Positive_Ausgabe_12_Dezember_2019

Der Kommunikations-Profi
Dagobert Cahannes
stadler bei der Lauberhornabfahrt 1991
miterleben zu müssen, ist Ihnen erspart
geblieben?
Ja, ich bin erst im darauffolgenden Jahr
Speaker am Lauberhorn geworden. Viktor
Gertsch war damals OK-Chef und es hat
mich beeindruckt, wie er sich auch in der
Folgezeit um die Familie dieses Fahrers
gekümmert hat. Er ist jedes Jahr zu einem
Besuch nach Österreich gereist und es hat
sich zwischen der Familie und ihm eine
Freundschaft entwickelt.
Sie waren auch im Ausland hin und wieder
tätig?
Ja, das stimmt. Ich bekam einmal unverhofft
einen Anruf aus Budapest. Ein
Herr Egertschi meldete sich. Er brauche
unbedingt einen Speaker für einen Reitsportanlass.
Ich erwiderte, dass ich gar
kein Ungarisch könne. Doch er sagte, das
mache ein Kollege, er brauchte mich für
die Durchsagen in Englisch und Deutsch.
Ich wurde in Budapest am Flughafen abgeholt.
Es regnete in Strömen. Auch der
Platz des Speakers drohte im Morast zu
versinken. Ich sagte leichthin, das sei kein
Problem, ich hätte schon oft den Doktor
gemacht. Von diesem Augenblick an haben
mich alle respektvoll mit Herr Doktor
angesprochen, obwohl ich mich dagegen
wehrte und erklärte, sich sei doch kein
Doktor, es handle sich bloss um eine Redewendung.
Alles ist dann gut gegangen.
Die Tätigkeit bei den Eidgenössischen
Schwingfesten dürfte sich von allen
übrigen Sportanlassen unterschieden
haben?
Ja, das ist so. Die Stimmung ist von ganz
anderer Qualität. Ich konnte dem Publikum
auch mal etwas sagen. Ich erinnere
mich noch gut an das Eidgenössische in
Aarau, als nach einem Gang gepfiffen
worden ist. Ich sagte spontan: Loset, höret
uf mit Pfiffe. I ha grad uf Züri telefoniert
und es het dert no a paar Billie für ä Schutmatsch.
Göt doch derthärä, wenn der weit
pfiffe. Diese Ansage ist mit Applaus quittiert
worden. So etwas ist nur bei einem
Schwingfest möglich.
Zug 2019 wäre Ihr 10. Eidgenössisches
gewesen. Hat es Sie getroffen, dass Sie
einer Intrige zum Opfer gefallen und
abgesägt worden sind?
Das mit der Intrige und dem Absägen ist
Ihre Formulierung. Aber Sie haben recht:
es hat mich schon ein wenig «möge».
Ich sagte, das sei kein
Problem, ich hätte
schon oft den Doktor
gemacht. Von diesem
Augenblick an haben
mich alle respektvoll
mit «Herr Doktor»
angesprochen.
Bild: Mitch Gunn / Shutterstock.com
Auch die Passage beim Hundschopf
(im Bild Bode Miller) kommentierte
Dagobert Cahannes live aus dem
Zielraum des Lauberhornrennens.
Zur Person
Dagobert Cahannes wurde am 11. November 1950
in Trübbach (SG) geboren. Seine Eltern waren in der
Gastronomie tätig und führten Betriebe in Rorschach
und Grenchen.
Er absolvierte im Kollegium Sarnen die Mittelschule.
In Neuenburg durchlief der die Ecole de Commerce
mit entsprechendem Abschluss gefolgt von diversen
Praktikumsstellen u.a. auch in der Kommunikationsbranche.
In der Kommunikationsabteilung des Uhrenkonzerns
Ebauches S.A. in Neuenburg betreute er die Medienarbeit
von SWISS TIMING, und wechselte später
via IBM Schweiz an den europäischen Hauptsitz des
amerikanischen Unternehmens in Paris. Dort und
in den USA sammelte er internationale Erfahrung
und genoss entsprechende Managementausbildungen.
Weitere internationale Erfahrung machte er in
der Pharmaindustrie als Leiter der Medienstelle der
Sandoz International in Basel wo er auch die Medienarbeit
bei der Fusion mit Ciba-Geigy zur Novartis
mitprägte.
Sprachgewandt und eloquent:
Dagobert Cahannes bei
den Lauberhornrennen im
Interview mit dem damaligen
Chefcoach der Schweizer Skirennfahrer,
Martin Rufener.
s’Positive | Ausgabe 12 | Dezember 2019
1997 übernahm der dann die Aufgabe als Medienbeauftragter
des Solothurner Regierungsrates, die
er bis zu seiner Pensionierung Ende 2015 innehatte.
In dieser Zeit präsidierte er auch während 8 Jahren
die Schweiz. Informationskonferenz der öffentlichen
Verwaltungen (SIKOV).
Als freier Mitarbeiter arbeitete er in all den Jahren
im Sportbereich für Radio und Fernsehen der SRG.
Dagobert Cahannes ist seit 1973 mit Uschi Joss verheiratet.
Sie sind Eltern zweier erwachsener Kinder.
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