und C-Turnier
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leserbriefe<br />
Abs: Katharina Rehren<br />
Entwicklung in den Jungpferdeprüfungen, die neue Reitlehre, das Thema Reithelm(pfl icht)...<br />
Hallo liebe EWU, liebe Reiter <strong>und</strong> Richter!<br />
Da mir zu einigen Themen Wichtiges „unter den Nägeln brennt“, möchte ich das an dieser Stelle mal loswerden.<br />
Zunächst ein großes Lob für die neue Reitlehre insbesondere an Petra Roth-Leckebusch! Das Werk ist absolut gelungen <strong>und</strong> es freut mich sehr,<br />
dass Petra es verstanden hat, die das Westernreiten kennzeichnende Vielfalt der Ausbildungswege stehen zu lassen <strong>und</strong> nicht eine bestimmte<br />
Möglichkeit als die einzig wahre zu postulieren. Wirklich ein Gewinn für unseren Sport <strong>und</strong> sicher eine lohnenswerte Lektüre für jeden Reiter!<br />
In dem Interview mit der Autorin der Westernreitlehre im Westernreiter (Anfang des Jahres) machte ich jedoch eine unschöne Entdeckung. Auf<br />
Wunsch der FN (!) sind zwei Änderungen im Buch vorgenommen worden:<br />
1. Das Hobbeln wurde komplett gestrichen, da laut FN zu gefährlich (Petra erläutert übrigens in dem Interview sehr gut, warum dieses Argument<br />
nicht zutreffend ist – dennoch wurde das Hobbeln tatsächlich komplett gestrichen.).<br />
2. Die (zutreffende) Beschreibung der mechanischen Hackamore als eine nicht pferdefre<strong>und</strong>liche Zäumung wurde ebenfalls gestrichen. Der<br />
Gr<strong>und</strong>: Viele Springreiter verwenden diese Zäumung mit wachsender Begeisterung ... (Und ich habe noch niemanden damit reiten sehen, der<br />
nicht auch ordentlich daran zieht – was daran liegen mag, dass gute Reiter, die ohne Zerrerei am Kopf auskommen, offensichtlich gut auf diese<br />
Zäumung verzichten können.)<br />
Der Wunsch nach (noch engerer) Zusammenarbeit mit der FN mag einiges Positives für uns hervorbringen, insbesondere was die Akzeptanz <strong>und</strong><br />
Bekanntheit unseres Sports betrifft. Dennoch sollte es selbstverständlich sein, dass darunter das, was das Westernreiten ausmacht, keinesfalls<br />
leiden darf, <strong>und</strong> dass diese Zusammenarbeit keine Angleichung an die FN sein darf! Wie kann es sein, dass wir uns ausgerechnet von der FN<br />
vorschreiben lassen, wie wir unsere Pferde auszubilden haben (oder wie nicht), <strong>und</strong> dass wir uns trotz nachweisbar objektiver Kritik an einem<br />
unschönen Ausbildungsinstrument m<strong>und</strong>tot machen lassen? Obwohl nach wie vor viele Reiter gerade deswegen westernreiten, weil ihnen das,<br />
was im Umgang mit den Pferden bei der FN (insbesondere bei <strong>Turnier</strong>reitern) gang <strong>und</strong> gäbe ist, absolut nicht zusagt ... Zusammenarbeit mit der<br />
FN ist dann sinnvoll <strong>und</strong> wünschenswert, wenn die EWU als gleichberechtigter Partner (zumindest in reiterlichen Angelegenheiten) anerkannt<br />
wird <strong>und</strong> selbstbewusst für unsere Reitweise eintritt. Wo nicht, wird auch die EWU früher oder später ihr ursprüngliches Ziel verlieren <strong>und</strong> zu<br />
einer Marionette bestimmter FN-Lobbyisten werden. Schade ... (Diese Kritik ist übrigens nicht persönlich an Petra Roth-Leckebusch gerichtet,<br />
sondern eher an die Zuständigen der B<strong>und</strong>es-EWU, die an dieser Stelle m.E. hätten interferieren <strong>und</strong> zu unserer Reitweise samt ihren Unterschieden<br />
zum Englischen Reiten stehen sollen. Im Zweifelsfall gibt es ja auch noch andere Verleger als die FN ...)<br />
Bilder, die deutlich vom Sinn <strong>und</strong> Ziel des Westernreitens (<strong>und</strong> nebenbei bemerkt auch von unserem Regelbuch) abweichen, gab es leider u.a.<br />
im letzten Jahr in vielen Jungpferdeprüfungen zu sehen. Schlimm genug, dass manche Reiter auch nach der pferdegerechteren Änderung, erst<br />
mit Vierjährigen <strong>Turnier</strong>starts zuzulassen, diese dann immer noch nicht altersgerecht ausgebildet vorstellen, sondern versuchen, sie per Zügel<br />
regelrecht „zusammenzuschnüren“, damit sie ja langsam, „gesittet“ <strong>und</strong> mit eingeklemmten oder komplett zu Boden gestrecktem Hals gehen,<br />
während sie sich nicht scheuen, dies auch während der Prüfung mit kräftigem permanentem Zügelzug bei offenem Maul durchzusetzen. Noch<br />
schlimmer aber, wenn unsere Richter ein solches „Team“ dann trotz wahrhaft genügend besserer Auswahl nicht nur in der Platzierung, sondern<br />
teilweise sogar auf dem Siegertreppchen erscheinen lassen! (So gesehen u.a. bei einem Pferd, das tatsächlich die komplette Prüfung mit offenem<br />
Maul durchlaufen hat <strong>und</strong> dafür dann die Jungpferde Basis auf einem namhaften A/Q-<strong>Turnier</strong> gewann.)<br />
Traurig auch, dass die Junior Trails häufi g in keinster Form mehr auf das Alter der Pferde Rücksicht nehmen: Sie sind häufi g schwerer als die<br />
Senior Trails, was dann insbesondere in Q-Prüfungen oft gerechtfertigt wird mit der Bemerkung: „Ist schließlich ein Quali-Trail“ (welch eine<br />
bestechende Logik!). So wurde in einer solchen Prüfung u.a. ein Stangen-Sechseck, im Galopp in drei Volten zu durchreiten, präsentiert, das<br />
auf dem Papier zwar noch halbwegs reitbar erschien, sich aufgebaut dann aber so präsentierte, dass für zwei der drei Galoppvolten lediglich ein<br />
Durchmesser von ca. sechs Metern blieb - dabei war dann aber bitteschön auch noch pro Volte über zwei Galoppstangen zu reiten - <strong>und</strong> das u.a.<br />
mit vierjährigen Pferden. Die Begrenzung für eine der Volten stellte die nebenan aufgebaute Brücke dar; nachdem trotz gutem Starterfeld nur<br />
die wenigsten Pferde das Hindernis halbwegs erträglich absolvieren konnten, konnte schließlich ein altersgemäß ausgebildeter Vierjähriger nach<br />
etwas zu großem Galoppsprung über die Stange die Kurve nicht mehr rechtzeitig kriegen <strong>und</strong> einen Sturz auf die Brücke nur knapp durch einen<br />
beherzten Galoppsprung über dieselbe verhindern. Kommentar der Richterin: „Man reitet auch mit einem Vierjährigen keinen Junior Trail!“<br />
Seltsam, da muss ich mich wohl im Regelbuch verlesen haben, wo die Prüfung eindeutig für 4-6jährige Pferde ausgeschrieben ist ... (Also passen<br />
wir jetzt wohl die Pferde an die Prüfungen an <strong>und</strong> nicht mehr die Prüfungen an die Pferde ...) Kein W<strong>und</strong>er, dass da charakterlich weniger gefestigte<br />
Reiterkollegen leicht zu Hau-Ruck-Ausbildungsmethoden greifen. Leider bei vielen Richtern erfolgreich. .. Können sie ein zufriedenes,<br />
altersgemäß ausgebildetes, brav <strong>und</strong> entspannt laufendes Jungpferd nicht von einem zusammengezogenen, eingeschüchterten, überfordertem<br />
<strong>und</strong> rücksichtslos zu schnell ausgebildetem unterscheiden oder wollen sie es nicht (manche Reiter haben ja auch eine entsprechende Lobby, nicht<br />
wahr)?<br />
Eine letzte Bemerkung zu Reithelmen (<strong>und</strong> zur neuen Reithelmpfl icht für Jugendliche): Es möge doch gr<strong>und</strong>sätzlich jeder (zumindest jeder Erwachsene)<br />
selbst entscheiden, ob er meint, mit oder ohne Kappe reiten zu wollen. Albern fi nde ich Horrorgeschichten von Stürzen ohne Kappe,<br />
die auch im Westernreiter schon verbreitet wurden <strong>und</strong> zur Abschreckung der bösen „noch nicht zum Reithelm Bekehrten“ dienen sollen.�<br />
WESTERNREITER – Juni 2010