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#DNP12

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„Digitale Transformation ist nichts Magisches“ –<br />

für Sebastian Klauke, CDO der Otto Group, ist es<br />

vielmehr wichtig, offen für neue und kreative Wege<br />

zu sein und Ideen konsequent zu verfolgen. Das<br />

beinhaltet auch die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen.<br />

Denn die Digitalisierung bedeutet<br />

zwar keine automatische Disruption von bestehenden<br />

Geschäftsmodellen, aber sie offenbart neue<br />

Möglichkeiten und schafft Chancen, die genutzt und<br />

gestaltet werden wollen (Weitkamp 2019; t3n Nr. 56<br />

S. 96 – 99).<br />

„Neue<br />

digitale<br />

Geschäftsansätze<br />

haben ein<br />

großes<br />

Potenzial<br />

für eine<br />

ökologisch<br />

positive<br />

Wirkung.“<br />

Im besten Fall antizipieren Unternehmen Markttrends<br />

oder wesentliche Änderungen auf dem Markt,<br />

die etwa durch die Digitalisierung bewirkt werden,<br />

mittels einer Anpassung ihrer Geschäftsmodelle.<br />

Angesichts der Potenziale, aber auch der Risiken<br />

von Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung,<br />

liegt das Augenmerk im Folgenden darauf, wie<br />

digitale Geschäftsmodelle zu einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsform beitragen können.<br />

Häufig sind digitale Geschäftsumfelder komplexer<br />

und agiler als traditionelle. Konkret kann dies bedeuten,<br />

dass eine produktorientierte Sichtweise aus<br />

traditionellen Geschäftsmodellen sich nicht unbedingt<br />

langfristig gegen eine agilere durchsetzen wird.<br />

Ermöglicht werden digitale Geschäftsmodelle durch<br />

Verfahren und Technologien wie Big Data, Künstliche<br />

Intelligenz oder Digitale Plattformen – sogenannte<br />

Enabler – die neue Leistungen, Produkte und<br />

Geschäftsmodelle generieren.<br />

Doch wie kann ein Unternehmen ein neues Geschäftsmodell<br />

entwickeln? Eine Analyse des eigenen<br />

Kundenstamms kann ein guter Beginn sein. Im Fokus<br />

steht dabei, mit welchem Problem der Kunde auf das<br />

eigene Angebot zukommt und was für einen Nutzen<br />

er sich dadurch erhofft. Mit der strategischen und<br />

analytischen Beobachtung ergeben sich zielgruppenspezifischere<br />

Aussagen und Angebotsnischen für<br />

das Unternehmen. Einem Beispiel von Theodor<br />

AUFTAKTKONFERENZ: INNOVATIVE LÖSUNGSANSÄTZE FÜR EINE NACHHALTIG-DIGITALE ENTWICKLUNG.<br />

Levitt folgend hat ein Kunde, der einen Bohrer kauft,<br />

wahrscheinlich zunächst kein grundlegendes Interesse<br />

an dem Bohrer selbst, sondern an einem Loch<br />

in einer Wand, um somit etwas befestigen zu können.<br />

Ein gutes Angebot ist folglich eins, das das bestmögliche<br />

Loch bietet.<br />

Beispiel für ein solches Geschäftsmodell ist die<br />

Leih- beziehungsweise Leasingmöglichkeit einer<br />

Bohrmaschine. Sie ist kostengünstiger als der<br />

Erwerb eines herkömmlichen Bohrers und wird dadurch<br />

insbesondere für Privathaushalte attraktiv.<br />

Das Leasingmodell liefert somit nicht nur eine<br />

kostengünstigere Alternative, sondern kann auch<br />

ökologische Verbesserungen ermöglichen. Gerade<br />

in Bezug auf Alltagsgegenstände, die nicht täglich<br />

genutzt werden, wie Werkzeuge, kann ein intelligent<br />

entwickeltes Leih- bzw. Leasingmodell nicht<br />

nur neue Absatzwege ermöglichen, sondern auch<br />

große Ressourceneffizienzpotenziale erschließen<br />

– indem ein Gut mehreren Konsument*innen zugänglich<br />

gemacht, nach der Beendigung der Nutzung<br />

aufbereitet und somit der Lebenszyklus verlängert<br />

wird. Die Dynamik der Digitalisierung lässt derzeit<br />

stets neue kreative Modelle in diesem Bereich entstehen.<br />

So werden – von Rücksäcken über private<br />

Heizungsanlagen bis hin zu verschiedenen Fahrradarten<br />

– Gebrauchsgegenstände verliehen oder<br />

geleast. Solche Wirtschaftsmodelle können, ebenso<br />

wie neue Produkte oder Dienstleistungen, dazu beitragen,<br />

Stoffkreisläufe zu schließen und Ressourcen<br />

zu schonen.<br />

NEUE GESCHÄFTSMODELLE –<br />

DIGITAL UND NACHHALTIG?<br />

Autor/innen<br />

JULIA FINK UND JAN RÜTER, WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITER NACHHALTIG.DIGITAL<br />

Und doch ist auch bei Nutzen-statt-Besitzen-Angeboten<br />

nicht grundsätzlich klar, ob sie ökologisch<br />

positiv wirken, da häufig Alltagsroutinen verändert<br />

werden müssen. So wird das flexible free-floating-<br />

Carsharing auch genutzt, um Fahrten mit dem öffentlichen<br />

Nahverkehr oder dem Fahrrad zu ersetzen,<br />

und wirkt damit nicht nur positiv im Sinne einer<br />

Substitution des eigenen Autos.<br />

Dort, wo neue digitale Geschäftsmodelle mit erhöhten<br />

Ressourcen- und Energieverbräuchen, wie<br />

zum Beispiel Rebound-Effekten, verbunden sind,<br />

gilt es daher umso mehr die ökologischen, sozialen<br />

und ethischen Implikationen mit zu berücksichtigen.<br />

Dann können neue Geschäftsansätze, wie sie<br />

häufig von Startups entwickelt werden, ein großes<br />

Potenzial für eine ökologisch positive Wirkung<br />

haben. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />

hat dieses Potenzial erkannt und ein spezielles<br />

Förderprogramm für grüne Startups mit einem<br />

Schwerpunkt auf Digitalisierung aufgelegt, um<br />

gezielt unternehmerische digitale Lösungen für noch<br />

ungelöste Umweltprobleme zu fördern.<br />

Neben dem Förderprogramm hat die Stiftung gemeinsam<br />

mit dem Unternehmensverband B.A.U.M. e.V.<br />

2018 die Kompetenzplattform nachhaltig.digital<br />

initiiert. Primär werden mit dem Mittelstand Dialoge<br />

geführt, Ideen vernetzt und über Branchengrenzen<br />

hinweg konkrete Lösungsansätze entwickelt. Die<br />

Plattform bündelt praxisrelevante Informationen,<br />

z. B. Veranstaltungshinweise oder Gastbeiträge zu<br />

den Schwerpunktthemen, neben Geschäftsmodellen<br />

insbesondere zu Künstlicher Intelligenz, New Work<br />

oder Messbarkeit. Good-Practice-Beispiele zeigen,<br />

wie Digitalisierung als Werkzeug für Nachhaltigkeit<br />

bereits eingesetzt wird. So sollen Innovationen<br />

initiiert und Übertragungsmöglichkeiten zwischen<br />

Branchen aufgezeigt werden. Haben auch Sie ein interessantes<br />

Digitalisierungsprojekt, das Sie vorstellen<br />

wollen oder möchten sich informieren, dann können<br />

Sie dieses unter https://nachhaltig.digital tun.<br />

DBU FÖRDERUNG: DAS STARTUP PYDRO WILL MIT INTELLIGENTEN WASSERROHRSYSTEMEN ENERGIE SPAREN.

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