Positive_Ausgabe_12_Dezember_2019
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s’<strong>Positive</strong> | <strong>Ausgabe</strong> <strong>12</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong><br />
Die Zeit zwischen 1850 und 1930 kann<br />
als eigentliches «Auswanderungs-Zeitalter»<br />
der Schweiz bezeichnet werden.<br />
Schon vorher, etwa im Verlauf der<br />
Hungerkrise von 1816/17 kommt es<br />
zu kleineren Auswanderungswellen in<br />
die USA und nach Brasilien. Ab 1850<br />
nimmt die Migration vor allem in die<br />
USA neue Dimensionen an.<br />
Allein in den 1850er Jahren wandern<br />
aus der Schweiz rund 50 000 Personen<br />
nach Übersee (USA, Südamerika) aus, in<br />
den folgenden beiden Jahrzehnten etwa<br />
35 000 Personen und in den 1880er Jahren<br />
mehr als 90 000. Zwischen 1890 und 1930<br />
bleiben die Zahlen mit jeweils 40 000<br />
bis 50 000 Personen pro Jahr erstaunlich<br />
hoch. Die Zahl jener Schweizerinnen und<br />
Schweizer, die unser Land in dieser Zeit<br />
verlassen, um in Europa ein Auskommen<br />
zu finden, dürfte noch höher sein als die<br />
Zahl der Amerika-Auswanderer.<br />
Die Migrationsbewegung erreicht im<br />
Oberaargau 1855 mit der «grossen Rothrister<br />
Auswanderung» ihren Höhepunkt.<br />
Sie ist ein besonders gut dokumentiertes,<br />
dramatisches Ereignis aus dieser Zeit.<br />
Als Ursachen für diese Auswanderung<br />
gelten drei Faktoren: Bevölkerungsdruck,<br />
Armut und Unterbeschäftigung. Die Bevölkerungszahlen<br />
beginnen ab dem 16.<br />
Jahrhundert kräftig zu steigen. In den 50<br />
Jahren bis zur grossen Auswanderungswelle<br />
von 1855 nimmt die Wohnbevölkerung<br />
von Rothrist um rund 70 Prozent zu.<br />
Die «Rothrister<br />
Auswanderung»<br />
ist ein besonders<br />
gut dokumentiertes<br />
und dramatisches<br />
Ereignis aus<br />
jener Zeit.<br />
Die Armut als Auswanderungsgrund<br />
weist zwei wichtige Aspekte auf. Einerseits<br />
sind Familien und Einzelpersonen davon<br />
betroffen, andererseits auch das Gemeinwesen,<br />
dem die Betreuung der Bedürftigen<br />
durch Steuergelder obliegt.<br />
Im 19. Jahrhundert betreiben einige Kantone<br />
mit der Auswanderungspolitik eine<br />
Abschiebung der Armen im grossen Stil.<br />
In einigen Untersuchungen zu dieser Zeit<br />
wird gar von Deportationen (= Verbannung,<br />
Wegschaffung mit staatlicher Gewalt)<br />
gesprochen.<br />
Es steht fest, dass der Bezirk Zofingen<br />
um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den<br />
ärmsten im Kanton Aargau gehört. Der<br />
Anteil der Armen, die unterstützt werden<br />
musste, liegt im Zeitraum von 1852 bis<br />
1861 bei 14,20 Prozent.<br />
Die Beschäftigungslage in der ersten Hälfte<br />
der 1800er Jahre weist verschiedene<br />
Schwankungen auf. Die stark bäuerlich<br />
ausgerichteten Familien haben gerade genug,<br />
um den Lebensunterhalt zu sichern.<br />
Aber jedes unvorhergesehene Ereignis<br />
stürzt sie in Armut. Die in den Bezirken<br />
Zofingen, Kulm und Lenzburg relativ<br />
stark entwickelte Baumwollindustrie und<br />
Buntweberei bietet viele Arbeitsplätze.<br />
Teils in Fabriken, teils an den heimischen<br />
Webstühlen. Aber selbst kleine Lebensmittel-Preisschübe<br />
aufgrund witterungsbedingter<br />
Ernteausfälle oder eine der vielen<br />
Krisen der Textilindustrie können sehr<br />
schnell existenzbedrohend werden.<br />
Den bescheidenen Löhnen stehen recht beachtliche<br />
Preise für Grundnahrungsmittel<br />
gegenüber. Mit Taglöhnen von deutlich<br />
unter einem Franken müssen für ein Kilo<br />
Brot 32 bis 34 Rappen bezahlt werden, das<br />
Kilo Kartoffeln ist mit 4 bis 6 Rappen dagegen<br />
vergleichsweise günstig – sofern es<br />
nicht zu Ernteausfällen kommt. Besonders<br />
um die Mitte des 19. Jahrhunderts treten<br />
verschiedentlich Ernährungskrisen auf. So<br />
etwa durch Missernten und Kartoffelfäule<br />
in den Jahren 1843, 1846 und 1850 bis<br />
1852. Zudem erschweren die politischen<br />
Wirren des Sonderbundskrieges (1847/48)<br />
die Lebensumstände.<br />
In den 1850er Jahren nimmt die Bevölkerungszahl<br />
in Rothrist (der Ort heisst zu<br />
dieser Zeit noch Niederwyl) überdurchschnittlich<br />
stark zu. Von etwas mehr als<br />
1 000 Anfang des Jahrhunderts auf 2 600<br />
Personen im Jahre 1850. Die wirtschaftliche<br />
Situation ist instabil. Eine Reihe von<br />
Krisen beeinflusst wiederkehrend den<br />
Lebensalltag der Bevölkerung. Davon<br />
betroffen sind die althergebrachte Landwirtschaft,<br />
die Industrie und das breit gefächerte<br />
Handwerk.<br />
Umschlag-Illustration der 2005<br />
erschienenen Publikation zur<br />
«Rothrister Auswanderung».<br />
Mitte des<br />
19. Jahrhunderts<br />
treten durch<br />
Missernten und<br />
Kartoffelfäule<br />
verschiedentlich<br />
Ernährungskrisen<br />
auf.<br />
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