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Barbara Schlüter: Gerächter Zorn (Blick ins Buch)

Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken. Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …

Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken.

Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …

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mal im Ernst: Der Dreh- und Angelpunkt besteht doch darin,

dass zunächst wir Schwestern, danach wir vier sowohl durch

Nachforschungen als auch einige beherzte Fügungen des

Schicksals zusammenfanden. Das allein ist es, was zählt, und

dafür bin ich außerordentlich dankbar.«

Wie so oft hatte Elsa die Dinge auf den Punkt gebracht – alle

stimmten ihr zu.

»Ja, da hast du völlig recht. Und selbst wenn sich jeder von

uns fragt, wie es weitergehen soll – wir brauchen Zeit, und die

sollten wir uns auch geben.« Nachdenklich blickte Wilhelm

Jacob seine Tochter und seine Enkelinnen der Reihe nach an.

»Du, Ernestine, befindest dich nach dem über fünfzehn Jahre

dauernden Gedächtnisverlust noch in der Rekonvaleszenz.

Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe, keine Aufregungen, wenig

Veränderungen, Spaziergänge, so lauten die Empfehlungen von

Dr. Petzold, dem erfahrenen alten Hausarzt der von Elßtorffschen

Familie. Denn wichtig ist, dass du dein Erinnerungsvermögen

nach und nach vollständig zurückgewinnst. Hier oben

auf dem Lindener Berg ist die Luft ja zum Glück viel besser als

unten, wo die Schlote um die Wette rauchen. Es lässt sich am

Wasserhochbehälter, der aussieht wie eine trutzige Festung,

trefflich spazieren gehen. Auch eine kleine Gartenkolonie für

die Arbeiterfamilien, die gerade entsteht, ist sehr einladend.

Kurz und gut: so gern ich euch junge Damen hier im Haus

hätte, und Platz ist mehr als genug, so weiß ich doch wie Sophie

von Elßtorff ebenso wie Maximilian und Heinrich, euch

schmerzlich vermissen würden. Deshalb sind Ernestine und ich

uns einig, erst mal alles so zu belassen, wie es ist und …«

Da unterbrach ihn die sonst so sanftmütige Ernestine ungeduldig.

Auf ihren Wangen zeichneten sich vor Aufregung rote

Flecken ab.

»Ganz recht, Papa, wir werden sehen, wie lange meine Rekonvaleszenz

dauert. Aber ich kann euch gar nicht sagen, wie

aufgeregt ich bin, wenn ich an das morgige Wiedersehen mit

meiner alten Pensionatsfreundin Sophie denke. Schließlich sind

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