Barbara Schlüter: Gerächter Zorn (Blick ins Buch)
Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken. Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …
Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken.
Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen …
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Prolog
Endlich endete das Warten. Ein letzter Atemzug, dann war es
vorbei. Die zusammengesunkene Gestalt hob den Kopf, den
sie nervös in den Händen geborgen hatte, und blickte auf den
Menschen, der kurz zuvor das Irdische gesegnet hatte – noch
verzerrte sich das Gesicht im Todeskampf. Über die angespannte
Miene glitt flüchtig ein sphinxartiges Lächeln, die verkrampften
Finger begannen sich zu lösen. Zitternd stand sie
auf – als sie ihren Knien wieder trauen konnte, huschte sie auf
leisen Sohlen hin und her. Und plötzlich gab sie einen Laut
von sich, der etwas von Genugtuung hatte.
Neben Erleichterung verspürte sie Befriedigung und einen
stillen Triumph. Denn einzugreifen, auch hinsichtlich Leben
und Tod, um Unrecht zu verhindern, fühlte sich letztendlich
nach all den langen Bedenken richtig an. Es folgte ein nachdrückliches
Nicken – rätselhaft, wem es gelten sollte, es befand
sich niemand weiter im Raum. Nachdem sie tief durchgeatmet
hatte, sortierte sie die Medikamente auf dem Nachtschränkchen,
wobei sie ein kleines Fläschchen in ihre Rocktasche
steckte. Während sie sich in der Waschschüssel gründlich die
Hände wusch, summte sie zufrieden eine Melodie vor sich hin
– in Dur, nicht in Moll.
»Das wäre überstanden«, murmelte sie, »eine Gefahr aus
dieser Welt geschafft. Der Gerechtigkeit ist Genüge getan, nun
ist es Zeit, sich wieder den Lebenden zu widmen. Gottes Arm
reicht manchmal nicht überall hin, da braucht er seine irdischen
Heerscharen zur Unterstützung. Der weitere Lauf der
Dinge kann nur besser werden. Nur darum geht es, denn das
ist es schließlich, was zählt.«