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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 4/2016

In unserer Weihnachtsausgabe stellen wir, wie jedes Jahr, Menschen in den Mittelpunkt, bei denen sich 2016 etwas bewegt hat.

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14 Erziehung & Bildung<br />

E<strong>in</strong>es wollte Wolfgang He<strong>in</strong>emann nicht:<br />

Musik<strong>in</strong>strumente sponsern, die dann doch<br />

nur unbenutzt im Abstellraum landen. Dabei<br />

ist dem Pfarrer im Ruhestand musikalische<br />

För<strong>der</strong>ung K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher e<strong>in</strong>e<br />

Herzensangelegenheit – aber wirklich ankommen<br />

soll sie, wirksam und ganz <strong>in</strong>dividuell. Dazu hat<br />

er <strong>in</strong> den letzten vier Jahren fast 20.000 Euro<br />

an den Geschäftsbereich Erziehung & Bildung<br />

gegeben. Nun hofft er, dass die Projekte künftig<br />

auch ohne se<strong>in</strong>e Unterstützung weitergehen.<br />

Von Roelf Bleeker<br />

Wolfgang He<strong>in</strong>emann hat selbst e<strong>in</strong>e Fortbildung<br />

zum Rhythmikpädagogen absolviert.<br />

Ihm ist bewusst, wie sehr S<strong>in</strong>neswahrnehmungen<br />

durch Bewegung und Musik<br />

geför<strong>der</strong>t werden, dass sie Menschen <strong>in</strong><br />

jedem Lebensalter ansprechen. »Es geht gar<br />

nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ums Erlernen e<strong>in</strong>es<br />

Instrumentes«, sagt er. »<strong>Das</strong> Instrument ist<br />

nur <strong>der</strong> Weg zur Sensibilisierung <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ne.<br />

Und das wie<strong>der</strong>um wirkt bildend und persönlichkeitsför<strong>der</strong>nd.«<br />

Den Kontakt zur <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

fand Wolfgang He<strong>in</strong>emann über <strong>der</strong>en früheren<br />

Theologischen Vorstand und heutigen<br />

Diakonie-Präsidenten Ulrich Lilie aus<br />

ihrer geme<strong>in</strong>samen Zeit am Evangelischen<br />

Krankenhaus <strong>in</strong> Düsseldorf. »Ich war damals<br />

dort Pfarrer, Herr Lilie hatte im Krankenhaus<br />

e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>dienststelle.« Auch später<br />

seien sie sich immer wie<strong>der</strong> über den Weg<br />

gelaufen. Und weil Wolfgang He<strong>in</strong>emann<br />

sich gerne engagieren wollte, hat Ulrich Lilie<br />

den Kontakt zu Dimitra Georgiou, Fachaufsicht<br />

im Geschäftsbereich Erziehung &<br />

Bildung, hergestellt.<br />

Auch Dimitra Georgiou er<strong>in</strong>nert sich an<br />

den ersten Kontakt mit Wolfgang He<strong>in</strong>emann:<br />

»Sie haben ganz klar gesagt, dass<br />

wir für Ihre Spenden ke<strong>in</strong>e Instrumente<br />

kaufen sollen, die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke liegen,<br />

son<strong>der</strong>n dass die musikalische För<strong>der</strong>ung<br />

beim K<strong>in</strong>d ankommen muss.« Dazu wurden<br />

Multiplikatoren geschult, die <strong>in</strong>dividuell<br />

mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen arbeiten.<br />

»Was mich beson<strong>der</strong>s freut ist, wenn es<br />

Kooperationspartner gibt«, sagt Wolfgang<br />

He<strong>in</strong>emann. Zum Beispiel die Musikschule<br />

Hilden: Dort erhalten viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus den<br />

Wohngruppen <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung<br />

& Bildung jetzt Unterricht <strong>in</strong> Gesang o<strong>der</strong><br />

am Schlagzeug. Die Musiklehrer kommen<br />

auch zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>richtung,<br />

berichtet Dimitra Georgiou, »weil manche<br />

Schwierigkeiten haben, <strong>in</strong> öffentliche<br />

E<strong>in</strong>richtungen zu gehen«. Dann f<strong>in</strong>den die<br />

Unterrichtsstunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hildener Aula<br />

mit Freizeitpädagog<strong>in</strong> Gerda Falkenste<strong>in</strong><br />

statt. »<strong>Das</strong> Ergebnis ist auch alljährlich <strong>in</strong><br />

Hilden auf <strong>der</strong> Bühne zu sehen«, verweist<br />

Dimitra Georgiou aufs große Sommerfest<br />

<strong>in</strong> Hilden, das vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

die Möglichkeit gibt, ihr Erlerntes vor<br />

großem Publikum zu zeigen.<br />

E<strong>in</strong>es zog das an<strong>der</strong>e nach sich. Schnell<br />

entstanden weitere Ideen, die Wolfgang<br />

He<strong>in</strong>emann gern den Mitarbeitenden vor<br />

Ort überließ. »Was im E<strong>in</strong>zelnen passiert,<br />

das habe ich nicht vorgegeben.« F<strong>in</strong>anziert<br />

wurde unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong> Fortbildungstag<br />

für Mitarbeitende <strong>in</strong> Hilden, e<strong>in</strong> Hip-Hop-<br />

Projekt im Rahmen des Kulturrucksacks des<br />

Landes NRW sowie die Teilnahme am Projekt<br />

»Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument«. Es gab<br />

e<strong>in</strong>en Trommelworkshop für e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

und <strong>in</strong>dividuellen Unterricht für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche aus verschiedenen Gruppen.<br />

Aber auch dabei gehe es nicht darum, e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>d, so Wolfgang He<strong>in</strong>emann, »Gitarrenunterricht<br />

für immer und ewig« zuzumuten.<br />

Denn es gehe ja nicht ums Instrument im<br />

eigentlichen S<strong>in</strong>ne, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Weg sei das<br />

Ziel, betont <strong>der</strong> 63-Jährige: »Begabungen,<br />

Kreativität und Fähigkeiten herausstellen<br />

und för<strong>der</strong>n.«<br />

Wolfgang He<strong>in</strong>emann wird auch im<br />

kommenden Jahr noch e<strong>in</strong>mal f<strong>in</strong>anziell<br />

unterstützen. »Es wäre schade, wenn es<br />

dann ausläuft.« Warum er sich so engagiert?<br />

»Es ist mir wichtig, dass ich Rückmeldung<br />

erhalte, nicht anonym irgendwo h<strong>in</strong> gebe.<br />

Und das ist ja nicht selbstlos! Ich habe viele<br />

persönliche Kontakte gewonnen und me<strong>in</strong>en<br />

eigenen Horizont dadurch sehr erweitern<br />

können.« //<br />

»Privatlehrer,<br />

voll cool!«<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong>er, <strong>der</strong> von Wolfgang He<strong>in</strong>emanns<br />

Spenden profitiert, ist Sven Schw<strong>in</strong>n: Der<br />

junge Mann aus <strong>der</strong> Wohngeme<strong>in</strong>schaft Kompass<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer spielte schon e<strong>in</strong>e<br />

Weile Gitarre, »selbst beigebracht«. Jetzt<br />

bekommt er Unterricht.<br />

Seit zwei Jahren hat Sven Schw<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

eigene Gitarre. Zunächst übte er für sich,<br />

e<strong>in</strong> Erzieher, damals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohngruppe<br />

Duisburg-Marxloh, zeigte ihm e<strong>in</strong> paar Griffe.<br />

Zwischendurch machte Sven immer wie<strong>der</strong><br />

Pausen, da hatte er »ke<strong>in</strong>en Bock.« Doch er<br />

lernte e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Akkorde und konnte<br />

schon das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>fache Stück<br />

auf se<strong>in</strong>em Instrument umsetzen.<br />

Dann kam Kompass-Teamleiter<strong>in</strong> Kerst<strong>in</strong> Sittig<br />

auf den 17-Jährigen zu und berichtete von<br />

<strong>der</strong> großzügigen Spende von Wolfgang He<strong>in</strong>emann.<br />

Er, Sven, spiele doch schon Gitarre,<br />

ob er nicht Unterricht nehmen wolle, fragte<br />

Kerst<strong>in</strong> Sittig. Und Sven sagte sich: »Ich kann<br />

das ja mal ausprobieren.« Und er dachte auch:<br />

»Privatlehrer, voll cool!« Nun fährt er regelmäßig<br />

zum Unterricht nach Düsseldorf-Lohausen<br />

und lernt neue Möglichkeiten auf se<strong>in</strong>em<br />

Instrument kennen. »Ich kann auf jeden Fall<br />

besser die Tonleiter spielen, das konnte ich<br />

vorher nicht, und auch e<strong>in</strong> bisschen Popsongs,<br />

die schon schwieriger s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> Blues.«<br />

Sven Schw<strong>in</strong>n spielt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für sich,<br />

»aber vielleicht gehe ich auch mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Band«. In <strong>der</strong> Schulband <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> ist er schon. »Wäre doof, wenn<br />

nicht, ne?« Da spielt er meist Bass. »<strong>Das</strong> ist<br />

ja wie e<strong>in</strong>e Gitarre mit dickeren Saiten.« Er<br />

hatte auch mal e<strong>in</strong>en Auftritt bei <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

se<strong>in</strong>es früheren Schulleiters – »e<strong>in</strong><br />

Medley und ›knock<strong>in</strong> on heavens door‹«. Da<br />

spielte er vor immerh<strong>in</strong> 20 Leuten, das sei<br />

schon aufregen<strong>der</strong> gewesen. »Wenn man sich<br />

da verspielt, muss man e<strong>in</strong>fach weiterspielen«,<br />

erklärt Sven. »Da darf man nicht lachen.«<br />

Was ist Sven wichtig an <strong>der</strong> Musik?<br />

»Mit Musik kann man Emotionen ausdrü cken,<br />

die man sonst nicht ausdrücken kann.«<br />

Manchmal komponiert er auch kle<strong>in</strong>e Stücke<br />

selbst. Se<strong>in</strong>e Mitbewohner f<strong>in</strong>den Svens Gitarrenspiel<br />

übrigens »okay – solange ich nicht<br />

abends spiele…« // Roelf Bleeker<br />

Unterstützer gesucht:<br />

Wer die Musikprojekte unterstützen<br />

möchte, wendet sich an Dimitra<br />

Georgiou unter <strong>der</strong> Telefonnummer<br />

0211. 9407 124.<br />

Infos rund ums Thema Spenden und<br />

sonstige Unterstützung gibt es unter<br />

www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de/spenden<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 4/<strong>2016</strong>

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