14 Erziehung & Bildung E<strong>in</strong>es wollte Wolfgang He<strong>in</strong>emann nicht: Musik<strong>in</strong>strumente sponsern, die dann doch nur unbenutzt im Abstellraum landen. Dabei ist dem Pfarrer im Ruhestand musikalische För<strong>der</strong>ung K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher e<strong>in</strong>e Herzensangelegenheit – aber wirklich ankommen soll sie, wirksam und ganz <strong>in</strong>dividuell. Dazu hat er <strong>in</strong> den letzten vier Jahren fast 20.000 Euro an den Geschäftsbereich Erziehung & Bildung gegeben. Nun hofft er, dass die Projekte künftig auch ohne se<strong>in</strong>e Unterstützung weitergehen. Von Roelf Bleeker Wolfgang He<strong>in</strong>emann hat selbst e<strong>in</strong>e Fortbildung zum Rhythmikpädagogen absolviert. Ihm ist bewusst, wie sehr S<strong>in</strong>neswahrnehmungen durch Bewegung und Musik geför<strong>der</strong>t werden, dass sie Menschen <strong>in</strong> jedem Lebensalter ansprechen. »Es geht gar nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ums Erlernen e<strong>in</strong>es Instrumentes«, sagt er. »<strong>Das</strong> Instrument ist nur <strong>der</strong> Weg zur Sensibilisierung <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ne. Und das wie<strong>der</strong>um wirkt bildend und persönlichkeitsför<strong>der</strong>nd.« Den Kontakt zur <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> fand Wolfgang He<strong>in</strong>emann über <strong>der</strong>en früheren Theologischen Vorstand und heutigen Diakonie-Präsidenten Ulrich Lilie aus ihrer geme<strong>in</strong>samen Zeit am Evangelischen Krankenhaus <strong>in</strong> Düsseldorf. »Ich war damals dort Pfarrer, Herr Lilie hatte im Krankenhaus e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>dienststelle.« Auch später seien sie sich immer wie<strong>der</strong> über den Weg gelaufen. Und weil Wolfgang He<strong>in</strong>emann sich gerne engagieren wollte, hat Ulrich Lilie den Kontakt zu Dimitra Georgiou, Fachaufsicht im Geschäftsbereich Erziehung & Bildung, hergestellt. Auch Dimitra Georgiou er<strong>in</strong>nert sich an den ersten Kontakt mit Wolfgang He<strong>in</strong>emann: »Sie haben ganz klar gesagt, dass wir für Ihre Spenden ke<strong>in</strong>e Instrumente kaufen sollen, die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke liegen, son<strong>der</strong>n dass die musikalische För<strong>der</strong>ung beim K<strong>in</strong>d ankommen muss.« Dazu wurden Multiplikatoren geschult, die <strong>in</strong>dividuell mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen arbeiten. »Was mich beson<strong>der</strong>s freut ist, wenn es Kooperationspartner gibt«, sagt Wolfgang He<strong>in</strong>emann. Zum Beispiel die Musikschule Hilden: Dort erhalten viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus den Wohngruppen <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung jetzt Unterricht <strong>in</strong> Gesang o<strong>der</strong> am Schlagzeug. Die Musiklehrer kommen auch zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>richtung, berichtet Dimitra Georgiou, »weil manche Schwierigkeiten haben, <strong>in</strong> öffentliche E<strong>in</strong>richtungen zu gehen«. Dann f<strong>in</strong>den die Unterrichtsstunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hildener Aula mit Freizeitpädagog<strong>in</strong> Gerda Falkenste<strong>in</strong> statt. »<strong>Das</strong> Ergebnis ist auch alljährlich <strong>in</strong> Hilden auf <strong>der</strong> Bühne zu sehen«, verweist Dimitra Georgiou aufs große Sommerfest <strong>in</strong> Hilden, das vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, ihr Erlerntes vor großem Publikum zu zeigen. E<strong>in</strong>es zog das an<strong>der</strong>e nach sich. Schnell entstanden weitere Ideen, die Wolfgang He<strong>in</strong>emann gern den Mitarbeitenden vor Ort überließ. »Was im E<strong>in</strong>zelnen passiert, das habe ich nicht vorgegeben.« F<strong>in</strong>anziert wurde unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong> Fortbildungstag für Mitarbeitende <strong>in</strong> Hilden, e<strong>in</strong> Hip-Hop- Projekt im Rahmen des Kulturrucksacks des Landes NRW sowie die Teilnahme am Projekt »Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument«. Es gab e<strong>in</strong>en Trommelworkshop für e<strong>in</strong>e Gruppe und <strong>in</strong>dividuellen Unterricht für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche aus verschiedenen Gruppen. Aber auch dabei gehe es nicht darum, e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, so Wolfgang He<strong>in</strong>emann, »Gitarrenunterricht für immer und ewig« zuzumuten. Denn es gehe ja nicht ums Instrument im eigentlichen S<strong>in</strong>ne, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Weg sei das Ziel, betont <strong>der</strong> 63-Jährige: »Begabungen, Kreativität und Fähigkeiten herausstellen und för<strong>der</strong>n.« Wolfgang He<strong>in</strong>emann wird auch im kommenden Jahr noch e<strong>in</strong>mal f<strong>in</strong>anziell unterstützen. »Es wäre schade, wenn es dann ausläuft.« Warum er sich so engagiert? »Es ist mir wichtig, dass ich Rückmeldung erhalte, nicht anonym irgendwo h<strong>in</strong> gebe. Und das ist ja nicht selbstlos! Ich habe viele persönliche Kontakte gewonnen und me<strong>in</strong>en eigenen Horizont dadurch sehr erweitern können.« // »Privatlehrer, voll cool!« E<strong>in</strong>er <strong>der</strong>er, <strong>der</strong> von Wolfgang He<strong>in</strong>emanns Spenden profitiert, ist Sven Schw<strong>in</strong>n: Der junge Mann aus <strong>der</strong> Wohngeme<strong>in</strong>schaft Kompass <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer spielte schon e<strong>in</strong>e Weile Gitarre, »selbst beigebracht«. Jetzt bekommt er Unterricht. Seit zwei Jahren hat Sven Schw<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e eigene Gitarre. Zunächst übte er für sich, e<strong>in</strong> Erzieher, damals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohngruppe Duisburg-Marxloh, zeigte ihm e<strong>in</strong> paar Griffe. Zwischendurch machte Sven immer wie<strong>der</strong> Pausen, da hatte er »ke<strong>in</strong>en Bock.« Doch er lernte e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Akkorde und konnte schon das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>fache Stück auf se<strong>in</strong>em Instrument umsetzen. Dann kam Kompass-Teamleiter<strong>in</strong> Kerst<strong>in</strong> Sittig auf den 17-Jährigen zu und berichtete von <strong>der</strong> großzügigen Spende von Wolfgang He<strong>in</strong>emann. Er, Sven, spiele doch schon Gitarre, ob er nicht Unterricht nehmen wolle, fragte Kerst<strong>in</strong> Sittig. Und Sven sagte sich: »Ich kann das ja mal ausprobieren.« Und er dachte auch: »Privatlehrer, voll cool!« Nun fährt er regelmäßig zum Unterricht nach Düsseldorf-Lohausen und lernt neue Möglichkeiten auf se<strong>in</strong>em Instrument kennen. »Ich kann auf jeden Fall besser die Tonleiter spielen, das konnte ich vorher nicht, und auch e<strong>in</strong> bisschen Popsongs, die schon schwieriger s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> Blues.« Sven Schw<strong>in</strong>n spielt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für sich, »aber vielleicht gehe ich auch mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Band«. In <strong>der</strong> Schulband <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> ist er schon. »Wäre doof, wenn nicht, ne?« Da spielt er meist Bass. »<strong>Das</strong> ist ja wie e<strong>in</strong>e Gitarre mit dickeren Saiten.« Er hatte auch mal e<strong>in</strong>en Auftritt bei <strong>der</strong> Verabschiedung se<strong>in</strong>es früheren Schulleiters – »e<strong>in</strong> Medley und ›knock<strong>in</strong> on heavens door‹«. Da spielte er vor immerh<strong>in</strong> 20 Leuten, das sei schon aufregen<strong>der</strong> gewesen. »Wenn man sich da verspielt, muss man e<strong>in</strong>fach weiterspielen«, erklärt Sven. »Da darf man nicht lachen.« Was ist Sven wichtig an <strong>der</strong> Musik? »Mit Musik kann man Emotionen ausdrü cken, die man sonst nicht ausdrücken kann.« Manchmal komponiert er auch kle<strong>in</strong>e Stücke selbst. Se<strong>in</strong>e Mitbewohner f<strong>in</strong>den Svens Gitarrenspiel übrigens »okay – solange ich nicht abends spiele…« // Roelf Bleeker Unterstützer gesucht: Wer die Musikprojekte unterstützen möchte, wendet sich an Dimitra Georgiou unter <strong>der</strong> Telefonnummer 0211. 9407 124. Infos rund ums Thema Spenden und sonstige Unterstützung gibt es unter www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de/spenden <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 4/<strong>2016</strong>
Erziehung & Bildung 15 Der Weg ist das Ziel 4/<strong>2016</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong>