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#DNP12

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21<br />

BRAUCHT NACHHALTIGE<br />

GASTRONOMIE EINEN PREIS?<br />

Interview<br />

ANDREA WEBER<br />

WIE BEEINFLUSST DAS UNSERE RESTAURANT-<br />

BESUCHE?<br />

Die Menschen setzen sich nicht zuletzt wegen der<br />

#FridaysForFuture zunehmend mit den Fragen des<br />

Klimawandels auseinander. Essen ist dabei zu einem<br />

Dreh- und Angelpunkt geworden, zum Beispiel die<br />

Frage, ob nun moderater Fleischgenuss, Rückbesinnung<br />

auf Regionalität oder Fleischverzicht der<br />

goldene Weg zum Klimaschutz ist, der auf unseren<br />

„Wer es<br />

schafft,<br />

seine<br />

Produkte<br />

und Services<br />

vor seinen<br />

Mitbewerbern<br />

im<br />

Kreislauf zu<br />

planen, der<br />

wird zu den<br />

Gewinnern<br />

gehören.“<br />

CIRCULAR ECONOMY –<br />

THE NEXT BIG THING.<br />

Autor<br />

Seit vielen Jahrzehnten kennt unsere Wirtschaftsweise<br />

nur eine Richtung: Herstellen, Verwenden,<br />

Entsorgen. Dies gilt für die Produktion, die globale<br />

Verteilung und die Verwendung von Produkten und<br />

ist ein wesentlicher Baustein unseres Wohlstands.<br />

Wenn man nur in eine Richtung denken muss, vereinfacht<br />

dies vieles. Doch wir merken immer mehr, dass<br />

es auf einem Planeten mit begrenztem Ökosystem<br />

und limitierten Ressourcen kein lineares Denken<br />

geben kann.<br />

DR. CARSTEN GERHARDT, PARTNER BEI A.T. KEARNEY IM BEREICH ENERGY AND PROCESS INDUSTRIES<br />

Dafür sind die massiven, menschengemachten<br />

Einträge in die natürliche Umwelt zu erheblich. Sie<br />

scheinen für uns in Europa (noch) weit weg wie im<br />

Falle des „Plastic-Ocean“, des Artensterbens oder<br />

des Klimawandels. Tatsächlich spüren wir die Folgen,<br />

seien es Mikroplastik im Fisch auf unseren Tellern<br />

oder die Rekordhitzen.<br />

Bisher sind die Kosten für diese externen Schäden<br />

nicht in die Wirtschaftlichkeitsrechnung eingepreist.<br />

Damit verschaffen sie der linearen Wirtschaft einen<br />

wichtigen Kostenvorteil gegenüber geschlossenen<br />

Systemen, auch wenn sich in vielen Ländern bei Glas<br />

oder der Abwasserreinigung schon das Kreislaufprinzip<br />

etabliert hat.<br />

Doch die Tage des linearen Wirtschaftens sind<br />

gezählt. Verbraucher und Regulatoren akzeptieren<br />

immer weniger, dass Kosten externalisiert werden.<br />

Unternehmen sehen sich damit auf drei Ebenen gefordert:<br />

In Bereichen, wo Umwelteinträge vermeidbar<br />

sind, wie bei größeren Plastikprodukten, ist die<br />

Umstellung über Recylingsysteme mehr eine Frage<br />

des Wollens. Bei unbeabsichtigten oder technisch<br />

schwer zu vermeidenden Umwelteinträgen, wie etwa<br />

Mikroplastik in Kosmetik oder Reifenabrieb, ist eine<br />

Umstellung deutlich diffiziler. Nahezu unmöglich<br />

scheint sie, wo Einträge ins Ökosystem gewollt sind –<br />

wie bei Pflanzenschutzmitteln.<br />

Wer es schafft, seine Produkte und Services vor<br />

seinen Mitbewerbern im Kreislauf zu planen, der<br />

wird zu den Gewinnern gehören. Denn der Druck zur<br />

Veränderung wird angesichts einer wachsenden und<br />

wohlhabenderen Weltbevölkerung weiter massiv<br />

zunehmen.<br />

Für alle Zögerer gilt, Optimismus aus der Vergangenheit<br />

zu schöpfen. Wann immer sinnvolle<br />

Umweltstandards gesetzt wurden, waren diese nicht<br />

der Weltuntergang und haben oft Innovationen<br />

ausgelöst. Ein Grund liegt darin, dass der Teil der<br />

Wertschöpfung, der Umweltschäden auslösen kann,<br />

weniger als 20 Prozent der Gesamtkosten ausmacht.<br />

Selbst wenn man in diesem Teil durch andere Materialien<br />

oder Recycling die Kosten um 50 Prozent<br />

steigert, so ist diese Hälfte von 20 Prozent doch<br />

nur zehn Prozent vom Gesamtpreis – wenn sie nur<br />

eins zu eins durchgereicht und nicht beaufschlagt<br />

wird. Für den Abwasserreinigungskreislauf zahlt<br />

jeder Bundesbürger beispielsweise kaum 50 Cent<br />

am Tag.<br />

Die Juristin mit dem grünen Herzen trägt in der<br />

METRO AG als Director Corporate Responsibility u. a.<br />

die Verantwortung für nachhaltige Einkaufsrichtlinien.<br />

Sie ist Teil der Jury, die 3 Gastronomen*innen<br />

für das Finale im METRO Preis für nachhaltige<br />

Gastronomie auswählt. Über den Gewinner entscheiden<br />

Jury und DNP-Publikum am 21. November um<br />

14.15 Uhr im METRO Forum gemeinsam.<br />

FRAU WEBER, WARUM SPRECHEN WIR ÜBER<br />

NACHHALTIGKEIT IN DER GASTRONOMIE?<br />

Zwei Mega-Trends, Außer-Haus-Essen und nachhaltiger<br />

Lebensstil, überschneiden sich zunehmend.<br />

Aktuell sind unsere Ausgeh-Entscheidungen davon<br />

geleitet, ob mich das Restaurant online die Karte<br />

einsehen oder einen Tisch reservieren lässt, und<br />

– noch wichtiger – wie andere Besucher das Restaurant<br />

bewerten. In Zukunft, und mit Blick auf<br />

Themen wie Klimaschutz oder Plastikmüll wird<br />

es auch entscheidend sein, wie nachhaltig ein<br />

Restaurant ist.<br />

WIE KOMMT ES, DASS DIESE THEMEN UNSERE<br />

RESTAURANTWAHL BEEINFLUSSEN?<br />

Wir alle erleben, dass unsere Umwelt unter großem<br />

Druck steht, weil wir viel zu lange nicht ausreichend<br />

verantwortungsvoll mit ihr umgegangen sind. Der<br />

Klimawandel ist eine Realität, die in den letzten<br />

Jahren durch Extremwetterereignisse, Hitzewellen<br />

und Ernteausfälle für jeden von uns spürbar wurde.<br />

Diese Entwicklungen machen auch an Restauranttüren<br />

nicht halt. Die Besucher wollen sehen, dass<br />

Themen wie Plastikmüllvermeidung, die Bekämpfung<br />

von Lebensmittelverschwendung oder Regionalität<br />

einen hohen Stellenwert haben. Zusätzlich<br />

wollen sie sich auch in ihrem Lebensstil bestätigt<br />

fühlen. Eine Karte kommt heute nicht mehr ohne<br />

vegetarische und vegane Gerichte aus.<br />

Tellern beginnt, wie viele Medien, Blogs und Politik<br />

diskutieren. Die gastronomischen Betriebe müssen<br />

sich damit auseinandersetzen, wie sie zu dem nachhaltigen<br />

Lebensstil beitragen, den ihre Kundinnen<br />

und Kunden im Alltag vermehrt anstreben. Wir<br />

essen täglich mehrmals. Mit unseren Entscheidungen<br />

können wir Veränderungen selbst und sofort<br />

herbeiführen. Deswegen ist Essen so essenziell in<br />

dieser Debatte.<br />

UND WAS WILL DER „METRO PREIS FÜR NACH-<br />

HALTIGE GASTRONOMIE“ ERREICHEN?<br />

Wir wollen mit dieser Ausschreibung zeigen, dass es<br />

bereits „grüne“ und verantwortungsbewusste Gastronomie<br />

gibt. Einreichungen aus ganz Deutschland<br />

haben uns erreicht, die unterschiedlicher nicht sein<br />

könnten – von der Betriebsgastronomie bis zum<br />

Deli. Die Bandbreite der Bewerbungen und die<br />

unterschiedlichen Konzepte haben uns gezeigt, dass<br />

Nachhaltigkeit längst ein bestimmendes Thema in<br />

der Gastronomie geworden ist.<br />

„ Nachhaltigkeit<br />

ist längst<br />

ein bestimmendes<br />

Thema in<br />

der Gastronomie<br />

geworden.“<br />

IN ZUKUNFT WIRD ES AUCH ENTSCHEIDEND SEIN, WIE NACHHALTIG EIN RESTAURANT IST.

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