das_evangelium_leseprobe
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Evangelisation · Kapitel 1<br />
John erhob sich von der Bank und ich folgte ihm.<br />
Dutzende standen von ihren Plätzen auf und strömten nach<br />
vorn. Was wir nicht wussten: Die meisten von ihnen waren Saalordner.<br />
Vorn angekommen, waren wir von den halbkreisförmigen<br />
Bankreihen umgeben. Die Gemeinde kam uns zahlreicher<br />
vor, als von unseren Sitzen aus gesehen, und sie schien sich vorzubeugen<br />
und uns lächelnd anzuschauen.<br />
Plötzlich stand der Prediger neben mir. »Mein Sohn«, sagte er<br />
in freundlichem Ton, »weshalb bist du heute hier?« Er kringelte<br />
<strong>das</strong> lange Lautsprecherkabel mit einer geübten Handgelenkbewegung<br />
hinter seine Füße und streckte mir <strong>das</strong> Mikro entgegen.<br />
»Ja, also«, sagte ich, »mein Freund John hier nahm vor zwei<br />
Wochen Jesus an, und er wollte gern für Jesus aufstehen.« Der<br />
Pastor sah hinüber zu John, dessen Leben ein Chaos war, der sich<br />
aber konservativ kleidete, und nickte ihm zu. »Das ist wunderbar,<br />
mein Sohn.« Und wieder zu mir gewandt sagte er: »Und was<br />
bringt dich nach vorn?«<br />
Ich starrte auf die Empore und die hellen Jupiter-Scheinwerfer,<br />
mit einer Au-Mann-Stimmung und einem Blick á la Bursche-vom-Lande-in-der-Großstadt.<br />
»Äh, also … ich wollte John<br />
helfen«, stammelte ich.<br />
»Verstehe«, sagte er und nickte, während er seinen Arm um<br />
meine Schulter legte. »Du bist Christ, mein Sohn?«<br />
»Ja«, sagte ich.<br />
»Und würdest du gern erneut dein Leben Jesus weihen?« Die<br />
theologische Problematik dieser Frage erfasste ich in meiner Perplexität<br />
nicht, und so sagte ich: »Nun ja, klar, denke ich.«<br />
Der Prediger drückte <strong>das</strong> Mikrofon an seine Lippen und<br />
blickte ebenfalls zur Empore. Er deutete mit ausgestreckten Fingern<br />
in Richtung der seit Neuestem installierten Fernsehkamera.<br />
»Euch allen an den Fernsehbildschirmen möchte ich sagen: Diese<br />
beiden jungen Männer sind gekommen, um ihr Leben Jesus zu<br />
geben. Ihr könnt <strong>das</strong> bei euch zu Hause auch tun, und zwar jetzt<br />
und dort, wo ihr sitzt …«<br />
Ich brauchte Jahre, um zu begreifen, was damals eigentlich<br />
vonstattenging.<br />
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