzen vor allem auf Peperoni, Auberginen<br />

und frischen Spinat.<br />

INSPIRATION VON DER STRASSE<br />

Die Gastronomie in Tel Aviv ist vor<br />

allem inspiriert von orientalischem<br />

Streetfood. Die aussergewöhnlichsten<br />

Gastrokonzepte finden sich rund um<br />

den weltbekannten Carmel-Markt.<br />

Diese mögen für manche Europäer gewöhnungsbedürftig<br />

sein. Das Kochen<br />

wird hier dezibelintensiv inszeniert!<br />

Und als Gast muss man sich darauf<br />

einstellen, dass es in den engen Gassen<br />

zu Hautkontakt mit anderen Besuchern<br />

kommen wird. Tische und Stühle sind<br />

selten sauber, die Abfallentsorgung<br />

findet teils einen halben Meter hinter<br />

dem Rücken des essenden Gastes statt.<br />

Dafür sind die Zutaten wirklich marktfrisch,<br />

und die Qualität von Obst, Gemüse<br />

und Gewürzen ist hervorragend.<br />

Gekocht wird vor allem ehrlich und<br />

einfach mit dem Mut, den natürlichen<br />

Geschmack hervorragender Zutaten<br />

ohne Firlefanz und Schnickschnack<br />

wirken zu lassen.<br />

SPANNEND UND LEIDENSCHAFT-<br />

LICH, ABER OFT ZU KURZSICHTIG<br />

Ein weiteres Highlight der Trendtour ist<br />

die Begegnung mit David Kichka, dem<br />

Vorsitzenden der Israeli Associa tion<br />

for Culinary Culture, und Jean-Daniel<br />

Ruch, dem Schweizer Botschafter in<br />

Israel. Beide schätzen die Schnelligkeit<br />

und Lebendigkeit der hiesigen Gastroszene,<br />

sind jedoch auch kritisch.<br />

David Kichka: «Die Foodszene in Tel<br />

Aviv ist spannend, lebendig, jung, laut,<br />

schnelllebig und intensiv. Die Mentalität<br />

vieler Unternehmer ist jedoch<br />

unprofessionell. Die teils angespannte<br />

politische Situation in Israel führt zwar<br />

dazu, dass die Leute eine hohe Wertschätzung<br />

und ein Bewusstsein für die<br />

schönen Seiten des Lebens entwickelt<br />

haben. Viele denken deshalb aber auch<br />

zu kurzfristig. Man weiss nie, was der<br />

nächste Tag bringen mag, also richten<br />

sich die Konzepte nur auf das Jetzt aus.<br />

So gibt es kaum Wertschätzung für<br />

längerfristige Planung, ansprechendes<br />

Interieur und teilweise leider auch<br />

Sauberkeit.»<br />

Jean-Daniel Ruch schätzt den jugendlichen<br />

Vibe von Tel Aviv: «In dieser<br />

Stadt entstehen täglich neue spannende<br />

Restaurantkonzepte. Wenn ich<br />

aber persönlich auswärts essen gehe,<br />

dann bevorzuge ich ruhige Lokale,<br />

die lärmtechnisch keine typischen<br />

Tel-Aviv-Partylokale sind. Hier wird<br />

vor allem für junge Gäste extrem viel<br />

geboten. Lokale mit einer Beständigkeit<br />

in Sachen Qualität sind seltener. »


118 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />

Jean-Daniel Ruch, der Schweizer Botschafter<br />

in Israel spricht über seine<br />

Food-Erlebnisse, während ihm David<br />

Kichka, Vorsitzender der Association<br />

of the Israeli Culinary Culture, zuhört.<br />

INSPIRATION FÜR DIE<br />

SCHWEIZER GASTRONOMIE<br />

<strong>BOSG</strong>-Chef Andreas Krumes fasst die<br />

Erfahrungen zusammen: «Grundsätzlich<br />

lassen sich Gastrokonzepte nie eins<br />

zu eins kopieren. Was wir Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer hier lernen<br />

können, ist vor allem die Emotionalität<br />

und Persönlichkeit, mit der das Kochen<br />

und auch der Service zelebriert werden:<br />

leicht und voller Freude. Spannend<br />

dürfte das vor allem für urbane Zentren<br />

der Schweiz sein. Meine grösste Inspiration<br />

hier: Das Interesse am Gast<br />

ist riesig. Er wird zum lebenden Teil<br />

des Konzeptes und in das gemeinsame<br />

Genuss erlebnis von Gast und Crew eingebunden.<br />

Eine Reise hierher empfehle<br />

ich allen jungen, junggebliebenen und<br />

zukunftsorientierten Gastronominnen<br />

und Gastronomen.» Folgende Lokale<br />

können wir weiterempfehlen:<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

1. Das Zakaim ist das einzige koschere,<br />

vegane Restaurant von Tel<br />

Aviv. Küche: Traditionelle israelische<br />

Küche mit den orientalischen<br />

Gerüchen und Geschmäcken<br />

der klassischen Seidenstrasse.<br />

Spezialität: Türkische Masabacha.<br />

Frittierte Auberginen mit Tomaten,<br />

Zwiebeln, Knoblauch und<br />

scharfer Peperoni. Serviert auf<br />

Zaatar-Öl-Bruschettas und einer<br />

Hummus-Variante aus Saubohnen.<br />

Eindruck: Frische, hervorragende,<br />

vegane Küche im typischen<br />

Tel-Aviv-Ambiente aus improvisierten<br />

Möbeln. www.zakaimtlv.co.il<br />

2. Milgo Milbar – Moderne<br />

israelische Küche mit Schwerpunkt<br />

Fisch und Meeresfrüchte. Küche:<br />

Überraschende israelische Variationen<br />

internationaler Klassiker.<br />

Spezialität: Weissfisch-Carpaccio<br />

an Ingwer-Sirup mit knusprigen<br />

Granatapfel-Scheiben an frischem<br />

Chili und Minze. Eindruck: Fantasievolle,<br />

unvergleichliche Gerichte<br />

in einem klassischen Bauhaus-<br />

Gebäude und unverkrampfter<br />

Ambiance. www.milgomilbar.co.il<br />

3. Panda Pita – der trendige<br />

Streetfood-Hotspot am Carmel-<br />

Markt. Küche: Die vermutlich<br />

weltbesten Pitavariationen mit<br />

Fleisch, Fisch oder vegetarisch.<br />

Spezialität: Um das Pitabrot frisch<br />

zu halten, werden Auberginen im<br />

Bambus-Steamer zu einer fruchtigen<br />

Sauce gekocht. Eindruck:<br />

In der lebhaften Atmosphäre des<br />

Carmel-Marktes wird Streetfood<br />

eindrücklich inszeniert, der definitiv<br />

zu den geschmackvollsten der<br />

Welt gehört. www.facebook.com/<br />

PandaPitaa<br />

4. Abraxas North – das Trendlokal<br />

von Promikoch Eyal Shani, dem<br />

israelischen Jamie Oliver. Küche:<br />

Kreative Gerichte, die mit Einfachheit<br />

und Geschmacksintensität<br />

brillieren. Spezialität: Keine<br />

fixe Speisekarte, gekocht wird<br />

mit den Produkten, die auf dem<br />

Markt für die tägliche Inspiration<br />

sorgen. Eindruck: Überraschende<br />

Geschmackserlebnisse in der<br />

typisch leichtlebigen Atmosphäre<br />

des lokalen Nachtlebens. www.<br />

facebook.com/northabraxass


3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />

119<br />

DIE TREND-<br />

TOUREN 2020<br />

Sind Sie interessiert, direkt und aus nächster Nähe mitzuerleben,<br />

wohin sich die Branche entwickelt? Welche Trends wo angesagt sind?<br />

Dann kommen Sie mit auf eine unserer Trendtouren.<br />

STUTTGART<br />

HAMBURG<br />

WIEN<br />

Wann: 18./19.2.<br />

Was: Trendtour an die Inter gastra,<br />

die Fachmesse für Hotellerie und<br />

Gastronomie – inkl. Kocholympiade!<br />

Wie das Essen an internationalen<br />

Kochwettkämpfen wohl<br />

schmeckt? Hier finden Sie es<br />

heraus.<br />

Wann: 16./17.3.<br />

Was: Heiss diskutiert und immer<br />

noch umstritten. Woher stammt der<br />

«Hamburger»? Eine Trendtour durch<br />

Hamburg wird es uns sicherlich verraten<br />

– und falls nicht: Die gastronomische<br />

Vielfalt der Hansestadt<br />

hat kulinarisch bestimmt noch mehr<br />

zu bieten als ein Rindfleisch-Patty<br />

zwischen zwei Brotscheiben.<br />

Wann: 7.–9.6.<br />

Was: Eine weinselige Pilgerfahrt quer<br />

durch Wiens benachbarte Wein- und<br />

Genussregionen. Bereits Kelten und<br />

Römer erkannten die geradezu perfekten<br />

klimatischen Bedingungen für den<br />

Weinbau und erschufen eine perfekte<br />

Grundlage für wissbegierige Menschen,<br />

die den Rebensaft und gute<br />

Küche lieben. Bacchus wir kommen!<br />

LONDON<br />

KOPENHAGEN<br />

NEW YORK<br />

Wann: 18.–20.6.<br />

Was: London’s calling auch fernab<br />

von «Fish and Chips». Nach<br />

rund zwei Jahren kehren wir zurück<br />

in diese europäische Trendstadt<br />

par excellence! Wird gerade<br />

ein neuer Foodtrend geboren?<br />

Wann: 26.–28.8.<br />

Was: Dänemark hat kulinarisch viel<br />

zu bieten – vom pølsevogn, der fahrbaren<br />

Würstchenbude, bis hin zur<br />

experimentierfreudigen «New Nordic<br />

Cuisine». Eine Trendtour durch<br />

das kulinarische Kopenhagen.<br />

Wann: 23.–27.11.<br />

Was: Die Überraschungen im Big<br />

Apple sind endlos. Strassen-Hotdogs,<br />

neue Konzepte oder ein<br />

Besuch beim Sternekoch Daniel<br />

Humm dürften für diverse gastronomische<br />

«Foodgasms» sorgen.


120 LABELREPORTAGE<br />

BERUFLICHE<br />

VORSORGE IM<br />

GASTGEWERBE<br />

Im Gastgewerbe regelt ein landesweiter Gesamtarbeitsvertrag<br />

fast alles, sogar die Leistungen und<br />

Preise der beruflichen Vorsorge. Dies ist eine einzigartige<br />

Situation, mit der man sich nicht zwingend<br />

einfach so abfinden muss. Gerade für Kader gibt es<br />

alternative Lösungen, die durchaus interessant sind.<br />

TEXT TELLCO AG<br />

FOTOS TELLCO AG<br />

Die Arbeitsbedingungen der Gastronomie<br />

und Hotellerie in der Schweiz<br />

sind im Landes-Gesamtarbeitsvertrag<br />

des Gastgewerbes (L-GAV) ge regelt.<br />

Im Gastronomiebereich sind darin<br />

auch die Bedingungen für die berufliche<br />

Vorsorge definiert, was es in keiner<br />

anderen Branche gibt, wie Martin<br />

Smith, Vorsorgespezialist bei der Tellco<br />

pkPRO, erklärt: «Speziell ist, dass sowohl<br />

die Leistungen als auch die Preise<br />

für die berufliche Vorsorge im L-GAV<br />

vorgeschrieben sind. Dies führt zur<br />

Querfinanzierung von jungen zu alten<br />

Mitarbeitenden.»<br />

ALTERNATIVEN IN<br />

BETRACHT ZIEHEN<br />

Die meisten Vorsorgeanbieter sehen<br />

deshalb davon ab, Gastronomiebetriebe<br />

zu versichern. Entsprechend einseitig<br />

ist das Angebot: Die berufliche Vorsorge<br />

wird fast ausschliesslich von den<br />

zwei grossen Branchenverbänden abgewickelt.<br />

«Die strikten Vorgaben des<br />

L-GAV ergeben für die durchschnittlichen<br />

Angestellten durchaus Sinn», findet<br />

Martin Smith, «doch sie erschweren<br />

es, individualisierte Lösungen zu finden.<br />

Im GAV des Gastgewerbes<br />

ist sogar<br />

die berufliche Vorsorge<br />

festgehalten –<br />

das ist einzigartig.


LABELREPORTAGE<br />

121<br />

ÜBER TELLCO PKPRO<br />

Die Tellco pkPRO gehört zu den<br />

führenden unabhängigen Vorsorgestiftungen<br />

der Schweiz. Mehr als<br />

8000 Unternehmen mit über 74 000<br />

Versicherten und knapp 3000 Rentenbezüger<br />

sind ihr angeschlossen.<br />

Exklusiv für die Gastrobranche<br />

bietet die Tellco pkPRO eine<br />

vom L-GAV akkreditierte Lösung an.<br />

Die Geschäftsführung wird von<br />

der Tellco AG durchgeführt – stolze<br />

Kategorie-Sponsorin von Best of<br />

Swiss Gastro.<br />

Viele Betriebsleiter täten gut daran,<br />

ihre Möglichkeiten zu prüfen und Alternativen<br />

zu den grossen Anbietern in<br />

Betracht zu ziehen.»<br />

MASSGESCHNEIDERTE<br />

VORSORGELÖSUNG<br />

So wie zum Beispiel ein Hotelbetrieb,<br />

der zusammen mit der Tellco pkPRO<br />

eine massgeschneiderte Vorsorgelösung<br />

entwickelt hat: Das Hotelpersonal<br />

ist zu den Bedingungen des L-GAV<br />

versichert und profitiert daneben von<br />

Zusatzleistungen, die mit der Pensionskasse<br />

pro ausgearbeitet wurden.<br />

Zudem hat die gesamte Geschäftsleitung<br />

einen individuellen Vorsorgeplan.<br />

Der Geschäftsführer ist überzeugt,<br />

dass diese Lösung ein Gewinn<br />

für alle Mitarbeitenden ist und den<br />

Betrieb zu einem attraktiveren Arbeitgeber<br />

macht. Ausserdem ist es für<br />

ihn beruhigend, zu wissen, dass seine<br />

Leute gut versichert sind.<br />

Familienmitglieder, zudem verschiedene<br />

Betriebsarten wie zum Beispiel<br />

Kantinen, die nur betriebseigenes Personal<br />

bedienen. Sie alle könnten sich<br />

zu anderen, besseren Bedingungen versichern<br />

lassen. «Viele Verantwortliche<br />

wissen gar nicht, dass dies möglich<br />

wäre», erklärt Martin Smith, «doch<br />

spezielle Vorsorgepläne sind gerade für<br />

Kader durchaus sinnvoll.»<br />

LERNEN SIE UNSERE<br />

LÖSUNGEN FÜR GASTRONOMIE-<br />

BETRIEBE KENNEN<br />

Die Vorsorgespezialisten der Tellco<br />

pkPRO freuen sich, Sie und Ihr Unternehmen<br />

persönlich zu beraten. Vereinbaren<br />

Sie einen Termin mit uns.<br />

Tellco AG<br />

Bahnhofstrasse 4<br />

6430 Schwyz<br />

www.tellco.ch<br />

AUSNAHMEN IM<br />

GESAMTARBEITSVERTRAG<br />

Ausgenommen vom L-GAV sind alle<br />

Betriebsleiter, Direktoren und deren<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


122 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

BUZZWORD:<br />

MICRO-<br />

LIVING<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI AG<br />

WIESO MICRO-LIVING?<br />

Über ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung<br />

der Schweiz lebt in Singlehaushalten<br />

mit durchschnittlich 80 m 2 . Zwei Drittel<br />

dieser Fläche werden weniger als zweimal<br />

pro Monat genutzt. Micro-Living heisst:<br />

«reduce to the max». Die Wohnung ist so<br />

gross, wie es die notwendigen Tätigkeiten<br />

erfordern (ca. 25–30 m 2 ).<br />

WIE SIEHT MICRO-LIVING AUS?<br />

Clusterwohnung ist das Stichwort: So<br />

gesehen ist Micro-Living eine Mischform<br />

zum Micro-Apartment, bei dem die<br />

Dienstleistungen und das gesellschaftliche<br />

Leben irgendwo sonst gepflegt<br />

werden. Der digitale Besitz (Musik,<br />

Fotos, Chats, Kontakte) genügt für das<br />

Gefühl der Privatheit.<br />

HAT ES POTENZIAL?<br />

Sicher, denn nicht nur die Wohnungsgrösse,<br />

sondern auch die Dauer, in der<br />

ein Apartment bewohnt wird, hat sich<br />

verändert. Die Lücke zwischen Hotel<br />

und Micro-Apartment füllt ab 2020<br />

das flexible Kleinstapartment, z. B. das<br />

Micro-Living-Angebot der Schweizer<br />

SV Group: Stay KooooK (siehe S. 124).<br />

WIE FUNKTIONIERT ES?<br />

Die Quadratmeter des komfortablen<br />

Lebens werden ausgelagert, weil sie<br />

für die Nichtbenutzung zu teuer sind:<br />

externe Wäscherei statt Waschturm;<br />

Co-Working-Space statt internem<br />

Arbeitsraum; gemeinschaftlich genutzte<br />

Hightech-Küche statt interne<br />

Kitchenette.<br />

WER MACHT MICRO-LIVING?<br />

Familienwohnungen sind genug gebaut<br />

worden. Heute leben nicht nur Studierende<br />

und alte Menschen allein. Die<br />

Städte sind belebt von Singles, Expats,<br />

Couples living apart together (gemeinsam<br />

getrennt Lebenden) und digitalen<br />

Nomaden.<br />

WAS STECKT DAHINTER?<br />

Micro-Apartments sind kein<br />

Sonderfall. Airbnb, Mobility, Co-<br />

Working-Space, E-Trottinett –<br />

überall geht der Trend in dieselbe<br />

Richtung: sehr gute Qualität für das<br />

Nötigste, der Rest wird fallweise<br />

dazugenommen.


Schick und schlicht:<br />

Badezimmer im<br />

Micro-Living-<br />

Konzept der SV<br />

Group.<br />

123


124 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

MICRO-<br />

LIVING: DAS<br />

ZUHAUSE<br />

AUF ZEIT<br />

Mit Stay KooooK, dem preisgekrönten neuen Hotelkonzept,<br />

will SV Hotel die Rolle des Gastgebers in<br />

der Hospitality-Industrie neu definieren. Und folgt<br />

dabei einem neuen Trend: Micro-Living.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS ZVG<br />

Übernachtungsmöglichkeiten in Städten<br />

werden immer seltener aufgrund des<br />

Standards ihrer Zimmer ausgewählt,<br />

sondern aufgrund ihrer Nutzungsart.<br />

Sterne sind out, die relevanten<br />

Stichworte lauten heute «fun hunter»,<br />

«extended stay» oder «Economy»-<br />

Life style. Vierzonen-Konzepte mit<br />

Co-Working- Space, Lounges und<br />

Party-Area neben der elektronischen<br />

Check-in-Zone sind die Antwort für<br />

die heutige Generation Reisender.<br />

Micro-Living heisst das zugehörige<br />

Schlüsselwort (siehe auch Infografik<br />

auf S. 122). Hotels wie «Moxy» mit<br />

königlich-bequemen Queensize-Betten,<br />

riesigen Flat-TVs inklusive zahlloser<br />

Anschlüsse für die eigenen Devices<br />

und Highspeed- Wi-Fi in winzigen<br />

Zimmern, dafür riesigen Party-, Begegnungs-,<br />

Arbeitsräumen und Hangouts:<br />

Sie erfüllen die Ansprüche der<br />

Generation Vergnügungsjäger.<br />

Einblick ins Stay<br />

KooooK, das neue<br />

Hotelkonzept der<br />

SV Group.<br />

GESUCHT: HOTELZIMMER<br />

JENSEITS DER NORM<br />

Doch auch Gäste, die nicht zum Vergnügen<br />

reisen, suchen Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

die kein «normales» Hotel-


3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

125<br />

Beat Kuhn von der<br />

SV Group.<br />

zimmer erfüllt. Stay KooooK (!), das<br />

jüngste Kind der SV-Hotel-Familie, ist<br />

kein klassisches Hotel. Es richtet sich an<br />

Gäste, die kein Hotelzimmer, sondern<br />

ein Zuhause auf Zeit und eine praktische<br />

Übernachtungsmöglichkeit für längere<br />

Aufenthalte suchen, für einen «extended<br />

stay». Stay KooooK ist die Antwort auf<br />

den wachsenden Bedarf an temporärem<br />

Wohnraum. Es hat keine Lobby, dafür<br />

einen Backyard als Treffpunkt für einen<br />

Drink oder Absacker, als Ort aber auch,<br />

an dem Events wie Yoga-Kurse, spontane<br />

Wohnzimmer-Konzerte, Workshops<br />

oder Leseabende veranstaltet werden.<br />

Zusätzlich gibt es einen Cooking- Space,<br />

einen Raum als Lounge und Hangout in<br />

einem: ein Ort für Begegnungen, Sitzungen,<br />

Netzwerken in entspannter Atmosphäre<br />

und so fort. «Die Entwicklung<br />

im Extended- stay-Bereich hat uns auch<br />

dazu bewogen, ein eigenes Konzept in<br />

diesem Bereich auf die Beine zu stellen»,<br />

erklärt dazu Beat Kuhn, Managing Director<br />

SV Hotel. «Wir wollen mit Stay<br />

KooooK die Marktlücke füllen, die zwischen<br />

Airbnb, Extended-stay- und Lifestyle-Brands<br />

entstanden ist, und die<br />

Vorteile dieser modernen Übernachtungsformen<br />

in einem Angebot kombinieren.»<br />

Der grosse Unterschied zur Konkurrenz:<br />

Auf gut 20 Quadratmetern bieten<br />

die Studios der Marke Stay KooooK<br />

alles, was zum Arbeiten, Relaxen und<br />

Wohlfühlen unverzichtbar ist. Denn<br />

die Zimmer können nach den eigenen<br />

Präferenzen und individuellen Bedürfnissen<br />

gestaltet – und verändert – werden.<br />

Auch der Service ist so persönlich<br />

wie zu Hause: Der Kühlschrank wird<br />

auf Wunsch gefüllt, auch die Wäsche<br />

wird gemacht, sodass sich die Gäste<br />

nach einem anstrengenden Arbeitstag<br />

so richtig gut entspannen können.<br />

«Wir wollen», sagt Kuhn, «dass du dich<br />

in der Fremde genauso wohlfühlst wie<br />

daheim.»<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


126 3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />

EINE BAR<br />

BRINGT<br />

LEBEN INS<br />

HOTEL<br />

Eine stilsichere, exklusive Bar ist oftmals die<br />

Visitenkarte der gehobenen Hotellerie.<br />

Eine Bar mit internationalem Flair erfolgreich<br />

in die bestehende Gastronomie einzubinden,<br />

ist allerdings kein Kinderspiel. CHEF-<strong>Magazin</strong><br />

hat in der Spitzenhotellerie nachgefragt,<br />

welche Faktoren für eine Hotelbar mit internationalem<br />

Anspruch erfolgsentscheidend sind.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

The Chedi Andermatt im Urnerland, das<br />

Park Hyatt in Zürich, das Hotel Astoria<br />

in Luzern und das Beau-Rivage Palace in<br />

Lausanne: Sie alle gehören zu den führenden<br />

Hotels der Schweiz. Und sie alle<br />

verfügen über eine Hotelbar, die zur internationalen<br />

Spitzenklasse gehört.<br />

Alle diese Bars müssen sowohl den Erwartungen<br />

der Hotelgäste als auch externer<br />

lokaler Besucher entsprechen. Einerseits<br />

braucht es lokale Gäste, um die Bar<br />

rentabel betreiben zu können. Zudem generiert<br />

eine einheimische Gästebasis auch<br />

etwas Lokalkolorit, was die Attraktivität<br />

für ausländische Gäste steigern kann.


3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />

127<br />

Fotos links und<br />

rechts: The Chedi<br />

Andermatt überzeugt<br />

auch mit<br />

seiner Bar.<br />

EIN SPIEGEL DES HAUSES<br />

Die Bar im The Chedi Andermatt bietet<br />

eine extrem breite Palette an Nutzungsmöglichkeiten<br />

an. Nebst der klassischen<br />

Bar gibt es auch eine Lobby, einen Courtyard<br />

mit Bibliothek, eine Wine Library<br />

und eine Zigarrenlounge. Dieses breite<br />

Angebot sorgt dafür, dass das Personal<br />

ganztags an der Gästefront steht. Barmanagerin<br />

Marie Gerber sagt: «Wir sind<br />

ein Spiegel unseres Hauses und seiner<br />

Philosophie sowohl für externe als auch<br />

interne Gäste.»<br />

Das Personal vom The Chedi Andermatt<br />

nimmt zudem an diversen Wettbewerben<br />

in der ganzen Schweiz teil. «Dadurch haben<br />

wir die Chance, die Qualität unserer<br />

Bar breit zu präsentieren», so Gerber<br />

weiter. Schliesslich liege das Chedi nicht<br />

in einer Stadt wie Luzern, Zürich oder<br />

Lausanne.<br />

DAS PERSONAL<br />

LANGFRISTIG HALTEN<br />

Die geografische Lage bringt es zudem<br />

mit sich, dass das Barteam auch die einheimischen<br />

Gäste aus der Alpenregion<br />

für internationale Trends begeistern muss.<br />

Wer international erfolgreich sein will,<br />

muss offen für Neues bleiben. «Um etwas<br />

wirklich Grosses aufzubauen, gilt es, das<br />

Team langfristig zu halten. Nur so können<br />

wir wirklich tiefgründige Trainings<br />

durchführen», beschreibt Marie Gerber<br />

die grösste Herausforderung im Betrieb.<br />

Das The Chedi hat dafür einen anderen<br />

Vorteil. Auch die Bar profitiert von der<br />

Einzigartigkeit der spektakulären Architektur<br />

und der aussergewöhnlichen Inneneinrichtung.<br />

Den USP generiert das<br />

Team mit einem spannenden Mix aus allen<br />

klassischen und eigenen Signature-<br />

Drinks.<br />

SAISONALES ANGEBOT<br />

Diese Hausspezialitäten werden der Jahreszeit<br />

angepasst, egal ob Sake-, Bieroder<br />

fassgelagerte Cocktails. Zudem<br />

achtet das Barteam darauf, dass gute Spirituosen<br />

in jedem Preissegment erhältlich<br />

sind.<br />

Für Barmanagerin Marie Gerber ist allerdings<br />

das Personal immer noch der entscheidende<br />

Erfolgsfaktor: «Wir fokussieren<br />

auf den Service mit passioniertem<br />

Auge für jedes Detail. Wir wollen keine<br />

Selbstdarstellung, hingegen sind uns<br />

gäste orientierte Empfehlungen wichtig.<br />

Es gilt, gemeinsam mit Leidenschaft ein<br />

Erlebnis für den Gast zu schaffen. Das<br />

funktioniert aber nur, wenn man Zeit investiert,<br />

um die Mitarbeitenden zu schulen,<br />

und ihnen die Chance gibt, sich zu<br />

entfalten. Das spürt auch der Gast.»<br />

JEDER DRINK ERZÄHLT<br />

EINE EIGENE GESCHICHTE<br />

Im Park Hyatt in Zürich ist die Ausgangslage<br />

anders als in Andermatt. Für internationale<br />

Gäste gibt es reichlich Alternativen<br />

zu der hoteleigenen Onyx-Bar. Laura<br />

Amanzi, Director of Marketing Communications,<br />

streicht speziell das internationale<br />

Flair des Betriebes heraus: «Wir haben<br />

ein junges und dynamisches Team,<br />

neun Mitarbeitende mit acht verschiedenen<br />

Nationalitäten.» Die Mitarbeitenden<br />

bieten Barkurse und regelmässige Events<br />

an. Und sie sind dazu angehalten, empathisch<br />

auf individuelle Gästewünsche einzugehen.<br />

Laura Amanzi: «Es geht heute<br />

aber auch oft um Storytelling. Jeder Drink<br />

hat seine eigene Geschichte, die das Team<br />

erzählen kann.


128 3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />

Das ist oftmals ein Einstieg für ein inspirierendes<br />

Gespräch und ein einmaliges<br />

Erlebnis.»<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist der hauseigene<br />

Onyx-Gin. Dieser wird lokal exklusiv für<br />

die Bar im Park Hyatt produziert. Dieser<br />

Gin ist an sich schon ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Sogar das Design ist an das Interieur<br />

der Onyx-Bar angepasst.<br />

BREIT GEFÄCHERTES PUBLIKUM<br />

Die grösste Herausforderung ist es, ein<br />

einheimisches und internationales Publikum<br />

auf dem Niveau der Spitzen hotellerie<br />

zu bewirten. «Dazu müssen wir unsere eigene<br />

Nische kennen und viele Marktkenntnisse<br />

mitbringen», so Laura Amanzi.<br />

Dafür bedarf es eines grossen Getränkesortiments,<br />

welches Klassiker und moderne<br />

Trenddrinks be inhaltet. Auch die<br />

Onyx-Bar profitiert zudem von dem<br />

hochstehenden Design des Gesamthauses.<br />

Benannt ist sie nach dem Schmuckstein<br />

Onyx, der grosse Teile der Einrichtung<br />

ziert. Die eigentliche, meterhohe Bar<br />

mit dem Getränkesortiment, die über eine<br />

verschiebbare Leiter zugänglich ist, ist ein<br />

besonderer Eye catcher.<br />

WO ICH BIN, IST OBEN!<br />

Im Hotel Astoria in Luzern lebt man die<br />

Integration von Gastronomie und Bar in<br />

das Hotel in aller Konsequenz. General<br />

Manager Pascal Waser: «Für mich ist eine<br />

Hotel- oder Restaurantbar keine Herausforderung,<br />

sondern eine Optimierung, die<br />

Leben in das Haus bringt. Niemand ist<br />

gerne Gast in einem verstaubten Hotel,<br />

in dem Kirchenstimmung herrscht, wenn<br />

man die Hotellobby betritt.»<br />

Heutzutage sei ein Hotel eine Erlebniswelt<br />

für alle, ein Treffpunkt für das soziale<br />

Wohl. Und der Besuch in der Hotelbar<br />

Penthouse wird so tatsächlich zu<br />

einem absoluten Highlight. In der «360°<br />

Roof Top»-Bar unter freiem Himmel<br />

bietet sich den Gästen ein atemberaubender<br />

Ausblick über die Dächer von<br />

Luzern und auf die Alpen. Dieses Gästeerlebnis<br />

wird auf der Website selbstbewusst<br />

angepriesen: «Kein Zweifel – wo<br />

ich bin, ist oben!»<br />

DER RICHTIGE KUNDENMIX<br />

So generiert die Penthouse-Bar ihren<br />

USP mit einer einmaligen Lage und dem<br />

passenden Design. Dieses sorgt für einen


3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />

129<br />

Impressionen aus<br />

der LP's Bar, der<br />

Bar im Lausanne<br />

Palace.<br />

attraktiven Kundenmix aus externen und<br />

internen Gästen, die definitiv keine Kirchenstimmung<br />

aufkommen lassen.<br />

Ähnlich wird in der Hotelbar des Beau-<br />

Rivage Palace in Lausanne gewirtschaftet.<br />

Auch hier setzt man auf einen anspruchsvollen<br />

Kundenmix aus externen, jungen<br />

Gästen und internationaler Klientel des<br />

Erstklasshotels.<br />

EINE EIGENE IDENTITÄT<br />

PR & Partnership Coordinator Pauline<br />

Lioté sieht die grösste Herausforderung<br />

einer erfolgreichen Hotelbar darin,<br />

dieser eine eigene Identität zu verleihen,<br />

aktuelle Trends einzubeziehen und dennoch<br />

die globale Harmonie des Gesamthauses<br />

zu respektieren.<br />

«Eine Hotelbar ist ein komplex zu managender<br />

Ort. In einem Erstklasshotel<br />

müssen die Qualität des Service und das<br />

Ambiente den Unterschied zu Mitbewerbern<br />

schaffen», so Lioté. Dabei seien<br />

Details entscheidend. Die Bedürfnisse<br />

der Kundschaft müssten in einer echten<br />

menschlichen Beziehung zum Gast erfüllt<br />

werden.


130<br />

3.4 TREND-SACHE MIXOLOGY<br />

Action in der Onyx-<br />

Bar im Zürcher<br />

Park Hyatt.<br />

«Gerade die Hotelbar ist ein Ort der<br />

Begegnung und Kommunikation. Viele<br />

Gäste arbeiten auch hier oder führen<br />

ihre Geschäftsbesprechungen in der Bar<br />

durch», so Lioté weiter. Das Personal sei<br />

somit jeden Tag aufs Neue gefordert, auf<br />

allerhöchstem Niveau Servicequalität zu<br />

liefern.<br />

EIN RAUM FÜR KULTUR<br />

Die Hotelbar im Beau-Rivage Palace ist<br />

konzeptionell eine Afterwork-Location.<br />

Geschäftsleute und<br />

die junge Generation<br />

kommen nach<br />

der Arbeit vorbei,<br />

um Party zu machen<br />

und etwas zu<br />

erleben. Die Bar<br />

im modernen Kolonialstil<br />

schafft dabei mit gedämpftem<br />

Licht eine Atmosphäre, in der Gäste entweder<br />

zum Sehen und Gesehenwerden<br />

oder zum Relaxen aufkreuzen.<br />

«DIE HOTELBAR<br />

IST EIN ORT DER<br />

BEGEGNUNG.»<br />

PAULINE LIOTÉ<br />

Dafür verfügt sie über eine gemütliche, entspannte<br />

Ecke mit eigener Bibliothek, wohingegen<br />

zentral an der Bar ein spannendes<br />

Musikprogramm geboten wird. In Zusammenarbeit<br />

mit dem DJ Thomas Lécu yer<br />

hat sich die ehemals klassische Piano bar<br />

mittlerweile zu einem Hotspot der Musikszene<br />

in der Romandie entwickelt.<br />

Ein anspruchsvolles Live-Musik-Programm<br />

aus Jazz, Soul, Funk und Pop lockt<br />

abends eine spannende Gästeschar ins<br />

Beau-Rivage Palace. Dies sorgt für eine<br />

spannende Dynamik im Haus, die insbesondere<br />

auch wieder für die Hotelgäste<br />

attraktiv sei. Pauline Lioté: «Die externen<br />

Gäste aus der Gegend<br />

schaffen einen<br />

Mehrwert für<br />

das gesamte Hotel<br />

und ermöglichen es<br />

uns, die Bar wirklich<br />

rentabel zu<br />

führen.»<br />

DAS ERFOLGSREZEPT<br />

Zusammenfassend darf gesagt werden,<br />

dass für eine attraktive, erfolgreiche Hotelbar<br />

die gleichen Werte wie für die Gesamtgastronomie<br />

relevant sind. Eine hochstehende<br />

Qualität auf der Karte und im<br />

Service, eine unverwechselbare Identität<br />

in Design und Ambiance, eine offene,<br />

direkte Interaktion zwischen Gast und<br />

Gastgeberin und vor allem die Bereitschaft,<br />

den Mehraufwand zu betreiben, um den<br />

Gästen ein einzigartiges Genusserlebnis zu<br />

bieten.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Wenn die Igeho in<br />

Basel ruft, geht die<br />

Branche hin.


SPEZIAL-SACHE<br />

4<br />

4.1 Igeho<br />

Die Igeho als People-Business 134<br />

«Wir wollen unsere Kunden inspirieren» 138


134<br />

4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />

DIE IGEHO<br />

ALS PEOPLE-<br />

BUSINESS<br />

Die Igeho gehört zu den erfolgreichsten<br />

Messen der Schweiz. Aber auch sie kämpft<br />

mit abnehmenden Ausstellerzahlen. Jedoch<br />

nicht wegen sinkender Bedeutung, sondern<br />

wegen des Konzentrationsprozesses in der<br />

Hospitality-Industrie. Ein Gespräch mit<br />

der Igeho-Messeleitung.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS ZVG<br />

MESSEN HABEN IHREN ZENIT TEIL-<br />

WEISE ÜBERSCHRITTEN: SIE SIND<br />

NICHT MEHR ZEITGEMÄSS, WEIL<br />

DER BILATERALE WEG DANK NEU-<br />

ER KOMMUNIKATIONSKANÄ-<br />

LE UND -PLATT FORMEN ZEIT NAH<br />

UND INDIVIDUELL AUF DIE BE-<br />

DÜRFNISSE DER KUNDEN ZUGE-<br />

SCHNITTEN, BILLIGER UND<br />

SCHNELLER IST.<br />

TRIFFT DIESE ENTWICKLUNG<br />

AUCH AUF DIE IGEHO ZU?<br />

Alexander Ryser: Klar macht sich auch bei<br />

uns der global rückläufige Trend, an Messen<br />

zu gehen, bemerkbar. Die Hospitality<br />

ist aber nach wie vor ein People-Business,<br />

wo Menschen sich begegnen, Lebens mittel<br />

riechen und Produkte anfassen wollen. Im<br />

Vergleich zu anderen Plattformen dürfen<br />

wir mit dem Anmeldestand für die Igeho<br />

<strong>2019</strong> zufrieden sein. Die Ausstellerentwicklung<br />

ist immer natürlichen Schwankungen<br />

unterworfen. Es gibt solche, die<br />

dieses Jahr fernbleiben, für die kommende<br />

Messeausgabe eine Teilnahme aber bereits<br />

wieder ins Auge fassen. Ausserdem findet<br />

in der Hospitality-Branche ein fortschreitender<br />

Konzentrationsprozess statt.


Das Messeleitungsteam<br />

der Igeho mit<br />

Corinne Moser<br />

(Bildmitte vorne)<br />

und Alexander<br />

Ryser (rechts).<br />

135


136 4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />

Starker Magnet<br />

unter den Gastro-<br />

Messen: die<br />

Igeho in Basel.<br />

Das führt dazu, dass mehrere Firmen<br />

bzw. Marken vom selben Unternehmen<br />

vertreten werden. Das ist<br />

der grösste und wichtigste Punkt,<br />

um die abnehmende Ausstellerzahl zu<br />

erklären.<br />

Corinne Moser: Es ist möglich, dass ein<br />

Teil des Geschäftes zwischen Unternehmen,<br />

bei denen sich die Entscheidungsträger<br />

bereits persönlich kennen,<br />

im Nachgang via Facetime, Skype und<br />

so weiter initiiert oder vertieft wird. Das<br />

hindert dieselben Menschen aber nicht<br />

daran, an die Igeho zu kommen.<br />

Denn die Igeho ist mehr als «nur» eine<br />

Messe. Sie ist der Branchentreffpunkt,<br />

ein Muss im Kalender aller Marktteilnehmer<br />

der Hospitality-Industrie.<br />

AKZEPTANZ VON<br />

NEUHEITEN TESTEN<br />

AR: Zudem sind die klassischen Vorteile<br />

einer Messe wichtig. An der Igeho sind<br />

zahlreiche international tätige Firmen<br />

präsent. Es werden Neuheiten präsentiert<br />

und deren Akzeptanz im Schweizer<br />

Markt getestet. Denn die Schweiz ist<br />

für viele Firmen – besonders im Kaffeebereich<br />

– ein Testmarkt.<br />

WER IST DIE «ÜBLICHE» KUND-<br />

SCHAFT BEI IHNEN: DER EINZEL-<br />

KÄMPFER VOM LAND ODER DIE<br />

VERTRETERIN GROSSER KETTEN?<br />

CM: Beide. Unsere Besucherstruktur bildet<br />

den Markt ziemlich genau ab. Wir haben<br />

einen grösseren Anteil Gastronomen<br />

vor Ort, weil es in der Schweiz fast fünfmal<br />

so viele Restaurantbetriebe gibt wie<br />

Hotels. Interessant und für uns «schmeichelhaft»<br />

ist auch, dass über zwei Drittel<br />

der Besucherinnen und Besucher in ihren<br />

Betrieben Entscheidungsträger sind.<br />

AR: Es gibt rund 260 000 Personen, die in<br />

der Schweizer Hospitality-Industrie beschäftigt<br />

sind. 70 000 davon kommen an<br />

die Igeho. Das ist eine Beteiligung, die für<br />

sich spricht.<br />

WELCHEN STELLENWERT NIMMT<br />

DAS RAHMENPROGRAMM EIN?<br />

VON WELCHER SEITE GEHT DIE<br />

INITIA TIVE FÜR DIESE RAHMEN-<br />

VERANSTALTUNGEN AUS?


4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO 137<br />

ÜBER DIE PERSONEN<br />

Corinne Moser, seit Juni 2013 als<br />

Head Communications für die Igeho<br />

tätig. Verantwortlich für sämtliche<br />

Kommunikationsbelange und<br />

das Besuchermarketing. Seit Dezember<br />

2018 hat sie zusätzlich die<br />

Rolle als Messeleiterin ad interim<br />

inne. Mit ihrem Team zeichnet sie<br />

für die Messeorganisation und die<br />

strategische Entwicklung der Igeho<br />

verantwortlich.<br />

Werdegang: Tourismusfachfrau HF<br />

und PR-Fachfrau SPRI mit einem<br />

MAS in Unternehmenskommunikation.<br />

Zuvor als Leiterin Beratung,<br />

Projektverantwortliche und in diversen<br />

Kommunikationsjobs angestellt.<br />

Alexander Ryser, seit acht Jahren<br />

bei der MCH Messe Schweiz als<br />

Sales Director Out-of-Home / F&B<br />

Technology für verschiedene Aufgabenbereiche<br />

tätig. <strong>2019</strong> ist seine<br />

vierte Igeho (Mitglied der Messeleitung),<br />

für welche er insbesondere<br />

für den gesamten Verkaufsprozess<br />

und die Betreuung der Key Accounts<br />

zuständig ist.<br />

Werdegang: 2002 Hotelfach schule<br />

Belvoirpark, 2003 GF der Wings Airline<br />

Bar & Lounge, 2006 Product<br />

Manager bei der Hugo Dubno AG.<br />

Berufsbegleitend einen E-MBA in<br />

General Management an der FH<br />

Ostschweiz bis 2008. 2009 Nestlé,<br />

Business- Unit Mövenpick Ice Cream,<br />

als Manager Selling System & Event.<br />

Seit 2012 bei der MCH, seit 2017<br />

auch Jury-Mitglied bei Best of Swiss<br />

Gastro.<br />

CM: Initiativen wie der «Igeho Campus<br />

powered by HotellerieSuisse» oder die<br />

Kocharena sind sehr wichtig. Die Besucher<br />

sind anspruchsvoller geworden.<br />

Es reicht heutzutage nicht mehr, einfach<br />

ein paar Biere auf den Tisch zu stellen oder<br />

ein paar neue Gerätschaften gekonnt zu<br />

inszenieren. Die Zeitbudgets der Besucher<br />

sind eng. Wir müssen ihnen etwas bieten –<br />

einen Mehrwert schaffen –, damit sie den<br />

Weg nach Basel auf sich nehmen. Netzwerken<br />

ist einer davon.<br />

AUF DER IGEHO-WELLE MITREITEN<br />

Hinzu kommt, dass immer mehr Verbände<br />

und Interessengruppen die Tatsache<br />

nutzen, dass alle wichtigen Hoteliers<br />

und Gastronomen gleichzeitig in Basel<br />

sind, sie sozusagen auf der Igeho- Welle<br />

mitreiten. Sie profitieren von unserem<br />

guten Ruf und nutzen die Anwesenheit<br />

der «Crème de la Crème» für ihre Anliegen.<br />

Und da sind wir sehr offen. Wenn<br />

jemand mit einer guten Idee kommt<br />

und diese in unser Konzept passt, versuchen<br />

wir, sie in unser Programm einzubauen.<br />

Beispielsweise organisieren wir<br />

neu in Kooperation mit Genusstour.ch –<br />

wie der Name schon sagt – Genusstouren<br />

durch die Basler Innenstadt, von Profis<br />

für Profis.<br />

WIE GEHEN SIE MIT<br />

FOOD-TRENDS UM?<br />

CM: Wir reagieren selbstverständlich<br />

auch auf Food-Trends, indem wir diese<br />

nach Möglichkeit in unser Verpflegungsangebot<br />

integrieren. Dieses Jahr planen<br />

wir neben einer Food Truck Area sogenannte<br />

«Minikonzepte» mit Snacking,<br />

Poké-Bowls oder Ähnlichem. Wir haben<br />

auch punkto Kulinarik eine Vorreiterrolle,<br />

und dieser versuchen wir, gerecht zu werden.<br />

WIE MISST MAN DEN<br />

ERFOLG EINER MESSE?<br />

AR: Wir sind in engem Austausch mit allen<br />

Ausstellern. Weitere ca. 120 Key Accounts<br />

betreue ich persönlich. Da fragen<br />

wir nach. Zudem machen wir eine unabhängige<br />

Besucher- und Ausstellerbefragung.<br />

Erfolg lässt sich heutzutage nicht<br />

mehr allein daran messen, wie viel am<br />

Stand «geschrieben» wurde. Wir können<br />

anhand von Beispielen klar aufzeigen,<br />

dass ein Aussteller umso erfolgreicher ist,<br />

je sorgfältiger er seinen Auftritt plant und<br />

je personalisierter er seine Kunden und<br />

Kundinnen zur Igeho einlädt. Poten zielle<br />

Kunden besuchen die Messe grundsätzlich<br />

dann, wenn sie persönlich eingeladen<br />

werden – von einem Partner, den sie<br />

kennen. Schriftlich, allen falls mit mündlichem<br />

Nachfassen. Das ist wichtig, genauso<br />

wie die Nach bearbeitung der Messekontakte.<br />

WIRD DIE IGEHO 2021<br />

GLEICH AUSSEHEN?<br />

CM: Das wird sich zeigen. Wir werden –<br />

wie alle Messen – gefordert sein, um die<br />

Igeho für die Zukunft fit zu machen.<br />

Wir haben da schon erste Ideen, die es<br />

im Nachgang zur Igeho <strong>2019</strong> gemeinsam<br />

mit dem Messebeirat zu schärfen gilt. Wir<br />

glauben an das «Marketinginstrument<br />

Messe», denn auch die Igeho lebt durch<br />

ihre menschlichen Begegnungen.<br />

AR: Und ein virtuelles Bier schmeckt nun<br />

mal nicht gleich gut …<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


138<br />

Hugentobler Schweizer<br />

Kochsysteme AG<br />

sind an ihrem 15.<br />

Igeho-Auftritt in<br />

Basel präsent.


4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />

139<br />

«WIR WOLLEN<br />

UNSERE KUNDEN<br />

INSPIRIEREN»<br />

Der Anspruch der Messeleitung, die Igeho als «ein Muss im Kalender<br />

aller Markteilnehmer der Hospitality-Industrie» zu verankern,<br />

wird eingelöst. Das bestätigen Aussteller und Teilnehmende.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS ZVG<br />

Die Igeho liefere als das Branchenevent<br />

schlechthin «wichtige Impulse<br />

und eine gute Austauschmöglichkeit<br />

in Bezug auf die Branchenentwicklung,<br />

die wir als Unternehmen unterstützen»,<br />

sagt Roger Juon, Leiter Sales Services<br />

& Communication und Mitglied<br />

der Geschäftsleitung von Saviva Food<br />

Services. Entsprechend gross ist denn<br />

auch der Aufwand, den der führende<br />

Geschäftspartner im Zustellgrosshandel<br />

für die Gastronomie, Hotellerie und<br />

die Gesundheitsbranche für seine Präsenz<br />

an der Fachmesse betreibt. Seit einem<br />

halben Jahr, so Juon, befasse man<br />

sich intensiv mit den Vorbereitungen<br />

für den Messeauftritt.<br />

Damit ist Saviva nicht allein. Mit einem<br />

25-köpfigen Verkaufsteam ist die alteingesessene<br />

Berner Hugentobler Kochsysteme<br />

AG an ihrem 15. Igeho-Auftritt<br />

in Basel präsent. Während der ganzen<br />

fünf Tage. «Das sind 125 Arbeitstage<br />

Präsenzzeit, plus circa 3 Wochen<br />

Vorbereitung für Projekt-Management,<br />

Marketing und Administration», rechnet<br />

Markus Steiner, Leiter Marketing &<br />

Kommunikation, vor.


In Steiners Augen eine sinnvolle Investition:<br />

«Die Igeho ist die grösste<br />

Messe der Branche in der Schweiz. Für<br />

viele unserer Kunden ist die Herbstmesse<br />

darum ein fixer Termin in der<br />

Agenda.»<br />

«SUPER-SPIRIT» DER IGEHO<br />

An der Messe geht es zwar für Aussteller<br />

und Besucherinnen und Besucher<br />

auch um Networking, doch dieses<br />

steht für die Küchenbauerprofis nicht<br />

im Zentrum. Es gehe um Information,<br />

Präsentation und Promotion.<br />

Beispiels weise um die Verbesserung<br />

von Prozessen und optimale Kochsysteme.<br />

«Es ist unser Ziel, Gastronomen<br />

Wege aufzuzeigen, eine 10 bis<br />

15 Prozent höhere Küchen rendite zu<br />

erwirtschaften.» Zu diesem Thema<br />

habe man extra einen kurzen Film gedreht,<br />

der in der «Hugi- Air» gezeigt<br />

wird. Natürlich würden auch direkte<br />

Aufträge über Apparate oder auch gesamte<br />

Objekte generiert, doch das seien<br />

häufig schon bestehende Kontakte.<br />

Auch für Saviva stehen die Betreuung<br />

und die Vorstellung ihrer Produk te und<br />

Service-Leistungen im Vorder grund.<br />

«Wir wollen unsere Kunden inspirieren<br />

und zeigen ihnen Lösungen auf, die ihnen<br />

den Alltag erleichtern», sagt Juon.<br />

PERSÖNLICHE EINLADUNG<br />

Die sorgfältige und massgeschneiderte<br />

«Bewirtschaftung» der Kunden – das<br />

kann gemäss Alexander Ryser von der<br />

Igeho-Leitung klar belegt werden –<br />

ist nur erfolgreich, wenn sie nicht erst<br />

an der Messe beginnt. Dem tragen die<br />

Ausstel ler ausnahmslos Rechnung. «Das<br />

Besucher marketing ist für uns sehr wichtig»,<br />

sagt Juon. «Auch, um die Igeho als<br />

Branchenevent zu unterstützen. Unsere<br />

Kunden laden wir aktiv über ihren Kundenberater<br />

an die Messe ein und weisen<br />

über diverse Kommunikationskanäle auf<br />

unsere Messe präsenz hin.» Auch bei<br />

Hugen tobler wird die Kundschaft «situativ<br />

persönlich mit einem Brief von einem<br />

Aussendienstmitarbeiter eingeladen.»<br />

Der ganze Aufwand muss sich für die<br />

Aussteller natürlich auch lohnen. Gibt


4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />

141<br />

WICHTIG FÜR DIE BRANCHE<br />

Die Creative Food and Beverage<br />

Company AG ist <strong>2019</strong> erstmals<br />

als Ausstellerin an der Igeho. Can<br />

Kalayci ist Marketingverantwortlicher<br />

des jungen Berner Unternehmens<br />

für «individuelle Getränkeherstellung».<br />

Er kennt als ehemaliger<br />

Besucher die Messe und deren<br />

Wichtigkeit für die Branche. Entsprechend<br />

wendet Kalayci «viel Zeit» auf<br />

für die Vorbereitung auf die Messe,<br />

persönliche Einladungen inklusive.<br />

Natürlich sei er mit seinen Kunden<br />

und Kundinnen über die Kanäle und<br />

Plattformen der sozialen Medien in<br />

ständigem Kontakt, trotzdem sei die<br />

Igeho wichtig: für Networking, direkte<br />

Aufträge («Für uns Kreative schwer<br />

voneinander trennbar!»), vor allem<br />

aber auch, «weil Messen für Fachleute<br />

ein angenehmer Treffpunkt mit produktivem<br />

Austausch sind» und somit<br />

unersetzbar seien. «Die Igeho ist natürlich<br />

ein wichtiger Schauplatz. Man<br />

will sehen und gesehen werden.» Das<br />

Essensangebot findet Kalayci überflüssig,<br />

dafür hat er keine Zeit. Lieber<br />

kümmert er sich um interessierte Gastronomen,<br />

welche Ihn in der Halle 1.1 /<br />

Stand C205 besuchen möchten.<br />

Innovative Produktentwicklungen<br />

der<br />

Creative Food &<br />

Beverage Company.<br />

es für Messen einen «RoI», einen «Return<br />

on Investment»? Sicher – wenn<br />

man weiche Faktoren angemessen in<br />

die Rechnung aufnimmt. «Wir werten<br />

drei Messgrössen aus», sagt Markus<br />

Steiner, «die Besuchsberichte, den erzielten<br />

Umsatz und die persönliche<br />

Einschätzung unserer Mitarbeitenden.<br />

Wenn wir neue Kontakte knüpfen und<br />

bestehende Partnerschaften mit unseren<br />

Kunden vertiefen konnten, wenn wir<br />

als Aussendienstmannschaft gemeinsam<br />

die Umsatzziele erreicht haben und<br />

ein Super-Spirit spürbar wurde, dann<br />

war das eine erfolgreiche Igeho!»<br />

IMPULSE FÜR DEN ALLTAG<br />

Dass Messen ihre Wichtigkeit dank<br />

sozia len Medien, Plattformen und Kanälen<br />

eingebüsst hätten, verneinen die<br />

Kommunikationsverantwortlichen der<br />

Aussteller vehement. Lediglich ihre<br />

Rolle habe sich verändert. «Die Igeho<br />

ist ein Kanal, der im November ein paar<br />

Tage offen ist.» In diesem Fenster können<br />

sich Kundinnen und Kunden einen<br />

Überblick über sämtliche Neuerungen<br />

und Möglichkeiten in der Gastronomiebranche<br />

verschaffen.


142<br />

4.1 SPEZIAL-SACHE IGEHO<br />

Der Messeauftritt<br />

von SAVIVA an der<br />

Igeho.<br />

«Ich kann Lösungen anschauen, anfassen,<br />

vergleichen und zeitgleich<br />

noch Beziehungen pflegen. Das dürfte<br />

mit Social Media allein schwierig<br />

und viel aufwendiger sein!», skizziert<br />

Steiner das Zusammenspiel von Online<br />

und Offline. Klar, eine Messe<br />

dauere nur kurz. «Unsere Beziehungen<br />

pflegen wir deshalb das ganze Jahr<br />

über, auf allen anderen Kanälen.» Diese<br />

Arbeitsteilung bestätigt auch Juon von<br />

Saviva: «Die Kommunikation gegenüber<br />

Kunden verändert sich. So nutzen<br />

wir nebst unseren Messeauftritten<br />

auch alternative und neue Kommunikationskanäle,<br />

um mit unserer bestehenden<br />

Kundschaft sowie Neukunden<br />

in Kontakt zu treten.» Die Igeho, bestätigt<br />

Juon, sei für Saviva als Plattform<br />

interessant. Dabei leiste auch der<br />

Austausch mit Lieferantenpartnern einen<br />

wertvollen und wichtigen Beitrag.<br />

Ebenso die Rahmenprogramme wie<br />

«Campus», das die Messeleitung angestossen<br />

und dieses Jahr erstmals in<br />

Zusammen arbeit mit Hotellerie Suisse<br />

organisiert hat. «Der Campus gibt<br />

gute Impulse für den Alltag», bekräftigt<br />

Markus Steiner. Aber auch über<br />

die Kocharena höre man immer wieder<br />

lobende Worte. «Wenn Kochprofis in<br />

der Koch arena andere an ihrem Wissen<br />

teilhaben lassen, ist das toll und<br />

freut uns doppelt: Erstens, weil uns der<br />

Kochberuf am Herzen liegt, und zweitens,<br />

weil die Profis in der Arena mit<br />

unseren Küchengeräten arbeiten.»<br />

Viel Arbeit, doch die sozialen Kontakte<br />

kommen nicht zu kurz. «Die Zeit<br />

an der Igeho ist sehr knapp bemessen,<br />

aber für einen kurzen Austausch mit<br />

unseren Partnern und Marktbegleitern<br />

reicht es alleweil», meint Steiner.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


GARTENMÖBEL<br />

SCHNEIDEN, WIEGEN, VAKUUMIEREN<br />

M-100 ATTIVA<br />

Wer: Hunn Gartenmöbel AG<br />

Wo: Halle 1.1, Stand E002, E008<br />

Was: Hunn Gartenmöbel im aargauischen<br />

Bremgarten ist der perfekte<br />

Partner mit langjähriger Erfahrung<br />

im Gastronomiebereich. Neben<br />

Privatkunden berät Hunn seit über<br />

30 Jahren auch Gastronomie- und<br />

Hotelleriekunden. Die qualitativ<br />

hochwertigen Gartenmöbel sind<br />

absolut wetterfest und über viele<br />

Jahre im Sortiment verfügbar. Über<br />

90 % der Ware liefert Hunn sofort ab<br />

Lager.<br />

Wer: Hofmann Servicetechnik<br />

Wo: Halle 1.0, Stand C145<br />

Was: Hofmann Servicetechnik AG<br />

bietet eine breite Palette an hochwertigen<br />

Vakuumgeräten, Aufschnittmaschinen<br />

und Waagen für Kleinund<br />

Grossbetriebe in den Bereichen<br />

Gastronomie, Bäckerei, Metzgerei,<br />

Käserei sowie für Industriebetriebe,<br />

Detailhandel und Private an. Grossgeschrieben<br />

wird bei Hofmann<br />

Servicetechnik Kundenbetreuung.<br />

So sind Servicetechniker stets rasch<br />

vor Ort, um Pannen an den robusten<br />

Geräten zu beheben.<br />

Wer: Vassalli Service AG<br />

Wo: Halle 1.1, Stand A102<br />

Was: Cimbali hat das bewährte<br />

Kaffeemaschinenmodell M-100<br />

weiterentwickelt. Es ist mit<br />

Gruppenboiler und Druckprofil in<br />

Mattgrau, Mattschwarz oder Glanzweiss<br />

erhältlich. Für die Bedienung<br />

können Sie zwischen Knöpfen<br />

oder Touchscreen wählen. Auch<br />

erhältlich mit zwei automatischen<br />

Dampflanzen, als erhöhte Version<br />

für die To-go-Becher und mit vielen<br />

weiteren Möglichkeiten.<br />

Telefon: +41 56 648 89 22<br />

www.hunn.ch<br />

Telefon: +41 62 923 43 63<br />

www.hofmann-servicetechnik.ch<br />

Telefon: +41 43 299 70 70<br />

www.vassalli.ch<br />

GETRÄNKE MANUFAKTUR<br />

GASTRONOMIE DER ZUKUNFT<br />

POS DIGITAL<br />

Wer: Alte Brauerei Villa<br />

Wo: Halle 1.1, Stand C205<br />

Was: Als innovative Getränke-<br />

Manufaktur aus Bern unterstützen<br />

wir unsere Kunden bei einer Vielzahl<br />

von Themen – von der Produktentwicklung<br />

über die Lohnabfüllung<br />

bis hin zur Markteinführung.<br />

Unser Leistungsspektrum umfasst<br />

sowohl die Entwicklung kreativer<br />

Getränkekonzepte und aussergewöhnlicher<br />

Geschmacksrichtungen<br />

als auch die Erschliessung neuer<br />

Märkte und Trends sowie den<br />

Ausbau von Vertriebskanälen.<br />

Wer: Gehrig Group AG<br />

Wo: Halle 1.0, Stand A126/A124/B126<br />

Was: Mit der Digitalisierung und Vernetzung<br />

öffnen sich uns neue Welten<br />

vieler Möglichkeiten. Ob Betriebskostenübersicht,<br />

aktuelle Verbrauchswerte<br />

oder Maschinenstatus, mit der<br />

neuen GG+connect App behalten Sie<br />

alles im Blick – schnell, effizient und<br />

sicher. Gewinnen Sie einen ersten Eindruck<br />

über die Gastronomie der Zukunft:<br />

Entdecken Sie unsere exklusiven<br />

Neuheiten und lassen Sie sich von den<br />

digitalen und kulinarischen Highlights<br />

inspirieren. Die Zukunft ist jetzt!<br />

Wer: Zucchetti Switzerland SA<br />

Wo: Halle 1.1, Stand B135<br />

Was: Erleben Sie modernste Technologie<br />

bei Zucchetti! Wir schaffen<br />

neue Kundenerlebnisse entlang der<br />

Customer Journey, mit denen Restaurantbesitzer<br />

und Caterer das Gästeerlebnis<br />

online und offline automatisieren<br />

können. Highlights sind die<br />

neue TCApp, ein Self-Order-Kiosk,<br />

die automatische Speisenerkennung<br />

am POS, Digital Signage und die<br />

integrierte Personaleinsatzplanung.<br />

Telefon: +41 31 544 36 48<br />

www.creativefnb.ch<br />

Telefon: +41 43 211 56 56<br />

www.gehriggroup.ch<br />

Telefon: +41 44 864 44 10<br />

www.tcpos.ch


GAHT NÖD – GIT’S NÖD!<br />

GASTROVERSICHERUNGEN<br />

NEUES AUS ROMER’S HAUSBÄCKEREI<br />

Wer: Hauser Gastro AG<br />

Wo: Halle 1.0, Stand C131<br />

Was: Die Firma Hauser Gastro ist ein<br />

Familienbetrieb mit 12 Mitarbeitern<br />

der stetig wächst und sich entwickelt.<br />

Bekannt für ihre individuellen Küchen<br />

bester Qualität und den Rundumservice<br />

in allen Gastro-Belangen,<br />

setzt sie sich am Schweizer Markt an<br />

die Spitze der Kundenzufriedenheit.<br />

Natürlich fehlt sie auch dieses Jahr<br />

an der Igeho <strong>2019</strong> nicht. Die Familie<br />

Hauser und das ganze Hauser Gastro<br />

Team freuen sich, Sie an der Igeho<br />

persönlich zu begrüssen.<br />

Wer: esurance AG<br />

Wo: Halle 1.0, Stand A100<br />

Was: Gastroversicherungen.ch ist<br />

die neue Versicherungsplattform,<br />

die exklusive Versicherungen zu<br />

Krankentaggeld, sowie Unfall, Sachund<br />

Haftpflichtversicherungen für<br />

Mitglieder von GastroSuisse anbietet.<br />

Schliessen Sie Ihre Versicherung<br />

einfach, schnell und günstig ab:<br />

vertrauen Sie dabei auf erfahrene<br />

Partner. Ihre kostbare Zeit können<br />

Sie somit ganz beruhigt Ihren Gästen<br />

widmen. Erfahren Sie mehr am Gemeinschaftsstand<br />

mit SWICA.<br />

Wer: Romer’s Hausbäckerei AG<br />

Wo: Halle 1.2, Stand A078<br />

Was: Romer’s Hausbäckerei präsentiert<br />

am Igeho-Stand A078 in der<br />

Halle 1.2 ihr köstliches Backwarensortiment.<br />

Welche neuen Produkte<br />

dabei sind, erfahren die Messebesuchenden<br />

am Branchentreff in<br />

Basel, zwei seiner Neuheiten stellt<br />

das Familienunternehmen schon<br />

heute vor.<br />

Telefon: +41 44 930 18 88<br />

www.hauser-gastro.ch<br />

Telefon: +41 44 330 30 30<br />

www.gastroversicherungen.ch<br />

Telefon: +41 55 293 36 36<br />

www.romers.ch<br />

BRESC UND STEIN’S BEST<br />

SAUBERKEIT ERLEBEN!<br />

IHR NEUER BARKEEPER<br />

Wer: Hügli Nährmittel AG<br />

Wo: Halle 1.2, Stand B044<br />

Was: Bresc ist der Spezialist in<br />

kühlfrischen Knoblauch- und Kräuterprodukten.<br />

Bei der Entwicklung<br />

unserer Produkte gehen wir von<br />

authentischen puren Geschmäcken<br />

und gleichbleibender Qualität aus,<br />

und lassen uns bei der Produktentwicklung<br />

von den Gastronomietrends<br />

inspirieren. Stein’s BEST ist die neue<br />

Hügli Dressingwelt. Für sie haben wir<br />

ein Dressing-Angebot geschaffen,<br />

das mit Sortenvielfalt und einfacher<br />

Anwendung Ihrem Salatangebot neuen<br />

Schwung verleiht.<br />

Telefon: +41 71 447 22 11<br />

www.huegli-naehrmittel.ch<br />

Wer: Ecolab<br />

Wo: Halle 1.0, Stand A116<br />

Was: Für hygienisch saubere Küchen ist<br />

der innovative Mikrofaser-Scheuerbezug<br />

Rasant Micro Scrub die ideale Lösung zur<br />

Reinigung von hartnäckigen Verschmutzungen,<br />

speziell auch von rutschhemmenden<br />

Küchenböden. In Kombination<br />

mit unserem neuen KitchenPro Oxy Des<br />

Concentrate bieten wir so eine effizientere<br />

Lösung, denn die innovative Wasserstoffperoxid-Formulierung<br />

vereint eine<br />

ausgezeichnete Reinigungsleistung mit<br />

sehr guter Fettlösekraft und Kalklösevermögen<br />

sowie mit einer besonders schnell<br />

wirksamen desinfizierenden Wirkung.<br />

Telefon: +41 61 466 94 66<br />

www.ecolab.com<br />

Wer: Gastro Schaffner<br />

Wo: Halle 11, Stand C226<br />

Was: Mit der vollautomatischen<br />

Cocktailmaschine servieren Sie Ihren<br />

Gästen in 10 Sekunden feine Cocktail,<br />

ohne auf die Show des Barkeepers zu<br />

verzichten. Begeistern Sie Ihre Gäste<br />

und erzielen Sie mehr Gewinn. Fachwissen<br />

ist nicht erforderlich, Drinks<br />

sind in gleichbleibender Qualität und<br />

Sie haben die Kontrolle über Ihren<br />

Wareneinsatz. Weiter bieten wir gastgewerbliche<br />

Dienstleistungen sowie<br />

ein attraktives Sortiment an Gastronomie-<br />

und Hotelbedarf.<br />

Telefon: +41 71 570 57 76<br />

www.gastroschaffner.ch


IMRPESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

KIS-COM AG<br />

FLÜELASTRASSE 27<br />

8047 ZÜRICH, SCHWEIZ<br />

MAIL@KIS-COM.CH<br />

+41 44 400 50 29<br />

VERLEGER<br />

ANDREAS KRUMES<br />

CHEFREDAKTION<br />

STORYLINE.CH<br />

REDAKTION<br />

REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />

MANUEL GAMMA<br />

CHRISTIAN NILL<br />

MICHAELA RUOSS<br />

ROBERT WILDI<br />

BARBARA SCHINDLER<br />

CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS<br />

MISCHA SCHERRER<br />

MICHAELA RUOSS<br />

CHRIS KREBS<br />

WO NICHT ANDERS VERMERKT SIND DIE<br />

FOTOS EIGENTUM DER KIS-COM AG.<br />

LAYOUT<br />

DIE WERBEKANZLEI AG<br />

KORREKTORAT UND DRUCK<br />

AVD GOLDACH AG<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

3× JÄHRLICH<br />

ANZEIGEN<br />

JASMINE SCHÄRER<br />

AUFLAGE<br />

23 000 EXEMPLARE PRINT | E-PAPER<br />

ISSN<br />

PRINT 2624-9510<br />

ONLINE 2624-9529<br />

VERKAUFSPREIS<br />

CHF 15.–<br />

COPYRIGHT BY KIS-COM AG.<br />

NACHDRUCK UND SONSTIGE VERWENDUNG SÄMTLICHER INHALTE OHNE<br />

SCHRIFTLICHE GENEHMIGUNG DER KIS-COM AG SIND VERBOTEN.

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