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STADTMAGAZIN Bremen Februar 2020

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6<br />

KOLUMNE<br />

BABY-BOOMER-BÖHLING<br />

Fasching<br />

Kinder verkleiden sich gern – okay. Aber es besteht doch ein<br />

Unterschied zwischen „mal eben zu Hause Omas Schuhe<br />

und Papas Jackett anziehen, Opas Hut aufsetzen und vor<br />

dem großen Schlafzimmerspiegel rumkaspern“ und dem allseits<br />

beliebten Kinderfasching.<br />

Allein das Wort kann bei Eltern Schnappatmung auslösen<br />

und das jede Karnevalssession aufs Neue. Das gilt übrigens<br />

nicht nur für Eltern. Ich kenne ein Kind, dessen größte Angst es<br />

war, alle Jahre wieder als komplett verkleidete und geschminkte<br />

Biene Maja einen Klassenraum voller Zivilisten zu betreten,<br />

weil es sich im Datum geirrt hat … In diesem immer wiederkehrenden<br />

Albtraum schaute dann die ganze Klasse von der Mathearbeit<br />

auf, und die Biene in der Tür lief tiefrot an.<br />

Apropos Biene Maja … Als wir Baby-Boomer zum Fasching<br />

gingen, war die Kostümlage doch deutlich überschaubarer.<br />

In der Zeit, als Halloween hierzulande noch Weltspartag<br />

hieß, gingen die Jungen als Seeräuber oder Cowboy und die<br />

Mädchen kamen als in Gardinentüll gehüllte Prinzessin mit<br />

Pappkrönchen oder als kleine Hexe mit Reisigbesen und zerknüllter<br />

Schultüte auf dem Kopf – fertig! Wenn da mal ein bis<br />

zwei versprengte Räuber Hotzenplotze oder Pippi Langstrümpfe<br />

gesichtet wurden, war das schon das höchste der Gefühle.<br />

Mein Freund Winfried ging sogar mal als Tankwart und gewann<br />

damit prompt den ersten Preis im Kostümwettbewerb.<br />

Heute marschiert in jeder Kita-Gruppe das gesamte Star-<br />

Wars-Imperium auf, gefolgt von Bibi Blocksberg, dem Sams,<br />

Harry Potter und Ritter Rost.<br />

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass sich die Eltern –<br />

meistens Mütter – dabei in Sachen Kreativität in der Kostümbeschaffung<br />

wirklich nicht schonen. Tankwarte gewinnen da<br />

heute jedenfalls keinen Blumentopf mehr.<br />

Was waren das für schöne Kinderjahre, als man sich – ähnlich<br />

wie später in der Junggesellenbude – nur die Frage zu stellen<br />

brauchte, was man noch einmal anziehen konnte und was<br />

besser nicht.<br />

Die Antwort war einfach: Das Vorjahreskostüm blieb im<br />

Schrank und das aus dem Jahr davor wurde passend gemacht,<br />

fertig war der rote Korsar oder Billy the Kid.<br />

Einmal habe ich es tatsächlich gewagt, als Clown zum Fasching<br />

zu gehen. Das war aber eine absolut blöde Idee, denn<br />

man ließ mich zum Spielen weder auf das Piratenschiff noch in<br />

den Wild-West-Saloon. Stattdessen spielte ich mit den Hexen<br />

und Prinzessinnen „Blinde Kuh“ – und genauso fühlte ich mich<br />

auch. Im nächsten Jahr war die Welt dann wieder in Ordnung<br />

und ich als Cowboy verkleidet. Gut: Nicht besonders originell<br />

und einer von Zwölfen, aber das mit der Individualität kam<br />

erst später. Außerdem sind die imperialen Truppen von heute<br />

ja auch nicht wirklich zu unterscheiden – möge die Macht mit<br />

ihnen sein!<br />

Dirk Böhling, Jahrgang 1964, ist Schauspieler,<br />

Dirk Böhling<br />

Regisseur, Moderator und Autor. Im STADT-<br />

MAGAZIN wirft er einen Blick auf seine<br />

Generation – und auf <strong>Bremen</strong>. Ausgewählte<br />

Kolumnen sind unter dem Titel „Alle hießen<br />

Michael, außer Stefan, der hieß Thomas“ als<br />

Buch erschienen. Nachdem die erste Auflage<br />

Alle hießen Michael,<br />

bereits im Dezember ausverkauft war, ist die<br />

außer Stefan,<br />

der hieß Thomas zweite Auflage jetzt wieder in den Kundenzentren<br />

des WESER-KURIER sowie im Buch-<br />

Erinnerungen eines Baby-Boomers<br />

mit Anmerkungen von Martin Märtens<br />

handel für 9,80 Euro erhältlich.<br />

LOKALES<br />

Tag der Liebenden<br />

Foto: Pixabay<br />

Am 14. <strong>Februar</strong> ist Valentinstag – es geht um Liebe, Romantik<br />

und Zweisamkeit. Oftmals werden Blumen verschenkt, es<br />

wird zum romantischen Essen eingeladen oder auch eine<br />

Kurzreise unternommen. Zurückgehen soll der Brauch auf<br />

den heiligen Valentin, der im dritten Jahrhundert nach Christus<br />

gelebt haben soll, Verliebte mit Blumen beschenkte und<br />

sie oftmals auch traute. (SM)<br />

66. Bremer Literaturpreis<br />

Barbara Honigmann und Tonio Schachinger ausgezeichnet<br />

Tonio Schachinger, Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Barbara<br />

Honigmann. <br />

Foto: Senatspressestelle<br />

Der Bremer Literaturpreis <strong>2020</strong> wurde am 20. Januar im Rahmen<br />

eines Festaktes in der Oberen Rathaushalle an Barbara Honigmann<br />

verliehen. Die Autorin erhält die mit 25.000 Euro dotierte<br />

Auszeichnung für ihren 2019 im Hanser Verlag erschienenen Roman<br />

„Georg“.<br />

Jurymitglied Dr. Lothar Müller lobte in seiner Laudatio über<br />

Honigmanns Roman besonders, dass es darin kein Fazit, kein abschließendes<br />

Urteil der Tochter über das Leben ihres Vaters gibt.<br />

Stattdessen, so Müller, gebe es eine „Leerstelle“ der nicht geschriebenen<br />

Lebenserinnerungen ihres Vaters: „Es gilt manchen Lesern als<br />

Ärgernis, wenn eine Figur nicht auserzählt ist. Barbara Honigmann<br />

aber ist für die große Kunst zu loben, mit der sie in „Georg“ von ihrem<br />

Vater erzählt, ohne ihn auszuerzählen.“<br />

Den Förderpreis in Höhe von 6000 Euro erhielt Tonio Schachinger<br />

für seinen bei Kremayr & Scheriau erschienenen Roman<br />

„Nicht wie ihr“. (SM)

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