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Kultur- und Stadtatlas 2019/2020

Museen und Galerien. Schmuck und Design, Theater, Kleinkunst, Kino. Freizeit und Events. Ausflüge in der Region. Detaillierte Stadtpläne und vieles mehr.

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Eine Arbeit von Lisa Kilian, Berufskolleg für Design, Schmuck <strong>und</strong> Gerät<br />

VON DER GOLDSCHMIEDESCHULE ZIEHT SICH EINE DIREKTE LINIE ZUM HEUTIGEN DESIGNSTANDORT PFORZHEIM<br />

EINE SPÄTABSOLUTISTISCHE IDEE WIRD ZUM EXPORTSCHLAGER<br />

Am Anfang standen Beschwerden aus der<br />

Pforzheimer Bevölkerung ob der misslichen<br />

Situation im Zucht-, Toll- <strong>und</strong><br />

Waisenhaus. Markgraf Karl Friedrich von<br />

Baden, seines Zeichens spätabsolutistischaufgeklärter<br />

Regent, geht das Problem<br />

pragmatisch an <strong>und</strong> bringt die dortigen<br />

Insassen 1767 mit Unterstützung zweier<br />

Unternehmer aus der französisch-Schweizer<br />

Grenzregion in Lohn <strong>und</strong> Brot. Damit<br />

ist das Waisenhaus Keimzelle der Uhren<strong>und</strong><br />

Schmuckindustrie in Pforzheim. Ihr<br />

folgte 1768 eine eigene Ausbildungsstätte<br />

für zunächst 20 Jungen <strong>und</strong> vier Mädchen.<br />

Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelten<br />

sich das Duale System <strong>und</strong> die Idee<br />

der Berufsschule als integrativer Bestandteil<br />

der Ausbildung im Handwerk.<br />

Die Zeitläufe brachten eine Verstetigung<br />

der Institution, aus der Generationen von<br />

Gesellen hervorgingen. Standort <strong>und</strong><br />

Bezeichnung der Schule wechselten mehrfach.<br />

Die enge Verflechtung zwischen<br />

Industrie <strong>und</strong> Schule <strong>und</strong> der Aufschwung<br />

der Pforzheimer Industrie führten 1877 zur<br />

Ausgründung der „Künstlerklasse“ aus der<br />

Goldschmiedeschule. Die Kunstgewerbeschule<br />

als künstlerisch orientierte Institution<br />

entstand, die 1940 nochmals mit<br />

der Goldschmiedeschule fusionierte, um<br />

1965 endgültig eigene Wege als Designhochschule<br />

einzuschlagen. Design als Ausweis<br />

künstlerischen Ausdrucks im Bereich<br />

der Angewandten Künste wird zwar spätestens<br />

seit der Hochblüte der Pforzheimer<br />

Industrie dort großgeschrieben, ist<br />

aber heute im Stadtbild wahrnehmbarer<br />

denn je mit dem Schmuckmuseum, den<br />

Ausstellungen bei Schütt Witwe, den<br />

Schmuckwelten <strong>und</strong> dem Alfons-Kern-<br />

Turm als Labor für angehende Designer<br />

<strong>und</strong> Schmuckkünstler.<br />

Letzterer spielt als nachhaltiges <strong>Kultur</strong>projekt<br />

eine zentrale Rolle bei der Entwicklung<br />

der Stadt Pforzheim als Designstandort<br />

<strong>und</strong> einer möglichen Ornamenta<br />

II. Unter den Studierenden macht sich<br />

eine Aufbruchsstimmung breit. Sie rührt<br />

auch daher, dass weitere Experimentierräume<br />

entstanden sind: das Stadtlabor im<br />

Rathaus <strong>und</strong> die Galerie des Vereins LAF<br />

(Leerstand als Freiraum). Das <strong>Kultur</strong>amt<br />

versteht sich hier als Netzwerker <strong>und</strong><br />

Motor, das die <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> die Kreativachse<br />

im Weichbild der Stadt verankern<br />

will. Design, Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> sind vom<br />

Hauptbahnhof bis zur Hochschule <strong>und</strong><br />

Goldschmiedeschule zur visuellen Leitschnur<br />

geworden. Sie machen exemplarisch<br />

die verbindenden Qualitäten einer<br />

lebendigen <strong>Kultur</strong>politik deutlich, die die<br />

gesamte Bevölkerung einbezieht.<br />

Chris Gerbing<br />

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