08.01.2020 Aufrufe

Positive_Ausgabe_12_Dezember_2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auswanderungsland Oberaargau<br />

Nachmieter gesucht für eine schöne, moderne und helle<br />

4.5 Zimmer Wohnung in Langenthal<br />

an ruhiger Lage, nur 3 Gehminuten zum Zentrum<br />

Fläche: ca. 85qm / 2. Stock links / Lift vorhanden<br />

Moderne Küche, grosser Wohnraum, drei Schlafzimmer, zwei<br />

Badezimmer, Einbauschränke, Grosser Balkon,<br />

Waschmaschine und Tumbler zur Mitbenützung, Kellerabteil<br />

Bruttomiete: CHF 1789.00<br />

Unterstand kann für CHF 100.00 dazu gemietet werden<br />

Interessiert? Melden Sie sich für einen Besichtigungstermin!<br />

Tel.: 079 362 79 24 / Farbgasse 60, 4900 Langenthal<br />

50 Jahre Lang Heizungen<br />

WIR HEIZEN SCHON<br />

DIE PROFIS FÜR HEIZUNG,<br />

LÜFTUNG UND KÄLTE<br />

• Heizungen (Öl, Gas, Holz)<br />

• Wärmepumpen<br />

• Solaranlagen<br />

• Wärmerückgewinnung<br />

• Free Cooling<br />

• Service-Reparaturen<br />

• Planung<br />

• Beratung<br />

• Kaminbau<br />

Industriestrasse 11<br />

3362 Niederönz<br />

062 961 80 65<br />

Försterstrasse 4a<br />

4900 Langenthal<br />

062 530 44 19<br />

www.langheizungen.ch<br />

s’<strong>Positive</strong> | <strong>Ausgabe</strong> <strong>12</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong><br />

Die Zeit zwischen 1850 und 1930 kann<br />

als eigentliches «Auswanderungs-Zeitalter»<br />

der Schweiz bezeichnet werden.<br />

Schon vorher, etwa im Verlauf der<br />

Hungerkrise von 1816/17 kommt es<br />

zu kleineren Auswanderungswellen in<br />

die USA und nach Brasilien. Ab 1850<br />

nimmt die Migration vor allem in die<br />

USA neue Dimensionen an.<br />

Allein in den 1850er Jahren wandern<br />

aus der Schweiz rund 50 000 Personen<br />

nach Übersee (USA, Südamerika) aus, in<br />

den folgenden beiden Jahrzehnten etwa<br />

35 000 Personen und in den 1880er Jahren<br />

mehr als 90 000. Zwischen 1890 und 1930<br />

bleiben die Zahlen mit jeweils 40 000<br />

bis 50 000 Personen pro Jahr erstaunlich<br />

hoch. Die Zahl jener Schweizerinnen und<br />

Schweizer, die unser Land in dieser Zeit<br />

verlassen, um in Europa ein Auskommen<br />

zu finden, dürfte noch höher sein als die<br />

Zahl der Amerika-Auswanderer.<br />

Die Migrationsbewegung erreicht im<br />

Oberaargau 1855 mit der «grossen Rothrister<br />

Auswanderung» ihren Höhepunkt.<br />

Sie ist ein besonders gut dokumentiertes,<br />

dramatisches Ereignis aus dieser Zeit.<br />

Als Ursachen für diese Auswanderung<br />

gelten drei Faktoren: Bevölkerungsdruck,<br />

Armut und Unterbeschäftigung. Die Bevölkerungszahlen<br />

beginnen ab dem 16.<br />

Jahrhundert kräftig zu steigen. In den 50<br />

Jahren bis zur grossen Auswanderungswelle<br />

von 1855 nimmt die Wohnbevölkerung<br />

von Rothrist um rund 70 Prozent zu.<br />

Die «Rothrister<br />

Auswanderung»<br />

ist ein besonders<br />

gut dokumentiertes<br />

und dramatisches<br />

Ereignis aus<br />

jener Zeit.<br />

Die Armut als Auswanderungsgrund<br />

weist zwei wichtige Aspekte auf. Einerseits<br />

sind Familien und Einzelpersonen davon<br />

betroffen, andererseits auch das Gemeinwesen,<br />

dem die Betreuung der Bedürftigen<br />

durch Steuergelder obliegt.<br />

Im 19. Jahrhundert betreiben einige Kantone<br />

mit der Auswanderungspolitik eine<br />

Abschiebung der Armen im grossen Stil.<br />

In einigen Untersuchungen zu dieser Zeit<br />

wird gar von Deportationen (= Verbannung,<br />

Wegschaffung mit staatlicher Gewalt)<br />

gesprochen.<br />

Es steht fest, dass der Bezirk Zofingen<br />

um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den<br />

ärmsten im Kanton Aargau gehört. Der<br />

Anteil der Armen, die unterstützt werden<br />

musste, liegt im Zeitraum von 1852 bis<br />

1861 bei 14,20 Prozent.<br />

Die Beschäftigungslage in der ersten Hälfte<br />

der 1800er Jahre weist verschiedene<br />

Schwankungen auf. Die stark bäuerlich<br />

ausgerichteten Familien haben gerade genug,<br />

um den Lebensunterhalt zu sichern.<br />

Aber jedes unvorhergesehene Ereignis<br />

stürzt sie in Armut. Die in den Bezirken<br />

Zofingen, Kulm und Lenzburg relativ<br />

stark entwickelte Baumwollindustrie und<br />

Buntweberei bietet viele Arbeitsplätze.<br />

Teils in Fabriken, teils an den heimischen<br />

Webstühlen. Aber selbst kleine Lebensmittel-Preisschübe<br />

aufgrund witterungsbedingter<br />

Ernteausfälle oder eine der vielen<br />

Krisen der Textilindustrie können sehr<br />

schnell existenzbedrohend werden.<br />

Den bescheidenen Löhnen stehen recht beachtliche<br />

Preise für Grundnahrungsmittel<br />

gegenüber. Mit Taglöhnen von deutlich<br />

unter einem Franken müssen für ein Kilo<br />

Brot 32 bis 34 Rappen bezahlt werden, das<br />

Kilo Kartoffeln ist mit 4 bis 6 Rappen dagegen<br />

vergleichsweise günstig – sofern es<br />

nicht zu Ernteausfällen kommt. Besonders<br />

um die Mitte des 19. Jahrhunderts treten<br />

verschiedentlich Ernährungskrisen auf. So<br />

etwa durch Missernten und Kartoffelfäule<br />

in den Jahren 1843, 1846 und 1850 bis<br />

1852. Zudem erschweren die politischen<br />

Wirren des Sonderbundskrieges (1847/48)<br />

die Lebensumstände.<br />

In den 1850er Jahren nimmt die Bevölkerungszahl<br />

in Rothrist (der Ort heisst zu<br />

dieser Zeit noch Niederwyl) überdurchschnittlich<br />

stark zu. Von etwas mehr als<br />

1 000 Anfang des Jahrhunderts auf 2 600<br />

Personen im Jahre 1850. Die wirtschaftliche<br />

Situation ist instabil. Eine Reihe von<br />

Krisen beeinflusst wiederkehrend den<br />

Lebensalltag der Bevölkerung. Davon<br />

betroffen sind die althergebrachte Landwirtschaft,<br />

die Industrie und das breit gefächerte<br />

Handwerk.<br />

Umschlag-Illustration der 2005<br />

erschienenen Publikation zur<br />

«Rothrister Auswanderung».<br />

Mitte des<br />

19. Jahrhunderts<br />

treten durch<br />

Missernten und<br />

Kartoffelfäule<br />

verschiedentlich<br />

Ernährungskrisen<br />

auf.<br />

18<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!