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Barbara Schlüter: Gerächter Zorn (Blick ins Buch)

Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken. Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …

Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken.

Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …

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»Ümesonst kriegste hier nichts!«

»Nu machen Se mal halblang«, der Hagere grinste verschlagen,

»ich könnte das ja mal prüfen mit der Jungfräulichkeit«,

und dabei ließ er den Zeigefinger seiner rechten Hand kreisen.

»Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten,

Kerl!« Mit hochrotem Gesicht kreischte die Frau in schrillsten

Tönen.

Während in Cord Übelkeit aufstieg und Kalle immer käsiger

aussah, schien der Dicke Feuer zu fangen – die Ausbeulung an

seinen Beinkleidern zeigte das deutlich.

»Zwanzig Mark«, verdoppelte er.

»Dreißig Mark«, erhöhte der Hagere und kratzte sich unbewusst

am Schritt.

Das halte ich nicht mehr lange aus, dachte Cord, dessen

Magen heftig rebellierte. Das grausame Spiel muss schleunigst

beendet werden. Er blickte zu Kalle, griff sich ans Ohr.

Der nickte und schrie: »Da kommt Polente, haut über die

Hintertür ab!« Er riss die Tür auf, rannte los, fluchtartig stürzten

die Männer hinaus, während die Frau dem Mädchen ein Hemd

überstreifte. Cord bildete das Schlusslicht und rief: »Beeilung,

der Gendarm verfolgt uns!« Woraufhin sich die Männer in dem

Gewirr des Viertels verteilten.

Kalle und Cord verdrückten sich in eine Toreinfahrt, beide

außer Atem und außer Fassung. Kalle schien völlig am Boden

zerstört, er flüsterte: »Mir ist etwas Ungeheuerliches klargeworden.«

Bleich und zitternd bot er ein Bild des Jammers.

»Noch ungeheuerlicher als eben geht es ja kaum. Jetzt reiß

dich zusammen und berichte, wie es sich für einen roten Fuchs

gehört«, versuchte Cord ihn bewusst aus seinem Schockzustand

zu holen. »Du weißt doch, Lindener Blut ist keine Buttermilch!

Wir lassen uns nichts gefallen.«

Aber Kalle bekam kein einziges Wort heraus.

»Komm, wir setzen uns auf die Mauer dort, und du gibst

Rapport. Wer hat was wann mit wem gemacht?«

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