das_evangelium_leseprobe

Evangelisation · Kapitel 2
gelium in der Darbietung klar kommuniziert wurde. Am Ende
sollte den Menschen die Gelegenheit gegeben werden, auf die
gute Botschaft zu reagieren.
Diese Zielsetzung erforderte eine geschickte Choreografie, da
die Bühne ziemlich klein war. Und die Aufführung musste natürlich
unterhaltsam sein. Und so gab es schöne Lieder und eine
gute Schauspielvorführung. Gemeindemitglieder wurden beauftragt,
ausgefeilte Bühnenbilder anzufertigen, und sie arbeiteten
unermüdlich, um einen straffen Produktionszeitplan einzuhalten.
Tiere wurden mitsamt ihren Tiertrainern aus Zoos und
Bauern höfen herangeschafft. Kamele, Schafe und Kühe stapften
– zum Vergnügen des Publikums – durch den Mittelgang auf
die Bühne. Sogar Tauben flatterten auf ein Stichwort los – meist
jedenfalls.
Das Festspiel würde jährlich aufgeführt, und im Laufe der
Jahre wuchs seine Beliebtheit über alle Erwartungen hinaus. Als
es immer beliebter wurde, wurden professionelle Hollywood-Regisseure
engagiert. Sogar die Rolle von »Jesus« wurde von einem
(nichtchristlichen) Hollywood-Schauspieler gespielt. Obwohl die
Gemeinde mittlerweile über einen der größten Säle in der ganzen
Gegend hatte, überstieg die Nachfrage nach Sitzplätzen das
Angebot. Freikarten wurden verteilt, um die Massen im Zaum
zu halten; die Vorstellungen liefen wochenlang, und wegen der
großen Nachfrage gab es Zusatzaufführungen. Leute kamen von
anderen Städten und aus fernen Ländern. Das Programm entwickelte
ein Eigenleben.
Alles in allem kann man nur staunen: Was für eine Performance!
Niemand schlief ein, wenn das Evangelium auf eine so
interessante Weise dargeboten wurde! Die Schauspielleistung
war grandios, der Gesang professionell. Die Tiere begeisterten
die Kinder. Der Höhepunkt war, zumindest für meine Kinder,
als der weiße Hengst sich aufbäumte und der römische Hauptmann
auf dem Pferderücken sein blitzendes Schwert zog. (Ich
habe nie herausfinden können, auf welcher Bibelstelle diese Szene
basieren soll.) Nach der Kreuzigung, die etwas geschmackvoller
und bühnentauglicher ausfiel als in Wirklichkeit, wurde »Jesus«
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