Automationspraxis 12.2019
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_Materialfluss & Logistik<br />
AP: Und was passiert, wenn der Roboter trotz<br />
ausgefeiltem Vision-System nicht alles schnell<br />
genug aus der Kiste picken kann?<br />
Issing: Alles, was der Roboter nicht greifen kann,<br />
muss der Mensch kommissionieren. Aber der<br />
Mensch steht bei uns nicht in der gleichen Zelle,<br />
denn aufgrund von restriktiven Sicherheitsaspekten<br />
würde eine unmittelbare Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration die Robotergeschwindigkeit drastisch<br />
mindern. Wirtschaftliche Gegebenheiten<br />
„Wir haben bereits vor mehr als 10 Jahren<br />
begonnen, uns intensiv mit dem Thema<br />
Robotik zu beschäftigen“ Elmar Issing, SSI Schäfer<br />
aber auch der Mensch als äußerst leistungsfähiges<br />
Picking-System sprechen also dafür, dass nicht<br />
greifbare Artikel außerhalb der Roboterzelle gepickt<br />
werden, damit die performante Leistung der<br />
Industrieroboter nicht eingeschränkt wird.<br />
AP: Von welchen Durchsatzraten sprechen wir?<br />
Issing: Viele manuelle Kommissionier-Arbeitsplätze<br />
sind inzwischen ja echte Hochleistungsarbeitsplätze,<br />
im Pharmaumfeld werden pro Stunde bis<br />
zu 1000 Order Lines gepickt. Mit dem roboterbasierten<br />
Piece Picking kommen wir auf über 800<br />
Pieces pro Stunde. Es geht hierbei gar nicht darum,<br />
den Menschen zu ersetzen, sondern darum,<br />
den Piece-Picking-Roboter als mehrschichtfähiges<br />
System und als Ergänzung zu sehen. Ganz abgesehen<br />
davon fehlen vielerorts die Menschen, die solche<br />
anstrengenden Jobs übernehmen wollen.<br />
AP: Generell: Sind Robotik-Lösungen fürs Kommissionieren<br />
und Palettieren ein Thema für den<br />
Handel oder auch für die Industrie?<br />
Issing: Solche Anwendungen der Logistik-Automatisierung<br />
sind tatsächlich erstmal im Handel<br />
ein Thema, aber mehr und mehr auch in der Industrie.<br />
Denn im industriellen Umfeld müssen Lagerlogistik<br />
auf der einen Seite und Produktion,<br />
Montage und Fertigung auf der anderen Seite stärker<br />
zusammenwachsen. In der Industrie muss permanent<br />
Ware von A nach B transportiert werden,<br />
produzierende Firmen brauchen also bedarfsgerecht<br />
die richtige Materialmenge zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort. Ein Routenzug zur just-intime-Fließbandbestückung<br />
ist hier nur der erste<br />
Schritt. Wir wollen die Belieferung stärker dezentralisieren:<br />
immer kleinere Einheiten, immer flexibler,<br />
immer schneller.<br />
AP: Und das löst man mit autonomen Transportsystemen,<br />
kurz FTS?<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Auf der Logimat 2019 hat SSI Schäfer zusammen mit dem Partner fpt erstmals eine Piece-Picking-Applikation<br />
präsentiert. Diese automatisiert branchenübergreifend Aufgaben der Kommissionierung.<br />
48 Dezember 2019