bosg-magazin-1-2021
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GEMEINSAM<br />
AUS DER<br />
KRISE<br />
SEITE 32<br />
Nº 1/21
Neues Gastrosortiment.<br />
100% pflanzlich.<br />
100% Geschmack.<br />
Schweizer Hafer<br />
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MIT ZUVER-<br />
SICHT NACH<br />
VORNE!<br />
Es freut mich, dass Sie gerade das neue<br />
CHEF-Sache-Magazin in den Händen<br />
halten können. Zwar mit etwas Coronabedingter<br />
Verspätung – aber immerhin!<br />
Mich macht es stolz, dass uns dies<br />
überhaupt gelungen ist. Hat doch das<br />
neue Jahr gleich begonnen, wie das alte<br />
geendet hatte: herausfordernd für uns<br />
alle. Es wird wohl Jahre dauern, bis all<br />
die entstandenen Defizite überwunden<br />
sind. Aber Krisen sind bekanntlich auch<br />
Angebote des Lebens, sich zu wandeln.<br />
Man braucht noch gar nicht zu wissen,<br />
was neu werden soll. Man muss nur bereit<br />
für den Wandel sein – und zuversichtlich.<br />
Schauen wir also nach vorne<br />
und lassen uns von der momentanen Zuversicht<br />
und den positiveren «Moti-Viren»<br />
anstecken. Ich bin überzeugt, dass<br />
wir schon im Sommer mit einem anderen<br />
Blick auf die vergangenen Monate<br />
zurückschauen werden. In diesem Magazin<br />
haben wir wieder diverse Stimmen<br />
aus der Branche zusammengetragen und<br />
wie sie mit der Corona-Krise umgehen<br />
(ab Seite 8).<br />
Unternehmerisch ist die Situation für<br />
fast alle ein Desaster. Ohne Kurzarbeit,<br />
Kredite, Zahlungen der Versicherung<br />
oder Crowdfunding-Finanzierungen<br />
(Buzzword auf Seite 102) hätten wohl<br />
einige von uns die Türen schon lange für<br />
immer schliessen müssen. Und doch: Im<br />
ersten Corona-Jahr gingen nicht mehr<br />
Gastrobetriebe Konkurs als üblich. Von<br />
Anfang März 2020 bis Mitte Februar<br />
<strong>2021</strong> waren die Konkurseröffnungen<br />
sogar tiefer als im Vorjahr. Gleichzeitig<br />
gehen laufend neue Konzepte an den<br />
Start. Hoffen wir, dass das so bleibt. Auf<br />
Seite 22 erfahren Sie, wie man finanzielle<br />
Planungssicherheit erreichen kann.<br />
Im aktuellen CHEF blicken wir zurück<br />
auf die letzten Monate, betrachten die<br />
Gegenwart und wägen die Zukunftsperspektiven<br />
der Branche ab. Wir waren in<br />
der Schweiz unterwegs, von Basel über<br />
Luzern bis nach Genf, und haben über<br />
den Tellerrand geschaut. Dabei hat die<br />
Branche sehr Unterschiedliches erlebt.<br />
Während kleinere Einzelfirmen mehrheitlich<br />
auf sich selbst gestellt waren<br />
(und sind), können Gastroketten die<br />
Last auf viele Teilunternehmen verteilen.<br />
Zum Beispiel die Enchilada-Gruppe in<br />
Deutschland (Seite 16).<br />
Positiv stimmt mich, wie unsere Branche<br />
die letzten Monate für kreative<br />
Ideen und sogar Investitionen genutzt<br />
hat, vor allem auch im Bereich Digitalisierung.<br />
Hier scheint – wenn auch nicht<br />
immer freiwillig – der Knoten endgültig<br />
geplatzt zu sein. Konzepte wurden hinterfragt<br />
und neu aufgestellt. Spannend<br />
zu sehen, was alles daraus entstanden ist,<br />
sei es in der Ausser-Haus-Verpflegung<br />
(digitale Kantine, Seite 92), Hotellerie<br />
oder ganzen Tourismusregionen (z. B.:<br />
Engadin, Seite 48). Statt zu jammern,<br />
haben viele von uns sich mit Alternativszenarien<br />
befasst und neue Dienstleistungen<br />
mit Start-up-Groove auf die<br />
Beine gestellt: Take-away, Lieferservice,<br />
Fine-Dining-Gourmetboxen etc. So<br />
kann es weitergehen.<br />
Ihr Andreas Krumes
BELOHNE<br />
DICH<br />
MIT<br />
GENUSS.
INHALT<br />
TAT-SACHE<br />
KOPF-SACHE<br />
1.1 Businessplan 08<br />
1.2 Insights 32<br />
1.3 Konzepte im Fokus 36<br />
1.4 Technik 46<br />
1.5 Digital 48<br />
2.1 Chefsache 60<br />
2.2 Dreamteam 76<br />
2.3 Best of Swiss Gastro 84<br />
TREND-SACHE<br />
SPEZIAL-SACHE<br />
3.1 Trending Topic 92<br />
3.2 Trendtour 96<br />
3.3 Buzzword 102<br />
4.1 Digitales Marketing 108<br />
Titelseite: Wollen nicht länger im pandemischen Regen stehen bleiben:<br />
(v.l.) Simone Müller-Staubli, Michel Rudin, Florian Eltschinger, Katrin Vontobel, Philippe Giesser, Siehe Seite 32.
Auch in der<br />
deutschen Pizzeria<br />
Aposto, die zur<br />
Enchilada-Gruppe<br />
gehört, hat man<br />
das Lachen trotz<br />
Dauerkrise nicht<br />
verlernt. Seite 16.
TAT-SACHE<br />
1.1 Businessplan<br />
Wege durch die Krise 08<br />
Grösse ist in der Krise ein Vorteil 16<br />
Planungssicherheit in unsteten Zeiten 22<br />
Mit Freizeitgästen und Gourmets die<br />
Lockdowns überbrücken 24<br />
1.2 Insights<br />
Luzerner Gastgewerbetreibende:<br />
Gemeinsam aus der Krise 32<br />
1.3 Konzepte im Fokus<br />
Wir sind systemrelevant 36<br />
Der Nachhaltigkeit auf der Spur 42<br />
1.4 Technik<br />
Inhouse Convenience 46<br />
1.5 Digital<br />
Engadin to Shop 2.0 48<br />
Der (digitale) Post-Corona-Gast 54
808<br />
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
C O R O N A<br />
WEGE DURCH<br />
DIE KRISE<br />
Was tun, wenn man nicht mehr tun darf, was man am liebsten tut?<br />
Wir haben uns umgehört und nachgefragt, welche Wege die Gastronominnen<br />
und Gastronomen in der Krise einschlagen. Und wie<br />
es ihnen dabei geht. Fünf Erfahrungsberichte aus der Branche.<br />
AUFGEZEICHNET VON REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />
FOTOS ZVG<br />
GIANCLAUDIO DE LUICI,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER,<br />
RESTAURANT IL GRANO,<br />
BÜREN AN DER AARE BE<br />
Gianclaudio de Luici,<br />
Geschäftsführer im Il<br />
Grano, konnte auch<br />
während des Lockdowns<br />
das innere<br />
Feuer bewahren.<br />
«Ich war immer ein positiv denkender<br />
Mensch, auch im ersten Lockdown.<br />
Und ich fasste Mut, als wir trotz fehlender<br />
Anlässe einen guten Sommer<br />
verzeichneten. Als die Behörden im<br />
Herbst 2020 neue Massnahmen erliessen,<br />
begann mich die Situation sehr zu<br />
bedrücken. Der Wirrwarr nahm mir jede<br />
Planungssicherheit. Im zweiten Lockdown<br />
lancierten wir zusammen mit dem<br />
Betrieb Geheimtipp die Genussboxen<br />
mit Take-away-Menüs. Dafür legten wir<br />
uns richtig ins Zeug, und ich merkte,<br />
wie mein inneres Feuer wieder zu brennen<br />
begann. Das Konzept verfeinern wir<br />
nun stetig und feilen an Rezepturen und<br />
Haltbarkeiten. Es herrscht ein richtiger<br />
Start-up-Groove. Die Genussboxen sind<br />
so gut, dass wir sie im Sommer ins Terrassen-Konzept<br />
integrieren. Zudem will<br />
ich altershalber eine Nachfolgelösung<br />
für das Il Grano finden, damit das Vakuum<br />
nach der Krise genutzt werden kann.<br />
Was ich aus Corona gelernt habe: Wir<br />
Gastronomen müssen zusammenhalten,<br />
das lohnt sich.»<br />
› Anzahl MA: 15 Teilzeitstellen<br />
› Sitzplätze: 70–100, wegen Corona: 50<br />
› Umsatz 2020: ca. 60 % vom Üblichen
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN 09
10 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
SILVIA MANSER,<br />
KÜCHENCHEFIN UND<br />
GESCHÄFTSFÜHRERIN,<br />
RESTAURANT TRUUBE, GAIS AR<br />
«Im März 2020 machten wir wie geplant<br />
Ferien. Dann überschlugen sich die Ereignisse<br />
und wir kamen direkt in den<br />
Lockdown. Ich glaube immer ans Gute<br />
und war überzeugt, dass die Krise nicht<br />
lange dauert. Das sehe ich heute anders.<br />
Nach dem Lockdown mussten wir das<br />
Restaurant in unrealistisch kurzer Zeit<br />
wieder hochfahren, wurden dafür aber<br />
mit einem guten Sommer entschädigt.<br />
Im November, als die neuen Massnahmen<br />
publik wurden, hatte ich emotional<br />
sehr zu kämpfen. Jetzt, im zweiten Shutdown,<br />
sind wir wiederum in Kurzarbeit<br />
und stellen ein Gesuch für Erwerbsersatz.<br />
Allerdings musste sich mein<br />
Mann dafür richtig reinknien, die Bürokratie<br />
war gewaltig. Unsere Kochlehrlinge<br />
kommen regelmässig in die Küche,<br />
kochen für die Familie und bereiten sich<br />
auf die Prüfungen vor. Für sie kann ich<br />
mir viel Zeit nehmen. Aber uns fehlen<br />
die Gäste und die Hektik in der Küche.»<br />
Der neue Gästetisch in<br />
der Truube in Gais AR<br />
freut sich vermutlich,<br />
wenn er seinem Namen<br />
bald wieder gerecht<br />
werden kann.<br />
› Anzahl MA: 4,5 Stellen, 2 Lernende<br />
› Sitzplätze: 30, wegen Corona: 23<br />
› Umsatz 2020: Im Sommer 2020 auf<br />
Kurs, Dezember schlecht
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
11<br />
Meta Hiltebrand<br />
meldete sich während<br />
des Lockdowns<br />
sogar per Brief beim<br />
Bundesrat.<br />
META HILTEBRAND,<br />
GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />
UND KÖCHIN,<br />
RESTAURANT LE CHEF, ZÜRICH<br />
«In den Lockdowns entdeckte ich völlig<br />
neue Seiten an mir. Ich kaufte für alte<br />
oder kranke Menschen ein und kochte<br />
Mittagessen für sie vor. Daneben gab ich<br />
Kochkurse für jeweils vier Personen –<br />
mehr durften es ja nicht sein. Geschäftlich<br />
ist die Situation ein Desaster. Wir<br />
kriegen zwar Kurzarbeitsentschädigung,<br />
aber die Sozialabgaben zahle ich trotzdem.<br />
Meine Buchhalterin forderte für<br />
mich Erwerbsersatz an. Dafür musste<br />
ich insgesamt 71 Dokumente unterzeichnen.<br />
Zum Glück zahlte immerhin<br />
meine Pandemie-Versicherung einen<br />
Zustupf, ohne diesen gäbe es uns wohl<br />
nicht mehr. Im Hochsommer blieb mein<br />
Restaurant wie üblich aufgrund der Hitze<br />
geschlossen. Im Oktober und November<br />
machten wir dann zwar wieder gute<br />
Umsätze, dies rettete den Jahresumsatz<br />
aber nicht. Die neuen Massnahmen im<br />
Dezember setzten mir zu, deshalb wandte<br />
ich mich auch mit einem Statement<br />
via Facebook an den Bundesrat.»<br />
› Anzahl MA: 7<br />
› Sitzplätze: 60, wegen Corona: 35–40<br />
› Umsatz 2020: ca. 50 % vom Üblichen
12 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
13<br />
Auch auf dieser<br />
Terrasse sollen endlich<br />
wieder zahlreiche<br />
Gäste den Blick in<br />
die Ferne schweifen<br />
lassen: Restaurant<br />
Panorama Hartlisberg<br />
in Steffisburg BE.<br />
ROLF FUCHS,<br />
KOCH UND GESCHÄFTSFÜHRER,<br />
RESTAURANT PANORAMA<br />
HARTLISBERG, STEFFISBURG BE<br />
«Der erste Lockdown versetzte uns anfänglich<br />
in eine Schockstarre. Aber<br />
schon nach einer Woche lancierten wir<br />
ein Take-away-Angebot. Dafür setzten<br />
wir alle Hebel in Bewegung, schrieben<br />
unsere Gäste an und gewannen bald viele<br />
treue Kunden. Diese waren froh, dass sie<br />
bei uns feine Menüs abholen und etwas<br />
plaudern konnten. Der Aufwand war<br />
gross, aber er hat sich gelohnt. Die Solidarität<br />
spürten wir auch im Sommer und<br />
wir verzeichneten sehr gute Pro-Kopf-<br />
Umsätze. Im zweiten Lockdown bauten<br />
wir die Gaststube um. Wir brauchten ein<br />
neues Projekt und hatten Zeit, mit anzupacken.<br />
Das konnten wir natürlich nur,<br />
weil unsere Familie schon in der zweiten<br />
Generation auf dem Hartlisberg wirtet.<br />
Das Take-away machen wir übrigens zu<br />
einem festen Bestandteil unseres Angebots.<br />
Es wird auch nach der Pandemie<br />
Menschen geben, die das schätzen.»<br />
› Anzahl MA: 14, ein Lernender<br />
› Sitzplätze: 160, wegen Corona: 133<br />
› Umsatz 2020: dank Sommer ganz ok
14 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
ARNO SGIER,<br />
KÜCHENCHEF UND INHABER,<br />
RESTAURANT TRAUBE,<br />
TRIMBACH SO<br />
Arno Sgier hat<br />
den Lockdown u.a.<br />
dazu genutzt, lange<br />
fällige Arbeiten zu<br />
erledigen.<br />
«Uns erwischte Corona im November.<br />
Die Hälfte der Mitarbeitenden wurde<br />
positiv auf das Virus getestet, und ich<br />
musste das Restaurant für zehn Tage<br />
schliessen. Zum Glück hatten wir milde<br />
Verläufe und steckten meines Wissens<br />
keine Gäste an. Noch vor Corona<br />
habe ich den Betrieb aus ästhetischen<br />
und wirtschaftlichen Gründen um vier<br />
Tische reduziert. Somit waren die Abstände<br />
immer ausreichend gross. Dank<br />
treuen Gästen hatten wir einen aussergewöhnlich<br />
guten Sommer. Den Lockdown<br />
nutzte ich dafür, Pendenzen zu<br />
erledigen. Ich frischte mein Restaurant<br />
auf, machte Wein-Inventur und kreierte<br />
neue Lampen. Im Frühling stach ich<br />
Spargeln auf dem Feld und half einem<br />
Winzer im Weinberg. Zudem tüftelte<br />
ich zusammen mit meinem Sohn, einem<br />
Lebensmittelwissenschaftler, in der Küche.<br />
Wir kreierten etwa ein Zwiebelgericht<br />
und eine eigene Kaffeemischung.»<br />
› Anzahl MA: 3 und 4 Lernende<br />
› Sitzplätze: 8 Tische<br />
› Umsatz 2020: dank sehr gutem<br />
Sommer auf Kurs
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
15<br />
DAS ERSTE CORONA-JAHR IN ZAHLEN<br />
Allen düsteren Vorhersagen zum<br />
Trotz: in der Gastro-Branche kam es<br />
im ersten Corona-Jahr (noch) nicht<br />
zum Supergau. Es gab gar weniger<br />
Konkurse als im Vorjahr: Von Anfang<br />
März 2020 bis Ende März <strong>2021</strong> beliefen<br />
sich die Konkurseröffnungen<br />
auf 230, die Konkursabschlüsse auf<br />
430. In der Vorjahresperiode waren<br />
es rund 260 bzw. 500.<br />
Kurzarbeit: Von Januar 2020 bis Januar<br />
<strong>2021</strong> rechneten die Gastrobetriebe<br />
(ohne Beherbergung) insgesamt über<br />
61 Millionen Ausfallstunden ab. Die<br />
Auszahlungen für Kurzarbeitsentschädigung<br />
beliefen sich in dieser Zeit auf<br />
über eine Milliarde Franken (ohne<br />
Arbeitgeberbeiträge). Mit 72 Prozent<br />
wurden im April 2020 am meisten<br />
Arbeitnehmende in Kurzarbeit geschickt.<br />
Im Juli 2020 belief sich der<br />
Wert auf 26 und im Dezember auf 44<br />
Prozent.<br />
Quellen: SHAB, Staatssekretariat für Wirtschaft<br />
SECO. Stand: März <strong>2021</strong><br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
16 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
C O R O N A<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
«GRÖSSE IST IN<br />
DER KRISE EIN<br />
VORTEIL»<br />
Für Torsten Petersen, Geschäftsführer der deutschen Enchilada-<br />
Gruppe, ist das Glas schon immer mindestens halb voll. Trotzdem<br />
war die Corona-Pandemie für ihn und seine Mitstreiter eine intensive<br />
Zeit voller Herausforderungen, Unsicherheiten und Erkenntnisse.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
HERR PETERSEN, WIE KOMMT<br />
DIE ENCHILADA-GRUPPE BISHER<br />
DURCH DIE CORONA-KRISE?<br />
HABEN SIE ES ALS GROSSES<br />
UNTERNEHMEN LEICHTER ALS<br />
KLEINE GASTRONOMEN?<br />
Ich habe über meine Netzwerke mitbekommen,<br />
wie viele Einzelgastronomen<br />
mit der ganzen Situation überfordert waren,<br />
und möchte nicht mit ihnen tauschen.<br />
Als Gruppe mit mehr als 90 Fullservice-<br />
Restaurants konnten wir die Lasten auf<br />
viele Schultern verteilen. Wir haben sehr<br />
schnell einen Krisenstab installiert. Darin<br />
waren neben der Geschäftsführung<br />
auch das Marketing, Kommunikationsspezialisten<br />
und Vertreter der Operative<br />
sowie der Franchise-Nehmer versammelt.<br />
Dadurch fiel es uns sehr viel<br />
leichter, Falschinformationen herauszufiltern<br />
und die Dinge zu verfolgen, die<br />
wirklich wichtig waren. Ein weiterer<br />
Vorteil in einem grossen Unternehmen:<br />
Man bekommt nicht alles auf den<br />
Schreibtisch, viele Probleme werden von<br />
anderen gelöst.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
17<br />
So wild und fröhlich<br />
wirbt die deutsche<br />
Pizzeria Aposto um<br />
neue Mitarbeitende.
18 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
ÜBER DIE ENCHILADA-GRUPPE<br />
Das erste Enchilada-Restaurant wurde<br />
1990 in München eröffnet. 1996<br />
folgte die Gründung der Enchilada<br />
Franchise GmbH in Gräfelfing bei<br />
München. Die Gruppe betreibt heute<br />
deutschlandweit Freizeit- und Systemgastronomie,<br />
darunter die Konzepte<br />
«Besitos», «Aposto», «Lehners Wirtshaus»,<br />
«Burgerheart» und «Wilma<br />
Wunder» sowie lokale Grossprojekte<br />
in mehreren deutschen Städten. Das<br />
Unternehmen erzielte 2019 einen<br />
Umsatz von mehr als 127 Millionen<br />
Euro und gehört zu den grössten Gastrounternehmen<br />
in Deutschland.<br />
Torsten Petersen begann seine Karriere<br />
bei der Enchilada-Gruppe 1993<br />
als Aushilfskellner. Nach Abschluss<br />
seines Wirtschaftsgeografie-Studiums<br />
arbeitete er in der Enchilada-Zentrale<br />
bei München. Heute ist er gemeinsam<br />
mit Karsten Rupp und Gründer Hermann<br />
Weiffenbach Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Gruppe.<br />
› enchilada-gruppe.de<br />
Torsten Petersen,<br />
Geschäftsführer der<br />
deutschen Enchilada-<br />
Gruppe.<br />
WELCHE VORTEILE HATTE DAS<br />
FÜR DIE FRANCHISE-PARTNER?<br />
Zum Beispiel konnten wir in Dresden,<br />
wo wir drei Restaurants unterschiedlicher<br />
Marken nahe beieinander<br />
betreiben, das Liefergeschäft für alle<br />
drei Konzepte aus einer Küche heraus<br />
organisieren und dabei wertvolle Synergien<br />
nutzen. Auch haben wir in der<br />
Zentrale für alle Betriebe und Partner<br />
die nötigen Checklisten nach den jeweils<br />
aktuellsten Informationen erstellt. Diese<br />
haben wir dann übrigens mit der ganzen<br />
Branche als Open-Source-Dokumente<br />
geteilt. Unsere Partner haben dadurch<br />
mehr Zeit, für ihre Mitarbeiter da zu<br />
sein und sich operativ auf ihr Geschäft<br />
zu konzentrieren.<br />
WENIGER MEDIEN KONSUMIEREN<br />
DIE MOTIVATION DER MITARBEI-<br />
TENDEN ZU STÄRKEN, IST FÜR<br />
ALLE GASTRONOMEN DERZEIT<br />
EINE DER GRÖSSTEN HERAUS-<br />
FORDERUNGEN. WIE HALTEN SIE<br />
IHRE TEAMS – UND SICH SELBST<br />
– BEI LAUNE?<br />
Ich habe sehr schnell gelernt, nur noch<br />
einmal am Tag Nachrichten zu schauen,<br />
später habe ich sogar nur noch Radio gehört.<br />
Es ist momentan noch wichtiger<br />
als sonst, miteinander im Gespräch zu<br />
bleiben, gerade positives Feedback tut so<br />
gut. Durch den Austausch und vermehrte<br />
Support-Besuche sind wir sehr nah<br />
dran an den Restaurants und konnten<br />
den Kollegen vor Ort Tipps an die Hand<br />
geben, wie sie den Kontakt zu ihren<br />
Mitarbeitern aufrechterhalten können.<br />
Zum Beispiel durch eine digitale «Wer<br />
wird Millionär»-Challenge oder ein<br />
virtuelles Feierabendbier. Das hat sich<br />
ausgezahlt: Die meisten unserer Leute<br />
sind noch an Bord.
WIR<br />
SUCHEN DIE<br />
BESTEN<br />
GASTRO-AWARDS.CH
20 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Diese und rechte Seite:<br />
Teamwork im Aposto<br />
im deutschen Aachen<br />
vor und während der<br />
Corona-Pandemie.<br />
WIE HAT CORONA DIE ENCHILADA-<br />
GRUPPE ALS UNTERNEHMEN VER-<br />
ÄNDERT?<br />
Wir haben die Zeit des Lockdowns<br />
genutzt, um unsere Konzepte zu straffen<br />
und zu optimieren. Wir sind vom<br />
Grundsatz her eine sehr partnerschaftliche<br />
und demokratische Gruppe, was<br />
zu vielen Vorteilen, aber eben auch immer<br />
mal wieder zu konzeptionellen Unschärfen<br />
geführt hat. Jetzt sind wir fokussierter.<br />
Der Wechsel ins Homeoffice<br />
hat wunderbar geklappt, da wir hier vorher<br />
schon gut aufgestellt waren. Einige<br />
Themen, wie die Stärkung unserer Arbeitgebermarke,<br />
mussten wir zunächst<br />
auf Eis legen, dafür wurden das E-Learning-Programm<br />
und die Digitalisierung<br />
der Betriebe ausgebaut. Insofern ziehen<br />
wir auch ein paar positive Aspekte aus<br />
dem Lockdown.<br />
EXPANDIEREN IN DER KRISE?<br />
HAT CORONA DIE EXPANSION<br />
DER ENCHILADA-GRUPPE AUSGE-<br />
BREMST? PLANEN SIE EVENTUELL<br />
SOGAR RESTAURANTS IN DER<br />
SCHWEIZ?<br />
Unser Fokus liegt derzeit eher darauf,<br />
die bestehenden Läden auf den neuesten<br />
Stand zu bringen. Wir haben<br />
zwar 2020 einige Restaurants eröffnet,<br />
aber natürlich ist das Budget durch die<br />
Krise nicht mehr in dem Umfang vorhanden<br />
wie geplant. Wir wollen weiterhin<br />
expandieren, jedoch langsamer, und<br />
dabei noch genauer hinschauen. Möglicherweise<br />
brauchen wir ja auch in Zukunft<br />
gar nicht mehr so grosse Flächen.<br />
Ich bin sicher, dass da draussen viele gute<br />
Gastronomen und Gastronominnen unterwegs<br />
sind, die in der Krise gelernt haben,<br />
dass es nicht immer vorteilhaft ist,<br />
alleine zu kämpfen. Denen können wir<br />
eine grosse Bandbreite unterschiedlichster<br />
Konzepte anbieten, wenn sie an einer<br />
starken Partnerschaft interessiert sind.<br />
Primär denken wir dabei ans Inland,<br />
aber wenn sich ein passender Partner<br />
in der Schweiz findet, der sich mit den<br />
lokalen Gegebenheiten auskennt –<br />
warum nicht?
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
21<br />
TIPPS VOR DEM RESTART<br />
› In Digitalisierung investieren<br />
(Gästedatenerhebung, Speisekarten,<br />
Kontaktnachverfolgung), ohne sich<br />
zu abhängig von externen Anbietern<br />
zu machen. Altersstruktur der Gäste<br />
dabei berücksichtigen.<br />
› Gästen – und Mitarbeitenden – ein<br />
Gefühl der Sicherheit vermitteln.<br />
Wer seinen Laden mit Vorschriften<br />
und Warnhinweise vollhängt,<br />
erreicht vermutlich das Gegenteil.<br />
Gleichzeitig darf man sich<br />
nicht angreifbar machen, weil die<br />
Vorschriften zu lasch umgesetzt<br />
werden. Dann landet man sofort in<br />
der Presse.<br />
› CO 2 -Messgerät installieren und<br />
über sein Lüftungssystem Bescheid<br />
wissen. Wie viel Luft wird stündlich<br />
ausgetauscht? Diese Information<br />
entsprechend kommunizieren.<br />
› Frühzeitig in den Austausch mit den<br />
Behörden gehen bez. Aussenflächen,<br />
Öffnungszeiten etc.<br />
› Mit den Lieferanten sprechen, damit<br />
die Ware rechtzeitig zur Wiedereröffnung<br />
da ist. Die Haltbarkeit<br />
aller Produkte, auch der neu gelieferten,<br />
checken!<br />
› Frühzeitig neue Mitarbeitende<br />
suchen, wenn das Team nicht mehr<br />
komplett ist. Es sind gerade jetzt<br />
gute Leute auf dem Markt!<br />
› Technik muss auch im Lockdown<br />
gewartet und in Schuss gehalten<br />
werden (Kaffeemaschinen, Lüftungsmotoren,<br />
Dichtungen, Fettabscheider<br />
etc.). Jetzt haben die<br />
Service-Techniker Zeit. Das erspart<br />
viel Ärger. Nicht vergessen: Die<br />
Bierschank anlage muss vor der Wiederinbetriebnahme<br />
chemisch und<br />
mechanisch gereinigt werden.<br />
› Günstige Decken für den Aussenbereich<br />
besorgen, zum Selbstkostenpreis<br />
an die Gäste verkaufen. Je<br />
nach Vorschriften müssen sie nach<br />
jeder Benutzung getauscht werden.<br />
› Reservierungsslots vergeben, um<br />
Tische mehrfach zu besetzen.<br />
› Unbedingt der Versicherung die<br />
Wiedereröffnung mitteilen!<br />
› Delivery-/Take-away-Geschäft<br />
weiter anbieten, denn das Bedürfnis<br />
danach wird bleiben, auch wenn das<br />
Geschäft vielleicht nach dem Restart<br />
kurzfristig zurückgeht. Gut überlegen,<br />
ob mit einer grossen Plattform<br />
gearbeitet wird oder mans selbst<br />
organisiert; nicht nur wegen der<br />
Gebühren, sondern auch wegen der<br />
Gästedaten.<br />
› Marketing! Sämtliche Kanäle nutzen,<br />
um die Gäste zu informieren, dass<br />
wieder geöffnet ist.<br />
› Mut haben, auch mal Neues auszuprobieren!<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
22 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
FACHBEITRAG<br />
PLANUNGS-<br />
SICHERHEIT<br />
IN UNSTETEN<br />
ZEITEN<br />
Kassen- und Bankbestände leeren sich vielerorts bedrohlich. Um<br />
das Überleben Ihres Betriebes nachhaltig sicherzustellen, brauchen<br />
Sie als Gastronomin oder Gastronom jetzt eine übersichtliche Budgetplanung.<br />
Wie diese mit möglichst wenig Aufwand erstellt wird,<br />
erklärt KMU-Finanzexperte Tobias Angehrn.<br />
FOTOS ZVG<br />
1<br />
AUSGANGSLAGE KENNEN<br />
Um planen zu können, müssen Sie<br />
zunächst Ihre Ist-Situation kennen.<br />
Verschaffen Sie sich daher einen Überblick:<br />
Wie viel Geld befindet sich aktuell<br />
auf dem Konto und in der Kasse? Gibt<br />
es Kreditlimiten, die noch nicht ausgeschöpft<br />
sind? Wie hoch sind die offenen<br />
Lieferantenrechnungen, und schuldet<br />
noch jemand Geld? Halten Sie Ihre<br />
Buchhaltung möglichst aktuell, so verlieren<br />
Sie die Übersicht nicht.<br />
Wer die Finanzplanung<br />
seines Betriebes im Griff<br />
hat, hat gut Lachen.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
23<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Tobias Angehrn ist Mitgründer und<br />
Geschäftsführer von TRESIO, einer<br />
digitalen Lösung für die Liquiditätsplanung<br />
in Unternehmen. Seit mehr<br />
als 15 Jahren begleitet er KMU in<br />
Finanzierungs- und Budgetierungsfragen.<br />
› tresio.ch<br />
2 PLANUNGSHORIZONT<br />
FESTLEGEN<br />
Planen Sie die vor Ihnen liegenden 30<br />
Tage anhand der offenen Rechnungen,<br />
eingegangenen Reservationen und<br />
saisonalen Erfahrungswerte möglichst<br />
detailliert, am besten auf Tagesbasis. Für<br />
die darüber hinaus gehenden elf Monate<br />
treffen Sie eine Einschätzung aufgrund<br />
der Erfahrungswerte aus den Vorjahren.<br />
Je weiter in der Zukunft, desto ungewisser<br />
werden naturgemäss diese getroffenen<br />
Annahmen. Das ist kein Problem –<br />
machen Sie diese Überlegungen am<br />
besten jede Woche, und aktualisieren Sie<br />
damit Ihre laufende Planung kontinuierlich.<br />
3<br />
FAKTOR ZEIT BEACHTEN<br />
Relevant aus Geld-Sicht ist nicht,<br />
wie viel in einem Monat ausgegeben und<br />
eingenommen wird, sondern wann diese<br />
Geldflüsse stattfinden. Fokussieren Sie<br />
sich bei der Planung ausschliesslich auf<br />
Ihr Guthaben auf der Bank und in der<br />
Kasse. Dieses müssen Sie in jedem Fall<br />
über null halten!<br />
4<br />
SETZEN SIE AUF EINE<br />
ROLLIERENDE PLANUNG<br />
Herkömmliche Budgets sind oft eine<br />
starre Angelegenheit. Eine gute Möglichkeit,<br />
Ihr laufendes Budget unter<br />
Kontrolle zu behalten, ist die sogenannte<br />
«rollierende» Planung: Ihr Fokus liegt<br />
dabei voll auf den kommenden Wochen<br />
und Monaten. Bei jeder wöchentlichen<br />
Erneuerung übernehmen Sie die Positionen<br />
aus den Vorperioden und passen<br />
diese, wo nötig, den neuen Umständen<br />
an. So stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit<br />
wissen, wo Ihr Betrieb finanziell<br />
aktuell steht und in welche Richtung<br />
Sie steuern. Damit sind Sie auch in den<br />
aktuell unsicheren Zeiten gut gewappnet.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
24 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Das Hotel Intercontinental<br />
in Genf gehört<br />
normalerweise zu den<br />
führenden Adressen, wenn<br />
es um Kongresse, Bankette<br />
und Events geht.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
25<br />
MIT FREIZEIT-<br />
GÄSTEN UND<br />
GOURMETS DIE<br />
LOCKDOWNS<br />
ÜBERBRÜCKEN<br />
Die MICE-orientierte Stadthotellerie kann dem «Corona-Schwitzkasten»<br />
kaum entfliehen. Mit Pauschalen für Weekendtouristen, gastronomischen<br />
Offensiven und der Langzeitvermietung von Zimmern versuchen die Betriebe,<br />
ihr Überleben zu sichern.<br />
C O R O N A<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Im Intercontinental Geneva gibt sich<br />
in normalen Zeiten der internationale<br />
Glamour die Klinke in die Hand. Doch<br />
nicht nur die sogenannten Reichen und<br />
Schönen verkehren an einer der Genfer<br />
Topadressen. Gelegen zwischen dem<br />
Flughafen und dem UNO-Sitz «Palais<br />
des Nations», gehört das Luxushotel<br />
unter anderem auch zu den europäischen<br />
Topadressen für Kongresse, Meetings,<br />
Bankette und Events globaler Unternehmen.<br />
Im Jahr 2020 war im Intercontinental<br />
vieles anders. Die Corona-<br />
Pandemie hat das für den Betrieb so<br />
wichtige MICE-Geschäft so gut wie<br />
zum Erliegen gebracht. An Kongresse<br />
und Seminare ist nach wie vor nicht zu<br />
denken. Es ist nicht absehbar, ob und<br />
wann eine Erholung realistisch ist. Zu<br />
unsicher präsentiert sich nach wie vor<br />
die epidemiologische Lage.
26 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Es sei in der Tat eine Zeit mit vielen<br />
Entbehrungen, bestätigt Hoteldirektor<br />
Jürgen Kreipl, der aber bei weitem keinen<br />
desillusionierten Eindruck macht.<br />
Statt wegen ausbleibender MICE-Gäste<br />
zu jammern, hat sich die Hotelführung<br />
nach dem Ausbruch der Pandemie<br />
sofort mit Alternativszenarien befasst.<br />
Einen wichtigen Fokus hat sie dabei auf<br />
die lokale Bevölkerung gesetzt, die im<br />
öffentlichen Hotelrestaurant Woods mit<br />
innovativen Menü-Ideen zu attraktiven<br />
Preisen umworben wird. Mit Erfolg.<br />
Das Woods erreichte im letzten Sommer<br />
Rekordwerte und konnte so einen Deckungsbeitrag<br />
zum schleppenden Übernachtungsgeschäft<br />
leisten. Ebenso hat<br />
sich das Intercontinental noch stärker als<br />
Ferien- und Freizeithotel für Weekend-<br />
Gäste positioniert. Vor allem aus der<br />
Deutschschweiz reisten viele Gäste an,<br />
auf die man auch <strong>2021</strong> setzt.<br />
DRASTISCHER UMSATZEINBRUCH<br />
Für das kriselnde MICE-Segment hat<br />
sich das Hotel ebenfalls spezielle Angebote<br />
einfallen lassen. Zum Beispiel die<br />
«Workweek»: Geschäftsreisende quartieren<br />
sich von Montag bis Freitag allein<br />
oder in kleineren Teams im Hotel ein<br />
und profitieren neben guten Arbeitsbedingungen<br />
von Hotelservices wie Gastronomie<br />
oder Wellness. Auch hybride<br />
Meetings finden im Intercontinental<br />
weiterhin statt. Kleine Gruppen treffen<br />
sich mit Sicherheitsabstand in den<br />
Seminarräumlichkeiten und verbinden<br />
sich über Online-Sitzungsplattformen
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
27<br />
Jürgen Kreipl, Direktor<br />
im Hotel Intercontinental,<br />
Genf, muss<br />
die leeren Event-Säle<br />
wieder füllen.
28 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Pandemie-bedingt:<br />
leerer Kongress-Saal im<br />
Basler Radisson Blu.<br />
mit anderen Teilnehmenden aus allen<br />
möglichen Ländern. «Selbstverständlich<br />
ersetzen solche Massnahmen und<br />
Angebote unser Geschäft aus normalen<br />
Zeiten nicht vollständig, aber sie helfen<br />
uns, die Phase bis zum möglichen Ende<br />
der Pandemie zu überbrücken», sagt Jürgen<br />
Kreipl.<br />
Am anderen Ende des Lac Léman präsentiert<br />
sich die Situation nicht viel anders.<br />
Das Eurotel<br />
Montreux hat im<br />
letzten Jahr satte<br />
82 Prozent seines<br />
MICE-Geschäfts<br />
verloren.<br />
Eine Rückkehr<br />
zur Normalität ist<br />
frühestens 2022<br />
denkbar, weshalb<br />
man vor Ort erfinderisch<br />
werden<br />
musste. «Mit einem ganzen Bündel an<br />
Massnahmen haben wir probiert, die fehlenden<br />
MICE-Gäste mit Freizeit- und<br />
Restaurantkundschaft zu kompensieren»,<br />
sagt Hoteldirektor Stéphane Compagnon.<br />
Im letzten Sommer erhielten im Kanton<br />
«WIR HABEN<br />
VERSUCHT, DIE<br />
FEHLENDEN<br />
MICE-GÄSTE ZU<br />
KOMPENSIEREN.»<br />
STÉPHANE COMPAGNON,<br />
HOTELDIREKTOR<br />
Waadt alle Hotelgäste ab zwei Übernachtungen<br />
einen 100-Franken-Gutschein<br />
geschenkt. Mit der kostenlosen<br />
Montreux Riviera Card wurde zudem<br />
die Gratisbenutzung aller Aktivitäten wie<br />
öffentlicher Verkehr, Eintritt in Schlösser<br />
und Museen offeriert. Die Aktion soll im<br />
Sommer <strong>2021</strong> wiederholt werden. Wie<br />
das Intercontinental Geneva offeriert<br />
auch das Eurotel Montreux den Businessund<br />
MICE-Kunden spezielle Pauschalen<br />
für «Arbeitswochen<br />
mit Hotelservice».<br />
Zur Überbrückung<br />
habe<br />
man auch einige<br />
Zimmer dauervermietet,<br />
so Compagnon.<br />
«Sobald das<br />
Geschäft anzieht,<br />
werden wir damit<br />
aber wieder aufhören.»<br />
PREISDUMPING? GANZ FALSCH!<br />
Leiser Optimismus macht sich auch<br />
im Osten des Landes wieder breit. Das<br />
St. Galler Hotel Einstein lebt vor allem<br />
vom MICE- und Kongressgeschäft und
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
29<br />
«TECH-<br />
NOLOGIE<br />
WIRD EIN<br />
SCHLÜSSEL-<br />
ELEMENT<br />
SEIN»<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Nicola Grupp,<br />
General Manager,<br />
Radisson Blu Hotel,<br />
Basel<br />
HERR GRUPP, WIE STARK HAT DIE<br />
CORONA-PANDEMIE IHR MICE-<br />
GESCHÄFT BEEINTRÄCHTIGT?<br />
In Summe ist unser reines Meeting- und<br />
Cateringgeschäft seit März 2020 um<br />
etwa 90 Prozent zurückgegangen. Dennoch<br />
sind wir uns sicher, dass wir gestärkt<br />
zurückkehren.<br />
WIE DAS?<br />
Ein Schlüsselinstrument für die Wiederbelebung<br />
des Geschäfts wird Technologie<br />
sein. Fast jedes Gästeangebot wird<br />
künftig eine digitale Komponente beinhalten.<br />
Von Check-in bis Check-out haben<br />
wir viel in unsere Systeme investiert<br />
und unsere digitale Struktur erweitert.<br />
SIE GLAUBEN, DASS DAS MICE-<br />
GESCHÄFT DIGITAL WIRD?<br />
Natürlich nicht ganz. Es wird immer einen<br />
Bedarf für physische Besprechungen<br />
geben. Dennoch werden Geschäftstreffen<br />
der Zukunft immer öfter hybrid ablaufen.<br />
Kleinere Teams werden an einem<br />
Ort zusammenkommen und sich per<br />
Videokonferenz mit anderen verbinden.<br />
WIE WIRKT SICH DAS AUF DAS<br />
HOTELANGEBOT AUS, ETWA DIE<br />
ZIMMER?<br />
Unser neues «Hybrid-Rooms»-Konzept<br />
kombiniert die Einrichtung eines hochmodernen<br />
Büros mit dem Komfort eines<br />
erstklassigen Hotelzimmers. Damit wollen<br />
wir einen produktiven, engagierten<br />
und ruhigen Arbeitsplatz für Geschäftsreisende<br />
schaffen.<br />
WAS HEISST HOCHMODERN?<br />
Wir bieten eine einfache Verbindung<br />
zu Geräten mit zweitem Bildschirm,<br />
Videokonferenzfunktionen, kabellose<br />
Tastatur, Maus und Lautsprecher, dazu<br />
Druckservices, unbegrenzten Kaffee und<br />
Tee sowie viele andere Vorteile. Als Teil<br />
unserer Hotelrenovierung 2019 haben<br />
wir zudem bereits drei Junior-Suiten zu<br />
Longstay-Appartements umgebaut. Wir<br />
vermieten diese regelmässig an Gäste,<br />
die beruflich länger an Basel gebunden<br />
sind. Auch das gehört aus meiner Sicht<br />
zur Zukunft des MICE- und Geschäftsreise-Segments.<br />
› radissonhotels.com/de-de/hotels/<br />
radisson-blu-basel
30 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
hat ein rabenschwarzes Jahr hinter sich.<br />
Gleichwohl ist Hoteldirektor Michael<br />
Vogt guten Mutes, dass der 80-Prozent-<br />
Rückgang aus dem letzten Jahr zwar<br />
nie mehr ganz aufgeholt, aber dennoch<br />
schrittweise verdaut werden kann. Das<br />
Einstein hat die Zeit genutzt, um an<br />
kundenorientierten Lösungen zu arbeiten.<br />
So wurden die Comfort-Zimmer im<br />
Hotel zu «Homeoffices mit Spezialkonditionen»<br />
umfunktioniert. Neben allen<br />
vorhandenen Business-Infrastrukturen<br />
bietet das Hotel den Gästen ein vielfältiges<br />
Speisenangebot mit Room-Service.<br />
Im obersten Stock hat das Einstein<br />
zudem einige voll ausgestattete<br />
Appartements mit tollem Blick auf die<br />
Stadt eingerichtet. Sie sind beliebt bei<br />
geschäftlich reisenden Langzeitgästen.<br />
«Das Angebot wurde in den vergangenen<br />
Monaten sehr geschätzt», sagt<br />
Michael Vogt. Ebenfalls auf die Karte<br />
Gastronomie setzt das Einstein zur<br />
Kompensation von Einbussen aufgrund<br />
der Viruskrise. Im Rahmen des Angebots<br />
«Höhenflug durch die Aromawelt»<br />
buchen sogar immer mehr Einheimische<br />
eine Hotelübernachtung. Dafür können<br />
sie im Restaurant Einstein Gourmet<br />
eine Küche geniessen, die zum vierten<br />
Mal in Folge mit zwei Michelin-Sternen<br />
und 18 Gault-Millau-Punkten dotiert<br />
wurde. Auch im Einstein werden für<br />
MICE-Kunden «Hybrid Packages» geboten:<br />
Das sind digitalisierte Events, die<br />
eine virtuelle Teilnahme ermöglichen.<br />
Mit dieser breiten Palette an Angeboten<br />
will der St. Galler Betrieb auch die MI-<br />
CE-Saison <strong>2021</strong> in Angriff nehmen und<br />
sich dabei nicht unter Wert verkaufen.<br />
Von einer Preisoffensive sieht Michael<br />
Vogt ab. «Es wären falsche Signale, würden<br />
sich die Stadthotels in der aktuellen<br />
Lage nun gegenseitig unterbieten.»<br />
Jürgen Kreipl sieht das genauso und will<br />
das Preisniveau im Geneva Intercontinental<br />
<strong>2021</strong> halten. Zugute kommt ihm<br />
sicher, dass die solide Grundauslastung<br />
des Betriebs mit Diplomaten aus aller<br />
Welt auch in diesem Jahr gesichert ist.<br />
Denn wenigstens die Politik macht auch<br />
in Pandemiezeiten keine Pause.<br />
› geneva.intercontinental.com<br />
› eurotel-montreux.ch<br />
› einstein.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
WIR SIND<br />
MITTENDRIN<br />
IN IHREM<br />
KÜCHENALLTAG<br />
…WEIL SAISONALE<br />
VIELFALT<br />
INSPIRIERT<br />
Unsere BÄRLAUCH<br />
WÜRZPASTE<br />
eignet sich perfekt<br />
zum Verfeinern<br />
vieler Gerichte.<br />
Auch Generaldirektor Stéphane<br />
Compagnon freut sich,<br />
wenn sein Kongress-Hotel<br />
Eurotel in Montreux wieder<br />
volle Säle verbuchen kann.
32 1.2 TAT-SACHE INSIGHT<br />
C O R O N A<br />
FACHBEITRAG<br />
LUZERNER<br />
GASTGEWERBE-<br />
TREIBENDE:<br />
GEMEINSAM<br />
AUS DER KRISE<br />
Mit viel Engagement, Mut und Ideen haben in Luzern Gastgewerbetreibende<br />
Dynamik in ein Geschäftsumfeld gebracht,<br />
welches unter der Pandemie- und Wirtschaftskrise besonders<br />
gelitten hat. Aus Unternehmerinnen und Unternehmern wurden<br />
Aktivisten.<br />
FOTOS ZVG<br />
Viele Gastgewerbebetreiber kämpfen<br />
seit mehr als zwölf Monaten, also seit<br />
dem ersten Lockdown, um die nackte<br />
Existenz. Der Einbruch des Umsatzes<br />
sowie die Zwangsschliessung der Betriebe<br />
generierten ein Gefühl der Ohnmacht<br />
und Verzweiflung. Im Herbst<br />
2020 fassten dann die Gastgewerbetreibenden<br />
Mut.<br />
Zusammen mit meinem Unternehmerkollegen<br />
Philippe Giesser von der Sinnvoll<br />
Gastro AG habe ich eine Arbeitsgruppe<br />
etabliert und zwei renommierte<br />
Spezialisten gewonnen: Den Professor<br />
für Wirtschafts- und Kartellrecht Patrick<br />
L. Krauskopf sowie den Kommunikationsspezialisten<br />
Michel Rudin. Mit<br />
der Zeit kamen immer mehr Unternehmen<br />
hinzu. Heute sind es 32. Zudem<br />
haben die Beteiligten einen politischen<br />
Beirat aus allen Parteien gegründet.
1.2 TAT-SACHE INSIGHT<br />
33<br />
Eine Gruppe von Luzerner<br />
Gastrogewerbetreibenden liess<br />
sich auch während der Krise<br />
nicht unterkriegen. Vorne links:<br />
Die Fachautorin dieses Artikels,<br />
Simone Müller-Staubli.
34 1.2 TAT-SACHE INSIGHT<br />
Simone Müller-Staubli,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Schatz AG.<br />
Im Fokus der Arbeitsgruppe standen zunächst<br />
die Themen «Transparenz und<br />
Unterstützung», war man sich doch<br />
bewusst, dass die Politik – oftmals aus<br />
Unwissen – die betriebswirtschaftliche<br />
Lage des Gewerbes nicht wirklich in<br />
den Entscheidfindungsprozess mit einbezieht.<br />
In der Folge entstand auch ein<br />
Projekt für Lernende, die dank einem<br />
Fundraising in der Weiterführung ihrer<br />
Ausbildung unterstützt werden können.<br />
Schliesslich wurde eine Petition lanciert,<br />
die von mehr als 6000 Personen unterschrieben<br />
wurde. Es gibt damit viel Action<br />
– für Freiwilligenarbeit.<br />
TRANSPARENZ ALS TRUMPF<br />
Die Fachhochschule Luzern beauftragten<br />
wir in einem ersten Schritt im<br />
November 2020 mit einer Studie, die<br />
aufzeigt, wer genau Unterstützung benötigt<br />
und wer nicht. Die Arbeitsgruppe<br />
wollte keine Subventionen nach Giesskannenprinzip,<br />
sondern zielgerichtet die<br />
knappen Hilfsgelder jenen Betrieben zukommen<br />
lassen, die eine Unterstützung<br />
in erster Linie benötigen. Im zweiten<br />
Schritt hat Roland Fischer (GLP) im<br />
Nationalrat in Erfahrung gebracht, wie<br />
es mit den Ansteckungsraten in den Restaurants<br />
genau aussieht. Schliesslich hat<br />
im dritten Schritt Professor Beck von<br />
der Universität Luzern aufgezeigt, dass<br />
die Ansteckungsraten des Gastgewerbepersonals<br />
unterdurchschnittlich seien.<br />
Damit konnte in der Öffentlichkeit und<br />
in der Politik ein objektives, differenziertes<br />
und glaubwürdiges Bild der Anliegen<br />
des Gastgewerbes deutlich gemacht<br />
werden. Dies führt zu einer breiten Berichterstattung<br />
in lokalen und nationalen<br />
Medien. Die bewirkte Solidarität in<br />
der Politik und Gesellschaft mündete in<br />
einer Unterstützung des Gastgewerbes.<br />
AUFHÖREN – NEIN, SICHER NICHT<br />
Mittlerweile hat sich mit den Härtefallgeldern<br />
einiges zum Erträglichen gewendet,<br />
doch die Baustellen werden bleiben.<br />
Es wird Jahre dauern, bis die Defizite<br />
aus den Jahren 2020 und <strong>2021</strong> überwunden<br />
sind. Die Gründer der Arbeitsgruppe<br />
haben sich deshalb entschieden,<br />
ihre Arbeit als Verein mit dem Namen<br />
«à point» weiterzuführen. Nicht mehr<br />
ganz so öffentlich und politisch, aber<br />
immer noch auf Rahmenbedingungen<br />
fokussiert und mit der Absicht, gemeinsam<br />
das Business in der Zentralschweiz<br />
voranzubringen. Aus Konkurrenten sind<br />
am Ende Mitstreiter geworden, welche<br />
sich gemeinsam für eine bessere Zukunft<br />
einsetzen.
1.2 TAT-SACHE INSIGHT<br />
35<br />
ÜBER DIE AUTORIN<br />
Die Autorin dieses Fachbeitrags, Simone<br />
Müller-Staubli, ist strategische<br />
Leiterin des Marketing und Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der Schatz AG.<br />
Die Arbeitsgruppe (AG) Gastgewerbe<br />
Luzern setzt sich aus Vertretern von<br />
Gastronomie, Hotellerie, Bar- und<br />
Clubbetrieben sowie politischen Vertretern<br />
aus den verschiedenen Parteien<br />
zusammen. Die AG wurde zur<br />
Unterstützung der Anliegen dieser<br />
Branche im Zusammenhang mit den<br />
Folgen der behördlichen Covid-Massnahmen<br />
ohne Rechtsform ins Leben<br />
gerufen. Sie setzt sich für den wei-<br />
teren Bestand von Arbeitsplätzen und<br />
Betrieben ein. Ziel ist es, in Zusammenarbeit<br />
und Koordination mit den<br />
Verbänden Gastro Luzern und Luzern<br />
Hotels, insbesondere der Gastro- und<br />
Hotelbranche Gehör zu verschaffen.<br />
In der Zusammenarbeit mit allen<br />
Stakeholdern soll erreicht werden,<br />
dass die betroffenen Branchen Überlebens-<br />
und Zukunftsperspektiven<br />
haben und entsprechende Unterstützung<br />
erhalten.<br />
› ag-gastgewerbe-luzern.ch<br />
› schatz-ag.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
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36 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
C O R O N A<br />
«WIR SIND<br />
SYSTEM-<br />
RELEVANT!»<br />
Mit ihrer gesunden Power-Küche beweisen Petra und<br />
Christian Gierstorfer seit 2008 im Berner Traditionshaus<br />
Loeb, dass Kaufhausgastronomie modern, sexy und<br />
damit für junge Zielgruppen attraktiv sein kann. Sogar<br />
während einer Pandemie.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
BILDER THOMAS FEDRA<br />
In ihrer «Energy Kitchen» serviert das<br />
Ehepaar Gierstorfer positive Energie<br />
für Körper und Seele: «cleane», vielfach<br />
rein pflanzliche Speisen und Getränke<br />
aus natürlichen Zutaten, die nicht nur<br />
gesund, nährstoffreich und qualitativ<br />
hochwertig, sondern auch schmackhaft<br />
und sättigend sind. Und mit genau<br />
dieser positiven Haltung navigiert das<br />
Paar auch durch die Corona-Krise und<br />
den zweiten Lockdown. Ihr Restaurant<br />
im 4. Stock des Warenhauses war zwar<br />
geschlossen, nicht aber die Energy-Kitchen-Café-Bar<br />
im Erdgeschoss, die<br />
durchgehend für den Take-away geöffnet<br />
war. «Wir haben alle Ressourcen auf<br />
das To-go- und Liefergeschäft fokussiert»,<br />
berichtet Petra Gierstorfer.<br />
Digitalisierungs-<br />
Sprung nach vorne:<br />
Self-Order-Station<br />
vor dem Berner<br />
Kaufhaus Loeb.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
37<br />
DIE GIERSTORFER – EIN<br />
UNTERNEHMER-EHEPAAR<br />
Christian und Petra Gierstorfer – ein<br />
Paar mit viel Power und dem Wunsch,<br />
seine unbändige Energie weiterzugeben.<br />
Und zwar ohne erhobenen<br />
Zeigefinger und ideologische Festlegungen:<br />
«Wir wollen unsere Gäste<br />
nicht zu besseren Menschen erziehen.<br />
Aber wir würden sie gerne ein<br />
bisschen gesünder und ein bisschen<br />
glücklicher machen.»<br />
ERFOLGREICHE LÜCKENFÜLLER<br />
Zwar durften nur maximal drei Kunden<br />
gleichzeitig die Café-Bar am Loeb-Egge<br />
betreten, aber der Zuspruch war erstaunlich<br />
gross: «Der Standort des Warenhauses<br />
und die Nähe zum Bahnhof haben<br />
uns unerwartet viel Frequenz beschert»,<br />
erklärt Petra Gierstorfer. «Da viele andere<br />
Möglichkeiten wegfielen, sich<br />
unterwegs zu verpflegen, konnten wir<br />
erfolgreich die Lücke füllen.» Um ihren<br />
Gästen weiterhin warme Mittagsgerichte<br />
anzubieten, ergänzten die Gastronomen<br />
das reguläre Food-Sortiment der<br />
Café-Bar – bestehend aus Backwaren,<br />
Sandwiches, Salaten und Suppen – um<br />
vegetarische und vegane Schöpfgerichte<br />
aus dem Repertoire des Restaurants. Zugute<br />
kam der Energy Kitchen, dass ein<br />
Grossteil des Angebots ohnehin in der<br />
zentralen Produktionsküche im 4. Stock<br />
zubereitet und normalerweise innerhalb<br />
des Loeb über verschiedene Kanäle ausgespielt<br />
wird. Neben dem Restaurant<br />
und der Café-Bar sind dies auch verschiedene<br />
Relax- und Work-Zonen im<br />
Kaufhaus sowie das Mitarbeiterrestaurant.<br />
Hinzu kam, dass in den Wintermonaten<br />
heisse alkoholische Getränke<br />
wie Amaretto-Punsch oder Glühwein<br />
dem Unternehmerpaar Traumumsätze<br />
bescherten. Anders als in normalen Jahren<br />
liess die Nachfrage bis Mitte Februar<br />
nicht nach und half, die fehlenden Eatin-Erlöse<br />
zumindest teilweise aufzufangen.
38 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
ÜBER DIE ENERGY KITCHEN IN BERN<br />
Positive Energie für Körper und<br />
Seele! Das ist der Antrieb und der<br />
Anspruch von Petra und Christian<br />
Gierstorfer, die im Berner Kaufhaus<br />
Loeb seit 2008 die Kunden und Gäste<br />
mit gesunden Gerichten und Getränken<br />
satt, fit und glücklich machen.<br />
Das Ehepaar aus Bayern betreibt im<br />
Loeb neben dem Restaurant Energy<br />
Kitchen auch erfolgreich die Café-Bar<br />
im Erdgeschoss, ein Pop-up unter<br />
den Loeb-Lauben, das Mitarbeiterrestaurant<br />
und den gastronomischen<br />
Part der verschiedenen Relax- und<br />
Work-Zonen im Kaufhaus.<br />
Frisch vor Ort und möglichst ohne<br />
Zusatzstoffe gekocht, stehen im Restaurant<br />
täglich verschiedene Tagesgerichte<br />
mit Fleisch, Fisch oder als<br />
vegetarische Option plus Beilagen<br />
zur Auswahl – bereits vorportioniert in<br />
Porzellanschüsselchen auf dem Buffet<br />
zu Festpreisen: Das ist unkompliziert,<br />
optisch attraktiv, gut kalkulierbar und<br />
reduziert ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
die Lebensmittelabfälle<br />
auf ein Minimum. Am vielfältigen,<br />
saisonal bestückten Salatbuffet<br />
wird dagegen nach Gewicht abgerechnet.<br />
Mini-Brezeli, Sandwiches,<br />
saisonale Suppen und Desserts sowie<br />
eine verführerische Patisserie-Vielfalt<br />
runden das Food-Angebot ab. Gegen<br />
den Durst gibt es frisch gemixte Säfte<br />
und wechselnde Super-food-Smoothies<br />
sowie Kaffeespezialitäten, hausgemachten<br />
Eistee und Soft-Drinks.<br />
Zum Apéro werden Weine, lokales<br />
Bier, alkoholfreie «Mocktails» und<br />
Häppchen gereicht.<br />
DIGITAL BESTENS GERÜSTET<br />
Auf die Umstellung auf «Take-away only»<br />
war die Energy Kitchen laut Christian<br />
Gierstorfer gut vorbereitet: «Dadurch,<br />
dass wir immer schon intensiv genutzte<br />
Mitnahme- und Lieferangebote hatten,<br />
mussten wir uns mit Themen wie umweltfreundliche<br />
Verpackung, Mehrwegsystem<br />
und Online-Bestellung nicht mehr auseinandersetzen.<br />
Unsere Zielgruppe kennt<br />
das bereits.» Vom Loeb kam zusätzlich<br />
wertvolle Unterstützung durch Werbung<br />
für das To-go-Angebot auf grossflächigen<br />
Plakaten in den Schaufenstern. «Dadurch<br />
haben wir unsere Reichweite, gerade auch<br />
beim Publikum, das auf pflanzliche Ernährung<br />
schwört, deutlich gesteigert<br />
und viele neue Kundinnen und Kunden<br />
angelockt», freut sich Petra Gierstorfer.<br />
So konnten auch die festen Mitarbeiter<br />
relativ schnell wieder zu ihrem normalen<br />
Arbeitspensum zurückkehren, während<br />
das Arbeitgeberpaar Aushilfen über die<br />
Kurzarbeit an Bord hielt.<br />
DATENFLUSS, BEZAHLUNG UND<br />
QUALITÄTSKONTROLLE AUS<br />
EINER HAND<br />
Auch beim Liefergeschäft setzen die<br />
Gierstorfers statt auf ein grosses Portal<br />
auf ihre eigene Mannschaft. Kundschaft,<br />
die über den im ersten Lockdown installierten<br />
Online-Shop bestellt, erhält die<br />
Gerichte via lokalen Kurierdienst. «Dadurch<br />
haben wir den gesamten Datenfluss<br />
und die Bezahlung in den eigenen<br />
Händen, ebenso wie die Produktqualität»,<br />
betont Christian Gierstorfer. Nicht<br />
nur für die Mittagsverpflegung in den<br />
Büros oder im Homeoffice wird das Angebot<br />
gerne in Anspruch genommen.<br />
Auch beliebte Anlässe wie der Wochenend-Brunch<br />
oder die Valentinsbox am<br />
13. und 14. Februar (mit einem liebevoll<br />
zusammengestellten Brunch-Paket<br />
für zwei inklusive Sekt, Rose und<br />
Herzchen-Luftballon) sind sehr gefragt.<br />
Letzteres schlug mit fast 100 Bestellungen<br />
alle Rekorde. «Über Instagram-Werbung<br />
hat das Angebot genau den Nerv<br />
unserer Zielgruppe getroffen», freut sich<br />
Petra Gierstorfer. «Mehr als 80 Prozent<br />
der Kundschaft waren junge Frauen.»<br />
Die Stimmung in der Energy Kitchen<br />
ist dementsprechend gut, trotz mancher<br />
Unsicherheit. Sorge macht Christian<br />
Gierstorfer vor allem, wie die Gäste sich<br />
nach dem Restart der Restaurants verhalten:<br />
«Es ist für uns überhaupt nicht<br />
absehbar, ob alles wieder wie vor Corona<br />
wird oder die Angst der Gäste vor Nähe<br />
und Ansteckung auf Dauer bleibt.»<br />
Im Lockdown Geld zu verdienen, bleibt<br />
auch für die Gierstorfers eine Herausforderung.<br />
«Nicht alles, was wir momentan<br />
tun, rechnet sich finanziell. Es<br />
geht uns vielmehr darum, im Gespräch<br />
und für unsere Kunden erreichbar, Teil<br />
ihrer Routine zu sein», fasst Christian<br />
Gierstorfer die Motivation zusammen.<br />
«Wir bekommen so viel positive Rückmeldung,<br />
merken, dass wir für unsere<br />
Gäste wichtig sind. Das schönste Erlebnis<br />
in den vergangenen Wochen war, als<br />
ein Kunde mir sagte: ‹Sie sind für mich<br />
systemrelevant!›.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
39<br />
Take-away mit lauter<br />
Frischem und Hausgemachtem<br />
war im<br />
Loeb schon vor der<br />
Pandemie angesagt.<br />
NULL SCHLÜÜSIG<br />
ÄCHT OFFÄ<br />
UNSER<br />
SUPPORT<br />
FÜR IHREN<br />
GASTRORESTART<br />
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www.thegreenmountain.ch
40 LABELREPORTAGE HUNKELER DISTRIBUTION<br />
LABELREPORTAGE<br />
DIE LEICHT-<br />
VERDAULICHE<br />
SCHWESTER<br />
DER PIZZA<br />
Mit der Pinsa Romana vertreibt die Firma Hunkeler Distribution<br />
DIE Sensation im Gastronomiebereich der letzten Jahre.<br />
Das Produkt aus knusprig-fluffigem Teig ist ein Paradebeispiel in<br />
Sachen Nachhaltigkeit und leicht verdaulicher Kost.<br />
TEXT MATTHIAS NAEF<br />
FOTOS MONIQUE HEYLMANN<br />
Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie nach<br />
einer üppigen Mahlzeit all Ihre Energie<br />
an die Verdauung verlieren? Das Gefühl,<br />
wenn eine Pizza Ihnen wie ein schwerer<br />
Klumpen im Magen liegt? Das ist vorbei,<br />
wenn Sie es wünschen. Die Alternative<br />
lautet: Pinsa Romana. Der vom<br />
römischen Traditionshaus Di Marco<br />
entwickelte Teig aus Reis- und Sojamehl<br />
enthält über 91 Prozent weniger gesättigte<br />
Fettsäuren, 48 Prozent weniger<br />
Zucker und 30 Prozent mehr Wasser als<br />
eine Pizza. Dies alles macht die Pinsa zu<br />
einer knusprig-fluffigen Mahlzeit, leicht<br />
verdaulich und variantenreich im Geschmack.<br />
Mit genau diesem Ziel machte sich<br />
Corrado di Marco, Patron, passionierter<br />
Foodie und Chefentwickler des Familienbetriebs,<br />
2001 an die Arbeit. Mittlerweile<br />
hat die Schwester der Pizza bereits<br />
rund um den Globus eine grosse Anhängerschaft<br />
gefunden. Die Gastronomie<br />
liebt die Vielfältigkeit des Produkts:<br />
Eine Pinsa kann man salzig, süss, warm<br />
oder kalt geniessen und mit jeder Küche<br />
kombinieren. Jede Köchin, jeder Koch<br />
interpretiert die Pinsa anders. Jeder präsentiert<br />
seinen Gästen aber definitiv ein<br />
Mahl mit ganz persönlicher Note.<br />
INSPIRIEREND UND<br />
DIFFERENZIEREND<br />
«Ich durfte mit unseren Pinsas in den<br />
letzten 12 Monaten bereits über 100<br />
Degustationen bei Köchen und Entscheidungsträgern<br />
von Schweizer Gastronomiebetrieben<br />
durchführen», erzählt<br />
Claude Hunkeler, Mitinhaber von Hunkeler<br />
Distribution. «Und jede und jeder<br />
Einzelne fand das Produkt differenzierend<br />
und inspirierend!»<br />
Gleichzeitig ist die Pinsa eine Pionierin<br />
in Sachen Nachhaltigkeit: Die breite<br />
Anwendungspalette sorgt dafür, dass<br />
man Foodwaste vorbeugen kann. Konfitüre,<br />
Aufschnitt, Käse, Nüsse, allerlei<br />
Gemüse und Früchte lassen sich kreativ<br />
auf einer Pinsa inszenieren.<br />
DENKBAR EINFACHES HANDLING<br />
Die Pinsa ist ein extrem einfach handzuhabendes<br />
Produkt, das man innerhalb<br />
von fünf Minuten nach Eingang der Be-<br />
Oben: Pinsa Rosso mit<br />
Mozzarella, Tomatensauce<br />
und scharfer Salami.<br />
Unten: Pinsa Dolce mit<br />
Nutella und Haselnüssen.
LABELREPORTAGE HUNKELER DISTRIBUTION<br />
41<br />
Die Pinsa ist die<br />
variantenreiche<br />
Schwester der<br />
Pizza – zum Beispiel<br />
belegt mit<br />
dreierlei Käse, Birne<br />
und Walnüssen.<br />
Claude Hunkeler und<br />
Aleksandar Demasi Manic<br />
haben die Pinsa in die<br />
Schweiz gebracht.<br />
stellung servieren kann. Man belegt den<br />
rohen Teig, schiebt ihn für zwei Minuten<br />
in einen Heissofen, holt die Pinsa heraus,<br />
richtet sie an und serviert sie, fertig<br />
ist das schmackhafte Mahl. Man braucht<br />
weder viel Platz noch Vorkenntnisse<br />
dazu. «Der Teig ist so gut, dass man eine<br />
abgekühlte Pinsa in nur 30 Sekunden<br />
aufwärmen kann, und sie bleibt knusprig!»,<br />
betont Hunkeler.<br />
ABNEHMER IN DER GANZEN<br />
SCHWEIZ<br />
All das macht die Pinsa universell einsetzbar.<br />
Aktuell gehören von der kleinen<br />
Bar über den Snackkiosk der Seebadi bis<br />
hin zum Grosscaterer und zur Sternegastronomie<br />
bereits eine breite Palette<br />
von Anbietern zu den Abnehmern von<br />
Hunkeler Distribution und ihren Handelspartnern<br />
Gmür, Dupasquier, Multifood<br />
und diversen regionalen Distributoren<br />
in der ganzen Schweiz.<br />
In den vergangenen eineinhalb Jahren<br />
wurde das Vertriebsnetz Schritt für<br />
Schritt erweitert. Heute werden täglich<br />
Betriebe von St. Gallen bis Genf beliefert.<br />
Die enge Verbindung zur Herstellerfirma<br />
Di Marco, der Erfinderin der<br />
Pinsa und weltweit grössten Produzentin,<br />
sowie die Nähe zu Italien und das<br />
grosse Lager in der Schweiz sorgen für<br />
hundertprozentige Liefersicherheit.<br />
MIT HERZBLUT UND LEIDEN-<br />
SCHAFT<br />
Ansprechpartner in der Schweiz ist das<br />
Team von Claude Hunkeler und Aleksandar<br />
Demasi Manic, die Hunkeler<br />
Distribution in den letzten eineinhalb<br />
Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft<br />
für ihre Produkte aufgebaut haben.<br />
Zum Angebot gehören neben den<br />
Teigrohlingen auch die Take-away-Boxen,<br />
praktische Tools und Servierbrettchen<br />
sowie die Hochleistungsöfen der<br />
Firma Rinaldi. Alles, was man braucht,<br />
um Pinsas zu belegen, zu backen und zu<br />
verkaufen.<br />
Neben diesen handfesten Produkten<br />
bieten Manic und Hunkeler auch handfesten<br />
Rat: Ihren Kunden stehen sie in<br />
allen Fragen zu Vertrieb, Marketing und<br />
Angebotskommunikation als Sparringspartner<br />
zur Verfügung. «Wir helfen all<br />
unseren Partnern unentgeltlich dabei,<br />
ihr Pinsa-Angebot und sich selbst zu<br />
bewerben, so sehr glauben wir an unser<br />
Produkt», verspricht Hunkeler und ergänzt:<br />
«Der Pinsa gehört die Gegenwart<br />
und die Zukunft. Sie ist ein Produkt des<br />
Zeitgeistes.» Was er damit meint: Einen<br />
Teig, der gleichzeitig koscher, vegan und<br />
halal ist und überdies noch Genuss und<br />
Kreativität befeuert. Buon appetito!<br />
Lernen Sie den unvergleichlich<br />
leichten Pinsa-Genuss kennen und<br />
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HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
42 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
DER NACH-<br />
HALTIGKEIT<br />
AUF DER SPUR<br />
Theoretisch ist das «Spurlos» in Basel ein Café. Praktisch ist es<br />
auch ein Reallabor, wo nachhaltige Ideen auf ihre Alltagstauglichkeit<br />
getestet werden. Ziel des Experiments? Ein Nachhaltigkeitsleitfaden<br />
für die Gastrobranche.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
700 Kilogramm Güsel produziert jeder<br />
von uns pro Jahr – zu Hause, im Büro<br />
und im Restaurant. Jahrelang haben<br />
sich die wenigsten Gedanken darüber<br />
gemacht. Bis die «Zero Waste»-Bewegung<br />
(zu Deutsch: kein Abfall) Nachhaltigkeit<br />
zum Thema machte, auch für<br />
die Gastrobranche.<br />
REALLABOR FÜR DIE GASTRONOMIE<br />
Das Zero Waste Innovation Lab<br />
(ZEWIL), ein Projekt des Impact Hub<br />
Basel, erforscht seit Anfang 2020, wie<br />
das Gastgewerbe nachhaltiger werden<br />
kann. Und weil seine Ideen praxistauglich<br />
sein sollen, hat der Impact Hub im<br />
Februar 2020 am Basler Dreispitz das<br />
«Café Spurlos» eröffnet. Sozusagen als<br />
Reallabor für das ZEWIL, in dem sich<br />
testen lässt, wozu sonst im gastgewerblichen<br />
Alltag meist Zeit und Risikobereitschaft<br />
fehlen. Ziel ist es, bis 2022 einen<br />
Nachhaltigkeitsleitfaden für die ganze<br />
Branche zu erarbeiten.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
43<br />
Aktuell keine Spur<br />
von Gästen: das<br />
auf Nachhaltigkeit<br />
getrimmte Café<br />
Spurlos in Basel.<br />
Aber nun gehts<br />
wieder aufwärts.
44 1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Tamara Waeber und<br />
Simon Rindlisbacher<br />
haben mit dem Café<br />
Spurlos ein Konzept<br />
kreiert, das auch nach<br />
der Krise top-aktuell<br />
bleiben dürfte.<br />
«Im Zentrum stehen dabei die fünf englischen<br />
R der Kreislaufwirtschaft – also<br />
‹refuse›, ‹reduce›, ‹reuse›, ‹recycle›, ‹rot›»,<br />
sagt Tamara Waeber, die das Café zusammen<br />
mit Simon Rindlisbacher führt.<br />
Die beiden testen alle Food- und Non-<br />
Food-Produkte auf Herz und Nieren<br />
und gestalten das Angebot des Lokals<br />
so, dass sein ökologischer Fussabdruck<br />
möglichst klein ist.<br />
Laden («refuse», d. h. Einzelverpackungen<br />
werden abgelehnt), zu Beginn gabs<br />
nur ein kleines, aber feines Snack-Angebot<br />
(«reduce», dt. reduzieren) und Kaffee<br />
wird kompostiert («rot», dt. verrotten im<br />
Sinne von biologisch abbaubar). Apropos:<br />
Die Kaffeebohnen sind der einzige<br />
Kompromiss, alle anderen Produkte<br />
kommen von möglichst lokalen Produzenten<br />
mit derselben Philosophie wie<br />
jener des «Café Spurlos». Diese aufzuspüren<br />
und mit ihnen noch nachhaltigere<br />
Lösungen zu finden, ist nach wie vor<br />
eine der Herausforderungen für Waeber<br />
und Rindlisbacher.<br />
Dass bei ihnen vieles «work in progress»<br />
ist, stresst die beiden allerdings wenig.<br />
«Wir hatten nie den Anspruch, mit ei-<br />
IN KLEINEN SCHRITTEN ZUM ZIEL<br />
Das fängt bei der Einrichtung an. 90<br />
Prozent der Spurlos-Ausstattung – von<br />
der Serviette bis hin zum Tresen – stammen<br />
aus anderen Betrieben, sind also<br />
«re used» (dt. wiedergebraucht). Statt in<br />
der Einzelverpackung kommt der Zucker<br />
in der Dose aus dem Unverpacktnem<br />
fertigen Konzept zu starten», sagt<br />
Waeber. Das Café solle vor allem ein Ort<br />
sein, wo ZEWIL, Produzenten und innovative<br />
Start-ups nachhaltige Ideen auf<br />
ihre Praxistauglichkeit testen könnten.<br />
Und ein Treffpunkt, wo Gastronominnen<br />
und Gastronomen ihre Erfahrungen<br />
austauschen und Gäste in gemütlicher<br />
Atmosphäre «richtig guten Kaffee» trinken.<br />
NICHTSTUN IST KEINE LÖSUNG<br />
«Wir arbeiten nach der Devise ‹failing<br />
forward› (dt.: vorwärts scheitern). Diese<br />
erlaubt es, mit gangbaren Lösungen<br />
anzufangen und diese immer mehr zu<br />
optimieren», erklärt Waeber. Bei Nachhaltigkeit<br />
gehe es nicht um alles oder<br />
nichts, sondern darum, irgendwo zu
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
45<br />
WAS HEISST<br />
KREISLAUFWIRTSCHAFT?<br />
Das Prinzip der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft<br />
ist simpel: Produkte<br />
sollen möglichst optimal hergestellt,<br />
genutzt, wiederverwertet oder<br />
repariert werden, Abfall vermieden<br />
und natürliche Systeme wiederhergestellt<br />
werden. Damit können unsere<br />
natürlichen Ressourcen geschont, ein<br />
positiver Einfluss auf unsere Umwelt<br />
ausgeübt und eine florierende, widerstandsfähige<br />
Wirtschaft geschaffen<br />
werden.<br />
LINEARWIRTSCHAFT<br />
Rohstoffe<br />
Produktion<br />
Handel<br />
Verbraucher<br />
Entsorger<br />
DEPONIE<br />
KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Rohstoffe<br />
Produktion<br />
Sekundär-<br />
Rohstoffe<br />
Handel<br />
Verwerter /<br />
Entsorger<br />
Verbraucher<br />
Inertisierung<br />
(unschädlich machen)<br />
DEPONIE<br />
beginnen. Schon kleine Veränderungen<br />
hätten einen grossen Effekt, beispielsweise<br />
mehr Vegi-Optionen anzubieten.<br />
Ein vegetarisches Menü belaste<br />
das Klima im Durchschnitt drei Mal<br />
weniger als ein Gericht mit Fleisch.<br />
«Wer vermehrt auf pflanzliche Proteine<br />
setzt, kann seinen ökologischen Fussabdruck<br />
einfach und nachhaltig verringern»,<br />
sagt Simon Rindlisbacher.<br />
ÜBERALL GENAUER HINSEHEN<br />
Es gehe nicht nur darum, zu überdenken,<br />
was man auftischt, sondern auch<br />
wie viel. Die Schweizer Gastronomie<br />
produzierte laut der «Foodwaste in der<br />
Schweiz»-Studie im Jahr 2019 2,6 Millionen<br />
Tonnen Lebensmittelabfälle, das<br />
entspricht 124 Gramm pro Mahlzeit.<br />
Und jedes Kilogramm kostet den Verursacher-Betrieb<br />
24 Franken. «Portionengrössen<br />
sind ein Hebel, um Foodwaste<br />
zu reduzieren», erläutert Rindlisbacher.<br />
Inzwischen gebe es einfache Tools, die<br />
sichtbar machten, wo man Sachen verschwendet.<br />
Die Lösung der Schweizer<br />
Firma Kitro beispielsweise, die helfe,<br />
Problembereiche zu erkennen, Güsel zu<br />
minimieren und Kosten zu sparen. Dies<br />
alles dank der Kraft der Daten.<br />
LERNORT FÜR ÖKOLOGISCH<br />
INTERESSIERTE<br />
«Der allererste Schritt ist, sich mit dem<br />
Thema Nachhaltigkeit zu befassen und<br />
sich zu informieren – bei uns zum Beispiel»,<br />
sagt Tamara Waeber. Die Vision<br />
für das Café Spurlos sei es, die Zukunft<br />
der Gastrobranche mitzugestalten, nicht<br />
nur mit dem geplanten Leitfaden. «Wir<br />
möchten mit dem Café einen Begegnungsort<br />
für Gastronomen und andere<br />
Menschen schaffen, die sich dafür engagieren,<br />
dass die Welt ein kleines bisschen<br />
besser wird.» Das Café soll also doch<br />
Spuren hinterlassen – in den Köpfen der<br />
Leute.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
46 1.4 TAT-SACHE TECHNIK<br />
FACHBEITRAG<br />
INHOUSE<br />
CONVENIENCE<br />
In den letzten Jahren hat sich die Qualität von Convenience-<br />
Produkten massiv verbessert. Viele Gastronomen und Gastronominnen<br />
stellen sie mittlerweile auch selbst her. Der Fortschritt der<br />
Technik machts möglich.<br />
FOTOS DANIEL WINKLER, NJAZI NIVOKAZI<br />
Wo früher in den Achtzigerjahren<br />
noch Blechdosen regiert haben, sind es<br />
heute hochwertige selbst produzierte<br />
Sous-vide-Produkte oder eingemachte<br />
Lebens mittel, welche mit der optimalen<br />
Reife in Gläser abgefüllt wurden.<br />
DIE ZEITEN ÄNDERN SICH<br />
Wie früher Lebensmittel einfach tiefzukühlen<br />
oder auf eine andere Art zu<br />
konservieren, ist heute nicht mehr die<br />
Regel. Natürlich verschwinden diese<br />
Techniken nicht, sie werden aber laufend<br />
optimiert und weiterentwickelt<br />
dank neu gewonnenem Wissen. Bemerkenswert<br />
ist der Boom von technischen<br />
Küchenhilfen, die zuvor nur im<br />
Labor oder in der Indus trie zu finden<br />
waren. Mittlerweile steht in fast jeder<br />
Küche ein Sous-vide-Gerät. Nicht nur<br />
die Haltbarkeit, sondern besonders auch<br />
die Qualität lässt sich so individuell beeinflussen.<br />
Wer seine eigenen Convenience-Produkte<br />
herstellt, hebt sich klar<br />
von der Konkurrenz ab. Ideal, um sich<br />
zu positionieren. Zusätzlich behalten<br />
die Köche die Kontrolle über Zusatzstoffe<br />
und Konservierungsmittel. Deren<br />
Einsatz geschieht, wenn überhaupt, zumindest<br />
viel bewusster.<br />
René Widmer sieht<br />
trotz Dampf und<br />
Nebel ein Licht am<br />
Ende des Corona-<br />
Tunnels.
1.4 TAT-SACHE TECHNIK<br />
47<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
René Widmer ist Inhaber und Geschäftsführer<br />
der Prorest Gastronomietechnik<br />
AG im zürcherischen Rafz.<br />
Er bezeichnet sich als Küchenarchitekt<br />
und steht Ihnen mit seinem starken<br />
Team von Küchendesignern und<br />
Planern sowie seinem Backoffice zur<br />
Verfügung, um Ihren Gastrobetrieb<br />
nach Ihren Wünschen zu realisieren.<br />
Dank seiner Unabhängigkeit fühlt er<br />
sich lediglich dem Bauherrn verpflichtet.<br />
Seine Passion und Liebe zur<br />
Gastronomie helfen René Widmer,<br />
immer die beste Lösung zu finden.<br />
› prorest.ch<br />
Zusätzlich eröffnen sich neue Wege. Der<br />
Trend zur Regionalität hat hier auch eine<br />
sehr grosse Rolle gespielt. Ein Gefriertrockner,<br />
der früher kaum unter 40 000<br />
Franken zu haben war, ist heute auch<br />
für ambitionierte Gastronominnen und<br />
Gastronomen erschwinglich. Ein weiterer<br />
Pluspunkt in der Differenzierung<br />
gegenüber anderen Marktteilnehmern.<br />
Wir bemerken das an den Verkaufszahlen<br />
und der Schulungsnachfrage solcher<br />
Geräte.<br />
DIE PANDEMIE STÄRKT DIE<br />
SELBSTREFLEXION<br />
Speziell in der Zeit von Covid-19 haben<br />
sich viele hinterfragt, was sie selber besser<br />
machen können. Mittlerweile sehen<br />
wir wieder Licht am Ende des Tunnels<br />
dieser Krise – oder wollen es sehen!<br />
Viele von uns wollen neu durchstarten,<br />
sie fokussieren auf die Chancen, die<br />
diese Misere auch noch bietet. Auf den<br />
Social-Media-Kanälen merken wir die<br />
Aufbruchstimmung, die in der Gastronomie<br />
herrscht. Die Nachfrage ist sehr<br />
hoch, und die Gäste brennen richtig<br />
darauf, wieder Restaurants besuchen zu<br />
dürfen. Wenn sie denn endlich wieder<br />
dürften.<br />
VERSTÄNDLICHE, UNVERSTÄND-<br />
LICHE ANTI-CORONA-MASS-<br />
NAHMEN<br />
Die Restaurants und ihre Betreiberinnen<br />
und Betreiber haben nach dem ersten<br />
Lockdown sehr schnell reagiert und die<br />
Schutzkonzepte umgesetzt. Es ist an der<br />
Zeit, dies auch zu honorieren und die<br />
Restaurants endlich wieder zu öffnen.<br />
Ich frage mich, ob ein Restaurantbesuch<br />
zu viert mit genügend Abstand zwischen<br />
den Tischen wirklich so schlimm ist,<br />
wenn sich gleichzeitig viele Menschen<br />
beim Einkaufen auf die Füsse treten.<br />
Ich hatte es verstanden, als es galt, nochmals<br />
einen Lockdown durchzustehen.<br />
Dass aber Läden des nicht täglichen<br />
Bedarfs öffnen dürfen, die Restaurants<br />
jedoch geschlossen bleiben müssen, verstehe<br />
ich nicht. Es sollte gleiches Recht<br />
für alle gelten. Aber das ist eine andere<br />
Geschich te.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
48 1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
ENGADIN<br />
TO SHOP 2.0<br />
Ferienerlebnisse in St. Moritz und dem Engadin kann man<br />
sich neuerdings im digitalen Einkaufswagen zusammenstellen.<br />
Mit dem im Frühling 2020 eröffneten Online-Ferienshop<br />
trifft die Region den Nerv der Zeit. Über 1600 Angebote können<br />
auf Klick gebucht und kombiniert werden.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS FILIP ZUAN, GIAN GIOVANOLI<br />
In etlichen alpinen Feriendestinationen<br />
sind bis heute Sternenmärsche angesagt,<br />
um sich einen abwechslungsreichen<br />
Tag mit einem vielfältigen Aktivitätenprogramm<br />
zusammenzustellen: Zunächst<br />
am Ticketschalter anstehen für<br />
den Skipass, dann rüber zur Skischule<br />
für den Wochenkurs der Kids. Für die<br />
Organisation der elterlichen Skitour ist<br />
das Sportgeschäft am anderen Dorfende<br />
verantwortlich, und selbst die Vorreservation<br />
für den Familieneintritt ins<br />
Schwimmbad gibt es nur gegen Barzahlung<br />
vor Ort. Denn das Telefon ist<br />
überlastet oder gar nicht bedient.<br />
Stattlich bleiben die Preise für jedes<br />
dieser Angebote. Sie korrespondieren<br />
in keiner Weise mit der Servicedienstleistung,<br />
die sich an manchen Orten seit<br />
Jahrzehnten nicht bewegt. Kein Wunder,<br />
orientieren sich die Gäste um. Dem<br />
Alpintourismus wird von einfach buchbaren<br />
und erst noch günstigeren Flugarrangements<br />
seit Jahren immer mehr<br />
der Rang abgelaufen.
1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
49<br />
Die Angebotspalette<br />
im Engadin<br />
für Ferienhungrige<br />
kann sich sehen<br />
lassen.
50 1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Wohldurchdacht:<br />
Nutzererfahrung im<br />
Online-Ferienshop<br />
von Engadin St.<br />
Moritz Tourismus.<br />
Verschiedene Destinationen geben recht<br />
erfolgreich Gegensteuer und haben ihre<br />
Servicequalität modernisiert. Oft mithilfe<br />
von digitaler Innovation. Zu den Pionieren<br />
gehört etwa der Verbund Laax/<br />
Flims, wo die digitale Customer Journey<br />
bereits sattelfest beherrscht wird. Einiges<br />
gegangen ist zuletzt aber auch im Engadin.<br />
Beschleunigt durch den Ausbruch<br />
der Corona-Pandemie hat die Automatisierung<br />
bei der Angebotsgestaltung<br />
und vor allem im Onlinevertrieb sprunghaft<br />
zugenommen. Einen Meilenstein<br />
hat die Engadin St. Moritz Tourismus<br />
AG mit der Lancierung des «Online-<br />
Ferien shops» im Februar 2020 gesetzt.<br />
Er soll die Planung und Buchung des<br />
Ferien erlebnisses für alle Engadin-Gäste<br />
nachhaltig komfortabler machen.<br />
ÜBER 1600 ANGEBOTE FÜR EIN<br />
AUFSTREBENDES ZIELPUBLIKUM<br />
«Sämtliche für die Reise nach St. Moritz<br />
und ins Engadin relevanten Angebote<br />
sollen für den Gast in einem One-Stop-<br />
Shop einfach und komfortabel buchbar<br />
sein», erklärt Thomas Rechberger das<br />
Prinzip. Als Head of Business Development<br />
ist er in der Ferienregion verantwortlich<br />
für die «Digital Customer<br />
Journey», an deren Verbesserung seit gut<br />
einem Jahr intensiv gearbeitet wird. Obschon<br />
der Engadiner Online-Ferienshop<br />
noch vor Ausbruch von Corona lanciert<br />
wurde, hat die Pandemie dessen Mehrwert<br />
erst so richtig ins Rollen gebracht.<br />
«Das veränderte Reise- und Gästeverhalten<br />
hat ab Frühling 2020 zu einer<br />
rasanten Zunahme bei der Nutzung<br />
unserer Online-Kanäle geführt», sagt<br />
Rechberger. Gerade rechtzeitig hat<br />
Enga din St. Moritz Tourismus in dieser<br />
Zeit das Angebot im Online-Ferienshop<br />
massiv erweitert. Heute sind<br />
bereits mehr als 1600 Leistungen über<br />
die Plattform buchbar. Von Bergbahntickets<br />
und Skitouren über Hotelzimmer,<br />
Ferien wohnungen sowie Ski- und<br />
Snowboard schulen bis hin zu Miet-<br />
Snowboards, Museumseintritten oder<br />
Yoga-Lektionen. Verfügbar sind auch<br />
exklusive Pauschalangebote, die einzelne<br />
Leistungsträger vor Ort gemeinsam<br />
schnüren und den Kunden einzig über<br />
diesen Kanal zugänglich machen. Vom<br />
Publikum werden die erweiterten digitalen<br />
Optionen dankend aufgenommen.<br />
«Das Online-Transaktionsvolumen hat<br />
im Winter 2020/<strong>2021</strong> markant zugenommen»,<br />
so Rechberger. Das Gute daran<br />
sei, dass es sich zu einem stattlichen<br />
Teil um neue Engadin-Kunden handle,<br />
nicht selten Familien und Gäste im jüngeren<br />
Segment.<br />
Seit Dezember können St.-Moritz-Fans<br />
im Ferienshop nun sogar auch Gutscheine<br />
kaufen für alle verfügbaren Angebote.<br />
«Damit wird der User-Kreislauf mehr<br />
und mehr geschlossen», sagt Rechberger.<br />
«Die Gäste nutzen den Ferienshop<br />
einerseits als Informations- und Buchungsplattform,<br />
können dann die gekauften<br />
Produkte aber auch gleich als<br />
digitalisiertes ‹Eintrittsticket› bei den<br />
verschiedenen Leistungspartnern einlösen.»<br />
10 MILLIONEN FRANKEN UMSATZ<br />
PRO JAHR<br />
Neben den Gästen, für die der Online-Ferienshop<br />
Übersicht, Einfachheit<br />
und damit Komfort bringt, profitieren<br />
von der neuen digitalen Durchlässigkeit<br />
auch die Engadiner Leistungsträger.<br />
Einige von ihnen wie die Bergbahnen
1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
51<br />
Thomas Rechberger,<br />
Head of<br />
Business Development<br />
und Digital<br />
Customer Journey.
52 1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Höchstgelegene<br />
Kursschiff-Linie<br />
Europas: Schifffahrt<br />
auf dem Silsersee.
1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
53<br />
Natürlich funktioniert<br />
der Online-Ferienshop<br />
Geräte-unabhängig<br />
und mit angepasstem<br />
Layout.<br />
nutzen den Shop als exklusive Vertriebsund<br />
Digitalisierungsplattform. Für andere<br />
wie Sportgeschäfte, Skischulen,<br />
Hotels, Ferienwohnungsvermieter und<br />
Aktivitätenanbieter ist der Ferienshop<br />
ein willkommener digitaler Verkaufskanal.<br />
«Mithilfe der Digitalisierung wird<br />
die Durchgängigkeit der touristischen<br />
Dienstleistungskette gesteigert und somit<br />
auch die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
ganzen Region», erklärt Thomas Rechberger.<br />
Die jüngsten Erfolge bestärken Engadin<br />
St. Moritz Tourismus auf dem digitalen<br />
Weg. Im Jahr <strong>2021</strong> soll der Online-Ferienshop<br />
um eine Vielzahl von<br />
weiteren Angeboten entlang der touristischen<br />
Dienstleistungsachse ausgebaut<br />
werden. Insbesondere sei die Integration<br />
von weiteren Gastronomieange boten,<br />
Hallenbädern und Spas, Golf-Tea-<br />
Times, Bobbahn-Gästefahrten und ÖV-<br />
Tickets geplant. Auch quantitativ formuliert<br />
Rechberger ambitionierte Ziele.<br />
Für <strong>2021</strong> gehe man von deutlich über<br />
einer Million Nutzerinnen und Nutzern<br />
und einem Umsatz von mehr als 10 Millionen<br />
Franken über die Online-Plattformen<br />
aus.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
54 1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
C O R O N A<br />
FACHBEITRAG<br />
DER (DIGITALE)<br />
POST-CORONA-<br />
GAST<br />
Die Gastronomie ist seit eh und je ein beliebter Treffpunkt und<br />
wird es auch bleiben. So oder so. Eine Untersuchung von Zehntausenden<br />
Gästefeedbacks zeigt aber, dass sich die Erwartungen<br />
und somit auch das Verhalten von Gästen während Corona geändert<br />
haben. Welche Chancen bieten sich für Restaurants? Und<br />
welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Das zeigt dieser<br />
Fachbeitrag in drei Kapiteln von Alex Zaugg.<br />
FOTOS ZVG<br />
1<br />
NEBST DEM ESSEN UND DEM<br />
SERVICE WERDEN AUCH CO-<br />
RONA-MASSNAHMEN BEWERTET<br />
Eine Studie* von uns belegt: In 87 Prozent<br />
hat die Bewertung von Schutzkonzepten<br />
das Gesamterlebnis in der Gastronomie<br />
beeinflusst. Gäste schätzen am<br />
meisten genügend Abstand zwischen<br />
den Tischen und bevorzugen ausreichend<br />
Distanz gegenüber Trennwänden.<br />
Am zweitmeisten wurde das Desinfektionsmittel<br />
bewertet. Dabei ist gut rie-<br />
Sitzt die Maske richtig?<br />
Werden die offiziellen Schutzkonzepte<br />
eingehalten? Laut<br />
einer Studie achten Gäste auf<br />
korrekt umgesetzte Massnahmen<br />
während der Pandemie.
1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
55<br />
* Aus dem Corona-Radar 2020 von «re:spondelligent»: https://respondelligent.com/studien/corona-radar/<br />
chendes Gel am beliebtesten. Zudem<br />
fällt den Gästen auf, ob die Schutzmaske<br />
vom Personal korrekt über Nase und<br />
Mund getragen wird. Rückmeldungen<br />
bezüglich des Erfassens von Gästedaten<br />
gab es so gut wie keine.<br />
Chance: Sensibilisieren und schulen<br />
Sie Ihr Team regelmässig bezüglich Ihres<br />
aktuellen Schutzkonzepts. Lesen Sie<br />
Gästebewertungen aufmerksam, um<br />
herauszufinden, wo es Optimierungspotenzial<br />
gibt. Anstatt manuell können<br />
Sie diesen Prozess auch mithilfe einer<br />
passenden Software automatisieren.<br />
Buchhaltung möglichst aktuell, so verlieren<br />
Sie die Übersicht nicht.<br />
2<br />
LIEFERUNG UND TAKE-AWAY:<br />
GESCHWINDIGKEIT UND TEM-<br />
PERATUR ZÄHLEN<br />
Während der Krise haben sich Lieferdienste<br />
und Take-aways etabliert. Vor<br />
allem dort, wo mit dem passenden Angebot<br />
kostendeckend gearbeitet werden<br />
kann.<br />
Wenn man die Angebote auch künftig<br />
anbieten möchte, muss sichergestellt<br />
werden, dass die Qualität beim Gast<br />
richtig ankommt. Bestellt und bewertet<br />
wird vor allem digital. Eine Auswertung<br />
von Gästebewertungen zeigt, dass<br />
eine kalte Pizza oder die vergessenen<br />
Pommes in der Regel dem Restaurant<br />
angelastet werden und nicht dem Lieferdienst.<br />
Chance: Wichtig ist, dass jede Bestellung<br />
komplett ist. Das wurde nämlich<br />
bei Bestellungen am dritthäufigsten<br />
bemängelt. Dann müssen Sie mit<br />
dem Lieferpartner die Lieferzeit gut<br />
im Auge behalten. Diese wird naturgemäss<br />
am häufigsten von Gästen<br />
kritisiert und daraus folgend die<br />
Temperatur des Essens. Lesen Sie die<br />
Gästekommentare auf den Lieferportalen<br />
aufmerksam und bauen Sie eine<br />
Qualitätssicherung ein. Auch hier<br />
kann die passende Software helfen.
56 1.5 TAT-SACHE DIGITAL<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Alexander Zaugg ist Geschäftsführer<br />
des Schweizer Unternehmens<br />
«re:spondelligent». Ganz nach dem<br />
Motto «Von der Reklamation zur<br />
Reklame-Aktion» kreiert das Unternehmen<br />
wertvolle datengestützte<br />
Entscheidungsgrundlagen für Ihren<br />
Betrieb. Ausserdem liefert Ihnen der<br />
einmalige Response Assistant die<br />
passende Antwort auf jedes Gästefeedback.<br />
› respondelligent.com/restaurants<br />
› facebook.com/respondelligent<br />
3<br />
INFORMATION IST WICHTIGER<br />
DENN JE, VOR ORT UND DIGITAL<br />
Es ist aktuell nicht absehbar, welche Art<br />
von Schutzkonzepten oder gar Impfvorschriften<br />
gelten werden. Das letzte Jahr<br />
zeigt auch, dass sich solche Regelungen<br />
sehr schnell ändern und gar selbst überholen<br />
können. Entsprechend ist der Informationsbedarf<br />
bei Gästen gestiegen,<br />
sogar bei Stammgästen.<br />
Chance: Informieren Sie Ihre Gäste<br />
detailliert auf Ihrer Webseite über<br />
Ihr aktuelles Angebot (u. a. Terrasse,<br />
Take-away, Lieferung, Gruppen etc.)<br />
und Ihre Schutzmassnahmen. Weiter<br />
können Sie Google und TripAdvisor<br />
nutzen, die bereits die passenden<br />
Einstellungen anbieten. Bezüglich<br />
Gästeregistration ist es am einfachsten,<br />
diese mit cleveren Reservationssystemen<br />
bereits im Vorfeld abzudecken.<br />
Einige dieser Systeme erlauben<br />
es zudem, nach einem Besuch mit<br />
dem Gast via E-Mail oder SMS zu<br />
kommunizieren. Diese Chance sollten<br />
Sie unbedingt nutzen, damit Sie Ihren<br />
Gästen aktuelle Angebote und Änderungen<br />
direkt mitteilen können.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
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Kerstin Rapp-Schwan<br />
mit ihren Gastrokollegen<br />
Tim Mälzer<br />
(hinten) und Patrick<br />
Rüther von «tellerrand<br />
consulting»; ab Seite 68.<br />
Foto: ZVG
KOPF-SACHE<br />
2<br />
2.1 Chefsache<br />
Jede Krise hat ein Ende 60<br />
Eine Frau für die Offensive 68<br />
2.3 Best of Swiss Gastro<br />
Umsatzverlust, fehlende Perspektive und<br />
keine Planungssicherheit 84<br />
2.2 Dreamteam<br />
Selbst gebaut für mich und dich 76
60 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
Miriam Böger hat das Art<br />
Deco Hotel Montana per<br />
April 2020 vom langjährigen<br />
Direktor Fritz Erni<br />
übernommen. Und musste<br />
erst einmal die Pandemie<br />
bewältigen.
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
61<br />
Die ganze Welt sucht nach einem Rezept, um die Pandemie zu<br />
bewältigen. Montana-Direktorin Miriam Böger hat eins gefunden,<br />
zumindest für ihr Universum. Und es ist so einfach wie<br />
komplex: Genau hinsehen, regelmässig miteinander reden und<br />
richtig zuhören.<br />
C O R O N A<br />
«JEDE KRISE<br />
HAT EIN ENDE»<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
Miriam Böger sass ab Anfang Januar<br />
lange im Homeoffice, zum zweiten Mal<br />
innerhalb eines Jahres. Schon als sie das<br />
Art Deco Hotel Montana am 1. April<br />
2020 von Fritz Erni übernahm, waren<br />
90 Prozent ihrer Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in Kurzarbeit und die Ungewissheit<br />
gross. Auch beim zweiten<br />
Lockdown wusste sie lange nicht, wann<br />
die Tore des Hotels aufgehen würden –<br />
und wie es danach weitergeht. Dennoch<br />
wirkt sie ruhig und zuversichtlich.<br />
KEINE GESCHÜTZTE WERKSTATT<br />
Böger ist sich bewusst, dass sie sich in<br />
dieser Zeit in einer sichereren Lage befand<br />
als viele andere in der Branche; angestellt<br />
und als Direktorin eines Unternehmens,<br />
das in der eigenen Immobilie<br />
wirtschaften kann. «Wir müssen uns zumindest<br />
keine Sorgen um Mietzinszahlungen<br />
machen.» Dass das Montana der<br />
Hotel und Gastro Union gehöre, für die<br />
der Mensch vor Dividende und äusserster<br />
Marge stehe, helfe in der Situation<br />
ebenso. Eine geschützte Werkstatt sei<br />
das Hotel trotzdem nicht. «Auch bei uns<br />
müssen die Zahlen stimmen, Corona hin<br />
oder her.»
62 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
ÜBER MIRIAM BÖGER<br />
Miriam Böger (41) ist in Waldshut<br />
aufgewachsen. Sie kam 1999 nach<br />
der Matura in die Schweiz. Nach<br />
Saisonstellen in den Walliser Bergen<br />
startete sie 2001 an der Schweizerischen<br />
Hotelfachschule Luzern (SHL).<br />
2004 absolvierte sie ein Praktikum im<br />
Art Deco Hotel Montana und wurde<br />
danach zur Direktionsassistentin von<br />
Fritz Erni. 2008 wechselte sie als Controllerin<br />
in die Industrie, machte ihren<br />
Bachelor in Betriebsökonomie sowie<br />
den eidgenössischen Fachausweis als<br />
HR-Fachfrau. 2013 kehrte sie als Leiterin<br />
Finanzen und Human Resources<br />
ins Montana zurück, übernahm dort<br />
2015 die Vizedirektion. Am 1. April<br />
2020 ist sie die Nachfolge von Fritz<br />
Erni angetreten, der 24 Jahre lang<br />
als Direktor des Hotels amtete. Böger<br />
lebt mit ihrem Partner in Zürich.<br />
Und so war sie beim ersten Lockdown<br />
wesentlich angespannter – ob der Unberechenbarkeit<br />
dessen, wie lange die<br />
Einschränkungen dauern und wie sich<br />
die Lage auf das Reiseverhalten der internationalen<br />
Gäste in den Sommermonaten<br />
auswirken würde. Böger bereitete<br />
vor allem ein mögliches Fernbleiben der<br />
Amerikaner Sorge, die immerhin etwa<br />
einen Drittel der Montana-Gäste ausmachen.<br />
Doch statt in Schockstarre zu<br />
verfallen, setzte sie alle Hebel in Bewegung,<br />
um sich für den Betrieb nach dem<br />
Lockdown zu rüsten.<br />
DIE SUCHE NACH INFORMATIO-<br />
NEN UND WEGEN<br />
«Herauszufinden, welche Schutzkonzepte<br />
für Hotellerie, Gastronomie, Seminare<br />
und Spa gelten, sie alle auf das<br />
Montana umzumünzen, jeden einzelnen<br />
Punkt konkret und akribisch festzuhalten<br />
und umzusetzen, das war zu Beginn<br />
die grösste Herausforderung», erinnert<br />
sich die Direktorin.<br />
Nachdem sie diese «riesige Büez» hinter<br />
sich hatte, ging es in einem nächsten<br />
Schritt darum, Wege zu finden, den Betrieb<br />
möglichst unbeschadet durch die<br />
Krise zu lenken. Bögers Hintergrund in<br />
Betriebswirtschaft und dass sie die Finanzen<br />
des Hotels lange unter sich hatte,<br />
habe ihr sicherlich dabei geholfen, diese<br />
Aufgabe anzugehen. «Auf dem Papier<br />
kenne ich jeden Lieferanten und jeden<br />
Handwerker und weiss genau, wo Kosten<br />
anfallen und wo es allenfalls noch<br />
Einsparmöglichkeiten gibt.»<br />
KRISE ALS LEHRPLATZ<br />
Um Kosten zu mindern und die Küche<br />
zu entlasten, habe man beispielsweise<br />
entschieden, die Gerichte des mittäglichen<br />
Dreigangmenüs vorübergehend<br />
nur noch einmal pro Woche auszuwechseln<br />
statt jeden Tag. «Dabei haben wir<br />
festgestellt, dass es gar niemanden stört<br />
– ausser vielleicht uns selbst», sagt Böger<br />
und lächelt dieses gewinnende, zuversichtliche<br />
Lächeln. So habe sich die<br />
Krise auch als Chance entpuppt.<br />
Nicht zuletzt, weil die Situation sie gezwungen<br />
habe, genauer hinzusehen, wie<br />
man den Bedürfnissen der Schweizer<br />
Gäste noch besser entsprechen könne.<br />
Die sehen anders aus als die von<br />
Amerikanern. Und dadurch ist Neues<br />
entstanden. «Wir haben zum Beispiel<br />
zusammen mit dem Vitznauerhof in<br />
Vitznau und dem Wellness- und Seminarhotel<br />
auf dem Stoos ein Package für<br />
eine Woche Zentralschweiz geschnürt,<br />
Werbe- und Marketingkosten gespart<br />
und die Kooperation mit Mitbewerbern<br />
verstärkt.» Durch den regeren Austausch<br />
mit anderen Betrieben sei auch die<br />
Möglichkeit entstanden, Lehrlinge im<br />
zweiten Lockdown in andere Betriebe zu<br />
schicken – Hotels, Spitäler oder Altersheime<br />
in der Region.<br />
RAUM FÜR BEFINDLICHKEITEN<br />
Miriam Böger hat nicht nur die Branche<br />
stärker zusammenwachsen sehen, sondern<br />
auch ihr Team. Dank regelmässiger<br />
virtueller Meetings während des Lockdowns<br />
habe man sich persönlich noch<br />
besser kennengelernt. «Es ist eben ein<br />
Unterschied, ob man sich in der Hektik<br />
des Alltags kurz miteinander über Operatives<br />
austauscht oder in Sitzungen, in<br />
denen es nur darum geht, herauszufin-
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
63<br />
Impressionen aus<br />
dem Art Deco<br />
Hotel Montana in<br />
Luzern.
64 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
1 2 3 4 5 6<br />
den, wie es um die Befindlichkeiten der<br />
einzelnen Teammitglieder steht.» Dieser<br />
Austausch habe ungemein dabei geholfen,<br />
die Sorgen der einzelnen Mitarbeiter<br />
zu erkennen und auch darauf reagieren<br />
zu können. «Für einige ist die Krise<br />
und die damit verbundene Kurzarbeit<br />
mit existenziellen Nöten verbunden, für<br />
die wir im Montana – wo immer möglich<br />
– Lösungen finden möchten.»<br />
Doch selbst im Montana mussten im<br />
letzten Jahr, trotz starker erster zwei<br />
Monate und eines überraschend guten<br />
Sommers, einige Lösungen her, die mit<br />
schwierigen Entscheidungen verbunden<br />
waren. Im Normalfall macht das Hotel<br />
knapp 15 Millionen Franken Umsatz.<br />
Um es auf Kurs zu einem «schwarzen<br />
EBIT» zu halten, war die Direktorin<br />
im letzten Quartal 2020, als weitere<br />
Einschränkungen und ein ausfallendes<br />
Weihnachtsgeschäft absehbar wurden,<br />
gezwungen, in Beherbergung und Administration<br />
Leute zu entlassen.<br />
ALLES HAT EIN ENDE<br />
Doch obschon eine Herausforderung<br />
die nächste ablöste und sie manchmal<br />
«richtig gefrustet und genervt war ob der<br />
Situation», die Hoffnung, dass es weitergeht,<br />
hat Böger in ihrem ersten Jahr als<br />
Direktorin nie aufgegeben. «Menschen<br />
haben das Bedürfnis zu reisen – und sobald<br />
es wieder möglich ist, kommen die<br />
Gäste auch wieder.» Das habe der letzte<br />
Sommer bewiesen. «Er hat uns vor Augen<br />
geführt, dass der Umsatzeinbruch<br />
nicht an uns, unserer Leistung oder unserem<br />
Produkt liegt, sondern von aussen<br />
bestimmt ist und nicht in unserer Macht<br />
steht.» Dieses Wissen habe ihr in dieser<br />
Zeit unglaublich geholfen, die Situation<br />
zu akzeptieren. Und die Überzeugung,<br />
dass «jede Krise mal ein Ende hat».<br />
MITGLIEDER DER MONTANA-<br />
GESCHÄFTSLEITUNG<br />
1 Irene von Atzigen-Odermatt<br />
HR-Leiterin<br />
2 Miriam Böger<br />
Direktorin<br />
3 Damaris Horisberger<br />
Leiterin Finanzen<br />
4 Alexander Szabo<br />
Leiter Gastronomie<br />
5 Jana Püzel<br />
Vizedirektorin/Beherbergung<br />
6 Sandra Widmer<br />
Leiterin Marketing & Sales<br />
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66 PUBLIREPORTAGE BEST OF SWISS GASTRO<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
WIEDER<br />
RICHTIG<br />
FEIERN<br />
Best of Swiss Gastro sucht auch im zweiten<br />
Pandemiejahr nach den besten Gastronomiekonzepten<br />
der Schweiz. Gerade in herausfordernden<br />
Zeiten sind Unternehmer mit dem<br />
Blick nach vorne besonders gefragt.<br />
TEXT BEST OF SWISS GASTRO<br />
FOTOS ZVG<br />
«IHR PLATZ AUF DEM THRON IST<br />
RESERVIERT»<br />
Die Corona-Krise hat die Gastronomie<br />
hart durchgeschüttelt. Viele Betriebe<br />
kämpfen derzeit<br />
noch mit dieser<br />
Situation, aber es<br />
geht in die richtige<br />
Richtung. Bei<br />
Best of Swiss Gastro<br />
ist genügend<br />
Optimismus vorhanden,<br />
die «Gastro-Awards»<br />
wieder<br />
im gebührenden Rahmen mit allen Nominierten<br />
und Partnern feiern zu können.<br />
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«IN EINER KRISE<br />
KANN MAN<br />
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ODER MAN GEHT<br />
NACH VORNE!»<br />
«Moti-Viren» anstecken, welche seit 18<br />
Jahren die Gastronomie erfolgreich machen.<br />
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innovative Gastronom*innen für den<br />
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Swiss-Gastro-Thron wartet schon auf<br />
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PUBLIREPORTAGE BEST OF SWISS GASTRO<br />
67
68 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
C O R O N A<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
EINE FRAU<br />
FÜR DIE<br />
OFFENSIVE<br />
Seit Beginn der Corona-Krise ist Kerstin Rapp-Schwan eines<br />
der Gesichter der deutschen Gastronomie. Sie ist Betreiberin<br />
von fünf Restaurants in Düsseldorf und Umgebung und hat den<br />
Kampf aufgenommen: für ihr Unternehmen, ihre Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen sowie für die Zukunft ihrer geliebten Branche.<br />
Dafür ist sie an vielen Fronten aktiv, trifft hochrangige Landes-<br />
und Bundespolitiker und spricht in Talkshows.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
Eine Kämpferin war Kerstin Rapp-<br />
Schwan schon immer. Kaum heraus aus<br />
der Uni, übernahm die Hamburgerin<br />
vor zwanzig Jahren vier Restaurants im<br />
Rheinland – und lernte im Laufe der<br />
Zeit viel dazu: über die Mentalität und<br />
die Ansprüche ihrer Gäste und darüber,<br />
was es bedeutet, heutzutage als Gastronomin<br />
erfolgreich zu sein. «Viele Learnings<br />
waren durchaus schmerzhaft, aber<br />
letztendlich haben sie mich stark gemacht»,<br />
sagt die 47-Jährige, die sich gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Martin Rapp<br />
im Gastronomie-Netzwerk Leaders<br />
Club ebenso engagiert wie im Beirat des<br />
in der Corona-Krise neu gegründeten<br />
«Gastgeberkreises». Abwarten liegt ihr<br />
nicht. «Wenn ich sehe, dass etwas nicht<br />
gut läuft, gehe ich das Problem an.»<br />
Kerstin Rapp-<br />
Schwan (47) gibt<br />
der deutschen<br />
Gastrobranche seit<br />
Beginn der Corona-<br />
Krise ein Gesicht.
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
69<br />
Entstanden bei einer<br />
Aufzeichnung der Talk<br />
Show von Bettina<br />
Böttinger, der Mann ist<br />
Nordrhein-Westfalens<br />
Gesundheitsminister<br />
Karl-Josef Laumann<br />
«IMMER WIEDER ZU BITTEN,<br />
IST UNERTRÄGLICH»<br />
Umso schlimmer waren die Ohnmacht,<br />
die Überforderung und Hilflosigkeit, in<br />
die das Corona-Virus sie im März 2020<br />
von einem Tag auf den anderen katapultierte.<br />
«Mein Mann und ich standen<br />
nach vielen Jahren harter Arbeit an der<br />
Spitze eines gesunden, schuldenfreien<br />
Unternehmens mit 150 Mitarbeitern»,<br />
erinnert sie sich an den Moment, als sie<br />
ihre Betriebe schliessen musste. «Und<br />
plötzlich wird uns die Grundlage genommen,<br />
Geld zu verdienen, sodass wir<br />
auf staatliche Hilfe angewiesen waren –<br />
die auf sich warten liess. Immer wieder<br />
darum zu bitten, war für uns unerträglich.<br />
Gar nicht zu reden von der Ungewissheit,<br />
wie viel von dem erhaltenen<br />
Geld wir später wieder zurückzahlen<br />
müssen.» Neben dem Gefühl des Ausgeliefertseins<br />
ist da auch sehr viel Wut:<br />
«Wie kann es sein, dass die Politik von<br />
uns erwartet, dass wir innerhalb von wenigen<br />
Tagen ein tragfähiges Hygiene-<br />
Konzept auf die Beine stellen, und der<br />
Staat selbst es nicht geschafft hat, auch<br />
Monate nach Beginn der Pandemie die<br />
Alten- und Pflegeheime effizient zu<br />
schützen? Geschweige denn, Ideen zu<br />
entwickeln, mit denen sich der Lockdown<br />
vermeiden liesse?»<br />
Nach dem ersten Schock ging Kerstin<br />
Rapp-Schwan schnell in die Offensive,<br />
beteiligte sich unter anderem an<br />
der Aktion «Kochen für Helden», bei<br />
der die Teams aus ihren und vielen an-
70 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
Das berühmte «Schwanitzel»:<br />
Kerstin Rapp-Schwans Restaurants<br />
setzen auf heimatliche<br />
und gemütliche Atmosphäre.<br />
deren Restaurants für die Angehörigen<br />
der sogenannten «Funktionsberufe» in<br />
Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen<br />
kochten. Sie stellte im Rahmen der<br />
Aktion «Leere Stühle» öffentlichkeitswirksam<br />
Sitzmöbel aus den Restaurants<br />
auf den Düsseldorfer Rathausplatz und<br />
startete ein liebevoll gestaltetes Delivery-<br />
und To-go-Angebot.<br />
ZUM DANK EIN SHITSTORM<br />
Dabei war der Lockdown nicht das Einzige,<br />
was ihr zusetzte. Der notwendige<br />
Schritt, den nicht kurzarbeitergeldberechtigten<br />
Aushilfen zu kündigen,<br />
brachte ihr einen Shitstorm ein, der<br />
zusätzlich an den Nerven zehrte. «Natürlich<br />
mussten wir die Mitarbeiterzahl<br />
reduzieren – von 150 vor Corona auf 80<br />
im Frühjahr <strong>2021</strong>, von denen der Grossteil<br />
monatelang in Kurzarbeit war.» Im<br />
Büro arbeitet nach wie vor ein kleines<br />
Team daran, die administrativen Abläufe<br />
und die Kommunikation mit den<br />
Mitarbeitenden durch regelmässige<br />
Aufmerksamkeiten einigermassen aufrechtzuerhalten<br />
und die Restaurants<br />
auf den Neustart vorzubereiten. «Ganz<br />
nebenbei» habe auch noch ein Wasserschaden<br />
die Wiedereröffnung eines der<br />
Standorte nach dem ersten Lockdown<br />
ausgebremst.<br />
Trotzdem: Im Sommer gaben die<br />
«Schwäne», so der Übername von Kerstin<br />
Rapp-Schwan und ihrem Mann, richtig<br />
Gas – mit vorgeschriebenem Abstand,<br />
maximaler Hygiene und einem aufwendig<br />
für die neuen Umstände geschulten<br />
Team. Papp-Dummies mit humorvollen<br />
Bildern von imaginären Gästen sorgten<br />
dafür, dass die Restaurants trotz der notwendigen<br />
Distanz nicht leer wirkten.<br />
MIT TIM MÄLZER IN EINEM TOPF<br />
Was blieb, war die Sorge vor dem<br />
Winter, der drohenden «zweiten Welle».<br />
Im Herbst, noch vor dem zweiten
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
71
72 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
73<br />
Lockdown, liess Kerstin Rapp-Schwan<br />
als eine der ersten Gastronominnen<br />
überhaupt ihr Hygiene- und Sicherheitskonzept<br />
vom TÜV zertifizieren.<br />
Doch die medienwirksam vorgetragene<br />
Botschaft «Hier ist es sicher!» verhallte:<br />
Im November 2020 mussten auch<br />
die «Schwäne», wie alle Restaurants in<br />
Deutschland, wieder schliessen.<br />
Das Unternehmerpaar nutzte die Zeit,<br />
das Konzept auf den Prüfstand zu stellen,<br />
optimierte Speisekarten, Kalkulation,<br />
Mitarbeitermanagement und andere<br />
Prozesse. Anfang Dezember zog<br />
sogar ein Corona-Testcenter in eines<br />
ihrer Restaurants. Die Köche kreierten<br />
Boxen mit «Schwan»-Produkten – von<br />
der Suppe über Marmelade bis hin zum<br />
Likör für den Genuss zu Hause. Inzwischen<br />
erleichtert ein eigener «Schwan«-<br />
Webshop das Geschäft. Überhaupt hat<br />
Corona die Digitalisierung der Betriebe,<br />
deren Konzept ursprünglich so gar nicht<br />
technologieaffin auf die Themen Heimat,<br />
Region und Gemütlichkeit setzte,<br />
deutlich vorangetrieben.<br />
Die Beratungsfirma «tellerrand consulting»<br />
von Tim Mälzer (vorne Mitte) (hinten v.l.):<br />
Tim Koch, Kerstin Rapp-Schwan,<br />
Sven Freystratzky und Patrick Rüther.<br />
Obwohl sie seit mehr als einem Jahr<br />
eine Sieben-Tage-Arbeitswoche lebt, hat<br />
Kerstin Rapp-Schwan sich im Herbst<br />
2020 noch ein weiteres Standbein erschlossen:<br />
Sie wurde Gesellschafterin<br />
der «tellerrand consulting», der Beratungsfirma<br />
von TV-Koch Tim Mälzer<br />
und seines Geschäftspartners Patrick<br />
Rüther. Hier gibt sie ihre Expertise und<br />
ihre Erfahrungen an Kollegen und Kolleginnen<br />
in ganz Deutschland und darüber<br />
hinaus weiter.
74 2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
Kerstin Rapp-Schwan<br />
mit dem Bürgermeister<br />
von Düsseldorf, Thomas<br />
Geisel (2. v. l.) bei der<br />
Eröffnung des Corona-<br />
Testzentrums in ihrem<br />
Restaurant.<br />
Doch wie jetzt wieder öffnen, nachdem<br />
der zweite, fast ein halbes Jahr andauernde,<br />
Lockdown die Zahl ihrer Mitarbeiter<br />
halbiert hat? «Davor habe ich<br />
grossen Respekt», sagt Rapp-Schwan.<br />
Sie er wartet, dass nach dem ersehnten<br />
Restart der Gastronomie ein Gästeansturm<br />
einsetzt, «ähnlich wie beim<br />
Ketchup, das nach langem Klopfen in<br />
einem Schwall aus der Flasche kommt.<br />
Deshalb erwähne ich bei Gelegenheit<br />
auch bei den Politikern, dass wir mindestens<br />
zwei Wochen Vorlauf brauchen,<br />
um wieder loszulegen. Denn auch unsere<br />
Lieferanten können nicht alle Kunden<br />
an einem Tag beliefern. Ebenso müssen<br />
unsere Teams geschult und neu zusammengesetzt<br />
werden.»<br />
KEINE ANGST VOR HOHEN TIEREN<br />
– ABER VOR DER ZUKUNFT<br />
Der Austausch mit der Politik gehört<br />
mittlerweile zu ihrem Alltag: Sie telefoniert<br />
regelmässig mit Bundestagsabgeordneten,<br />
und der Landes-Wirtschaftsminister<br />
von Nordrhein-Westfalen<br />
informierte sich in einem ihrer Restaurants<br />
über die praktischen Auswirkungen<br />
der Hygiene-Bestimmungen.<br />
Kerstin Rapp-Schwan war sogar im<br />
Bundestag eingeladen, um dort die Nöte<br />
und Sorgen der Branche vorzutragen,<br />
und zudem gern gesehener Gast in den<br />
Talkshows von TV-Grössen wie Markus<br />
Lanz und Bettina Böttinger. Erfolge<br />
(wie z. B. eine grosszügiger als zunächst<br />
geplant bemessene Abstandsregel für<br />
Restauranttische) ermutigen sie, weiterhin<br />
das Gespräch mit den Entscheidungsträgern<br />
zu suchen. Angst vor «hohen<br />
Tieren» kennt sie dabei nicht, Angst<br />
um die eigene Existenz und die Zukunft<br />
ihrer neunjährigen Tochter dagegen<br />
schon. Die lässt sie weiterkämpfen: «Ich<br />
habe schon so viele Krisen durchgestanden,<br />
will unbedingt Gastronomin bleiben<br />
– und im Herbst das 20. Jubiläum<br />
des Schwans feiern!»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
2.1 KOPF-SACHE CHEFSACHE<br />
75<br />
FACTS&FIGURES<br />
› Schwan Düsseldorf-Pempelfort:<br />
60 Sitzplätze innen / 40 aussen<br />
› Schwan Düsseldorf-Derendorf:<br />
125/150<br />
› Schwan Düsseldorf-Burgplatz:<br />
110/250<br />
› Schwan Neuss :<br />
130/250<br />
› Beethoven Düsseldorf-Flingern:<br />
100/100<br />
› Mitarbeitende (vor Corona):<br />
150<br />
› Durchschnittsbon Schwan:<br />
18 € netto<br />
Kompromisslose Spitzenqualität<br />
Vom Choco Guide wurde das Casa Nobile als «Bester Chocolatier» der Schweiz ausgezeichnet. Dennoch bleiben<br />
die Macher fest auf dem (Berner) Boden und setzen auf beste Qualität und wahre Nachhaltigkeit.<br />
Die beiden Inhaber und Gründer des Casa Nobile, Martin Schwarz und<br />
Willi Schmutz hätten so manchen Grund abzuheben. Doch die beiden<br />
«Artisti del Cioccolata» bleiben lieber bodenständig, konzentrieren<br />
sich auf ihr Handwerk und setzen bei ihren Zutaten auf bestmögliche<br />
Qualität, auf regionale Produkte und Nachhaltigkeit. «Kompromisslos zu<br />
sein in der Auswahl von Zutaten und Materialien<br />
bis hin zur Selektion, mit wem wir zusammenarbeiten,<br />
ist unsere Philosophie. Nur das<br />
Beste ist gut genug. Diese Kompromisslosigkeit<br />
findet sich in der Spitzenqualität unserer<br />
Produkte wieder,» beschreiben Martin Schwarz<br />
und Willi Schmutz die «inneren Werte» ihrer<br />
Kreationen, auf die es letztendlich ankommt.<br />
Die reine Heumilch in der exklusiven Couverture<br />
stammt von Kühen aus dem UNESCO<br />
Biosphärenreservat Entlebuch. Diese glücklichen<br />
Milchkühe geniessen während der Sommermonate<br />
eine Vielfalt saftiger Gräser und<br />
Die Macher hinter Nobile: Martin Schwarz und Willi Schmutz<br />
Kräuter, im Winter getrocknet als aromatisches Heu, ohne jegliche Zusätze<br />
oder Silo-Ergänzungsnahrung. Die verwendeten Kakaobohnen werden<br />
unter kontrolliert fairen Bedingungen und in langfristiger Zusammenarbeit<br />
direkt bei den Bauern und Kooperativen eingekauft, bevor sie als<br />
Edelkakao von höchster Qualität zu der exzellenten Schokolade verarbeitet<br />
werden. Und welche Confiserie kann sich<br />
schon den Luxus leisten, Palmöl nicht einfach<br />
durch ein gleichwertiges (und kostengünstiges)<br />
Öl zu ersetzen, sondern durch hochwertiges,<br />
bestes italienisches Olivenöl?<br />
Erleben kann man das Handwerk und die<br />
Philosophie von Nobile an der Bahnhofstrasse<br />
1 in Bätterkinden und in der Rathausgasse<br />
45 in Bern. Auch der Online-Shop erfreut sich<br />
grosser Beliebtheit. Ob einzelne Privat- oder<br />
grosse Firmenbestellungen, es ist für jeden<br />
etwas dabei. Lassen Sie sich überraschen!<br />
www.casa-nobile.ch
76 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
C O R O N A<br />
SELBST<br />
GEBAUT,<br />
FÜR MICH<br />
UND DICH<br />
Geplant war ein Café. Inzwischen gibts das «fürDich» in<br />
Zürich als Kafi, Pension und Bar. Und in allen drei Lokalen<br />
kann man regelmässig Neues entdecken. Nur etwas ist<br />
seit Jahren gleich geblieben: das Team.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS MICHAELA RUOSS, ZVG<br />
Das Kernteam des «fürDich» sitzt im<br />
Kafi, das derzeit mehr Baustelle als Restaurant<br />
ist, isst Sandwiches und Guetzli<br />
vom Bäcker um die Ecke und trinkt<br />
Wasser und abgelaufenes Kombucha.<br />
Die einzigen Getränke, die derzeit noch<br />
herumstehen. Das Lokal im Zürcher<br />
Kreis 4 ist seit Dezember Corona-bedingt<br />
zu, die dazugehörige Pension so<br />
gut wie.<br />
Und obwohl ihnen Lockdown und Planungsunsicherheit<br />
im wahrsten Sinne<br />
des Wortes ans Eingemachte gehen,<br />
scherzen und lachen Michel Häberli,<br />
Pamela Jarmuske, Tim Hartje, Bettina<br />
Hess und Serena Zigiotti zusammen.<br />
Wie schaffen sie das? «Accept and improvise»,<br />
sagt Häberli und lacht einmal<br />
mehr laut auf. Das Team, das schon<br />
jahrelang zusammenarbeitet und auch<br />
privat viel Zeit miteinander verbringt,<br />
stimmt ein.
2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
77
78 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
Auch Teil des «fürDich»-<br />
Universums: die Bar<br />
«Damm fürDich» in<br />
Zürich an der Limmat.<br />
AUS DER NOT VOM KAFI ZUR<br />
PENSION<br />
Mit Akzeptieren und Improvisieren begonnen<br />
hat das «fürDich»-Team Anfang<br />
2008: Damals baute es den tamilischen<br />
Lebensmittelladen an der Ecke Schreiner-/Stauffacherstrasse<br />
eigenhändig um<br />
und aus – mit dem Ziel, im Herbst ein<br />
Kafi zu eröffnen, mit allem Drum und<br />
Dran. Während des Ausbaus ging das<br />
Geld für die Küche aus. Das Lokal eröffneten<br />
sie trotzdem, ohne Küche.<br />
Dafür mit sporadischen Konzerten und<br />
anderen kulturellen Anlässen, für die sie<br />
die kleine Rampe, die Teil der Küche<br />
hätte werden sollen, zur Bühne umfunktionierten.<br />
Als das Team sich 2009 den Bau der Küche<br />
leisten konnte, blieb der Schauplatz.<br />
Denn die Events erfreuten sich immer<br />
grösserer Beliebtheit – zumindest bei<br />
den Gästen. Von zwei Mietern im Haus<br />
gab es Lärmklagen, was irgendwann das<br />
Ende der Konzerte bedeutete. Als die<br />
ersten lärmempfindlichen Mieter 2010<br />
auszogen, beschloss das «fürDich»-<br />
Team kurzerhand, deren Wohnung zu<br />
mieten und sie zu Pensionszimmern<br />
umzubauen.<br />
«Wie schon beim Kafi haben wir alles<br />
selbst geplant, gebaut und mit alten<br />
Designer möbeln eingerichtet. Nicht nur,<br />
weil es günstiger war, sondern weil wir<br />
so alles individuell machen können»,<br />
sagt Häberli. Es sei aber ein schmaler<br />
Grat zwischen schick und trashy, wirft<br />
Tim Hartje ein. «Wenn an einer alten<br />
Kommode ’ne kleine Ecke abbricht, ist<br />
sie nicht mehr Vintage, sondern Sperrmüll.»<br />
Dann müsse was Neues her, das<br />
Zimmer umgestaltet werden. Doch so<br />
wirds nie langweilig – auch für Gäste<br />
nicht. Und der Erfolg gibt ihnen recht.<br />
Vor Corona war die Pension von Mai<br />
bis Oktober über 90 Prozent ausgelastet,<br />
der «Damm fürDich» (seit 2013 die Bar<br />
mit Garten an der Limmat) im Sommer<br />
abends extrem gefragt und das Kafi das<br />
ganze Jahr gut besucht – von Quartierliteraten<br />
bis hin zu Businessleuten.<br />
LOCKDOWN ALS UMBAUFENSTER<br />
Dann kam die Pandemie. «Am Anfang<br />
war das noch ‹gäbig›», sagt Geschäftsführer<br />
Michel Häberli. Er und<br />
Tim Hartje standen am ersten Tag des<br />
Lockdowns mit Hammer und vielen<br />
Umbauideen im Kafi. Um die Defizite<br />
abzufedern, vermiete man die nicht<br />
umgebauten Wohnungen der Pension<br />
kurzerhand an gestrandete Heimkehrer<br />
oder als Homeoffices.<br />
Inzwischen ist das «fürDich» zum zweiten<br />
Mal zu. Doch auch wenn dem Team<br />
das Wasser bis zum Hals steht, scheint es<br />
das Beste aus der Situation zu machen:<br />
Häberli und Hartje bauen den Damm<br />
um, Pamela Jarmuske plant für den<br />
Frühling mit dem Verein Bed & Bühne<br />
ein Theater in den Pensionszimmern<br />
und Betty Hess kümmert sich um einzelne<br />
Buchungen, die reintröpfeln. «We<br />
go with the flow», sagt Häberli. «Solange<br />
man die richtigen Leute im Boot hat,<br />
geht es irgendwie immer weiter.»
2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
79<br />
Ton in Ton:<br />
Blumenarrangement<br />
im Family Room in<br />
der Pension fürDich.
80 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
5<br />
2 3<br />
1<br />
4<br />
Foto: Michaela Ruoss<br />
WHO’S WHO<br />
IM «FÜRDICH»<br />
1 Tim Hartje<br />
Mitinhaber, Feuerwehrmann, Hausund<br />
Baumeister. Springt immer überall<br />
dort ein, wo zwei starke Hände<br />
gebraucht werden. Als ehemaliger<br />
Messeschreiner findet er Mittel und<br />
Wege, die kreativen Ideen seines<br />
Geschäftspartners umzusetzen –<br />
ganz egal, wie verrückt.<br />
2 Betty Hess<br />
Zweite Pensionsdame und zuständig<br />
für Bestellungen, Arbeitshandbücher<br />
und den Garten im «Damm fürDich».<br />
Die gelernte Psychiatriepflegerin<br />
lässt sich weder durch ständig<br />
änder nde Anforderungen für Schutzkonzepte<br />
noch durch die Sonderwünsche<br />
der Gäste verrückt machen.<br />
3 Pamela Jarmuske<br />
Managerin der Pension. Hatte über<br />
die Jahre jeden Job im «fürDich» inne<br />
und kennt jede Ecke des Betriebs.<br />
Kümmert sich um Buchungen, Gäste<br />
und alles rund um den Pensionsalltag.<br />
Die gelernte Krankenschwester und<br />
zweifache Mutter hat für alle körperlichen<br />
und seelischen Blessuren von<br />
Mitarbeitenden und Gästen immer<br />
das richtige Pflaster parat.<br />
4 Serena Zigiotti<br />
Personalverantwortliche und federführend<br />
bei den Arbeitsplänen.<br />
Schreibt diese dank ihrer Leidenschaft<br />
für Brettspiele wie «Die Siedler<br />
von Catan» strategisch geschickt.<br />
Obwohl sie im Hintergrund wirkt,<br />
kennen sie Gäste dank ihrer Hündin<br />
Aria, dem hauseigenen Streichelzoo<br />
des «fürDich».<br />
5 Michel Häberli<br />
Mitinhaber und Geschäftsführer. Ist<br />
der kreative Kopf der Truppe, dem<br />
weder die Ideen ausgehen noch<br />
die Luft, um den Rest des Teams für<br />
seine Einfälle zu begeistern. Der<br />
studierte ETH-Umweltnaturwissenschaftler<br />
forscht heute mit Vorliebe<br />
nach Desig ner-Vintage-Möbeln und<br />
coolen Tapeten.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
81<br />
Impressionen aus<br />
dem Kafi «fürDich»<br />
in Zürich.<br />
Infos und Adressen:<br />
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82 LABELREPORTAGE SWISS GASTRO SOLUTIONS<br />
LABELREPORTAGE<br />
AUS FREUDE<br />
AN GENUSS<br />
UND KULINARIK<br />
Die Migros-Industrie bündelt ihre Kräfte, um die Bedürfnisse der Gastronomie,<br />
Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung, Eventgastronomie, Heime und Spitäler<br />
noch besser abdecken zu können. Der neu geschaffene Unternehmensbereich<br />
«Swiss Gastro Solutions» unterstützt die Kundinnen und Kunden mit anwendbaren<br />
Gastro-Konzepten und einer vielfältigen Produktpalette in unterschiedlichen<br />
Conveniencestufen.<br />
TEXT SWISS GASTRO SOLUTIONS<br />
FOTOS SWISS GASTRO SOLUTIONS<br />
Für die Swiss Gastro Solutions ist nur<br />
das Beste gut genug. Deshalb beginnen<br />
die Qualitätsansprüche schon bei der<br />
Auswahl der Rohprodukte: Sie müssen<br />
bezüglich Anbau, Frische und Ökologie<br />
höchste Standards erfüllen. Nur so<br />
ist garantiert, dass auch das Endprodukt<br />
den besonderen Ansprüchen gerecht<br />
wird. Die Produkte müssen nicht nur<br />
geschmacklich ein aussergewöhnliches<br />
Erlebnis bieten, sie sind auch den Prinzipien<br />
einer ausgewogenen und gesunden<br />
Ernährung verpflichtet.<br />
«Wir garantieren Schweizer Produktqualität<br />
und stellen unsere Produkte<br />
wenn möglich in der Schweiz selbst her»,<br />
sagt Michael Schwarz, Head of Swiss<br />
Gastro Solutions. «Unsere Leidenschaft<br />
für die Gastronomie bringt den Gastronomen<br />
immer wieder neue Ideen, Produkte<br />
und Konzepte auf den Tisch.»<br />
ÜBER 3000 PRODUKTE FÜR<br />
INNOVATIVE GASTRONOMEN<br />
Gastronomie, Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung,<br />
Eventgastronomie,<br />
Heime und Spitäler, die Kundinnen<br />
und Kunden profitieren von einem<br />
umfassenden Vollsortiment in unter-<br />
Aus Freude an<br />
Genuss und<br />
Kulinarik.
LABELREPORTAGE SWISS GASTRO SOLUTIONS<br />
83<br />
Grosse Auswahl an<br />
vielfältigem Fingerfood<br />
für das Apérobuffet.<br />
Perfektes Zusammenspiel<br />
zwischen Qualität und<br />
professionellem Handwerk.<br />
schiedlichen Conveniencestufen. Backwaren,<br />
Kartoffelprodukte, Fleisch und<br />
Fisch, Früchte und Gemüse, Fleischersatzprodukte,<br />
Glace sowie Eier- und<br />
Molkereispezialitäten, Reis, Kaffee und<br />
Schokolade – über 3000 Produkte stehen<br />
kreativen und innovativen Gastronomen<br />
zur Verfügung.<br />
Ein Aussendienstteam mit 39 Verkaufsund<br />
Key-Account-Mitarbeitenden sorgt<br />
für eine nahe, regionenfokussierte und<br />
kompetente Kundenbetreuung. «Wir<br />
unterstützen die Schweizer Gastronomie<br />
durch ein vielfältiges, bedürfnisorientiertes<br />
Produktangebot und durch unsere<br />
individuelle Konzeptberatung», sagt<br />
Daniel Schaller, regionaler Verkaufsleiter<br />
Mitte. «Mit unseren inspirierenden<br />
Konzepten werden unsere Kundinnen<br />
und Kunden ihre Gäste begeistern!»<br />
In der Logistik arbeitet die Swiss Gastro<br />
Solutions mit externen, etablierten<br />
Partnern zusammen und beliefert den<br />
Abhol- und Belieferungsgrosshandel als<br />
Vertrieb- und Logistikpartner für die<br />
Gastronomiebetriebe. Swiss Gastro Solutions<br />
ist definitiv eine Lösung für fast<br />
jedes Problem der heimischen Gastronomie<br />
in all ihren Variationen.<br />
Über die Swiss Gastro Solutions<br />
Swiss Gastro Solutions ist<br />
speziell auf die Bedürfnisse<br />
der Gastronomie, Hotellerie,<br />
Gemeinschaftsverpflegung,<br />
Eventgastronomie, Heime<br />
und Spitäler ausgerichtet. Der<br />
Unternehmensbereich der<br />
Migros-Industrie unterstützt die<br />
Kundinnen und Kunden mit anwendbaren<br />
Gastro-Konzepten<br />
und einer vielfältigen Produktpalette<br />
in unterschiedlichen Conveniencestufen.<br />
Die Produkte<br />
zeichnen sich durch hohe, kontrollierte<br />
Qualität, einen hohen<br />
Conveniencegrad sowie eine<br />
gute Portionierbarkeit aus. Über<br />
3000 Produkte stehen kreativen<br />
und innovativen Gastronomen<br />
zur Verfügung. Das breite Sortiment<br />
wird ständig den Bedürfnissen<br />
und Trends des Marktes<br />
angepasst. Die Swiss Gastro<br />
Solutions beliefert den Abholund<br />
Belieferungsgrosshandel als<br />
Vertrieb- und Logistikpartner für<br />
die Gastronomiebetriebe. Swiss<br />
Gastro Solutions repräsentiert<br />
die folgenden Produktemarken:<br />
Bischofszell Culinarium, Vegi<br />
Planet, JOWA, COOH, Café Royal,<br />
Inflagranti Caffe, Delizio, I Gelati,<br />
Lüchinger & Schmid, Chocolat Frey,<br />
Delicaterra, Huttwiler glutenfree,<br />
la riseria, Mérat, Tipesca, Aproz,<br />
Qualité par Tradition, pastanova,<br />
Gourmet steam, More Juice, IT ice tea.<br />
M-Industrie AG<br />
Swiss Gastro Solutions<br />
c/o Migros-Genossenschafts-Bund<br />
Limmatstrasse 152<br />
8005 Zürich<br />
› swissgastrosolutions.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
84 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
Rolf Lang, Direktor<br />
Marketing vom Sponsor-Partner<br />
DIWISA<br />
Distillerie Willisau SA,<br />
anlässlich der Sunset-<br />
Party 2020.
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
85<br />
C O R O N A<br />
WAR ES DAS<br />
NUN MIT DER<br />
CORONA-KRISE?<br />
Zu Beginn des letzten Jahres hätte wohl noch niemand geglaubt,<br />
dass wir bis heute in einer weltweiten Krise stecken. Die aktuelle<br />
Lage lässt uns zwar hoffen, dass wir im Sommer anders auf<br />
die letzten Monate zurückblicken können, aber garantiert ist<br />
noch nichts. Auch jammern hilft nicht, Lösungen sind gefragt.<br />
Denn nicht nur die Gastronomie, auch Produktion, Handel und<br />
Dienstleistungssektor leiden und sind existenziell bedroht. Eine<br />
ehrliche Bestandsaufnahme von CEO Andreas Krumes.<br />
AUFGEZEICHNET VON MANUEL GAMMA<br />
FOTOS BOSG<br />
Es wurde zusehends schwieriger, an den<br />
Durchhalteparolen des letzten Jahres<br />
festzuhalten. Best of Swiss Gastro operiert<br />
gezwungenermassen so, wie es vor<br />
einem Jahr noch niemand für machbar<br />
gehalten hätte. Covid-19 tut weh.<br />
Auch uns. Dieser Schmerz zwingt uns<br />
Menschen zum Handeln. Und zu Ehrlichkeit.<br />
Sich etwas vorzumachen, hilft<br />
keinem.<br />
OHNE GÄSTE BRICHT DAS GANZE<br />
SYSTEM ZUSAMMEN<br />
Die gesamte Branche funktioniert nur,<br />
wenn viele Rüebli auf den Tellern verkauft<br />
werden. Wenn Restaurants geschlossen<br />
und keine Gäste da sind, fällt<br />
die ganze Wertschöpfungskette auseinander.<br />
Gastronomie und Produzenten,<br />
Lieferanten und Dienstleister: Wir wurden<br />
alle vor grosse Herausforderungen<br />
gestellt. Auch bei BOSG haben wir dies<br />
zu spüren bekommen. Das Fundament<br />
des Best-of-Swiss-Gastro-Jahres beruht<br />
auf drei Events: Jurytagung, Sunset-Party<br />
und Award Night. Letztes Jahr haben<br />
wir all diese Anlässe mehrmals verschieben<br />
müssen, dreimal eine neue Location<br />
organisiert – und konnten letztlich die<br />
Award Night aufgrund der Auflagen seitens<br />
Bund trotzdem nicht wie gewohnt
86 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
Wir warten auf die<br />
weitere Öffnung der<br />
Gastrobetriebe.<br />
durchführen. Doch aufgeben war kein<br />
Thema, neue Lösungen mussten her.<br />
Innert 14 Tagen haben wir eine digitale<br />
Award-Verleihung umgesetzt, inklusive<br />
Preisübergaben für alle acht Gewinner<br />
in ihren Betrieben. Das hat uns finanziell<br />
und strukturell getroffen. Wir haben alle<br />
Reserven und auch private Mittel eingesetzt<br />
und uns schweren Herzens von<br />
Mitarbeitenden trennen müssen.<br />
NUR NICHTS TUN IST FALSCH<br />
Gerade wenn es weh tut, sind wir mit<br />
unserem Motto «Mehr Bekanntheit,<br />
Gäste und Erfolg für die Gastronomie»<br />
besonders gefordert. Wir müssen an<br />
unsere Branche glauben und ihr weiterhin<br />
ein solidarischer Partner sein. Sonst<br />
sägen wir den Ast ab, auf dem wir alle<br />
sitzen. Es ist wichtig, dass möglichst<br />
alle lösungsorientiert bleiben und in die<br />
Branche investieren. Ohne diesen Mut<br />
zum Risiko leiden wir alle noch stärker.<br />
MIT MUT UND INVESTITION IN<br />
DIE ZUKUNFT<br />
Wir waren (und sind) mutig und haben<br />
zusätzlich in unsere Plattform investiert.<br />
Diese steht unter <strong>bosg</strong>.ch allen Gastronomiebetrieben<br />
als Marketinginstrument<br />
kostenfrei zur Verfügung – jetzt<br />
und in Zukunft. Weit über 500 Gastronominnen<br />
und Gastronomen haben<br />
dies genutzt und sich bereits im Dining-<br />
Guide registriert. In den letzten zwölf<br />
Monaten haben wir zusätzlich weitere<br />
Marketing-Tools erarbeitet, von denen<br />
alle Betriebe ohne Risiko profitieren<br />
können, sobald die Türen – zeitnah hoffentlich<br />
– auch wieder für die Innenräume<br />
geöffnet werden dürfen. Das sieht,<br />
zumindest Stand heute, positiv aus.<br />
INNOVATIVE, RISIKOFREIE<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE BRANCHE<br />
Bei unseren unten aufgelisteten Lösungen<br />
trägt die Gastronomie kein Risiko<br />
und muss in keinerlei Marketingaufwände<br />
investieren. Diese Kosten übernimmt<br />
Best of Swiss Gastro über verschiedene<br />
Kampagnen sowie über die exklusive<br />
Integration aller teilnehmenden Betriebe<br />
in die BOSG-Kommunikation. So<br />
erreicht die Gastronomie neue Gäste,<br />
welche anschliessend in treue Fans umgewandelt<br />
werden können. Wir stellen<br />
effiziente Marketinginstrumente ohne<br />
Streuverlust und Risiken für die Gastronomie<br />
zur Verfügung. Aufwand entsteht<br />
also erst, wenn der Gast im Betrieb ankommt<br />
und dort auch sein Geld ausgibt.<br />
DIE PFEILE IM MARKETING-<br />
KÖCHER VON BOSG<br />
1<br />
DIE WERTGUTSCHEINE VON<br />
BOSG<br />
Als Erstes haben wir einen Geschenkgutschein<br />
auf den Markt gebracht, welcher<br />
von den mehr als 8000 Beschenkten<br />
in den bereits über 250 teilnehmenden<br />
Schweizer Gastronomiebetrieben eingelöst<br />
werden kann. Grosse und kleine Unternehmen,<br />
die öffentliche Hand sowie<br />
einzelne Gäste zählen zu den Käuferinnen<br />
und Käufern und haben uns das Vertrauen<br />
geschenkt. Damit bringen wir frisches<br />
Geld in die Gastronomie. Das bis<br />
heute verkaufte Gutscheinvolumen liegt<br />
bei annähernd einer Million Schweizer<br />
Franken. Das macht uns stolz.
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
87<br />
1 2<br />
2<br />
DER DINING-PASS VON BOSG<br />
Eine echte Win-win-Situation für<br />
den Markt. Und für die schon gut 100 angeschlossenen<br />
Betriebe: Der Dining-Pass<br />
ist nichts für Schnäppchenjäger, sondern<br />
für interessierte Gäste, welche neue Betriebe<br />
entdecken möchten – gemeinsam<br />
mit einem weiteren «Entdecker». Heisst:<br />
Die Begleitung wird zum günstigeren<br />
Hauptgang vom Gastgeber eingeladen.<br />
Diese Art 2-für-1-Idee, auf der der<br />
Dining-Pass beruht, ist nicht neu – aber<br />
komplett neu aufgezogen: Wir sagen<br />
nicht Rabattgutschein, sondern sprechen<br />
eine Einladung zum Entdecken<br />
aus – mit anschliessendem Autogramm<br />
(!) des Gastgebers oder der Gastgeberin.<br />
Das Ganze ist offline und online vernetzt<br />
und funktioniert ohne langfristige<br />
Verbindlichkeiten und Risiken. Die<br />
Gastgeber quittieren die «Einreise» der<br />
Entdecker in ihren Betrieb mit einem<br />
Visum direkt im Pass. Gastroliebhaberinnen<br />
und -liebhaber erhalten somit<br />
eine persönliche Sammlung ihrer spannendsten<br />
Entdeckungen. Und wenn ein<br />
Betrieb nicht mehr dabei sein möchte,<br />
ist er mit einem Klick entfernt. Probieren<br />
Sie es aus.<br />
3<br />
OFFENSIVE «TRINKGELD»<br />
Kurzfristig haben wir zusammen<br />
mit der Rudolf Krenger AG eine Spendenoffensive<br />
gestartet. Direkt über das<br />
Profil des Betriebs im Dining-Guide<br />
oder über seinen eigenen Kommunikationskanal<br />
kann ein Trinkgeld gegeben<br />
werden. Bereits wurden gut 40 000 Franken<br />
an Trinkgeldern für die Gastronomie<br />
über Best of Swiss Gastro und die<br />
angeschlossenen Partner gespendet.<br />
PROBIEREN GEHT ÜBER STUDIEREN<br />
Wie erfolgreich unsere Innovationskraft<br />
und permanente Suche nach neuen Lösungen<br />
sein werden, zeigt die Zukunft.<br />
Wir wollen auf jeden Fall etwas in der<br />
Branche bewegen, unterstützen und vorwärtsbringen<br />
– in guten wie in schlechten<br />
Zeiten. Konsequenterweise heisst<br />
das, Zähne zusammenbeissen und mutig<br />
den Anfang machen. Ich wünsche mir,<br />
dass unsere Risikobereitschaft und unser<br />
Einsatz auch andere inspirieren,<br />
1 Beim Wertgutschein<br />
von BOSG<br />
macht u.a. die<br />
Mobiliar mit.<br />
1 Dank Dining-Pass<br />
von BOSG schon<br />
bald neue Gäste im<br />
Betrieb.
88 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
Man sieht ihr<br />
Strahlen, trotz<br />
Masken: das Gewinner-Team<br />
vom<br />
Lokal Vierte Wand<br />
in der Kategorie<br />
Trend.
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
89<br />
Endlich wieder Gäste<br />
bewirten dürfen: Nun<br />
geht es hoffentlich<br />
wieder aufwärts!<br />
über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.<br />
GEMEINSAM STATT EINSAM<br />
Wenn diese ganze Krise mich etwas gelehrt<br />
hat, dann, dass wir künftig noch<br />
stärker zusammenhalten sollten. Ich<br />
wünsche mir, dass auch die offiziellen<br />
Verbände spürbarer werden, mehr Hand<br />
bieten, auch jenseits politischer Themen.<br />
Wir sollten möglichst gemeinsam etwas<br />
bewegen, schliesslich sitzt der gesamte<br />
Markt im gleichen Boot. Weniger jammern<br />
und mehr anpacken. Selbst aktiv<br />
werden und etwas tun, Synergien suchen,<br />
neue Wege probieren und ungeahnte<br />
Lösungen finden. Damit – endlich<br />
– wieder mehr Rüebli auf den Tellern<br />
verkauft werden.<br />
OFFENHEIT UND ANPASSUNGS-<br />
FÄHIGKEIT: KERNKOMPETENZ<br />
DER ZUKUNFT<br />
Wir sind offen für Kooperationen, Ideen,<br />
wenn diese die Branche weiterbringen.<br />
Wir reichen gerne die Hand und unterstützen<br />
unbürokratisch mit unserem gesamten<br />
Branchen-Knowhow. Covid-19<br />
hat uns einmal mehr gezeigt, dass das<br />
einzig Stete der Wandel ist. Natürlich:<br />
Veränderungen machen immer Angst.<br />
Wer sich aber darauf einlässt und den<br />
steten Wandel in seine Philosophie und<br />
seinen Alltag integrieren kann, bleibt<br />
auch in Zukunft handlungsfähig und erfolgreich.<br />
Mit und ohne Pandemie.<br />
#welovegastro<br />
BOSG-Plattform und -Produkte<br />
Genussplattform:<br />
› dining-guide.ch<br />
Genussgutschein:<br />
› dining-voucher.ch<br />
Genusspass:<br />
› dining-pass.ch<br />
BOSG-Events<br />
Auszeichnung:<br />
› gastro-awards.ch<br />
Network-Event:<br />
› sunset-party.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Sieht nicht so aus,<br />
aber hinter diesen<br />
Verpackungen verbirgt<br />
sich ein cleveres<br />
Konzept für eine<br />
Online-Kantine.<br />
Seite 92.
TREND-SACHE<br />
3<br />
3.1 Trending Topic<br />
Online ist fein: Kantine, neu gedacht 92<br />
3.3 Buzzword<br />
Crowdfunding 102<br />
3.2 Trendtour<br />
So reizt die Schweiz 96
92 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
C O R O N A<br />
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
ONLINE IST<br />
FEIN: KANTINE,<br />
NEU GEDACHT<br />
Kantine geht auch anders: Die Deutschen Jan Dinter und Oliver Meiser<br />
haben in Frankfurt ein Konzept für eine Online-Kantine entwickelt,<br />
bei der die Mitarbeitenden ihr Essen aus einem vielfältigen Menü<br />
individuell an ihren Arbeitsplatz bestellen können. Mit Flexibilität,<br />
schmalen Kosten und einem attraktiven Angebot wollen die Gründer<br />
von «we celebrate:» die Mitarbeiterverpflegung revolutionieren.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
Gerade in Corona-Zeiten stellen viele<br />
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die<br />
Zukunft ihrer Betriebsrestaurants in<br />
Frage, sollten künftig mehr Mitarbeiter<br />
im Homeoffice arbeiten. Die «Online-<br />
Kantine» will die Lücke schliessen. «Unsere<br />
Mission war es immer schon, ‹geiles›<br />
Essen mobil zu machen», damit erklärt<br />
Jan Dinter, wie das Unternehmer-Duo<br />
auf die Idee kam, massgeschneiderte Catering-Lösungen<br />
auch für die Mitarbeiterverpflegung<br />
anzubieten. Vor rund acht<br />
Jahren starteten die beiden gastronomischen<br />
Quereinsteiger als «Burrito Bande»<br />
mit einem Foodtruck und leisteten<br />
Pionierarbeit für die Street-Food-Szene.<br />
Inzwischen becatern sie deutschlandweit<br />
mit ihren 14 Trucks rund 500 Events pro<br />
Jahr. «Immer wieder bezuschussen wir<br />
auch für Unternehmen, in denen beispielsweise<br />
die Kantine umgebaut wird<br />
oder ein Wasserschaden behoben werden<br />
muss, die Interims versorgung mit<br />
unseren flexibel einsetzbaren Trucks»,<br />
berichtet Dinter.
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
93
94 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Der Kurier bringt<br />
die frischen Produkte<br />
in eins von 30<br />
Unternehmen rund<br />
um Frankfurt und<br />
stellt sie kühl.<br />
Das tolle Feedback ermutigte sie, in<br />
diese Richtung weiterzudenken. «Und<br />
zwar komplett neu, wie es unsere Art<br />
ist», sagt Dinter. «Nur so können wir uns<br />
zwischen den etablierten grossen und<br />
mittleren Contract-Caterern nachhaltig<br />
durchsetzen.»<br />
80 PROZENT UMSATZ WEG<br />
Richtig Schwung bekam die Idee, als mit<br />
der Corona-Pandemie rund 80 Prozent<br />
des Catering-Umsatzes von «we celebrate:»<br />
wegbrachen. Dinter und Meiser<br />
holten die Pläne für ihre Online-Kantine<br />
aus der Schublade und entwickelten<br />
ein kulinarisches und logistisches Konzept,<br />
mit dem sie inzwischen die Mitarbeitenden<br />
von mehr als 30 Unternehmen<br />
in und um Frankfurt flexibel versorgen.<br />
Diese bestellen am Vortag auf einer<br />
Website ihr Wunschgericht aus einem<br />
wechselnden Angebot von 20 Gerichten.<br />
Drei Food-Welten stehen zur Auswahl:<br />
«Fonte di Vita» (italienisch), «Lebensglück»<br />
(regional) und «Zest for Life»<br />
(asiatisch-internationale Fusion). Das<br />
kulinarische Spektrum ist damit deutlich<br />
grösser als bei den meisten Betriebsrestaurants.<br />
Um den Aufwand überschaubar<br />
zu halten, setzt «we celebrate:»<br />
auf eine ausgeklügelte und konsequent<br />
umgesetzte Komponentenküche, bei<br />
der möglichst wenige Zutaten immer<br />
wieder neu kombiniert und interpretiert<br />
werden. Vieles wird vorproduziert, tiefgekühlt<br />
und ist bei Bedarf punktgenau<br />
einsetzbar. Digitale Technik hilft bei der<br />
Auswertung von Renner- und Penner-<br />
Gerichten. Die Speisekarte wird so ständig<br />
überprüft und an die Wünsche der<br />
Kunden angepasst.<br />
KEIN BESTELLZWANG,<br />
KEIN MINDESTUMSATZ<br />
Mit zum Start zwei Kühltransportern<br />
liefert die Online-Kantine die Speisen<br />
am nächsten Tag bis 12 Uhr im Mehrweggeschirr<br />
kalt an. Die Kunden müssen<br />
sie nur noch in der Mikrowelle aufwärmen.<br />
Das gebrauchte Mehrweggeschirr<br />
nimmt der Lieferdienst am Folgetag<br />
wieder mit. Pro Gericht sind zwischen<br />
7 und 10 Euro fällig – ein Betrag, den<br />
die Arbeitgeber in der Regel übernehmen.<br />
Ausserdem zahlen die Unternehmen<br />
für jeden Mitarbeiter einen monatlichen<br />
Grundbetrag von 15 Euro, um die<br />
Kosten für die Logistik und das Mehrwegsystem<br />
abzudecken. «Das ermöglicht<br />
es uns, den Preis für das Essen tatsächlich<br />
in den Wareneinsatz und die Qualität<br />
zu investieren», erläutert Dinter. Die<br />
Pflicht, etwas zu bestellen, oder einen<br />
Mindestumsatz gibt es nicht: Die Mitarbeitenden<br />
entscheiden individuell, ob<br />
sie ordern und wann sie essen.<br />
Zielgruppe der Online-Kantine sind<br />
alle Unternehmen mit 15 bis 1000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, für die<br />
es sich unabhängig der Gründe nicht<br />
rechnet, ein eigenes Betriebsrestaurant<br />
zu unterhalten. Dinter betont: «Verglichen<br />
mit den Kosten, den Investitionen,<br />
dem Raumbedarf und sonstigem Auf-
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
95<br />
Oben: Die beiden<br />
Geschäftsführer der<br />
ersten deutschen<br />
Online-Kantine: Jan<br />
Dinter (links) und<br />
Oliver Meiser.<br />
Rechts: Schmackhaftes<br />
Angebot auch<br />
in der Krise: Gerichte<br />
von «we celebrate».<br />
wand für eine eigene Kantine sind die<br />
Beträge bei uns wirklich überschaubar.»<br />
Und wer sich irgendwann umentscheide,<br />
müsse auch nicht mit einer langen Restvertragslaufzeit<br />
leben.<br />
VON VEGAN BIS CURRYWURST<br />
Die Corona-Pandemie beschleunigt<br />
aus Dinters Sicht die gewaltigen Veränderungsprozesse<br />
in der Betriebsgastronomie:<br />
«Alles wird flexibler, digitaler,<br />
nachhaltiger – das vergrössert den Markt<br />
für uns. Die Mitarbeiter wünschen sich<br />
gesundes, leckeres Essen, klimafreundlich,<br />
ohne Lebensmittelverschwendung<br />
und Verpackungsmüll.» Davon sind<br />
die beiden Gründer überzeugt. Die<br />
Online-Kantine ist eine der ersten in<br />
Deutschland, die mit Mehrweggeschirr<br />
des Start-ups Vytal arbeitet. Die Zutaten<br />
für die Gerichte stammen bevorzugt<br />
aus saisonalem Anbau. Das Angebot beinhaltet<br />
täglich auch vegetarische und<br />
vegane Optionen. «Aber natürlich kommen<br />
wir um die Klassiker der Betriebsverpflegung<br />
– Currywurst und Schnitzel<br />
– nicht herum», lacht Dinter. «Wenn ein<br />
Unternehmen seinen traditionellen Burger-Tag<br />
beibehalten will, kriegen wir das<br />
auch hin!»<br />
Wenn sich die Lage nach Corona wieder<br />
normalisiert, soll die Online-Kantine<br />
ein wichtiges Wachstumsfeld für «we<br />
celebrate:» darstellen. «Aktuell sind wir<br />
im Umkreis von 50 km rund um Frankfurt<br />
aktiv», berichtet Dinter. Bis Ende<br />
<strong>2021</strong> will man innerhalb dieses Radius<br />
4000 Essen pro Woche ausliefern. Neue<br />
Kunden werden vor allem im räumlichen<br />
Umfeld bereits bestehender Geschäftsbeziehungen<br />
akquiriert, um die<br />
Wege möglichst kurz zu halten. «Denkbar<br />
wäre auch, in anderen Regionen mit<br />
einem Partner zusammenzuarbeiten, der<br />
schon Standorte hat und das bewährte<br />
Konzept übernimmt.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
96 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
C O R O N A<br />
SO REIZT DIE<br />
SCHWEIZ<br />
Derzeit können sich vor allem Viren frei bewegen. Die Menschen verharren<br />
im Homeoffice. Braucht es in solchen Ausnahmesituationen<br />
überhaupt noch Tourismus-Marketing? Wenn ja: Wie kann man Reisewillige<br />
abholen und ihre Sehnsucht wecken? Eine Inspirationsreise.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
Im Normalfall kommen jedes Jahr Hundertausende<br />
aus Asien, Amerika und Indien<br />
in die Schweiz. 2019 waren es fast<br />
keine mehr. Und auch heuer verbringen<br />
viele die Sommerferien eher zu Hause<br />
in Gesellschaft von Deutschschweizern,<br />
Welschen und Tessinerinnen. Höchstens<br />
einzelne Reisende verirren sich – vielleicht<br />
– zu uns.<br />
ANS DANACH DENKEN<br />
Doch irgendwann kommen auch die<br />
Touristen und Touristinnen aus den<br />
Fernmärkten wieder. Davon ist man zumindest<br />
bei Schweiz Tourismus (ST)<br />
fest überzeugt. Genau darum sei jetzt<br />
Nicht-Kommunizieren keine Option –<br />
so steht es in einem Strategiepapier der<br />
Marketingorganisation. ST-Präsidentin<br />
Brigitta M. Gadient deutschte die Hintergründe<br />
in einem Interview folgendermassen<br />
aus: «Wir müssen im Ausland<br />
in den Köpfen der Menschen präsent<br />
bleiben.» Sobald sie wieder problemlos<br />
reisen können, würden sie grossen Nachholbedarf<br />
haben. Und auch andere Länder<br />
seien beim Marketing nicht untätig.<br />
«Legten wir die Hände in den Schoss,<br />
geriete die Schweiz bei ausländischen<br />
Gästen in Vergessenheit.»
3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
97
98 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
So sehen Touren von<br />
Schweiz Tourismus<br />
während des Corona-Lockdowns<br />
aus:<br />
virtuelle Meetings mit<br />
Gästen aus den USA<br />
(oben) und Japan<br />
(rechts oben).<br />
Um in deren Köpfen zu bleiben, organisieren<br />
die Märkte-Teams von ST jedes<br />
Jahr zahllose Konferenzen, Roadshows<br />
und Medienreisen. Doch mit der Coronapandemie<br />
und den damit verbundenen<br />
Restriktionen war 2020 bald klar,<br />
dass viele der geplanten Formate nicht<br />
würden stattfinden können, zumindest<br />
nicht im üblichen Rahmen. Also hat<br />
man umgeplant.<br />
VIRTUELLE STATT PHYSISCHE<br />
SPEED-DATES<br />
Die «Road to Switzerland» beispielsweise.<br />
Für diese Roadshow von Schweiz<br />
Tourismus Nordamerika reisen alle zwei<br />
Jahre 40 Repräsentantinnen von Schweizer<br />
Destinationen für eine Woche durch<br />
die USA und Kanada, um dort Reiseveranstalter<br />
und -agenten zu treffen.<br />
Da über den grossen Teich fliegen nicht<br />
möglich war, organisierte Paolo Lunardi,<br />
Manager Trade Relations Nordamerika,<br />
im November 2020 für einmal virtuelle<br />
Business-Speed-Datings.<br />
Auch wenn zwei fünfstündige Online-Speed-Dating-Marathons<br />
für 29<br />
Schweizer Partner scheinbar einfacher<br />
zu organisieren sind als eine einwöchige<br />
Nordamerika-Tour, ganz ohne war die<br />
Planung nicht. «Die grösste Herausforderung<br />
war, unter den unzähligen<br />
Webinar-Lösungen die richtige zu finden»,<br />
sagt Lunardi. Darum habe er an<br />
zahlreichen Online-Events teilgenommen<br />
und Lösungen selbst getestet. Das<br />
sei zwar äusserst aufwendig gewesen,<br />
aber der effektivste Weg. «Da unsere<br />
Meetings vor allem vom einfachen<br />
Handling und reibungslosen Ablauf abhingen,<br />
hat es sich gelohnt, Zeit in die<br />
Suche zu investieren.»<br />
ACTION IST DAS SCHLÜSSEL-<br />
ELEMENT<br />
Dass Vorbereitung die halbe Miete ist,<br />
weiss auch Sara Roloff. Die Direktorin<br />
von ST Japan hat am 15. Dezember zum<br />
Start des neuen Eiger-Express ihre allererste<br />
virtuelle Medienreise organisiert.
3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
99<br />
Der Reiz der Schweiz<br />
lässt sich auch auf<br />
dem Smartphone<br />
entdecken.
100 3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
Wer jetzt denkt, «Medienreise» sei bloss<br />
fantasievolles Marketingdeutsch für<br />
«Webinar», täuscht sich. Alle Teilnehmenden<br />
erhielten vor Reiseantritt ein<br />
Reiseprogramm inklusive Dresscode-<br />
Vorschrift (!), eine Team-Ausrüstung bestehend<br />
aus ST-Beanie, -Wasserflasche<br />
und -Maske sowie einen Picknick-Korb<br />
mit Schweizer Spezialitäten. Die Medienreise<br />
bestand aus der Besichtigung<br />
des Eiger-Terminals, inklusive Fahrt mit<br />
der 3S-Gondel und einem gemeinsamen<br />
Picknick auf dem Jungfraujoch – und<br />
dies fast alles live.<br />
Dazu Roloff: «Wir wollten Medienleuten<br />
ein interaktives Format mit Live-<br />
Elementen bieten und ein Erlebnis für<br />
alle Sinne. Die neue Bahn schien der<br />
perfekte Moment dafür.» Heute weiss<br />
die Touristikerin, dass die virtuelle Reise<br />
auch ohne News-Faktor funktioniert<br />
hätte. Viel wichtiger sei, wie bei einer<br />
physischen Medienreise, Thema und<br />
Medienschaffende gezielt auszuwählen<br />
und eine lokale Reiseleitung zu organisieren,<br />
die die Leute für die Region<br />
begeistern kann, sowie einen Schlechtwetterplan<br />
zu haben. Im Falle der Live-<br />
Gondelfahrt wäre das zum Beispiel<br />
Videomaterial einer Fahrt bei schönem<br />
Wetter. Nebel ist schliesslich überall auf<br />
der Welt gleich unspektakulär. «Unverzichtbar<br />
ist auch, die Live-Übertragung<br />
vorher durchzuspielen, um herauszufinden,<br />
wo einen allenfalls die Internetverbindung<br />
im Stich lassen könnte, und<br />
sich entsprechend darauf vorzubereiten.»<br />
VIRTUELLE TREFFEN NUR ALS<br />
ERGÄNZUNG<br />
Auch wenn diese erfolgreiche Zoom-<br />
Reise nicht ihre letzte virtuelle Medienreise<br />
sein wird, ist Sara Roloff sicher,<br />
dass sie physische Medienreisen, wo<br />
Menschen Land und Leute selber für<br />
sich entdecken, niemals ersetzen können.<br />
Auch laut Paolo Lunardi von ST<br />
Nordamerika dürften Online-Sitzungen<br />
höchstens eine Ergänzung sein. «Geschäfte<br />
sind Vertrauenssache. Und Vertrauen<br />
entsteht eben im persönlichen<br />
Kontakt.» Mit anderen Worten: Live ist<br />
eben doch nicht gleich live.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
3.2 TREND-SACHE TRENDTOUR<br />
101<br />
Ausschnitte aus<br />
dem Werbefilm<br />
«Dream now –<br />
travel later» von<br />
Schweiz Tourismus.<br />
D2Phy<br />
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Innovative Funktionen für eine smarte<br />
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102 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
BUZZWORD:<br />
CROWD-<br />
FUNDING<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
INFOGRAFIK APPWORK<br />
WAS IST CROWDFUNDING?<br />
Eine Art der Finanzierung, bei der eine<br />
Gruppe Menschen ein Projekt finanziell<br />
unterstützt – in der Regel über Crowdfunding-Plattformen.<br />
Vier Arten: Crowddonation,<br />
Crowdsupporting, Crowdlending und<br />
Crowdinvesting. Unterschiede: v. a. in Form<br />
der Gegenleistung für die «Investoren».<br />
WOHER KOMMT’S?<br />
Aus Amerika. Die Freiheitsstatue gilt als<br />
weltweit erstes Crowdfunding-Projekt. Ihr<br />
Aufbau war 1885 akut gefährdet. Darum<br />
rief Verleger Josef Pulitzer zum Spenden<br />
auf. So kam das fehlende Geld zusammen.<br />
Gegenleistung: Alle 120 000 Spender<br />
wurden in einer Zeitung erwähnt.<br />
WIE FUNKTIONIERT’S?<br />
Die Initianten beschreiben ihre Idee auf<br />
einer Crowdfunding-Plattform – mit<br />
Videos, Bildern und Texten. Sie nennen<br />
Finanzierungsziel, Laufzeit und Gegenleistungen<br />
für die Unterstützung. Ist das<br />
Ziel erreicht, erhalten die Initianten das<br />
gesammelte Geld und legen los.<br />
WELCHE PLATTFORMEN GIBT’S?<br />
In der Schweiz gibt’s rund 40 Crowdfunding-Plattformen.<br />
Zu den bekanntesten<br />
zählen Wemakeit, Crowdify und<br />
Lokalhelden. Sie unterscheiden sich vor<br />
allem bez. Ausrichtung, Reichweite und<br />
Zielgruppen. Die Wahl der passenden<br />
Plattform nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />
WAS BRAUCHT’S?<br />
Erfolgreich sind laut Céline Fallet<br />
(Wemakeit) Projekte, bei denen es um<br />
etwas Fassbares geht. Wichtig: klares<br />
Konzept, gutes Storytelling, spannende<br />
Gegenleistungen. Zudem: Die Menschen<br />
hinter dem Projekt sollen sichtbar sein.<br />
Crowdfunding ist auch Vertrauenssache.<br />
WAS BRINGT’S?<br />
Crowdfunding basiert auf Geben und<br />
Nehmen, im Unterschied zu Spenden.<br />
«Investorinnen und Investoren» erhalten<br />
eine Gegenleistung, deren Form dem Projekt<br />
angepasst ist. Oft sind sie nach Höhe<br />
der Spende gestaffelt. Wer mehr zahlt,<br />
erhält mehr zurück.
3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
103<br />
Das Trübli von<br />
Alexander Binding<br />
sammelte in vier Tagen<br />
40 000 Franken.
104 3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
SOLIDARITÄT IN<br />
SCHWÄRMEN<br />
Wer ein Projekt mit Crowdfunding erfolgreich finanziert, hat nach<br />
Abschluss der Aktion nicht nur Geld auf dem Konto. Mit dieser Art<br />
der Finanzierung fliegt einem auch viel gute Energie aus der Community<br />
zu – so wie dem Trübli-Team.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
Das Trübli in der Winterthurer Altstadt<br />
ist seit dem 22. Dezember zu, wie viele<br />
andere Restaurants. Und wie vielen anderen<br />
stand Alexander Bindig das Wasser<br />
lange bis zum Hals. Da er sein Casual-Fine-Dining-Lokal<br />
erst im April<br />
2019 eröffnete, war ihm früh klar, dass<br />
er nur mit wenig staatlicher Unterstützung<br />
rechnen konnte. Und so ersann er<br />
sich einen anderen Rettungsanker: «Viele<br />
unserer Stammgäste haben nach dem<br />
ersten Lockdown immer wieder angedeutet,<br />
dass sie uns unterstützen würden,<br />
sollten wir Hilfe brauchen.»<br />
Andere um Geld zu bitten, sei ihm<br />
zwar gegen den Strich gegangen, sagt<br />
der Gastgeber. Aber da er seinen Lebenstraum<br />
vom Untergang bedroht sah,<br />
sprang Bindig über seinen Schatten und<br />
startete Ende Dezember auf Gofundme<br />
die Crowdfunding-Aktion «Rettet unser<br />
Trübli».<br />
Über die Runden<br />
gekommen dank<br />
Unterstützung der<br />
Crowd: das Trübli<br />
in Winterthur.
3.3 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
105<br />
Alexander Binding,<br />
erfolgreich mit<br />
Crowdfunding.<br />
40 000 FRANKEN IN VIER TAGEN<br />
Schon drei Tage nach dem Start der<br />
Kampagne war weit über die Hälfte des<br />
Spendenziels von 40 000 Franken erreicht,<br />
ein Tag später der gesamte Betrag.<br />
Bis zum Ablauf der zweiwöchigen<br />
Projektlaufzeit waren auf der Plattform<br />
sage und schreibe 72 000 Franken zusammengekommen.<br />
Plus weitere 13 000<br />
Franken Spenden direkt ans Restaurant.<br />
«Wir sind überwältigt von der grossen<br />
Solidarität unserer Gäste und hoffen, sie<br />
bald wieder bewirten zu können.»<br />
Wie sehr Corona die Solidarität befeuert,<br />
weiss auch Céline Fallet von<br />
Wemakeit. Auf der grössten Schweizer<br />
Crowdfunding-Plattform sind im vergangenen<br />
Jahr 11 Millionen Schweizer<br />
Franken umgesetzt worden, 30 Prozent<br />
mehr als 2019. Viel davon für Solidaritätskampagnen,<br />
die im März klassische<br />
Kampagnen vorübergehend verdrängten.<br />
«Interessant ist auch, dass die Leute<br />
mehr spendeten und die Zielsummen oft<br />
in kürzester Zeit erreicht waren.»<br />
CROWDFUNDING BRINGT MEHR<br />
ALS GELD<br />
Wie sich Crowdfunding nach Corona<br />
weiterentwickelt, ist laut Fallet schwierig<br />
abzuschätzen. Aber: «Dieses Jahr hat<br />
gezeigt, dass es ein nützliches Tool ist,<br />
um in Krisensituationen schnell zu einer<br />
Finanzierung zu kommen und Notsituationen<br />
zu überbrücken, ohne lange auf<br />
Hilfe warten zu müssen.» Ausserdem<br />
erhalte man dabei nicht nur Geld, «sondern<br />
eine ganze Community». So wie<br />
das Trübli in Winterthur.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Sein oder nicht sein<br />
auf Social Media.
SPEZIAL-SACHE<br />
4<br />
4.1 Digitales Marketing<br />
Daten auswerten, Storytelling verfeinern, Kanäle nutzen 108<br />
Google sei Dank! 110<br />
TikTok für die Gastronomie 114<br />
How to Video 118
108 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
FOKUS: DIGITALES MARKETING<br />
DATEN AUS-<br />
WERTEN, STORY-<br />
TELLING VERFEI-<br />
NERN, KANÄLE<br />
NUTZEN<br />
Der Begriff Digitales Marketing mag heute schon fast obsolet erscheinen. Mit<br />
dem Fortschreiten der Digitalisierung ist es alltäglich geworden, dass wir mehrheitlich<br />
auf digitalen Kanälen mit unseren Anspruchs- und Zielgruppen kommunizieren.<br />
Diese SPEZIAL-Sache liefert spannende Insights und zahlreiche<br />
Tipps von Fachleuten.<br />
TEXT CHRISTIAN NILL<br />
FOTO ZVG<br />
Der erste Eindruck zählt, und die ersten<br />
Sekunden sind Match-entscheidend.<br />
Das gilt sowohl für zwischenmenschliche<br />
Beziehungen wie auch für Marken,<br />
Produkte und Dienstleistungsangebote.<br />
Wenn sich die potenzielle Kundin oder<br />
der affine User nicht innerhalb kürzester<br />
Zeit angesprochen fühlt, ist sie weg,<br />
oder er klickt nicht auf den Button. Kein<br />
Lead wird generiert, keine Conversion<br />
findet statt. Was es mit diesen Begriffen<br />
auf sich hat, lesen Sie im Fachbeitrag<br />
«Google sei Dank» auf Seite 110.<br />
1001 SOCIAL-MEDIA-<br />
PLATTFORMEN<br />
Dass man heute auf Social Media als<br />
Marke präsent sein sollte, hat sich herumgesprochen.<br />
Aber wo genau? Es gibt<br />
so viele: Facebook (der alte Hase), Instagram<br />
(Foto-/Video- und Influencer-<br />
Netzwerk), YouTube (Such- und Findmaschine<br />
für Videos über fast alles),<br />
Snapchat (Fotospass für die Jungen),<br />
Twitter (Verlautbarungen aller Art mit<br />
Betonung auf LAUT), TikTok (You-<br />
Tube für Teens), Twitch (Games- und<br />
Live-Streaming ganz easy), Theta.tv<br />
(so eine Art Blockchain für Bewegtbild<br />
und Games-Streaming), Vimeo (wie<br />
Youtube, aber ein bisschen mehr für Erwachsene),<br />
WhatsApp, Telegram und<br />
Konsorten (Messenger mit Videotelefonie,<br />
Gruppen-Chats), Clubhouse (Audio<br />
only, oder: Darüber wird geredet),<br />
Podcasts (für Leute, die gerne zuhören),
4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
109<br />
Pinterest (Pinwand zum Inspirieren und<br />
Inspiriertwerden), Flickr (das Bild steht<br />
im Mittelpunkt) sowie Tumblr, XING,<br />
LinkedIn, Reddit und, und, und.<br />
Im Artikel «TikTok – Erfolgsrezept für<br />
Gastronomen» auf Seite 114 legt die<br />
Autorin einen Schwerpunkt auf dieses<br />
bislang noch eher bei jungen Menschen<br />
bekannte und sehr beliebte soziale Netzwerk.<br />
Das Gute für Sie: Es ist leichter,<br />
Reichweite zu generieren als z. B. auf<br />
Instagram.<br />
BEWEGTBILD BEWEGT DIE GEMÜTER<br />
Praktisch alle visuellen Plattformen<br />
haben etwas gemeinsam: Videos! Wer<br />
heute keinen coolen Bewegtbild-Content<br />
liefert, läuft Gefahr, als im Wortsinn<br />
«stehen geblieben» zu erscheinen.<br />
Gemäss einer Studie soll ein Bild rund<br />
1000 Wörter in unserem Kopf erzeugen.<br />
Ein einminütiges Video ist also schon<br />
fast ein veritables Lexikon! Mehr dazu<br />
finden Sie im Fachbeitrag «How to video»<br />
auf Seite 118.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
110 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
DIGITALES MARKETING: GOOGLE ADS<br />
GOOGLE SEI<br />
DANK: MESSBARE<br />
WERBUNG,<br />
DIE ANKOMMT<br />
Bester Burger in Zürich? Diese und eigentlich jede andere Frage<br />
beantwortet uns Google. Die Suchresultate bestimmen, was wir<br />
im Netz anschauen. Nutzen Sie das als Gastro-Unternehmen, um<br />
neue Gäste zu gewinnen. Mit Google Ads können Sie Ihre Zielgruppe<br />
genau und prominent ansprechen, egal ob Sie ein oder<br />
zwanzig Restaurants bewerben.<br />
FOTOS ZVG, MYRIAM JESSIER<br />
WAS SIND GOOGLE ADS?<br />
Es gibt drei Möglichkeiten, die man<br />
idealerweise kombiniert nutzt, um mit<br />
dem eigenen Restaurant bei der Google-<br />
Suche und auf Google Maps möglichst<br />
prominent zu erscheinen.<br />
1) Die Optimierung der eigenen<br />
Webseite mittels SEO<br />
(Search Engine Optimization).<br />
2) Die Optimierung des eigenen<br />
Google-My-Business-Eintrags<br />
3) Bezahlte Anzeigen, die sogenannten<br />
Google Ads<br />
Google Ads funktionieren nach dem<br />
Pay-per-Click-Model (PPC). Das<br />
heisst, Sie definieren relevante Suchbegriffe<br />
(Keywords) und eine Zielgruppe.<br />
Immer wenn ein Nutzer oder eine Nutzerin<br />
nach diesen Keywords sucht und in<br />
Ihre Zielgruppe fällt, wird Ihre Anzeige<br />
angezeigt. Sie bezahlen aber nur, wenn<br />
die Nutzer tatsächlich auf die Anzeige<br />
klicken und so auf Ihrer Webseite landen.<br />
Immer nahe bei der<br />
potenziellen Kundschaft<br />
dank Google Ads.
4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
111<br />
ÜBER DIE AUTORIN<br />
Autorin dieses Artikels ist Natalia<br />
Zaugg. Sie ist Gründerin des Schweizer<br />
Unternehmens re:spondelligent,<br />
das professionelles Review-Management<br />
anbietet. Davor hat sie selbst<br />
jahrelang bei einer grossen Suchmaschine<br />
gearbeitet und unterstützt<br />
heute Kunden in der Gastronomie<br />
und der Hotellerie, um deren Auffindbarkeit<br />
auf Google zu verbessern.<br />
› respondelligent.com<br />
› facebook.com/respondelligent<br />
WELCHE VORTEILE BIETEN<br />
GOOGLE ADS?<br />
Die Schweiz ist ein Google-Land. Die<br />
Suchmaschine verzeichnet bei uns über<br />
90 Prozent Marktanteil. Und für die<br />
Gastronomie und Hotellerie wird fast<br />
ein Viertel der relevanten Klicks via bezahlte<br />
Anzeigen generiert. Das bietet<br />
viele Chancen.<br />
› Sie sehen Erfolge ab dem ersten<br />
Tag und können rasch Mitbewerber<br />
übertrumpfen, gerade auch als<br />
neuer Betrieb.<br />
› Sie können Ihre Zielgruppe sehr<br />
genau ansprechen, vor allem auch<br />
Nutzer, die Ihr Restaurant noch nicht<br />
kennen<br />
› Nebst dem Bewerben Ihres Restaurants<br />
als solchem können Sie dank<br />
Links auf spezifische Unterseiten<br />
Reklame für konkrete Angebote<br />
machen.<br />
› Ziele lassen sich genau messen, wie<br />
zum Beispiel Tischreservationen<br />
oder Gutschein-Einlösungen.<br />
› Sie können Ihre Werbekampagne in<br />
Echtzeit überwachen und mit laufenden<br />
Anpassungen die Resultate<br />
verbessern.<br />
› Google Ads funktionieren ideal mit<br />
anderen Online-Aktivitäten.<br />
› Sie gewinnen neue Erkenntnisse<br />
über Ihre Gäste.<br />
WIE TEUER SIND GOOGLE ADS?<br />
Wie viel Budget Sie benötigen, um auf<br />
Google Werbung zu schalten, hängt von<br />
Ihrem Betrieb und Ihren Zielen ab. Lassen<br />
Sie uns zwei Beispiele machen:<br />
1) Keyword «Essen Zürich» für die<br />
Zielgruppe «User im Kanton Zürich»<br />
2) Keyword «Brunch Wipkingen Sonntag»<br />
für die Zielgruppe «User in der<br />
Stadt Zürich»<br />
Sie erhalten schnell ein Gefühl, dass im<br />
ersten Fall die Anzahl Klicks viel höher<br />
ausfallen wird, als im zweiten. Zudem<br />
sind tendenziell allgemeinere Keywords<br />
teurer als spezifische. All diese Werte
112 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
WICHTIGE BEGRIFFE RUND UM GOOGLE ADS<br />
› 1. Keywords: Das sind Begriffe<br />
(Wörter oder Sätze), welche Leute<br />
auf Google eingeben und dann Ihre<br />
Anzeige auslösen.<br />
› 2. Audience: Ihre Zielgruppe; diese<br />
kann nach verschiedenen Kriterien<br />
definiert werden, unter anderem<br />
Standort-bezogen und demographisch.<br />
› 3. Impressions: Dieser Wert gibt an,<br />
wie oft Ihre Anzeige der Zielgruppe<br />
angezeigt wurde.<br />
› 4. Clicks: Anzahl Klicks auf Ihre Anzeige.<br />
› 5. CTR: Click Through Rate. Das Verhältnis<br />
der Anzahl Clicks zur Anzahl<br />
Impressions.<br />
› 6. Bid: Googles Anzeigen funktionieren<br />
nach einem Auktionsmodell.<br />
Ihr Bid ist Ihr Maximalgebot, das Sie<br />
bereit sind zu zahlen, wenn jemand<br />
auf Ihre Anzeige klickt.<br />
› 7. CPC: Cost-per-Click. Die effektiven<br />
Kosten pro Klick auf Ihre<br />
Anzeige.<br />
› 8. Conversions: Das sind die Ziele,<br />
die Sie definieren, nachdem jemand<br />
auf Ihre Anzeige geklickt hat (z. B.<br />
Tischreservation oder Anmeldung<br />
für Newsletter).<br />
lassen sich bei Google sehr genau kontrollieren<br />
und steuern. Erfahrungsgemäss<br />
liegen Budgets für Google Ads zwischen<br />
100 und 1000 Franken pro Monat und<br />
Restaurant, je nach Keywords, Zielgruppe<br />
und Konkurrenz.<br />
KANN MAN GOOGLE ADS<br />
ÜBERHAUPT ALLEINE BETREIBEN?<br />
Die Tools rund um die Planung, Durchführung<br />
und Erfolgsmessung von Google<br />
Ads sind kostenlos. Zudem bietet Google<br />
viele Trainings für Interessierte an. Das<br />
Thema braucht aber einiges an Zeit. Gerade<br />
für Anfänger empfiehlt es sich, mit<br />
Profis zusammenzuarbeiten.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Ist die Zeit gekommen,<br />
Dann sind wir der richtige Partner.<br />
unserer Branche sehr genau. Unsere Dienstleistungen reichen vom Personaltems.<br />
Sprechen wir darüber: Tel. 081 254 14 64 I info@odura.ch I www.odura.ch
114 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
DIGITALES MARKETING: SOCIAL-MEDIA-TRENDS<br />
TIKTOK: DAS<br />
ERFOLGS-<br />
REZEPT FÜR<br />
GASTRONOMEN<br />
Die Plattform TikTok dient nicht nur der Unterhaltung, sondern<br />
kann in der Gastronomie die Markenbekanntheit einfach und schnell<br />
steigern. Social-Media-Beraterin Epu Shaha erläutert die Vorteile<br />
dieser wachsenden Social-Media-Plattform.<br />
FOTOS ZVG<br />
TikTok ist ein beliebtes Social-Media-<br />
Netzwerk, welches für das Veröffentlichen<br />
von Kurzvideos genutzt wird.<br />
Benutzerinnen und Benutzer dieser<br />
App können sich Videos ansehen, Videos<br />
produzieren und mit Filtern und<br />
Spezialeffekten bearbeiten. Sie können<br />
thematische Hashtags sowie «Internet-<br />
Challenges» (dt. Herausforderungen)<br />
zum Produzieren oder für die Suche von<br />
Videos nutzen.<br />
Viele Gastronomiebetriebe haben mithilfe<br />
von Social Media ihre Bekanntheit<br />
gesteigert. Man erinnere sich nur<br />
an #SaltBae auf Instagram. Der Mann<br />
hinter dem Hashtag, Nusret Gökçe, ist<br />
ein türkischer Koch, der durch seine viralgehenden<br />
Instagram-Videos über 33<br />
Millionen Follower erlangt hat. Jedoch<br />
bedeutet der Instagram-Algorithmus für<br />
Beginner eine Herausforderung. Neue<br />
Followerinnen und Fans zu gewinnen,<br />
ist mühsam, und es benötigt viele Monate,<br />
um auf der Plattform «sichtbar» zu<br />
werden.<br />
Mit 1,8 Millionen<br />
Followern auf TikTok<br />
gehört «The Pasta<br />
Queen» zu den Erfolgreichen<br />
des Influencer-<br />
Geschäfts.
4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
115<br />
ÜBER DIE AUTORIN<br />
Die Autorin dieses Fachbeitrags, Epu<br />
Shaha, ist Inhaberin und Geschäftsführerin<br />
der Epu Design GmbH in<br />
Thun. In ihrer Agentur kreiert sie<br />
gemeinsam mit ihrem Team stimmige<br />
Gesamtkunstwerke – so individuell<br />
wie ihre Kunden selbst. Ob klassisches<br />
Corporate Design, charmantes<br />
Webdesign oder verspielter Social-<br />
Media-Content – Epu Design macht<br />
aus Ihren Vorstellungen kreative<br />
Innovation.<br />
› epudesign.com<br />
Bei TikTok ist dies anders. Menschen<br />
wie Sie und ich können – richtig gemacht<br />
– auf TikTok einen Hype auslösen<br />
und damit recht schnell bekannt werden.<br />
Nachdem die finnische Food-Bloggerin<br />
Jenni Häyrinen aka @liemessa ihre<br />
Feta- Pasta über Instagram und TikTok<br />
mit den Usern teilte, entstand auf Tik-<br />
Tok sofort eine virale Feta-Challenge, in<br />
der ihre Follower das Rezept nachkochten.<br />
Das Resultat: ausverkaufter Feta in<br />
mehreren finnischen Orten!<br />
DAS POTENZIAL VON TIKTOK<br />
Prominente, Unternehmen und Restaurants<br />
sind immer stärker auf TikTok vertreten.<br />
Die Unterschiede zu Plattformen<br />
wie Instagram, Facebook und Co. zeigen<br />
auch gleich die Vorteile von TikTok:<br />
1REALISTISCHER<br />
ALGORITHMUS:<br />
Während auf Instagram viele Beiträge<br />
trotz Algorithmus nach einer bestimmten<br />
Zeit an Reichweite verlieren und<br />
eine hohe Anzahl an Followern nötig<br />
ist, um auf der Plattform sichtbar zu<br />
sein, bietet TikTok einen realistischen<br />
Algorithmus für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen. TikToks Algorithmus<br />
funktioniert genauso vorteilhaft bei<br />
wenig Followern wie bei älteren Videos.<br />
Veröffentlichte Videos gewinnen stetig<br />
an Reichweite und können auch nach<br />
Monaten noch viral gehen. TikTok ermöglicht<br />
es dadurch, quasi über Nacht<br />
enorm zu wachsen. Dieses Wachstum<br />
kann mithilfe von «Challenges» und<br />
dem Einsatz von Hashtags wie #Food-<br />
TikTok beschleunigt werden.<br />
2 TIEFE<br />
ANZEIGEKOSTEN:<br />
Verglichen mit Facebook und Insta gram<br />
sind die Anzeigekosten auf TikTok viel<br />
geringer. Dies ermöglicht es Gastrobetrieben,<br />
Anzeigen kostengering zu<br />
schalten und schneller, effektiver sowie<br />
zielgerichteter die Markenbekanntheit<br />
zu steigern.
116 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
Ob «The Pasta Queen»<br />
oder Olive Garden:<br />
Stete Präsenz auf den<br />
sozialen Kanälen ist<br />
unabdingbar für den<br />
Aufbau einer relevanten<br />
Community.<br />
3 AUTHENTIZITÄT:<br />
Die Mehrheit der TikTok-Userinnen<br />
und -User ist unter 20 Jahren alt<br />
und gehört zur Generation Z. Die digitale<br />
Generation, die täglich auf sozialen<br />
Netzwerken aktiv ist, hat weltweit bereits<br />
mehrmals durch das Veröffentlichen von<br />
TikTok-Videos Restaurants zum Erfolg<br />
verholfen. Doch die Plattform verbreitet<br />
sich auch stark bei den älteren Generationen.<br />
Social-Media-User haben genug<br />
von der Zurschaustellung eines perfekten<br />
Lebens auf Instagram. Sie wünschen<br />
sich mehr Authentizität – ideal für «echte»<br />
und «normale» Persönlichkeiten, die<br />
daher öfter auf TikTok zu finden sind.<br />
STARTEN SIE JETZT DURCH<br />
Zum Erfolg muss man das Potenzial der<br />
Plattform früh erkennen. Die Möglichkeiten,<br />
auf TikTok seine ganz persönlichen<br />
Storys zu erzählen, sind zahlreich.<br />
Hauptsache, Ihr Storytelling ist originell<br />
und auf Ihre Zielgruppe zugeschnitten.<br />
Um nur ein paar Ideen zu nennen:<br />
Produzieren Sie Behind-the-Scene-Videos<br />
(dt. Blick hinter die Kulissen), nehmen<br />
Sie bzw. Ihr Team an Challenges<br />
teil, demonstrieren Sie die Zubereitung<br />
von Gerichten, stellen Sie Rezepte vor,<br />
bieten Sie Kochkurse an oder zeigen<br />
Sie Test-Verkostungen mit Stammgästen.<br />
Bei TikTok zählt insbesondere eins:<br />
Spass!<br />
Tatsächlich braucht es für TikTok-<br />
Videos keinen grossen Aufwand. Authentisch<br />
wirkende Videos, die einfach<br />
produziert sind und unterhalten, kommen<br />
bei den Userinnen und Usern am<br />
besten an. So erzielen Sie schnell eine<br />
grössere Reichweite und bessere Ergebnisse<br />
als auf anderen Social-Media-<br />
Plattformen. Probieren Sie es aus: Laden<br />
Sie TikTok herunter und arbeiten Sie an<br />
Ihrem ersten TikTok-Video. Wer weiss,<br />
vielleicht geht es ja sogar viral.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Der alkoholfreie Gin Tonic mit<br />
Schweizer Premium Gin.<br />
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Genuss ohne Kompromisse<br />
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118 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
DIGITALES MARKETING: VIDEO<br />
HOW TO VIDEO –<br />
OHNE BEWEGTBILD<br />
STEHT ALLES STILL<br />
Veni, vidi, video! Videos machen aufmerksam. Die Leute gucken<br />
Videos. Und wie: 59 Prozent betrug 2017 der Anteil des Video-<br />
Traffic am gesamten Smartphone-Datenverkehr. 71 Prozent<br />
einer internationalen Umfrage gaben an, dass sie online mehr<br />
Videos konsumieren als im Jahr davor. In diesem Fachartikel gibt<br />
der Bewegtbildspezialist Christian Nill einige Tipps zum Besten.<br />
FOTOS ZVG<br />
Beuys sagte einmal, jeder sei ein Künstler<br />
(oder natürlich eine Künstlerin). Heute<br />
ist praktisch jeder ein Videomacher, unabhängig<br />
vom Geschlecht. Social Media<br />
(SoMe) sei Dank. Die Tools und Apps,<br />
die dafür zur Verfügung stehen, sind<br />
mehrheitlich einfach nutzbar und können<br />
sofort eingesetzt werden. Was es<br />
allerdings nach wie vor braucht, ist eine<br />
zündende Idee für ein Video.<br />
VIDEOS FÜR WELCHEN ZWECK?<br />
Wenn Sie mehr als ein lustiges Filmchen<br />
für Ihren WhatsApp-Status drehen<br />
möchten, und wenn Sie sich überlegen,<br />
regelmässigen Video-Content in Ihrer<br />
Kommunikationsstrategie einzuplanen,<br />
dann gilt es, folgende Fragen zu beantworten:<br />
› Was bezwecken Sie mit dem Video?<br />
› Wie oft wollen Sie Video-Content<br />
publizieren?<br />
› Wer soll sich Ihre Videos anschauen?<br />
Alles ins richtige Frame<br />
rücken und eine sympathische<br />
Geschichte<br />
erzählen: Das macht ein<br />
gutes Video aus.
4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
119<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Verantwortlich für diesen Fachbeitrag<br />
ist Christian Nill, Inhaber der Plattform<br />
Storyline.ch. Er ist seit mehr als<br />
einem Vierteljahrhundert Storyteller<br />
auf den unterschiedlichsten Kanälen<br />
und für alle möglichen Medienarten.<br />
Seine Stationen führen vom Theater<br />
über TV- und Live-Moderationen zu<br />
Fernseh- und Magazinjournalismus<br />
und münden schliesslich in seiner<br />
Tätigkeit als Kommunikationsfachmann<br />
für Grossunternehmen, KMUs<br />
und Institutionen.<br />
› storyline.ch<br />
› linkedin.com > Christian Nill<br />
NICHT DAS ZIELPUBLIKUM<br />
VERGESSEN!<br />
Fangen wir beim Schwierigsten an: Ihrer<br />
Zielgruppe. Wie gut kennen Sie sie? Je<br />
genauer Ihnen bekannt ist, was sie mag<br />
und auf welchen SoMe-Kanälen sie sich<br />
bewegt, desto einfacher wird es, den<br />
passgenauen Inhalt zu kreieren. Laut<br />
einer Umfrage bevorzugen 68 Prozent<br />
der Personen, die sich Video-Content<br />
auf dem Handy anschauen, kurze Erklärvideos<br />
für Produkte und Services.<br />
Das ist definitiv eine gute Nachricht<br />
für Gastrounternehmen! Die Botschaft<br />
Ihres Videos soll aber nicht nur relevant<br />
für Ihre Zielgruppe sein, sondern auch<br />
unterhaltsam.<br />
Der Inhalt einer kurzen SoMe-Geschichte<br />
könnte zum Beispiel so aussehen:<br />
Pizza-Aktion 2 für 1; morgen Abend;<br />
jetzt bestellen; evtl. noch eine Pointe.<br />
Das Gerüst eines klassischen Vierakters<br />
für eine Instagram-Story:<br />
1) Was? (Pizza-Aktion 2 für 1)<br />
2) Wann? (Morgen Abend)<br />
3) Call to action! (Jetzt bestellen)<br />
4) Pointe (Wir machen alles, sogar<br />
Pizza Hawaii …)<br />
Nach diesem Muster können Sie problemlos<br />
jeden Inhalt zu einer Instagram-<br />
Story verarbeiten. Pro Abschnitt stehen<br />
Ihnen jeweils 15 Sekunden zur Verfügung.<br />
Wenns länger dauert, beginnt Instagram<br />
einfach einen neuen Abschnitt.<br />
SILENT IST DAS NEUE GOLD<br />
Nun müssen Sie die einzelnen Akte nur<br />
noch mit Ihrer Handy-Cam bebildern<br />
(gerne auch mit Menschen drauf, wegen<br />
der Emotionen), Textelemente ergänzen,<br />
fertig.<br />
Tipp: Achten Sie darauf, dass Ihr Promotion-Video<br />
auch stumm funktioniert.
120 4.1 SPEZIAL-SACHE DIGITALES MARKETING<br />
Dank toller Videobearbeitungs-Tools<br />
und sehr leistungsfähigen<br />
Smartphones<br />
gelingen<br />
eigene Kurzfilme im<br />
Handumdrehen.<br />
Sogenannte Silent-Videos werden immer<br />
wichtiger. Weil die Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer sie jederzeit und<br />
überall anschauen können, auch im<br />
Tram oder in der Schlange vor dem<br />
Kiosk, ohne jemanden zum widerwilligen<br />
Mithörer zu machen. Oder ohne<br />
sich zuerst die Kopfhörer einstöpseln<br />
zu müssen.<br />
EINIGE REGELN FÜRS<br />
VIDEOMARKETING<br />
Die drei wichtigsten Regeln fürs Filmemachen<br />
überhaupt lauten: «Du sollst<br />
nicht langweilen, du sollst nicht langweilen,<br />
und du sollst nicht langweilen!»<br />
Das war zumindest gemäss Legende der<br />
wichtigste Grundsatz von Billy Wilder.<br />
Aber werden wir konkret:<br />
1) Passen Sie Ihre Story Ihren (bzw. den<br />
zur Verfügung stehenden) Skills an.<br />
2) Probieren Sie aus: Tools, Storys,<br />
Längen, Formate.<br />
3) Weniger ist mehr. Und: Keep it<br />
simple. Immer.<br />
4) Machen Sie einen Redaktionsplan:<br />
Wie oft soll Video-Content gepostet<br />
werden? Mit welchem Fokus? Z.B.:<br />
Restaurant-Szenerie, Menschen,<br />
Produkte, Feedbacks (Gäste, Medien,<br />
Internet) etc.<br />
5) Technik beherrschen. Regel: Je<br />
grösser Ihre Technik-Skills sind, umso<br />
komplexer dürfen die Videos werden.<br />
6) Anschaffungen, die sich lohnen: Stativ,<br />
Funk-Mikrofon, Scheinwerfer. Gibt’s<br />
alles auch in einfacher Ausführung,<br />
ideal für Nachwuchs-Youtuber und<br />
Instagram-Filmerinnen.<br />
7) Seien Sie kritisch. Gefällt Ihnen die<br />
Story? Versteht Sie auch Ihre Mutter<br />
oder Ihr Kind? Dann ist sie gut.<br />
Noch Zweifel? Bedenken Sie, was eine<br />
Untersuchung auf Facebook ergab.<br />
2018 hat der Social-Analytics-Anbieter<br />
Quintly 2,3 Millionen Facebook-Posts<br />
untersucht. Ergebnis: Videos erhalten<br />
durchschnittlich über vier Mal mehr<br />
Interaktionen als reine Status-Posts.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
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SWISS GASTRO SOLUTIONS<br />
NEUES GASTROSORTIMENT<br />
Neues Gastrosortiment.<br />
100% pflanzlich.<br />
100% Genuss.<br />
Wer: Brauerei Schützengarten AG<br />
Was: Traditionelle Braukunst mit<br />
einem Hauch natürlicher Exotik: Der<br />
bittersüsse Genuss entsteht durch die<br />
würzigen Komponenten von Ingwer<br />
aus biologischem Anbau, Kurkuma<br />
und Zitronengras gepaart mit der<br />
milden Süsse von Äpfeln. Eine wahre<br />
Geschmacksexplosion mit einer leichten<br />
Chili-Note.<br />
Wer: Swiss Gastro Solutions<br />
Was: Aus Freude an Genuss und<br />
Kulina rik. – Die Migros-Industrie hat<br />
ihre Kräfte gebündelt, um die Bedürfnisse<br />
der Gastronomie, Hotellerie,<br />
Gemeinschaftsverpflegung, Eventgastronomie,<br />
der Heime und Spitäler<br />
noch besser abdecken zu können.<br />
Der neu geschaffene Unternehmensbereich<br />
«Swiss Gastro Solutions»<br />
unterstützt die Kundinnen und Kunden<br />
mit anwendbaren Gastro-Konzepten<br />
und einer vielfältigen Produktpalette in<br />
unterschiedlichen Conveniencestufen.<br />
Wer: Emmi Schweiz AG<br />
Was: Das neue Gastrosortiment der<br />
Marke beleaf trifft den Geschmack von<br />
Veganern und Nicht-Veganern und bietet<br />
noch mehr Vielfalt für die abwechslungsreiche<br />
und kreative Küche. Mit einer<br />
Produktauswahl, die aus Gewöhnlichem<br />
in Sachen Geschmack und Konsistenz<br />
herausragt, bietet beleaf grosse und<br />
vielseitige Einsatzmöglichkeiten in der<br />
professionellen Küche. Hergestellt in der<br />
Schweiz, werden als Basis für die Produkte<br />
Spanische Mandeln und Schweizer<br />
Hafer verwendet – für 100 % Genuss.<br />
Telefon: +41 71 243 43 43<br />
› schuetzengarten.ch<br />
Telefon: +41 58 570 92 92<br />
› swissgastrosolutions.ch<br />
Telefon: +41 58 227 15 65<br />
› emmi-food-service.ch<br />
«WORLD’S BEST LIQUEUR AWARDS»<br />
MIT KOMPETENZ UND FREUDE<br />
Wer: Brauerei Locher AG<br />
Was: «Säntis Malt Apricot Malt Liqueur»<br />
wurde mit dem «World’s Best Liqueur<br />
Award» <strong>2021</strong> ausgezeichnet. Seit 1999<br />
stellt die Brauerei Locher als eine der<br />
ersten Whisky-Destillerien der Schweiz<br />
Single-Malt-Whiskys und Whisky-Liköre<br />
unter der Marke «Säntis Malt» her.<br />
Typisch ist die Reifung in historischen,<br />
bis zu 130 Jahre alten Eichenholz-<br />
Bierfässern. Mittlerweile verwendet die<br />
Destillerie über 60 Fasstypen und Holzsorten<br />
für ihr breites Sortiment. So erhält<br />
jede «Säntis Malt Edition» ihren ganz<br />
eigenen Charakter.<br />
Wer: Hofmann Servicetechnik AG<br />
Was: Die Hofmann Servicetechnik<br />
AG, mit Sitz in Langenthal BE, ist<br />
ein Schweizer Unternehmen, spezialisiert<br />
auf die Beratung, den Verkauf<br />
und den Unterhalt von Schneidetechnik,<br />
Verpackungssystemen sowie<br />
Waagen und Waagensystemen. Wir<br />
bieten umfassende Lösungen für<br />
Klein- und Grossbetriebe im Bereich<br />
Metzgerei, Bäckerei und Käserei, für<br />
Gastro betriebe, Industriebetriebe,<br />
den Detailhandel und den Privatgebrauch<br />
an.<br />
Telefon: +41 71 788 01 40<br />
› shop.brauereilocher.ch<br />
Telefon: +41 62 923 43 63<br />
› hofmann-servicetechnik.ch
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
KIS-COM AG<br />
FLÜELASTRASSE 27<br />
8047 ZÜRICH, SCHWEIZ<br />
MAIL@KIS-COM.CH<br />
+41 44 400 50 29<br />
VERLEGER<br />
ANDREAS KRUMES<br />
CHEFREDAKTION<br />
STORYLINE.CH<br />
REDAKTION<br />
REGULA BURKHARDT-LEHMANN<br />
MANUEL GAMMA<br />
CHRISTIAN NILL<br />
MICHAELA RUOSS<br />
BARBARA SCHINDLER<br />
ROBERT WILDI<br />
FOTOS<br />
ADRIAN GREITER<br />
MATTHIAS JURT<br />
MARC NINGHETTO<br />
MICHAELA RUOSS<br />
WO NICHT ANDERS VERMERKT, SIND DIE<br />
FOTOS EIGENTUM DER KIS-COM AG.<br />
LAYOUT<br />
APPWORK GMBH<br />
KORREKTORAT UND DRUCK<br />
AVD GOLDACH AG<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
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