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#DNP12

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35<br />

„ Auf dem<br />

Weg zur<br />

Dekarbonisierung<br />

der<br />

Weltwirtschaft<br />

ist<br />

es genau<br />

richtig, beim<br />

Bauen anzufangen.“<br />

DIE ZUKUNFT DES BAUENS<br />

IST KLIMAPOSITIV.<br />

Autorin<br />

DR. CHRISTINE LEMAITRE, GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSTAND DGNB<br />

RATHAUS FREIBURG: DAS ERSTE ÖFFENTLICHE NETTO-PLUSENERGIEGEBÄUDE DER WELT ERZEUGT IM LAUFE EINES JAHRES MEHR ENERGIE ALS ES VERBRAUCHT.<br />

Was verbindet das Rathaus Freiburg, das Schmuttertal-Gymnasium<br />

Diedorf und das Aktiv-Stadthaus<br />

in Frankfurt? Wir wissen bereits, dass sie Vorbilder<br />

des nachhaltigen Bauens sind und in den letzten<br />

Jahren Sieger oder unter den Top 3 beim Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis Architektur – ehemals DGNB<br />

Preis „Nachhaltiges Bauen“ – waren. Neu ist: Alle<br />

drei gehören zu den ersten Projekten, die die Auszeichnung<br />

„Klimapositiv“ der Deutschen Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V. erhalten.<br />

Ganzheitliche Nachhaltigkeit, wie sie der Deutsche<br />

Nachhaltigkeitspreis Architektur prämiert, geht also<br />

einher mit einem klimapositiven Kurs und ist damit<br />

nachweislich zukunftsfähig!<br />

GEBÄUDE: VOM KONSUMENTEN ZUM<br />

PRODUZENTEN<br />

Klimapositiv – was heißt das überhaupt? Technisch<br />

ausgedrückt handelt es sich um eine ausgeglichene<br />

oder idealerweise negative CO 2<br />

-Jahresbilanz als<br />

Ergebnis der folgenden Betrachtung: Auf der einen<br />

Seite steht der CO 2<br />

-Ausstoß, den das Gebäude<br />

im Jahr verursacht. Davon abgezogen werden<br />

die Emissionen, die durch den Export von selbstproduzierter,<br />

treibhausgasfreier Energie im Netz<br />

vermieden werden. Solch ein Gebäude spart also<br />

in Summe mehr Treibhausgase bei anderen ein, als<br />

es selbst ausstößt. Mit der Auszeichnung „Klimapositiv“<br />

möchte die DGNB den Gestaltungswillen<br />

der Akteure und den damit verbundenen positiven<br />

Beitrag zum globalen Klimaschutz, zur Dekarbonisierung<br />

der Weltwirtschaft und zum großen Ganzen<br />

betonen. Denn diese Vorbilder transformieren den<br />

Gebäudesektor vom Energiefresser zum produzierenden<br />

ausgleichenden Element und geben ihm<br />

damit die nötige aktive Rolle im Klimaschutz.<br />

DIE AUSZEICHNUNG FÜR VORBILDER MIT<br />

GESTALTUNGSWILLEN<br />

Noch ist die Auszeichnung etwas Besonderes; die<br />

Projekte sind Leuchttürme, die nach vorn ziehen<br />

und inspirieren. Da ist das Rathaus Freiburg,<br />

bekannt als größtes Plusenergiegebäude Europas,<br />

das den Bürgern neben allen Verwaltungsbelangen<br />

auch noch als „kleines Kraftwerk“ mit Solarenergie<br />

und Geothermie dient. Da ist das Schmuttertal-<br />

Gymnasium, das mit seinem klimapositiven Betrieb<br />

für die heranwachsende Generation hautnah erlebbar<br />

macht, was heute schon möglich ist und Begeisterung<br />

weckt. Und da ist das große innerstädtische<br />

Mehrfamilienhaus in Frankfurt am Main mit dem<br />

verheißungsvollen Namen Aktiv-Stadthaus. Der im<br />

Sommer 2015 bezogene Geschosswohnungsbau<br />

zeigt in seiner Jahresbilanz, dass klimagerechtes<br />

Wohnen in einer dichten städtebaulichen Situation<br />

möglich ist, und steht damit beispielhaft für zu-<br />

künftige städtische Konzepte. Alle drei Projekte<br />

haben einen geringen Energieverbrauch, versorgen<br />

andere Gebäude mit überschüssiger, selbstproduzierter<br />

Energie und zeigen, dass der klimapositive<br />

Kurs einhergeht mit Qualität in allen Dimensionen<br />

des nachhaltigen Bauens: Wohlbefinden des<br />

Nutzers, Umwelt- und Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit<br />

und gute Architektur.<br />

KLARES SIGNAL AN DIE POLITIK<br />

übersetzt. Das Planungs- und Managementtool<br />

zeigt auf, dass jedes Bestandsgebäude Optimierungspotenziale<br />

hat, die in einem individuellen<br />

Was noch eine Rarität ist, soll schnellstmöglich und<br />

an vielen Projekten umgesetzt werden. Die DGNB Klimaschutzfahrplan ausgearbeitet werden können.<br />

verfolgt mit der Auszeichnung deshalb auch das Dank ganzheitlicher Betrachtung des Energie-<br />

Ziel, das Thema in die Breite zu tragen bzw. die klare bedarfs, Bilanzierung mit realen Zahlen und jährlichem<br />

Monitoring ist dieser Fahrplan zukunftssicher<br />

Botschaft an Politik, Städte, Kommunen, Investoren<br />

und Bauherren zu senden, dass wir heute bereits und lässt keine Verschleierung zu, die weder der<br />

die Gebäude planen und bauen können, die einen Welt noch dem Nutzer selbst hilft. Zum ganzheitlichen<br />

Performance-Ansatz gehört beispielsweise<br />

positiven Beitrag für unsere Zukunft leisten. Das<br />

notwendige Wissen und die Planungskompetenz auch, dass neben den Energieströmen zur Konditionierung<br />

des Gebäudes der Nutzerstrom in die<br />

sind bereits vorhanden. Man muss es jetzt einfach<br />

tun! Und wenn das nicht aus eigener Überzeugung Optimierungsmaßnahmen sowie die Bilanzierung<br />

passiert, wie es bei den genannten Projekten der integriert wird.<br />

Fall ist, dann vielleicht, weil nachhaltiges Bauen<br />

besonders attraktiv ist, in eine sichere, planbare Zukunft<br />

führt oder die gewohnten Wege zunehmend KLAR!<br />

KLIMAPOSITIV: DIE NÄCHSTEN SCHRITTE SIND<br />

ungemütlich werden. Anders gesagt: Eine konsequente<br />

Förderpolitik und ambitionierte Regularien Die Auszeichnung „Klimapositiv“ bezieht sich bis<br />

sind gefragt. Die aktuelle Klimadebatte zeigt, dass dato auf den Betrieb von Gebäuden. Das ist ein<br />

wir darauf nicht warten können, wenn wir einen klimaneutralen<br />

Gebäudebestand bis spätestens 2050 weitere folgen müssen! Einige hat die DGNB bereits<br />

wichtiger Schritt – dem so schnell wie möglich<br />

– eigentlich früher – sowie klimaneutrale Neubauten im Blick. So sollen langfristig Gebäude klimapositiv<br />

ausgezeichnet werden, bei denen sämtliche<br />

bis 2030 haben wollen.<br />

Emissionen des gesamten Lebenszyklus mitberücksichtigt<br />

werden – von der Material- und Baustoff-<br />

NUR WER MISST, KANN SICH VERBESSERN<br />

herstellung über Transporte und Bauprozesse bis<br />

Seit mehr als zehn Jahren setzt sich die DGNB dafür hin zum Rückbau. Damit wird das kreislauffähige<br />

ein, dass Wissen von den Köpfen in die Hände gelangt<br />

und mehr passiert als vorgegeben. Über 5000 kette Bau gefördert – und darüber hinaus. Denn<br />

Wirtschaftsmodell in der gesamten Wertschöpfungs-<br />

Gebäude mit DGNB Zertifikat, mit dem Deutschen letztlich hat der klimapositive Kurs des Gebäudesektors<br />

Einfluss auf Industrie, Energie, Verkehr<br />

Nachhaltigkeitspreis Architektur prämierte Projekte<br />

und viele weitere sprechen für sich. Mit ihrem Rahmenwerk<br />

für klimaneutrale Gebäude und Standorte dem Weg zur Dekarbonisierung der Weltwirt-<br />

und Landwirtschaft, kurz: auf alle Sektoren. Auf<br />

hat die DGNB im Speziellen die im Paris-Abkommen schaft ist es also genau richtig, beim Bauen anzufangen.<br />

Schließlich geht die gebaute Umwelt uns<br />

definierten Ziele für den Gebäudesektor in konkrete,<br />

handhabbare und messbare Anforderungen alle an!<br />

VERGABE DER DGNB AUSZEICHNUNG „KLIMAPOSITIV“ AN DAS SCHMUTTERTAL-GYMNASIUM DIEDORF.<br />

DEUTSCHER NACH-<br />

HALTIGKEITSPREIS<br />

ARCHITEKTUR<br />

Der Architekturpreis zeichnet<br />

Gebäude aus, die auf<br />

beispielhafte Weise Nachhaltigkeit,<br />

eine herausragende<br />

Gestaltung und eine hohe<br />

Innovationskraft verbinden.<br />

Die Projekte müssen in<br />

Deutschland stehen, zum<br />

Zeitpunkt der Bewerbung<br />

bereits in Betrieb sein und<br />

eine personenbezogene Nutzung<br />

aufweisen. Der Preis<br />

wird in Partnerschaft mit<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen –<br />

DGNB e. V. vergeben und<br />

durch Caparol, den Bund<br />

Deutscher Architekten, die<br />

Bundesarchitektenkammer<br />

sowie die Bundesstiftung<br />

Baukultur unterstützt.<br />

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