Gazette Charlottenburg Februar 2020
Gazette für Charlottenburg und Westend
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Februar 2020
Charlottenburg
West Alliierte
in Berlin e. V.
Privatmuseum erhält Geschichte der
Alliierten mit Herz und Fachwissen
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2 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
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Liebe Bürgerinnen und Bürger in Charlottenburg-Wilmersdorf!
Charlottenburg-Wilmersdorf ist in
besonderer Weise durch das vielfältige
engagement seiner bürgerinnen
und bürger geprägt. Dafür
bin ich ausgesprochen
dankbar, denn ohne
das ehrenamtliche Wirken
so vieler Menschen
über die Generationen
hinweg wäre unsere Gesellschaft
um Vieles ärmer.
Wertzuschätzen ist
insbesondere auch die
hauptamtliche Tätigkeit
im Öffentlichen Dienst, vor allem
zur Gewährleistung von Sicherheit
und Ordnung für uns alle.
Nacht der Solidarität
Reinhard Naumann
erstmals findet am 29./30. Januar
die „Nacht der Solidarität“ statt.
Ziel ist es insbesondere, durch
die erstmalige stadtweite Zählung
endlich einen annähernd
verlässlichen Überblick über die
anzahl obdachloser Menschen
in berlin zu erhalten. Die zentrale
Koordination erfolgt mit Senatorin
breitenbach vom brennpunkt
bahnhof Zoo aus. unser bezirksamtskollegium
wird die Zählung
ebenfalls aktiv unterstützen, so
wie es zahlreiche akteure, bürgerinnen
und bürger tun. Dafür
meinen herzlichen Dank! und
achten wir aufeinander:
Gerade wohnungslose
Menschen sind auf unsere
Solidarität vor allem im
Winter angewiesen!
500. NoonSong
Der NoonSong ist das
musikalische Konzert
und ein Konzert gleichermaßen:
unter der Leitung von
bürgermedaillenträger Stefan
Schuck singen geistliche Chorwerke
jeden Sonnabend um
12 uhr in der Kirche am Hohenzollernplatz
berlin zwischen renaissance
und der Gegenwart auf
eine liturgische art und Weise. es
ist eine jahrhundertalte Tradition,
die in Charlottenburg-Wilmersdorf
stattfindet und begeistert
zahlreiche berliner Touristen und
Musikliebhaber! er ist auch ein
Zeichen des besonderen bürgerschaftlichen
engagements, denn
ohne die großartige und mühsame
unterstützung der vielen
Geistliche Chorwerke werden
jeden Sonnabend um 12 Uhr in
der Kirche Am Hohenzollernplatz
Berlin gesungen.
ehrenamtlichen Helferinnen und
Helfer und der Kirchengemeinde
am Hohenzollernplatz gäbe es
dieses musikalische Programm
nicht.
am 15. Februar um 12 uhr wird es
den 500. NoonSong geben – ein
Grund diesen mit internationalen
Gastchören groß zu feiern! Seien
Sie dabei zum Festtag des 500.
Gazette Charlottenburg Gazette Wilmersdorf | Februar | 22020 | | 3
NoonSong, wenn dieser sich musikalisch
und künstlerisch erhebt!
Kiezspaziergang
Der nächste Kiezspaziergang findet
am Samstag, 8. Februar 2020,
beginnend um 14 uhr auf dem
Theodor-Heuss-Platz am Mahnmal
mit der ewigen Flamme, statt.
Von dort geht es weiter zum
rbb-Campus mit dem Haus des
rundfunks, wo rundfunkgeschichte
mit bis heute weltweiter
bedeutung geschrieben wurde.
Der Spaziergang wird in der
Hauptstadt-Niederlassung von
bMW am Kaiserdamm enden.
Die Teilnahme ist wie immer kostenfrei.
alle Interessierten sind
willkommen. Informationen über
die bisherigen Kiezspaziergänge
finden Sie im Internet unter www.
kiezspaziergaenge.de .
Für Ihre anregungen, Lob und Kritik
bin ich auch im neuen Jahr für
Sie erreichbar unter naumann@
charlottenburg-wilmersdorf.de.
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4 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
Die Schlossretterin
Margarete Kühn setzte sich für das Schloss Charlottenburg ein
Nachdem die Räumung des Stadtschlosses
mit Hilfe der Volkspolizei
vorangetrieben wurde, überzeugte
Professorin Dr. Margarete Kühn
(1902 – 1995), erste Direktorin
der Berliner Schlösserverwaltung
ihren Kollegen und damaligen
Landeskonservator Hinnerk
Schepe davon, ihre Büros in den
Westen der Stadt zu verlegen. Das
war im Jahr 1948. Walther Ulbricht
ließ das Stadtschloss im Jahr 1950
sprengen.
Umfassende Rekonstruktion
Paradoxerweise trug er so zur
Rettung vom Schloss Charlottenburg
bei. Denn auch bei diesem
Gebäude, das schwerer beschädigt
war als das Stadtschloss, war
die Zukunft ungewiss. Margarete
Kühne kämpfte schon länger für
den Erhalt des Schlosses, für das
sie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg
zuständig war. Nun kippte
die Stimmung bei Politik und
Bevölkerung zugunsten des Wiederaufbaus.
Dass die Rekonstruktion
gelang, lag auch daran, dass
die Nationalsozialisten zahlreiche
historische Gebäude – darunter
das Schloss Charlottenburg – mit
Dias genau dokumentiert hatten.
1962 war die Rekonstruktion des
Schlosses von außen abgeschlossen.
Die Arbeiten an den Innenräumen
dauerten noch bis zum
Ende der 1970er-Jahre.
Reiterstandbild im Tegeler See
Margarete Kühns Initiative ist es
auch zu verdanken, dass das Reiterstandbild
des Großen Kurfürsten
im Schlosshof steht. Es stand
ursprünglich auf der Langen Brücke
am Stadtschloss. Während des
Zweiten Weltkriegs brachte man
es nach Ketzin in Sicherheit. 1946
kam es zunächst in den Tegeler
Borsighafen, um von dort aus
zurück an seinen ursprünglichen
Standort gebracht zu werden. Das
ging schief. Das Schiff, mit dem
das gewaltige Standbild 1948
transportiert werden sollte, geriet
in Schräglage und der Herrscher
stürzte samt Pferd in den Tegeler
See. Erst im November 1949 konnte
er geborgen werden und reiste
bis Charlottenburg. Seitdem steht
er dort auf dem Schlosshof.
Barocker Garten für die Berliner
Der Schlossgarten, der zu den
beliebten Erholungszielen in
Berlin zählt, wurde nach den
kriegsbedingten Verwüstungen
im annähernd barocken Zustand
wieder hergestellt. Der Idee, einen
Volkspark daraus zu machen,
stellte sich Margarete Kühn entgegen,
da es in Berlin keine barocken
Gartenanlagen mehr gab. Der sehr
pflegeintensive Originalzustand
kam jedoch nicht mehr infrage.
Anhand alter Gartenbücher wurde
der Garten in seinem heutigen
Erscheinungsbild angelegt.
Margarete Kühn war noch bis
1969 im Amt. Sie veröffentlichte
mehrere Bücher und Broschüren
Das Reiterstandbild des Großen
Kurfürsten stand früher an der
Langen Brücke am Stadtschloss.
über das Schloss Charlottenburg
und andere Berliner Baudenkmäler.
Ihr wurden das Große
Bundesverdienstkreuz und die
Ernst-Reuter-Plakette verliehen.
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Mietendeckel, Milieuschutz, Mietpreisbremse:
Womit müssen Eigentümer und
Mieter im neuen Jahr rechnen?
Die Guthmann Estate GmbH berät seit
2006 Eigentümer, Verkäufer und Käufer
von Mietshäusern in Berlin. Über tausend
Besucher informieren sich täglich auf
dem Informationsportal des Berliner Maklerund
Research-Hauses über die Entwicklungen
auf dem Immobilienmarkt Berlin. Wir haben
Geschäftsführer Peter Guthmann gefragt, was
2020 auf Eigentümer zukommt.
Herr Guthmann, was sind die Themen auf
dem Immobilienmarkt in diesem Jahr?
Zunächst mal könnten die Nachrichten nicht
besser sein. Die Metropolregion entwickelt
eine nie gekannte Dynamik. Tesla, Amazon,
SAP und Siemens, es läuft gut in Berlin und
Brandenburg. Das Wachstum bringt Arbeitsplätze.
Und die Arbeitnehmer wollen und
müssen irgendwo wohnen. Das Problem ist,
dass schon heute weit über 200.000 Wohnungen
fehlen. Eigentlich sollten die Berliner
in den nächsten Jahren über nichts anderes
reden als Neubau. Der Senat setzt aber den
Schwerpunkt weiter auf Regulierung. Das beherrschende
Thema wird also weiterhin der
Mietendeckel sein. Außerdem könnten neue
Milieuschutzgebiete ausgerufen werden.
Wo genau?
In Steglitz-Zehlendorf läuft derzeit ein Screening.
Vom Ergebnis hängt ab, ob es weiterführende
Untersuchungen geben wird, die dann
in Milieuschutzgebiete münden. Im Gespräch
sind unter anderem Zehlendorf Nord, Südende
und Lankwitz-Kirche. Außerdem werden
Gebiete in Charlottenburg, Mitte, Friedrichshain
und Spandau untersucht.
Werden die Mieten in Berlin jetzt günstiger?
Die durchschnittliche Quadratmetermiete
liegt bei etwa sieben Euro nettokalt. Das ist
das Ergebnis des Mietspiegels von 2019, der
vom Senat erstellt und von Senatorin Lompscher
und allen Verbänden anerkannt wurde.
Dafür wurden die Mieten von knapp 1,4 Millionen
Wohnungen untersucht. Im Ergebnis
liegen etwa 70 Prozent der Mieter in Berlin
um sieben Euro netto-kalt. Die ganz große
Mehrheit der Mieter findet das vollkommen
in Ordnung.
Es ist alles in Ordnung?
Nein. Aber die Schwierigkeiten liegen nicht
im Bestand. Sie beginnen erst mit der Suche
nach einer neuen Wohnung. Zum einen
gestaltet sich die Suche mehr als schwierig.
Kein Wunder, denn in Berlin fehlen weit über
200.000 Wohnungen. Man müsste also bauen,
bauen, bauen. Wenn es genug Wohnungen
gäbe, würden die Neuvertragsmieten auch
wieder fallen. In anderen Städten, z. B. in Hamburg,
hat man das verstanden. In Berlin noch
nicht. Weil es nicht genug Wohnungen gibt,
haften viele Menschen notgedrungen an ihrer
Wohnung, egal ob sie zu groß oder zu klein
ist. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind
enorm. Wenn alte Menschen die zu groß gewordenen
Wohnungen nicht freigeben können,
weil es keine kleineren und bezahlbaren
Alternativen gibt, ziehen junge Menschen
immer später von zuhause aus und verschieben
den Kinderwunsch. Im schlimmsten Fall
kehren die Menschen Berlin den Rücken,
denn wer keine Bleibe findet, sucht sein Glück
anderswo. Egal ob Lehrer, Polizist, Krankenschwester,
Unternehmer oder Angestellter.
Die rot-rot-grüne Wohnungspolitik setzt die
Zukunft der Stadt aufs Spiel.
Wo sehen Sie Ihre Rolle in diesem Markt?
In der Beratung, Information und in der
Schaffung von Transparenz. In Berlin werden
die Mieter durch eine Vielzahl von Gesetzen
geschützt. Es muss auch Experten
für Eigentümer, Vermieter und Investoren
geben. Das sind wir. Egal ob Mietendeckel,
Mietpreisbremse, Milieuschutzgebiete, Umwandlungsverordnung,
Vorkaufsrechte oder
Sanierungsgebiet.
Vermieterschutz statt Mieterschutz also?
Die Stadt braucht beides. Richtig ist, dass
Eigentum verpflichtet. Aber wer weiß das
besser, als die Berliner Eigentümer und Vermieter?
Wer hat denn in Zeiten von Leerstand
und Krisen in den Bestand investiert
und neue Wohnungen gebaut? Das waren
alteingesessene Familien und kleine Eigentümer.
Seit Generationen halten diese Berliner
etwa ein Viertel der Mietwohnungen, die
sie Instand halten, modernisieren, verwalten
und mit Krediten finanzieren. Das sind keine
Haie. Mir fehlt die Fantasie zu verstehen, wie
im Jahr 2020 Politiker auf die Idee kommen,
es gebe kein Recht auf Rendite. Der Sachverhalt
ist umgekehrt: Ohne Rendite gäbe es in
freien Marktwirtschaften keine Wohnungen.
Wie geht 2020 weiter?
Zunächst bleibt abzuwarten, wie die Gerichte
den Mietendeckel bewerten. Bis dahin
bleibt die Verunsicherung groß. Eigentümer
sollten aber auf jeden Fall Strategien für ihre
Immobilien entwickeln. Entscheidungen
können meist nicht mehr von jetzt auf sofort
getroffen werden, sondern bedürfen längerer
Vorbereitung. Das betrifft Investitionen,
Entwicklung und Verkauf gleichermaßen.
Wer jetzt verkaufen will, trifft einen guten
Zeitpunkt am Markt. Die Marktpreise sind
gut, das Interesse an Immobilien in Berlin
ist weiterhin groß.
Was empfehlen Sie?
Ich empfehle, sich mit den Verordnungen,
Gesetzen und Regeln auseinanderzusetzen.
Eigentümer sollten informiert sein. Ich
empfehle gerne einen unverbindlichen Beratungstermin
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6 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
West Alliierte in Berlin e. V.
Privatmuseum erhält Geschichte
der Alliierten mit Herz und Fachwissen
Ralph Schulz neben der Uniform von Richard Simmons, dem Initiator
des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes.
Rund 50 Jahre waren sie in Berlin
präsent, wurden zu Freunden
und Teil der Stadt: Amerikanische,
Britische und Französische
Alliierte sind aus der Geschichte
der Hauptstadt nicht mehr
wegzudenken.
Dies auch jüngeren
Generationen und
Touristen aus aller
Welt anschaulich zu
vermitteln, hat sich
der West Alliierte in
Berlin e. V. zur Aufgabe
gemacht. 26 Jahre nach
Abzug der Alliierten aus Berlin
erinnert das private, sich selbst
aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen
finanzierende Museum
auf 200 Quadratmetern an die
gewachsene Freundschaft zwischen
Alliierten und der Berliner
Bevölkerung, indem es interessante
Informationen liefert und
spannende Einblicke in den
einstigen Alliierten-Alltag und
den ihrer „Local Nationals“ gibt;
Zivilangestellte, die es bei den
Sowjets übrigens nicht gab.
Rund 30 Vereinsmitglieder im
Alter zwischen 20 und 80 Jahren
– darunter auch ehemalige französische
Soldaten – tragen mit
Herz, Fachwissen und akribisch
gesammelten Exponaten aus
Alliierten-Tagen dazu
bei, dass diese wichtige
Epoche deutscher
Geschichte nicht in
Vergessenheit gerät.
So besteht das
Museum am Standort
Olympischer Platz 7 in
Berlin-Westend inzwischen
als besonderes Kleinod
und reizvoller Geheimtipp in der
vielfältigen Berliner Museumslandschaft.
Anlaufpunkt zum Erhalt
der Freundschaft zwischen
Alliierten und Berlin
„Wir wollen Geschichte erhalten,
nicht verkaufen“, erklärt
der 1. Vereinsvorsitzende Ralph
Schulz das Anliegen für das eintrittsfreie
Privatmuseums, das lediglich
eine Spendenbox am Ein-
Treffpunkt
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Gazette Charlottenburg | Februar 2020 | 7
Britischer, amerikanischer und französischer „Alliierter“ (v.l.n.r.)
bewachen das Privatmuseum am Olympischen Platz.
Willkommen im Kunstparadies
der Berliner Bilder Galerie
© Art Licensing International GmbH
Schild zur Warnung vor „War
Dogs“, bei Bauarbeiten im Boden
des Olympiaparks gefunden.
gang platziert hat. Er ist einer der
12 Gründungsmitglieder, die im
September 2007 den Verein „West
Alliierte in Berlin“ ins Leben riefen.
Schulz, gelernter KFZ-Mechaniker,
arbeitete bis 1994 rund
10 Jahre als Panzermechaniker in
den aus Überbleibseln der ehemaligen
Hauptkadettenanstalt
errichteten und vom US-Militär
genutzten Andrews-Barracks an
der Finckensteinallee. In direkter
Nachbarschaft zum Schweizer
Viertel machte der Allrounder
dort „alles rund um die Panzer
bis zur letzten Schraube“. Bei Manövern
war er mit dabei und lag
dann Seite an Seite mit den Amis
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Udo Lindenberg, James Rizzi, Janosch, Volker Kühn
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Fehlstellen, Falten oder gar Risse aufweisen,
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auch schon mal im Schlamm.
Wertvolle Kontakte, die bis heute
gehalten haben, entstanden so.
Schulz betont: „Auch wenn die
US-Alliierten in der Stadt am
stärksten vertreten waren, in unserem
Museum wird britische,
französische und amerikanische
Alliierten-Geschichte gleichberechtigt
behandelt.“ – Das ist dem
Verein wichtig.
Kontakt zum staatlichen AlliiertenMuseum
in Dahlem besteht;
das Privatmuseum verleiht dorthin
bei Bedarf Exponate aus seinem
Fundus.
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Dass nach dem geplanten Umzug
des AlliiertenMuseums der Standort
an der Dahlemer Clayallee der
Alliierten-Geschichte reserviert
bleibt, wünscht sich nicht nur
der Verein um Ralph Schulz. Bei
entsprechender Einigung könne
er sich durchaus eine Nachnutzung
der Outpost-Räumlichkeiten
durch das Privatmuseum
vorstellen.
Exponate, Geschichte(n),
Erinnerungen…
Aus Sammlungen der Vereins-Mitglieder,
aber auch aus
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8 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
Händen von Alliierten selbst sowie
aus Funden im Olympiapark,
woher auch die präsentierte
Funkanlage stammt, kommen
viele aussagekräftigen Ausstellungsstücke
des Privatmuseums.
Und natürlich von Standorten, an
denen die Alliierten über Jahre
präsent waren.
Was anfangs im Vereins-Souterrain
der Schöneberger Naumannstraße
nur auf 45 Quadratmetern
ausgestellt werden konnte, hat
inzwischen in vom Verein beim
Berliner Senat angemieteten
sieben Räumen mit zwei Fluren
Werbegrafiker Schiffers – auch während der NS-Zeit gefragter
Plakatgestalter – schuf diese Plakate nach 1945 zur Warnung der US-
Soldaten vor Geschlechtskrankheiten…
im Olympiapark reichlich öffentlichkeitsfreundlichen
Zuwachs
bekommen.
„Unsere Vereinsmitglieder verwahren
aber privat noch weitere
Exponate und Dokumente“, verrät
Ralph Schulz, denn der aktuelle
Standort nahe Olympiastadion
– in ehemaligen Hockey-Umkleidekabinen
des Olympiaparks –
besitzt, wenngleich auch attraktiv
gelegen für Besucher, wenig
Lagerpotential.
„Toll, könnten wir noch Freifläche
erhalten, auseinandergebaut lagert
bei uns u. a. noch das Wachhäuschen
des US-Headquarter
an der Saargemünder Straße“,
erklärt Schulz. Etliche reizvolle
Exponat-Angebote habe der Verein
in der Vergangenheit wegen
des Außenplatz-Mangels bereits
ausschlagen müssen.
Doch auf 200 Quadratmetern Innenfläche
präsentiert sich dem
Besucher dennoch ein vielseitiger
Querschnitt aus dem Leben und
Wirken der Alliierten, nicht ohne
dabei Ereignisse wie Luftbrücke,
Mauerbau, Verkehrswesen, Flugplätze
oder völkerverbindende
Veranstaltungen der Alliierten
ausführlich zu thematisieren.
Zur Ausstellung gehören Tarnpaste,
Alltagsgeschirr und medizinische
Feldausstattung ebenso
dazu wie Waffenattrappen, Dokumente
und Fotos, Hinweistafeln,
von Zeitgenossen übereignete
gut erhaltene Care-Pakete und
Sportutensilien, Feldkanister und
Plakate.
Ein besonderer Stolz des Vereins
sind die gut erhaltenen Uniformen
vom Obersten Brigade-General
bis zur Arbeitsbekleidung
des Krankenhauspersonals und
Hundeführers. Bestaunen kann
man dabei auch die einstige
Uniform des für das legendäre
Deutsch-Amerikanische Volksfest
verantwortlichen „Volksfest-Offiziers“
Richard Simmons, die dem
Museum von seiner Witwe übereignet
wurde. – Nicht weniger
beeindruckend Zeitzeugnisse des
„Schokoladen-Luftbrücken-Piloten“
Gail Halvorsen, der in diesem
Jahr seinen 100. Geburtstag
feiert. Trotz seines hohen Alters
zählt er noch immer zu den regelmäßigen
Besuchern des Museums.
Die Klinke geben sich hier
ehemalige hochrangige Offiziere
der Alliierten ebenso in die Hand
wie Schulklassen aus In- und Ausland
sowie geschichtsinteressierte
Besucher jeden Alters.
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Gazette Charlottenburg | Februar 2020 | 9
Mützen-Abzeichen.
Verein Themen aus dem Alliierten-Alltag
vertieft. Derzeit begeistern
aus dem Fundus des
Weltrekordhalters im Sammeln
von Polizeimützen, Andreas
Skala, ausgewählte Kopfbedeckungen
aus britischer Sicht im
Privatmuseum.
Nicht weniger fesselnd, die nahezu
komplette Präsentation
britischer Mützen-Abzeichen.
Mit etwas Glück können übrigens
private Military-Sammler
im Museum aus einer Extra-Vitrine
passende Exponate erwerben,
die der Verein mehrfach besitzt
– von der Kaffeetasse bis zum
Schulterstück.
Doch der West Alliierte in Berlin
e. V. sieht es auch als seine Aufgabe,
die Zeit der Alliierten durch
Wanderausstellungen in Schulen,
Seniorenheimen und Rathäusern
lebendig zu halten. Er war u. a.
präsent bei den beliebten Military-Tattoos
der Briten, bei Alliierten-Volksfesten,
der Operation
„Berlin or Bus Tour“ und der Berlin
Petrol, steht an der Seite von Soldatentreffen
ehemaliger Alliierter
und initiiert Sonderausstellungen
außerhalb des Privatmuseums
mit.
Neue, an der Geschichte der Alliierten
interessierte Mitglieder
sind im Verein herzlich willkommen.
Der monatliche Mitgliedsbeitrag
liegt bei 5.- Euro.
Zur Erinnerung…
1945 übernahmen die Alliierten
die Regierungsgewalt in Deutschland.
Den Berliner Bewohnern der westlichen
von Frankreich, Großbritannien
und den USA verwalteten
Sektoren wurde 1952 das Betreten
des Umlandes SBZ/DDR verboten,
die Stadtgrenze mit Stacheldraht
abgesperrt. Zwischen den Sektoren
war der Wechsel noch weitgehend
ungehindert möglich. – Bis
zur Teilung der Stadt in West-Berlin
(Westsektoren) und Ost-Berlin
(sowjetischer Sektor) durch
den Bau der Berliner Mauer am
13. August 1961. 1971 wurde das
regelnde Viermächteabkommen
über Berlin beschlossen. Bis zum
2. Oktober 1990, dem Vorabend
der Deutschen Wiedervereinigung,
existierten die Sektoren.
1994 wurden die Alliierten aus
Berlin abgezogen. Sie waren einer
der größten Arbeitgeber Berlins.
In der Zeit von 1945 bis 1994 waren
rund 250.000 Local Nationals
als Zivilangestellte aller Bereiche
bei den Alliierten beschäftigt.
Geblieben ist Freundschaft mit
Amerikanern, Briten und Franzosen
und die Pflicht, die Geschichte
dieser Zeit auch der Nachwelt zu
erhalten.
Jacqueline Lorenz
West Alliierte in Berlin e. V.
Museumsstandort:
Olympischer Platz 7
14053 Berlin-Westend
Telefon: 0176 – 96 33 98 30
e-mail@west-alliierte-in-berlin.de
www.west-alliierte-in-berlin.de
www.waib.de
Öffnungszeiten: Mi. 12-18 Uhr, Sa. + So.
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10 | Gazette Charlottenburg & Wilmersdorf
| Februar 2020
Verkehrswende: Wem gehört die Straße?
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) diskutiert
Rad- und Autofahrende teilen sich die Straße, dazu kommen Elektroroller und natürlich
der Lieferverkehr. Wie sieht der Straßenraum der Zukunft aus? In den folgenden Beiträgen
nehmen die Fraktionen der BVV zu dem Thema Stellung.
Berlin SPD-Fraktion
Die SPD hat in Berlin seit 2000 die Verkehrswende
vorangetrieben, weg von der
autoorientierten Politik der Konservativen.
Tempo 30, Busspuren sowie die erste deutsche
Umweltzone wurden eingeführt und
die Radverkehrsinfrastruktur erweitert. Der
Radverkehr konnte von 7 auf 15 Prozent
gesteigert werden. Der aktuelle Fachkräftemangel
erschwert es derzeit aber, u. a.
neue Radwege zu bauen.
Wir Sozialdemokrat*innen waren 2019 die
treibende Kraft bei der Erarbeitung des Mobilitätsgesetzes.
Damit soll der fließende und
ruhende Verkehr verringert, die Sicherheit
erhöht und die Aufenthalts- und Lebensqualität
in der Stadt verbessert werden. Nun wird
auf unsere Initiative das Mobilitätsgesetz um
eine Fußgängerstrategie erweitert, da es uns
wichtig ist, auch die Mobilität und Sicherheit
der Fußgänger*innen zu verbessern.
Für die Bezirke wird es eine wichtige Aufgabe
sein, Wohngebiete vom umfangreichen
Durchgangsverkehr und den damit
verbundenen Lärm- und Abgasen zu schützen.
Wichtige Instrumente sind dabei die
Parkraumbewirtschaftung und die bauliche
Umgestaltung hin zu verkehrsberuhigten
Gebieten.
Dr. Jürgen Murach
CDU-Fraktion
„Die Straße gehört dem Volke.“ – R. Thoma,
Staatsrechtslehrer in der Weimarer Republik
und der jungen Bundesrepublik hat 1930
die Antwort auf diese Frage gegeben. Er
bezeichnete seinerzeit, das Recht, sich auf
öffentlichen Straßen und Plätzen zu versammeln.
Diese Aussage stand natürlich nicht im Zusammenhang
mit verkehrs- und klimapolitischen
Fragen, dennoch kann etwas Rückbesinnung
nicht schaden. Gemeint war sie als
Aufruf, die neuentwickelten demokratischen
Spielregeln nicht zu verletzen und Bürgern
die Gelegenheit einzuräumen, das politische
Leben mitzubestimmen.
Betrachtet man die heutige Diskussion um
eine Gemeinwohl dienende Verkehrs- und
Klimapolitik, darf man fragen, ob alle Diskutanten
noch willens und in der Lage sind,
faktenorientiert und sachlich miteinander
umzugehen. Vielfach scheint es, als müsse
jedes noch so künstlich herbeigeredete
Schreckensszenario herhalten, ganze Bevölkerungsgruppen
zu verteufeln und zu
bevormunden sowie unsere Wirtschaft zu
Lasten von Arbeitsplätzen in Frage zu stellen.
Die zunehmende gegenseitige Aggressivität
in nahezu allen gesellschaftspolitischen
Fragen ist durchaus geeignet, zu spalten,
ohne auch nur eines der erwünschten Ziele
zu erreichen und dabei das gesellschaftliche
Klima nachhaltig zu vergiften.
Gerald Mattern
B‘90/Grünen-Fraktion
Die Diskussion über die Aufteilung des Straßenraums
bewegt sich weiter. In Charlottenburg-Wilmersdorf
hat sich ein Bündnis
„Menschengerechte Stadt“ aus Initiativen
gebildet, das wie Changing Cities auf Landesebene
die autogerechte Stadt überwinden
will. Der öffentliche Raum soll nach den
Bedürfnissen der Menschen neu gestaltet
werden. Dieses Ziel unterstützen wir. Die
Berliner*innen sind in den vergangenen
Jahren mehr zu Fuß, mit dem Fahrrad und
Bahn und Bus unterwegs gewesen(vgl.
„Mobilität in der Stadt“, Berlin 2017, S. 15).
Dennoch stehen für Autos fast 60 Prozent
der Straßenfläche zur Verfügung (s. Wem
gehört die Stadt? Der Flächen-Gerechtigkeits-Report,
Berlin 2014, S. 7). Das ist keine
gerechte Aufteilung der Flächen. Wir wollen
das ändern, damit vor allem die „schwächeren“
Verkehrsteilnehmer*innen sicher zu Fuß
und mit dem Rad an ihr Ziel gelangen. Auch
vor dem Hintergrund der Klimakrise wollen
wir die umweltfreundlichen Verkehrsmittel
fördern. Die aktuellen Zahlen zeigen, der
CO2-Ausstoß ist in Deutschland insgesamt
zwar gesunken, der des Verkehrs aber weiter
gestiegen. Wir können die Pariser Klimaziele
nur erreichen, wenn wir auch die Mobilität
ändern. Unser Ziel ist eine lebenswertere
Stadt für alle.
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Mit gut 892 km2 Fläche gehört Berlin zu
den größten Hauptstädten Europas. Entfernungen
sind teils sehr groß, die Anforderungen
der Bürger an die eigene Mobilität
daher individuell. Zuverlässigkeit, Sicherheit
und ein schnelles Vorankommen im Verkehr
sind die Herausforderungen unserer
Zeit und allen gleichermaßen wichtig.
Die Frage sollte daher nicht auf Spaltung
bedacht lauten: „Wem gehört die Straße?“,
sondern vielmehr: „Wie kann jeder sicher
und gut die Straßen und Wege in unserer
Stadt nutzen?“. Wir wollen den Umstieg
auf klimafreundliche Verkehrsmittel durch
Angebote fördern, nicht durch Verbote. Im
Zeitalter der Digitalisierung haben wir neue
Möglichkeiten, Umweltbelastungen zu reduzieren
und den Verkehr besser zu lenken.
In Charlottenburg-Wilmersdorf fordern wir
daher konkret ein digitales Parkleitsystem
und unterirdische Quartiersgaragen für Anwohner,
damit die umweltbelastende Suche
nach dem Parkplatz reduziert wird. Straßen
müssen so umgestaltet werden, dass sie von
Fußgängern, Radfahrern, den öffentlichen
Verkehrsmitteln und Autofahrern gleichermaßen
genutzt werden können. Am Beispiel
der Kantstraße sehen wir jedoch, dass die
bloße Reduzierung der Geschwindigkeit auf
Tempo 30 kein Mehrgewinn für die Umwelt
oder irgendeinen Verkehrsteilnehmer ist.
Felix Recke
Alternative
für
Deutschland
AfD-Fraktion
Straße ist öffentlicher Raum und damit Allgemeingut.
Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV
und motorisierter Verkehr teilen sich das
inzwischen knappe Gut Verkehrsraum. Es
kommt darauf an, diesen gerecht und intelligent
unter den Verkehrsteilnehmern
aufzuteilen.
Mit einer einseitigen Verteufelung des motorisierten
Verkehrs zeigt man, dass man
nicht begriffen hat, worauf es ankommt.
Wichtig ist der Bau von Fahrradwegen, ein
Aufmalen von bunten Flächen für Radfahrer
auf Kosten des Verkehrsraumes für den
motorisierten Verkehr unter dem bombastischen
Namen „Protected Bikelines“ ist wenig
zielführend. Gerne wird vergessen, dass der
motorisierte Verkehr das Rückgrat unserer
Wirtschaftskraft darstellt. Es sind Pendler
sowie der Liefer- und Handwerkerverkehr,
für die das Kfz ein Arbeitsmittel darstellt.
Wir alle profitieren von ihrer Leistung. Die
wachsende Bevölkerungszahl führt auch zur
Zunahme der zugelassenen Kfz um jährlich
15.000.
Ein komfortabler und preiswerter ÖPNV
kann und muss den Verkehrsraum entlasten;
vor allem der Ausbau des Schienenverkehrs
mit eigenen Trassen, wie bei U-Bahn und
S-Bahn gegeben, ist voranzutreiben. Grüne
Umverteilungs- oder Verbotspolitik ist kontraproduktiv
und gehört auf den ideologischen
Abfallhaufen. Denken statt Verbieten!
Hans Asbeck
Linksfraktion
Freitagnachmittag: Wie immer gibt es den
üblichen Verkehrsstau auf dem Kaiserdamm
und die umliegenden Kieze versinken in Autoabgasen,
Lärm und Schadstoffbelastung.
Aber wollen wir das noch weiter einfach so
hinnehmen?! Dabei gibt es viele Ansatzpunkte
zur Verkehrswende in unserem
Bezirk, wie auch die LINKE sie fordert. So
soll das Radwegesystem des Bezirkes weiter
ausgebaut und schon bestehende Radstreifen
saniert werden. Dabei soll der Fokus besonders
auf geschützte Radstreifen gelegt
werden. Für Fußgänger*innen sollen die
Möglichkeiten der Querung von Fahrbahnen
und Radwegen durch verlängerte Grünphasen
bei Ampeln und flächendeckend
abgesenkte Bordsteine an Kreuzungen
verbessert werden. In den Kiezen sollte es
mehr verkehrsberuhigte Zonen und Grünflächen
geben, damit die Anwohner*innen
vor dem massiven Durchgangsverkehr geschützt
und damit die Lebensqualität durch
sauberere Luft und Lärmminderung erhöht
wird. Schlussendlich muss die Attraktivität
des Öffentlichen Nahverkehrs durch bessere
Taktung und Vernetzung der einzelnen
Angebote und durch für alle Nutzer*innen
erschwingliche Fahrpreise, möglichst aber
durch ein kostenloses Angebot, verbessert
werden. Es muss insgesamt wieder mehr
ein Miteinander statt ein Gegeneinander
im Straßenverkehr geben.
Sebastian Dieke
Gazette Charlottenburg | Februar 2020 | 11
Liedermacher CATTU erobert
(nicht nur) die Herzen kleiner Leute
Kinder-Unterhaltung mit Köpfchen
Foto: Cattu
Mit bürgerlichem Namen heißt
er Carsten van den Berg. Doch
als „Cattu, der Traumfänger“ singt
und spielt er sich, ganz auf Augenhöhe
mit Kindern zwischen
zwei und sieben Jahren, seit mittlerweile
über 15 Jahren in deren
Herzen. Und auch so manch Erwachsenen
nimmt er dank seiner
positiven Ausstrahlung mit ins
Fantasieland.
Der Kinderliedermacher fängt
feinfühlig Kinderträume ein, die
in seinen Texten und eingängigen
Melodien als Pirat, Hexe,
Prinzessin oder Indianer Gestalt
annehmen. Mal schwung- und
stimmungsvoll, dann wieder
behutsam und entspannend,
sprechen die Lieder die vielfältige
Erlebniswelt der Kinder an, laden
sie zum Mitmachen, Singen,
Spielen, Tanzen oder einfach nur
Zuhören ein.
Cattu, studierter Musikpädagoge
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12 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
Cattu´s Glücksbringer-Eichhörnchen ist immer mit dabei.
Foto: Cattu
Bald schwingen Cattu und kleine Hexen wieder die Besen.
Foto: Uwe Dreßler
für Erzieher und Lehrer deutschlandweit
einen elementaren Erziehungsbeitrag.
Sein Ziel ist es,
wie er sagt, mithilfe durchdachter
musikalischer Früherziehung
Highlights zu schaffen, die Kinder
nicht so schnell vergessen. Dabei
weiß er mit viel Einfühlungsvermögen
alle Kanäle ihrer Sinneswahrnehmung
spielerisch zu aktivieren
und für das spätere Leben
zu trainieren.
Singt mit den Kindern!
Von positiver Energie scheint
er fast überzuschäumen, dieser
Carsten van den Berg. Ein Sonnenschein
war der gebürtige Rheinländer,
der heute in Berlin unweit
vom Insulaner wohnt, bereits als
Kind. Irgendwann rief ihn jeder
nur noch „Cattu“.
Ihn, der als Sohn eines Deutschlehrers
anfänglich nur wenig mit
seiner Muttersprache hatte anfangen
können, zogen im väterlichen
Bücherzimmer dann doch
die Werke von Stefan Zweig und
Michael Ende stark in ihren Bann.
Die „Schachnovelle“ und „Herr der
Ringe“ weckten Cattu´s Fantasie,
die immer neues Futter in den
schier unendlichen Bücherregalen
des Vaters fand. Ein gerechter
Lohn war da schließlich die
Abi-Note 1, die Gymnasiast Cattu
im Leistungsfach Deutsch bekam.
So hatte letztendlich doch der Vater
den soliden Grundstein für die
Erfolge legen können, die seinen
Sohn später im Berufsleben erwarteten.
„Leider starb mein Vater viel zu
früh und hat weder mein Abiturergebnis
noch meinen weiteren
erfolgreichen Weg erleben dürfen“,
bedauert sein Sohn heute,
der nur zu gut weiß, welch wichtige
Auswirkung das Verhalten
von Eltern auf ihre Kinder hat. „Es
sollte wieder häufiger gemeinsam
gesungen werden in den Familien,
einfache Leiermelodien mit
Sprache und Rhythmus, die sich
Kinder gut merken und leicht
nachsingen können“, empfiehlt
der Liedermacher, der Mitglied
der Künstlervereinigung „kindermusik.de“
ist, nach jedem Konzert.
Er, der schon früh Gitarren- und
Klavierunterricht hatte, erinnert
sich noch gerne an die gängigen
Volkslieder, die in seinem Elternhaus
gesungen wurden.
Seine positive Energie ist es dann
auch, die unweigerlich mit seinen
Liedern und Texten auf die junge
Zielgruppe übergeht, ihr buchstäblich
aus der Seele singt. Und
nicht selten verleitet Cattu damit
sogar die anfangs mit verschlossenen
Lippen verharrenden Eltern
zum fröhlichen Mitsingen.
Lieder zum Mitmachen
Die Inhalte von Cattu´s Liedern
und Projekten gehen mit der Zeit,
behutsam und stets kindgerecht.
Auch ernste Themen kommen da
vor, wie beispielsweise der Song
„Mobbing“, von Cattu für eine aktuelle
Projektarbeit geschrieben.
Derzeit sind drei CDs von dem
Kinderliedermacher auf dem
Markt: „Traumfänger“ (der Cattu
seinen Beinamen verdankt), „Die
ganze Welt ist voller Farben“ und
„Im Land der bunten Phantasie“.
Cattu, ehemaliger Kinderlieder-Preisträger
der Nürnberger
Nachrichten, schreibt u. a. für
das AOK-Kindergesundheitsprogramm
„JolinchenKids-Fit und
gesund in die KiTa“ alle Lieder,
ebenso schrieb er die Musik zu
den Bilderbuch-Reiseführern für
die ganze Familie „Die Abenteuer
von Moppel und Mücke“ von
Christine Pohl.
Cattu´s „Prinzessinnen-Tanz“ wurde
vom Allgemeinen Deutschen
Tanzlehrer Verband (ADTV) als
Disney-Prinzessin-Tags-Hymne
ausgewählt und in ganz Deutschland
aufgeführt.
Im Jahr 2005 schrieb Cattu für
seine neugeborene Tochter das
Schlaflied „Schließ Deine Augen“
und gewann damit vor mehr als
13.000 Mitbewerbern den 1. Preis
im „Schlaflied-Wettbewerb“.
14 Jahre später singt die Tochter
nun selbst in den Liedern ihres
Vaters. Dessen neueste CD „Kids
in balance“ wird Anfang 2020
beim Verlag Aktive Musik – Igel
Rekords erscheinen. „Lieder zum
Entspannen“, verrät Cattu, dem
zwar das Mitmachen der Kids zu
seiner Musik wichtig ist, der ihre
Entspannung – gerade in unserer
hektischen Zeit – aber für mindestens
genauso wichtig hält.
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Gazette Charlottenburg | Februar 2020 | 13
Carsten van den Berg – Kinderliedermacher und Musikpädagoge.
bringer und besonderer Freund
der Kinder, das Eichhörnchen,
kommt in den Spielliedern ebenso
zu Wort wie die Eule mit der
Beule. Ei, ei, ei Eichhörnchen fliegt
mit dem Wuschelschwanz da von
Baum zu Baum, animiert die kleinen
Zuhörer zum Mitspringen,
und eine kleine Eule mit Beule
bekommt plötzlich ganz viele
Gefährten, die hu,hu rufen. Rennschnecken
sausen anstatt zu verschnaufen,
ein kleiner Fisch blubbert
durch´s Wasser, und ganz
besonders im Herbst angesagt ist
das Thema Halloween: Hexe Lolli´s
Besen rufen demnächst erneut
zum Hexentanz. Im vergangenen
Jahr stand „Hu Ha Halloween“
wieder mehrere Tage auf Platz 1
der deutschen I-Tunes Kinderlieder-Charts.
Indianer und Piraten
tanzen mit und haben sogar ihr
eigenes Lied.
Kein Tag ohne Musik
Eine bunte Liedauswahl gibt es
in Cattu´s praxisnahem Liederbuch
mit CD für Kindergarten und
Grundschule „Kinderlieder mit
Köpfchen 1“, liebevoll illustriert, mit
Noten und hilfreichen Spielideen.
Zunehmend werden Cattu´s Lieder,
die stets eine harmonische Einheit
von Musik und Inhalt bilden,
in Fachbüchern abgedruckt. Und
auch auf etlichen CDs mit Sammlungen
bekannter Kinderlieder
sind seine Titel vertreten.
Nicht nur mit seinen Konzerten,
mit denen er u. a. in Berlin in der
Schwartzschen Villa in Steglitz und
seit zehn Jahren auf Usedom immer
wieder willkommener Gast ist,
ist der Traumfänger zu Festen und
Festivals, Schulen, Kitas und Theatern
in ganz Deutschland, Österreich
und der Schweiz unterwegs.
Auch mit seinen regelmäßigen
Fortbildungs-Seminaren für Erzieher
und Lehrer, vor allem für
den Fortbildungs-Träger „Kein
Tag ohne Musik“, ist er nicht nur in
Fachkreisen bekannt und on Tour.
„Für das Thema musikalische Früherziehung
habe ich von meiner Arbeit
in der Schöneberger Kiezoase
viel mitnehmen können“, betont
Cattu, der gerade der verantwortungsvollen
Arbeit von Erziehern
und Lehrern hohe Wertschätzung
entgegenbringt.
Für seine ansteckend positive
Ausstrahlung hat er eine einfache
Erklärung: „Die über meine Lieder
den Kindern vermittelte Energie,
fließt von ihnen vielfach auf mich
zurück.“
Und wenn er dann wieder einmal
nach einem Konzert von einem
kleinen Fan mit strahlendem
Gesicht zu dessen nächstem Geburtstag
eingeladen wird, eine
selbstgefertigte Beule-Eule ihm
überreicht wird oder Cochlea-implantierte
junge Menschen seinen
Rennschnecken-Song zu „ihrem“
Lied gemacht haben, dann ist er
sich sicher:
Cattu – Carsten van den Berg, der
Traumfänger, wird den Kindern
noch viele Lieder schenken, an
die sie sich als Erwachsene gerne
erinnern und sie dann mit ihren
Kindern und Enkelkindern gemeinsam
singen werden.
Übrigens: Cattu und seine Lieder
kann man buchen, etwa ein halbes
Jahr voraus.
Cattu-Termine und -Informationen
zu Fortbildung und CDs, Liederbuch,
Buchungen und Hörbeispiele
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14 | Gazette Charlottenburg | Februar 2020
Die Robinie ist Baum des Jahres 2020
Invasive Bedrohung oder Hoffnung für klimabedingten Waldumbau
Die Robinie polarisiert: Hoffnung
im klimabedingten Waldumbau
– andererseits invasive Baumart,
die Naturkleinode bedroht.
Die Baum des Jahres Stiftung
informiert seit 30 Jahren die Öffentlichkeit
über Belange, aber
auch Probleme verschiedener
Baumarten. Gemeinsam mit
Schirmherrin Bundesministerin
Julia Klöckner engagiert sich die
Baum des Jahres Stiftung auch in
diesem Jahr für Wald und Klima.
Zarte Fliederblätter und duftend
weiße Blütenstände, die
von zuweilen bizarr verzweigten
Kronen herabhängen und
helle Tupfer in die sommerlichen
Wälder zaubern – wer könnte
von dieser Schönheit etwas
Schlechtes denken? Und doch
– „mit Robinia pseudoacacia hat
das Kuratorium Baum des Jahres
eine Baumart gewählt, die die
Gemüter von Naturschützern,
Städteplanern und Forstleuten
in Wallung bringt“, sagt die
neue Deutsche Baumkönigin,
die forstliche Fachfrau Charlotte
Baumann.
Gefahr für wertvolle Naturräume
Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa
eingeführte Robinie
ist für unsere heimische Flora
eine Konkurrenz, denn sie ist
eine Meisterin im Besiedeln der
unwirtlichsten Lebensräume.
„Das Geheimnis ihres Erfolges
steckt unter der Erde: Bakterien,
die an der Wurzel leben,
fixieren Luftstickstoff. Dieser
reichert sich im Boden an – für
stickstoffarme Naturräume wie
Jürgen Bolz
Atelier für
feinen Juwelen- und Goldschmuck
Magerrasen oder Binnendünen
bedeutet dies meist das Ende“,
so die Deutsche Baumkönigin.
Zwar ist der Anteil von Robinien
in deutschen Wäldern mit etwa
0,1 Prozent gering, doch wo die
Baumart sich etabliert, ist sie nahezu
unverwüstlich. Die Robinie
steht daher auf der Liste der invasiven
Baumarten.
Zwei Seiten einer Medaille
Und doch könnte die kontrovers
diskutierte Art bei fortschreitender
Klimaerwärmung erneut
Hoffnungsträgerin werden: Salz-
Foto: Kelifamily / AdobeStock
und immissionstolerant kommt
sie gut mit städtischem Klima und
schwierigen Bodenverhältnissen
zurecht. Als Bienenweide ist sie
in Zeiten des Insektensterbens
eine bedeutende Protagonistin
in der Gewinnung von Honig und
spielt so eine wichtige Rolle bei
der Bestäubung anderer Arten.
Ihr zähes Holz weist eine hohe
Witterungsbeständigkeit auf und
stellt im Außenbereich eine ideale
Alternative zu Tropenhölzern
dar. Damit die Robinie bei der Mischung
klimastabiler Wälder eine
Rolle spielen kann, ist weitere
intensive forstwissenschaftliche
Forschung notwendig.
Was tun mit der Robinie?
Halten sich ökologische Vor- und
Nachteile also die Waage? Mit
einem klaren (waldbaulichen)
Konzept kann die Robinie eine
attraktive Protagonistin bei der
Energieholzerzeugung und als
widerstandsfähiger Stadtbaum
sein. Dass sie in sensiblen Naturräumen,
ohne langfristige
Abwehrstrategie zum Problem
wird, ist ebenso deutlich. Charlotte
Baumann: „Meine Aufgabe
als Botschafterin der Robinie ist
es, über die Kontroversen dieser
Art zu informieren. Ich biete keine
Lösungen an, aber eine von
Menschen eingebrachte Art verdient,
dass man ihrem Fall Gehör
schenkt.“
Die häufig mit der Akazie verwechselte
Robinie (deshalb auch
Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert
zunächst Barockgärten
und Parks. Bald fand sie aufgrund
ihres ungewöhnlich harten Holzes
Verwendung im Grubenbau
und Forstleute wagten die ersten
Versuche, sie im Wald einzubringen.
Als Pionierbaumart beeindruckt
sie durch ungewöhnlich
schnelles Wachstum in den ersten
Lebensjahrzehnten, enttäuscht
aber bei der Stammqualität.
Nichtsdestotrotz lässt sich das
Holz vielfach verwenden: Es ist
zäh, witterungsbeständig und
auch heute noch beliebt für den
Bau von Brücken, Spielplatzgeräten
und Terrassenmöbeln.
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(Ecke Wilmersdorfer Straße)
herman de vries.
how green is the grass?
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Umweltbundesamt
Poetisch und radikal ist die lebenslange
künstlerische Auseinandersetzung
von herman
de vries (geb. 1931) mit der Natur.
Die retrospektiv angelegte
Ausstellung im Georg Kolbe
Museum in Kooperation mit
dem Umweltbundesamt vereint
zentrale Werke aus den vergangenen
50 Schaffensjahren des
deutsch-niederländischen Künstlers.
Seit seiner Präsentation auf
der Biennale in Venedig (2015)
zählt er zu den einflussreichsten
Protagonisten der Environmental
Art. Über die informelle Malerei
im internationalen Umfeld der
Gruppe ZERO entstand seine
Beschäftigung mit der Natur. Die
genaue Beobachtung ihrer zyklischen
Prozesse und allumfassenden
Gesetzmäßigkeiten bilden
die Grundlage seiner Arbeit. Seit
den 1970er-Jahren lebt herman
Wer wohnte wo?
Neues Buch führt zu Wohnorten von
Prominenten
Der Berliner Wohnort von David
Bowie in der Hauptstraße dürfte
so ziemlich jedem Berliner geläufig
sein. Aber auch Karl-Friedrich
Schinkel, Franz Kafka,
Alfred Döblin,
Romy Schneider
und viele andere
bezogen regelmäßig
ihr Domizil in
der Stadt, die Künstler,
Wissenschaftler,
Politiker und weitere
Prominente von
jeher anzog.
Die Berliner Journalisten
Susanne
Kilimann und Rasso
Knoller haben
sich auf Spurensuche begeben
und die Wohnorte berühmter Persönlichkeiten
in Berlin ausfindig
gemacht. Erschienen ist ein spannender
Stadtführer, der nicht nur
aufdeckt, welche Berühmtheiten
Porträt herman de vries.
einmal wessen Nachbarn waren,
sondern Berliner Lebensgeschichte
und Stadtgeschichten erzählt.
Hier ließ sich David Bowie inspirieren,
forschte Albert
Einstein und Marlene
Dietrich startete
ihre große Karriere.
„Berlin – wer wohnte
wo?“ ist im via
reise verlag erschienen.
Auf 144 Seiten
lassen sich die Orte
der lebendigen
Stadt aufspüren,
die ganz persönlich
e Geschichte geschrieben
haben.
Interessant für alle,
die in Berlin heimisch sind oder
die Stadt besuchen und immer
wieder Spannendes entdecken
möchten. Das Buch ist für
9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
ISBN 978-3-945983-73-7.
Gazette Charlottenburg | Februar 2020 | 15
Foto: Joana Schwender
de vries zurückgezogen im fränkischen
Steigerwald, geht dort und
weltweit auf ausgedehnte Streifzüge.
Gesammeltes archiviert
und katalogisiert er in eindrucksvoller
Vielfalt und bringt seine
naturwissenschaftlich genauen
Studien zurück in die Kunst. Wie
kein zweiter Künstler wendet er
sich früh der in Schieflage geratenen
Beziehung von Mensch
und Natur zu und hat fernab von
schnelllebigen Kunstströmungen
ein stringentes Werk geschaffen,
das in der heutigen Zeit – nicht
nur durch die „Fridays for Future-
Bewegung“ und die spürbaren
Auswirkungen der Klimakrise –
brandaktuell ist.
Georg Kolbe Museum, Sensburger
Allee 25, 14055 Berlin. Die
Ausstellung ist bis 3. Mai 2020
täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Impressum Gazette Charlottenburg · Februar Nr. 2/2020 · 38. Jahrgang
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Nächste Ausgabe März Nr. 3/2020
Anzeigen-/Redaktionsschluss 17.02.2020
Erscheinung 05.03.2020